PDF der deutschen Version - Deutsches Archäologisches Institut

CULTURAL HERITAGE
Mit Unterstützung des Kulturerhalt-Programms des Auswärtigen
Amts wurde 2008 eine hochwertige, denkmalgerechte Bleideckung
aufgebracht, die den antiken Baubestand auf Jahrzehnte
schützen wird. Nach Abschluss dieser Arbeiten war es auch erstmals
möglich, den großartigen Innenraum der Rotunde für Besucher
zu öffnen. Die Einweihung erfolgte im September 2009.
Im selben Jahr begann ebenfalls mit Unterstützung der Studiosus
Foundation im Seitenhof der Roten Halle ein weiteres Teilprojekt.
Eine der Stützfiguren, die einst anstelle von Säulen den Hof gerahmt
hatten und deren Fragmente im Inneren des Rundturms
gezeigt werden, wurde in voller Höhe unter Verwendung von Originalteilen
rekonstruiert.
Am 26. September 2013 ist die ägyptische Gottheit Sachmet in
Bergama auferstanden.
Als man in den dreißiger Jahren die osmanischen Wohnhäuser, die ins
Innere der Roten Halle eingedrungen waren, abriss, fand man Fragmente
römischer Monumentalskulpturen, die in ägyptischem Stil gehalten
waren und deren Gesichter aus schwarzem Marmor gefertigt waren. Die
Mitglieder der deutschen Pergamongrabung gingen davon aus, dass
es sich um einen Tempel des Serapis oder der Isis handeln musste.
Die Deutung, dass der Bau ein Heiligtum ägyptischer Götter war, konnte
im Folgenden bestätigt werden, aber die Götter hatten Gesellschaft
bekommen. Auch der römische Kaiser selbst wurde hier verehrt.
Die Stützfigur, die nun restauriert wurde, ist mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit die Göttin Sachmet, Repräsentantin des Krieges,
der Krankheiten und verantwortlich für Epidemien – die sich durch Gebete
aber besänftigen ließ. Auf antikisierende Täuschungen wurde bei der
Rekonstruktion verzichtet. Die neuen Teile sind deutlich von den originalen
zu unterscheiden. Anhand der Muster aus anderen Fragmenten, die in der
Roten Halle gefunden worden waren, konnte man mit Laserscans und einer
digitalen Fräse Modelle der Einsatzstücke herstellen, die als Vorlagen für
die Arbeit dienten. Ein Steinmetzmeister aus Bergama schuf in Anlehnung
an die antike Bildhauerkunst das Oberteil aus weißem Marmor von der
Insel Prokonnesos, dem Material der Originalfragmente, neu. Der dunkle
Marmor stammt aus der Nähe der westtürkischen Stadt Afyon. Im
originalen Bau war die technische Konstruktion der Großstatuen mit
äußerster Präzision und Raffinesse ausgeführt, und so erwies sich bei der
Restaurierung die Kombination moderner Technik mit klassischer
Bildhauerkunst als ideal für die notwendige Präzision beim Herstellen der
anspruchsvollen Verbindungsstellen. Zusammen mit der kulturhistorischen
Bedeutung der ägyptisierenden Bildwerke sind Sachmet und ihre
Gefährten wohl die ungewöhnlichsten Zeugnisse römischer Bildhauerkunst
in Kleinasien.
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