aktuell Nr. 49 vom 16.12.2013 ( PDF , 2,8 MB) - Bundeswehr
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16. Dezember 2013 einsatz <strong>aktuell</strong> 5<br />
Eingreifreserve für den Norden<br />
Die Northern Reaction Unit (NRU) ist der letzte deutsche infanteristische Verband im Norden Afghanistans.<br />
„Leben im Felde“: Der einsatzverband nord sicherte den Rücktransport nach Mazar-e sharif.<br />
von Robert Lehmann<br />
Mazar-e sharif. Ihre Aufgabe<br />
ist eine ganz spezielle: Seit<br />
der Übergabe von Kunduz an<br />
die afghanischen Sicherheitskräfte<br />
gibt es im gesamten Norden<br />
von Afghanistan nur noch<br />
einen infanteristischen Verband<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>. Das Ende der<br />
ISAF-Mission im nächsten Jahr<br />
zeigt sich auch in der Truppenstärke<br />
vor Ort.<br />
Das Camp Marmal, größtes<br />
Feldlager der <strong>Bundeswehr</strong> in<br />
Afghanistan, liegt mitten im Zentrum<br />
des Nordens. Hier befindet<br />
sich für sechs Monate die Heimat<br />
des letzten deutschen Gefechtsverbandes.<br />
Der als Einsatzverband<br />
Nord oder im ISAF-Sprachgebrauch<br />
auch als Northern<br />
Reaction Unit (NRU) bezeichnete<br />
Verband ist eine schnelle<br />
Eingreiftruppe für den gesamten<br />
Norden. Diese hat vorrangig<br />
den Auftrag, die afghanischen<br />
Sicherheitskräfte zu unterstützen.<br />
Zusätzlich steht die NRU dem<br />
Kommandeur des Regionalkommandos<br />
Nord als Reserve zur Verfügung.<br />
„Wir sind sozusagen die ISAF-<br />
Feuerwehr für den Norden“, sagt<br />
Oberstleutnant Peter K., Kommandeur<br />
der schnellen Eingreiftruppe.<br />
„Als ungebundene Reserve<br />
sind wir mit keiner Raumverantwortung<br />
versehen und haben auch<br />
keine Aufträge, die uns dauerhaft<br />
binden. Wir stehen bereit, relativ<br />
kurzfristig andere ISAF-Truppenteile<br />
oder auch afghanische Sicherheitskräfte<br />
zu unterstützen oder<br />
Schwerpunkte zu bilden.“<br />
Der Heeresbergführer kommt,<br />
wie die meisten seiner Soldaten,<br />
<strong>vom</strong> Gebirgsjägerbataillon 232<br />
aus Bischofswiesen. Ergänzt werden<br />
sie durch Gebirgspioniere aus<br />
Ingolstadt, Gebirgsaufklärer aus<br />
Füssen und Panzergrenadiere aus<br />
Regen. Seit Juli 2013 sind die rund<br />
500 Soldaten in Afghanistan im<br />
Einsatz. „Wir haben die klassische<br />
Gliederung eines Gefechtsverbandes“,<br />
erzählt der 43-Jährige.<br />
Foto: Roman Heinrichs/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Diese bestehe aus einer Stabs- und<br />
Versorgungs-, einer Aufklärungsund<br />
einer verminderten Pionierkompanie<br />
sowie zwei Infanteriekompanien.<br />
Angelehnt ist der<br />
Verband an die ehemalige Quick<br />
Reaction Force (QRF), die von<br />
2008 bis 2010 im Norden Afghanistans<br />
im Einsatz war. „Man hat<br />
das QRF-Modell wieder aufgenommen<br />
und an die jetzigen Erfordernisse<br />
angepasst“ sagt K.<br />
Ausgerüstet ist die schnelle<br />
Eingreiftruppe wie ein gewöhnlicher<br />
Infanterieverband mit<br />
gepanzerten Radfahrzeugen,<br />
Aufklärungs- und Pioniermitteln.<br />
Einen Unterschied gibt es<br />
allerdings doch: „Wir sind der<br />
erste Verband, der das erweiterte<br />
System des Infanteristen<br />
der Zukunft – „Gladius“ – in<br />
den Einsatz gebracht hat und<br />
nun erprobt“, erklärt der Kommandeur<br />
nicht ohne Stolz. „Wir<br />
schauen, was funktioniert und<br />
wo noch nachgesteuert werden<br />
muss. Das entsprechende<br />
Feedback geben wir dann nach<br />
Deutschland.“ Diese Aufgabe sei<br />
für alle seine Soldaten „etwas<br />
Besonderes“, betont der Oberstleutnant.<br />
Die tägliche Arbeit der<br />
Soldaten stand in den vergangen<br />
Monaten ganz im Zeichen der<br />
Rückverlegung von unzähligen<br />
Fahrzeugen, Containern oder<br />
anderem Material aus Kunduz.<br />
Die NRU sicherte dabei den<br />
Rückbau und Rücktransport<br />
innerhalb Afghanistans ab. „Die<br />
ersten drei Monate haben wir im<br />
Prinzip nur Kunduz unterstützt.<br />
Wir haben die Routen gesichert,<br />
während die Konvois durchgefahren<br />
sind“, erzählt der Gebirgsjäger.<br />
„In dieser Phase haben wir<br />
auch sehr viel Zeit draußen verbracht.“<br />
Und das bedeutete, dass<br />
die Frauen und Männer regelmäßig<br />
für mehrere Tage das Feldlager<br />
in Mazar-e Sharif gegen<br />
ein Feldbett unter freiem Himmel<br />
– ohne feste Sanitäreinrichtungen–<br />
sowie Feldverpflegung<br />
in Form von Einmannpackungen<br />
(EPA) eintauschen mussten. Das<br />
alles bei zum Teil sehr unterschiedlichen<br />
Witterungsverhältnissen<br />
in der kargen Sand- und<br />
Felssteppe Afghanistans oder in<br />
den grünen Tälern entlang der<br />
Flussläufe.<br />
Doch all diese Besonderheiten<br />
des gefährlichen Dienstes sind<br />
für die meisten Soldaten der<br />
NRU kein Neuland. Rund die<br />
Hälfte des Verbandes hat bereits<br />
Einsatzerfahrung in Afghanistan<br />
gesammelt. Viele Ortschaften<br />
und Bereiche wie Kunduz, der<br />
OP-North oder der Salang-Pass<br />
sind dabei aus vorangegangenen<br />
Einsätzen wohlbekannt.<br />
Seit November ist der Verband<br />
nun mit dem Gros seiner Soldaten<br />
rund um Mazar-e Sharif eingesetzt.<br />
Doch auch hier haben<br />
die Gebirgsjäger noch viel zu<br />
tun. „Als Reserve haben wir hier<br />
Aufträge, die auf Anhieb wenig<br />
spannend klingen“, gibt der<br />
Kommandeur zu. Doch was in<br />
den nächsten Monaten auf seine<br />
Soldaten und ihn zukommt, ist<br />
noch nicht absehbar. „Wir haben<br />
hier einen Gegner, der immer für<br />
eine Überraschung gut ist“, sagt<br />
der Heeresbergführer. Doch egal<br />
welche Aufträge die Schnelle<br />
Eingreiftruppe bekommt: „Den<br />
an uns gestellten Auftrag erfüllen<br />
wir.“<br />
solidarität im einsatz bekundet:<br />
Der stellvertretende Bundesvorsitzende<br />
des Deutschen<br />
<strong>Bundeswehr</strong>Verbandes, Hauptmann<br />
andreas steinmetz (l.), hat<br />
kürzlich die einsatzkontingente<br />
UniFiL und „atalanta“ besucht.<br />
zusammen mit dem Parlamentarischen<br />
staatssekretär thomas<br />
Kossendey (2.v.r.) sowie<br />
dem Bundestagsabgeordneten<br />
Hans-Werner Kammer (M.) übergab<br />
steinmetz im Hafen von Beirut<br />
das Gelbe Band der Verbundenheit<br />
an den deutschen Kontingentführer<br />
(CtG) UniFiL, Fregattenkapitän<br />
arne Krüger (r.).<br />
Das Band war von vielen Bundestagsabgeordneten<br />
unterzeichnet<br />
worden, die damit ihren<br />
Dank und ihre guten Wünsche<br />
für die soldaten im einsatz ausdrücken<br />
wollen. ein weiteres<br />
Band ging an den CtG der<br />
„atalanta“-Mission. (tsh)<br />
Foto:<br />
Foto: Vennemann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Für den Einsatz...<br />
• wurde ein Vertrag geschlossen,<br />
um Systeme für den<br />
Bereich der Personeneingangskontrollen<br />
in Feldlagern<br />
zu beschaffen. Das System<br />
ermöglicht die abstandsfähige<br />
Detektion von Waffen,<br />
Sprengstoffen und Zündvorrichtungen,<br />
ohne dass dabei<br />
das eigene Kontrollpersonal<br />
gefährdet wird.. Das System<br />
soll bereits Mitte kommenden<br />
Jahres einsatzbereit sein. (af)<br />
Foto: Bertram/<strong>Bundeswehr</strong>