PDF der deutschen Version - Deutsches Archäologisches Institut
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Die Villa des Kaisers<br />
Kaiser Domitian und seine Baumeister hatten eine geniale Idee. Sie<br />
verwandelten das Konzept des unterirdischen Gewölbegangs<br />
o<strong>der</strong> Kryptoporikus in <strong>der</strong> kaiserlichen Villa in Castel Gandolfo in<br />
einen Empfangssaal, <strong>der</strong> alles bisher Dagewesene in den Schatten<br />
stellte.<br />
Ein Besucher, <strong>der</strong> sich von <strong>der</strong> Via Appia nähert, betritt diesen<br />
Raum durch den nördlichen Eingang und macht sich auf den Weg<br />
zu seinem Kaiser. Seitliche Türen fehlten, doch die unterschiedlich<br />
breiten Fenster erzeugen eine Wellenbewegung im Lichtfluss – immer<br />
weiter hineingezogen wurden die Besucher, nach vorn getrieben<br />
zum Podium, auf dem <strong>der</strong> Kaiser im Kreise seiner Prätorianer<br />
und ausgewählter Amtsinhaber allmorgendlich diejenigen empfing,<br />
die zur salutatio zugelassen waren.<br />
Im Gang unter ihm traten die unterschiedlichen Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
gestaffelt auf, und dem Herrscher bot sich Gelegenheit,<br />
mit ihnen jeweils angemessen in Verbindung zu treten, von einer<br />
allgemeinen Begrüßung bis hin zum Einzelgespräch. Henner von<br />
Hesberg, Direktor <strong>der</strong> Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen<br />
<strong>Institut</strong>s, leitet die Arbeiten zur Erforschung und Rekonstruktion<br />
<strong>der</strong> Villa.<br />
Die Kaiser besaßen das Monopol des Bauens, die Arbeiten wurden<br />
an private Firmen (redemptores) vergeben, die vom leitenden Architekten<br />
und dem curator des Unternehmens beaufsichtigt wurden.<br />
In einer solchen Konstellation konnte <strong>der</strong> Rohbau einer Anlage<br />
wie <strong>der</strong> Kryptoportikus in wenigen Wochen errichtet werden.<br />
Die Ziegelproduktion, die Marmorbrüche und an<strong>der</strong>e Einrichtungen,<br />
die für den Marmorbetrieb entscheidende Bedeutung besaßen,<br />
lagen vielfach in <strong>der</strong> Hand von Angehörigen <strong>der</strong> Familie des<br />
Kaisers mitsamt ihren Freigelassenen und Sklaven. Domitians<br />
Geldpolitik war entgegen mancher Aussagen seiner Opponenten<br />
sehr solide, so dass er keine Probleme hatte, umfangreiche Bauprogramme<br />
durchzuführen, seien es neue Residenzen auf dem<br />
Palatin, seine Villen o<strong>der</strong> neue große Bauten für Spiele und Theater.<br />
Bei den Unmengen von kaiserlichen Baumaterialien, die in diesen<br />
Zeiten bewegt wurden, konnte hin und wie<strong>der</strong> ein Hofbaumeister<br />
dem Versuch nicht wi<strong>der</strong>stehen, etwas für die Ausstattung eigener<br />
Projekte abzuzweigen. Der römische Autor und Historiker Sueton<br />
überliefert, dass Domitian einen Redemptor, <strong>der</strong> allzu viele Blöcke<br />
beim Neubau des Kapitolstempels für sein eigens Mausoleum abzweigte,<br />
hinrichten und in den Tiber werfen ließ. Das Grabmal wurde<br />
dem Erdboden gleich gemacht.<br />
<br />
TITELTHEMA<br />
Die Arbeiten zur Villa des Domitian werden dankenswerterweise unterstützt von <strong>der</strong> Direzione delle Villa Ponteficie und ihrem Direktor Dr. Saverio Petrillo<br />
sowie <strong>der</strong> Antikenabteilung <strong>der</strong> Musei Vaticani, seinerzeit Paolo Liverani.<br />
Der Terrasse war eine riesige Halle mit einer Länge von 340 Metern vorgelagert, die in <strong>der</strong> Antike offenbar den Hauptzugang in das Innere <strong>der</strong> Villa bildete. Theater und Kryptoportikus<br />
sind heute noch soweit erhalten, dass sich aus den erhaltenen Mauern und Bauteilen ihr Aufbau vollständig erschließen lässt, eine Arbeit, die von Henner von Hesberg und<br />
Ulrike Hess vom DAI Rom und in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt wurde.<br />
Die Kryptoportikus bildete den vor<strong>der</strong>en<br />
Abschluss <strong>der</strong> Hauptterrasse innerhalb <strong>der</strong> Villa.<br />
Sie war 340 Meter lang, 7,35 Meter breit und<br />
im Scheitel des Gewölbes 10,35 Meter hoch.<br />
Damit war sie die größte bekannte Halle ihrer<br />
Art. Unterschiedlich breite Fenster erzeugen<br />
eine Wellenbewegung im Lichtfluss, so dass<br />
die Besucher immer weiter in den Raum<br />
hineingezogen wurden.<br />
Auf dem Podium empfing <strong>der</strong> Kaiser im<br />
Kreise seiner Prätorianer und ausgewählter<br />
Amtsinhaber allmorgendlich die Personen,<br />
die zur salutatio zugelassen waren.<br />
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ARCHÄOLOGIE WELTWEIT _ 53