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aktuell Nr. 49 vom 16.12.2013 ( PDF , 2,8 MB) - Bundeswehr

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D 8512<br />

<strong>49</strong>. Jahrgang <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> Montag, 16. Dezember 2013<br />

NAChriChtEN<br />

POLitiK<br />

Feier für Nationalheld<br />

Die Welt hat Abschied <strong>vom</strong> Freiheitskämpfer<br />

und Friedensnobelpreisträger<br />

Nelson Mandela<br />

genommen. Seite 4<br />

BuNDESWEhr<br />

Auf dem Rückweg<br />

Im Gespräch mit <strong>aktuell</strong> schildert<br />

Fregattenkapitän Kurt Leonards<br />

seine Erfahrungen im Einsatz bei<br />

„Atalanta“. Seite 8<br />

SPOrt<br />

Gold im Team<br />

Hauptgefreiter Paul Berg und<br />

Stabsunteroffizier (FA) Konstantin<br />

Schad überzeugen beim Snowboard-Cross<br />

Weltcup. Seite 10<br />

SPOrt BEiLAGE<br />

Moto-Cross Weihnachtsgrüße als Hobby<br />

Seba Angehörige von Soldaten Seite senden<br />

Grüße in die Einsatzge-<br />

10<br />

biete der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

DiE BuNDESWEhr iM iNtErNEt<br />

www.bundeswehr.de<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

www.bmvg.de<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

Truppenbesuch im Einsatz<br />

Verteidigungsminister Thomas de Maizière bei den Kontingenten im Kosovo und in Afghanistan.<br />

„Lageerkundung“ am Einsatzort: Der Minister und Generalmajor Zalmai Wesa (Mitte) im Gespräch<br />

mit Major Silvio M., der den afghanischen Kameraden als Berater zur Seite steht.<br />

von Florian Manthey<br />

Pristina/Mazar-e Sharif. Verteidigungsminister<br />

Thomas de<br />

Maizière hat in der vergangenen<br />

Woche die Einsatzgebiete der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> im Kosovo und in<br />

Afghanistan besucht. Im kosovarischen<br />

Feldlager Novo Selo<br />

nahm der Minister an der Weihnachtsfeier<br />

des deutschen Einsatzkontingents<br />

für die Kosovo<br />

Force (KFOR) teil.<br />

Bei dieser Gelegenheit bezeichnete<br />

er seinen Weihnachtsbesuch<br />

bei KFOR als „eine gute Tradition“,<br />

die er auch in diesem Jahr<br />

gerne fortsetze. „Ich möchte<br />

damit den Soldatinnen und Soldaten<br />

sagen, dass viele in Deutschland<br />

an sie denken und stolz auf<br />

ihre Arbeit sind“, so de Maiziére.<br />

Vor Ort ließ sich der Minister<br />

von den Soldaten die Lage schildern<br />

und nutzte dabei die Gelegenheit,<br />

noch einmal die Bedeutung<br />

des Einsatzes im Kosovo zu<br />

unterstreichen.<br />

Das Kosovo müsse die Möglichkeit<br />

haben, sich als einheitliches<br />

Staatsgebilde entwickeln<br />

und entfalten zu können. Die<br />

Hauptaufgabe liege nun bei der<br />

Politik. Es habe erfolgreiche Verträge<br />

gegeben und diese müssten<br />

implementiert werden.<br />

Insofern sei auch noch nicht<br />

absehbar, wann der Einsatz beendet<br />

werden könne. Gegebenenfalls<br />

könne im nächsten Jahr<br />

darüber entschieden werden, ob<br />

die Stärke weiter reduziert werde.<br />

Dies würde aber dosiert geschehen,<br />

„damit das, was hier erreicht<br />

worden ist, nicht gefährdet wird“.<br />

Nach seiner Visite im Kosovo<br />

flog der Minister noch nachts weiter<br />

zum deutschen ISAF-Kontingent<br />

im Norden Afghanistans.<br />

Hierbei stand das deutsche Engagement<br />

beim Beraten und Unterstützen<br />

der afghanischen Sicherheitskräfte<br />

im Mittelpunkt.<br />

Neben Gesprächen über die<br />

Lage vor Ort und mit den deutschen<br />

Soldaten der ISAF-Truppen<br />

im Camp Marmal machte sich de<br />

Maizière über die Fortschritte der<br />

afghanischen Sicherheitskräfte<br />

ein Bild. Schwerpunkt war dabei<br />

ein Treffen mit dem kommandierenden<br />

General des 209. Korps<br />

der afghanischen Armee, Generalmajor<br />

Zalmai Wesa.<br />

Das 209. Korps der Afghan<br />

National Army (ANA) ist der<br />

Partnerverband des deutschen<br />

Kontingents. Im Rahmen des<br />

Konzepts „Übergabe in Verantwortung“<br />

sind Soldaten der <strong>Bundeswehr</strong><br />

im Camp Shaheen in<br />

Mazar-e Scharif als Berater des<br />

Foto: Manthey/ZedRed<br />

Korps tätig. „Sie sind der innere<br />

Kern und die innere Rechtfertigung<br />

dessen, warum wir hier<br />

sind“, sagte der Minister zu den<br />

deutschen Soldaten. Ihr Auftrag<br />

zu beraten, zu unterstützen und zu<br />

helfen, stehe jetzt im Mittelpunkt.<br />

Major Silvio M. und Oberst<br />

Johann B. sind zwei der Berater<br />

im Camp Shaheen. Der deutsche<br />

Oberst führt beim afghanischen<br />

Kommandeur der ANA-Pionierschule<br />

ein multinationales<br />

Team von 39 Soldaten. Der Aufbau<br />

der Pionierschule sei mittlerweile<br />

schon weit fortgeschritten.<br />

So würden afghanische Soldaten<br />

befähigt, Blindgänger zu beseitigen<br />

oder versteckte Ladungen<br />

zu räumen. „Ende des nächsten<br />

Jahres wird die Pionierschule in<br />

der Lage sein, das selbstständig<br />

durchzuführen“, betonte der<br />

Oberst.<br />

Diese Form der Unterstützung,<br />

Hilfe und Beratung, sei das „neue<br />

Gesicht unseres Auftrages in<br />

Afghanistan“, betonte der Minister.<br />

Er hoffe, dass dieser Auftrag auch<br />

über das 2014 anstehende Ende der<br />

ISAF-Mission hinaus fortgeführt<br />

werden könne.<br />

De Maizière, der bereits zum<br />

14. Mal an den Hindukusch<br />

gereist war, wurde auch bei dieser<br />

vorweihnachtlichen Stippvisite<br />

wieder von Bundestagsabgeordneten<br />

begleitet: Rainer<br />

Arnold (SPD), Agnieszka Brugger<br />

(Bündnis 90/Die Grünen),<br />

Inge Höger (Die Linke) und Henning<br />

Otte (CDU). Während es für<br />

Höger die erste Reise in die Einsatzgebiete<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> war,<br />

waren die anderen Abgeordneten<br />

bereits mehrmals bei den deutschen<br />

Soldaten vor Ort.<br />

www.facebook.com/bundeswehr<br />

www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschland.de<br />

Ausbilden und Beraten: Der Minister (M.) lässt sich in Afghanistan<br />

eine taktikschulung durch deutsche Soldaten zeigen.<br />

Foto: Lehmann/ZedRed<br />

traditionelle Stippvisite im Kosovo: Bei KFOr kam de Maizière mit<br />

den Soldaten des deutschen Kontingents ins Gespräch.<br />

Foto: Manthey/ZedRed


2 <strong>aktuell</strong> intern 16. Dezember 2013<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>Bundeswehr</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

E-Mail: <strong>aktuell</strong>@bundeswehr.de<br />

Chefredakteur:<br />

N. N.<br />

Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte:<br />

Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39)<br />

Redakteur Politik:<br />

Markus Tiedke (mat, App: 20 55)<br />

Sport und Vermischtes:<br />

Hauptmann Martin Gärtner (mag, App: 20 40)<br />

Chef <strong>vom</strong> Dienst:<br />

N. N.<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Eva Pfaender (epf, App: 20 37)<br />

Oberleutnant Tim Schmidt (tss, App: 2038)<br />

<strong>aktuell</strong> als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intranet: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

45 000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung)<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Wir haben alles richtig gemacht und am Ende<br />

doch so viel falsch.“<br />

Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp nach dem 2:1 Erfolg<br />

seines Clubs gegen Olympique Marseille. Das entscheidende Tor<br />

für die Borussen, um weiterzukommen, fiel erst in der 87. Minute.<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 10 Jahren: Am 18. Dezember 2003 endet mit der Außerdienststellung<br />

des Zerstörer „Lütjens“ die Ära der Dampfschifffahrt in der<br />

Deutschen Marine.<br />

Vor 25 Jahren: Am 18. Dezember 1988 besiegt das deutsche Tennis-Männerteam<br />

die Mannschaft aus Schweden und gewinnt den<br />

seit 1900 ausgetragenen Tenniswettbewerb um den Davis Cup.<br />

Vor 45 Jahren: Erstmals in der Geschichte des Fernsehens wird<br />

am 21. Dezember 1968 eine Sendung direkt aus dem Weltraum<br />

übertragen. Die Astronauten der Apollo 8-Mission beantworteten<br />

13 Minuten lang Fragen der Reporter.<br />

Vor 50 Jahren: Am 17. Dezember 1963 wird zwischen der Bundesrepublik<br />

Deutschland und der DDR das erste Passierscheinabkommen<br />

abgeschlossen. Damit können zwischen dem 19. Dezember<br />

und dem 5. Januar West-Berliner erstmals seit dem Bau der Berliner<br />

Mauer ihre Verwandten in Ost-Berlin besuchen.<br />

Vor 100 Jahren: Am 21. Dezember 1913 erscheint in der Wochenendbeilage<br />

„New York World“ das erste Kreuzworträtsel der Welt.<br />

Vor 250 Jahren: Am 16. Dezember 1773 stürmen als Indianer verkleidete<br />

Kolonisten im Hafen von Boston Schiffe der British East<br />

India Company und werfen aus Protest gegen die Tee-Steuer und<br />

das britische Monopol hunderte Kisten Tee über Bord. (eb)<br />

Weihnachten steht sprichwörtlich<br />

fast schon vor der Tür<br />

und bei vielen laufen die letzten<br />

Besorgungen auf Hochtouren<br />

– Vorweihnachtstress an<br />

allen Orten. Die Feiertage werden<br />

dann traditionell gern bei<br />

der Familie verbracht, doch tausende<br />

deutsche Soldaten müssen<br />

auf diesen Luxus verzichten. Alle<br />

Jahre wieder.<br />

Für Marineangehörige auf<br />

hoher See oder Soldaten in den<br />

Einsatzgebieten bedeutet Weihnachten<br />

2013 in erster Linie<br />

Dienst. Und wer schon mal monatelang<br />

von den Seinen getrennt<br />

war, weiß nur zu gut, wie schwer<br />

das fallen kann.<br />

Eine Feier im Kameradenkreis<br />

ist sicher schon mal ein<br />

guter Trost. Aber noch besser ist<br />

es, wenn sich dazu ein Gruß von<br />

den Lieben daheim gesellt. <strong>aktuell</strong><br />

widmet deshalb in dieser Ausgabe<br />

drei Doppelseiten den Grüßen aus<br />

der Heimat in die Einsatzgebiete der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> – ein sichtbares Zeichen<br />

der Verbundenheit mit denen,<br />

die fern der Heimat zuverlässig ihre<br />

Aufgabe erfüllen.<br />

Die jüngste Ministerreise ins<br />

Kosovo und nach Afghanistan<br />

(S.1) sowie der Besuch von<br />

Staatssekretär Schmidt bei AF<br />

TUR (S. 3) sind auch in diesem<br />

Zusammenhang zu sehen. Denn<br />

ein Besuch<br />

kurz vor den<br />

Weihnachtsf<br />

e i e r t a g e n<br />

transportiert<br />

g l e i c h i n<br />

besonderem<br />

Maße mehrere<br />

wichtige<br />

Botschaften: „Wir denken<br />

an Euch“ und „Wir wissen zu<br />

schätzen, was Ihr dort jeden Tag<br />

leistet.“<br />

Den täglichen Einsatz in<br />

Afghanistan – egal ob Weihnachten<br />

– beleuchtet diesmal<br />

ein Beitrag über die „Northern<br />

Reaction Unit“ (S. 5), was die<br />

Marine im Einsatz auf hoher<br />

See leistet, zeigt exemplarisch<br />

das Interview mit dem Kommandanten<br />

der Fregatte „Niedersachsen“,<br />

die gerade aus dem<br />

„Atalanta“-Einsatz am Horn von<br />

Afrika zurückgekehrt ist (S. 8).<br />

In diesem Sinne wünsche<br />

ich allen Lesern – daheim oder<br />

fernab der Heimat – eine besinnliche<br />

Adventszeit im Kreis von<br />

lieben Menschen. Die letzte<br />

<strong>aktuell</strong> in diesem Jahr erscheint<br />

übrigens noch kurz vor Weihnachten,<br />

am kommenden Montag,<br />

den 23. Dezember!<br />

Markus Tiedke<br />

Redakteur Politik<br />

BiLD Der WOCHe<br />

imposant: Allschutz-transportfahrzeuge „Dingo 2“ beim nachtschießen in Hammelburg. Die Leuchtspurgeschosse zeichnen ihre Flugbahnen in den dunklen Himmel.<br />

Foto: Vennemann/ZedRedBw


16. Dezember 2013 ministerium / HinterGrunD <strong>aktuell</strong> 3<br />

Merkel im Podcast<br />

Verabschiedet: „sehn wir uns wieder, lächeln wir gewiß; Wo nicht, ist wahrlich wohlgetan dies scheiden.” mit diesem Zitat aus<br />

s hakespeares „Julius Cäsar” – verbunden mit Dankesworten für die getane Arbeit – verabschiedete Verteidigungsminister thomas<br />

de maizière (mitte) am vergangenen Freitag die 23 anwesenden mitglieder des 13. Beirats innere Führung im stauffenberg-saal des<br />

Berliner Bendlerblocks, bevor er die urkunden überreichte. Zuvor hatte er die Bedeutung des Beirats in seiner Funktion als gesellschaftliches<br />

Beratungsorgan des ministers hervorgehoben. in ihm sollten themen in einer neuen Art und Weise bearbeitet und auch<br />

kritisch diskutiert werden. Der Beirat müsse gehegt, gepflegt und geschützt werden und verdiene mehr Beachtung in der Öffentlichkeit.<br />

Der 14. Beirat innere Führung soll am 14. märz kommenden Jahres durch den Verteidigungsminister ernannt werden. (syb)<br />

Besuch im Advent<br />

Staatssekretär Christian Schmidt beim deutschen Einsatzkontingent in der Türkei.<br />

Kahramanmaras. Der Parlamentarische<br />

Staatssekretär beim<br />

Bundesminister der Verteidigung,<br />

Christian Schmidt, hat in der vergangenen<br />

Woche das Deutsche<br />

Einsatzkontingent Active Fence<br />

(AF TUR) in der Türkei besucht.<br />

In Kahramanmaras machte er<br />

sich ein Bild von der Lage und<br />

der Arbeit der rund 300 <strong>Bundeswehr</strong>soldaten,<br />

die nahe der<br />

türkisch-syrischen Grenze eingesetzt<br />

sind. Zwei Staffeln des<br />

„Patriot“-Flugabwehrraketensystems<br />

und eine Unterstützungsstaffel<br />

sichern gemeinsam mit amerikanischen<br />

und niederländischen<br />

Soldaten den türkischen Luftraum<br />

vor taktisch-ballistischen<br />

Flugkörpern (TBM).<br />

Für viele Soldaten ist es der<br />

erste Einsatz und das erste Weihnachtsfest<br />

weit weg von Familie<br />

und Freunden. Das schweißt<br />

zusammen und so unternehmen<br />

sie nach Dienst auch vieles gemeinsam.<br />

In der Vorweihnachtszeit<br />

gehört dazu beispielsweise<br />

auch das Schmücken von Weihnachtsbäumen.<br />

Häufig haben sie<br />

in der Gazi-Kaserne aber auch<br />

Besuch von ihren amerikanischen<br />

und niederländischen Kameraden.<br />

Eine kleine internationale<br />

Gemeinschaft mit einem gemeinsamen<br />

Auftrag: Sicherung des<br />

Luftraums im Rahmen der Integrierten<br />

NATO-Luftverteidigung.<br />

Die Soldaten nehmen aus dem<br />

Einsatz allerdings nicht nur wertvolle<br />

Erfahrungen hinsichtlich<br />

Angebot an alle Beschäftigten<br />

Foto: Fein/<strong>Bundeswehr</strong>.<br />

dem Betrieb des „Patriot“-Waffensystems<br />

unter Einsatzbedingungen<br />

mit, sondern lernen auch<br />

Traditionen und Gebräuche des<br />

muslimisch geprägten Gastlands<br />

kennen. So auch Oberfeldwebel<br />

Matthias E., der für die Wartung<br />

der „Patriot“-Systeme verantwortlich<br />

ist und diesmal auf die heimatlichen<br />

Weihnachtsbräuche<br />

verzichten muss. Er nimmt es<br />

aber locker, ist offen für Neues<br />

und will dafür mit seinen Kameraden<br />

Shisha rauchen und türkischen<br />

Tee trinken.<br />

Schmidt bedankte sich bei den<br />

Soldaten für ihr Engagement und<br />

lobte ihren Einsatz für die Sicherheit<br />

in der Region ungeachtet der<br />

derzeit widrigen Wetterbedingungen<br />

vor Ort. Zum Abschluss<br />

wünschte der Staatssekretär den<br />

Soldaten bei AF TUR eine besinnliche<br />

Weihnachtszeit und ein friedliches<br />

Jahr 2014. (eb/uje)<br />

Staatssekretär Beemelmans unterzeichnet Konzept „Betriebliches Gesundheitsmanagement“.<br />

Lageeinweisung: schmidt (r.) beim deutschen AF tur-Kontingent.<br />

Berlin. Stéphane Beemelmans,<br />

Staatssekretär im Bundesministerium<br />

der Verteidigung, hat<br />

in der vergangenen Woche das<br />

Konzept „Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

im Geschäftsbereich<br />

BMVg“ (BGM) gebilligt.<br />

Zuvor hatten Spezialisten aus allen<br />

Organisationsbereichen unter der<br />

Federführung des Referats II 6 der<br />

Abteilung Führung und Streitkräfte<br />

an der Vorlage für den<br />

Staatssekretär gearbeitet.<br />

Im Kern sieht das Konzept<br />

vor, dass künftig auch Zivilangestellte<br />

während der Dienstzeit<br />

Sport treiben können. Während<br />

dies für Soldaten ausdrücklich<br />

vorgeschrieben ist, fehlt im<br />

Zivilbereich bislang eine entsprechende<br />

Regelung. Das erarbeitete<br />

Konzept soll künftig für<br />

die gesamte <strong>Bundeswehr</strong> gelten<br />

und ein zufriedeneres und<br />

gesundes Arbeiten ermöglichen.<br />

Eine wesentliche Rolle bei der<br />

Umsetzung wird der Sanitätsdienst<br />

spielen: „Einer für Alle,<br />

und zwar unabhängig von Status<br />

und Dienstgradgruppen“, sagte<br />

Beemelmans.<br />

Mit der Einführung der BGM<br />

geht die <strong>Bundeswehr</strong> über die<br />

gesetzlichen Mindestvorgaben,<br />

wie sie etwa im Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz geregelt sind,<br />

hinaus. Die geplanten Maßnahmen<br />

verstehen sich als Angebot<br />

an die Beschäftigten aller Statusgruppen,<br />

die diese freiwillig und<br />

individuell wahrnehmen können.<br />

Der Sanitätsdienst wird in diesem<br />

Zusammenhang seine Expertise<br />

mit Infoveranstaltungen und<br />

Kursen zur Verfügung stellen.<br />

„Die Führung muss das Angebot<br />

so attraktiv machen, dass<br />

es die Mitarbeiter motiviert“,<br />

sagte Oberfeldarzt Lutz Graumann<br />

<strong>vom</strong> Komanndo Sanitätsdienst<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, der seine<br />

Erfahrung als Sport- und Ernährungsmediziner<br />

in das Projekt<br />

einbringt.<br />

Der Beginn der ersten Pilotphase<br />

für die Einführung des<br />

Konzepts in ausgewählten Dienststellen<br />

aller Organisationsbereiche<br />

ist bereits für das zweite Quartal<br />

2014 geplant und zunächst über<br />

einen Zeitraum von sechs Monaten<br />

vorgesehen. Auf längere Sicht<br />

wird erwartet, dass das BGM die<br />

Attraktivität des Dienstes in der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> steigern und so auch<br />

für die Nachwuchsgewinnung<br />

eine entscheidende Bedeutung<br />

erlangen wird. (bjo)<br />

Foto: Grauwinkel/BMVg<br />

Berlin. Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel hat sich in ihrem wöchentlichen<br />

Podcast den Fragen von<br />

Oberleutnant Manja Wollweber<br />

gestellt. Merkel, die am Mittwoch<br />

Soldaten und Polizisten, die im<br />

Auslandseinsatz waren, sowie<br />

deren Angehörige empfängt, geht<br />

dabei auch auf ihre Eindrücke von<br />

den Truppenbesuchen ein. Wollweber<br />

ist Jugendoffizier und war<br />

erst vor kurzem selbst im Einsatz.<br />

Der Podcast der Bundeskanzlerin<br />

unter www.bundesregierung.de<br />

(eb)<br />

Kossendey im Norden<br />

Wilhelmshaven. Der parlamentarische<br />

Staatssekretär Thomas<br />

Kossendey hat sich am vergangenen<br />

Mittwoch mit dem Inspekteur<br />

der Marine, Vizeadmiral Axel<br />

Schimpf, über die Personalgewinnung<br />

im Wilhelmshavener<br />

Karrierecenter informiert. Den<br />

Mitarbeitern vor Ort attestierte<br />

Kossendey „viel Erfahrung in<br />

der Personalgewinnung“. Die<br />

Marine zeichne sich in außergewöhnlichem<br />

Maße durch besondere<br />

Anforderungen aus. Zudem<br />

müssten sich Bewerber der Besonderheiten<br />

des maritimen Dienstes<br />

bewusst sein. „In der <strong>Bundeswehr</strong><br />

wollen wir alle Dienstposten bestmöglich<br />

besetzen“, so Kossendey.<br />

Er räumte ein, dass der Bedarf der<br />

Marine 2013 von rund 2500 Rekruten<br />

nicht voll gedeckt werden<br />

konnte. Nach einer Bedarfsdeckungsquote<br />

von zuletzt rund 72<br />

Prozent zeichne sich <strong>aktuell</strong> ein<br />

deutlicher Aufwärtstrend ab. Nicht<br />

zuletzt mit der jüngsten „Personaloffensive<br />

Marine“ hätten hunderte<br />

Bewerber gewonnen werden<br />

können. „Diese beschrittenen<br />

Wege gilt es nun zu festigen“, so<br />

Kossendey.<br />

(wan)<br />

Folgebefragung beginnt<br />

Potsdam. Zu Beginn des neuen<br />

Jahres läuft eine Folgebefragung<br />

zur Neuausrichtung an. In der vergangenen<br />

Woche liefen im Zentrum<br />

für Militärgeschichte und<br />

Sozialwissenschaften der <strong>Bundeswehr</strong><br />

(ZMSBw) in Potsdam<br />

die unmittelbaren Vorbereitungen<br />

für diese Aktion. So machten<br />

Mitarbeiter des Zentrums<br />

die Umfragebögen versandfertig<br />

(Bild), damit diese zeitgerecht an<br />

ihren jeweiligen Bestimmungsort<br />

verschickt werden können. (eb)<br />

Foto: Gehrke/ZMSBw


4 <strong>aktuell</strong> politik / Hintergrund 16. dezember 2013<br />

USA setzen Hilfe aus<br />

Washington. Die USA haben<br />

ihre militärischen Hilfsleistungen<br />

an die Aufständischen im Norden<br />

Syriens vergangene Woche<br />

zeitweilig eingestellt. Die Lieferung<br />

an die Freie Syrische Armee<br />

(FSA) wurde gestoppt, nachdem<br />

eine islamistische Rebellengruppe<br />

ein Lagerhaus der<br />

FSA angegriffen und mutmaßlich<br />

Ausrüstung erbeutet hatte. Nicht<br />

betroffen war indes die humanitäre<br />

Hilfe. Militärisch relevante<br />

Lieferungen sollten nur Gegnern<br />

von Machthaber Baschar<br />

al-Assad zukommen, die moderat<br />

sind und die Rechte von Religionsgruppen<br />

und Minderheiten<br />

achteten, hieß es dazu aus dem<br />

Weißen Haus. Nach Prüfung der<br />

näheren Umstände sollen die Hilfen<br />

für moderate Rebellen aber<br />

weiter fließen. (mcm/cro)<br />

Vertrag unterzeichnet<br />

oslo. Die Regierung im Kongo<br />

und die besiegte Rebellengruppe<br />

M23 haben am vergangenen Donnerstag<br />

ein Friedensabkommen<br />

unterzeichnet. Es sieht vor, dass<br />

die Aufständischen ihre Kampftruppen<br />

auflösen und eine politische<br />

Partei gründen. Mitgliedern<br />

von M23 wird dafür eine Amnestie<br />

für begangene Kriegsverbrechen<br />

zugestanden. Die durch die<br />

Kämpfe vertriebenen Flüchtlinge<br />

sollen in ihre Heimat zurückkehren<br />

dürfen. Wie die kenianische<br />

Regierung mitteilte, wohnten<br />

der Unterzeichnung in Nairobi<br />

der ugandische Präsident Yoweri<br />

Museveni und Malawis Präsidentin<br />

Joyce Banda bei. Die M23 formierte<br />

sich aus desertierten Soldaten,<br />

die im April 2012 im Osten<br />

Kongos einen Aufstand starteten.<br />

Sie vertrieben die Regierungstruppen<br />

und besetzten Ende 2012<br />

die Stadt Goma. (enw/bda)<br />

Kader exekutiert<br />

pjöngjang. In Nordkorea ist<br />

der Onkel von Staatschef Kim<br />

Jong Un nur wenige Tage nach<br />

seiner Entmachtung wegen Landesverrats<br />

hingerichtet worden.<br />

Jang Song Thaek habe einen<br />

Umsturzversuch unternommen<br />

und sei deshalb am Donnerstag<br />

von einem Militärtribunal zum<br />

Tode verurteilt worden, meldete<br />

die amtliche Nachrichtenagentur<br />

KCNA. Das Urteil sei sofort vollstreckt<br />

worden. Es blieb zunächst<br />

unklar, ob Jang erschossen oder<br />

gehängt wurde. Die Hinrichtung<br />

des einst zweitmächtigsten Mannes<br />

in Nordkorea ist die stärkste<br />

Erschütterung im Machtgefüge<br />

von Pjöngjang seit dem Tod von<br />

Kim Jong Il vor zwei Jahren. Mit<br />

Jangs Hinrichtung dürfte Kim<br />

seine Stellung im Machtgefüge<br />

weiter gestärkt haben. (jak/min)<br />

Nationalheld im Polit-Pantheon<br />

Die Welt nimmt Abschied <strong>vom</strong> Freiheitskämpfer und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.<br />

von Markus Tiedke<br />

Abschied von einer moralischen instanz: Südafrikaner würdigen den verstorbenen nelson Mandela.<br />

Johannesburg. Die Welt hat<br />

Abschied von Nelson Mandela<br />

genommen. Madiba – so sein<br />

Xhosa-Stammesname, der allseits<br />

respektierte Politiker des African<br />

National Congress (ANC) und<br />

Kämpfer gegen das ehemalige<br />

weiße Apartheidsregime Südafrikas,<br />

war am 5. Dezember<br />

nach langer Krankheit 95-jährig<br />

gestorben.<br />

Im Johannesburger Fußball-<br />

Stadion Soccer City feierten am<br />

Dienstag vergangener Woche<br />

Zehntausende noch einmal den<br />

ersten schwarzen Präsidenten<br />

Südafrikas. Singend und tanzend<br />

waren die Menschen bereits am<br />

frühen Morgen in das Stadion<br />

gezogen, um dort in einer mehrstündigen<br />

Zeremonie von ihrem<br />

Idol Abschied zu nehmen.<br />

Und nicht nur die Südafrikaner,<br />

auch die internationale Polit-<br />

Prominenz würdigte das Lebenswerk<br />

Mandelas. Bundespräsident<br />

Joachim Gauck war ebenso unter<br />

den Trauergästen wie US-Präsident<br />

Barack Obama und dessen<br />

Amtsvorgänger Jimmy Carter,<br />

Bill Clinton und George W. Bush<br />

sowie etwa 90 Staats- und Regierungschefs<br />

aus aller Welt.<br />

Obama erhob den Freiheitskämpfer<br />

in seiner Rede zum<br />

„Giganten der Geschichte“ und<br />

rief dazu auf, den Kampf Mandelas<br />

gegen Hunger, Krankheit<br />

und politische Verfolgung fortzusetzen.<br />

„Zu viele Staatschefs<br />

erklären sich mit Madibas Kampf<br />

für die Freiheit solidarisch, aber<br />

dulden im eigenen Volk keinen<br />

Widerspruch“, sagte Obama.<br />

Die instensive Würdigung Mandelas,<br />

gewürzt mit Verweisen auf<br />

moralische Instanzen wie Martin<br />

Luther King oder Mahatma<br />

Ghandi, sorgte auch für Kritik.<br />

Der Vorwurf: Die Laudatoren<br />

Bitte um Vergebung: Brandts berühmte geste in Warschau 1970.<br />

wollten sich nur im Glanz von<br />

Madibas Leistungen sonnen.<br />

Tatsächlich taugt das Leben<br />

Mandelas indes wie kaum ein<br />

anderes zum Vorbild. Schon als<br />

junger Mann hatte er sich gegen<br />

die rigide Rassentrennung- und<br />

Diskriminierung in Südafrika<br />

engagiert. Seine politischen<br />

Überzeugungen bezahlte er mit<br />

27 Jahren Gefängnis. Als wohl<br />

prominentester politischer Gefangener<br />

mit Millionen Unterstützern<br />

weltweit leistete er auch aus<br />

der Haft heraus einen gewaltigen<br />

Beitrag zum politischen Wandel<br />

in seiner Heimat.<br />

Umso stärker fallen im Vergleich<br />

seine politischen Erben ab.<br />

Südafrikas seit 2009 amtierender<br />

Präsident Jacob Zuma – Protagonist<br />

zahlreicher Korruptionsskandale<br />

und bislang glücklos bei der<br />

Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />

in Südafrika – wurde während<br />

seiner Rede ausgebuht.<br />

Würdigung eines bewegten Lebens<br />

Vor einhundert Jahren wurde Willy Brandt geboren – Erinnerung an einen großen Politiker.<br />

Berlin. Hundert Jahre Willy<br />

Brandt – vielerorts wird in<br />

Deutschland in diesen Tagen an<br />

den vierten Kanzler der Bundesrepublik<br />

und charismatischen<br />

Politiker erinnert. Am<br />

18. Dezember 1913 war der Sozialdemokrat<br />

als Herbert Karl Frahm<br />

in Lübeck zur Welt gekommen.<br />

Der Name Brandt, sein politisches<br />

Markenzeichen, war auch<br />

ein Bekenntnis zu einer bewegten<br />

und sehr politischen Jugend.<br />

Denn unter eben jenem Pseudonym<br />

war Brandt, der sich 1931<br />

der Sozialistischen Arbeiterpartei<br />

angeschlossen hatte, nach der<br />

Machtübernahme der Nazis über<br />

Dänemark nach Norwegen emigriert.<br />

Von den braunen Machthabern<br />

ausgebürgert, floh er nach<br />

der deutschen Besetzung Norwegens<br />

1940 mit norwegischem<br />

Pass nach Schweden, wo er während<br />

des Zweiten Weltkrieges als<br />

Journalist arbeitete.<br />

Nach Kriegsende kehrte Brandt<br />

nach Deutschland zurück und<br />

setzte seine politische Arbeit<br />

bei der SPD fort, die ihn 19<strong>49</strong><br />

in den ersten Bundestag führte.<br />

In Berlin, der „Frontstadt“ des<br />

Kalten Krieges, wurde er 1957<br />

Regierender Bürgermeister. Das<br />

Chruschtschow-Ultimatum von<br />

1958, mit dem die Sowjetunion<br />

einen Abzug der Westalliierten<br />

forderte, und der Mauerbau<br />

1961 waren für Brandt die ersten<br />

großen Bewährungsproben.<br />

Sein leidenschaftliches Eintreten<br />

für die Selbstbestimmung Berlins<br />

machte Brandt bundesweit<br />

zu einer politischen Figur. Nach<br />

zwei Niederlagen als Kanzlerkandidat<br />

führte er 1966 als Vorsitzender<br />

die SPD zum ersten Mal<br />

in bundesdeutsche Regierungsverantwortung.<br />

Drei Jahre später wurde Brandt<br />

von der sozialliberalen Koalition<br />

zum ersten sozialdemokratischen<br />

Regierungschef seit 1930 gewählt.<br />

Foto: imago<br />

Seine Ostpolitik unter der Formel<br />

„Wandel durch Annäherung“<br />

führte zu heftigen Verwerfungen.<br />

Namentlich bei der Opposition,<br />

stießen die Ost-Verträge<br />

mit der Sowjetunion, Polen und<br />

der Tschechoslowakei sowie der<br />

Grundlagenvertrag mit der DDR<br />

auf massiven Widerstand.<br />

Ins kollektive Gedächtnis eingegraben<br />

haben sich Bilder, die<br />

der Brandt‘schen Ostpolitik Ausdruck<br />

verliehen: Der Kniefall des<br />

Kanzlers 1970 vor dem Mahnmal<br />

für die Opfer des Aufstandes im<br />

Warschauer Ghetto. Als Vertreter<br />

des „anderen Deutschlands“<br />

tat er Abbitte für die Gräueltaten<br />

der Deutschen. 1971 erhielt er für<br />

seine Außenpolitik den Friedensnobelpreis.<br />

Nachdem sein enger Mitarbeiters<br />

Günter Guillaume 1974 als<br />

DDR-Spion enttarnt worden war,<br />

trat Brandt als Kanzler zurück.<br />

Doch der Politik blieb er bis zu<br />

seinem Tod 1992 als kritischer<br />

Geist und moralische Instanz eng<br />

verbunden. (rac/mat)<br />

Foto: imago


16. Dezember 2013 einsatz <strong>aktuell</strong> 5<br />

Eingreifreserve für den Norden<br />

Die Northern Reaction Unit (NRU) ist der letzte deutsche infanteristische Verband im Norden Afghanistans.<br />

„Leben im Felde“: Der einsatzverband nord sicherte den Rücktransport nach Mazar-e sharif.<br />

von Robert Lehmann<br />

Mazar-e sharif. Ihre Aufgabe<br />

ist eine ganz spezielle: Seit<br />

der Übergabe von Kunduz an<br />

die afghanischen Sicherheitskräfte<br />

gibt es im gesamten Norden<br />

von Afghanistan nur noch<br />

einen infanteristischen Verband<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>. Das Ende der<br />

ISAF-Mission im nächsten Jahr<br />

zeigt sich auch in der Truppenstärke<br />

vor Ort.<br />

Das Camp Marmal, größtes<br />

Feldlager der <strong>Bundeswehr</strong> in<br />

Afghanistan, liegt mitten im Zentrum<br />

des Nordens. Hier befindet<br />

sich für sechs Monate die Heimat<br />

des letzten deutschen Gefechtsverbandes.<br />

Der als Einsatzverband<br />

Nord oder im ISAF-Sprachgebrauch<br />

auch als Northern<br />

Reaction Unit (NRU) bezeichnete<br />

Verband ist eine schnelle<br />

Eingreiftruppe für den gesamten<br />

Norden. Diese hat vorrangig<br />

den Auftrag, die afghanischen<br />

Sicherheitskräfte zu unterstützen.<br />

Zusätzlich steht die NRU dem<br />

Kommandeur des Regionalkommandos<br />

Nord als Reserve zur Verfügung.<br />

„Wir sind sozusagen die ISAF-<br />

Feuerwehr für den Norden“, sagt<br />

Oberstleutnant Peter K., Kommandeur<br />

der schnellen Eingreiftruppe.<br />

„Als ungebundene Reserve<br />

sind wir mit keiner Raumverantwortung<br />

versehen und haben auch<br />

keine Aufträge, die uns dauerhaft<br />

binden. Wir stehen bereit, relativ<br />

kurzfristig andere ISAF-Truppenteile<br />

oder auch afghanische Sicherheitskräfte<br />

zu unterstützen oder<br />

Schwerpunkte zu bilden.“<br />

Der Heeresbergführer kommt,<br />

wie die meisten seiner Soldaten,<br />

<strong>vom</strong> Gebirgsjägerbataillon 232<br />

aus Bischofswiesen. Ergänzt werden<br />

sie durch Gebirgspioniere aus<br />

Ingolstadt, Gebirgsaufklärer aus<br />

Füssen und Panzergrenadiere aus<br />

Regen. Seit Juli 2013 sind die rund<br />

500 Soldaten in Afghanistan im<br />

Einsatz. „Wir haben die klassische<br />

Gliederung eines Gefechtsverbandes“,<br />

erzählt der 43-Jährige.<br />

Foto: Roman Heinrichs/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Diese bestehe aus einer Stabs- und<br />

Versorgungs-, einer Aufklärungsund<br />

einer verminderten Pionierkompanie<br />

sowie zwei Infanteriekompanien.<br />

Angelehnt ist der<br />

Verband an die ehemalige Quick<br />

Reaction Force (QRF), die von<br />

2008 bis 2010 im Norden Afghanistans<br />

im Einsatz war. „Man hat<br />

das QRF-Modell wieder aufgenommen<br />

und an die jetzigen Erfordernisse<br />

angepasst“ sagt K.<br />

Ausgerüstet ist die schnelle<br />

Eingreiftruppe wie ein gewöhnlicher<br />

Infanterieverband mit<br />

gepanzerten Radfahrzeugen,<br />

Aufklärungs- und Pioniermitteln.<br />

Einen Unterschied gibt es<br />

allerdings doch: „Wir sind der<br />

erste Verband, der das erweiterte<br />

System des Infanteristen<br />

der Zukunft – „Gladius“ – in<br />

den Einsatz gebracht hat und<br />

nun erprobt“, erklärt der Kommandeur<br />

nicht ohne Stolz. „Wir<br />

schauen, was funktioniert und<br />

wo noch nachgesteuert werden<br />

muss. Das entsprechende<br />

Feedback geben wir dann nach<br />

Deutschland.“ Diese Aufgabe sei<br />

für alle seine Soldaten „etwas<br />

Besonderes“, betont der Oberstleutnant.<br />

Die tägliche Arbeit der<br />

Soldaten stand in den vergangen<br />

Monaten ganz im Zeichen der<br />

Rückverlegung von unzähligen<br />

Fahrzeugen, Containern oder<br />

anderem Material aus Kunduz.<br />

Die NRU sicherte dabei den<br />

Rückbau und Rücktransport<br />

innerhalb Afghanistans ab. „Die<br />

ersten drei Monate haben wir im<br />

Prinzip nur Kunduz unterstützt.<br />

Wir haben die Routen gesichert,<br />

während die Konvois durchgefahren<br />

sind“, erzählt der Gebirgsjäger.<br />

„In dieser Phase haben wir<br />

auch sehr viel Zeit draußen verbracht.“<br />

Und das bedeutete, dass<br />

die Frauen und Männer regelmäßig<br />

für mehrere Tage das Feldlager<br />

in Mazar-e Sharif gegen<br />

ein Feldbett unter freiem Himmel<br />

– ohne feste Sanitäreinrichtungen–<br />

sowie Feldverpflegung<br />

in Form von Einmannpackungen<br />

(EPA) eintauschen mussten. Das<br />

alles bei zum Teil sehr unterschiedlichen<br />

Witterungsverhältnissen<br />

in der kargen Sand- und<br />

Felssteppe Afghanistans oder in<br />

den grünen Tälern entlang der<br />

Flussläufe.<br />

Doch all diese Besonderheiten<br />

des gefährlichen Dienstes sind<br />

für die meisten Soldaten der<br />

NRU kein Neuland. Rund die<br />

Hälfte des Verbandes hat bereits<br />

Einsatzerfahrung in Afghanistan<br />

gesammelt. Viele Ortschaften<br />

und Bereiche wie Kunduz, der<br />

OP-North oder der Salang-Pass<br />

sind dabei aus vorangegangenen<br />

Einsätzen wohlbekannt.<br />

Seit November ist der Verband<br />

nun mit dem Gros seiner Soldaten<br />

rund um Mazar-e Sharif eingesetzt.<br />

Doch auch hier haben<br />

die Gebirgsjäger noch viel zu<br />

tun. „Als Reserve haben wir hier<br />

Aufträge, die auf Anhieb wenig<br />

spannend klingen“, gibt der<br />

Kommandeur zu. Doch was in<br />

den nächsten Monaten auf seine<br />

Soldaten und ihn zukommt, ist<br />

noch nicht absehbar. „Wir haben<br />

hier einen Gegner, der immer für<br />

eine Überraschung gut ist“, sagt<br />

der Heeresbergführer. Doch egal<br />

welche Aufträge die Schnelle<br />

Eingreiftruppe bekommt: „Den<br />

an uns gestellten Auftrag erfüllen<br />

wir.“<br />

solidarität im einsatz bekundet:<br />

Der stellvertretende Bundesvorsitzende<br />

des Deutschen<br />

<strong>Bundeswehr</strong>Verbandes, Hauptmann<br />

andreas steinmetz (l.), hat<br />

kürzlich die einsatzkontingente<br />

UniFiL und „atalanta“ besucht.<br />

zusammen mit dem Parlamentarischen<br />

staatssekretär thomas<br />

Kossendey (2.v.r.) sowie<br />

dem Bundestagsabgeordneten<br />

Hans-Werner Kammer (M.) übergab<br />

steinmetz im Hafen von Beirut<br />

das Gelbe Band der Verbundenheit<br />

an den deutschen Kontingentführer<br />

(CtG) UniFiL, Fregattenkapitän<br />

arne Krüger (r.).<br />

Das Band war von vielen Bundestagsabgeordneten<br />

unterzeichnet<br />

worden, die damit ihren<br />

Dank und ihre guten Wünsche<br />

für die soldaten im einsatz ausdrücken<br />

wollen. ein weiteres<br />

Band ging an den CtG der<br />

„atalanta“-Mission. (tsh)<br />

Foto:<br />

Foto: Vennemann/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Für den Einsatz...<br />

• wurde ein Vertrag geschlossen,<br />

um Systeme für den<br />

Bereich der Personeneingangskontrollen<br />

in Feldlagern<br />

zu beschaffen. Das System<br />

ermöglicht die abstandsfähige<br />

Detektion von Waffen,<br />

Sprengstoffen und Zündvorrichtungen,<br />

ohne dass dabei<br />

das eigene Kontrollpersonal<br />

gefährdet wird.. Das System<br />

soll bereits Mitte kommenden<br />

Jahres einsatzbereit sein. (af)<br />

Foto: Bertram/<strong>Bundeswehr</strong>


<strong>aktuell</strong> Grüsse aus der heimat <strong>aktuell</strong><br />

Lieber Florian,<br />

wir wünschen dir und deinen Kameraden ein<br />

frohes Weihnachtsfest und einen Guten rutsch<br />

ins Neue Jahr! Wir vermissen dich, denken an<br />

dich und haben dich alle lieb!<br />

Liebe Grüße deine Familie<br />

hallo ronny,<br />

wir vermissen<br />

dich gaaaaaanz<br />

schrecklich und<br />

denken sehr oft<br />

an dich! Nicht<br />

mehr lang und<br />

du bist wieder<br />

daheim! ;-)))<br />

Frohe Weihnachten<br />

süßer! deine<br />

stolze Ladenbesitzerin<br />

wartet<br />

sehnsüchtig auf<br />

dich! Grüße von<br />

aLLeN deinen<br />

Lieben!!!<br />

iLd...über alles<br />

:-* dein Frauchen<br />

Ohne schatzi ist alles doof ,<br />

adventskerzen doof,<br />

Glühwein doof,<br />

Weihnachtsbaum doof,<br />

Lebkuchen doof,<br />

silvester doof,<br />

trotzdem wünsche ich dir<br />

besinnliche Weihnachts tage<br />

und einen guten rutsch<br />

– auch <strong>vom</strong> rest meiner<br />

Bande,<br />

silvia<br />

dir lieber marius,<br />

Frohe Weihnachten, alles Liebe und Gute sowie<br />

einen guten rutsch ins Neue Jahr wünschen dir<br />

deine 3 ittendorfer und tine<br />

hallo matthäus,<br />

für die Weihnachtszeit<br />

und den Jahreswechsel<br />

wünschen wir dir<br />

alles Gute. Vor allem<br />

dir und deinen Kameraden<br />

Gottes schutz<br />

und segen.<br />

mittlerweile ist in Zinzenzell mit eis und schnee<br />

der Winter eingezogen. Jetzt kommt die staade<br />

Zeit hinter dem warmen Ofen bei einer tasse<br />

Kaffee.<br />

Liebe Grüße von deiner Familie<br />

Frohe Weihnachten<br />

und ein glückliches Jahr 2014<br />

hohoho... lieber Paddy, wir wünschen dir<br />

Frohe Weihnachten und einen guten rutsch ins<br />

Neue Jahr. Wir freuen uns, dich im Januar<br />

wieder bei uns zu haben...<br />

deine Keule, schwesterherz, Papa und Bille<br />

Lieber Fabian,<br />

wenn du auch Kilometer-mäßig ganz weit weg bist, so<br />

bist du uns doch emotional immer ganz nah. Wir freuen<br />

uns auf deine heimkehr, bleibe gesund und alles Liebe!<br />

es sind in Gedanken immer bei dir,<br />

deine dani, Johanna, Paulina und<br />

deine eltern<br />

angehörige sowie das team des Familienbetreuungszentrums Kempten wünschen unseren einsatzsoldaten<br />

eine besinnliche Weihnachtszeit und eine gesunde heimkehr.<br />

Gestaltung: Pfaender/<strong>aktuell</strong>


<strong>aktuell</strong> Grüsse aus der heimat <strong>aktuell</strong><br />

einer geht und einer kommt zurück.<br />

Wir alle denken an euch und wünschen dir, lieber sepp, ein<br />

frohes Fest im Kreise deiner Kameraden und dir, lieber max,<br />

dass du bald gesund wieder bei uns bist. auf alle Fälle sehen<br />

wir uns zum nächsten Osterfest alle wieder! Passt auf euch auf!<br />

Liebe Janine,<br />

wir grüßen dich alle ganz lieb aus der heimat.<br />

Verlebe trotzdem schöne Feiertage in der Ferne,<br />

ich muss ja auch alle tage arbeiten,<br />

wir feiern später Weihnachten.<br />

deine mutti, Flori, deine Brüder, manuela, Wibke<br />

und deine fünf nervigen Nichten wünschen dir<br />

alles Gute.<br />

Frohe Weihnachten<br />

und ein glückliches Jahr 2014<br />

Liebster Papa, liebster schatz,<br />

am Weihnachtstisch ist leer dein Platz.<br />

Wir vermissen dich so sehr -<br />

bitte Christkind bring ihn her!<br />

Wir flüstern zu den sternen sacht,<br />

Papa hab `ne schöne Weihnacht!<br />

im mond seh`n wir dann dein Gesicht,<br />

Papa, ja wir lieben dich!<br />

Von Neo, rio und dani<br />

Frohe Weihnachten klingt es leise<br />

und ein stern geht auf die reise.<br />

Leuchtet hell <strong>vom</strong> himmelszelt<br />

und wünscht eine angenehme Zeit.<br />

Wir denken an dich und freuen uns,<br />

wenn du wieder zu hause bist.<br />

hdL rondi,tina und Luki<br />

hallo mein schatz. heute möchte ich dir auf<br />

diesem Weg sagen, dass du für mich der tollste<br />

mann der Welt bist. mein Freund, mein soldat,<br />

mein held. ich liebe dich und freue mich auf<br />

unsere gemeinsame Zeit nach dem einsatz.<br />

P.s.: ... mohnplätzchen ;-)<br />

Lieber marco,<br />

wir wünschen dir frohe Weihnachten<br />

und hoffen, dass du dich über unser<br />

kleines Päckchen freust. Wir denken<br />

an dich.<br />

deine schwester s. & Nini.<br />

P.s.: unser Leben ist die Geschichte<br />

unserer Begegnungen.<br />

Lieber urml,<br />

Frohe Weihnachten wünscht dir deine kleine<br />

Familie. Wir können es nicht mehr abwarten,<br />

dich endlich wieder in unsere arme zu nehmen!<br />

das wäre das schönste Geschenk.<br />

deine Ninimaus & dein engelchen.<br />

P.s.: Wir haben etwas Besonderes, das uns<br />

niemand, auch nicht die entfernung und Zeit<br />

wegnehmen kann: Wir haben einander!<br />

Lieber timo,<br />

ein Weihnachtsgruß geht heimlich, still und leise<br />

wie auf Flügeln auf die weite reise. Wir hoffen, er<br />

verfliegt sich nicht, er soll dir sagen: Wir lieben<br />

dich!<br />

Viele Grüße aus der heimat von mama, stefan<br />

und monique<br />

Gestaltung: Pfaender/<strong>aktuell</strong>


<strong>aktuell</strong> Grüsse aus der heimat <strong>aktuell</strong><br />

mein held, auch wenn Cookie nicht ganz danach<br />

aussieht, wünschen wir dir eine gaaanz<br />

tolle und besinnliche Weihnachtszeit! Glück ab<br />

und bis bald, deine dich über alles liebenden<br />

schätze :-*<br />

Lieber<br />

marcel, Weihnachten ohne dich ist wie der Christbaum ohne<br />

Kugeln und der Nikolaus ohne Bart. We don‘t like it.<br />

hallo lieber Paul,<br />

wir wünschen dir<br />

eine ruhige, schöne<br />

und besinnliche Zeit,<br />

fürs neue Jahr, alles,<br />

alles Liebe und vor<br />

allem Gesundheit. im<br />

herzen bist du immer bei uns. Wir denken an<br />

dich!<br />

das wünschen dir von herzen, deine muddan,<br />

Oma rosi, schwester Lisa und alle, die dich<br />

lieb haben. Pass auf dich auf, wir lieben dich!<br />

Frohe Weihnachten und Gottes segen<br />

wünschen dir m & P, Bodo & regina,<br />

Björn & Nina, sven & Frau, uwe & marlen,<br />

Jürgen & emiza, Nachbarn sowie alle Verwandten<br />

und alle, die dich kennen!<br />

Wir lieben dich und freuen uns auf deine<br />

rückkehr im Januar.<br />

Gruß harry & Olly<br />

hallo raphael,<br />

wir wünschen dir schöne Weihnachten<br />

und einen guten rutsch<br />

ins Neue Jahr. Komm gesund<br />

zurück, wir vermissen dich. in<br />

Gedanken sind wir bei dir.<br />

Gruß von mucki, mama, Papa,<br />

madeline, Jenny und den Kids<br />

Lieber Christoph,<br />

trotz der großen entfernung warst du doch bei unserem adventstreffen anwesend.<br />

die ganze Familie vermisst dich und wünscht dir ein ruhiges und schönes Weihnachtsfest.<br />

habe stets eine gute Fahrt und bleibe gesund.<br />

es grüßen dich mutti, simon & Conny, Philipp & aileen, Krischan & elke, Nikki & Peter,<br />

Chrissy & tim, stefan & Katrin, Jenny, Bastian & Laura.<br />

mein lieber sohn Chris und bester Kumpel hansch,<br />

wir sind super stolz auf euch, haltet die Ohren steif und<br />

kommt gesund und munter wieder. auch wenn wir dieses<br />

Weihnachten nicht zusammen sein können, wir denken an<br />

euch, schicken tausend Küsse und freuen uns schon wenn<br />

ihr wieder da seid.<br />

hab euch lieb, mutti edda und martin<br />

hallo dennis, wir denken an dich und sind in Gedanken an<br />

den Festtagen bei dir. Wir lieben dich von ganzem herzen.<br />

du wirst uns sehr fehlen.<br />

dicker Kuss<br />

deine mutti, heiko, Flo Paddy und Kay.<br />

Frohe Weihnachten<br />

und ein glückliches Jahr 2014<br />

Gestaltung: Pfaender/<strong>aktuell</strong>


8 <strong>aktuell</strong> bundeswehr / einsatz 16. dezember 2013<br />

„Erfüllender Einsatz“<br />

Fregattenkapitän Kurt Leonards kehrt <strong>vom</strong> Horn von Afrika zurück und berichtet über seine Eindrücke.<br />

dschibuti. Fregattenkapitän<br />

Kurt Leonards (l.) ist Kommandant<br />

der Fregatte „Niedersachsen“<br />

und war bis Anfang des<br />

Monats der Commander Task<br />

Group (CTG) bei „Atalanta“. Im<br />

Gespräch mit <strong>aktuell</strong> informiert<br />

Leonards über seine Erfahrungen<br />

im Einsatz.<br />

Wie hat sich der Auftrag in<br />

den vergangenen Monaten am<br />

Horn von Afrika dargestellt?<br />

Unser Auftrag bestand darin,<br />

die Schiffe des Welternährungsprogrammes<br />

(WFP) zu schützen.<br />

Zusätzlich haben wir das Seegebiet<br />

aufgeklärt und sind gegen mutmaßliche<br />

Piraten vorgegangen –<br />

im wesentlichen mit Bordhubschraubern<br />

und dem Boarding-<br />

Team. Wir haben mehr als 30<br />

friendly approaches durchgeführt<br />

und mit vielen einheimischen<br />

Dhau-Besatzungen gesprochen.<br />

Dabei konnten wir viele Details<br />

über das Seegebiet gewinnen, was<br />

beim Beurteilen der Lage ausgesprochen<br />

hilfreich ist.<br />

Wie haben Sie sich mit der<br />

Besatzung auf den Einsatz vorbereitet?<br />

Es gibt eine gewisse Ausbildungsabfolge,<br />

wenn ein Schiff<br />

aus der Werft kommt, bis es einsatzfähig<br />

ist. Wir haben im März<br />

zunächst das „Basic Operational<br />

Sea Training“ in Großbritannien<br />

erfolgreich beendet. Danach<br />

haben wir in der Nordsee Situationen<br />

simuliert, die wir am Horn<br />

von Afrika beherrschen müssen.<br />

Und welche Operationen muss<br />

man beherrschen?<br />

Für Warnschüsse muss man<br />

beispielsweise gezielt daneben<br />

schießen können. Ebenfalls<br />

wichtig ist das Zusammenspiel<br />

der Boardingteams mit den<br />

Helikoptern. Auf der Fahrt nach<br />

Afrika haben wir solche Szenarien<br />

täglich geübt. Dabei geht<br />

es vorrangig darum, sich aus<br />

einer Position der Stärke fremden<br />

Fahrzeugen zu nähern und<br />

zu zeigen, dass eine Eskalation<br />

keinen Sinn hat.<br />

Wie oft mussten Sie gegen<br />

mutmaßliche Piraten vorgehen?<br />

Mutmaßliche Piraten haben<br />

wir ein einziges Mal verfolgt.<br />

Das waren Somalier, die wir<br />

in zwei Booten entdeckt hatten.<br />

Sie hatten unter anderem<br />

Kraftstoff geladen. Beim Aufklären<br />

entdeckten wir Anzeichen<br />

für Piraterie, wie zum Beispiel<br />

bestimmte Leitern, mit denen<br />

man Handelsschiffe aufentern<br />

kann. Als wir uns mit dem Hubschrauber<br />

näherten, warfen die<br />

Verdächtigen alles Material über<br />

Bord. Als wir dann das Boarding-<br />

Team im Speedboot in Marsch<br />

setzten, flüchteten die Somalier<br />

Foto: Vennemann/<strong>Bundeswehr</strong><br />

mit ihren Booten an Land. Somit<br />

konnten wir sie nicht vorläufig in<br />

Gewahrsam nehmen.<br />

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />

mit der multinationalen<br />

Task Force?<br />

Der niederländische Befehlshaber<br />

der Task Force hat uns<br />

sehr gut geführt. So wussten wir<br />

immer, was unser Auftrag ist und<br />

welche Ziele zu verfolgen waren.<br />

Wie diese Ziele zu erreichen sind,<br />

war im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />

weitestgehend freigestellt.<br />

Und das ist natürlich sehr<br />

erfüllend, wenn man mit seiner<br />

Besatzung an Bord viel Handlungsfreiheit<br />

hat, um vor Ort zweckmäßige<br />

Maßnahmen ergreifen zu<br />

können.<br />

Was war das prägendste<br />

Erlebnis für Sie und für die<br />

Besatzung?<br />

Das prägendste Erlebnis auf<br />

einer so langen Seefahrt ist die<br />

Beziehung, die die Besatzung<br />

zueinander bekommt. Fünf<br />

Monate mit 220 Mann auf einem<br />

Kriegsschiff: Das funktioniert nur<br />

mit Toleranz, mit gegenseitigem<br />

Respekt und Selbstdisziplin. Wenn<br />

alles klappt, wächst der Zusammenhalt<br />

in sehr großem Maße.<br />

Dies zu erleben, ist ein hohes Gut.<br />

Was kommt nach dem Einsatz?<br />

Die „Niedersachsen“ läuft kurz<br />

vor Weihnachten wieder in der<br />

Heimat ein. Im kommenden Jahr<br />

werden wir unseren Einsatz –<br />

auch in psychologischer Hinsicht<br />

– nachbereiten. Dann nehmen wir<br />

im ersten Halbjahr an einem traditionsreichen<br />

britischen Zeremoniell<br />

teil: An der Tower Bridge in<br />

London werden wir längsseits des<br />

ehemaligen Kriegsschiffes „HMS<br />

Belfast“ festmachen – eine große<br />

Ehre. Im zweiten Halbjahr sind<br />

wir dann Teil einer internationalen<br />

Einsatzgruppe der NATO.<br />

Das kommende Jahr wird das<br />

letzte der „Niedersachsen“ sein.<br />

Nach 32 Jahren geht damit die<br />

Zeit dieses Schiffes zu Ende.<br />

Welche zentrale Botschaft<br />

haben Sie für die <strong>aktuell</strong>-Leser?<br />

Der Einsatz war erfüllend,<br />

nicht nur weil die Schiffe des<br />

WFP ihre Bestimmungsorte<br />

sicher erreichten, sondern auch<br />

weil uns die einheimischen Händler<br />

und Fischer jeden Tag versichert<br />

haben, dass sie durch unsere<br />

Anwesenheit in Frieden fischen<br />

und Handel betreiben können.<br />

Die Fragen stellte<br />

Torsten Sandfuchs-Hartwig.<br />

Rekordergebnis bei<br />

Spendenkonzert<br />

Sie machen den Weg frei<br />

Pioniere trainieren im Gefechtsübungszentrum das Fördern der Bewegung eigener Truppen.<br />

bonn. Blechbläserensemble,<br />

Klarinettenchor und „Winter-<br />

Feelings“ haben vergangene<br />

Woche die Besucher der Bonner<br />

Kreuzkirche verzaubert. Zu<br />

den mehr als 500 Gästen zählte<br />

neben Schirmherr General Volker<br />

Wieker, Generalinspekteur<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, unter anderem<br />

auch Staatssekretär Rüdiger<br />

Wolf. Das Musikkorps aus Siegburg<br />

bot unter der Leitung von<br />

Oberstleutnant Christoph Scheibling<br />

ein eindrucksvolles Zeugnis<br />

ihres Könnens und begeisterte<br />

mit breitem Repertoire –<br />

von getragen, feierlich, bis jazzig.<br />

Am Ende konnte ein Rekordspendenergebnis<br />

von rund 11 000<br />

Euro verzeichnet werden, für das<br />

sich Michael Piekatz, Schatzmeister<br />

des Soldatenhilfswerks,<br />

im Namen aller in Not Geratenen<br />

bedankte.<br />

(eb)<br />

Foto: Neuhaus-Fischer/BMVg<br />

von Tom Kindervater<br />

Letzlingen. Eine etwas andere<br />

Aufgabe haben vor kurzem die<br />

Soldaten der 4. Kompanie des<br />

Panzerpionierbataillons 803 aus<br />

Havelberg erfüllt. Während der<br />

Brigadeübung „Haffschild II“ im<br />

Gefechtsübungszentrum des Heeres<br />

(GÜZ) in der Letzlinger Heide<br />

bewiesen sie ihr Können, abseits<br />

des normalen Gefechtsdiensts:<br />

Während die anderen Bataillone<br />

der Panzergrenadierbrigade 41<br />

„Vorpommern“ noch auf dem<br />

Truppenübungsplatz Munster<br />

voll im Schießbetrieb steckten,<br />

erfüllte die Pioniermaschinenkompanie<br />

ihren speziellen Auftrag:<br />

das Fördern der Bewegungen<br />

eigener Truppen durch den<br />

Einsatz von Pioniermaschinen.<br />

Zunächst musste eine Zufahrt<br />

zu einem geplanten Checkpoint<br />

errichtet und das Gelände für die<br />

Baumaßnahmen vorbereitet werden.<br />

Die in drei Bauabschnitte aufgeteilte<br />

Baustelle forderte die Pioniere<br />

in all ihren Fähigkeiten. Zur<br />

Vorbereitung mussten Erdwälle<br />

abgetragen werden. Hier kam es<br />

Koordiniertes zusammenspiel: Grundvoraussetzung für die arbeiten<br />

der Pioniermaschinenkompanie.<br />

auf das Können der Radlader- und<br />

LKW-Besatzungen an. Denn im<br />

so genannten Behelfsstraßenbau<br />

ist es wichtig, das Zusammenspiel<br />

von mehreren Maschinen wie<br />

Bagger- und Planierraupen sowie<br />

Walzen zu koordinieren. Die eingeteilten<br />

Führer schulten sich in<br />

der Baustellenorganisation und<br />

sammelten Erfahrungen – eine<br />

wichtige Grundlage für Baumaßnahmen<br />

in Einsatzländern.<br />

In einem weiteren Bauabschnitt<br />

wurde eine 600 Meter<br />

lange Schotterstraße neu errichtet.<br />

Dazu musste zuerst der vorhandene<br />

Feldweg mit Bagger und<br />

Raupe vorbereitet werden. Nach<br />

der Verdichtung des Untergrundes<br />

wurden mit einem Erdhobel und<br />

einer lasergestützten Raupe zwei<br />

Lagen Schotter mit einer Schichtdicke<br />

von jeweils 20 Zentimetern<br />

aufgebracht.<br />

Der letzte Übungsteil verlangte<br />

viel Fingerspitzengefühl<br />

und Flexibilität von den Pionieren.<br />

Ein Erdwall mit einem<br />

Foto: Heer/Tom Kindervater<br />

Volumen von rund 2300 Kubikmetern,<br />

das entspricht ungefähr<br />

dem Inhalt von 600 PKW, sollte<br />

abgetragen werden. Die noch<br />

aus der sowjetischen Nutzungszeit<br />

stammende Anlage barg die<br />

eine oder andere Überraschung<br />

in sich. So stießen die Gerätebediener<br />

nicht nur auf alte Fundamente<br />

von Beleuchtungsanlagen,<br />

aufgrund des sandigen Bodens<br />

fuhren sich einige Kipper immer<br />

wieder fest und mussten befreit<br />

werden.<br />

Mit den durchgeführten Baumaßnahmen<br />

wurde zugleich der<br />

Spatenstich für die Checkpoint-<br />

Anlage durchgeführt, auf welcher<br />

2015 mit der Kontingentausbildung<br />

für Einsatztruppenteile<br />

begonnen werden soll. Dann<br />

können kommende Einsatzausbildungen<br />

schnell den künftigen<br />

Erfordernissen angepasst<br />

werden.<br />

Tatkräftig unterstützt wurden<br />

die Havelberger Pioniere durch<br />

Personal und Material des <strong>Bundeswehr</strong>dienstleistungszentrums<br />

Letzlingen und der Pionierkompanie<br />

951 aus Viereck.


16. Dezember 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte <strong>aktuell</strong> 9<br />

Große Ratsversammlung<br />

Vor zehn Jahren beschließt die Loya Jirga die erste afghanische Verfassung nach 25 Jahren Krieg.<br />

Schuhe von Toten<br />

von Bernhard Chiari, Zentrum<br />

für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften<br />

der <strong>Bundeswehr</strong><br />

geschichte. Die Konferenz auf<br />

dem Petersberg bei Bonn hatte<br />

2001 den Fahrplan der Internationalen<br />

Gemeinschaft für die<br />

Schaffung eines demokratisch<br />

legitimierten Gemeinwesens in<br />

Afghanistan festgeschrieben.<br />

Beim Aufbau von Staat und Verfassung<br />

griff man auf das Instrument<br />

der „Loya Jirga“ (wörtlich:<br />

Große Ratsversammlung) zurück,<br />

integraler Bestandteil der politischen<br />

Kultur Afghanistans. Im<br />

20. Jahrhundert war die Loya<br />

Jirga zu einem Forum institutionalisiert<br />

worden, mit dem afghanische<br />

Herrscher anlassbezogen<br />

Entscheidungen und Vorhaben<br />

vorbereiteten, durchsetzten und<br />

kommunizierten. Auch nach dem<br />

Ende des Taliban-Regimes schienen<br />

Loya Jirgas gute Aussichten<br />

zu bieten, Staat und Verfassung<br />

innerhalb der Bevölkerung zu<br />

legitimieren. Seit 1992, als die<br />

nationalkommunistische Führung<br />

unter Mohammed Najibullah<br />

stürzte, waren in Afghanistan<br />

keine derartigen Versammlungen<br />

mehr einberufen worden.<br />

Im Juni 2002 kam eine „Emergency<br />

Loya Jirga“ zusammen.<br />

Sie tagte erstmals nicht mehr<br />

unter Vorsitz eines Königs, Präsidenten<br />

oder Parteichefs, sondern<br />

unter Leitung eines unabhängigen<br />

Präsidiums mit einem<br />

gewählten Vorsitzenden. Der<br />

Loya Jirga fiel die Aufgabe zu,<br />

sich bis zum Abschluss regulärer<br />

Wahlen auf einen Übergangspräsidenten<br />

zu einigen. Bis zur<br />

Verabschiedung einer Verfassung<br />

hatte sie außerdem über die<br />

Gestalt einer Interimsverwaltung<br />

zu entscheiden. 1451 männliche<br />

und weibliche Delegierte, darunter<br />

1051 gewählte Abgeordnete<br />

sowie Vertreter der Übergangsverwaltung,<br />

der Geistlichkeit und<br />

gesellschaftlicher Institutionen,<br />

bestimmten in geheimer Wahl<br />

Hamid Karzai zum neuen Staatsoberhaupt.<br />

loya Jirga: Präsident hamid Karzai (M.) spricht vor der großen ratsversammlung in Kabul.<br />

Gemeinsam mit der „Emergency<br />

Loya Jirga“ wurde die<br />

Verfassungs-Loya Jirga geplant,<br />

die den zweiten wesentlichen<br />

Abschnitt des Bonn-Prozesses<br />

abschließen sollte. Im Oktober<br />

2002 begann eine neunköpfige<br />

Kommission unter Leitung des<br />

afghanischen Vizepräsidenten<br />

Nimatullah Shahrani mit der<br />

Arbeit an einem Verfassungstext.<br />

Bis in den Spätsommer 2003 wurden<br />

erste Entwürfe – ein Novum<br />

in der afghanischen Geschichte –<br />

öffentlich zur Diskussion gestellt.<br />

Präsident Karzai kündigte am 15.<br />

Juli die Zusammenkunft einer<br />

Loya Jirga für Ende 2003 an.<br />

Als Versammlungsort diente<br />

ein Zelt auf dem Gelände des<br />

Polytechnikums in Kabul. Einladungen<br />

gingen an 502 Delegierte<br />

aus ganz Afghanistan.<br />

344 im November und Dezember<br />

gewählte Abgeordnete aus<br />

den Provinzen machten die größte<br />

Gruppe aus, gefolgt von Vertretern<br />

gesellschaftlich relevanter<br />

Gruppen sowie aus Regierung<br />

und Staat. Arbeitsgruppen vor<br />

Ort fiel die Aufgabe zu, verschiedene<br />

Abschnitte der Verfassung<br />

im Detail zu beraten. Ein Vermittlungskomitee<br />

hatte Änderungsanträge<br />

in den Verfassungstext<br />

einzuarbeiten, der dann in der<br />

Hauptversammlung beraten werden<br />

sollte.<br />

Am 14. Dezember 2003 begann<br />

die Konferenz mit einem symbolischen<br />

Akt: Zahir Shah, Ex-<br />

König und „Vater der Nation“,<br />

sprach zu den Delegierten. Neben<br />

Karzai trat auch der Leiter der<br />

Verfassungskommission Shahrani<br />

auf. Die Abgeordneten benötigten<br />

einige Tage, um sich auf<br />

einen Vorsitzenden und über Einzelheiten<br />

des Abstimmungsverfahrens<br />

zu einigen. Diskussionen<br />

gab es auch über die Zusammensetzung<br />

der Arbeitsgruppen. So<br />

wurde der Vorwurf laut, diese<br />

spiegelten die ethnischen Verhältnisse<br />

in der Bevölkerung nicht<br />

ausreichend wider. Dass in den<br />

Komitees Warlords vertreten<br />

waren, die Delegierte einschüchterten<br />

und zu einem bestimmten<br />

Abstimmungsverhalten zu bewegen<br />

suchten, bildete einen weiteren<br />

Stein des Anstoßes.<br />

Die Arbeitsgruppen legten am<br />

21. Dezember, dem achten Tag<br />

der Loya Jirga, ihre Ergebnisse<br />

vor. Am 29. Dezember übermittelte<br />

das Vermittlungskomitee<br />

den Delegierten einen gedruckten<br />

Verfassungsentwurf in Dari<br />

und Paschtu, um diesen abschließend<br />

beraten zu lassen.<br />

Am 22. Tag der Versammlung<br />

billigte die Loya Jirga die neue<br />

Verfassung Afghanistans: Der<br />

Konvent tat dies nicht auf dem<br />

Wege einer geheimen Abstimmung.<br />

Der Vorsitzende der Loya<br />

Jirga Sibghatullah Mojaddedi,<br />

1979 Gründer der Nationalen Rettungsfront<br />

Afghanistans und nach<br />

dem Fall Najibullahs 1992 zwei<br />

Monate lang afghanischer Präsident,<br />

bat die Abgeordneten vielmehr,<br />

sich im Fall ihrer Zustimmung<br />

von ihren Plätzen zu erheben.<br />

Tatsächlich standen alle Delegierten<br />

auf und verabschiedeten so<br />

die Verfassung durch einen öffentlich<br />

zur Schau gestellten Konsens.<br />

Einige Tage später unterzeichnete<br />

Präsident Karzai die erste Verfassung<br />

Afghanistans nach 25 Jahren<br />

Krieg und Bürgerkrieg.<br />

Buch. D a s fünf Prozent eigene Migrationserfahrungen die <strong>Bundeswehr</strong> bezüglich des Verhältnisses<br />

Thema Migra- aufweisen, also nicht in Deutschland gebo- von Migration und Integration unternimmt,<br />

tion ist gesell- ren wurden. Und deren Eintritt in die Streit- welche Selbstdarstellungen, Entscheidungen<br />

schaftspolitisch kräfte setzt nicht nur eine hohe Integrations- und Maßnahmen existieren und was daraus<br />

hoch<strong>aktuell</strong>. bereitschaft voraus, sondern drückt auch aus, zu folgern ist. Der Bericht gibt die Ergeb-<br />

Auch die Bun- dass sich diese Soldaten in besonderer Form nisse dieses Projektes wieder. (miv)<br />

deswehr setzt<br />

mit Deutschland identifizieren. Im deutschen<br />

sich mit diesem Gesamtbevölkerungsschnitt weisen übrigens Cornelia Fedtke, Kai-Uwe Hellmann, Jan<br />

Thema ausein- weniger als zehn Prozent einen Migrations- Hörmann: „Migration und Militär – Zur<br />

ander. Etwa hintergrund auf. Integration deutscher Soldaten mit Migratizwölf<br />

Prozent Gegenstand eines Forschungsprojektes mit onshintergrund in der <strong>Bundeswehr</strong>“. Milesder<br />

Soldaten in den deutschen Streitkräften Studierenden an der Helmut-Schmidt-Uni- Verlag. Berlin 2013. 164 S. 16,80 Euro.<br />

besitzt einen Migrationshintergrund, wovon versität in Hamburg war zu untersuchen, was ISBN 978-3937885728.<br />

Foto: dpa/pa<br />

Ausstellung. Bald ist Heilige<br />

Nacht. Die Menschen bereiten<br />

sich emsig auf die Festtage vor,<br />

schmücken die Wohnungen, kaufen<br />

Geschenke. Bruno Gimpel<br />

(Foto) bekommt Post: „Rundschreiben<br />

über Zwangsabgaben“.<br />

Gimpel ist gebürtig aus<br />

Rostock, diente im Ersten Weltkrieg,<br />

ist verheiratet mit Irene,<br />

einer Musiklehrerin. Er lebt und<br />

arbeitet seit einigen Jahren im<br />

beschaulichen Dresden, als Maler<br />

und Graphiker.<br />

Doch Gimpel ist auch ein Deutscher<br />

jüdischen Glaubens. Seit<br />

einigen Jahren hat sich daher<br />

sein Leben schleichend verändert.<br />

1933 schloss ihn sein Künstlerverein<br />

aus, 1935 verhängte die<br />

Reichskulturkammer über ihn<br />

ein Berufsverbot. Seit 1938 war<br />

er mehrfach verhaftet und eingesperrt<br />

worden, musste zwangsarbeiten.<br />

Nun, kurz vor Weihnachten<br />

1941, befiehlt die Kreisleitung<br />

der NSDAP Dresden, dass die<br />

Pelz- und Wollbekleidung sowie<br />

Felle und Decken innerhalb eines<br />

Tages entschädigungslos abzugeben<br />

sind. Opfer dieser Zwangsabgabe<br />

sind alle Bürger der Stadt<br />

Dresden, die „zum Tragen des<br />

Kennzeichens verpflichtet“ sind.<br />

Das Kennzeichen ist der „Judenstern“.<br />

Es ist Weihnachtszeit und es<br />

wird eiskalt in Deutschland. In den<br />

nächsten Wochen werden 70 Frosttage<br />

gemessen. Im Juni 1942 werden<br />

Gimpel und den übrigen Juden<br />

in Dresden dann auch noch sämtliche<br />

Haushaltsgegenstände wie<br />

Heizöfen, Kochtöpfe und Kochplatten<br />

weggenommen. Als Gimpel<br />

die Zwangseinweisung in ein<br />

Judenhaus – eine Art Ghetto –<br />

droht, macht er am 28. April 1943<br />

der Pein selbst ein Ende. Er nimmt<br />

er sich in seiner Wohnung in der<br />

Deutsche-Kaiser-Allee 10 in Dresden-Blasewitz<br />

das Leben. (age)<br />

Die Geschichte von Bruno Gimpel<br />

und anderen jüdischen Deutschen<br />

erzählt ab dem 24. Januar 2014 die<br />

Sonderausstellung „Schuhe von<br />

Toten – Dresden und die Shoah“<br />

im Militärhistorischen Museum<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> in Dresden.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.mhmbw.de.<br />

Foto: Ahlers/Deutsches Historisches Museum, Berlin


10 <strong>aktuell</strong> sport 16. Dezember 2013<br />

Deutsche Snowboarder im Team vorn<br />

Hauptgefreiter Paul Berg und Stabsunteroffizier Konstantin Schad überzeugen im Snowboard-Cross in Montafon.<br />

teamwettbewerb: Hier kommt es auf jede sekunde an.<br />

Montafon. Hauptgefreiter Paul<br />

Berg und Stabsunteroffizier (FA)<br />

Konstantin Schad haben beim<br />

Snowboard-Weltcup im österreichischen<br />

Montafon nicht nur<br />

für den ersten deutschen Podestplatz<br />

in einem Team Snowboard<br />

Cross-Rennen gesorgt. Die beiden<br />

Sportsaldoaten durften am vorvergangenen<br />

Wochenende nach<br />

einer famosen Fahrt auch den<br />

Sieg feiern. Damit führt das Team<br />

Gut kombiniert<br />

Nordische Kombination. Stabsunteroffizier<br />

(FA) Eric Frenzel<br />

hat am vorvergangenen Sonntag<br />

seinen zweiten Saisonsieg in der<br />

Nordischen Kombination errungen.<br />

Nach nur einem Tag eroberte<br />

der Weltmeister das Gelbe Trikot<br />

des Weltcup-Führenden <strong>vom</strong><br />

Franzosen Jason Lamy Chappuis<br />

zurück. „Das war eine Demonstration<br />

– sowohl auf der Schanze<br />

als auch in der Loipe“, sagte Bundestrainer<br />

Hermann Weinbuch.<br />

Frenzel war am Samstag zuvor<br />

schon von Platz 43 auf Rang zehn<br />

nach vorn gestürmt. (ze)<br />

Genau im Ziel<br />

Fallschirmspringen. Oberfeldwebel<br />

Elischa Weber hat für den<br />

größten Erfolg der deutschen Fallschirmsportler<br />

bei den 4. Dubai<br />

International Parachute Championships<br />

gesorgt. Der 24-jährige<br />

Sportsoldat sicherte sich in der<br />

Juniorenwertung im Zielspringen<br />

die Silbermedaille. (sid)<br />

Deutschland 1 nun auch die erstmals<br />

eingeführte Team Weltcup-<br />

Wertung an. Das Duo von Snowboard<br />

Germany machte damit das<br />

ernüchternde Abschneiden <strong>vom</strong><br />

Vortag vergessen und kann mit<br />

gesteigertem Selbstvertrauen das<br />

nächste Weltcup-Rennen in Lake<br />

Louise in Kanada gehen.<br />

Nach einem souveränen ersten<br />

Viertelfinallauf mussten<br />

Berg und Schad im Halbfinale<br />

Fotos: Imago (2)<br />

Gute Leistung im Cross: Konstantin schad (l.) und paul Berg (r.) <strong>vom</strong> team Deutschland 1.<br />

eine Schrecksekunde überstehen.<br />

Schad hatte als Schlussläufer<br />

einen Rückstand kontinuierlich<br />

verringern können und beendete<br />

das Rennen am Ende im Fotofinish<br />

knapp auf Platz zwei. Im<br />

Finallauf selbst ließ das Duo aber<br />

nichts mehr anbrennen.<br />

Nachwuchs-Ass Berg, erstmals<br />

überhaupt in einem Weltcup-Finale,<br />

überquerte als zweiter<br />

Startfahrer die Ziellinie und<br />

ermöglichte so seinem Teamkollegen,<br />

sich am führenden Kanadier<br />

festzubeißen. Gegen Mitte<br />

des Laufes überholte Schad seinen<br />

Konkurrenten und machte am<br />

Ende souverän den historischen<br />

Coup vor den Kanadiern Kevin<br />

Hill und Jake Holden sowie Luca<br />

Matteotti und Michele Godino<br />

aus Italien perfekt. Nach dem<br />

Rennen sagte Berg, dass er sich<br />

super fühle. „Es gibt nichts Größeres,<br />

als mein erstes Finale<br />

gleich zu gewinnen. Mein Start<br />

war zwar ein wenig durchwachsen,<br />

aber ich habe glücklicherweise<br />

noch den Italiener schlucken<br />

können. Dann hat Konsti<br />

alles richtig gemacht und den<br />

Sieg nach Hause gefahren.“ Schad<br />

ergänzte: „Das war nicht leicht.<br />

Ich habe einfach voll rein gehalten.<br />

Wir waren Gestern schon so<br />

heiß und sind so bitter <strong>vom</strong> Pech<br />

bestraft worden. Das Gefühl ist<br />

der Hammer. Nach Gestern ist<br />

das eine super Genugtuung.“<br />

Beim Teambewerb öffnet sich<br />

das Startgate für den zweiten<br />

Teamfahrer, sobald der Startläufer<br />

die Ziellinie überquert hat.<br />

Gefahren wird in Vierer-Heats,<br />

wobei immer die ersten beiden<br />

Teams weiter kommen.<br />

Im Einzelwettbewerb ist den<br />

deutschen Snowboardern dagegen<br />

der Weltcup-Start misslungen.<br />

Berg belegte beim Sieg des<br />

Österreichers Markus Schairer<br />

Rang 18. Berg schied ebenso<br />

in seinem Viertelfinale aus wie<br />

Schad, der am Ende Zwanzigstter<br />

wurde.<br />

Beim zweiten Weltcup-Sieg<br />

der Tschechin Eva Samkova war<br />

Hauptgefreiter Luca Berg nach<br />

ihrem Scheitern im Viertelfinale<br />

auf Rang 24 beste Deutsche.<br />

Bei den Frauen ging der Sieg im<br />

Team Snowboard Cross-Rennen<br />

an Raffaella Brutto und Michela<br />

Moioli aus Italien vor Lindsey<br />

Jacobellis und Callan Chythlook-<br />

Sifsof aus den USA sowie Chloe<br />

Trespeuch und Nelly Moenne<br />

Loccoz aus Frankreich. Deutsche<br />

waren nicht am Start. (eb)<br />

Biathletinnen holen erstes Staffel-Gold<br />

Beim Weltcup im französischen Annecy zeigen die Athletinnen vor allem gute Schießleistungen.<br />

Annecy. Gemeinsam sind sie<br />

stark: Mit dem ersten Staffelsieg<br />

im Olympia-Winter haben die<br />

als Einzelkämpferinnen bisher<br />

noch nicht überzeugenden deutschen<br />

Biathletinnen weiter viel<br />

für ihr Selbstbewusstsein getan.<br />

Fünf Tage nach Platz zwei beim<br />

Weltcup in Hochfilzen nährten<br />

Franziska Preuß, Hauptfeldwebel<br />

Andrea Henkel, Oberfeldwebel<br />

Franziska Hildebrand und<br />

Laura Dahlmeier am vergangenen<br />

Donnerstag in Annecy-Le<br />

Grand Bornand mit einer bärenstarken<br />

Leistung die Hoffnungen<br />

auf ein Happy-End bei den Winterspielen<br />

im Februar in Sotschi.<br />

„Das war eine tolle Staffel von<br />

unseren Mädels. Alle vier haben<br />

eine tolle Leistung gezeigt. Die<br />

Stimmung und Moral im Team<br />

ist prima“, lobte Frauen-Bundestrainer<br />

Gerald Hönig im<br />

ZDF und befand: „Wir haben<br />

erstmals gezeigt, dass wir eine<br />

Weltcup-Gold: oberfeldwebel Franziska Hildebrand, Franziska<br />

preuss, Laura Dahlmeier und Hauptfeldwebel Andrea Henkel (v.l.).<br />

starke Schießmannschaft sind.“<br />

70 Tage vor dem Olympia-Rennen<br />

gewann sein Quartett auch<br />

dank der guten Treffer-Quote<br />

beim Frankreich-Weltcup über<br />

die 4x6-Kilometer in 1:06:27,8<br />

Stunden vor Hochfilzen-Sieger<br />

Ukraine und Norwegen.<br />

Die deutschen Frauen benötigten<br />

lediglich drei Nachlader<br />

und waren zudem auch in der<br />

Loipe schnell unterwegs. Zuletzt<br />

hatte eine deutsche Frauen-Staffel<br />

bei der Olympia-Generalprobe<br />

in Sotschi im März ein Weltcup-<br />

Rennen gewonnen.<br />

Foto: imago<br />

Wie schon zuletzt in Hochfilzen<br />

zeigte Junioren-Weltmeisterin<br />

Preuß als Startläuferin ein<br />

solides Rennen und übergab als<br />

Zweite an Henkel. Die Sportsoldatin<br />

attackierte zwei Tage nach<br />

ihrem 36. Geburtstag und räumte<br />

alle Scheiben ab. Mit einem Vorsprung<br />

von 10,5 Sekunden übergab<br />

Henkel an ihre Kameradin<br />

Hildebrand, die in Österreich<br />

noch in die Strafrunde musste.<br />

Diesmal überzeugte die 27-Jährige,<br />

benötigte nur eine Reservepatrone<br />

und stattete Laura<br />

Dahlmeier mit einem Vorsprung<br />

von 35,8 Sekunden aus. „Mit dem<br />

einen Nachlader stehend kann<br />

ich sehr gut leben“, sagte Hildebrand<br />

und lachte froh. Dahlmeier<br />

zeigte auf der Schlussrunde ein<br />

Rennen ohne Fehl und Tadel<br />

und lief den Sieg nach Hause.<br />

Begeistert wurde sie von ihren<br />

Mannschaftskolleginnen im Ziel<br />

empfangen.<br />

(vg/eb)


16. Dezember 2013 Vermischtes <strong>aktuell</strong> 11<br />

Gelassenheit statt Stress<br />

Psychologie-Professor Herzberg plädiert für einen entspannteren Umgang mit dem Weihnachtsfest.<br />

von Susanne Hansen<br />

y Bartok (2)<br />

oto: Nanc<br />

F<br />

Weihnachtstrubel: Für viele kommt die Besinnlichkeit zu kurz. Doch es geht auch anders.<br />

hamburg. Geschenke suchen,<br />

Grußkarten schreiben oder das<br />

Festessen planen: Für viele Menschen<br />

ist die Adventszeit alles<br />

andere als besinnlich. Jeder Dritte<br />

empfindet die Zeit vor und während<br />

des Weihnachtsfestes als<br />

puren Stress. Der Grund dafür<br />

sind zu hohe Erwartungen, erklärt<br />

Philipp Y. Herzberg, Professor für<br />

Persönlichkeitspsychologie an der<br />

Helmut-Schmidt-Universität in<br />

Hamburg. „Weihnachten ist ein<br />

klassischer Kumulationspunkt.<br />

Das Jahr geht zu Ende und man<br />

will guten Gewissens all das erledigt<br />

haben, was man sich für das<br />

Jahr vorgenommen hatte“, sagt<br />

Herzberg.<br />

Das sei soweit nur natürlich.<br />

Doch zusammen mit den eigenen<br />

Erwartungen an das Fest und<br />

denen, die von anderen an uns<br />

herangetragen werden, entwickele<br />

sich eine mitunter explosive<br />

Gemengelage, die sich oft<br />

ausgerechnet an den Feiertagen<br />

entlade: „Alle machen mit und<br />

suggerieren, dass Weihnachten das<br />

Fest der Liebe und der Geschenke<br />

ist“, benennt der Experte das Problem.<br />

Bedingungslos ergäben sich<br />

viele dem aufgeheizten Konsumrausch.<br />

Großeltern übertrumpften<br />

sich mit immer größeren, wertvolleren<br />

Geschenken, Tante, Onkel<br />

und Cousinen machten mit.<br />

„Damit verbunden ist mitunter<br />

die Vorstellung, man könne<br />

zu Weihnachten Sympathien<br />

erkaufen oder all das wieder gut<br />

machen, was im Laufe des Jahres<br />

falsch gelaufen ist“, weiß der<br />

47-Jährige. Die Werbung tue das<br />

ihre, um diese Illusion zu stützen.<br />

„Es ist ein ganz schwieriges<br />

massenpsychologisches Phänomen,<br />

dem man sich kaum entziehen<br />

kann.“<br />

Gerade deshalb sei es wichtig,<br />

innezuhalten und zu erfassen,<br />

welche Zwänge hier wirken.<br />

Wer Vorbereitungen für das Fest<br />

nach strengem Plan abarbeite,<br />

laufe Gefahr, sich unnötigem<br />

Druck auszusetzen. „Besser ist<br />

es, ein Grundgerüst zu planen,<br />

in dem man spontan und flexibel<br />

agieren kann. Sonst wird der Plan<br />

schnell zu einem neuen Stressfaktor.“<br />

Ein Spaziergang in der Natur<br />

etwa gebe Kraft und entspanne.<br />

Ruhe fänden viele bei einem<br />

gemeinsamen Kaffeetrinken mit<br />

der Familie, beim Spielen oder<br />

Basteln. „Gerade dieses haptische<br />

Erleben ist für Kinder sehr<br />

wertvoll, weil sie ihre kreativen<br />

Ideen ausleben und einmal nicht<br />

beschallt werden.“ Sie lieben es,<br />

und nebenbei entstehen wunderbare<br />

Geschenke.<br />

„Niemand ist gezwungen all das<br />

mitzumachen, was die Konsumfirmen<br />

und die Werbung uns suggerieren.<br />

Ich denke, es ist auch ohne<br />

Probleme möglich, Kinder diesem<br />

Hype zu entziehen.“ So ließe sich<br />

auch der Geschenkerausch bei den<br />

Kleinen auf ein vernünftiges Maß<br />

reduzieren.<br />

Die innere Stimme sollte leiten,<br />

auch wenn das bedeute, Erwartungen<br />

anderer nicht zu erfüllen.<br />

„Wer es wagt, Traditionen zu brechen<br />

und etwas Neues auszuprobieren,<br />

erlebt oft etwas Einzigartiges“,<br />

ermutigt Herzberg. Sei<br />

es, indem die Weihnachtsfeier<br />

im Kreise der Familie gegen ein<br />

Essen mit Freunden oder gegen<br />

eine Urlaubsreise eingetauscht<br />

werde, oder statt eines perfekten<br />

Dinners ein Buffet auf die Gäste<br />

warte. Manchmal reiche eine Kleinigkeit,<br />

um Größeres zu erreichen.<br />

Das gilt auch für die Lösung<br />

der wiederkehrenden Familienzwiste.<br />

„Nehmen Sie sich<br />

gemeinsam mit dem Partner Zeit,<br />

schon zwei Wochen vor dem Fest<br />

die neuralgischen Punkte aus der<br />

Vogelperspektive zu betrachten.<br />

Fragen Sie sich, welche Streitigkeiten<br />

jedes Jahr aufs Neue<br />

auftreten und wie sie zu vermeiden<br />

wären. Oft genügt es,<br />

an einem kleinen Rädchen zu<br />

drehen, damit sich das Gefüge<br />

neu entwickelt.“<br />

Weihnachten ist das Fest der<br />

Liebe. In den Medien wird es<br />

perfekt inszeniert. Viele setzt<br />

diese Scheinwelt unter Druck,<br />

weil sie sich eine ähnliche Harmonie<br />

und Idylle unter dem Tannenbaum<br />

wünschen. Herzberg rät<br />

deshalb zu mehr Gelassenheit:<br />

„Mit Weihnachten verhält es sich<br />

ähnlich wie mit der Vorfreude<br />

auf den Urlaub. Sind die Erwartungen<br />

nicht zu hoch geschraubt,<br />

ist das Fallpotential geringer.“<br />

So betrachtet, gelingt jedes Fest.<br />

rezept. Seinen Namen hat<br />

Zubereitung<br />

das kleine, etwa taubeneigroße<br />

Gebäck von einem Geschäft<br />

Zunächst sollten alle Zutaten<br />

in der Ulmer Innenstadt. Denn<br />

zu einem Mürbeteig verknetet<br />

„Traumstücke“ ist eigentlich der<br />

und ein paar Minuten kühl<br />

Name einer Boutique. In dieser<br />

gestellt werden. Jeweils etwas<br />

verzauberten die süßen Stück-<br />

<strong>vom</strong> kühlen Teig abtrennen und<br />

chen täglich die modeaffinen<br />

eine fingerdicke Rolle formen.<br />

Gäste. Das Hausrezept der ehe-<br />

Etwa ein Zentimeter lange Stümaligen<br />

Eigentümerin, Martina<br />

cke abschneiden und auf einem<br />

Burr, konnte ihr Nancy Bartok Zutaten Backblech verteilen. Die Stücke<br />

nach vielfachem Bitten jedoch<br />

im Ofen bei 180 Grad zehn bis<br />

entlocken und auf ihrem Blog 500 Gramm Mehl 15 Minuten goldbraun backen.<br />

veröffentlichen. Seitdem finden 5 Eigelb Dann alles auf einem Kuchengitimmer<br />

mehr Blogger Gefallen an 250 Gramm Butter ter auskühlen lassen. Anschliediesem<br />

Rezept. Denn es ist ein- 2 Päckchen Vanillezucker ßend das Gebäck lauwarm in<br />

fach, lecker und die „Traumstü- (empfohlen werden 2 EL selbst- eine Schüssel mit einer Handcke“<br />

lassen sich auch als Deko- gemachter Vanillezucker) voll Puderzucker umfüllen und<br />

ration nutzen. 150 Gramm Zucker vorsichtig schütteln. Der Puderso<br />

einiges an Puderzucker zucker sollte sich gut verteilen<br />

Mehr Rezepte und Ideen unter: (auf alle Fälle ein Päckchen zur und die Kekse rundum bedehttp://samtundsahne.blogspot.de<br />

Hand haben) cken. (nb/tss)<br />

Foto: imago/GEPA pictures<br />

Inspektor Lynleys<br />

neuer Fall<br />

Buch. Inspektor<br />

Lynley ist<br />

zurück, doch<br />

sein Auftritt<br />

ist nicht besonders<br />

glanzvoll.<br />

Das mag zum<br />

einen daran liegen,<br />

dass er im<br />

neuen Elizabeth-George-Krimi<br />

„Nur eine böse Tat“ eher im Hintergrund<br />

agiert und die Hauptrolle<br />

seiner Kollegin Barbara Havers<br />

überlässt. Was an und für sich<br />

eine gute Idee ist, wirkt hier aber<br />

unausgegoren. Der andere Grund<br />

ist, dass sich die amerikanische<br />

Autorin dieses Mal mit ihren beiden<br />

beliebten englischen Protagonisten<br />

ein wenig verzettelt hat – zu<br />

weitschweifig, zu unwirklich. Aber<br />

keine Sorge. Es gibt auch reichlich<br />

Überraschungsmomente und<br />

einen neuen Schauplatz: Italien.<br />

Und obwohl die Autorin weitgehend<br />

auf spektakuläres Blutvergießen<br />

verzichtet, ist ihr Buch<br />

nicht blutleer. Der Roman wäre<br />

allerdings ein wenig spannender,<br />

wenn die Autorin den Stoff auf<br />

die Hälfte reduziert hätte. So<br />

bleibt zu hoffen, dass bald der<br />

nächste, möglichst straffer konstruierte<br />

Band um den eleganten<br />

Inspektor und seine barsche Mitarbeiterin<br />

folgt. (eb)<br />

Elizabeth George: „Nur eine<br />

böse Tat“; Goldmann Verlag;<br />

München 2013; 864 Seiten;<br />

24,99 Euro, ISBN: 978-3-442-<br />

31252-8<br />

Ein Jäger wird zum<br />

Gejagten<br />

Buch. Der<br />

merkwürdige<br />

Geiger<br />

ist wieder da.<br />

In seinem<br />

Debütroman<br />

„Der Spezialist“<br />

hatte der<br />

Amerikaner<br />

Mark Allen Smith ihn als Experten<br />

für eine Tätigkeit beschrieben,<br />

die Geiger harmlos Informationsabruf<br />

nennt. Dabei handelt es sich<br />

darum, Informationen zu bekommen,<br />

egal mit welchen Mitteln.<br />

Wie im ersten Buch setzt Smith<br />

auch in „Der Experte“ auf einen<br />

klassischen Showdown, in dem<br />

die beiden Hauptfiguren ihr persönliches<br />

Duell austragen. Dabei<br />

baut er auch brutale Szenen ein,<br />

die den Figuren zwar angemessen<br />

sind, für empfindsamere Gemüter<br />

jedoch kaum zu ertragen sein<br />

dürften. Spannend ist der Roman<br />

auf jeden Fall. (akn)<br />

Mark Allen Smith: „Der<br />

Experte“. Lübbe Verlag; Köln<br />

2013; 445 Seiten; 14,99 Euro;<br />

ISBN: 978-3-7857-6056-4


12 <strong>aktuell</strong> VerMiSchteS 16. Dezember 2013<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

21. Dezember, 20.15 Uhr, Phoenix:<br />

Die Dokumentation „Hungerwinter<br />

– Überleben nach dem<br />

Krieg“ rückt den Überlebenskampf<br />

der Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland<br />

in den Mittelpunkt<br />

– eine Erfahrung, die<br />

eine ganze Generation geprägt<br />

hat. Sechs exemplarische Einzelschicksale<br />

zeigen eindrucksvoll,<br />

mit welchen existentiellen Nöten<br />

die Menschen damals zu kämpfen<br />

hatten und welche Schicksalsschläge<br />

sie meistern mussten.<br />

Youtube-Video der Woche:<br />

Sonnenaufgang vor den Stellungen:<br />

Teile der niederländischen<br />

11. Luftbeweglichen Brigade sind<br />

in der Operation „Eisregen II“ eingesetzt.<br />

Die Soldaten werden von<br />

Transporthubschraubern abgesetzt<br />

und unterstützen dann den Angriff<br />

deutscher Fallschirmjäger auf eine<br />

Ortschaft. Der Feind, dargestellt<br />

durch Soldaten des Panzergrenadierbataillons<br />

122, ist allerdings<br />

gut vorbereitet. Er erwartet die<br />

Angreifer bereits und stellt ihnen<br />

seine schweren Waffen entgegen.<br />

Die Mörsergranaten rauschen über<br />

die Köpfe des simulierten Feindes.<br />

Können Niederländer und Deutsche<br />

die Ortschaft nehmen? (eb)<br />

Der Beitrag „Angriff der Niederländer“<br />

unter www.youtube.<br />

com/bundeswehr.<br />

Seelsorger im Einsatz<br />

Der evangelische Militärpfarrer Andreas W. unterstützt Soldaten in Afghanistan bei Problemen.<br />

Mazar-e Sharif. Seit über einem<br />

Jahrzehnt ist die <strong>Bundeswehr</strong> in<br />

Afghanistan als Teil der internationalen<br />

ISAF-Truppen unter Führung<br />

der NATO aktiv. Für die Soldaten<br />

bedeutet dieser – wie auch<br />

die anderen Einsätze – immer<br />

aucheinen tiefen Einschnitt in<br />

ihr Leben. 5000 Kilometer trennen<br />

sie von Ehepartnern, Kindern<br />

und Freunden.<br />

In diesem Kontext ist auch<br />

der evangelische Militärpfarrer<br />

Andreas W. gefragt – als Mensch<br />

und Seelsorger. Und gerade jetzt<br />

in der Vorweihnachtszeit hat er<br />

hier in Mazar-e Sharif immer viel<br />

zu tun. „Der Gottesdienst ist für<br />

mich das Zentrum der Arbeit.<br />

Den mach ich unglaublich gern“<br />

gesteht der 50-Jährige aus Schwanewede.<br />

Allerdings gibt es Unterschiede<br />

zwischen ihm und seinen<br />

Kollegen in einer typischen deutschen<br />

Gemeinde. „Natürlich muss<br />

ich die Gottesdienste an das<br />

Publikum anpassen“, erklärt er.<br />

Wenn er unter den Soldaten<br />

so reden würde wie in einer<br />

Gemeinde, würde ihm wohl kaum<br />

jemand zuhören.<br />

Doch das sind nicht die einzigen<br />

Unterschiede. „Glaube und<br />

das Leben gehören zusammen.<br />

In der Gemeinde in Deutschland<br />

fühlt sich das anders an“, erzählt<br />

der Familienvater. „Hier im Ein-<br />

satz kommen die Soldaten auch<br />

mit ganz alltäglichen Sorgen rund<br />

um das Leben zu mir.“ Und diese<br />

reichten von Beziehungsproblemen<br />

bis hin zu echten Zukunftsängsten.<br />

„Deswegen sind die Einsätze<br />

für mich die beruflich erfüllteste<br />

Zeit.“ Und so kann es gut sein,<br />

das er nach 2008, 2011 und 2013<br />

in Zukunft vielleicht ein weiteres<br />

Mal den Weg in den Einsatz<br />

gehen wird. Denn „bei dem einen<br />

oder anderen Problem kann ich<br />

mit meiner Erfahrung helfen,<br />

gerade auch aus einer anderen<br />

Perspektive“.<br />

(rob)<br />

Foto: Lehmann/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />

Mein Glaube, wenn man das als Besitz bezeichnen kann.<br />

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />

Zu Schokolade.<br />

Was können Sie besonders gut kochen?<br />

Pizza und Rohrnudeln – aber die backe ich.<br />

Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />

Auf Sizilien. Da ist es warm, es gibt Berge und das Meer.<br />

Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?<br />

„Wenn Begga das sagt, dann ist das so.“ (Anmerkung der Redaktion:<br />

Rebekka ist seine inzwischen sechsjährige Tochter).<br />

Wer sind Ihre Helden der Wirklichkeit?<br />

Menschen, die sich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen, die vorgegebene<br />

menschliche oder institutionelle Autoritäten nicht fraglos<br />

akzeptieren.<br />

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />

Ich kann Unrecht nur schwer ertragen, auch wenn ich nur Zeuge<br />

davon werde.<br />

Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />

Wenn ich meine Familie verlieren würde.<br />

Was können Sie überhaupt nicht leiden?<br />

Neid, Missgunst, üble Nachrede und Mobbing.<br />

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />

Mit niemandem. Ich passe nur in meine Schuhe.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – weil die zweite Satzhälfte<br />

genauso wichtig ist wie die erste.

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