PDF der deutschen Version - Deutsches Archäologisches Institut

EDITORIAL
EDITORIAL
LIEBE LESERIN, L IEBER LESER,
Prof. Dr. Friederike Fless
Präsidentin des Deutschen
Archäologischen Instituts
man braucht nicht immer einen Kran oder
einen Bulldozer für die archäologische Arbeit.
Doch es gibt durchaus Vorhaben, die
den Einsatz schweren Geräts erfordern.
Wenn antike Mauern so erschüttert sind,
dass sie stürzen könnten, wenn in unwegsamem
Gelände die Pflugschicht abgehoben
werden muss, werden die großen Maschinen
herangefahren.
Die „Baustelle“ Grabungsplatz erfordert
ebenso ausgefeilte Logistik wie jede andere
Baustelle auch. Menschen, Maschinen,
Gerätschaften wollen transportiert und
gemäß Fähigkeiten und Bestimmung zum
Einsatz gebracht werden, Lizenzen müssen
erteilt sein, Kooperationsverträge vorbereitet
und geschlossen werden, Flugtickets
bestellt oder Fahrzeuge startklar gemacht
werden.
Wenn außerdem verschiedene Disziplinen
– in der modernen Archäologie arbeiten
inzwischen zahlreiche geistes-, sozial- und
naturwissenschaftliche Fächer zusammen
– und vor allem die regionalen, nationalen
und internationalen Partnerinstitutionen
aufeinander abgestimmt werden müssen,
gewinnt die archäologische Arbeit schnell
den Charakter einer akademischen Großbaustelle.
Wenn die Forschungsprojekte
dann selbst antike Großbaustellen zum
Thema haben, werden Logistik, Ressourcenmanagement
sowie disziplinäre und
politische Aushandlungen und zu einer anspruchsvollen
Herausforderung.
uns noch heute in Staunen versetzen.
Diese Bauvorhaben waren nicht einfach
„nur“ Angelegenheiten der Baumeister
und Steinmetze, die in paar Arbeiter dirigierten.
Die Großbauten der Antike sind
immer auch gesellschaftliche und politische
Großbaustellen, die gelingen und
scheitern können – an technischem Versagen
ebensogut wie am Widerstand einer
überstrapazierten Gemeinschaft.
Titelthema und Reportage der zweiten
Ausgabe von Archäologie Weltweit widmen
sich den antiken Großbaustellen in
ihren technischen, sozialen und kulturellen
Aspekten. Die Einführung neuer IT-Techniken
in den Altertumswissenschaften ist
eine logistische und politische Herausforderung
besonderer Art, wie das „Interview“
verrät, und wie die derzeitigen Möglichkeiten
Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik
in den Ländern des Nahen Ostens sich
gestalten, ist in den Porträts nachzulesen.
Wir danken allen Leserinnen und Lesern
der ersten Ausgabe von Archäologie Weltweit
für die begeisterte Aufnahme unseres
neuen Magazins!
Viel Vergnügen bei der weiteren Lektüre
wünscht Ihnen
Ihre
Prof. Dr. Friederike Fless
Anspruchsvoll war auch die Durchführung
der oft gigantischen Bauvorhaben, die in
der Antike ohne das Gerät, das heute zur
Verfügung steht, über Jahre und manchmal
Jahrhunderte unglaubliche Ressourcen
banden, um Bauten zu erschaffen, die
ARCHÄOLOGIE WELTWEIT _ 1