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Wohnen puls 02 | 2013<br />

MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 02 | 2013<br />

Kristallfassade am Rhein<br />

von römer partner architektur<br />

Interview mit Stefan Marte<br />

Wohnen im Mehrgenerationenhaus<br />

Jenseits der Schwelle –<br />

Architektur gegen die Gewohnheit


» Editorial<br />

Vittorio Grassi war 9 Jahre lang Partner im Büro von Renzo Piano.<br />

Seit 2005 leitet er sein eigenes Architekturbüro in Mailand.<br />

Zur Sache: Wohnen und ewige Werte<br />

puls im Gespräch mit Vittorio Grassi<br />

Wir sind neugierig … wie wohnen Sie selbst?<br />

Ich selbst lebe im Herzen Mailands in einem<br />

ausgebauten Dachgeschoss mit großzügiger<br />

Terrasse. Sonnenlicht ist das wesentliche<br />

Merkmal meiner Wohnung. Es scheint auf die<br />

Pflanzen und dringt durch die großen französischen<br />

Fenster und die Jalousien ins Innere. Ich<br />

schätze offene Räume und die Freiheit, diese<br />

schnell und unkompliziert zu verändern. Was<br />

die Einrichtung angeht, ähnelt mein Zuhause<br />

einem unvollendeten Werk: stets offen für<br />

neue Ideen und Experimente – Work in Progress.<br />

Waren Sie einmal bereits Ihr eigener Bauherr?<br />

Oh ja, als mein eigener Bauherr bin ich sehr<br />

tolerant – besonders was den Zeitplan angeht.<br />

Das liegt daran, dass ich voller Leidenschaft noch<br />

auf der Baustelle Verschiedenes ausprobiere.<br />

Das gesellschaftliche Leben ändert sich. Beeinflussen<br />

Entwicklungen wie die Patchwork-<br />

Familie oder das Home Office Ihre Architektur?<br />

02<br />

Ich glaube gar nicht, dass die Lebensumstände<br />

einem so großen Wandel unterworfen sind.<br />

Wie in der Vergangenheit sehnen sich auch<br />

heute die Menschen nach Wärme, Zuneigung,<br />

Freundschaft und Liebe. Architektur für Wohngebäude<br />

hat im Wesentlichen die Aufgabe, mit<br />

neuen technischen Lösungen auf diese traditionellen<br />

Bedürfnisse einzugehen.<br />

Was bedeutet dies in der Praxis?<br />

Ich persönlich setze bei meinen Entwürfen auf<br />

große und helle Empfangs- und Wohnbereiche,<br />

hohe Decken und komfortable Möbel. Dies sind<br />

die Orte, an denen man viel Zeit mit Freunden<br />

und Verwandten verbringt. Andererseits gehören<br />

für mich auch großzügige Schränke und<br />

Abstellbereiche zu einer gelungenen Wohnumgebung.<br />

Insbesondere da durch elektronische<br />

Hilfsmittel unsere Erinnerung so weit entmaterialisiert<br />

wird, sollten jene geschätzten Objekte,<br />

mit denen sich wichtige persönliche Erinnerungen<br />

verbinden, mit Sorgfalt bewahrt werden.<br />

Welche Bedeutung werden ökologische Aspekte<br />

zukünftig für den Wohnungsbau haben?<br />

Nachhaltigkeit kann nur funktionieren, wenn<br />

soziale, ökonomische und ökologische Parameter<br />

gemeinsam betrachtet werden. Nirgendwo<br />

sonst können Menschen so unmittelbar<br />

erreicht werden wie beim Wohnungsbau, deswegen<br />

kann hier umso mehr ein Umdenken in<br />

Gang gesetzt werden, das der Gesundheit<br />

unseres Planeten zu Gute kommt.<br />

Welche Rolle spielen hier Gebäudeautomationstechniken<br />

wie zum Beispiel KNX?<br />

Gebäudeautomation ist für mich gleichbedeutend<br />

mit mehr Komfort, mehr Sicherheit und<br />

höherer Energieersparnis: Der Bedarf an<br />

Gebäude-Management-Systemen wächst kontinuierlich.<br />

Diese Systeme sind wunderbar, sie<br />

sollten aber modular und so offen wie möglich<br />

angelegt sein. Außerdem plädiere ich dafür,<br />

dass die Einstellungen, die der Benutzer vornimmt,<br />

einfach und nah am Alltag sind.<br />

puls 02 | 2013


Architektur gegen die Gewohnheit > S. 4 Wohnen<br />

im Mehrgenerationenhaus > S. 8 Kristallfassade in<br />

Köln > S. 16 Modernes Wohnquartier mit hohem<br />

Aufenthaltswert > S. 22 Der „Mädchenturm“ und<br />

andere Wohnbauten von Marte.Marte Architekten<br />

> S. 32 Recycling-Ziegel – das Kunstmuseum<br />

Ravensburg > S. 38 Der Architekt Hadi Teherani<br />

und <strong>Busch</strong>-Wächter ® MasterLINE > S. 40<br />

04<br />

Macro<br />

32<br />

Zu Besuch<br />

Jenseits der Schwelle<br />

Interview mit Stefan Marte über den<br />

von Wilhelm Klauser<br />

„Mädchenturm“ in Vorarlberg<br />

08<br />

Micro<br />

38<br />

Material<br />

Architektur für Mehrgenerationenhäuser<br />

Lederer Ragnarsdóttir Oei<br />

von Insa Lüdtke<br />

über Ziegel als Material<br />

16<br />

Praxis I<br />

40<br />

Einblicke<br />

Stacheliger Kokon –<br />

<strong>Busch</strong> Wächter MasterLINE – ein neues<br />

die K-Star Residence in Köln<br />

Produkt aus dem Hause <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong><br />

22<br />

Praxis II<br />

42<br />

Denkanstoß<br />

Leben im Hof – das Wohnquartier<br />

Die Preisfrage zum aktuellen Thema<br />

Titelbild: Jens Willebrand<br />

Bildbearbeitung:<br />

Raphael Pohland / Minister von Hammerstein<br />

28<br />

Hollerstauden in Ingolstadt<br />

Visionen<br />

Das Haus von morgen<br />

43<br />

Impressum<br />

03


Iwan Baan


» Macro<br />

Nur wenige Architekten stellen<br />

so konsequent Wohngewohnheiten<br />

in Frage wie der japanische<br />

Architekt Sou Fujimoto. Sein<br />

nahezu vollends transparentes<br />

„House NA“ ist in Tokio bereits zu<br />

einem internationalen Pilgerort<br />

für Architekten geworden (links).<br />

Jenseits der Schwelle<br />

Damit Wohnen nicht gleichbedeutend mit Gewohnheit ist – Architekten<br />

und Bauherrn sollten Mut beweisen und an der bekannten Wohnstruktur<br />

aus Küche, Bad, Wohn- und Schlafzimmer rütteln. Schließlich verändert<br />

sich unsere Arbeits- und Lebenswelt so rasant, dass neue Ideen unentbehrlich<br />

sind. Interessante architektonische Lösungen sind jene, die individuelle<br />

Wünsche konsequent im Entwurf umsetzen.<br />

Von Wilhelm Klauser<br />

„Unter einer Wohneinheit sind nach außen abgeschlossene,<br />

zu Wohnzwecken bestimmte, in der Regel zusammen<br />

liegende Räume in Wohngebäuden und sonstigen Gebäuden<br />

mit Wohnraum zu verstehen, die die Führung eines<br />

eigenen Haushalts ermöglichen.“ Das also ist die Wohnung,<br />

wenn es nach der Statistik geht. 40,47 Millionen davon gab<br />

es in Deutschland im Jahr 2011, und die durchschnittliche<br />

Wohnungsgröße je Person betrug 43 Quadratmeter.<br />

Superlativ von Wohnen: Leben<br />

Haustür. Flur. Garderobe. Toilette. Hände waschen, Wohnzimmer.<br />

Aus den Augenwinkeln der Blick in die Küche.<br />

Sofa. Lachen. Esstisch. Nachtisch. Fernsehen und dann ins<br />

Bett. Vorher noch Badezimmer. Seltsam, wie verbissen sich<br />

manche Wohnvorstellungen halten. Bestimmte Raumkonstellationen<br />

tauchen immer wieder auf hinter der Haustür.<br />

Lebst Du schon – oder wohnst Du noch? Der Slogan des<br />

großen Möbelhauses ist nicht schlecht, suggeriert er doch<br />

die Einheit von Wohnen und Leben – besser noch: Der<br />

Superlativ von Wohnen wäre also das Leben! Seltsam, wie<br />

bereitwillig die Idee des Öffentlichen und Sozialen, die Idee<br />

der Gemeinschaft aus der Vorstellung vom Leben ausgeblendet<br />

wird. Das Leben ist privat.<br />

Zur Wohnung gehören Werte<br />

Das Kind malt mit spitzem Stift den Grundriss: Blumenstrauß<br />

in der Aufsicht, Teppich und Bett mit Wärmflasche.<br />

Haustür. Flur. Garderobe. Toilette. Hände waschen, Wohnzimmer.<br />

Aus den Augenwinkeln der Blick in die Küche.<br />

Sofa. Lachen. Esstisch. Nachtisch. Fernsehen und dann ins<br />

Bett. Vorher noch Badezimmer. Da fällt die Sorgfalt auf, mit<br />

der die Gegenstände vom Kind gemalt werden. Selbst das<br />

Muster auf dem Teppich wird gezeichnet. Offensichtlich<br />

hat Wohnen nichts mit Reduktion zu tun. Mit der eigenen<br />

Wohnung vermitteln sich stattdessen Werte – Wertvolles –<br />

individuell Wertgeschätztes. Eingezeichnet werden vom<br />

Kind deshalb Bezugspersonen. Meist wird in solchen Zeichnungen<br />

auch eine sehr konkrete Vorstellung vom<br />

Zusammenleben sichtbar: Eine Katze, ein Hund, die Oma …<br />

Wohnen ist in solchen Zeichnungen kein ästhetisches Konzept,<br />

sondern sozialer Kontext. Wenn sich der Tagtraum der<br />

eigenen Wohnung später realisieren lässt, wenn Architekten<br />

und Investoren die ureigenen Wünsche transkribieren<br />

– Material, Oberflächen, Raumbezüge, Ausblicke – dann<br />

erst wird häufig auf die Menschen verzichtet. Für Architekten<br />

ist nicht die Planung der Wohnung eine Herausforderung.<br />

Herausforderung ist die Planung von Wohnen.<br />

05


Vinesh Gandhi<br />

George Dupin<br />

Öffentliches und Privates überlagern sich<br />

Politisch kann solch eine Aufgabe sein, manifestieren sich<br />

doch in der Gestaltung des individuellen Raums Machtkonstellationen,<br />

die nicht einfach aufzulösen sind. Für Ehefrauen<br />

zum Beispiel ist bis heute in den meisten industriellen<br />

Planungen kein eigenes Zimmer vorgesehen. Es gibt ein<br />

Kinderzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche … aber was<br />

heißt das schon? Selten, dass in einer Familie nicht längst<br />

beide Partner arbeiten. Elternzeit können beide beantragen,<br />

überkommene Rollenbilder werden abgelegt, was sich<br />

aber nicht unbedingt in den Wohnungen widerspiegelt.<br />

Das Private bleibt und wird praktisch. Was sagt aber ein<br />

Begriff wie Home Office eigentlich genau aus? Soll man im<br />

Büro wohnen – oder soll man zu Hause arbeiten? In jedem<br />

Fall eine enorme Herausforderung, denn das Wohnkonzept<br />

vom individuellen Rückzugsraum wird in Frage gestellt.<br />

Öffentliches und Privates überlagern sich. Wohnen verändert<br />

sich, wird weiter gefasst, wenn die antrainierten Zeitstrukturen<br />

sich auflösen, wenn soziale Medien den Alltag<br />

strukturieren. Die Lektüre der alten Romane führt noch in<br />

großbürgerliche Salons, in denen die private Enklave auch<br />

nicht existiert: Belle Etage – hier ist der Raum für den<br />

repräsentativen Empfang. Der Rahmen für soziale Interaktion<br />

ist prächtig. Die Damen ziehen sich zurück, die Herren<br />

rauchen, Zeit existiert nicht. Spricht man in dieser Umgebung<br />

vom Wohnen? Richtig gemütlich wurde es erst im<br />

Biedermeier, mit der großbürgerlichen Familie. Die Wohnung<br />

wird da zu einem Kokon, der alle Bewohner<br />

umschließt. Die Wohnung wird zur Gewohnheit, die zu<br />

überwinden ist.<br />

Individualität versus Gewohnheit<br />

Wer hätte sich zum Beispiel vor 15 Jahren vorgestellt, dass<br />

Wohnen auf Industriefußboden salonfähig wird, dass zum<br />

Beispiel dort erzogen, gegessen und geliebt wird, wo einst<br />

die Maschinen tobten? Man schätzt den offenen Grundriss,<br />

setzt ihn gleich mit Freiheit und Unabhängigkeit:<br />

Individueller Lebensstil statt Gewohnheit ist angesagt.<br />

Das gelingt nicht immer, auch wenn die Küchenblocknespresso-Lofts<br />

in der Innenstadt weggehen wie frisch<br />

geschnitten Brot.<br />

In architektonischer Hinsicht überzeugen können jene Projekte,<br />

bei denen das Konzept breiter und langfristiger angelegt<br />

ist. Hier bedeutet Wohnen weit mehr als die berühmten<br />

vier Wände, sondern beinhaltet den sozialen Kontext. Ein<br />

Wohnatelier, eine Senioren-WG, ein Studentenwohnheim –<br />

gemeinsames Essen, Austausch. Der starre Kokon wird<br />

durchbrochen, wenn neue Kräfte auftreten. Da ist auch der<br />

Architekt plötzlich unabhängig, kann Ungewöhnliches vorschlagen<br />

– vorausgesetzt, sein Kunde kann sich artikulieren<br />

und hat die Freiheit, seine Wünsche zu verwirklichen.<br />

Individualität: „Maison L“ von<br />

Christian Pottgießer ist durch<br />

seine fünf Türme charakterisiert.<br />

(oben, r.).<br />

Konsequent an den regionalen<br />

Gegebenheiten orientieren<br />

sich das indische „Courtyards<br />

House“ des Architekten Sanja<br />

Puri (oben, l.)<br />

06<br />

puls 02 | 2013


Adriano Pecchio<br />

Klarheit, Reduktion und Eleganz:<br />

Beim Umbau der<br />

toskanischen Villa Podere<br />

Bedano setzt Vittorio Grassi<br />

auf Raumkontinuen und<br />

abwechslungsreiche Materialien<br />

(oben).<br />

Leben im transparenten Setzkasten<br />

Die Bauherren, die bei dem japanischen Architekten Sou<br />

Fujimoto „House NA“ in Auftrag gaben, wollten in ihrem<br />

Haus leben wie Nomaden. Fujimoto ist Spezialist für eine<br />

solche Bauaufgabe und konsequent im Hinterfragen von<br />

dem, was wir im Wohnen als selbstverständlich erachten.<br />

Wenn Fujimoto entwirft, kehrt er zu den architektonischen<br />

Wurzeln zurück: Welche Funktion hat ein Zimmer, welche<br />

eine Wand. Kann ein Raum vielleicht auch ohne beides<br />

auskommen? Sein „House NA“ hat daher auch nichts von<br />

einem Rückzugsort, beim Anblick der voll transparenten<br />

Fassade könnte man auch an einen Setzkasten denken. In<br />

den Innenräumen stößt der Besucher auf keine schweren<br />

Möbel. Ihre Aufgabe hat die Architektur selbst übernommen:<br />

Treppenstufen werden zu Sitzgelegenheiten, Wandvertiefungen<br />

ersetzen Schränke. Vor- und Rücksprünge<br />

können als Balkone oder Dachterrassen genutzt werden. Im<br />

gesamten Haus gibt es so gut wie keine festgeschriebenen<br />

Funktionen. Die Bewohner selbst bestimmen, welche Funktionen<br />

die gläsernen Kuben annehmen sollen. So ist es auch<br />

gut möglich, den Arbeitsplatz gemäß dem Sonnenstand<br />

mehrmals am Tag zu wechseln.<br />

Wahrscheinlich kann das radikal reduzierte „House NA“<br />

nur in Tokio stehen, wo auf engstem Raum Wohnkomfort<br />

geboten wird. Dabei muss es aber auch nicht darum gehen,<br />

das Wohnen fortwährend neu zu erfinden. Sou Fujimoto<br />

betont selbst: „Ich sage auch nicht: Werft all eure Möbel<br />

weg! Ich möchte nur zeigen, dass es vielleicht auch andere<br />

Möglichkeiten gibt zu wohnen.“<br />

Der Mailänder Architekt Vittorio Grassi, der lange Zeit als<br />

Partner im Büro von Renzo Piano gearbeitet hatte, sollte in<br />

der Toskana die aus dem 18. Jahrhundert stammende Villa<br />

Podere Bedano erhalten und doch für die Gegenwart fit<br />

machen. Er entschied sich für hochwertige Materialien –<br />

ausgewähltes Parkett, Steinböden in gedeckten Farben. Die<br />

Ausblicke in auf die umliegenden Olivenhaine sind unbedingt<br />

Teil des Konzepts. Das Ergebnis ist eine luxuriöse<br />

Umgebung, die nicht mit ihren Werten prahlt, sondern<br />

langfristig und nachhaltig angelegt ist (der Energiebedarf<br />

für Haus und Pool wird zu 70 Prozent von der eigenen<br />

Solaranlage und der Geothermieheizung gedeckt). Grassi<br />

gelingt das Kunststück einer zeitlosen Architektur, die<br />

gleichwohl technisch auf dem neuesten Stand ist. Einen<br />

japanischen Bezug gibt es auch hier: Grassi umschreibt die<br />

Villa gerne mit einem Verweis auf die japanische Kultur:<br />

Dort steht „wabi-sabi“ für eine Ästhetik, die Eleganz in der<br />

Einfachheit und nicht in der prahlerischen Geste sucht.<br />

Dr. Wilhelm Klauser ist Architekt, Stadtplaner und Architekturkritiker. Kürzlich<br />

erschienen: „Baukultur Verkehr. Orte – Prozesse – Strategien“, eine Publikation<br />

der Bundesstiftung Baukultur. Herausgeber: Michael Braun, Wilhelm Klauser.<br />

256 Seiten, ParkBooks Zürich.<br />

07


» Micro<br />

Zuhause 2.0 – Mehrgenerationenwohnen<br />

in der Praxis<br />

Die Alterung der Gesellschaft und der Zerfall klassischer Familienstrukturen<br />

befördern die Idee des Mehrgenerationenhauses. Seit über zehn Jahren werden<br />

immer wieder erfolgreich Projekte realisiert, die ein gemeinschaftliches Wohnen<br />

mit Rückzugsmöglichkeiten kombinieren. Bei der Planung ist der Architekt<br />

oftmals auch als Vermittler und Moderator gefragt, technische Innovationen wie<br />

die Gebäudesteuerung bekommen dabei zusehends Bedeutung.<br />

Text Insa Lüdtke<br />

Leben im Generationenverbund ist historisch betrachtet eine<br />

Selbstverständlichkeit. Dabei spielten weniger romantische<br />

Vorstellungen einer trauten Großfamilienidylle eine Rolle als<br />

ganz pragmatische Gründe. Sinnbildlich steht das Altenteil<br />

für Geben und Nehmen zwischen den Generationen. Mit der<br />

Übertragung des bäuerlichen Gutes an die junge Generation<br />

sicherten sich die Alten den Lebensunterhalt (z. B. durch<br />

Naturalien), ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Hof sowie<br />

Dienstleistungen oder laufende Geldleistungen.<br />

Klassische Familienstrukturen lösen sich in Zeiten wachsender<br />

Singularisierung und Individualisierung mehr und<br />

mehr auf. Nicht nur beruflich ist Flexibilität gefragt, was<br />

ein Leben der verschiedenen Generationen an einem Ort –<br />

selbst wenn gewünscht – selten möglich macht. Mit steigendem<br />

Lebensalter eröffnet sich für die wachsende Zahl<br />

älterer Menschen die Chance, mit dem Renteneintritt noch<br />

einmal eine aktive Lebensphase zu beginnen. Was für die<br />

einen die Möglichkeit des freiwilligen sozialen Engagements<br />

bedeutet, ist für andere schlichte Notwendigkeit –<br />

wenn etwa jemand keine Nachkommen hat. Der Wunsch<br />

nach einem selbstbestimmten Wohnen in einem lebendi-<br />

gen Umfeld im Sinne von Wahlverwandtschaften wächst<br />

unabhängig von Alter und sozialem Status. Selten geht es<br />

dabei um das Konzept der klassischen Wohngemeinschaft<br />

mit Putzplan, sondern um ein Zusammenleben in Gemeinschaft<br />

auf Distanz.<br />

Einer Lebensweise Raum geben<br />

Eine Art Initialzündung auf diesem Feld gelang vor elf Jahren<br />

dem Wiener Architekten Franz Sumnitsch, der mit seinem<br />

Büro BKK-3 in enger Abstimmung mit den zukünftigen<br />

Mietern eine ehemalige Sargfabrik zu einer modernen<br />

Wohnanlage umbaute – im Sinne eines Quartiers der kurzen<br />

Wege. Das Projekt „Miss Sargfabrik“ umfasst auf einer<br />

Fläche von 3.000 Quadratmetern circa 40 Wohneinheiten.<br />

Räumliche Angebote für Kommunikation und nachbarschaftliche<br />

Vernetzung wie z. B. eine Bibliothek und<br />

Gemeinschaftsküche sollen eine „soziale Architektur“<br />

schaffen, in der sich alle Generationen wohlfühlen können.<br />

„Hier wurde kein Wohnhaus geschaffen, sondern einer<br />

Lebensweise Raum gegeben,“ betonte Sumnitsch vor vier<br />

Jahren im Editorial dieses <strong>Magazin</strong>s. „Viele Bewohner sind<br />

eingezogen, weil sie nicht mehr anonym wohnen wollten,<br />

Klassiker unter den Mehrgenerationenprojekten:<br />

„Miss<br />

Sargfabrik“, initiiert vom Wiener<br />

Büro BKK-3, wurde 2001<br />

eröffnet und ist heute Pilgerstätte<br />

für interessierte Architekten<br />

(rechts).<br />

08 puls 02 | 2013


Hertha Hurnaus


archimage/Meike Hansen<br />

sondern ihr Leben in einer Gemeinschaft verbringen möchten.<br />

Alleinerziehende Mütter oder Väter können zum Beispiel<br />

vom Kindergarten über das Schwimmbad bis zum<br />

Veranstaltungssaal die volle Palette der Einrichtungen sehr<br />

sinnvoll nutzen."<br />

Der Architekt als beratender Moderator<br />

„Miss Sargfabrik“ gilt bis heute als mustergültiges Mehrgenerationenhaus,<br />

das Architekten aus ganz Europa und<br />

interessierte Bewohner regelrecht als Pilgerstätte aufsuchen.<br />

Das Projekt war zunächst Vorreiter und gilt nach wie<br />

vor als Vorbild für generationenübergreifende Konzepte<br />

auch in Deutschland: So leben seit fünf Jahren in einem<br />

fünfgeschossigen ehemaligen Schulgebäude im Berliner<br />

Vorort Karlshorst junge Familien Tür an Tür mit Alleinstehenden,<br />

behinderten Menschen und Älteren. Die Mietergenossenschaft<br />

SelbstBau e.G. ließ nach den Plänen des<br />

Berliner Büros Standort Architekten das denkmalgeschützte<br />

Backsteingebäude aus dem Jahr 1899 zu einem<br />

generationenübergreifenden, integrativen Wohnhaus<br />

umgestalteten. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen<br />

sind zwischen 55 und 140 Quadratmeter groß, 16 der 21 Einheiten<br />

sind barrierearm, 5 sind rollstuhlgerecht ausgestat-<br />

10<br />

tet, gemeinsam wird der Garten genutzt. Für Peter Weber<br />

besteht die Kernidee des Projekts darin, „sich im Alltag<br />

gegenseitig zu unterstützen“. Als Vorstand der Genossenschaft<br />

koordinierte er den Prozess der Entscheidungsfindung<br />

für die Bewohnergruppe.<br />

„Die Berliner haben Vieles richtig gemacht,“ ist sich Anne<br />

Dellgrün sicher. Gruppen müssten vor allem ein tragfähiges<br />

Konzept mitbringen, am besten eines mit sozialem Belang.<br />

Die Kölner Sozialwissenschaftlerin befürwortet den Ansatz<br />

der Gruppenstruktur aus Jung und Alt, Krank und Gesund,<br />

Familien und Singles. Dellgrün begleitet Wohngruppen<br />

beratend bei der Konzept- und Projektentwicklung. Ein Mix<br />

sei ein gutes Fundament, gerade wenn es darum gehe, bei<br />

Partnern wie Banken oder der Wohnungswirtschaft vorstellig<br />

zu werden. Eine Nachbarschaft des guten Willens reiche<br />

aber nicht aus, warnt Dellgrün. Für ein erfolgreiches Gelingen<br />

gilt es von Beginn an, Wünsche der künftigen Bewohner<br />

in die Plaungen einfließen zu lassen. Gerade hier muss<br />

der Architekt seine Kompetenzen als Berater, Moderator<br />

und Organisator ausspielen. So muss er zunächst die unterschiedlichen<br />

Wohnbedürfnisse und letztlich Lebensentwürfe<br />

ermitteln und diese in eine Planung übersetzen. Etwa in<br />

Die Wohnungen des von<br />

Behnisch Architekten 2011<br />

realisierten Mehrgenerationen-<br />

Quartiers in Ingolstadt-Hollerstauden<br />

gruppieren sich um ein<br />

zentrales glasüberdachtes<br />

Atrium (oben und rechts).<br />

puls 02 | 2013


archimage/Meike Hansen<br />

Form eines „neutralen“ Grundrisses, der mit ungefähr gleichgroßen<br />

Räumen unterschiedliche Nutzungen zulässt oder als<br />

differenziertes Wohnungsangebot für die unterschiedlichen<br />

Lebensphasen – letztlich stehen bei dieser Bauaufgabe soziale<br />

Fragen und Kompetenzen im Fokus. Später muss er den künftigen<br />

Bewohnern womöglich auch unangenehme Entscheidungen<br />

verkaufen, um das Projekt nicht zu gefährden.<br />

Enge Bindung zu den späteren Bewohnern<br />

Generationenübergreifende Projekte entstehen von verschiedenen<br />

Seiten aus: Interessensgruppen finden sich lokal<br />

zusammen („bottom up“), häufig handelt es sich hierbei um<br />

Wohneigentum. Immer mehr setzt sich auch im Mietwohnungsbau<br />

die Erkenntnis nach dem Bedarf für gemeinschaftliches<br />

Wohnen durch („top down“). Dellgrün berät neben Baugruppen<br />

auch die Wohnungswirtschaft bei der Quartiersentwicklung.<br />

Hier können gemeinschaftliche Projekte einen<br />

wichtigen Beitrag leisten und einen echten Mehrwert für das<br />

Umfeld bieten, wenn sie z. B. Räumlichkeiten für ein Café,<br />

einen Service-Stützpunkt oder eine Tagespflege einplanen<br />

und damit auf das Umfeld ausstrahlen. Das wiederum kann<br />

ein Argument für die Wohnungswirtschaft sein, so einem Projekt<br />

ein günstiges und zentral gelegenes Grundstück zur Ver-<br />

fügung zu stellen. Dellgrüns Erfahrungen nach bildet sich<br />

immer eine Kerngruppe von 8 bis 14 Personen, die die<br />

Grundlagenarbeit macht. Rund 3 Jahre Zeit braucht es, um<br />

ein Projekt vom Konzept bis zum Einzug umzusetzen.<br />

„Im Quartiersbezug erkenne ich einen sinnvollen Ansatz,<br />

was das Mehrgenerationenwohnen betrifft,“ sagt Dr. Marie-<br />

Therese Krings-Heckemeier, Vorstandsvorsitzende der<br />

empirica AG. Das Forschungs- und Beratungsinstitut für die<br />

Wohn- und Immobilienwirtschaft war mit der Begleitung<br />

des Quartiersprojektes „St. Leonards Garten“ beauftragt, das<br />

im Rahmen des ExWoSt-Programms (Experimenteller Wohnungs-<br />

und Städtebau) realisiert wurde. Durch die enge Einbindung<br />

der späteren Bewohner von „St. Leonards Garten“<br />

konnten bei dem neuen Wohnquartier mit rund 100 Wohneinheiten<br />

und 50 Stadthäusern, das zwischen 2009 und<br />

2012 auf einem ehemaligen Stadtbahndepot im Zentrum<br />

von Braunschweig entstanden ist, viele Nutzerwünsche von<br />

vornherein in den Entwurfsprozess einbezogen werden.<br />

Hierdurch sollte das Zusammenleben der Generationen von<br />

Beginn an gefördert und der Generationenwechsel, der sich<br />

mit den Jahren vollziehen wird, in den architektonischen<br />

Planungen Berücksichtigung finden.<br />

11


Jens Masmann


Julia Knop<br />

Inmitten einer bestehenden<br />

Blockrandbebauung entsteht<br />

in München-Neuhausen bis<br />

2016 unter dem Namen „Drei<br />

Höfe“ eine genossenschaftliche<br />

Wohnanlage, die Singles,<br />

Paare, Familien und Wohngemeinschaften<br />

offen steht.<br />

Generationengerechtes und nachhaltiges Wohnen<br />

Nachhaltigkeit sei jenseits energetischer Anforderungen<br />

auch im sozialen Sinne das richtige Stichwort bei Mehrgenerationen-Wohnprojekten,<br />

weiß Alexander Grünenwald.<br />

Schon vor 20 Jahren hatte der Architekt (Grünenwald +<br />

Heyl) für die städtische Wohnungsgesellschaft Sozialbau<br />

Kempten das Projekt „Integriertes Wohnen Kempten“ entwickelt:<br />

„Das Quartierscafé belebt noch heute ganze Teile<br />

der Altstadt, auch der Gemeinschaftsraum funktioniert<br />

hervorragend.“ Für die städtische Wohnungsgenossenschaft<br />

Ulmer Heimstädte war das Architekturbüro mit<br />

der Planung eines Mehrgenerationen-Wohnprojekts<br />

beauftragt, das 2011 bezogen wurde. Im Niedrigenergiestandard<br />

kfw 55 entstanden 35 barrierefreie Mietwohnungen<br />

mit 1,5 – 4 Zimmern zwischen 50 und 105 Quadratmetern,<br />

ein zentraler Gemeinschaftsraum mit Küche am Eingangsbereich,<br />

gemeinschaftliche Frei- und Grünbereiche,<br />

Kinderspielplatz, Fahrradabstellhäuser und Tiefgarage.<br />

Von der Arbeitsgemeinschaft Baden-Württemberger Bausparkassen<br />

erhielt das Projekt den Preis der Initiative 2012<br />

und den Sonderpreis des Landeswettbewerbs „So wollen<br />

wir wohnen – generationengerecht, integriert, nachhaltig".<br />

Selbst das drittgrößte deutsche Wohnungsunternehmen<br />

Vivawest Wohnen <strong>GmbH</strong> setzt mit den „Johanniskirchgärten“<br />

in Essen auf ein Mehrgenerationen-Quartier. Seit<br />

2007 entstanden auf einer Gesamtfläche von rund 30.000<br />

Quadratmetern im gewachsenen Umfeld des Essener<br />

Stadtteils Altenessen durch Modernisierung und Neubau<br />

rund 210 Mietwohnungen, die zum Teil als Maisonette<br />

oder im Loftstil gestaltet sind. Darüber hinaus sind elf<br />

Eigenheime in der Planung. Breite Laubengänge bieten<br />

Raum für Begegnung und Gemeinschaft. Jung und Alt,<br />

Familien und Singles, Menschen mit und ohne Behinderung<br />

sollen hier Wohnraum finden, der nicht hinter vier<br />

Wänden endet. Die Wohnungen sind überwiegend barrierefrei.<br />

Sie haben bodengleiche Duschen, verbreiterte<br />

Türen und schwellenlose Zugänge zu den Balkonen. Ein<br />

Mietertreff und das Kundencenter des Wohnungsanbieters<br />

mit Concierge sind integraler Bestandteil.<br />

Derzeit entsteht der „Generationengarten“, der den<br />

Bewohnern einen gemeinschaftlichen Freiraumbereich<br />

mit Platz für nachbarschaftliche Aktivitäten bieten soll.<br />

Ein umweltfreundliches Regenwasserkonzept sorgt für<br />

ein gesundes Mikroklima in der gesamten Siedlung.<br />

13


Jens Masmann<br />

Technische Assistenzsysteme<br />

Bei der Konzeption von generationenübergreifenden<br />

Wohnprojekten können technische Lösungen sinnvoll einfließen.<br />

So unterstützt der KNX-Standard seit 20 Jahren<br />

Aspekte von Komfort und Sicherheit in den eigenen vier<br />

Wänden. Die damit verbundene Gebäudeautomation<br />

kommt allen Generationen zugute, die in einem Haus<br />

zusammen leben. Zusätzlich zum Stromnetz nutzt der<br />

KNX-Standard eine Niedervoltleitung, so kommunizieren<br />

die einzelnen Steuer- und Bedienelemente, Sensoren und<br />

Aktoren miteinander. Farbiges Orientierungslicht im Flurbereich,<br />

die Leseleuchte im Wohnzimmer oder die Küchenbeleuchtung<br />

können geschaltet werden. Außerdem können<br />

die Stereoanlage oder der Fernseher eingeschaltet werden,<br />

um dem Bewohner „seine“ individuelle Wohlfühlsumgebung<br />

nach Bedarf zu bieten. Gerade aufgrund der intuitiven<br />

und selbsterklärenden Funktionen bewertet die ältere<br />

Generation KNX zunehmend positiv.<br />

Auch die Vernetzung eines ganzen Wohnquartiers über<br />

eine Internetplattform kann eine generationenübergreifende<br />

Nachbarschaft und Gemeinschaft fördern. Im Rahmen<br />

des ExWoSt-Bundesmodellprogramms mit dem Themenschwerpunkt<br />

„Innovationen für familien- und altengerechte<br />

Stadtquartiere“ wurde von der BauWohnberatung<br />

Karlsruhe im Auftrag der LUWOGE für den Ludwigshafener<br />

Stadtteil Pfingstweide ein Wohnkonzept erarbeitet, das<br />

allen Generationen gerecht wird. Neben der Realisierung<br />

neuer Wohnformen ging es um den Aufbau von Service-<br />

14<br />

Einrichtungen im Quartier. Dazu wurden im Jahr 2008<br />

barrierefreie, anpassungsfähige Wohnungen im Bestand<br />

geschaffen, sowie ein Pflegedienstleister in das Quartier<br />

eingebunden. Im Bereich der sozialen Infrastruktur sind<br />

somit professionelle Hilfeleistungen, Alltagshilfen und<br />

Beratungsangebote direkt vor Ort abrufbar, ergänzt um<br />

Infrastrukturangebote für Jung und Alt. Zur Aktivierung<br />

der Bewohner und der Kommunikation im Stadtviertel tragen<br />

der Gemeinschaftsraum, ein Concierge und das Netzwerkerbüro<br />

sowie die Internetplattform<br />

www.pfingstweide.de bei.<br />

Generationenübergreifendes Netzwerk<br />

Damit in Zeiten wachsender Pluralisierung selbstbestimmtes<br />

Wohnen – ob als Familie oder Single und unabhängig<br />

vom Alter – gelingen kann, braucht es zuallererst Anregung<br />

und Austausch. Nicht von ungefähr trug deshalb<br />

wohl auch in diesem Jahr eine viel beachtete Ausstellung<br />

im Deutschen Architekturmuseum den Titel „Netzwerk<br />

Wohnen – Architektur für Generationen“. Die Schau in<br />

Frankfurt verwies auf 35 internationale Projekte, die die<br />

Bedeutung eines generationenübergreifenden sozialen<br />

Netzwerks belegen. Dies bedingt einen individuellen, aber<br />

eben auch einen kollektiven Bewusstseinsprozess, der<br />

nicht früh genug beginnen kann.<br />

Insa Lüdtke ist Architektin und freie Journalistin. Mit ihrem Beratungsunternehmen<br />

„Cocon Concept“ hat sie sich auf „Wohnen im Wandel“ spezialisiert.<br />

Gemeinsam mit Eckhard Feddersen ist Insa Lüdtke Herausgeberin des Entwurfsatlas<br />

Wohnen im Alter (2009, Birkhäuser, Basel).<br />

Jedem Bewohner seine individuelle<br />

Wohlfühlumgebung<br />

geben: mit technischen Assistenzsystemen<br />

oder speziellem<br />

Raum für Begegnung. So entsteht<br />

in den „Johanniskirchgärten“<br />

in Essen derzeit der<br />

„Generationengarten“ (rechts).<br />

puls 02 | 2013


Adrian Bedoy – VIVAWEST


» Praxis<br />

Kunstgriff wider die Monotonie:<br />

Die Balkone sind bei der K-Star<br />

Residence etagenweise versetzt.<br />

So entsteht das eigenwillige<br />

geometrische Linienspiel,<br />

das dem Gebäude<br />

Charakter verleiht (links) .<br />

Stacheliger Kokon<br />

Auf Sichtweite zum Kölner Dom ist mit der K-Star Residence eine neue luxuriöse<br />

Wohnumgebung entstanden, die sowohl kleine Appartements als auch großzügige<br />

Penthouse-Wohnungen bietet. Mit der plastisch-kristallinen Fassadenstruktur<br />

gaben die Kölner Archtitekturbüros gatermann + schossig und römer partner<br />

architektur dem Gebäude ein Alleinstellungsmerkmal, das mit der besonderen<br />

innerstädtischen Wohnsituation korrespondiert.<br />

Text Lasse Ole Hempel Fotos Jens Willebrand<br />

„Unser Hauptthema ist zurzeit das Wohnen in der Stadt“,<br />

betont Bernd Römer. Seit über 20 Jahren leitet er in Köln<br />

sein eigenes Büro – 2007 gründete er gemeinsam mit<br />

Stephan Kögeler römer partner architektur. Nicht nur in<br />

der Rheinregion hat sich das Büro mit vielen erfolgreichen<br />

Projekten einen guten Namen erarbeitet. Im Kölner Rheinauhaufen<br />

haben sie gleich mit mehreren Bauten dazu beigetragen,<br />

dass das Areal weit über die Grenzen der Stadt<br />

als Beispiel moderner Quartiersentwicklung bekannt werden<br />

konnte. Hier wäre etwa die exklusive, modular strukturierte<br />

Wohnwerft zu nennen, die mit ihrer eigenwilligen<br />

Fassade das Rheinufer prägt, oder das moderne Bürogebäude<br />

Pier 15 (siehe Praxisbericht in puls Ausgabe 2/2009).<br />

Wohnen in gewerblich geprägtem Umfeld<br />

Die Genese ihres aktuellen Wohnungsprojekts konnten<br />

die Architekten quasi von den Fenstern des eigenen Büros<br />

aus verfolgen: Die K-Star Residence liegt im Kunibertsviertel<br />

und damit in bester innerstädtischer Lage, nur einen<br />

Steinwurf von Hauptbahnhof, Oper und Dom entfernt. In<br />

unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Bahndirektion,<br />

ein klassizistisches Gebäude, das vor seinem Umbau<br />

unter anderem von der Kölner Kunstmesse zwischengenutzt<br />

wurde. Gegenwärtig wird der langgestreckte Bau<br />

entkernt, hinter der mit Säulen durchsetzten Fassade entstehen<br />

neue Büroflächen. Das Baugrundstück der K-Star<br />

Residence ist eine umgewandelte Bundesimmobilie. Die<br />

Adresse „Altes Ufer“ weist darauf hin, dass der Rhein vor<br />

gar nicht langer Zeit bis hierhin reichte. Entsprechend<br />

schwierig war der Untergrund, der dazu mit seinem leichten<br />

Gefälle noch als „Hanggrundstück“ eingeordnet wurde.<br />

Diese Voraussetzungen und die besondere urbane<br />

Struktur der Nachbarschaft machten für die Architekten<br />

das Projekt zu einer Herausforderung. „Die Macro-Lage ist<br />

erstklassig“, betont Stephan Kögeler. „Aber die Micro-Lage<br />

ist speziell, weil wir es mit einem klassischen Gewerbeort<br />

zu tun haben. Uns wurde schnell klar, dass es schwierig<br />

sein würde, hier Wohnraum zu etablieren.“<br />

Ein Teil des Gebäudes wendet sich in Richtung eines Parkhauses.<br />

Gleich in der Nähe befindet sich die Anlieferung<br />

des in der Nachbarschaft befindlichen mariott Hotels. „So<br />

hat sich ergeben, dass die K-Star Residence im Grunde auf<br />

sich selbst gerichtet ist“, betonen die Architekten. „Eine<br />

Anlehnung an die Nachbarschaft schloss sich für uns von<br />

vorne herein aus. Das Gebäude hat daher eine sehr indivi-<br />

17


duelle Ausstrahlung – ein Solitär, wenn man so will.“ So<br />

erklärt sich auch die leicht abwehrende Geste, die von der<br />

Fassade ausgeht und das Leben im Inneren – wie bei<br />

einem Kokon – zu schützen scheint. Das siebenstöckige<br />

Gebäude bietet eine luxuriöse Wohnumgebung auf zum<br />

Teil klein dimensionierten Grundrissen. Die kleinsten<br />

Wohneinheiten sind 47 Quadratmeter groß, die luxuriöse<br />

Penthouse-Wohnung auf dem Dach erstreckt sich über<br />

300 Quadratmeter.<br />

Die eigene Wohnung über das Smartphone steuern<br />

Die ungemein plastische Fassade, die von den Beteiligten<br />

abwechselnd als „Federkleid“ oder „Kristall“ beschrieben<br />

wird, verleiht dem Gebäude seinen Charakter. Die Aluminiumpaneele<br />

nehmen im Abendlicht unterschiedliche Farben<br />

an, wenn beim Anbrechen der Dunkelheit in den Wohnungen<br />

die ersten Lichter angehen, beginnt die Fassade<br />

leicht zu funkeln. Dabei ist der architektonische Entwurf<br />

auch der Vorgabe geschuldet, dass möglichst alle Wohnungen<br />

über einen Austritt verfügen sollten. Um einen monotonen<br />

Charakter zu vermeiden, entschieden sich die Architekten,<br />

Balkone und Erker etagenweise zu versetzen. In der<br />

Gesamtheit entsteht eine expressive Fassade, die durch ihre<br />

Faltung und den Wechsel von Balkonen und Erkern ihr<br />

Alleinstellungsmerkmal erhält. Da es nur einen Treppenkern<br />

mit Aufzug gibt, um den sich in den unteren Etagen<br />

pro Stockwerk 7 bis 8 Wohnungen gruppieren, ergaben sich<br />

sehr tiefe, loftartige Räume. Eine möglichst hohe Versorgung<br />

mit Tageslicht gewährleisten im fertigen Gebäude die<br />

bodentiefen Fenster, die mit Aluminiumrahmen kombiniert<br />

sind. Die Architekten sprechen gerne von einem<br />

leicht „technoiden Charakter“, der sich wunderbar mit dem<br />

hohen technischen Komfort im Inneren verbindet. Eng<br />

damit verknüpft ist das anspruchsvolle Klima- und Energiekonzept.<br />

So kommt in der K-Star Residence eine Heizund<br />

Kühldecke zum Einsatz – eine Technik, die ursprünglich<br />

aus dem Gewerbebereich stammt und gegenüber einer<br />

Fußbodenheizung den entscheidenden Vorteil hat, dass sie<br />

weniger träge ist.<br />

Von Beginn stand fest, dass ein Mix aus temporärem und<br />

dauerhaftem Wohnen die K-Star Residence prägen sollte.<br />

Gemeinsam mit dem Bauherrn, der Lebenstraum Gesellschaft<br />

für modernes Wohnen mbH, hat man eine Klientel<br />

ins Auge gefasst, das zwar in Köln arbeitet, aber nicht<br />

zwingend in der Stadt wohnt. Da insbesondere die Bewohner<br />

der Appartements in den unteren Etagen Manager<br />

seien, die ihre Wohnungen nur eine begrenzte Dauer am<br />

18 puls 02 | 2013


Sinn fürs Detail: Die Treppenläufe<br />

sind aus Eichenholz.<br />

Jede Wohnung ist dazu mit<br />

der neusten Serie des <strong>Busch</strong><br />

ComfortPanel ® ausgestattet<br />

– für eine individuelle Raumsteuerung<br />

(oben).<br />

Tag nutzen würden, entschied man sich für diese Lösung,<br />

die bei Bedarf einen schnellen Kühl- oder Heizvorgang<br />

garantiert. Entsprechend kommen alle Wohnungen ohne<br />

Heizkörper aus, was den Spielraum für die Gestaltung der<br />

Innenräume erhöht. Funktionen wie Heizung, Kühlung,<br />

Licht und Beschattung lassen sich in allen Wohneinheiten<br />

über ein ComfortPanel® von <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> steuern. Über die<br />

KNX-Technik und die entsprechenden Schnittstellen ist es<br />

möglich, auch mittels Smartphone die Funktionen in der<br />

Wohnung zu regeln oder zu programmieren. So kann man<br />

beispielsweise Lichtszenarien oder den innenliegenden<br />

Sonnenschutz einstellen, noch bevor man den Raum betritt.<br />

Boarding-Konzept mit Concierge und Spa<br />

Um das Projekt noch besser auf die Zielgruppe abzustimmen,<br />

gingen Bauherr und Architekten einen Betreibervertrag<br />

mit der LH&E Group ein, die Luxushotelerie anbietet.<br />

2011 hat das Unternehmen das „Kameha Grand Bonn“<br />

eröffnet, das im selben Jahr als „Hotel des Jahres“ ausgezeichnet<br />

wurde. Mit K-Star hat LH&E eine neue junge<br />

Designmarke ins Leben gerufen, der das erfolgreiche<br />

Hotelkonzept auf das Wohnen im Appartementhaus überträgt.<br />

Durch diese Kooperation wurde Realität, was die<br />

Architekten als „Boarding-Prinzip“ bezeichnen: Dienstleistungen,<br />

die man aus der Hotelbranche kennt, werden auch<br />

innerhalb eines Wohnhauses angeboten. Dazu gehört<br />

etwa der Concierge, der von den frühen Morgenstunden<br />

bis spät abends im Erdgeschoss für die Besucher ansprechbar<br />

ist. Hier kann man beispielsweise seinen Anzug in die<br />

Reinigung geben, ein Taxi bestellen oder Tipps für einen<br />

Restaurantbesuch erhalten.<br />

Hinter dem Treppenhausaufgang schließt sich der Spa-<br />

Bereich an. Da jeder Käufer einer Wohnung auch gleichzeitig<br />

das Betreiberkonzept erwirbt (In der K-Star Residence<br />

gibt es ausschließlich Eigentumswohnungen), kann er<br />

diese Dienste in Anspruch nehmen. Anders verhält es sich<br />

mit dem Kameha-Möblierungskonzept, das als Option<br />

gegen Aufpreis angeboten wird. Zu den verschiedenen<br />

Ausstattungsoptionen gehört beispielsweise das Schalterprogrogramm<br />

future® linear von <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong>, aber auch<br />

speziell für das K-Star-Konzept entworfene Sonderanfertigungen.<br />

Der dunkle, edle Parkettboden ist dagegen in<br />

allen Wohnungen selbstverständlich.<br />

Umlaufende Ringterrassen<br />

Die Appartements in den unteren 4 Etagen sind als offene<br />

Grundrisse angelegt und zwischen 50 und 60 Quadratmetern<br />

groß. Ab der 5. Etage erreichen die Grundflächen der<br />

19


» Praxis<br />

Ansicht Altes Ufer<br />

Grundrisse 6. Etage (Penthouse-Wohnungen)<br />

Schützende Geste: Da die<br />

Nachbarschaft der K-Star<br />

Residence gewerblich geprägt<br />

ist, entschieden sich die<br />

Architekten gegen den Bezug<br />

zur Umgebung und für einen<br />

expressiven Solitär (links).<br />

Wohnungen bis zu 100 Quadratmetern. Ab diesem Stockwerk<br />

ist dann auch der in Köln so hoch geschätzte Domblick<br />

garantiert. Ab dem 6. Stock zieht sich die Fassade<br />

leicht zurück, so entstehen umlaufende Ringterrassen und<br />

Penthouse-Wohnungen mit bis zu 300 Quadratmetern Fläche.<br />

Von hier aus kann der Blick bis weit zu Hadi Teheranis<br />

Kranhäusern im Rheinauhafen schweifen.<br />

Projektbeteiligte<br />

„In Frankfurt oder München mit einem relativ hohen<br />

Anteil an Unternehmensberatern und Bankern wäre ein<br />

Projekt wie die K-Star Residence sicherlich alltäglicher als<br />

hier in Köln“, führt Michael Müller aus, Geschäftsführer der<br />

Lebenstraum Gesellschaft für modernes Wohnen mbH.<br />

„Köln ist vom Standort her noch etwas anders. Das Projekt<br />

musste sich erst bewähren.“ Und das tat es in ökonomischer<br />

Hinsicht auf ganzer Linie. Im Schnitt kostet in der K-Star<br />

Residence der Quadratmeter 5.000 Euro, die Bauherren und<br />

Architekten freuen sich, dass noch vor der Fertigstellung<br />

des Gebäudes alle Wohnungen verkauft sind. Schon im<br />

Frühjahr 2013 kehrt mit den ersten Bewohnern Leben in das<br />

Haus ein: Möbelwagen stehen vor der Tür, und die ersten<br />

Balkone sind bereits bepflanzt. Wenn wie geplant ins Erdgeschoss<br />

bald ein Restaurant einzieht, wird hier im Herzen<br />

Kölns das feine, neue Wohnrefugium komplettiert.<br />

Projektentwickler und Bauträger<br />

Lebenstraum Gesellschaft für modernes Wohnen mbH<br />

Architekten (Arbeitsgemeinschaft)<br />

gatermann + schossig, Köln<br />

römer partner architektur, Köln<br />

Bruttogeschossfläche (BGF)<br />

5712 Quadratmeter<br />

Integrierte Produkte von <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong><br />

KNX-System<br />

<strong>Busch</strong>-priOn® Bedienelemente; <strong>Busch</strong> ComfortPanel®;<br />

<strong>Busch</strong>-Welcome® Türkommunikation;<br />

Schalterprogramm future® linear<br />

21


» Praxis<br />

Leben im Hof<br />

Bei energieoptimierten Gebäuden wird an vielen<br />

Stellschrauben gedreht, und oft besteht bei<br />

begrenzten Budgets die Gefahr, dass der gestalterische<br />

Anspruch dadurch zurückstecken muss.<br />

Anders beim neuen Wohnquartier Hollerstauden<br />

in Ingolstadt. Bogevischs buero entwickelten im<br />

Rahmen eines Pilotprojekts gute und bezahlbare<br />

Lösungen für ein nachhaltiges Wohngebäude.<br />

Text Franziska Bettac Fotos Julia Knop<br />

Mit dem Modellvorhaben „e% – Energieeffizienter Wohnungsbau“<br />

lobte der bayrische Staat ein Programm aus,<br />

das auf ein Neues versucht, die verschiedenen Parameter<br />

energieeffizienter Architektur auszuloten und Beispielprojekte<br />

zu schaffen, bei denen analog zu Vitruvs Trias von<br />

Firmitas, Utilitas und Venustas, so könnte man sagen, nun<br />

Ökologie, Ökonomie und Ästhetik ein harmonisches<br />

Gleichgewicht bilden sollen.<br />

Insgesamt 10 Wohnungsbauten wurden als Forschungsbauvorhaben<br />

subventioniert und begleitend untersucht. Das<br />

Quartier Hollerstauden ist ein solches Pilotprojekt, das unter<br />

dem e%-Label die Anforderungen der zu Planungsbeginn<br />

gültigen EnEV 2009 um 40–60 Prozent unterschreiten sollte,<br />

ohne den Kostenrahmen des geförderten Wohnungsbaus<br />

über Gebühr auszudehnen. Die soziale Akzeptanz und<br />

ansprechenden Gestaltung der Neubauten sollten – auch im<br />

Sinne der Nachhaltigkeit – eine ebenso große Rolle spielen.<br />

Ein lebendiges Quartier mit gestaltetem Freiraum<br />

Das Baufeld am westlichen Stadtrand von Ingolstadt verfügte<br />

bereits über eine Seniorenwohnanlage aus den<br />

1990er-Jahren als Teilbebauung. Die hochwertige Residenz<br />

22


Im Gesamtlageplan (links) sind<br />

das U-förmige Wohngebäude<br />

von Tobias Brand (blau), das<br />

Atriumhaus von Behnisch<br />

Architekten (violett) und die<br />

Laubenganghäuser von<br />

bogevischs buero (grün)<br />

ablesbar. Mittig der Bestand<br />

aus den 1990er-Jahren.<br />

24<br />

puls 02 | 2013


Gemeinschaftliches Grün,<br />

Sandkasten und Spielflächen<br />

sollen die soziale Akzeptanz<br />

der verdichteten Wohnbebauung<br />

erhöhen. Durch die große<br />

Tiefgarage entstand viel Platz,<br />

der nicht von Autos beansprucht<br />

werden kann (oben).<br />

wurde damals von Günter Behnisch realisiert und war Ausgangspunkt<br />

einer Weiterentwicklung des Bebauungsplans.<br />

Das St-Gundekar-Werk, Bauherr und Grundstückbesitzer,<br />

lobte 2008 ein Plangutachten aus, aus dem die Münchner<br />

Architekten bogevischs buero als Sieger hervorgingen. Das<br />

Grundstück wurde in drei Abschnitte aufgeteilt und bogevischs<br />

buero sowohl für den Masterplan als auch mit dem<br />

Hochbau der ersten Teilfläche, den Laubenganghäusern,<br />

beauftragt. Für die beiden weiteren, westlich gelegenen<br />

Grundstücke wurden die zweit- und drittplazierten Büros<br />

verpflichtet. Behnisch Architekten entwarfen ein Atriumhaus<br />

für generationenübergreifendes Wohnen, und das<br />

Ingolstädter Büro Tobias Brand realisierte ein Innenhofhaus<br />

mit überwiegend Maisonettewohnungen. So entstanden im<br />

Quartier Hollerstauden 142 Wohneinheiten in verdichteter<br />

Bauweise, jedoch ohne die Anmutung einer seriellen Großsiedlungen.<br />

Im Gegenteil, durch eine differenzierte und<br />

durchdachte Grünraumgestaltung erhielt Ingolstadt ein<br />

ausgewogenes, neues Wohnensemble mit hoher Aufenthaltsqualität.<br />

Der aufwendig gestaltete Grünraum mit teilweise<br />

neu geformter Topografie über den unterirdischen<br />

Parkflächen schafft maßstäblich angemessene öffentliche<br />

und leicht angehobene private Freibereiche innerhalb des<br />

neuen Quartiers.<br />

Drei unterschiedliche Entwurfsansätze<br />

Zum Modellprojekt gehört auch der Ansatz, die drei Bauabschnitte,<br />

die sich in ihrer Konstruktion und Bewohnerstruktur<br />

unterscheiden, über einen längeren Zeitraum zu beobachten<br />

und zu bewerten. Während die Wohnungen der Laubenganghäuser<br />

in vorgefertigter Holzbauweise mit privaten<br />

Terrassen und Gemeinschaftshöfen konzipiert sind, bildet<br />

das in Holz und Beton konstruierte Atriumhaus eine große<br />

Gemeinschaftszone im überdachten Innengarten. Hier wurde<br />

auf eine generationenübergreifende Mieterstruktur<br />

besonderen Wert gelegt. Im Innenhofhaus des in Massivbauweise<br />

errichteten dritten Bauteils schließlich sind die<br />

Gärten und Terrasse sichtgeschützter angelegt.<br />

25


Solaranlage mit Pufferspeicher<br />

Viel Anerkennung der Fachwelt ernteten die Laubenganghäuser<br />

von bogevischs buero, die im Lageplan zwei parallele<br />

und einen keilförmigen Hof ausbilden. Dieser mittlere Hof<br />

dient mit seinen Sitzbänken, Tischen und dem Spielplatz als<br />

Gemeinschaftsfläche. Insgesamt 81 größtenteils öffentlich<br />

geförderte Wohneinheiten finden in den 4, von einem überdachten<br />

Querweg unterbrochenen, Riegeln Platz. An eine in<br />

Sichtbeton und verzinktem Blech ausgeführte Treppenkonstruktion<br />

docken die hochgedämmten kompakten Holzbauten<br />

an, die einen jährlichen Heizenergiebedarf von unter 20<br />

kWh/m 2 haben, – dies ist insbesondere einer sorgfältigen<br />

Konstruktion ohne jede Wärmebrücke zur massiven Laubengangtreppe<br />

zu verdanken. Die Grundrisse der Ost-West ausgerichteten<br />

Zeilen verfügen über barrierefrei zugängliche<br />

Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, teilweise als Maisonetten<br />

im einzigen zweigeschossigen Riegel, und jeweils mit<br />

eigener Terrasse oder mit Balkon. Die mit braun lasierten Lärchenholzpaneelen<br />

verkleideten Wohnkuben sowie die vorge-<br />

lagerte Sichtbetontreppe sind an den Längsseiten mit Holzlamellen,<br />

die jeweils in einer unterschiedlichen Dichte angebracht<br />

sind, zu einer optischen Einheit zusammengefügt. Von<br />

den kurzen Südseiten über das Dach bis hinunter zur Nordseite<br />

werden die Wohnriegel von einem mit grauem Faserzement<br />

verkleideten Bügel gefasst, aus dessen Oberseite wie<br />

kleine Segel die Solarpaneele hervorragen. In die Häuser integriert<br />

sind zwei haushohe, 250.000 Liter fassende Stahltanks,<br />

die mit dem Schwerlastkran von oben in die Gebäude eingelassen<br />

wurden. In diesen Pufferspeichern lagert das durch<br />

die große Solaranlage erwärmte Wasser. Über ein Verteilernetz<br />

wird die Wärme in den Wohnungen mit kleinen Wärmetauschern<br />

für Heizung und Frischwasser bedarfsgerecht<br />

nutzbar gemacht. Fernwärme deckt den darüber hinaus verbleibenden<br />

Wärmebedarf. Dass dieser in der Wohnanlage<br />

Hollerstauden so gering ist, ist auch dem kontrollierten<br />

Raumluftwechsel zu verdanken – dabei ist die Technik der<br />

Lüftungsanlage zentral in einem wetterfesten Lüftungsgerät<br />

auf dem Dach installiert.<br />

Die abwechslungsreich gestalteten<br />

Laubengänge der Wohnbebauung<br />

schaffen kommunikative<br />

Zonen. Auch für Fahrräder,<br />

Pflanzkästen und Kinderwagen<br />

bleibt genügend Platz (oben).<br />

26 puls 02 | 2013


» Praxis<br />

Gesamtschnitt<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

Fassadendetails Ansicht<br />

Ausgewogenes Nachhaltigkeitskonzept<br />

Auch wenn die Bausumme der Wohnungen in Ingolstadt<br />

etwas über den Durchschnittspreisen im sozialen Wohnungsbau<br />

liegt, stellt das Quartier Hollerstauden in punkto<br />

Haustechnik, Konstruktion und Kosten eine sehr ausgewogene<br />

Lösung dar, die im geförderten Wohnungsbau<br />

Schule machen könnte – und sollte. Die Planer hatten<br />

beim Bau die Energiebilanz sowie die Kosten des gesamten<br />

Lebenszyklus des Gebäudes, von einer langlebigen<br />

Gestaltung bis zum Abbruch und zur Entsorgung, im<br />

Blick – Faktoren, die den Begriff „Nachhaltigkeit“ eigentlich<br />

immer bestimmen müssen.<br />

Dass sich die gewählte Strategie der integrierten und doch<br />

abwägenden Fachplanung ausgezahlt hat, beweist auch<br />

der Gewinn des europäischen Architekturpreises „Energie<br />

+ Architektur“, den der Bund Deutscher Architekten (BDA)<br />

und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZSHK) auslobte<br />

– und im Januar 2013 an das Projekt Laubenganghäuser<br />

Hollerstauden von bogevischs buero vergab.<br />

Projektbeteiligte<br />

Bauherr<br />

St. Gundekar-Werk Eichstätt, Schwabach<br />

Architekt<br />

bogevischs buero, München<br />

Energiekonzept<br />

TB Stampfer, Salzburg<br />

Integrierte Produkte von <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong><br />

Schalterprogramm Reflex SI<br />

27


Das Haus der Zukunft<br />

Sou Fujimoto architects<br />

Ein Ferienhaus, das angelegt ist wie ein Klettergerüst, eine Gründerzeitvilla im Patchwork-Look und<br />

eine offene Pyramide für New York – Wohnbauten, bei denen traditionelle Muster umschifft wurden<br />

und die Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen und neuer Ansprüche sind.<br />

Sou Fujimoto:„Solo Houses – Geometric Forest“, Cretas, Spanien<br />

Transparenz und die Schaffung kommunikativer Raumkontinuen sind das Spezialgebiet des japanischen Architekten Sou Fujimoto, der seit 2000 in<br />

Tokio sein Büro Sou Fujimoto Architects betreibt und jüngst mit der Gestaltung des nächsten Pavillons der Serpentine Gallery in London beauftragt<br />

wurde. Sein Ferienhaus „Geometric Forest“ ist sein erstes Wohnhausprojekt in Europa und steht wie das viel besprochene, 2010 in Tokio vollendete<br />

rundumverglaste Wohndomizil „House NA“ ganz im Zeichen von Fujimotos Begeisterung für ein höchst flexibles Wohnen, bei dem wie in einem<br />

Baum von einem Bereich in den anderen gesprungen werden kann. Das Ferienhaus „Geometric Forest“ kommt fast ohne Wände aus. Nur im inneren<br />

Kern sind wenige blickdichte Räume wie Schlaf- und Badezimmer verborgen. An die Stelle einer Fassade tritt ein dreidimensionales, archaisch<br />

anmutendes Gitterwerk aus unbehandelten Holzstämmen. Eine großzügige Terrasse bildet den Übergang vom Wohnraum zur umgebenden Natur<br />

und gibt den Blick frei auf die „spanische Toskana“. Eine frische Brise zirkuliert permanent durch die offene Bauweise, während die baulichen Elemente<br />

wertvollen Schatten spenden. In die Wege geleitet wurde das Projekt vom Architekturliebhaber Christian Bourdais, der im Süden der spanischen<br />

Provinz Aragonien mehreren internationalen Architekten die Möglichkeit gibt, sich weitgehend frei zu entfalten. Die Experimentierfreude<br />

wird lediglich durch ein einheitliches Kostenlimit gedrosselt, das den Beweis erbringen soll, dass zeitgemäße und gute Architektur zu einem vernünftigen<br />

Preis realisierbar ist. Die 10 Ferienhäuser, die höchst individuell ausfallen werden, können gekauft oder gemietet werden.<br />

28<br />

puls 02 | 2013


» Visionen<br />

BIG-Bjarke Ingels Group: West 57th, New York, USA<br />

Selbst in New York dürfte dieses Gebäude der dänischen Architektengruppe<br />

BIG die Blicke auf sich ziehen. In Manhattans<br />

57th Street, direkt am Hudson River gelegen, vereint der spektakuläre<br />

Hybrid die Kompaktheit eines Atriumhauses mit der<br />

Imposanz eines Wolkenkratzers und lässt somit amerikanische<br />

und europäische Bautradition miteinander verschmelzen.<br />

Je nach Betrachterstandort erscheint das Gebäude als<br />

geöffnete Pyramide mit grünem Innenleben oder als keilförmig<br />

in den Himmel ragender Glasturm. Von den vier Gebäudeecken<br />

des Grundrisses streckt sich lediglich eine weit in den<br />

Himmel. Die daraus entstehende Neigung stellt eine Verbindung<br />

zu der flach bebauten Umgebung der Südseite und den<br />

hohen Wohnhaustürmen der West- und Nordseite dar.<br />

Das Gebäude soll Wohnungen unterschiedlicher Größe beherbergen.<br />

Für die unteren beiden Geschosse sind kulturelle und<br />

Shopping-Angebote vorgesehen. Durch die Öffnung des<br />

Atriums in Richtung des Hudson River gelangt Tageslicht bis<br />

tief in den Gebäudekomplex, während die Begrünung des<br />

nahegelegenen Hudson River Park mit dem offenen Gebäudeeinschnitt<br />

korrespondiert. Passanten können zwar von außen<br />

in den Innenhof einsehen, die Nutzung dieser Ruheoase bleibt<br />

jedoch ausschließlich den Bewohnern vorbehalten. Zusätzlich<br />

ins Auge fällt das die unregelmäßige Perforation der Fassade,<br />

die auf die individuell ausgeformten Balkone zurückgeht, die<br />

alle nach Süden ausgerichtet sind. Geometrische Muster bestimmen<br />

die Grundrisse und sind auch an der Fassade deutlich<br />

sichtbar. Die spitz zulaufenden Fenstervorsprünge sind jeweils<br />

denen der Nachbarwohnung zugewandt und sollen insgesamt<br />

die Kommunikation zwischen den Bewohnern erleichtern.<br />

BIG-Bjarke Ingels Group<br />

29


Henning Larsen Architects<br />

Henning Larsen Architects: Villas in the Sky, Riad, Saudi-Arabien<br />

Auch Henning Larsen Architects reihen sich ein in die Riege europäischer Baumeister, die im arabischen Raum imposante Landmarken für die neuen, prosperierenden<br />

Metropolen entwerfen. Der Wohnturm „Villas in the Sky“ ist auserkoren, zum neuen Orientierungspunkt im King Abdullah Financial District von Riad zu werden. Das<br />

markante Gebäude soll sich über 34 Stockwerke erstrecken und sowohl privat als auch gewerblich genutzt werden. In einer Durchgangszone, nahe einem öffentlichen<br />

Platz gelegen, erschließen sich die Geschäfte der unteren 3 Etagen durch Fußgängerbrücken – den sogenannten „Sky Walks“ –, die eine Verbindung zu den umliegenden<br />

Gebäuden bilden. Auf weiteren 14 Stockwerken sollen Büroflächen und auf den obersten 12 Etagen des Gebäudes insgesamt 22 Wohnungen entstehen. Ein schlichter<br />

quadratischer Grundriss bildet die Basis des Turmes. Im oberen Bereich verschiebt sich diese Grundfläche im Wechsel zu zwei Seiten hin, wodurch sich der Turm fast in<br />

den Himmel zu schrauben scheint. Die besondere Konstruktion der Fassade birgt einen integrierten Schutz vor Sonneneinstrahlung: Im Schnitt betrachtet, bildet die<br />

Außenhaut eine Zickzacklinie, deren nach oben gerichteten Elemente zur Beschattung mit hellen Paneelen belegt sind. Die nach unten gerichteten Flächen erhalten für<br />

eine uneingeschränkte Sicht nach außen eine Verglasung. Die exzentrische Fassade soll mit dafür sorgen, den Energieverbrauch des Gebäudes zu senken. Schließlich<br />

streben die Architekten mit „Villas in the Sky“ eine LEED-Zertifizierung an.<br />

O3 Architekten: Wohnen am Innsbrucker Ring, München<br />

Einige Unternehmen versuchen, durch gezielte Neu- und Umbauten<br />

den in den Großstädten neuen und bezahlbaren Wohnraum<br />

zu schaffen und so der aktuellen Preisspirale entgegenzuwirken.<br />

Die Vermietergesellschaft Gewofag lobte einen Wettbewerb aus,<br />

bei dem ein Wohnquartier im Münchener Stadtteil Berg am Lain<br />

entstehen sollte. Gewünscht war dabei auch, durch den kompakten<br />

Neubau die Lärmbelastung, die der stark befahrene Innsbrucker<br />

Ring hier verursacht, zu mindern. Das junge, ortsansässige<br />

Büro O3 Architekten überzeugte die Jury mit seinem Entwurf<br />

eines mehrmals geknickten fünf- bis achtgeschossigen Riegelbaus,<br />

den die Architekten an den Rand des Grundstücks schoben.<br />

Es ergibt sich eine Platzsituation, die den wertvollen, alten Baumbestand<br />

erhält. Mit einer zweiten Gebäudehülle wurde dem<br />

Schallschutz Rechnung getragen. Ein an einen Turm erinnerndes<br />

Gebäude markiert im Inneren den visuellen Ankerpunkt für die<br />

©estudio obra/03 Arch<br />

übergreifenden Nutzungseinheiten Einzelhandel, Kinderkrippe<br />

und Quartiersgarage. Besonderes Augenmerk gilt den verschiebbaren<br />

Lochblech-Elementen, die von den Bewohnern individuell<br />

variiert werden können und das Fassadenbild bestimmen.<br />

30<br />

puls 02 | 2013


» Visionen<br />

Werner Aisslinger: Home of the Future, Berlin<br />

Seit 2007 steht Werner Aisslingers mobile Wohneinheit<br />

„Loftcube“ im Garten der kleinen, feinen Berliner Ausstellungsinstitution<br />

„Haus am Waldsee“. In diesem Frühjahr hatte<br />

der Berliner Designer die Ehre, das Haupthaus in ein<br />

„Home of the Future“ umzuwandeln. Dafür kleidete er die<br />

Fassade der Gründerzeitvilla mit einem Patchwork-Wollstoff<br />

ein und befreite das Haus so aus seinem historischen<br />

Zusammenhang, Davor parkt er ein mit der gleichen<br />

Ummantelung versehener Sportwagen aus den siebziger<br />

Jahren, womit Aisslinger das bürgerliche Status-Mantra<br />

„Mein Haus, mein Auto ...“ erfolgreich parodiert.<br />

Im Inneren umkreist Aisslinger auf zwei Ebenen anhand zahlreicher<br />

Möbel- und Objektbeispiele die Frage, wie wir morgen<br />

leben werden. Für ihn zeichnen sich durch die die Auflösung<br />

der traditionellen Familienstruktur und die Zunahme der<br />

Patchwork-Familien entscheidende Veränderungen für das<br />

Wohnen ab. Aisslinger präsentiert modulare Bausysteme als<br />

Stauräume, ein Küchenlabor und Ausruhstationen sowie<br />

nachwachsende Möbel. Seit jeher spielen biologische Strukturen<br />

und Nachhaltigkeit im Wirken des Designers eine zentrale<br />

Rolle. „Upcycling“ nennt Aisslinger seine Vorgehensweise, die<br />

eine Symbiose von innovativer Technik und Natur anstrebt. So<br />

benutzte er für den Freischwinger Hemp Chair, der in der Ausstellung<br />

zu sehen ist, ein voll abbaubares Kompostmaterial.<br />

An anderer Stelle nutzt er Badezimmerdampf zur Pflanzenbewässerung.<br />

Die Ausstellung endete am 9. Juni.<br />

Mirjam Fruscella, Danielle Manducio; Bernd Borchardt<br />

31


» Zu Besuch<br />

„Wenn nötig, ignorieren<br />

wir alle Zwänge“<br />

Berhard und Stefan Marte sind im österreichischen Vorarlberg aufgewachsen und<br />

lernten von Kindesbeinen an die Feinheiten des Bauens. Als Marte.Marte Architekten<br />

setzen sie auf Beton, Cortenstahl und Holz. Ihre Gebäude sind kompromisslos,<br />

wirken aber niemals deplaziert. puls traf Stefan Marte zu einem Gespräch über<br />

Originalität und die besondere Dynamik des Entwurfsprozesses.<br />

Interview Lasse Ole Hempel Fotos Anne Gabriel-Jürgens und Marc Lins<br />

Herr Marte, Anfang des Jahres hat die Erweiterung Ihres<br />

eigenen Wohnhauses durch den sogenannten „Mädchenturm“<br />

sehr viel Anerkennung in der Fachwelt erhalten. Das<br />

Projekt wurde auch bereits prämiert. Hat Sie dieser Erfolg<br />

am Ende auch etwas überrascht?<br />

Ja, es war schon überraschend. Anders als bei anderen Projekten,<br />

die durchaus eine breitere Öffentlichkeit interessieren<br />

könnten, haben wir es hier mit einer pragmatischen<br />

Anforderung an die Lebenssituation meiner Familie zu tun.<br />

Im Jahreswechsel 1999 auf 2000 haben wir ja unser Wohnhaus<br />

fertiggestellt, das international durchaus Anerkennung<br />

gefunden hat. Dort habe ich einige Jahre sehr gut mit<br />

meiner Familie gewohnt. Mittlerweile haben wir fünf<br />

Töchter, somit wurde schlussendlich diese Erweiterung<br />

unumgänglich.<br />

Gelobt wird immer wieder, dass mit dem Mädchenturm<br />

ein eigenständiges Element entstanden ist, das autark<br />

genutzt werden kann und doch mit dem Haupthaus verbunden<br />

ist.<br />

Das ist eine der Raffinessen des Projektes. Mir fiel es einfach<br />

schwer, ein Haus, das erst vor wenigen Jahren realisiert<br />

wurde, in welcher Form auch immer zu erweitern.<br />

Zumal das Haus in sich schon abgeschlossen war. Mit die-<br />

ser Ausgangslage hat sich dann der eigenständige Charakter<br />

des Anbaus quasi von selbst ergeben. Denn wenn wir<br />

schon zum bestehenden Haus eine weitere Einheit hinzufügen,<br />

dann soll diese schon mehr leisten als drei, vier Kinderzimmer,<br />

vielmehr sollte etwas Eigenständiges entstehen.<br />

Eine zweite Wohneinheit, die dann über die nächsten<br />

Generationen unserer Familie in welcher Form auch immer<br />

sehr dienlich sein kann. Egal, ob dann eine unserer Töchter<br />

das gesamte Wohnensemble bewohnen will oder sich zwei<br />

oder drei zusammentun und in enger Nachbarschaft zusammenleben.<br />

Da bieten sich nun viele Möglichkeiten an.<br />

Haben Sie es genossen, ausnahmsweise Ihr eigener<br />

Bauherr zu sein?<br />

Schon beim Haupthaus war es für mich eine schreckliche<br />

Erfahrung, Architekt und Bauherr in einem zu sein. Man<br />

entwickelt sich als Architekt stetig weiter, doch das Haus,<br />

das man selbst entworfen hat und jeden Tag betritt, verbleibt<br />

unveränderbar. Daher war jede Entscheidung für<br />

mich unvorstellbar schwierig. Beim ersten Haus war es<br />

schon so, dass wir so spät die Pläne herausgegeben haben,<br />

dass der Polier angerufen hat und damit drohte, das Schalungsbild<br />

selber zu machen. Unsere Häuser sind für uns<br />

wie Kinder, da hängt unser ganzes Herzblut dran.<br />

Das Rapunzel-Motiv in Vorarlberg:<br />

Mit seinen großen Fensterflächen<br />

orientiert sich der<br />

Mädchenturm zum Haupthaus.<br />

Die drei übereinander gestapelten<br />

Kinderzimmer können<br />

auch als autarke Wohneinheit<br />

genutzt werden (rechts).<br />

32<br />

puls 02 | 2013


Anne Gabriel-Jürgens


Marc Lins<br />

Hat Ihnen die Realisation des Mädchenturms auch<br />

wichtige Erkenntnisse beschert?<br />

Der Mädchenturm steht heute als eigenständige Cortenstahl-Skulptur<br />

neben dem Haupthaus. Bereits zu Beginn war<br />

klar, dass wir ein skulpturales und homogenes Konzept<br />

umsetzen wollten. Dies ging letztlich nur mit Cortenstahl,<br />

und dabei haben wir das Modell nahezu 1:1 umgesetzt. Wieder<br />

einmal hat sich bewiesen, dass meistens der erste Gedanke<br />

der richtige ist. Aus Kostengründen haben wir zunächst<br />

nach Alternativen zum Cortenstahl gesucht, allerdings kann<br />

nur dieses Material all das leisten, was wir wollten.<br />

Wir arbeiten generell, wenn es irgendwie geht, mit<br />

ursprünglichen und rohen Materialien. Daher setzen wir<br />

beim Außenbereich auf Beton und Stahl – mitunter auch<br />

auf Holz. Dabei ist Beton schon unser absolutes Lieblingsmaterial,<br />

da er komplexe Raumkompositionen zulässt, bei<br />

denen wir nicht Stütze für Stütze bedenken müssen. Und<br />

im Inneren folgt dann eine weiche, hölzerne Schale. Unsere<br />

bevorzugte Kombination ist Sichtbeton außen und Birke<br />

innen. Birkenholz überzeugt immer wieder durch seinen<br />

Wohlfühlcharakter, durch seine Weichheit ist es aber auch<br />

ein sehr empfindliches Material.<br />

Rauer Charme: Der Mädchenturm<br />

erscheint durch seine<br />

Haut aus Cortenstahl skulptural<br />

und homogen. Durch seine<br />

Position verleiht er dem Zuhause<br />

der Familie Marte einen<br />

neuen Charakter und schafft<br />

einen intimen Innenhof (oben).<br />

... ein Material, das in Ihrer Gunst ganz oben steht.<br />

Cortenstahl trotzt allen Witterungen und ist quasi überall<br />

anwendbar. Wir haben es beim Turm und bei den Einschnitten<br />

in den Seiten eingesetzt. Auch der Innenhof ist mit Cortenstahl<br />

belegt. Selbst Klappen und kleine Elemente – ob<br />

drehbar oder starr – konnten ungemein filigran ausgeführt<br />

und messerscharf eingefügt werden. Diese Schlankheit in<br />

der Gesamtkonstruktion ging nur mit Cortenstrahl. Mit<br />

Holz wären wir gescheitert, und auch mit Beton wäre die<br />

Ausführung vieler Details so nicht möglich gewesen.<br />

Kann man sagen, dass zu Ihrer Architektur eine raue,<br />

robuste und monolithische Schale gehört, die im Kontrast<br />

zu sanften, wohnlichen Innenräumen steht?<br />

34<br />

Hat sich der Wohnungsbau von Beginn an als Ihre Lieblingsdisziplin<br />

herauskristallisiert?<br />

Vorarlberg ist eine kleine, nicht sehr bevölkerungsreiche<br />

Region und dementsprechend sind auch die Bauprojekte<br />

überschaubar. Das hat den Vorteil, dass man als junger<br />

Architekt mit privaten Wohnhäusern startet, weil der<br />

Markt dafür da ist. Es gibt hier auch ein großes, über lange<br />

Zeit gewachsenes Verständnis für Architektur.<br />

Die Region Vorarlberg steht aber auch für Hightech und<br />

eine hohe Lebensqualität.<br />

Durchaus. Wir haben sehr gut ausgebildete Handwerker,<br />

hochwertige Industrieproduktionen. Denkt man aber an<br />

Weltstädte wie München, Mailand und Zürich, die uns<br />

puls 02 | 2013


» Zu Besuch<br />

umgeben, ist hier alles in kleinerem Maßstab gehalten. Wir<br />

haben uns in den letzten Jahren über die Wettbewerbserfolge<br />

in Österreich positioniert. Natürlich interessieren wir<br />

uns auch sehr für die Wettbewerbe in Deutschland.<br />

… wo im letzten Jahr Ihr Entwurf für das Berliner Museum<br />

der Stiftung „Flucht, Vertreibung und Versöhnung“ den<br />

Wettbewerb entscheiden konnte.<br />

Ja, ein schöner Erfolg für uns. Doch nehmen wir an solchen<br />

Wettbewerben nicht um des internationalen Werbens<br />

willen teil, sondern weil die Projekte so reizvoll sind. Wir<br />

hoffen, dass das Berliner Museum Anklang finden wird<br />

und uns in Europa die Tür zu ähnlichen Projekten öffnet.<br />

Wie funktioniert die Büroarbeit mit Ihrem Bruder Bernhard?<br />

Wir ziehen in die gleiche Richtung, sind im Einklang in dem,<br />

was wir ästhetisch wollen, aber auf dem Weg dorthin sind<br />

wir eigentlich nie einer Meinung. Immer wenn wir ein Projekt<br />

starten, kommen wir aus unterschiedlichen Richtungen.<br />

Dabei haben Sie bereits Ihre Ausbildungsjahre gemeinsam<br />

verbracht.<br />

Wir haben beide vor dem Studium die Höhere Technische<br />

Lehranstalt besucht und eine fünfjährige Ausbildung<br />

erhalten. Dort wurden wir zu reinen Bautechnikern ausgebildet.<br />

Im Grunde waren wir danach bereits für die Baubranche<br />

gewappnet. Was jedoch Gestaltung und Entwurf<br />

betraf, hatten wir nur sehr wenig gelernt. Im Gegensatz zu<br />

denen, die vom Gymnasium kamen, um zu lernen, sind wir<br />

in die Uni gegangen, um zu vergessen. Und um entwurfstechnisch<br />

offen für alles zu werden. Diese doppelte Ausbildung<br />

bringt uns am Ende viele Vorteile.<br />

Bei unserer Arbeit ignorieren wir am Anfang alle vorgegebenen<br />

Zwänge, damit wir Ideen und Innovationen Raum<br />

geben. Die Rahmenbedingungen werden zwar zur Kenntnis<br />

genommen, wir tendieren aber durchaus dazu, diese<br />

auszuloten, wenn es nötig erscheint. Unsere Herangehensweise<br />

ist möglichst unvoreingenommen und offen.<br />

Zwei Söhne, die fast parallel Bautechniker werden. Hat<br />

die Nähe zum Bauen in Ihrer Familie Tradition?<br />

Unser Vater war Holzbodenleger und hatte eine eigene<br />

Firma für Althaussanierungen. Insofern war er wenig<br />

angetan davon, dass wir Architektur studierten, sondern<br />

hat sich vielmehr gewünscht, dass wir einmal sein Erbe<br />

antreten. Aber so waren wir der Holzbearbeitung und dem<br />

Handwerk immer sehr nahe und haben unsere Kindheit<br />

und frühere Jugend auf Baustellen verbracht. Wir kennen<br />

die ganze Problematik des Bauens von der Baustelle her.<br />

Marte.Marte Architekten Anne Gabriel-Jürgens<br />

Panoramablick: Durch den Neubau entsteht ein attraktiver Innenhof, der auch den Pool neu zur<br />

Geltung bringt (oben). Bernhard und Stefan Marte (Mitte) arbeiten seit 1993 gemeinsam in<br />

ihrem eigens gegründeten Büro Marte.Marte Architekten. Mit xy Mitarbeitern residieren sie im<br />

„Rheintalhaus“ ihrer Kindheit in Weiler, Österreich. Wohnbauten gehören bis heute zu ihren liebsten<br />

Projekten. Ihrer Heimat, dem Vorarlberg, fühlen sie sich stark verbunden, gleichwohl konnten<br />

sie in Deutschland den Wettbewerb für das neue Museum der Stiftung „Flucht, Vertreibung und<br />

Versöhnung“ gewinnen. Für den Standtort unweit des Anhalter Bahnhofs in Berlin konzipieren<br />

Marte.Marte Architekten den zweigeschossigen Neubau, in den die Dauerausstellung einziehen<br />

wird (unten).<br />

35


Marc Lins<br />

Neben Ihrem Respekt vor guter handwerklicher Arbeit<br />

scheint auch die gelebte Auseinandersetzung mit Ihrem<br />

Bruder ein Schlüssel zum Erfolg zu sein.<br />

In den letzten Jahren sind die spannendsten Konzepte<br />

eigentlich durch Missverständnisse zwischen Bernhard<br />

und mir entstanden. Wenn wir mit unseren Entwürfen<br />

nicht weiter kommen, entwerfen wir, indem wir über das<br />

Problem nur diskutieren. Dann hat der eine eine Idee, und<br />

der andere meint, dass er sich das gut vorstellen könnte.<br />

Dann beginnen wir beide wieder mit dem Zeichnen, und<br />

oft stellt sich heraus, dass das, was wir im Konsens<br />

beschlossen hatten, völlig konträr aufgefasst wurde.<br />

Können Sie dies mit einem Beispiel aus dem Entstehungsprozess<br />

des „Mädchenturms“ illustrieren?<br />

Das bestehende, erste Wohnhaus wird von zwei Hauptebenen<br />

dominiert. Dabei ist das Gebäude der Topographie und<br />

der Hanglage angepasst. Deshalb war meine ursprüngliche<br />

Überlegung: Wenn wir für die Mädchen etwas anbauen<br />

müssen, dann großzügig und auf einer Ebene – wie ein<br />

Glashaus im Park beispielsweise, etwas ganz Undramatisches,<br />

Loftartiges, das über der Landschaft thront. Doch in<br />

die Richtung ging halt nichts. Deshalb mussten wir uns<br />

gedanklich von der großzügigen Ebene verabschieden und<br />

begannen querzudenken. Eine Zeit lang schwebte uns ein<br />

36<br />

„Hobbitdorf“ vor: Mehrere Kuben, die in der Wiese stehen<br />

und über ein unterirdisches Zugangssystem verbunden<br />

sind. Indem wir in unseren Überlegungen einfach alles zugelassen<br />

haben – egal ob vernünftig oder unvernünftig –,<br />

sind wir über fast skurrile Ansätze auf vier Kuben gekommen,<br />

die schön aneinander gereiht neben dem Haus stehen.<br />

Von den Kuben sind dann drei weggefallen, und ein<br />

hoher Kubus ist geblieben, der zum Turm wurde.<br />

Als Dreingabe bekommen Sie durch diesen Anbau auch<br />

einen schönen Innenhof.<br />

Bereits am Modell hat man gesehen, dass die Konstellation<br />

der Bauvolumen harmonierte und stimmig war. Der Turm<br />

ist genau mit seiner Mittelachse auf die Vorderkante des<br />

bestehenden Haus ausgerichtet. Durch eine Aneinanderreihung<br />

von Zufällen und nach vielen Entwürfen wurde deutlich,<br />

dass der Turm so goldrichtig steht. Als wir dann mit<br />

dem Rohbau begonnen haben und der Innenhof baulich<br />

schon formuliert war, war die Innenhofsituation zu erahnen,<br />

konkretisierte sich aber erst, als der Turm aufgestellt<br />

wurde, der aus drei übereinander gestapelten Holzboxen<br />

besteht. Am Ende habe ich mir gesagt: Halleluja, jetzt hat's<br />

was. Ich denke, dass es uns mit dem Mädchenturm gelungen<br />

ist, eine bestehende Situation weiterzudenken und in<br />

ihrer Position zu stärken.<br />

Sensible Materialwahl: Die<br />

Außenhülle der 2011 vollendeten<br />

Schutzhütte im Laternsertal<br />

ließen marte.marte architekten<br />

aus gespritztem Beton<br />

fertigen (rechts). Im Inneren<br />

verbinden sich rohe Betonoberflächen<br />

und massives<br />

Eichenholz zu einem interessanten<br />

Materialgefüge (oben).<br />

puls 02 | 2013


Marc Lins


» Material<br />

Ziegel<br />

Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben<br />

Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch<br />

was denken Architekten über „Materialklassiker“<br />

heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.<br />

Antworten von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart<br />

Inwieweit verband sich Ihre Intention, mit dem Kunstmuseum<br />

Ravensburg ein Haus „auf den zweiten Blick“ zu schaffen, mit<br />

dem Material Ziegel?<br />

Ziegel ist uns im Bild der historisch geprägten Stadt vertraut und<br />

fügt sich somit wie selbstverständlich in die Umgebung. Erst auf den<br />

zweiten Blick wird deutlich, dass es sich beim Kunstmuseum Ravensburg<br />

um ein neu entworfenes Gebäude handelt. Viele kleine Steine<br />

ergeben ein großes Ganzes. Diese Maßstäblichkeit stellt einen klaren<br />

Bezug zur Stadt dar.<br />

Bietet sich das Material also besonders für zeitlose Architektur an?<br />

Das Material Ziegel verfügt über eine hohe Qualität. Es ist haptisch,<br />

langlebig, pflegeleicht, robust und ökonomisch. Dazu spiegelt es keine<br />

modischen Trends wider, wodurch sich Tradition und Fortschritt<br />

wie selbstverständlich miteinander verbinden lassen. Der bewusste<br />

Umgang mit der Fuge, wodurch das Ziegelmauerwerk seine ästhetische<br />

Wirkung erhält, ermöglicht das präzise Eingehen auf die Situation<br />

des jeweiligen Ortes.<br />

Warum favorisierten Sie in Ravensburg Recycling-Ziegel?<br />

Beim Thema Nachhaltigkeit lohnt es sich, über die Verwertung nachzudenken,<br />

anstatt ständig neu produzieren zu lassen. Warum nicht<br />

Materialien zum Bauen einsetzen, die sich seit hundert oder zweihundert<br />

Jahren bewährt haben und deren Haltbarkeit noch einmal<br />

mindestens doppelt so lange währt?<br />

Welches Potenziale steckt im Material Ziegel?<br />

Der Ziegelstein ist durch seine Maßstäblichkeit ein Material, das auf<br />

den Menschen zugeschnitten ist. So entsteht aus dem kleinen praktischen<br />

Modul eine Wand, ein Haus oder eine ganze Stadt.<br />

Kunstmuseum Ravensburg<br />

Roland Halbe


<strong>Busch</strong>-Wächter ® MasterLINE – technische Innovation in<br />

konsequent reduziertem Design von Hadi Teherani<br />

Nach der innovativen Schalterlösung <strong>Busch</strong>-iceLight<br />

präsentiert <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> ein neues Produkt aus der<br />

Zusammenarbeit mit dem Architekten und Designer<br />

Hadi Teherani. Einmal mehr beweist Teherani, der in seinen<br />

ersten Jahren als Architekt parallel auch als Modeschöpfer<br />

arbeitete, seinen ganzheitlichen Ansatz und<br />

Sinn für Eleganz. Wenn man die „menschlichen Sinne<br />

zum wesentlichen Kriterium der Raumerfindung“ macht,<br />

so Teherani 2011 in einem Interview mit puls, wird der<br />

architektonische Anspruch „umfassender“ und „schließt<br />

das Design mit ein.“ Teherani betont, Architektur und<br />

Design zu einer schlüssigen Synthese zusammenführen<br />

zu wollen. Als kreativer Kopf seines Design-Teams „Hadi<br />

Teherani AG“ entwirft er seit 2003 erfolgreich unter<br />

anderem Büromöbel, Sanitärobjekte und Bodenbeläge.<br />

Zeitloses, modernes Design<br />

Die von Teherani entworfenen Bewegungsmelder der<br />

Serie <strong>Busch</strong>-Wächter® MasterLINE demonstrieren ein harmonisches<br />

Zusammenspiel zwischen Architektur und<br />

Sicherheit – und die erfolgreiche Reduktion aufs Wesentliche.<br />

Bei der Gestaltung der Serie <strong>Busch</strong>-Wächter®<br />

MasterLINE gelang Teherani ein zeitloses modernes<br />

Design. Der flache Korpus der neuen Bewegungsmelder<br />

wirkt dezent und angenehm zurückgenommen. Passend<br />

zur jeweiligen Fassade sind die Geräte in Weiß, Braun,<br />

Anthrazit und Silber Metallic verfügbar. Die strukturierte<br />

Oberfläche der Linse ist halbtransparent – die perfekte<br />

Harmonie mit jeder Art von Material und Flächen. Die<br />

Modellpalette wurde von <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> auf die unterschiedlichsten<br />

Anforderungen abgestimmt.<br />

40 puls 02 | 2013


» Einblicke<br />

Hochwertiges Erfassungssystem<br />

Lebensqualität braucht Sicherheit – ob im Privathaus oder<br />

im gewerblichen Bereich. Die <strong>Busch</strong>-Wächter® Bewegungsmelder<br />

schalten das Licht ein, weisen den Weg und sorgen<br />

im Außen- und Innenbereich für Sicherheit. Ihr hochwertiges<br />

Erfassungssystem garantiert eine lückenlose Überwachung<br />

in jedem Bereich. Durch automatisches Ein- und Ausschalten<br />

des Lichts können sie dazu Anwesenheit simulieren.<br />

Funktionen wie Heizung und Klimaanlage lassen sich<br />

intelligent und zuverlässig in die Steuerung integrieren.<br />

Präzise Reaktion<br />

<strong>Busch</strong>-Wächter® 70 und <strong>Busch</strong>-Wächter® 110 MasterLINE<br />

sind flache Bewegungsmelder für die Wand. Durch ihre<br />

optisch dezente Anmutung eignen sie sich ideal für kleinere<br />

Flächen – beispielsweise in Reihenhäusern. Der<br />

<strong>Busch</strong>-Wächter® 70 MasterLINE erfasst in einem engen<br />

Winkel, 12 Meter nach vorne und 4 Meter zu jeder Seite.<br />

Durch mechanisches Verstellen des optischen Sensors<br />

kann dieser Bereich verkleinert werden. Auch bei frontaler<br />

Annäherung ist eine präzise Reaktion garantiert. So<br />

kann mit der integrierten Nahfeldüberwachung auch<br />

beim Heraustreten aus der Tür Licht eingeschaltet werden.<br />

Der <strong>Busch</strong>-Wächter® 110 MasterLINE bietet Extras<br />

wie etwa die Steuerung per Fernbedienung. Damit lassen<br />

sich Funktionen wie Dauer-Aus oder Anwesenheitssimulationen<br />

einfach und bequem aktivieren.<br />

Die scheibenförmigen Bewegungsmelder <strong>Busch</strong>-Wächter®<br />

220/280 MasterLINE zeichnen sich durch lückenloses<br />

Erfassen aus – von 16 Metern zu allen Seiten. Der Erfassungswinkel<br />

beträgt 220, in der größeren Variante<br />

280 Grad. Es sind verschiedene Varianten für individuelle<br />

Anforderungen erhältlich – mit oder ohne KNX. Alle<br />

Modelle sind fernbedienbar. Die Helligkeitsschaltschwelle<br />

ist über die Fernbedienung regelbar.<br />

Hat ein Auge auf alles: Der <strong>Busch</strong>-Wächter ® 220/280 MasterLINE<br />

ist ein Bewegungsmelder mit besonders hohem Erfassungsbereich<br />

und auch für anspruchsvolle Architektur eine exzellente Wahl (oben)<br />

Der <strong>Busch</strong>-Wächter ® 70/110 MasterLINE eignet sich aufgrund seines<br />

reduzierten Erfassungsbereiches hervorragend für den Einsatz<br />

bei Reihenhäusern (Mitte). Vier Erfassungsebenen sorgen selbst<br />

bei frontaler Annäherung für eine präzise Wahrnehmung.<br />

Über eine Fernbedienung lassen sich viele Funktionen wie Dauerlicht<br />

oder Anwesenheitssimulationen bequem steuern (unten).<br />

Unproblematische Montage auf unebenen Flächen<br />

Mit seinem klaren Design ist der neue <strong>Busch</strong>-Wächter®<br />

220 MasterLINE auch für anspruchsvolle Architektur eine<br />

exzellente Wahl. Durch ein sich dem Untergrund anpassendes<br />

Element kann die Wandanschlussdose auch problemlos<br />

auf unebenen Flächen montiert werden. Neu ist<br />

der zusätzliche Diebstahlschutz, der verhindert, dass das<br />

Gerät direkt demontiert werden kann. Bisherige <strong>Busch</strong>-<br />

Wächter® Modelle lassen sich leicht gegen die neuen<br />

<strong>Busch</strong>-Wächter® 220 MasterLINE Modelle austauschen, da<br />

die Befestigungslöcher kompatibel sind. Mittels eines<br />

Sensors sind die KNX-Versionen der neuen Serie in der<br />

Lage, auch die Temperatur zu erfassen – für mehr Komfort<br />

und Energieeffizienz.<br />

41


» Denkanstoß<br />

Wie viele Wohneinheiten bieten<br />

die Laubenganghäuser im<br />

Quartier Hollerstauden?<br />

puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine<br />

Preisfrage. Die Gewinner können sich über<br />

einen Buchpreis freuen.<br />

Ihre Antwort schicken Sie bitte per E-Mail<br />

an pulse@de.abb.com<br />

Julia Knop


Für <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong><br />

weltweit unterwegs<br />

<strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> intensiviert den<br />

Austausch mit Architekten<br />

und Designern. In diesem<br />

Sinne ist Katrin Förster (Foto)<br />

seit Anfang 2013 als International<br />

Key Account Manager für<br />

<strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> weltweit unterwegs,<br />

um die Schnittstellen<br />

zwischen der Architekturszene<br />

und <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> zu vertiefen.<br />

Im September kann man die Kommunikatorin bei der „100 % design“ in London<br />

treffen. Im Oktober besucht sie zunächst das World Architecture Festival in Singapur,<br />

um anschließend nach Berlin zur LEAF International (16. – 18. 10.) weiterzureisen:<br />

Bei dem internationalen Zusammentreffen zwischen führenden internationalen<br />

Architekten, Unternehmen und Designanbietern wird unter anderem<br />

der LEAF Interior Design Awards verliehen werden. Fest in ihrem Terminkalender<br />

vermerkt hat Katrin Förster auch die wichtige Hotelmesse SLEEP (20. – 21. 11. in<br />

London). Berichte über diese und andere Aktivitäten, bei denen <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong><br />

und Architekten zum direkten Austausch zusammenkommen, folgen in den<br />

nächsten Ausgaben von puls.<br />

Mit ihrem kosmopolitischen Hintergrund ist Katrin Förster für ihre neue Aufgabe<br />

prädestiniert. Nach einer Hotelfachlehre im berühmten Brenners Park<br />

Hotel in Baden-Baden studierte sie Betriebswirtschaftslehre. Die gebürtige<br />

Münsteranerin lebte und arbeitete ein Jahr in den USA. Paris und Rio de Janeiro<br />

waren weitere Auslandsstationen. Zuletzt hat sie als Sales Manager für ein<br />

weltweit tätiges Sicherheitsunternehmen gearbeitet. Die kompetente internationale<br />

Ansprechpartnerin für Architekten und Designer freut sich über<br />

E-Mails an katrin.foerster@de.abb.com<br />

Zu gewinnen:<br />

Unter allen richtigen Einsendungen<br />

zur Preisfrage (links) verlost<br />

<strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> je ein Exemplar der<br />

Bücher Architecture Now! Houses.<br />

Vol. 3, erschienen im Taschen Verlag,<br />

sowie das deutsche Architektur<br />

Jahrbuch 2013/14, Prestel Verlag.<br />

Einsendeschluss: 2. September 2013.<br />

Gewinner des letzten Preisrätsels:<br />

Horst Fritsche aus Lammersheim und<br />

Jürgen Welbrink aus Königswinter.<br />

Vorschau puls 3/2013:<br />

Büro und Verwaltung<br />

Trendforscher sind überzeugt: Kommunikation<br />

kommt in der Arbeitswelt der Zukunft eine Schlüsselrolle<br />

zu. Architektonische Ideen sind gefragt.<br />

Impressum<br />

puls<br />

Zeitschrift für Bewegung in der Architektur<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> <strong>Elektro</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Freisenbergstr. 2<br />

58513 Lüdenscheid<br />

www.busch-jaeger.de<br />

Verlag:<br />

Gesellschaft für Knowhow-Transfer<br />

in Architektur und Bauwesen mbH<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen<br />

www.gkt-publishing.de<br />

Redaktionsteam <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong>:<br />

Katrin Förster, Andreas Jeide, Dieter Lautz,<br />

Tobias Schlitzer, Christiane Schulte, Mirko Simon<br />

Redaktion Gesellschaft für Knowhow-Transfer:<br />

Lasse Ole Hempel, Marina Schiemenz<br />

Printed in Germany – Imprimé en Allemagne<br />

© by <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong><br />

Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung,<br />

Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in<br />

Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch<br />

Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle<br />

veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten.


Ein einzigartiger Platz.<br />

Für zwei.<br />

SCHUKO®-/USB-Steckdose.<br />

Die Kombination aus bewährter Unterputz SCHUKO®-Steckdose<br />

und USB-Netzteil. Mit <strong>Busch</strong>-<strong>Jaeger</strong> Patent. Für Smartphones,<br />

Tablets, Foto apparate oder MP3-Player. Erleben Sie Komfort neu<br />

auf www.BUSCH-JAEGER.de<br />

www.BUSCH-JAEGER.de<br />

Die Zukunft ist da.

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