PDF der deutschen Version - Deutsches Archäologisches Institut
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Englisch, die heimischen Sprachen entstammen <strong>der</strong> ozeanischen Sprachgruppe, die ihrerseits<br />
zur austronesischen Familie mit 1150 Sprachen gehören.<br />
D I E FORME N DE S U MGANGS<br />
„Die Sprache <strong>der</strong> Verständigung zwischen Archäologen und Gastgebern ist Pidgin-Englisch“,<br />
erzählt Johannes Moser. Und Verständigung meint wie stets nicht nur die Sprache<br />
an sich. Hat man erst einmal die Lizenz zum Graben vom Ministerium für Kultur und Tourismus,<br />
heißt das noch lange nicht, dass man einfach loslegen kann. Auch <strong>der</strong> Provinzgouverneur<br />
muss zustimmen, am wichtigsten ist aber das OK des lokalen Chiefs, den es nicht<br />
son<strong>der</strong>lich interessiert, ob „<strong>der</strong> Staat“ irgendetwas genehmigt hat.<br />
Gefragt sind Geduld, Sorgfalt, Respekt und Fingerspitzengefühl. Die Inselbewohner haben<br />
allen Grund, misstrauisch zu sein. Die kollektive Erinnerung ist voll von Raub- und<br />
Mordgeschichten, die mit den Kolonisatoren kamen. „Während <strong>der</strong> Kolonialzeit wurden<br />
Ethnographika in rauen Mengen außer Landes geschafft“, weiß Moser. Sie wurden verkauft<br />
o<strong>der</strong> ins Museum gestellt. „Zum Glück kommt jemand, <strong>der</strong> im Ministerium arbeitet,<br />
aus Malaita. Er kann zwischen uns, den Behörden und dem Dorf vermitteln.“<br />
ALLTAG ARCHÄOLOGIE<br />
Das ‚Ria-Felsschutzdach’ scheint eine nähere Untersuchung wert zu sein. Die Ablagerungen versiegeln und erhalten die archäologischen Funde. Foto: Moser<br />
„Ist man einmal akzeptiert, ist es fast, als sei man adoptiert worden“ erzählt Moser. Damit<br />
ist die Verantwortung für den Gast unverbrüchlich auf die Gastgeber übergegangen.<br />
Nicht, dass ihm etwas zustößt in <strong>der</strong> ihm noch unbekannten Welt. „Umgekehrt würde ich<br />
natürlich niemals auf die Idee kommen, ein Tabu zu brechen“, beschreibt <strong>der</strong> Archäologe<br />
eine <strong>der</strong> Grenzen wissenschaftlicher Arbeit. Es gibt Orte, die unmissverständlich mit einem<br />
strengen Tabu belegt sind und die nicht gestört werden dürfen. Die Zeiten haben<br />
sich geän<strong>der</strong>t. „In the name of science“ heißt heute eben auch zu wissen, wann man aufhören<br />
muss.<br />
„Wenn wir etwas entdecken o<strong>der</strong> vermuten, fragen wir immer zuerst, ob wir nachsehen<br />
dürfen“, sagt <strong>der</strong> Archäologe. „Wenn sie ‚nein’ sagen, ist das ein Nein, und niemand verliert<br />
mehr ein Wort darüber.“<br />
Johannes Moser ist Prähistoriker, Wissenschaftler an <strong>der</strong> Kommission<br />
für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des DAI (KAAK) in<br />
Bonn. Die Vergangenheit, die er erforscht, ist so fern wie die Inseln<br />
am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Welt, auf denen er seit 2011 die Spuren<br />
menschlicher Anwesenheit in einer archäologisch wenig erforschten<br />
Region untersucht. Denn während die Besiedlungsgeschichte<br />
Südostasiens, Australiens und des Bismarck-Archipels gut untersucht<br />
ist, weiß man noch sehr wenig über die Ausbreitung prähistorischer<br />
Menschen in den pazifischen Raum, welchen Weg sie<br />
wählten, warum sie überhaupt kamen und wann sie auftauchten.<br />
Erste Daten belegen, dass Menschen sich schon vor gut 30.000<br />
Jahren mittels geeigneter Wasserfahrzeuge und im Besitz hervorragen<strong>der</strong><br />
navigatorischer Kenntnisse aufmachten, um die weite<br />
Inselwelt des westlichen Ozeaniens zu erschließen. Vor 3.500 Jahren<br />
gab es eine zweite Einwan<strong>der</strong>ungsbewegung. Die „Neuen“<br />
bringen verzierte, in Stichtechnik aufpunktierte Keramik mit, die<br />
heute als Lapita-Keramik bekannt ist, Obsidian- und Feuersteinhandel<br />
zeugen von einem extensiven Ressourcenmanagement.<br />
Woher die „Lapita“-Leute kamen, ist nicht genau bekannt. Die Archäologen<br />
wissen aber, dass sie viel reisten, um regen Handel zu<br />
treiben.<br />
Die DAI-Wissenschaftler wollen nun die Grundlagen <strong>der</strong> lang andauernden<br />
Tradition <strong>der</strong> Steingerätebearbeitung erforschen, die<br />
erst in <strong>der</strong> Zeit des ersten Kontakts mit den Europäern aufgegeben<br />
wird und nun ganz zu verschwinden scheint.<br />
Die Salomonen waren immer eine bedeutende, gut vernetzte kulturgeographische<br />
Kontaktzone zwischen den Großregionen Südostasien,<br />
Australien und <strong>der</strong> pazifischen Inselwelt. Heute sind sie<br />
eine Parlamentarische Monarchie, Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth<br />
II., denn die seit 1978 unabhängigen Solomon Islands sind<br />
Angehörige des Commonwealth of Nations. Amtssprache ist<br />
1<br />
2<br />
1 In <strong>der</strong> dichten Vegetation des immerfeuchten<br />
Regenwaldes sind Messungen<br />
und Kartierung ein Kunststück.<br />
2 Archäologen und Ethnologen<br />
sind bei <strong>der</strong> Arbeit nie allein.<br />
Fotos: Hartl-Reiter<br />
Foto S. 18/19 Moser;<br />
Karte basierend auf Googlemaps<br />
20 _ ARCHÄOLOGIE WELTWEIT<br />
ARCHÄOLOGIE WELTWEIT _ 21