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COLUMpodium 03-2006 - Stiftung Columban

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<strong>COLUMpodium</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

Sozialtherapeutische Gemeinschaft<br />

Aus der Heimleitung / Rückblende und Perspektiven Seite 4<br />

Weiterbildung / Qualität und Management ab Seite 16<br />

No. 3 / Sommer <strong>2006</strong><br />

Die Bildner der Erde - Ein Projekt Seite 12<br />

Zahlen und Fakten / Jahresrechnung 2005 Seite 22


Inhalt<br />

Der Welten Schönheitsglanz,<br />

Er zwinget mich aus Seelentiefen<br />

Des Eigenlebens Götterkräfte<br />

Zum Weltenfluge zu entbinden;<br />

Mich selber zu verlassen,<br />

Vertrauend nur mich suchend<br />

In Weltenlicht und Weltenwärme.<br />

zu Johanni - Anthroposophischer Seelenkalender 1918<br />

Rudolf Steiner<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Sie halten heute die neueste Ausgabe<br />

unserer Heimzeitung in den<br />

Händen. Gerade konnten wir den<br />

längsten Tag des Jahres feiern und<br />

erwarten nun freudig den Sommer.<br />

Mit dieser Ausgabe lassen wir aus<br />

verschiedenen Perspektiven das vergangene<br />

Jahr 2005 Revue passieren,<br />

einerseits um uns zu erinnern<br />

und andererseits um aus Vergangenem<br />

lernen zu können. Neben dem<br />

Tagesgeschäft ist die Reflexion ein<br />

wichtiger Baustein innerhalb unserer<br />

Arbeit. Dies gilt für den Einzelnen<br />

genauso wie für das Team oder die<br />

Organisation als Ganzes.<br />

Im Zwischenaudit im Mai <strong>2006</strong> gingen<br />

wir unter den Augen professioneller<br />

Begleiter der Confidentia der<br />

Frage nach, welche Themen uns<br />

beschäftigten und wie wir in unserem<br />

Bereich die gestellten Ziele angegangen<br />

sind, eine durchaus<br />

fruchtbare Tätigkeit für alle Beteiligten.<br />

Die Mitarbeiterschaft hat ihre Kompetenzen<br />

in verschiedenen Ausrichtungen<br />

ausbauen können, einen<br />

Eindruck mögen Ihnen die Berichte<br />

über die internen Weiterbildungen<br />

geben.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen<br />

beim Lesen und freuen uns wie<br />

immer auf ihre Meinung.<br />

Ihre Andrea Waldenburg Lienhard<br />

Inhalt<br />

Aus dem <strong>Stiftung</strong>srat 3<br />

Aus der Heimleitung 4<br />

Aus den Werkstätten / Arbeiten mit Behinderten 6<br />

Aus den Wohngruppen / Leben im <strong>Columban</strong> 8<br />

Menschen im <strong>Columban</strong> 10<br />

Bildner der Erde / Kultur im <strong>Columban</strong> 12<br />

Anthroposophie / Therapeutisches Arbeiten 14<br />

Weiterbildung 16<br />

Qualität und Management 19<br />

Sozialpädagogik 20<br />

Zahlen und Fakten 22<br />

2 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Aus dem <strong>Stiftung</strong>srat<br />

Informationen aus dem <strong>Stiftung</strong>srat<br />

Der <strong>Stiftung</strong>srat hat den Rücktritt von Frau Annette<br />

Grieder-Keller mit Dank für ihr Engagement zur Kenntnis<br />

genommen.<br />

Als neues Mitglied des <strong>Stiftung</strong>srates durften wir Frau<br />

Maya Manz aufnehmen. Sie ist diplomierte Sozialpädagogin<br />

und psychologische Lebensberaterin. Seit 19<br />

Jahren ist sie im Beatusheim in Seuzach in der Betreuung<br />

tätig. Sie ist Gruppenleiterin und Stellvertreterin<br />

des Heimleiters. Zeitweise hatte sie die Verantwortung<br />

für die Interimsleitung des Beatusheimes. Sie betreut<br />

unter anderem die Mandate Gewaltprävention und<br />

Personalkreis. Frau Manz hat zwei erwachsene Söhne<br />

und in ihrer Freizeit liest und wohnt sie gerne.<br />

Professionelle Verstärkung im <strong>Stiftung</strong>srat: Maya Manz<br />

Der <strong>Stiftung</strong>srat kommt mit dem Heimleiter Günther<br />

Boltshauser gegenwärtig etwa alle 2-3 Monate zusammen.<br />

Nebst den normalen Sitzungen finden nach Bedarf<br />

auch Klausuren statt, bei denen komplexere Themen<br />

behandelt werden. Gegenwärtig ist eine Klausur<br />

aktuell zum Thema Raumangebot, da die Räume im<br />

“Waisenhaus” nur noch beschränkt genutzt werden<br />

können und sich die Frage einer Optimierung des<br />

Raumangebotes stellt. Die Baukommission des Heimes<br />

hat verschiedene Varianten erwogen und Pläne<br />

entwickelt, die den Bau eines neuen Gebäudes als<br />

nötig erscheinen lassen. Das Bauprojekt wurde nach<br />

dem positiven Entscheid des <strong>Stiftung</strong>srates beim Bundesamt<br />

für Sozialversicherung eingereicht. Über den<br />

weiteren Verlauf informieren wir Sie gerne zu gegebener<br />

Zeit.<br />

Neue Ombudsstelle<br />

Der <strong>Stiftung</strong>srat hat per 01. Juni <strong>2006</strong> eine unabhängige<br />

und neutrale Ombudsstelle eingerichtet. Es<br />

freut uns, in Herrn Andreas Bokanyi eine ideale Besetzung<br />

gefunden zu haben. Herr Bokanyi kann für seine<br />

Tätigkeit bereits auf vielseitige Erfahrungen zurückgreifen<br />

- unter anderem:<br />

• Sozialarbeiter bei der Kantonalen Psychiatrischen<br />

Klinik in Wil (1990-1991)<br />

• Sozialberatung Dompfarrei in St. Gallen (1998-<br />

1989)<br />

• Präsident der Kirchenvorsteherschaft der evang.-ref.<br />

Landeskirche in Trogen (1997-2005)<br />

• Gebietsleiter Untertoggenburg und Wil Land der Pro<br />

Senectute (1993-1998)<br />

Die Anlaufsstelle kann von Mitarbeitenden in Fragen<br />

der Zusammenarbeit sowie in Beziehung zu Vorgesetzten<br />

genutzt werden. Im Weiteren können auch Angehörige<br />

und gesetzliche Vertreter der Bewohner/innen<br />

jederzeit die Tätigkeit von Herrn Bokanyi in Anspruch<br />

nehmen, wenn für Anliegen betreffend die Bewohner/innen<br />

mit den Mitarbeitenden des Heimes keine<br />

Einigung erzielt wird. Es handelt sich somit um eine niederschwellige<br />

Anlaufstelle, die kostenlos in Anspruch<br />

genommen werden kann. Auf Wunsch werden die<br />

Kontaktnahme und die Anliegen vertraulich behandelt.<br />

Bei Bedarf kann Herr Bokanyi Gespräche mit den Mitarbeitenden<br />

des Heimes organisieren und eine Vermittlungstätigkeit<br />

übernehmen. Damit das Heim die entstehenden<br />

Kosten in einem tragbaren Rahmen halten<br />

kann, wird die Dauer der Gespräche und der Vermittlungstätigkeit<br />

zeitlich limitiert.<br />

Mit Ihren Anliegen wenden Sie sich an :<br />

Herrn Andreas Bokanyi, Halden 133c, 9043 Trogen<br />

Telefon: 071 344 36 92<br />

Mobil: 079 614 40 11<br />

E-Mail:<br />

a.bokanyi@bluewin.ch<br />

Mit besten Grüssen<br />

Rudolf Hafner<br />

Präsident <strong>Stiftung</strong> Heim <strong>Columban</strong><br />

Herr Anderas Bokanyi ist diplomierter Sozialarbeiter FH und hat<br />

verschiedene Nachdiplomstudien und Kurse absolviert.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 3


Aus den der Heimleitung<br />

Werkstätten<br />

Unser 45 jähriges Heim ist ein Wohnheim mit<br />

Beschäftigung. Es liegt abseits vom Dorf Urnäsch hinter<br />

dem Bach, welcher dem Dorf seinen Namen gibt.<br />

Idyllisch liegt es zwischen den Wiesen im flachen<br />

Bereich dieses engen Tales. Vor 33 Jahren wurde die<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> gegründet, um dem gewachsenen<br />

Heim Halt und Rahmen zu geben und notwendige<br />

Neubauten verwirklichen zu können.<br />

Im Heim <strong>Columban</strong> werden derzeit 50 meist schwer<br />

behinderte Bewohnerinnen und Bewohner in 8<br />

Wohngruppen betreut. Das Durchschnittsalter beträgt<br />

43 Jahre. In 9 Beschäftigungsstätten wird mit ihnen<br />

gearbeitet. Individuelle Einzelförderungen erfahren sie<br />

durch erprobte Therapeuten. Dienstleistung und<br />

Verwaltung unterstützen die betreuenden Bereiche.<br />

Gesamthaft arbeiten 87 Angestellte mit total 6800<br />

Stellenprozenten.<br />

andere nach unten korrigiert werden. Härtefälle konnten<br />

abgefedert werden. Ausbildungen und Verantwortung<br />

werden mehr gewichtet. Im Juli wird der erste<br />

von drei Schritten, die über zwei Jahre verteilt werden,<br />

eingeführt. Mit den Neuerungen wollen wir<br />

konkurrenzfähig sein.<br />

Der neue Finanzausgleich (NFA) wird in der ganzen<br />

Schweiz 2008 eingeführt. Wir bereiten uns vor. Gegen<br />

innen sowie dem neuen Ansprechpartner Kanton gegenüber<br />

wollen wir fundiert begründen können, was<br />

unser Stellenbedarf ist. Mittels einer Personalbedarfsanalyse<br />

wird dieser von einer neutralen, erfahrenen<br />

Fachperson ermittelt. Dem hohen Stellenwert der<br />

Betreuungsqualität wird dabei mit dem anerkannten<br />

GBM-System (Gestaltung der Betreuung von<br />

Menschen mit einer Behinderung) entsprochen. Die<br />

nicht betreuenden Dienste werden auch erfasst.<br />

Das vergangene Jahr bescherte dem Heim nebst vielen<br />

schönen Erlebnissen auch einschneidende Ereignisse.<br />

Die Vorbereitungen zur Zertifizierung geschahen in<br />

einem unruhigen Umfeld. Differenzen zwischen dem<br />

<strong>Stiftung</strong>srat und dem damaligen Heimleiter Felix Studer<br />

führten wegen Vertrauensmangel zu dessen<br />

Ausscheiden. In einer Übergangsphase wurde das<br />

Heim interimsweise durch Marco Comolli geleitet. Ab<br />

September wurde ich mit der Heimleitung betraut. In<br />

diesem Jahr (<strong>2006</strong>) feierte ich mein zehnjähriges<br />

Arbeitsjubiläum (davon sechs Jahre Mitwirkung in der<br />

Geschäftsleitung). Durch diese langjährige Mitarbeit<br />

bin ich mit vielen Gegebenheiten im Heim vertraut.<br />

Trotz dieses grossen Wechsels erhielten die<br />

Mitarbeitenden gute Noten für ihre Arbeitsqualität,<br />

indem das Rezertifizierungsaudit (so wie zuvor das<br />

erste Audit vor drei Jahren) bestanden wurde. Unser<br />

Heim ist für weitere drei Jahre zertifiziert. Ich möchte an<br />

dieser Stelle allen Mitarbeitenden für ihren Einsatz in<br />

der schwierigen Phase danken. Mein Dank gilt auch<br />

den Mitgliedern des <strong>Stiftung</strong>srates, welche die<br />

Geschicke des Heims strategisch leiten. Den Behörden<br />

und der Heimaufsicht danke ich für die Unterstützung<br />

und Anerkennung unserer Arbeit, den vielen Spendern<br />

für ihre uneigennützigen Zuwendungen.<br />

Mit einer wesentlichen Neuerung hatte sich schon Felix<br />

Studer auseinandergesetzt, der Neugestaltung des<br />

Gehaltsystems. Zu dieser Revision gab der <strong>Stiftung</strong>srat<br />

den Anstoss. Die Gestaltung und Vorbereitungen am<br />

Lohnsystem beanspruchten eine längere Zeit. Das<br />

Resultat wurde von der strategischen Leitung<br />

genehmigt. Das neue Gehaltsystem hat Auswirkungen,<br />

indem die Löhne an das kantonale Lohnsystem<br />

angeglichen werden. Die einen Löhne steigen,während<br />

Nun haben wir noch ein ganz grosses Vorhaben.<br />

Der alte Holzbau (ehemaliges Waisenhaus) ist von<br />

seinen Anlagen her nicht mehr IV-tauglich. Die Räume<br />

sind eng und niedrig, nicht rollstuhlgängig. Es hat viele<br />

Treppen, die sanitären Einrichtungen sind dürftig. Dort<br />

sind zwei Wohngruppen und die Beschäftigungsstätten<br />

untergebracht. Im Martin-Odilien-Haus sind die<br />

Verhältnisse der Küche mit der Werkküche im zweiten<br />

Stock unbefriedigend und nicht mehr zeitgemäss.<br />

Unser Saal im Dachstock ist seit jeher provisorisch dort<br />

eingerichtet. Er ist zu klein, seine Lage ungünstig, es<br />

fehlt ein Notausgang.<br />

Wir stehen am Beginn der Planung eines Neubaus,<br />

welcher Küche, Saal, Empfang, Verwaltung und den<br />

Beschäftigungsbereich beherbergen soll. Frei<br />

werdende Räume im Martin-Odilien- und Johannes-<br />

Sophienhaus werden genutzt für Wohngruppen und<br />

Therapien. Dabei soll der Pflegebereich ausgebaut<br />

werden, um den älter und gebrechlich werdenden<br />

Bewohnern zu entsprechen.<br />

4 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Haus und Herd<br />

Der schöne, aber leider baufällige Gartenpavillon<br />

kann dank grosszügigen Spenden renoviert werden.<br />

Die Fassaden der beiden erwähnten Wohnhäuser<br />

werden ebenfalls einer Restauration unterzogen.<br />

Wir hoffen auf eine Anerkennung unserer Bauvorhaben<br />

durch das BSV (Bundesamt für Sozialversicherung).<br />

Weiter sind wir angewiesen auf Spendengelder. Wird<br />

uns die geplante Sanierung des Heims ermöglicht, sind<br />

wir mit den oben beschriebenen Änderungen und der<br />

guten Qualitätsarbeit für die Herausforderungen der<br />

Zukunft gerüstet.<br />

Im Herbst 05 fiel unser Leiter Hausdienst Sepp Fuchs<br />

krankheitshalber aus. Max Haupt übernahm die<br />

Verantwortung und wurde im Winter durch andere<br />

Mitarbeiter bei der Schneeräumung unterstützt. Da<br />

wir keine gemeinsame Perspektive für einen Wiedereinstieg<br />

finden konnten, verliess uns mit Sepp Fuchs<br />

ein geschickter Handwerker, der anpacken konnte,<br />

wo es nötig war. Wir wünschen ihm alles Gute bei<br />

der Suche nach einem Ort, wo er seine Fähigkeiten<br />

einbringen kann.<br />

Erfreulicherweise gelang es unseren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in dieser nicht einfachen<br />

Zeit die Arbeit immer so zu leisten, dass die Arbeit<br />

mit den Betreuten nicht beeinträchtigt wurde. Ein<br />

herzliches Dankeschön an alle, die da und dort<br />

zusätzlich anpackten und mit unkonventionellen<br />

Ideen Engpässe zu überbrücken halfen.<br />

Markus Notter-Binder, Bereichsleiter Dienstleistung<br />

Günther Boltshauser<br />

Leiter Heim <strong>Columban</strong><br />

Zentrale Dienstleistung<br />

Rückblick auf 2005<br />

Im Dienstleistungsbereich arbeiten:<br />

In der Küche 5 Personen mit 250 Stellenprozent, in der<br />

Waschküche 5 Personen mit 245 Stellenprozent und im<br />

Hausdienst 4 Personen mit 265 Stellenprozent.<br />

Mit Ruben Illi verliess uns nicht nur der Leiter der<br />

Küchenwerkstatt sondern auch unser Küchenchef. Viele<br />

hochwertig-feine Mahlzeiten gingen aus seiner Küche<br />

auf die Gruppen. Mit Dieter Daniel wurde schon im<br />

Herbst 05 ein versierter Nachfolger eingestellt. So ging<br />

der Übergang reibungslos über die Bühne. Nach einer<br />

kurzen Stellvertretung konnte auch die zweite<br />

Kochstelle wieder besetzt werden. Per 1. April kam Nina<br />

Schläpfer zu uns. Sie wird zu 30% in der Küche arbeiten<br />

und zu 70% die Küchenwerkstatt leiten. Herzlich willkommen<br />

im Heim <strong>Columban</strong>.<br />

In der Waschküche gab es keine Änderungen. Das<br />

Team arbeitet konstant und zuverlässig im Fundament<br />

des Martin-Odilien-Hauses.<br />

Wir möchten uns mit einem Fest bedanken...<br />

Ankündigung und Einladung zum<br />

COLUMBANFEST am 19. August <strong>2006</strong><br />

Feiern Sie mit uns !<br />

Sie sind herzlich eingeladen, bei uns vorbeizuschauen,<br />

um bei Musik und Darbietungen unser<br />

Heim kennen zu lernen oder bekannte Gesichter<br />

einmal wieder zu sehen...<br />

• Musikalisches Rahmenprogramm<br />

• Rundfahrten mit Ross und Wagen<br />

• Spiel und Spass für Kinder und<br />

Junggebliebene<br />

• Präsentation und Verkauf der Produkte aus<br />

unseren Werkstätten<br />

• Führungen durchs Heim <strong>Columban</strong> -<br />

Wohngruppen, Werkstätten, Garten<br />

• Informationen zum Thema „Das Heim<br />

<strong>Columban</strong> bereitet sich auf die Zukunft vor“<br />

...und bei Grillwaren, Salat oder Kaffee und<br />

Kuchen im Festzelt und einem guten Schluck lässt<br />

es sich angenehm ausspannen, plaudern, lachen<br />

und vielleicht tanzen?<br />

Wagen Sie den Schritt und reservieren Sie sich am<br />

19. August zwischen 10:00 und 17:00 Uhr die<br />

Zeit für einen Besuch im Heim COLUMBAN in<br />

Urnäsch.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Die Heimgemeinschaft COLUMBAN<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 5


Aus den Werkstätten<br />

Jahresrückblick aus der Beschäftigung<br />

Aus der Kerzenwerkstatt von Miftar Rama<br />

Im Beschäftigungsbereich werden in 9 Werkstätten von<br />

12 MitatbeiterInnen mit 970 Stellenprozenten 45<br />

Menschen mit einer Behinderung betreut.<br />

Ende Februar haben uns die Springerin Cristina Desax<br />

und der Leiter der Küchenwerkstatt Ruben Illi verlassen.<br />

Beide haben durch ihren unermüdlichen Einsatz fürs<br />

Heimganze viel zu einer lebendigen Alltagsgestaltung<br />

beigetragen. Beide waren immer da, wenn eine helfende<br />

Hand gefragt war, wenn es etwas mit- oder vorzudenken<br />

gab. Nur ungern liessen wir sie ziehen. Cristina<br />

Desax lockte die Selbständigkeit und Ruben Illi die Verantwortung<br />

in einer grösseren Küche im Ekkarthof in<br />

Lengwil. Uns bleibt nur, ihnen auf ihrem Weg alles Gute<br />

zu wünschen.<br />

Diese Verabschiedungen fielen gerade in eine Zeit, in<br />

der wir uns intensiv damit beschäftigten, welche<br />

Betreute sich in welchen Werkstätten aufgehoben<br />

fühlen könnten. Einer Umfrage bei den Bezugspersonen<br />

auf den Wohngruppen folgte im Februar eine Klausur,<br />

wo verschiedene Möglichkeiten geprüft wurden.<br />

Dabei zeichnete sich schnell ab, dass mit der Springerstelle<br />

eine neue Werkstatt eingerichtet werden sollte.<br />

Am liebsten hätten wir zwei eingerichtet. Eine Werkgruppe<br />

für selbständigere Menschen und eine Beschäftigungsgruppe<br />

für Menschen mit einem erhöhten<br />

Pflegebedarf. Da für die zweite Gruppe gar kein Angebot<br />

besteht, fiel der Entscheid für die Beschäftigungsgruppe.<br />

Einzelne konnten per 1. März ihren<br />

Werkstattplatz wechseln. Andere werden dies tun<br />

können, wenn für die Beschäftigungsgruppe eine leitende<br />

Person gefunden und alles eingerichtet ist.<br />

Eine zweite Klausur Ende Februar widmeten wir unseren<br />

persönlichen Kernkompetenzen, den daraus folgenden<br />

Herausforderungen, Stolpersteinen und Allergien. Es<br />

war eine lebhafte Klausur, in der Ernsthaftigkeit und<br />

Humor sich wohltuend durchdringen konnten.<br />

Neben vielen Arbeiten in den Werkstätten und an<br />

Märkten organisierte der Werkstattkreis mit Unterstützung<br />

aus dem Heim auch ein wunderschönes Fasnachtsfest.<br />

So entstehen im Beschäftigungsbereich<br />

viele schöne Dinge, welche beim Tun und auch beim<br />

Betrachten Auge und Gemüt erfreuen.<br />

Die wichtigste Aufgabe für mich als Werkstattleiter der<br />

KERZE ist die sozialtherapeutische Begleitung und<br />

Führung, sowie die individuelle Förderung der<br />

betreuten Bewohner in anthroposophischer Richtung.<br />

In der Kerze arbeiten 11 Betreute; viele (einfache)<br />

Arbeitsgänge können die Betreuten nicht selbständig<br />

verrichten und werden von mir geführt. Auch ist die<br />

Arbeit am heissen Kerzentopf mit Vorsicht und Bedacht<br />

auszuführen.<br />

Die Aufgaben für die Betreuten sind:<br />

Kerzen ziehen - Docht schneiden - Kerzen giessen -<br />

malen oder schnitzen - einpacken - aufhängen -<br />

eintauchen - aufräumen und putzen.<br />

Die Anforderungen an die Betreuten sind:<br />

Konzentration - Geduld - Präzision - ruhige, gezielte<br />

Bewegungsführung (ohne Zittern) - nichts in den Mund<br />

nehmen - nichts herunterreissen - selbständig kommen<br />

- ruhig sitzen - schneiden mit Hilfsmittel - halten - tragen<br />

- verpacken - sortieren - malen und putzen.<br />

Die Menschen bringen sehr unterschiedliche Fähigkeiten<br />

mit, weshalb meine Begleitung individuell auf<br />

die Person abgestimmt ist. Die Arbeit gliedert sich in<br />

Herstellung der Kerzen, deren Dekoration und Verpakkung.<br />

Die Kerzen werden überwiegend mit der Hand<br />

gezogen. Dabei werden die Betreuten der Reihe nach<br />

aufgefordert, die anzufertigende Kerze in die Hand zu<br />

nehmen, in den Wachs zu tauchen und aufzuhängen.<br />

Markus Notter-Binder, Bereichsleiter Beschäftigung<br />

Die Arbeit ist rhythmisch gegliedert. In den Pausen<br />

musiziere ich oder lese etwas vor, was dem Alltag eine<br />

gewisse Dynamik gibt. Im Sommer, als es so lange heiss<br />

war, haben wir die Gelegenheit genutzt und im Auftrag<br />

der Kräuterwerkstatt draussen im Schatten Kräuter<br />

verarbeitet.<br />

6 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Arbeiten mit Behinderten<br />

Die Kerzen werden in verschiedenen Formen und<br />

Grössen hergestellt; jede Jahreszeit hat ihre eigenen,<br />

speziellen Kerzen, z.B. an Ostern eierförmige, an<br />

Weihnachten Advents- und Christbaumkerzen. Wir<br />

haben intern (Gruppen und Verwaltung) 118 kg Kerzen<br />

im Wert von Fr. 4700,- verkauft und extern (Märkte und<br />

Private) 59 kg Kerzen, im Wert von Fr. 2400,-.<br />

Insgesamt haben wir über 130 kg Kerzen am Lager, die<br />

für <strong>2006</strong> schon zum Verkauf vorbereitet sind; zum Teil<br />

bemalt oder dekoriert. Für die Jahre <strong>2006</strong> und 2007<br />

konnten wir 400 kg reinen Bienenwachs (100%) zu<br />

einem Spezialpreis einkaufen.<br />

In 2005 fanden fünf Betreutenbesprechungen mit dem<br />

Heimarzt statt. Diese wurden mit der Gruppe und dem<br />

betreffenden Betreuten vorbereitet. Bei diesen<br />

Besprechungen lerne ich viel und versuche eine<br />

Umsetzung in der Werkstatt. Zudem führe ich über<br />

jeden Betreuten eine Dokumentation, sowie<br />

Gespräche mit der Wohngruppe oder den<br />

Bezugspersonen.<br />

Ich bin sehr froh, dass ich mich seit 2005 fortbilden<br />

kann. Im Kurs erlernen wir die Anwendung des Affolter -<br />

Modells. Diese Methode bringt mir viel, was ich in<br />

meinem Berufsalltag anwenden kann. Auch möchte ich<br />

Cristina Desax danken, unserer ehemaligen Springerin<br />

im Beschäftigungsbereich, dass sie mich in meiner<br />

Abwesenheit (Kurs & Ferien) so gut vertreten hat. Für<br />

die Kerzenwerkstatt war 2005 ein erfolgreiches Jahr, in<br />

guter Arbeitsatmosphäre haben wir wertvolle Kerzen<br />

geschaffen, die viel Gefallen bei den Käufern finden.<br />

Miftar Rama ist Lehrer und seit 13 Jahren im Heim <strong>Columban</strong> tätig,<br />

seit 1996 als Leiter der Kerzenwerkstatt.<br />

Bienenwachs - ein kostbares Gut<br />

Das in der Kerzenwerkstatt verwendete Grundmaterial<br />

ist Bienenwachs. Eine Abscheidung der Honigbiene,<br />

die durch Erhitzen der leeren Waben gewonnen wird.<br />

Je nach Ursprungsland ist das Wachs gelb bis<br />

bräunlich.<br />

Im Gegensatz zu Paraffin ist Bienenwachs ein natürliches,<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen entstehendes<br />

Material. Der Hauptzweck der Bienenkultur ist die<br />

Honigerzeugung, bei der Wachs als Nebenprodukt anfällt.<br />

Das wohlriechende und plastische Produkt des<br />

Wachses ist in vielen Bereichen verwendbar und nicht<br />

chemisch oder synthetisch herzustellen. Es handelt sich<br />

also um einen natürlichen Rohstoff, der in verhältnismässig<br />

kleinen Mengen zur Verfügung steht, was seine<br />

Kostbarkeit erklärt.<br />

Entstehung<br />

In einem Bienenstock leben ca. 20 - 50.000 Arbeitsbienen,<br />

die nach ihrer Entwicklung von 21 Tagen im<br />

Sommer etwa 6 Wochen rastlos arbeiten.<br />

Zwischen dem 12. und dem 18. Tag ihres Lebens produzieren<br />

Arbeitsbienen normalerweise das Wachs und<br />

bauen damit die Zellen aus bzw. verdeckeln die Honigwaben.<br />

Bienenwachs ist ein Stoffwechselprodukt der Bienen.<br />

Das Wachs wird durch Drüsen an der Unterseite des<br />

Hinterleibs der Baubienen regelrecht ausgeschwitzt. Es<br />

sind feine, reinweisse Wachsplättchen mit einem<br />

Durchmesser von 0,5 mm und einem durchschnittlichen<br />

Gewicht von 0,0008 Gramm. Das Wachs bildet<br />

sich aus Kohlehydraten wie Honig und Zucker im<br />

Bienenkörper. Nach Schätzungen werden 8 bis 10 Kg<br />

Honig für die Produktion von 1 Kg Wachs benötigt. Die<br />

Wachsproduktion eines Volkes liegt je nach Rasse und<br />

Klima bei ca. 0,25 bis 1 Kg pro Jahr. Für 1 Gramm Bienenwachs<br />

sind also 1250 Wachsplättchen oder 1,25<br />

Mio. Wachsplättchen für 1 Kg nötig.<br />

Gewinnung<br />

Die Gewinnung des Wachses erfolgt aus Altwaben<br />

oder durch Aufarbeitung des Deckelwachses. Die Waben<br />

werden im Dampf oder Wasser geschmolzen und<br />

mechanisch von groben Verunreinigungen getrennt.<br />

Die Herstellung marktgerechter Bienenwachse setzt<br />

eine sorgfältige und fachgerechte Auswahl der qualitativ<br />

sehr unterschiedlichen Rohqualitäten voraus. Die<br />

Farbe des Naturbienenwachses schwankt von braun<br />

bis rotgelb und von grüngelb bis hellgelb. Typisch ist<br />

sein angenehmer Geruch, der auch einen Blumengeruch<br />

aufweisen kann. Aus liturgischen Gründen fand<br />

Bienenwachs in den Kirchen der Welt Verwendung.<br />

Bienenwachs schmilzt bei ca. 60 - 65 °C, ist aber bei 30<br />

bis 35°C bereits knetbar.<br />

Dochte<br />

Für reines Bienenwachs werden Runddochte eingesetzt.<br />

Der Docht hat einen wesentlichen Einfluss auf den<br />

Kerzenabbrand. Von seiner Beschaffenheit und richtigen<br />

Auswahl hängt zum grössten Teil das einwandfreie<br />

Abbrennen der Kerze ab.<br />

Die Dochte werden aus einer Faser, vorzugsweise<br />

Baumwolle, geflochten. Die Dochte werden aufbereitet,<br />

d.h. gereinigt, präpariert und evtl. gebleicht. Die<br />

Präparation dient zur Erreichung eines gleichmässigen<br />

Abbrandes bei ruhiger Flamme. Zusätzlich übt die<br />

Flechtung einen entscheidenden Einfluss auf die optimale,<br />

leichte Dochtkrümmung aus. Die Herstellung<br />

von Bienenwachskerzen findet vorzugsweise in Edelstahltöpfen<br />

statt. Auch in der Wachsbildnerei wird Bienenwachs<br />

für Reliefs oder Ornamente gerne benutzt.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 7


Aus den Wohngruppen<br />

Jahresrückblick aus dem Wohnbereich von Harald Draxl<br />

Der Wohnbereich im Heim <strong>Columban</strong> umfasst aktuell<br />

52 Mitarbeitende und 50 Erwachsene mit speziellen<br />

Bedürfnissen. Er ist in acht Wohngruppen gegliedert,<br />

die von derselben Anzahl von Teams betreut werden.<br />

Das vergangene Jahr hat für den Wohnbereich positive<br />

Entwicklungen gebracht. Mit den Gruppenverantwortlichen<br />

(GV) wurden über das Jahr verteilt drei eintägige<br />

Klausuren beschlossen, um bestimmte Themen vertiefen<br />

zu können. In der ersten Klausur wurde die „Platzierung<br />

von Menschen mit speziellen Bedürfnissen im<br />

Heim <strong>Columban</strong>“, in der zweiten die „Dialogische Begleitung“<br />

und in der dritten die „Reflexion über die Umund<br />

Neubaumassnahmen“ behandelt. Für die im Juni<br />

06 geplante Klausur stehen zwei Themen an, auf die<br />

mit Interesse geblickt wird: „Autonomie und Freizeit“<br />

und „Sexualität und Behinderung“.<br />

Die Klausuren bringen nicht allein Arbeitsergebnisse,<br />

sondern steigern auch die Qualität von Zusammenarbeit<br />

und Vertrauen. In diesem Sinne praktiziere ich als<br />

Bereichsleiter das „Management by Walking around“,<br />

um die Qualität der Begegnung und des Gesprächs mit<br />

den Mitarbeitenden aufrecht zu erhalten. Darüber<br />

hinaus helfe ich fallweise auf den Wohngruppen in der<br />

Betreuung aus, was die Möglichkeit bietet, in unmittelbaren<br />

Kontakt mit Mitarbeitenden und Menschen mit<br />

speziellen Bedürfnissen zu treten.<br />

In zweifache Richtung kann geblickt werden. Erstens<br />

auf den Betreuungsauftrag. Zweitens auf die Form der<br />

Zusammenarbeit im Team. Die Erfahrung zeigt, dass<br />

die Form des Miteinanders einen entscheidenden Einfluss<br />

auf das Verhalten und Wohlergehen der Menschen<br />

mit speziellen Bedürfnissen ausübt. Aus diesem<br />

Grund wurde für eine Wohngruppe ein Teambildungs-<br />

Workshop organisiert, welches die MitarbeiterInnen mit<br />

Begeisterung und Engagement absolviert haben. Weitere<br />

Workshops, unter anderem mit dem Ansatz der<br />

„kreativ rituellen Prozessgestaltung“ sind in Planung.<br />

Damit dem Betreuungsauftrag besser und zielgerichteter<br />

entsprochen werden kann, stehen verschiedene<br />

Wohngruppen nach wie vor im Kontakt mit dem Zentrum<br />

für Wahrnehmungsstörung/ St. Gallen und werden<br />

von dessen Fachkräften beraten. Diese arbeiten<br />

nach der Affolter-Methode, wobei es neben Fragen des<br />

Umgangs mit aggressivem und auto-aggressivem<br />

Verhalten bei den schwer-mehrfachbehinderten Erwachsenen<br />

um die Erübung alltäglicher Vollzüge geht.<br />

Derzeit werden von Mitarbeitenden des Heims Ausbildungen<br />

an verschiedenen Institutionen absolviert:<br />

Ausbildung nach Affolter-Methode am Zentrum für<br />

Wahrnehmungsstörung, PEQM, agogis, Fachhochschule<br />

für Soziales, Schule Jakchos sowie Weiterbildungen,<br />

die das regio-team (z.B. Konfliktmanagement)<br />

veranstaltet.<br />

Alle Wohngruppen werden von Dr Torriani in<br />

14tägigem Rhythmus besucht. Mit ihm pflege ich die<br />

Zusammenarbeit, indem ich ihn auf den Visiten durch<br />

die acht Wohngruppen begleite. So vermag ich mir<br />

stets aufs Neue, ein Bild vom Befinden unserer<br />

Bewohner zu machen. Zudem zählt Dr. Torriani zu<br />

jenen Ratgebern, die dem Heim <strong>Columban</strong> immer mit<br />

Rat und Tat zur Seite stehen. Im Herbst 05 hielt er eine<br />

heiminterne Weiterbildung zum Thema „Temperamente“.<br />

Ebenfalls für ein Seminar konnte Dr. Volbehr<br />

gewonnen werden, das er zum Thema „Umgang mit<br />

Aggression und Gewalt“ gehalten hat. Im Mai und<br />

Juni <strong>2006</strong> besuchte Udo Hermannsdorfer das Heim<br />

<strong>Columban</strong>. Er bot für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zwei Weiterbildungen zum Thema „Wege zur<br />

Qualität“ an.<br />

Im Jahr 2005 wurde mit der Planung einer<br />

Wohngruppe für relativ selbstständige Menschen mit<br />

speziellen Bedürfnissen begonnen. Mittlerweile ist das<br />

Konzept erstellt; in 14tägigen Treffen wird das Projekt<br />

vorangetrieben.<br />

Die Internationalität des Heims <strong>Columban</strong> ist sein<br />

Markenzeichen. Menschen aus vier Erdteilen bilden die<br />

Arbeitsgemeinschaft und es kann nicht oft genug<br />

betont werden, wie schön es ist, mit so verschiedenen<br />

Mentalitäten zusammenarbeiten zu dürfen.<br />

Europa<br />

Schweiz, Österreich, England, Russland, Weissrussland,<br />

Kosovo, Serbien, Albanien, Niederlande,<br />

Deutschland<br />

Afrika<br />

Kenia<br />

Süd-Mittelamerika<br />

Brasilien, Peru, Costa Rica<br />

Asien<br />

Türkei, Philippinen, Indien<br />

8 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Leben im <strong>Columban</strong><br />

Zwischen Bio und Budget von Claudia Joller<br />

Das Ende der Betriebsferien rückt näher. Im Kühlschrank<br />

und im Vorratsschrank der Gruppe Esche<br />

herrscht gähnende Leere. Das <strong>Columban</strong>- Lädeli, bei<br />

dem wir sonst immer „gratis“ und biologisch alles<br />

bestellen können, was wir brauchen, ist ferienhalber<br />

geschlossen. Zugegeben: Auch Tomatenspagetti mit<br />

Essiggurken und Senf ergäben eine fast vollwertige<br />

Mahlzeit. Aber ehrlich gesagt, nicht ganz mein<br />

Geschmack. Da wir den Bus reserviert haben und nach<br />

St. Gallen fahren wollen, um Peter im Spital zu<br />

besuchen, beschliessen Christa Gerber und ich,<br />

ausnahmsweise bei der Migros Herisau vorbeizufahren<br />

und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen.<br />

So liebevoll und persönlich wie bei Marco im “Lädeli”<br />

geht es beim Grossverteiler natürlich nicht zu.<br />

Roger wird von seiner Schwester abgeholt und besucht<br />

seine Mutter. Wir andern machen uns auf den Weg. Wir<br />

checken noch schnell unser Budget: Ca. 70 Fr. haben<br />

wir noch. Na, gut, sooo viel brauchen wir nun auch<br />

nicht!<br />

Zum Znacht ein Steinpilzrisotto, das wäre nicht<br />

schlecht! Beim Reibkäse entscheiden wir uns für<br />

„Budget“, bei den Zwiebeln für „Bio“. Gebackene<br />

Camemberts dazu wären sicher fein. Hier wählen wir<br />

„light“. Yoghurt brauchen wir auch noch und Obst und<br />

Gemüse natürlich, und ein Brot für Montag.<br />

Und wie wär's morgen Abend mit Bratwurst zum<br />

Ferienabschluss? Anna strahlt und sagt: „Hunger!“ Die<br />

Idee scheint nicht schlecht. (Wir nehmen eine<br />

Grosspackung der kleinsten Kalbsbratwürste.) Ach ja,<br />

und für morgen zum Zvieri brauchen wir noch einen<br />

Kuchen. „Christa, welchen sollen wir nehmen?“ Ein<br />

gezielter Griff zur Birnwecke. Das ist wohl klar. Christa<br />

räumt gleich vier davon in unseren Einkaufswagen,<br />

doch das finde ich übertrieben. Ein etwas wehmütiger<br />

Blick zu Grossmutters Budget- Cake, gleich teuer und<br />

doppelt so gross. Das hat man von seiner<br />

Sozialpädagogik im Supermarkt!<br />

Corinne interessiert sich vor allem für die vielen Leute<br />

und schaut und schaut. Heute spricht sie niemanden<br />

an, schliesst keine Zwei-Minuten Freundschaften. Sie<br />

lässt sich treiben in dem bunten Gewimmel.<br />

Genau, etwas Fleisch für den Brunch morgen brauchen<br />

wir auch noch, der Trutenaufschnitt ist am billigsten.<br />

Und natürlich noch Pilze für das Steinpilzrisotto! Und<br />

ein Mitbringsel für Peter wäre doch auch schön. Einen<br />

Mandelgipfel, vielleicht? „Hunger!“, sagt Anna. „Nein,<br />

das ist für Peter!“ versuche ich zu erklären. „Peter!“ sagt<br />

Anna und strahlt. Sie freut sich schon den ganzen Tag<br />

auf den Besuch. Noch ein sehnsüchtiger Blick auf den<br />

Mandelgipfel…<br />

Haben wir eigentlich noch Kartoffeln? Zur Bratwurst<br />

morgen braucht es doch eine Rösti. Ich hole schnell<br />

zwei Kilo, Bio.<br />

Christa ist fasziniert von einer Rahmdose, greift danach<br />

und möchte anfangen, damit zu spielen, was ich zwar<br />

verstehe, aber eben…<br />

Wir kommen bei den Süssigkeiten vorbei und ich<br />

erinnere mich an den letzten Einkauf, als wir bei der<br />

Kasse plötzlich André vermissten und vor einem Regal<br />

mit Schoggiosterhasen wieder fanden.<br />

Wow, da gibt es „Budget“ Schokolade für 45 Rappen.<br />

Schnell lege ich eine Tafel in unseren Einkaufswagen.<br />

André fängt an zu klatschen. Das heisst wohl, dass er<br />

aufs WC muss. Wir beraten uns, ob wir ihn ins<br />

Damenklo oder uns ins Herrenklo schmuggeln sollen<br />

und gehen schnell Richtung Kasse.<br />

Christa schreit. Sie darf beim Ausladen des Einkaufswagens<br />

helfen und beruhigt sich wieder. Wir brauchen<br />

noch eine Papiertasche, denn in unseren Rucksäcken<br />

hat das nicht alles Platz. Wir schleusen alle an der Kasse<br />

vorbei und fangen an einzupacken.<br />

„95 Franken 30!“, sagt eine freundliche Stimme.<br />

P. S. Und dann ging die Gruppe Esche aufs Migros-<br />

Damen WC, aber das ist eine andere Geschichte.<br />

Claudia Joller arbeitet seit Ende 2002 als Betreuerin auf der<br />

Wohngruppe Esche.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 9


Menschen im <strong>Columban</strong><br />

Holger Hansen<br />

19.09.1926 bis 17.<strong>03</strong>.06<br />

In Gedenken an Holger Hansen<br />

von Günther Boltshauser<br />

Holger war der Jüngste von vier Brüdern.<br />

Aufgewachsen ist er in Hamburg.<br />

Seinen Vater, Kapitän der Handelsmarine<br />

verlor er schon früh als<br />

13-jähriger, seinen um ein Jahr älteren<br />

Bruder zwei Jahre später.<br />

Die Familie lernte Armut kennen. Die<br />

Schulen besuchte Holger bis zur<br />

Reifeprüfung, unterbrochen für zwei<br />

Jahre durch den Einzug in den<br />

Kriegsdienst als 17- jähriger. Holger<br />

Hansen studierte an den Universitäten<br />

Hamburg und Freiburg i. Br.<br />

Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte<br />

von 1947 bis 1956. Sein<br />

breites Wissen und lebhaftes Interesse<br />

für das Schöne, Wahre und Gute<br />

gründete gewiss aus dieser Zeit. Damals<br />

kam er mit der Anthroposophie<br />

in Berührung, weshalb er sich von<br />

1957 bis 1961 zum Heilpädagogen,<br />

Lehrer am Seminar in Dornach, und<br />

im Weiteren zum Bodmer-Gymnast<br />

und Turnlehrer ausbildete.<br />

Holger Hansen wirkte im Heim <strong>Columban</strong> von 1978 bis 1991. Er<br />

begann als Gruppenverantwortlicher und übernahm bald die grosse<br />

Verantwortung des Heimleiters. Vielen von uns ist er erst aus der<br />

späteren Zeit bekannt, in welcher er oft ins Heim kam, um am<br />

Mittagessen teilzunehmen. Die kulturellen Veranstaltungen besuchte er<br />

treu, auch nach seinem Schlaganfall, im Rollstuhl. So konnte er immer<br />

noch am Leben des Heims teilnehmen, nahm die Veränderungen wahr,<br />

diskutierte mit den „<strong>Columban</strong>ern“. Von den Bewohnern kannten ihn<br />

viele noch aus seiner Wirkenszeit. Die kleine anthroposophische<br />

Arbeitsgruppe, an welcher er bis kurz vor seinem Tode mitwirkte,<br />

verlegte ihren Abend nach seinem Aufenthalt in der Rehaklinik vom<br />

Heim in seine Wohnung. Diese Abende bereitete er jeweils gründlich<br />

vor. Seine grosse Übersicht über geisteswissenschaftliche Zusammenhänge<br />

half den Teilnehmenden die zu bearbeitenden Werke besser zu<br />

verstehen.<br />

In England, wo er später arbeitete,<br />

lernte er seine Frau kennen. Sie<br />

heirateten dort und kamen 1966 mit<br />

den ersten zwei Kindern in die<br />

Schweiz zurück. Bevor Holger Hansen<br />

im Heim <strong>Columban</strong> arbeitete,<br />

war er als Lehrer an den heilpädagogischen<br />

Schulen Rafael in Zürich und<br />

Heerbrugg tätig. Holger erachtete<br />

Heilpädagogik als eine wichtige<br />

Kulturaufgabe für die Zukunft.<br />

In einer Broschüre über das Heim <strong>Columban</strong> veröffentlichte Holger<br />

Hansen folgendes eindrückliches Gedicht:<br />

Mein Bruder<br />

Auf steiler Strasse traf ich jüngst ein Mädchen,<br />

den kleinen Bruder auf dem Rücken tragend.<br />

„Ei“, sagte ich, „Kind, da trägst du eine schwere Last!“<br />

Drauf sieht verwundert mich das Mädchen an<br />

Und spricht: „Mein Herr, ich trage keine Last,<br />

ich trage meinen Bruder.“<br />

Ich stand betroffen. Tief hat sich das Wort<br />

Des tapfern Kindes mir ins Herz gegraben.<br />

Und immer, wenn die Not der Menschen mich bedrückt,<br />

und mir wie eine schwere Last den Mut will rauben,<br />

so mahnt des Mädchens Antwort mich und tröstet:<br />

„Du trägst ja keine Last, du trägst doch deinen Bruder.“<br />

Autor unbekannt<br />

10 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Menschen im <strong>Columban</strong><br />

Ausflug ins Kräzerli an Auffahrt <strong>2006</strong><br />

Wie herrlich leuchtet mir die Natur,<br />

wie glänzt die Sonne, wie lacht die Flur<br />

es dringen Blüten aus jedem Zweig<br />

und tausend Stimmen aus dem Gesträuch<br />

Wir freuen uns alle auf den<br />

Auffahrtstag, schon am Tag vorher<br />

ist eine dezente Aufregung auf der<br />

Wohngruppe zu spüren, - endlich<br />

wieder einmal mit dem ganzen Heim<br />

gemeinsam einen Ausflug machen,<br />

darauf haben wir lange warten<br />

müssen, war doch der Winter<br />

diesmal lang und wollte einfach<br />

nicht enden.<br />

Die Organisatoren aus der Beschäftigung<br />

haben sich etwas Besonderes<br />

für heute ausgedacht und sogar ein<br />

Notfall-Programm erstellt, falls es<br />

regnen sollte. Aber wir haben Glück,<br />

es ist angenehm, um zu wandern<br />

und etwas gegen Regen haben wir<br />

vorsichtshalber im Rucksack. Nach<br />

einem reichhaltigen Z'morge laufen<br />

wir gut gestärkt los. Alle sind dabei,<br />

ob alt, ob jung, ob schnell oder<br />

langsam. Unser Ziel ist das Restaurant<br />

Kräzerli und der Anstieg<br />

bringt uns zum Teil ins Schwitzen,<br />

aber es macht Spass. Jeder nach<br />

seinen Möglichkeiten ist die Devise<br />

und glücklich oben angekommen,<br />

werden wir freundlich bewirtet. Gegen<br />

Mittag brechen wir wieder auf<br />

und verabreden uns am Rastplatz<br />

unterhalb des Kräzerli zu einer Verschnaufpause<br />

mit einer süssen Stärkung.<br />

Friederike trägt uns derweil eine<br />

Geschichte vor und illustriert eindrücklich<br />

Vogelstimmen.<br />

Nun geht es auf verschiedenen<br />

Wegen nach Hause ins <strong>Columban</strong>,<br />

wo uns bereits fleissige Helfer<br />

erwarten. Wir treffen uns im Garten<br />

beim Johannes-Sophien-Haus, um<br />

bei Gesang und Musik um den<br />

Maibaum zu tanzen und uns in das<br />

Singspiel von der Vogelhochzeit<br />

entführen zu lassen. Das kleine Liederbuch<br />

von Regula erfreut alle Sängerinnen<br />

und Sänger, so dass wir es<br />

zu einem schönen Chorgesang mit<br />

Maienliedern bringen.<br />

Schön war`s, einen herzlichen Dank an alle, die zu einem<br />

gelungenen Ausflug beigetragen haben!<br />

Abschliessend verwöhnt uns die Küchenmannschaft<br />

mit einem feinen<br />

Abendessen, so dass alle mit wohligem<br />

Gefühl nach Hause gehen und<br />

auf einen ereignisreichen Tag zurückblicken<br />

können.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong><br />

II


Kultur im <strong>Columban</strong><br />

Neuen Boden erschaffen - Die Bildner der Erde<br />

Ein Interview mit Friederike Fuchsmann<br />

von Andrea Waldenburg Lienhard<br />

Und die Götter sprachen: „Lasst uns hier bleiben, und<br />

Dinge erschaffen, voll von Schönheit, auf dass die Erde<br />

froh werde.“<br />

Liebe Friederike, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst,<br />

mit mir über Eurer Projekt „Die Bildner der Erde“ zu<br />

sprechen!<br />

Kannst Du mir erzählen, wie es zu dem Spiel-<br />

Projekt gekommen ist und wer die Initiative hatte?<br />

Nach dem Wechsel 2005 in der Heimleitung hatten wir<br />

in der Kräuterwerkstatt die Idee, dem neuen Heimleiter<br />

sozusagen ein Geschenk zur Begrüssung zu machen.<br />

Mit diesem Spiel sollte im Übertragenen neuer Boden<br />

geschaffen werden im Sinne eines Neuanfangs unter<br />

Beteiligung von Menschen aus allen Bereichen, daher<br />

haben wir auch diese Schöpfungsgeschichte ausgewählt.<br />

Gleichzeitig sollte eine Brücke zwischen<br />

Vergangenheit und Gegenwart geschlagen werden, da<br />

dieses Thema bereits 1989 hier im <strong>Columban</strong> als<br />

Eurythmie-Projekt der damaligen Seminaristen mit<br />

Betreuten aufgeführt werden sollte. Was damals stehen<br />

geblieben und nicht auf die Erde gekommen ist, wollten<br />

wir vollenden. Die (Wieder-)Entdeckung der Themenbilder<br />

zur Schöpfungsgeschichte war auch ein Zeichen,<br />

dass wir die Arbeit wagen sollten.<br />

Ich verstehe den Sinn des Spiels so: Immer wenn man<br />

etwas Gutes schafft, so schafft man auch Schatten. Im<br />

Spiel wird beispielsweise das Lichtschwert gebraucht,<br />

um die Unterwelt zurückzudämmen, allerdings nicht zu<br />

zerstören, sondern nur soweit zu begrenzen, damit die<br />

Erde weiter aufgebaut werden kann. Es geht auch um<br />

den Entwicklungsweg und die Erkenntnis, dass man<br />

Weisheiten nicht einfach überstülpen kann, sondern<br />

dass sie umgewandelt werden müssen, damit sie leben<br />

können.<br />

Marlene als “Welle”<br />

Wie war die Projektarbeit, was habt ihr für Erfahrungen<br />

gemacht?<br />

Nun, wir waren ja fast ein Jahr damit beschäftigt und es<br />

gab wie im Spiel helle und dunkle Phasen. Ich verstehe<br />

die Projektarbeit als einen schöpferischen Prozess, was<br />

auch dem Thema entspricht. Insgesamt ist es eine<br />

Gemeinschaftsarbeit von 26 Menschen, das ist ein<br />

besonderes Erlebnis. Ich habe den Einsatz der Spieler<br />

sehr geschätzt, schon alleine deswegen, da viele<br />

Proben in ihrer Freizeit stattfanden. Ausserdem ist das<br />

Thema des Stücks nicht gerade einfach. Zur<br />

Einstimmung haben wir in der Mitarbeiterkonferenz das<br />

Keltentum behandelt und im Morgenkreis ausgesuchte<br />

Lieder für das Stück eingeübt.<br />

Gobinath Nair als “Midyir - der Rothaarige”<br />

Was ist der Hintergrund des Stückes?<br />

Das Spiel stammt aus der keltischen Mythologie und<br />

handelt von der Erschaffung der grünen Insel Irland<br />

durch die Götter von Tir-na-Moe aus der Welt des<br />

Danaa, dem Sonnenreich. Die Bildner der Erde ist also<br />

die Schöpfungsgeschichte von Irland, der Insel des<br />

Schicksals, durch die Göttin Brigit. Der irische<br />

Wandermönch <strong>Columban</strong>, unser Namensgeber, brach<br />

im 7. Jahrhundert zum Bodensee auf, um das irische<br />

Christentum zu verbreiten, hier gründen unsere<br />

keltischen Wurzeln.<br />

Annette Grieder-Keller als “Göttin Brigit”<br />

12 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Kultur im <strong>Columban</strong><br />

Der Saal war bei der Premiere am 25. März diesen Jahres voll mit<br />

neugierigen Zuschauern, denn alle wollten wissen, was ihr erarbeitet<br />

habt.<br />

Wie wurde das Stück erlebt, als ihr es im März aufgeführt habt<br />

und welche Rückmeldungen habt ihr erhalten?<br />

Die meisten fanden es toll, vor allem sehr lebendig und in reichen<br />

farbigen Bildern umgesetzt. Da wir auch Tipps und Anregungen der<br />

Premierenzuschauer berücksichtigen konnten, fand ich persönlich die<br />

zweite Aufführung noch besser als die erste. Bei dieser Gelegenheit<br />

möchte ich noch einmal allen Spielern und Teilnehmern meinen Dank<br />

für ihr Engagement und ihren Beitrag zum guten Gelingen aussprechen!<br />

Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Friederike!<br />

Und wir alle würden uns natürlich<br />

über ein weiteres Projekt freuen,<br />

vielleicht hast Du ja schon<br />

eine Idee?<br />

Myrtha Volkart und Andreas gemeinsam als “Gott Gobniu”<br />

Friederike Fuchsmann arbeitet seit September 2004 (wieder) im Heim <strong>Columban</strong> als<br />

Sozialtherapeutin / Sozialpädagogin in der Kräuterwerkstatt<br />

Kurze Nachschau des<br />

Kulturprogramms im Heim<br />

5. Januar Matinée<br />

Das Traumlied des Olaf Åsteson wird<br />

vorgetragen von Theres Brenner<br />

und einer Sprachgestalterkollegin.<br />

Akzente und den Rahmen bildete<br />

zeitgenössische Harfenmusik. Die<br />

gelungene Einführung von Harald<br />

Draxl erleichterte uns allen den Einstieg<br />

in dieses gewaltige Lied mit seinen<br />

eindrücklichen Bildern.<br />

11. Februar<br />

Zwei Stunden mit dem Duo Etienne,<br />

Schlager und Schnulzen, heimatliche<br />

Töne, Betreuer wie Betreute<br />

haben die Möglichkeit zu schunkeln<br />

und zu tanzen. Eine gute Einstimmung<br />

in die Fasnachtszeit, welche<br />

am 21.02. unter dem Motto “Vier<br />

Elemente” ihren Höhepunkt hatte.<br />

27.Februar<br />

Die Riethüsli-Gugge holt die Leute<br />

von der Werkstatt ab. Anschliessend<br />

folgt ein Platzkonzert und unsere Bewohner<br />

haben Gelegenheit mit den<br />

Fasnächtlern eine Kleinigkeit zu<br />

essen und zu trinken. Die Begeisterung<br />

wirkt noch lange nach und wir<br />

würden uns alle freuen, sie auch im<br />

nächsten Jahr wieder zu sehen.<br />

25. März<br />

Der lang ersehnte Wunsch von Köbi<br />

ging in Erfüllung: Das Saienchörli<br />

kam zu uns und erfreute uns mit<br />

seinen Liedern. So vielstimmig und<br />

urchig hat es jahrelang nicht unsern<br />

Saal durchtönt.<br />

6. April<br />

Begeisterte kleine und grosse Eurythmisten<br />

der Gruppe Furore aus<br />

Winterthur spielen uns das Märchen<br />

vom gestiefelten Kater vor. Unterstützt<br />

werden sie von Musikern, die<br />

gekonnt das Ganze begleiten.<br />

5. Mai<br />

Christian Zimmermann aus Freiburg<br />

ist da; mit Lauten und Gitarren<br />

und wir hören nicht nur alte Musik,<br />

sondern werden selber aktiv und<br />

summen oder singen auch Hits aus<br />

der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts,<br />

die er meisterhaft begleitet.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 13


Anthroposophie<br />

Bericht aus dem Therapiebereich<br />

Die Räume der Therapeuten liegen<br />

nahe beieinander. Trotzdem sind alle<br />

Einzelkämpfer. Umso mehr erleben<br />

sie es befruchtend, sich wöchentlich<br />

auszutauschen. Auch ich schätze es,<br />

obwohl nicht mehr aktiv als Therapeut<br />

wirkend, doch noch als Bereichsleiter<br />

dieser Gruppe anzugehören.<br />

Die Bewohner stehen im Mittelpunkt.<br />

Die meisten Förderungen über die<br />

Therapien geschehen in Einzelbetreuung.<br />

Bis auf die Heileurythmie,<br />

wo bis zum Sommer noch zwei<br />

Mitarbeiterinnen arbeiten, machen<br />

alle Therapeuten verschiedene Anwendungen.<br />

Nebst Heileurythmie von Vera<br />

Vassilevskaia und Sophia Hansen<br />

gibt es Massagen von Valentin<br />

Vassilevski, Maltherapie und Plastizieren<br />

von Diego Rossi. Der Austausch<br />

über Erfahrungen des einen<br />

Gebietes hilft auch den Anderen entsprechende<br />

Bewohner noch besser<br />

zu begreifen. Der regelmässige Austausch<br />

mit dem Heimarzt Dr. Ricardo<br />

Torriani, wenn auch nur monatlich,<br />

unterstützt diese Arbeit.<br />

Dieser kleine Bereich war personell<br />

lange stabil. Doch im vergangenen<br />

Jahr halfen zwei Maltherapeutinnen<br />

aus, weil ich mehr mit administrativen<br />

Belangen beschäftigt war. Seit<br />

Anfang 06 konnte die Maltherapie<br />

und das Plastizieren ganz Diego<br />

übergeben werden. Er bereichert<br />

unsere Gruppe und hat sich gut in die<br />

Arbeit eingelebt. Doch werden wir<br />

bald den Verlust von Sophia hinnehmen<br />

müssen, da sie altershalber<br />

zurücktreten wird. In künstlerischer<br />

Eurythmie ergänzten sich die zwei<br />

Eurythmistinnen auch 2005 an<br />

passenden Anlässen. Wie wird das<br />

wohl sein, wenn Vera allein ist?<br />

Die Fülle menschlicher Phänomene<br />

Behinderungen, Auffälligkeiten oder „Störungen“ bedeuten, dass sich<br />

bestimmte Tendenzen auf körperlicher, seelisch-geistiger oder sozialer<br />

Ebene sehr stark und oft auch einseitig ausgebildet haben. So zeigt<br />

beispielsweise ein hyperaktives Kind den äusseren Bewegungsaspekt<br />

stark ausgeprägt, während die verinnerlichte Bewegung der<br />

Aufmerksamkeit und des Hörens schwach entwickelt ist.<br />

Die anthroposophisch orientierte Menschenkunde beobachtet,<br />

erforscht und erfasst differenziert die Fülle menschlicher Phänomene<br />

(vorhandene Polaritäten, Prozesse und Schichten) und ist bemüht, diese<br />

in einer ausgleichenden Balance zu halten, damit Gesundheit als<br />

„Ganzheit“ entstehen kann.<br />

Aus dieser Perspektive wird die grosse Bedeutung der Kunst für die<br />

heilpädagogische Erziehung und Therapie verständlich: Künstlerische<br />

Tätigkeit lebt in der Gestaltung reiner Elemente, etwa Farbe, Form oder<br />

Ton. Diese Elemente selbst bilden Polaritäten, in der Musik etwa hohe<br />

und tiefe, kurze und lange Töne, Dur und Moll; jeder musikalische<br />

Rhythmus, jede Melodie verbindet auf unterschiedliche Weise diese<br />

Gegensätze, und zugleich hat jeder Klang, jeder Rhythmus seine ihm<br />

innewohnende Sprache. Ähnliches lässt sich für andere künstlerische<br />

Tätigkeiten und auch für handwerkliches Arbeiten in seiner<br />

elementaren Form zeigen. So können mit pädagogischen und<br />

künstlerischen Mitteln die skizzierten Einseitigkeiten gleichsam<br />

beantwortet werden, denn beider Sprache ist verwandt. Anknüpfend an<br />

die obigen Beispiele stellt der musikalische Rhythmus eine stärker nach<br />

aussen gehende, leiblich gebundene Bewegung dar, gegenüber der<br />

Melodie als einer stärker verinnerlichten, bewusstseinsnäheren Bewegung.<br />

Das Vergessenkönnen wiederum erscheint als eine Bewegung,<br />

die mit dem 'Absinken' oder 'Leiser werden' des Bewusstseinsinhaltes<br />

verglichen werden kann.<br />

Der behinderte oder verhaltensauffällige Erwachsene kann darin<br />

unterstützt werden, eine Beziehung zu derjenigen Polarität zu finden,<br />

welche in ihm noch weniger ausgestaltet ist. Anderseits kann er auch<br />

ermuntert werden, das in jeder Einseitigkeit vorhandene Potential weiter<br />

auszubilden oder zu verwandeln. Heilende Bemühungen bedeuten<br />

demnach den Versuch, den Prozess der Integration nach innen, wie<br />

nach aussen anzuregen. In der Begegnung mit dem Erwachsenen<br />

knüpft der Pädagoge und Therapeut stets an seine eigene<br />

Persönlichkeit an, die sein „Instrument“ bildet mit ihren besonderen<br />

Möglichkeiten und Beschränkungen. Zwischen ihm und dem<br />

Erwachsenen kommt es zu einem Resonanzgeschehen, welches die<br />

Grundlage für die heilpädagogische Begleitung und Sozialtherapie<br />

werden kann. Dies setzt allerdings eine grundlegende Kenntnis der<br />

eigenen Persönlichkeit voraus sowie die Bereitschaft, diese selbst<br />

übend weiter zu entwickeln.<br />

Günther Boltshauser<br />

14 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Therapeutische Arbeiten<br />

Stimmen zum Abschied von Sophia Hansen<br />

Sophia gehört zum Heim <strong>Columban</strong>, sie ist kaum wegzudenken.<br />

Solche und ähnliche Aussagen hörte ich von verschiedenen<br />

Mitarbeitenden. Im Stillen wirkte sie, kümmerte sich treu um den<br />

Schmuck im Martin-Odilienhaus und im Saal. Du wirst uns fehlen! Eine<br />

Epoche geht zu Ende. Was wird danach sein?<br />

Sophia Hansen begann ihre Arbeit im Heim 1979. Wie ich neu ins<br />

Heim kam, durfte ich an Eurythmiekursen bei Sophia Hansen<br />

teilnehmen. Mit liebevoller Geduld wurden wir phantasievoll mit Hilfe<br />

von Versen und Gedichten in diese Kunst eingeführt. Das war für mich<br />

ein schönes Ankommen im Heim. Vielen Dank Sophia. Das<br />

Pensionsalter ist schon lange erreicht, wir durften immer noch mit Dir in<br />

einem kleineren Pensum als Heileurythmistin rechnen. Ein neuer<br />

Lebensabschnitt hat für Dich mit dem Abschied von Holger bereits<br />

begonnen. Wir hoffen, Dich auch nach dem Sommer, wenn Du Dich<br />

aus Deiner Arbeit hier zurück ziehen wirst, immer wieder mal zu treffen.<br />

Herzlichen Dank für alles.<br />

Günther<br />

Als ich meine Fahrschule durchmachen<br />

musste, hatte ich zusätzliche<br />

Fahrstunden sehr nötig. Zum<br />

Glück hat mir jemand vom <strong>Columban</strong><br />

immer wieder etwas von seiner<br />

Zeit gewidmet, sonst hätte ich die<br />

Fahrprüfung sicher nicht bestanden.<br />

Am meisten aber haben Du, Sophia,<br />

und vor allem Dein Mann dazu<br />

beigetragen. Es war aber keine<br />

trockene Lektüre! Fast jedes Wochenende<br />

und oft zu fünft mit Vera<br />

und Rainer haben wir sehr schöne<br />

Ausflüge gemacht. Einmal sind wir<br />

sogar zusammen in Olten gewesen.<br />

Abgesehen von meinem kleinen<br />

Kummer war es eine wunderbare<br />

Epoche.<br />

Jetzt wo Du mehr Zeit haben wirst,<br />

könnten wir vielleicht wieder etwas<br />

gemeinsam unternehmen, oder?<br />

Ich wünsche, dass ohne Arbeit im<br />

<strong>Columban</strong> Dein Leben nicht langweilig<br />

werde!<br />

Valentin<br />

Das Therapeutenteam: v.l. Valentin Vassilevski, Sophia Hansen, Günther Boltshauser,<br />

Vera Vassilevskaia, Diego Rossi<br />

Seit sieben Jahren arbeite ich nun im Heim <strong>Columban</strong> und habe mich<br />

immer gefreut, dass Du, Sophia, meine Kollegin bist. Unsere Besprechungen,<br />

gemeinsames Üben, Eurythmieaufführungen sind und werden<br />

für immer die schönsten Erinnerungen an diese Zeit bleiben.<br />

Wenn man lang in die Wolken blickt<br />

sieht man oft Ungeheuer und Engel<br />

Auch das Laub hat viele Gesichter<br />

Manchmal erkenne ich einen Freund im Blattwerk<br />

So menschlich werden zuweilen vertraute Dinge<br />

Aber die Menschen sind Rätsel die ich lösen möchte<br />

(R. Ausländer)<br />

Sophia Hansen als “Angus” in Bildner der<br />

Erde<br />

Ich hoffe auf unser Immerwiedersehen, liebe Sophia.<br />

Vera.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 15


Weiterbildung<br />

Geomantie-Workshop<br />

mit Regula Berger<br />

Wer mitmachen wollte, traf sich am<br />

frühen Samstag Nachmittag vom 25.<br />

März zu Wahrnehmungsübungen auf<br />

dem <strong>Columban</strong>-Gelände. Der Frühling<br />

kündigte sich an, obwohl zum<br />

Teil noch viel Schnee lag. Doch mit<br />

deutlichem Schmelzpotential.<br />

Wir waren eine Runde von 12<br />

Menschen, welche versuchten,<br />

stellvertretend für die Mitarbeiterschaft<br />

wachsam zu werden auf eine<br />

verfeinerte Art.<br />

Regula stimmte uns für das Erlangen<br />

einer erhöhten Aufmerksamkeit mittels<br />

verschiedenen rhythmischen<br />

Übungen ein. Verschiedene Körperzonen<br />

wurden je nach Thema mittels<br />

Vokalen und/oder Konsonanten und<br />

Tönen miteinbezogen. In unser Bewusstsein<br />

wurden die Elemente mit<br />

ihren zugehörigen feinstofflichen<br />

Helferwesen (Elementarwesen) aufgenommen.<br />

So eingestimmt begab sich jede/r<br />

einzeln dahin ins Gelände, wo es sie<br />

oder ihn hinzog. Offen und fragend<br />

spürten wir nach, was stimmig war<br />

und was wo den gegenwärtigen<br />

Zustand verbessern könnte oder zu<br />

ändern wäre, um positiver und<br />

kraftvoller auf das Ganze wirken zu<br />

können. Selber wurde man zum<br />

Wahrnehmungsinstrument, indem<br />

man sein Befinden am jeweiligen<br />

Standort genau registrierte.<br />

Die Erfahrungen tauschten wir gegenseitig<br />

in der Zwölferrunde aus.<br />

Vieles wurde wahrgenommen, was<br />

als Anregung für die künftige Geländegestaltung<br />

einfliessen soll. Für<br />

die Schönheiten und Kräfte die wirken,<br />

zeigten wir uns in einer Schlussrunde<br />

an einem kraftvollen Platz im<br />

Gelände dankbar.<br />

Das Temperament in Theorie und Praxis<br />

Interne Weiterbildung mit Dr. med. Ricardo Torriani<br />

Das Interesse an dieser Weiterbildung war enorm, 30 Menschen<br />

fanden sich an den zwei Nachmittagen im grossen Saal des Heims<br />

zusammen, um an dem spannenden Thema der Temperamente zu<br />

arbeiten; teilweise um ein Grundverständnis zu erwerben und teilweise<br />

um ihr Wissen zu überprüfen oder zu vertiefen. Temperamente sind zu<br />

verstehen als die Verbindung des Seelischen zum Leibe und wir<br />

unterscheiden vier Temperamente: das Cholerische, das Phlegmatische,<br />

das Melancholische und das Sanguinische.<br />

Dr. Torriani, der uns allen wohlbekannt ist durch seine Arbeit als<br />

Heimarzt, gestaltete die Weiterbildung interessant, indem er einerseits<br />

die fachlichen Grundlagen im Plenum erklärte, eine Fallsituation durch<br />

eine Videosequenz veranschaulichte und andererseits durch spezielle<br />

Aufgabenstellungen den Teilnehmenden in Kleingruppen die<br />

Möglichkeit zu Austausch und Anwendung des Gehörten gab. Mit<br />

deutlichem Engagement diskutierten die Teilnehmenden und suchten<br />

jeweils anschliessend im Plenum das Gespräch, um ihre Ergebnisse<br />

darzustellen und Fragen zu erörtern.<br />

Eine besondere Aufgabe bedeutete am ersten Tag das Ausfüllen eines<br />

„Temperamtsfragebogens“ zur Bestimmung des eigenen Temperaments<br />

ausgehend von der Kindheit. Am zweiten Tag brachte Dr. Torriani<br />

die anhand von 10 Bestimmungsqualitäten ausgewerteten Fragebögen<br />

wieder mit und erläuterte die Ergebnisse, so dass jeder Teilnehmende<br />

einen persönlichen Bezug herstellen konnte. Dabei ist zu betonen,<br />

dass eine solche Zuordnung zu einem bestimmten Grundtemperament<br />

wertfrei zu betrachten ist: sie dient vielmehr dem besseren<br />

Verständnis seiner Anlagen, erklärt gewisse Primärreaktionen, trifft aber<br />

keinerlei Aussagen über den Charakter und die Persönlichkeitsstruktur<br />

eines Menschen.<br />

Für unsere Arbeit im Heim bot die Weiterbildung wertvolle Hinweise<br />

und Anregungen für den Umgang untereinander sowie mit den Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern. Die Rückmeldungen zum Kurs waren durchweg<br />

positiv und spiegelten wieder, wie wichtig das Wissen um die Temperamente<br />

in unserer Arbeit ist.<br />

Die Temperamentslehre von Dr. Rudolf Steiner ist in verschiedenen<br />

Vorträgen vor Lehrern und anderem Fachpersonal in seinen Schriften<br />

nachzulesen, z.B. GA 30 oder 295. Zudem gibt es aktuelle<br />

Sekundärliteratur, die eine Vertiefung in das Thema ermöglichen (z.B.<br />

von M.R. Zentner oder C. Englert-Faye) Auch erwarten wir gespannt Dr.<br />

Torrianis Publikation zu diesem Thema.<br />

16 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Weiterbildung<br />

Der Umgang mit Aggression und Gewalt von Harald Draxl<br />

Rückblick auf das Seminar im Oktober 2005 mit Dr. med. Hartwig Volbehr<br />

Bei Aggression und Gewalt handelt es sich um Kräfte,<br />

die wohl in jedem Menschen in unterschiedlicher<br />

Ausprägung vorhanden sind. Wer hat sich noch nicht in<br />

Gedanken ertappt, wie er einem Widersacher eine<br />

runterhaut, nur weil der ein Wort sagte, das wir als<br />

Verletzung empfunden haben. Im Zuge der Bewusstwerdung,<br />

dass wir innerlich gerade über jemand hergefallen<br />

sind, kann auffallen, wie zerstörerisch und<br />

blind ein solcher Gewaltakt und wie ausgeliefert und<br />

ohnmächtig der Gewalttäter gegenüber den ihn überflutenden<br />

Kräften schlussendlich doch ist.<br />

Die Gewaltforschung hat ergeben, dass Gewalt immer<br />

dort entsteht, wo elementare Bedürfnisse des<br />

Menschen unterdrückt werden: Nahrungsaufnahme,<br />

Arbeit, Kommunikation, Freiheit, Bildung, Entwicklung<br />

usw. Vom präventiven Umgang mit Gewalt kann dann<br />

gesprochen werden, wenn die Aufmerksamkeit auf die<br />

Bedürfnisse eines Menschen gerichtet wird. Dadurch,<br />

dass die Bedürfnisse des anderen wahrgenommen und<br />

gehört werden, kann er besser kennen gelernt und verstanden<br />

werden. Daraus leitet sich aber nicht die Pflicht<br />

ab, die Bedürfnisse des anderen befriedigen zu müssen.<br />

Im Gegensatz zur Gewalt wird der Aggression ein<br />

Beziehungsaspekt zugeordnet. Aggression kommt vom<br />

Lateinischen aggredi und bedeutet so viel wie heranschreiten<br />

oder herangehen an etwas. So gesehen ist<br />

aggredi gerade bei Kindern eine stark ausgeprägte<br />

Eigenschaft. Kinder treten mit Erkundungswillen an die<br />

Welt der Erscheinungen heran und wollen sie begreifen.<br />

So treten auch wir an jemand oder etwas mit der<br />

Absicht heran, eine Beziehung aufzunehmen und etwas<br />

gestalten zu wollen.<br />

Im Hinblick auf das tägliche Geschehen in Institutionen<br />

und Betrieben und dem Wohlergehen (oder eben<br />

Nichtwohlergehen) der Mitarbeitenden sollte überlegt<br />

werden, ob es nicht hoch an der Zeit wäre, eine gesunde<br />

Streitkultur zu entwickeln. Denn werden Aggressionen<br />

unterdrückt, so können Angst und Depression<br />

die Folge sein.<br />

Dem Begriff der Aggression gesellt sich ein anderer<br />

Begriff hinzu: die Abgrenzung. Dr. Volbehr schildert<br />

Beispiele von historischem Rollenverständnis.<br />

Dem Begriff der Aggression gesellt sich ein anderer<br />

Begriff hinzu: die Abgrenzung. Dr. Volbehr schildert<br />

Beispiele von historischem Rollenverständnis. Noch vor<br />

100 Jahren war die Rolle des Einzelnen im gesellschaftlichen<br />

Kontext klar umrissen: der Lehrer, der Polizist, der<br />

Arzt, der Bauer. Menschen identifizierten sich mit ihren<br />

Rollen in weit stärkerem Masse als dies heutzutage der<br />

Fall ist. Früher einmal haben Söhne in der Regel den<br />

Beruf ihres Vaters übernommen. In den vergangenen<br />

100 Jahren jedoch ist die Bewusstseinsentwicklung in<br />

Richtung Individualisierung vorangeschritten. Es mag<br />

gegenwärtig bei weitem schwieriger erscheinen, dass<br />

der Einzelne sich mit seiner gesellschaftlichen Rolle<br />

identifiziert. Denn die in den Menschen wirksamen<br />

individuellen Schicksalsimpulse treten nun<br />

akzentuierter in Erscheinung, sprengen häufig die von<br />

der Gesellschaft vorgezeichneten Grenzen und<br />

verlangen nach ihrer Verwirklichung.<br />

Die Dynamisierung des Individualbewusstseins hat<br />

auch zur Folge gehabt, dass wir Beziehungen neu<br />

denken müssen. Um die Wende zum 20.Jahrhundert<br />

war der Begriff „Beziehung“ noch kaum gebräuchlich.<br />

Mittlerweile handelt es sich bei ihm um eine geradezu<br />

inflationär gebrauchte Vokabel. Es stellt sich die Frage:<br />

Wenn nicht mehr das gesellschaftliche Rollenverhalten<br />

im Vorder-grund steht sondern der Weg der<br />

Individuation (wie C. G. Jung es bezeichnet) zum zentralen<br />

Lebensmotiv wird, wie ist dann die Abgrenzung<br />

zwischen den Ver-Einzelten zu gestalten?<br />

In früheren Zeiten war das Denken, Fühlen und Wollen<br />

der Menschen mit dem der Gemeinschaft identisch.<br />

Afrikanische Kinder z.B. leben noch viel stärker im Wir-<br />

Gefühl als dies bei Kindern der westlichen Welt der Fall<br />

ist. Aus diesem Wir-Gefühl sind wir tatsächlich heraus<br />

gefallen und erleben uns im Sinne jenes Begriffs, den<br />

die Griechen mit idiotes prägten (in der griechischen<br />

Antike war das ein Mensch, der sich weigerte,<br />

politisches Engagement zu übernehmen). Im modernen<br />

Sprachgebrauch könnte man von einem Menschen<br />

sprechen, dessen Denken, Fühlen und Wollen<br />

sich ver-einzelt hat und der nicht ohne weiteres Anschluss<br />

an eine Gemeinschaft findet.<br />

Insofern lässt sich aggressives Verhalten als ein Weg<br />

betrachten, sich dem anderen und der Aussenwelt<br />

gegenüber abzugrenzen und zu behaupten. Doch<br />

leben wir in einer Welt, die wenig Gelegenheit zur<br />

Abgrenzung bietet. Beobachtbar ist das am Verhältnis<br />

von Eltern zu ihren Kindern. Die historische Rolle von<br />

Mutter und Vater im Sinne von Autoritäten im Verband<br />

der Familie ist aufgeweicht zugunsten einer mehr im<br />

Idealfall freundschaftlichen, fördernden und begleitenden<br />

Verbundenheit mit den Kindern. Häufig jedoch<br />

fehlt auch die, da die Eltern selbst um ihre Orientierung<br />

und Optimierung im Dschungel von gesellschaftlichen<br />

Ansprüchen und Selbstwerdung ringen.<br />

Fortsetzung nächste Seite<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 17


Weiterbildung<br />

Jedoch sollten wir uns bewusst sein, so Dr Volbehr, dass<br />

wir in einer hoch dynamischen Epoche leben. Durch<br />

die Tatsache, dass die Menschen auf sich<br />

zurückgeworfen sind (im Sinne der oben erwähnten<br />

Individuation), besteht die Möglichkeit, dass<br />

Begegnungen stattfinden, die von der Qualität her<br />

durchlässig für das Element des Vorbegrifflichen oder<br />

Überbewussten somit des Geistigen sind. Auf dieser<br />

Ich-Ebene, die empfänglich geworden ist für die<br />

Impulse aus der Sphäre des Selbst, ist Begegnung ohne<br />

Gefälle und ohne Rollenzuweisung möglich. Auch die<br />

Abgrenzung gibt es nicht, denn im Geistigen existieren<br />

keine Grenzen. So kann gesagt werden, dass sich<br />

heutzutage die Menschen geistig-seelisch stärker<br />

verbunden fühlen, und das mag auch ein Grund für die<br />

Beziehungsprobleme sein, die in sozialen Einrichtungen<br />

an der Tagesordnung sind. Denn worum gerungen<br />

wird, ist der Rhythmus zwischen Nähe und Distanz und<br />

um die Fragen: Was bedeutet eigentlich „gesunde<br />

Abgrenzung“? Und wie schaffen wir Klarheit in den<br />

Beziehungen?<br />

Aikido<br />

(ai) (ki) (do)<br />

Aikido ist eine recht junge Budokunst, die erst in im 20.<br />

Jahrhundert entwickelt wurde. Morihei Ueshiba (1883-<br />

1969), der Begründer sagt dazu: «Da das japanische<br />

Wort Ai sowohl für Harmonie als auch für Liebe steht,<br />

beschloss ich meine unvergleichliche Budokunst Aikido<br />

zu nennen, obwohl das Wort Aiki ein sehr altes ist.<br />

Dieses Wort wurde von den Kriegern in der<br />

Vergangenheit benutzt, jedoch in einer Bedeutung, die<br />

sich grundlegend von der Bedeutung unterscheidet, die<br />

ich dem Wort gebe. Aiki ist keine Technik, um den Feind<br />

zu bekämpfen oder zu besiegen, es ist der Weg, die<br />

Welt zu versöhnen und aus den Menschen eine Familie<br />

zu machen. Das Geheimnis des Aikido ist es, sich mit<br />

den Bewegungen des Universums in Einklang zu<br />

bringen und mit ihm zu harmonisieren. Derjenige, der<br />

das Geheimnis des Aikido erfasst hat, trägt das<br />

Universum in sich und muss sagen: Ich bin das<br />

Universum.»<br />

Werde ich nun mit einem Bewusstseins-Konzept der<br />

besonderen Art, nennen wir es Gewalt-Konzept (denn<br />

Gewalt beginnt im Kopf), konfrontiert, so kann ich auf<br />

unterschiedliche Art und Weise darauf reagieren. Ich<br />

kann entweder selbst in Rage geraten und meinerseits<br />

mit Gewalt antworten oder ich nehme eine<br />

grundsätzliche Haltung ein, wie sie bei Aikido eingeübt<br />

wird. Mit dieser Haltung will ich den Aggressor nicht<br />

weghaben oder ihn verletzen, sondern ich nehme ihn<br />

liebend unter meine Fittiche, d.h. ich kämpfe mit dem<br />

anderen nicht um schliesslich als Sieger hervor zu<br />

gehen. Vielmehr setze ich mich mit dem anderen<br />

auseinander, um eine Klärung unserer Beziehung<br />

herbei zu führen. Das entspricht einem ganzheitlichen<br />

Ansatz, bei dem der Angreifer nicht ausgeschlossen<br />

wird.<br />

Mit diesem Ansatz trainiere ich gleichermassen das<br />

Bewusstsein. Im Falle eines Angriffs kann ich mir sagen:<br />

Nein, ich steige aus dem Konflikt aus. Sollte ein<br />

Aggressor versuchen, meinen Arm zu fixieren, so stelle<br />

ich mir vor, der Arm sei ein Stahlwinkel. Diese<br />

Vorstellung entfaltet eine ungeahnte Wirkung in<br />

meinem Arm, die es dem Aggressor beinah unmöglich<br />

macht, ihn zu beugen. Oder ich verwandle mich<br />

mental in einen Baumstamm, d.h. ich stelle mir vor,<br />

mein Körper sei ein Stamm. Und wiederum zeitigt diese<br />

Vorstellung eine verblüffende Wirksamkeit in mir wie<br />

auch in meinem Gegenüber.<br />

Der im Aikido angewandte Wille kann auch „sanfter<br />

„Wille“ genannt werden. Es ist jener sanfte oder weiche<br />

Wille, der den in uns allen veranlagten Ausdruckskräften<br />

zugrunde liegt.<br />

Und das sind eben die Kräfte, welche wir für die<br />

Betätigung vor allem im kulturell-künstlerischen Bereich<br />

benötigen. Indem wir tanzen, singen, Theater<br />

spielen, zeichnen, malen oder plastizieren stets betätigen<br />

wir dabei den sanften Willen. Zusammengefasst sei<br />

betont, alles Leben will sich einen Ausdruck verschaffen.<br />

Dort aber, wo sich der Mensch gemäss seinem<br />

innersten Wesen einen adäquaten Ausdruck verschafft<br />

arbeitet er mit dem sanften Willen. Wo aber die<br />

Möglichkeit nicht besteht (aus welchen Gründen auch<br />

immer), seinem Wesen einen Ausdruck zu verschaffen,<br />

entstehen jene Verzerrungen, die schliesslich in<br />

aggressives oder gar gewalttätiges Verhalten münden.<br />

Abschliessend lässt sich für die Sozialtherapie ein<br />

Gedanke aus den Ästhetischen Briefen von Friedrich<br />

Schiller fruchtbar machen: „Der Spieltrieb kann als<br />

lebende Gestalt bezeichnet werden, als Symbiose von<br />

sinnlichem Trieb und Formtrieb. Die ästhetische Kunst<br />

ist das Objekt des Spieltriebs. Der Mensch spielt nur, wo<br />

er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist<br />

nur da ganz Mensch, wo er spielt.“<br />

18 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Qualität und Management<br />

Präventionsstelle im Heim <strong>Columban</strong><br />

Im Rahmen des Qualitätsmanagements haben wir im Heim <strong>Columban</strong><br />

ein Präventionskonzept, welches in der aktuellen Form vom Verband<br />

anthroposophischer Heilpädagogik und Sozialtherapie- VaHS<br />

genehmigt ist. Wir erachten das Thema Gewalt-Prävention im Sinne<br />

der unten aufgeführten Definition als sehr wichtig.<br />

Aus diesem Grunde haben wir uns auf verschiedene Art und Weise im<br />

Heim damit auseinandergesetzt: Der vorangehende Text von Harald<br />

Draxl beschreibt eindrücklich die interne Weiterbildung, in der die<br />

Mitarbeiterschaft im Herbst 2005 für das Thema Gewalt sensibilisiert<br />

wurde. Die Arbeitsgruppe Qualität überprüfte das Konzept und<br />

verbesserte es in Form und Verständlichkeit. Eine Gruppe von 12<br />

Mitarbeitenden nahm an der Tagung der Fachstelle Prävention am 29.<br />

März <strong>2006</strong> in Lenzburg zum Thema“ Selbsterfahrung- Selbstreflexion:<br />

Werkzeuge/ Austausch/ Unterstützung“ teil.<br />

Nach diesen Vorbereitungen wurden im Mai <strong>2006</strong> zwei interne<br />

Vertrauenspersonen von der Mitarbeiterschaft delegiert, die im Bereich<br />

Prävention tätig werden sollen. Sie werden als Ansprechpartner für<br />

allfällige Fragen im Umgang mit Gewalt und Prävention zur Verfügung<br />

stehen, mögliche Wege aufzeigen, Weiterbildungen organisieren und<br />

im konkreten Fall Opfern und Tätern Hilfe anbieten. Dies geschieht in<br />

enger Vernetzung mit der Fachstelle.<br />

Die Ansprechpartner sind Christoph Vogel, Sozialtherapeut, Wohngruppe<br />

Erle und Andrea Waldenburg Lienhard, Sozialpädagogin,<br />

Wohngruppe Ahorn<br />

Auszug aus Grundlagenpapier der VaHS:<br />

Fachstelle für Prävention, September 2005<br />

Definition: „Die auf Grundlage der Anthroposophie gepflegte Heilpädagogik<br />

und Sozialtherapie erachtet grundsätzlich jeden Eingriff in<br />

die Integrität - im Sinne körperlicher, seelischer und geistiger Unversehrtheit<br />

und dem Recht auf und der Hilfe zur Selbstbestimmung - eines<br />

anderen Menschen als Gewalt. (Unter Gewalt werden im Folgenden<br />

auch alle Formen von sexuellen Übergriffen sowie alle Arten von<br />

Diskriminierung verstanden) Jede diesbezügliche, trotz heilpädagogischer<br />

Hilfestellung und Unterstützung, Massnahme ist fragwürdig,<br />

darum regelmässig auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen und erfordert<br />

Reflexion und Dokumentation.<br />

Gerade die Tätigkeit in den helfenden Berufen ist mit vielen<br />

Grenzerfahrungen und emotionalen Herausforderungen verbunden,<br />

die eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit allen im Zusammenhang<br />

mit Grenzüberschreitungen stehenden Fragen erfordert.“<br />

Zwischenaudit III<br />

“Wege zur Qualität”<br />

Im Mai <strong>2006</strong> begrüssten wir für einen<br />

Tag die uns aus vorherigen Jahren<br />

bekannten Auditoren der Confidentia,<br />

Frau Walker und Herrn Jäger,<br />

im Heim, um in den einzelnen<br />

Bereichen des Heimes unser 3. Zwischenaudit<br />

im Rahmen der Qualitätssicherung<br />

mit „Wege zur Qualität“<br />

durchzuführen.<br />

Vorbereitend setzten wir uns in den<br />

Bereichen verstärkt mit dem Thema<br />

„Leitbild“ auseinander, da dieses die<br />

Grundlage unserer Arbeit bildet.<br />

Beim Zwischenaudit <strong>2006</strong> handelt<br />

es sich(analog zum ersten dreijährigen<br />

Zertifizierungszyklus) um ein<br />

Rückblicksaudit, welches schwerpunktmässig<br />

zwei Schlüsselfragen<br />

aufgreift und behandelt:<br />

1. Welche Wirksamkeiten hatten die<br />

im Leitbild der Institution formulierten<br />

Impulse auf die tägliche<br />

fachliche Arbeit?<br />

2. Welche Wirkungen wurden durch<br />

das von uns praktizierte Qualitätsmanagement<br />

auf den verschiedenen<br />

Ebenen erzielt?<br />

Die Fragestellungen verdeutlichen<br />

die inhaltliche Richtung. Beim sachlichen<br />

Rückblick geht es um die<br />

Nachbereitung und Reflexion sowie<br />

Aspekte des Leitbildes in Bezug zur<br />

Arbeit. Dieses nennen wir auch den<br />

Leistungsdreischritt.<br />

Die Auditierten sind die Sprechenden,<br />

wobei die Auditoren als Gesprächsbeobachter<br />

agieren und nur<br />

bei Unklarheiten oder Abschweifungen<br />

in den Gesprächsverlauf<br />

eingreifen. Nachfragen können zu<br />

den vorab von den Bereichen eingereichten<br />

Entwicklungsberichten gestellt<br />

werden, welche einerseits<br />

Bezug zum letzten Eigenbericht<br />

herstellen und andererseits aktuelle<br />

Themen aufgreifen.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 19


Sozialpädagogik<br />

Altern mit geistiger Behinderung<br />

von Andrea Waldenburg Lienhard<br />

versuchen zu verstehen und einzufühlen,<br />

respektvoll begegnen und akzeptieren,<br />

individuelle Bedürfnisse berücksichtigen,<br />

individuelle Persönlichkeit würdigen,<br />

Lebensgeschichte respektieren<br />

Harry Urlings<br />

Jeder Mensch mit geistiger Behinderung ist eine<br />

einzigartige und autonome Persönlichkeit. Jeder<br />

Mensch hat ein Recht auf respektvollen Umgang, in<br />

dem seinen Bedürfnissen Raum gelassen wird: Sein<br />

Wille, seine Bedürfnisse und seine Möglichkeiten<br />

müssen im Zentrum aller Hilfeleistungen stehen.<br />

Ein Mensch entwickelt sich im Zusammenspiel mit<br />

seinem Umfeld. Zum Umfeld gehören jene Teile der<br />

Gesellschaft, mit denen er Kontakt hat; das sind<br />

Menschen, Tiere und Gegenstände, aber auch<br />

angenehme oder unerfreuliche Ereignisse. Das Umfeld<br />

besteht aus konkreten Dingen wie Personen und<br />

Gegenständen sowie abstrakteren Dingen wie<br />

Strukturen z. B. in der Wohnumgebung im Heim.<br />

Die Betreuung von Menschen mit geistiger<br />

Behinderung muss Möglichkeiten zur Entfaltung bieten.<br />

Der Mensch mit geistiger Behinderung braucht<br />

ausreichend Gelegenheit, anderen Menschen, Dingen<br />

und Strukturen zu begegnen, um Erfahrungen zu<br />

machen, da er so vielerlei Fähigkeiten entwickeln und<br />

seine eigene Identität erwerben kann.<br />

Grundsätze/ Ansätze für die Betreuung von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung:<br />

• Die Betreuungsziele müssen genannt und<br />

abgesprochen werden<br />

• Neben guter körperlicher Versorgung muss<br />

Betreuung so gestaltet werden, dass der Mensch mit<br />

geistiger Behinderung seine Umgebung als sicher<br />

erlebt und sich geborgen fühlt<br />

• Die Betreuung muss respektvoll sein und Chancen<br />

bieten, eine eigene Identität zu entwickeln und ein<br />

einzigartiger und autonomer Mensch zu werden<br />

und zu bleiben<br />

• Die Betreuung muss sich auch um andere<br />

Bedürfnisse wie soziale Beziehungen und<br />

Beschäftigung im Tagesablauf kümmern<br />

• Die Betreuung muss sich an den individuellen<br />

Möglichkeiten und Bedürfnissen jedes einzelnen<br />

Menschen mit geistiger Behinderung orientieren.<br />

Alterung als Prozess<br />

Wann sprechen wir von einem alten Menschen mit<br />

geistiger Behinderung ?<br />

• Wenn sich im späten Erwachsenenalter Anzeichen<br />

körperlicher Alterung zeigen, wie graue Haare,<br />

faltige Haut und schwächerer Kondition<br />

• Wenn sein Tempo und womöglich die Qualität<br />

seiner Selbstständigkeit abnehmen<br />

• Wenn der Mensch mit geistiger Behinderung das<br />

Bedürfnis nach einem ruhigeren Leben hat (-das<br />

jedoch nicht per se ein ruhiges sein muss).<br />

Im Heim <strong>Columban</strong> versuchen wir, die Ansprüche der<br />

Menschen zu erkennen und altersadäquat zu<br />

berücksichtigen, das bedeutet konkret, dass wir jungen<br />

Erwachsenen die Möglichkeit geben, in unseren<br />

Beschäftigungswerkstätten zu schnuppern, um sich für<br />

einen Beruf entscheiden zu können, der ihr/ihm passt.<br />

Im Laufe des Lebenslaufes treten Veränderungen der<br />

Bedürfnislage ein, auf die wir angepasst reagieren. So<br />

kann es sein, dass Menschen ihren Arbeitsplatz<br />

wechseln oder dass sie entsprechend ihrer Fähigkeiten<br />

und Interessen sogar an zwei Orten beschäftigt sind,<br />

wie andere Menschen ausserhalb des Heims auch.<br />

Da wir die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen<br />

als hohen Wert einschätzen, ist es uns wichtig,<br />

aufmerksam die Veränderungsprozesse im Lebenslauf<br />

zu begleiten. Wenn alte Menschen mit geistiger<br />

Behinderung in den verdienten Ruhestand treten<br />

wollen, so unterstützen wir diesen Schritt und suchen<br />

Angebote, die im Alter sinnvoll für die Person sind.<br />

Die dritte Lebensphase soll für den Menschen genauso<br />

angenehm und erfüllend verlaufen wie die Phase der<br />

Berufstätigkeit. Wir bieten verstärkt individuelle<br />

Angebote im Freizeitbereich an und unterstützen<br />

bewusst das Erleben sozialer Kontakte zu Angehörigen,<br />

Kollegen und Bezugspersonen.<br />

20 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


Sozialpädagogik<br />

Was macht Ihr Sohn denn da? Eine Rezension<br />

Weiterer Buchtip<br />

Ilse Achilles ist Journalistin und Mutter eines erwachsenen Sohnes mit<br />

geistiger Behinderung. Sie schildert authentisch aus Betroffenensicht<br />

ihren Zugang zum Thema und verknüpft dies mit wichtigen fachwissenschaftlichen<br />

Aspekten. Entsprechend stark ist der Praxisbezug<br />

des vorliegenden Buches. Zum Einstieg in die Thematik werden sechs<br />

Fallbeispiele zu Sexualität mit unterschiedlichen Problemschwerpunkten<br />

skizziert, was dem Leser ermöglicht, einen Einblick in die<br />

Bandbreite der aufgeworfenen Fragestellungen zu erhalten.<br />

Der Leser wird weiter durch Themenschwerpunkte geführt wie Aufklärung<br />

von Kindern mit geistiger Behinderung, Pubertät, Lernprozesse<br />

bei Betreuenden, Verhütung, Sterilisation, Elternschaft und geistige<br />

Behinderung, Eheschließung, Homosexualität, Aids und Alltagsgestaltung.<br />

Das Thema Sexualität und geistige Behinderung wird also<br />

auf sehr facettenreiche Art und Weise aufgearbeitet. Mittels Interviews<br />

von Menschen mit geistiger Behinderung oder in Erfahrungsberichten<br />

von Betreuenden in Wohneinrichtungen wird der enge Bezug zur Praxis<br />

hergestellt.<br />

Dieses Buch ist ein Plädoyer für das Recht auf erfüllte und selbstbestimmte<br />

Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung, sicher<br />

ein nicht unumstrittenes Thema. Die mit der Umsetzung dieses Gedankens<br />

verbundenen Schwierigkeiten werden dabei nicht verschwiegen<br />

oder verharmlost, sondern offen dargelegt und diskutiert.<br />

Es handelt sich um eine lohneswerte Lektüre für Menschen, die dieser<br />

Problematik in ihrem privaten oder beruflichen Alltag begegnen. Viele<br />

der dargestellten Probleme werden ihnen vertraut vorkommen und<br />

möglicherweise stossen sie auf klärende Gedanken und praktische Anregungen.<br />

Interessant ist dieses Buch auch für Auszubildende der Sozialtherapie<br />

bzw. Sozialpädagogik oder angehende Erzieher, denn hier werden<br />

Fragen diskutiert, die ihnen spätestens in der beruflichen Praxis im Alltag<br />

begegnen werden.<br />

Eine kommentierte Bibliographie im Anhang bietet Hinweise zur Vertiefung,<br />

so dass der Leser sich über weiterführende Literatur und ihre Anwendungsmöglichkeiten<br />

(z.B. hinsichtlich der Aufklärung von Kindern/<br />

Jugendlichen mit geistiger Behinderung) informieren kann und Kontaktadressen<br />

erhält.<br />

Sehr empfehlenswert!<br />

Selbstbestimmtes Leben von<br />

Menschen mit geistiger Behinderung<br />

Beitrag zur systemtheoretischkonstruktivistischen<br />

Sonderpädagogik<br />

von Stefan Osbahr<br />

ISBN 3-908262-34-8<br />

Menschen mit einer geistigen Behinderung<br />

und Selbstbestimmung -<br />

eine Leitidee, die heute zunehmend<br />

diskutiert wird. Damit ist die Forderung<br />

verbunden, dass wir unsere<br />

Bilder dieser Menschen verändern.<br />

Menschen mit geistiger Behinderung<br />

werden als kompetente<br />

Persönlichkeiten verstehbar, deren<br />

Selbstbestimmungspotentiale wir erkennen<br />

und darauf antworten können.<br />

In diesem Buch wird auf der<br />

Grundlage systemtheoretischer und<br />

konstruktivistischer Überlegungen<br />

dargestellt, wie jeder Mensch - ob<br />

mit oder ohne Behinderung - über<br />

die Möglichkeiten verfügt, neue Entscheidungen<br />

zu treffen, diese sinnvoll<br />

in seine eigene Existenzweise<br />

und seinen Austausch mit der Umwelt<br />

einzubeziehen. In dieser Sichtweise<br />

erweist sich Behinderung als<br />

eine beobachtungsabhängige (und<br />

damit veränderbare ) Relation.<br />

Wenn Menschen mit geistiger Behinderung<br />

heute selbstbestimmt(er) leben<br />

wollen, so sind auch Fachpersonen<br />

und Angehörige gefordert, eine<br />

neue Rolle als dialogische Begleiterinnen<br />

und Begleiter zu entwickeln.<br />

Achilles, Ilse: Was macht Ihr Sohn denn da? Geistige Behinderung<br />

und Sexualität. 3. überarb. Auflage. München 2002<br />

ISBN: 3-49701-604-7<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong> 21


Zahlen und Fakten<br />

Kommentar zum Abschluss 2005<br />

Im Jahr 2005 wurde erstmals ein Abschluss<br />

nach den neuen Fachempfehlungen<br />

für die Rechnungslegung für<br />

Nonprofit-Organisationen (Fer21) erstellt.<br />

Vorstand und Geschäftsleitung ist<br />

es ein Anliegen, damit einerseits die<br />

Qualität des finanziellen Abschlusses zu<br />

steigern und zudem dessen Transparenz<br />

gegen aussen zu erhöhen. Der vollständige<br />

Abschluss mit Mittelflussrechnung,<br />

Anhängen und Leistungsbericht ist im<br />

Jahresbericht enthalten und kann im<br />

Sekretariat des Heimes bezogen werden.<br />

Zur Bilanz<br />

Das Heim <strong>Columban</strong> steht auf gesunden<br />

Füssen. Bankschulden und Hypotheken<br />

von insgesamt Fr. 2.5 Mio. stehen noch<br />

offene Defizitbeiträge des Bundesamts<br />

für Sozialversicherung von rund Fr. 3.6<br />

Mio. gegenüber. Ohne die Vorfinanzierung<br />

dieser Defizitbeiträge wäre das<br />

Heim ohne Schulden. Für die geplanten<br />

baulichen Investitionen wird das Heim<br />

jedoch auf Spenden und zinsgünstige<br />

Darlehen angewiesen sein, damit die<br />

Zinskosten tief gehalten und damit die<br />

Betriebsrechnung zu Gunsten der Betreuung<br />

der uns anvertrauten Menschen<br />

entlastet werden kann.<br />

Zur Erfolgsrechnung<br />

Trotz einiger durch den Heimleiterwechsel<br />

und zusätzliche Beratungen entstandenen<br />

Mehraufwendungen hält sich das<br />

Betriebsdefizit im Rahmen des Vorjahres,<br />

was einerseits der hohen Auslastung<br />

aber auch der gestiegenen Einnahmen<br />

zu verdanken ist. Wie im Vorjahr bewegt<br />

es sich im Rahmen des mit dem Bundesamt<br />

für Sozialversicherung geschlossenen<br />

Vertrags und wird von diesem anwartschaftlich<br />

übernommen. Angesichts<br />

der baulichen Vorhaben und der damit<br />

verbundenen Mehrbelastungen an Zinsen<br />

und Abschreibungen müssen die übrigen<br />

Aufwendungen inkl. Personalkosten<br />

in den nächsten Jahren jedoch weiterhin<br />

konstant gehalten werden. Dies<br />

insbesondere auch, weil heute noch<br />

nicht bekannt ist, wie die künftige auf den<br />

Kanton übergehende Finanzierung ab<br />

2008 genau aussehen wird.<br />

Peter Schmid<br />

Jahresrechnung 2005 2005 Vorjahr 2004<br />

BETRIEBSAUFWAND 6’799’535.10 6’680’474.88<br />

Personalaufwand 5’456’810.74 5’390’654.97<br />

Besoldungen 4’645’890.90 4’564’326.65<br />

Sozialleistungen 699’010.65 685’419.90<br />

Personalnebenaufwand 60’283.08 52’169.34<br />

Honorare für Leistungen Dritter 51’626.11 88’739.08<br />

Sachaufwand 1’342’724.36 1’289’819.91<br />

Medizin. Bedarf / Pflegemittel 107’526.75 116’128.42<br />

Lebensmittel und Haushaltbedarf 313’216.83 283521.00<br />

Unterhalt, Reparaturen und Anschaffungen 126’466.90 162’015.65<br />

Zins-, Mietaufwand 120’061.00 138’843.16<br />

Abschreibungen 240’241.25 261’293.05<br />

Energie und Wasser 67’542.65 64’491.90<br />

Förderung / Aktivierung Betreute 89’765.57 60’142.10<br />

Büro und Verwaltung 200’543.69 126’675.05<br />

Werkstätten / Beschäftigung 10’089.92 5’843.44<br />

Übriger Sachaufwand 67’269.80 70’866.14<br />

BETRIEBSERTRAG 3’109’566.58 3’<strong>03</strong>7’694.81<br />

Erträge von Betreuten 3’016’505.86 2’922’489.93<br />

Erträge aus Beschäftigung und Übrige 16’736.10 22’604.60<br />

Mieten und Kapitalzinserträge 26’476.97 38’838.73<br />

Erträge Personal und Dritte 49’847.65 53’761.55<br />

Betriebsdefizit 3’689’968.52 3’642’780.07<br />

NEUTRALE RECHNUNG 3’696’841.70 3’698’835.06<br />

Zahlungen Restdefizite Vorjahre 3’689852.45 3’642’357.31<br />

Beiträge, Subventionen, Spenden 101’173.55 122’431.15<br />

Ertrag Verzinsung Fonds 26’373.90 25’548.05<br />

Fondsentnahmen 33’192.70 32’500.00<br />

Zuweisung an Fonds -153’058.20 -91’501.45<br />

Verwendung Fondsmittel -692.70 -<br />

<strong>Stiftung</strong>serfolg 6’873.18 56’054.99<br />

Bilanz per 31.12.2005 per 31.12.2004<br />

AKTIVEN 5’663’853.53 5’892’774.90<br />

Umlaufvermögen 4’101’781.53 4’176’874.90<br />

Kassen 16’440.50 12’682.95<br />

Postcheck und Banken 13’976.57 152’880.33<br />

Forderungen 322’8<strong>03</strong>.29 354’455.80<br />

aktive Rechnungsabgrenzung 58’592.65 14’075.75<br />

Guthaben BA für Sozialversicherung 3’689’968.52 3’642’780.07<br />

Anlagevermögen 1’562’072.00 1’715’900.00<br />

Sachanlagen (Immobilien, Mobilien, Fz) 1’561’870.00 1’706’600.00<br />

Finanzanlagen 202.00 9’300.00<br />

PASSIVEN 5’663’853.53 5’892’774.90<br />

Kurzfristiges Fremdkapital 693’113.23 1’046’773.28<br />

Bankkredite 470’283.93 801’308.23<br />

Kreditoren 194’542.10 218’985.05<br />

passive Rechnungsabgrenzung 28’287.20 26’480.00<br />

Langfristiges Fremdkapital 2’000’000.00 2’002’000.00<br />

Hypotheken und Darlehen 2’000’000.00 2’002’000.00<br />

Zweckgebundene Fonds 271’100.47 191’888.72<br />

Zweckgebundenen Fonds 271’100.47 191’888.72<br />

Organisationskapital 2’699’639.83 2’652’112.90<br />

<strong>Stiftung</strong>skapital 1’973’279.94 1’966’406.76<br />

Freie Fonds 726’359.89 685’706.14<br />

22 <strong>COLUMpodium</strong> / Sommer <strong>2006</strong>


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Andrea Waldenburg Lienhard<br />

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Wir wurden 2005 beschenkt mit Gönnerbeiträgen, Spenden und<br />

Nachlässen mit einem Gesamtbetrag von Fr. 94`184.30. Eine projektbezogene<br />

Spende der Familienstiftung Hurter in der Höhe von<br />

Fr. 30’000.00 ist für die Renovation des Gartenpavillons. Die Spenden<br />

an den neuen Bus werden wir in der Herbst-/Winterausgabe des<br />

<strong>COLUMpodium</strong>s publizieren.<br />

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Für alle Spenden nochmals ein herzliches Dankeschön!<br />

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