aktuell Nr. 49 vom 16.12.2013 ( PDF , 2,8 MB) - Bundeswehr
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D 8512<br />
<strong>49</strong>. Jahrgang <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> Montag, 16. Dezember 2013<br />
NAChriChtEN<br />
POLitiK<br />
Feier für Nationalheld<br />
Die Welt hat Abschied <strong>vom</strong> Freiheitskämpfer<br />
und Friedensnobelpreisträger<br />
Nelson Mandela<br />
genommen. Seite 4<br />
BuNDESWEhr<br />
Auf dem Rückweg<br />
Im Gespräch mit <strong>aktuell</strong> schildert<br />
Fregattenkapitän Kurt Leonards<br />
seine Erfahrungen im Einsatz bei<br />
„Atalanta“. Seite 8<br />
SPOrt<br />
Gold im Team<br />
Hauptgefreiter Paul Berg und<br />
Stabsunteroffizier (FA) Konstantin<br />
Schad überzeugen beim Snowboard-Cross<br />
Weltcup. Seite 10<br />
SPOrt BEiLAGE<br />
Moto-Cross Weihnachtsgrüße als Hobby<br />
Seba Angehörige von Soldaten Seite senden<br />
Grüße in die Einsatzge-<br />
10<br />
biete der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />
DiE BuNDESWEhr iM iNtErNEt<br />
www.bundeswehr.de<br />
Bundesministerium<br />
der Verteidigung<br />
www.bmvg.de<br />
www.youtube.com/bundeswehr<br />
Truppenbesuch im Einsatz<br />
Verteidigungsminister Thomas de Maizière bei den Kontingenten im Kosovo und in Afghanistan.<br />
„Lageerkundung“ am Einsatzort: Der Minister und Generalmajor Zalmai Wesa (Mitte) im Gespräch<br />
mit Major Silvio M., der den afghanischen Kameraden als Berater zur Seite steht.<br />
von Florian Manthey<br />
Pristina/Mazar-e Sharif. Verteidigungsminister<br />
Thomas de<br />
Maizière hat in der vergangenen<br />
Woche die Einsatzgebiete der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> im Kosovo und in<br />
Afghanistan besucht. Im kosovarischen<br />
Feldlager Novo Selo<br />
nahm der Minister an der Weihnachtsfeier<br />
des deutschen Einsatzkontingents<br />
für die Kosovo<br />
Force (KFOR) teil.<br />
Bei dieser Gelegenheit bezeichnete<br />
er seinen Weihnachtsbesuch<br />
bei KFOR als „eine gute Tradition“,<br />
die er auch in diesem Jahr<br />
gerne fortsetze. „Ich möchte<br />
damit den Soldatinnen und Soldaten<br />
sagen, dass viele in Deutschland<br />
an sie denken und stolz auf<br />
ihre Arbeit sind“, so de Maiziére.<br />
Vor Ort ließ sich der Minister<br />
von den Soldaten die Lage schildern<br />
und nutzte dabei die Gelegenheit,<br />
noch einmal die Bedeutung<br />
des Einsatzes im Kosovo zu<br />
unterstreichen.<br />
Das Kosovo müsse die Möglichkeit<br />
haben, sich als einheitliches<br />
Staatsgebilde entwickeln<br />
und entfalten zu können. Die<br />
Hauptaufgabe liege nun bei der<br />
Politik. Es habe erfolgreiche Verträge<br />
gegeben und diese müssten<br />
implementiert werden.<br />
Insofern sei auch noch nicht<br />
absehbar, wann der Einsatz beendet<br />
werden könne. Gegebenenfalls<br />
könne im nächsten Jahr<br />
darüber entschieden werden, ob<br />
die Stärke weiter reduziert werde.<br />
Dies würde aber dosiert geschehen,<br />
„damit das, was hier erreicht<br />
worden ist, nicht gefährdet wird“.<br />
Nach seiner Visite im Kosovo<br />
flog der Minister noch nachts weiter<br />
zum deutschen ISAF-Kontingent<br />
im Norden Afghanistans.<br />
Hierbei stand das deutsche Engagement<br />
beim Beraten und Unterstützen<br />
der afghanischen Sicherheitskräfte<br />
im Mittelpunkt.<br />
Neben Gesprächen über die<br />
Lage vor Ort und mit den deutschen<br />
Soldaten der ISAF-Truppen<br />
im Camp Marmal machte sich de<br />
Maizière über die Fortschritte der<br />
afghanischen Sicherheitskräfte<br />
ein Bild. Schwerpunkt war dabei<br />
ein Treffen mit dem kommandierenden<br />
General des 209. Korps<br />
der afghanischen Armee, Generalmajor<br />
Zalmai Wesa.<br />
Das 209. Korps der Afghan<br />
National Army (ANA) ist der<br />
Partnerverband des deutschen<br />
Kontingents. Im Rahmen des<br />
Konzepts „Übergabe in Verantwortung“<br />
sind Soldaten der <strong>Bundeswehr</strong><br />
im Camp Shaheen in<br />
Mazar-e Scharif als Berater des<br />
Foto: Manthey/ZedRed<br />
Korps tätig. „Sie sind der innere<br />
Kern und die innere Rechtfertigung<br />
dessen, warum wir hier<br />
sind“, sagte der Minister zu den<br />
deutschen Soldaten. Ihr Auftrag<br />
zu beraten, zu unterstützen und zu<br />
helfen, stehe jetzt im Mittelpunkt.<br />
Major Silvio M. und Oberst<br />
Johann B. sind zwei der Berater<br />
im Camp Shaheen. Der deutsche<br />
Oberst führt beim afghanischen<br />
Kommandeur der ANA-Pionierschule<br />
ein multinationales<br />
Team von 39 Soldaten. Der Aufbau<br />
der Pionierschule sei mittlerweile<br />
schon weit fortgeschritten.<br />
So würden afghanische Soldaten<br />
befähigt, Blindgänger zu beseitigen<br />
oder versteckte Ladungen<br />
zu räumen. „Ende des nächsten<br />
Jahres wird die Pionierschule in<br />
der Lage sein, das selbstständig<br />
durchzuführen“, betonte der<br />
Oberst.<br />
Diese Form der Unterstützung,<br />
Hilfe und Beratung, sei das „neue<br />
Gesicht unseres Auftrages in<br />
Afghanistan“, betonte der Minister.<br />
Er hoffe, dass dieser Auftrag auch<br />
über das 2014 anstehende Ende der<br />
ISAF-Mission hinaus fortgeführt<br />
werden könne.<br />
De Maizière, der bereits zum<br />
14. Mal an den Hindukusch<br />
gereist war, wurde auch bei dieser<br />
vorweihnachtlichen Stippvisite<br />
wieder von Bundestagsabgeordneten<br />
begleitet: Rainer<br />
Arnold (SPD), Agnieszka Brugger<br />
(Bündnis 90/Die Grünen),<br />
Inge Höger (Die Linke) und Henning<br />
Otte (CDU). Während es für<br />
Höger die erste Reise in die Einsatzgebiete<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> war,<br />
waren die anderen Abgeordneten<br />
bereits mehrmals bei den deutschen<br />
Soldaten vor Ort.<br />
www.facebook.com/bundeswehr<br />
www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />
www.flickr.com/photos/<br />
augustinfotos<br />
www.wirdienendeutschland.de<br />
Ausbilden und Beraten: Der Minister (M.) lässt sich in Afghanistan<br />
eine taktikschulung durch deutsche Soldaten zeigen.<br />
Foto: Lehmann/ZedRed<br />
traditionelle Stippvisite im Kosovo: Bei KFOr kam de Maizière mit<br />
den Soldaten des deutschen Kontingents ins Gespräch.<br />
Foto: Manthey/ZedRed
2 <strong>aktuell</strong> intern 16. Dezember 2013<br />
iMPreSSUM<br />
ZitAt<br />
eDitOriAL<br />
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Bundesministerium der Verteidigung<br />
Presse- und Informationsstab<br />
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<strong>Bundeswehr</strong> <strong>aktuell</strong><br />
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<strong>aktuell</strong> als E-Paper und im pdf-Format:<br />
Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />
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Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />
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Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />
außerdem behält sich die Redaktion das<br />
Recht auf Kürzung vor.<br />
„Wir haben alles richtig gemacht und am Ende<br />
doch so viel falsch.“<br />
Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp nach dem 2:1 Erfolg<br />
seines Clubs gegen Olympique Marseille. Das entscheidende Tor<br />
für die Borussen, um weiterzukommen, fiel erst in der 87. Minute.<br />
KALenDerBLAtt<br />
Vor 10 Jahren: Am 18. Dezember 2003 endet mit der Außerdienststellung<br />
des Zerstörer „Lütjens“ die Ära der Dampfschifffahrt in der<br />
Deutschen Marine.<br />
Vor 25 Jahren: Am 18. Dezember 1988 besiegt das deutsche Tennis-Männerteam<br />
die Mannschaft aus Schweden und gewinnt den<br />
seit 1900 ausgetragenen Tenniswettbewerb um den Davis Cup.<br />
Vor 45 Jahren: Erstmals in der Geschichte des Fernsehens wird<br />
am 21. Dezember 1968 eine Sendung direkt aus dem Weltraum<br />
übertragen. Die Astronauten der Apollo 8-Mission beantworteten<br />
13 Minuten lang Fragen der Reporter.<br />
Vor 50 Jahren: Am 17. Dezember 1963 wird zwischen der Bundesrepublik<br />
Deutschland und der DDR das erste Passierscheinabkommen<br />
abgeschlossen. Damit können zwischen dem 19. Dezember<br />
und dem 5. Januar West-Berliner erstmals seit dem Bau der Berliner<br />
Mauer ihre Verwandten in Ost-Berlin besuchen.<br />
Vor 100 Jahren: Am 21. Dezember 1913 erscheint in der Wochenendbeilage<br />
„New York World“ das erste Kreuzworträtsel der Welt.<br />
Vor 250 Jahren: Am 16. Dezember 1773 stürmen als Indianer verkleidete<br />
Kolonisten im Hafen von Boston Schiffe der British East<br />
India Company und werfen aus Protest gegen die Tee-Steuer und<br />
das britische Monopol hunderte Kisten Tee über Bord. (eb)<br />
Weihnachten steht sprichwörtlich<br />
fast schon vor der Tür<br />
und bei vielen laufen die letzten<br />
Besorgungen auf Hochtouren<br />
– Vorweihnachtstress an<br />
allen Orten. Die Feiertage werden<br />
dann traditionell gern bei<br />
der Familie verbracht, doch tausende<br />
deutsche Soldaten müssen<br />
auf diesen Luxus verzichten. Alle<br />
Jahre wieder.<br />
Für Marineangehörige auf<br />
hoher See oder Soldaten in den<br />
Einsatzgebieten bedeutet Weihnachten<br />
2013 in erster Linie<br />
Dienst. Und wer schon mal monatelang<br />
von den Seinen getrennt<br />
war, weiß nur zu gut, wie schwer<br />
das fallen kann.<br />
Eine Feier im Kameradenkreis<br />
ist sicher schon mal ein<br />
guter Trost. Aber noch besser ist<br />
es, wenn sich dazu ein Gruß von<br />
den Lieben daheim gesellt. <strong>aktuell</strong><br />
widmet deshalb in dieser Ausgabe<br />
drei Doppelseiten den Grüßen aus<br />
der Heimat in die Einsatzgebiete der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> – ein sichtbares Zeichen<br />
der Verbundenheit mit denen,<br />
die fern der Heimat zuverlässig ihre<br />
Aufgabe erfüllen.<br />
Die jüngste Ministerreise ins<br />
Kosovo und nach Afghanistan<br />
(S.1) sowie der Besuch von<br />
Staatssekretär Schmidt bei AF<br />
TUR (S. 3) sind auch in diesem<br />
Zusammenhang zu sehen. Denn<br />
ein Besuch<br />
kurz vor den<br />
Weihnachtsf<br />
e i e r t a g e n<br />
transportiert<br />
g l e i c h i n<br />
besonderem<br />
Maße mehrere<br />
wichtige<br />
Botschaften: „Wir denken<br />
an Euch“ und „Wir wissen zu<br />
schätzen, was Ihr dort jeden Tag<br />
leistet.“<br />
Den täglichen Einsatz in<br />
Afghanistan – egal ob Weihnachten<br />
– beleuchtet diesmal<br />
ein Beitrag über die „Northern<br />
Reaction Unit“ (S. 5), was die<br />
Marine im Einsatz auf hoher<br />
See leistet, zeigt exemplarisch<br />
das Interview mit dem Kommandanten<br />
der Fregatte „Niedersachsen“,<br />
die gerade aus dem<br />
„Atalanta“-Einsatz am Horn von<br />
Afrika zurückgekehrt ist (S. 8).<br />
In diesem Sinne wünsche<br />
ich allen Lesern – daheim oder<br />
fernab der Heimat – eine besinnliche<br />
Adventszeit im Kreis von<br />
lieben Menschen. Die letzte<br />
<strong>aktuell</strong> in diesem Jahr erscheint<br />
übrigens noch kurz vor Weihnachten,<br />
am kommenden Montag,<br />
den 23. Dezember!<br />
Markus Tiedke<br />
Redakteur Politik<br />
BiLD Der WOCHe<br />
imposant: Allschutz-transportfahrzeuge „Dingo 2“ beim nachtschießen in Hammelburg. Die Leuchtspurgeschosse zeichnen ihre Flugbahnen in den dunklen Himmel.<br />
Foto: Vennemann/ZedRedBw
16. Dezember 2013 ministerium / HinterGrunD <strong>aktuell</strong> 3<br />
Merkel im Podcast<br />
Verabschiedet: „sehn wir uns wieder, lächeln wir gewiß; Wo nicht, ist wahrlich wohlgetan dies scheiden.” mit diesem Zitat aus<br />
s hakespeares „Julius Cäsar” – verbunden mit Dankesworten für die getane Arbeit – verabschiedete Verteidigungsminister thomas<br />
de maizière (mitte) am vergangenen Freitag die 23 anwesenden mitglieder des 13. Beirats innere Führung im stauffenberg-saal des<br />
Berliner Bendlerblocks, bevor er die urkunden überreichte. Zuvor hatte er die Bedeutung des Beirats in seiner Funktion als gesellschaftliches<br />
Beratungsorgan des ministers hervorgehoben. in ihm sollten themen in einer neuen Art und Weise bearbeitet und auch<br />
kritisch diskutiert werden. Der Beirat müsse gehegt, gepflegt und geschützt werden und verdiene mehr Beachtung in der Öffentlichkeit.<br />
Der 14. Beirat innere Führung soll am 14. märz kommenden Jahres durch den Verteidigungsminister ernannt werden. (syb)<br />
Besuch im Advent<br />
Staatssekretär Christian Schmidt beim deutschen Einsatzkontingent in der Türkei.<br />
Kahramanmaras. Der Parlamentarische<br />
Staatssekretär beim<br />
Bundesminister der Verteidigung,<br />
Christian Schmidt, hat in der vergangenen<br />
Woche das Deutsche<br />
Einsatzkontingent Active Fence<br />
(AF TUR) in der Türkei besucht.<br />
In Kahramanmaras machte er<br />
sich ein Bild von der Lage und<br />
der Arbeit der rund 300 <strong>Bundeswehr</strong>soldaten,<br />
die nahe der<br />
türkisch-syrischen Grenze eingesetzt<br />
sind. Zwei Staffeln des<br />
„Patriot“-Flugabwehrraketensystems<br />
und eine Unterstützungsstaffel<br />
sichern gemeinsam mit amerikanischen<br />
und niederländischen<br />
Soldaten den türkischen Luftraum<br />
vor taktisch-ballistischen<br />
Flugkörpern (TBM).<br />
Für viele Soldaten ist es der<br />
erste Einsatz und das erste Weihnachtsfest<br />
weit weg von Familie<br />
und Freunden. Das schweißt<br />
zusammen und so unternehmen<br />
sie nach Dienst auch vieles gemeinsam.<br />
In der Vorweihnachtszeit<br />
gehört dazu beispielsweise<br />
auch das Schmücken von Weihnachtsbäumen.<br />
Häufig haben sie<br />
in der Gazi-Kaserne aber auch<br />
Besuch von ihren amerikanischen<br />
und niederländischen Kameraden.<br />
Eine kleine internationale<br />
Gemeinschaft mit einem gemeinsamen<br />
Auftrag: Sicherung des<br />
Luftraums im Rahmen der Integrierten<br />
NATO-Luftverteidigung.<br />
Die Soldaten nehmen aus dem<br />
Einsatz allerdings nicht nur wertvolle<br />
Erfahrungen hinsichtlich<br />
Angebot an alle Beschäftigten<br />
Foto: Fein/<strong>Bundeswehr</strong>.<br />
dem Betrieb des „Patriot“-Waffensystems<br />
unter Einsatzbedingungen<br />
mit, sondern lernen auch<br />
Traditionen und Gebräuche des<br />
muslimisch geprägten Gastlands<br />
kennen. So auch Oberfeldwebel<br />
Matthias E., der für die Wartung<br />
der „Patriot“-Systeme verantwortlich<br />
ist und diesmal auf die heimatlichen<br />
Weihnachtsbräuche<br />
verzichten muss. Er nimmt es<br />
aber locker, ist offen für Neues<br />
und will dafür mit seinen Kameraden<br />
Shisha rauchen und türkischen<br />
Tee trinken.<br />
Schmidt bedankte sich bei den<br />
Soldaten für ihr Engagement und<br />
lobte ihren Einsatz für die Sicherheit<br />
in der Region ungeachtet der<br />
derzeit widrigen Wetterbedingungen<br />
vor Ort. Zum Abschluss<br />
wünschte der Staatssekretär den<br />
Soldaten bei AF TUR eine besinnliche<br />
Weihnachtszeit und ein friedliches<br />
Jahr 2014. (eb/uje)<br />
Staatssekretär Beemelmans unterzeichnet Konzept „Betriebliches Gesundheitsmanagement“.<br />
Lageeinweisung: schmidt (r.) beim deutschen AF tur-Kontingent.<br />
Berlin. Stéphane Beemelmans,<br />
Staatssekretär im Bundesministerium<br />
der Verteidigung, hat<br />
in der vergangenen Woche das<br />
Konzept „Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
im Geschäftsbereich<br />
BMVg“ (BGM) gebilligt.<br />
Zuvor hatten Spezialisten aus allen<br />
Organisationsbereichen unter der<br />
Federführung des Referats II 6 der<br />
Abteilung Führung und Streitkräfte<br />
an der Vorlage für den<br />
Staatssekretär gearbeitet.<br />
Im Kern sieht das Konzept<br />
vor, dass künftig auch Zivilangestellte<br />
während der Dienstzeit<br />
Sport treiben können. Während<br />
dies für Soldaten ausdrücklich<br />
vorgeschrieben ist, fehlt im<br />
Zivilbereich bislang eine entsprechende<br />
Regelung. Das erarbeitete<br />
Konzept soll künftig für<br />
die gesamte <strong>Bundeswehr</strong> gelten<br />
und ein zufriedeneres und<br />
gesundes Arbeiten ermöglichen.<br />
Eine wesentliche Rolle bei der<br />
Umsetzung wird der Sanitätsdienst<br />
spielen: „Einer für Alle,<br />
und zwar unabhängig von Status<br />
und Dienstgradgruppen“, sagte<br />
Beemelmans.<br />
Mit der Einführung der BGM<br />
geht die <strong>Bundeswehr</strong> über die<br />
gesetzlichen Mindestvorgaben,<br />
wie sie etwa im Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutz geregelt sind,<br />
hinaus. Die geplanten Maßnahmen<br />
verstehen sich als Angebot<br />
an die Beschäftigten aller Statusgruppen,<br />
die diese freiwillig und<br />
individuell wahrnehmen können.<br />
Der Sanitätsdienst wird in diesem<br />
Zusammenhang seine Expertise<br />
mit Infoveranstaltungen und<br />
Kursen zur Verfügung stellen.<br />
„Die Führung muss das Angebot<br />
so attraktiv machen, dass<br />
es die Mitarbeiter motiviert“,<br />
sagte Oberfeldarzt Lutz Graumann<br />
<strong>vom</strong> Komanndo Sanitätsdienst<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, der seine<br />
Erfahrung als Sport- und Ernährungsmediziner<br />
in das Projekt<br />
einbringt.<br />
Der Beginn der ersten Pilotphase<br />
für die Einführung des<br />
Konzepts in ausgewählten Dienststellen<br />
aller Organisationsbereiche<br />
ist bereits für das zweite Quartal<br />
2014 geplant und zunächst über<br />
einen Zeitraum von sechs Monaten<br />
vorgesehen. Auf längere Sicht<br />
wird erwartet, dass das BGM die<br />
Attraktivität des Dienstes in der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> steigern und so auch<br />
für die Nachwuchsgewinnung<br />
eine entscheidende Bedeutung<br />
erlangen wird. (bjo)<br />
Foto: Grauwinkel/BMVg<br />
Berlin. Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel hat sich in ihrem wöchentlichen<br />
Podcast den Fragen von<br />
Oberleutnant Manja Wollweber<br />
gestellt. Merkel, die am Mittwoch<br />
Soldaten und Polizisten, die im<br />
Auslandseinsatz waren, sowie<br />
deren Angehörige empfängt, geht<br />
dabei auch auf ihre Eindrücke von<br />
den Truppenbesuchen ein. Wollweber<br />
ist Jugendoffizier und war<br />
erst vor kurzem selbst im Einsatz.<br />
Der Podcast der Bundeskanzlerin<br />
unter www.bundesregierung.de<br />
(eb)<br />
Kossendey im Norden<br />
Wilhelmshaven. Der parlamentarische<br />
Staatssekretär Thomas<br />
Kossendey hat sich am vergangenen<br />
Mittwoch mit dem Inspekteur<br />
der Marine, Vizeadmiral Axel<br />
Schimpf, über die Personalgewinnung<br />
im Wilhelmshavener<br />
Karrierecenter informiert. Den<br />
Mitarbeitern vor Ort attestierte<br />
Kossendey „viel Erfahrung in<br />
der Personalgewinnung“. Die<br />
Marine zeichne sich in außergewöhnlichem<br />
Maße durch besondere<br />
Anforderungen aus. Zudem<br />
müssten sich Bewerber der Besonderheiten<br />
des maritimen Dienstes<br />
bewusst sein. „In der <strong>Bundeswehr</strong><br />
wollen wir alle Dienstposten bestmöglich<br />
besetzen“, so Kossendey.<br />
Er räumte ein, dass der Bedarf der<br />
Marine 2013 von rund 2500 Rekruten<br />
nicht voll gedeckt werden<br />
konnte. Nach einer Bedarfsdeckungsquote<br />
von zuletzt rund 72<br />
Prozent zeichne sich <strong>aktuell</strong> ein<br />
deutlicher Aufwärtstrend ab. Nicht<br />
zuletzt mit der jüngsten „Personaloffensive<br />
Marine“ hätten hunderte<br />
Bewerber gewonnen werden<br />
können. „Diese beschrittenen<br />
Wege gilt es nun zu festigen“, so<br />
Kossendey.<br />
(wan)<br />
Folgebefragung beginnt<br />
Potsdam. Zu Beginn des neuen<br />
Jahres läuft eine Folgebefragung<br />
zur Neuausrichtung an. In der vergangenen<br />
Woche liefen im Zentrum<br />
für Militärgeschichte und<br />
Sozialwissenschaften der <strong>Bundeswehr</strong><br />
(ZMSBw) in Potsdam<br />
die unmittelbaren Vorbereitungen<br />
für diese Aktion. So machten<br />
Mitarbeiter des Zentrums<br />
die Umfragebögen versandfertig<br />
(Bild), damit diese zeitgerecht an<br />
ihren jeweiligen Bestimmungsort<br />
verschickt werden können. (eb)<br />
Foto: Gehrke/ZMSBw
4 <strong>aktuell</strong> politik / Hintergrund 16. dezember 2013<br />
USA setzen Hilfe aus<br />
Washington. Die USA haben<br />
ihre militärischen Hilfsleistungen<br />
an die Aufständischen im Norden<br />
Syriens vergangene Woche<br />
zeitweilig eingestellt. Die Lieferung<br />
an die Freie Syrische Armee<br />
(FSA) wurde gestoppt, nachdem<br />
eine islamistische Rebellengruppe<br />
ein Lagerhaus der<br />
FSA angegriffen und mutmaßlich<br />
Ausrüstung erbeutet hatte. Nicht<br />
betroffen war indes die humanitäre<br />
Hilfe. Militärisch relevante<br />
Lieferungen sollten nur Gegnern<br />
von Machthaber Baschar<br />
al-Assad zukommen, die moderat<br />
sind und die Rechte von Religionsgruppen<br />
und Minderheiten<br />
achteten, hieß es dazu aus dem<br />
Weißen Haus. Nach Prüfung der<br />
näheren Umstände sollen die Hilfen<br />
für moderate Rebellen aber<br />
weiter fließen. (mcm/cro)<br />
Vertrag unterzeichnet<br />
oslo. Die Regierung im Kongo<br />
und die besiegte Rebellengruppe<br />
M23 haben am vergangenen Donnerstag<br />
ein Friedensabkommen<br />
unterzeichnet. Es sieht vor, dass<br />
die Aufständischen ihre Kampftruppen<br />
auflösen und eine politische<br />
Partei gründen. Mitgliedern<br />
von M23 wird dafür eine Amnestie<br />
für begangene Kriegsverbrechen<br />
zugestanden. Die durch die<br />
Kämpfe vertriebenen Flüchtlinge<br />
sollen in ihre Heimat zurückkehren<br />
dürfen. Wie die kenianische<br />
Regierung mitteilte, wohnten<br />
der Unterzeichnung in Nairobi<br />
der ugandische Präsident Yoweri<br />
Museveni und Malawis Präsidentin<br />
Joyce Banda bei. Die M23 formierte<br />
sich aus desertierten Soldaten,<br />
die im April 2012 im Osten<br />
Kongos einen Aufstand starteten.<br />
Sie vertrieben die Regierungstruppen<br />
und besetzten Ende 2012<br />
die Stadt Goma. (enw/bda)<br />
Kader exekutiert<br />
pjöngjang. In Nordkorea ist<br />
der Onkel von Staatschef Kim<br />
Jong Un nur wenige Tage nach<br />
seiner Entmachtung wegen Landesverrats<br />
hingerichtet worden.<br />
Jang Song Thaek habe einen<br />
Umsturzversuch unternommen<br />
und sei deshalb am Donnerstag<br />
von einem Militärtribunal zum<br />
Tode verurteilt worden, meldete<br />
die amtliche Nachrichtenagentur<br />
KCNA. Das Urteil sei sofort vollstreckt<br />
worden. Es blieb zunächst<br />
unklar, ob Jang erschossen oder<br />
gehängt wurde. Die Hinrichtung<br />
des einst zweitmächtigsten Mannes<br />
in Nordkorea ist die stärkste<br />
Erschütterung im Machtgefüge<br />
von Pjöngjang seit dem Tod von<br />
Kim Jong Il vor zwei Jahren. Mit<br />
Jangs Hinrichtung dürfte Kim<br />
seine Stellung im Machtgefüge<br />
weiter gestärkt haben. (jak/min)<br />
Nationalheld im Polit-Pantheon<br />
Die Welt nimmt Abschied <strong>vom</strong> Freiheitskämpfer und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.<br />
von Markus Tiedke<br />
Abschied von einer moralischen instanz: Südafrikaner würdigen den verstorbenen nelson Mandela.<br />
Johannesburg. Die Welt hat<br />
Abschied von Nelson Mandela<br />
genommen. Madiba – so sein<br />
Xhosa-Stammesname, der allseits<br />
respektierte Politiker des African<br />
National Congress (ANC) und<br />
Kämpfer gegen das ehemalige<br />
weiße Apartheidsregime Südafrikas,<br />
war am 5. Dezember<br />
nach langer Krankheit 95-jährig<br />
gestorben.<br />
Im Johannesburger Fußball-<br />
Stadion Soccer City feierten am<br />
Dienstag vergangener Woche<br />
Zehntausende noch einmal den<br />
ersten schwarzen Präsidenten<br />
Südafrikas. Singend und tanzend<br />
waren die Menschen bereits am<br />
frühen Morgen in das Stadion<br />
gezogen, um dort in einer mehrstündigen<br />
Zeremonie von ihrem<br />
Idol Abschied zu nehmen.<br />
Und nicht nur die Südafrikaner,<br />
auch die internationale Polit-<br />
Prominenz würdigte das Lebenswerk<br />
Mandelas. Bundespräsident<br />
Joachim Gauck war ebenso unter<br />
den Trauergästen wie US-Präsident<br />
Barack Obama und dessen<br />
Amtsvorgänger Jimmy Carter,<br />
Bill Clinton und George W. Bush<br />
sowie etwa 90 Staats- und Regierungschefs<br />
aus aller Welt.<br />
Obama erhob den Freiheitskämpfer<br />
in seiner Rede zum<br />
„Giganten der Geschichte“ und<br />
rief dazu auf, den Kampf Mandelas<br />
gegen Hunger, Krankheit<br />
und politische Verfolgung fortzusetzen.<br />
„Zu viele Staatschefs<br />
erklären sich mit Madibas Kampf<br />
für die Freiheit solidarisch, aber<br />
dulden im eigenen Volk keinen<br />
Widerspruch“, sagte Obama.<br />
Die instensive Würdigung Mandelas,<br />
gewürzt mit Verweisen auf<br />
moralische Instanzen wie Martin<br />
Luther King oder Mahatma<br />
Ghandi, sorgte auch für Kritik.<br />
Der Vorwurf: Die Laudatoren<br />
Bitte um Vergebung: Brandts berühmte geste in Warschau 1970.<br />
wollten sich nur im Glanz von<br />
Madibas Leistungen sonnen.<br />
Tatsächlich taugt das Leben<br />
Mandelas indes wie kaum ein<br />
anderes zum Vorbild. Schon als<br />
junger Mann hatte er sich gegen<br />
die rigide Rassentrennung- und<br />
Diskriminierung in Südafrika<br />
engagiert. Seine politischen<br />
Überzeugungen bezahlte er mit<br />
27 Jahren Gefängnis. Als wohl<br />
prominentester politischer Gefangener<br />
mit Millionen Unterstützern<br />
weltweit leistete er auch aus<br />
der Haft heraus einen gewaltigen<br />
Beitrag zum politischen Wandel<br />
in seiner Heimat.<br />
Umso stärker fallen im Vergleich<br />
seine politischen Erben ab.<br />
Südafrikas seit 2009 amtierender<br />
Präsident Jacob Zuma – Protagonist<br />
zahlreicher Korruptionsskandale<br />
und bislang glücklos bei der<br />
Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />
in Südafrika – wurde während<br />
seiner Rede ausgebuht.<br />
Würdigung eines bewegten Lebens<br />
Vor einhundert Jahren wurde Willy Brandt geboren – Erinnerung an einen großen Politiker.<br />
Berlin. Hundert Jahre Willy<br />
Brandt – vielerorts wird in<br />
Deutschland in diesen Tagen an<br />
den vierten Kanzler der Bundesrepublik<br />
und charismatischen<br />
Politiker erinnert. Am<br />
18. Dezember 1913 war der Sozialdemokrat<br />
als Herbert Karl Frahm<br />
in Lübeck zur Welt gekommen.<br />
Der Name Brandt, sein politisches<br />
Markenzeichen, war auch<br />
ein Bekenntnis zu einer bewegten<br />
und sehr politischen Jugend.<br />
Denn unter eben jenem Pseudonym<br />
war Brandt, der sich 1931<br />
der Sozialistischen Arbeiterpartei<br />
angeschlossen hatte, nach der<br />
Machtübernahme der Nazis über<br />
Dänemark nach Norwegen emigriert.<br />
Von den braunen Machthabern<br />
ausgebürgert, floh er nach<br />
der deutschen Besetzung Norwegens<br />
1940 mit norwegischem<br />
Pass nach Schweden, wo er während<br />
des Zweiten Weltkrieges als<br />
Journalist arbeitete.<br />
Nach Kriegsende kehrte Brandt<br />
nach Deutschland zurück und<br />
setzte seine politische Arbeit<br />
bei der SPD fort, die ihn 19<strong>49</strong><br />
in den ersten Bundestag führte.<br />
In Berlin, der „Frontstadt“ des<br />
Kalten Krieges, wurde er 1957<br />
Regierender Bürgermeister. Das<br />
Chruschtschow-Ultimatum von<br />
1958, mit dem die Sowjetunion<br />
einen Abzug der Westalliierten<br />
forderte, und der Mauerbau<br />
1961 waren für Brandt die ersten<br />
großen Bewährungsproben.<br />
Sein leidenschaftliches Eintreten<br />
für die Selbstbestimmung Berlins<br />
machte Brandt bundesweit<br />
zu einer politischen Figur. Nach<br />
zwei Niederlagen als Kanzlerkandidat<br />
führte er 1966 als Vorsitzender<br />
die SPD zum ersten Mal<br />
in bundesdeutsche Regierungsverantwortung.<br />
Drei Jahre später wurde Brandt<br />
von der sozialliberalen Koalition<br />
zum ersten sozialdemokratischen<br />
Regierungschef seit 1930 gewählt.<br />
Foto: imago<br />
Seine Ostpolitik unter der Formel<br />
„Wandel durch Annäherung“<br />
führte zu heftigen Verwerfungen.<br />
Namentlich bei der Opposition,<br />
stießen die Ost-Verträge<br />
mit der Sowjetunion, Polen und<br />
der Tschechoslowakei sowie der<br />
Grundlagenvertrag mit der DDR<br />
auf massiven Widerstand.<br />
Ins kollektive Gedächtnis eingegraben<br />
haben sich Bilder, die<br />
der Brandt‘schen Ostpolitik Ausdruck<br />
verliehen: Der Kniefall des<br />
Kanzlers 1970 vor dem Mahnmal<br />
für die Opfer des Aufstandes im<br />
Warschauer Ghetto. Als Vertreter<br />
des „anderen Deutschlands“<br />
tat er Abbitte für die Gräueltaten<br />
der Deutschen. 1971 erhielt er für<br />
seine Außenpolitik den Friedensnobelpreis.<br />
Nachdem sein enger Mitarbeiters<br />
Günter Guillaume 1974 als<br />
DDR-Spion enttarnt worden war,<br />
trat Brandt als Kanzler zurück.<br />
Doch der Politik blieb er bis zu<br />
seinem Tod 1992 als kritischer<br />
Geist und moralische Instanz eng<br />
verbunden. (rac/mat)<br />
Foto: imago
16. Dezember 2013 einsatz <strong>aktuell</strong> 5<br />
Eingreifreserve für den Norden<br />
Die Northern Reaction Unit (NRU) ist der letzte deutsche infanteristische Verband im Norden Afghanistans.<br />
„Leben im Felde“: Der einsatzverband nord sicherte den Rücktransport nach Mazar-e sharif.<br />
von Robert Lehmann<br />
Mazar-e sharif. Ihre Aufgabe<br />
ist eine ganz spezielle: Seit<br />
der Übergabe von Kunduz an<br />
die afghanischen Sicherheitskräfte<br />
gibt es im gesamten Norden<br />
von Afghanistan nur noch<br />
einen infanteristischen Verband<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>. Das Ende der<br />
ISAF-Mission im nächsten Jahr<br />
zeigt sich auch in der Truppenstärke<br />
vor Ort.<br />
Das Camp Marmal, größtes<br />
Feldlager der <strong>Bundeswehr</strong> in<br />
Afghanistan, liegt mitten im Zentrum<br />
des Nordens. Hier befindet<br />
sich für sechs Monate die Heimat<br />
des letzten deutschen Gefechtsverbandes.<br />
Der als Einsatzverband<br />
Nord oder im ISAF-Sprachgebrauch<br />
auch als Northern<br />
Reaction Unit (NRU) bezeichnete<br />
Verband ist eine schnelle<br />
Eingreiftruppe für den gesamten<br />
Norden. Diese hat vorrangig<br />
den Auftrag, die afghanischen<br />
Sicherheitskräfte zu unterstützen.<br />
Zusätzlich steht die NRU dem<br />
Kommandeur des Regionalkommandos<br />
Nord als Reserve zur Verfügung.<br />
„Wir sind sozusagen die ISAF-<br />
Feuerwehr für den Norden“, sagt<br />
Oberstleutnant Peter K., Kommandeur<br />
der schnellen Eingreiftruppe.<br />
„Als ungebundene Reserve<br />
sind wir mit keiner Raumverantwortung<br />
versehen und haben auch<br />
keine Aufträge, die uns dauerhaft<br />
binden. Wir stehen bereit, relativ<br />
kurzfristig andere ISAF-Truppenteile<br />
oder auch afghanische Sicherheitskräfte<br />
zu unterstützen oder<br />
Schwerpunkte zu bilden.“<br />
Der Heeresbergführer kommt,<br />
wie die meisten seiner Soldaten,<br />
<strong>vom</strong> Gebirgsjägerbataillon 232<br />
aus Bischofswiesen. Ergänzt werden<br />
sie durch Gebirgspioniere aus<br />
Ingolstadt, Gebirgsaufklärer aus<br />
Füssen und Panzergrenadiere aus<br />
Regen. Seit Juli 2013 sind die rund<br />
500 Soldaten in Afghanistan im<br />
Einsatz. „Wir haben die klassische<br />
Gliederung eines Gefechtsverbandes“,<br />
erzählt der 43-Jährige.<br />
Foto: Roman Heinrichs/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Diese bestehe aus einer Stabs- und<br />
Versorgungs-, einer Aufklärungsund<br />
einer verminderten Pionierkompanie<br />
sowie zwei Infanteriekompanien.<br />
Angelehnt ist der<br />
Verband an die ehemalige Quick<br />
Reaction Force (QRF), die von<br />
2008 bis 2010 im Norden Afghanistans<br />
im Einsatz war. „Man hat<br />
das QRF-Modell wieder aufgenommen<br />
und an die jetzigen Erfordernisse<br />
angepasst“ sagt K.<br />
Ausgerüstet ist die schnelle<br />
Eingreiftruppe wie ein gewöhnlicher<br />
Infanterieverband mit<br />
gepanzerten Radfahrzeugen,<br />
Aufklärungs- und Pioniermitteln.<br />
Einen Unterschied gibt es<br />
allerdings doch: „Wir sind der<br />
erste Verband, der das erweiterte<br />
System des Infanteristen<br />
der Zukunft – „Gladius“ – in<br />
den Einsatz gebracht hat und<br />
nun erprobt“, erklärt der Kommandeur<br />
nicht ohne Stolz. „Wir<br />
schauen, was funktioniert und<br />
wo noch nachgesteuert werden<br />
muss. Das entsprechende<br />
Feedback geben wir dann nach<br />
Deutschland.“ Diese Aufgabe sei<br />
für alle seine Soldaten „etwas<br />
Besonderes“, betont der Oberstleutnant.<br />
Die tägliche Arbeit der<br />
Soldaten stand in den vergangen<br />
Monaten ganz im Zeichen der<br />
Rückverlegung von unzähligen<br />
Fahrzeugen, Containern oder<br />
anderem Material aus Kunduz.<br />
Die NRU sicherte dabei den<br />
Rückbau und Rücktransport<br />
innerhalb Afghanistans ab. „Die<br />
ersten drei Monate haben wir im<br />
Prinzip nur Kunduz unterstützt.<br />
Wir haben die Routen gesichert,<br />
während die Konvois durchgefahren<br />
sind“, erzählt der Gebirgsjäger.<br />
„In dieser Phase haben wir<br />
auch sehr viel Zeit draußen verbracht.“<br />
Und das bedeutete, dass<br />
die Frauen und Männer regelmäßig<br />
für mehrere Tage das Feldlager<br />
in Mazar-e Sharif gegen<br />
ein Feldbett unter freiem Himmel<br />
– ohne feste Sanitäreinrichtungen–<br />
sowie Feldverpflegung<br />
in Form von Einmannpackungen<br />
(EPA) eintauschen mussten. Das<br />
alles bei zum Teil sehr unterschiedlichen<br />
Witterungsverhältnissen<br />
in der kargen Sand- und<br />
Felssteppe Afghanistans oder in<br />
den grünen Tälern entlang der<br />
Flussläufe.<br />
Doch all diese Besonderheiten<br />
des gefährlichen Dienstes sind<br />
für die meisten Soldaten der<br />
NRU kein Neuland. Rund die<br />
Hälfte des Verbandes hat bereits<br />
Einsatzerfahrung in Afghanistan<br />
gesammelt. Viele Ortschaften<br />
und Bereiche wie Kunduz, der<br />
OP-North oder der Salang-Pass<br />
sind dabei aus vorangegangenen<br />
Einsätzen wohlbekannt.<br />
Seit November ist der Verband<br />
nun mit dem Gros seiner Soldaten<br />
rund um Mazar-e Sharif eingesetzt.<br />
Doch auch hier haben<br />
die Gebirgsjäger noch viel zu<br />
tun. „Als Reserve haben wir hier<br />
Aufträge, die auf Anhieb wenig<br />
spannend klingen“, gibt der<br />
Kommandeur zu. Doch was in<br />
den nächsten Monaten auf seine<br />
Soldaten und ihn zukommt, ist<br />
noch nicht absehbar. „Wir haben<br />
hier einen Gegner, der immer für<br />
eine Überraschung gut ist“, sagt<br />
der Heeresbergführer. Doch egal<br />
welche Aufträge die Schnelle<br />
Eingreiftruppe bekommt: „Den<br />
an uns gestellten Auftrag erfüllen<br />
wir.“<br />
solidarität im einsatz bekundet:<br />
Der stellvertretende Bundesvorsitzende<br />
des Deutschen<br />
<strong>Bundeswehr</strong>Verbandes, Hauptmann<br />
andreas steinmetz (l.), hat<br />
kürzlich die einsatzkontingente<br />
UniFiL und „atalanta“ besucht.<br />
zusammen mit dem Parlamentarischen<br />
staatssekretär thomas<br />
Kossendey (2.v.r.) sowie<br />
dem Bundestagsabgeordneten<br />
Hans-Werner Kammer (M.) übergab<br />
steinmetz im Hafen von Beirut<br />
das Gelbe Band der Verbundenheit<br />
an den deutschen Kontingentführer<br />
(CtG) UniFiL, Fregattenkapitän<br />
arne Krüger (r.).<br />
Das Band war von vielen Bundestagsabgeordneten<br />
unterzeichnet<br />
worden, die damit ihren<br />
Dank und ihre guten Wünsche<br />
für die soldaten im einsatz ausdrücken<br />
wollen. ein weiteres<br />
Band ging an den CtG der<br />
„atalanta“-Mission. (tsh)<br />
Foto:<br />
Foto: Vennemann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Für den Einsatz...<br />
• wurde ein Vertrag geschlossen,<br />
um Systeme für den<br />
Bereich der Personeneingangskontrollen<br />
in Feldlagern<br />
zu beschaffen. Das System<br />
ermöglicht die abstandsfähige<br />
Detektion von Waffen,<br />
Sprengstoffen und Zündvorrichtungen,<br />
ohne dass dabei<br />
das eigene Kontrollpersonal<br />
gefährdet wird.. Das System<br />
soll bereits Mitte kommenden<br />
Jahres einsatzbereit sein. (af)<br />
Foto: Bertram/<strong>Bundeswehr</strong>
<strong>aktuell</strong> Grüsse aus der heimat <strong>aktuell</strong><br />
Lieber Florian,<br />
wir wünschen dir und deinen Kameraden ein<br />
frohes Weihnachtsfest und einen Guten rutsch<br />
ins Neue Jahr! Wir vermissen dich, denken an<br />
dich und haben dich alle lieb!<br />
Liebe Grüße deine Familie<br />
hallo ronny,<br />
wir vermissen<br />
dich gaaaaaanz<br />
schrecklich und<br />
denken sehr oft<br />
an dich! Nicht<br />
mehr lang und<br />
du bist wieder<br />
daheim! ;-)))<br />
Frohe Weihnachten<br />
süßer! deine<br />
stolze Ladenbesitzerin<br />
wartet<br />
sehnsüchtig auf<br />
dich! Grüße von<br />
aLLeN deinen<br />
Lieben!!!<br />
iLd...über alles<br />
:-* dein Frauchen<br />
Ohne schatzi ist alles doof ,<br />
adventskerzen doof,<br />
Glühwein doof,<br />
Weihnachtsbaum doof,<br />
Lebkuchen doof,<br />
silvester doof,<br />
trotzdem wünsche ich dir<br />
besinnliche Weihnachts tage<br />
und einen guten rutsch<br />
– auch <strong>vom</strong> rest meiner<br />
Bande,<br />
silvia<br />
dir lieber marius,<br />
Frohe Weihnachten, alles Liebe und Gute sowie<br />
einen guten rutsch ins Neue Jahr wünschen dir<br />
deine 3 ittendorfer und tine<br />
hallo matthäus,<br />
für die Weihnachtszeit<br />
und den Jahreswechsel<br />
wünschen wir dir<br />
alles Gute. Vor allem<br />
dir und deinen Kameraden<br />
Gottes schutz<br />
und segen.<br />
mittlerweile ist in Zinzenzell mit eis und schnee<br />
der Winter eingezogen. Jetzt kommt die staade<br />
Zeit hinter dem warmen Ofen bei einer tasse<br />
Kaffee.<br />
Liebe Grüße von deiner Familie<br />
Frohe Weihnachten<br />
und ein glückliches Jahr 2014<br />
hohoho... lieber Paddy, wir wünschen dir<br />
Frohe Weihnachten und einen guten rutsch ins<br />
Neue Jahr. Wir freuen uns, dich im Januar<br />
wieder bei uns zu haben...<br />
deine Keule, schwesterherz, Papa und Bille<br />
Lieber Fabian,<br />
wenn du auch Kilometer-mäßig ganz weit weg bist, so<br />
bist du uns doch emotional immer ganz nah. Wir freuen<br />
uns auf deine heimkehr, bleibe gesund und alles Liebe!<br />
es sind in Gedanken immer bei dir,<br />
deine dani, Johanna, Paulina und<br />
deine eltern<br />
angehörige sowie das team des Familienbetreuungszentrums Kempten wünschen unseren einsatzsoldaten<br />
eine besinnliche Weihnachtszeit und eine gesunde heimkehr.<br />
Gestaltung: Pfaender/<strong>aktuell</strong>
<strong>aktuell</strong> Grüsse aus der heimat <strong>aktuell</strong><br />
einer geht und einer kommt zurück.<br />
Wir alle denken an euch und wünschen dir, lieber sepp, ein<br />
frohes Fest im Kreise deiner Kameraden und dir, lieber max,<br />
dass du bald gesund wieder bei uns bist. auf alle Fälle sehen<br />
wir uns zum nächsten Osterfest alle wieder! Passt auf euch auf!<br />
Liebe Janine,<br />
wir grüßen dich alle ganz lieb aus der heimat.<br />
Verlebe trotzdem schöne Feiertage in der Ferne,<br />
ich muss ja auch alle tage arbeiten,<br />
wir feiern später Weihnachten.<br />
deine mutti, Flori, deine Brüder, manuela, Wibke<br />
und deine fünf nervigen Nichten wünschen dir<br />
alles Gute.<br />
Frohe Weihnachten<br />
und ein glückliches Jahr 2014<br />
Liebster Papa, liebster schatz,<br />
am Weihnachtstisch ist leer dein Platz.<br />
Wir vermissen dich so sehr -<br />
bitte Christkind bring ihn her!<br />
Wir flüstern zu den sternen sacht,<br />
Papa hab `ne schöne Weihnacht!<br />
im mond seh`n wir dann dein Gesicht,<br />
Papa, ja wir lieben dich!<br />
Von Neo, rio und dani<br />
Frohe Weihnachten klingt es leise<br />
und ein stern geht auf die reise.<br />
Leuchtet hell <strong>vom</strong> himmelszelt<br />
und wünscht eine angenehme Zeit.<br />
Wir denken an dich und freuen uns,<br />
wenn du wieder zu hause bist.<br />
hdL rondi,tina und Luki<br />
hallo mein schatz. heute möchte ich dir auf<br />
diesem Weg sagen, dass du für mich der tollste<br />
mann der Welt bist. mein Freund, mein soldat,<br />
mein held. ich liebe dich und freue mich auf<br />
unsere gemeinsame Zeit nach dem einsatz.<br />
P.s.: ... mohnplätzchen ;-)<br />
Lieber marco,<br />
wir wünschen dir frohe Weihnachten<br />
und hoffen, dass du dich über unser<br />
kleines Päckchen freust. Wir denken<br />
an dich.<br />
deine schwester s. & Nini.<br />
P.s.: unser Leben ist die Geschichte<br />
unserer Begegnungen.<br />
Lieber urml,<br />
Frohe Weihnachten wünscht dir deine kleine<br />
Familie. Wir können es nicht mehr abwarten,<br />
dich endlich wieder in unsere arme zu nehmen!<br />
das wäre das schönste Geschenk.<br />
deine Ninimaus & dein engelchen.<br />
P.s.: Wir haben etwas Besonderes, das uns<br />
niemand, auch nicht die entfernung und Zeit<br />
wegnehmen kann: Wir haben einander!<br />
Lieber timo,<br />
ein Weihnachtsgruß geht heimlich, still und leise<br />
wie auf Flügeln auf die weite reise. Wir hoffen, er<br />
verfliegt sich nicht, er soll dir sagen: Wir lieben<br />
dich!<br />
Viele Grüße aus der heimat von mama, stefan<br />
und monique<br />
Gestaltung: Pfaender/<strong>aktuell</strong>
<strong>aktuell</strong> Grüsse aus der heimat <strong>aktuell</strong><br />
mein held, auch wenn Cookie nicht ganz danach<br />
aussieht, wünschen wir dir eine gaaanz<br />
tolle und besinnliche Weihnachtszeit! Glück ab<br />
und bis bald, deine dich über alles liebenden<br />
schätze :-*<br />
Lieber<br />
marcel, Weihnachten ohne dich ist wie der Christbaum ohne<br />
Kugeln und der Nikolaus ohne Bart. We don‘t like it.<br />
hallo lieber Paul,<br />
wir wünschen dir<br />
eine ruhige, schöne<br />
und besinnliche Zeit,<br />
fürs neue Jahr, alles,<br />
alles Liebe und vor<br />
allem Gesundheit. im<br />
herzen bist du immer bei uns. Wir denken an<br />
dich!<br />
das wünschen dir von herzen, deine muddan,<br />
Oma rosi, schwester Lisa und alle, die dich<br />
lieb haben. Pass auf dich auf, wir lieben dich!<br />
Frohe Weihnachten und Gottes segen<br />
wünschen dir m & P, Bodo & regina,<br />
Björn & Nina, sven & Frau, uwe & marlen,<br />
Jürgen & emiza, Nachbarn sowie alle Verwandten<br />
und alle, die dich kennen!<br />
Wir lieben dich und freuen uns auf deine<br />
rückkehr im Januar.<br />
Gruß harry & Olly<br />
hallo raphael,<br />
wir wünschen dir schöne Weihnachten<br />
und einen guten rutsch<br />
ins Neue Jahr. Komm gesund<br />
zurück, wir vermissen dich. in<br />
Gedanken sind wir bei dir.<br />
Gruß von mucki, mama, Papa,<br />
madeline, Jenny und den Kids<br />
Lieber Christoph,<br />
trotz der großen entfernung warst du doch bei unserem adventstreffen anwesend.<br />
die ganze Familie vermisst dich und wünscht dir ein ruhiges und schönes Weihnachtsfest.<br />
habe stets eine gute Fahrt und bleibe gesund.<br />
es grüßen dich mutti, simon & Conny, Philipp & aileen, Krischan & elke, Nikki & Peter,<br />
Chrissy & tim, stefan & Katrin, Jenny, Bastian & Laura.<br />
mein lieber sohn Chris und bester Kumpel hansch,<br />
wir sind super stolz auf euch, haltet die Ohren steif und<br />
kommt gesund und munter wieder. auch wenn wir dieses<br />
Weihnachten nicht zusammen sein können, wir denken an<br />
euch, schicken tausend Küsse und freuen uns schon wenn<br />
ihr wieder da seid.<br />
hab euch lieb, mutti edda und martin<br />
hallo dennis, wir denken an dich und sind in Gedanken an<br />
den Festtagen bei dir. Wir lieben dich von ganzem herzen.<br />
du wirst uns sehr fehlen.<br />
dicker Kuss<br />
deine mutti, heiko, Flo Paddy und Kay.<br />
Frohe Weihnachten<br />
und ein glückliches Jahr 2014<br />
Gestaltung: Pfaender/<strong>aktuell</strong>
8 <strong>aktuell</strong> bundeswehr / einsatz 16. dezember 2013<br />
„Erfüllender Einsatz“<br />
Fregattenkapitän Kurt Leonards kehrt <strong>vom</strong> Horn von Afrika zurück und berichtet über seine Eindrücke.<br />
dschibuti. Fregattenkapitän<br />
Kurt Leonards (l.) ist Kommandant<br />
der Fregatte „Niedersachsen“<br />
und war bis Anfang des<br />
Monats der Commander Task<br />
Group (CTG) bei „Atalanta“. Im<br />
Gespräch mit <strong>aktuell</strong> informiert<br />
Leonards über seine Erfahrungen<br />
im Einsatz.<br />
Wie hat sich der Auftrag in<br />
den vergangenen Monaten am<br />
Horn von Afrika dargestellt?<br />
Unser Auftrag bestand darin,<br />
die Schiffe des Welternährungsprogrammes<br />
(WFP) zu schützen.<br />
Zusätzlich haben wir das Seegebiet<br />
aufgeklärt und sind gegen mutmaßliche<br />
Piraten vorgegangen –<br />
im wesentlichen mit Bordhubschraubern<br />
und dem Boarding-<br />
Team. Wir haben mehr als 30<br />
friendly approaches durchgeführt<br />
und mit vielen einheimischen<br />
Dhau-Besatzungen gesprochen.<br />
Dabei konnten wir viele Details<br />
über das Seegebiet gewinnen, was<br />
beim Beurteilen der Lage ausgesprochen<br />
hilfreich ist.<br />
Wie haben Sie sich mit der<br />
Besatzung auf den Einsatz vorbereitet?<br />
Es gibt eine gewisse Ausbildungsabfolge,<br />
wenn ein Schiff<br />
aus der Werft kommt, bis es einsatzfähig<br />
ist. Wir haben im März<br />
zunächst das „Basic Operational<br />
Sea Training“ in Großbritannien<br />
erfolgreich beendet. Danach<br />
haben wir in der Nordsee Situationen<br />
simuliert, die wir am Horn<br />
von Afrika beherrschen müssen.<br />
Und welche Operationen muss<br />
man beherrschen?<br />
Für Warnschüsse muss man<br />
beispielsweise gezielt daneben<br />
schießen können. Ebenfalls<br />
wichtig ist das Zusammenspiel<br />
der Boardingteams mit den<br />
Helikoptern. Auf der Fahrt nach<br />
Afrika haben wir solche Szenarien<br />
täglich geübt. Dabei geht<br />
es vorrangig darum, sich aus<br />
einer Position der Stärke fremden<br />
Fahrzeugen zu nähern und<br />
zu zeigen, dass eine Eskalation<br />
keinen Sinn hat.<br />
Wie oft mussten Sie gegen<br />
mutmaßliche Piraten vorgehen?<br />
Mutmaßliche Piraten haben<br />
wir ein einziges Mal verfolgt.<br />
Das waren Somalier, die wir<br />
in zwei Booten entdeckt hatten.<br />
Sie hatten unter anderem<br />
Kraftstoff geladen. Beim Aufklären<br />
entdeckten wir Anzeichen<br />
für Piraterie, wie zum Beispiel<br />
bestimmte Leitern, mit denen<br />
man Handelsschiffe aufentern<br />
kann. Als wir uns mit dem Hubschrauber<br />
näherten, warfen die<br />
Verdächtigen alles Material über<br />
Bord. Als wir dann das Boarding-<br />
Team im Speedboot in Marsch<br />
setzten, flüchteten die Somalier<br />
Foto: Vennemann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
mit ihren Booten an Land. Somit<br />
konnten wir sie nicht vorläufig in<br />
Gewahrsam nehmen.<br />
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />
mit der multinationalen<br />
Task Force?<br />
Der niederländische Befehlshaber<br />
der Task Force hat uns<br />
sehr gut geführt. So wussten wir<br />
immer, was unser Auftrag ist und<br />
welche Ziele zu verfolgen waren.<br />
Wie diese Ziele zu erreichen sind,<br />
war im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />
weitestgehend freigestellt.<br />
Und das ist natürlich sehr<br />
erfüllend, wenn man mit seiner<br />
Besatzung an Bord viel Handlungsfreiheit<br />
hat, um vor Ort zweckmäßige<br />
Maßnahmen ergreifen zu<br />
können.<br />
Was war das prägendste<br />
Erlebnis für Sie und für die<br />
Besatzung?<br />
Das prägendste Erlebnis auf<br />
einer so langen Seefahrt ist die<br />
Beziehung, die die Besatzung<br />
zueinander bekommt. Fünf<br />
Monate mit 220 Mann auf einem<br />
Kriegsschiff: Das funktioniert nur<br />
mit Toleranz, mit gegenseitigem<br />
Respekt und Selbstdisziplin. Wenn<br />
alles klappt, wächst der Zusammenhalt<br />
in sehr großem Maße.<br />
Dies zu erleben, ist ein hohes Gut.<br />
Was kommt nach dem Einsatz?<br />
Die „Niedersachsen“ läuft kurz<br />
vor Weihnachten wieder in der<br />
Heimat ein. Im kommenden Jahr<br />
werden wir unseren Einsatz –<br />
auch in psychologischer Hinsicht<br />
– nachbereiten. Dann nehmen wir<br />
im ersten Halbjahr an einem traditionsreichen<br />
britischen Zeremoniell<br />
teil: An der Tower Bridge in<br />
London werden wir längsseits des<br />
ehemaligen Kriegsschiffes „HMS<br />
Belfast“ festmachen – eine große<br />
Ehre. Im zweiten Halbjahr sind<br />
wir dann Teil einer internationalen<br />
Einsatzgruppe der NATO.<br />
Das kommende Jahr wird das<br />
letzte der „Niedersachsen“ sein.<br />
Nach 32 Jahren geht damit die<br />
Zeit dieses Schiffes zu Ende.<br />
Welche zentrale Botschaft<br />
haben Sie für die <strong>aktuell</strong>-Leser?<br />
Der Einsatz war erfüllend,<br />
nicht nur weil die Schiffe des<br />
WFP ihre Bestimmungsorte<br />
sicher erreichten, sondern auch<br />
weil uns die einheimischen Händler<br />
und Fischer jeden Tag versichert<br />
haben, dass sie durch unsere<br />
Anwesenheit in Frieden fischen<br />
und Handel betreiben können.<br />
Die Fragen stellte<br />
Torsten Sandfuchs-Hartwig.<br />
Rekordergebnis bei<br />
Spendenkonzert<br />
Sie machen den Weg frei<br />
Pioniere trainieren im Gefechtsübungszentrum das Fördern der Bewegung eigener Truppen.<br />
bonn. Blechbläserensemble,<br />
Klarinettenchor und „Winter-<br />
Feelings“ haben vergangene<br />
Woche die Besucher der Bonner<br />
Kreuzkirche verzaubert. Zu<br />
den mehr als 500 Gästen zählte<br />
neben Schirmherr General Volker<br />
Wieker, Generalinspekteur<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, unter anderem<br />
auch Staatssekretär Rüdiger<br />
Wolf. Das Musikkorps aus Siegburg<br />
bot unter der Leitung von<br />
Oberstleutnant Christoph Scheibling<br />
ein eindrucksvolles Zeugnis<br />
ihres Könnens und begeisterte<br />
mit breitem Repertoire –<br />
von getragen, feierlich, bis jazzig.<br />
Am Ende konnte ein Rekordspendenergebnis<br />
von rund 11 000<br />
Euro verzeichnet werden, für das<br />
sich Michael Piekatz, Schatzmeister<br />
des Soldatenhilfswerks,<br />
im Namen aller in Not Geratenen<br />
bedankte.<br />
(eb)<br />
Foto: Neuhaus-Fischer/BMVg<br />
von Tom Kindervater<br />
Letzlingen. Eine etwas andere<br />
Aufgabe haben vor kurzem die<br />
Soldaten der 4. Kompanie des<br />
Panzerpionierbataillons 803 aus<br />
Havelberg erfüllt. Während der<br />
Brigadeübung „Haffschild II“ im<br />
Gefechtsübungszentrum des Heeres<br />
(GÜZ) in der Letzlinger Heide<br />
bewiesen sie ihr Können, abseits<br />
des normalen Gefechtsdiensts:<br />
Während die anderen Bataillone<br />
der Panzergrenadierbrigade 41<br />
„Vorpommern“ noch auf dem<br />
Truppenübungsplatz Munster<br />
voll im Schießbetrieb steckten,<br />
erfüllte die Pioniermaschinenkompanie<br />
ihren speziellen Auftrag:<br />
das Fördern der Bewegungen<br />
eigener Truppen durch den<br />
Einsatz von Pioniermaschinen.<br />
Zunächst musste eine Zufahrt<br />
zu einem geplanten Checkpoint<br />
errichtet und das Gelände für die<br />
Baumaßnahmen vorbereitet werden.<br />
Die in drei Bauabschnitte aufgeteilte<br />
Baustelle forderte die Pioniere<br />
in all ihren Fähigkeiten. Zur<br />
Vorbereitung mussten Erdwälle<br />
abgetragen werden. Hier kam es<br />
Koordiniertes zusammenspiel: Grundvoraussetzung für die arbeiten<br />
der Pioniermaschinenkompanie.<br />
auf das Können der Radlader- und<br />
LKW-Besatzungen an. Denn im<br />
so genannten Behelfsstraßenbau<br />
ist es wichtig, das Zusammenspiel<br />
von mehreren Maschinen wie<br />
Bagger- und Planierraupen sowie<br />
Walzen zu koordinieren. Die eingeteilten<br />
Führer schulten sich in<br />
der Baustellenorganisation und<br />
sammelten Erfahrungen – eine<br />
wichtige Grundlage für Baumaßnahmen<br />
in Einsatzländern.<br />
In einem weiteren Bauabschnitt<br />
wurde eine 600 Meter<br />
lange Schotterstraße neu errichtet.<br />
Dazu musste zuerst der vorhandene<br />
Feldweg mit Bagger und<br />
Raupe vorbereitet werden. Nach<br />
der Verdichtung des Untergrundes<br />
wurden mit einem Erdhobel und<br />
einer lasergestützten Raupe zwei<br />
Lagen Schotter mit einer Schichtdicke<br />
von jeweils 20 Zentimetern<br />
aufgebracht.<br />
Der letzte Übungsteil verlangte<br />
viel Fingerspitzengefühl<br />
und Flexibilität von den Pionieren.<br />
Ein Erdwall mit einem<br />
Foto: Heer/Tom Kindervater<br />
Volumen von rund 2300 Kubikmetern,<br />
das entspricht ungefähr<br />
dem Inhalt von 600 PKW, sollte<br />
abgetragen werden. Die noch<br />
aus der sowjetischen Nutzungszeit<br />
stammende Anlage barg die<br />
eine oder andere Überraschung<br />
in sich. So stießen die Gerätebediener<br />
nicht nur auf alte Fundamente<br />
von Beleuchtungsanlagen,<br />
aufgrund des sandigen Bodens<br />
fuhren sich einige Kipper immer<br />
wieder fest und mussten befreit<br />
werden.<br />
Mit den durchgeführten Baumaßnahmen<br />
wurde zugleich der<br />
Spatenstich für die Checkpoint-<br />
Anlage durchgeführt, auf welcher<br />
2015 mit der Kontingentausbildung<br />
für Einsatztruppenteile<br />
begonnen werden soll. Dann<br />
können kommende Einsatzausbildungen<br />
schnell den künftigen<br />
Erfordernissen angepasst<br />
werden.<br />
Tatkräftig unterstützt wurden<br />
die Havelberger Pioniere durch<br />
Personal und Material des <strong>Bundeswehr</strong>dienstleistungszentrums<br />
Letzlingen und der Pionierkompanie<br />
951 aus Viereck.
16. Dezember 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte <strong>aktuell</strong> 9<br />
Große Ratsversammlung<br />
Vor zehn Jahren beschließt die Loya Jirga die erste afghanische Verfassung nach 25 Jahren Krieg.<br />
Schuhe von Toten<br />
von Bernhard Chiari, Zentrum<br />
für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften<br />
der <strong>Bundeswehr</strong><br />
geschichte. Die Konferenz auf<br />
dem Petersberg bei Bonn hatte<br />
2001 den Fahrplan der Internationalen<br />
Gemeinschaft für die<br />
Schaffung eines demokratisch<br />
legitimierten Gemeinwesens in<br />
Afghanistan festgeschrieben.<br />
Beim Aufbau von Staat und Verfassung<br />
griff man auf das Instrument<br />
der „Loya Jirga“ (wörtlich:<br />
Große Ratsversammlung) zurück,<br />
integraler Bestandteil der politischen<br />
Kultur Afghanistans. Im<br />
20. Jahrhundert war die Loya<br />
Jirga zu einem Forum institutionalisiert<br />
worden, mit dem afghanische<br />
Herrscher anlassbezogen<br />
Entscheidungen und Vorhaben<br />
vorbereiteten, durchsetzten und<br />
kommunizierten. Auch nach dem<br />
Ende des Taliban-Regimes schienen<br />
Loya Jirgas gute Aussichten<br />
zu bieten, Staat und Verfassung<br />
innerhalb der Bevölkerung zu<br />
legitimieren. Seit 1992, als die<br />
nationalkommunistische Führung<br />
unter Mohammed Najibullah<br />
stürzte, waren in Afghanistan<br />
keine derartigen Versammlungen<br />
mehr einberufen worden.<br />
Im Juni 2002 kam eine „Emergency<br />
Loya Jirga“ zusammen.<br />
Sie tagte erstmals nicht mehr<br />
unter Vorsitz eines Königs, Präsidenten<br />
oder Parteichefs, sondern<br />
unter Leitung eines unabhängigen<br />
Präsidiums mit einem<br />
gewählten Vorsitzenden. Der<br />
Loya Jirga fiel die Aufgabe zu,<br />
sich bis zum Abschluss regulärer<br />
Wahlen auf einen Übergangspräsidenten<br />
zu einigen. Bis zur<br />
Verabschiedung einer Verfassung<br />
hatte sie außerdem über die<br />
Gestalt einer Interimsverwaltung<br />
zu entscheiden. 1451 männliche<br />
und weibliche Delegierte, darunter<br />
1051 gewählte Abgeordnete<br />
sowie Vertreter der Übergangsverwaltung,<br />
der Geistlichkeit und<br />
gesellschaftlicher Institutionen,<br />
bestimmten in geheimer Wahl<br />
Hamid Karzai zum neuen Staatsoberhaupt.<br />
loya Jirga: Präsident hamid Karzai (M.) spricht vor der großen ratsversammlung in Kabul.<br />
Gemeinsam mit der „Emergency<br />
Loya Jirga“ wurde die<br />
Verfassungs-Loya Jirga geplant,<br />
die den zweiten wesentlichen<br />
Abschnitt des Bonn-Prozesses<br />
abschließen sollte. Im Oktober<br />
2002 begann eine neunköpfige<br />
Kommission unter Leitung des<br />
afghanischen Vizepräsidenten<br />
Nimatullah Shahrani mit der<br />
Arbeit an einem Verfassungstext.<br />
Bis in den Spätsommer 2003 wurden<br />
erste Entwürfe – ein Novum<br />
in der afghanischen Geschichte –<br />
öffentlich zur Diskussion gestellt.<br />
Präsident Karzai kündigte am 15.<br />
Juli die Zusammenkunft einer<br />
Loya Jirga für Ende 2003 an.<br />
Als Versammlungsort diente<br />
ein Zelt auf dem Gelände des<br />
Polytechnikums in Kabul. Einladungen<br />
gingen an 502 Delegierte<br />
aus ganz Afghanistan.<br />
344 im November und Dezember<br />
gewählte Abgeordnete aus<br />
den Provinzen machten die größte<br />
Gruppe aus, gefolgt von Vertretern<br />
gesellschaftlich relevanter<br />
Gruppen sowie aus Regierung<br />
und Staat. Arbeitsgruppen vor<br />
Ort fiel die Aufgabe zu, verschiedene<br />
Abschnitte der Verfassung<br />
im Detail zu beraten. Ein Vermittlungskomitee<br />
hatte Änderungsanträge<br />
in den Verfassungstext<br />
einzuarbeiten, der dann in der<br />
Hauptversammlung beraten werden<br />
sollte.<br />
Am 14. Dezember 2003 begann<br />
die Konferenz mit einem symbolischen<br />
Akt: Zahir Shah, Ex-<br />
König und „Vater der Nation“,<br />
sprach zu den Delegierten. Neben<br />
Karzai trat auch der Leiter der<br />
Verfassungskommission Shahrani<br />
auf. Die Abgeordneten benötigten<br />
einige Tage, um sich auf<br />
einen Vorsitzenden und über Einzelheiten<br />
des Abstimmungsverfahrens<br />
zu einigen. Diskussionen<br />
gab es auch über die Zusammensetzung<br />
der Arbeitsgruppen. So<br />
wurde der Vorwurf laut, diese<br />
spiegelten die ethnischen Verhältnisse<br />
in der Bevölkerung nicht<br />
ausreichend wider. Dass in den<br />
Komitees Warlords vertreten<br />
waren, die Delegierte einschüchterten<br />
und zu einem bestimmten<br />
Abstimmungsverhalten zu bewegen<br />
suchten, bildete einen weiteren<br />
Stein des Anstoßes.<br />
Die Arbeitsgruppen legten am<br />
21. Dezember, dem achten Tag<br />
der Loya Jirga, ihre Ergebnisse<br />
vor. Am 29. Dezember übermittelte<br />
das Vermittlungskomitee<br />
den Delegierten einen gedruckten<br />
Verfassungsentwurf in Dari<br />
und Paschtu, um diesen abschließend<br />
beraten zu lassen.<br />
Am 22. Tag der Versammlung<br />
billigte die Loya Jirga die neue<br />
Verfassung Afghanistans: Der<br />
Konvent tat dies nicht auf dem<br />
Wege einer geheimen Abstimmung.<br />
Der Vorsitzende der Loya<br />
Jirga Sibghatullah Mojaddedi,<br />
1979 Gründer der Nationalen Rettungsfront<br />
Afghanistans und nach<br />
dem Fall Najibullahs 1992 zwei<br />
Monate lang afghanischer Präsident,<br />
bat die Abgeordneten vielmehr,<br />
sich im Fall ihrer Zustimmung<br />
von ihren Plätzen zu erheben.<br />
Tatsächlich standen alle Delegierten<br />
auf und verabschiedeten so<br />
die Verfassung durch einen öffentlich<br />
zur Schau gestellten Konsens.<br />
Einige Tage später unterzeichnete<br />
Präsident Karzai die erste Verfassung<br />
Afghanistans nach 25 Jahren<br />
Krieg und Bürgerkrieg.<br />
Buch. D a s fünf Prozent eigene Migrationserfahrungen die <strong>Bundeswehr</strong> bezüglich des Verhältnisses<br />
Thema Migra- aufweisen, also nicht in Deutschland gebo- von Migration und Integration unternimmt,<br />
tion ist gesell- ren wurden. Und deren Eintritt in die Streit- welche Selbstdarstellungen, Entscheidungen<br />
schaftspolitisch kräfte setzt nicht nur eine hohe Integrations- und Maßnahmen existieren und was daraus<br />
hoch<strong>aktuell</strong>. bereitschaft voraus, sondern drückt auch aus, zu folgern ist. Der Bericht gibt die Ergeb-<br />
Auch die Bun- dass sich diese Soldaten in besonderer Form nisse dieses Projektes wieder. (miv)<br />
deswehr setzt<br />
mit Deutschland identifizieren. Im deutschen<br />
sich mit diesem Gesamtbevölkerungsschnitt weisen übrigens Cornelia Fedtke, Kai-Uwe Hellmann, Jan<br />
Thema ausein- weniger als zehn Prozent einen Migrations- Hörmann: „Migration und Militär – Zur<br />
ander. Etwa hintergrund auf. Integration deutscher Soldaten mit Migratizwölf<br />
Prozent Gegenstand eines Forschungsprojektes mit onshintergrund in der <strong>Bundeswehr</strong>“. Milesder<br />
Soldaten in den deutschen Streitkräften Studierenden an der Helmut-Schmidt-Uni- Verlag. Berlin 2013. 164 S. 16,80 Euro.<br />
besitzt einen Migrationshintergrund, wovon versität in Hamburg war zu untersuchen, was ISBN 978-3937885728.<br />
Foto: dpa/pa<br />
Ausstellung. Bald ist Heilige<br />
Nacht. Die Menschen bereiten<br />
sich emsig auf die Festtage vor,<br />
schmücken die Wohnungen, kaufen<br />
Geschenke. Bruno Gimpel<br />
(Foto) bekommt Post: „Rundschreiben<br />
über Zwangsabgaben“.<br />
Gimpel ist gebürtig aus<br />
Rostock, diente im Ersten Weltkrieg,<br />
ist verheiratet mit Irene,<br />
einer Musiklehrerin. Er lebt und<br />
arbeitet seit einigen Jahren im<br />
beschaulichen Dresden, als Maler<br />
und Graphiker.<br />
Doch Gimpel ist auch ein Deutscher<br />
jüdischen Glaubens. Seit<br />
einigen Jahren hat sich daher<br />
sein Leben schleichend verändert.<br />
1933 schloss ihn sein Künstlerverein<br />
aus, 1935 verhängte die<br />
Reichskulturkammer über ihn<br />
ein Berufsverbot. Seit 1938 war<br />
er mehrfach verhaftet und eingesperrt<br />
worden, musste zwangsarbeiten.<br />
Nun, kurz vor Weihnachten<br />
1941, befiehlt die Kreisleitung<br />
der NSDAP Dresden, dass die<br />
Pelz- und Wollbekleidung sowie<br />
Felle und Decken innerhalb eines<br />
Tages entschädigungslos abzugeben<br />
sind. Opfer dieser Zwangsabgabe<br />
sind alle Bürger der Stadt<br />
Dresden, die „zum Tragen des<br />
Kennzeichens verpflichtet“ sind.<br />
Das Kennzeichen ist der „Judenstern“.<br />
Es ist Weihnachtszeit und es<br />
wird eiskalt in Deutschland. In den<br />
nächsten Wochen werden 70 Frosttage<br />
gemessen. Im Juni 1942 werden<br />
Gimpel und den übrigen Juden<br />
in Dresden dann auch noch sämtliche<br />
Haushaltsgegenstände wie<br />
Heizöfen, Kochtöpfe und Kochplatten<br />
weggenommen. Als Gimpel<br />
die Zwangseinweisung in ein<br />
Judenhaus – eine Art Ghetto –<br />
droht, macht er am 28. April 1943<br />
der Pein selbst ein Ende. Er nimmt<br />
er sich in seiner Wohnung in der<br />
Deutsche-Kaiser-Allee 10 in Dresden-Blasewitz<br />
das Leben. (age)<br />
Die Geschichte von Bruno Gimpel<br />
und anderen jüdischen Deutschen<br />
erzählt ab dem 24. Januar 2014 die<br />
Sonderausstellung „Schuhe von<br />
Toten – Dresden und die Shoah“<br />
im Militärhistorischen Museum<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> in Dresden.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.mhmbw.de.<br />
Foto: Ahlers/Deutsches Historisches Museum, Berlin
10 <strong>aktuell</strong> sport 16. Dezember 2013<br />
Deutsche Snowboarder im Team vorn<br />
Hauptgefreiter Paul Berg und Stabsunteroffizier Konstantin Schad überzeugen im Snowboard-Cross in Montafon.<br />
teamwettbewerb: Hier kommt es auf jede sekunde an.<br />
Montafon. Hauptgefreiter Paul<br />
Berg und Stabsunteroffizier (FA)<br />
Konstantin Schad haben beim<br />
Snowboard-Weltcup im österreichischen<br />
Montafon nicht nur<br />
für den ersten deutschen Podestplatz<br />
in einem Team Snowboard<br />
Cross-Rennen gesorgt. Die beiden<br />
Sportsaldoaten durften am vorvergangenen<br />
Wochenende nach<br />
einer famosen Fahrt auch den<br />
Sieg feiern. Damit führt das Team<br />
Gut kombiniert<br />
Nordische Kombination. Stabsunteroffizier<br />
(FA) Eric Frenzel<br />
hat am vorvergangenen Sonntag<br />
seinen zweiten Saisonsieg in der<br />
Nordischen Kombination errungen.<br />
Nach nur einem Tag eroberte<br />
der Weltmeister das Gelbe Trikot<br />
des Weltcup-Führenden <strong>vom</strong><br />
Franzosen Jason Lamy Chappuis<br />
zurück. „Das war eine Demonstration<br />
– sowohl auf der Schanze<br />
als auch in der Loipe“, sagte Bundestrainer<br />
Hermann Weinbuch.<br />
Frenzel war am Samstag zuvor<br />
schon von Platz 43 auf Rang zehn<br />
nach vorn gestürmt. (ze)<br />
Genau im Ziel<br />
Fallschirmspringen. Oberfeldwebel<br />
Elischa Weber hat für den<br />
größten Erfolg der deutschen Fallschirmsportler<br />
bei den 4. Dubai<br />
International Parachute Championships<br />
gesorgt. Der 24-jährige<br />
Sportsoldat sicherte sich in der<br />
Juniorenwertung im Zielspringen<br />
die Silbermedaille. (sid)<br />
Deutschland 1 nun auch die erstmals<br />
eingeführte Team Weltcup-<br />
Wertung an. Das Duo von Snowboard<br />
Germany machte damit das<br />
ernüchternde Abschneiden <strong>vom</strong><br />
Vortag vergessen und kann mit<br />
gesteigertem Selbstvertrauen das<br />
nächste Weltcup-Rennen in Lake<br />
Louise in Kanada gehen.<br />
Nach einem souveränen ersten<br />
Viertelfinallauf mussten<br />
Berg und Schad im Halbfinale<br />
Fotos: Imago (2)<br />
Gute Leistung im Cross: Konstantin schad (l.) und paul Berg (r.) <strong>vom</strong> team Deutschland 1.<br />
eine Schrecksekunde überstehen.<br />
Schad hatte als Schlussläufer<br />
einen Rückstand kontinuierlich<br />
verringern können und beendete<br />
das Rennen am Ende im Fotofinish<br />
knapp auf Platz zwei. Im<br />
Finallauf selbst ließ das Duo aber<br />
nichts mehr anbrennen.<br />
Nachwuchs-Ass Berg, erstmals<br />
überhaupt in einem Weltcup-Finale,<br />
überquerte als zweiter<br />
Startfahrer die Ziellinie und<br />
ermöglichte so seinem Teamkollegen,<br />
sich am führenden Kanadier<br />
festzubeißen. Gegen Mitte<br />
des Laufes überholte Schad seinen<br />
Konkurrenten und machte am<br />
Ende souverän den historischen<br />
Coup vor den Kanadiern Kevin<br />
Hill und Jake Holden sowie Luca<br />
Matteotti und Michele Godino<br />
aus Italien perfekt. Nach dem<br />
Rennen sagte Berg, dass er sich<br />
super fühle. „Es gibt nichts Größeres,<br />
als mein erstes Finale<br />
gleich zu gewinnen. Mein Start<br />
war zwar ein wenig durchwachsen,<br />
aber ich habe glücklicherweise<br />
noch den Italiener schlucken<br />
können. Dann hat Konsti<br />
alles richtig gemacht und den<br />
Sieg nach Hause gefahren.“ Schad<br />
ergänzte: „Das war nicht leicht.<br />
Ich habe einfach voll rein gehalten.<br />
Wir waren Gestern schon so<br />
heiß und sind so bitter <strong>vom</strong> Pech<br />
bestraft worden. Das Gefühl ist<br />
der Hammer. Nach Gestern ist<br />
das eine super Genugtuung.“<br />
Beim Teambewerb öffnet sich<br />
das Startgate für den zweiten<br />
Teamfahrer, sobald der Startläufer<br />
die Ziellinie überquert hat.<br />
Gefahren wird in Vierer-Heats,<br />
wobei immer die ersten beiden<br />
Teams weiter kommen.<br />
Im Einzelwettbewerb ist den<br />
deutschen Snowboardern dagegen<br />
der Weltcup-Start misslungen.<br />
Berg belegte beim Sieg des<br />
Österreichers Markus Schairer<br />
Rang 18. Berg schied ebenso<br />
in seinem Viertelfinale aus wie<br />
Schad, der am Ende Zwanzigstter<br />
wurde.<br />
Beim zweiten Weltcup-Sieg<br />
der Tschechin Eva Samkova war<br />
Hauptgefreiter Luca Berg nach<br />
ihrem Scheitern im Viertelfinale<br />
auf Rang 24 beste Deutsche.<br />
Bei den Frauen ging der Sieg im<br />
Team Snowboard Cross-Rennen<br />
an Raffaella Brutto und Michela<br />
Moioli aus Italien vor Lindsey<br />
Jacobellis und Callan Chythlook-<br />
Sifsof aus den USA sowie Chloe<br />
Trespeuch und Nelly Moenne<br />
Loccoz aus Frankreich. Deutsche<br />
waren nicht am Start. (eb)<br />
Biathletinnen holen erstes Staffel-Gold<br />
Beim Weltcup im französischen Annecy zeigen die Athletinnen vor allem gute Schießleistungen.<br />
Annecy. Gemeinsam sind sie<br />
stark: Mit dem ersten Staffelsieg<br />
im Olympia-Winter haben die<br />
als Einzelkämpferinnen bisher<br />
noch nicht überzeugenden deutschen<br />
Biathletinnen weiter viel<br />
für ihr Selbstbewusstsein getan.<br />
Fünf Tage nach Platz zwei beim<br />
Weltcup in Hochfilzen nährten<br />
Franziska Preuß, Hauptfeldwebel<br />
Andrea Henkel, Oberfeldwebel<br />
Franziska Hildebrand und<br />
Laura Dahlmeier am vergangenen<br />
Donnerstag in Annecy-Le<br />
Grand Bornand mit einer bärenstarken<br />
Leistung die Hoffnungen<br />
auf ein Happy-End bei den Winterspielen<br />
im Februar in Sotschi.<br />
„Das war eine tolle Staffel von<br />
unseren Mädels. Alle vier haben<br />
eine tolle Leistung gezeigt. Die<br />
Stimmung und Moral im Team<br />
ist prima“, lobte Frauen-Bundestrainer<br />
Gerald Hönig im<br />
ZDF und befand: „Wir haben<br />
erstmals gezeigt, dass wir eine<br />
Weltcup-Gold: oberfeldwebel Franziska Hildebrand, Franziska<br />
preuss, Laura Dahlmeier und Hauptfeldwebel Andrea Henkel (v.l.).<br />
starke Schießmannschaft sind.“<br />
70 Tage vor dem Olympia-Rennen<br />
gewann sein Quartett auch<br />
dank der guten Treffer-Quote<br />
beim Frankreich-Weltcup über<br />
die 4x6-Kilometer in 1:06:27,8<br />
Stunden vor Hochfilzen-Sieger<br />
Ukraine und Norwegen.<br />
Die deutschen Frauen benötigten<br />
lediglich drei Nachlader<br />
und waren zudem auch in der<br />
Loipe schnell unterwegs. Zuletzt<br />
hatte eine deutsche Frauen-Staffel<br />
bei der Olympia-Generalprobe<br />
in Sotschi im März ein Weltcup-<br />
Rennen gewonnen.<br />
Foto: imago<br />
Wie schon zuletzt in Hochfilzen<br />
zeigte Junioren-Weltmeisterin<br />
Preuß als Startläuferin ein<br />
solides Rennen und übergab als<br />
Zweite an Henkel. Die Sportsoldatin<br />
attackierte zwei Tage nach<br />
ihrem 36. Geburtstag und räumte<br />
alle Scheiben ab. Mit einem Vorsprung<br />
von 10,5 Sekunden übergab<br />
Henkel an ihre Kameradin<br />
Hildebrand, die in Österreich<br />
noch in die Strafrunde musste.<br />
Diesmal überzeugte die 27-Jährige,<br />
benötigte nur eine Reservepatrone<br />
und stattete Laura<br />
Dahlmeier mit einem Vorsprung<br />
von 35,8 Sekunden aus. „Mit dem<br />
einen Nachlader stehend kann<br />
ich sehr gut leben“, sagte Hildebrand<br />
und lachte froh. Dahlmeier<br />
zeigte auf der Schlussrunde ein<br />
Rennen ohne Fehl und Tadel<br />
und lief den Sieg nach Hause.<br />
Begeistert wurde sie von ihren<br />
Mannschaftskolleginnen im Ziel<br />
empfangen.<br />
(vg/eb)
16. Dezember 2013 Vermischtes <strong>aktuell</strong> 11<br />
Gelassenheit statt Stress<br />
Psychologie-Professor Herzberg plädiert für einen entspannteren Umgang mit dem Weihnachtsfest.<br />
von Susanne Hansen<br />
y Bartok (2)<br />
oto: Nanc<br />
F<br />
Weihnachtstrubel: Für viele kommt die Besinnlichkeit zu kurz. Doch es geht auch anders.<br />
hamburg. Geschenke suchen,<br />
Grußkarten schreiben oder das<br />
Festessen planen: Für viele Menschen<br />
ist die Adventszeit alles<br />
andere als besinnlich. Jeder Dritte<br />
empfindet die Zeit vor und während<br />
des Weihnachtsfestes als<br />
puren Stress. Der Grund dafür<br />
sind zu hohe Erwartungen, erklärt<br />
Philipp Y. Herzberg, Professor für<br />
Persönlichkeitspsychologie an der<br />
Helmut-Schmidt-Universität in<br />
Hamburg. „Weihnachten ist ein<br />
klassischer Kumulationspunkt.<br />
Das Jahr geht zu Ende und man<br />
will guten Gewissens all das erledigt<br />
haben, was man sich für das<br />
Jahr vorgenommen hatte“, sagt<br />
Herzberg.<br />
Das sei soweit nur natürlich.<br />
Doch zusammen mit den eigenen<br />
Erwartungen an das Fest und<br />
denen, die von anderen an uns<br />
herangetragen werden, entwickele<br />
sich eine mitunter explosive<br />
Gemengelage, die sich oft<br />
ausgerechnet an den Feiertagen<br />
entlade: „Alle machen mit und<br />
suggerieren, dass Weihnachten das<br />
Fest der Liebe und der Geschenke<br />
ist“, benennt der Experte das Problem.<br />
Bedingungslos ergäben sich<br />
viele dem aufgeheizten Konsumrausch.<br />
Großeltern übertrumpften<br />
sich mit immer größeren, wertvolleren<br />
Geschenken, Tante, Onkel<br />
und Cousinen machten mit.<br />
„Damit verbunden ist mitunter<br />
die Vorstellung, man könne<br />
zu Weihnachten Sympathien<br />
erkaufen oder all das wieder gut<br />
machen, was im Laufe des Jahres<br />
falsch gelaufen ist“, weiß der<br />
47-Jährige. Die Werbung tue das<br />
ihre, um diese Illusion zu stützen.<br />
„Es ist ein ganz schwieriges<br />
massenpsychologisches Phänomen,<br />
dem man sich kaum entziehen<br />
kann.“<br />
Gerade deshalb sei es wichtig,<br />
innezuhalten und zu erfassen,<br />
welche Zwänge hier wirken.<br />
Wer Vorbereitungen für das Fest<br />
nach strengem Plan abarbeite,<br />
laufe Gefahr, sich unnötigem<br />
Druck auszusetzen. „Besser ist<br />
es, ein Grundgerüst zu planen,<br />
in dem man spontan und flexibel<br />
agieren kann. Sonst wird der Plan<br />
schnell zu einem neuen Stressfaktor.“<br />
Ein Spaziergang in der Natur<br />
etwa gebe Kraft und entspanne.<br />
Ruhe fänden viele bei einem<br />
gemeinsamen Kaffeetrinken mit<br />
der Familie, beim Spielen oder<br />
Basteln. „Gerade dieses haptische<br />
Erleben ist für Kinder sehr<br />
wertvoll, weil sie ihre kreativen<br />
Ideen ausleben und einmal nicht<br />
beschallt werden.“ Sie lieben es,<br />
und nebenbei entstehen wunderbare<br />
Geschenke.<br />
„Niemand ist gezwungen all das<br />
mitzumachen, was die Konsumfirmen<br />
und die Werbung uns suggerieren.<br />
Ich denke, es ist auch ohne<br />
Probleme möglich, Kinder diesem<br />
Hype zu entziehen.“ So ließe sich<br />
auch der Geschenkerausch bei den<br />
Kleinen auf ein vernünftiges Maß<br />
reduzieren.<br />
Die innere Stimme sollte leiten,<br />
auch wenn das bedeute, Erwartungen<br />
anderer nicht zu erfüllen.<br />
„Wer es wagt, Traditionen zu brechen<br />
und etwas Neues auszuprobieren,<br />
erlebt oft etwas Einzigartiges“,<br />
ermutigt Herzberg. Sei<br />
es, indem die Weihnachtsfeier<br />
im Kreise der Familie gegen ein<br />
Essen mit Freunden oder gegen<br />
eine Urlaubsreise eingetauscht<br />
werde, oder statt eines perfekten<br />
Dinners ein Buffet auf die Gäste<br />
warte. Manchmal reiche eine Kleinigkeit,<br />
um Größeres zu erreichen.<br />
Das gilt auch für die Lösung<br />
der wiederkehrenden Familienzwiste.<br />
„Nehmen Sie sich<br />
gemeinsam mit dem Partner Zeit,<br />
schon zwei Wochen vor dem Fest<br />
die neuralgischen Punkte aus der<br />
Vogelperspektive zu betrachten.<br />
Fragen Sie sich, welche Streitigkeiten<br />
jedes Jahr aufs Neue<br />
auftreten und wie sie zu vermeiden<br />
wären. Oft genügt es,<br />
an einem kleinen Rädchen zu<br />
drehen, damit sich das Gefüge<br />
neu entwickelt.“<br />
Weihnachten ist das Fest der<br />
Liebe. In den Medien wird es<br />
perfekt inszeniert. Viele setzt<br />
diese Scheinwelt unter Druck,<br />
weil sie sich eine ähnliche Harmonie<br />
und Idylle unter dem Tannenbaum<br />
wünschen. Herzberg rät<br />
deshalb zu mehr Gelassenheit:<br />
„Mit Weihnachten verhält es sich<br />
ähnlich wie mit der Vorfreude<br />
auf den Urlaub. Sind die Erwartungen<br />
nicht zu hoch geschraubt,<br />
ist das Fallpotential geringer.“<br />
So betrachtet, gelingt jedes Fest.<br />
rezept. Seinen Namen hat<br />
Zubereitung<br />
das kleine, etwa taubeneigroße<br />
Gebäck von einem Geschäft<br />
Zunächst sollten alle Zutaten<br />
in der Ulmer Innenstadt. Denn<br />
zu einem Mürbeteig verknetet<br />
„Traumstücke“ ist eigentlich der<br />
und ein paar Minuten kühl<br />
Name einer Boutique. In dieser<br />
gestellt werden. Jeweils etwas<br />
verzauberten die süßen Stück-<br />
<strong>vom</strong> kühlen Teig abtrennen und<br />
chen täglich die modeaffinen<br />
eine fingerdicke Rolle formen.<br />
Gäste. Das Hausrezept der ehe-<br />
Etwa ein Zentimeter lange Stümaligen<br />
Eigentümerin, Martina<br />
cke abschneiden und auf einem<br />
Burr, konnte ihr Nancy Bartok Zutaten Backblech verteilen. Die Stücke<br />
nach vielfachem Bitten jedoch<br />
im Ofen bei 180 Grad zehn bis<br />
entlocken und auf ihrem Blog 500 Gramm Mehl 15 Minuten goldbraun backen.<br />
veröffentlichen. Seitdem finden 5 Eigelb Dann alles auf einem Kuchengitimmer<br />
mehr Blogger Gefallen an 250 Gramm Butter ter auskühlen lassen. Anschliediesem<br />
Rezept. Denn es ist ein- 2 Päckchen Vanillezucker ßend das Gebäck lauwarm in<br />
fach, lecker und die „Traumstü- (empfohlen werden 2 EL selbst- eine Schüssel mit einer Handcke“<br />
lassen sich auch als Deko- gemachter Vanillezucker) voll Puderzucker umfüllen und<br />
ration nutzen. 150 Gramm Zucker vorsichtig schütteln. Der Puderso<br />
einiges an Puderzucker zucker sollte sich gut verteilen<br />
Mehr Rezepte und Ideen unter: (auf alle Fälle ein Päckchen zur und die Kekse rundum bedehttp://samtundsahne.blogspot.de<br />
Hand haben) cken. (nb/tss)<br />
Foto: imago/GEPA pictures<br />
Inspektor Lynleys<br />
neuer Fall<br />
Buch. Inspektor<br />
Lynley ist<br />
zurück, doch<br />
sein Auftritt<br />
ist nicht besonders<br />
glanzvoll.<br />
Das mag zum<br />
einen daran liegen,<br />
dass er im<br />
neuen Elizabeth-George-Krimi<br />
„Nur eine böse Tat“ eher im Hintergrund<br />
agiert und die Hauptrolle<br />
seiner Kollegin Barbara Havers<br />
überlässt. Was an und für sich<br />
eine gute Idee ist, wirkt hier aber<br />
unausgegoren. Der andere Grund<br />
ist, dass sich die amerikanische<br />
Autorin dieses Mal mit ihren beiden<br />
beliebten englischen Protagonisten<br />
ein wenig verzettelt hat – zu<br />
weitschweifig, zu unwirklich. Aber<br />
keine Sorge. Es gibt auch reichlich<br />
Überraschungsmomente und<br />
einen neuen Schauplatz: Italien.<br />
Und obwohl die Autorin weitgehend<br />
auf spektakuläres Blutvergießen<br />
verzichtet, ist ihr Buch<br />
nicht blutleer. Der Roman wäre<br />
allerdings ein wenig spannender,<br />
wenn die Autorin den Stoff auf<br />
die Hälfte reduziert hätte. So<br />
bleibt zu hoffen, dass bald der<br />
nächste, möglichst straffer konstruierte<br />
Band um den eleganten<br />
Inspektor und seine barsche Mitarbeiterin<br />
folgt. (eb)<br />
Elizabeth George: „Nur eine<br />
böse Tat“; Goldmann Verlag;<br />
München 2013; 864 Seiten;<br />
24,99 Euro, ISBN: 978-3-442-<br />
31252-8<br />
Ein Jäger wird zum<br />
Gejagten<br />
Buch. Der<br />
merkwürdige<br />
Geiger<br />
ist wieder da.<br />
In seinem<br />
Debütroman<br />
„Der Spezialist“<br />
hatte der<br />
Amerikaner<br />
Mark Allen Smith ihn als Experten<br />
für eine Tätigkeit beschrieben,<br />
die Geiger harmlos Informationsabruf<br />
nennt. Dabei handelt es sich<br />
darum, Informationen zu bekommen,<br />
egal mit welchen Mitteln.<br />
Wie im ersten Buch setzt Smith<br />
auch in „Der Experte“ auf einen<br />
klassischen Showdown, in dem<br />
die beiden Hauptfiguren ihr persönliches<br />
Duell austragen. Dabei<br />
baut er auch brutale Szenen ein,<br />
die den Figuren zwar angemessen<br />
sind, für empfindsamere Gemüter<br />
jedoch kaum zu ertragen sein<br />
dürften. Spannend ist der Roman<br />
auf jeden Fall. (akn)<br />
Mark Allen Smith: „Der<br />
Experte“. Lübbe Verlag; Köln<br />
2013; 445 Seiten; 14,99 Euro;<br />
ISBN: 978-3-7857-6056-4
12 <strong>aktuell</strong> VerMiSchteS 16. Dezember 2013<br />
Ausgewählte<br />
Medienbeiträge<br />
21. Dezember, 20.15 Uhr, Phoenix:<br />
Die Dokumentation „Hungerwinter<br />
– Überleben nach dem<br />
Krieg“ rückt den Überlebenskampf<br />
der Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland<br />
in den Mittelpunkt<br />
– eine Erfahrung, die<br />
eine ganze Generation geprägt<br />
hat. Sechs exemplarische Einzelschicksale<br />
zeigen eindrucksvoll,<br />
mit welchen existentiellen Nöten<br />
die Menschen damals zu kämpfen<br />
hatten und welche Schicksalsschläge<br />
sie meistern mussten.<br />
Youtube-Video der Woche:<br />
Sonnenaufgang vor den Stellungen:<br />
Teile der niederländischen<br />
11. Luftbeweglichen Brigade sind<br />
in der Operation „Eisregen II“ eingesetzt.<br />
Die Soldaten werden von<br />
Transporthubschraubern abgesetzt<br />
und unterstützen dann den Angriff<br />
deutscher Fallschirmjäger auf eine<br />
Ortschaft. Der Feind, dargestellt<br />
durch Soldaten des Panzergrenadierbataillons<br />
122, ist allerdings<br />
gut vorbereitet. Er erwartet die<br />
Angreifer bereits und stellt ihnen<br />
seine schweren Waffen entgegen.<br />
Die Mörsergranaten rauschen über<br />
die Köpfe des simulierten Feindes.<br />
Können Niederländer und Deutsche<br />
die Ortschaft nehmen? (eb)<br />
Der Beitrag „Angriff der Niederländer“<br />
unter www.youtube.<br />
com/bundeswehr.<br />
Seelsorger im Einsatz<br />
Der evangelische Militärpfarrer Andreas W. unterstützt Soldaten in Afghanistan bei Problemen.<br />
Mazar-e Sharif. Seit über einem<br />
Jahrzehnt ist die <strong>Bundeswehr</strong> in<br />
Afghanistan als Teil der internationalen<br />
ISAF-Truppen unter Führung<br />
der NATO aktiv. Für die Soldaten<br />
bedeutet dieser – wie auch<br />
die anderen Einsätze – immer<br />
aucheinen tiefen Einschnitt in<br />
ihr Leben. 5000 Kilometer trennen<br />
sie von Ehepartnern, Kindern<br />
und Freunden.<br />
In diesem Kontext ist auch<br />
der evangelische Militärpfarrer<br />
Andreas W. gefragt – als Mensch<br />
und Seelsorger. Und gerade jetzt<br />
in der Vorweihnachtszeit hat er<br />
hier in Mazar-e Sharif immer viel<br />
zu tun. „Der Gottesdienst ist für<br />
mich das Zentrum der Arbeit.<br />
Den mach ich unglaublich gern“<br />
gesteht der 50-Jährige aus Schwanewede.<br />
Allerdings gibt es Unterschiede<br />
zwischen ihm und seinen<br />
Kollegen in einer typischen deutschen<br />
Gemeinde. „Natürlich muss<br />
ich die Gottesdienste an das<br />
Publikum anpassen“, erklärt er.<br />
Wenn er unter den Soldaten<br />
so reden würde wie in einer<br />
Gemeinde, würde ihm wohl kaum<br />
jemand zuhören.<br />
Doch das sind nicht die einzigen<br />
Unterschiede. „Glaube und<br />
das Leben gehören zusammen.<br />
In der Gemeinde in Deutschland<br />
fühlt sich das anders an“, erzählt<br />
der Familienvater. „Hier im Ein-<br />
satz kommen die Soldaten auch<br />
mit ganz alltäglichen Sorgen rund<br />
um das Leben zu mir.“ Und diese<br />
reichten von Beziehungsproblemen<br />
bis hin zu echten Zukunftsängsten.<br />
„Deswegen sind die Einsätze<br />
für mich die beruflich erfüllteste<br />
Zeit.“ Und so kann es gut sein,<br />
das er nach 2008, 2011 und 2013<br />
in Zukunft vielleicht ein weiteres<br />
Mal den Weg in den Einsatz<br />
gehen wird. Denn „bei dem einen<br />
oder anderen Problem kann ich<br />
mit meiner Erfahrung helfen,<br />
gerade auch aus einer anderen<br />
Perspektive“.<br />
(rob)<br />
Foto: Lehmann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />
Mein Glaube, wenn man das als Besitz bezeichnen kann.<br />
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />
Zu Schokolade.<br />
Was können Sie besonders gut kochen?<br />
Pizza und Rohrnudeln – aber die backe ich.<br />
Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />
Auf Sizilien. Da ist es warm, es gibt Berge und das Meer.<br />
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?<br />
„Wenn Begga das sagt, dann ist das so.“ (Anmerkung der Redaktion:<br />
Rebekka ist seine inzwischen sechsjährige Tochter).<br />
Wer sind Ihre Helden der Wirklichkeit?<br />
Menschen, die sich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen, die vorgegebene<br />
menschliche oder institutionelle Autoritäten nicht fraglos<br />
akzeptieren.<br />
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />
Ich kann Unrecht nur schwer ertragen, auch wenn ich nur Zeuge<br />
davon werde.<br />
Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />
Wenn ich meine Familie verlieren würde.<br />
Was können Sie überhaupt nicht leiden?<br />
Neid, Missgunst, üble Nachrede und Mobbing.<br />
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />
Mit niemandem. Ich passe nur in meine Schuhe.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – weil die zweite Satzhälfte<br />
genauso wichtig ist wie die erste.