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Vortrag von Frau Kathrin Ammermann (BfN).pdf - Clearingstelle EEG

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Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen<br />

Ökologische Verbesserung bei der<br />

Modernisierung <strong>von</strong><br />

Wasserkraftanlagen<br />

<strong>Kathrin</strong> <strong>Ammermann</strong><br />

Bundesamt für Naturschutz<br />

Leiterin des FG Erneuerbare Energien, Berg- und<br />

Bodenabbau, GF KEN


Ökologische Verbesserung<br />

• Stand der Wasserkraftnutzung<br />

• Auswirkungen der Wasserkraftnutzung<br />

• Rechtliche Grundlagen<br />

• Modernisierung<br />

• Ausblick<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Wasserkraftnutzung in D<br />

WKA >1MW (2009)<br />

‣ 406 Anlagen<br />

‣ 3.400,6 MW installierte<br />

Leistung<br />

‣ 17,5 TWh (84%)<br />

WKA


Fokus: „kleine“ Wasserkraftanlagen<br />

‣ Oftmals wenig verbaute Gewässer<br />

• Schnell naturnaher Zustand herstellbar<br />

• Schaffung <strong>von</strong> Lebensraum für Fische (Laichhabitate<br />

Juvenilhabitate)<br />

‣ Auswirkungen der Wasserkraftanlagen sind groß<br />

‣ Beitrag zur Stromerzeugung ist im Verhältnis gering<br />

‣ Klimawirksamkeit (Einsparung THG) ist im Verhältnis gering<br />

‣ Querbauwerke innerhalb kleiner Gewässer nicht alle<br />

notwendig (ggf. Umbau in Raue Rampe oder Sohlgleite<br />

wasserbaulich ausreichend)<br />

‣ Ökologische Verbesserung ist im Verhältnis zum Ertrag<br />

aufwändig/ teuer<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Auswirkungen der Wasserkraftnutzung<br />

‣ Durchgängigkeit wird unterbrochen (Auf- und Abstieg <strong>von</strong><br />

Fischen und Wirbellosen)<br />

‣ Mindestwassermenge führt zu Lebensraumverlust (Erhalt<br />

der Ausleitungsstrecke als Lebensraum für Tiere und<br />

Pflanzen)<br />

‣ Natürliche Gewässerdynamik und Auen-Gewässer-<br />

Beziehung (Aufstau und Regulierung vom Abfluss)<br />

• Geschiebeunterbrechung<br />

• Geschwemmselaufstau- und -entnahme<br />

• Grundwasserveränderungen<br />

• Veränderung Gewässermorphologie (Flachwasserzonen,<br />

Kiesbänke, etc.)<br />

‣ Schwall- und Sunkbetrieb (Lebensraumentzug für<br />

Gewässer- und Landarten bzw. -gemeinschaften)<br />

‣ Landschaftsverbrauch (Kraftwerksstandort)<br />

‣ Verbau noch frei fließender Gewässerstrecken<br />

Quelle: www.naturschutzstandards-erneuerbarer-energien.de<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Anforderungen WRRL im WHG<br />

•Ziele:<br />

‣ Ziel ist das „Erreichen des guten ökologischen Zustands“<br />

(Bewertungsstufe 2 auf einer 5-stufigen Bewertungsskala)<br />

‣ Zustand kann nur erreicht werden, wenn die Mehrzahl der<br />

Einzelparameter mind. im guten ökologischen Zustand liegen<br />

‣ Es gilt das sog. Verschlechterungsverbot<br />

‣ Ausnahme: stark anthropogen veränderte Gewässer<br />

• Verbesserung des guten ökologischen Potenzials<br />

•Bewertungskriterien:<br />

‣ Vorkommen <strong>von</strong> Fischen, Makrozoobenthos, Phytoplankton,<br />

Makrophyten<br />

‣ Orientiert am Referenzgewässer<br />

‣ Bewertung <strong>von</strong>:<br />

• Hydromorphologische Parameter (Abflussverhalten,<br />

Gewässermorphologie, Durchgängigkeit)<br />

• Chemisch-Physikalische Parameter (Temperatur, ph-Wert, Salzgehalt)<br />

• Chemische Parameter (Nährstoffgehalt, Schadstoffe, Altlasten)<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Anforderungen FFH-RL im BNatschG<br />

•Ziele:<br />

‣ Ein europaweites zusammenhängendes Netz <strong>von</strong><br />

ökologisch bedeutsamen Lebensräumen und deren Schutz,<br />

Erhalt und Entwicklung, einschließlich der darin<br />

vorkommenden Tiere und Pflanzen (Gebietsschutz)<br />

‣ Erhalt, Schutz und Entwicklung <strong>von</strong> ausgewählten Arten,<br />

deren Erhalt für den europäischen Naturschutz <strong>von</strong> hoher<br />

Bedeutung ist (Artenschutz)<br />

‣ Unzulässigkeit <strong>von</strong> Vorhaben bei Nachweis erheblicher<br />

Beeinträchtigungen<br />

• Innerhalb eines sog. Natura-2000-Gebiets<br />

• Wenn Wirkungen <strong>von</strong> außen in das Gebiet einwirken<br />

• Ausnahmeverfahren möglich<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


FFH-Lebensraumtypen und -Arten mit<br />

Gewässerbezug<br />

‣ Sieben Lebensraumtypen nach FFH-RL haben einen<br />

direkten Bezug zu Fließgewässern und Auen (z.B. Alpine<br />

Flüsse und ihre krautige Ufervegetation, Erlen- und<br />

Eschenwälder und Weichholzwälder an Fließgewässern)<br />

‣ 3 Lebensraumtypen haben Bezug zu den alpinen<br />

Fließgewässern<br />

‣ Von den 28 Fischen und Rundmäulern nach Anhang II<br />

‣ sind 7 Arten Wanderfische mit Wechsel zwischen Meer und<br />

Fluss (z.B. Lachs, Maifisch, Flussneunauge)<br />

‣ 7 Arten kommen ausschließlich im Bereich der Donau und<br />

ihrer Zuflüsse vor (z.B. Huchen, Streber, Donau-Neunauge)<br />

‣ Großteil der Fließgewässerarten ist auf kiesig-sandige<br />

Substrate als Laichstandort mit strömenden Verhältnissen<br />

angewiesen<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt<br />

und regenerative Energieerzeugung<br />

NATIONALE STRATEGIE<br />

ZUR BIOLOGISCHEN<br />

VIELFALT<br />

Vision<br />

‣ Gewinnung und Einsatz <strong>von</strong> nachwachsenden<br />

Rohstoffen und regenerativen Energien im<br />

Einklang mit der Erhaltung der biologischen<br />

Vielfalt<br />

Ziele und Maßnahmen (u.a.)<br />

‣ Nutzung <strong>von</strong> Synergieeffekten <strong>von</strong> Ausbau<br />

regen. Energieerzeugung und Erhaltung<br />

biologischer Vielfalt<br />

‣ Entwicklung <strong>von</strong> Nachhaltigkeits-/<br />

Naturschutzstandards<br />

‣ Integration in die räumliche Planung<br />

<strong>Clearingstelle</strong> Wasserkraft


Flächenziele der nationalen<br />

Biodiversitätsstrategie<br />

Hohe<br />

Bedeutung<br />

für<br />

Wasserkraftnutzung<br />

• Vergrößerung der Rückhalteflächen an den Flüssen um<br />

mindestens 10%<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Renaturierung beeinträchtigter Stillgewässer einschließlich<br />

ihrer Uferbereiche und ökologische Sanierung der<br />

Einzugsgebiete<br />

Sicherung <strong>von</strong> Flüssen und Auen zur Gewährleistung <strong>von</strong><br />

deren naturraumtypischen Vielfalt<br />

Herstellung natürlicher Überflutungsräume<br />

Dauerhafte Sicherung der Bestände, der für das jeweilige<br />

Fließgewässer charakteristischen Fischfauna<br />

Verbesserung <strong>von</strong> FFH-Lebensräumen und der geschützten<br />

Biotoptypen … mit Bedeutung für wandernde Arten<br />

<strong>Clearingstelle</strong> Wasserkraft


Vorgaben im <strong>EEG</strong> (§ 23, Abs. 5, Nr. 2)<br />

• Verbesserung durch:<br />

‣ Stauraumbewirtschaftung<br />

‣ Biologische Durchgängigkeit<br />

‣ Mindestwasserabfluss<br />

‣ Feststoffbewirtschaftung<br />

‣ Uferstruktur<br />

‣ Anlegen <strong>von</strong> Flachwasserzonen<br />

‣ Anbindung <strong>von</strong> Gewässeralt- und Seitenarmen<br />

• Durchführung der Maßnahmen in Kombination oder<br />

einzeln?<br />

• Beachtung der Bewirtschaftungsziele für den<br />

Gewässerabschnitt<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Priorisierung der <strong>EEG</strong>-Kriterien aus<br />

Naturschutzsicht<br />

1. Durchgängigkeit/ Mindestwasserabfluss<br />

2. Stauraum- und Feststoffbewirtschaftung<br />

3. Auenanbindung<br />

4. Flachwasserzonen, Uferstruktur<br />

Begründung:<br />

‣ Lebensraumerhalt, -herstellung und -verknüpfung für<br />

Fließgewässerarten und -biotope (Beachtung<br />

unterschiedlicher Entwicklungsstadien und Arten)<br />

‣ Durchgängigkeit und Mindestwasser sind bei<br />

Ausleitungskraftwerken einander beeinflussende Faktoren<br />

‣ Herstellung einer möglichst naturnahen<br />

Gewässermorphologie<br />

‣ Verzahnung zwischen Aue und Fließgewässer<br />

(Lebensraum, Hochwasserschutz, Biotopvernetzung)<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Priorisierung der <strong>EEG</strong>-Kriterien aus<br />

Naturschutzsicht<br />

1. Durchgängigkeit<br />

‣ Auf- und Abstieg<br />

‣ Potamodrome und diadrome Arten<br />

‣ Fließgewässertypische Fauna<br />

‣ Gewährleistung vom Aufstieg sowohl der<br />

schwimmschwächsten und als auch größten Art<br />

‣ Sicherer Schutz vor Turbinenschäden<br />

‣ Gewährleistung zum sicheren Abstieg der sowohl<br />

grundnah und als auch oberflächennah wandernden Arten<br />

‣ Gute Auffindbarkeit der Auf- und Abstiegshilfen (groß- und<br />

kleinräumig, Errichtung innerhalb der Leitströmung, mind.<br />

an 300 Tagen im Jahr)<br />

‣ Verwendung sicherer Fischschutzsysteme (Feinrechen,<br />

Horizontalrechen, Anströmgeschwindigkeiten)<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Priorisierung der <strong>EEG</strong>-Kriterien aus<br />

Naturschutzsicht<br />

2. Mindestwasserabfluss<br />

‣ Beachtung der Bundes- bzw. Landesempfehlungen<br />

‣ Die Ausleitungsstrecke muss durch die<br />

Mindestwassermenge dauerhaft als Lebensraum für<br />

Fische, Kleinstlebewesen und Pflanzen nutzbar sein<br />

‣ Sicherung als Lebensraum bei NQ<br />

‣ Dynamisierung der Mindestwasserabgabe im Jahresgang<br />

• Ausreichende Mindestwasserabgabe bei niedrigem Abfluss<br />

• Erhöhung der Mindestwasserabgabe bei erhöhtem Abfluss<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Priorisierung der <strong>EEG</strong>-Kriterien aus<br />

Naturschutzsicht<br />

3. Stauraum- und Feststoffbewirtschaftung<br />

‣ Dynamisierung vom Abfluss im Jahresgang entsprechend<br />

dem natürlichen Abflussverhältnissen (keinen Schwall- und<br />

Sunkbetrieb)<br />

‣ Legen <strong>von</strong> Stauwehren bei Hochwasserabfluss<br />

‣ Regelmäßige Stauraumspülungen zur<br />

Geschiebeweitergabe<br />

‣ keine Geschwemmselentnahme<br />

‣ Anbindung der Auen über Seitenklappen und deren<br />

Überstauung bei erhöhten Abflüssen<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Priorisierung der <strong>EEG</strong>-Kriterien aus<br />

Naturschutzsicht<br />

4. Auenanbindung<br />

‣ Bei Vorhandensein <strong>von</strong> überstaubaren Auenflächen, deren<br />

Anbindung über Seitenklappen in den Uferbereichen<br />

‣ Herstellung <strong>von</strong> Verbindungen zwischen Alt- und<br />

Seitengewässern an den Hauptstrom<br />

• Oberseitige Anbindung<br />

• Unterseitige Anbindung<br />

• Dauerhaft durchströmte Altarme<br />

• Temporär durchströmte Altarme<br />

• Abstimmung mit örtlichen Natur-/ Gewässerschutz<br />

‣ Ableitung <strong>von</strong> hohen Abflüssen in die Aue<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Priorisierung der <strong>EEG</strong>-Kriterien aus<br />

Naturschutzsicht<br />

5. Flachwasserzonen, Uferstruktur<br />

‣ Schaffung <strong>von</strong> Kies- und Sandbänken und<br />

Flachwasserzonenstreifen<br />

‣ Strukturierung der Uferbereiche<br />

‣ Rückbau <strong>von</strong> Uferverbauungen<br />

‣ Zulassung der Gewässerdynamik<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Ökologische Modernisierung an WKA<br />

nach <strong>EEG</strong> 2009<br />

‣ Zwischen 70% und 90% der bestehenden Anlagen<br />

können in den 6 Bundesländern noch ökologisch<br />

modernisiert werden<br />

‣ Hauptsächlich kleine Anlagen<br />

‣ Modernisierung ist häufig mit höheren Kosten als<br />

Erträgen verbunden<br />

• Daher bleibt Modernisierung aus<br />

Quelle: (Dumont, <strong>BfN</strong>-Vorhaben; bisher unveröffentlicht)<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Kosten-Ertragsvergleich <strong>von</strong> WKA<br />


Modernisierungsmaßnahmen an kleinen<br />

WKA (


Naturschutzfachliche Anforderungen zur<br />

Funktionsfähigkeit der ökologischen<br />

Maßnahmen an WKA<br />

‣ Durchführung und Planung der Maßnahmen durch<br />

Unternehmen mit entsprechenden Referenzen<br />

‣ Enge Abstimmung mit Behörden, Fischerei und Naturschutz<br />

‣ Regelmäßige Funktionskontrollen der Maßnahmen und<br />

deren dauerhafter Funktionsfähigkeit („TÜV“ für<br />

Wasserkraft)<br />

‣ Monitoring bei neuen Technologien und als<br />

Funktionsnachweis nach Errichtung<br />

‣ Anwendung geltender wissenschaftlicher Standards bei der<br />

Bewertung (DWA 2005/06, BWK 2006, DWA Gelbdruck<br />

2009)<br />

‣ Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Standards<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Anforderungen an den<br />

Umweltgutachter<br />

‣ Konkretisierung der Gutachterin/ des Gutachters bei der<br />

<strong>EEG</strong>-Novelle 2010 wird als 1. Schritt gesehen<br />

‣ Umweltgutachter müssen das fachliche Verständnis zur<br />

Gewässerökologie, Fischökologie und Anlagentechnologie<br />

aufweisen, um eine umfassende Situationsbewertung<br />

vornehmen zu können<br />

‣ Gutachtertätigkeit ist unterstützend zur Behörde zu sehen<br />

‣ Behörden sollten die abschließende Standortbewertung<br />

hinsichtlich der „Verbesserung der ökologischen Situation“<br />

bescheinigen<br />

<strong>Clearingstelle</strong>, Wasserkraft


Fazit<br />

‣ Freihaltung noch frei fließender Gewässerstrecken<br />

‣ Ausbau und Modernisierung der WKA >0,5 MW installierter<br />

Leistung als Beitrag zur Energieerzeugung aus WKA<br />

‣ Prüfung der Zusammenlegung <strong>von</strong> mehreren WKA


Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Naturschutzbelange bei der<br />

Wasserkraftnutzung<br />

<strong>Kathrin</strong> <strong>Ammermann</strong><br />

Bundesamt für Naturschutz<br />

Erneuerbare Energien, Berg- und Bodenabbau<br />

Dieser <strong>Vortrag</strong> kann demnächst nachgelesen werden auf:<br />

www.<strong>BfN</strong>.de

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