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TITELTHEMA So konnten die Bauphasen zur Errichtung eines Gebäudes ausgesehen haben. Beispiel ist hier das sogenannte Steinstiftgebäude. Die einzelnen Bilder sind Momentaufnahmen aus einem Film. Rekonstruktion und Film: @artefacts-berlin.de, wissenschaftliches Material: DAI, Ricardo Eichmann Hier kann man den Film anschauen: http://www.dainst.org/de/project/visualisierung-uruk?ft=all EINE BAUSTELLE VOR 5500 JAHREN In eine Baugrube werden über Streifen aus gebrannten Ziegeln Schilfmatten gelegt und eine 1,9 Meter hohe Terrasse aus gestampftem Lehm eingebracht, die mit einer Asphaltschicht überzogen wird und von einer Ziegelbegrenzung umgeben ist. Das Gebäudefundament wird aus Kalksteinplatten hergestellt. Ein L-förmiger Raum wurde mit besonders harten, grauweißen alabasterartigen Steinen verblendet, die in Asphalt verlegt sind, und mit einem Boden aus Steinplatten versehen. Nur in diesem Raum waren die Fundamentwände und der Boden mit einem gipsartigen Mörtel verputzt. Für andere Räume wurden im Fundament Mauerblöcke aus gebrannten Ziegeln eingebracht. Außerhalb des Fundaments wurde die Baugrube mit Stampflehm, Steinsplittern und Asphalt verfüllt ebenso wie die Räume innerhalb des Gebäudes bis zur Höhe des oberirdisch sichtbaren Niveaus. Für das aufgehende Mauerwerk wurde neben den schon für das Fundament verwendeten Materialien außerdem ein Kunstgestein aus gelöschtem Kalk und Keramikgrus-Beimengungen eingesetzt. Er wurde in zähflüssigem Zustand verarbeitet und in Schichten aufgetragen. Keramikplatten, die in regelmäßigen Abständen zwischen den Kunststeinschichten verlegt sind, dienten zur Befestigung der aus verschiedenfarbigen Steinen bestehenden Mosaikschalen. Die Rekonstruktion des Daches erfolgt in Anlehnung an die traditionelle Architektur des Vorderen Orients und analog zu Ausgrabungsbefunden aus jüngeren Kontexten. Aus der bekannten Lage der Türen, der Umfassungsmauern sowie einer Feuerstelle, Pfostenlöchern und Rinnen kann bis zu einem gewissen Grade die Innenausstattung und die Erschließung über den Hof rekonstruiert werden. Der Lehm für die 30 Millionen Ziegel kam wohl vom Rande der Stadt. Doch hatte man immer genug Stroh und Wasser zum Anrühren der Ziegelmasse? Die Ziegel mussten einzeln in der Sonne getrocknet und zuvor einzeln geformt werden. Sie in einer Schicht auszubreiten, erforderte viel Platz. Und vor allem: Wer erledigte welche Arbeiten? Wie in Baalbek erforschen die Archäologen auch für die Situation in Uruk mit seinen gigantischen Bauten die Baustellenlogistik. Die Organisation einer solchen Großbaustelle erforderte ein perfektes Management und den gezielten Einsatz der Arbeiter, deren Zahl man passgenau festlegen musste. Das elaborierte technische und räumliche Wissen lernten die späteren Baumeister bereits in der Schule. So lautete eine typische Aufgabe im Mathematikunterricht: „Wieviele Ziegel einer bestimmten Größe brauche ich, um eine Mauer bestimmten Maßes zu bauen?“ Als Uruk um 2900 seine größte Ausdehnung hatte, wurde die große Stadtmauer gebaut: 9 Kilometer lang, 5 Meter breit, 8 Meter hoch oder mehr, mit 900 Türmen – aus mehr als 306 Millionen Ziegeln. Sie wird im Gilgamesch-Epos als Werk dieses sagenhaften Königs von Uruk beschrieben. Architektur der „Uruk-Zeit“. das „Gebäude C (um 3300 v. Chr.) ist nur wenige Ziegellagen hoch erhalten. Die Rekonstruktion zeigt, wie Gebäude C ausgesehen haben könnte. Rekonstruktion: @artefacts-berlin.de, wissenschaftliches Material: DAI 42 _ ARCHÄOLOGIE WELTWEIT ARCHÄOLOGIE WELTWEIT _ 43
TITELTHEMA STADT ODER NICHT STADT Die unterschiedlichen Konzepte von Siedlungspolitik in Mesopotamien und Osteuropa Zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. hatte Uruk mit 5,5 Quadratkilometern seine größte Ausdehnung. Rekonstruktion: @artefacts-berlin.de, wissenschaftliches Material: DAI Uruk, die Stadt, scheint die Blaupause zu sein für alles, was wir uns heute unter einer größeren Stadt vorstellen: groß, laut, vielschichtig, innovativ, heterogen und von hohen Häusern beherrscht. Uruk, die erste Großstadt der Welt. Ein ganz anderes Konzept von „Großstadt“ zeigt die antike Tripolje-Kultur im Osten Europas. Die zahlreichen Bewohner der riesigen Siedlungen hatten keinerlei Neigung, Städte zu erschaffen. Sie blieben zwei oder drei Generationen am Ort, dann zogen sie weiter. Ihre Häuser verbrannten sie. Flaches Land, soweit das Auge reicht. Das gesamte Areal bis zum Fahrzeug (Markierung) ist nur der Südteil der Siedlung. 44 _ ARCHÄOLOGIE WELTWEIT ARCHÄOLOGIE WELTWEIT _ 45
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