aktuell Nr. 49 vom 16.12.2013 ( PDF , 2,8 MB) - Bundeswehr
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8 <strong>aktuell</strong> bundeswehr / einsatz 16. dezember 2013<br />
„Erfüllender Einsatz“<br />
Fregattenkapitän Kurt Leonards kehrt <strong>vom</strong> Horn von Afrika zurück und berichtet über seine Eindrücke.<br />
dschibuti. Fregattenkapitän<br />
Kurt Leonards (l.) ist Kommandant<br />
der Fregatte „Niedersachsen“<br />
und war bis Anfang des<br />
Monats der Commander Task<br />
Group (CTG) bei „Atalanta“. Im<br />
Gespräch mit <strong>aktuell</strong> informiert<br />
Leonards über seine Erfahrungen<br />
im Einsatz.<br />
Wie hat sich der Auftrag in<br />
den vergangenen Monaten am<br />
Horn von Afrika dargestellt?<br />
Unser Auftrag bestand darin,<br />
die Schiffe des Welternährungsprogrammes<br />
(WFP) zu schützen.<br />
Zusätzlich haben wir das Seegebiet<br />
aufgeklärt und sind gegen mutmaßliche<br />
Piraten vorgegangen –<br />
im wesentlichen mit Bordhubschraubern<br />
und dem Boarding-<br />
Team. Wir haben mehr als 30<br />
friendly approaches durchgeführt<br />
und mit vielen einheimischen<br />
Dhau-Besatzungen gesprochen.<br />
Dabei konnten wir viele Details<br />
über das Seegebiet gewinnen, was<br />
beim Beurteilen der Lage ausgesprochen<br />
hilfreich ist.<br />
Wie haben Sie sich mit der<br />
Besatzung auf den Einsatz vorbereitet?<br />
Es gibt eine gewisse Ausbildungsabfolge,<br />
wenn ein Schiff<br />
aus der Werft kommt, bis es einsatzfähig<br />
ist. Wir haben im März<br />
zunächst das „Basic Operational<br />
Sea Training“ in Großbritannien<br />
erfolgreich beendet. Danach<br />
haben wir in der Nordsee Situationen<br />
simuliert, die wir am Horn<br />
von Afrika beherrschen müssen.<br />
Und welche Operationen muss<br />
man beherrschen?<br />
Für Warnschüsse muss man<br />
beispielsweise gezielt daneben<br />
schießen können. Ebenfalls<br />
wichtig ist das Zusammenspiel<br />
der Boardingteams mit den<br />
Helikoptern. Auf der Fahrt nach<br />
Afrika haben wir solche Szenarien<br />
täglich geübt. Dabei geht<br />
es vorrangig darum, sich aus<br />
einer Position der Stärke fremden<br />
Fahrzeugen zu nähern und<br />
zu zeigen, dass eine Eskalation<br />
keinen Sinn hat.<br />
Wie oft mussten Sie gegen<br />
mutmaßliche Piraten vorgehen?<br />
Mutmaßliche Piraten haben<br />
wir ein einziges Mal verfolgt.<br />
Das waren Somalier, die wir<br />
in zwei Booten entdeckt hatten.<br />
Sie hatten unter anderem<br />
Kraftstoff geladen. Beim Aufklären<br />
entdeckten wir Anzeichen<br />
für Piraterie, wie zum Beispiel<br />
bestimmte Leitern, mit denen<br />
man Handelsschiffe aufentern<br />
kann. Als wir uns mit dem Hubschrauber<br />
näherten, warfen die<br />
Verdächtigen alles Material über<br />
Bord. Als wir dann das Boarding-<br />
Team im Speedboot in Marsch<br />
setzten, flüchteten die Somalier<br />
Foto: Vennemann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
mit ihren Booten an Land. Somit<br />
konnten wir sie nicht vorläufig in<br />
Gewahrsam nehmen.<br />
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />
mit der multinationalen<br />
Task Force?<br />
Der niederländische Befehlshaber<br />
der Task Force hat uns<br />
sehr gut geführt. So wussten wir<br />
immer, was unser Auftrag ist und<br />
welche Ziele zu verfolgen waren.<br />
Wie diese Ziele zu erreichen sind,<br />
war im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />
weitestgehend freigestellt.<br />
Und das ist natürlich sehr<br />
erfüllend, wenn man mit seiner<br />
Besatzung an Bord viel Handlungsfreiheit<br />
hat, um vor Ort zweckmäßige<br />
Maßnahmen ergreifen zu<br />
können.<br />
Was war das prägendste<br />
Erlebnis für Sie und für die<br />
Besatzung?<br />
Das prägendste Erlebnis auf<br />
einer so langen Seefahrt ist die<br />
Beziehung, die die Besatzung<br />
zueinander bekommt. Fünf<br />
Monate mit 220 Mann auf einem<br />
Kriegsschiff: Das funktioniert nur<br />
mit Toleranz, mit gegenseitigem<br />
Respekt und Selbstdisziplin. Wenn<br />
alles klappt, wächst der Zusammenhalt<br />
in sehr großem Maße.<br />
Dies zu erleben, ist ein hohes Gut.<br />
Was kommt nach dem Einsatz?<br />
Die „Niedersachsen“ läuft kurz<br />
vor Weihnachten wieder in der<br />
Heimat ein. Im kommenden Jahr<br />
werden wir unseren Einsatz –<br />
auch in psychologischer Hinsicht<br />
– nachbereiten. Dann nehmen wir<br />
im ersten Halbjahr an einem traditionsreichen<br />
britischen Zeremoniell<br />
teil: An der Tower Bridge in<br />
London werden wir längsseits des<br />
ehemaligen Kriegsschiffes „HMS<br />
Belfast“ festmachen – eine große<br />
Ehre. Im zweiten Halbjahr sind<br />
wir dann Teil einer internationalen<br />
Einsatzgruppe der NATO.<br />
Das kommende Jahr wird das<br />
letzte der „Niedersachsen“ sein.<br />
Nach 32 Jahren geht damit die<br />
Zeit dieses Schiffes zu Ende.<br />
Welche zentrale Botschaft<br />
haben Sie für die <strong>aktuell</strong>-Leser?<br />
Der Einsatz war erfüllend,<br />
nicht nur weil die Schiffe des<br />
WFP ihre Bestimmungsorte<br />
sicher erreichten, sondern auch<br />
weil uns die einheimischen Händler<br />
und Fischer jeden Tag versichert<br />
haben, dass sie durch unsere<br />
Anwesenheit in Frieden fischen<br />
und Handel betreiben können.<br />
Die Fragen stellte<br />
Torsten Sandfuchs-Hartwig.<br />
Rekordergebnis bei<br />
Spendenkonzert<br />
Sie machen den Weg frei<br />
Pioniere trainieren im Gefechtsübungszentrum das Fördern der Bewegung eigener Truppen.<br />
bonn. Blechbläserensemble,<br />
Klarinettenchor und „Winter-<br />
Feelings“ haben vergangene<br />
Woche die Besucher der Bonner<br />
Kreuzkirche verzaubert. Zu<br />
den mehr als 500 Gästen zählte<br />
neben Schirmherr General Volker<br />
Wieker, Generalinspekteur<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, unter anderem<br />
auch Staatssekretär Rüdiger<br />
Wolf. Das Musikkorps aus Siegburg<br />
bot unter der Leitung von<br />
Oberstleutnant Christoph Scheibling<br />
ein eindrucksvolles Zeugnis<br />
ihres Könnens und begeisterte<br />
mit breitem Repertoire –<br />
von getragen, feierlich, bis jazzig.<br />
Am Ende konnte ein Rekordspendenergebnis<br />
von rund 11 000<br />
Euro verzeichnet werden, für das<br />
sich Michael Piekatz, Schatzmeister<br />
des Soldatenhilfswerks,<br />
im Namen aller in Not Geratenen<br />
bedankte.<br />
(eb)<br />
Foto: Neuhaus-Fischer/BMVg<br />
von Tom Kindervater<br />
Letzlingen. Eine etwas andere<br />
Aufgabe haben vor kurzem die<br />
Soldaten der 4. Kompanie des<br />
Panzerpionierbataillons 803 aus<br />
Havelberg erfüllt. Während der<br />
Brigadeübung „Haffschild II“ im<br />
Gefechtsübungszentrum des Heeres<br />
(GÜZ) in der Letzlinger Heide<br />
bewiesen sie ihr Können, abseits<br />
des normalen Gefechtsdiensts:<br />
Während die anderen Bataillone<br />
der Panzergrenadierbrigade 41<br />
„Vorpommern“ noch auf dem<br />
Truppenübungsplatz Munster<br />
voll im Schießbetrieb steckten,<br />
erfüllte die Pioniermaschinenkompanie<br />
ihren speziellen Auftrag:<br />
das Fördern der Bewegungen<br />
eigener Truppen durch den<br />
Einsatz von Pioniermaschinen.<br />
Zunächst musste eine Zufahrt<br />
zu einem geplanten Checkpoint<br />
errichtet und das Gelände für die<br />
Baumaßnahmen vorbereitet werden.<br />
Die in drei Bauabschnitte aufgeteilte<br />
Baustelle forderte die Pioniere<br />
in all ihren Fähigkeiten. Zur<br />
Vorbereitung mussten Erdwälle<br />
abgetragen werden. Hier kam es<br />
Koordiniertes zusammenspiel: Grundvoraussetzung für die arbeiten<br />
der Pioniermaschinenkompanie.<br />
auf das Können der Radlader- und<br />
LKW-Besatzungen an. Denn im<br />
so genannten Behelfsstraßenbau<br />
ist es wichtig, das Zusammenspiel<br />
von mehreren Maschinen wie<br />
Bagger- und Planierraupen sowie<br />
Walzen zu koordinieren. Die eingeteilten<br />
Führer schulten sich in<br />
der Baustellenorganisation und<br />
sammelten Erfahrungen – eine<br />
wichtige Grundlage für Baumaßnahmen<br />
in Einsatzländern.<br />
In einem weiteren Bauabschnitt<br />
wurde eine 600 Meter<br />
lange Schotterstraße neu errichtet.<br />
Dazu musste zuerst der vorhandene<br />
Feldweg mit Bagger und<br />
Raupe vorbereitet werden. Nach<br />
der Verdichtung des Untergrundes<br />
wurden mit einem Erdhobel und<br />
einer lasergestützten Raupe zwei<br />
Lagen Schotter mit einer Schichtdicke<br />
von jeweils 20 Zentimetern<br />
aufgebracht.<br />
Der letzte Übungsteil verlangte<br />
viel Fingerspitzengefühl<br />
und Flexibilität von den Pionieren.<br />
Ein Erdwall mit einem<br />
Foto: Heer/Tom Kindervater<br />
Volumen von rund 2300 Kubikmetern,<br />
das entspricht ungefähr<br />
dem Inhalt von 600 PKW, sollte<br />
abgetragen werden. Die noch<br />
aus der sowjetischen Nutzungszeit<br />
stammende Anlage barg die<br />
eine oder andere Überraschung<br />
in sich. So stießen die Gerätebediener<br />
nicht nur auf alte Fundamente<br />
von Beleuchtungsanlagen,<br />
aufgrund des sandigen Bodens<br />
fuhren sich einige Kipper immer<br />
wieder fest und mussten befreit<br />
werden.<br />
Mit den durchgeführten Baumaßnahmen<br />
wurde zugleich der<br />
Spatenstich für die Checkpoint-<br />
Anlage durchgeführt, auf welcher<br />
2015 mit der Kontingentausbildung<br />
für Einsatztruppenteile<br />
begonnen werden soll. Dann<br />
können kommende Einsatzausbildungen<br />
schnell den künftigen<br />
Erfordernissen angepasst<br />
werden.<br />
Tatkräftig unterstützt wurden<br />
die Havelberger Pioniere durch<br />
Personal und Material des <strong>Bundeswehr</strong>dienstleistungszentrums<br />
Letzlingen und der Pionierkompanie<br />
951 aus Viereck.