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D 8512<br />

49. Jahrgang Nr. 37 Montag, 23. September 2013<br />

NACHriCHteN<br />

pOLitiK<br />

Ambitioniertes Ziel<br />

Chemische Waffen sind international<br />

geächtet. Doch die UN-<br />

Chemiewaffenkonvention soll<br />

sie auf Dauer verbannen.Seite 4<br />

BUNDeSweHr<br />

Sportlicher Wettstreit<br />

Bei der ersten offenen integrativen<br />

CISM-Leichtathletik-Europameisterschaft<br />

kämpfen die Athleten<br />

um Medaillen. Seiten 6/7<br />

MiLitÄrGeSCHiCHte<br />

Stumme Zeugen<br />

Eine Ausstellung im MHM Dresden<br />

thematisiert anhand eines<br />

Massengrabfundes die Schlacht<br />

von Wittstock 1636. Seite 9<br />

SpOrt<br />

Zweimal Bronze<br />

<strong>Bundeswehr</strong>athleten holen im<br />

Kanu-Slalom und im Triathlon<br />

jeweils Edelmetall bei der Weltmeisterschaft.<br />

Seite 10<br />

Die BUNDeSweHr iM iNterNet<br />

Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

www.bundeswehr.de<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

Das Ministerium im Internet:<br />

www.bmvg.de<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

Vorbild bis heute<br />

Dresdener Kaserne der Offizierschule des Heeres trägt künftig den Namen Stauffenberg.<br />

Symbolische Umbenennung: Kaserne der Offizierschule des Heeres erhält Stauffenbergs Namen.<br />

von Burkhard Schmidtke<br />

Dresden. Die Offizierschule des<br />

Heeres (OSH) ist künftig in der<br />

„Graf-Stauffenberg-Kaserne“ zu<br />

Hause. Mit einem Festakt zum<br />

15-jährigen Bestehen der OSH<br />

am Standort im Dresdner Norden<br />

wurde die Umbenennung der<br />

Albertstadtkaserne am 14. September<br />

in Anwesenheit von Verteidigungsminister<br />

Thomas de<br />

Maizière vollzogen.<br />

In seiner Festansprache lobte<br />

de Maizière die Entscheidung,<br />

die OSH in Dresden anzusiedeln.<br />

Dies sei seinerzeit ein Zeichen<br />

für die wieder gewonnene Einheit<br />

und Souveränität Deutschlands<br />

gewesen und dafür, „dass<br />

Entscheidungszentralen in die<br />

ostdeutschen Länder gehören.“<br />

So habe die <strong>Bundeswehr</strong>, die<br />

nach dem Ende der DDR Soldaten<br />

der Nationalen Volksarmee in<br />

ihre Reihen aufgenommen hat, als<br />

„Armee der Einheit“ wie kaum<br />

eine zweite staatliche Einrichtung<br />

in Deutschland „den Vollzug<br />

der deutschen Wiedervereinigung<br />

weithin sichtbar“ gemacht.<br />

Die <strong>Bundeswehr</strong> sei aber auch<br />

in anderer Hinsicht eine „Armee<br />

der Einheit“, so der Minister.<br />

„Sie vereint Bürger aus allen<br />

Teilen des Landes und aus allen<br />

Bereichen unserer Gesellschaft<br />

in einem gemeinsamen Dienst.<br />

Sie vermittelt dabei Werte, auf<br />

die unser Gemeinwesen angewiesen<br />

ist: Respekt und Weltoffenheit,<br />

Disziplin und Dienstbereitschaft,<br />

Leistung, Kameradschaft<br />

und Patriotismus.“<br />

Dazu gehöre auch die Pflege<br />

demokratischer Traditionen,<br />

die für eine Gesellschaft „feste<br />

Ankerpunkte zur Selbstvergewisserung“<br />

seien. So sei die Verlegung<br />

der Offizierschule nach<br />

Dresden auch ein Bekenntnis zur<br />

Tradition gewesen. „Umsichtige<br />

Traditionspflege hat immer das<br />

Ganze im Blick und nimmt das<br />

Gute zum Vorbild“, so de Maizière<br />

weiter. „Traditionspflege soll<br />

Kompass zur Orientierung sein,<br />

Maßstab für das eigene Handeln<br />

und moralischer Anker bei Versuchungen<br />

und Zweifeln.“<br />

Dies gelte besonders für die Tradition<br />

des militärischen Widerstandes<br />

in Deutschland während<br />

der Diktatur des Nationalsozialismus.<br />

„Claus Schenk Graf von<br />

Stauffenberg gehört zum Besten,<br />

Foto: Ulke/Landeskommando Sachsen<br />

was uns die Geschichte als Traditionsquelle<br />

für die <strong>Bundeswehr</strong><br />

überliefert“, hob de Maizière die<br />

Rolle Stauffenbergs im Widerstand<br />

hervor: „Er schritt persönlich<br />

zur Tat und bezahlte dafür<br />

mit seinem Leben. Er wusste,<br />

was er im Falle des Scheiterns<br />

riskiert: Mindestens seine Freiheit,<br />

wahrscheinlich sein Leben.<br />

Er handelte dennoch aus innerer<br />

Überzeugung – das ist Tapferkeit.<br />

Graf Stauffenberg ist ein<br />

Vorbild für alle Angehörigen der<br />

<strong>Bundeswehr</strong>.“<br />

Weil die bisherige „Graf-Stauffenberg-Kaserne“<br />

im badenwürttembergischen<br />

Sigmaringen<br />

2015 geschlossen werden soll,<br />

sei es notwendig, der <strong>Bundeswehr</strong><br />

diesen Traditionsnamen zu erhalten.<br />

„Hier in Dresden ist der richtige<br />

Ort. Hier prägt Stauffenbergs<br />

Name künftig jeden Jahrgang junger<br />

Offiziere“, so de Maizière.<br />

Dresden blickt auf eine lange<br />

Tradition militärischer Ausbildung<br />

zurück. Die bisherige<br />

Albertstadt-Kaserne war 1871<br />

gebaut worden. Im Verlauf ihrer<br />

Geschichte diente sie fünf unterschiedlichen<br />

Armeen als Ausbildungsstätte<br />

für Soldaten und Offiziere.<br />

Nach der Wiedervereinigung<br />

fiel 1993 die Entscheidung,<br />

die Offizierschule des Heeres von<br />

Hannover nach Dresden zu verlegen.<br />

Von 1927 bis 1928 war Stauffenberg<br />

als Fahnenjunker selbst<br />

Lehrgangsteilnehmer an der<br />

damaligen Infanterieschule der<br />

Reichswehr, die sich auf dem<br />

Gelände eben jener Kaserne<br />

befand, die nun seinen Namen<br />

trägt.<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />

www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschland.de<br />

Hintergrund: Wie Kasernen zu ihrem Namen kommen<br />

Kasernen können nach Persönlichkeiten,<br />

nach Landschaften,<br />

Regionen sowie nach Truppengattungen<br />

benannt werden. Die<br />

Initiative für die Namensgebung<br />

einer Kaserne liegt grundsätzlich<br />

bei den dort stationierten Einheiten.<br />

Der Kasernenkommandant<br />

stimmt Vorschläge mit der<br />

Truppe vor Ort und dem zuständigen<br />

Inspekteur ab. Auch die<br />

betroffene Kommune ist zu beteiligen.<br />

Ist die Benennung nach<br />

einer verdienten Persönlichkeit<br />

beabsichtigt, so ist die schriftliche<br />

Zustimmung der nächsten<br />

Angehörigen oder Nachkommen<br />

des Namensgebers einzuholen.<br />

Der von allen Beteiligten getragene<br />

Vorschlag ist dann dem<br />

Minister vorzulegen. Nach dessen<br />

Zustimmung kann die Umbenennung<br />

feierlich vollzogen werden.<br />

Die Namensgebung erlischt mit<br />

Aufgabe der Liegenschaft durch<br />

die <strong>Bundeswehr</strong>. (eb)<br />

Foto: Burkhard Schmidtke


2 aktuell intern 23. September 2013<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />

Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

E-Mail: aktuell@bundeswehr.de<br />

Chefredakteur:<br />

Oberstleutnant Frank Pflüger (fpf, App: 20 39)<br />

Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte:<br />

Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 38)<br />

Redakteur Politik:<br />

Markus Tiedke (mat, App: 20 55)<br />

Sport und Vermischtes:<br />

Hauptmann Martin Gärtner (mag, App: 20 40)<br />

Chef vom Dienst:<br />

N.N.<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Eva Pfaender (ep, App: 20 37)<br />

aktuell als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intranet: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Axel Springer AG, Druckhaus Spandau<br />

Brunsbütteler Damm 156 – 172, 13581 Berlin<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

52 000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15 34 26, BwFw: 34 71<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Wir sollten möglichst zu null spielen, dann<br />

können wir nicht verlieren.“<br />

Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes am vergangenen Mittwochabend<br />

nach dem 3:0 in der Champions League gegen Bukarest mit<br />

Blick auf das nächste Gruppen-Spiel beim FC Basel.<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 15 Jahren: Am 27. September 1998 gründen Larry Page und<br />

Sergey Brin die Suchmaschine Google.<br />

Vor 40 Jahren: Am 23. September 1973 wird in Deutschland auf<br />

Initiative der Björn-Steiger-Stiftung die bundesweite, flächendeckende<br />

Einführung der Notrufnummern 110 und 112 beschlossen.<br />

Vor 45 Jahren: 24. September 1968 wird an der Universität Sapporo<br />

die erste endoskopische Kamera präsentiert, die über Glasfaserbündel<br />

Bilder aus dem schlagenden Herzen übertragen kann.<br />

Vor 75 Jahren: Am 25. September 1938 gewinnt der US-Amerikaner<br />

Donald Budge als erster Tennisspieler den Grand Slam.<br />

Vor 100 Jahren: Am 23. September 1913 überquert Roland Garros<br />

als Erster in einem Flugzeug das Mittelmeer. Vom südfranzösischen<br />

Fréjus zum tunesischen Bizerta benötigt er acht Stunden.<br />

Vor 225 Jahren: Am. 27. September 1788 führt Jean-Pierre Blanchard<br />

die erste Ballonfahrt über Berlin durch.<br />

Vor 825 Jahren: Am. 28. September 1198 besiegen die zahlenmäßig<br />

unterlegenen Ritter um den englischen König Richard Löwenherz<br />

in der Schlacht bei Gisors das vom französischen König<br />

Philipp II. angeführte Ritterheer.<br />

(eb)<br />

Dass faire Sportwettkämpfe die<br />

Menschen nationenübergreifend<br />

verbindet, wussten schon die alten<br />

Griechen. Im 19. Jahrhundert war<br />

es dann der französische Pädagoge<br />

Baron Pierre de Coubertin,<br />

der nach den archäologischen Ausgrabungen<br />

im griechischen Olympia<br />

für die Wiederbelebung der<br />

Olympischen Spiele eintrat. Er<br />

war nicht nur Mitbegründer des<br />

Internationalen Olympischen<br />

Komitees, sondern 1894 auch<br />

dessen erster Generalsekretär.<br />

Schon damals sagte de Coubertin:<br />

„Die Idee des Friedens ist<br />

ein wesentlicher Bestandteil des<br />

Olympismus.“<br />

Diesem Gedanken folgend<br />

haben am vorvergangenen<br />

Wochenende die ersten offenen<br />

integrativen CISM-Leichtathletik-Europameisterschaften<br />

in<br />

Warendorf stattgefunden (S. 6/7).<br />

Und auch hier brachten die Wettkämpfe<br />

Sportler, Zuschauer und<br />

Organisatoren zusammen. Ein<br />

besonderes Augenmerk bei den<br />

Wettkämpfen lag auf der Integration<br />

von behinderten und nichtbehinderten<br />

Sportlern – erstmalig in<br />

der Geschichte des internationalen<br />

Militärsports. Sportliche Höchstleistungen,<br />

Schweiß, Freudentränen<br />

und ein herzliches Miteinander<br />

erlebten alle, die in<br />

Warendorf dabei waren.<br />

Doch auch<br />

w o a n d e r s<br />

wurde um<br />

Medaillen<br />

g e k ä m p f t .<br />

So konnten<br />

sich Stabsunteroffizier<br />

(FA) Jasmin<br />

Schornberg bei der Kanu-Slalom-WM<br />

in Prag und Schütze<br />

Anne Haug beim Abschluss der<br />

Triathlon-WM in London Bronze<br />

erkämpfen (S. 10).<br />

Nicht so friedlich war es in den<br />

letzten Tagen allerdings wieder<br />

außerhalb Deutschlands. So sind<br />

bei einem Rebellenaufstand im<br />

Süden der Philippinen vergangene<br />

Woche mehr als hundert<br />

Menschen ums Leben gekommen<br />

(S. 4). Und bei einer Schießerei<br />

in den USA auf einem Marinestützpunkt<br />

sind 13 Menschen<br />

getötet worden. In Kairo hätten<br />

zwei selbstgebaute Sprengsätze<br />

verheerende Schäden anrichten<br />

können, wären sie nicht zuvor entdeckt<br />

und entfernt worden.<br />

Sicherlich kann Sport nicht all<br />

diese Gewalt verhindern, aber<br />

vielleicht doch dazu beitragen,<br />

dass wir in unserer Welt friedlicher<br />

miteinander umgehen –<br />

ganz im Sinne Olympias.<br />

Martin Gärtner<br />

BiLD Der WOCHe<br />

Spezialkräfte zeigen ihr Können: Die Kampfschwimmer aus eckernförde trainieren das Aufwinschen vom Festrumpfschlauchboot in den Hubschrauber „Sea King“.<br />

Foto: Thiel/<strong>Bundeswehr</strong>


23. September 2013 MiniSteriuM / HinterGrunD aktuell 3<br />

Kooperation der besonderen Art<br />

Vertrag legt Grundlage für zivil-militärische Zusammenarbeit – Zusätzliche Behandlungsplätze für traumatisierte Soldaten.<br />

von Heike Pauli<br />

Bad Zwischenahn. Der Parlamentarische<br />

Staatssekretär beim<br />

Bundesminister der Verteidigung<br />

Thomas Kossendey hat am vergangenen<br />

Montag an der Vertragsunterzeichnung<br />

zur Kooperation<br />

des <strong>Bundeswehr</strong>krankenhauses<br />

Westerstede (BwK) mit der Karl-<br />

Jaspers-Klinik – einem Fachkrankenhaus<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

– teilgenommen.<br />

Die Karl-Jaspers-Klinik<br />

(KJK) wird auf dem Gelände<br />

der Ammerland-Klinik in Westerstede<br />

eine Fachklinik für Psychosomatische<br />

Medizin und Psychotherapie<br />

aufbauen. Diese soll<br />

insgesamt eine Kapazität von 40<br />

Betten haben, von denen 30 für<br />

zivile Patienten zur Verfügung<br />

stehen werden. Die verbleibenden<br />

zehn Plätze sollen für die<br />

Behandlung von Soldaten mit<br />

Posttraumatischer Belastungsstörung<br />

(PTBS) genutzt werden.<br />

Bundesweit ist es die erste<br />

Kooperation dieser Art zwischen<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> und einem psychiatrischen<br />

Krankenhaus. Die<br />

neue Fachklinik soll nach derzeitiger<br />

Planung 2016 in Betrieb<br />

genommen werden.<br />

„Der heutige Tag ist ein Meilenstein,<br />

für dessen Vorbereitung<br />

viele Menschen intensiv gearbeitet<br />

haben. Dafür danke ich. Insbesondere<br />

im Namen unserer Soldatinnen<br />

und Soldaten“, betonte<br />

Kossendey. Für die Soldaten sei<br />

das Bewusstsein sehr wichtig,<br />

dass ihnen im Falle von Verletzungen<br />

eine hochprofessionelle<br />

Behandlung zuteil wird.<br />

„Das gilt auch und gerade<br />

dann, wenn die Verletzungen<br />

nicht körperlicher, sondern seelischer<br />

Natur sind“, so Kossendey<br />

weiter. „Die Kooperation<br />

Broschüre zum Einsatz erschienen<br />

Neuauflage widmet sich den aktuellen Einsatzgebieten sowie Aspekten der Sicherheitspolitik.<br />

Berlin. Die Broschüre „Die <strong>Bundeswehr</strong><br />

im Einsatz“ ist in einer<br />

Neuauflage erschienen. Die fünfte<br />

aktualisierte Ausgabe informiert<br />

auf 144 Seiten in neuem Layout<br />

über die Einsätze der deutschen<br />

Streitkräfte. Die Broschüre<br />

beschreibt die Entstehung und Entwicklung<br />

der Auslandseinsätze der<br />

<strong>Bundeswehr</strong>.<br />

In der aktualisierten Version<br />

finden sich neben schon länger<br />

laufenden Einsätzen – wie in<br />

Afghanistan, am Horn von Afrika<br />

oder im Kosovo – auch Hintergründe<br />

zu den jüngst gestarteten<br />

Engagements im Rahmen der<br />

Zusammenarbeit besiegelt: Geschäftsführer Axel Weber (rechts) und Oberstarzt Matthias Grüne<br />

unterschreiben im Beisein von thomas Kossendey (M.) den Kooperationsvertrag.<br />

internationalen Bündnisgemeinschaft<br />

in Mali und in der Türkei.<br />

Die Publikation, die als <strong>PDF</strong>-<br />

Datei heruntergeladen oder beim<br />

Infoservice der <strong>Bundeswehr</strong><br />

bestellt werden kann, gliedert<br />

sich in neun Kapitel. Sie thematisiert<br />

nicht nur die laufenden, sondern<br />

auch die abgeschlossenen<br />

Einsätze. Darüber hinaus informiert<br />

sie den Leser über Wissenswertes<br />

rund um Aspekte der<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

Deutschlands – etwa über<br />

die nationale Krisenvorsorge. Der<br />

Thematik „Die <strong>Bundeswehr</strong> als<br />

Parlamentsarmee“ ist ebenso ein<br />

Kapitel gewidmet wie dem Wandel<br />

der Streitkräfte „Von der Landesverteidigung<br />

zur Armee im<br />

Einsatz“.<br />

Im Kapitel „Die <strong>Bundeswehr</strong><br />

bis 1989/90“ kann sich der Leser<br />

einen Überblick über die Entwicklung<br />

der deutschen Streitkräfte<br />

verschaffen. Im Abschlusskapitel<br />

erhält er Informationen<br />

zum Ehrenmal der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

Umfangreiches Bild- und Kartenmaterial<br />

illustriert dabei die einzelnen<br />

Themenfelder und wertet<br />

sie grafisch attraktiv auf. (pau)<br />

Mehr auf www.bmvg.de<br />

Foto: Bannert/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Mit einem Besuch an der Sanitätsakademie<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> ist am Freitag vorvergangener<br />

Woche die Sommerreise von Verteidigungsminister<br />

thomas de Maizière (l.) zu ende gegangen.<br />

Die Feier zum 50. Jubiläum der Akademie<br />

im Beisein von deren Kommandeurin, Generalarzt<br />

erika Franke (M.) sowie des inspekteurs<br />

des Sanitätsdienstes der <strong>Bundeswehr</strong>, Generaloberstabsarzt<br />

ingo Patschke (r.), bildete einen<br />

würdigen Abschluss der Sommerreise. Vom 23.<br />

Juli bis zum 13. September hatte der Minister<br />

rund drei Dutzend Standorte und Dienststellen<br />

in ganz Deutschland besucht. Dabei hatte er die<br />

umsetzung der neuausrichtung der <strong>Bundeswehr</strong><br />

jeweils vor Ort begutachtet und Gespräche<br />

mit <strong>Bundeswehr</strong>angehörigen geführt. Von<br />

den sichtbaren Fortschritten bei der realisierung<br />

dieses „unvermeidlichen Prozesses“ zeigte<br />

sich de Maizière jüngst bei einer Veranstaltung<br />

im Ministerium beeindruckt.<br />

(mat)<br />

Foto: Wündisch-Konz/<strong>Bundeswehr</strong><br />

zwischen der <strong>Bundeswehr</strong> und<br />

der Karl-Jaspers-Klinik wird in<br />

Zukunft ein wichtiger Eckpfeiler<br />

auch bei der Behandlung posttraumatischer<br />

Belastungsstörungen<br />

sein.“ Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière hatte<br />

das Projekt bei seinem Besuch<br />

Ende August als erstrebenswert<br />

bezeichnet.<br />

Beide Seiten erwarten sich<br />

von der Zusammenarbeit Vorteile<br />

über die vermehrten Behandlungskapazitäten<br />

hinaus. So<br />

könne künftig jeder Vertragspartner<br />

von der Professionalität<br />

des jeweils anderen profitieren,<br />

hieß es weiter. Gegenstand<br />

des Kooperationsvertrages zwischen<br />

KJK und <strong>Bundeswehr</strong> ist<br />

außerdem die Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung des ärztlichen<br />

und nicht-ärztlichen Personals<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> in der Klinik<br />

für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie. Schon<br />

heute ist das BwK Westerstede<br />

fest ins zivile Gesundheitsnetz<br />

des Ammerlandes integriert.<br />

Delegation in Bonn<br />

Bonn. Erstmalig hat in der vorvergangenen<br />

Woche eine vierköpfige<br />

Delegation des russischen<br />

Verteidigungsministeriums die<br />

Abteilung Planung im Bundesministerium<br />

der Verteidigung am<br />

ersten Dienstsitz in Bonn besucht.<br />

Die Visite war Teil des Bilateralen<br />

Jahresprogramms 2013. Der<br />

Delegation gehörten Angehörige<br />

der ministeriellen Abteilungen<br />

Finanzplanung und Personalplanung<br />

an. Zusätzlich wurde sie<br />

durch einen Vertreter des Militärattachéstabes<br />

der russischen<br />

Botschaft begleitet. (eb)<br />

Schritt nach vorn<br />

Münster. Die Neuorganisation<br />

des Travel Managements der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> ist am vergangenen<br />

Montag einen entscheidenden<br />

Schritt vorangekommen. In<br />

Münster wurde die Abrechnungsstelle<br />

Hamm/Münster eingerichtet.<br />

Sie ist zuständig für Reisekosten<br />

und Trennungsgeld, genauso<br />

wie die entsprechenden Abrechnungsstellen<br />

in Kiel, Leipzig und<br />

Hannover. Zusätzlich werden in<br />

Hamm/Münster Widersprüche,<br />

Beschwerden und Klageverfahren<br />

im Travel Management bearbeitet.<br />

Sobald die entsprechende Infrastruktur<br />

verfügbar ist, wird die<br />

Abrechnungsstelle komplett nach<br />

Hamm wechseln. Bis zum Jahr<br />

2015 soll die Neuorganisation<br />

des Travel Managements generell<br />

abgeschlossen sein. (dibu)


4 aktuell politik / Hintergrund 23. September 2013<br />

Gaddafi vor Gericht<br />

tripolis. Der zweitälteste Sohn<br />

des getöteten libyschen Machthabers<br />

Muammar al-Gaddafi, Seif<br />

al-Islam, muss sich seit vergangenem<br />

Donnerstag vor Gericht<br />

verantworten. Ihm wird zusammen<br />

mit 29 weiteren Angeklagten,<br />

unter ihnen der frühere Regierungschef<br />

Baghdadi al-Mahmudi<br />

und Ex-Geheimdienstchef<br />

Abdullah al-Senussi, der Prozess<br />

gemacht. Allen Angeklagten werden<br />

Verbrechen während des Aufstands<br />

gegen Gaddafi im Jahr 2011<br />

zur Last gelegt. Die Richter entscheiden<br />

in erster Instanz darüber,<br />

ob die Anklage zugelassen oder<br />

abgewiesen wird. Der Internationale<br />

Strafgerichtshof (IStGH)<br />

hatte 2011 Haftbefehl gegen al-<br />

Gaddafi und al-Senussi erlassen.<br />

Libyen hatte aber auf einen Prozess<br />

in Tripolis bestanden und eine<br />

Auslieferung abgelehnt. (bfi/jes)<br />

Tauwetter im Iran<br />

teheran. Irans neuer Präsident<br />

Hassan Ruhani hat westliche<br />

Bedenken zurückgewiesen, sein<br />

Land könne heimlich Atomwaffen<br />

entwickeln. Der Iran strebe<br />

unter keinen Umständen Massenvernichtungs-<br />

oder Atomwaffen<br />

an, sagte der Nachfolger von<br />

Mahmud Ahmadinedschad am<br />

vergangenen Mittwoch in einem<br />

Interview. Auch sei er vollständig<br />

befugt, ein Nuklear-Abkommen<br />

mit dem Westen auszuhandeln.<br />

In wichtigen außenpolitischen<br />

Fragen wie dem Atomprogramm<br />

gibt eigentlich der<br />

politische und geistliche Führer<br />

des Iran, Ajatollah Ali Chamenei,<br />

die Richtung vor. Iran wird seit<br />

Jahren verdächtigt, Atomwaffen<br />

anzustreben und wurde deshalb<br />

von vielen Ländern mit Sanktionen<br />

belegt. (mas/chr)<br />

Soldaten für Haiti<br />

port-au-prince. Fast zwei<br />

Jahrzehnte nach Abschaffung<br />

der Armee gibt es auf Haiti<br />

wieder einheimische Soldaten.<br />

Am vergangenen Montag<br />

empfing Verteidigungsminister<br />

Jean-Rodolphe Joazile die<br />

ersten 41 Rekruten, die zuvor<br />

in Ecuador ausgebildet worden<br />

waren. Sie sind die ersten Mitglieder<br />

einer nationalen Streitmacht,<br />

die die Regierung von Präsident<br />

Michel Martelly einführen will.<br />

Haiti hatte seine Armee 1995 abgeschafft,<br />

nachdem es immer wieder<br />

zu Putschen und Menschenrechtsverletzungen<br />

durch das Militär<br />

gekommen war. Die neuen Soldaten<br />

sind jedoch zunächst nicht<br />

bewaffnet und sollen für den Wiederaufbau<br />

des Landes eingesetzt<br />

werden, das noch immer unter den<br />

Folgen des verheerenden Erdbebens<br />

von 2010 leidet. (enw/ko)<br />

Giftige Geißel der Menschheit<br />

C-Waffen unterliegen verschiedenen Konventionen – Rechtliche Handhabe für Strafaktion fehlt.<br />

von Markus Tiedke<br />

genf. Nach umfangreichen<br />

Untersuchungen legten Ermittler<br />

der Vereinten Nationen (UN)<br />

in der vergangenen Woche ihren<br />

Abschlussbericht über einen mutmaßlichen<br />

Giftgaseinsatz nahe<br />

Damaskus vor. Demnach wurde<br />

am 21. August in den Vororten<br />

der syrischen Hauptstadt tatsächlich<br />

Sarin eingesetzt. Die Inspektoren<br />

äußerten sich nicht zu der<br />

Frage, wer für den Giftgasangriff<br />

mit mehr als 1300 Toten verantwortlich<br />

war.<br />

Ungeachtet dessen sagte die<br />

Regierung von Baschar al-Assad<br />

mittlerweile unter der Androhung<br />

von Militärschlägen zu, ihr<br />

C-Waffenarsenal bis zum vergangenen<br />

Wochenende offenzulegen.<br />

Zudem beantragte Syrien<br />

bei den Vereinten Nationen den<br />

Beitritt zur UN-Chemiewaffenkonvention.<br />

Das Zeitalter der C-Waffen<br />

begann am 22. April 1915 nahe<br />

des belgischen Städtchens Ypern.<br />

Am späten Nachmittag ließen<br />

dort deutsche Soldaten aus 6000<br />

Stahlflaschen rund 150 Tonnen<br />

Chlorgas ab. Der Ostwind wälzte<br />

die gelblichen Schwaden auf die<br />

Stellungen der Franzosen zu.<br />

Mehrere tausend Soldaten starben<br />

bei dem Angriff, viele wurden<br />

verwundet, kurzfristig brach<br />

Panik aus.<br />

Vor diesem ersten Einsatz<br />

von Kampfgas hatten Deutsche<br />

und Franzosen zwar<br />

schon anderswo chemische<br />

Reizstoffe (Tränengas)<br />

eingesetzt.<br />

Doch erst der militärische<br />

Effekt<br />

der Giftgass<br />

c h w a d e n<br />

bei Ypern<br />

setzte eine<br />

Kettenreaktion<br />

in Gang. Alle Nationen,<br />

die über das notwendige Knowhow<br />

verfügten, wandten fortan<br />

– mit steigender Tendenz – chemische<br />

Kampfstoffe an, obwohl<br />

vergiftende Waffen gemäß Haager<br />

Landkriegsordnung geächtet<br />

waren.<br />

Schätzungen zufolge wurden<br />

bis Kriegsende 124 000 Tonnen<br />

Giftgas eingesetzt, denen etwa<br />

90 000 Menschen zum Opfer<br />

fielen. Eine Million Menschen<br />

sollen teils schwere, bleibende<br />

Gesundheitsschäden erlitten<br />

haben. Obwohl damit nur ein<br />

Bruchteil der Kriegstoten auf<br />

den Giftgaseinsatz zurückging,<br />

kam es 1925 im Genfer Protokoll<br />

zu einem Verbot der<br />

(Erst-)Anwendung chemischer<br />

Waffen.<br />

Dieses Papier war<br />

zweifellose eine Reaktion<br />

auf die besonders<br />

grausame und<br />

qualvolle Todesart,<br />

die der Einsatz<br />

von Giftgas<br />

im Ersten<br />

Weltk<br />

r i e g<br />

m i t<br />

s i c h<br />

brachte. Doch der Vertrag hatte<br />

seine Schwächen. Das Protokoll<br />

untersagte weder die Entwicklung<br />

noch den Besitz von C-Waffen.<br />

Zudem scherten sich viele europäische<br />

Staaten in den 20er und<br />

30er Jahren nicht um den Vertrag.<br />

So war Italien dem Abkommen<br />

zwar 1928 beigetreten, setzte<br />

aber im Abessinienkrieg 1935<br />

und 1936 trotzdem massenhaft<br />

Senfgas gegen die Äthiopier ein.<br />

Noch vor der Verabschiedung des<br />

Protokolls hatten Spanien und<br />

Großbritannien in Kolonialkriegen<br />

ebenfalls Giftgas verwendet.<br />

Mittlerweile haben über 130<br />

Staaten das Genfer Protokoll ratifiziert.<br />

Manche Länder ließen<br />

sich damit aber viele Jahrzehnte<br />

Zeit. Etwa die Vereinigten<br />

Staaten, die erst<br />

1975 beitraten. Die 1997<br />

in Kraft getretene UN-<br />

Chemiewaffenkonvention<br />

(CWK)<br />

verbietet nicht<br />

nur die Verwendung<br />

von<br />

C-Waffen,<br />

sonder n<br />

a u c h<br />

deren<br />

Entwicklung,<br />

Herstellung und Lagerung.<br />

Zudem sind alle Nationen,<br />

die das Abkommen ratifiziert<br />

haben, verpflichtet, etwaige<br />

Bestände chemischer Waffen<br />

zu deklarieren und diese zu<br />

vernichten.<br />

Die Vernichtung wird durch die<br />

UN kontrolliert und beaufsichtigt.<br />

Bei Verdacht auf Zuwiderhandlungen<br />

können Inspektoren entsandt<br />

werden. Wenn sich der Verdacht<br />

erhärtet, kann die UN-Generalversammlung<br />

und der UN-Sicheheitsrat<br />

eingeschaltet werden. Letzterer<br />

hat die Möglichkeit, zur Durchsetzung<br />

des C-Waffenverbots Sanktionen<br />

auszusprechen. Seit Inkrafttreten<br />

der CWK sind angeblich<br />

81 Prozent der weltweit gemeldeten<br />

Chemiewaffen-Bestände<br />

vernichtet worden. Russland will<br />

bis Dezember alle C-Waffen zerstört<br />

haben, in den USA soll das<br />

bis 2023 dauern.<br />

Die Reichweite des Abkommens<br />

ist beachtlich. Bislang sind<br />

189 Staaten der CWK beigetreten.<br />

Israel und Myanmar haben<br />

das Papier allerdings nur unterzeichnet,<br />

die Ratifizierung steht<br />

noch aus. Syrien hatte bislang mit<br />

Angola, Ägypten, Nordkorea und<br />

Südsudan die zweifelhafte Ehre,<br />

zum Klub der Nichtunterzeichner-Staaten<br />

zu gehören.<br />

Sollte es gelingen, das syrische<br />

C-Waffen-Arsenal zu sichern und<br />

zu zerstören, wäre dies ein großer<br />

Erfolg. Eine völkerrechtliche<br />

Handhabe für militärische<br />

Aktionen gegen das Assad-<br />

Regime bietet dessen mutmaßlicher<br />

Einsatz aber<br />

nicht. Denn in der Chemiewaffenkonvention<br />

sind keine Strafmaßnahmen<br />

für die<br />

Verwendung<br />

von C-Waffen<br />

vorgesehen.<br />

Muslim-Rebellen proben den Aufstand<br />

Mehr als hundert Tote nach militärischen Auseinandersetzungen im Süden der Philippinen .<br />

Manila. Bei einem Rebellenaufstand<br />

im Süden der Philippinen<br />

sind bis Ende vergangener<br />

Woche etwa hundert Menschen<br />

ums Leben gekommen. Rund<br />

200 Anhänger der islamistisch<br />

geprägten „Nationalen Befreiungsfront<br />

der Moros“ (MNLF)<br />

hatten mehrere Küstendörfer nahe<br />

der Stadt Zamboanga gestürmt<br />

und dort dutzende Zivilisten als<br />

Geiseln genommen.<br />

Die Regierungstruppen starteten<br />

daraufhin eine großangelegte<br />

Gegenoffensive und konnten<br />

bis Ende der Woche nach<br />

eigenen Angaben einen Großteil<br />

der Geiseln befreien. Dabei<br />

griff die philippinische Armee<br />

die Aufständischen auch aus der<br />

Luft mit Hubschraubern an. Die<br />

meisten Todesopfer der Auseinandersetzungen<br />

hatten die Rebellen<br />

zu verzeichnen. Diese verlangen<br />

zwischenzeitlich eine<br />

Vermittlung durch die Vereinten<br />

Nationen.<br />

Im Vorfeld der Kämpfe hatte<br />

Rebellenführer Nur Misuari eine<br />

im Oktober vorigen Jahres unterzeichnete<br />

vorläufige Friedensvereinbarung<br />

zwischen der Zentralregierung<br />

in Manila und der<br />

„Moro Islamischen Befreiungsfront“<br />

(MILF) kritisiert. Diese<br />

hatte sich Ende der 70er Jahre<br />

von der MNLF abgespalten, führt<br />

aber weiter Friedensgespräche<br />

mit der Regierung. Misuari wirft<br />

Manila vor, seine Gruppierung<br />

werde auf diese Weise außen vor<br />

gelassen, und ein eigenes Abkommen<br />

über einen Frieden aus dem<br />

Jahr 1996 werde umgangen.<br />

Im muslimisch geprägten<br />

Süden der ansonsten mehrheitlich<br />

katholischen Philippinen kämpfen<br />

die Rebellen der MNLF seit<br />

Jahrzehnten für Unabhängigkeit.<br />

Im Zuge des Abkommens von<br />

1996 hatte die MNLF erklärt, von<br />

ihren Forderungen nach einem<br />

eigenen islamischen Staat abzusehen<br />

und sich stattdessen mit mehr<br />

Autonomie zufrieden zu geben.<br />

Im vergangenen Monat hingegen<br />

hatten Teile der MNLF-Führung<br />

ihre Forderung nach Unabhängigkeit<br />

erneuert. Die MNLF gilt als<br />

zersplittert. Eine ihrer Gruppierungen<br />

soll sich geweigert haben,<br />

an den bewaffneten Überfällen<br />

auf Zamboanga und Umgebung<br />

teilzunehmen. (ng/fu)


23. September 2013 einSatz aktuell 5<br />

Vor dem Fliegen steht die Sicherheit<br />

Im Einsatz MINUSMA in Mali stellt die Luftwaffe derzeit zwei „Transall“-Transportflugzeuge.<br />

Bewährte „arbeitsbiene“ im Lufttransport: die C-160 „transall“ im einsatzgebiet in Mali.<br />

von Michael Sprengard<br />

Bamako. Seit dem Start der<br />

MINUSMA-Mission am 1. Juli<br />

fliegen Lufttransportflugzeuge<br />

vom Typ C-160 „Transall“ unter<br />

der Flagge der Vereinten Nationen<br />

(UNO). Auf den ersten Blick<br />

sind die Bedingungen in diesem<br />

Einsatz nichts Neues für die<br />

Luft-Transporteure. Unwegsame<br />

Pisten, steile An- und Abflugverfahren<br />

sowie Einsätze auf dem<br />

afrikanischen Festland sind im<br />

Logbuch der „Transall“ bereits<br />

seit Jahrzehnten mit einem grünen<br />

Haken versehen. Auch deshalb<br />

sind die beiden Flugzeuge<br />

derzeit eines der wichtigsten<br />

Transportmittel für die UNO.<br />

Insbesondere, wenn es um die<br />

Versorgung abgelegener Truppenteile,<br />

Städte und Dörfer im<br />

Norden geht.<br />

Um jedoch bei MINUSMAals<br />

Pilot oder Ladungsmeister<br />

überhaupt starten zu dürfen, muss<br />

zunächst ein administratives<br />

Programm durchlaufen werden.<br />

Bereits der Zugang zu den Gebäuden<br />

ähnelt den Sicherheitskontrollen<br />

auf Flughäfen – Geräte zum<br />

Foto: PIZ Bamako<br />

Durchleuchten und Leibesvisitation<br />

inklusive. Erste Station im<br />

Akkreditierungsprozess der UNO<br />

ist das Sicherheitsbriefing. Soziale<br />

Besonderheiten, politische Entwicklungen,<br />

aber auch der Einsatz<br />

von Sprengfallen sind Teil des<br />

Vortrages zur derzeitigen Situation<br />

im Land. „Starke Winde von<br />

bis zu 150 Stundenkilometer können<br />

im Norden erhebliche Probleme<br />

beim Landen verursachen“,<br />

mahnt Magdaline Tifeh, Sicherheitsberaterin<br />

im UN-Hauptquartier<br />

in Bamako. Die Auseinandersetzungen<br />

in Mali haben an vielen<br />

Orten deutlich sichtbare Spuren<br />

hinterlassen. Auch an zivilen<br />

und militärischen Flugplätzen<br />

des Landes ist dies der Fall.<br />

„Tessalit und Kidal besitzen<br />

beispielsweise keine stationären<br />

Navigationsanlagen. Entweder<br />

sie sind zerstört worden oder sie<br />

haben niemals existiert“, erklärt<br />

Charles R. Amoussin, der Chef<br />

für Luftoperationen. Auch die<br />

Wetterprognosen sind aufgrund<br />

fehlender oder beschädigter<br />

Systeme an Plätzen wie Gao<br />

oder Timbuktu häufig eher unpräzise.<br />

„Augenblicklich umfasst die<br />

fliegende Flotte der UNO-Mission<br />

acht verschiedene Luftfahrzeuge“,<br />

erklärt Amoussin weiter,<br />

„wir rechnen mit insgesamt bis<br />

zu 35 Maschinen“. Allerdings<br />

sind die „Transalls“ der Luftwaffe<br />

derzeit die einzigen, die den weit<br />

im Norden liegenden Ort Tessalit<br />

bei voller Beladung und ohne<br />

Zwischenstopp anfliegen können.<br />

Seit Beginn des Einsatzes in<br />

Mali wuchs auch die Liste der<br />

sicherheitsrelevanten Vorfälle im<br />

Flugverkehr. Viele Flugfelder im<br />

Land sind unbewacht und somit<br />

für jeden frei zugänglich. Vor<br />

kurzem graste beispielsweise eine<br />

Herde Ziegen auf dem Flugvorfeld<br />

in Tessalit. Oder ein gepanzertes<br />

Fahrzeug bewegte sich im<br />

Landegebiet eines anderen Flugplatzes<br />

– Verhältnisse, auf die<br />

man sich einstellen muss.<br />

Genau aus diesem Grund ist<br />

der „After-Mission-Report“, der<br />

Nachflugbericht, für Aza King so<br />

wichtig. Deshalb bittet die kommissarische<br />

Leiterin der Flugsicherheitsabteilung,<br />

um „Mitteilung<br />

jeglicher sicherheitsrelevanter<br />

Vorfälle am Boden<br />

oder in der Luft“. Die deutschen<br />

„Transall“-Teams werden von der<br />

Bosnierin sehr geschätzt: Kompetentes<br />

Auftreten, Pünktlichkeit<br />

und vor allem das Einhalten der<br />

internationalen Standards.<br />

Trotz umfangreicher Flugvorbereitung,<br />

was Wetter und<br />

Beschaffenheit von Lande- und<br />

Startbahnen angeht, kann bereits<br />

der kleinste Stein Schäden am<br />

Flugzeug verursachen. Ohne<br />

fachmännische Hilfe – Wartungspersonal<br />

sucht man in Regionen<br />

nördlich von Timbuktu häufig<br />

vergeblich – bleibt das Flugzeug<br />

dann stehen. Hier sind Ladehelfer<br />

und Bordmechaniker der C-160<br />

Gold wert. Beide sind auch ausgebildete<br />

Wartungsmechaniker<br />

und können kleinere Reparaturen<br />

gleich an Ort und Stelle<br />

vornehmen.<br />

Nach vier Stunden ist die neue<br />

Besatzung zugelassen und wird<br />

offiziell in den Kader der UNO<br />

aufgenommen. Ab sofort fliegt<br />

das Team mit den Insignien der<br />

Weltorganisation am rechten Arm<br />

und in deren Auftrag. Nichts Neues<br />

für die <strong>Bundeswehr</strong> und ihre Transporter-Flotte<br />

– bereits Anfang der<br />

siebziger Jahre waren erstmals<br />

C-160 „Transall“ in der Sahel-Zone<br />

im Einsatz.<br />

1000 Stunden<br />

geflogen<br />

Foto: PIZ MES<br />

Für den Einsatz...<br />

• wurden Ende vergangenen Monats zwei fernbedienbare Detek- eingesetzt, erfahren eine hohe Akzeptanz und konnten ihre Eigtorkomponenten<br />

des vollständig unter Schutz fernbedienbaren nung bereits mehrfach nachweisen. Zwei Bedienertruppfahrzeuge<br />

deutschen Route Clearance Systems (RC-Sys) in den Einsatz nach sind seit Ende November 2012 im Einsatz.<br />

Afghanistan verlegt. Dieses System besteht aus einem geschützten Die jetzt in den Einsatz verlegten Detektionsfahrzeuge auf der<br />

Bedienertruppfahrzeug, einem fernbedienbaren Detektorfahrzeug Waffensystemplattform „Wiesel 1“ verfügen über einen Dualsensor<br />

und einem ferngesteuerten Räumfahrzeug sowie aus zwei geschütz- mit Bodendurchdringungsradar und integriertem Metalldetektor.<br />

ten Trägerfahrzeugen Lkw MULTI (Wechselladepritsche) für den Sie komplettieren somit die bereits im Einsatz befindlichen Kom-<br />

Transport der Detektor- und Räumkomponente.<br />

ponenten des deutschen RC-Sys. In Afghanistan erfolgt zunächst<br />

Zwei der insgesamt sieben bereits beschafften Räumfahrzeuge eine vertiefende Ausbildung unter möglichst realen Bedingungen,<br />

sind mit ihren Trägerfahrzeugen seit Oktober 2011 in Afghanistan bevor die Detektionsfahrzeuge dort eingesetzt werden. (eb)<br />

Foto: BAAINBw<br />

Mazar-e Sharif. „Vor Ort sein<br />

und Schutz geben“, das ist das<br />

Motto der Besatzungen des<br />

Kampfhubschraubers „Tiger“ in<br />

Afghanistan. Vor Kurzem haben<br />

sie die Marke von 1000 Flugstunden<br />

im Einsatz überschritten.<br />

Derzeit stellt das Kampfhubschrauberregiment<br />

36 aus Fritzlar<br />

vier Hubschrauber mit ihren<br />

Besatzungen. Das Waffensystem<br />

ist in der Lage, Bodentruppen mit<br />

direktem Feuer zu unterstützen.<br />

Auch Begleitschutz gehört zum<br />

Aufgabenspektrum. Mit mehr<br />

als 180 erfüllten Aufträgen, vorwiegend<br />

beim Schutz von Konvois,<br />

leisten die Besatzungen des<br />

„Tigers“ einen wichtigen Beitrag<br />

zum Schutz der eingesetzten Soldaten.<br />

(bau)


6 aktuell bundeswehr aktuell 7<br />

Sport verbindet alle Menschen<br />

Bei den ersten offenen integrativen CISM-Leichtathletik-Europameisterschaften in Warendorf kämpfen behinderte und nichtbehinderte Athleten um die Medaillen – Es ist ein wahres Sportfest.<br />

von Ralf Wilke<br />

w arendorf. Eine neue Idee und<br />

ein Meilenstein im Militärsport<br />

sind vor kurzem in Warendorf<br />

verwirklicht worden: Die ersten<br />

offenen integrativen Leichtathletik-Europameisterschaften<br />

des CISM (Conseil International<br />

du Sport Militaire) wurden zu<br />

einem ganz besonderen Sportfest.<br />

Denn Behinderte und nichtbehinderte<br />

Soldaten kämpften erstmals<br />

gemeinsam um Medaillen<br />

und Punkte in der Leichtathletik.<br />

Die <strong>Bundeswehr</strong> nimmt mit der<br />

Ausrichtung dieser besonderen<br />

Sportveranstaltung weltweit eine<br />

Vorreiterrolle im internationalen<br />

Militärsport ein. „Erstmals in der<br />

Geschichte der Militärsportorganisation<br />

CISM treten behinderte<br />

und nicht behinderte Kameraden<br />

bei einer gemeinsamen Veranstaltung<br />

auf. Eine gute Gelegenheit,<br />

internationale Experten auf beiden<br />

Gebieten zusammen zu bringen“,<br />

sagte der CISM-Delegierte<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, Oberstleutnant<br />

Harald Dobmeier. Die Regularien<br />

wurden speziell durch eine<br />

Internationale Expertengruppe<br />

aus Brasilien, Kanada, den USA<br />

und Deutschland erarbeitet und<br />

an die Erfordernisse der CISM<br />

angeglichen.<br />

Als Gastgeber dieser Pilotveranstaltung<br />

hatte die <strong>Bundeswehr</strong> ein<br />

Team aus 46 Athleten aufgestellt<br />

– 40 <strong>Bundeswehr</strong>sportler aus den<br />

Spitzenkadern sowie sechs behinderte<br />

beziehungsweise einsatzgeschädigte<br />

Soldaten. Acht Nationen<br />

hatten Teilnehmer in den Parasport-Disziplinen<br />

genannt. Für<br />

die Teilnahme an Wettkämpfen<br />

Nichtbehinderter sagten zwölf<br />

Nationen zu. Damit traten mehr<br />

als 200 Athleten zur Militäreuropameisterschaft<br />

an.<br />

Sport als Therapie<br />

Schon seit längerem unterstützt<br />

die <strong>Bundeswehr</strong> durch spezielle<br />

Sporttherapie Soldaten, die im<br />

Einsatz Schaden an Körper und<br />

oder Seele erleiden mussten.<br />

Dazu ist an der Sportschule in<br />

Warendorf extra ein Lehrgang<br />

ins Leben gerufen worden. Aber<br />

auch Kameraden, die schwere<br />

Krankheiten durchmachen, steht<br />

der Weg an die Sportschule offen.<br />

Ziel dieser Maßnahmen ist es,<br />

Betroffene anzuleiten, um sie mit<br />

individuell erlernten Bewegungsund<br />

Sportangeboten sowie entsprechenden<br />

Trainingsmethoden<br />

für die Wiedereingliederung in<br />

den Arbeitsprozess und das soziale<br />

Umfeld zu stärken. Sport als<br />

Therapie brachte bisher erstaunliche<br />

Ergebnisse, die selbst Fachleute<br />

überraschen. Grund genug<br />

für die Organisatoren, die Leistungsfähigkeit<br />

versehrter Kameraden<br />

mit einem sportlichen Wettkampf<br />

zu würdigen. Seite an Seite<br />

mit ihren gesunden Kameraden<br />

ging es an drei Wettkampftagen<br />

daher um mehr als Medaillenränge<br />

und Punkte.<br />

So eröffnete der Stellvertreter<br />

des Generalinspekteurs der<br />

<strong>Bundeswehr</strong>, Generalleutnant<br />

Peter Schelzig, „eine Art Military-Paralympics,<br />

die in diesen<br />

Europameisterschaften integriert<br />

sind“, wie es der Warendorfer<br />

Bürgermeister Jochen Walter<br />

in seiner Begrüßungsansprache<br />

ausdrückte. Das Publikum der<br />

Pferde- und Sportstadt bereitete<br />

den Athleten einen begeisterten<br />

Empfang. Sie wurden belohnt<br />

mit einer großartigen Vorstellung<br />

der Stabhochspringer auf<br />

dem Marktplatz zum Auftakt der<br />

Wettkämpfe am vorvergangenen<br />

Donnerstag.<br />

Großartige Erfolge<br />

Öffentlicher Auftakt: stabhochsprung auf dem Marktplatz.<br />

Moderiert vom verletzten<br />

Hochsprungweltmeister Stabsgefreiter<br />

Raphael Holzdeppe<br />

überboten sich die fünf qualifizierten<br />

Springer aus Deutschland<br />

und Polen gegenseitig. Hauptgefreiter<br />

Daniel Clemens von der<br />

Sportfördergruppe Mainz gelang<br />

sogar das Kunststück, seine erst<br />

kürzlich erreichte Bestmarke von<br />

5,60 Metern im dritten Anlauf<br />

erneut zu überspringen. Damit<br />

verwies der deutsche U-23-Meister<br />

Lukasz Michalski aus Polen<br />

auf Rang zwei.<br />

Hochspannung boten auch die<br />

übrigen Disziplinen, die ebenfalls<br />

prominent besetzt waren.<br />

Was in der Leichtathletik Rang<br />

und Namen hat, war nach Warendorf<br />

gekommen. So erlebten<br />

Zuschauer und Sportler gleichermaßen<br />

ein Déjà-vu. Etwa<br />

durch die Neuauflage des Weltmeisterduells<br />

der Diskuswerfer<br />

Stabsunteroffizier (FA) Robert<br />

Harting und dessen Dauerrivalen<br />

Piotr Malachowski aus Polen.<br />

Es sei „Ehrensache, hier anzutreten“,<br />

sagte Harting im Interview<br />

mit den Medien. „Eine Europameisterschaft<br />

im eigenen Land,<br />

dazu noch militärisch – das sehe<br />

ich als Pflichtveranstaltung an.“<br />

Doch der mehrfache Weltmeister<br />

und Olympiasieger hatte<br />

noch einen Grund, nach Warendorf<br />

zu reisen. Schließlich engagiert<br />

sich Harting schon langem<br />

dafür, den Parasport mit dem<br />

Leistungssport zu integrieren.<br />

Zugleich lobte Harting die Möglichkeiten,<br />

die ihm sein Arbeitgeber<br />

<strong>Bundeswehr</strong> bietet. Professionelles<br />

Training, hervorragende<br />

Betreuung und finanzielle Absicherung<br />

seien starke Argumente.<br />

Dies belohnten er und weitere<br />

Spitzenathleten gleich mit mehreren<br />

militärischen Europameisterund<br />

Vizemeistertiteln, die sie aus<br />

dem Münsterland mit nach Hause<br />

Fotos (3): Kemper/<strong>Bundeswehr</strong><br />

brachten. 13 Mal Gold und je acht<br />

silberne und bronzene Medaillen<br />

standen für die Deutschen<br />

zu Buche – die gleichzeitig die<br />

Medaillenwertung anführten.<br />

So entwickelte sich etwa<br />

der Weitsprung der Damen zu<br />

einem packenden Duell zwischen<br />

Deutschland und Brasilien,<br />

in dem sich die deutsche<br />

Springerin Unteroffizier (FA)<br />

Sosthéne Moguenara letztendlich<br />

mit einem gewaltigen vorletzten<br />

Sprung die Goldmedaille<br />

sicherte. Die <strong>Bundeswehr</strong>sportlerin<br />

ist derzeit die zweitbeste<br />

Springerin der Welt. Sie lag mit<br />

6,42 Metern deutlich vor ihren<br />

Konkurrentinnen. Eine saubere<br />

Leistung zeigte auch Stabsunteroffizier<br />

Julian Reus, der auf 100<br />

und 200 Metern jeweils den Titel<br />

nach Deutschland holte. Gleiches<br />

tat auch Langstrecken-Ass Hauptfeldwebel<br />

Sabrina Mockenhaupt<br />

mit ihrem Sieg über die<br />

5000-Meter-Distanz.<br />

Para-Leistungen<br />

Großen Anteil am Erfolg<br />

der deutschen Delegation hatten<br />

die Parasportler der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

die inzwischen mit ihren<br />

nicht behinderten Kameraden<br />

zu einem schlagkräftigen Team<br />

zusammengewachsen waren.<br />

Sowohl am Samstag als auch am<br />

Sonntag überzeugten die Athleten<br />

mit hohem Leistungswillen<br />

und eroberten so die Herzen<br />

der Zuschauer und Offiziellen.<br />

Besonderen Respekt verdienen<br />

sich die internationalen Para-Teilnehmer<br />

durch den Start in verschiedenen<br />

Disziplinen. Nicht<br />

selten waren die Siegertreppchen<br />

Mit reichlich bewegung in die normalität: der sport bedeutet für die versehrten Kameraden mehr Lebensqualität.<br />

beim Kugelstoßen mit denselben<br />

Sportlern besetzt, wie in den<br />

Laufdisziplinen.<br />

Die Oberstabsgefreiten Tim<br />

Focken und Maik Mutschke sowie<br />

Hauptmann Adrian D. konnten<br />

mehrfach geehrt werden. Und<br />

auch der erblindete Stabsfeldwebel<br />

Ralf Rönckendorf überzeugte<br />

auf der 1500-Meter-Strecke in<br />

seiner Klasse mit einem zweiten<br />

Platz. Die 1500-Meter-Distanz<br />

der Rollstuhlfahrer wurde nordamerikanisch<br />

dominiert: Der<br />

US-Amerikaner Ivan Sears holte<br />

sich Gold vor Edwin Vermetten<br />

aus den Niederlanden und seiner<br />

Landsfrau Elisabeth Wasil.<br />

Doch neben den Leistungen stand<br />

das Miteinander im Vordergrund.<br />

Hier dabei zu sein, fühlt sich richtig<br />

gut an“, beschreibt Obermaat<br />

Robert Kloß, Para-Kugelstoßer,<br />

seine Eindrücke.<br />

Von Warendorf geht ein Signal<br />

aus: Die Idee, integrative Sport-<br />

Wettkämpfe in den Herzen und<br />

in den Köpfen zu verankern und<br />

weiter zu entwickeln. Mit der<br />

ersten offenen integrativen CISM<br />

Leichathletik-EM ist dies bereits<br />

gelungen und die Organisatoren<br />

sind motiviert, weitere Sportveranstaltungen<br />

in dieser Form zu<br />

gestalten – die versehrten Soldaten<br />

haben es verdient.<br />

Das Video zum Event „Griff<br />

nach Edelmetall“ unter www.<br />

youtube.com/bundeswehr.<br />

Abschied gegeben<br />

w arendorf. Kugelstoßerin<br />

Hauptfeldwebel Nadine Kleinert<br />

von der Sportfördergruppe Berlin<br />

nutze die integrative CISM-Europameisterschaft,<br />

um sich würdig<br />

vom Leistungssport zu verabschieden.<br />

Den letzten Wettkampf<br />

ihrer Karriere bestritt die Olympia-Zweite<br />

von 2004 im Stadion<br />

A der Sportschule und wurde<br />

prompt Zweite. Sichtlich gerührt<br />

nahm Kleinert den Vize-Europameistertitel<br />

und die Glückwünsche<br />

entgegen, zumal sie zuvor<br />

nicht mit einer Teilnahme rechnen<br />

konnte.<br />

(rwi)<br />

Fotos (3): Mandt/IMZ<br />

r espektable Leistungen: die Parasportler zeigen bei allen disziplinen vollen einsatz und überzeugten Zuschauer und Organisatoren mit ihren Fähigkeiten.<br />

h ohes n iveau: bei der CIs M-eM in w arendorf treten die besten an.<br />

Ausgelassene s timmung: die internationalen w ettkämpfe sind für alle Teilnehmer etwas besonderes.


8 aktuell bundeswehr 23. september 2013<br />

Schüler informiert<br />

Reserve Sachsen-Anhalt<br />

Weitere RSU-Kompanie in Dienst gestellt – Stellen bereits zu fast einhundert Prozent besetzt.<br />

berlin. Mehr als 2000 Schüler<br />

haben kürzlich den Ausbildungstag<br />

Süd-Ost in Treptow-Köpenick<br />

genutzt, um sich über künftige<br />

Berufsbilder zu informieren. Die<br />

<strong>Bundeswehr</strong> war mit dem Karriere-Truck<br />

sowie Soldaten und<br />

Technik des Feldjägerbataillons<br />

und des Lazarettregiments 31 vor<br />

Ort. Höhepunkt am Truck war<br />

ein Zusammentreffen der Schüler<br />

mit den Spielern Christopher<br />

Quiring und Jan Glinka vom Fußball-Zweitligisten<br />

1. FC Union<br />

Berlin (Foto).<br />

(eb)<br />

Zur Streitkräftebasis<br />

siegburg. Die Heeresmusikkorps<br />

wechseln zur Streitkräftebasis:<br />

Der Amtschef des Streitkräfteamtes,<br />

Brigadegeneral Werner<br />

Weisenburger, hat in der vergangenen<br />

Woche die Verantwortung<br />

für die Führung der fünf Heeresmusikkorps<br />

aus Hannover, Kassel,<br />

Ulm, Veitshöchheim und<br />

Koblenz an den Leiter des Militärmusikdienstes<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

Oberst Michael Schramm<br />

übertragen. Der Unterstellungswechsel<br />

ist Teil der Neuausrichtung<br />

der Streitkräfte. (eb)<br />

Karriereperspektiven<br />

München. 14 Unternehmen<br />

wie Audi, Allianz, Burda Media<br />

oder EADS präsentieren sich am<br />

19. Oktober auf einem Unternehmensforum<br />

an der Universität der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> München mit Messeständen<br />

und Vorträgen als potentielle<br />

Arbeitgeber. Ziel der Veranstaltung<br />

ist es, ausscheidende Offiziere<br />

auf Zeit mit Unternehmensvertretern<br />

zusammenzubringen<br />

und den Dialog zu fördern (eb)<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.unibw.de/unternehmensforum.<br />

Foto: KarCtr Berlin<br />

Foto: IMZBw Archiv<br />

von Franziska Hölscher<br />

burg. Der Stellvertreter des<br />

Inspekteurs der Streitkräftebasis,<br />

Generalmajor Erich Pfeffer, hat<br />

am vorvergangenen Donnerstag<br />

die Regionale Sicherungs- und<br />

Unterstützungskompanie (RSU)<br />

Sachsen-Anhalt in Dienst gestellt.<br />

Pfeffer dankte in seiner Rede den<br />

Reservisten für ihr Engagement.<br />

„In diesen besonderen Zeiten der<br />

Umstrukturierung der <strong>Bundeswehr</strong><br />

zeigen sie uns, dass wir auf<br />

sie zählen können. Das ist nicht<br />

selbstverständlich“, sagte der<br />

Generalmajor. Die RSU-Kompanie<br />

sei dabei ein unverzichtbares<br />

Bindeglied zwischen der <strong>Bundeswehr</strong><br />

und der Gesellschaft.<br />

„Die aktiven Truppenteile sind<br />

mehr denn je auf die Unterstützung<br />

der Reservisten angewiesen.<br />

Ich habe größten Respekt<br />

und Hochachtung für ihre Einsatzbereitschaft<br />

und ihr Pflichtbewusstsein,<br />

so Pfeffer weiter.<br />

„Mit ihrem freiwilligen Engagement<br />

in dieser Kompanie übernehmen<br />

sie Verantwortung und<br />

zeigen ein Herz für ihre Heimat“,<br />

betonte er.<br />

Zu dem Aufstellungsappell in<br />

der Burger Clausewitz-Kaserne<br />

waren neben Vertretern der <strong>Bundeswehr</strong><br />

auch zahlreiche Gäste<br />

aus Politik und Wirtschaft gekommen.<br />

Ehrengast und Redner war<br />

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />

Reiner Haseloff. „Mit der<br />

Indienststellung der Regionalen<br />

Sicherungs- und Unterstützungskompanie<br />

betreten wir in Sachsen-Anhalt<br />

Neuland und setzen<br />

ein Zeichen für die besondere<br />

Qualität der Reservisten und ihrer<br />

Fähigkeiten in unserem Bundesland“,<br />

sagte der Ministerpräsident.<br />

Er dankte den Reservisten<br />

für ihr Engagement und lobte<br />

ihre uneingeschränkte Bereitschaft,<br />

sich für ihr Bundesland<br />

und für die Menschen einzusetzen.<br />

„Diese Kompanie legt dabei<br />

den Grundstein für die Zukunft<br />

einer neuen zivil-militärischen<br />

Zusammenarbeit“, sagte Haseloff.<br />

Die RSU-Kompanie verfügt<br />

über fast 120 geplante Dienstposten<br />

und entspricht dem Aufbau<br />

einer Jägereinheit. „Unsere Intention<br />

bestand darin, mit Reservisten<br />

ins Rennen zu gehen,<br />

bei denen die wehrrechtliche<br />

Verfügbarkeit und die gesundheitliche<br />

Eignung bereits festgestellt<br />

wurden. Das bedeutet,<br />

dass alle Reservisten dieser<br />

Einheit die Voraussetzungen für<br />

ihre Indienststellung im Vorfeld<br />

erfüllt haben“, stellte der Kommandeur<br />

des Landeskommandos,<br />

Oberst Claus Körbi, heraus.<br />

Damit sei sichergestellt, dass die<br />

angetretenen Soldaten auch wirklich<br />

zum Team Sachsen-Anhalt<br />

zusammenwachsen könnten, so<br />

Körbi weiter.<br />

Und für dieses „Team Sachsen-<br />

Anhalt“ beginnt nach dem Aufstellungsappell<br />

eine ereignisreiche<br />

Zeit, die vor allem von Ausbildung<br />

geprägt sein wird.<br />

Jugendparlament auf Reisen<br />

Für die Reservedienstleistenden<br />

der RSU-Kompanie und ihren<br />

Chef, Major Frank Engelmann,<br />

eine aufregende Zeit. „Wir als<br />

Reservisten identifizieren uns<br />

mit der <strong>Bundeswehr</strong> und wollen<br />

die dort gewonnene Kameradschaft<br />

nicht aufgeben. Wir sind in<br />

Sachsen-Anhalt verwurzelt und<br />

wollen uns für unsere Heimat<br />

einsetzen“, fasst Engelmann<br />

die Motivation der Reservisten<br />

zusammen.<br />

Das Aufgabenspektrum der<br />

RSU-Kompanie reicht künftig<br />

vom Objektschutz über Sicherungsaufgaben<br />

bis hin zu unterstützenden<br />

Hilfeleistungen – wie<br />

zum Beispiel im Katastrophenfall.<br />

Jugendoffizier Arnsberg besucht mit Jugendlichen Marinestützpunkte an der Ostsee.<br />

sundern/Kiel. Unter dem Motto<br />

„Sicherheitspolitik gemeinsam<br />

erleben“ ist kürzlich eine Gruppe<br />

des Jugendparlaments der Stadt<br />

Sundern im Sauerland zu einem<br />

sicherheitspolitischen Seminar in<br />

Richtung Kiel gestartet. „Ziel dieses<br />

Seminars ist es, den politisch<br />

engagierten Jugendlichen spannende<br />

Einblicke in das aktuelle<br />

sicherheitspolitische Geschehen<br />

aus der maritimen Perspektive zu<br />

ermöglichen“, sagt Kapitänleutnant<br />

Heiner Garvens, Jugendoffizier<br />

in Arnsberg. Diesem Ziel<br />

folgend konnten die Teilnehmer<br />

gleich nach ihrer Ankunft im Kieler<br />

Marinestützpunkt einen ersten<br />

Schritt an Bord das Minenjagdbootes<br />

„Herten“ setzen, um<br />

über und unter Deck die Arbeitsweise<br />

an Bord zu erleben – spontane<br />

Diskussionen über die aktuellen<br />

Auslandseinsätze der <strong>Bundeswehr</strong><br />

eingeschlossen.<br />

rsu-Kompanie in dienst gestellt: Generalmajor Pfeffer (2.v.l.) mit Ministerpräsident haseloff (l.).<br />

bordleben erfahren: die seminarteilnehmer auf der „herten“.<br />

Abseits der Streitkräfte galt es<br />

für die Teilnehmer des Seminars,<br />

auch einen Blick hinter die Kulissen<br />

des Landtages von Schleswig-Holstein<br />

zu werfen. Und kein<br />

Geringerer als der Ministerpräsident<br />

selbst, Torsten Albig, nahm<br />

sich die Zeit, mit der Gruppe<br />

eine spannende Debatte über die<br />

Arbeit eines Politikers zu führen.<br />

„Gerade die persönlichen<br />

Erlebnisse aus dem Arbeitsalltag<br />

eines Ministerpräsidenten waren<br />

für mich sehr interessant“, betont<br />

JugOffz Arnsberg<br />

der Vorsitzende des Jugendparlaments<br />

Sundern, Serhat Sarikaya.<br />

Und was wäre ein Besuch in<br />

der Schleswig-Holsteinischen<br />

Landeshauptstadt, ohne beim<br />

bekannten Marineehrenmal<br />

Laboe vorbeizuscheuen. Weiterer<br />

Höhepunkt der Reise war ein<br />

Besuch des Marinestützpunktes<br />

Eckernförde, wo unter anderem<br />

das Kommando Spezialisierte<br />

Einsatzkräfte Marine beheimatet<br />

ist. Für die Teilnehmer war<br />

es spannend und informativ zu<br />

erfahren, wie ein solcher Spezialverband<br />

strukturiert ist.<br />

Bei den Jugendlichen kam der<br />

Ansatz der Reise gut an. „Durch<br />

das Seminar konnte ich meinen<br />

Horizont erweitern. Gerade die<br />

Gespräche und Diskussionen mit<br />

Soldaten machen Sicherheitspolitik<br />

verständlich und erlebbar“,<br />

bekräftigt Teilnehmerin Alessa<br />

Schröer.<br />

(hga)<br />

Foto: LKdo Sachsen-Anhalt


23. September 2013 Innere Führung / MIlItärgeSchIchte aktuell 9<br />

Stumme Zeugen<br />

Während des Dreißigjährigen Krieges verloren bei Wittstock mehrere tausend Soldaten ihr Leben.<br />

von Sabine Eickhoff<br />

geschichte/Ausstellung. Als<br />

bei Bauarbeiten 2007 in einem<br />

Gewerbegebiet im Norden Brandenburgs<br />

Skelettteile entdeckt<br />

wurden, ahnte niemand, dass es<br />

sich um einen der spektakulärsten<br />

Funde der vergangenen Jahre handelte:<br />

Ein Massengrab mit 125<br />

Soldaten, die in der Schlacht<br />

von Wittstock am 4. Oktober<br />

1636 ihr Leben verloren hatten.<br />

Dieses Grab ist die erste entdeckte<br />

reguläre Beisetzung auf einem<br />

Schlachtfeld des Dreißigjährigen<br />

Krieges, und das obwohl während<br />

dieser langen Kriegszeit insgesamt<br />

etwa 1,7 Millionen Soldaten<br />

ihr Leben ließen.<br />

An diesem 4. Oktober marschierten<br />

südlich von Wittstock<br />

mehrere tausend Männer auf.<br />

Der etwa 22 000 Mann starken<br />

kaiserlich-sächsischen Armee<br />

unter General Melchior von<br />

Hatzfeld und Kurfürst Johann<br />

Georg I. von Sachsen standen<br />

rund 19 000 Soldaten unter dem<br />

schwedischen Feldmarschall<br />

Johan Banér gegenüber. Doch<br />

trotz der zahlenmäßigen Übermacht<br />

des kaiserlich-sächsischen<br />

Heeres gelang den Schweden der<br />

Sieg. Bereits am Abend mussten<br />

die unterlegenen Generale den<br />

Rückzug ihrer Truppen anordnen.<br />

Da aber viele der Soldaten bereits<br />

desertiert und vom Schlachtfeld<br />

geflohen waren, ging der Abzug<br />

bald in eine planlose Flucht über.<br />

Die Abziehenden wurden zudem<br />

von den nachrückenden Schweden<br />

immer wieder gestellt und<br />

so gab es neben den vielen Toten<br />

auf dem Schlachtfeld die meisten<br />

Opfer wohl erst nach dem „regulären“<br />

Kampfgeschehen. Insgesamt<br />

verloren an diesem Tag bis<br />

zu 8000 Soldaten ihr Leben.<br />

Tags darauf ordnete der siegreiche<br />

schwedische Feldmarschall<br />

historische Funde: Im Jahr 2007 stoßen Bauarbeiter im norden Brandenburgs auf zahlreiche Skelette.<br />

das Aufräumen des Schlachtfeldes<br />

an. Dies bedeutete in der damaligen<br />

Zeit neben der Freigabe zum<br />

Plündern auch, nach verwundeten<br />

Soldaten zu suchen und die<br />

Toten zu bestatten. Am Fuße der<br />

Scharfenberge fanden so 125 tote<br />

Soldaten in einem Massengrab<br />

ihre letzte Ruhe.<br />

Die Männer wurden zwar<br />

ohne Kleidung, Beigaben, Fürsorge<br />

und Bestattungsritus in das<br />

Massengrab gelegt, ihre Skelette<br />

sind jedoch eine nahezu einzigartige<br />

Quelle, die Informationen<br />

zu den Lebensbedingungen einer<br />

ganzen Gesellschaftsschicht liefert.<br />

Seit dem Fund im Frühjahr<br />

2007 arbeiteten Forscher<br />

aus 15 Wissenschaftsdisziplinen<br />

zusammen, um den Gebeinen ihre<br />

Geheimnisse zu entlocken und<br />

die Geschehnisse des 4. Oktober<br />

1636 zu rekonstruieren: Archäologen,<br />

Historiker, Kartographen,<br />

Münz- und Waffenkundler, Mediziner<br />

und Genetiker, Anthropologen<br />

und Forensiker.<br />

Das Archäologische Landesmuseum<br />

in Brandenburg hat über<br />

die Schlacht und den spektakulären<br />

Fund die Ausstellung „1636<br />

– ihre letzte Schlacht“ konzipiert,<br />

mit der die 125 Soldaten aus ihrer<br />

Anonymität geholt sowie ihre<br />

Lebensgeschichten und ihr Alltag<br />

rekonstruiert werden. Nach<br />

Stationen in Brandenburg und<br />

München ist die Sonderausstellung<br />

derzeit im Militärhistorischen<br />

Museum (MHM) der <strong>Bundeswehr</strong><br />

in Dresden zu sehen.<br />

Die Ausstellung will weder<br />

schocken noch verharmlosen,<br />

sondern die damaligen Verhältnisse<br />

sachlich erläutern. Dazu<br />

setzen die Ausstellungsmacher<br />

auf zeitgenössische Abbildungen<br />

sowie auf großformatige Grafiken<br />

auf Stoff, die den Sonderausstellungsraum<br />

des MHM dreiteilen.<br />

Zunächst wird der Besucher in<br />

der städtisch-dörflichen Atmosphäre<br />

eines Marktplatzes mitten<br />

in die Kriegswirren des 17.<br />

Jahrhunderts geführt. Hier geht<br />

es um den Themenkomplex, was<br />

die Menschen damals veranlasste,<br />

sich den riesigen Heeren anzuschließen<br />

und wie die Anwerbung,<br />

Musterung und Vereidigung<br />

erfolgte.<br />

Sodann betritt der Besucher ein<br />

Zeltlager, in dem sich damals der<br />

Großteil des Lebens der einfachen<br />

Soldaten abspielte. Marschieren,<br />

Exerzieren und Kämpfen prägten<br />

den Berufsalltag der Männer. Ihre<br />

freie Zeit bestand aus Essen, Trinken,<br />

Spielen und dem gemeinschaftlichen<br />

Leben im Tross.<br />

Weitere Themen sind die medizinische<br />

Versorgung bei Krankheiten<br />

und Verletzungen sowie die<br />

hygienischen Bedingungen.<br />

Im dritten, der Schlacht gewidmeten<br />

Raumteil, erzeugt ein großer<br />

„Schlachtfeldteppich“ eine<br />

gedämpfte Atmosphäre. Zeitgenössische<br />

Karten, Briefe,<br />

Gemälde und Kupferstiche lassen<br />

viele Widersprüche erkennen,<br />

die jedoch durch die archäologischen<br />

und anthropologischen<br />

Quellen aufgelöst werden können.<br />

Das Schlachtgeschehen wird filmisch<br />

rekonstruiert, der ganze<br />

Schrecken des Krieges in den<br />

Verletzungsmustern an den Knochen<br />

deutlich. Besonderes Highlight<br />

ist die lebensgroße Modellage<br />

eines jungen schottischen<br />

Soldaten, der dem Besucher von<br />

Angesicht zu Angesicht gegenüber<br />

tritt.<br />

Mehr zur Schlacht bei Wittstock<br />

am 4. Oktober 1636<br />

unter www.1636.de.<br />

Exponate hochspezialisierter Büchsenmacher<br />

Das Wehrgeschichtliche Museum Rastatt zeigt in einer neuen Sonderschau Waffenminiaturen aus drei Jahrhunderten.<br />

Foto: Sommer/BLDAM<br />

Orientierungshilfe<br />

Buch. M it<br />

dem „Kompass<br />

Militärgeschichte“<br />

hat der Leiter<br />

des Militärhistorischen<br />

Museums<br />

(MHM) der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> in Dresden, Oberst<br />

Matthias Rogg, eine übersichtliche<br />

und verständliche „Orientierungshilfe<br />

für Einsteiger“ in<br />

dieses Gebiet geschrieben, die<br />

zudem eine zeitgeschichtliche<br />

Aktualität aufweist. Das kompakte<br />

Handbuch bietet in großen<br />

Bögen einen Gesamtüberblick<br />

von den Heeren der Frühen Neuzeit<br />

bis zu den aktuellen Einsätzen<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>. Dabei stellt<br />

es eher die Zusammenhänge und<br />

Entwicklungen in der Militärgeschichte<br />

heraus als Personen<br />

und Jahreszahlen. Dies alles ist<br />

in einzelnen, thematisch abgegrenzten<br />

„Essays“ übersichtlich<br />

angeordnet und mit kurzen, thesenartigen<br />

Zusammenfassungen<br />

und ausgewählten Literaturtipps<br />

versehen. Abgerundet wird das<br />

Buch durch ein eigenes Kapitel<br />

zu den Leistungen der Unteroffiziere<br />

in deutschen Streitkräften,<br />

einem Erlebnisbericht des<br />

Hauptfeldwebels Stefan Schultze<br />

aus dem ISAF-Einsatz und einem<br />

„Glossar“ von Martin Brehl zu<br />

den historischen Grundlagen<br />

von militärischem Zeremoniell,<br />

Brauchtum und Tradition. Dies<br />

alles ist reich illustriert, vor allem<br />

durch Abbildungen von Exponaten<br />

des MHM. Dabei nimmt<br />

die Geschichte der <strong>Bundeswehr</strong><br />

großen Raum ein, was zeigt, dass<br />

unsere Streitkräfte bereits selbst<br />

Geschichte geschrieben und Tradition<br />

begründet haben. (gan)<br />

Matthias Rogg: „Kompass Militärgeschichte.<br />

Ein historischer<br />

Überblick für Einsteiger“; Rombach<br />

Verlag; Freiburg 2013; 385<br />

Seiten; 19,95 Euro; ISBN 978-<br />

3-7930-9732-7.<br />

Ausstellung. Bereits zu Beginn<br />

des 16. Jahrhunderts stellten<br />

hochspezialisierte Büchsenmacher<br />

ihre feinmechanische Virtuosität<br />

unter Beweis, indem sie<br />

Radschlosspistolen mit ihrem<br />

komplizierten Zündmechanismus<br />

en miniature herstellten. Diese<br />

kostspieligen Kleinkunstwerke<br />

waren bei Adeligen beliebte Kabinettstücke.<br />

Dieser Trend hielt auch in<br />

den nachfolgenden Jahrhunderten<br />

an und so fertigten namhafte<br />

Büchsenmacher weiterhin<br />

technisch und künstlerisch<br />

Zwei Beispiele der kostenbaren Miniaturen: eine radschlosspistole (l.) und eine Blankwaffe (r.)<br />

hochwertige Miniaturwaffen als<br />

„Ergötzlichkeiten“ für ihre verwöhnte<br />

Kundschaft. Dass sich<br />

diese historischen Kostbarkeiten<br />

nach wie vor größter Beliebtheit<br />

erfreuen, zeigen die hohen Preise,<br />

Fotos: WGM (2)<br />

die zahlungskräftige Sammler<br />

hierfür bezahlen. In ungebrochener<br />

Tradition werden auch<br />

heute noch Miniaturwaffen in<br />

unterschiedlichen Qualitäten hergestellt,<br />

wobei für Spitzenerzeugnisse<br />

fünfstellige Summen verlangt<br />

werden.<br />

Das Wehrgeschichtliche<br />

Museum (WGM) in Rastatt zeigt<br />

seit dem vergangenen Wochenende<br />

in einer einzigartigen Sonderausstellung<br />

ein großes Spektrum<br />

an technisch und künstlerisch<br />

hochwertigen Miniaturwaffen<br />

aus verschiedenen Jahrhunderten<br />

und Kulturkreisen. Einen<br />

Schwerpunkt der Ausstellung bilden<br />

die legendären Waffen des<br />

„Wilden Westens“ mit einer Vielzahl<br />

verschiedener Colt-Revolver<br />

und Derringer-Modelle.<br />

Die Sonderschau ist bis zum<br />

12. Januar 2014 zu sehen.<br />

Mehr über die Ausstellung im<br />

Wehrgeschichtlichen Museum<br />

unter www.wgm-rastatt.de.


10 aktuell sport 23. september 2013<br />

World-Tour-Sieg<br />

tischtennis. Tischtennis-<br />

Nationalspielerin Hauptgefreiter<br />

Sabine Winter hat das erste<br />

World-Tour-Finale ihrer Karriere<br />

gewonnen. Bei den Belarus-<br />

Open im weißrussischen Minsk<br />

besiegte die Soldatin der Sportfördergruppe<br />

Köln am vorvergangenen<br />

Sonntag die Lokalmatadorin<br />

Alexandra Priwalowa<br />

klar in 4:1-Sätzen. Zuvor hatte die<br />

20-Jährige bereits die topgesetzte<br />

Russin Polina Mikhaijlowa ausgeschaltet.<br />

Winter war die einzige<br />

Starterin des Deutschen Tischtennis-Bundes.<br />

(mro)<br />

Viele Judo-Medaillen<br />

Judo. Die deutschen Judoka<br />

haben sich beim ersten Grand-<br />

Prix-Turnier nach den Judo-Weltmeisterschaften<br />

in Rio in guter<br />

Verfassung gezeigt. Die WM-<br />

Medaillengewinnerinnen Unteroffizier<br />

(FA) Miryam Roper aus<br />

Leverkusen, Mareen Kräh aus<br />

Spremberg, und Laura Vargas<br />

Koch aus Berlin gewannen am<br />

vorvergangenen Wochenende im<br />

kroatischen Rijeka Gold. Bei den<br />

Männern erreichte Obergefreiter<br />

Karl-Richard Frey aus Leverkusen<br />

den ersten Platz. Zwei Silbermedaillen,<br />

eine durch Hauptgefreiter<br />

Jasmin Külbs und drei<br />

Bronzemedaillen rundeten die<br />

guten deutschen Leistungen<br />

ab. Der Deutsche Judo-Bund<br />

belegte so auch den ersten Platz<br />

im Medaillenspiegel, gefolgt von<br />

Slowenien und Russland. (eb)<br />

Gutes Endergebnis<br />

Fallschrimspringen. Die Athleten<br />

der Sportfördergruppe<br />

Altenstadt haben auch beim<br />

letzten Wettkampf der Deutschland-Cup-Serie<br />

im Fallschirmzielspringen<br />

gute Leistungen<br />

gezeigt. In Gera konnte sich<br />

Unteroffizier (FA) Lucia Lippold<br />

am vorvergangenen Wochenende<br />

in der Einzelwertung über Gold<br />

bei den Frauen und gleichzeitig<br />

bei den Junioren freuen. Nachwuchsspringerin<br />

Obergefreiter<br />

Friederike Ripphausen gewann<br />

überraschend die Bronzemedaille<br />

bei den Junioren. In der Deutschland-Cup-Gesamtwertung<br />

bei<br />

den Frauen konnten sich Stabsunteroffizier<br />

(FA) Fabienne Fulland<br />

Gold und ihre Teamkollegin Lippold<br />

Silber sichern. Lippold holte<br />

sich gleichzeitig bei den Junioren<br />

Gold vor ihrer Kameradin<br />

Stabsunteroffizier (FA) Evangelina<br />

Warich. Bei den Männern<br />

erreichte Feldwebel Robert Hönig<br />

in der Gesamtwertung Silber vor<br />

Unteroffizier (FA) Daniel Born.<br />

„Ich bin sehr zufrieden mit den<br />

Leistungen unserer Springer“, zog<br />

Trainer Hauptfeldwebel Sebastian<br />

Lurz das Fazit der Serie. (eb)<br />

Bronze abgeräumt<br />

Unteroffizier Jasmin Schornberg holt bei der Kanu-Slalom-WM die einzige Einzel-Medaille.<br />

Hoch konzentriert: stabsunteroffizier Jasmin schornberg steuert sich und ihr Boot durch die tore.<br />

vonJochenMeyer<br />

prag. Unteroffizier (FA) Jasmin<br />

Schornberg hat bei den<br />

Kanu-Slalom-Weltmeisterschaften<br />

in Prag am vorvergangenen<br />

Wochenende die Bronzemedaille<br />

im Kajak-Einer bei den Frauen<br />

gewonnen. Mit ihren Teamkolleginnen<br />

Claudia Bär und Cindy<br />

Pöschel paddelte die Soldatin der<br />

Sportfördergruppe Neubiberg<br />

zudem zum Vizeweltmeistertitel<br />

in der Mannschaft.<br />

Im Kajak-Einer der Damen<br />

schien das Rennen für Schornberg<br />

bereits gelaufen zu sein.<br />

Nach zwei Berührungen lag sie<br />

im Ziel zunächst auf dem fünften<br />

Rang und haderte vor allem<br />

mit dem zweiten Kontakt zum<br />

Torstab, jenem im vorletzten Tor:<br />

„Das war ein Schlag ins Gesicht,<br />

ich bin einfach zu schnell aus dem<br />

letzten Aufwärtstor gefahren“,<br />

sagte sie nach dem Rennen. Gut<br />

eine Viertelstunde später hellte<br />

sich ihre Miene jedoch auf: Ihre<br />

zwei Kontrahentinnen Jana Dukatova<br />

aus der Slowakei und Dana<br />

Mann aus den USA wiesen im<br />

offiziellen Endergebnis noch je<br />

zwei Strafsekunden mehr aus.<br />

Somit kam Schornberg hinter die<br />

beiden Französinnen Emilie Fer<br />

und Nouria Newman und gewann<br />

Bronze. Sogar einige Freudentränen<br />

kullerten: „Das ist ein schöner<br />

Abschluss einer guten Saison,<br />

mit der ich sehr zufrieden<br />

bin“, konnte sich die 28-Jährige<br />

aus Hamm nun freuen.<br />

Im Finale des Canadier-Zweier<br />

der Männer holten sich die Briten<br />

Florence/Hounslow den Sieg<br />

mit dem knappen Vorsprung<br />

von vier Hundertstel Sekunden<br />

vor den Tschechen Volf/Stepanek<br />

und Ladislav und Skantar<br />

aus der Slowakei. Die Unteroffiziere<br />

(FA) Kai und Kevin Müller<br />

belegten als bestes deutsches<br />

Boot den achten Platz. „Wir wollten<br />

hier nicht die Welt einreißen,<br />

aber eine Leistung abliefern, mit<br />

der wir zufrieden sein können“,<br />

sagte Kai Müller. Dies hätte leider<br />

nicht geklappt und sie seien<br />

schon ein wenig enttäuscht. Die<br />

beiden Besatzungen mit Unteroffizier<br />

(FA) David Schröder/<br />

Frank Henze sowie Feldwebel<br />

Jan Benzien/Franz Anton belegten<br />

die Plätze 15 und 17.<br />

Bereits am Vortag mussten<br />

die Slalom-Kanuten einige<br />

Rückschläge einstecken. Im<br />

Finale des Kajak-Einer der<br />

Männer kam Unteroffizier (FA)<br />

Hannes Aigner nur auf Platz<br />

fünf. Teamkollege Unteroffizier<br />

(FA) Fabian Döfler wurde Neunter.<br />

„Ich hatte zwei unglückliche<br />

Berührungen, aber auch ohne die<br />

wäre nicht viel mehr gegangen“,<br />

sagte Aigner nach seinem ersten<br />

WM-Finale, „ich bin einigermaßen<br />

mit mir im Reinen.“<br />

Gold holte hier der Tscheche<br />

Hradilek vor seinem Landsmann<br />

Prkavec und Polacyk aus Polen.<br />

Im Canadier-Einer musste sich<br />

Kanut Sideris Tasiadis mit Platz<br />

vier begnügen. Und auch bei den<br />

Frauen kam Mira Louen nicht<br />

über Platz vier hinaus.<br />

Neben der Einzelmedaille von<br />

Schornberg konnten die deutsche<br />

Kanu-Athleten in den Teamwettbewerben<br />

noch drei Medaillen<br />

erfahren. Die deutsche Kajak-<br />

Damen-Mannschaft mit Schornberg,<br />

Bär und Pöschel kamen auf<br />

den Silberrang hinter dem siegreichen<br />

Gastgeberteam. Bronze<br />

ging an Slowenien. „Ich war total<br />

kaputt im Ziel, aber das war ein<br />

schöner Abschluss“, freute sich<br />

Pöschel. Bereits am Vortag kam<br />

das Frauen Team im Canadier-<br />

Einer aufs Podest. Louen, Lena<br />

Stöcklin und Karolin Wagner<br />

belegten beim Sieg der Australierinnen<br />

hinter der Tschechischen<br />

Republik den Bronzerang.<br />

Die Männer um Tasiadis, Benzien<br />

und Anton holten in dieser<br />

Bootskategorie kurz darauf Silber<br />

hinter der Slowakei und vor<br />

Frankreich.<br />

„Wir waren in allen Finals bei<br />

dieser WM stark vertreten“, sagte<br />

Cheftrainer Michael Trummer.<br />

Das Team habe sich insgesamt<br />

stark präsentiert. „Das gibt uns<br />

weiteren Auftrieb auf dem Weg<br />

zu Olympia 2016.“<br />

WM-Bronze für <strong>Bundeswehr</strong>-Neuling<br />

Schütze Anne Haug sichert sich trotz verpasstem Start Platz drei in WM-Gesamtwertung.<br />

Foto: Dempsey/dpa/pa<br />

London.<br />

Schütze Anne<br />

Haug (Foto l.)<br />

hat sich bei der<br />

Triathlon-WM<br />

in der britischen<br />

Hauptstadt trotz<br />

eines verpassten<br />

Starts und dem<br />

daraus resultierenden<br />

35. Platz<br />

doch noch die<br />

WM-Bronzemedaille<br />

gesichert.<br />

Die seit<br />

Anfang September<br />

zur Sportfördergruppe<br />

Mainz gehörende<br />

Triathletin<br />

stieg am vorvergangenen Samstag<br />

nach einer „kleinen Panikattacke“<br />

als Letzte aus dem Wasser.<br />

Am Ende des Saison-Finales<br />

betrug ihr Rückstand im Ziel<br />

nach 1,5 Kilometern Schwimmen,<br />

40 Kilometern Radfahren<br />

und 10 Kilometern Laufen satte<br />

4:56 Minuten auf Siegerin und<br />

Weltmeisterin Non Stanford aus<br />

Wales.<br />

Zu wenig für Gold, aber dank<br />

des Sturzes und Ausfalls einer<br />

Rivalin noch genug für Bronze<br />

in der Gesamtwertung. „Das<br />

war eine hart verdiente Bronzemedaille,<br />

wenn man sich den<br />

Rennverlauf ansieht“, sagte Haug.<br />

Sie sei fast um ihr Leben gelaufen.<br />

Beste Deutsche in London<br />

Foto: CITYPRESS24/dpa/pa<br />

wurde Stabsunteroffizier (FA)<br />

Rebecca Robisch auf Platz 21 –<br />

in der Gesamtwertung kam sie<br />

auf Rang 36.<br />

Bei den Männern gewann der<br />

Spanier Javier Gomez am Sonntag<br />

durch einen dramatischen<br />

Schlussspurt zum zweiten Mal<br />

den WM-Titel. Der Olympia-<br />

Dritte lief dem britischen Titelverteidiger<br />

Jonathan Brownlee<br />

erst auf den letzten Metern davon<br />

und sprang in der Gesamtwertung<br />

noch vom dritten auf den<br />

ersten Platz. Die Sportsoldaten<br />

Hauptfeldwebel Jonathan Zipf,<br />

Stabsunteroffizier (FA) Steffen<br />

Justus und Stabsgefreiter Gregor<br />

Buchholz kamen auf die Plätze<br />

20, 29 und 53. (mha/eb)


23. September 2013 VermiSchteS aktuell 11<br />

Im Land der Vulkane<br />

Das kleine Andenland Ecuador bietet neben tollen Landschaften eine fantastische Tierwelt.<br />

Für Abenteuerlustige: Walbeobachtungen, mountainbiketouren oder Wanderungen gehören zu einer ecuador-reise einfach dazu.<br />

von Martin Gärtner<br />

reise. Schon am ersten Tag in<br />

Quito geht vielen Ecuador-Reisenden<br />

buchstäblich die Luft aus.<br />

Denn die Hauptstadt des kleinen<br />

südamerikanischen Landes<br />

liegt 2800 Meter über dem Meeresspiegel.<br />

Doch die Höhe hat<br />

auch ihre Vorteile, denn das ganzjährig<br />

frühlingshafte Wetter um<br />

24 Grad Celsius verschafft der<br />

höchstgelegenen Hauptstadt der<br />

Welt auch den Beinamen „Stadt<br />

des ewigen Frühlings“. Doch nicht<br />

nur das Wetter lockt Reisende<br />

aus Nordamerika und Europa.<br />

Quitos Altstadt ist von Kolonialbauten<br />

geprägt und beherbergt<br />

einige interessante Museen.<br />

Zudem umgeben viele Vulkane<br />

– unter anderem der 5897 Meter<br />

hohe schneebedeckte Cotapaxi –<br />

die in den Anden gelegene Stadt.<br />

Ecuador ist für viele Europäer<br />

ein eher unbekanntes Urlaubsland<br />

– völlig zu unrecht, denn<br />

kaum ein anderes Land weltweit<br />

kann mit einer derartig vielfältigen<br />

Flora und Fauna aufwarten.<br />

Gerade die zu Ecuador zugehörigen<br />

Galapagosi<br />

n s e l n<br />

h a b e n<br />

die höchst<br />

Rate an endemischen<br />

Tierarten –<br />

sie kommen nur<br />

dort vor. Neben<br />

über 150 Vogel-<br />

arten können Reisende<br />

Pinguinen,<br />

Galapagos-Schildkröten<br />

und unzählige<br />

Fische und Meeressäuger<br />

beobachten.<br />

Doch auch das Festland ist eine<br />

Reise wert. In den Anden, die sich<br />

von Norden nach Süden durch<br />

das gesamte Land ziehen, können<br />

Abenteuerlustige wunderschöne<br />

Wanderungen unternehmen und<br />

allen möglichen Outdoor-Sportarten<br />

wie Mountainbiken, Wildwasser-Rafting<br />

oder Canyoning<br />

nachgehen. Zudem bietet die<br />

Stadt Otavalo rund 110 Kilometer<br />

nördlich von Quito einen wunderschönen<br />

farbenfrohen Markt, auf<br />

dem nicht nur Touristen, sondern<br />

auch die ortsansässigen Otavalos<br />

aender/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Grafik: Pf<br />

– ein indigenes Volk – einkaufen.<br />

Und auch die Andenstädte<br />

Cuenca<br />

und Loja<br />

im Süden<br />

des Landes<br />

könn<br />

e n m i t<br />

schöner Kolonialarchitektur,<br />

entspannter<br />

Atmosphäre<br />

und nahegelegenen<br />

Nationalparks<br />

zum Wandern<br />

überzeugen.<br />

Auch die Küste Ecuadors wartet<br />

mit einigen Attraktionen auf.<br />

Während die im Süden gelegene<br />

Großstadt Guayaquil mit ihren<br />

engen, vollen und lauten Straßen<br />

zwischen hohen Wolkenkratzern<br />

ein wenig an New York erinnert,<br />

locken die Strände südlich<br />

der tropisch heißen Stadt Esmeraldas<br />

zum Baden oder Surfen.<br />

Ein ganz besonderes Erlebnis ist<br />

jedoch eine Walbesichtigungstour<br />

zwischen Juli und September vor<br />

der Küste Puerto Lopez.<br />

Zudem liegt nur wenige Kilometer<br />

vor der kleinen Fischerstadt<br />

die Isla de la Plata – auch<br />

als Galapagos des kleinen Mannes<br />

bekannt. Auf der kleinen<br />

Insel nisten verschieden Vogelarten,<br />

unter anderem Blaufußtölpel<br />

und Fregattvögel. Zudem können<br />

die Besucher Schildkröten<br />

und bunte Fische beim Schnorcheln<br />

bestaunen.<br />

Tief im Osten des Landes<br />

erstreckt sich der Yasuni-<br />

Nationalpark über einen großen<br />

Teil des Regenwaldes und bietet<br />

ein besonderes Erlebnis. Die zum<br />

Teil tief im Dschungel liegenden<br />

Lodges bieten Führungen,<br />

bei denen mit ein wenig Glück<br />

Krokodile, Affen, Vögel und<br />

sogar Süßwasserdelfine beobachtet<br />

werden können. Andere<br />

Trips führen zu den indigenen<br />

Dschungelvölkern, die den Touristen<br />

ihre traditionelle Lebensweise<br />

zeigen.<br />

Das bunte Angebot und die<br />

Gastfreundschaft der Ecuadorianer<br />

machen das Land zu einem<br />

Geheimtipp für Südamerika –<br />

etwas spanisch sollte man vorher<br />

aber lernen.<br />

43 Millionen und zweimal Undercover<br />

In 2Guns müssen Denzel Washington und Mark Wahlberg gegen ihren Willen zusammenhalten.<br />

Kino. Wenn Hollywood-Stars<br />

wie Denzel Washington – zweimaliger<br />

Oscar-Preisträger für die<br />

Filme Glory und Training Day<br />

– und Mark Wahlberg (Departed<br />

– Unter Feinden) zum Dreh<br />

aufeinandertreffen, ist im Ergebnis<br />

quasi ein Blockbuster garantiert.<br />

Die Geschichte von 2Guns<br />

ist schnell erzählt: Agent Bobby<br />

Trench (Washington) und Naval<br />

Intelligence Officer Michael Stigman<br />

(Wallberg) sind beide Undercover<br />

in einen Drogenring eingeschleust,<br />

ohne dass der andere<br />

von der jeweiligen Agententätigkeit<br />

weiß. Beide misstrauen<br />

sich daher. Bei dem Versuch, ein<br />

mexikanisches Drogenkartell auszuhebeln<br />

und 43 Milionen Dollar<br />

sicherzustellen, fliegen beide auf<br />

und werden von<br />

ihren Vorgesetzen<br />

fallen gelassen.<br />

Doch die Verfolger<br />

haben die<br />

Rechnung ohne die<br />

beiden Top-Agenten<br />

gemacht. Denn<br />

beide merken sehr<br />

schnell, dass sie<br />

sich eigentlich<br />

nur auf den jeweils<br />

anderen verlassen<br />

können. Die Jagd<br />

nach den Millionen<br />

beginnt und<br />

Trench und Stigman<br />

stellen dauernd<br />

unter Beweis,<br />

dass sie auch ein<br />

paar Tricks von<br />

den bösen Jungs aufgeschnappt<br />

haben, die sie sonst eingesperrt<br />

haben.<br />

In weiteren Rollen spielen<br />

Paula Patton, die kürzlich unter<br />

anderem an der Seite von Tom<br />

Cruise im viertel Teil der Mission-Impossible-Reihe<br />

glänzte.<br />

Schauspieler Edward Olmos, der<br />

den Drogen-Boss Papi Greco<br />

spielt, dürfte den Zuschauern<br />

noch als Lieutenant Martin<br />

Castillo aus der Kult-Krimiserie<br />

Miami Vice in fester Erinnerung<br />

sein.<br />

Insgesamt ein Film, der actiongeladen<br />

und starbesetzt die Zuschauer<br />

in die Kinos locken wird<br />

– mit gutem Grund. (tsh)<br />

Kinostart: 26. September<br />

Fotos (3): Gärtner<br />

So richtig fit werden<br />

B u c h .<br />

„ B a u c h<br />

weg in zehn<br />

Wo c h e n“,<br />

„Waschbrettbauch<br />

durch<br />

zehn Minuten<br />

Training“<br />

oder „Fit in<br />

drei Wochen“ – Zahlreiche Fitnes-<br />

und Frauenmagazine, werben<br />

mit dem perfekten Traumkörper<br />

in kurzer Zeit und wenig<br />

Aufwand. Dazu kommen Versprechungen<br />

von Ernährungsergänzungsprodukten,<br />

Fitnescentern<br />

oder Trainern.<br />

Der Sport- und Ernährungsmediziner<br />

Torsten Alberts und<br />

seine Co-Autoren räumen jetzt<br />

mit den zahlreichen falschen<br />

Versprechungen auf. Sie zeigen<br />

in ihrem neu erschienenen<br />

Buch „Der LOGI Muskelcoach“<br />

die richtigen Grundlagen<br />

für ein erfolgreiches Training:<br />

solide Übungen, korrekt<br />

ausgeführt, mit Gewichten, die<br />

zum aktuellen Trainingszustand<br />

und persönlichen Zielen passen,<br />

kombiniert mit einer hochwertigen<br />

Ernährung, die diese Ziele<br />

unterstützt und nicht sabotiert.<br />

Aufgeteilt in fünf Kapitel<br />

erläutern die Autoren Grundlagen<br />

zu einer gesunden Ernährung,<br />

spezialisieren sich später<br />

auf den Bereich Krafttraining<br />

und stellen darin neben grundlegende<br />

Information zum biologischen<br />

Muskelwachstum auch<br />

25 Übungen detailliert vor. Mittels<br />

QR-Codes oder dem beigefügten<br />

Internetlink können diese<br />

Übungen auch angeschaut werden.<br />

Im hinteren Teil des Buches<br />

beschrieben die Autoren, wie<br />

welche Trainingsziele erreicht<br />

werden, stellen Rezepte vor und<br />

decken den Mythos Eiweiß auf.<br />

Denn eine gute Nährstoffversorgung,<br />

so Alberts, ist die Basis für<br />

das richtige Training. Selbst mit<br />

dem effektivsten Muskeltraining<br />

bleibe man unter seinen Möglichkeiten,<br />

wenn man nicht auch auf<br />

seine Ernährung achte und seinen<br />

Körper die richtigen Kraftstoffe<br />

liefere.<br />

Das Buch beinhaltet viel Wissenswertes<br />

für Neulinge und hoch<br />

motivierte Sportler, um mindestens<br />

fünf Jahre zu trainieren und<br />

sich dabei stets zu verbessern.<br />

Dabei widerspricht es einigen<br />

gängigen Behauptungen. (mag)<br />

Torsten Alberts, Nicolai Worm,<br />

Kirsten Segler: „Der LOGI<br />

Muskelcoach“; systemed Verlag;<br />

2013; 174 Seiten, 19,99 Euro;<br />

ISBN 978-3-942772-13-6.<br />

aktuell verlost zwei Exemplare<br />

des Buches „Der LOGI Muskelcoach“.<br />

Einfach bis 4. Oktober<br />

eine E-Mail mit Postanschrift und<br />

dem Betreff „Muskelcoach“ senden<br />

an aktuell@bundeswehr.de.


12 aktuell Vermischtes 23. september 2013<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

26. september, 23.00 Uhr, arte:<br />

Nachdem die Wehrpflicht ausgesetzt<br />

wurde, wirbt das deutsche<br />

Militär mit dem Motto „Wir.<br />

Dienen. Deutschland.“ um den<br />

kommenden Nachwuchs. In der<br />

Dokumentation „Wir dienten<br />

Deutschland“ geben drei ehemalige<br />

<strong>Bundeswehr</strong>angehörige<br />

Auskunft darüber, wie der Dienst<br />

sie verändert hat – sowohl das<br />

Töten als auch die allgegenwärtige<br />

Gefahr, getötet zu werden.<br />

Trotz aller Handicaps und des<br />

Erinnertwerdens an das Erlebte<br />

erkunden sie gemeinsam den steinigen<br />

Pfad ihrer Rückkehr in eine<br />

pazifistisch ausgerichtete Gesellschaft<br />

und die Möglichkeit politischer<br />

Einflussnahme.<br />

Youtube-Video der Woche:<br />

Im Karrierecenter der <strong>Bundeswehr</strong><br />

in Düsseldorf werden<br />

mehrmals in der Woche Bewerber<br />

zwei Tage lang für den freiwilligen<br />

Wehrdienst auf ihre<br />

Tauglichkeit geprüft. Teil der<br />

umfangreichen Prüfungen sind<br />

eine gründliche medizinische<br />

Untersuchung, ein Sporttest und<br />

der sogenannten Cat-Test. Dieser<br />

fragt das Wissen in verschiedenen<br />

Bereichen ab. (eb)<br />

Der Beitrag „Start bei der <strong>Bundeswehr</strong>“<br />

unter www.youtube.<br />

com/bundeswehr.<br />

Unbezahlbares Geschenk<br />

Stabsfeldwebel Jürgen Paus spendet Stammzellen und rettet so einem Menschen das Leben.<br />

Lorup. Wieviel bin ich bereit zu<br />

geben, um einem anderen das<br />

Leben zu retten? Diese Frage<br />

kann Stabsfeldwebel Jürgen Paus<br />

(Foto) definitiv für sich beantworten.<br />

Denn der Berufssoldat vom<br />

Munitionslager Lorup hat kürzlich<br />

seine Stammzellen gespendet<br />

und damit einem 61-jährigen<br />

Belgier das Leben gerettet.<br />

2007 haben sich Paus und seine<br />

Frau typisieren lassen. „Damals<br />

gab es einen Aufruf zur Rettung<br />

eines kleinen Jungen“, erzählt der<br />

51-Jährige. „Da haben wir nicht<br />

lang gezögert“. Sechs Jahre später<br />

erhiehlt der Berufssoldat einen<br />

Brief der Deutschen Knochenmark-Stiftung<br />

(DKMS). Darin<br />

stand, dass seine Gewebemerkmale<br />

mit denen eines Patienten<br />

übereinstimme, der an Leukämie<br />

erkrankt sei und dessen letzte<br />

Chance eine Stammzellenspende<br />

wäre. „Für mich war sofort klar,<br />

dass ich spenden würde, um zu<br />

helfen“, erklärt Paus.<br />

Nach einigen Untersuchungen<br />

stand dann das Spendedatum fest.<br />

Die DKMS habe alles super organisiert<br />

und vorbereitet, weiß Paus.<br />

Auch die Spende lief problemlos<br />

ab. Nur beim Spritzen eines<br />

stammzellproduzierenden Medikamentes<br />

vor der Spende, habe er<br />

Schmerzen gehabt.<br />

„Heute geht es mir gesundheitlich<br />

wieder super“, erklärt Paus.<br />

Die Erinnerung an die unangenehmen<br />

Nebenwirkungen würden<br />

verblassen. „Aber eines bleibt:<br />

Der Gedanke, einem Menschen<br />

ein neues Leben geschenkt zu<br />

haben.“<br />

(mag)<br />

Foto: privat<br />

Was treibt Sie an?<br />

Das Gefühl, ein glückliches und erfülltes Leben führen zu dürfen.<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen<br />

am meisten?<br />

Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft.<br />

Wie können Sie am besten entspannen?<br />

Während eines Ausrittes im Gelände mit unseren Pferden.<br />

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />

All unsere Kameraden, die täglich ihr Leben im Einsatz riskieren.<br />

Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />

An einem Ort, an dem man abends am Meer zusammen mit seinem<br />

Partner den Sonnenuntergang genießen kann.<br />

Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />

Meine Familie.<br />

Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />

Der plötzliche Verlust eines meiner Familienmitglieder.<br />

Was wäre Ihre berufliche Alternative?<br />

Ein Beruf im sozialen Bereich.<br />

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />

Menschen, die sich völlig selbstlos für das Wohl anderer einsetzen.<br />

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />

Zu Schokolade.<br />

Was können Sie überhaupt nicht leiden?<br />

Menschen, die anderen Ihr Glück nicht gönnen.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Lebe jeden Tag, als wenn es der letzte wäre.

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