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D 8512<br />

50. Jahrgang Nr. 5 Montag, 10. Februar 2014<br />

NAchrichTEN<br />

EiNsATz<br />

Zwang zum Wandel<br />

Ein Land im Wandel. Afghanistan<br />

muss sich neu finden. Die Weichen<br />

sind gestellt, sagt Generalmajor<br />

Dieter Warnecke. Seite 5<br />

BuNDEswEhr<br />

„Boxer“ eiskalt<br />

Soldaten des Jägerbataillons 292<br />

haben im Norden Norwegens den<br />

„Boxer“ auf seine Wintertauglichkeit<br />

geprüft. Seiten 6/7<br />

MiliTärgEschichTE<br />

Ende des Martyriums<br />

Vor 70 Jahren befreite die Rote<br />

Armee Leningrad und beendete<br />

so die 900 Tage währende Einschnürung<br />

der Stadt. Seiten 9<br />

sporT<br />

Startschuss in Sotschi<br />

Die Olympischen Spiele in Sotschi<br />

haben begonnen. aktuell sprach<br />

mit Eishockey-Frau Oberfeldwebel<br />

Susann Götz. Seite 10<br />

DiE BuNDEswEhr iM iNTErNET<br />

www.bundeswehr.de<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

www.bmvg.de<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

„Afrika ist uns wichtig“<br />

Ursula von der Leyen betont die Bedeutung der Einsätze in Afrika und lobt die Arbeit der Soldaten.<br />

Empfang in Dakar: Die Ministerin mit ihrem senegalesischen Amtskollegen Augustin Tine.<br />

von Florian Manthey<br />

Dakar/Koulikoro. Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der<br />

Leyen hat in der vergangenen<br />

Woche die deutschen Einsatzkontingente<br />

im Senegal und in<br />

Mali besucht. Am Mittwoch<br />

traf sie zunächst in der senegalesischen<br />

Hauptstadt Dakar<br />

ein. Den Soldaten, die von hier<br />

aus die von den Vereinten Nationen<br />

geführte Mission für Mali,<br />

MINUSMA, unterstützen, attestierte<br />

sie eine „wertvolle und<br />

unverzichtbare Arbeit“.<br />

Von der Leyen würdigte auch<br />

die Rolle der senegalesischen<br />

Partner und Gastgeber. „Der<br />

Senegal ist ein Stabilitätsanker<br />

hier in der Region“, betonte sie.<br />

„Es ist deutlich geworden, dass<br />

Foto: Steffen/dpa-pa<br />

wir uns auf die Senegalesen voll<br />

und ganz verlassen können.“<br />

Als direkter Nachbarstaat habe<br />

der Senegal ein großes Interesse<br />

an stabilen Verhältnissen beim<br />

Nachbarn Mali. „Was gut ist für<br />

Mali, ist auch gut für den Senegal“,<br />

zitierte die Ministerin ihren<br />

senegalesischen Amtskollegen<br />

Augustin Tine, der im persönlichen<br />

Gespräch mit ihr auch die<br />

Arbeit der Beratergruppe der <strong>Bundeswehr</strong><br />

hervorgehoben hatte.<br />

Die Beratergruppen sind<br />

Bestandteil des Ausstattungshilfeprogrammes<br />

der Bundesregierung<br />

und unterstützen die<br />

Streitkräfte der Partnerländer<br />

seit gut 25 Jahren beim Aufbau<br />

technischer und handwerklicher<br />

Fähigkeiten. Mit einem gemeinsamen<br />

Grillabend und persönlichen<br />

Gesprächen mit den Soldaten<br />

des Kontingents ließ die<br />

Ministerin den Tag ausklingen.<br />

Am vorigen Donnerstag traf<br />

von der Leyen dann beim deutsche<br />

Einsatzkontingent in Mali ein.<br />

Im Koulikoro Training Center bilden<br />

deutsche Soldaten der EU-Trainingsmission<br />

seit Monaten Pioniere<br />

einer Battle Group der malischen<br />

Armee aus.<br />

Bei den malischen Streitkräften<br />

ist die deutsche Unterstützung<br />

sehr willkommen. „Wir können<br />

jetzt laufen, aber die Beine sind<br />

noch nicht stark genug“, urteilt<br />

der malische Schulkommandeur<br />

Oberst N. M. Traoré. „Wir brauchen<br />

Sie“, ist seine Botschaft an<br />

Deutschland und Europa.<br />

Von der Leyen, die bereits am<br />

Vormittag den malischen Staatspräsidenten<br />

Ibrahim Boubacar<br />

Keita sowie ihren Amtskollegen<br />

Soumeylou Boubeye Maika<br />

zu politischen Gesprächen in der<br />

Hauptstadt getroffen hatte, war von<br />

den Reaktionen in Mali bewegt. Sie<br />

habe in Bamako erlebt, „mit welchem<br />

Respekt – aber auch Dankbarkeit<br />

– die malische Regierung<br />

der Ausbildungsmission gegenübersteht.“<br />

Deutschland und Europa<br />

handelten dabei unter der Prämisse,<br />

„dass Afrika seine Verantwortung<br />

selbst in die Hand nehmen kann“,<br />

sagte von der Leyen und betonte:<br />

„Afrika ist uns wichtig.“<br />

Einen Kampfeinsatz – auch im<br />

Rahmen eines Mentoring-Programms<br />

– schloss die Ministerin<br />

aus. „Wir sind hier, um reine Ausbildungsfunktionen<br />

zu übernehmen“,<br />

stellt von der Leyen klar. Nach der<br />

Ausbildung müsse die malische<br />

Armee ihre Fähigkeiten einsetzen,<br />

um die Verantwortung für ihr Land<br />

wahrnehmen zu können.<br />

Vor Ort überzeugte sich die<br />

Ministerin von den auch mit<br />

deutscher Hilfe erzielten Fortschritten<br />

bei der Ausbildung<br />

der malischen Soldaten. Angehende<br />

Pioniere demonstrierten<br />

unter anderem ihre Fähigkeiten<br />

beim Aufspüren von Minen.<br />

Neben Deutschland beteiligen<br />

sich 22 weitere Nationen<br />

an der Trainingsmission. Mehrere<br />

Kameraden anderer Nationen<br />

hatten sich unter die Besucher<br />

gemischt. Auch an diese<br />

gewandt sagte die Ministerin:<br />

„Europa ist stolz auf Sie.“<br />

Der Beitrag zum Truppenbesuch<br />

in Westafrika unter<br />

www.youtube.com.<br />

www.facebook.com/bundeswehr<br />

www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschland.de<br />

Einblick in die Ausbildung: Malische soldaten zeigen ihre neu<br />

erlernten Fertigkeiten beim Minenräumen.<br />

Foto (2): Manthey/<strong>Bundeswehr</strong><br />

statement im präsidentenpalais: Die Ministerin tritt mit ihrem malischen<br />

Kollegen s. B. Maika vor pressevertreter.


2 aktuell intern 10. Februar 2014<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Zentralredaktion der <strong>Bundeswehr</strong><br />

<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />

Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

E-Mail: aktuell@bundeswehr.de<br />

Leitender Redakteur:<br />

Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39)<br />

Redakteur Politik:<br />

Markus Tiedke (mat, App: 20 55)<br />

Redakteur Streitkräfte:<br />

Oberleutnant Tim Schmidt (tss, App: 20 38)<br />

Redakteur Sport/Vermischtes:<br />

N.N. (App: 2040)<br />

Mediendesign:<br />

Eva Pfaender (epf, App: 20 37)<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Obergefreiter Alexander Linden (afl, App: 20 40)<br />

aktuell als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intranet: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

45 000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung)<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Viel Spaß bei der Ansicht der TV-Bilder.“<br />

Hertha BSC-Manager Michael Preetz zu der Fehlentscheidung des<br />

Schiedsrichters im Spiel gegen Nürnberg. Dieser hatte einen Handelfmeter<br />

und eine Rote Karte wegen Abseits zurückgenommen.<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 25 Jahren: Am 5. Februar 1989 gibt die sowjetische Regierung<br />

bekannt, dass sich die Sowjetarmee komplett aus Afghanistan<br />

zurückgezogen hat. Die sowjetische Intervention in Afghanistan ist<br />

damit nach über neun Jahren beendet.<br />

Vor 75 Jahren: Am 14. Februar 1939 läuft in Hamburg das<br />

46 000-Tonnen-Schlachtschiff Bismarck als Namensgeber der Bismarck-Klasse<br />

vom Stapel. Sie ist das zu diesem Zeitpunkt größte<br />

und kampfstärkste Schlachtschiff der Welt.<br />

Vor 90 Jahren: Am 12. Februar 1924 wird George Gershwins<br />

„Rhapsody in Blue“ in der Carnegie Hall in New York uraufgeführt.<br />

Das Klavierkonzert mit Jazzorchester begründet den „Symphonic<br />

Jazz“.<br />

Vor 130 Jahren: Am 12. Februar 1884 lässt Lewis Waterman eine<br />

wegweisende Erfindung patentieren: den Füllfederhalter – kein ständiges<br />

Eintauchen mehr ins Tintenfass und kaum noch Tintenkleckse.<br />

Vor 325 Jahren: Am 13. Februar 1689 besteigt Wilhelm III. nach<br />

der „Glorious Revolution“ den englischen Thron. Das Parlament<br />

verabschiedet danach die „Bill of Rights“ gegen Machtmissbrauch<br />

der jeweiligen Throninhaber.<br />

Vor 675 Jahren: Am 12. Februar 1339 verbietet in der Republik<br />

Venedig der Rat der Zehn – seit seiner Gründung im Jahr 1310 eines<br />

der wichtigsten Gremien im Justiz- und Herrschaftssystem – das<br />

Tragen von Masken, auch in der Karnevalszeit.<br />

(eb)<br />

Und täglich grüßt das Murmeltier.<br />

Wer kennt ihn nicht, den Blockbuster,<br />

der einst Filmliebhaber in<br />

Scharen in die Kinos lockte. Bill<br />

Murray spielt darin einen Moderator,<br />

dem es alljährlich davor graut,<br />

in einer amerikanischen Kleinstadt<br />

den Tag des Murmeltiers<br />

zu begehen – er möchte vor dem<br />

Event eigentlich nur wegrennen.<br />

So ähnlich fühlt es sich an,<br />

wenn man dieser Tage die Diskussionen<br />

um andauernde und<br />

mögliche neue Einsätze der <strong>Bundeswehr</strong><br />

betrachtet. Gut – Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der<br />

Leyen hat diese Debatte gewiss<br />

mit angestoßen. So gleicht es fast<br />

einem Ritual, wenn Stimmen<br />

laut werden, die von der Überlastung<br />

der Soldaten sprechen oder<br />

mahnen, man möge sich militärisch<br />

zurückhalten. Denn das<br />

gebiete schlichtweg die deutsche<br />

Geschichte. Aber verlangt nicht<br />

gerade auch unsere Historie, eben<br />

nicht mehr wegzuschauen, wenn<br />

irgendwo auf der Welt Aufstände<br />

in Bürgerkriege und diese wiederum<br />

in Völkermord münden?<br />

Dass Sinn und Zweck von Einsätzen<br />

damit nicht selten auch<br />

nach betriebswirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten und als Erfolg<br />

oder Mißerfolg bewertet werden,<br />

ist dieser Tage vor allem bezüglich<br />

ISAF zu beobachten. Doch Einsätze<br />

sind kein<br />

Produkt, bei<br />

dem Input und<br />

Output nüchtern<br />

gegenüber<br />

zu stellen<br />

wären. Wann<br />

ist ein militärisches<br />

und<br />

ziviles Engagement erfolgreich?<br />

Diese Frage lassen alle Experten<br />

für gewöhnlich unbeantwortet.<br />

Ein Einsatz ist eben nicht wie<br />

irgendein ein anderes Produkt zu<br />

werten. Er hat im Summenzug<br />

unterschiedliche Ergebnisse und<br />

Facetten – Erfolg oder Misserfolg<br />

hängen auch von den Einzelinteressen<br />

und dem Standpunkt des<br />

jeweiligen Betrachters ab.<br />

Doch diskutieren müssen wir<br />

trotzdem, denn die <strong>Bundeswehr</strong><br />

ist eine Parlamentsarmee. Vielleicht<br />

ist es aber gut, wenn wir<br />

nicht immer nur in Erfolg oder<br />

Misserfolg unterteilen, sondern<br />

auch auf das schauen, was<br />

Streitkräfte und zivile Helfer in<br />

den jeweiligen Ländern erreicht<br />

haben. Ich bin sicher, die Menschen<br />

in den Krisenregionen<br />

sind nicht annähernd so streng<br />

in ihrem Urteil wie wir selbst.<br />

Viele sind einfach nur dankbar.<br />

Torsten Sandfuchs-Hartwig<br />

Leitender Redakteur<br />

BiLD Der WOCHe<br />

Preisgekröntes Motiv aus Afghanistan: Mit diesem Bild von <strong>Bundeswehr</strong>soldaten, die auf der ehemaligen Schießbahn Wadi in Kunduz nach alter Munition suchen, errang<br />

der Fotograf Daniel Pilar 2013 den dritten Platz beim Deutschen Preis für politische Fotografie und Karikatur „rückblende“.<br />

Foto: Pilar/dpa-pa


10. Februar 2014 ministerium / HinterGrunD aktuell 3<br />

Der Parlamentarische staatssekretär<br />

markus Grübel hat am<br />

vergangenen Donnerstag das<br />

Ausbildungszentrum munster<br />

besucht. Dort wurde er vom<br />

Kommandeur Deutsche Anteile<br />

multinationale Korps/militärische<br />

Grundorganisation im<br />

Kommando Heer, Generalleutnant<br />

rainer Korff, und vom Kommandeur<br />

des Ausbildungszentrums,<br />

Brigadegeneral A n d r e a s<br />

marlow, begrüßt. Bei seiner<br />

ersten Dienstreise zum Heer<br />

informierte sich Grübel in munster<br />

über die Fortschritte bei der<br />

strukturreform sowie die Ausbildung<br />

der Panzer-und Heeresaufklärungstruppe.<br />

Bei einer<br />

Geländefahrt mit dem „Leopard<br />

2A6“ überzeugte er sich von<br />

dessen Fähigkeiten. (eb)<br />

Einsatz rund um die Uhr<br />

Ursula von der Leyen macht sich mit den Aufgaben des Einsatzführungskommandos vertraut.<br />

von Robert Lehmann<br />

schwielowsee. Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der Leyen hat<br />

am vergangenen Dienstag erstmals<br />

das Einsatzführungskommando<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> (EFK) bei Potsdam<br />

besucht. Einen Monat nach<br />

ihrer ersten Stippvisite am Hindukusch<br />

informierte sie sich dort über<br />

Planung und Führung der derzeit<br />

13 <strong>Bundeswehr</strong>einsätze auf drei<br />

Kontinenten und zwei Weltmeeren.<br />

Nach einem Gespräch mit dem<br />

Befehlshaber des EFK, Generalleutnant<br />

Hans-Werner Fritz, und<br />

einer Eingangsunterrichtung<br />

bekam von der Leyen in der Operationszentrale<br />

I einen Einblick in<br />

die tägliche Arbeit des Kommandos,<br />

das rund um die Uhr für rund<br />

5000 Frauen und Männer in den<br />

Einsatzgebieten verantwortlich ist.<br />

„Es gibt kein Problem, keine<br />

Sorge, die nicht aus den Einsatzgebieten<br />

hier anlanden kann und<br />

auch anlanden soll“, sagte von<br />

der Leyen anschließend erkennbar<br />

beeindruckt. „Man kümmert<br />

sich darum, dass eine Lösung<br />

gefunden wird.“ In einer Videokonferenz<br />

in der Operationszentrale<br />

hatte die Ministerin dann<br />

die Möglichkeit, über digitale,<br />

verschlüsselte Kanäle mit den<br />

Kontingentführern in den Einsatzgebieten<br />

zu sprechen.<br />

Einer von ihnen war Generalmajor<br />

Jörg Vollmer, den von der<br />

Leyen bereits in Afghanistan kennengelernt<br />

hatte. Bei ihm erkundigte<br />

sie sich die Ministerin nach<br />

der aktuellen Lage und dankte<br />

dem scheidenden Kommandeur<br />

des ISAF-Regionalkommandos<br />

Nord nochmals für seine Einweisung<br />

beim Antrittsbesuch am<br />

vierten Adventswochenende.<br />

Neben Afghanistan spielten<br />

unter anderem auch die Krisenherde<br />

in Afrika ein Rolle. „Es<br />

zeichnet sich ab, dass die internationale<br />

Gemeinschaft, sowohl<br />

die EU als auch andere Staaten in<br />

Afrika gebraucht werde“, betonte<br />

von der Leyen und im internationalen<br />

Verbund sei es wichtig, „dass<br />

wir dann auch unsere Stimme erheben<br />

und unsere ganz klaren Vorstellungen<br />

einbringen.“ Nach ihrem<br />

Besuch in Schwielowsee sagte die<br />

Ministerin, sie habe das EFK als<br />

ein „Herzstück der Neuausrichtung<br />

kennengelernt“. Es könne als<br />

Scharnier zwischen politischem<br />

Willen und militärischem Handeln<br />

verstanden werden.<br />

Tags darauf stattete auch Staatssekretär<br />

Markus Grübel dem EFK<br />

einen ersten Besuch ab. Dabei informierte<br />

er sich über Auftrag und<br />

Arbeitsweise des Kommandos.<br />

Das Einsatzführungskommando<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> plant und führt<br />

die Einsätze deutscher Streitkräfte<br />

im nationalen und multinationalen<br />

Rahmen. Dazu gehören unter<br />

anderem der Einsatz in Afghanistan,<br />

im Kosovo und in der Türkei,<br />

die maritimen Missionen am Horn<br />

von Afrika und vor der Küste des<br />

Libanon, das deutsche Engagement<br />

in Mali sowie die Beobachter-<br />

und Beratermissionen im Rahmen<br />

der Vereinten Nationen und<br />

der Europäischen Union.<br />

Notwendige, andauernde Selbstprüfung<br />

Arbeitsgruppe Evaluierung zur Neuausrichtung tritt in konkrete Untersuchungsphase ein.<br />

Berlin. Im vergangenen Jahr<br />

wurde im Verteidgungsministerium<br />

unter Federführung des<br />

Referats Neuausrichtung die<br />

Arbeitsgruppe (AG) Evaluierung<br />

gebildet. Ihre Aufgabe ist es, in<br />

bestimmten Bereichen der Neuausrichtung<br />

bei Bedarf Feinjustierungen<br />

vorzunehmen. Besondere<br />

Aufmerksamkeit gilt den<br />

Schnittstellen vom Ministerium<br />

zu den Bundesämtern und Kommandobehörden.<br />

Besuch im einsatzführungskommando: Die ministerin lässt sich<br />

in der Videokonferenz mit den einsatzgebieten verbinden.<br />

Ende vorvergangener Woche ist<br />

die AG zu ihrer zweiten Sitzung<br />

zusammen gekommen. Staatssekretär<br />

Stéphane Beemelmans<br />

hatte zuvor noch einmal die<br />

Bedeutung der Evaluierung<br />

betont. Für eine moderne <strong>Bundeswehr</strong><br />

sei eine andauernde Selbstprüfung<br />

unverzichtbar. Somit ist<br />

die AG in die konkrete Untersuchungsphase<br />

eingetreten. Die einzelnen<br />

Arbeitsgruppen trugen zu<br />

ihren Aufträgen vor, anschließend<br />

Foto: Selsemeier/Heer<br />

Foto: Tietz/<strong>Bundeswehr</strong><br />

wurden diese verabschiedet und<br />

bilden nun die Grundlage für die<br />

Untersuchung in den kommenden<br />

sechs Monaten.<br />

Eine „Reform der Reform“<br />

wird es nach den Worten von<br />

Verteidigungsministerin Ursula<br />

von der Leyen nicht geben. Einsatzorientierung,<br />

Demografiefestigkeit<br />

und eine nachhaltige<br />

Finanzierbarkeit bleiben somit<br />

die zentralen Ziele der Neuausrichtung.<br />

Schwerpunktmäßig<br />

werden in den genannten<br />

Bereichen nun Strukturen und<br />

Prozesse geprüft, sagte Oberstleutnant<br />

Holger Bonnen vom Referat<br />

Neuausrichtung. Transparenz<br />

und Nachvollziehbarkeit – auch<br />

für Außenstehende – seien auch<br />

in der Untersuchungsphase wichtig,<br />

betonte der Leiter des Referats,<br />

Oberst Stefan Lüth. (pau)<br />

Mehr zur Arbeitsgruppe Neuausrichtung<br />

auf www.bmvg.de.<br />

Staatssekretär besucht<br />

Mahnmal Gleis 17<br />

Berlin. Der Parlamentarische<br />

Staatssekretär Ralf Brauksiepe<br />

(l.) hat am vorvergangenen Freitag<br />

gemeinsam mit dem israelischen<br />

Verteidigungsminister<br />

Moshe Ya’alon das Berliner<br />

Mahnmal Gleis 17 besucht. Von<br />

1941 bis 1945 hatten die Nationalsozialisten<br />

mehr als 50 000<br />

Berliner Juden vom Bahnhof<br />

Grunewald aus in Ghettos und<br />

Vernichtungslager deportiert.<br />

„Wir erinnern uns an die Männer,<br />

Frauen und Kinder, die in die<br />

Ghettos Theresienstadt, Minsk,<br />

Riga oder Lodz und später, von<br />

1942 an, direkt in die Vernichtungslager<br />

wie Auschwitz-Birkenau<br />

transportiert wurden“,<br />

sagte Brauksiepe. „Jeder dieser<br />

Orte, die ich genannt habe, brennt<br />

wie eine schmerzende Wunde.“<br />

Brauksiepe betonte, dass die<br />

Erinnerung an die Verbrechen<br />

des „Dritten Reiches“ nicht erlöschen<br />

dürfe: „Diese Mahnung des<br />

‚Nie wieder!’ ist Verpflichtung<br />

für uns alle – Verpflichtung, im<br />

Hier und Heute Verantwortung<br />

zu übernehmen.“ (jwe)<br />

Veränderungen<br />

beim Personal<br />

Berlin. Zum 1. Februar wurden<br />

folgende Personalveränderungen<br />

wirksam. Generalmajor<br />

(Temporary Rank) Bernd Schütt,<br />

Abteilungsleiter Einsatz im Kommando<br />

Heer, wird im Rahmen der<br />

Einsatzverwendung als Commander<br />

Regional Command North,<br />

ISAF, eingesetzt. Brigadegeneral<br />

Harald Gante, Kommandeur Panzerbrigade<br />

21, Augustdorf, wird<br />

Chief of Staff Regional Command<br />

North, ISAF. Sein Nachfolger<br />

wird Oberst Kai Ronald<br />

Rohrschneider, Referatsleiter<br />

Politik I 2 im Bundesministerium<br />

der Verteidigung, Berlin. Brigadegeneral<br />

(Temporary Rank) Olaf<br />

von Roeder, zurzeit in Vorbereitung<br />

auf seine Einsatzverwendung<br />

im Kommando Streitkräftebasis,<br />

Bonn, wird Base Commander<br />

Regional Command<br />

North, ISAF. Mit Wirkung zum<br />

13. Januar übernahm Ministerialdirigent<br />

Steffen Moritz, bisher<br />

stellvertretender Leiter des Stabes<br />

Organisation und Revision<br />

und Sonderbeauftragter Unterbringung<br />

des Ministeriums in<br />

Berlin, die Leitung der Unterabteilung<br />

I der Abteilung Recht<br />

des Verteidigungsministeriums<br />

in Berlin.<br />

(eb)<br />

Foto: Grauwinkel/<strong>Bundeswehr</strong>


4 aktuell politik / Hintergrund 10. Februar 2014<br />

Malische Rebellen sind<br />

zu Gesprächen bereit<br />

Bamako. Rebellengruppen aus<br />

dem Norden Malis haben sich<br />

für neue Verhandlungen mit der<br />

Regierung in Bamako ausgesprochen.<br />

Die aufständischen<br />

Araber und Tuareg seien dazu<br />

bereit, den Dialog „schnell“ wieder<br />

aufzunehmen, sagte Mohamed<br />

Maouloud Ould Ramadane<br />

von der Nationalen Bewegung<br />

für die Befreiung von Azawad<br />

(MNLA) nach einem Treffen mit<br />

einer Delegation des UN-Sicherheitsrates<br />

in der malischen Hauptstadt<br />

am vergangenen Montag.<br />

Die Rebellen forderten „Autonomie“<br />

und einen „Sonderstatus“<br />

für den Norden Malis, wollten<br />

aber die „territoriale Einheit“ des<br />

Landes aufrechterhalten, sagte<br />

Ramadane. (mid/ao)<br />

Karsai führt geheime<br />

Gespräche mit Taliban<br />

kabul. Der afghanische Präsident<br />

Hamid Karsai hat Mitte<br />

Januar in Dubai Geheimgespräche<br />

mit den radikal-islamischen<br />

Taliban geführt. Einen entsprechenden<br />

Bericht der New York<br />

Times bestätigte am Dienstag<br />

voriger Woche der Sprecher<br />

Karsais. Dabei sei über ein Friedensabkommen<br />

verhandelt worden,<br />

hieß es weiter. Die Taliban<br />

seien bereit, sich am Friedensprozess<br />

zu beteiligen. Es bestünden<br />

auch weiterhin Kontakte.<br />

Die US-Regierung sieht einen<br />

Zusammenhang zwischen diesen<br />

_Kontakten und der unlängst<br />

verschärften anti-amerikanischen<br />

Rhetorik Karsais. Dieser hatte<br />

zuletzt erklärt, er werde das lange<br />

erwartete Truppenstatut für die<br />

Post-ISAF- Mission vorerst nicht<br />

unterzeichnen.<br />

(eb)<br />

Diktator Kim Jong Un<br />

tritt bei Wahlen an<br />

pjöngjang. Nordkoreas Machthaber<br />

Kim Jong Un kandidiert<br />

für einen Sitz im Parlament. Er<br />

wurde im Wahlkreis Berg Paektu<br />

„einstimmig“ als Kandidat für<br />

die Wahl am 9. März aufgestellt.<br />

Es ist die erste Parlamentswahl<br />

seit der Machtübernahme von<br />

Kim Jong Un Ende 2011. Eine<br />

echte Wahl haben die Nordkoreaner<br />

allerdings nicht: In jedem<br />

der 687 Wahlkreise tritt jeweils<br />

nur ein Kandidat an. Bei der bislang<br />

letzten Wahl 2009 wurden<br />

alle Bewerber mit 100 Prozent<br />

gewählt – bei einer offiziellen<br />

Wahlbeteiligung von 99,98 Prozent.<br />

Beobachter erhoffen sich<br />

von der Wahl jedoch Aufschluss<br />

über die veränderten Machtverhältnisse<br />

in Pjöngjang. Die Kandidatenlisten<br />

könnten zeigen, wer<br />

womöglich noch in Ungnade<br />

gefallen ist. (mid/gt)<br />

Tanz auf Messers Schneide<br />

In der Ukraine stehen sich Regierungslager und Opposition unversöhnlich gegenüber.<br />

von Markus Tiedke<br />

gefährliche konfrontation: demonstranten und Sicherheitskräfte stehen sich in kiew gegenüber.<br />

Foto: Imago<br />

kiew. Maidan, Klitschko, Timoschenko.<br />

Dies sind wahrscheinlich<br />

die am häufigsten gebrauchten<br />

Schlagworte, wenn es heute<br />

um die aktuelle Berichterstattung<br />

zu den Protesten in der Ukraine<br />

geht. Dabei verdiente auch der<br />

Begriff „Swoboda“ eine Erklärung.<br />

Oder die Namen Oleh<br />

Tjahnybok und Stepan Bandera.<br />

Die heutigen Brüche in der<br />

Ukraine sind ohne einen fundierten<br />

historischen Hintergrund über<br />

die Geschichte des Landes, über<br />

die jahrhundertelangen Wechselwirkungen<br />

zwischen Russland,<br />

Polen und den Habsburgern kaum<br />

zu erklären. Doch die mediale<br />

Wahrnehmung fokussiert sich<br />

überwiegend auf die behauptete<br />

Unterteilung des Landes in eine<br />

fortschrittliche, pro-europäische<br />

Westukraine und den pro-russischen,<br />

rückständigen Osten.<br />

Präsident Viktor Janukowitsch,<br />

der seine Machtbasis im Osten<br />

des Landes hat, wird unterstellt,<br />

er wolle die Ukraine dauerhaft<br />

an Russland binden und<br />

sei gegen eine Öffnung des Landes<br />

nach Westen. Janukowitsch<br />

lässt aber gar keine klare Präferenz<br />

für eine „Seite“ erkennen.<br />

Er versuchte zuletzt eher, die verschärften<br />

wirtschaftlichen und<br />

budgetären Probleme des Landes<br />

mithilfe russischer Kredite zu<br />

lösen und so Zeit fürs eigene politische<br />

Überleben zu gewinnen.<br />

Janukowitsch hatte bei den<br />

Wahlen vor fast genau vier Jahren<br />

in allen Teilen der Ukraine Stimmen<br />

gesammelt. Mit seiner „Partei<br />

der Regionen“ errang er im ersten<br />

Wahlgang mehr als ein Drittel der<br />

Stimmen, Timoschenkos Partei<br />

„Heimat“ folgte abgeschlagen mit<br />

25 Prozent. Die damalige Premierministerin<br />

und einstige Hoffnungsträgerin<br />

der „Orangenen<br />

Revolution“ von 2004 hatte in<br />

den Augen vieler Ukrainer abgewirtschaftet.<br />

Besonders der teils boshaft<br />

geführte Machtkampf mit ihrem<br />

ehemaligen Mitstreiter, dem<br />

zwischenzeitlichen Staatspräsidenten<br />

Viktor Juschtschenko,<br />

hatte sie viel Vertrauen gekostet.<br />

In der Stichwahl ums Präsidentenamt<br />

unterlag sie Janukowitsch<br />

knapp aber klar. Heute<br />

ist sie daheim nicht annähernd<br />

so populär wie im Ausland.<br />

Insofern ist es nicht ohne Ironie,<br />

dass das geplatzte Assoziierungsabkommen<br />

mit der EU –<br />

der unmittelbare Auslöser der<br />

aktuellen Staatskrise – auch an<br />

der Bedingung scheiterte, sie aus<br />

der Haft zur Behandlung nach<br />

Deutschland zu entlassen.<br />

Auf dem Maidan geben nicht<br />

die Anhänger Timoschenkos den<br />

Ton an. Auch nicht die des – im<br />

Westen populären – zweifach<br />

gescheiterten Kiewer Bürgermeisterkandidaten<br />

Vitali Klitschko.<br />

Auf dem Maidan tragen vor allem<br />

Parteigänger von Oleh Tjahnybok<br />

und dessen Bewegung „Swoboda“<br />

(Freiheit) die Proteste. Die Partei<br />

ist in der Vergangenheit vor<br />

allem durch rechtspopulistisches<br />

und nationalistisches Auftreten<br />

aufgefallen.<br />

Die Organisation gilt als xenophob<br />

und latent antisemitisch.<br />

Viele ihrer jüngeren Anhänger<br />

sind explizit gewaltbereit. Insgesamt<br />

hatte Parteichef Tjahnybok<br />

vor den Parlamentswahlen 2012<br />

eine gemäßigtere Tonart angeschlagen<br />

und das Parteiprogramm<br />

von allzu extremistischen Inhalten<br />

gesäubert. Diese Taktik scheint<br />

Erfolg zu haben.<br />

Noch im Dezember 2012 hatte<br />

sich das EU-Parlament besorgt<br />

über die „zunehmende nationalistische<br />

Stimmung“ gezeigt und die<br />

anderen Parteien des ukrainischen<br />

Parlaments aufgerufen, keine<br />

Koalitionen mit der „Swoboda“<br />

zu bilden. Davon ist derzeit<br />

keine Rede mehr. Die Partei bildet<br />

zusammen mit Timoschenkos<br />

„Heimat“ und Klitschkos Partei<br />

„Udar“ (Schlag) die anerkannte<br />

Opposition. Die Nationalisten<br />

sind wohl salonfähig geworden.<br />

Dabei geht nicht wenig von<br />

ihrer Programmatik auf den ukrainischen<br />

Nationalisten und verurteilten<br />

Mörder Stepan Bandera<br />

zurück, den „Swoboda“ als Nationalhelden<br />

verehrt. Der zeitweilige<br />

Führer der „Organisation Ukrainischer<br />

Nationalisten“ (OUM)<br />

hatte im Zweiten Weltkrieg auch<br />

mit den Deutschen kollaboriert.<br />

Seiner Organisation werden zahlreiche<br />

Gräueltaten, vornehmlich<br />

gegen Juden und Kommunisten<br />

vorgeworfen, unter anderem ein<br />

Massaker in Lemberg 1941. Agenten<br />

des KGB hatten Bandera 1959<br />

im Münchener Exil aufgespürt<br />

und ermordet. Seither gilt er als<br />

Märtyrer.<br />

Die aggressive Stimmung unter<br />

den Gegnern Janukowitschs, ihre<br />

Forderung nach einem bedingungslosen<br />

Rücktritt des Präsidenten,<br />

das kompromisslose<br />

„Alles oder Nichts“ birgt Gefahren.<br />

Bei allem Verständnis für den<br />

aufgestauten Frust über eine mutmaßlich<br />

korrupte und wirtschaftlich<br />

erfolglos agierende Regierung<br />

können Veränderungen sinnvoll<br />

nur durch Verhandlungen erreicht<br />

werden.<br />

Auch die EU steht in der Verantwortung.<br />

Sie kann langfristig<br />

eine europäische Perspektive<br />

bieten, muss zugleich aber alle<br />

Parteien zur Mäßigung anhalten,<br />

ohne den Eindruck zu erwecken,<br />

es ginge nur darum, Russland als<br />

„Big Player“ in der Region auszustechen.<br />

Die von Janukowitsch<br />

zuletzt angebotene Verfassungsänderung,<br />

die dem Parlament wieder<br />

mehr Macht böte, sollte also<br />

nicht voreilig vom Tisch gefegt<br />

werden.<br />

Flüchtlinge stürmen spanische Exklave<br />

Hunderte Migranten versuchen nach Ceuta zu gelangen – Mehrere Tote an der Küste.<br />

rabat. Vor der marokkanischen<br />

Küste sind am vergangenen<br />

Donnerstag nach Behördenangaben<br />

mindestens fünf Flüchtlinge<br />

ertrunken, die auf dem<br />

Weg in die spanische Maghreb-<br />

Exklave Ceuta waren. Augenzeugen<br />

berichteten von acht Toten.<br />

Insgesamt hätten „etwa 200 illegale<br />

Einwanderer“ versucht, die<br />

Exklave schwimmend zu erreichen,<br />

hieß es von marokkanischer<br />

Seite. Etwa ein Dutzend<br />

von ihnen sei ins Krankenhaus<br />

gebracht worden.<br />

Die Präfektur von Ceuta<br />

sprach unterdessen von rund<br />

400 Flüchtlingen aus afrikanischen<br />

Ländern südlich der<br />

Sahara, die versucht hätten, die<br />

Exklave zu stürmen. Marokkanische<br />

Gendarmerie hinderte<br />

sie daran. Beinahe täglich versuchen<br />

zahlreiche Flüchtlinge<br />

aus Afrika, über Marokko nach<br />

Spanien zu gelangen. Dabei riskieren<br />

sie entweder die Überfahrt<br />

durch die Straße von<br />

Gibraltar oder sie versuchen,<br />

die Grenze zu den spanischen<br />

Exklaven Melilla und Ceuta<br />

zu überwinden. Dort verläuft<br />

die einzige Festlandgrenze der<br />

Europäischen Union mit dem<br />

afrikanischen Kontinent.<br />

Nach einem Massenansturm von<br />

Flüchtlingen vor knapp zehn Jahren<br />

hatte Spanien die Grenze dort massiv<br />

ausgebaut und die Kontrollen<br />

entlang der Küste verstärkt. Trotzdem<br />

campieren tausende Afrikaner<br />

rund um die Exklaven, um bei<br />

Gelegenheit „europäischen“ Boden<br />

zu erreichen. (bt/hcy)


10. Februar 2014 einsatz aktuell 5<br />

Entscheidung in Afghanistan<br />

Ein nachhaltiger Erfolg der ISAF-Mission ist von afghanischen Lösungen abhängig.<br />

von Dieter Warnecke<br />

Bonn. Afghanistan ist ein Land,<br />

doppelt so groß wie die Bundesrepublik<br />

Deutschland. Geografisch<br />

ist es geprägt durch Wüsten,<br />

Schluchten, Flüsse, Täler und den<br />

Hindukusch mit Bergen bis zu<br />

7500 Metern Höhe. Afghanistan –<br />

ein Land mit 30 Millionen in Ethnien<br />

und Klans zersplitterten Einwohnern,<br />

die jahrzehntelangen<br />

Bürgerkrieg erlebt haben und<br />

Frieden herbeisehnen. Nach<br />

zwölf Einsatzjahren der internationalen<br />

Schutztruppe ISAF<br />

ist ein Grundstein für eine friedlichere<br />

Entwicklung in Afghanistan<br />

gelegt.<br />

Eigentlich ist zu Afghanistan<br />

schon alles gesagt und das Urteil<br />

über den seit Ende 2001 andauernden<br />

Einsatz der <strong>Bundeswehr</strong><br />

gefällt. Man könnte den Eindruck<br />

gewinnen, es ginge nur<br />

noch um die Frage: „Wie schrecklich<br />

wird der Misserfolg?“ Das<br />

ist aber falsch! Auch wenn die<br />

Berichterstattung in Deutschland<br />

meist etwas anderes suggeriert –<br />

in den Veränderungen der vergangenen<br />

zehn Jahre sind auch<br />

einige beachtliche positive Entwicklungen,<br />

die ohne Unterstützung<br />

der internationalen Gemeinschaft<br />

nicht möglich gewesen<br />

wären, zu erkennen.<br />

Klar ist: Die Ziele waren<br />

anfänglich zu hoch gesteckt. Der<br />

Aufwuchs an Schulen und Universitäten<br />

mit Schülern sowie Studenten<br />

in noch nie dagewesener<br />

Anzahl, die Errichtung einer<br />

neuen Infrastruktur mit Brücken,<br />

öffentlichen Gebäuden und ausgebauten<br />

Straßen sowie die stabile<br />

Weg in eine stabile zukunft? Die Chancen sind da.<br />

Energieversorgung und das Vorhandensein<br />

von Gesundheitseinrichtungen<br />

in den Bevölkerungszentren<br />

zeugen jedoch von klaren<br />

Erfolgen. Nicht zu vergessen die<br />

350 000 ausgebildeten und ausgerüsteten<br />

Soldaten und Polizisten,<br />

die in ihrem Land für Sicherheit<br />

sorgen wollen.<br />

Dennoch muss sich die afghanische<br />

Gesellschaft noch weiteren<br />

schwierigen Aufgaben stellen:<br />

der Eindämmung von Korruption<br />

und Kriminalität, dem<br />

Kampf gegen Gewalt und Drogen.<br />

Zudem muss ein funktionierender<br />

Verwaltungsapparat<br />

etabliert werden. Der Schlüssel<br />

für eine friedliche Zukunft liegt<br />

jedoch in einer weiteren Erhöhung<br />

der Alphabetisierungsrate.<br />

Afghanistan wird bedroht durch<br />

eine Mischung von unterschiedlichsten<br />

ideologisch geprägten<br />

ethnischen Gruppen und ausländischen<br />

Aufständischen. Es<br />

handelt sich nicht nur um die Taliban,<br />

sondern um eine komplexe<br />

Ansammlung von gewaltbereiten,<br />

oftmals kriminellen Interessengruppen.<br />

Sie gehen aktiv gegen<br />

die gewählte afghanische Regierung<br />

vor.<br />

Als Antwort hat ISAF in den<br />

vergangenen Jahren ihre militärische<br />

Hauptaufgabe, nämlich<br />

afghanische Sicherheitskräfte<br />

aufzubauen, auszurüsten und<br />

auszubilden, erfolgreich umgesetzt.<br />

Armee und Polizei in<br />

Afghanistan haben ihren strukturellen<br />

Aufbau nahezu abgeschlossen.<br />

Die Sicherheitskräfte<br />

verfügen über eine zweckmäßige,<br />

einfache und angemessene Ausrüstung.<br />

Beides waren Voraussetzungen<br />

für die offizielle Übergabe<br />

der vollen Verantwortung<br />

an die afghanischen Sicherheitskräfte<br />

im Juni 2013.<br />

Mit der Übergabe änderte sich<br />

auch die Rolle der ISAF von der<br />

operierenden zur rein unterstützenden<br />

Kraft. Mittlerweile werden<br />

95 Prozent aller militärischen<br />

Operationen weitgehend selbstständig<br />

durch die afghanischen<br />

Sicherheitskräfte ausgeführt. Ein<br />

echter Erfolg, der seinen Preis<br />

hat. Doch trotz vieler Opfer auf<br />

Seiten der Armee und Polizei<br />

ist der Wille der Afghanen, für<br />

ihre Zukunft zu kämpfen, stark<br />

ausgeprägt. Einzig die seit 2013<br />

nicht mehr belegbare Statistik der<br />

sicherheitsrelevanten Zwischenfälle<br />

als Indikator für die Lage<br />

Afghanistans anzuführen, wird<br />

der Realität nicht gerecht.<br />

Die Aufständischen können<br />

militärisch nicht mehr gegen die<br />

afghanischen Sicherheitskräfte<br />

gewinnen. Sie setzen deshalb<br />

zunehmend auf die mediale Verbreitung<br />

ihrer Einzelaktionen.<br />

Ziel dieser Gruppen ist es, ein<br />

ständiges Unsicherheitsgefühl<br />

unter der Bevölkerung zu generieren<br />

und gleichzeitig durch spektakuläre<br />

Angriffe diese Botschaft<br />

in die NATO-Länder zu transportieren.<br />

Den größten Effekt erzielen<br />

sie dabei mit dem massiven Einsatz<br />

von Sprengstoffanschlägen.<br />

Doch diese Taktik erweist sich<br />

immer mehr als Bumerang. Die<br />

afghanische Gesellschaft nimmt<br />

zunehmend wahr, dass die Aufständischen<br />

wahllos und ohne<br />

Rücksicht auf die eigene Bevölkerung<br />

töten. Schwindende Unterstützung<br />

und das Anwachsen<br />

einer Anti-Taliban-Bewegung<br />

sind die Folgen.<br />

Doch auch wenn bereits<br />

wichtige Ziele in Afghanistan<br />

erreicht wurden, gibt es noch<br />

Tierische Helfer im Sanitätsdienst<br />

Für die seelische Genesung einsatzgeschädigter Patienten können Tiere große Hilfe leisten.<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />

eine ganze Reihe von Aufgaben,<br />

um das Land nachhaltig in<br />

eine sichere Zukunft zu steuern.<br />

Aus militärischer Sicht müssen<br />

die Fähigkeiten der afghanischen<br />

Sicherheitskräfte weiter<br />

gestärkt werden. In den verbleibenden<br />

Monaten für ISAF und für<br />

die Zeit eines potenziellen Folgemandates<br />

geht es deshalb vor<br />

allem um das Stärken der Durchhaltefähigkeit<br />

der Systeme Armee<br />

und Polizei durch intensive Beratung<br />

und Ausbildung.<br />

Afghanistan ist im Umbruch –<br />

die Entscheidung über die Zukunft<br />

des Landes fällt jetzt, und sie fällt<br />

in Afghanistan. Das Land und<br />

seine Menschen müssen afghanische<br />

Konzepte und Lösungen finden,<br />

um Nachhaltigkeit in der friedlichen<br />

Entwicklung zu erzielen.<br />

Die Vorzeichen dafür sind gut.<br />

Die junge Bevölkerung Afghanistans<br />

ist zu 65 Prozent unter 25<br />

Jahre alt. Sie will ihren Lebensstandard<br />

verbessern, sie will Arbeitsplätze,<br />

eine erfolgreiche wirtschaftliche<br />

Entwicklung für ihr Land und<br />

einen Platz in der Völkergemeinschaft.<br />

Die Voraussetzungen sind<br />

da, geschaffen auch durch ISAF.<br />

Viele NATO-Länder haben ihre<br />

Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung<br />

des weiteren Entwicklungsprozesses<br />

schon angedeutet.<br />

Und nicht zuletzt hat Deutschland<br />

den Rahmen für seine Beteiligung<br />

an einer Folgemission für ISAF<br />

aufgezeigt. Was jetzt gebraucht<br />

wird, ist ein neues Sicherheitsabkommen<br />

und mit den Wahlen in<br />

Afghanistan in diesem Jahr ein<br />

neuer Präsident, der sich den verbleibenden<br />

Herausforderungen<br />

aktiv stellt.<br />

Für den Einsatz...<br />

Koblenz. Tiere in der Therapie?<br />

Was auf den ersten Blick<br />

befremdlich wirkt, hat einen tieferen<br />

Sinn. Das Zentrum für Seelische<br />

Gesundheit unter Leitung<br />

von Flottenarzt Roger Braas am<br />

<strong>Bundeswehr</strong>zentralkrankenhaus<br />

Koblenz behandelt insbesondere<br />

traumatisierte Soldaten nach einer<br />

einsatzbedingten Schädigung.<br />

Ziel ist es dabei, den Erkrankten<br />

eine möglichst optimale, individuelle<br />

Therapie zukommen zu lassen,<br />

damit sie möglichst schnell<br />

in den Alltag zurückkehren können.<br />

Dabei beschreitet das Zentrum<br />

auch neue Wege, um diesem<br />

Anspruch gerecht zu werden.<br />

Oberfeldarzt Ludger Gutsmiedl,<br />

Weiterbildungsassistent<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

erklärt die Wirkung von<br />

schafft Vertrauen: tiere helfen in der therapie.<br />

Tieren auf die Patienten: „Tiere<br />

haben keinerlei Vorurteile gegenüber<br />

Menschen. Sie sind gewissermaßen<br />

neutral.“ Für die Arbeit<br />

mit Patienten eignen sich aus ärztlicher<br />

Sicht insbesondere Hunde<br />

und Pferde. Sie treten unvoreingenommen<br />

mit Menschen in Kontakt.<br />

„Das löst positive Gefühle<br />

aus. Sie wirken somit als Türöffner“,<br />

so Gutsmiedl über die Wirkung<br />

der tierischen Helfer.<br />

Foto: Glaub/Sanitätsdienst <strong>Bundeswehr</strong><br />

Viele PTBS-Patienten glauben,<br />

sie seien durch ihre Erkrankung<br />

wertlos geworden. Mit den Erfahrungen<br />

aus dem Einsatz haben<br />

sie oft das Gefühl versagt zu<br />

haben. Insbesondere Zeit- oder<br />

Berufssoldaten haben einen<br />

hohen Anspruch an sich selbst<br />

und deswegen auch Schwierigkeiten,<br />

die Krankheit zu akzeptieren.<br />

„Diese Soldaten erfahren<br />

über das Medium Tier, was sie<br />

noch alles können und wozu sie<br />

noch fähig sind“ erklärt Gutsmiedl.<br />

„Ich kann ja vertrauen,<br />

das hätte ich mir gar nicht zugetraut,<br />

ich bin ja doch liebenswert“,<br />

sind einige Aussprüche von Patienten<br />

nach der Begegnung mit<br />

den Tieren. Auf diese Erfahrung<br />

kann dann wiederum therapeutisch<br />

aufgebaut werden. (eb)<br />

... wurde Ende 2013 in der Fregatte<br />

„Hessen“ eine klimatisierte<br />

Lagereinrichtung zur<br />

Aufnahme von zusätzlichem<br />

medizinischen Sauerstoff an<br />

Bord geschaffen. Durch die<br />

Umbaumaßnahmen wurde<br />

das Schiff für seinen Einsatz<br />

am Horn von Afrika als Teil<br />

der Mission „Atalanta“ vorbereitet.<br />

Dank des nunmehr<br />

vergrößerten Sauerstoffvorrats<br />

kann die Versorgung eines<br />

beatmungspflichtigen Patienten<br />

über einen längeren Zeitraum<br />

sichergestellt werden. (mt)<br />

Foto : <strong>Bundeswehr</strong>


6 aktuell bundeswehr aktuell 7<br />

Boxer eiskalt: Einsatzprüfung im Norden Norwegens<br />

Das Jägerbataillon 292 testet das gepanzerte Transportfahrzeug GTK „Boxer“ auf seine Wintertauglichkeit. Nördlich des Polarkreises verlangen die Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade dem Fahrzeug alles ab, um es auf Herz und Nieren zu prüfen.<br />

von Bernd Schwendel<br />

Porsangermoen. Das ATC<br />

(Allied Training Centre) North<br />

in Porsangermoen liegt in der<br />

Provinz Finnmark, weit nördlich<br />

des Polarkreises, im Norden Norwegens.<br />

Felsige Gebirgsketten,<br />

leichte Bewaldung, ein See und<br />

vereinzelt ein paar Rentiere prägen<br />

die umliegende Landschaft.<br />

Menschen: Fehlanzeige. Hier hat<br />

die 3. Kompanie des Jägerbataillons<br />

292 aus Donaueschingen ihr<br />

Basislager für einen absoluten<br />

Härtetest eingerichtet. Bei durchgängig<br />

zweistelligen Minusgraden<br />

müssen hier die Infanteristen der<br />

Deutsch-Französischen Brigade<br />

mit ihrem gepanzerten Transportkraftfahrzeug<br />

(GTK) „Boxer“ die<br />

Kälteprüfung bestehen.<br />

Der Morgen beginnt mit Routine.<br />

Um sieben Uhr treten die<br />

Soldaten vor ihren Fahrzeugen<br />

an. Der Kompaniechef, Hauptmann<br />

Joachim Ruthe, spricht<br />

zu seinen dick eingepackten<br />

und mit Gesichtsschutzmasken<br />

sowie Wintermützen „vermummten“<br />

Frauen und Männern.<br />

Er gibt die neuesten Informationen<br />

zum geplanten Tagesablauf<br />

bekannt. Danach werden beim<br />

Technischen Dienst die Fahrzeuge<br />

aus ihrem kurzen Kälteschlaf<br />

erweckt. Anhand einer<br />

Checkliste im Bordbuch prüfen<br />

Fahrer und Besatzungsmitglieder<br />

verschiedene Funktionen und<br />

Einstellungen. Die mitgereisten<br />

Fachleute, die die eigentliche Einsatzprüfung<br />

betreuen, sehen sehr<br />

genau hin: Hard- und Software<br />

der Bordsysteme, der Waffenund<br />

der Kommunikationsanlage<br />

müssen einwandfrei arbeiten. Es<br />

folgen einige Tests und Funktionsprüfungen.<br />

Erst danach heißt<br />

es: „Motor an, vorwärts Marsch!“<br />

Boxer auf dem<br />

Marsch<br />

beste Traktion: das Gruppentransportkraftfahrzeug „boxer“ fährt dank Gleitschutzketten sicher durch den schnee norwegens.<br />

rers schauen kann, muss deshalb<br />

stets den Überblick bewahren.<br />

Falls nötig gibt er dem Fahrer<br />

Anweisungen über die Bordsprechanlage.<br />

Die Schießbahn B7 ist erreicht.<br />

Hier soll im Laufe des Tages ein<br />

Gefechtsschießen stattfinden.<br />

Doch vorher werden die Kommunikationsverbindungen<br />

zwischen<br />

der Jägergruppe und ihrem<br />

Transporter getestet. Die Gruppe<br />

ist mit dem System „Infanterist<br />

der Zukunft – erweitertes<br />

System“ (IdZ-ES) ausgestattet.<br />

Jetzt sind die Experten des Sicherungsbataillons<br />

12 gefordert. Sie<br />

sind mit ihren Donaueschinger<br />

Kameraden in Norwegen und<br />

überprüfen die Verbindung zwischen<br />

den Soldaten untereinander<br />

sowie zwischen ihnen und<br />

ihrem GTK. Die Sicherungssoldaten<br />

gehören zum Bataillon aus<br />

Hardheim. Es ist für die IdZ-ES-<br />

Ausbildung aller anderen Infanteristen<br />

des Heeres zuständig.<br />

In Norwegen treffen allerdings<br />

verschiedene Systemversionen<br />

aufeinander. Deshalb müssen<br />

zunächst einige Softwareabstimmungen<br />

erledigt werden.<br />

Dann läuft alles. Der Daumen<br />

von Oberleutnant Michael Ernst,<br />

der Zugführer des betreffenden<br />

Jägerzugs, zeigt steil nach oben.<br />

Die Soldaten des Zuges tragen<br />

einen – wie sie ihn nennen<br />

– „elektronischen Rücken“. Das<br />

ist ein kleiner Rucksack, in dem<br />

sich die Ausstattung des neuen<br />

Infanteriesystems befindet. Ernst<br />

schaut durch das Okular. Jetzt<br />

kann er seine Soldaten einzeln<br />

auf einer Umgebungskarte<br />

sehen. Dreht er sich um, zeigt<br />

ihm das System seine eigene<br />

Blickrichtung sowie die Position<br />

der Einzelschützen seines<br />

gesamten Zuges. Mit einem bloßen<br />

Blick ins Gelände wäre das<br />

so nicht möglich. Schließlich<br />

tarnen sich die Soldaten oder<br />

suchen eine Deckung, in der<br />

sie nicht so leicht aufzuklären<br />

Foto (6): Schneider/<strong>Bundeswehr</strong><br />

sind. Die Erfahrungen des Oberleutnants<br />

mit dem IdZ-ES sind<br />

positiv: „Die Schutzweste und<br />

auch die Trageausstattung sind<br />

gut. Die Waffen und die dazugehörigen<br />

optischen Geräte sind<br />

für uns Jäger ein regelrechter<br />

Quantensprung.“ Das anschließende<br />

Gefechtsschießen gibt ihm<br />

recht. Die Verbindung klappt,<br />

die Kommunikation untereinander<br />

sowie die Führung seines<br />

Zuges in der Übungslage haben<br />

gut funktioniert.<br />

Das Jägerbataillon 292 aus<br />

Donaueschingen ist ein Verband<br />

der Deutsch-Französischen Brigade.<br />

Derzeit ist das Bataillon<br />

mit 18 GTK „Boxer“ ausgestattet.<br />

Die Soldaten waren mit dieser<br />

Ausstattung auch schon im<br />

Einsatz in Afghanistan. Ihre<br />

Erfahrung und Vertrautheit mit<br />

dem System sei deshalb auch<br />

für die Einsatzprüfung in der<br />

Kälte Norwegens sehr wichtig.<br />

So lautet die einhellige Meinung<br />

des Teams der Verantwortlichen<br />

aus dem Amt für Heeresentwicklung.<br />

Auf ihre Expertise<br />

will man deshalb auch nicht<br />

verzichten.<br />

Arbeiten im<br />

Gefrierschrank<br />

Die offizielle Bezeichnung<br />

„Taktische Einsatzprüfung GTK<br />

Boxer in der Klimazone C0/C1“<br />

verrät wenig über die Anforderungen<br />

an Mensch und Material<br />

unter den im Norden Norwegens<br />

herrschenden klimatischen<br />

Bedingungen. Die derzeit durchschnittlich<br />

herrschende Tageshöchsttemperatur<br />

von minus<br />

15 Grad Celsius klingt nicht<br />

sehr außergewöhnlich. Immerhin<br />

konnten solche Tiefstwerte<br />

neulich auch im Osten Deutschlands<br />

verzeichnet werden. Doch<br />

der schneidend kalte Wind, lässt<br />

die Temperatur gut auf gefühlte<br />

minus 35 Grad sinken. Hinzu<br />

kommt, dass in dieser Jahreszeit<br />

die Sonne mittags nur für etwa<br />

drei Stunden leicht den Horizont<br />

übersteigt. Die Dämmerung<br />

dauert zwei Stunden, ansonsten<br />

herrscht Dunkelheit. So wird<br />

es nachts schnell bis zu minus<br />

25 Grad Celsius kalt. Trotzdem<br />

ist die Stimmung bei den Jägern<br />

gut. „Die persönliche Kälteschutz-Ausstattung<br />

der Soldaten<br />

erfüllt hier ihren Zweck“,<br />

sagt Kompaniechef Ruthe.<br />

Vielfältige Expertise<br />

aus allen Bereichen<br />

Die organisatorische Leitung<br />

der gesamten Einsatzprüfung<br />

hat das Bundesamt für Ausrüstung,<br />

Informationstechnik<br />

und Nutzung der <strong>Bundeswehr</strong><br />

(BAAINBw). Denn es werden<br />

nicht nur die „Boxer“-Versionen<br />

„Gruppentransportkraftfahrzeug“<br />

und „Führungsfahrzeug“<br />

aus dem Heer, sondern auch die<br />

Version „schweres geschütztes<br />

Sanitätsfahrzeug“ geprüft. Für<br />

das Deutsche Heer hat das Amt<br />

für Heeresentwicklung die Leitung.<br />

Die Oberstleutnante Gerd<br />

Raabe und Karlheinz Boenke<br />

werten laufend die Ergebnisse<br />

aus. Mitarbeiter der Wehrtechnischen<br />

Dienststelle 41 aus Trier<br />

sowie von der Technischen<br />

Schule Landsysteme und Fachschule<br />

des Heeres für Technik<br />

aus Aachen sind ebenfalls vor<br />

Ort. Auch die Herstellerfirmen<br />

sitzen mit im Boot. Sie alle haben<br />

ihre Fachleute mit den Soldaten<br />

nach Norwegen geschickt,<br />

um dort wichtige Daten zu sammeln.<br />

Alle zusammen sorgen<br />

dafür, dass der GTK „Boxer“<br />

auch in der Kälte beweisen kann,<br />

dass er im Einsatz den Infanteristen<br />

und Sanitätern immer ein<br />

treuer und zweckmäßiger Begleiter<br />

sein wird.<br />

Abgesessen: ein „boxer“ hat die Jäger in ein dorf gebracht.<br />

eisige Kälte: die erprobung findet in Porsangermoen statt.<br />

Übung: Verletzte werden in ein geschützes sanitätsfahrzeug gebracht.<br />

Die Gleitschutzketten sind aufgezogen,<br />

der Zugführer gibt das<br />

Kommando: „Abmarsch!“ Los<br />

geht’s über die eisigen Straßen<br />

Norwegens. Fünf „Boxer“ setzen<br />

sich in Richtung Schießbahn in<br />

Bewegung. Auch bei diesen winterlichen<br />

Bedingungen bringt den<br />

„Boxer“ so schnell nichts aus der<br />

Spur. Sein Allradantrieb lässt ihn<br />

auch bei höheren Geschwindigkeiten<br />

auf der Fahrbahn „kleben“.<br />

Der Fahrer lenkt das über 30 Tonnen<br />

schwere Fahrzeug geschickt<br />

durch das kurvige Gelände.<br />

Seine Luke ist dabei gefechtsmäßig<br />

geschlossen. Dadurch ist<br />

sein Sichtfeld sehr stark eingeschränkt.<br />

Der Kommandant, der<br />

aus einer Luke oberhalb des Fah-<br />

halt während des Marsches: der „boxer“ in den Versionen „Gruppentransportkraftfahrzeug“ und „schweres geschütztes sanitätskraftfahrzeug“.<br />

wintertauglich: der Jägerzug testet nicht nur das gepanzerte Transportfahrzeug, sondern auch die neue Infanterieausstattung IdZ-es.


8 aktuell bundeswehr 10. Februar 2014<br />

Innere Führung jetzt<br />

auch online<br />

Multinationale Truppe<br />

Die NATO-Partner melden für die NRF jeweils für ein Jahr unterschiedliche Einheiten.<br />

Koblenz. Das Zentrum Innere<br />

Führung (ZInFü) in Koblenz<br />

hat vor kurzem Ausbildungsangebote<br />

und Durchführungshilfen<br />

für Themenfelder der<br />

politischen Bildung ins Intranet<br />

eingestellt. Hier können<br />

zum Beispiel Materialien zum<br />

Thema „Gemeinsame EU Sicherheits-<br />

und Verteidigungspolitik“<br />

gefunden werden. Ziel ist es, die<br />

verantwortlichen Vorgesetzten<br />

bei der Planung, Vorbereitung<br />

und Durchführung der politischen<br />

Bildung zu unterstützen<br />

und ihnen den Einstieg in die<br />

vorgegebenen Themenfelder zu<br />

erleichtern. Im Laufe des Jahres<br />

sollen weitere Arbeitshilfen<br />

folgen.<br />

(jk)<br />

Mehr unter zinfue.skb<br />

Heavy Metal Band<br />

rockt mit der Marine<br />

w ilhelmshaven. I n der<br />

Kaserne Ebkeriege in Wilhelmshaven<br />

hat das Marinemusikkorps<br />

Nordsee kürzlich<br />

für einen ganz besonderen Auftritt<br />

geprobt. Für ein Konzert im<br />

baden-württembergischen Tuttlingen<br />

haben sich die Militärmusiker<br />

mit der Heavy Metal-<br />

Band „U.D.O.“ zusammengetan.<br />

Männer mit langer Mähne und<br />

schwarzer Kluft ließen ihre Gitarren<br />

kreischen. Vor ihnen saßen<br />

die Musiker des Orchesters in<br />

der Stuhlreihe und stimmten ein.<br />

Raue Riffbretts trafen auf traditionelle<br />

Blasmusik.<br />

Unter der Leitung von Fregattenkapitän<br />

Lutz Bammler entsteht<br />

ein Musikprojekt, das es<br />

so deutschlandweit noch nie gab:<br />

Bläser der <strong>Bundeswehr</strong> und Brachial-Rocker<br />

machen gemeinsame<br />

Sache. „Den Wunsch zu<br />

solch einer Kombo hege ich schon<br />

seit 15 Jahren“, sagte Bandleader<br />

Dirk Schneider. Das Konzert<br />

findet am 20. Februar statt<br />

und ist bereits ausverkauft. Der<br />

Erlös wird dem Soldatenhilfswerk<br />

gespendet und soll Kindern aus<br />

Soldatenfamilien zu Gute kommen,<br />

die ein Elternteil im Einsatz<br />

verloren haben. (eb)<br />

Foto: UNHCR<br />

Foto: Bohlmann/<strong>Bundeswehr</strong><br />

berlin. Die NATO Response<br />

Force (NRF) ist die schnelle<br />

Engreiftruppe des Bündnisses<br />

für weltweite Einsätze. Bestehend<br />

aus Land-, Luft -, See- und Spezialkräften<br />

umfasst sie eine Stärke<br />

von ungefähr 25 000 Soldaten.<br />

Die operative Führung der<br />

NRF erfolgt jeweils für zwölf<br />

Monate durch die beiden Hauptquartiere<br />

der NATO-Kommandostruktur<br />

„Joint Force Command<br />

(JFC)“ im niederländischen<br />

Brunssum und im italienischen<br />

Neapel.<br />

Die Gesamtstärke der NRF<br />

variiert von Jahr zu Jahr. Die<br />

NATO-Nationen melden jahresweise<br />

Truppenkontingente und<br />

stellen diese dann für den betreffenden<br />

Zeitraum ab. Danach<br />

übernehmen andere Einheiten<br />

diese Funktion. Die NRF ist also<br />

kein zusätzlicher Großverband,<br />

sondern greift auf vorhandene<br />

Kräfte zurück.<br />

Die Truppe setzt sich aus drei<br />

Teilen zusammen: dem Kommando-<br />

und Kontrollelement<br />

aus der NATO-Kommandostruktur,<br />

der „Immediate Response<br />

Force (IRF)“ – ein sehr schnell<br />

einsatzbereiter Teil der Eingreiftruppe<br />

von etwa 13 000 Soldaten<br />

– und dem „Response Force<br />

Pool (RFP)“, der die IRF mit<br />

Unterstützungskräften ergänzt.<br />

Die IRF unterliegt, im Gegensatz<br />

zum RFP, einem Zertifizierungsprozess.<br />

Das Erfolgskriterium der<br />

NRF ist aber nicht die Zahl der<br />

bereitgestellten Soldaten, sondern<br />

die militärischen Fähigkeiten,<br />

über die diese Truppe<br />

verfügt.<br />

Deutschland hat seine Beteiligung<br />

mit zirka 2400 Soldaten an<br />

NRF 2014 für die „Immediate<br />

Response Force (IRF)“ und den<br />

„Response Forces Pool (RFP)“,<br />

einschließlich der nationalen<br />

Unterstützungskräfte (NUK),<br />

verbindlich gemeldet.<br />

So ist beispielsweise die Luftwaffe<br />

mit Maschinen vom Typ<br />

„Tornado“, „Eurofighter“ und<br />

„Transall“ beteiligt. Die Marine<br />

stellt eine Fregatte, einen Tanker<br />

sowie ein Uboot auf See sowie<br />

Logistikpersonal an Land. Das<br />

Heer beteiligt sich diesmal mit<br />

Einzelpersonal. Die Streitkräftebasis<br />

wartet umfangreich mit<br />

Logistik- und Unterstützungspersonal<br />

auf. Die medizinische<br />

Versorgung erfolgt in den der<br />

NATO unterstellten Truppenteilen,<br />

ist aber auch Teil der<br />

Nationalen Unterstützungskräfte<br />

(NUK).<br />

Englishman in Nordholz<br />

Einer der Kernpunkte der<br />

militärischen Verstärkungsmaßnahmen<br />

ist die Verständigung<br />

auf die NATO Response<br />

Force für Kampfeinsätze jenseits<br />

der Bündnisgrenzen. Eine<br />

schnelle militärische Reaktion<br />

auf eine sich abzeichnende<br />

Krise, egal ob für gemeinsame<br />

Verteidigungszwecke oder für<br />

andere Krisenreaktionseinsätze,<br />

ist ein übergeordnetes Ziel. Mit<br />

diesen militärischen Kapazitäten<br />

strebt die NATO nicht allein eine<br />

größere Kampfkraft an, sondern<br />

auch die Fähigkeit, überall und<br />

zu jeder Zeit Streitkräfte einsetzen<br />

zu können.<br />

Ein Antriebsmotor der militärischen<br />

Transformation der NATO<br />

ist es, die Fähigkeiten der jeweiligen<br />

nationalen Streitkräftebeiträge<br />

zunehmend zu verbessern,<br />

um streitkräftegemeinsam und<br />

multinational Einsätze durchführen<br />

zu können. Dazu gehören<br />

Missionen wie humanitäre<br />

Hilfe, Evakuierungen, Unterstützung<br />

nach Terroranschlägen oder<br />

dem Kampf gegen terroristische<br />

Kräfte.<br />

Die Teilnahme an der Immediate<br />

Response Force setzt die<br />

nationale Vorbereitung, gefolgt<br />

von der Ausbildung mit anderen<br />

Teilnehmern der multinationalen<br />

Truppe voraus. Durch die nationale<br />

Rotation der NRF-Einheiten,<br />

werden die damit verbundenen<br />

hohen Standards, Konzepte<br />

und Technologien nach und nach<br />

in der gesamten Allianz verbreitet.<br />

Damit ist einer der wichtigsten<br />

Zwecke der NRF erfüllt – die<br />

weitere Transformation der Alliierten.<br />

Dieses System bietet ein<br />

ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />

militärischer Effizienz und<br />

Verbreitung von Erfahrungen in<br />

der gesamten Allianz. (eb)<br />

Britischer Austauschpilot fliegt seit einem Jahr beim Marinefliegergeschwader 5.<br />

Multinational: soldaten aus nationalen einheiten bilden die jeweilige nATO response Force.<br />

Austausch: der brite will Murray fliegt sAr in deutschland.<br />

nordholz. Will Murray ist Hubschauberpilot<br />

bei der britischen<br />

Marine. Seit gut einem Jahr<br />

jedoch fliegt der Austauschoffizier<br />

der Royal Navy den „Sea<br />

King“ bei seinen deutschen<br />

Kameraden im Marinefliegergeschwader<br />

5 in Nordholz. Unter<br />

dem Motto „Von anderen lernen,<br />

um sich zu verbessern“ profitieren<br />

beide Seiten.<br />

PEP (Personal Exchange Programm)<br />

heißt das Austauschprogramm,<br />

das seit vielen Jahren<br />

zwischen verbündeten Nationen<br />

läuft. Regelmäßig findet ein<br />

wechselseitiger Personaltausch<br />

mit verschiedenen Ländern statt,<br />

darunter beispielsweise die USA,<br />

Frankreich oder eben Großbritannien.<br />

Insgesamt drei Jahre<br />

wird Murray vom Marineflugplatz<br />

Nordholz den Steuerknüppel<br />

betätigen. Für den 35-jährigen<br />

Kapitänleutnant ist das Fliegen<br />

ein Traum. In seiner Heimat fliegt<br />

er seit 2006 den Mehrzweckhubschrauber<br />

„Sea King“.<br />

Von 2006 bis 2010 hat er unter<br />

anderem auch viele Einsatzflüge<br />

für das „Commando Helicopter<br />

Force (CHF)“ in Afghanistan<br />

und im Irak geflogen. Er zählt<br />

somit zur Elite der Royal Navy<br />

Foto: Jonack/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Piloten, die eine vielseitige und<br />

qualifizierte Ausbildung hinter<br />

sich haben und zu den Experten<br />

auf ihrem Gebiet gehören.<br />

„Dort war ich als Pilot in einer<br />

spezialisierten Hubschrauberstaffel<br />

eingebunden. Hier flogen wir<br />

zur jeder Tageszeit verschiedene<br />

Luftrettungseinsätze und Transportflüge<br />

(Personal und Material)<br />

für die Truppen im Einsatzgebiet“,<br />

erklärt er.<br />

Per Zufall ist er an den Auslandsjob<br />

bei den Marinefliegern in Nordholz<br />

gekommen. „Mein Vorgänger<br />

war in meiner vorigen Staffel zu<br />

Besuch und hatte von dem Dienstposten<br />

erzählt“, berichtet der Pilot.<br />

Nun lebt der britische Marineoffizier<br />

für die kommenden Jahre mit<br />

seiner Frau und seinem kleinen<br />

Sohn in Bremerhaven. (sj)<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong>


10. Februar 2014 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />

Das Ende eines Martyriums<br />

Vor 70 Jahren sprengt die Rote Armee nach fast 900 Tagen Belagerung den Ring um Leningrad.<br />

von Markus Tiedke<br />

geschichte. Erinnerung ist<br />

immer auch eine Frage des<br />

Blickwinkels. Im historischen<br />

Rückblick wird der harte Winter<br />

1941/42 in Deutschland oft mit<br />

dem gescheiterten Vormarsch auf<br />

Moskau in Verbindung gebracht –<br />

verschlagwortet als das Ende des<br />

Blitzkrieges im Osten, erzwungen<br />

durch „General Winter“.<br />

In Russland assoziieren viele<br />

Menschen mit diesem Winter<br />

bis heute den Beginn des großen<br />

Sterbens im belagerten Leningrad.<br />

Im September 1941 hatten<br />

deutsche und finnische Einheiten<br />

die Stadt, die seit 1991 wieder<br />

St. Petersburg heißt, beinahe vollständig<br />

eingekesselt. Dieser Ring<br />

sollte bis Ende Januar 1944 halten.<br />

In den fast 900 Tagen der<br />

Belagerung spielten sich in Leningrad<br />

menschliche Tragödien ab.<br />

Wegen der katastrophalen<br />

Ernährungslage starben die Zivilisten<br />

schon bald zu Tausenden<br />

an Hunger und Entkräftung.<br />

Mit Einbruch des Winters starben<br />

jeden Monat zehntausende<br />

Leningrader, in der Stadt kam<br />

es zu Kannibalismus. Unter den<br />

geschwächten Menschen grassierten<br />

Krankheiten. Aber auch deutsche<br />

Fliegerangriffe und Artillerieüberfälle<br />

wurden tausenden<br />

Leningradern zum Verhängnis.<br />

Viele Einwohner der Stadt<br />

– oft Frauen – mussten als<br />

schlecht ausgebildete und miserabel<br />

bewaffnete Angehörige der<br />

eilig gebildeten „Volkswehr“ in<br />

den Kampf. Schließlich fanden<br />

auch hunderttausende Rotarmisten<br />

und Matrosen bei den<br />

Verteidigungskämpfen den Tod.<br />

Wieviele Menschenleben die Blockade<br />

insgesamt forderte, wird<br />

wohl nie zu ermitteln sein. Manche<br />

Schätzungen sprechen von bis<br />

zu anderthalb Millionen Toten.<br />

An Versuchen der Sowjetarmee,<br />

die Wiege der Oktoberrevolution<br />

zu entsetzen, mangelte<br />

Alltag während der Blockade: nach einem deutschen Artillerieangriff bergen helfer Verwundete.<br />

es nicht. Der deutsche Vormarsch<br />

in Nordrussland wurde Ende 1941<br />

gestoppt. Doch sowjetische Vorstöße<br />

zur Befreiung Leningrads<br />

scheiterten 1942 reihenweise<br />

unter hohen Verlusten. Erst im<br />

Januar 1943 gelang es der Roten<br />

Armee, einen Landkorridor am<br />

Südufer des Ladogasees freizukämpfen.<br />

Danach verbesserte<br />

sich die Versorgungslage spürbar.<br />

Doch die endgültige Sprengung<br />

des Rings um Leningrad<br />

gelang erst am 27. Januar 1944.<br />

Gleich nach dem Ende des<br />

Martyriums begann das Einsortieren<br />

in historische Schubladen.<br />

In der UdSSR fügte sich<br />

der Opfergang der Stadt alsbald<br />

in den gängigen Kult um den<br />

Großen Vaterländischen Krieg.<br />

Leningrad wurde Heldenstadt<br />

wie Odessa am Schwarzen Meer<br />

oder Stalingrad an der Wolga.<br />

Und genau wie dort war auch an<br />

der Newa kein Platz mehr für<br />

das Individuum. Keine Rede von<br />

Schwarzmarkt, Drückebergerei in<br />

der Etappe oder Kannibalismus.<br />

In der offiziellen Erinnerung verspeiste<br />

der Sowjetmensch kein<br />

Foto: MHM<br />

Menschenfleisch. Er schlug die<br />

Faschisten oder starb bei dem<br />

Versuch.<br />

In der jungen Bundesrepublik<br />

und dort nicht selten<br />

in den Memoiren beteiligter<br />

Generalstabsoffiziere, spielte<br />

Leningrad eine viel untergeordnetere<br />

Rolle als etwa Stalingrad.<br />

Der Untergang der<br />

6. Armee, das Leid der deutschen<br />

Soldaten dort und die geringe<br />

Zahl der aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft<br />

zurückgekehrten<br />

Männer wurden ausführlich dargestellt<br />

und wissenschaftlich diskutiert.<br />

Das Leid der russischen<br />

Zivilisten – ob an Wolga oder<br />

Newa – spielte dagegen kaum<br />

ein Rolle.<br />

Die eigentlich naheliegende<br />

Frage, ob die jahrelange Einschnürung<br />

einer Großstadt und<br />

deren fortgesetzer Beschuss durch<br />

schwerste Kaliber mit hunderttausenden<br />

zivilen Opfern ein Kriegsverbrechen<br />

sei, wurde bestenfalls<br />

am Rande erörtert. Bis vor einigen<br />

Jahren gab es noch eher die<br />

Tendenz, dass die Belagerung von<br />

Leningrad kein generalstabsmäßig<br />

geplantes Kriegsverbrechen<br />

gewesen sei.<br />

Doch schon im September 1941<br />

hatte Adolf Hitler verlangt, dass<br />

Leningrad vom Antlitz der Erde<br />

getilgt werden müsse und betont,<br />

dass auch gar kein Interesse<br />

daran bestehe, seine Einwohner<br />

durchzufüttern. Im Gegenteil: Im<br />

November bekräftigte der „Führer“<br />

noch einmal, dass die Stadt<br />

ausgehungert werden müsse. Die<br />

Wehrmacht hat mit ihren finnischen<br />

Verbündeten alles daran<br />

gesetzt, diesen Befehl auszuführen.<br />

Die dramatischen Zustände<br />

in der Stadt waren durch Überläufer<br />

en detail bekannt.<br />

Erst seit einigen Jahren wird die<br />

Blockade Leningrads konsequent<br />

in den Kontext des „Vernichtungskrieges<br />

im Osten“ gestellt.<br />

Immerhin, zum 70. Jahrestag der<br />

Befreiung Leningrads sprach am<br />

27. Januar Daniil Granin im Bundestag<br />

über die Belagerung seiner<br />

Stadt. Der 95-jährige Veteran<br />

war drei Jahre als Soldat dabei<br />

und hat erlebt, was heute fast nur<br />

noch in Büchern zu lesen ist. Es<br />

lohnte, ihm zuzuhören.<br />

Ab dem 29. April zeigt ARTE das achtteilige Doku-Drama<br />

„14 – tagebücher des ersten Weltkriegs“. einige Folgen werden<br />

auch im ersten zu sehen sein. erzählt wird vom größten Krieg, den<br />

die Menschheit bis dahin erlebt hatte – aus den Augen derer, die<br />

ihn miterlebten. Menschen verschiedener nationen kommen zu<br />

Wort. unter den 14 Protagonisten ist ernst Jünger (Foto), einer der<br />

bedeutendsten, aber auch nicht unumstrittenen schriftsteller des<br />

20. Jahrhunderts. Im August 1914 meldet sich der 19-Jährige freiwillig<br />

zum Kriegsdienst. seine erlebnisse protokolliert er akribisch in<br />

einem tagebuch: er notiert Vorstöße und rückschläge, todesfälle,<br />

Wetterumstände oder das Warten auf den nächsten einsatz. seine<br />

notizen dienen ihm später als Material für den Frontbericht „In<br />

stahlgewittern“. Das Buch gilt bis heute als eines der bekanntesten<br />

deutschsprachigen Bücher über den ersten Weltkrieg. (eb)<br />

Das Militärhistorische Museum Dresden zeigt ab 1. August die<br />

Ausstellung zur tV-reihe unter dem titel „14 – Menschen – Krieg“.<br />

Mehr Informationen unter www.mhmbw.de.<br />

Foto: Imago<br />

Paukenschlag<br />

im Fernen Osten<br />

geschichte. Jahrhundertelang<br />

hatte Japan in Isolation verharrt<br />

und sowohl eine Öffnung gen<br />

Westen als auch einen Bruch mit<br />

seinen starren gesellschaftlichen<br />

Traditionen abgelehnt. Erst gegen<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts macht<br />

sich das nun modernisierte und<br />

erstarkte Inselreich zum Sprung<br />

auf das asiatische Festland bereit.<br />

Doch dort ist mit dem Zarenreich<br />

bereits eine Großmacht in Stellung<br />

gegangen. Der militärische<br />

Zusammenprall der Kaiserreiche<br />

wird angesichts entgegengesetzter<br />

Interessen in Korea und in<br />

der Mandschurei unvermeidlich.<br />

Doch das Kräftemessen,<br />

das vor 110 Jahren begann,<br />

zeitigt schließlich ein unerwartetes<br />

Resultat.<br />

Seit 1876 hatte Nippon – wie<br />

unter den europäischen Kolonialmächten<br />

schon länger üblich –<br />

Kanonenboot-Politik gegenüber<br />

Korea betrieben und so unter<br />

anderem Handelsbeziehungen<br />

mit dem chinesischen Vasallenstaat<br />

erzwungen. Die Spannungen<br />

mit den düpierten Chinesen nahmen<br />

die Japaner bewusst in Kauf.<br />

In einem ersten Krieg 1894 besiegen<br />

sie China und versuchten,<br />

die Halbinsel Liaodong mit dem<br />

Hafen Port Arthur, der heute zur<br />

chinesischen Stadt Dalian gehört,<br />

fzu anneketieren. Dies lief den<br />

russischen Plänen entgegen. Im<br />

Verbund mit dem Deutschen Kaiserreich<br />

und Frankreich zwangen<br />

sie die Japaner zum Verzicht.<br />

In den folgenden Jahren<br />

suchten die Kontrahenten ihre<br />

Position zu stärken. Russland<br />

traf mit China Abkommen zum<br />

militärischen Beistand im Falle<br />

einer japanischen Aggression und<br />

erhielt das Recht, die Transsibirische<br />

Eisenbahn durch die<br />

Mandschurei zu bauen. Immer<br />

größere russische Truppenkontingente<br />

wurden im chinesisch-koreanischen<br />

Grenzgebiet und in der<br />

Mandschurei stationiert. Auch in<br />

Port Arthur, das das Zarenreich<br />

bereits Ende 1897 gepachtet hatte.<br />

Eine wenig diplomatische Note<br />

der Japaner verlangte im Sommer<br />

1903 den Abzug der Russen aus<br />

der Mandschurei – der Zar lehnte<br />

ab. Daraufhin rüsteten die Japaner<br />

zum Krieg.<br />

In der Nacht vom 8. auf den<br />

9. Februar 1904 begann der japanische<br />

Angriff auf Port Arthur.<br />

Nachlässigkeit auf russischer<br />

Seite führte zu ersten ernsten Verlusten.<br />

In den folgenden Wochen<br />

verlor die russische Pazifikflotte<br />

beinahe alle größeren Schiffe in<br />

Seeschlachten gegen die Japaner.<br />

Der für Japan siegreiche Krieg<br />

zog sich bis in den September<br />

1905 hin, doch die eigentliche<br />

Sensation zeichnete sich schon<br />

ab. Erstmals hatten Asiaten die<br />

Streitkräfte einer europäischen<br />

Großmacht besiegt. (mat)


10 aktuell sport 10. Februar 2014<br />

Schwarz-Rot-Gold<br />

weht in Sotschi<br />

olympia. Zu<br />

den K l ä n g e n<br />

der deutschen<br />

Nationalhymne<br />

ist<br />

am Mittwoch<br />

die d e u t s c h e<br />

F a h n e i m<br />

O l y m p i s c h e n<br />

Bergdorf<br />

gehisst worden. In einer rund<br />

15-minütigen Zeremonie wurde<br />

die deutsche Delegation, angeführt<br />

vom Chef de Mission<br />

und Generaldirektor des Deutschen<br />

Olympischen Sportbundes<br />

(DOSB), Michael Vesper, und<br />

Natalie Geisenberger (Rodeln), in<br />

der Region von Krasnaja Poljana<br />

empfangen.<br />

„Das ist toll. Das ist wie eine<br />

kleine Eröffnungsfeier. Die<br />

Vorfreude auf die Olympischen<br />

Spiele steigert sich von Tag zu<br />

Tag, es wird peu à peu mehr“,<br />

sagte Geisenberger, die an diesem<br />

Tag ihren 26. Geburtstag<br />

feierte. „Das ist ein sehr herzlicher<br />

Empfang. Man merkt wirklich,<br />

dass sich die Leute hier auf<br />

uns freuen“, betonte Vesper. „Ich<br />

hoffe, dass das Dorf für euch zu<br />

einer zweiten Heimat wird“, sagte<br />

der russische Kunstturn-Olympiasieger<br />

Alexei Nemow zur<br />

Begrüßung.<br />

(nr/cp)<br />

Schnelle Federn flogen<br />

über hohe Netze<br />

Badminton. Bei den Deutschen<br />

Meisterschaften im Badminton<br />

haben mehrere Sportsoldaten der<br />

Sportfördergruppe Köln Platzierungen<br />

auf den Medaillenrängen<br />

erreicht. Stabsunteroffizier<br />

(FA) Birgit Michels gewann im<br />

Damendoppel. Unteroffizier (FA)<br />

Fabienne Deprez unterlag erst im<br />

Finale beim Einzel der Damen.<br />

Hauptgefreier Isabel Herttrich<br />

und Hauptgefreiter Johanna<br />

Goliszewski errangen im Mixed-<br />

Doppel den zweiten beziehungsweise<br />

dritten Rang. (afl)<br />

Ski-Nachwuchs<br />

gewinnt in den Bergen<br />

skiathlon. Gefreiter Sarah<br />

Maria Schaber hat in der olympischen<br />

Disziplin Skiathlon bei<br />

der nordischen Junioren- und<br />

U23-WM in den Dolomiten im<br />

Ort Fal di Fiemme die Goldmedaille<br />

gewonnen. Sie überquerte<br />

die Ziellinie bei dem zehn<br />

Kilometer Rennen nach über 30<br />

Minuten mit wenigen Sekunden<br />

Vorsprung vor ihrer russischen<br />

beziehungsweise schwedischen<br />

Konkurrentin. Beim Skiathlon<br />

wird die Rennstrecke jeweils<br />

zur Hälfte zunächst im klassischen<br />

Stil und dann im Freistil<br />

gelaufen.<br />

(afl)<br />

Foto: dpa/Fredrik Von Erichsen<br />

Komfortable Anlage<br />

Die Unterbringung der deutschen Olympioniken in Sotschi weckt Urlaubsgefühle.<br />

Freundlicher Empfang: teile der deutschen olympiamannschaft bei der offiziellen Begrüßungsfeier im olympischen Dorf.<br />

sotschi. Die deutschen Athleten<br />

haben in Sotschi optimale<br />

Bedingungen vorgefunden und<br />

müssen aufpassen, dass sie vor<br />

lauter Urlaubsstimmung im<br />

Olympischen Dorf nicht die<br />

Konzentration auf den eigentlichen<br />

Wettkampf verlieren.<br />

Bis zum Meer sind es gerade<br />

mal 50 Meter, im Garten stehen<br />

Palmen und Kakteen, und<br />

die sonstige Aussicht ist schlicht<br />

atemberaubend. „Schaue ich<br />

nach rechts, sehe ich das Meer.<br />

Gucke ich nach links, sehe ich<br />

die Berge – einmalig“, sagt Eisschnellläufer<br />

Stabsunteroffizier<br />

(FA) Alexej Baumgärter, als er<br />

aus dem Fenster seines Zimmers<br />

im Olympischen Dorf von<br />

Sotschi blickt. „Man muss aufpassen,<br />

dass man nicht in den<br />

Urlaubsmodus wechselt.“<br />

Verantwortung als Kernaufgabe<br />

Oberfeldwebel Susann<br />

Götz spielt im Sturm<br />

der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft<br />

und ist ihr Kapitän.<br />

Nach mehreren<br />

Deutschen Meisterschaften<br />

und Weltmeisterschaften<br />

nimmt die<br />

31-Jährige zum zweiten Mal an Olympia teil.<br />

Die Olympischen Spiele beginnen. Wie<br />

haben Sie sich auf Sotschi vorbereitet?<br />

Wir haben ein sehr hartes Sommertraining<br />

gemacht. Wir haben uns Hilfe vom Olympiastützpunkt<br />

geholt. Der Sportwissenschaftler<br />

Marco Dietz trainiert mit uns. Er hat uns den<br />

Sommer lang „geschliffen“. Wir haben viel<br />

Zeit im Kraftraum verbracht und ich habe<br />

dann gleichzeitig mehr Eiszeiten absolviert.<br />

Sie sind in der Sportfördergruppe Neubiberg.<br />

Wieso die <strong>Bundeswehr</strong>?<br />

Um in dem Sport erfolgreich zu sein, um<br />

finanziell unabhängig zu sein, um sich auf<br />

den Sport konzentrieren zu können, kommt<br />

Mit dem Haus Nummer sieben<br />

im Dorf in der „Coastal<br />

Zone“, nur ein paar Schritte vom<br />

Olympic Park entfernt, haben<br />

die deutschen Olympia-Athleten<br />

das große Los gezogen. Vom<br />

Baustaub und dem Hotelchaos,<br />

das Anfang der Woche noch halb<br />

Sotschi erfasst hatte, sind sie hier<br />

verschont geblieben.<br />

„Am Anfang haben Kleinigkeiten<br />

wie Papierkörbe oder Wäschetrockner<br />

gefehlt. Doch ein Anruf,<br />

und alles war geregelt“, berichtet<br />

Gerd Heinze, Präsident der Deutschen<br />

Eisschnelllauf-Gemeinschaft<br />

(DESG). Auch die Sicherheitskontrollen<br />

an den Eingängen<br />

des Dorfes seien erträglich. „Das<br />

ist alles noch im Rahmen. Keiner<br />

fühlt sich hier belästigt.“<br />

Rund 50 Athleten der insgesamt<br />

153-köpfigen deutschen<br />

Foto: Daniel Naupold/dpa<br />

Mannschaft sind hier am Olympiapark<br />

von Sotschi untergebracht.<br />

Allmählich füllt sich das<br />

Haus. Rechts wohnen die Slowaken,<br />

links die Kanadier. Von<br />

den Balkonen hängen die Nationalfahnen.<br />

„Man grüßt sich oder wechselt<br />

auch schon mal ein Wort“,<br />

sagt Eishockeyspielerin Gefreiter<br />

Julia Zorn. „Zum Glück<br />

haben wir hier keine Betonburgen.<br />

Die Höhe der Häuser mit<br />

fünf Etagen ist erträglich. Alles<br />

ist sehr luftig angelegt“, sagt<br />

Heinze. Auch die Zimmer sind<br />

freundlich gehalten, die Fußböden,<br />

Türen und Gardinen sind<br />

im hellen Braunton abgesetzt.<br />

„Man kann hier schon gut entspannen“,<br />

sagt Zorns Mannschaftskollegin<br />

Oberfeldwebel<br />

Bettina Evers.<br />

eigentlich nur die <strong>Bundeswehr</strong> in Frage. Da<br />

ich alles auf den Sport gesetzt habe und das<br />

Maximum erreichen wollte, habe ich mich für<br />

die Förderung der <strong>Bundeswehr</strong> entschieden.<br />

Inwiefern hilft Ihnen die <strong>Bundeswehr</strong>?<br />

Ich muss mir keine Gedanken machen,<br />

wie ich meine Miete und mein Auto zahle –<br />

also der finanzielle Aspekt. Und ich kann<br />

mich komplett auf den Sport fokussieren. Die<br />

Sportfördergruppe unterstützt mich in sämtlichen<br />

sportlichen Belangen, es ist perfekt!<br />

Ich versuche das natürlich zurückzugeben,<br />

in dem ich die <strong>Bundeswehr</strong> repräsentiere.<br />

Sie repräsentieren die <strong>Bundeswehr</strong> also<br />

ganz bewusst?<br />

Ja. Dass wir durch die <strong>Bundeswehr</strong> gefördert<br />

werden, wird auch absolut positiv wahrgenommen,<br />

international sowieso – die<br />

„Army“ fördert uns. Manch andere Nation<br />

schaut da auch schon mal neidisch auf uns.<br />

Sie spielen auf der Position der Stürmerin<br />

– Sie kommen also nicht umhin, Verantwortung<br />

zu übernehmen, oder?<br />

Die deutsche Eishockey-Delegation<br />

hat die komplette vierte<br />

Etage für sich eingenommen.<br />

Drei Spielerinnen teilen sich ein<br />

Apartment mit 40 Quadratmetern.<br />

„Das geht schon. Jeder hat<br />

hier seine Ecken gefunden, wenn<br />

er sich mal zurückziehen will“,<br />

sagt Zorn. Mit dem Fahrrad geht<br />

es zur Halle oder zur Mensa. Da<br />

bekomme man alles, was man<br />

brauche. Sandwiches, Obst, Nüsse.<br />

„Einen Supermarkt brauchen wir<br />

hier gar nicht“, sagt Zorns Teamkameradin<br />

Jenny Haas.<br />

Eine Einweihungsparty im<br />

Haus hat es noch nicht gegeben.<br />

Die Stimmung ist eher angespannt.<br />

„Wir haben ja noch etwas<br />

vor“, sagt Zorn. Wenn Olympia<br />

am Ende ein Erfolg wird, soll<br />

auch im Haus Nummer sieben<br />

gefeiert werden. (ni/jm)<br />

In einer Mannschaft ist es einfach, Verantwortung<br />

zu übergeben oder nicht zu übernehmen.<br />

Als Kapitän ist Verantwortung meine<br />

Pflicht. Ich habe Verantwortung gegenüber<br />

der Mannschaft, gegenüber dem Trainer,<br />

gegenüber der Öffentlichkeit. Manchmal<br />

komme ich auch an meine Grenzen.<br />

Nun wird es auch ein Leben-nach-Sotschi<br />

geben. Wie sieht Ihr Leben danach aus?<br />

Für mich ist es die letzte Eishockey-Saison.<br />

Ich gehe zum ersten Juli in den Berufsförderungsdienst<br />

(BFD). Ich bin auch sehr<br />

froh, dass die <strong>Bundeswehr</strong> mich da unterstützt,<br />

weil ich so nicht ins Bodenlose falle.<br />

Ich werde in dieser Zeit meine Diplomarbeit<br />

in Sportökonomie schreiben. Auch möchte<br />

ich irgendwann eine Familie gründen. Das<br />

wird dann mein privates Olympia! Ein ganz<br />

neues Leben, auf das ich mich freue!<br />

Die Fragen stellte Dmitri Steiz.<br />

Zur Sotschi-Sonderseite auf<br />

www.streitkraeftebasis.de.<br />

Foto: dpa/Fredrik Von Erichsen


10. Februar 2014 Vermischtes aktuell 11<br />

Er revolutionierte das Büro<br />

Der Urvater von iMac, MacBook und iPad, der Apple Macintosh, feiert 30. Geburtstag.<br />

san Francisco. Lange bevor<br />

Apple die Technikwelt mit iPhones<br />

und iPads umkrempelte,<br />

schrieb der US-Konzern mit<br />

einem klobigen Rechner für den<br />

heimischen Schreibtisch Computergeschichte.<br />

Am 24. Januar<br />

1984 präsentierte das Unternehmen<br />

den Apple „Macintosh“, den<br />

ersten Massencomputer mit grafischer<br />

Benutzeroberfläche sowie<br />

der Kombination aus Tastatur und<br />

Maus. Seit drei Jahrzehnten trotzt<br />

der „Mac“ nun schon der PC-<br />

Konkurrenz mit dem Microsoft-<br />

Betriebssystem „Windows“ und<br />

überstand auch die Beinahepleite<br />

von Apple Ende der 90er Jahre.<br />

„Der ‚Mac‘ war ein Quantensprung“,<br />

sagt Randy Wigginton,<br />

der zur ersten Generation der<br />

Apple-Mitarbeiter gehörte. „Wir<br />

haben nicht alles neu erfunden,<br />

aber wir haben alles sehr zugänglich<br />

und geschmeidig gemacht.“<br />

Vor der Einführung des „Macintosh“<br />

waren Computer komplizierte<br />

Büromaschinen. Laien hatten<br />

mit den Tastaturbefehlen für<br />

die Steuerung zu kämpfen wie<br />

mit einer Fremdsprache.<br />

„Der ‚Macintosh‘ war der<br />

Wendepunkt“, sagt auch Daniel<br />

Kottke, ebenfalls ein IT-Ingenieur<br />

der ersten Stunde bei Apple.<br />

Der im vergangenen Sommer<br />

verstorbene Computer-Visionär<br />

Doug Engelbart hatte die Maus<br />

bereits 1963 erfunden. Die Steuerung<br />

über Bildschirmsymbole<br />

wurde 1973 im Forschungszentrum<br />

„Xerox PARC“ im Silicon<br />

Valley entwickelt. Doch die<br />

Firma mit dem Apfel-Logo setzte<br />

die Neuerungen in einem Rechner<br />

für den Massenmarkt um.<br />

Mit dem „Macintosh“ reagierte<br />

Apple-Mitgründer Steve Jobs auf<br />

den Erfolg des Personal Computers<br />

(PC) des Technologiekonzerns<br />

IBM. Mit einem viel<br />

beachteten Werbespot während<br />

des American-Football-Endspiels<br />

Superbowl weckte Apple<br />

im Januar 1984 die Neugier auf<br />

den neuen Rechner.<br />

Der „1984“ genannte Spot<br />

lehnt sich an den gleichnamigen<br />

Roman von George Orwell an<br />

und wurde als Seitenhieb auf die<br />

Dominanz von IBM verstanden:<br />

Eine junge Frau rennt durch eine<br />

graue Industriewelt und befreit<br />

die apathischen Arbeiter vom<br />

Großen Bruder, der über einen<br />

Ungleiches team: hauptmann Jesper und Dolmetscher tarik.<br />

Obst auf den tisch: Apple brachte den ersten massen-Pc heraus.<br />

Foto: Björn Kommerell/Majestic<br />

Bildschirm zu ihnen spricht. „Am<br />

24. Januar wird Apple Computer<br />

den ‚Macintosh‘ vorstellen“, sagt<br />

eine Stimme zum Abschluss aus<br />

dem Off. „Und Du wirst sehen,<br />

warum 1984 nicht wie ‚1984‘ sein<br />

wird.“<br />

Der erste „Mac“ kam für knapp<br />

2500 Dollar (nach heutiger Kaufkraft<br />

rund 4000 Euro) auf den<br />

Markt. Der beige Kasten mit integriertem<br />

Bildschirm und Diskettenlaufwerk<br />

hatte einen Arbeitsspeicher<br />

von 128 Kilobyte. Nach<br />

Meinung von Kritikern reichte<br />

die Rechenkraft für die aufwändige<br />

Grafikbedienung aber kaum<br />

aus. Die Verkaufszahlen blieben<br />

hinter den Computern von IBM<br />

Foto: dpa<br />

zurück. Als Grund dafür galt<br />

auch der im Vergleich höhere<br />

Preis.<br />

Die Konkurrenz schwenkte<br />

ebenfalls auf eine grafische<br />

Benutzeroberfläche um. Ende<br />

1985 brachte Microsoft die erste<br />

Version seines Betriebssystems<br />

„Windows“ auf den Markt. Die<br />

Apple-Verantwortlichen witterten<br />

Ideenklau. „Steve Jobs<br />

hat Microsoft immer kritisiert,<br />

doch mit der Veröffentlichung<br />

von ‚Windows‘ wurde es richtig<br />

hitzig. Er sagte, dass sie uns<br />

kopiert haben“, erinnert sich<br />

Kottke. Apple scheiterte aber mit<br />

Patentklagen, während Jobs sein<br />

Unternehmen nach einem internen<br />

Machtkampf verließ.<br />

Die Macintosh-Modelle hatten<br />

in den 80er und 90er Jahren eine<br />

nach wie vor treue Fangemeinde.<br />

Vor allem bei Grafikern und im<br />

Verlagswesen kamen Apple-<br />

Rechner zum Einsatz. Doch<br />

den Massenmarkt der Heimanwender<br />

dominierten Windows-<br />

PCs. „Apple hätte in den späten<br />

90er Jahren gut und gerne dichtmachen<br />

können“, sagt Kottke.<br />

„Das hätte viele Leute nicht überrascht.“<br />

Nach der Rückkehr von Jobs zu<br />

Apple führte das Unternehmen<br />

1998 den „iMac“ ein, der gemeinsam<br />

mit dem neuen Betriebssystem<br />

Mac OS X den Weg zurück<br />

in die Gewinnzone ebnete. Mit<br />

der Kombination aus Innovation<br />

und elegantem Design feiern die<br />

Apple-Rechner im neuen Jahrtausend<br />

auch auf dem Massenmarkt<br />

Erfolge. Beim Preis gelten<br />

sie aber noch immer als Edelprodukte.<br />

(gw/jes)<br />

Afghanistan-Einsatz auf der Berlinale<br />

Der Spielfilm „Zwischen Welten“ geht ins Rennen um den Goldenen Bären.<br />

Berlin. Am vergangenen Donnerstag<br />

haben in Berlin die<br />

„64. Internationalen Filmfestspiele“<br />

begonnen. Im diesjährigen<br />

Wettbewerb läuft auch ein<br />

Film, den die <strong>Bundeswehr</strong> fachlich<br />

begleitet hat. Das Drama<br />

„Zwischen Welten“ von Regisseurin<br />

Feodora Aladag handelt<br />

von einem deutschen Hauptmann<br />

in Afghanistan, der zwischen der<br />

Lebenswirklichkeit seiner afghanischen<br />

Mitarbeiter beziehungsweise<br />

Kontaktpersonen und der<br />

Auftragslage balancieren muss.<br />

Dabei gerät er immer wieder in<br />

schwere, moralische Entscheidungssituationen.<br />

Der Film läuft im Rahmen der<br />

Festspiele insgesamt an fünf Terminen<br />

und an drei unterschiedlichen<br />

Spielstätten. Am 27. März<br />

kommt er dann in die deutschen<br />

Kinos.<br />

Die „Berlinale“ zeigt über 400<br />

Filme in zehn Sektionen. Sie gilt<br />

mit knapp 500 000 Besuchern als<br />

größtes und wichtigstes Publikumsfestival<br />

der Welt. Im Wettbewerb<br />

um die silbernen und goldenen<br />

Bären stehen dieses Jahr<br />

20 Filme.<br />

Der Andrang auf die Tickets<br />

ist auch dieses Jahr wieder groß.<br />

Seit Montag vergangener Woche<br />

können sie gekauft werden. Teilweise<br />

übernachten Filmliebhaber<br />

vor den Ticketschaltern, um an<br />

die besten der begehrten Karten<br />

zu kommen. Wem das zu anstrengend<br />

ist, der kann sie auch online<br />

kaufen und ausdrucken. (afl)<br />

Ein ausführlicher Bericht zum<br />

Festival, den Preisträgern<br />

sowie weitere Hintergrundinfos<br />

erscheint in der nächsten<br />

Ausgabe von aktuell.<br />

Die „Internationalen Filmfestspiele“<br />

in Berlin laufen noch<br />

bis zum 16. Februar. Informationen<br />

zum Programm auf<br />

www.berlinale.de.<br />

Beim Teutates, die<br />

Gallier sind online!<br />

spiel. „Asterix & Friends“ heißt<br />

das neue Spiel, das online unter<br />

www.asterix-and-friends.de kostenlos<br />

spielbar ist. Der Spieler<br />

schlüpft dabei in die Rolle eines<br />

Galliers, der sein von den Römern<br />

zerstörtes Dorf zu neuer Blüte verhelfen<br />

muss. Damit der Wiederaufbau<br />

gelingt, sind nicht nur viele<br />

Rohstoffe wie Holz, Stroh und<br />

Steine zum Bau neuer Häuser und<br />

Werkstätten nötig. Auch Werkzeuge,<br />

Waffen oder Alltagsgegenstände<br />

müssen beschafft werden.<br />

Im Kampf gegen die permanente<br />

römische Bedrohung kann jeder<br />

Spieler einem anderen helfen,<br />

indem er eigene Dorfbewohner<br />

ins Gefecht schickt. Neben den<br />

beliebten gallischen Freizeitaktivitäten<br />

wie Fischen, Römer verhauen<br />

und Wildschweine jagen,<br />

bietet die lebendige und detailverliebte<br />

Spielwelt eine Vielzahl<br />

von weiteren Missionen.<br />

aktuell verlost jeweils drei<br />

Ingame-Gutscheine und<br />

T-Shirts (2x Gr. M; 1x Gr.<br />

XL). Einfach eine Mail mit<br />

dem Betreff „Asterix and<br />

Friends“ sowie der Kategorie<br />

(„Shirt“ oder „Gutschein“)<br />

bis 14. Februar an<br />

aktuell@bundeswehr.de.<br />

Geschichtsfilm Sieger<br />

an historischem Ort<br />

Berlin. Der Dreiteiler „Unsere<br />

Mütter, unsere Väter“ ist am vorvergangenen<br />

Samstagabend bei<br />

der 49. Verleihung der Goldenen<br />

Kamera im ehemaligen Flughafen<br />

Tempelhof als „Bester Fernsehfilm“<br />

ausgezeichnet worden.<br />

Als beste deutsche Schauspielerin<br />

wurde Nadja Uhl für ihre<br />

Rolle in dem Thriller „Operation<br />

Zucker“ geehrt. Der Preis als bester<br />

männlicher Schauspieler ging<br />

an Thomas Thieme. Bruno Ganz<br />

hatte vorher die Kamera für sein<br />

Lebenswerk erhalten. Den Preis<br />

für die besten internationalen<br />

Schauspieler bekamen Matthew<br />

McConaughey und Gwyneth<br />

Paltrow. Diane Keaton nahm die<br />

Trophäe für ihr Lebenswerk entgegen.<br />

Die Gäste im Saal legten auch<br />

einen Gedenkmoment für Maximilian<br />

Schell ein, der im Alter von<br />

83 Jahren verstorben war.<br />

Iris Berben, Til Schweiger,<br />

Martina Hill, Sandra Maischberger,<br />

Nico Hofmann und drei<br />

Fachjournalisten bildeten die Jury<br />

in diesem Jahr. (bie/bt)<br />

Grafik: Les Editions Albert René/<br />

Goscinny-Uderzo


12 aktuell Vermischtes 10. Februar 2014<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

16. Februar, 23:30 Uhr, ZDF:<br />

Der Wettlauf um die vermeintlich<br />

modernste, „kriegsentscheidende“<br />

Waffentechnik prägte<br />

das 20. Jahrhundert und trieb so<br />

manchen Ingenieur im Dienst des<br />

Militärs zu wahnwitzigen Ideen:<br />

Im Zweiten Weltkrieg experimentierte<br />

die Wehrmacht mit<br />

einer „Lärmkanone“ gegen<br />

Infanterie, während sich britische<br />

Militärs in die Konstruktion<br />

eines neuen Flugzeugträgers<br />

verstiegen – unsinkbar und aus<br />

Kunsteis. „ZDF-History“ zeigt<br />

in seiner Dokumentation „Krieg<br />

der Spinner – Die größten Rüstungsflops<br />

der Geschichte“, wie<br />

weit die Phantasie der Ingenieure<br />

ging und warum explodierende<br />

Fledermäuse und vergiftete<br />

Moskitos ein verrückter Irrweg<br />

der Militärgeschichte blieben.<br />

Youtube-Video der Woche:<br />

Härtetest für angehende Jet-Piloten<br />

beim Grundlehrgang „Jet-<br />

Flugphysiologie“ in Königsbrück<br />

bei Dresden. In der Zentrifuge und<br />

der Unterdruckkammer müssen<br />

die Soldaten beweisen, dass sie<br />

die hohen Anforderungen erfüllen,<br />

um später ein Kampfflugzeug,<br />

wie den „Eurofighter“, fliegen zu<br />

dürfen.<br />

(eb)<br />

Der Beitrag „Härtetest“ unter<br />

www.youtube.com/bundeswehr.<br />

Laufbahnwechsel<br />

Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft zum Kapitänleutnant der Reserve ernannt.<br />

Bremen. Stolz präsentiert<br />

die frisch<br />

gebackene „Frau<br />

Kaleu“ die neuen<br />

Dienstgradabzeichen<br />

an ihrer Uniform.<br />

„Ich freue mich riesig<br />

über diese Wertschätzung“,<br />

sagt sie,<br />

„obwohl ich eingestehen<br />

muss, dass ich<br />

mich nach 20 Jahren<br />

als Unteroffizier erst<br />

einmal daran gewöhnen<br />

muss, jetzt ein Offizier zu<br />

sein.“<br />

Nach einer Lehre zur Hotelfachfrau<br />

wechselte Mahnke zur<br />

<strong>Bundeswehr</strong>. „Ich wollte schon<br />

immer Soldatin werden. Als die<br />

Laufbahn für Frauen geöffnet<br />

wurde, war ich gleich dabei.“<br />

Sieben Jahre diente sie im Sanitätsdienst,<br />

erst in der Luftwaffe,<br />

dann in der Marine. „Eine tolle<br />

Zeit, aber dann bekam ich Lust<br />

zu studieren.“ Mit einem Diplom<br />

in Verwaltung startete Mahnke<br />

bei den DRK-Behindertenhilfen<br />

als Verwaltungsleiterin ihre<br />

zweite Karriere. Seit 2003 ist sie<br />

Dezernentin für zentrale Aufgaben<br />

an der Hochschule Bremerhaven<br />

– und ganz nebenbei seit<br />

einigen Jahren auch noch Abgeordnete<br />

in der Bremischen Bürgerschaft.<br />

Hinzu kommen Ehrenämter<br />

wie das der Kreisvorsitzenden<br />

im Volksbund Deutsche<br />

Kriegsgräberfürsorge.<br />

Trotz der vielen Ämter und<br />

Aufgaben – ihren Kameraden<br />

bleibt Mahnke erhalten: Einsätze,<br />

wie bei der Flut im vergangenen<br />

Jahr, seien unbezahlbare Erfahrungen,<br />

sagt sie, „ebenso wie der<br />

Zusammenhalt unter den Soldaten.<br />

Vergleichbares gibt es<br />

nur sehr selten.“ Zudem sei die<br />

Arbeit als Reservist ein optimaler<br />

Ausgleich zum Alltag. Derzeit<br />

gehört Mahnke im Landeskommando<br />

Bremen der Abteilung für<br />

Zivil-Militärische Zusammenarbeit<br />

(ZMZ) an. Sie ist eine von<br />

bundesweit 240 Spezialisten der<br />

Reserve für Auslandseinsätze,<br />

die entsprechend ihrer zivilberuflichen<br />

Qualifikation eingesetzt<br />

werden.<br />

(jhe)<br />

Foto: Bohlmann/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />

Meine Tochter.<br />

Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />

Meinen Weg, trotz aller Hindernisse, gegangen zu sein.<br />

Wie können Sie am besten entspannen?<br />

Bei der Gartenarbeit und im Kreise meiner Kameraden.<br />

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />

Mit einem Schäfer. Um mal wieder Zeit zum Nachdenken zu<br />

haben.<br />

Was können Sie besonders gut kochen?<br />

Labskaus.<br />

Was mögen Sie an sich selbst nicht?<br />

Meine Ungeduld.<br />

Was treibt Sie an?<br />

Zu versuchen, etwas zu verändern und für alle etwas Besseres zu<br />

erreichen.<br />

Welches Lied singen oder hören Sie gern?<br />

„Über Sieben Brücken“ von Karat.<br />

Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />

Privat: Dass meiner Familie etwas passiert.<br />

Allgemein: das Ende der Demokratie.<br />

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />

Menschen, die sich für andere einsetzen, ohne etwas dafür zu<br />

verlangen.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Lieber auf neuen Wegen stolpern als in alten Bahnen auf der Stelle<br />

treten.

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