PDF , 1,5 MB - Bundeswehr
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D 8512<br />
50. Jahrgang Nr. 5 Montag, 10. Februar 2014<br />
NAchrichTEN<br />
EiNsATz<br />
Zwang zum Wandel<br />
Ein Land im Wandel. Afghanistan<br />
muss sich neu finden. Die Weichen<br />
sind gestellt, sagt Generalmajor<br />
Dieter Warnecke. Seite 5<br />
BuNDEswEhr<br />
„Boxer“ eiskalt<br />
Soldaten des Jägerbataillons 292<br />
haben im Norden Norwegens den<br />
„Boxer“ auf seine Wintertauglichkeit<br />
geprüft. Seiten 6/7<br />
MiliTärgEschichTE<br />
Ende des Martyriums<br />
Vor 70 Jahren befreite die Rote<br />
Armee Leningrad und beendete<br />
so die 900 Tage währende Einschnürung<br />
der Stadt. Seiten 9<br />
sporT<br />
Startschuss in Sotschi<br />
Die Olympischen Spiele in Sotschi<br />
haben begonnen. aktuell sprach<br />
mit Eishockey-Frau Oberfeldwebel<br />
Susann Götz. Seite 10<br />
DiE BuNDEswEhr iM iNTErNET<br />
www.bundeswehr.de<br />
Bundesministerium<br />
der Verteidigung<br />
www.bmvg.de<br />
www.youtube.com/bundeswehr<br />
„Afrika ist uns wichtig“<br />
Ursula von der Leyen betont die Bedeutung der Einsätze in Afrika und lobt die Arbeit der Soldaten.<br />
Empfang in Dakar: Die Ministerin mit ihrem senegalesischen Amtskollegen Augustin Tine.<br />
von Florian Manthey<br />
Dakar/Koulikoro. Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der<br />
Leyen hat in der vergangenen<br />
Woche die deutschen Einsatzkontingente<br />
im Senegal und in<br />
Mali besucht. Am Mittwoch<br />
traf sie zunächst in der senegalesischen<br />
Hauptstadt Dakar<br />
ein. Den Soldaten, die von hier<br />
aus die von den Vereinten Nationen<br />
geführte Mission für Mali,<br />
MINUSMA, unterstützen, attestierte<br />
sie eine „wertvolle und<br />
unverzichtbare Arbeit“.<br />
Von der Leyen würdigte auch<br />
die Rolle der senegalesischen<br />
Partner und Gastgeber. „Der<br />
Senegal ist ein Stabilitätsanker<br />
hier in der Region“, betonte sie.<br />
„Es ist deutlich geworden, dass<br />
Foto: Steffen/dpa-pa<br />
wir uns auf die Senegalesen voll<br />
und ganz verlassen können.“<br />
Als direkter Nachbarstaat habe<br />
der Senegal ein großes Interesse<br />
an stabilen Verhältnissen beim<br />
Nachbarn Mali. „Was gut ist für<br />
Mali, ist auch gut für den Senegal“,<br />
zitierte die Ministerin ihren<br />
senegalesischen Amtskollegen<br />
Augustin Tine, der im persönlichen<br />
Gespräch mit ihr auch die<br />
Arbeit der Beratergruppe der <strong>Bundeswehr</strong><br />
hervorgehoben hatte.<br />
Die Beratergruppen sind<br />
Bestandteil des Ausstattungshilfeprogrammes<br />
der Bundesregierung<br />
und unterstützen die<br />
Streitkräfte der Partnerländer<br />
seit gut 25 Jahren beim Aufbau<br />
technischer und handwerklicher<br />
Fähigkeiten. Mit einem gemeinsamen<br />
Grillabend und persönlichen<br />
Gesprächen mit den Soldaten<br />
des Kontingents ließ die<br />
Ministerin den Tag ausklingen.<br />
Am vorigen Donnerstag traf<br />
von der Leyen dann beim deutsche<br />
Einsatzkontingent in Mali ein.<br />
Im Koulikoro Training Center bilden<br />
deutsche Soldaten der EU-Trainingsmission<br />
seit Monaten Pioniere<br />
einer Battle Group der malischen<br />
Armee aus.<br />
Bei den malischen Streitkräften<br />
ist die deutsche Unterstützung<br />
sehr willkommen. „Wir können<br />
jetzt laufen, aber die Beine sind<br />
noch nicht stark genug“, urteilt<br />
der malische Schulkommandeur<br />
Oberst N. M. Traoré. „Wir brauchen<br />
Sie“, ist seine Botschaft an<br />
Deutschland und Europa.<br />
Von der Leyen, die bereits am<br />
Vormittag den malischen Staatspräsidenten<br />
Ibrahim Boubacar<br />
Keita sowie ihren Amtskollegen<br />
Soumeylou Boubeye Maika<br />
zu politischen Gesprächen in der<br />
Hauptstadt getroffen hatte, war von<br />
den Reaktionen in Mali bewegt. Sie<br />
habe in Bamako erlebt, „mit welchem<br />
Respekt – aber auch Dankbarkeit<br />
– die malische Regierung<br />
der Ausbildungsmission gegenübersteht.“<br />
Deutschland und Europa<br />
handelten dabei unter der Prämisse,<br />
„dass Afrika seine Verantwortung<br />
selbst in die Hand nehmen kann“,<br />
sagte von der Leyen und betonte:<br />
„Afrika ist uns wichtig.“<br />
Einen Kampfeinsatz – auch im<br />
Rahmen eines Mentoring-Programms<br />
– schloss die Ministerin<br />
aus. „Wir sind hier, um reine Ausbildungsfunktionen<br />
zu übernehmen“,<br />
stellt von der Leyen klar. Nach der<br />
Ausbildung müsse die malische<br />
Armee ihre Fähigkeiten einsetzen,<br />
um die Verantwortung für ihr Land<br />
wahrnehmen zu können.<br />
Vor Ort überzeugte sich die<br />
Ministerin von den auch mit<br />
deutscher Hilfe erzielten Fortschritten<br />
bei der Ausbildung<br />
der malischen Soldaten. Angehende<br />
Pioniere demonstrierten<br />
unter anderem ihre Fähigkeiten<br />
beim Aufspüren von Minen.<br />
Neben Deutschland beteiligen<br />
sich 22 weitere Nationen<br />
an der Trainingsmission. Mehrere<br />
Kameraden anderer Nationen<br />
hatten sich unter die Besucher<br />
gemischt. Auch an diese<br />
gewandt sagte die Ministerin:<br />
„Europa ist stolz auf Sie.“<br />
Der Beitrag zum Truppenbesuch<br />
in Westafrika unter<br />
www.youtube.com.<br />
www.facebook.com/bundeswehr<br />
www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />
www.flickr.com/photos/<br />
augustinfotos<br />
www.wirdienendeutschland.de<br />
Einblick in die Ausbildung: Malische soldaten zeigen ihre neu<br />
erlernten Fertigkeiten beim Minenräumen.<br />
Foto (2): Manthey/<strong>Bundeswehr</strong><br />
statement im präsidentenpalais: Die Ministerin tritt mit ihrem malischen<br />
Kollegen s. B. Maika vor pressevertreter.
2 aktuell intern 10. Februar 2014<br />
iMPreSSUM<br />
ZitAt<br />
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Presse- und Informationsstab<br />
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Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />
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und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />
außerdem behält sich die Redaktion das<br />
Recht auf Kürzung vor.<br />
„Viel Spaß bei der Ansicht der TV-Bilder.“<br />
Hertha BSC-Manager Michael Preetz zu der Fehlentscheidung des<br />
Schiedsrichters im Spiel gegen Nürnberg. Dieser hatte einen Handelfmeter<br />
und eine Rote Karte wegen Abseits zurückgenommen.<br />
KALenDerBLAtt<br />
Vor 25 Jahren: Am 5. Februar 1989 gibt die sowjetische Regierung<br />
bekannt, dass sich die Sowjetarmee komplett aus Afghanistan<br />
zurückgezogen hat. Die sowjetische Intervention in Afghanistan ist<br />
damit nach über neun Jahren beendet.<br />
Vor 75 Jahren: Am 14. Februar 1939 läuft in Hamburg das<br />
46 000-Tonnen-Schlachtschiff Bismarck als Namensgeber der Bismarck-Klasse<br />
vom Stapel. Sie ist das zu diesem Zeitpunkt größte<br />
und kampfstärkste Schlachtschiff der Welt.<br />
Vor 90 Jahren: Am 12. Februar 1924 wird George Gershwins<br />
„Rhapsody in Blue“ in der Carnegie Hall in New York uraufgeführt.<br />
Das Klavierkonzert mit Jazzorchester begründet den „Symphonic<br />
Jazz“.<br />
Vor 130 Jahren: Am 12. Februar 1884 lässt Lewis Waterman eine<br />
wegweisende Erfindung patentieren: den Füllfederhalter – kein ständiges<br />
Eintauchen mehr ins Tintenfass und kaum noch Tintenkleckse.<br />
Vor 325 Jahren: Am 13. Februar 1689 besteigt Wilhelm III. nach<br />
der „Glorious Revolution“ den englischen Thron. Das Parlament<br />
verabschiedet danach die „Bill of Rights“ gegen Machtmissbrauch<br />
der jeweiligen Throninhaber.<br />
Vor 675 Jahren: Am 12. Februar 1339 verbietet in der Republik<br />
Venedig der Rat der Zehn – seit seiner Gründung im Jahr 1310 eines<br />
der wichtigsten Gremien im Justiz- und Herrschaftssystem – das<br />
Tragen von Masken, auch in der Karnevalszeit.<br />
(eb)<br />
Und täglich grüßt das Murmeltier.<br />
Wer kennt ihn nicht, den Blockbuster,<br />
der einst Filmliebhaber in<br />
Scharen in die Kinos lockte. Bill<br />
Murray spielt darin einen Moderator,<br />
dem es alljährlich davor graut,<br />
in einer amerikanischen Kleinstadt<br />
den Tag des Murmeltiers<br />
zu begehen – er möchte vor dem<br />
Event eigentlich nur wegrennen.<br />
So ähnlich fühlt es sich an,<br />
wenn man dieser Tage die Diskussionen<br />
um andauernde und<br />
mögliche neue Einsätze der <strong>Bundeswehr</strong><br />
betrachtet. Gut – Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der<br />
Leyen hat diese Debatte gewiss<br />
mit angestoßen. So gleicht es fast<br />
einem Ritual, wenn Stimmen<br />
laut werden, die von der Überlastung<br />
der Soldaten sprechen oder<br />
mahnen, man möge sich militärisch<br />
zurückhalten. Denn das<br />
gebiete schlichtweg die deutsche<br />
Geschichte. Aber verlangt nicht<br />
gerade auch unsere Historie, eben<br />
nicht mehr wegzuschauen, wenn<br />
irgendwo auf der Welt Aufstände<br />
in Bürgerkriege und diese wiederum<br />
in Völkermord münden?<br />
Dass Sinn und Zweck von Einsätzen<br />
damit nicht selten auch<br />
nach betriebswirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten und als Erfolg<br />
oder Mißerfolg bewertet werden,<br />
ist dieser Tage vor allem bezüglich<br />
ISAF zu beobachten. Doch Einsätze<br />
sind kein<br />
Produkt, bei<br />
dem Input und<br />
Output nüchtern<br />
gegenüber<br />
zu stellen<br />
wären. Wann<br />
ist ein militärisches<br />
und<br />
ziviles Engagement erfolgreich?<br />
Diese Frage lassen alle Experten<br />
für gewöhnlich unbeantwortet.<br />
Ein Einsatz ist eben nicht wie<br />
irgendein ein anderes Produkt zu<br />
werten. Er hat im Summenzug<br />
unterschiedliche Ergebnisse und<br />
Facetten – Erfolg oder Misserfolg<br />
hängen auch von den Einzelinteressen<br />
und dem Standpunkt des<br />
jeweiligen Betrachters ab.<br />
Doch diskutieren müssen wir<br />
trotzdem, denn die <strong>Bundeswehr</strong><br />
ist eine Parlamentsarmee. Vielleicht<br />
ist es aber gut, wenn wir<br />
nicht immer nur in Erfolg oder<br />
Misserfolg unterteilen, sondern<br />
auch auf das schauen, was<br />
Streitkräfte und zivile Helfer in<br />
den jeweiligen Ländern erreicht<br />
haben. Ich bin sicher, die Menschen<br />
in den Krisenregionen<br />
sind nicht annähernd so streng<br />
in ihrem Urteil wie wir selbst.<br />
Viele sind einfach nur dankbar.<br />
Torsten Sandfuchs-Hartwig<br />
Leitender Redakteur<br />
BiLD Der WOCHe<br />
Preisgekröntes Motiv aus Afghanistan: Mit diesem Bild von <strong>Bundeswehr</strong>soldaten, die auf der ehemaligen Schießbahn Wadi in Kunduz nach alter Munition suchen, errang<br />
der Fotograf Daniel Pilar 2013 den dritten Platz beim Deutschen Preis für politische Fotografie und Karikatur „rückblende“.<br />
Foto: Pilar/dpa-pa
10. Februar 2014 ministerium / HinterGrunD aktuell 3<br />
Der Parlamentarische staatssekretär<br />
markus Grübel hat am<br />
vergangenen Donnerstag das<br />
Ausbildungszentrum munster<br />
besucht. Dort wurde er vom<br />
Kommandeur Deutsche Anteile<br />
multinationale Korps/militärische<br />
Grundorganisation im<br />
Kommando Heer, Generalleutnant<br />
rainer Korff, und vom Kommandeur<br />
des Ausbildungszentrums,<br />
Brigadegeneral A n d r e a s<br />
marlow, begrüßt. Bei seiner<br />
ersten Dienstreise zum Heer<br />
informierte sich Grübel in munster<br />
über die Fortschritte bei der<br />
strukturreform sowie die Ausbildung<br />
der Panzer-und Heeresaufklärungstruppe.<br />
Bei einer<br />
Geländefahrt mit dem „Leopard<br />
2A6“ überzeugte er sich von<br />
dessen Fähigkeiten. (eb)<br />
Einsatz rund um die Uhr<br />
Ursula von der Leyen macht sich mit den Aufgaben des Einsatzführungskommandos vertraut.<br />
von Robert Lehmann<br />
schwielowsee. Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der Leyen hat<br />
am vergangenen Dienstag erstmals<br />
das Einsatzführungskommando<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> (EFK) bei Potsdam<br />
besucht. Einen Monat nach<br />
ihrer ersten Stippvisite am Hindukusch<br />
informierte sie sich dort über<br />
Planung und Führung der derzeit<br />
13 <strong>Bundeswehr</strong>einsätze auf drei<br />
Kontinenten und zwei Weltmeeren.<br />
Nach einem Gespräch mit dem<br />
Befehlshaber des EFK, Generalleutnant<br />
Hans-Werner Fritz, und<br />
einer Eingangsunterrichtung<br />
bekam von der Leyen in der Operationszentrale<br />
I einen Einblick in<br />
die tägliche Arbeit des Kommandos,<br />
das rund um die Uhr für rund<br />
5000 Frauen und Männer in den<br />
Einsatzgebieten verantwortlich ist.<br />
„Es gibt kein Problem, keine<br />
Sorge, die nicht aus den Einsatzgebieten<br />
hier anlanden kann und<br />
auch anlanden soll“, sagte von<br />
der Leyen anschließend erkennbar<br />
beeindruckt. „Man kümmert<br />
sich darum, dass eine Lösung<br />
gefunden wird.“ In einer Videokonferenz<br />
in der Operationszentrale<br />
hatte die Ministerin dann<br />
die Möglichkeit, über digitale,<br />
verschlüsselte Kanäle mit den<br />
Kontingentführern in den Einsatzgebieten<br />
zu sprechen.<br />
Einer von ihnen war Generalmajor<br />
Jörg Vollmer, den von der<br />
Leyen bereits in Afghanistan kennengelernt<br />
hatte. Bei ihm erkundigte<br />
sie sich die Ministerin nach<br />
der aktuellen Lage und dankte<br />
dem scheidenden Kommandeur<br />
des ISAF-Regionalkommandos<br />
Nord nochmals für seine Einweisung<br />
beim Antrittsbesuch am<br />
vierten Adventswochenende.<br />
Neben Afghanistan spielten<br />
unter anderem auch die Krisenherde<br />
in Afrika ein Rolle. „Es<br />
zeichnet sich ab, dass die internationale<br />
Gemeinschaft, sowohl<br />
die EU als auch andere Staaten in<br />
Afrika gebraucht werde“, betonte<br />
von der Leyen und im internationalen<br />
Verbund sei es wichtig, „dass<br />
wir dann auch unsere Stimme erheben<br />
und unsere ganz klaren Vorstellungen<br />
einbringen.“ Nach ihrem<br />
Besuch in Schwielowsee sagte die<br />
Ministerin, sie habe das EFK als<br />
ein „Herzstück der Neuausrichtung<br />
kennengelernt“. Es könne als<br />
Scharnier zwischen politischem<br />
Willen und militärischem Handeln<br />
verstanden werden.<br />
Tags darauf stattete auch Staatssekretär<br />
Markus Grübel dem EFK<br />
einen ersten Besuch ab. Dabei informierte<br />
er sich über Auftrag und<br />
Arbeitsweise des Kommandos.<br />
Das Einsatzführungskommando<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> plant und führt<br />
die Einsätze deutscher Streitkräfte<br />
im nationalen und multinationalen<br />
Rahmen. Dazu gehören unter<br />
anderem der Einsatz in Afghanistan,<br />
im Kosovo und in der Türkei,<br />
die maritimen Missionen am Horn<br />
von Afrika und vor der Küste des<br />
Libanon, das deutsche Engagement<br />
in Mali sowie die Beobachter-<br />
und Beratermissionen im Rahmen<br />
der Vereinten Nationen und<br />
der Europäischen Union.<br />
Notwendige, andauernde Selbstprüfung<br />
Arbeitsgruppe Evaluierung zur Neuausrichtung tritt in konkrete Untersuchungsphase ein.<br />
Berlin. Im vergangenen Jahr<br />
wurde im Verteidgungsministerium<br />
unter Federführung des<br />
Referats Neuausrichtung die<br />
Arbeitsgruppe (AG) Evaluierung<br />
gebildet. Ihre Aufgabe ist es, in<br />
bestimmten Bereichen der Neuausrichtung<br />
bei Bedarf Feinjustierungen<br />
vorzunehmen. Besondere<br />
Aufmerksamkeit gilt den<br />
Schnittstellen vom Ministerium<br />
zu den Bundesämtern und Kommandobehörden.<br />
Besuch im einsatzführungskommando: Die ministerin lässt sich<br />
in der Videokonferenz mit den einsatzgebieten verbinden.<br />
Ende vorvergangener Woche ist<br />
die AG zu ihrer zweiten Sitzung<br />
zusammen gekommen. Staatssekretär<br />
Stéphane Beemelmans<br />
hatte zuvor noch einmal die<br />
Bedeutung der Evaluierung<br />
betont. Für eine moderne <strong>Bundeswehr</strong><br />
sei eine andauernde Selbstprüfung<br />
unverzichtbar. Somit ist<br />
die AG in die konkrete Untersuchungsphase<br />
eingetreten. Die einzelnen<br />
Arbeitsgruppen trugen zu<br />
ihren Aufträgen vor, anschließend<br />
Foto: Selsemeier/Heer<br />
Foto: Tietz/<strong>Bundeswehr</strong><br />
wurden diese verabschiedet und<br />
bilden nun die Grundlage für die<br />
Untersuchung in den kommenden<br />
sechs Monaten.<br />
Eine „Reform der Reform“<br />
wird es nach den Worten von<br />
Verteidigungsministerin Ursula<br />
von der Leyen nicht geben. Einsatzorientierung,<br />
Demografiefestigkeit<br />
und eine nachhaltige<br />
Finanzierbarkeit bleiben somit<br />
die zentralen Ziele der Neuausrichtung.<br />
Schwerpunktmäßig<br />
werden in den genannten<br />
Bereichen nun Strukturen und<br />
Prozesse geprüft, sagte Oberstleutnant<br />
Holger Bonnen vom Referat<br />
Neuausrichtung. Transparenz<br />
und Nachvollziehbarkeit – auch<br />
für Außenstehende – seien auch<br />
in der Untersuchungsphase wichtig,<br />
betonte der Leiter des Referats,<br />
Oberst Stefan Lüth. (pau)<br />
Mehr zur Arbeitsgruppe Neuausrichtung<br />
auf www.bmvg.de.<br />
Staatssekretär besucht<br />
Mahnmal Gleis 17<br />
Berlin. Der Parlamentarische<br />
Staatssekretär Ralf Brauksiepe<br />
(l.) hat am vorvergangenen Freitag<br />
gemeinsam mit dem israelischen<br />
Verteidigungsminister<br />
Moshe Ya’alon das Berliner<br />
Mahnmal Gleis 17 besucht. Von<br />
1941 bis 1945 hatten die Nationalsozialisten<br />
mehr als 50 000<br />
Berliner Juden vom Bahnhof<br />
Grunewald aus in Ghettos und<br />
Vernichtungslager deportiert.<br />
„Wir erinnern uns an die Männer,<br />
Frauen und Kinder, die in die<br />
Ghettos Theresienstadt, Minsk,<br />
Riga oder Lodz und später, von<br />
1942 an, direkt in die Vernichtungslager<br />
wie Auschwitz-Birkenau<br />
transportiert wurden“,<br />
sagte Brauksiepe. „Jeder dieser<br />
Orte, die ich genannt habe, brennt<br />
wie eine schmerzende Wunde.“<br />
Brauksiepe betonte, dass die<br />
Erinnerung an die Verbrechen<br />
des „Dritten Reiches“ nicht erlöschen<br />
dürfe: „Diese Mahnung des<br />
‚Nie wieder!’ ist Verpflichtung<br />
für uns alle – Verpflichtung, im<br />
Hier und Heute Verantwortung<br />
zu übernehmen.“ (jwe)<br />
Veränderungen<br />
beim Personal<br />
Berlin. Zum 1. Februar wurden<br />
folgende Personalveränderungen<br />
wirksam. Generalmajor<br />
(Temporary Rank) Bernd Schütt,<br />
Abteilungsleiter Einsatz im Kommando<br />
Heer, wird im Rahmen der<br />
Einsatzverwendung als Commander<br />
Regional Command North,<br />
ISAF, eingesetzt. Brigadegeneral<br />
Harald Gante, Kommandeur Panzerbrigade<br />
21, Augustdorf, wird<br />
Chief of Staff Regional Command<br />
North, ISAF. Sein Nachfolger<br />
wird Oberst Kai Ronald<br />
Rohrschneider, Referatsleiter<br />
Politik I 2 im Bundesministerium<br />
der Verteidigung, Berlin. Brigadegeneral<br />
(Temporary Rank) Olaf<br />
von Roeder, zurzeit in Vorbereitung<br />
auf seine Einsatzverwendung<br />
im Kommando Streitkräftebasis,<br />
Bonn, wird Base Commander<br />
Regional Command<br />
North, ISAF. Mit Wirkung zum<br />
13. Januar übernahm Ministerialdirigent<br />
Steffen Moritz, bisher<br />
stellvertretender Leiter des Stabes<br />
Organisation und Revision<br />
und Sonderbeauftragter Unterbringung<br />
des Ministeriums in<br />
Berlin, die Leitung der Unterabteilung<br />
I der Abteilung Recht<br />
des Verteidigungsministeriums<br />
in Berlin.<br />
(eb)<br />
Foto: Grauwinkel/<strong>Bundeswehr</strong>
4 aktuell politik / Hintergrund 10. Februar 2014<br />
Malische Rebellen sind<br />
zu Gesprächen bereit<br />
Bamako. Rebellengruppen aus<br />
dem Norden Malis haben sich<br />
für neue Verhandlungen mit der<br />
Regierung in Bamako ausgesprochen.<br />
Die aufständischen<br />
Araber und Tuareg seien dazu<br />
bereit, den Dialog „schnell“ wieder<br />
aufzunehmen, sagte Mohamed<br />
Maouloud Ould Ramadane<br />
von der Nationalen Bewegung<br />
für die Befreiung von Azawad<br />
(MNLA) nach einem Treffen mit<br />
einer Delegation des UN-Sicherheitsrates<br />
in der malischen Hauptstadt<br />
am vergangenen Montag.<br />
Die Rebellen forderten „Autonomie“<br />
und einen „Sonderstatus“<br />
für den Norden Malis, wollten<br />
aber die „territoriale Einheit“ des<br />
Landes aufrechterhalten, sagte<br />
Ramadane. (mid/ao)<br />
Karsai führt geheime<br />
Gespräche mit Taliban<br />
kabul. Der afghanische Präsident<br />
Hamid Karsai hat Mitte<br />
Januar in Dubai Geheimgespräche<br />
mit den radikal-islamischen<br />
Taliban geführt. Einen entsprechenden<br />
Bericht der New York<br />
Times bestätigte am Dienstag<br />
voriger Woche der Sprecher<br />
Karsais. Dabei sei über ein Friedensabkommen<br />
verhandelt worden,<br />
hieß es weiter. Die Taliban<br />
seien bereit, sich am Friedensprozess<br />
zu beteiligen. Es bestünden<br />
auch weiterhin Kontakte.<br />
Die US-Regierung sieht einen<br />
Zusammenhang zwischen diesen<br />
_Kontakten und der unlängst<br />
verschärften anti-amerikanischen<br />
Rhetorik Karsais. Dieser hatte<br />
zuletzt erklärt, er werde das lange<br />
erwartete Truppenstatut für die<br />
Post-ISAF- Mission vorerst nicht<br />
unterzeichnen.<br />
(eb)<br />
Diktator Kim Jong Un<br />
tritt bei Wahlen an<br />
pjöngjang. Nordkoreas Machthaber<br />
Kim Jong Un kandidiert<br />
für einen Sitz im Parlament. Er<br />
wurde im Wahlkreis Berg Paektu<br />
„einstimmig“ als Kandidat für<br />
die Wahl am 9. März aufgestellt.<br />
Es ist die erste Parlamentswahl<br />
seit der Machtübernahme von<br />
Kim Jong Un Ende 2011. Eine<br />
echte Wahl haben die Nordkoreaner<br />
allerdings nicht: In jedem<br />
der 687 Wahlkreise tritt jeweils<br />
nur ein Kandidat an. Bei der bislang<br />
letzten Wahl 2009 wurden<br />
alle Bewerber mit 100 Prozent<br />
gewählt – bei einer offiziellen<br />
Wahlbeteiligung von 99,98 Prozent.<br />
Beobachter erhoffen sich<br />
von der Wahl jedoch Aufschluss<br />
über die veränderten Machtverhältnisse<br />
in Pjöngjang. Die Kandidatenlisten<br />
könnten zeigen, wer<br />
womöglich noch in Ungnade<br />
gefallen ist. (mid/gt)<br />
Tanz auf Messers Schneide<br />
In der Ukraine stehen sich Regierungslager und Opposition unversöhnlich gegenüber.<br />
von Markus Tiedke<br />
gefährliche konfrontation: demonstranten und Sicherheitskräfte stehen sich in kiew gegenüber.<br />
Foto: Imago<br />
kiew. Maidan, Klitschko, Timoschenko.<br />
Dies sind wahrscheinlich<br />
die am häufigsten gebrauchten<br />
Schlagworte, wenn es heute<br />
um die aktuelle Berichterstattung<br />
zu den Protesten in der Ukraine<br />
geht. Dabei verdiente auch der<br />
Begriff „Swoboda“ eine Erklärung.<br />
Oder die Namen Oleh<br />
Tjahnybok und Stepan Bandera.<br />
Die heutigen Brüche in der<br />
Ukraine sind ohne einen fundierten<br />
historischen Hintergrund über<br />
die Geschichte des Landes, über<br />
die jahrhundertelangen Wechselwirkungen<br />
zwischen Russland,<br />
Polen und den Habsburgern kaum<br />
zu erklären. Doch die mediale<br />
Wahrnehmung fokussiert sich<br />
überwiegend auf die behauptete<br />
Unterteilung des Landes in eine<br />
fortschrittliche, pro-europäische<br />
Westukraine und den pro-russischen,<br />
rückständigen Osten.<br />
Präsident Viktor Janukowitsch,<br />
der seine Machtbasis im Osten<br />
des Landes hat, wird unterstellt,<br />
er wolle die Ukraine dauerhaft<br />
an Russland binden und<br />
sei gegen eine Öffnung des Landes<br />
nach Westen. Janukowitsch<br />
lässt aber gar keine klare Präferenz<br />
für eine „Seite“ erkennen.<br />
Er versuchte zuletzt eher, die verschärften<br />
wirtschaftlichen und<br />
budgetären Probleme des Landes<br />
mithilfe russischer Kredite zu<br />
lösen und so Zeit fürs eigene politische<br />
Überleben zu gewinnen.<br />
Janukowitsch hatte bei den<br />
Wahlen vor fast genau vier Jahren<br />
in allen Teilen der Ukraine Stimmen<br />
gesammelt. Mit seiner „Partei<br />
der Regionen“ errang er im ersten<br />
Wahlgang mehr als ein Drittel der<br />
Stimmen, Timoschenkos Partei<br />
„Heimat“ folgte abgeschlagen mit<br />
25 Prozent. Die damalige Premierministerin<br />
und einstige Hoffnungsträgerin<br />
der „Orangenen<br />
Revolution“ von 2004 hatte in<br />
den Augen vieler Ukrainer abgewirtschaftet.<br />
Besonders der teils boshaft<br />
geführte Machtkampf mit ihrem<br />
ehemaligen Mitstreiter, dem<br />
zwischenzeitlichen Staatspräsidenten<br />
Viktor Juschtschenko,<br />
hatte sie viel Vertrauen gekostet.<br />
In der Stichwahl ums Präsidentenamt<br />
unterlag sie Janukowitsch<br />
knapp aber klar. Heute<br />
ist sie daheim nicht annähernd<br />
so populär wie im Ausland.<br />
Insofern ist es nicht ohne Ironie,<br />
dass das geplatzte Assoziierungsabkommen<br />
mit der EU –<br />
der unmittelbare Auslöser der<br />
aktuellen Staatskrise – auch an<br />
der Bedingung scheiterte, sie aus<br />
der Haft zur Behandlung nach<br />
Deutschland zu entlassen.<br />
Auf dem Maidan geben nicht<br />
die Anhänger Timoschenkos den<br />
Ton an. Auch nicht die des – im<br />
Westen populären – zweifach<br />
gescheiterten Kiewer Bürgermeisterkandidaten<br />
Vitali Klitschko.<br />
Auf dem Maidan tragen vor allem<br />
Parteigänger von Oleh Tjahnybok<br />
und dessen Bewegung „Swoboda“<br />
(Freiheit) die Proteste. Die Partei<br />
ist in der Vergangenheit vor<br />
allem durch rechtspopulistisches<br />
und nationalistisches Auftreten<br />
aufgefallen.<br />
Die Organisation gilt als xenophob<br />
und latent antisemitisch.<br />
Viele ihrer jüngeren Anhänger<br />
sind explizit gewaltbereit. Insgesamt<br />
hatte Parteichef Tjahnybok<br />
vor den Parlamentswahlen 2012<br />
eine gemäßigtere Tonart angeschlagen<br />
und das Parteiprogramm<br />
von allzu extremistischen Inhalten<br />
gesäubert. Diese Taktik scheint<br />
Erfolg zu haben.<br />
Noch im Dezember 2012 hatte<br />
sich das EU-Parlament besorgt<br />
über die „zunehmende nationalistische<br />
Stimmung“ gezeigt und die<br />
anderen Parteien des ukrainischen<br />
Parlaments aufgerufen, keine<br />
Koalitionen mit der „Swoboda“<br />
zu bilden. Davon ist derzeit<br />
keine Rede mehr. Die Partei bildet<br />
zusammen mit Timoschenkos<br />
„Heimat“ und Klitschkos Partei<br />
„Udar“ (Schlag) die anerkannte<br />
Opposition. Die Nationalisten<br />
sind wohl salonfähig geworden.<br />
Dabei geht nicht wenig von<br />
ihrer Programmatik auf den ukrainischen<br />
Nationalisten und verurteilten<br />
Mörder Stepan Bandera<br />
zurück, den „Swoboda“ als Nationalhelden<br />
verehrt. Der zeitweilige<br />
Führer der „Organisation Ukrainischer<br />
Nationalisten“ (OUM)<br />
hatte im Zweiten Weltkrieg auch<br />
mit den Deutschen kollaboriert.<br />
Seiner Organisation werden zahlreiche<br />
Gräueltaten, vornehmlich<br />
gegen Juden und Kommunisten<br />
vorgeworfen, unter anderem ein<br />
Massaker in Lemberg 1941. Agenten<br />
des KGB hatten Bandera 1959<br />
im Münchener Exil aufgespürt<br />
und ermordet. Seither gilt er als<br />
Märtyrer.<br />
Die aggressive Stimmung unter<br />
den Gegnern Janukowitschs, ihre<br />
Forderung nach einem bedingungslosen<br />
Rücktritt des Präsidenten,<br />
das kompromisslose<br />
„Alles oder Nichts“ birgt Gefahren.<br />
Bei allem Verständnis für den<br />
aufgestauten Frust über eine mutmaßlich<br />
korrupte und wirtschaftlich<br />
erfolglos agierende Regierung<br />
können Veränderungen sinnvoll<br />
nur durch Verhandlungen erreicht<br />
werden.<br />
Auch die EU steht in der Verantwortung.<br />
Sie kann langfristig<br />
eine europäische Perspektive<br />
bieten, muss zugleich aber alle<br />
Parteien zur Mäßigung anhalten,<br />
ohne den Eindruck zu erwecken,<br />
es ginge nur darum, Russland als<br />
„Big Player“ in der Region auszustechen.<br />
Die von Janukowitsch<br />
zuletzt angebotene Verfassungsänderung,<br />
die dem Parlament wieder<br />
mehr Macht böte, sollte also<br />
nicht voreilig vom Tisch gefegt<br />
werden.<br />
Flüchtlinge stürmen spanische Exklave<br />
Hunderte Migranten versuchen nach Ceuta zu gelangen – Mehrere Tote an der Küste.<br />
rabat. Vor der marokkanischen<br />
Küste sind am vergangenen<br />
Donnerstag nach Behördenangaben<br />
mindestens fünf Flüchtlinge<br />
ertrunken, die auf dem<br />
Weg in die spanische Maghreb-<br />
Exklave Ceuta waren. Augenzeugen<br />
berichteten von acht Toten.<br />
Insgesamt hätten „etwa 200 illegale<br />
Einwanderer“ versucht, die<br />
Exklave schwimmend zu erreichen,<br />
hieß es von marokkanischer<br />
Seite. Etwa ein Dutzend<br />
von ihnen sei ins Krankenhaus<br />
gebracht worden.<br />
Die Präfektur von Ceuta<br />
sprach unterdessen von rund<br />
400 Flüchtlingen aus afrikanischen<br />
Ländern südlich der<br />
Sahara, die versucht hätten, die<br />
Exklave zu stürmen. Marokkanische<br />
Gendarmerie hinderte<br />
sie daran. Beinahe täglich versuchen<br />
zahlreiche Flüchtlinge<br />
aus Afrika, über Marokko nach<br />
Spanien zu gelangen. Dabei riskieren<br />
sie entweder die Überfahrt<br />
durch die Straße von<br />
Gibraltar oder sie versuchen,<br />
die Grenze zu den spanischen<br />
Exklaven Melilla und Ceuta<br />
zu überwinden. Dort verläuft<br />
die einzige Festlandgrenze der<br />
Europäischen Union mit dem<br />
afrikanischen Kontinent.<br />
Nach einem Massenansturm von<br />
Flüchtlingen vor knapp zehn Jahren<br />
hatte Spanien die Grenze dort massiv<br />
ausgebaut und die Kontrollen<br />
entlang der Küste verstärkt. Trotzdem<br />
campieren tausende Afrikaner<br />
rund um die Exklaven, um bei<br />
Gelegenheit „europäischen“ Boden<br />
zu erreichen. (bt/hcy)
10. Februar 2014 einsatz aktuell 5<br />
Entscheidung in Afghanistan<br />
Ein nachhaltiger Erfolg der ISAF-Mission ist von afghanischen Lösungen abhängig.<br />
von Dieter Warnecke<br />
Bonn. Afghanistan ist ein Land,<br />
doppelt so groß wie die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Geografisch<br />
ist es geprägt durch Wüsten,<br />
Schluchten, Flüsse, Täler und den<br />
Hindukusch mit Bergen bis zu<br />
7500 Metern Höhe. Afghanistan –<br />
ein Land mit 30 Millionen in Ethnien<br />
und Klans zersplitterten Einwohnern,<br />
die jahrzehntelangen<br />
Bürgerkrieg erlebt haben und<br />
Frieden herbeisehnen. Nach<br />
zwölf Einsatzjahren der internationalen<br />
Schutztruppe ISAF<br />
ist ein Grundstein für eine friedlichere<br />
Entwicklung in Afghanistan<br />
gelegt.<br />
Eigentlich ist zu Afghanistan<br />
schon alles gesagt und das Urteil<br />
über den seit Ende 2001 andauernden<br />
Einsatz der <strong>Bundeswehr</strong><br />
gefällt. Man könnte den Eindruck<br />
gewinnen, es ginge nur<br />
noch um die Frage: „Wie schrecklich<br />
wird der Misserfolg?“ Das<br />
ist aber falsch! Auch wenn die<br />
Berichterstattung in Deutschland<br />
meist etwas anderes suggeriert –<br />
in den Veränderungen der vergangenen<br />
zehn Jahre sind auch<br />
einige beachtliche positive Entwicklungen,<br />
die ohne Unterstützung<br />
der internationalen Gemeinschaft<br />
nicht möglich gewesen<br />
wären, zu erkennen.<br />
Klar ist: Die Ziele waren<br />
anfänglich zu hoch gesteckt. Der<br />
Aufwuchs an Schulen und Universitäten<br />
mit Schülern sowie Studenten<br />
in noch nie dagewesener<br />
Anzahl, die Errichtung einer<br />
neuen Infrastruktur mit Brücken,<br />
öffentlichen Gebäuden und ausgebauten<br />
Straßen sowie die stabile<br />
Weg in eine stabile zukunft? Die Chancen sind da.<br />
Energieversorgung und das Vorhandensein<br />
von Gesundheitseinrichtungen<br />
in den Bevölkerungszentren<br />
zeugen jedoch von klaren<br />
Erfolgen. Nicht zu vergessen die<br />
350 000 ausgebildeten und ausgerüsteten<br />
Soldaten und Polizisten,<br />
die in ihrem Land für Sicherheit<br />
sorgen wollen.<br />
Dennoch muss sich die afghanische<br />
Gesellschaft noch weiteren<br />
schwierigen Aufgaben stellen:<br />
der Eindämmung von Korruption<br />
und Kriminalität, dem<br />
Kampf gegen Gewalt und Drogen.<br />
Zudem muss ein funktionierender<br />
Verwaltungsapparat<br />
etabliert werden. Der Schlüssel<br />
für eine friedliche Zukunft liegt<br />
jedoch in einer weiteren Erhöhung<br />
der Alphabetisierungsrate.<br />
Afghanistan wird bedroht durch<br />
eine Mischung von unterschiedlichsten<br />
ideologisch geprägten<br />
ethnischen Gruppen und ausländischen<br />
Aufständischen. Es<br />
handelt sich nicht nur um die Taliban,<br />
sondern um eine komplexe<br />
Ansammlung von gewaltbereiten,<br />
oftmals kriminellen Interessengruppen.<br />
Sie gehen aktiv gegen<br />
die gewählte afghanische Regierung<br />
vor.<br />
Als Antwort hat ISAF in den<br />
vergangenen Jahren ihre militärische<br />
Hauptaufgabe, nämlich<br />
afghanische Sicherheitskräfte<br />
aufzubauen, auszurüsten und<br />
auszubilden, erfolgreich umgesetzt.<br />
Armee und Polizei in<br />
Afghanistan haben ihren strukturellen<br />
Aufbau nahezu abgeschlossen.<br />
Die Sicherheitskräfte<br />
verfügen über eine zweckmäßige,<br />
einfache und angemessene Ausrüstung.<br />
Beides waren Voraussetzungen<br />
für die offizielle Übergabe<br />
der vollen Verantwortung<br />
an die afghanischen Sicherheitskräfte<br />
im Juni 2013.<br />
Mit der Übergabe änderte sich<br />
auch die Rolle der ISAF von der<br />
operierenden zur rein unterstützenden<br />
Kraft. Mittlerweile werden<br />
95 Prozent aller militärischen<br />
Operationen weitgehend selbstständig<br />
durch die afghanischen<br />
Sicherheitskräfte ausgeführt. Ein<br />
echter Erfolg, der seinen Preis<br />
hat. Doch trotz vieler Opfer auf<br />
Seiten der Armee und Polizei<br />
ist der Wille der Afghanen, für<br />
ihre Zukunft zu kämpfen, stark<br />
ausgeprägt. Einzig die seit 2013<br />
nicht mehr belegbare Statistik der<br />
sicherheitsrelevanten Zwischenfälle<br />
als Indikator für die Lage<br />
Afghanistans anzuführen, wird<br />
der Realität nicht gerecht.<br />
Die Aufständischen können<br />
militärisch nicht mehr gegen die<br />
afghanischen Sicherheitskräfte<br />
gewinnen. Sie setzen deshalb<br />
zunehmend auf die mediale Verbreitung<br />
ihrer Einzelaktionen.<br />
Ziel dieser Gruppen ist es, ein<br />
ständiges Unsicherheitsgefühl<br />
unter der Bevölkerung zu generieren<br />
und gleichzeitig durch spektakuläre<br />
Angriffe diese Botschaft<br />
in die NATO-Länder zu transportieren.<br />
Den größten Effekt erzielen<br />
sie dabei mit dem massiven Einsatz<br />
von Sprengstoffanschlägen.<br />
Doch diese Taktik erweist sich<br />
immer mehr als Bumerang. Die<br />
afghanische Gesellschaft nimmt<br />
zunehmend wahr, dass die Aufständischen<br />
wahllos und ohne<br />
Rücksicht auf die eigene Bevölkerung<br />
töten. Schwindende Unterstützung<br />
und das Anwachsen<br />
einer Anti-Taliban-Bewegung<br />
sind die Folgen.<br />
Doch auch wenn bereits<br />
wichtige Ziele in Afghanistan<br />
erreicht wurden, gibt es noch<br />
Tierische Helfer im Sanitätsdienst<br />
Für die seelische Genesung einsatzgeschädigter Patienten können Tiere große Hilfe leisten.<br />
Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />
eine ganze Reihe von Aufgaben,<br />
um das Land nachhaltig in<br />
eine sichere Zukunft zu steuern.<br />
Aus militärischer Sicht müssen<br />
die Fähigkeiten der afghanischen<br />
Sicherheitskräfte weiter<br />
gestärkt werden. In den verbleibenden<br />
Monaten für ISAF und für<br />
die Zeit eines potenziellen Folgemandates<br />
geht es deshalb vor<br />
allem um das Stärken der Durchhaltefähigkeit<br />
der Systeme Armee<br />
und Polizei durch intensive Beratung<br />
und Ausbildung.<br />
Afghanistan ist im Umbruch –<br />
die Entscheidung über die Zukunft<br />
des Landes fällt jetzt, und sie fällt<br />
in Afghanistan. Das Land und<br />
seine Menschen müssen afghanische<br />
Konzepte und Lösungen finden,<br />
um Nachhaltigkeit in der friedlichen<br />
Entwicklung zu erzielen.<br />
Die Vorzeichen dafür sind gut.<br />
Die junge Bevölkerung Afghanistans<br />
ist zu 65 Prozent unter 25<br />
Jahre alt. Sie will ihren Lebensstandard<br />
verbessern, sie will Arbeitsplätze,<br />
eine erfolgreiche wirtschaftliche<br />
Entwicklung für ihr Land und<br />
einen Platz in der Völkergemeinschaft.<br />
Die Voraussetzungen sind<br />
da, geschaffen auch durch ISAF.<br />
Viele NATO-Länder haben ihre<br />
Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung<br />
des weiteren Entwicklungsprozesses<br />
schon angedeutet.<br />
Und nicht zuletzt hat Deutschland<br />
den Rahmen für seine Beteiligung<br />
an einer Folgemission für ISAF<br />
aufgezeigt. Was jetzt gebraucht<br />
wird, ist ein neues Sicherheitsabkommen<br />
und mit den Wahlen in<br />
Afghanistan in diesem Jahr ein<br />
neuer Präsident, der sich den verbleibenden<br />
Herausforderungen<br />
aktiv stellt.<br />
Für den Einsatz...<br />
Koblenz. Tiere in der Therapie?<br />
Was auf den ersten Blick<br />
befremdlich wirkt, hat einen tieferen<br />
Sinn. Das Zentrum für Seelische<br />
Gesundheit unter Leitung<br />
von Flottenarzt Roger Braas am<br />
<strong>Bundeswehr</strong>zentralkrankenhaus<br />
Koblenz behandelt insbesondere<br />
traumatisierte Soldaten nach einer<br />
einsatzbedingten Schädigung.<br />
Ziel ist es dabei, den Erkrankten<br />
eine möglichst optimale, individuelle<br />
Therapie zukommen zu lassen,<br />
damit sie möglichst schnell<br />
in den Alltag zurückkehren können.<br />
Dabei beschreitet das Zentrum<br />
auch neue Wege, um diesem<br />
Anspruch gerecht zu werden.<br />
Oberfeldarzt Ludger Gutsmiedl,<br />
Weiterbildungsassistent<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
erklärt die Wirkung von<br />
schafft Vertrauen: tiere helfen in der therapie.<br />
Tieren auf die Patienten: „Tiere<br />
haben keinerlei Vorurteile gegenüber<br />
Menschen. Sie sind gewissermaßen<br />
neutral.“ Für die Arbeit<br />
mit Patienten eignen sich aus ärztlicher<br />
Sicht insbesondere Hunde<br />
und Pferde. Sie treten unvoreingenommen<br />
mit Menschen in Kontakt.<br />
„Das löst positive Gefühle<br />
aus. Sie wirken somit als Türöffner“,<br />
so Gutsmiedl über die Wirkung<br />
der tierischen Helfer.<br />
Foto: Glaub/Sanitätsdienst <strong>Bundeswehr</strong><br />
Viele PTBS-Patienten glauben,<br />
sie seien durch ihre Erkrankung<br />
wertlos geworden. Mit den Erfahrungen<br />
aus dem Einsatz haben<br />
sie oft das Gefühl versagt zu<br />
haben. Insbesondere Zeit- oder<br />
Berufssoldaten haben einen<br />
hohen Anspruch an sich selbst<br />
und deswegen auch Schwierigkeiten,<br />
die Krankheit zu akzeptieren.<br />
„Diese Soldaten erfahren<br />
über das Medium Tier, was sie<br />
noch alles können und wozu sie<br />
noch fähig sind“ erklärt Gutsmiedl.<br />
„Ich kann ja vertrauen,<br />
das hätte ich mir gar nicht zugetraut,<br />
ich bin ja doch liebenswert“,<br />
sind einige Aussprüche von Patienten<br />
nach der Begegnung mit<br />
den Tieren. Auf diese Erfahrung<br />
kann dann wiederum therapeutisch<br />
aufgebaut werden. (eb)<br />
... wurde Ende 2013 in der Fregatte<br />
„Hessen“ eine klimatisierte<br />
Lagereinrichtung zur<br />
Aufnahme von zusätzlichem<br />
medizinischen Sauerstoff an<br />
Bord geschaffen. Durch die<br />
Umbaumaßnahmen wurde<br />
das Schiff für seinen Einsatz<br />
am Horn von Afrika als Teil<br />
der Mission „Atalanta“ vorbereitet.<br />
Dank des nunmehr<br />
vergrößerten Sauerstoffvorrats<br />
kann die Versorgung eines<br />
beatmungspflichtigen Patienten<br />
über einen längeren Zeitraum<br />
sichergestellt werden. (mt)<br />
Foto : <strong>Bundeswehr</strong>
6 aktuell bundeswehr aktuell 7<br />
Boxer eiskalt: Einsatzprüfung im Norden Norwegens<br />
Das Jägerbataillon 292 testet das gepanzerte Transportfahrzeug GTK „Boxer“ auf seine Wintertauglichkeit. Nördlich des Polarkreises verlangen die Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade dem Fahrzeug alles ab, um es auf Herz und Nieren zu prüfen.<br />
von Bernd Schwendel<br />
Porsangermoen. Das ATC<br />
(Allied Training Centre) North<br />
in Porsangermoen liegt in der<br />
Provinz Finnmark, weit nördlich<br />
des Polarkreises, im Norden Norwegens.<br />
Felsige Gebirgsketten,<br />
leichte Bewaldung, ein See und<br />
vereinzelt ein paar Rentiere prägen<br />
die umliegende Landschaft.<br />
Menschen: Fehlanzeige. Hier hat<br />
die 3. Kompanie des Jägerbataillons<br />
292 aus Donaueschingen ihr<br />
Basislager für einen absoluten<br />
Härtetest eingerichtet. Bei durchgängig<br />
zweistelligen Minusgraden<br />
müssen hier die Infanteristen der<br />
Deutsch-Französischen Brigade<br />
mit ihrem gepanzerten Transportkraftfahrzeug<br />
(GTK) „Boxer“ die<br />
Kälteprüfung bestehen.<br />
Der Morgen beginnt mit Routine.<br />
Um sieben Uhr treten die<br />
Soldaten vor ihren Fahrzeugen<br />
an. Der Kompaniechef, Hauptmann<br />
Joachim Ruthe, spricht<br />
zu seinen dick eingepackten<br />
und mit Gesichtsschutzmasken<br />
sowie Wintermützen „vermummten“<br />
Frauen und Männern.<br />
Er gibt die neuesten Informationen<br />
zum geplanten Tagesablauf<br />
bekannt. Danach werden beim<br />
Technischen Dienst die Fahrzeuge<br />
aus ihrem kurzen Kälteschlaf<br />
erweckt. Anhand einer<br />
Checkliste im Bordbuch prüfen<br />
Fahrer und Besatzungsmitglieder<br />
verschiedene Funktionen und<br />
Einstellungen. Die mitgereisten<br />
Fachleute, die die eigentliche Einsatzprüfung<br />
betreuen, sehen sehr<br />
genau hin: Hard- und Software<br />
der Bordsysteme, der Waffenund<br />
der Kommunikationsanlage<br />
müssen einwandfrei arbeiten. Es<br />
folgen einige Tests und Funktionsprüfungen.<br />
Erst danach heißt<br />
es: „Motor an, vorwärts Marsch!“<br />
Boxer auf dem<br />
Marsch<br />
beste Traktion: das Gruppentransportkraftfahrzeug „boxer“ fährt dank Gleitschutzketten sicher durch den schnee norwegens.<br />
rers schauen kann, muss deshalb<br />
stets den Überblick bewahren.<br />
Falls nötig gibt er dem Fahrer<br />
Anweisungen über die Bordsprechanlage.<br />
Die Schießbahn B7 ist erreicht.<br />
Hier soll im Laufe des Tages ein<br />
Gefechtsschießen stattfinden.<br />
Doch vorher werden die Kommunikationsverbindungen<br />
zwischen<br />
der Jägergruppe und ihrem<br />
Transporter getestet. Die Gruppe<br />
ist mit dem System „Infanterist<br />
der Zukunft – erweitertes<br />
System“ (IdZ-ES) ausgestattet.<br />
Jetzt sind die Experten des Sicherungsbataillons<br />
12 gefordert. Sie<br />
sind mit ihren Donaueschinger<br />
Kameraden in Norwegen und<br />
überprüfen die Verbindung zwischen<br />
den Soldaten untereinander<br />
sowie zwischen ihnen und<br />
ihrem GTK. Die Sicherungssoldaten<br />
gehören zum Bataillon aus<br />
Hardheim. Es ist für die IdZ-ES-<br />
Ausbildung aller anderen Infanteristen<br />
des Heeres zuständig.<br />
In Norwegen treffen allerdings<br />
verschiedene Systemversionen<br />
aufeinander. Deshalb müssen<br />
zunächst einige Softwareabstimmungen<br />
erledigt werden.<br />
Dann läuft alles. Der Daumen<br />
von Oberleutnant Michael Ernst,<br />
der Zugführer des betreffenden<br />
Jägerzugs, zeigt steil nach oben.<br />
Die Soldaten des Zuges tragen<br />
einen – wie sie ihn nennen<br />
– „elektronischen Rücken“. Das<br />
ist ein kleiner Rucksack, in dem<br />
sich die Ausstattung des neuen<br />
Infanteriesystems befindet. Ernst<br />
schaut durch das Okular. Jetzt<br />
kann er seine Soldaten einzeln<br />
auf einer Umgebungskarte<br />
sehen. Dreht er sich um, zeigt<br />
ihm das System seine eigene<br />
Blickrichtung sowie die Position<br />
der Einzelschützen seines<br />
gesamten Zuges. Mit einem bloßen<br />
Blick ins Gelände wäre das<br />
so nicht möglich. Schließlich<br />
tarnen sich die Soldaten oder<br />
suchen eine Deckung, in der<br />
sie nicht so leicht aufzuklären<br />
Foto (6): Schneider/<strong>Bundeswehr</strong><br />
sind. Die Erfahrungen des Oberleutnants<br />
mit dem IdZ-ES sind<br />
positiv: „Die Schutzweste und<br />
auch die Trageausstattung sind<br />
gut. Die Waffen und die dazugehörigen<br />
optischen Geräte sind<br />
für uns Jäger ein regelrechter<br />
Quantensprung.“ Das anschließende<br />
Gefechtsschießen gibt ihm<br />
recht. Die Verbindung klappt,<br />
die Kommunikation untereinander<br />
sowie die Führung seines<br />
Zuges in der Übungslage haben<br />
gut funktioniert.<br />
Das Jägerbataillon 292 aus<br />
Donaueschingen ist ein Verband<br />
der Deutsch-Französischen Brigade.<br />
Derzeit ist das Bataillon<br />
mit 18 GTK „Boxer“ ausgestattet.<br />
Die Soldaten waren mit dieser<br />
Ausstattung auch schon im<br />
Einsatz in Afghanistan. Ihre<br />
Erfahrung und Vertrautheit mit<br />
dem System sei deshalb auch<br />
für die Einsatzprüfung in der<br />
Kälte Norwegens sehr wichtig.<br />
So lautet die einhellige Meinung<br />
des Teams der Verantwortlichen<br />
aus dem Amt für Heeresentwicklung.<br />
Auf ihre Expertise<br />
will man deshalb auch nicht<br />
verzichten.<br />
Arbeiten im<br />
Gefrierschrank<br />
Die offizielle Bezeichnung<br />
„Taktische Einsatzprüfung GTK<br />
Boxer in der Klimazone C0/C1“<br />
verrät wenig über die Anforderungen<br />
an Mensch und Material<br />
unter den im Norden Norwegens<br />
herrschenden klimatischen<br />
Bedingungen. Die derzeit durchschnittlich<br />
herrschende Tageshöchsttemperatur<br />
von minus<br />
15 Grad Celsius klingt nicht<br />
sehr außergewöhnlich. Immerhin<br />
konnten solche Tiefstwerte<br />
neulich auch im Osten Deutschlands<br />
verzeichnet werden. Doch<br />
der schneidend kalte Wind, lässt<br />
die Temperatur gut auf gefühlte<br />
minus 35 Grad sinken. Hinzu<br />
kommt, dass in dieser Jahreszeit<br />
die Sonne mittags nur für etwa<br />
drei Stunden leicht den Horizont<br />
übersteigt. Die Dämmerung<br />
dauert zwei Stunden, ansonsten<br />
herrscht Dunkelheit. So wird<br />
es nachts schnell bis zu minus<br />
25 Grad Celsius kalt. Trotzdem<br />
ist die Stimmung bei den Jägern<br />
gut. „Die persönliche Kälteschutz-Ausstattung<br />
der Soldaten<br />
erfüllt hier ihren Zweck“,<br />
sagt Kompaniechef Ruthe.<br />
Vielfältige Expertise<br />
aus allen Bereichen<br />
Die organisatorische Leitung<br />
der gesamten Einsatzprüfung<br />
hat das Bundesamt für Ausrüstung,<br />
Informationstechnik<br />
und Nutzung der <strong>Bundeswehr</strong><br />
(BAAINBw). Denn es werden<br />
nicht nur die „Boxer“-Versionen<br />
„Gruppentransportkraftfahrzeug“<br />
und „Führungsfahrzeug“<br />
aus dem Heer, sondern auch die<br />
Version „schweres geschütztes<br />
Sanitätsfahrzeug“ geprüft. Für<br />
das Deutsche Heer hat das Amt<br />
für Heeresentwicklung die Leitung.<br />
Die Oberstleutnante Gerd<br />
Raabe und Karlheinz Boenke<br />
werten laufend die Ergebnisse<br />
aus. Mitarbeiter der Wehrtechnischen<br />
Dienststelle 41 aus Trier<br />
sowie von der Technischen<br />
Schule Landsysteme und Fachschule<br />
des Heeres für Technik<br />
aus Aachen sind ebenfalls vor<br />
Ort. Auch die Herstellerfirmen<br />
sitzen mit im Boot. Sie alle haben<br />
ihre Fachleute mit den Soldaten<br />
nach Norwegen geschickt,<br />
um dort wichtige Daten zu sammeln.<br />
Alle zusammen sorgen<br />
dafür, dass der GTK „Boxer“<br />
auch in der Kälte beweisen kann,<br />
dass er im Einsatz den Infanteristen<br />
und Sanitätern immer ein<br />
treuer und zweckmäßiger Begleiter<br />
sein wird.<br />
Abgesessen: ein „boxer“ hat die Jäger in ein dorf gebracht.<br />
eisige Kälte: die erprobung findet in Porsangermoen statt.<br />
Übung: Verletzte werden in ein geschützes sanitätsfahrzeug gebracht.<br />
Die Gleitschutzketten sind aufgezogen,<br />
der Zugführer gibt das<br />
Kommando: „Abmarsch!“ Los<br />
geht’s über die eisigen Straßen<br />
Norwegens. Fünf „Boxer“ setzen<br />
sich in Richtung Schießbahn in<br />
Bewegung. Auch bei diesen winterlichen<br />
Bedingungen bringt den<br />
„Boxer“ so schnell nichts aus der<br />
Spur. Sein Allradantrieb lässt ihn<br />
auch bei höheren Geschwindigkeiten<br />
auf der Fahrbahn „kleben“.<br />
Der Fahrer lenkt das über 30 Tonnen<br />
schwere Fahrzeug geschickt<br />
durch das kurvige Gelände.<br />
Seine Luke ist dabei gefechtsmäßig<br />
geschlossen. Dadurch ist<br />
sein Sichtfeld sehr stark eingeschränkt.<br />
Der Kommandant, der<br />
aus einer Luke oberhalb des Fah-<br />
halt während des Marsches: der „boxer“ in den Versionen „Gruppentransportkraftfahrzeug“ und „schweres geschütztes sanitätskraftfahrzeug“.<br />
wintertauglich: der Jägerzug testet nicht nur das gepanzerte Transportfahrzeug, sondern auch die neue Infanterieausstattung IdZ-es.
8 aktuell bundeswehr 10. Februar 2014<br />
Innere Führung jetzt<br />
auch online<br />
Multinationale Truppe<br />
Die NATO-Partner melden für die NRF jeweils für ein Jahr unterschiedliche Einheiten.<br />
Koblenz. Das Zentrum Innere<br />
Führung (ZInFü) in Koblenz<br />
hat vor kurzem Ausbildungsangebote<br />
und Durchführungshilfen<br />
für Themenfelder der<br />
politischen Bildung ins Intranet<br />
eingestellt. Hier können<br />
zum Beispiel Materialien zum<br />
Thema „Gemeinsame EU Sicherheits-<br />
und Verteidigungspolitik“<br />
gefunden werden. Ziel ist es, die<br />
verantwortlichen Vorgesetzten<br />
bei der Planung, Vorbereitung<br />
und Durchführung der politischen<br />
Bildung zu unterstützen<br />
und ihnen den Einstieg in die<br />
vorgegebenen Themenfelder zu<br />
erleichtern. Im Laufe des Jahres<br />
sollen weitere Arbeitshilfen<br />
folgen.<br />
(jk)<br />
Mehr unter zinfue.skb<br />
Heavy Metal Band<br />
rockt mit der Marine<br />
w ilhelmshaven. I n der<br />
Kaserne Ebkeriege in Wilhelmshaven<br />
hat das Marinemusikkorps<br />
Nordsee kürzlich<br />
für einen ganz besonderen Auftritt<br />
geprobt. Für ein Konzert im<br />
baden-württembergischen Tuttlingen<br />
haben sich die Militärmusiker<br />
mit der Heavy Metal-<br />
Band „U.D.O.“ zusammengetan.<br />
Männer mit langer Mähne und<br />
schwarzer Kluft ließen ihre Gitarren<br />
kreischen. Vor ihnen saßen<br />
die Musiker des Orchesters in<br />
der Stuhlreihe und stimmten ein.<br />
Raue Riffbretts trafen auf traditionelle<br />
Blasmusik.<br />
Unter der Leitung von Fregattenkapitän<br />
Lutz Bammler entsteht<br />
ein Musikprojekt, das es<br />
so deutschlandweit noch nie gab:<br />
Bläser der <strong>Bundeswehr</strong> und Brachial-Rocker<br />
machen gemeinsame<br />
Sache. „Den Wunsch zu<br />
solch einer Kombo hege ich schon<br />
seit 15 Jahren“, sagte Bandleader<br />
Dirk Schneider. Das Konzert<br />
findet am 20. Februar statt<br />
und ist bereits ausverkauft. Der<br />
Erlös wird dem Soldatenhilfswerk<br />
gespendet und soll Kindern aus<br />
Soldatenfamilien zu Gute kommen,<br />
die ein Elternteil im Einsatz<br />
verloren haben. (eb)<br />
Foto: UNHCR<br />
Foto: Bohlmann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
berlin. Die NATO Response<br />
Force (NRF) ist die schnelle<br />
Engreiftruppe des Bündnisses<br />
für weltweite Einsätze. Bestehend<br />
aus Land-, Luft -, See- und Spezialkräften<br />
umfasst sie eine Stärke<br />
von ungefähr 25 000 Soldaten.<br />
Die operative Führung der<br />
NRF erfolgt jeweils für zwölf<br />
Monate durch die beiden Hauptquartiere<br />
der NATO-Kommandostruktur<br />
„Joint Force Command<br />
(JFC)“ im niederländischen<br />
Brunssum und im italienischen<br />
Neapel.<br />
Die Gesamtstärke der NRF<br />
variiert von Jahr zu Jahr. Die<br />
NATO-Nationen melden jahresweise<br />
Truppenkontingente und<br />
stellen diese dann für den betreffenden<br />
Zeitraum ab. Danach<br />
übernehmen andere Einheiten<br />
diese Funktion. Die NRF ist also<br />
kein zusätzlicher Großverband,<br />
sondern greift auf vorhandene<br />
Kräfte zurück.<br />
Die Truppe setzt sich aus drei<br />
Teilen zusammen: dem Kommando-<br />
und Kontrollelement<br />
aus der NATO-Kommandostruktur,<br />
der „Immediate Response<br />
Force (IRF)“ – ein sehr schnell<br />
einsatzbereiter Teil der Eingreiftruppe<br />
von etwa 13 000 Soldaten<br />
– und dem „Response Force<br />
Pool (RFP)“, der die IRF mit<br />
Unterstützungskräften ergänzt.<br />
Die IRF unterliegt, im Gegensatz<br />
zum RFP, einem Zertifizierungsprozess.<br />
Das Erfolgskriterium der<br />
NRF ist aber nicht die Zahl der<br />
bereitgestellten Soldaten, sondern<br />
die militärischen Fähigkeiten,<br />
über die diese Truppe<br />
verfügt.<br />
Deutschland hat seine Beteiligung<br />
mit zirka 2400 Soldaten an<br />
NRF 2014 für die „Immediate<br />
Response Force (IRF)“ und den<br />
„Response Forces Pool (RFP)“,<br />
einschließlich der nationalen<br />
Unterstützungskräfte (NUK),<br />
verbindlich gemeldet.<br />
So ist beispielsweise die Luftwaffe<br />
mit Maschinen vom Typ<br />
„Tornado“, „Eurofighter“ und<br />
„Transall“ beteiligt. Die Marine<br />
stellt eine Fregatte, einen Tanker<br />
sowie ein Uboot auf See sowie<br />
Logistikpersonal an Land. Das<br />
Heer beteiligt sich diesmal mit<br />
Einzelpersonal. Die Streitkräftebasis<br />
wartet umfangreich mit<br />
Logistik- und Unterstützungspersonal<br />
auf. Die medizinische<br />
Versorgung erfolgt in den der<br />
NATO unterstellten Truppenteilen,<br />
ist aber auch Teil der<br />
Nationalen Unterstützungskräfte<br />
(NUK).<br />
Englishman in Nordholz<br />
Einer der Kernpunkte der<br />
militärischen Verstärkungsmaßnahmen<br />
ist die Verständigung<br />
auf die NATO Response<br />
Force für Kampfeinsätze jenseits<br />
der Bündnisgrenzen. Eine<br />
schnelle militärische Reaktion<br />
auf eine sich abzeichnende<br />
Krise, egal ob für gemeinsame<br />
Verteidigungszwecke oder für<br />
andere Krisenreaktionseinsätze,<br />
ist ein übergeordnetes Ziel. Mit<br />
diesen militärischen Kapazitäten<br />
strebt die NATO nicht allein eine<br />
größere Kampfkraft an, sondern<br />
auch die Fähigkeit, überall und<br />
zu jeder Zeit Streitkräfte einsetzen<br />
zu können.<br />
Ein Antriebsmotor der militärischen<br />
Transformation der NATO<br />
ist es, die Fähigkeiten der jeweiligen<br />
nationalen Streitkräftebeiträge<br />
zunehmend zu verbessern,<br />
um streitkräftegemeinsam und<br />
multinational Einsätze durchführen<br />
zu können. Dazu gehören<br />
Missionen wie humanitäre<br />
Hilfe, Evakuierungen, Unterstützung<br />
nach Terroranschlägen oder<br />
dem Kampf gegen terroristische<br />
Kräfte.<br />
Die Teilnahme an der Immediate<br />
Response Force setzt die<br />
nationale Vorbereitung, gefolgt<br />
von der Ausbildung mit anderen<br />
Teilnehmern der multinationalen<br />
Truppe voraus. Durch die nationale<br />
Rotation der NRF-Einheiten,<br />
werden die damit verbundenen<br />
hohen Standards, Konzepte<br />
und Technologien nach und nach<br />
in der gesamten Allianz verbreitet.<br />
Damit ist einer der wichtigsten<br />
Zwecke der NRF erfüllt – die<br />
weitere Transformation der Alliierten.<br />
Dieses System bietet ein<br />
ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />
militärischer Effizienz und<br />
Verbreitung von Erfahrungen in<br />
der gesamten Allianz. (eb)<br />
Britischer Austauschpilot fliegt seit einem Jahr beim Marinefliegergeschwader 5.<br />
Multinational: soldaten aus nationalen einheiten bilden die jeweilige nATO response Force.<br />
Austausch: der brite will Murray fliegt sAr in deutschland.<br />
nordholz. Will Murray ist Hubschauberpilot<br />
bei der britischen<br />
Marine. Seit gut einem Jahr<br />
jedoch fliegt der Austauschoffizier<br />
der Royal Navy den „Sea<br />
King“ bei seinen deutschen<br />
Kameraden im Marinefliegergeschwader<br />
5 in Nordholz. Unter<br />
dem Motto „Von anderen lernen,<br />
um sich zu verbessern“ profitieren<br />
beide Seiten.<br />
PEP (Personal Exchange Programm)<br />
heißt das Austauschprogramm,<br />
das seit vielen Jahren<br />
zwischen verbündeten Nationen<br />
läuft. Regelmäßig findet ein<br />
wechselseitiger Personaltausch<br />
mit verschiedenen Ländern statt,<br />
darunter beispielsweise die USA,<br />
Frankreich oder eben Großbritannien.<br />
Insgesamt drei Jahre<br />
wird Murray vom Marineflugplatz<br />
Nordholz den Steuerknüppel<br />
betätigen. Für den 35-jährigen<br />
Kapitänleutnant ist das Fliegen<br />
ein Traum. In seiner Heimat fliegt<br />
er seit 2006 den Mehrzweckhubschrauber<br />
„Sea King“.<br />
Von 2006 bis 2010 hat er unter<br />
anderem auch viele Einsatzflüge<br />
für das „Commando Helicopter<br />
Force (CHF)“ in Afghanistan<br />
und im Irak geflogen. Er zählt<br />
somit zur Elite der Royal Navy<br />
Foto: Jonack/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Piloten, die eine vielseitige und<br />
qualifizierte Ausbildung hinter<br />
sich haben und zu den Experten<br />
auf ihrem Gebiet gehören.<br />
„Dort war ich als Pilot in einer<br />
spezialisierten Hubschrauberstaffel<br />
eingebunden. Hier flogen wir<br />
zur jeder Tageszeit verschiedene<br />
Luftrettungseinsätze und Transportflüge<br />
(Personal und Material)<br />
für die Truppen im Einsatzgebiet“,<br />
erklärt er.<br />
Per Zufall ist er an den Auslandsjob<br />
bei den Marinefliegern in Nordholz<br />
gekommen. „Mein Vorgänger<br />
war in meiner vorigen Staffel zu<br />
Besuch und hatte von dem Dienstposten<br />
erzählt“, berichtet der Pilot.<br />
Nun lebt der britische Marineoffizier<br />
für die kommenden Jahre mit<br />
seiner Frau und seinem kleinen<br />
Sohn in Bremerhaven. (sj)<br />
Foto: <strong>Bundeswehr</strong>
10. Februar 2014 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />
Das Ende eines Martyriums<br />
Vor 70 Jahren sprengt die Rote Armee nach fast 900 Tagen Belagerung den Ring um Leningrad.<br />
von Markus Tiedke<br />
geschichte. Erinnerung ist<br />
immer auch eine Frage des<br />
Blickwinkels. Im historischen<br />
Rückblick wird der harte Winter<br />
1941/42 in Deutschland oft mit<br />
dem gescheiterten Vormarsch auf<br />
Moskau in Verbindung gebracht –<br />
verschlagwortet als das Ende des<br />
Blitzkrieges im Osten, erzwungen<br />
durch „General Winter“.<br />
In Russland assoziieren viele<br />
Menschen mit diesem Winter<br />
bis heute den Beginn des großen<br />
Sterbens im belagerten Leningrad.<br />
Im September 1941 hatten<br />
deutsche und finnische Einheiten<br />
die Stadt, die seit 1991 wieder<br />
St. Petersburg heißt, beinahe vollständig<br />
eingekesselt. Dieser Ring<br />
sollte bis Ende Januar 1944 halten.<br />
In den fast 900 Tagen der<br />
Belagerung spielten sich in Leningrad<br />
menschliche Tragödien ab.<br />
Wegen der katastrophalen<br />
Ernährungslage starben die Zivilisten<br />
schon bald zu Tausenden<br />
an Hunger und Entkräftung.<br />
Mit Einbruch des Winters starben<br />
jeden Monat zehntausende<br />
Leningrader, in der Stadt kam<br />
es zu Kannibalismus. Unter den<br />
geschwächten Menschen grassierten<br />
Krankheiten. Aber auch deutsche<br />
Fliegerangriffe und Artillerieüberfälle<br />
wurden tausenden<br />
Leningradern zum Verhängnis.<br />
Viele Einwohner der Stadt<br />
– oft Frauen – mussten als<br />
schlecht ausgebildete und miserabel<br />
bewaffnete Angehörige der<br />
eilig gebildeten „Volkswehr“ in<br />
den Kampf. Schließlich fanden<br />
auch hunderttausende Rotarmisten<br />
und Matrosen bei den<br />
Verteidigungskämpfen den Tod.<br />
Wieviele Menschenleben die Blockade<br />
insgesamt forderte, wird<br />
wohl nie zu ermitteln sein. Manche<br />
Schätzungen sprechen von bis<br />
zu anderthalb Millionen Toten.<br />
An Versuchen der Sowjetarmee,<br />
die Wiege der Oktoberrevolution<br />
zu entsetzen, mangelte<br />
Alltag während der Blockade: nach einem deutschen Artillerieangriff bergen helfer Verwundete.<br />
es nicht. Der deutsche Vormarsch<br />
in Nordrussland wurde Ende 1941<br />
gestoppt. Doch sowjetische Vorstöße<br />
zur Befreiung Leningrads<br />
scheiterten 1942 reihenweise<br />
unter hohen Verlusten. Erst im<br />
Januar 1943 gelang es der Roten<br />
Armee, einen Landkorridor am<br />
Südufer des Ladogasees freizukämpfen.<br />
Danach verbesserte<br />
sich die Versorgungslage spürbar.<br />
Doch die endgültige Sprengung<br />
des Rings um Leningrad<br />
gelang erst am 27. Januar 1944.<br />
Gleich nach dem Ende des<br />
Martyriums begann das Einsortieren<br />
in historische Schubladen.<br />
In der UdSSR fügte sich<br />
der Opfergang der Stadt alsbald<br />
in den gängigen Kult um den<br />
Großen Vaterländischen Krieg.<br />
Leningrad wurde Heldenstadt<br />
wie Odessa am Schwarzen Meer<br />
oder Stalingrad an der Wolga.<br />
Und genau wie dort war auch an<br />
der Newa kein Platz mehr für<br />
das Individuum. Keine Rede von<br />
Schwarzmarkt, Drückebergerei in<br />
der Etappe oder Kannibalismus.<br />
In der offiziellen Erinnerung verspeiste<br />
der Sowjetmensch kein<br />
Foto: MHM<br />
Menschenfleisch. Er schlug die<br />
Faschisten oder starb bei dem<br />
Versuch.<br />
In der jungen Bundesrepublik<br />
und dort nicht selten<br />
in den Memoiren beteiligter<br />
Generalstabsoffiziere, spielte<br />
Leningrad eine viel untergeordnetere<br />
Rolle als etwa Stalingrad.<br />
Der Untergang der<br />
6. Armee, das Leid der deutschen<br />
Soldaten dort und die geringe<br />
Zahl der aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft<br />
zurückgekehrten<br />
Männer wurden ausführlich dargestellt<br />
und wissenschaftlich diskutiert.<br />
Das Leid der russischen<br />
Zivilisten – ob an Wolga oder<br />
Newa – spielte dagegen kaum<br />
ein Rolle.<br />
Die eigentlich naheliegende<br />
Frage, ob die jahrelange Einschnürung<br />
einer Großstadt und<br />
deren fortgesetzer Beschuss durch<br />
schwerste Kaliber mit hunderttausenden<br />
zivilen Opfern ein Kriegsverbrechen<br />
sei, wurde bestenfalls<br />
am Rande erörtert. Bis vor einigen<br />
Jahren gab es noch eher die<br />
Tendenz, dass die Belagerung von<br />
Leningrad kein generalstabsmäßig<br />
geplantes Kriegsverbrechen<br />
gewesen sei.<br />
Doch schon im September 1941<br />
hatte Adolf Hitler verlangt, dass<br />
Leningrad vom Antlitz der Erde<br />
getilgt werden müsse und betont,<br />
dass auch gar kein Interesse<br />
daran bestehe, seine Einwohner<br />
durchzufüttern. Im Gegenteil: Im<br />
November bekräftigte der „Führer“<br />
noch einmal, dass die Stadt<br />
ausgehungert werden müsse. Die<br />
Wehrmacht hat mit ihren finnischen<br />
Verbündeten alles daran<br />
gesetzt, diesen Befehl auszuführen.<br />
Die dramatischen Zustände<br />
in der Stadt waren durch Überläufer<br />
en detail bekannt.<br />
Erst seit einigen Jahren wird die<br />
Blockade Leningrads konsequent<br />
in den Kontext des „Vernichtungskrieges<br />
im Osten“ gestellt.<br />
Immerhin, zum 70. Jahrestag der<br />
Befreiung Leningrads sprach am<br />
27. Januar Daniil Granin im Bundestag<br />
über die Belagerung seiner<br />
Stadt. Der 95-jährige Veteran<br />
war drei Jahre als Soldat dabei<br />
und hat erlebt, was heute fast nur<br />
noch in Büchern zu lesen ist. Es<br />
lohnte, ihm zuzuhören.<br />
Ab dem 29. April zeigt ARTE das achtteilige Doku-Drama<br />
„14 – tagebücher des ersten Weltkriegs“. einige Folgen werden<br />
auch im ersten zu sehen sein. erzählt wird vom größten Krieg, den<br />
die Menschheit bis dahin erlebt hatte – aus den Augen derer, die<br />
ihn miterlebten. Menschen verschiedener nationen kommen zu<br />
Wort. unter den 14 Protagonisten ist ernst Jünger (Foto), einer der<br />
bedeutendsten, aber auch nicht unumstrittenen schriftsteller des<br />
20. Jahrhunderts. Im August 1914 meldet sich der 19-Jährige freiwillig<br />
zum Kriegsdienst. seine erlebnisse protokolliert er akribisch in<br />
einem tagebuch: er notiert Vorstöße und rückschläge, todesfälle,<br />
Wetterumstände oder das Warten auf den nächsten einsatz. seine<br />
notizen dienen ihm später als Material für den Frontbericht „In<br />
stahlgewittern“. Das Buch gilt bis heute als eines der bekanntesten<br />
deutschsprachigen Bücher über den ersten Weltkrieg. (eb)<br />
Das Militärhistorische Museum Dresden zeigt ab 1. August die<br />
Ausstellung zur tV-reihe unter dem titel „14 – Menschen – Krieg“.<br />
Mehr Informationen unter www.mhmbw.de.<br />
Foto: Imago<br />
Paukenschlag<br />
im Fernen Osten<br />
geschichte. Jahrhundertelang<br />
hatte Japan in Isolation verharrt<br />
und sowohl eine Öffnung gen<br />
Westen als auch einen Bruch mit<br />
seinen starren gesellschaftlichen<br />
Traditionen abgelehnt. Erst gegen<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts macht<br />
sich das nun modernisierte und<br />
erstarkte Inselreich zum Sprung<br />
auf das asiatische Festland bereit.<br />
Doch dort ist mit dem Zarenreich<br />
bereits eine Großmacht in Stellung<br />
gegangen. Der militärische<br />
Zusammenprall der Kaiserreiche<br />
wird angesichts entgegengesetzter<br />
Interessen in Korea und in<br />
der Mandschurei unvermeidlich.<br />
Doch das Kräftemessen,<br />
das vor 110 Jahren begann,<br />
zeitigt schließlich ein unerwartetes<br />
Resultat.<br />
Seit 1876 hatte Nippon – wie<br />
unter den europäischen Kolonialmächten<br />
schon länger üblich –<br />
Kanonenboot-Politik gegenüber<br />
Korea betrieben und so unter<br />
anderem Handelsbeziehungen<br />
mit dem chinesischen Vasallenstaat<br />
erzwungen. Die Spannungen<br />
mit den düpierten Chinesen nahmen<br />
die Japaner bewusst in Kauf.<br />
In einem ersten Krieg 1894 besiegen<br />
sie China und versuchten,<br />
die Halbinsel Liaodong mit dem<br />
Hafen Port Arthur, der heute zur<br />
chinesischen Stadt Dalian gehört,<br />
fzu anneketieren. Dies lief den<br />
russischen Plänen entgegen. Im<br />
Verbund mit dem Deutschen Kaiserreich<br />
und Frankreich zwangen<br />
sie die Japaner zum Verzicht.<br />
In den folgenden Jahren<br />
suchten die Kontrahenten ihre<br />
Position zu stärken. Russland<br />
traf mit China Abkommen zum<br />
militärischen Beistand im Falle<br />
einer japanischen Aggression und<br />
erhielt das Recht, die Transsibirische<br />
Eisenbahn durch die<br />
Mandschurei zu bauen. Immer<br />
größere russische Truppenkontingente<br />
wurden im chinesisch-koreanischen<br />
Grenzgebiet und in der<br />
Mandschurei stationiert. Auch in<br />
Port Arthur, das das Zarenreich<br />
bereits Ende 1897 gepachtet hatte.<br />
Eine wenig diplomatische Note<br />
der Japaner verlangte im Sommer<br />
1903 den Abzug der Russen aus<br />
der Mandschurei – der Zar lehnte<br />
ab. Daraufhin rüsteten die Japaner<br />
zum Krieg.<br />
In der Nacht vom 8. auf den<br />
9. Februar 1904 begann der japanische<br />
Angriff auf Port Arthur.<br />
Nachlässigkeit auf russischer<br />
Seite führte zu ersten ernsten Verlusten.<br />
In den folgenden Wochen<br />
verlor die russische Pazifikflotte<br />
beinahe alle größeren Schiffe in<br />
Seeschlachten gegen die Japaner.<br />
Der für Japan siegreiche Krieg<br />
zog sich bis in den September<br />
1905 hin, doch die eigentliche<br />
Sensation zeichnete sich schon<br />
ab. Erstmals hatten Asiaten die<br />
Streitkräfte einer europäischen<br />
Großmacht besiegt. (mat)
10 aktuell sport 10. Februar 2014<br />
Schwarz-Rot-Gold<br />
weht in Sotschi<br />
olympia. Zu<br />
den K l ä n g e n<br />
der deutschen<br />
Nationalhymne<br />
ist<br />
am Mittwoch<br />
die d e u t s c h e<br />
F a h n e i m<br />
O l y m p i s c h e n<br />
Bergdorf<br />
gehisst worden. In einer rund<br />
15-minütigen Zeremonie wurde<br />
die deutsche Delegation, angeführt<br />
vom Chef de Mission<br />
und Generaldirektor des Deutschen<br />
Olympischen Sportbundes<br />
(DOSB), Michael Vesper, und<br />
Natalie Geisenberger (Rodeln), in<br />
der Region von Krasnaja Poljana<br />
empfangen.<br />
„Das ist toll. Das ist wie eine<br />
kleine Eröffnungsfeier. Die<br />
Vorfreude auf die Olympischen<br />
Spiele steigert sich von Tag zu<br />
Tag, es wird peu à peu mehr“,<br />
sagte Geisenberger, die an diesem<br />
Tag ihren 26. Geburtstag<br />
feierte. „Das ist ein sehr herzlicher<br />
Empfang. Man merkt wirklich,<br />
dass sich die Leute hier auf<br />
uns freuen“, betonte Vesper. „Ich<br />
hoffe, dass das Dorf für euch zu<br />
einer zweiten Heimat wird“, sagte<br />
der russische Kunstturn-Olympiasieger<br />
Alexei Nemow zur<br />
Begrüßung.<br />
(nr/cp)<br />
Schnelle Federn flogen<br />
über hohe Netze<br />
Badminton. Bei den Deutschen<br />
Meisterschaften im Badminton<br />
haben mehrere Sportsoldaten der<br />
Sportfördergruppe Köln Platzierungen<br />
auf den Medaillenrängen<br />
erreicht. Stabsunteroffizier<br />
(FA) Birgit Michels gewann im<br />
Damendoppel. Unteroffizier (FA)<br />
Fabienne Deprez unterlag erst im<br />
Finale beim Einzel der Damen.<br />
Hauptgefreier Isabel Herttrich<br />
und Hauptgefreiter Johanna<br />
Goliszewski errangen im Mixed-<br />
Doppel den zweiten beziehungsweise<br />
dritten Rang. (afl)<br />
Ski-Nachwuchs<br />
gewinnt in den Bergen<br />
skiathlon. Gefreiter Sarah<br />
Maria Schaber hat in der olympischen<br />
Disziplin Skiathlon bei<br />
der nordischen Junioren- und<br />
U23-WM in den Dolomiten im<br />
Ort Fal di Fiemme die Goldmedaille<br />
gewonnen. Sie überquerte<br />
die Ziellinie bei dem zehn<br />
Kilometer Rennen nach über 30<br />
Minuten mit wenigen Sekunden<br />
Vorsprung vor ihrer russischen<br />
beziehungsweise schwedischen<br />
Konkurrentin. Beim Skiathlon<br />
wird die Rennstrecke jeweils<br />
zur Hälfte zunächst im klassischen<br />
Stil und dann im Freistil<br />
gelaufen.<br />
(afl)<br />
Foto: dpa/Fredrik Von Erichsen<br />
Komfortable Anlage<br />
Die Unterbringung der deutschen Olympioniken in Sotschi weckt Urlaubsgefühle.<br />
Freundlicher Empfang: teile der deutschen olympiamannschaft bei der offiziellen Begrüßungsfeier im olympischen Dorf.<br />
sotschi. Die deutschen Athleten<br />
haben in Sotschi optimale<br />
Bedingungen vorgefunden und<br />
müssen aufpassen, dass sie vor<br />
lauter Urlaubsstimmung im<br />
Olympischen Dorf nicht die<br />
Konzentration auf den eigentlichen<br />
Wettkampf verlieren.<br />
Bis zum Meer sind es gerade<br />
mal 50 Meter, im Garten stehen<br />
Palmen und Kakteen, und<br />
die sonstige Aussicht ist schlicht<br />
atemberaubend. „Schaue ich<br />
nach rechts, sehe ich das Meer.<br />
Gucke ich nach links, sehe ich<br />
die Berge – einmalig“, sagt Eisschnellläufer<br />
Stabsunteroffizier<br />
(FA) Alexej Baumgärter, als er<br />
aus dem Fenster seines Zimmers<br />
im Olympischen Dorf von<br />
Sotschi blickt. „Man muss aufpassen,<br />
dass man nicht in den<br />
Urlaubsmodus wechselt.“<br />
Verantwortung als Kernaufgabe<br />
Oberfeldwebel Susann<br />
Götz spielt im Sturm<br />
der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft<br />
und ist ihr Kapitän.<br />
Nach mehreren<br />
Deutschen Meisterschaften<br />
und Weltmeisterschaften<br />
nimmt die<br />
31-Jährige zum zweiten Mal an Olympia teil.<br />
Die Olympischen Spiele beginnen. Wie<br />
haben Sie sich auf Sotschi vorbereitet?<br />
Wir haben ein sehr hartes Sommertraining<br />
gemacht. Wir haben uns Hilfe vom Olympiastützpunkt<br />
geholt. Der Sportwissenschaftler<br />
Marco Dietz trainiert mit uns. Er hat uns den<br />
Sommer lang „geschliffen“. Wir haben viel<br />
Zeit im Kraftraum verbracht und ich habe<br />
dann gleichzeitig mehr Eiszeiten absolviert.<br />
Sie sind in der Sportfördergruppe Neubiberg.<br />
Wieso die <strong>Bundeswehr</strong>?<br />
Um in dem Sport erfolgreich zu sein, um<br />
finanziell unabhängig zu sein, um sich auf<br />
den Sport konzentrieren zu können, kommt<br />
Mit dem Haus Nummer sieben<br />
im Dorf in der „Coastal<br />
Zone“, nur ein paar Schritte vom<br />
Olympic Park entfernt, haben<br />
die deutschen Olympia-Athleten<br />
das große Los gezogen. Vom<br />
Baustaub und dem Hotelchaos,<br />
das Anfang der Woche noch halb<br />
Sotschi erfasst hatte, sind sie hier<br />
verschont geblieben.<br />
„Am Anfang haben Kleinigkeiten<br />
wie Papierkörbe oder Wäschetrockner<br />
gefehlt. Doch ein Anruf,<br />
und alles war geregelt“, berichtet<br />
Gerd Heinze, Präsident der Deutschen<br />
Eisschnelllauf-Gemeinschaft<br />
(DESG). Auch die Sicherheitskontrollen<br />
an den Eingängen<br />
des Dorfes seien erträglich. „Das<br />
ist alles noch im Rahmen. Keiner<br />
fühlt sich hier belästigt.“<br />
Rund 50 Athleten der insgesamt<br />
153-köpfigen deutschen<br />
Foto: Daniel Naupold/dpa<br />
Mannschaft sind hier am Olympiapark<br />
von Sotschi untergebracht.<br />
Allmählich füllt sich das<br />
Haus. Rechts wohnen die Slowaken,<br />
links die Kanadier. Von<br />
den Balkonen hängen die Nationalfahnen.<br />
„Man grüßt sich oder wechselt<br />
auch schon mal ein Wort“,<br />
sagt Eishockeyspielerin Gefreiter<br />
Julia Zorn. „Zum Glück<br />
haben wir hier keine Betonburgen.<br />
Die Höhe der Häuser mit<br />
fünf Etagen ist erträglich. Alles<br />
ist sehr luftig angelegt“, sagt<br />
Heinze. Auch die Zimmer sind<br />
freundlich gehalten, die Fußböden,<br />
Türen und Gardinen sind<br />
im hellen Braunton abgesetzt.<br />
„Man kann hier schon gut entspannen“,<br />
sagt Zorns Mannschaftskollegin<br />
Oberfeldwebel<br />
Bettina Evers.<br />
eigentlich nur die <strong>Bundeswehr</strong> in Frage. Da<br />
ich alles auf den Sport gesetzt habe und das<br />
Maximum erreichen wollte, habe ich mich für<br />
die Förderung der <strong>Bundeswehr</strong> entschieden.<br />
Inwiefern hilft Ihnen die <strong>Bundeswehr</strong>?<br />
Ich muss mir keine Gedanken machen,<br />
wie ich meine Miete und mein Auto zahle –<br />
also der finanzielle Aspekt. Und ich kann<br />
mich komplett auf den Sport fokussieren. Die<br />
Sportfördergruppe unterstützt mich in sämtlichen<br />
sportlichen Belangen, es ist perfekt!<br />
Ich versuche das natürlich zurückzugeben,<br />
in dem ich die <strong>Bundeswehr</strong> repräsentiere.<br />
Sie repräsentieren die <strong>Bundeswehr</strong> also<br />
ganz bewusst?<br />
Ja. Dass wir durch die <strong>Bundeswehr</strong> gefördert<br />
werden, wird auch absolut positiv wahrgenommen,<br />
international sowieso – die<br />
„Army“ fördert uns. Manch andere Nation<br />
schaut da auch schon mal neidisch auf uns.<br />
Sie spielen auf der Position der Stürmerin<br />
– Sie kommen also nicht umhin, Verantwortung<br />
zu übernehmen, oder?<br />
Die deutsche Eishockey-Delegation<br />
hat die komplette vierte<br />
Etage für sich eingenommen.<br />
Drei Spielerinnen teilen sich ein<br />
Apartment mit 40 Quadratmetern.<br />
„Das geht schon. Jeder hat<br />
hier seine Ecken gefunden, wenn<br />
er sich mal zurückziehen will“,<br />
sagt Zorn. Mit dem Fahrrad geht<br />
es zur Halle oder zur Mensa. Da<br />
bekomme man alles, was man<br />
brauche. Sandwiches, Obst, Nüsse.<br />
„Einen Supermarkt brauchen wir<br />
hier gar nicht“, sagt Zorns Teamkameradin<br />
Jenny Haas.<br />
Eine Einweihungsparty im<br />
Haus hat es noch nicht gegeben.<br />
Die Stimmung ist eher angespannt.<br />
„Wir haben ja noch etwas<br />
vor“, sagt Zorn. Wenn Olympia<br />
am Ende ein Erfolg wird, soll<br />
auch im Haus Nummer sieben<br />
gefeiert werden. (ni/jm)<br />
In einer Mannschaft ist es einfach, Verantwortung<br />
zu übergeben oder nicht zu übernehmen.<br />
Als Kapitän ist Verantwortung meine<br />
Pflicht. Ich habe Verantwortung gegenüber<br />
der Mannschaft, gegenüber dem Trainer,<br />
gegenüber der Öffentlichkeit. Manchmal<br />
komme ich auch an meine Grenzen.<br />
Nun wird es auch ein Leben-nach-Sotschi<br />
geben. Wie sieht Ihr Leben danach aus?<br />
Für mich ist es die letzte Eishockey-Saison.<br />
Ich gehe zum ersten Juli in den Berufsförderungsdienst<br />
(BFD). Ich bin auch sehr<br />
froh, dass die <strong>Bundeswehr</strong> mich da unterstützt,<br />
weil ich so nicht ins Bodenlose falle.<br />
Ich werde in dieser Zeit meine Diplomarbeit<br />
in Sportökonomie schreiben. Auch möchte<br />
ich irgendwann eine Familie gründen. Das<br />
wird dann mein privates Olympia! Ein ganz<br />
neues Leben, auf das ich mich freue!<br />
Die Fragen stellte Dmitri Steiz.<br />
Zur Sotschi-Sonderseite auf<br />
www.streitkraeftebasis.de.<br />
Foto: dpa/Fredrik Von Erichsen
10. Februar 2014 Vermischtes aktuell 11<br />
Er revolutionierte das Büro<br />
Der Urvater von iMac, MacBook und iPad, der Apple Macintosh, feiert 30. Geburtstag.<br />
san Francisco. Lange bevor<br />
Apple die Technikwelt mit iPhones<br />
und iPads umkrempelte,<br />
schrieb der US-Konzern mit<br />
einem klobigen Rechner für den<br />
heimischen Schreibtisch Computergeschichte.<br />
Am 24. Januar<br />
1984 präsentierte das Unternehmen<br />
den Apple „Macintosh“, den<br />
ersten Massencomputer mit grafischer<br />
Benutzeroberfläche sowie<br />
der Kombination aus Tastatur und<br />
Maus. Seit drei Jahrzehnten trotzt<br />
der „Mac“ nun schon der PC-<br />
Konkurrenz mit dem Microsoft-<br />
Betriebssystem „Windows“ und<br />
überstand auch die Beinahepleite<br />
von Apple Ende der 90er Jahre.<br />
„Der ‚Mac‘ war ein Quantensprung“,<br />
sagt Randy Wigginton,<br />
der zur ersten Generation der<br />
Apple-Mitarbeiter gehörte. „Wir<br />
haben nicht alles neu erfunden,<br />
aber wir haben alles sehr zugänglich<br />
und geschmeidig gemacht.“<br />
Vor der Einführung des „Macintosh“<br />
waren Computer komplizierte<br />
Büromaschinen. Laien hatten<br />
mit den Tastaturbefehlen für<br />
die Steuerung zu kämpfen wie<br />
mit einer Fremdsprache.<br />
„Der ‚Macintosh‘ war der<br />
Wendepunkt“, sagt auch Daniel<br />
Kottke, ebenfalls ein IT-Ingenieur<br />
der ersten Stunde bei Apple.<br />
Der im vergangenen Sommer<br />
verstorbene Computer-Visionär<br />
Doug Engelbart hatte die Maus<br />
bereits 1963 erfunden. Die Steuerung<br />
über Bildschirmsymbole<br />
wurde 1973 im Forschungszentrum<br />
„Xerox PARC“ im Silicon<br />
Valley entwickelt. Doch die<br />
Firma mit dem Apfel-Logo setzte<br />
die Neuerungen in einem Rechner<br />
für den Massenmarkt um.<br />
Mit dem „Macintosh“ reagierte<br />
Apple-Mitgründer Steve Jobs auf<br />
den Erfolg des Personal Computers<br />
(PC) des Technologiekonzerns<br />
IBM. Mit einem viel<br />
beachteten Werbespot während<br />
des American-Football-Endspiels<br />
Superbowl weckte Apple<br />
im Januar 1984 die Neugier auf<br />
den neuen Rechner.<br />
Der „1984“ genannte Spot<br />
lehnt sich an den gleichnamigen<br />
Roman von George Orwell an<br />
und wurde als Seitenhieb auf die<br />
Dominanz von IBM verstanden:<br />
Eine junge Frau rennt durch eine<br />
graue Industriewelt und befreit<br />
die apathischen Arbeiter vom<br />
Großen Bruder, der über einen<br />
Ungleiches team: hauptmann Jesper und Dolmetscher tarik.<br />
Obst auf den tisch: Apple brachte den ersten massen-Pc heraus.<br />
Foto: Björn Kommerell/Majestic<br />
Bildschirm zu ihnen spricht. „Am<br />
24. Januar wird Apple Computer<br />
den ‚Macintosh‘ vorstellen“, sagt<br />
eine Stimme zum Abschluss aus<br />
dem Off. „Und Du wirst sehen,<br />
warum 1984 nicht wie ‚1984‘ sein<br />
wird.“<br />
Der erste „Mac“ kam für knapp<br />
2500 Dollar (nach heutiger Kaufkraft<br />
rund 4000 Euro) auf den<br />
Markt. Der beige Kasten mit integriertem<br />
Bildschirm und Diskettenlaufwerk<br />
hatte einen Arbeitsspeicher<br />
von 128 Kilobyte. Nach<br />
Meinung von Kritikern reichte<br />
die Rechenkraft für die aufwändige<br />
Grafikbedienung aber kaum<br />
aus. Die Verkaufszahlen blieben<br />
hinter den Computern von IBM<br />
Foto: dpa<br />
zurück. Als Grund dafür galt<br />
auch der im Vergleich höhere<br />
Preis.<br />
Die Konkurrenz schwenkte<br />
ebenfalls auf eine grafische<br />
Benutzeroberfläche um. Ende<br />
1985 brachte Microsoft die erste<br />
Version seines Betriebssystems<br />
„Windows“ auf den Markt. Die<br />
Apple-Verantwortlichen witterten<br />
Ideenklau. „Steve Jobs<br />
hat Microsoft immer kritisiert,<br />
doch mit der Veröffentlichung<br />
von ‚Windows‘ wurde es richtig<br />
hitzig. Er sagte, dass sie uns<br />
kopiert haben“, erinnert sich<br />
Kottke. Apple scheiterte aber mit<br />
Patentklagen, während Jobs sein<br />
Unternehmen nach einem internen<br />
Machtkampf verließ.<br />
Die Macintosh-Modelle hatten<br />
in den 80er und 90er Jahren eine<br />
nach wie vor treue Fangemeinde.<br />
Vor allem bei Grafikern und im<br />
Verlagswesen kamen Apple-<br />
Rechner zum Einsatz. Doch<br />
den Massenmarkt der Heimanwender<br />
dominierten Windows-<br />
PCs. „Apple hätte in den späten<br />
90er Jahren gut und gerne dichtmachen<br />
können“, sagt Kottke.<br />
„Das hätte viele Leute nicht überrascht.“<br />
Nach der Rückkehr von Jobs zu<br />
Apple führte das Unternehmen<br />
1998 den „iMac“ ein, der gemeinsam<br />
mit dem neuen Betriebssystem<br />
Mac OS X den Weg zurück<br />
in die Gewinnzone ebnete. Mit<br />
der Kombination aus Innovation<br />
und elegantem Design feiern die<br />
Apple-Rechner im neuen Jahrtausend<br />
auch auf dem Massenmarkt<br />
Erfolge. Beim Preis gelten<br />
sie aber noch immer als Edelprodukte.<br />
(gw/jes)<br />
Afghanistan-Einsatz auf der Berlinale<br />
Der Spielfilm „Zwischen Welten“ geht ins Rennen um den Goldenen Bären.<br />
Berlin. Am vergangenen Donnerstag<br />
haben in Berlin die<br />
„64. Internationalen Filmfestspiele“<br />
begonnen. Im diesjährigen<br />
Wettbewerb läuft auch ein<br />
Film, den die <strong>Bundeswehr</strong> fachlich<br />
begleitet hat. Das Drama<br />
„Zwischen Welten“ von Regisseurin<br />
Feodora Aladag handelt<br />
von einem deutschen Hauptmann<br />
in Afghanistan, der zwischen der<br />
Lebenswirklichkeit seiner afghanischen<br />
Mitarbeiter beziehungsweise<br />
Kontaktpersonen und der<br />
Auftragslage balancieren muss.<br />
Dabei gerät er immer wieder in<br />
schwere, moralische Entscheidungssituationen.<br />
Der Film läuft im Rahmen der<br />
Festspiele insgesamt an fünf Terminen<br />
und an drei unterschiedlichen<br />
Spielstätten. Am 27. März<br />
kommt er dann in die deutschen<br />
Kinos.<br />
Die „Berlinale“ zeigt über 400<br />
Filme in zehn Sektionen. Sie gilt<br />
mit knapp 500 000 Besuchern als<br />
größtes und wichtigstes Publikumsfestival<br />
der Welt. Im Wettbewerb<br />
um die silbernen und goldenen<br />
Bären stehen dieses Jahr<br />
20 Filme.<br />
Der Andrang auf die Tickets<br />
ist auch dieses Jahr wieder groß.<br />
Seit Montag vergangener Woche<br />
können sie gekauft werden. Teilweise<br />
übernachten Filmliebhaber<br />
vor den Ticketschaltern, um an<br />
die besten der begehrten Karten<br />
zu kommen. Wem das zu anstrengend<br />
ist, der kann sie auch online<br />
kaufen und ausdrucken. (afl)<br />
Ein ausführlicher Bericht zum<br />
Festival, den Preisträgern<br />
sowie weitere Hintergrundinfos<br />
erscheint in der nächsten<br />
Ausgabe von aktuell.<br />
Die „Internationalen Filmfestspiele“<br />
in Berlin laufen noch<br />
bis zum 16. Februar. Informationen<br />
zum Programm auf<br />
www.berlinale.de.<br />
Beim Teutates, die<br />
Gallier sind online!<br />
spiel. „Asterix & Friends“ heißt<br />
das neue Spiel, das online unter<br />
www.asterix-and-friends.de kostenlos<br />
spielbar ist. Der Spieler<br />
schlüpft dabei in die Rolle eines<br />
Galliers, der sein von den Römern<br />
zerstörtes Dorf zu neuer Blüte verhelfen<br />
muss. Damit der Wiederaufbau<br />
gelingt, sind nicht nur viele<br />
Rohstoffe wie Holz, Stroh und<br />
Steine zum Bau neuer Häuser und<br />
Werkstätten nötig. Auch Werkzeuge,<br />
Waffen oder Alltagsgegenstände<br />
müssen beschafft werden.<br />
Im Kampf gegen die permanente<br />
römische Bedrohung kann jeder<br />
Spieler einem anderen helfen,<br />
indem er eigene Dorfbewohner<br />
ins Gefecht schickt. Neben den<br />
beliebten gallischen Freizeitaktivitäten<br />
wie Fischen, Römer verhauen<br />
und Wildschweine jagen,<br />
bietet die lebendige und detailverliebte<br />
Spielwelt eine Vielzahl<br />
von weiteren Missionen.<br />
aktuell verlost jeweils drei<br />
Ingame-Gutscheine und<br />
T-Shirts (2x Gr. M; 1x Gr.<br />
XL). Einfach eine Mail mit<br />
dem Betreff „Asterix and<br />
Friends“ sowie der Kategorie<br />
(„Shirt“ oder „Gutschein“)<br />
bis 14. Februar an<br />
aktuell@bundeswehr.de.<br />
Geschichtsfilm Sieger<br />
an historischem Ort<br />
Berlin. Der Dreiteiler „Unsere<br />
Mütter, unsere Väter“ ist am vorvergangenen<br />
Samstagabend bei<br />
der 49. Verleihung der Goldenen<br />
Kamera im ehemaligen Flughafen<br />
Tempelhof als „Bester Fernsehfilm“<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Als beste deutsche Schauspielerin<br />
wurde Nadja Uhl für ihre<br />
Rolle in dem Thriller „Operation<br />
Zucker“ geehrt. Der Preis als bester<br />
männlicher Schauspieler ging<br />
an Thomas Thieme. Bruno Ganz<br />
hatte vorher die Kamera für sein<br />
Lebenswerk erhalten. Den Preis<br />
für die besten internationalen<br />
Schauspieler bekamen Matthew<br />
McConaughey und Gwyneth<br />
Paltrow. Diane Keaton nahm die<br />
Trophäe für ihr Lebenswerk entgegen.<br />
Die Gäste im Saal legten auch<br />
einen Gedenkmoment für Maximilian<br />
Schell ein, der im Alter von<br />
83 Jahren verstorben war.<br />
Iris Berben, Til Schweiger,<br />
Martina Hill, Sandra Maischberger,<br />
Nico Hofmann und drei<br />
Fachjournalisten bildeten die Jury<br />
in diesem Jahr. (bie/bt)<br />
Grafik: Les Editions Albert René/<br />
Goscinny-Uderzo
12 aktuell Vermischtes 10. Februar 2014<br />
Ausgewählte<br />
Medienbeiträge<br />
16. Februar, 23:30 Uhr, ZDF:<br />
Der Wettlauf um die vermeintlich<br />
modernste, „kriegsentscheidende“<br />
Waffentechnik prägte<br />
das 20. Jahrhundert und trieb so<br />
manchen Ingenieur im Dienst des<br />
Militärs zu wahnwitzigen Ideen:<br />
Im Zweiten Weltkrieg experimentierte<br />
die Wehrmacht mit<br />
einer „Lärmkanone“ gegen<br />
Infanterie, während sich britische<br />
Militärs in die Konstruktion<br />
eines neuen Flugzeugträgers<br />
verstiegen – unsinkbar und aus<br />
Kunsteis. „ZDF-History“ zeigt<br />
in seiner Dokumentation „Krieg<br />
der Spinner – Die größten Rüstungsflops<br />
der Geschichte“, wie<br />
weit die Phantasie der Ingenieure<br />
ging und warum explodierende<br />
Fledermäuse und vergiftete<br />
Moskitos ein verrückter Irrweg<br />
der Militärgeschichte blieben.<br />
Youtube-Video der Woche:<br />
Härtetest für angehende Jet-Piloten<br />
beim Grundlehrgang „Jet-<br />
Flugphysiologie“ in Königsbrück<br />
bei Dresden. In der Zentrifuge und<br />
der Unterdruckkammer müssen<br />
die Soldaten beweisen, dass sie<br />
die hohen Anforderungen erfüllen,<br />
um später ein Kampfflugzeug,<br />
wie den „Eurofighter“, fliegen zu<br />
dürfen.<br />
(eb)<br />
Der Beitrag „Härtetest“ unter<br />
www.youtube.com/bundeswehr.<br />
Laufbahnwechsel<br />
Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft zum Kapitänleutnant der Reserve ernannt.<br />
Bremen. Stolz präsentiert<br />
die frisch<br />
gebackene „Frau<br />
Kaleu“ die neuen<br />
Dienstgradabzeichen<br />
an ihrer Uniform.<br />
„Ich freue mich riesig<br />
über diese Wertschätzung“,<br />
sagt sie,<br />
„obwohl ich eingestehen<br />
muss, dass ich<br />
mich nach 20 Jahren<br />
als Unteroffizier erst<br />
einmal daran gewöhnen<br />
muss, jetzt ein Offizier zu<br />
sein.“<br />
Nach einer Lehre zur Hotelfachfrau<br />
wechselte Mahnke zur<br />
<strong>Bundeswehr</strong>. „Ich wollte schon<br />
immer Soldatin werden. Als die<br />
Laufbahn für Frauen geöffnet<br />
wurde, war ich gleich dabei.“<br />
Sieben Jahre diente sie im Sanitätsdienst,<br />
erst in der Luftwaffe,<br />
dann in der Marine. „Eine tolle<br />
Zeit, aber dann bekam ich Lust<br />
zu studieren.“ Mit einem Diplom<br />
in Verwaltung startete Mahnke<br />
bei den DRK-Behindertenhilfen<br />
als Verwaltungsleiterin ihre<br />
zweite Karriere. Seit 2003 ist sie<br />
Dezernentin für zentrale Aufgaben<br />
an der Hochschule Bremerhaven<br />
– und ganz nebenbei seit<br />
einigen Jahren auch noch Abgeordnete<br />
in der Bremischen Bürgerschaft.<br />
Hinzu kommen Ehrenämter<br />
wie das der Kreisvorsitzenden<br />
im Volksbund Deutsche<br />
Kriegsgräberfürsorge.<br />
Trotz der vielen Ämter und<br />
Aufgaben – ihren Kameraden<br />
bleibt Mahnke erhalten: Einsätze,<br />
wie bei der Flut im vergangenen<br />
Jahr, seien unbezahlbare Erfahrungen,<br />
sagt sie, „ebenso wie der<br />
Zusammenhalt unter den Soldaten.<br />
Vergleichbares gibt es<br />
nur sehr selten.“ Zudem sei die<br />
Arbeit als Reservist ein optimaler<br />
Ausgleich zum Alltag. Derzeit<br />
gehört Mahnke im Landeskommando<br />
Bremen der Abteilung für<br />
Zivil-Militärische Zusammenarbeit<br />
(ZMZ) an. Sie ist eine von<br />
bundesweit 240 Spezialisten der<br />
Reserve für Auslandseinsätze,<br />
die entsprechend ihrer zivilberuflichen<br />
Qualifikation eingesetzt<br />
werden.<br />
(jhe)<br />
Foto: Bohlmann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />
Meine Tochter.<br />
Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />
Meinen Weg, trotz aller Hindernisse, gegangen zu sein.<br />
Wie können Sie am besten entspannen?<br />
Bei der Gartenarbeit und im Kreise meiner Kameraden.<br />
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />
Mit einem Schäfer. Um mal wieder Zeit zum Nachdenken zu<br />
haben.<br />
Was können Sie besonders gut kochen?<br />
Labskaus.<br />
Was mögen Sie an sich selbst nicht?<br />
Meine Ungeduld.<br />
Was treibt Sie an?<br />
Zu versuchen, etwas zu verändern und für alle etwas Besseres zu<br />
erreichen.<br />
Welches Lied singen oder hören Sie gern?<br />
„Über Sieben Brücken“ von Karat.<br />
Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />
Privat: Dass meiner Familie etwas passiert.<br />
Allgemein: das Ende der Demokratie.<br />
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />
Menschen, die sich für andere einsetzen, ohne etwas dafür zu<br />
verlangen.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
Lieber auf neuen Wegen stolpern als in alten Bahnen auf der Stelle<br />
treten.