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Gleichgültigkeit keine Option - Bundeswehr

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D 8512<br />

50. Jahrgang Nr. 4 Montag, 3. Februar 2014<br />

NachrichtEN<br />

olyMpiSchE wiNtErSpiElE<br />

76 Sportsoldaten<br />

Die Hälfte der deutschen Sportler<br />

für Sotschi sind Sportsoldaten.<br />

Alle Wettkämpfe und Termine im<br />

Überblick. Seiten 6/7<br />

EiNSatz<br />

Krise im Süd-Sudan<br />

Trotz eines Friedensabkommens<br />

gibt es erneut Gefechte. Major<br />

Oliver P. berichtet über seine persönlichen<br />

Eindrücke. Seite 8<br />

Sport<br />

Sportass im Interview<br />

Stabsunteroffizier Eric Frenzel<br />

hat die Saison seines Lebens. In<br />

ak tuell spricht er über seine Erwartungen<br />

vor Sotschi. Seite 10<br />

VErMiSchtES<br />

10 Jahre Facebook<br />

Weltweit nutzen heute Millionen<br />

Menschen das soziale Netzwerk.<br />

Steht der Absturz des Erfolgsmodells<br />

schon bevor? Seite 11<br />

DiE BuNDESwEhr iM iNtErNEt<br />

www.bundeswehr.de<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

www.bmvg.de<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

www.facebook.com/bundeswehr<br />

www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschland.de<br />

<strong>Gleichgültigkeit</strong> <strong>keine</strong> <strong>Option</strong><br />

Münchener Sicherheitskonferenz 2014 – Internationale Experten beraten zu aktuellen Krisen.<br />

Sicherheitskonferenz in München: Bundespräsident Joachim Gauck hält die Eröffnungsrede.<br />

von Jan Marberg<br />

München. Deutschland will sein<br />

internationales Engagement verstärken.<br />

Das kündigte Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der<br />

Leyen am vergangenen Freitag<br />

auf der Münchner Sicherheitskonferenz<br />

an. So sei Deutschland<br />

bereit, bei der Vernichtung von<br />

Resten chemischer Kampfstoffe<br />

aus Syrien zu helfen, den deutschen<br />

Beitrag zu den internationalen<br />

Anstrengungen in Mali zu<br />

verstärken und die bevorstehende<br />

Mission der Europäischen Union<br />

in der Zentralafrikanischen Republik<br />

zu unterstützen – „wenn dies<br />

angezeigt und erforderlich ist“, so<br />

von der Leyen in ihrer Rede im<br />

Bayerischen Hof.<br />

Grundsätzlich habe Deutschland<br />

„die Verpflichtung und Verantwortung,<br />

einen Beitrag zu einer<br />

schrittweisen Lösung der aktuellen<br />

Krisen und Konflikte zu<br />

erbringen“, bekräftigte von der<br />

Leyen. <strong>Gleichgültigkeit</strong> sei <strong>keine</strong><br />

<strong>Option</strong> für ein Land wie Deutschland.<br />

„Als eine bedeutende Volkswirtschaft<br />

und als ein Land von<br />

erheblicher Größe haben wir ein<br />

starkes Interesse an internationalem<br />

Frieden und Stabilität.“<br />

Langfristige Stabilität werde<br />

man aber nur erreichen, wenn in<br />

den Krisenländern wieder funktionierende<br />

staatliche Strukturen<br />

errichtet würden. „Es ist daher<br />

entscheidend, verlässliche Partn er<br />

vor Ort – seien dies regionale<br />

Organisationen oder Staaten – in<br />

die Lage zu versetzen, selbst für<br />

ihre eigene Sicherheit zu s orgen“,<br />

sagte von der Leyen.<br />

Zuvor hatte die Verteidigungsministerin<br />

für das Rahmennationenkonzept<br />

geworben, das ihr<br />

Vorgänger Thomas de Maiziè re<br />

auf den Weg gebracht hatte.<br />

„Wenn wir Europäer ein ernsthafter<br />

sicherheitspolitischer<br />

Akteur bleiben wollen, müssen<br />

wir gemeinsam planen und handeln“,<br />

mahnte sie.<br />

Die Initiative sieht vor, dass<br />

sich Gruppen von Staaten freiwillig<br />

zusammenschließen, um<br />

gemeinsam Kräftedispositive und<br />

Fähigkeiten zu entwickeln sowie<br />

gemeinsam auszubilden und zu<br />

üben. Deutschland sei bereit, sich<br />

bei einer solchen Initiative als<br />

Rahmen nation oder als „beteiligte<br />

Nation“ einzubringen, betonte<br />

die Verteidigungsministerin.<br />

Eröffnet hatte die Konferenz<br />

Bundespräsident Joachim Gauck.<br />

In seiner Grundsatzrede unterstrich<br />

er ausdrücklich die sich<br />

wandelnde internationale Rolle<br />

Deutschlands. Die Bundesrepublik<br />

befinde sich auf dem Weg zu<br />

einer Form von Verantwortung,<br />

die es noch nicht eingeübt habe. Er<br />

rief in Erinnerung, dass Deutsch-<br />

Foto: dpa-pa<br />

land seit der W iedervereinigung<br />

Schritt für Schritt zwar von einem<br />

Nutz nießer zu einem Garanten<br />

der internationalen Ordnung<br />

und Sicherheit geworden sei. Es<br />

könne 24 Jahre nach dem Fall der<br />

Mauer jedoch mehr für die Sicherung<br />

von Menschenrechten und<br />

Rechtsstaatlichke it tun.<br />

„Auch wer nicht handelt, übernimmt<br />

Verantwortung“, sagte<br />

Gauck. Dabei werde Deutschland<br />

nie rein militärisch vorgehen.<br />

Zu Einsätzen der B undeswehr<br />

dürfe Deutschland weder aus<br />

Prinzip „nein“, noch reflexhaft<br />

„ja“ sagen.<br />

Die rund 400 Teilnehmer der<br />

Konferenz – darunter 20 Staatsund<br />

Regierungschefs und mehr<br />

als 50 Außen- und Verteidigungsminister<br />

– tauschten sich drei<br />

Tage lang über aktuelle sicherheitspolitische<br />

Themen aus. In<br />

diesem Jahr standen besonders<br />

der Bürgerkrieg in Syrien, die<br />

Atomverhandlungen mit dem Iran<br />

und die Cyber-Sicherheit auf dem<br />

Programm. Daneben ging es auch<br />

um den aktuellen Konflikt zwischen<br />

Opposition und Regierung<br />

in der Ukraine.<br />

Die Münchner Sicherheitskonferenz<br />

findet alljährlich am ersten<br />

Februar-Wochenende im Hotel<br />

Bayerischer Hof in der bayerischen<br />

Landeshauptstadt statt. In<br />

diesem Jahr feierte die Veranstaltung,<br />

die aus der einstigen Internationalen<br />

Wehr kundebegegnung<br />

hervorgegangen ist, ihr 50. Jubiläum.<br />

Vom transatlantischen Familientreffen zur Großveranstaltung<br />

Ende vergangener Woche kamen Politiker, Sicher- sive auf die NATO-Partner ausgeweitet und entwiheitsexperten<br />

und Militärs aus vielen Nationen in ckelte sich zu einer Institution in Sachen weltweiter<br />

der bayrischen Landeshauptstadt zur 50. Münch- Sicherheitspolitik. Heute sitzen selbstverständlich<br />

ener Sicherheitskonferenz zusammen. Das beein- auch Nationen wie Russland, China oder Indien<br />

druckende Jubiläum geht rein rechnerisch nicht ganz mit am Konferenztisch. Seit 2009 steht der Name<br />

auf – schließlich fanden in 51 Jahren seit der Grün- „Münchener Sicherheitskonferenz“, ebenso lange<br />

dung im Herbst 1963 „nur“ 49 Treffen statt. Diese wird sie vom ehemaligen Diplomaten W olfgang<br />

kleine arithmetische Ungenauigkeit ändert indes Ischinger geleitet.<br />

nichts am Charakter der Konferenz als weltweit<br />

wichtigste ihrer Art. 1963 hatte sie der ehemalige<br />

Mitkämpfer des Obersten von Stauffenber g, Ewald-<br />

Heinrich von Kleist, als „Internationale Wehrkundebegegnung“<br />

gegründet. Ursprünglich diente die<br />

Konferenz in weit kleinerem Kreis als heute der<br />

Vertiefung der Beziehungen zwischen der Bundes- Ihr Gründer von Kleist hatte sich bereits 1997<br />

republik und den Vereinigten Staaten. Mit den Jah- von der Leitung der Tagung zurückgezogen und<br />

ren wurde diese „familiäre Runde“ dann sukzes- ist vor knapp einem Jahr verstorben. (mat)


2 aktuell intern 3. Februar 2014<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Zentralredaktion der <strong>Bundeswehr</strong><br />

<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />

Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

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Leitender Redakteur:<br />

Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39)<br />

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Mediendesign:<br />

Eva Pfaender (epf, App: 20 37)<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Obergefreiter Alexander Linden (afl, App: 20 40)<br />

aktuell als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intranet: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

45 000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung)<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird <strong>keine</strong> Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Die Roboter möchten sich bedanken.“<br />

Pharrell Williams bei der Entgegennahme des Grammys für die<br />

Single des Jahres. Die Trophäe erhielt der US-Rapper gemeinsam<br />

mit der französischen Gruppe „Daft Punk“, die sich in der Öffentlichkeit<br />

nur im Roboterkostüm bewegen.<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 10 Jahren: Am 4. Februar 2004 startet Mark Zuckerberg als<br />

Student an der Harvard University das Unternehmen Facebook als<br />

Plattform für Kontakte der Kommilitonen untereinander (S. 11).<br />

Vor 20 Jahren: Am 8. Februar 1994 wird Ungarn in das Programm<br />

„Partnerschaft für den Frieden“ der NATO aufgenommen. Mit<br />

diesem Programm reicht das westliche Verteidigungsbündnis den<br />

L ändern Mittel- und Südosteuropas die Hand.<br />

Vor 35 Jahren: Am 7. Februar 1979 tritt aufgrund seiner exzentrischen<br />

Umlaufbahn der Zwergplanet Pluto in eine bis zum 11. Februar<br />

1999 währende Zeitphase ein, in der er der Sonne näher ist als<br />

der Planet Neptun.<br />

Vor 95 Jahren: Am 5. Februar 1919 starten zum ersten Mal zweimal<br />

täglich Flugzeuge in Berlin-Johannisthal, um Postsendungen<br />

zur verfassungsgebenden Nationalversammlung in Weimar zu<br />

transportieren. Damit beginnt die Geschichte der zivilen Luftpost<br />

in Deutschland.<br />

Vor 115 Jahren: Am 4. Februar 1899 wird der Fußballverein<br />

W erder von 1899, heute bekannt als Werder Bremen, von einer<br />

Gruppe von Schülern gegründet.<br />

Vor 210 Jahren: Am 4. Februar 1794 schafft Frankreich im<br />

Zuge der Französischen Revolution in allen seinen Territorien die<br />

Sklaverei ab.<br />

(eb)<br />

Ein neuer Name im Impressum<br />

und ein neues Gesicht im Editorial<br />

bedeuten einen neuen Mitarbeiter<br />

in der Redaktion aktuell.<br />

Nach dem Wehrdienst habe ich<br />

ein Masterstudium in Militärgeschichte/-soziologi<br />

e abgeschlossen.<br />

Mitte vergangenen<br />

Jahres fing ich als Reservedienstleistender<br />

in der Zentralredaktion<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> an.<br />

Zunächst habe ich für unterschiedliche<br />

Medien im Ressort<br />

Politik geschrieben. Seit Anfang<br />

dieses Jahres bin ich erneut als<br />

Wehrübender hier. Hauptsächlich<br />

betreue ich dieses Mal die<br />

Bereiche Sport und Vermischtes.<br />

In den kommenden zwei<br />

Wochen freue ich mich daher<br />

vor allem auf die Berichterstattung<br />

aus Sotschi. Die <strong>Bundeswehr</strong><br />

stellt die halbe deutsche Olympiamannschaft<br />

und geht mit vielen<br />

Medaillenhoffnungen in die<br />

Wettkämpfe. Allen voran Stabsunteroffizier<br />

(FA) Eric Fr enzel,<br />

den aktuell für ein Interview<br />

gewinnen konnte (S. 10). Eine<br />

Übersicht aller Sportsoldaten,<br />

ihrer Disziplinen und den Wettkampfplan<br />

haben wir auf den<br />

S eiten 6/7 zusammengestellt.<br />

Allerdings darf die Begeisterung<br />

für den Sport und die olympische<br />

Idee die Konfliktherde der<br />

Welt nicht aus dem Fokus der<br />

Aufmerksamkeit<br />

verdrängen.<br />

So stehen<br />

die politischen<br />

Unruhen<br />

in der<br />

Ukraine, bei<br />

denen um die<br />

Frage nach der grundsätzlichen<br />

Ausrichtung des Landes gerungen<br />

wird, auch diese Woche w ieder<br />

im Blickpunkt. Auch der Süd-<br />

Sudan wird nach wie vor von<br />

b lutigen Unruhen erschüttert und<br />

die Vereinten Nationen erwarten<br />

von Deutschland ein stärkeres<br />

Engagement bei der Lösung von<br />

Konflikten weltweit.<br />

Ob und in welchem Umfang<br />

Deutschland und damit auch die<br />

<strong>Bundeswehr</strong> diesem Ruf nachkommen<br />

wird – in welchem<br />

Zusammenhang auch immer<br />

– den Verteidigungsausschuss<br />

befassen. Auf der Seite 4 sind die<br />

Ordentlichen Mitglieder abgebildet.<br />

Diese und weitere Themen<br />

haben auch die Teilnehmer<br />

der 50. Münchner Sicherheitskonferenz<br />

beschäftigt. Syrien,<br />

Cybersicherheit und Klima -<br />

folgen bestimmten die dortige<br />

Tagesordnung.<br />

Alexander Linden<br />

BiLD Der WOCHe<br />

„raubtier“ im Schnee: ein Schützenpanzer „Marder“ des Panzergrenadierbataillons 413 bei einer Angriffsübung im Gefechtsübungszentrum in Letzlingen in Stellung.<br />

Foto: Kazda/<strong>Bundeswehr</strong>


3. Februar 2014 ministerium / HinterGrunD aktuell 3<br />

Hochkomplexe Situation<br />

Ursula von der Leyen besucht erstmals das Deutsche Heer – Einsatzvorbereitung im GÜZ.<br />

Minister empfangen<br />

Beim Heer: Die ministerin überzeugt sich im Gefechtsübungszentrum von der einsatzvorbereitung.<br />

von Daniel Richter<br />

Letzlingen. Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der Leyen<br />

hat am vergangenen Dienstag<br />

das Gefechtsübungszentrum<br />

des H eeres (GÜZ) in Letzlingen<br />

besucht. Vor Ort konnte sich von<br />

der Leyen einen Eindruck davon<br />

verschaffen, wie das Heer seine<br />

Soldaten mit modernsten Mitteln<br />

auf den Einsatz vorbereitet.<br />

Im GÜZ wurde die Ministerin<br />

durch den Inspekteur<br />

des Heer es, Generalleutnant<br />

Bruno Kasdorf, den Kommandeur<br />

P anzergrenadierbrigade 41<br />

„Vorpommern“, Brigadegeneral<br />

Jürgen-Joachim von Sandrart,<br />

und den Leiter Gefechtsübungszentrum<br />

Heer, Oberst Gunter<br />

Schneider, begrüßt. Zum Besuch<br />

der Ministerin zeigte das<br />

Pa nzergrenadierbataillon 413<br />

eine Angriffsübung, die durchaus<br />

Eindruck hinterließ. „Ich erlebe<br />

hier eine hochkomplexe Situation“,<br />

sagte von der Leyen. Insbesondere<br />

das passgenaue Zusammenspiel<br />

der Truppe sowie die<br />

hochspezialisierte Technik im<br />

Gefechtsübungszentrum hob sie<br />

später lobend h ervor. „Denn es<br />

ist nicht nur wichtig, die Situati on<br />

zu üben, sondern auch, im Nachhinein<br />

sorgfältig auswerten zu<br />

können“, so die Ministerin.<br />

Im Auditorium der Altmark-<br />

Kaserne wurden von der Leyen<br />

Auftrag, Organisation und Ausbildungsmethodik<br />

vorgestellt.<br />

Dabei erhielt sie einen Einblick<br />

in die Auswertemethodik und Systemtechnik<br />

sowie in die Darstellungsmöglichkeiten<br />

und Grenzen<br />

der Systemtechnik. Das Gefechtsübungszentrum<br />

des Heeres ist auf<br />

die simulationsgestützte Ausbildung<br />

spezialisiert, es fällt kein<br />

scharfer Schuss. Zur Simulation<br />

von Waffenwirkung kommt im<br />

GÜZ modernste Elektronik zum<br />

Einsatz. Dies ist effektiv, realitätsnah<br />

und wirtschaftlich.<br />

Auch modernste Zusatztechnik<br />

wie das Ausbildungsgerät Duellsimulator<br />

(AGDUS) wurde der<br />

Ministerin vorgeführt. Bei diesem<br />

System werden der Soldat,<br />

seine Waffe und das Fahrzeug<br />

mit Sender und Empfänger ausgestattet.<br />

Zur Übung wird Manövermunition<br />

verwendet. Ein an der<br />

in eigener sache: Die Pressesprecher tagen nahe Berlin.<br />

Foto: Kazda/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Foto: Oliver Lang<br />

Waffe angebrachtes Sendegerät<br />

überträgt bei Schussabgabe via<br />

codiertem Laserstrahl alle relevanten<br />

Daten. So können Tr effer<br />

eindeutig identifiziert werden. Einsatzerfahrene<br />

Ausbilder, die als<br />

Schiedsrichter tätig sind, haben<br />

somit jederzeit sämtliche Ausfälle<br />

von Soldaten und Gerät im Blick.<br />

„Das Gefechtsübungszentrum<br />

ist das modernste Übungs zentrum<br />

für Bodentruppen in Europa. Hier<br />

werden unsere Soldatinnen und<br />

Soldaten hervorragend auf ihre<br />

Einsätze vorbereitet“, sagte von<br />

der Leyen nach der Übung anerkennend.<br />

Schwer beeindruckt war<br />

die Ministerin außerdem von der<br />

Leistungsfähigkeit der Angehörigen<br />

der Panzergrenadierbrigade<br />

41. Mit einigen Kameraden<br />

suchte sie noch vor Ort das<br />

persönliche Gespräch.<br />

Dabei kamen unter anderem<br />

auch Alltagsprobleme wie die<br />

teils schwierige Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf zur Sprache.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

unterstrich von der Leyen noch<br />

einmal die Bedeutung flexibler<br />

Arbeitszeiten für die Attraktivität<br />

des Arbeitgebers <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

Auch für Angehörige der <strong>Bundeswehr</strong><br />

sei Zeit für die Familie<br />

essentiell. Hinsichtlich der Einsätze<br />

„müssen wir dafür sorgen,<br />

dass unsere Soldaten nur mit der<br />

besten Ausrüstung üben und in<br />

den Einsatz gehen“, sagte sie.<br />

„Die Nachricht wartet nicht bis Montag“<br />

Pressesprecher aus allen Bereichen der <strong>Bundeswehr</strong> tagen – Ministerin skizziert Richtlinien.<br />

von Torsten Sandfuchs-Hartwig<br />

Blankenfelde. Neue Verteidigungsministerin<br />

– neue Vorgaben<br />

in der Kommunikation nach<br />

außen? Eine der zentralen Fragen<br />

der mehr als 150 Pressesprecher<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, die in der vergangenen<br />

Woche zu ihrer turnusmäßigen<br />

Tagung zusammengetroffen<br />

waren. Der Stellvertretende Sprecher<br />

im Verteidigungsministerium<br />

(BMVg), Kapitän zur See Christian<br />

Dienst, nutzte das Forum<br />

zunächst, um die Entwicklungen<br />

im Pressebereich der vergangenen<br />

Jahre zu skizzieren. „Vergessen Sie<br />

jegliche Ego-Mechanismen, richten<br />

Sie Ihr Handeln vorrangig an<br />

den Kommunikationszielen des<br />

Konzerns aus“, appellierte Dienst.<br />

Diese orientierten sich vorrangig<br />

an den Einsatzaufgaben und ihrer<br />

transparenten Darstellung, aber<br />

auch an der Gewinnung von qualifiziertem<br />

Nachwuchs. Dabei sei<br />

es wichtig, den Dienst in all seinen<br />

Facetten, vor allem aber authentisch<br />

und glaubhaft darzustellen.<br />

Auch Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der Leyen ließ es<br />

sich nicht nehmen, mit dem Pressefachpersonal<br />

ins Gespräch zu<br />

kommen. Die sich klar abzeichnenden<br />

demografischen Entwicklungen<br />

seien eine besondere Herausforderung,<br />

erklärte sie. Im<br />

Gegensatz zu anderen Bereichen<br />

bräuchten die Streitkräfte vor<br />

allem junge Menschen, die sich<br />

für die <strong>Bundeswehr</strong> entscheiden.<br />

So gelte es für die <strong>Bundeswehr</strong> im<br />

Konkurrenzkampf mit den anderen<br />

Bewerbern am Arbeitsmarkt<br />

sich mit ihrer ganzen Vielfalt und<br />

Attraktivität klar zu positionieren.<br />

Nur so könne man künftig ausreichenden<br />

und vor allem geeigneten<br />

Nachwuchs gewinnen. „Dazu ist<br />

auch vor allem eine enge emotionale<br />

Bindung zwischen Truppe<br />

und Bevölkerung wichtig.“<br />

Neben der Positionierung als<br />

Arbeitgeber mit vielen Möglichkeiten<br />

käme dem Sprecherkreis<br />

auch eine wesentliche Funktion<br />

in der Kommunikation nach innen<br />

zu. Mit Blick auf die andauernde<br />

Neuausrichtung sei es wichtig, zu<br />

erklären, zu begründen und Fortschritte<br />

aufzuzeigen. Dann wachse<br />

auch Motivation und Zuversicht.<br />

„Es muss uns besser als bisher<br />

gelingen, die Soldaten und Mitarbeiter<br />

mitzunehmen“, betonte<br />

von der Leyen.<br />

Sie verschwieg dabei auch nicht,<br />

dass man mit negativen Schlagzeilen<br />

zurecht kommen müsse. Doch<br />

seien diese auch immer wieder<br />

eine Chance, offen zu berichten<br />

und zu zeigen, wie man mit Problemen<br />

umgehe. „Von der <strong>Bundeswehr</strong><br />

ein ehrliches transparentes<br />

Bild zeichnen“, das sei das Ziel,<br />

denn die <strong>Bundeswehr</strong> sei <strong>keine</strong><br />

„Black Box“. Dazu gehöre insbesondere<br />

auch, dass die Einsatzrealität<br />

jederzeit offen und zeitna h<br />

dargestellt werde. „Kommunizieren<br />

Sie sofort“, ermunterte<br />

die Ministerin das Plenum, denn<br />

„die Nachricht wartet nicht bis<br />

Montag“.<br />

Berlin. Am vergangenen<br />

D onnerstag hat Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der Leyen<br />

den israelischen Verteidigungsminister<br />

Moshe Ya`alon mit militärischen<br />

Ehren im Bendlerblock<br />

empfangen. Nach einer Kranzniederlegung<br />

am Ehrenmal der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> führte von der Leyen<br />

mit ihrem Amtskollegen Gespräche<br />

unter anderem zur aktuellen<br />

Lage im Nahen Osten und zur<br />

Vorbereitung auf den deutschisraelischen<br />

Regierungsgipfel in<br />

Jerusalem Mitte Februar. Ya`alon<br />

hob besonders die gute Zusammenarbeit<br />

der beiden Länder im<br />

Bereich Sicherheit und Verteidigung<br />

hervor. Die sicherheitspolitischen<br />

Herausforderungen der Zeit<br />

seien nur gemeinsam zu bewältigen.<br />

(syb)<br />

Mandate verlängert<br />

Berlin. Der Deutsche Bundestag<br />

hat am vergangenen Mittwoch<br />

mit breiter Mehrheit die<br />

Mandate für die Mission „Active<br />

Fence“ sowie die „Operation<br />

Active Endeavour“ (OAE) verlängert.<br />

Für die Mission „Active<br />

Fence“ sind „Patriot“-Flugabwehrsysteme<br />

sowie Unterstützungskräfte<br />

in der Türkei stationiert.<br />

Das Mandat gilt nun bis<br />

zum 31. Januar 2015. Die Beteiligung<br />

deutscher Streitkräfte an<br />

der Mission OAE kann bis zum<br />

31. Dezember dieses Jahres fortgesetzt<br />

werden. Das Mandat für<br />

die Operation wurde auf Antrag<br />

der Bundesregierung der Einsatzrealität<br />

angepasst. Der deutsche<br />

Beitrag zur Operation soll sich<br />

künftig auf die Beteiligung an<br />

den ständigen maritimen Verbänden<br />

der NATO und an den<br />

NATO-Aufklärungs- und -Frühwarnflugzeugen<br />

(AWACS) sowie<br />

auf den Austausch von Lagedaten<br />

beschränken. (flo)<br />

Bericht vorgestellt<br />

Berlin. Der Wehrbeauftragte des<br />

Deutschen Bundestages hat am<br />

vorigen Dienstag seinen Jahresbericht<br />

für das Jahr 2013 vorgestellt.<br />

Die Feststellungen des<br />

Berichts werden nun im Verteidigungsministerium<br />

ausgewertet.<br />

Die Stellungnahme des Ministeriums<br />

wird voraussichtlich Mitte<br />

des Jahres übergeben. (eb)<br />

Mehr zum Jahresbericht auf<br />

www.bmvg.de.<br />

Foto: Grauwinkel/BMVg


4 aktuell politik / Hintergrund 3. Februar 2014<br />

Streit um Raketen<br />

Washington. Die Vereinigten<br />

Staaten prüfen derzeit, ob Russland<br />

in den vergangenen Jahren<br />

Mittelstreckenraketen geteste t<br />

hat. Dies wäre ein Verstoß gegen<br />

den 1987 von der Sowjetunion<br />

und den USA unterzeichnete n<br />

Washingtoner Vertrag über<br />

nukleare Mittelstreckensysteme<br />

(INF­Vertrag). Über diesen<br />

Verdacht hat die US­Regierung<br />

die NATO­Verbündeten Mitte<br />

Januar unterrichtet. Den Angaben<br />

zufolge teste Russland seit<br />

2008 landgestützte Mittelstreckenraketen<br />

eines neuen Typs<br />

namens RS­26. Die Tests seien bei<br />

den russischen Behörden bislang<br />

ergebnislos beanstandet worden.<br />

Fraglich ist gegenwärtig noch,<br />

ob die neuen Flugkörper tatsächlich<br />

unter den INF­Vertrag fallen<br />

oder als Langstreckenwaffen<br />

unter einem anderen Abkommen<br />

zulässig wären.<br />

(eb)<br />

Verfassung in Kraft<br />

tunis. In Tunesien wurde in der<br />

vergangenen Woche eine Übergangsregierung<br />

vereidigt und vom<br />

Parlament bestätigt. Damit bildet<br />

das Ursprungsland des „Arabischen<br />

Frühlings“ eine bemerkenswerte<br />

Ausnahme unter den<br />

arabischen Nationen, die seit 2011<br />

ihre langjährigen Machthaber<br />

und Diktatoren vertrieben haben.<br />

Erst am vorigen Montag hatte die<br />

Führung des Landes eine neue<br />

Verfassung unterzeichnet, die<br />

als wegweisend für die arabische<br />

Welt gilt. Sie verzichtet darauf,<br />

den Islam als Quelle der Gesetzgebung<br />

zu nennen, garantiert die<br />

Glaubens­, Meinungs­ und Versammlungsfreiheit<br />

und schreibt<br />

die Gleichheit der Geschlechter<br />

fest. Nun sollen – voraussichtlich<br />

im Oktober – Neuwahlen<br />

im Land folgen. (jpf/mt)<br />

Riskanter Machtkampf<br />

In der Ukraine halten die Proteste gegen Präsident Janukowitsch trotz Zugeständnissen an.<br />

kiew. Das Machtfundament<br />

des ukrainischen Präsidenten<br />

Viktor Janukowitsch hat in der<br />

vergangenen Woche sichtbare<br />

Risse bekommen. Unter dem<br />

Eindruck der anhaltenden Massenproteste<br />

in Kiew und vielen<br />

anderen Städten der Ukraine<br />

zeigte sich Janukowitsch kompromissbereiter<br />

als zuvor. Seine<br />

Regierung und Ministerpräsident<br />

Mykola Asaro traten Anfang der<br />

Woche zurück. Zudem bot<br />

Ja nukowitsch der Opposition<br />

P osten in der Regierung an.<br />

Doch diese Gesten fruchteten<br />

nicht. Die Regierungsgegner forderten<br />

weiter einen bedingungslosen<br />

Rücktritt des Präsidenten<br />

sowie vorgezogene Neuwahlen.<br />

Alles andere sei nicht akzeptab el,<br />

so der Tenor der Protestbewegung.<br />

Unter dem Protest der Opposition<br />

beschloss das ukrainische<br />

Parlament ein umstrittenes<br />

Amnestiegesetz. Mit den<br />

Stimmen der Regierungsparte i<br />

Janukowitschs wurde der an<br />

Vorbedingungen geknüpfte Text<br />

zur Freilassung von Regierungskritikern<br />

am vergangenen Mittwoch<br />

verabschiedet.<br />

training für den Barrikadenkampf: oppositionelle üben die Auseinandersetzung mit der polizei.<br />

Von 416 anwesenden Abgeordneten<br />

im Parlament stimmte<br />

nach stundenlanger Debatte eine<br />

Mehrheit von 232 Parlamentariern<br />

für das Gesetz, elf votiert en<br />

dagegen. Die 173 anwesenden<br />

Abgeordneten der Opposition<br />

boykottierten die Abstimmung<br />

und machten ihrem Ärger über<br />

das Vorgehen der regierenden<br />

Partei der Regionen lautstark<br />

Luft.<br />

Das Gesetz soll erst in Kraft<br />

treten, wenn die Oppositionsbewegung<br />

besetzte Straßen und<br />

Regierungsgebäude räumt. Genau<br />

das lehnen die Protestierenden<br />

ab. Zwischenzeitlich meldete sich<br />

Janukowitsch krank. Ohne seine<br />

Unterschrift kann das Gesetz aber<br />

nicht in Kraft treten. Oppositionspolitiker<br />

Vitali Klitschko rief<br />

unterdessen die EU zu Sanktionen<br />

gegen Janukowitsch auf.<br />

Die Verweigerungshaltung der<br />

Opposition birgt Gefahren. So<br />

wandte sich am Freitag das ukrainische<br />

Militär mit der Aufforderung<br />

an den Präsidenten, die<br />

anhaltende Krise zu entschärfe n.<br />

So seien etwa „die Erstürmung<br />

öffentlicher Gebäude und die<br />

Versuche, die Regierung an der<br />

Erfüllung ihrer Aufgaben zu hindern“<br />

inakzeptabel.<br />

Als besonders kritisch gilt, dass<br />

die Opposition in der Ukraine<br />

nur in der Forderung nach dem<br />

Rücktritt Janukowitschs einig ist<br />

und <strong>keine</strong>rlei Pläne für die Zeit<br />

nach einem etwaigen Abgang<br />

des P räsidenten vorzuweisen hat.<br />

Auch eine von allen akzeptierte<br />

Führungspersönlichkeit ist derzeit<br />

nicht in Sicht. (jpf/bvs)<br />

Ordentliche Mitglieder des Verteidigungsausschusses des 18. Deutschen Bundestages<br />

Julia Bartz,<br />

CSU<br />

Michael Brand,<br />

CDU<br />

Rheinhard<br />

Brandl, CSU<br />

Ingo Gädechens,<br />

CDU<br />

Florian Hahn,<br />

CSU<br />

Jürgen Hardt,<br />

CDU<br />

Jörg Hellmuth,<br />

CDU<br />

Robert<br />

Hochbaum, CDU<br />

Foto: dpa/pa<br />

Kritsche Lage<br />

Bangui. Die Sicherheitslage in<br />

Zentralafrika bleibt auch nach<br />

der Vereidigung von Übergangspräsidentin<br />

Catherine Samba<br />

Panza prekär. Französische Soldaten<br />

töteten in der Hauptstadt<br />

des Landes etwa zehn Kämpfer<br />

des mehrheitlich muslimischen<br />

Rebellenbündnisses Séléka.<br />

Angaben aus Diplomatenkreise n<br />

zufolge hatten die Aufständischen<br />

am vorigen Dienstag ein französisches<br />

Militärlager in Bangui<br />

angegriffen. Die Soldaten hätte n<br />

daraufhin das Feuer erwidert und<br />

die Angreifer getötet. In Zentralafrika<br />

gibt es nach Einschätzung<br />

der Hilfsorganisation Ärzte<br />

ohne Grenzen (MSF) inzwischen<br />

900 000 Vertriebene. Mehr als<br />

ein Fünftel der Bevölkerung<br />

sei wegen der weit verbreiteten<br />

Gewalt auf der Flucht. (ao/ju)<br />

Karl A. Lamers,<br />

CDU<br />

Rainer Arnold,<br />

SPD<br />

Lars Klingbeil,<br />

SPD<br />

Wilfried Lorenz,<br />

CDU<br />

Hans-P. Bartels,<br />

Vorsitzender, SPD<br />

Gabi Weber,<br />

SPD<br />

Giesela<br />

Manderla, CDU<br />

Karl Heinz<br />

Brunner, SPD<br />

Agnieszka Brugger,<br />

B. 90/Grüne<br />

Michaela Noll,<br />

CDU<br />

Fritz Felgentreu,<br />

SPD<br />

Doris Wagner,<br />

B. 90/Grüne<br />

Henning Otte,<br />

CDU<br />

Dirk Vöpel,<br />

SPD<br />

Tobias Lindner,<br />

B. 90/Grüne<br />

Anita Schäfer,<br />

CDU<br />

Wolfgang<br />

Hellmich, SPD<br />

Christine Buchholz,<br />

Die Linke<br />

Bernd Siebert,<br />

CDU<br />

Heidtrud Henn,<br />

SPD<br />

Katrin Kunert,<br />

Die Linke<br />

Karin Strenz,<br />

CDU<br />

Thomas<br />

Hitschler, SPD<br />

Alexander Neu,<br />

Die Linke


3. Februar 2014 einsatz aktuell 5<br />

Süd-Sudan in der Krise<br />

Trotz eines Friedensvertrags spitzt sich der Konflikt wieder zu - Zehntausende sind auf der Flucht.<br />

Zwei Kontingente<br />

übergeben<br />

Lage verschlechtert: Major Oliver P. berichtet aus dem südsudan über neue Flüchtlingswellen.<br />

Juba. Vor gut sechs Wochen ist<br />

die Gewalt im jüngsten Staat der<br />

Erde, dem Südsudan, eskaliert.<br />

Die <strong>Bundeswehr</strong> unterstützte im<br />

Dezember bei der Evakuierung<br />

und brachte rund 100 P ersonen<br />

nach Uganda und in Sicherheit.<br />

Der vor kurzem geschlossene<br />

Friendesvertrag scheint b rüchig.<br />

Neue Scharmützel haben die<br />

Sicherheitslage wieder verschlechtert.<br />

Die Bewohner trauen<br />

dem Frieden ohnehin nicht. Doch<br />

w elche konkreten Auswirkungen<br />

haben die aktuellen Ereignisse<br />

auf die Arbeit der deutschen<br />

S oldaten bei der Unterstützungsmission<br />

in der Republik Südsudan<br />

(UNMISS)?<br />

Im Jahr 2008 gab es den Südsudan<br />

noch gar nicht. Damals<br />

war Major Oliver P. zum letzten<br />

Mal für die Vereinten Nationen<br />

in der Region tätig. Er war bei<br />

UNMISS im damaligen gesamten<br />

Sudan im Einsatz. Hauptaufgabe<br />

war es damals, den Konflikt<br />

zwischen dem arabisch geprägten<br />

nördlichen Teil und dem Süden,<br />

der 2011 seine Unabhängigkeit<br />

erlangte, beizulegen. Vor fünf Jahren<br />

flog er mit einem guten Gefühl<br />

nach Hause. „Am Ende meines<br />

Einsatzes war bereits ein wichtiger<br />

Teil der Friedensverträge erfüllt,<br />

die nordsudanesischen Truppen<br />

zogen ab“, erinnert er sich. Kriegsmüde<br />

Konfliktparteien habe er<br />

zum damaligen Zeitpunkt erlebt.<br />

Aus heutiger Perspektive und mit<br />

Blick auf die aktuellen Ereignisse<br />

erscheint es ihm, als haben die<br />

damalige Auseinandersetzung mit<br />

dem Nordsudan und die Freude<br />

über die erlangte Souveränität die<br />

innerstaatlichen Konflikte im Südsudan<br />

lediglich überdeckt.<br />

Die Realität spricht eine deutliche<br />

Sprache. Insgesamt sind<br />

mehrere tausend Tote zu beklagen,<br />

rund eine halbe Million Menschen<br />

sind nach UN-Angaben auf der<br />

Flucht. Zehntausende von ihnen<br />

suchten bereits Zuflucht in den<br />

Lagern der UN, ein großer Teil hat<br />

das Land verlassen. Hilfsorganisationen<br />

berichten von Kindern,<br />

die hungrig, verängstigt und völlig<br />

auf sich allein gestellt sind. „Praktisch<br />

jeder Südsudanese (Anm.<br />

Der Mann für die wichtigen Dokumente<br />

d. Red.: circa 11 Millionen Einwohner)<br />

ist direkt oder mittelbar<br />

vom aktuellen Konflikt betroffen.<br />

Sei es, dass Verwandte geflüchtet<br />

sind oder getötet wurden, oder die<br />

Nachbarn oder Kollegen plötzlich<br />

verschwunden sind“, schildert P.,<br />

der als Verbindungsoffizier eingesetzt<br />

ist, seine Eindrücke. Wer<br />

noch nicht geflohen sei, denke<br />

zumindest darüber nach, berichtet<br />

er aus vielen persönlichen<br />

Gesprächen. Was dies alles für<br />

den Aufbau von staatlichen Strukturen<br />

– dem eigentlichen Unterstützungsauftrag<br />

von UNMISS –<br />

bedeutet, scheint leicht ausrechenbar.<br />

Internationales Hilfspersonal<br />

wurde abgezogen, mühevoll<br />

a ufgebaute Strukturen brechen in<br />

sich zusammen. An Aufbauarbeit<br />

ist für die Angehörigen der UN-<br />

Mission und die 16 deutschen<br />

Soldaten bei UNMISS momentan<br />

nicht zu denken. War die<br />

Mission bis zum Ausbruch des<br />

Konflikts, im Gegensatz zu vielen<br />

anderen UN-Einsätzen, auf<br />

gerade diese Unterstützung ausgerichtet,<br />

scheint nun die Vermittlerrolle<br />

in den Vordergrund zu<br />

rücken. „Insofern ist unsere Arbeit<br />

durch die aktuelle Lage in vielen<br />

Bereichen komplexer geworden.<br />

Der Schwerpunkt liegt jetzt<br />

im Schutz der Zivilbevölkerung“,<br />

schildert der Offizier die eingetretenen<br />

Veränderungen.<br />

In Juba, der Hauptstadt des<br />

Landes, können sich Menschen<br />

am Tag relativ frei bewegen. Für<br />

die Nächte wurde eine Ausgangssperre<br />

verhängt. Die UNMISS-<br />

Kräfte wurden an den Standorten<br />

im Land zusammengezogen.<br />

Schichtdienst wurde eingeführt.<br />

Die Lager dürfen nur noch mit<br />

Schutzweste, Helm und Funkgerät<br />

verlassen werden. „Denn<br />

auch im direkten Umfeld der<br />

UNMISS-Standorte kam es in<br />

den vergangenen Tagen immer<br />

wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen“,<br />

erklärt P. weiter.<br />

Die deutschen UN-Soldaten sind,<br />

je nach Stationierungsort, unterschiedlich<br />

betroffen. In den drei<br />

umkämpften Staaten sowie in<br />

der Hauptstadt nehmen sie an<br />

Besprechungen mit den militärischen<br />

Führern beider Lager<br />

teil. Dabei geht es vorrangig um<br />

Vermittlu ng. Die UNO versucht<br />

täglich, Versorgungsflüge per<br />

Hubschrauber in die umkämpften<br />

Regionen durchzuführen.<br />

Die Versorgungslage in Juba ist<br />

gut, insbesondere im Vergleich zu<br />

anderen Landesteilen. Das sehe<br />

für viele der Blauhelme, teils auch<br />

bei einigen deutschen, in anderen<br />

Regionen leider ganz anders aus,<br />

sagt der Major: „Weil wir das wissen,<br />

haben wir hier auch ein Auge<br />

drauf und lassen ihnen zusätzliche<br />

Versorgungspakete zukommen.“<br />

Stabile Verhältnisse sind<br />

die Voraussetzung für eine Fortsetzung<br />

der bislang begonnenen<br />

Aufbauarbeit der Weltgemeinschaft<br />

im Südsudan. (eb)<br />

Oberstabsbootsmann S. fertigt internationale Truppenausweise für Soldaten im Einsatz.<br />

international: Oberstabsbootsmann s. fertigt truppenausweise.<br />

Beirut. Das brasilianische Schiff<br />

„Liberal“ liegt seit wenig en Tagen<br />

vor Ort und es herrscht reger<br />

Betrieb, als Oberstabsbootsmann<br />

Christoph S. eine schwere und<br />

geheimnisvolle Kiste an Bord<br />

bringt. S. ist Angehöriger des<br />

25. Deutschen Einsatzkontingents<br />

der United Nations Interim Force<br />

(UNIFIL) und hat einen Spezialauftrag<br />

an Bord.<br />

Er stellt wichtige Dokumente,<br />

die sogenannte „UN ID Card“<br />

aus. Alle Angehörigen von<br />

U NIFIL benötigen eine solche<br />

Karte um sich damit gegenüber<br />

Kontrollorganen und Sicherheitskräften<br />

auszuweisen. Sie ist das<br />

Gegenstück zum nationalen<br />

Truppenausweis. S. hat zuvor<br />

bereits ID Cards für deutsche<br />

und griechische Marine einheiten<br />

ausgestellt. Nachdem der Soldat<br />

PC und Drucker a ufgebaut hat,<br />

fertigt er die Ausweise für die<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong> Foto: Matthies/<strong>Bundeswehr</strong><br />

komplette Besatzung an. Jeder<br />

Einzelne wurde zuvor auf Listen<br />

erfasst und muss zum Abgleich<br />

der persönlichen Daten – inklusive<br />

Fotoshooting – erscheinen.<br />

Dabei darf sich Christoph S.<br />

<strong>keine</strong> Fehler erlauben. Denn die<br />

offiziellen Dokumente können<br />

unter Umständen sogar lebensrettend<br />

sein. So ist unter anderem<br />

auch die Blutgruppe auf der<br />

ID Card ausgewiesen.<br />

Die brasilianischen Soldaten<br />

erweisen sich als gastfreundlich<br />

und hilfsbereit. Als kleines<br />

Dankeschön erhält S. ein Basecap<br />

der Fregatte. (eb)<br />

Kahramanmaras/Dakar. Seit<br />

einem Jahr schützen deutsche<br />

S oldaten mit ihren „Patriot“-<br />

Systemen die türkische Stadt<br />

Kahramanmaras vor einem<br />

möglichen syrischen Raketenangriff.<br />

Jetzt hat das Kontingent<br />

einen neuen Kommandeur.<br />

Ende vergangener Woche übergab<br />

B rigadegeneral Peter-Georg<br />

Stütz, Chef des Stabes des Einsatzführungskommandos<br />

der<br />

<strong>Bundeswehr</strong>, die Führung des<br />

deutschen Kontingentes Active<br />

Fence Turkey (AF TUR) an<br />

Oberst Stefan Drexler. Er folgt<br />

Oberst Bernd Stöckmann und<br />

ist bereits der dritte Kontingentführer,<br />

der in Kahramanmaras<br />

eingesetzt wird. Seit gut einem<br />

Jahr leisten die deutschen Soldaten<br />

im Rahmen der Verstärkung<br />

der integrierten NATO-Luftverteidigung<br />

auf Bitten der Türkei<br />

gemeinsam mit niederländischen<br />

und US-amerikanischen Kräften<br />

ihren Dienst.<br />

Auch die Führung über das<br />

deutsche Einsatzkontingent<br />

MINUSMA in Dakar (Senegal)<br />

ist übergeben worden. Nachfolger<br />

des scheidenden Kontingentführers,<br />

Oberstleutnant Odo<br />

W olbers, wird Oberstleutnant<br />

Thomas Blätte. Derzeit leisten<br />

etwa 70 deutsche Soldaten ihren<br />

Dienst bei MINUSMA. (eb)<br />

Für den Einsatz...<br />

• wurden fünf geschützte<br />

F ahrzeuge vom Typ Mowag<br />

„Eagle IV“ in der Version<br />

Spürhundetrupp und Kampfmittelabwehr<br />

ausgeliefert.<br />

Mit den neuen, leicht gepanzerten<br />

Fahrzeugen kann die<br />

Kampfmittelabwehrtruppe<br />

Spür hundetrupps mit hohem<br />

Schutzniveau in den Einsatz<br />

bringen. Der Rüstsatz der<br />

„Eagle IV“ wurde flexibel ausgeführt,<br />

sodass die Transportboxen<br />

in der geschützten Zelle<br />

an verschiedene Hundegröße n<br />

angepasst und zusätzlich<br />

belüftet werden können. (af)<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong>


OLYMPISCHE WINTERSPIELE 2014<br />

Winterspiele am Schwarzen Meer<br />

Der Deutsche Olympische Sportbund ist mit insgesamt 152 Sportlern vertreten – 76 davon sind Sportsoldaten.<br />

Mehr Sport, mehr Events und mehr Medaillen:<br />

Die XXII. Olympischen Winterspiele 2014 im russischen<br />

Sotschi brechen Rekorde. In der Stadt am<br />

Schwarzen Meer werden vom 8. bis 23. Februar<br />

Wintersportler aus 90 Nationen in 15 Sportarten<br />

und insgesamt 98 Wettbewerben um die begehrten<br />

Medaillen kämpfen. In allen Disziplinen sind Athleten<br />

der Sportfördergruppen der <strong>Bundeswehr</strong> verteten<br />

(siehe Auflistung). Eröffnet werden die Spiele<br />

am Freitag Nachmittag. ARD und ZDF übertragen<br />

die Wettkämpfe live.<br />

Biathlon<br />

Hauptfeldwebel Andrea Henkel, Hauptfeldwebel<br />

Evi Sachenbacher-Stehle, Oberfeldwebel Franziska<br />

Hildebrand, Hauptfeldwebel Andreas Birnbacher,<br />

Oberfeldwebel Erik Lesser<br />

Bob<br />

Hauptfeldwebel Sandra Kiriasis, Hauptfeldwebel<br />

Ma rtin Putze, Oberfeldwebel Alexander Rödiger,<br />

Hauptfeldwebel André Florschütz, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Kevin Kuske, Hauptgefreiter Christian Poser,<br />

Stabsunteroffizier (FA) Jannis Bäcker, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Gregor Bermbach<br />

Curling<br />

Obergefreiter Christopher Bartsch, Obergefreiter Sven<br />

Goldemann, Obergefreiter Felix Schulze<br />

Eishockey<br />

Stabsgefreiter Manuela Anwander, Hauptgefreiter<br />

Monika Bittner, Stabsunteroffizier (FA) Franziska<br />

Busch, Oberfeldwebel Bettina Evers, Oberfeldwebel<br />

Susann Götz, Stabsunteroffizier (FA) Viona Harrer,<br />

Stabsunteroffizier (FA) Jennifer Harss, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Nina Kamenik, Stabsunteroffizier (FA)<br />

Andrea Lanzl, Stabsunteroffizier (FA) Sara Seiler,<br />

Gefreiter Kerstin Spielberger, Gefreiter Julia Zorn<br />

Eiskunstlauf<br />

Stabsunteroffizier (FA) Peter Liebers, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Daniel Wende, Stabsunteroffizier (FA)<br />

Maylin Wende, Schütze Nailya Zhiganshina, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Alexander Gazsi, Obergefreiter<br />

Tanja Kolbe, Schütze Stefano Caruso<br />

Eisschnelllauf<br />

Oberfeldwebel Monique Angermüller, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Stephanie Beckert, Feldwebel Gabriele<br />

Hirschbichler, Stabsunteroffizier (FA) Bente Kraus,<br />

Stabsunteroffizier (FA) Alexej Baumgärtner, Hauptgefreiter<br />

Patrick Beckert, Stabsunteroffizier (FA) Moritz<br />

Geisreiter, Hauptfeldwebel Nico Ihle, Oberfeldwebel<br />

Robert Lehmann, Oberfeldwebel Samuel Schwarz<br />

Nordische Kombination<br />

Oberfeldwebel Tino Edelmann, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Eric Frenzel, Unteroffizier (FA) Fabian Rießle<br />

Rennrodeln<br />

Hauptfeldwebel Tatjana Hüfner, Hauptfeldwebel Anke<br />

Wischnewski, Oberfeldwebel Tobias Wendl, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Toni Eggert<br />

Skeleton<br />

Stabsgefreiter Sophia Griebel, Feldwebel Marion<br />

Thees<br />

Ski Alpin<br />

Stabsunteroffizier (FA) Christina Geiger, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Stefan Luitz<br />

Ski Freestyle (Skicross)<br />

Hauptgefreiter Anna Wörner, Stabsunteroffizier (FA)<br />

Florian Eigler, Oberfeldwebel Thomas Fischer<br />

Ski Langlauf<br />

Hauptfeldwebel Stefanie Böhler, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Denise Herrmann, Hauptfeldwebel<br />

Claudia Nystad, Hauptfeldwebel Tobias Angerer,<br />

Stabsunteroffizier (FA) Sebastian Eisenlauer, Haupt-<br />

feldwebel Jens Filbrich, Hauptfeldwebel Axel Teich-<br />

mann<br />

Skispringen<br />

Hauptgefreiter Richard Freitag, Oberfeldwebel Andreas<br />

Wank<br />

Snowboard<br />

Oberfeldwebel Selina Jörg, Stabsunteroffizier (FA)<br />

S tefan Baumeister, Hauptgefreiter Paul Berg, Oberfeld -<br />

webel Alexander Bergmann, Hauptfeldwebel Patrick<br />

Bussler, Hauptgefreiter Johannes Höpfl, Stabsunter-<br />

offizier (FA) Konstantin Schad<br />

Short Track<br />

Stabsunteroffizier (FA) Robert Seifert


8 aktuell bundeswehr 3. Februar 2014<br />

Scharfschütze werden<br />

eckernförde. Die Scharfschützen<br />

der Marine befinden sich auf<br />

dem Truppenübungsplatz. Der<br />

Schnee glitzert in der Sonne, es<br />

ist ganz still. Hoch konzentriert<br />

steht, sitzt oder liegt der Scharfschützenzug<br />

der Marineschutzkräfte<br />

aus Eckernförde auf der<br />

Schießbahn. Nur ein Soldat ist<br />

an seiner Waffe, die anderen<br />

beobachten das Vorfeld mit dem<br />

Fernglas. Der Spotter nennt dem<br />

Schützen die Windwerte und Einstellungen<br />

für das Präzisionsgewehr.<br />

Erneute Ruhephase, dann<br />

bricht der Schuss. Diesen Winter<br />

wieder unter verschärften Bedingungen,<br />

denn bei Schnee und nur<br />

wenig Sicht stoßen auch diese<br />

Spezialisten an ihre Grenzen.<br />

Doch nicht heute: Der Himmel<br />

ist strahlend blau, die Landschaft<br />

ist wie kristallisiert, der eisige<br />

Wind hat nachgelassen. Perfekte<br />

Bedingungen. Die zwölf Soldaten<br />

der Marineschutzkräfte (MSK)<br />

bilden einen Zug an hochqualifizierten<br />

Scharfschützen, die sich<br />

das ganze Jahr, bei allen Bedingungen,<br />

fit halten müssen. Denn<br />

es kann jeder Zeit in den Einsatz<br />

gehen. Doch bis der Schütze so<br />

weit ist, muss er durch eine harte<br />

Schule. Zunächst steht die sechsmonatige<br />

Ausbildung zum MSK-<br />

Soldaten auf dem Programm. Ist<br />

in dieser Ausbildung bereits ein<br />

Händchen für die Waffe zu erkennen<br />

oder traut er sich diese Aufgabe<br />

zu, so kann der Anwärter<br />

in einer Auswahlwoche zeigen,<br />

was er kann.<br />

(eb)<br />

Der Beitrag „Scharfschützen<br />

der Marine“ unter<br />

www.marine.de<br />

Prozesse in der SKB<br />

wetzlar. Vorvergangene Woche<br />

hat Vizeadmiral Manfred N ielson,<br />

Inspekteur der Streitkräftebasis<br />

(SKB), eine Informationsveranstaltung<br />

an der Technischen Hochschule<br />

Mittelhessen in Wetzlar<br />

geleitet. Sie stand ganz im Zeichen<br />

des Prozessmanagements.<br />

In der Streitkräftebasis bedeutet<br />

dies die konsequente Zusammenführung<br />

von Aufgaben, Kompetenzen<br />

und Verantwortung. Nielson<br />

hob in seiner Rede den in der SKB<br />

verfolgten ganzheitlichen Ansatz<br />

hervor. Für ihn sei dabei essentiell,<br />

„die Menschen mitzunehmen<br />

und in den Mittelpunkt zu stellen”.<br />

Sie seien ein wesentlicher Erfolgsfaktor<br />

der Neuausrichtung. (eb)<br />

Foto: d<strong>Bundeswehr</strong> / Marineschutzkräfte<br />

Kameradschaft ohne Worte<br />

Bei der Winterkampfausbildung lernen sich deutsche und mongolische Soldaten besser kennen.<br />

ulan bator. Mit einer vagen<br />

Idee hat sich ein Heeresbergführerteam<br />

der Gebirgs- und<br />

W interkampfschule auf eine<br />

Reise um die halbe Welt gemacht.<br />

Der A uftrag: Expertengespräche<br />

mit den Special Forces der<br />

m ongolischen Armee.<br />

Nach 20 Flugstunden und einer<br />

holprigen Autofahrt erreichten<br />

Oberstleutnant Reinhold Ramesberger,<br />

der Leiter der Schule, und<br />

seine Soldaten das Special Forces<br />

Trainings Center 20 Kilometer<br />

östlich von Ulan Bator auf einer<br />

Höhe von 1900 Metern.<br />

Briefings folgten. Zwei Einweisungen<br />

von deutscher wie<br />

von mongolischer Seite brachten<br />

die Kernunterschiede der zwei<br />

Nationen schnell zu Tage. So<br />

befremdlich, wie es für das deutsche<br />

Verständnis war, dass man<br />

auf Pferden reitend ein Gefechtsschießen<br />

durchführen kann, so<br />

gewöhnungsbedürftig war es<br />

für die Mongolen, schwieriges<br />

Gelände für einen taktisch en<br />

V orteil zu nutzen.<br />

Eine erste Lagebesprechung<br />

brachte Klarheit über die Erwartungshaltung,<br />

die an die deutschen<br />

Gebirgsjäger gestellt<br />

wurde. Der mongolische Oberst<br />

Batjagal erklärte, dass es seine<br />

Absicht sei, eine Kompanie des<br />

mongolischen Special Forces<br />

Bataillons für den Gebirgskampf<br />

zu spezialisieren. Der<br />

Kompaniechef und seine militärischen<br />

Führer waren deshalb<br />

ebenfalls zum Special Forces<br />

Training Center kommandiert<br />

b erlin. Hauptfeldwebel<br />

S ebastian Schmidt ist kürzlich für<br />

seine herausragenden sportlichen<br />

Leistungen mit dem Presidential<br />

Champion Award (PCA) ausgezeichnet<br />

worden. Der 36-Jährige<br />

erzielte als erster deutscher Soldat<br />

eine Million Punkte und damit<br />

die Platinum-Stufe der Sportauszeichnung<br />

des amerikanischen<br />

Präsidenten. Im Gegensatz zum<br />

deutschen Sportabzeichen erfordert<br />

der PCA eine kontinuierlic he,<br />

aber individuelle sportliche Leistung,<br />

bei der man über einen<br />

l ängeren Zeitraum Leistungspunkte<br />

in 99 Sportarten sammeln<br />

kann – darunter auch<br />

Kuriosität en wie Rasenmähen,<br />

Hufeisen werfen oder ein Workout<br />

mit der Nintendo „Wii“.<br />

„Unabhängig von der eigenen<br />

Fitness, kann jeder, egal<br />

ob Freizeitsportler, Einsatzversehrter,<br />

oder Sportsoldat an dem<br />

Programm teilnehmen und mit<br />

der eigenen Lieblingssportart in<br />

s einem eigenen Tempo Punkte<br />

sammeln. Das ist sehr motivierend.“,<br />

erklärt Schmidt die<br />

Train the Trainer: deutsche soldaten trainieren special Forces Ausbilder der mongolischen Armee.<br />

worden. Die deutschen Gebirgsjäger<br />

sollten mit den Unteroffizieren<br />

eine Train the Trainer-Ausbildung<br />

in alpinen Techniken und<br />

Gebirgskampf-Themen durchführen.<br />

Mit einem klaren Ziel ging es<br />

an die Erkundung und Lagefeststellung.<br />

So musste beispielsweise<br />

geklärt werden, welches Gelände<br />

für die Ausbildung genutzt werde n<br />

konnte und welches Material zur<br />

Verfügung stand.<br />

Als erste Ausbildung standen<br />

Seil- und Rettungsverfahren auf<br />

dem Plan. Später folgten kleine<br />

Teamaufgaben, bei denen die<br />

R ettung und der Transport von<br />

Verwundeten in schwierigem<br />

Gelände geübt wurde. Eine kurze<br />

Nachbesprechung schloss den<br />

Ausbildungstag ab.<br />

V orteile des PCA. Der Einsatzführungsfeldwebel,<br />

dessen Paradedisziplin<br />

der Ultra-Marathon<br />

ist, und der regelmäßig Strecken<br />

um die 100 Kilometer bestreitet,<br />

plant für 2014 bereits den<br />

Bei einer Zuggefechtsübung<br />

übten die Soldaten den Angriff<br />

in schwierigem Gelände. Die<br />

Teilnehmer sollten erleben, wie<br />

schwieriges Gelände durch alpine<br />

Seiltechniken zum taktischen<br />

Vorteil genutzt werden kann.<br />

So wurde beispielsweise bei der<br />

Annäherung an das Angriffsziel<br />

ein Schleusseil eingerichtet, um<br />

ein Geländehindernis schnell und<br />

kraftsparend zu überwinden. Die<br />

anfängliche Skepsis wich schnell<br />

der Herausforderung, so dass dieser<br />

Teilabschnitt intensiv geübt<br />

wurde. Die Herausforderung der<br />

kommenden Tage: Klettern und<br />

das frei hängende Abseilen über<br />

40 Meter.<br />

Am Ende der Ausbildungswoche<br />

zeigten die Soldaten der<br />

Special Forces eine geschickte<br />

Ausgezeichnet: hauptfeldwebel sebastian schmidt (l.) erhält<br />

us-sportabzeichen in Platin.<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong><br />

Handhabung von Sicherungs –<br />

und Seiltechniken und waren<br />

stolz auf das Geleistete. Aber<br />

nicht nur für die Mongolen, auch<br />

für das Team aus Mittenwald war<br />

die Ausbildungswoche äußert<br />

intensiv und lehrreich. „Neben<br />

der Kälteerfahrung haben wir<br />

einen Menschenschlag kennengelernt,<br />

bei dem Werte wie Anstand,<br />

Geradlinigkeit, Bodenständigkeit<br />

und gegenseitiger Respekt gelebt<br />

werden“, sagt Ramesberger am<br />

Ende der Reise. „Wir haben Menschen<br />

gesehen, die den Wert von<br />

Handlungspartnern nicht nach<br />

Powerpoint-Folien bewerten, sondern<br />

nach deren Können, Sein und<br />

Handeln.“ Nicht mal ein Wort für<br />

Kameradschaft gibt es, weil sie in<br />

dieser rauen Welt eine Selbstverständlichkeit<br />

ist. (eb)<br />

nä chsten sportlichen Höhenflug.<br />

Dann will er beim Eiger Ultra<br />

Trail 101 Kilometer und 6700<br />

Höhenmeter bezwingen.<br />

Peter Schelzig, stellvertretender<br />

Generalinspekteur und Schirmherr<br />

der PCA-Aktion in Deutschland,<br />

überreichte Schmidt die<br />

von Präsident Barack Obama<br />

persönlich unterzeichnete Ehrenurkunde<br />

und lobte den Luftwaffensoldaten<br />

für seine überragende<br />

sportliche Leistung.<br />

Schelzig, der selbst passionierter<br />

Läufer und Teilnehmer am<br />

PCA-Programms ist, fachsimpelte<br />

am Rande der Verleihung<br />

mit Schmidt über den richtigen<br />

Laufschuh und verriet, dass er<br />

derzeit für einen Halbmarathon<br />

trainiere.<br />

Anlässlich der Auszeichnung<br />

von Hauptfeldwebel Schmidt,<br />

erhielt die PCA-Initiative in<br />

Deutschland außerdem den<br />

B ürgerpreis der Dr. Garlichs<br />

Stiftung. Der Preis richtet sich<br />

an Initiativen, die sich in den<br />

Bereichen Bildung, Sport und<br />

Umweltschutz um das Gemeinwohl<br />

verdient machen. Die<br />

Erlöse aus den Teilnahmegebühren<br />

am PCA kommen der<br />

Initiative „Sorgenkinder in <strong>Bundeswehr</strong>familien“<br />

des <strong>Bundeswehr</strong>sozialwerks<br />

zu Gute. (uje)<br />

Foto: Ramesberger/<strong>Bundeswehr</strong>


3. Februar 2014 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />

Lebensader durch die Wildnis<br />

Vor 100 Jahren geht in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika die bis heute genutzte Tanganjikabahn in Betrieb.<br />

von Martin Nagel, Militärhistorisches<br />

Museum Dresden<br />

geschichte. Bereits im 15. Jahrhundert<br />

begannen europäische<br />

Mächte, allen voran Portugal,<br />

die Niederlande sowie Großbritannien,<br />

in Übersee Kolonien<br />

zu gewinnen. Deutschland trat<br />

vor der Reichsgründung 1871 als<br />

Kolonialmacht kaum in Erscheinung.<br />

Als eigentlicher Beginn<br />

der deutschen Kolonialpolitik<br />

gilt das Jahr 1884. Reichskanzl er<br />

Otto von Bismarck stellte nach<br />

englischem Vorbild mehrere<br />

Besitzungen deutscher Kaufleute<br />

unter den Schutz des Deutschen<br />

Reiches. So wurden kurz<br />

hintereinander Togo, Kamer un<br />

und Deutsch-Südwestafrika<br />

(das heutige Namibia) in Besitz<br />

genommen. Deutsch-Ostafrika<br />

(das Gebiet des heutigen Tansanias)<br />

wurde im April 1885 zu<br />

einem „Schutzgebiet“, wie die<br />

Kolonien damals bezeichnet<br />

wurden. P rivate Gesellschaften<br />

siedelten dort „unter dem Schutz<br />

des Reiches“ deutsche Kolonisten<br />

an und beuteten die Rohstoffe der<br />

einzelnen Gebiete aus.<br />

Um aber die neu gewonnen<br />

Ressourcen nutzen zu können,<br />

waren die deutschen Kolonisten<br />

vor allem auf gute Transportwege<br />

angewiesen. Da bisher nur Karawanenstraßen<br />

existierten, welche<br />

eher Feldwegen und Trampelpfaden<br />

gleich kamen, sollten Eisenbahnstrecken<br />

die unwegsamen<br />

Teile der einzelnen Besitzungen<br />

miteinander verbinden. So waren<br />

in den „Schutzgebieten“ bis kurz<br />

vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

mehr als 4000 Kilometer<br />

Vor 100 Jahren: Arbeiter arbeiten an der trasse für die tanganjikabahn in Deutsch-Ostafrika.<br />

Schienen verlegt worden. Die<br />

„Ostafrikanische Zentralbahn“<br />

– die so genannte Tanganjikabahn<br />

– war mit 1260 Kilometern<br />

die längste Strecke in den Gebieten<br />

der deutschen Kolonien. Sie<br />

verband die Stadt Daressalam am<br />

Indischen Ozean mit dem Tanganjikasee<br />

im Landesinneren.<br />

Planungen zum Bau eines<br />

Schienenstranges in dieser Region<br />

gab es bereits um 1891, doch erst<br />

1904 erhielt die von der Deutschen<br />

Bank geführte Ostafrikanische<br />

Eisenbahn-Gesellschaft<br />

die Konzession für den Bau der<br />

Zentralbahn. So wurde im Jahr<br />

1905 mit den Arbeiten begonnen.<br />

1912 konnte die Strecke zwischen<br />

Daressalam nach Tabora<br />

– einem wichtigen arabischen<br />

Handelsplatz – eingeweiht werden.<br />

Von Tabora zum Tanganjikasee<br />

waren nun noch knapp 400 Kilometer<br />

Schienen zu bauen. Da von<br />

diesem Gewässer die gesamten<br />

Verkehrs- und Handelsströme in<br />

der Region kontrolliert w erden<br />

konnten, begann ein Wettlauf<br />

mit anderen Kolonialmächten<br />

in Afrika. Allen voran Großbritannien<br />

und Belgien, die ebenfalls<br />

von Westen her eine Bahnlinie<br />

zu dem bedeutenden See<br />

errichteten.<br />

Doch das Gelände auf dem<br />

letzten rund 400 Kilometer langen<br />

Teilstück zum Tanganjikasee<br />

erwies sich für die Deutschen als<br />

äußerst schwierig. Tiefe Flusstäler<br />

und ein Höhenunterschied von<br />

mehr als 300 Metern mussten<br />

bewältigt werden. Zudem wurden<br />

drei Tunnel und eine Vielzahl<br />

von Brücken gebaut.<br />

Während des Baus der Tanganjika-Bahn<br />

arbeiteten ungefähr<br />

15 000 Afrikaner unter<br />

zum Teil unwürdigen Bedingungen.<br />

Ein weiteres Problem<br />

war die Versorgung der Arbeiter<br />

mit Nahrungsmitteln und Medikamenten.<br />

Hinzu kam, dass die<br />

Gegend fast wasserlos und mit<br />

Malaria verseucht war. Trotzdem<br />

konnte am 2. Februar 1914<br />

der Endbahnhof in der Siedlung<br />

Foto: ullstein bild<br />

Kigoma / Udjidji am Tanganjikasee<br />

eröffnet werden.<br />

Wenige Monate nach Fertigstellung<br />

der längsten Bahnstrecke<br />

des deutschen Kolonialgebietes<br />

brach der Erste Weltkrieg aus. An<br />

der Spitze der „Schutztruppen“ in<br />

Deutsch-Ostafrika stand General<br />

Paul von Lettow-Vorbeck (1870-<br />

1964). Er befehligte zu Kriegsbeginn<br />

rund 200 europäische<br />

und 2500 schwarze Soldaten,<br />

die einheimischen Askari-<br />

Krieger. Diese waren eine sehr<br />

loyale Truppe, die im Laufe des<br />

Konfliktes Seite an Seite mit<br />

deutschen Soldaten dienten. Um<br />

die kleine deutsche Kolonialtruppe<br />

zu besiegen, setzten die<br />

Entente-Mächte schließlich rund<br />

160 000 Mann ein.<br />

Zahlenmäßig unterlegen und<br />

schlecht ausgerüstet, standen die<br />

„Schutztruppen“ nach wenigen<br />

Monaten vor der Niederlage.<br />

Lettow-Vorbeck verlegte sich<br />

daher erfolgreich auf einen Guerillakrieg.<br />

Erst am 25. November<br />

1918, zwei Wochen nach<br />

dem Waffenstillstand in Euro pa,<br />

kapitulierte er im südlich vom<br />

Tanganjikasee gelegenen Abercorn.<br />

Bei seiner Rückkehr nach<br />

Deutschland wurde General<br />

Lettow-Vorbeck als Held gefeiert.<br />

Nach der Kapitulation gliederten<br />

die Versailler Verträge<br />

den größten Teil der deutschen<br />

Besitzungen an Britisch-<br />

Ostafrika an, darunter auch die<br />

Tanganjika- Bahn. Die Eisenbahnlinie<br />

wird heute vom Staat<br />

Tansania betrieben und ist noch<br />

immer die e inzige Möglichkeit,<br />

von Daressalam aus ins Landesinnere<br />

zu gelangen.<br />

Foto: Royal Air Force Museum<br />

Mehr als 70 Jahre auf dem grund des Meeres: ein deutscher<br />

Bomber vom typ „Dornier“ Do 17 ist im sommer vergangenen<br />

Jahres aus dem ärmelkanal geborgen worden und wird derzeit<br />

im royal Air Force Museum im britischen cosford restauriert. In<br />

einer sonderschau können Besucher diesen Prozess mitverfolge n.<br />

Das Flugzeug war während eines deutschen luftangriffs auf<br />

england im August 1940 abgeschossen worden, zwei der vier<br />

B esatzungsmitglieder kamen dabei ums leben. Die Do 17, wegen<br />

ihres schlanken rumpfes auch „Fliegender Bleistift“ genannt,<br />

wurde in mehreren Abwandlungen von 1936-1940 produziert und<br />

war während der „luftschlacht um england“ im sommer 1940<br />

eines der hauptkampfmuster der luftwaffe.<br />

Die Bergung des Veteranen kostete rund 800 000 euro und wurde<br />

überwiegend mit spenden finanziert. Bereits 2008 entdeckte eine<br />

expedition der Port of london Authority (PlA) das Wrack nahe<br />

der Küste der grafschaft Kent. Dabei tasteten die experten das<br />

Flugzeug mit einem hightech-sonar ab. Die „Do“ befand sich in<br />

einem bemerkenswert guten Zustand. experten ordnen diesen<br />

umstand der Bauweise zu. Denn größtenteils besteht das Flugzeug<br />

aus Aluminium. Im sommer kommenden Jahres soll die<br />

restaurierung abgeschlossen sein. Bis dahin wird jede schraube<br />

und jedes Wrackteil in einem aufwendigen Verfahren von Algen,<br />

schlamm und schlacke befreit und wieder aufbereitet. Derzeit ist<br />

die Maschine die einzig verbliebene, die die nachwelt künftig im<br />

Museum bestaunen kann. nicht nur für die Briten ein wichtiger teil<br />

der luftfahrtgeschichte, der dokumentiert, wie gnadenlos sich die<br />

westeuropäischen nationen einst bekriegten.<br />

(eb)


10 aktuell sport 3. Februar 2014<br />

Silber zum Abschied<br />

Königsee. Die deutschen<br />

Bob-Pilotinnen haben bei den<br />

Heim-Europameisterschaften<br />

am Königssee eine Goldmedaille<br />

im Zweier knapp verpasst.<br />

Hauptfeldwebel Sandra Kiriasis<br />

(Stuttgart) und Anschieberin<br />

Franziska Fritz (Riesa) mussten<br />

sich mit S ilber hinter der neuen<br />

Europameisterin Fabienne Meyer<br />

(Schweiz) begnügen, die auch den<br />

zeitgleich ausgetragenen Weltcup<br />

gewann. „Wir hatten im ersten<br />

Lauf ein bisschen Pech und haben<br />

auf der Geraden im Schnee an<br />

Geschwindigkeit verloren“, sagte<br />

Kiriasis nach dem letzten Weltcup<br />

ihrer Karriere. Es war neben<br />

sechs Siegen das zweite EM-<br />

Silber für die Stuttgarterin. Den<br />

Gesamt-Weltcup gewann Kaillie<br />

Humphries (USA). Beste Deutsche<br />

ist hierbei ebenfalls Kir iasis<br />

auf Rang vier.<br />

(kl)<br />

Absprung in Fernost<br />

sapporo/Köln. Während die<br />

deutschen Olympia-Fahrer in<br />

der Heimat trainierten, zeigte<br />

der zweite Anzug am vorvergagenen<br />

Wochenende in Japan eine<br />

insgesamt gute Leistung. Michael<br />

Neumayer flog auf die Plätze acht<br />

und vier. Dadurch verbuchte der<br />

35-Jährige seine besten Saisonresultate.<br />

Der 22 Jahre alte Stabsunteroffizier<br />

(FA) Markus Eisenbichler<br />

feierte mit zwei achten<br />

Plätzen die mit Abstand besten<br />

Ergebnisse seiner Karriere, zuvor<br />

war ein 30. Rang Ende 2011 in<br />

Oberstdorf seine einzige Platzierung<br />

in den Punkten gewesen.<br />

Karl Geiger (Oberstdorf) belegte<br />

die Plätze 13 und 12. Stabsgefreiter<br />

Danny Queck (Lauscha; Foto)<br />

schaffte am Sonntag als 15. das<br />

beste Ergebnis seiner Karriere.<br />

Dominiert wurde das Wochenende<br />

aber von den Slowenen,<br />

die neben Gastgeber Japan als<br />

einziges Team in Bestbesetzung<br />

v ertreten waren. Am Samstag<br />

landeten drei Slowenen unter den<br />

ersten Vier, dann folgte mit<br />

Da mjan, Prevc und Skiflug-Weltmeister<br />

Robert Kranjec gar ein<br />

Dreifach-Sieg. Allerdings hatte n<br />

zahlreiche Springer auf die Reise<br />

nach Fernost verzichtet. Aus<br />

den Top-Ten der Weltrangliste<br />

waren zu dem Wettkampf nur<br />

zwei angetreten. Auch Bundestrainer<br />

Werner Schuster blieb in<br />

Deutschland bei seinem S otschi-<br />

Quintett mit Oberfeldwebel<br />

A ndreas Wank, den Hauptgefreiten<br />

Richard Freitag und Andreas<br />

Wellinger, sowie Severin Freund<br />

und Marinus Kraus. (sid/er)<br />

Foto: dpa/pa<br />

Einer kombiniert für alle<br />

Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel entscheidet die Teamstaffel und das Einzel für Deutschland.<br />

Uneinholbar: Frenzel läuft die staffel quasi im Alleingang zum Erfolg.<br />

oberstdorf. Sotschi kann<br />

k ommen: Stabsunteroffizier<br />

(FA) Eric Frenzel hat mit einer<br />

weiteren Galavorstellung der<br />

Kombinierer-Konkurrenz auch<br />

bei der Olympia-Generalprobe<br />

in Oberstdorf die Grenzen aufgezeigt<br />

und am vorvergangenen<br />

Wochenende erneut ein<br />

eindrucksvolles Zeichen seiner<br />

Stärke gesetzt. „Momentan bin<br />

ich in einer Situation mit viel<br />

Sicherheit und Selbstbewusstsein“,<br />

sagte Fr enzel, nachdem er<br />

sich seinen vierten Weltcup-Sieg<br />

in Serie gesichert hatte.<br />

Und weil Frenzel 24 Stund en<br />

zuvor bereits das deutsche<br />

Team zum Sieg vor Weltmeister<br />

F rankreich geführt hatte, lautet<br />

die Frage knapp zwei Wochen<br />

vor Beginn der Spiele in Sotschi<br />

schlicht: Wer will diesen Kerl<br />

im Kampf um olympisches Gold<br />

überhaupt schlagen?<br />

„Das höre ich ständig“, sagte<br />

Frenzel, der seinen 16. Weltcupsieg<br />

feierte: „Aber ich gebe<br />

Edelmetall abonniert?<br />

immer die gleiche Antwort:<br />

Olympia ist Olympia. Da werde<br />

ich mir für irgendwelche Erfolge<br />

im Weltcup nichts mehr kaufen<br />

können. Hinterherwerfen wird<br />

mir da <strong>keine</strong>r etwas.“<br />

Das muss wohl auch niemand,<br />

denn Frenzel zeigte sich bei der<br />

Generalprobe in Oberstdorf so<br />

stabil, wie er es schon in der<br />

gesamten Saison tat – wenngleich<br />

die Norweger, wohl die stärksten<br />

Widersacher der Deutschen, nur<br />

mit einem B-Team nach Bayern<br />

gereist waren, die Amerikaner<br />

gar komplett fehlten.<br />

Während seine deutschen<br />

Teamkollegen teils mächtige<br />

Probleme mit der Großschanze<br />

am Schattenberg hatten, die der<br />

Anlage in Sotschi sehr ähnelt,<br />

sprang Frenzel sicher. Seine<br />

Kollegen Oberfeldwebel Tino<br />

Edelmann, Stabsunteroffizier<br />

(FA) Fabian Rießle und Johann es<br />

R ydzek präsentierten sich läuferisch<br />

zwar schon in bester Olympia-Form<br />

und kamen im Team<br />

von Platz drei schnell nach vorne,<br />

jedoch ragte Frenzel auch hier<br />

heraus. Samstag wie Sonntag<br />

attackierte er am letzten Anstieg<br />

und siegte beide Male mühelos.<br />

Im Einzel ließ der 25 Jahre alte<br />

Sachse den Norweger Jan Schmid<br />

auf der Zielgeraden stehen, im<br />

Team seinem Erzrivalen Jason<br />

Lamy Chappuis im Spurt nicht<br />

den Hauch einer Chance. Gegen<br />

den ausgebufften viermaligen<br />

Weltmeister aus Frankreich hatte<br />

Frenzel schon so manchen Spurt<br />

verloren. „Das gibt Auftrieb,<br />

gegen Jason mal den Längeren<br />

gezogen zu haben“, sagte Fr enzel,<br />

der die deutsche Mannschaft in<br />

Sotschi zum ersten Team-Gold<br />

seit 1988 führen will: „Das ist<br />

unser erklärtes Ziel.“<br />

Dazu müssen die DSV-Kombinierer<br />

mit Ausnahme von Frenzel<br />

allerdings ihre Sprungprobleme<br />

in den Griff bekommen. Sowohl<br />

im Teamwettbewerb wie auch im<br />

Einzel schwächelten Edelmann<br />

und Co. Während Frenzel am<br />

Samstag noch für ein Happy-End<br />

sorgen konnte, landeten R ydzek,<br />

Kircheisen und Edelmann auf<br />

den Plätzen sechs bis acht – das<br />

Optimum angesichts insgesamt<br />

mauer Sprünge.<br />

„Es gibt noch viel zu verbessern“,<br />

sagte Bundestrainer<br />

H ermann Weinbuch, der seine<br />

Athleten nach einem Kurzurlaub<br />

in Oberstdorf zum intensiven<br />

Sprungtraining zusammenziehen<br />

wird. Die Probleme auf<br />

dem großen Bakken waren zu<br />

offensichtlich. „Wir hatten im<br />

Training schon Schwierigkeiten,<br />

weil wir die letzten Wochen nur<br />

auf kleinen Schanzen unterwegs<br />

waren“, erklärte Coach Ronny<br />

Ackermann.<br />

Ein Aussetzer wie der von<br />

Rießle, der sich im direkten<br />

Duell 19 Meter vom Österreicher<br />

Denifl abnehmen ließ, könnte in<br />

So tschi entscheidend sein. Dann<br />

würde wohl auch Ausnahme-<br />

Athlet Frenzel nichts mehr retten<br />

können.<br />

(cl)<br />

Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel domi- Ich hatte eine längere Weihnachtspause, Diskussionen über die Zustände vor Ort<br />

nierte beim Weltcup der nordischen Kombi- weil wir im neuen Jahr den Weltcup in Russ- über den Sport ausgetragen werden.<br />

nierer die Konkurrenten fast nach Belieben. land ausgelassen haben. Außerdem haben<br />

Kurz vor Sotschi hatte aktuell Gelegen- wir jetzt nach dem letzten Weltcup zwei Werden Ihre Freundin und Ihr Sohn<br />

heit, exklusiv mit ihm über Ambitionen und Wochen Pause vor dem ersten Einsatz in vor Ort sein?<br />

Persönliches zu sprechen. Sotschi. Mehr brauche ich zum Regene- Ja. Die beiden werden in der zweiten<br />

rieren nicht.<br />

Woche, wo es über die großen Distanzen<br />

Sie waren in den vergangenen Wochen<br />

geht, im Stadion sein und mich anfeuern.<br />

super in Form und standen in den letzten Wie gestalten Sie jetzt noch Ihr Trai-<br />

Weltcuprennen immer oben auf dem Trepp- ning so kurz vor den Spielen? Sie gelten als Medaillengarant. Wie<br />

chen. Wie erklären Sie sich ihre gute Form? Mein Trainer und ich werden die Intensität gehen Sie mit dem Druck um?<br />

Die gesamte Saison läuft für mich super. Vor etwas zurückfahren und genügend Rege- Ich sehe das positiv. Ich habe mir die gute<br />

allem springe ich sehr konstant. Auf der Lang- nerationspausen einlegen. Aber natürlich Form erarbeitet und zeige deshalb die Leislaufstrecke<br />

zeigt sich, dass das Sommertraining trainiere ich weiter. tungen. Mein Ziel ist auf jeden Fall eine<br />

mit neuen Umfängen super angeschlagen hat.<br />

Medaille. Natürlich hoffe ich auf Gold. Aber<br />

Mit welchen Gefühlen fahren Sie nach voraussagen kann man so etwas nicht. Ich<br />

Warum haben Sie vor Olympia das Pro- Sotschi? gehe da sehr locker an die Sache ran.<br />

gramm nicht ein wenig zurückgefahren, um Ich freue mich total auf die Wettkämpfe.<br />

gut erholt in die Spiele zu starten? Ich finde es schade, dass die politischen Die Fragen stellte Martin Gärtner.<br />

Foto: dpa/pa


3. Februar 2014 Vermischtes aktuell 11<br />

So jung und doch so alt<br />

Facebook, mit über 500 Millionen Nutzern größtes soziales Netzwerk der Welt, wird zehn Jahre alt.<br />

von Marie-Christin Buntrock<br />

Mit circa 26 Millionen aktiven<br />

Nutzern ist Facebook nach wie<br />

vor die ungeschlagene Nummer<br />

Eins der sozialen Netzwerke<br />

in Deutschland. Aber Vorsicht,<br />

Geburtstagskind: US-Forscher<br />

der Princeton University behaupten<br />

in einer aktuellen Studie, die<br />

Nutzerzahlen würden in den kommenden<br />

drei Jahren um 80 Prozent<br />

sinken. Dabei ist Facebook<br />

doch gerade mal zehn Jahre alt.<br />

In der Zeitrechnung der digital en<br />

Welt jedoch wirkt das steinalt.<br />

Eine neue Generation will die<br />

Pole-Position erobern.<br />

„Alles Quatsch“, sagt Thom as<br />

Hutter. Der Social-Media-<br />

Experte zweifelt an der US-<br />

Studi e. „Facebook kommuniziert<br />

konstante Zahlen, die sich natürlich<br />

vom anfänglichen Hype und<br />

dem damit verbundenen Zulauf<br />

unterscheiden. Eine ganz normale<br />

Sättigung. Jedoch sehe ich im<br />

Moment kein anderes Netzwerk,<br />

das ähnliche Funktionalitäten in<br />

der Vielfalt wie Facebook bietet.“<br />

Deshalb bliebe der Platzhirsch<br />

eben auch Platzhirsch. Doch was<br />

können denn nun die anderen?<br />

Glaubt man der Community,<br />

der Netz gemeinde, dann<br />

sind Facebook, T witter und Co.<br />

längst etabliert. Auch Unternehmen<br />

machen sich mittlerweile die<br />

Vorteile sozialer Netzwerke zu<br />

Nutze. Facebook sei gegenwärtig<br />

sogar der „Liebling der moderne n<br />

Unternehmenskommunikation“,<br />

schreibt das Social-Media-<br />

Magaz in. Auch die <strong>Bundeswehr</strong><br />

folgt dem Ruf der Netzwelt und<br />

betreibt eine gleichnamige Facebook-Seite<br />

mit knapp 250 000<br />

Fans, ebenso einen YouTube-<br />

Kanal, den 80 000 User abonniert<br />

haben. Es gibt auch einen<br />

Twitter-Account, dem derzeit<br />

12 500 Menschen f olgen. Allerdings<br />

wird Twitter in Deutschland<br />

nach wie vor nicht so wahrgenommen,<br />

wie in anderen Ländern.<br />

Zumindest behauptet dies<br />

der IT-Blogger Michael Kroker<br />

und verleiht Deutschland in dem<br />

Zusammenhang den Status eines<br />

Entwicklungslandes. Saudi-Arabien<br />

liege mit großem Abstand<br />

auf dem Spitzenplatz: Ein Drittel<br />

der dortigen Internetnutzer<br />

sind laut Kroker bei Twitter aktiv.<br />

Ähnlich verhalten angenommen<br />

wird auch Google+, d essen<br />

Profil mittlerweile Voraussetzung<br />

für den Betrieb eines YouTube-<br />

Accounts ist. Google selbst veröffentlicht<br />

<strong>keine</strong> Nutzerzahlen für<br />

einzelne Länder, aber es finden<br />

sich allerhand Schätzungen, die<br />

von etwa neun Millionen Usern in<br />

Deutschland ausgehen. Das klingt<br />

zunächst viel, relativiert sich aber,<br />

wenn man bedenkt, dass jeder<br />

Google-Account bereits zum<br />

Google+-Netzwerk zählt, unabhängig<br />

von der realen Nutzung.<br />

Thomas Hutter erklärt das Phänomen<br />

folgendermaßen: „Google<br />

forciert das Wachstum ganz stark,<br />

allerdings ist das Netzwerk nicht<br />

lebendig. Der Großteil der Bevölkerung<br />

ist schon vernetzt, sodass<br />

man sich <strong>keine</strong> parallele Netzwelt<br />

aufbaut.“<br />

Neue Plattformen haben offenbar<br />

erkannt, dass Vielfältigkeit<br />

bei gleichzeitig einfachem Handling<br />

ein schwieriges Terrain ist.<br />

Sie konzentrieren sich deshalb auf<br />

„Special Interest“. Instagram beispielsweise<br />

holt die Bildliebhaber<br />

ab. Dennoch ist die Fotothematik<br />

für Experten eine Art allgemeiner<br />

Trend. Ein Bild sei immer stärker<br />

als Text. Demnach würden Posts,<br />

Tweets oder Newsfeeds immer<br />

bildlastiger. Die Kompatibilität<br />

für mobile Endgeräte ist für den<br />

Fachmann zudem gleichermaßen<br />

Thema wie Trend. Von Messaging<br />

über Locationservices „sind<br />

es vor allem die Bedürfnisse der<br />

Jüngeren, die angesprochen und<br />

bedient werden.“<br />

Obwohl sich viel über Trends<br />

und Entwicklungen lesen lässt,<br />

gibt niemand einen wirklichen<br />

Ausblick auf das Fortbestehen<br />

oder Verschwinden bestimmter<br />

sozialer Netzwerke. Die Untergänge<br />

von StudiVZ oder myspace<br />

demonstrieren, dass Altersspezifik<br />

oder thematische Festlegung<br />

nicht zwingend Erfolgsgaranten<br />

sein müssen. Für Thomas H utter<br />

ist klar, dass sich die Welt der<br />

sozialen Netzwerke weiterentwickeln<br />

wird, rund um die<br />

Universal plattform Facebook.<br />

Grammophone für elektronische Musik<br />

In den USA wurden die 56. Grammy Awards der Musikbranche in 82 Kategorien verliehen.<br />

Los Angeles. Riesenerfolg<br />

für Daft Punk bei den diesjährigen<br />

Grammys: Das französische<br />

Elektropop-Duo räumte bei<br />

der Verleihung der begehrten US-<br />

Musikpreise am vorvergangene n<br />

Sonntag mit seinem Album<br />

„R andom Access Memories“ den<br />

Grammy für das beste Album des<br />

Jahres, „Bestes Dance-/Electronica-Album“<br />

und „Beste Abmischung<br />

eines Albums“ ab. Für<br />

„Get Lucky“ erhielt Daft Punk<br />

gemeinsam mit dem Hip-Hop-<br />

Star Pharrell Williams den Preis<br />

für die Top-Single und die beste<br />

Popdarbietung einer Gruppe.<br />

Zu den Gewinnern des Abends<br />

gehörte auch die neuseeländische<br />

Newcomerin Lorde, die für ihren<br />

Song „Royals“ den Grammy für<br />

den besten Song des Jahres und<br />

Wie die spinne im Netz: marc Zuckerberg ist der Gründer und unangefochtene chef von Facebook.<br />

Wieder vereint: Die ex-Beatles Paul und ringo rocken die halle.<br />

die beste Pop-Solodarbietung<br />

erhielt. Lorde hatte es als erste<br />

Neuseeländerin an die Spitze der<br />

US-Charts geschafft.<br />

In der Kategorie des Newcomers<br />

des Jahres gewannen<br />

die US-Rapper Macklemore und<br />

Ryan Lewis, die außerdem in<br />

drei Rap-Sparten ausgezeichnet<br />

wurden. Während sie den Song<br />

„Same Love“ spielten, gaben<br />

sich vor der Bühne 33 Paare das<br />

Jawort – darunter eine Reihe von<br />

gleichgeschlechtlichen Partnern.<br />

Foto: dpa/Chernin<br />

Für Gesprächsstoff sorgten<br />

auch die Beatles. Die beiden<br />

noch lebenden Mitglieder, Paul<br />

McCartney und Ringo Starr,<br />

l egten einen gemeinsamen Auftritt<br />

hin.<br />

US-Rapper Jay-Z war mit neun<br />

Nominierungen als Favorit ins<br />

Rennen gegangen, am Ende holte<br />

er mit Justin Timberlake, der auch<br />

immerhin sieben Mal nominiert<br />

war, nur die Trophäe für das beste<br />

Musikvideo.<br />

Aus Deutschland wurde der<br />

Dirigent Christoph Eschenbach<br />

mit dem NDR-Sinfonieorchest er<br />

in der Sparte „Bestes klassisches<br />

Sammelprogramm“ ausgezeichnet.<br />

Das Plattenlabel Deutsche<br />

Grammophon gewann einen<br />

Grammy für die beste Opernaufnahme.<br />

(afp/gw)<br />

Foto: dpa/Dasilva<br />

Eine verständnislose<br />

Gesellschaft<br />

Buch. D i e<br />

Fotokünstlerin<br />

Sabine Würich<br />

und die Politikredakteurin<br />

Ulrike Scheffer<br />

zeigen mit eindrücklichen<br />

Schwarz-Weiß-<br />

Aufnahmen und persönlichen<br />

Texten von Einsatzheimkehrern<br />

die unterschiedlichen Motivationen,<br />

Erfahrung en und das Leid,<br />

das die Einsatzsoldaten nach ihrer<br />

Rückkehr nach Deutschland mitbringen.<br />

In sogenannten Zwischen rufen<br />

kommen Persönlichkeiten aus<br />

Lehre, Forschung, Politik und<br />

Zeitgeschichte zu Wort. Sie versuchen<br />

einzuordnen, wie der<br />

Krieg aus der Wahrnehmung der<br />

Gesellschaft verdrängt wurde und<br />

warum diese in der Auseinandersetzung<br />

mit der <strong>Bundeswehr</strong><br />

oftmals überfordert ist.<br />

So unterschiedlich die 17<br />

betrachteten Einsätze sind, so<br />

unterschiedlich sind auch die<br />

Biographien, Eindrücke und das<br />

Leid der Soldaten. Allen gleich ist<br />

jedoch der Wunsch nach Verständnis,<br />

Rückhalt und Anerkennung<br />

für ihren Beruf und die damit verbundenen<br />

Aufgaben und Pflichten.<br />

Die Erzählungen aus der Ich-<br />

Perspektive schildern ungeschönt,<br />

wie Krieg Menschen verändert<br />

und Soldaten mit ihrem Auftrag<br />

hadern lässt.<br />

Das Buch regt zum Na chdenken<br />

an und fordert zur Auseinandersetzung<br />

auf. Weil es<br />

den Leser in die Verantwortung<br />

nimmt und in 74 Portraits zeigt,<br />

dass es reale Menschen sind, die<br />

von der Gesellschaft entsendet<br />

werden, um Krieg zu führen und<br />

von ihr nach ihrer Rückkehr oftmals<br />

abgelehnt werden.<br />

Die Autoren (Interview:<br />

„aktuell“ 3/2014, S. 11) schaffen<br />

es, auf beeindruckende Weise, aus<br />

einer bisher anonym scheinenden<br />

Armee die Persönlichkeiten der<br />

Soldaten herauszuarbeiten und ihre<br />

individuelle Geschichte zu erzählen.<br />

Lesenswert für all jene, die<br />

sich für die Menschen hinter den<br />

Einsätzen interessieren. (uje)<br />

Sabine Würich, Ulrike Sc heffer:<br />

„Operation Heimkehr: <strong>Bundeswehr</strong>soldaten<br />

über ihr Leben<br />

nach dem Auslandseinsatz“;<br />

192 Seiten; Ch. Links Verlag;<br />

Berlin 2014; 24,90 Euro; ISBN:<br />

978-3861537595.<br />

Gewinnauslosung<br />

aktuell 3/2014: Je ein Exemplar<br />

des „LTB History“ geht an<br />

Frank Findler und Bernd Kunz.<br />

Herzlichen Glückwunsch.


12 aktuell Vermischtes 3. Februar 2014<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

03. Februar, 21.00 Uhr, Br:<br />

Robert war Stabsunteroffizier,<br />

Elitesoldat und Hundeführer.<br />

Als Fallschirmjäger kämpfte er<br />

in Afghanistan. Am 2. März 2002<br />

explodiert zwei Meter neben ihm<br />

eine Rakete. Fünf Soldaten vor<br />

ihm werden getötet. Er selbst<br />

überlebt wie durch ein Wunder.<br />

Die äußeren Wunden verheilen,<br />

aber für ihn ist nichts mehr wie<br />

zuvor. Denn der Krieg geht nach<br />

seiner Rückkehr in seinem Kopf<br />

weiter. Immer deutlicher spürt er<br />

die Folgen einer Krankheit, die er<br />

lange nicht wahrhaben wollte: der<br />

Posttraumatischen Belastungsstörung<br />

(PTBS). Immer mehr<br />

deutsche Soldaten kehren mit<br />

PTBS von Auslandseinsätzen<br />

zurück. Die Sendung „Lebenslinien:<br />

Der Krieg in meinem<br />

Kopf“ zeigt den Kampf zurück ins<br />

Leben und um die Anerkennung<br />

von PTBS als Berufskrankheit.<br />

Youtube-Video der Woche:<br />

Pioniere der <strong>Bundeswehr</strong> bilden<br />

malische Soldaten aus. Doch die<br />

Ausbildung in Mali erfodert auch<br />

Kreativität und Improvisationsvermögen.<br />

In einer gemeinsamen<br />

Übung sollen die Teileinheiten<br />

zeigen, was sie können. (eb)<br />

Der Beitrag „Pionierarbeit in<br />

Mali“ unter www.youtube.com/<br />

bundeswehr.<br />

Tapferkeit bewiesen<br />

Obergefreiter (OA) Steven Müller vom Panzergrenadierbataillon 212 stellte einen Messerstecher.<br />

Düsseldorf. Steven<br />

Müller ist mit seiner Mutter<br />

auf der Rheinallee im<br />

Düsseldorfer Stadtteil<br />

Heerdt unterwegs. Plötzlich<br />

hören sie Hilfe rufe.<br />

Beide sehen eine Frau,<br />

die sich mit blutverschmierten<br />

Händen den<br />

Bauch hält. Ein Mann<br />

flüchtet.<br />

„Das war ein Horrorerlebnis.<br />

Ich kam mit<br />

meiner Mutter von einem<br />

Besuch aus der Heerdter<br />

Klinik, als ich die Messerattacke<br />

sah. Der Mann<br />

lief mit blutigen Händen<br />

an mir vorbei. Ein Mess er<br />

fiel ihm aus der Hand. Mit<br />

weiteren Zeugen bin ich<br />

hinterher. Die Rufe meiner Mutter<br />

habe ich gar nicht mehr gehört“,<br />

erzählt Müller.<br />

Seine Mitverfolger geben<br />

nach wenigen Metern auf. Doch<br />

nicht der Offizieranwärter aus<br />

der Augustdorfer Generalfeldmarschall­Rommel­Kaserne.<br />

Er<br />

folgt dem Mann fast einen Kilometer<br />

weit und stellt ihn schließlich<br />

an einer Tankstelle.<br />

„Ich dachte an <strong>keine</strong> Gefahr,<br />

ich bin topfit, wusste genau, was<br />

zu tun ist. An der Tankstelle griff<br />

ich mir den Kerl, hielt ihn fest“,<br />

sagt Steven Müller.<br />

Der Mann beteuerte, er habe<br />

nichts gemacht. Müller holte sein<br />

Handy aus der Tasche und rief<br />

die Polizei an. „Der Mann lief<br />

zu einem Wassereimer, wusch<br />

sich das Blut von den Händen.<br />

Dann wollte er abhauen. Ich verstellte<br />

ihm den Weg. Dann kam<br />

die Polizei.“<br />

Die niedergestochene Frau<br />

überlebte die Messerattacke<br />

nach einer sofortigen Notoperation.<br />

Der Täter – ihr Ehemann –<br />

wurde von der Polizei festgenommen.<br />

Gegen ihn wurde Haftbefehl<br />

erlassen.<br />

(bsc)<br />

Foto: Express/Classen<br />

Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu<br />

häufig?<br />

„Ja, ne ist klar.“<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen<br />

am meisten?<br />

Ehrlichkeit.<br />

Wie können Sie am besten entspannen?<br />

Beim Sport.<br />

Was wäre für Sie eine berufliche Alternative?<br />

Polizei.<br />

Was können Sie besonders gut kochen?<br />

Ente à l‘Orange.<br />

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />

Ehrgeiz.<br />

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />

Die Kameraden im Einsatz.<br />

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?<br />

Fliegen.<br />

Was können Sie überhaupt nicht leiden?<br />

Faulheit und Unehrlichkeit.<br />

Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />

Wenn meiner Familie etwas passiert.<br />

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />

Meinen Großvater.

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