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Broschüre Jugend und Arbeit in Österreich 2012/2013 über das ...

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JUGEND UND ARBEIT<br />

IN ÖSTERREICH<br />

Berichtsjahr <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong>


IMPRESSUM<br />

Medien<strong>in</strong>haber <strong>und</strong> Herausgeber: B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für <strong>Arbeit</strong>, Soziales <strong>und</strong><br />

Konsumentenschutz; Stubenr<strong>in</strong>g 1, 1010 Wien • Verlags- <strong>und</strong> Herstellungsort:<br />

Wien • Layout: BMASK • Druck: BMASK • Stand: August <strong>2013</strong> • Redaktion/<br />

AutorInnen: Ingrid Nagl, MMag. a Valerie Bösch (Abt.VI/A/3), Mag. a Birgit Neuhold<br />

(Abt. VI/A/4) unter Mitarbeit von Tanja Jandl-Gartner, Mag. Robert Jellasitz<br />

(Abt. VI/A/3) <strong>und</strong> Mag. Robert Eder (Abt. VI/A/9) • Englische Übersetzung: Eva<br />

Holzmair-Ronge • Fotos: wenn nicht anders angegeben www.istockphoto.com/<br />

bmask • ISBN: 978-3-85010-330-5<br />

Zu beziehen beim kostenlosen BMASK-<strong>Broschüre</strong>nservice unter der Telefonnummer<br />

0800/20 20 74 oder unter https://broschuerenservice.bmask.gv.at.<br />

Alle Rechte vorbehalten: Jede Verwertung (auch auszugsweise) ist ohne schriftliche<br />

Zustimmung des Medien<strong>in</strong>habers unzulässig. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für<br />

jede Art der Vervielfältigung, der Übersetzung, der Mikroverfilmung, der Wiedergabe<br />

<strong>in</strong> Fernsehen <strong>und</strong> Hörfunk, sowie der Verarbeitung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>speicherung<br />

<strong>in</strong> elektronische Medien, wie z. B. Internet oder CD-Rom.


VORWORT<br />

VORWORT<br />

<strong>Jugend</strong>lichen e<strong>in</strong>e gute Ausbildung <strong>und</strong><br />

Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, ist<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Aufgabe der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> der Politik. Um allen <strong>Jugend</strong>lichen<br />

diese Chancen zu geben, haben<br />

wir <strong>in</strong> den letzten Jahren zahlreiche Angebote<br />

entwickelt <strong>und</strong> weiter ausgebaut.<br />

Kernprojekte der <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik für<br />

<strong>Jugend</strong>liche s<strong>in</strong>d <strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g, <strong>das</strong> seit Beg<strong>in</strong>n des<br />

Jahres österreichweit angeboten wird, <strong>und</strong> die Ausbildungsgarantie.<br />

Der Erfolg dieser Angebote zeigt sich dar<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s <strong>Österreich</strong><br />

seit Jahren zu den Ländern mit der niedrigsten <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />

<strong>in</strong> der Europäischen Union zählt. Die Programme<br />

speziell für <strong>Jugend</strong>liche sowie <strong>das</strong> System der dualen Ausbildung<br />

<strong>und</strong> der berufsbildenden Schulen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> europaweites<br />

Vorbild.<br />

Auch wenn die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit vergleichsweise ger<strong>in</strong>g ist,<br />

stehen h<strong>in</strong>ter diesen Zahlen viele E<strong>in</strong>zelschicksale. <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

oder e<strong>in</strong>e schlechte Ausbildung haben gerade <strong>in</strong> diesem<br />

jungen Alter langfristige negative Folgen für die Betroffenen <strong>und</strong><br />

1


VORWORT<br />

die Gesellschaft. Ziel muss es daher se<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s ke<strong>in</strong>e <strong>Jugend</strong>liche<br />

<strong>und</strong> ke<strong>in</strong> <strong>Jugend</strong>licher ohne Ausbildung oder arbeitslos ist.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen müssen die Strukturen, die den<br />

Übergang vom Schulsystem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weiterführende Ausbildung<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> den Beruf absichern, weiter ausgebaut werden. Die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen müssen für ihre Ausbildung oder Schule begeistert<br />

werden. Das Programm „Ausbildungsfit“, <strong>das</strong> gerade konzipiert<br />

wird, ist e<strong>in</strong> weiterer Schritt <strong>in</strong> diese Richtung. Es soll <strong>Jugend</strong>liche<br />

<strong>in</strong>dividuell fördern <strong>und</strong> sicherstellen, <strong>das</strong>s jede <strong>und</strong> jeder <strong>Jugend</strong>liche<br />

die E<strong>in</strong>stiegsvoraussetzungen für e<strong>in</strong>e weiterführende<br />

Ausbildung erfüllt.<br />

Die vorliegende <strong>Broschüre</strong> zeigt die Angebote für <strong>Jugend</strong>liche <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong>, sowie Daten <strong>und</strong> Fakten zu <strong>Arbeit</strong>smarkt <strong>und</strong><br />

Demografie. Ich hoffe, <strong>das</strong>s es damit gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>en guten<br />

Überblick <strong>über</strong> die Vielzahl an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen<br />

für <strong>Jugend</strong>liche zu geben.<br />

2


INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

VORWORT 1<br />

INHALTSVERZEICHNIS 3<br />

EINLEITUNG 5<br />

I. GRUNDLAGEN 12<br />

I.1. Demographische Entwicklung 12<br />

I.2. Bildungssystem 17<br />

I.2.1. Schulsystem <strong>und</strong> Lehre 20<br />

I.2.2. Tertiäres Bildungssystem 24<br />

I.2.3. Ausbildungsstand 30<br />

I.2.4. Bildungs- <strong>und</strong> schulpolitische Schwerpunkte 35<br />

I.3. <strong>Jugend</strong>beschäftigung <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> 43<br />

I.4. <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> 55<br />

II. POLITIKBEREICHE FÜR JUGENDLICHE ZUR<br />

ERHÖHUNG DER ARBEITSMARKTCHANCEN 62<br />

II.1. Weiterentwicklung des Ausbildungssystems 62<br />

II.1.1. Allgeme<strong>in</strong>e <strong>und</strong> berufliche Bildung 62<br />

II.1.2. Berufsberatung 67<br />

II.1.3. Serviceangebote des AMS für <strong>Jugend</strong>liche 70<br />

II.2. <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik für <strong>Jugend</strong>liche 76<br />

II.2.1. Übergangsmanagement Schule – Beruf 79<br />

II.2.2. Das duale Ausbildungssystem 85<br />

II.2.3. Ausbildungsgarantie für <strong>Jugend</strong>liche –<br />

Überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA) 91<br />

II.2.4. Betriebliche Lehrstellenförderung 94<br />

II.2.5. Maßnahmen zur Sicherung der Qualität der Lehre 96<br />

II.2.6. Aktion Zukunft <strong>Jugend</strong> 100<br />

II.2.7. Maßnahmen für <strong>Jugend</strong>liche mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> 102<br />

3


INHALTSVERZEICHNIS<br />

II.2.8. Maßnahmen für <strong>Jugend</strong>liche mit ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Vermittlungse<strong>in</strong>schränkungen 105<br />

II.2.9. Beschäftigungsoffensive für junge Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung des B<strong>und</strong>essozialamtes 108<br />

III. AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION 118<br />

III.1. Beitrag des Europäischen Sozialfonds 118<br />

III.2. Maßnahmen der EU zur Unterstützung der<br />

<strong>Jugend</strong>beschäftigung 122<br />

III.2.1. EU-Bildungsprogramm für lebenslanges Lernen 127<br />

III.2.2. Der Europäische Freiwilligendienst 134<br />

III.2.3. YOUTHPASS –Zertifikat für außerschulische<br />

Lernerfahrungen 135<br />

4


EINLEITUNG<br />

EINLEITUNG<br />

<strong>Jugend</strong>lichen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten durch e<strong>in</strong>e<br />

gute Bildung <strong>und</strong> Ausbildung zu bieten, ist gr<strong>und</strong>legend für die<br />

Zukunft unserer Gesellschaft. Aufgr<strong>und</strong> der Wirtschaftskrise <strong>und</strong><br />

der wirtschaftliche Lage <strong>in</strong> Europa, haben <strong>Jugend</strong>liche <strong>in</strong> vielen<br />

Ländern schwierige Bed<strong>in</strong>gungen für den Start <strong>in</strong>s Berufsleben.<br />

Dies macht es ihnen nicht leicht, ihre beruflichen Wünsche zu<br />

verwirklichen oder <strong>über</strong>haupt e<strong>in</strong>en Job zu f<strong>in</strong>den. In <strong>Österreich</strong><br />

ist die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit vergleichsweise ger<strong>in</strong>g, was e<strong>in</strong>erseits<br />

auf die wirtschaftlich relativ gute Lage zurückzuführen ist.<br />

Andererseits ist der starke Fokus der <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik auf<br />

Angebote für <strong>Jugend</strong>liche ausschlaggebend.<br />

Die vorliegende <strong>Broschüre</strong> „<strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>“<br />

fasst Daten <strong>und</strong> Fakten zu Demographie, <strong>Arbeit</strong>smarkt, Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Bildungssystem <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> zusammen. Im zweiten<br />

Teil werden die <strong>Arbeit</strong>smarktpolitischen Maßnahmen für <strong>Jugend</strong>liche<br />

dargestellt, wo <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>das</strong> „Übergangsmanagement“<br />

e<strong>in</strong>e immer zentralere Rolle e<strong>in</strong>nimmt. Angebote<br />

wie zum Beispiel <strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g oder die Ausbildungsgarantie<br />

sollen den Übergang von der Pflichtschule <strong>in</strong> weiterführende<br />

Angebote der Ausbildung oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beruf vere<strong>in</strong>fachen<br />

5


EINLEITUNG<br />

<strong>und</strong> sicherstellen. Im dritten Teil werden Initiativen <strong>und</strong> Programme<br />

der Europäischen Union, wie die <strong>Jugend</strong>garantie oder<br />

Mobilitätsprogramme, beschrieben.<br />

Um die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit auch <strong>in</strong> Zukunft auf niedrigem<br />

Niveau zu halten <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen e<strong>in</strong>e gute (Aus-)Bildung <strong>und</strong><br />

gute Jobchancen zu ermöglichen, werden die arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen laufend weiterentwickelt <strong>und</strong> adaptiert.<br />

DAS BILDUNGSSYSTEM<br />

Das Bildungssystem ist die Basis, um K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen<br />

e<strong>in</strong>e gute (Aus-)Bildung zu ermöglichen, soziale Unterschiede<br />

auszugleichen <strong>und</strong> damit die Chancen <strong>und</strong> Möglichkeiten aller<br />

<strong>Jugend</strong>lichen auch später im Beruf zu erhöhen. Die Bildungsoffensive<br />

zielt darauf ab, die Schule flexibler zu gestalten <strong>und</strong> die<br />

Chancengerechtigkeit <strong>und</strong> Durchlässigkeit im Bildungssystem zu<br />

erhöhen. Die Qualität der Bildungsangebote soll weiter gesteigert,<br />

die Vielfalt gefördert <strong>und</strong> neue Entwicklungen <strong>und</strong> Modelle<br />

<strong>in</strong> die Angebote aufgenommen werden.<br />

Neue Schulformen, aber auch der Ausbau der schulischen Tagesbetreuung,<br />

tragen dazu bei, Bildungsbenachteiligungen auszugleichen<br />

<strong>und</strong> die Durchlässigkeit <strong>in</strong> weiterführende Schulen zu<br />

6


EINLEITUNG<br />

erhöhen. Modelle, wie die Lehre mit Matura, sollen die Möglichkeiten<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen nach der ersten Ausbildung verbessern<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>facheren Übertritt <strong>in</strong>s tertiäre Bildungssystem<br />

ermöglichen. Viele Maßnahmen fördern die Verbesserung der<br />

Qualität im Bildungssystem, wie zum Beispiel die Erhebung von<br />

Bildungsstandards <strong>und</strong> Strategien, die <strong>das</strong> Abbrechen der (Aus-)<br />

Bildung verh<strong>in</strong>dern sollen, wie <strong>Jugend</strong>- oder Lehrl<strong>in</strong>gscoach<strong>in</strong>g<br />

(Näheres siehe II.2.1 <strong>und</strong> II.2.5) <strong>und</strong> auch die Oberstufe NEU<br />

(siehe Pkt. I.2.2.).<br />

Es gilt aber auch Sprachkenntnisse <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>kompetenzen zu<br />

sichern, die Bildungs- <strong>und</strong> Berufsberatung zu <strong>in</strong>tensivieren sowie<br />

die Neigungen der SchülerInnen zu fördern. Modelle zur<br />

Schulsozialarbeit sollen weiter ausgebaut <strong>und</strong> die Sprachförderung<br />

entlang der von der B<strong>und</strong>esregierung entwickelten Modelle<br />

<strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> standortbezogen <strong>in</strong>tensiviert werden. Auch die<br />

Ausbildung der LehrerInnen soll entscheidend verbessert werden.<br />

Daher gibt es nunmehr die PädagogInnenbildung NEU, um<br />

die qualitativ hochwertige Ausbildung aller PädagogInnen zu<br />

gewährleisten (Näheres siehe unter Pkt. I.2.2.).<br />

Auch <strong>in</strong> der beruflichen wie allgeme<strong>in</strong>en Erwachsenenbildung<br />

gibt es viele Spielräume für Weiterbildungsmöglichkeiten. Vor<br />

7


EINLEITUNG<br />

allem die den Sozialpartnern nahe stehenden Institutionen –<br />

ergänzt durch private AnbieterInnen – bieten e<strong>in</strong>e breite Palette<br />

von Bildungsmöglichkeiten an. Unter dem Gesichtspunkt des<br />

Lebensbegleitenden Lernens <strong>und</strong> der Chancengleichheit für<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer spielen moderne Technologien <strong>in</strong> der<br />

Wissensvermittlung e<strong>in</strong>e immer stärkere Rolle. Entsprechend<br />

dem Regierungsprogramm wurde durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isterielle<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppe e<strong>in</strong>e österreichische Strategie zum lebensbegleitenden<br />

Lernen (LLL: 2020-Strategie) erarbeitet. Damit wird der<br />

Rahmen für die zukünftige Ausgestaltung des lebensbegleitenden<br />

Lernens <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> festgelegt (siehe unter Pkt. II.1.1.).<br />

ARBEITSMARKTPOLITISCHE ANGEBOTE UND<br />

STRATEGIEN FÜR JUGENDLICHE IN ÖSTERREICH<br />

<strong>Österreich</strong> nimmt im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

ger<strong>in</strong>gen <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong> der hohen Beschäftigungsquote<br />

<strong>Jugend</strong>licher nach wie vor e<strong>in</strong>e Spitzenposition e<strong>in</strong>. Dies ist v.a.<br />

darauf zurückzuführen, <strong>das</strong>s <strong>Österreich</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

umfassende arbeitsmarktpolitische Aktivitäten gesetzt hat.<br />

Wesentliche Erfolgsfaktoren der guten <strong>Arbeit</strong>smarktsituation <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e relativ niedrige Gesamtarbeitslosenrate, der<br />

demographisch bed<strong>in</strong>gte Rückgang der Zahl der jugendlichen<br />

Berufse<strong>in</strong>steigerInnen, <strong>das</strong> duale System der Lehrausbildung <strong>und</strong><br />

nicht zuletzt die Tatsache, <strong>das</strong>s der <strong>Jugend</strong>arbeitsmarkt höchste<br />

8


EINLEITUNG<br />

politische Priorität hat.<br />

Der jährliche Gesamtmittele<strong>in</strong>satz für<br />

jugendspezifische <strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik betrug<br />

<strong>2012</strong> ca. € 613 Mio. 1 . Die entsprechenden Gesamtmittel für<br />

<strong>Jugend</strong>liche sollen <strong>2013</strong> auf ca. € 640 Mio. 2 ausgeweitet werden.<br />

Die österreichische <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik verfolgt <strong>das</strong> Ziel, <strong>das</strong>s<br />

ke<strong>in</strong> <strong>Jugend</strong>licher <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e <strong>Jugend</strong>liche außerhalb des Systems<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt, Ausbildung oder Schule stehen soll. Da die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Ansprüchen <strong>und</strong> Fähigkeiten der <strong>Jugend</strong>lichen äußerst<br />

unterschiedlich s<strong>in</strong>d, wird daher mittlerweile e<strong>in</strong>e ausgesprochen<br />

vielseitige, breite <strong>und</strong> anforderungsgerecht weiterentwickelte Angebotspalette<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Diese bietet Unterstützung bei der<br />

Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufswahlentscheidung, der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong><br />

Lehrstellensuche <strong>und</strong> auch Beschäftigungsförderungen, wobei<br />

speziell Frauen auch die Möglichkeit geboten wird, <strong>in</strong> Handwerk<strong>und</strong><br />

Technikberufe e<strong>in</strong>zusteigen. Die wichtigsten Programme für<br />

<strong>Jugend</strong>liche, die Ausbildungsgarantie <strong>und</strong> die „Aktion Zukunft<br />

<strong>Jugend</strong>“ werden kont<strong>in</strong>uierlich weiterentwickelt <strong>und</strong> dienen mittlerweile<br />

als Best Practice auf europäischer Ebene (siehe unter<br />

Punkte I.4 <strong>und</strong> II.2).<br />

1 vorläufige Zahlen<br />

2 derzeit noch Prognosezahlen<br />

9


EINLEITUNG<br />

Neue <strong>in</strong>novative Wege werden seit <strong>2012</strong> im Bereich der präventiven<br />

<strong>Arbeit</strong>smarktpolitik gesetzt. <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> Beratungs-<br />

<strong>und</strong> Betreuungsangebot speziell für jene <strong>Jugend</strong>liche, die<br />

gefährdet s<strong>in</strong>d, Bildungs- bzw. Ausbildungssysteme frühzeitig zu<br />

verlassen. Es wurde <strong>2012</strong> <strong>in</strong> Wien <strong>und</strong> der Steiermark ausgesprochen<br />

erfolgreich pilotiert <strong>und</strong> wird seit 1. Jänner <strong>2013</strong><br />

b<strong>und</strong>esweit angeboten. Das <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g setzt bereits während<br />

des Besuches der Pflichtschule an <strong>und</strong> versteht sich als<br />

Serviceleistung für jene SchülerInnen, deren Bildungserfolg<br />

gefährdet ist (siehe unter Punkte II.2.1). Ähnliche Ziele verfolgt<br />

<strong>das</strong> Lehrl<strong>in</strong>gscoach<strong>in</strong>g, <strong>das</strong> Lehrl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Betrieben mit<br />

Coach<strong>in</strong>gangeboten zur Seite steht, um Ausbildungsabbrüche zu<br />

verh<strong>in</strong>dern (siehe unter Punkt II.2.5.).<br />

<strong>Österreich</strong> setzt auch zukünftig auf die Schaffung neuer Angebote<br />

bzw. Adaptierung bestehender arbeitsmarktpolitischer Instrumente,<br />

um <strong>Jugend</strong>lichen aus prekären arbeitsmarktpolitischen<br />

Lagen (ohne ausreichende Qualifikation bzw. Anb<strong>in</strong>dung an den<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt) <strong>in</strong> vorgezeichnete Ausbildungswege zu leiten. Dies<br />

geschieht z.B. durch <strong>das</strong> sich derzeit <strong>in</strong> Konzeption bef<strong>in</strong>dliche<br />

neue Programm „AusbildungsFit“, <strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>lichen, für die der<br />

Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er beruflichen Ausbildung zu hochschwellig ist, die<br />

Möglichkeit zur Nachholung von Basisqualifikationen, Orientie-<br />

10


EINLEITUNG<br />

rung <strong>und</strong> Motivation zur Fortsetzung ihres (Aus-)Bildungsweges<br />

geben wird.<br />

Diese Weiterentwicklungsschritte <strong>in</strong> der Bildungs- bzw. <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik<br />

s<strong>in</strong>d vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des mittelfristigen Ziels der<br />

Implementierung e<strong>in</strong>er (Aus-)Bildungsverpflichtung für <strong>Jugend</strong>liche<br />

bis 18 Jahre zu sehen, um auch wirklich allen jungen<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e vollwertige<br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>nstiftende Teilhabe am Erwerbsleben zu ermöglichen.<br />

11


DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG<br />

I. GRUNDLAGEN<br />

I.1. Demographische Entwicklung 3<br />

<strong>Österreich</strong>s Bevölkerung wird nach Ergebnissen der aktuellen<br />

Prognosen bis zum Jahr 2060 weiterh<strong>in</strong> wachsen <strong>und</strong> zwar auf<br />

ca. 9,4 Mio. Menschen. Das Wachstum wird langfristig nur durch<br />

Zuwanderung erreicht werden. Ab dem Jahr 2030 ist mit stärkeren<br />

Geburtendefiziten zu rechnen; Die Geburtenzahlen werden<br />

relativ stabil bleiben, die Sterbefälle jedoch stark zunehmen.<br />

Während die Gesamtbevölkerung <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten<br />

wachsen wird (bis 2030 voraussichtlich auf ca. 9 Mio.), wird sich<br />

parallel dazu die Altersstruktur verändern <strong>und</strong> sich deutlich h<strong>in</strong><br />

zu den älteren Menschen verschieben. Die Zahl der unter<br />

19-jährigen K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen wird <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

weiter s<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> ihr Anteil langfristig zurückgehen (bis 2030<br />

auf ca. 19,1%), während die Bevölkerung im Alter von 65 <strong>und</strong><br />

mehr Jahren zahlen- <strong>und</strong> anteilsmäßig stark zunehmen wird (bis<br />

2030 auf 24,0%).<br />

3 Quelle: Statistik Austria<br />

12


DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG<br />

Die Altersgruppe der unter 20-Jährigen machten mit Stichtag<br />

1. Jänner <strong>2012</strong> 20,3% der Gesamtbevölkerung aus. Im Erwerbsalter<br />

von 20- bis 64 Jahren befanden sich 61,9% <strong>und</strong> 17,8% der<br />

Gesamtbevölkerung waren im nicht mehr erwerbsfähigen Alter<br />

von 65 <strong>und</strong> mehr Jahren.<br />

Grafik 1: Bevölkerung nach breiten Altersgruppen<br />

Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose <strong>2012</strong>, mittlere Variante<br />

Mit 1. Jänner <strong>2013</strong> lebten 8.451.860 Mio. Menschen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>,<br />

<strong>das</strong> s<strong>in</strong>d um 43.739 Personen (+0,5%) mehr als zu Jahresbeg<strong>in</strong>n<br />

<strong>2012</strong>. Der Bevölkerungszuwachs war damit deutlich<br />

höher als im Jahr zuvor. Ausschlaggebend für <strong>das</strong> starke Bevölkerungswachstum<br />

war – ebenso wie <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

– der positive Wanderungssaldo (+ 43.797 Personen), da die<br />

Geburtenbilanz e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>us von 484 Personen ergab. Damit erhöh-<br />

13


DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG<br />

te sich die Zuwanderung gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr um mehr als<br />

40% (2011: +30.705 Personen). Der Wanderungssaldo bezogen<br />

auf die Wohnbevölkerung <strong>Österreich</strong>s entsprach e<strong>in</strong>er Wanderungsbilanzrate<br />

von 5,2 je 1.000 der Bevölkerung.<br />

Am 1. Jänner <strong>2013</strong> lebten <strong>in</strong>sgesamt 1.004.268 Personen<br />

(+52.839 gegen<strong>über</strong> Jahresbeg<strong>in</strong>n <strong>2012</strong>) mit ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>. Dies entspricht e<strong>in</strong>em Anteil<br />

von r<strong>und</strong> 11,9% an der Gesamtbevölkerung <strong>Österreich</strong>s. Unter<br />

den nicht-österreichischen Staatsangehörigen stammten 416.022<br />

Personen oder 41,4% aus Ländern der Europäischen Union,<br />

davon 217.776 oder 52,3% aus den 14 „alten“ EU-Staaten<br />

(Beitritt vor 2004), 130.841 oder 31,5% aus den zehn im Jahr<br />

2004 beigetretenen Ländern <strong>und</strong> 67.405 Personen oder 16,2%<br />

hatten die bulgarische oder rumänische Staatsangehörigkeit.<br />

588.246 Personen waren Nicht-EU-Staatsangehörige, worunter<br />

türkische Staatsangehörige mit 113.670 oder 11,3% die größte<br />

Nationalität vor serbischen Staatsangehörigen (111.280 Personen<br />

oder 11,0%) sowie den Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürgern aus Bosnien<br />

<strong>und</strong> Herzegow<strong>in</strong>a (89.925 Personen oder rd. 9,0%) ausmachten.<br />

Unter den Personen mit außereuropäischer Staatsangehörigkeit<br />

bildeten AsiatInnen (77.623 Personen oder 7,7%) die<br />

größte Gruppe.<br />

14


DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG<br />

Grafik 2: Geburten <strong>und</strong> Sterbefälle<br />

Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose <strong>2012</strong>, mittlere Variante<br />

Die Zahl der Lebendgeborenen lag <strong>in</strong> den 80er <strong>und</strong> 90er Jahren<br />

bei durchschnittlich 90.000 pro Jahr, wobei Höchstwerte <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1982 <strong>und</strong> 1992 erreicht wurden. Seither ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher<br />

Trend mehr erkennbar. Vom Jahr 2001, dem Jahr mit der<br />

niedrigsten Geburtenanzahl, bis 2010 rangierten die Zahlen der<br />

Neugeborenen zwischen ca. 75.000 (2001) <strong>und</strong> ca. 79.000<br />

(2004). 2011 wurden 78.109 Geburten verzeichnet <strong>und</strong> im Jahr<br />

<strong>2012</strong> 78.952, was e<strong>in</strong>er Erhöhung von +1,1% gegen<strong>über</strong> dem<br />

Vorjahr entspricht. Im Jahr <strong>2012</strong> erhöhte sich auch die Zahl der<br />

Gestorbenen um 3,9% gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr. Damit fiel der<br />

15


DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG<br />

Saldo aus Lebendgeborenen <strong>und</strong> Sterbefällen (Geburtenbilanz)<br />

erstmals seit 2009 wieder negativ aus.<br />

Grafik 3: Bevölkerungspyramide<br />

Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose <strong>2012</strong>, mittlere Variante<br />

Die durchschnittliche K<strong>in</strong>derzahl pro Frau (Gesamtfertilitätsrate)<br />

verr<strong>in</strong>gerte sich seit den 1980er Jahren von r<strong>und</strong> 1,5 auf r<strong>und</strong><br />

1,39 im Jahr 2009. 2010 kam es erstmals wieder zu e<strong>in</strong>em An-<br />

16


BILDUNGSSYSTEM<br />

stieg der Gesamtfertilitätsrate auf 1,44 K<strong>in</strong>der pro Frau. <strong>2012</strong> lag<br />

die Gesamtfertilitätsrate bei 1,43 (zum Vergleich: Im Jahr 1963<br />

hatte die Gesamtfertilitätsrate e<strong>in</strong> Nachkriegsmaximum von 2,82<br />

erreicht <strong>und</strong> war damit doppelt so hoch wie heute, siehe Grafik<br />

2). Ab 2025 wird sie sich bei 1,45 e<strong>in</strong>pendeln, während die<br />

Lebenserwartung für Frauen wie Männer weiterh<strong>in</strong> steigen wird.<br />

Die Entwicklung ist <strong>in</strong> der nachfolgenden Bevölkerungspyramide<br />

für 2011, 2030 <strong>und</strong> 2060 (Grafik 3) zu sehen.<br />

I.2. Bildungssystem<br />

<strong>Österreich</strong> hat im Gegensatz zu vielen anderen Ländern e<strong>in</strong> differenziertes<br />

Schulsystem, d.h. nach der vierten Schulstufe sowie<br />

nach der achten Schulstufe wird zwischen unterschiedlichen<br />

Schultypen differenziert. Das Bildungssystem, vom K<strong>in</strong>dergarten<br />

bis zur Universität, <strong>und</strong> die Schultypen werden im Folgenden<br />

genauer beschrieben. Punkt I.2.1. gibt e<strong>in</strong>en Überblick <strong>über</strong> den<br />

Ausbildungsstand <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>. In den letzten Jahren wurden<br />

viele neue Instrumente <strong>und</strong> auch Schultypen e<strong>in</strong>geführt, um <strong>das</strong><br />

Bildungsangebot zu verbessern <strong>und</strong> zu erweitern. Neue Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Schwerpunkte werden <strong>in</strong> Punkt I.2.2. „Bildungs- <strong>und</strong><br />

schulpolitische Schwerpunkte“ dargestellt.<br />

17


BILDUNGSSYSTEM<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e Schulpflicht <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> dauert 9 Jahre <strong>und</strong><br />

beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>em Alter von sechs Jahren. Bis zum Schule<strong>in</strong>tritt<br />

können K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dertagesstätte (z.B. K<strong>in</strong>dergarten) besuchen.<br />

Der Besuch ist im letzten Jahr verpflichtend; Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />

müssen zum<strong>in</strong>dest halbtags e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dergarten besuchen. Die<br />

Betreuungsquote der e<strong>in</strong>- bis zweijährigen K<strong>in</strong>der lag 2010 bei<br />

17,1%, die der Dreijährigen bei 80,0%, die der Vierjährigen bei<br />

95,5% <strong>und</strong> die der Fünfjährigen bei 96,4%. 4<br />

15 Monate vor Schule<strong>in</strong>tritt f<strong>in</strong>det die „Frühk<strong>in</strong>dliche Sprachstandsfeststellung“<br />

statt, bei der der sprachliche Ausdruck der<br />

K<strong>in</strong>der im Mittelpunkt steht. E<strong>in</strong> Bildungsplan für die bis Sechsjährigen<br />

ermöglicht – abhängig vom Ergebnis der Sprachstandsfeststellung<br />

– die Entwicklung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Förderkonzepts<br />

im letzten Jahr vor dem Schule<strong>in</strong>tritt. K<strong>in</strong>dergartenpädagogInnen<br />

werden speziell dafür aus- <strong>und</strong> fortgebildet. Vor E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die<br />

Volksschule wird die „Schulreife“ festgestellt, d.h. es wird <strong>über</strong>prüft,<br />

ob <strong>das</strong> K<strong>in</strong>d körperlich, sozial, emotional <strong>und</strong> geistig „reif“<br />

ist für die Schule oder noch etwas Zeit benötigt. Schulpflichtige,<br />

aber für die erste Schulstufe nicht schulreife K<strong>in</strong>der, werden <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Vorschulstufe aufgenommen.<br />

4 Quelle: Statistik Austria: Bildung <strong>in</strong> Zahlen 2010/11<br />

18


Grafik 4: Das österreichische Bildungssystem<br />

Quelle: BMUKK (Jänner <strong>2013</strong>)


BILDUNGSSYSTEM<br />

I.2.1. SCHULSYSTEM UND LEHRE<br />

Der Großteil der schulpflichtigen K<strong>in</strong>der, mehr als 98%, 5 besucht<br />

die vierjährige Volksschule (Primarstufe). E<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Teil der<br />

K<strong>in</strong>der besucht die Sonderschule. Schulpflichtige, aber noch<br />

nicht schulreife K<strong>in</strong>der, werden wie oben beschrieben <strong>in</strong> der<br />

Vorschulstufe der Volksschulen unterrichtet. Die Vorschulstufe<br />

soll K<strong>in</strong>dern ermöglichen, allmählich <strong>in</strong> <strong>das</strong> Schulleben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuwachsen.<br />

Nach der Volksschule, normalerweise mit e<strong>in</strong>em Alter von 10<br />

Jahren, treten die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>über</strong>. Hier f<strong>in</strong>det<br />

bereits die erste Differenzierung <strong>in</strong> der Bildungslaufbahn der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildende Höhere Schulen (AHS – Unterstufe),<br />

Neue Mittelschulen (NMS, siehe Punkt I.2.2.) <strong>und</strong> Hauptschulen<br />

(HS) statt. Für die Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e AHS müssen die K<strong>in</strong>der die<br />

vierte Klasse Volksschule mit guten oder sehr guten Noten <strong>in</strong><br />

Deutsch, Lesen <strong>und</strong> Mathematik beenden oder e<strong>in</strong>e Aufnahmsprüfung<br />

absolvieren. Das Schulwahlverhalten zu Beg<strong>in</strong>n der<br />

Sek<strong>und</strong>arstufe I ist von mehreren Faktoren abhängig. Neben<br />

dem regionalen Bildungsangebot bzw. der Pendeldistanz zum<br />

bevorzugten Schultyp spielen <strong>das</strong> soziale Umfeld <strong>und</strong> e<strong>in</strong> allfälli-<br />

5 Quelle: Statistik Austria; Bildung <strong>in</strong> Zahlen 2011/<strong>2012</strong><br />

20


BILDUNGSSYSTEM<br />

ger Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der SchülerInnen e<strong>in</strong>e Rolle. 6 Die Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I dauert vier Jahre. Neben den drei Schultypen gibt<br />

es die Sonderschule, die Primarstufe <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe umfasst<br />

<strong>und</strong> damit acht bzw. neun Jahre dauert.<br />

Nach Abschluss der Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>in</strong> der achten Schulstufe<br />

beg<strong>in</strong>nt die Sek<strong>und</strong>arstufe II. In der Sek<strong>und</strong>arstufe II wird<br />

zwischen Polytechnischen Schulen (PTS), AHS (Oberstufe), berufsbildenden<br />

höheren Schulen (BHS) <strong>und</strong> berufsbildenden mittleren<br />

Schulen (BMS) differenziert. Die e<strong>in</strong>jährige PTS schließt an<br />

die achte Schulstufe an <strong>und</strong> dauert e<strong>in</strong> Jahr. Sie bietet Allgeme<strong>in</strong>bildung,<br />

Berufsorientierung <strong>und</strong> Berufsgr<strong>und</strong>bildung. Nach<br />

der neunten Schulstufe ist die Schulpflicht beendet <strong>und</strong> die<br />

SchülerInnen können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Schule <strong>über</strong>treten, e<strong>in</strong>e<br />

duale Ausbildung absolvieren oder zu arbeiten beg<strong>in</strong>nen. Die<br />

AHS umfasst Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>und</strong> II. Die Oberstufe, also Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

II, dauert vier Jahre. Die AHS wird mit Matura (Reifeprüfung)<br />

abgeschlossen, die zum Studium an Universitäten, Fachhochschulen,<br />

Pädagogischen Hochschulen <strong>und</strong> Akademien<br />

berechtigt (für e<strong>in</strong>zelne Studienrichtungen Zusatzprüfungen). Die<br />

BHS komb<strong>in</strong>iert allgeme<strong>in</strong>e Bildung mit e<strong>in</strong>er Ausbildung zum<br />

Beruf. Sie dauert fünf Jahre <strong>und</strong> wird mit e<strong>in</strong>er Diplom- <strong>und</strong><br />

6 Quelle: Statistik Austria; Bildung <strong>in</strong> Zahlen 2010/2011<br />

21


BILDUNGSSYSTEM<br />

Reifeprüfung abgeschlossen. Es gibt BHS für technische <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Berufe, kaufmännische Ausbildung, für Tourismus,<br />

K<strong>in</strong>dergartenpädagogik, uvm. Die BMS s<strong>in</strong>d ebenfalls berufsbildende<br />

Schulen, die e<strong>in</strong> bis vier Jahre dauern <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

Abschlussprüfung, allerd<strong>in</strong>gs ohne Matura, enden. Die e<strong>in</strong>- bis<br />

zweijährigen BMS vermitteln e<strong>in</strong>e teilweise, die drei- bis vierjährigen<br />

Schulen mit Abschlussprüfung e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung.<br />

Nach der BMS kann e<strong>in</strong>e Studienberechtigungsprüfung<br />

oder Berufsreifeprüfung abgelegt werden, die zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />

<strong>das</strong> tertiäre Bildungssystem bzw. zu e<strong>in</strong>em bestimmten Studiengang<br />

im tertiären Bildungssystem berechtigt.<br />

Neben dem weiterführenden Schulbesuch, kann im Anschluss an<br />

die absolvierte Schulpflicht e<strong>in</strong>e duale Ausbildung, die Lehre,<br />

absolviert werden. Sie komb<strong>in</strong>iert praktisches Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Betrieb (80%) <strong>und</strong> die Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Berufsschule (20%).<br />

Die Lehre ist e<strong>in</strong>e formale Ausbildung die mit e<strong>in</strong>er Lehrabschlussprüfung<br />

abgeschlossen wird. Es gibt <strong>über</strong> 200 anerkannte<br />

Lehrberufe <strong>in</strong> unterschiedlichsten Bereichen. Circa 40% der<br />

<strong>Jugend</strong>lichen jedes Jahrgangs absolvieren nach Beendigung ihrer<br />

Schulpflicht e<strong>in</strong>e Lehre. E<strong>in</strong>e genauere Beschreibung des<br />

dualen Systems, der Überbetrieblichen Lehrausbildung etc.<br />

liefern die Punkte II.2.2. - II. 2.5. Weiterführend kann nach der<br />

Lehre e<strong>in</strong>e Meister- bzw. Werkmeisterschule besucht werden.<br />

22


BILDUNGSSYSTEM<br />

Außerdem kann nach Lehrabschluss e<strong>in</strong>e Studienberechtigungsprüfung<br />

oder Berufsreifeprüfung absolviert werden, die zum<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>das</strong> tertiäre Bildungssystem bzw. zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Studiengang im tertiären Bildungssystem berechtigt.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren gibt es <strong>das</strong> Projekt Studienchecker<br />

(www.studienchecker.at), durch <strong>das</strong> SchülerInnen der letzten<br />

beiden Schulstufen (7./8. Klasse AHS bzw. 4./5. Klasse BHS)<br />

unterstützt werden, ihre Ausbildungs- <strong>und</strong> Studienwahl besser<br />

ihren Neigungen <strong>und</strong> Fähigkeiten anzupassen. Der Studienchecker<br />

zielt darauf ab, die <strong>in</strong>dividuellen Neigungen, Interessen<br />

sowie Stärken der SchülerInnen <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu stellen. Im<br />

Schuljahr 2011/12 nahmen österreichweit fast 200 Schulen teil.<br />

Die Zuständigkeit <strong>in</strong> der Gesetzgebung im Schulwesen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Vollziehung ist zwischen dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Ländern aufgeteilt.<br />

Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Unterricht, Kunst <strong>und</strong> Kultur<br />

(BMUKK) ist die oberste Aufsichtsbehörde für <strong>das</strong> Bildungswesen<br />

im primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Bereich. Für den tertiären<br />

Bereich ist <strong>das</strong> B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Forschung (BMWF) zuständig.<br />

23


BILDUNGSSYSTEM<br />

I.2.2. TERTIÄRES BILDUNGSSYSTEM<br />

Die Reifeprüfung (Matura), Studienberechtigungsprüfung oder<br />

die Berufsreifeprüfung berechtigen zum Studium an Universitäten,<br />

Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen <strong>und</strong><br />

Akademien (für e<strong>in</strong>zelne Studienrichtungen Zusatzprüfungen).<br />

Der nichtuniversitäre tertiäre Bereich besteht aus Kollegs <strong>und</strong><br />

berufsbildenden Akademien sowie auf e<strong>in</strong>em Beruf aufbauenden<br />

Ausbildungsgängen, die zum Erwerb e<strong>in</strong>es Meister- oder Werkmeisterabschlusses<br />

führen. Für den Besuch der Kollegs <strong>und</strong><br />

Akademien ist e<strong>in</strong>e Reifeprüfung, e<strong>in</strong>e Berufsreife- oder e<strong>in</strong>e<br />

Studienberechtigungsprüfung Voraussetzung. Für den Besuch<br />

e<strong>in</strong>er Meister-/Werkmeisterschule ist h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />

Berufsausbildung (Lehre) erforderlich.<br />

Im universitären Bereich gibt es Pädagogische Hochschulen,<br />

Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen. In den letzten Jahrzehnten<br />

ist die Zahl der Studienabschlüsse <strong>und</strong> Studierenden stark<br />

gestiegen. 2011/<strong>2012</strong> befanden sich <strong>über</strong> 360.000 Personen<br />

(davon ca. 81.600 ausländische Studierende) <strong>in</strong> akademischer<br />

Ausbildung, davon <strong>über</strong> 292.000 (ca. 72.600 ausländische<br />

Studierende) an öffentlichen Universitäten, r<strong>und</strong> 7.100 (ca. 2.700<br />

ausländische Studierende) an Privatuniversitäten, ca. 40.400<br />

24


BILDUNGSSYSTEM<br />

(ca. 5.400 ausländische Studierende) an Fachhochschulen <strong>und</strong><br />

ca. 24.700 (ca. 1.100 ausländische Studierende) an Pädagogischen<br />

Hochschulen. 7 Pädagogische Hochschulen bieten<br />

Bachelorstudien an, mit denen Lehrbefähigungen für e<strong>in</strong> entsprechendes<br />

Lehramt erworben werden können. AbsolventInnen der<br />

pädagogischen Hochschulen können je nach Schwerpunkt <strong>in</strong><br />

Volksschulen, Hauptschulen, Sonderschulen <strong>und</strong> Polytechnischen<br />

Schulen oder <strong>in</strong> Berufsschulen, BMS <strong>und</strong> BHS unterrichten.<br />

UNIVERSITÄTEN<br />

Das Ausbildungsangebot der 22 öffentlichen Universitäten <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong> ermöglicht es den Studien<strong>in</strong>teressierten, aus derzeit<br />

<strong>in</strong>sgesamt 1.056 e<strong>in</strong>gerichteten Studienmöglichkeiten zu wählen.<br />

Im W<strong>in</strong>tersemester 2011/<strong>2012</strong> gab es an den Universitäten 61<br />

Diplomstudien, 327 Bachelorstudien, 564 Masterstudien sowie<br />

104 Dokorats- <strong>und</strong> PhD-Studien. Neben diesen Studien bieten<br />

viele Universitäten Universitätslehrgänge zur Weiterbildung an.<br />

Die bisherigen Diplomstudien werden schrittweise durch Bachelorstudien<br />

(sechs bis acht Semester) <strong>und</strong> darauf aufbauend die<br />

Masterstudien (zwei bis vier Semester) ersetzt. Im W<strong>in</strong>tersemes-<br />

7 Quelle: Statistik Austria; Bildung <strong>in</strong> Zahlen 2011/<strong>2012</strong><br />

25


BILDUNGSSYSTEM<br />

ter 2011/<strong>2012</strong> waren bereits 48,9% der belegten Studien<br />

Bachelorstudien <strong>und</strong> 9,5% Masterstudien. Nur mehr 27,1% der<br />

Studien waren Diplomstudien <strong>und</strong> 8,6% Doktoratsstudien, aufbauend<br />

auf e<strong>in</strong> bereits absolviertes Diplom- oder Masterstudium 8 .<br />

Nur noch wenige Studien werden als Diplomstudien weitergeführt.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Studierendenzahl 9 expandiert der Universitätsbereich<br />

weiter: Die Gesamtzahl der <strong>in</strong>ländischen Studierenden<br />

ist im W<strong>in</strong>tersemester <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> auf 299.435 Studierende<br />

gestiegen (um 2,4% mehr als im Vorjahr). 44.452 Personen<br />

wurden erstmals an e<strong>in</strong>er Universität zugelassen (+4,1% gegen<strong>über</strong><br />

dem Vorjahr). Die Erfolgsquote im Tertiärbereich, <strong>das</strong> heißt,<br />

der Anteil der Studierenden, die e<strong>in</strong> Studium im Tertiärbereich<br />

aufnehmen <strong>und</strong> es erfolgreich abschließen, liegt bei 64%. 10 R<strong>und</strong><br />

19% der AbsolventInnen von Bachelor- oder Diplomstudien<br />

(Erstabschlüsse) haben während ihres Studiums e<strong>in</strong>en Auslandsaufenthalt<br />

absolviert.<br />

E<strong>in</strong> Viertel der begonnenen Studien im ersten Semester waren<br />

geistes- <strong>und</strong> kulturwissenschaftliche Studien, je 19% <strong>in</strong>genieur-<br />

8<br />

Quelle: Statistik Austria; Bildung <strong>in</strong> Zahlen 2011/<strong>2012</strong><br />

9<br />

Quelle: uni:data, BMWF<br />

10 OECD (2011): Education at a Glance 2010<br />

26


BILDUNGSSYSTEM<br />

wissenschaftliche <strong>und</strong> sozial- <strong>und</strong> wirtschaftswissenschaftliche,<br />

14% naturwissenschaftliche <strong>und</strong> 10% rechtswissenschaftliche<br />

Studien. In veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen Studien <strong>und</strong> geistes- <strong>und</strong><br />

kulturwissenschaftlichen Studien beträgt der Frauenanteil <strong>über</strong><br />

70%. Am ger<strong>in</strong>gsten ist der Frauenanteil <strong>in</strong> <strong>in</strong>genieurwissenschaftlichen<br />

Studien mit knapp <strong>über</strong> 30% liegt. In e<strong>in</strong>zelnen<br />

Studienrichtungen (wie z.B. Masch<strong>in</strong>enbau) liegt der Anteil der<br />

Student<strong>in</strong>nen unter 10%. (siehe Tabellen 1 <strong>und</strong> 2).<br />

Tabelle 1: Begonnene Studien im ersten Semester nach<br />

Gruppen von Studien, W<strong>in</strong>tersemester <strong>2012</strong><br />

Frauen Männer Gesamt<br />

Frauenanteil<br />

Geistes- <strong>und</strong> kulturwissenschaftliche Studien 12.951 4.822 17.773 72,9%<br />

Ingenieurwissenschaftliche Studien 4.474 9.277 13.751 32,5%<br />

Künstlerische Studien 887 723 1.610 55,1%<br />

Lehramtsstudien 3.393 1.814 5.207 65,2%<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Studien 1.141 1.028 2.169 52,6%<br />

Naturwissenschaftliche Studien 6.129 4.175 10.304 59,5%<br />

Rechtswissenschaftliche Studien 3.934 2.957 6.891 57,1%<br />

Sozial- <strong>und</strong> wirtschaftswissenschaft. Studien 7.159 6.233 13.392 53,5%<br />

Theologische Studien 158 195 353 44,8%<br />

Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Studien 204 65 269 75,8%<br />

Individuelle Studien 144 111 255 56,5%<br />

Insgesamt 40.574 31.401 71.975 56,4%<br />

Anm.: ohne Erweiterungsstudien; bei komb<strong>in</strong>ationspflichtigen Studien nur Erstfach<br />

gezählt<br />

Quelle: uni:data - BMWF; Datenmeldungen der Universitäten auf Basis UniStEV zum<br />

jeweiligen Stichtag;<br />

27


BILDUNGSSYSTEM<br />

Tabelle 2: Ordentliche Studien nach Gruppen von Studien<br />

(gesamt), W<strong>in</strong>tersemester <strong>2012</strong><br />

Frauen Männer Gesamt<br />

Frauenanteil<br />

Geistes- <strong>und</strong> kulturwissenschaftliche Studien 58.871 24.771 83.642 70,4%<br />

Ingenieurwissenschaftliche Studien 18.820 48.654 67.474 27,9%<br />

Künstlerische Studien 4.344 3.506 7.850 55,3%<br />

Lehramtsstudien 15.414 8.762 24.176 63,8%<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Studien 6.530 6.763 13.293 49,1%<br />

Naturwissenschaftliche Studien 26.220 18.237 44.457 59,0%<br />

Rechtswissenschaftliche Studien 21.697 19.149 40.846 53,1%<br />

Sozial- <strong>und</strong> wirtschaftswissenschaft. Studien 28.659 29.708 58.367 49,1%<br />

Theologische Studien 994 1.427 2.421 41,1%<br />

Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Studien 1.397 352 1.749 79,9%<br />

Individuelle Studien 1.348 767 2.115 63,7%<br />

Insgesamt 184.294 162.097 346.391 53,2%<br />

Anm.: ohne Erweiterungsstudien; bei komb<strong>in</strong>ationspflichtigen Studien nur Erstfach<br />

gezählt<br />

Quelle: uni:data - BMWF; Datenmeldungen der Universitäten auf Basis UniStEV zum<br />

jeweiligen Stichtag;<br />

FACHHOCHSCHULEN<br />

Fachhochschulen wurden <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> 1994 e<strong>in</strong>geführt. Die Zahl<br />

der Studierenden ist von damals 693 auf heute 41.366 stark<br />

angestiegen. Es gibt zurzeit 21 Fachhochschulen <strong>in</strong> ganz <strong>Österreich</strong>.<br />

Im Studienjahr <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> gab es 372 laufende Fachhochschul-Studiengänge<br />

<strong>und</strong> 16.796 StudienanfängerInnen, davon<br />

46,7% weiblich <strong>und</strong> 53,3% männlich. Fast <strong>das</strong> gesamte Studienangebot<br />

ist <strong>in</strong> Form von FH-Bachelor- <strong>und</strong> FH-Master-Studien<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Die Gesamtzahl der Studierenden lag im W<strong>in</strong>tersemester<br />

<strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> bei 41.366 <strong>und</strong> hat sich damit seit 2002 mehr<br />

als verdoppelt. Die jährliche Zahl der AbsolventInnen stieg weiter<br />

28


BILDUNGSSYSTEM<br />

an. Im Studienjahr 2011/<strong>2012</strong> schlossen 8.376 Personen<br />

(Frauenanteil: 50,9%) e<strong>in</strong>e Erstausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fachhochschul-Studiengang<br />

ab, 3.579 (Frauenanteil: 41,9%) erwarben<br />

e<strong>in</strong>en Zweitabschluss (Master).<br />

Tabelle 3: Studierende an Fachhochschul-Studiengängen<br />

nach Ausbildungsbereichen; W<strong>in</strong>tersemester <strong>2012</strong><br />

Frauen Männer Gesamt<br />

Frauenanteil<br />

Gestaltung, Kunst 418 472 890 47,0%<br />

Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften 3.642 766 4.408 82,6%<br />

Militär- <strong>und</strong> Sicherheitswissenschaften 25 337 362 6,9%<br />

Naturwissenschaften 337 276 613 55,0%<br />

Sozialwissenschaften 2.187 806 2.993 73,1%<br />

Technik, Ingenieurwissenschaften 3.105 12.064 15.169 20,5%<br />

Wirtschaftswissenschaften 9.761 7.170 16.931 57,7%<br />

Insgesamt 19.475 21.891 41.366<br />

Quelle: uni:data BMWF; Fachhochschulrat auf Basis BiDokVFH<br />

47,1%<br />

Tabelle 3 gibt e<strong>in</strong>en Überblick <strong>über</strong> die belegten Gruppen von<br />

Fachhochschul-Studiengängen nach Ausbildungsbereichen. Die<br />

meisten Studien werden <strong>in</strong> den Ausbildungsbereichen Wirtschaft<br />

(41%), Technik (36,7%) <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen (10,7%) belegt.<br />

Produktionstechnik, Elektronik <strong>und</strong> Informationstechnologie<br />

stehen im Bereich Technik im Vordergr<strong>und</strong>. Die Wirtschaftsstudiengänge<br />

s<strong>in</strong>d vor allem betriebswirtschaftlich orientiert. R<strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Drittel der Studiengänge wird <strong>in</strong> berufsbegleitender oder zielgruppenspezifischer<br />

Organisationsform angeboten.<br />

29


BILDUNGSSYSTEM<br />

Der Fachhochschulsektor wird <strong>in</strong> den nächsten Jahren weiter<br />

ausgebaut. Für die Studienjahre <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> <strong>und</strong> <strong>2013</strong>/2014<br />

wurden bereits jeweils zusätzliche 500 neue Fachhochschul-<br />

Studienplätze vom B<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziert. Auch für <strong>das</strong> Studienjahr<br />

2014/2015 ist vorgesehen, 500 neue Studienplätze zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Damit werden im Vollausbau r<strong>und</strong> 4.000 zusätzliche<br />

Studienplätze im Fachhochschulbereich f<strong>in</strong>anziert werden. Zwei<br />

Drittel der Plätze s<strong>in</strong>d für Bachelorstudiengänge <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Drittel<br />

für Masterstudiengänge vorgesehen.<br />

I.2.3. AUSBILDUNGSSTAND<br />

Das Bildungsniveau der Bevölkerung kann als H<strong>in</strong>weis für <strong>das</strong><br />

Humankapital, welches <strong>über</strong> den gegenwärtigen <strong>und</strong> zukünftigen<br />

Wohlstand e<strong>in</strong>er Gesellschaft entscheidet, angesehen werden.<br />

Die Entwicklung des Bildungsstandes zwischen 1971 <strong>und</strong> 2011<br />

zeigt e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Anstieg des Bildungsniveaus der österreichischen<br />

Wohnbevölkerung. 1971 besaßen noch r<strong>und</strong> 62%<br />

der österreichischen Wohnbevölkerung mit 15 Jahren <strong>und</strong> älter<br />

die Pflichtschule als höchsten Bildungsabschluss. Im Jahr <strong>2012</strong><br />

betrug dieser Anteil 24,8%, was e<strong>in</strong>en Rückgang gegen<strong>über</strong><br />

2011 um 0,7 Prozentpunkte bedeutet. Deutliche Zuwächse s<strong>in</strong>d<br />

seit 1971 im Verhältnis zur österreichischen Wohnbevölkerung<br />

bei allen weiterführenden Ausbildungen zu verzeichnen: <strong>2012</strong><br />

30


BILDUNGSSYSTEM<br />

stellt sich der Bildungsstand der Wohnbevölkerung (15 Jahre <strong>und</strong><br />

älter) folgendermaßen dar: 35,6% (+0,4%-Punkte gegen<strong>über</strong><br />

dem Vorjahr) absolvierten e<strong>in</strong>e Lehre, 12,8% (-0,5%-Punkte)<br />

beendeten e<strong>in</strong>e BMS (Berufsbildende mittlere Schule), 14,9%<br />

(+0,2%-Punkte) e<strong>in</strong>e Höhere Schule, 2,1% (0,0%-Punkte) e<strong>in</strong>e<br />

hochschulverwandte Lehranstalt <strong>und</strong> schließlich 9,7%<br />

(+0,5%-Punkte) e<strong>in</strong>e Universität oder Hochschule. 11<br />

Die Ausgaben für Bildung <strong>in</strong> Prozent des BIP s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Maß für die<br />

Priorität, die dem Bildungswesen im Rahmen der Ressourcenverteilung<br />

zukommt. Daher werden <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> für Bildung<br />

(Elementar- bis Tertiärbereich) erhebliche öffentliche Geldmittel<br />

aufgewendet <strong>und</strong> zwar, etwa 8 Mrd. € pro Jahr, <strong>das</strong> s<strong>in</strong>d 10% der<br />

gesamten Staatsausgaben oder ca. 5% des BIP. 12<br />

Die Zahl der Bildungsabschlüsse ist e<strong>in</strong> Indikator für die Beschreibung<br />

des Outputs e<strong>in</strong>es Bildungssystems. In den letzten<br />

Jahren s<strong>in</strong>d die Zahlen der Schulabschlüsse <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> an<br />

weiterführenden Schulen kont<strong>in</strong>uierlich angestiegen. Im Jahr<br />

1994 hatten nur 79,2% der <strong>Jugend</strong>lichen im Alter von 20 bis 24<br />

Jahren e<strong>in</strong>en Abschluss der Sek<strong>und</strong>arstufe II. Die Quote dieses<br />

11 Statistik Austria; Mikrozensus-AKE <strong>2012</strong>; Tabelle: Bevölkerung ab 15 Jahren nach<br />

höchster abgeschlossener Schulbildung (ohne Präsenz- <strong>und</strong> Zivildiener).<br />

12 Nationaler Bildungsbericht 2009 des BMUKK<br />

31


BILDUNGSSYSTEM<br />

Indikators ist seither kont<strong>in</strong>uierlich bis 2009 auf 86% angestiegen<br />

<strong>und</strong> bis 2011 wieder etwas zurückgegangen (2011: 85,4%). <strong>2012</strong><br />

haben 86,6% (+1,2%-Punkte gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr) der<br />

<strong>Jugend</strong>lichen im Alter von 20 bis 24 Jahren (85,9% männlich sowie<br />

87,3% weiblich) entweder e<strong>in</strong>e erfolgreiche Berufsausbildung<br />

absolviert bzw. e<strong>in</strong>e Reife- oder Diplomprüfung abgelegt. Im europäischen<br />

Vergleich liegt <strong>Österreich</strong> damit an guter 7. Stelle. Die<br />

höchste Quote bei diesem Indikator hat die Slowakei mit 92,7%,<br />

gefolgt von der Tschechischen Republik (90,9%) <strong>und</strong> Slowenien<br />

(90,1%). Die Quote der EU-27 betrug <strong>2012</strong> 80,2% 13 . Diese gute<br />

Performance <strong>Österreich</strong>s bei diesem Indikator ist auch auf den<br />

Erfolg des dualen Ausbildungssystems im Lehrbereich zurückzuführen.<br />

Der frühzeitige Schulabbruch ist sowohl e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell als auch<br />

e<strong>in</strong> gesellschaftlich relevantes Problem, <strong>das</strong> im Kontext von<br />

Bildungsarmut <strong>und</strong> Chancengerechtigkeit steht. E<strong>in</strong> frühzeitiger<br />

Schulabbruch verm<strong>in</strong>dert spätere Lebens- <strong>und</strong> Berufschancen<br />

<strong>und</strong> erhöht <strong>das</strong> Risiko von sozialer Ausgrenzung <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit.<br />

Daher wird <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> mit den gesetzten Maßnahmen<br />

(<strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g, Produktionsschulen, etc. – siehe unter Punkt<br />

II.2.1) versucht, die Quote der SchulabbrecherInnen zu reduzie-<br />

13 Quelle: Eurostat<br />

32


BILDUNGSSYSTEM<br />

ren <strong>und</strong> die <strong>Jugend</strong>lichen möglichst lange im Schul- <strong>und</strong> Ausbildungssystem<br />

zu halten. Gemäß EUROSTAT (<strong>2012</strong>) haben 7,6%<br />

(darunter 7,9% Männer <strong>und</strong> 7,3% Frauen) der 18- bis 24-Jährigen<br />

nur die Pflichtschule abgeschlossen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den vergangenen vier<br />

Wochen an ke<strong>in</strong>er weiteren Ausbildung teilgenommen (Indikator:<br />

„Frühe SchulabgängerInnen“). Damit lag der österreichische Wert<br />

zum ersten Mal unter der 8 Prozent Marke. Im Jahr 2008 lag die<br />

Quote bei diesem Indikator noch bei 10,1%.<br />

<strong>Österreich</strong> liegt somit <strong>in</strong> Bezug auf den EU-Benchmark zum<br />

Schulabbruch relativ gut im europäischen Vergleich <strong>und</strong> deutlich<br />

unter dem des EU-27-Durchschnitts von 12,8%. Bei <strong>Jugend</strong>lichen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der ersten Generation liegt die<br />

Quote der SchulabbrecherInnen nach EU-Kriterien <strong>2012</strong> bei<br />

18,6%, was e<strong>in</strong>en Rückgang seit 2008 (25,6%) um 7 Prozentpunkte<br />

bedeutet. Bei <strong>Jugend</strong>lichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der<br />

zweiten Generation entwickelte sich die entsprechende Quote<br />

von 24,8% im Jahr 2008 auf 18,8% (-6 Prozentpunkte seit 2008)<br />

im Jahr <strong>2012</strong> 14 .<br />

Im Schuljahr 2011/<strong>2012</strong> wurden <strong>in</strong> allen Schulen<br />

<strong>in</strong>sgesamt<br />

1.153.912 SchülerInnen (<strong>in</strong>klusive der Schulen im Regelschulwe-<br />

14 Quelle: Pressemeldung - Unterricht des BMUKK vom 3. Mai <strong>2013</strong><br />

33


BILDUNGSSYSTEM<br />

sen 15 sowie <strong>in</strong>klusive Statuten, <strong>das</strong> s<strong>in</strong>d Schulen mit eigenem<br />

Organisationsstatut) unterrichtet, 48,7% davon s<strong>in</strong>d weiblich. Im<br />

Schuljahr 2011/<strong>2012</strong> besuchten daher 45,4% der SchülerInnen<br />

e<strong>in</strong>e Allgeme<strong>in</strong>bildende Pflichtschule (Volksschule, Hauptschule,<br />

Sonderschule <strong>und</strong> Sonderschulklassen sowie Polytechnische<br />

Schulen), 4,9% e<strong>in</strong>e Neue Mittelschule, 26,8% e<strong>in</strong>e Allgeme<strong>in</strong>bildende<br />

höhere Schule (AHS) e<strong>in</strong>schließlich der AHS-Unterstufe,<br />

11,6% e<strong>in</strong>e Berufsschule, 6,7% e<strong>in</strong>e Berufsbildende mittlere<br />

Schule (BMS) 16 , 11,9% e<strong>in</strong>e Berufsbildende höhere Schule<br />

(BHS), 1,3% e<strong>in</strong>e Anstalt der Lehrerbildenden Schulen <strong>und</strong> Akademien,<br />

0,8% e<strong>in</strong>e Sonstige allgeme<strong>in</strong> bildende Statutschule 17<br />

<strong>und</strong> 0,1% Berufsbildende Akademien (ab dem Schuljahr 2010/11<br />

ohne pädagogische Akademien, da diese <strong>in</strong> Pädagogische<br />

Hochschulen umgewandelt wurden) 18 . Die im Schuljahr 2008/<br />

2009 e<strong>in</strong>geführte „Neue Mittelschule“ besuchten im ersten Jahr<br />

3.441 SchülerInnen (davon 48,4% weiblich), <strong>das</strong> s<strong>in</strong>d bezogen<br />

auf die Gesamtschülerzahl <strong>in</strong> der 5. Schulstufe 3,9%. Im Schuljahr<br />

2011/<strong>2012</strong> besuchten schon 56.615 (+22.291 gegen<strong>über</strong><br />

15<br />

Regelschulen: Werden alle allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulen bezeichnet, die <strong>in</strong> Trägerschaft<br />

des Landes bzw. des Staates s<strong>in</strong>d. Damit wird <strong>das</strong> Regelschulsystem abgegrenzt<br />

vom System freier Schulen.<br />

16<br />

<strong>in</strong>klusive sonstige berufsbildende Statutschulen <strong>und</strong> mittlere Ausbildungen im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

17 ab dem Schuljahr 2010/11 <strong>in</strong>klusive Schulen mit ausländischem Lehrplan<br />

18 Quelle: Statistik Austria; Bildung <strong>in</strong> Zahlen 2011/<strong>2012</strong>, Schulstatistik<br />

34


BILDUNGSSYSTEM<br />

dem Schuljahr 2010/2011) SchülerInnen e<strong>in</strong>e Neue Mittelschule,<br />

davon waren 47,2% weiblich (Näheres siehe unter Punkt I.2.2.) 19 .<br />

I.2.4. BILDUNGS- UND SCHULPOLITISCHE SCHWERPUNKTE 20<br />

E<strong>in</strong>e gute Ausbildung ist nicht nur wichtig für die persönliche<br />

Entwicklung des Menschen, sondern auch Voraussetzung für<br />

e<strong>in</strong>en erfolgreichen E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt. Um den<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen gute <strong>und</strong> faire Bildungschancen zu<br />

ermöglichen, wird <strong>das</strong> österreichische Bildungssystem laufend<br />

weiterentwickelt. Es werden erfolgreiche Bildungsprojekte fortgesetzt<br />

<strong>und</strong> neue Maßnahmen <strong>und</strong> Reformen sollen für mehr<br />

Chancengerechtigkeit sorgen.<br />

BILDUNGSSTANDARDS<br />

Seit dem Schuljahr 2008/2009 wurden Bildungsstandards <strong>in</strong> den<br />

Unterrichtsgegenständen Deutsch, Lesen, Schreiben, Mathematik<br />

(Volksschule) <strong>und</strong> Deutsch, Mathematik, Englisch (Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

II) an Volks- <strong>und</strong> Hauptschulen sowie Allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

höheren Schulen implementiert. Die Bildungsstandards zielen auf<br />

e<strong>in</strong>e starke Qualitätsentwicklung im Unterricht ab <strong>und</strong> legen fest,<br />

19 Quelle: Statistik Austria; Bildung <strong>in</strong> Zahlen 2011/<strong>2012</strong>, Schulstatistik<br />

20 Quelle: BMUKK<br />

35


BILDUNGSSYSTEM<br />

welche Kompetenzen SchülerInnen der 4. <strong>und</strong> 8. Schulstufe<br />

haben sollten. Ab <strong>2012</strong> werden die Bildungsstandards <strong>in</strong> der 8.<br />

Schulstufe <strong>über</strong>prüft (2011/12: Mathematik, <strong>2012</strong>/13: Englisch,<br />

<strong>2013</strong>/14: Deutsch). In der 4. Schulstufe f<strong>in</strong>den die Tests ab dem<br />

Schuljahr <strong>2012</strong>/13 statt (<strong>2012</strong>/13: Mathematik, <strong>2013</strong>/14: Deutsch,<br />

Lesen, Schreiben).<br />

SCHULAUFSICHT NEU UND QUALITÄTSSICHERUNG IM<br />

SCHULWESEN<br />

Schulleiterprofil NEU <strong>und</strong> Schulaufsicht NEU s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> neues Qualitätsmanagement<br />

für die Schule. Durch e<strong>in</strong>e neue Feedback-<br />

Kultur soll die Umsetzung von Bildungsstandards <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Paradigmenwechsel<br />

zu mehr Eigenverantwortung der SchulleiterInnen<br />

e<strong>in</strong>geleitet werden: Die SchulleiterInnen werden zu<br />

Qualitäts-, Personal- <strong>und</strong> BildungsmanagerInnen. Sie werden<br />

künftig ebenfalls für Personalführung <strong>und</strong> -entwicklung, die<br />

Schul- <strong>und</strong> Unterrichtsentwicklung sowie für die Außenbeziehungen<br />

der Schulen verantwortlich se<strong>in</strong>. Schul<strong>in</strong>spektorInnen sollen<br />

als „regionale QualitätsmanagerInnen“ die SchulleiterInnen<br />

unterstützen, die Bildungsziele e<strong>in</strong>zuhalten <strong>und</strong> umzusetzen, <strong>und</strong><br />

mit den LeiterInnen Zielvere<strong>in</strong>barungen schließen können. Dazu<br />

sollen sie als BeraterInnen sowie MediatorInnen <strong>in</strong> Konfliktfällen<br />

tätig werden, die an den Schulen selbst nicht lösbar s<strong>in</strong>d. Die<br />

Bildungsstandards <strong>in</strong> der Berufsbildung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger<br />

36


BILDUNGSSYSTEM<br />

Bestandteil der Qualitätssicherung <strong>und</strong> -entwicklung im berufsbildenden<br />

Schulwesen. Schon seit e<strong>in</strong>igen Jahren wird die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Implementierung der Standards als Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>en<br />

kompetenzorientierten Unterricht vorangetrieben.<br />

SCHULISCHE TAGESBETREUUNG<br />

Die schulische Tagesbetreuung leistet e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag,<br />

die Bildungsqualität <strong>und</strong> Chancengerechtigkeit zu erhöhen. Sie<br />

garantiert, <strong>das</strong>s jede/r SchülerIn optimal betreut wird <strong>und</strong> erleichtert<br />

die Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie. Im Rahmen der<br />

schulischen Tagesbetreuung werden die SchülerInnen an den<br />

Schultagen bis m<strong>in</strong>destens 16 Uhr von PädagogInnen professionell<br />

begleitet. Dabei steht geme<strong>in</strong>sames Lernen genauso auf<br />

dem Programm wie sportliche, kulturelle <strong>und</strong> naturwissenschaftliche<br />

Aktivitäten. Die Tagesbetreuung wird laufend weiter aufgebaut<br />

<strong>und</strong> qualitativ verbessert. Im Herbst <strong>2012</strong> haben knapp<br />

120.000 SchülerInnen die schulische Tagesbetreuung <strong>in</strong><br />

Anspruch genommen, <strong>das</strong> s<strong>in</strong>d fast doppelt so viele Plätze wie<br />

im Jahr 2006. Bis 2015 soll die Zahl der Betreuungsplätze auf<br />

160.000 (210.000 <strong>in</strong>klusive Hortplätze) steigen. Dafür werden<br />

<strong>in</strong>sgesamt für vier Jahre 320 Mio. € (pro Jahr 80 Mio. €) Offensivmittel<br />

der B<strong>und</strong>esregierung zur Verfügung stehen. Die Umsetzung<br />

erfolgt geme<strong>in</strong>sam mit den Ländern <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den.<br />

37


BILDUNGSSYSTEM<br />

NEUE MITTELSCHULE (NMS)<br />

Seit dem Schuljahr 2008/2009 wird auf der Sek<strong>und</strong>arstufe I die<br />

Neue Mittelschule (NMS) angeboten. Seit 1. September <strong>2012</strong> ist<br />

die Neue Mittelschule e<strong>in</strong>e Regelschule. Bis 2015/2016 werden<br />

alle Hauptschulen mittels Stufenplan zu Neuen Mittelschulen. Im<br />

Mittelpunkt der Neuen Mittelschule steht die <strong>in</strong>dividuelle Förderung<br />

der SchülerInnen. Dadurch können Talente besser gefördert<br />

<strong>und</strong> Schwächen schneller erkannt werden. Die Neue Mittelschule<br />

zeichnet sich durch ihre neuen Unterrichtsformen <strong>und</strong> pädagogischen<br />

Konzepte zum erlebnisorientierten Lernen aus. Der Unterricht<br />

an der Neuen Mittelschule erfolgt nach dem Lehrplan der<br />

AHS-Unterstufe (5. bis 8. Schulstufe) <strong>und</strong> wird von LehrerInnen<br />

der HS <strong>und</strong> AHS (BHS) <strong>in</strong> Teams gestaltet. Der erfolgreiche<br />

Abschluss berechtigt die SchülerInnen je nach erreichtem<br />

Bildungsziel zum Besuch e<strong>in</strong>er weiterführenden mittleren oder<br />

höheren Schule. Im Schuljahr <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> gibt es 691 Neue Mittelschulen<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>, die bestmögliche Chancen für alle SchülerInnen<br />

bieten. 254 neue Standorte der Neuen Mittelschule<br />

wurden durch die Genehmigungskommission des BMUKK bereits<br />

für <strong>das</strong> Schuljahr <strong>2013</strong>/2014 genehmigt. Ab Herbst <strong>2013</strong> sollen <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>sgesamt 946 Neuen Mittelschulen mehr als 118.000 SchülerInnen<br />

unterrichtet werden.<br />

38


BILDUNGSSYSTEM<br />

OBERSTUFE NEU<br />

Wiederholungen e<strong>in</strong>er Schulstufe wegen negativer Noten s<strong>in</strong>d<br />

vor allem e<strong>in</strong> Problem der Oberstufen (AHS <strong>und</strong> BMHS); nicht<br />

aufstiegsberechtigt s<strong>in</strong>d ca. 10% der SchülerInnen, während die<br />

Hauptschulen mit 1,6% <strong>und</strong> die AHS-Unterstufen mit 4% deutlich<br />

darunter liegen. Bei der Oberstufe NEU stehen <strong>in</strong>dividuelle Lernbegleitung<br />

<strong>und</strong> Fördermaßnahmen im Zentrum. Die semesterweise<br />

Lehrstoffverteilung <strong>in</strong> Kompetenzmodulen fördert die<br />

schrittweise <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Leistungserbr<strong>in</strong>gung der Schüler-<br />

Innen <strong>und</strong> bereitet sie besser auf e<strong>in</strong>e universitäre Ausbildung<br />

vor. E<strong>in</strong>e Schulstufe muss nur noch wiederholt werden, wenn<br />

m<strong>in</strong>destens zwei (drei) Pflichtgegenstände negativ abgeschlossen<br />

wurden, ansonsten müssen nur die negativen Leistungen<br />

ausgebessert werden. Seit mehreren Jahren gibt es Schulversuche<br />

an AHS- <strong>und</strong> BMHS-Standorten, deren Ziel e<strong>in</strong>e effiziente<br />

Neugestaltung der Schullaufbahn ist. Beg<strong>in</strong>nend mit dem Schuljahr<br />

<strong>2013</strong>/14 werden alle Schulen schrittweise auf die Oberstufe<br />

NEU umgestellt. Ab dem Schuljahr 2017/18 gilt <strong>das</strong> Modell für<br />

alle Schulen.<br />

INTEGRATION AUF DER NEUNTEN SCHULSTUFE<br />

Das Ziel des Integrationspaktes ist, die Integration von Schüler-<br />

Innen mit besonderen Bedürfnissen <strong>in</strong> polytechnischen Schulen<br />

39


BILDUNGSSYSTEM<br />

<strong>und</strong> Haushaltungsschulen auszubauen. Dies soll die Berufschancen<br />

dieser SchülerInnen verbessern. Auch <strong>das</strong> Erreichen von<br />

Teilqualifikationen ist möglich. In 120 der <strong>über</strong> 260 polytechnischen<br />

Schulen s<strong>in</strong>d zurzeit im Rahmen von Schulversuchen ca.<br />

700 SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf <strong>in</strong> den<br />

Unterricht <strong>in</strong>tegriert (ca. 3% der Gesamtzahl an SchülerInnen der<br />

PTS). Ab 1. September <strong>2012</strong> wird die Integration <strong>in</strong> <strong>das</strong> Regelschulwesen<br />

<strong>über</strong>nommen <strong>und</strong> der <strong>in</strong>tegrative Unterricht <strong>in</strong> PTS<br />

<strong>und</strong> Haushaltungsschulen verankert.<br />

NACHHOLEN VON BILDUNGSABSCHLÜSSEN<br />

Seit Jahresbeg<strong>in</strong>n <strong>2012</strong> wird <strong>das</strong> Nachholen gr<strong>und</strong>legender<br />

Bildungsabschlüsse für Erwachsene gefördert. Damit soll Chancengerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> -gleichheit vergrößert werden. Zwischen<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern wurde e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung abgeschlossen,<br />

Lehrgänge im Bereich Basisbildung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>kompetenzen <strong>und</strong><br />

Lehrgänge zum Nachholen des Bildungsabschlusses für<br />

Erwachsene zu fördern.<br />

REIFEPRÜFUNG NEU<br />

Mit der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er standardisierten <strong>und</strong> kompetenzorientierten<br />

Reife- <strong>und</strong> Diplomprüfung werden e<strong>in</strong>heitliche Gr<strong>und</strong>kompetenzen,<br />

gleiche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für alle SchülerInnen<br />

40


BILDUNGSSYSTEM<br />

<strong>und</strong> Objektivierung geschaffen. Im Rahmen der Reifeprüfung<br />

NEU werden als Schulversuch seit Anfang Mai <strong>2013</strong> <strong>in</strong> 308<br />

allgeme<strong>in</strong>bildenden höheren Schulen (AHS) <strong>und</strong> 71 berufsbildenden<br />

höheren Schulen (BHS) Elemente der Reife- bzw. Reife<strong>und</strong><br />

Diplomprüfungen nach dem neuen, standardisierten <strong>und</strong><br />

kompetenzorientierten Modell durchgeführt. Damit werden zum<br />

Hauptterm<strong>in</strong> <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> r<strong>und</strong> 12.000 Prüfungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gegenständen nach dem Modell der neuen Reifeprüfung abgelegt.<br />

Im Vollausbau (allgeme<strong>in</strong>e höhere Schulen ab Hauptterm<strong>in</strong><br />

2014/2015 <strong>und</strong> berufsbildende höhere Schulen ab Hauptterm<strong>in</strong><br />

2015/2016) werden es dann ca. 42.000 Prüfungen se<strong>in</strong> 21 .<br />

PÄDAGOGiNNENBILDUNG NEU<br />

E<strong>in</strong>es der zentralen bildungspolitischen Projekte auf B<strong>und</strong>esebene<br />

ist die PädagoInnenausbildung NEU. Diese umfasst die<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung aller Personen, die <strong>in</strong> pädagogischen<br />

Berufen tätig se<strong>in</strong> wollen oder s<strong>in</strong>d. Am 12. Juni <strong>2013</strong> wurde <strong>das</strong><br />

B<strong>und</strong>esgesetz zur neuen Ausbildung (B<strong>und</strong>esrahmengesetz zur<br />

E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er neuen Ausbildung für PädagogInnen) im<br />

Nationalrat beschlossen. Damit wurde die gesetzliche Basis<br />

geschaffen <strong>und</strong> es kann die entsprechende Umsetzung dieses<br />

bildungspolitischen Kernprojekts erfolgen.<br />

21<br />

Quelle: BMUKK<br />

41


BILDUNGSSYSTEM<br />

Diese neue Ausbildung soll mit den neuen Anforderungen an den<br />

Lehrberuf durch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen <strong>und</strong><br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen Rechnung tragen. Es sollen bestehende<br />

Kompetenzen genutzt <strong>und</strong> die Qualität erhöht werden, um die<br />

Durchlässigkeit unterschiedlicher Ausbildungswege zu gewährleisten.<br />

42


I.3. <strong>Jugend</strong>beschäftigung <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

Nachdem <strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong> junge Erwachsene von 15 bis 24<br />

Jahren von den negativen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf<br />

dem <strong>Arbeit</strong>smarkt besonders betroffen s<strong>in</strong>d, kam es <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2010 <strong>und</strong> 2011 zu <strong>über</strong>durchschnittlich starken Rückgängen<br />

bei den beim AMS arbeitslos vorgemerkten <strong>Jugend</strong>lichen<br />

sowie auch wieder zu deutlich steigenden Zahlen bei den<br />

beschäftigten <strong>Jugend</strong>lichen. Im Jahr <strong>2012</strong> erhöhte sich die Zahl<br />

der arbeitslosen <strong>Jugend</strong>lichen jedoch um +3,7% (+1.449) gegen<strong>über</strong><br />

dem Vorjahr <strong>und</strong> auch der Bestand an unselbständig<br />

beschäftigten <strong>Jugend</strong>lichen ist gesunken, <strong>und</strong> zwar um -130<br />

(-0,0%) auf 491.302 (davon s<strong>in</strong>d 170.572 <strong>Jugend</strong>liche zwischen<br />

15 <strong>und</strong> 19 Jahre <strong>und</strong> 320.731 <strong>Jugend</strong>liche zwischen 20 <strong>und</strong> 24<br />

Jahre alt).<br />

<strong>Österreich</strong> nimmt dank se<strong>in</strong>es Systems der Lehrausbildung <strong>und</strong><br />

der <strong>in</strong> den letzten Jahren zusätzlich geschaffenen Instrumente<br />

<strong>und</strong> Angebote zur Bekämpfung der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit sowie<br />

se<strong>in</strong>em hohen f<strong>in</strong>anziellen Mittele<strong>in</strong>satz für diese Zielgruppe<br />

weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der Spitzenpositionen <strong>in</strong>nerhalb der Europäischen<br />

Union e<strong>in</strong>. Die Beschäftigungsquote ist zwar <strong>2012</strong> um<br />

43


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

-0,3-Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2011 auf 54,6% 22<br />

leicht zurückgegangen, lag aber trotzdem im europäischen Vergleich<br />

weiterh<strong>in</strong> an dritter Stelle h<strong>in</strong>ter Dänemark (55%) <strong>und</strong> der<br />

Niederlande (63,3%) – siehe Grafik 5.<br />

Grafik 5: Beschäftigungsquote der 15- bis 24-Jährigen<br />

im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich, <strong>2012</strong><br />

Anm.: Anteil der 15- bis 24-jährigen Erwerbstätigen an der entsprechenden Wohnbevölkerung<br />

Jahresdurchschnitt<br />

Quelle : BMASK-ELIS auf Basis der Daten von EUROSTAT vom 12. April <strong>2013</strong><br />

22 Daten von EUROSTAT (LFS)<br />

44


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

Analytische Daten – z.B. der <strong>Arbeit</strong>skräfteumschlag – zeigen<br />

sehr deutlich, <strong>das</strong>s der <strong>Arbeit</strong>smarkt für <strong>Jugend</strong>liche von e<strong>in</strong>er<br />

<strong>über</strong>durchschnittlichen Dynamik gekennzeichnet ist. Der jährliche<br />

<strong>Arbeit</strong>skräfteumschlag (der Anteil des Mittelwerts der Beschäftigungsaufnahmen<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungsauflösungen bei <strong>Jugend</strong>lichen<br />

am jahresdurchschnittlichen Bestand an Beschäftigungsverhältnissen)<br />

dieser Altersgruppe beläuft sich auf r<strong>und</strong> 100%.<br />

Grafik 6: <strong>Arbeit</strong>slose <strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong><br />

SchulungsteilnehmerInnen von 15 bis 24 Jahren<br />

Quelle: AMS (nationale Daten); BALI-Abfrage: 27. Mai <strong>2013</strong><br />

45


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

LEHRSTELLENMARKT 23 UND LEHRLINGSSTATISTIK <strong>2012</strong> 24<br />

Die Nachfrage nach Lehrstellen hat im Jahresdurchschnitt <strong>2012</strong><br />

<strong>das</strong> Angebot der Unternehmen um 1.707 <strong>über</strong>stiegen. Der<br />

Lehrstellenandrang, gemessen an den beim AMS gemeldeten<br />

sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden <strong>und</strong> sofort verfügbaren<br />

offenen Lehrstellen hat <strong>2012</strong> 1,4 betragen <strong>und</strong> gegen<strong>über</strong> dem<br />

Vorjahr (1,5) leicht zurückgegangen.<br />

Der Bestand an Lehrstellensuchenden stieg im Vergleich zum<br />

Vorjahr um +0,5% auf 5.531, die Anzahl der beim AMS gemeldeten<br />

offenen Lehrstellen erhöhte sich um +4,8% auf 3.824. So ist<br />

die durchschnittliche Verweildauer sofort verfügbarer Lehrstellensuchender<br />

von 45 Tagen im Jahr 2003 auf 38 Tage im Jahr 2011<br />

zurückgegangen. <strong>2012</strong> lag die Vermittlungsgeschw<strong>in</strong>digkeit bei<br />

37 Tagen. Der Jahresdurchschnittsbestand an Schulungsteilnahmen<br />

von unter 25-Jährigen sank mit -0,5% auf 25.021 im<br />

Vergleich zur Gesamtbevölkerung (+5,3%) unterdurchschnittlich.<br />

Die Schulungsaktivitäten von jugendlichen Männern stiegen<br />

ger<strong>in</strong>gfügig an (um +0,4% bzw. auf 13.552), die der jugendlichen<br />

Frauen (-1,6% auf 11.470) waren rückläufig.<br />

23 Quelle: BMASK; Sektion VI/Abteilung 6<br />

24 Quelle: Wirtschaftskammer <strong>Österreich</strong><br />

46


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

In <strong>Österreich</strong> ist <strong>das</strong> System der Lehrausbildung nach wie vor e<strong>in</strong><br />

zentraler Bauste<strong>in</strong> sowohl der Berufsausbildung als auch des<br />

Berufse<strong>in</strong>stiegs <strong>und</strong> dient als Vorbild für andere Länder. Mit<br />

Stichtag 31. Dezember <strong>2012</strong> weist die Lehrl<strong>in</strong>gsstatistik der<br />

Wirtschaftskammer <strong>Österreich</strong> e<strong>in</strong>e Gesamtzahl von 125.228<br />

Lehrl<strong>in</strong>gen (davon s<strong>in</strong>d 65,6% junge Männer <strong>und</strong> 34,4% junge<br />

Frauen) aus, die <strong>in</strong> 35.256 Lehrbetrieben (<strong>in</strong>klusive Überbetriebliche<br />

Lehrausbildung) ihre Ausbildung absolvieren. Die Gesamtlehrl<strong>in</strong>gszahl<br />

ist somit um 2.850 Lehrl<strong>in</strong>ge (2011: 128.078)<br />

gesunken. In den Jahren 2004 bis 2008 kam es zu e<strong>in</strong>em deutlichen<br />

Anstieg der Lehrl<strong>in</strong>ge um <strong>in</strong>sgesamt ca. 13.000; seit 2009<br />

ist die Zahl der Lehrl<strong>in</strong>ge leicht gesunken. Im Jahr <strong>2012</strong> wurden<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> 34.062 neue Lehrverträge (1. Lehrjahr) abgeschlossen,<br />

<strong>das</strong> bedeutet e<strong>in</strong>en Rückgang von 1.576 Lehrl<strong>in</strong>gen gegen<strong>über</strong><br />

dem Vorjahr 25 . Die entsprechende Lehrl<strong>in</strong>gsquote <strong>2012</strong><br />

(Anteil der Lehrl<strong>in</strong>ge im 1. Lehrjahr an der Anzahl aller 15 Jährigen)<br />

beträgt 41,4% <strong>und</strong> ist gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr um -0,8 Prozentpunkte<br />

zurückgegangen (siehe Grafik 8). Somit haben 41,4%<br />

der SchülerInnen, die <strong>2012</strong> die Schulpflicht beendeten, e<strong>in</strong>e Lehre<br />

(63,1% männlich, 36,9% weiblich) begonnen. Der Anteil der<br />

AusländerInnen bei den Lehrl<strong>in</strong>gen beträgt <strong>2012</strong> 10,4%, <strong>das</strong><br />

bedeutet e<strong>in</strong>e Erhöhung gegen<strong>über</strong> 2011 um 1,2 Prozentpunk-<br />

25 Quelle: <strong>Arbeit</strong>erkammer Wien, Sozial- <strong>und</strong> Wirtschaftsstatistik aktuell; Ausgabe<br />

3/<strong>2013</strong><br />

47


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

te 26 . Bei Betrachtung der Vorbildung der BerufsschülerInnen <strong>in</strong><br />

den ersten Berufsschulklassen ergibt sich folgendes Bild: 35,3%<br />

der Lehrl<strong>in</strong>ge (BerufsschülerInnen) haben im Schuljahr<br />

2011/<strong>2012</strong> zuvor e<strong>in</strong>e Polytechnische Schule, 16,8% e<strong>in</strong>e Hauptoder<br />

Sonderschule, 17,1% e<strong>in</strong>e berufsbildende mittlere Schule,<br />

10,4% e<strong>in</strong>e berufsbildende höhere Schule <strong>und</strong> 5,5% e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e<br />

höhere Schule besucht. 8,5% der BerufsschülerInnen der<br />

ersten Klassen besuchten zuvor auch bereits e<strong>in</strong>e Berufsschule<br />

(z.B. im Falle von Wiederholungen oder Lehrberufswechsel) 27 .<br />

E<strong>in</strong>e detaillierte <strong>und</strong> aussagekräftige Betrachtungsweise <strong>über</strong> die<br />

Entwicklungen am Lehrstellenmarkt ermöglicht e<strong>in</strong>e Aufschlüsselung<br />

der Lehrl<strong>in</strong>gsanteile nach Sparten. Die meisten Lehrl<strong>in</strong>ge,<br />

<strong>und</strong> zwar 54.392 oder 43,4%, wurden im Jahr <strong>2012</strong> <strong>in</strong> der Sparte<br />

Gewerbe <strong>und</strong> Handwerk ausgebildet. 16.056 Personen oder<br />

12,8% der Lehrl<strong>in</strong>ge absolvierten ihre Lehre <strong>in</strong> der Industrie <strong>und</strong><br />

18.808 oder 15% im Handel (siehe Grafik 7). Der stärkste<br />

Rückgang an Lehrl<strong>in</strong>gen gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr nach Sparten<br />

betrachtet erfolgte <strong>in</strong> den Bereichen Gewerbe <strong>und</strong> Handel (-1.685<br />

oder -3%) <strong>und</strong> Tourismus <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft (-536 oder<br />

-4,5%). Trotz des demographischen Rückgangs der 15-Jährigen<br />

26 Quelle: Wirtschaftskammer <strong>Österreich</strong><br />

27<br />

Statistik Austria, Schulstatistik <strong>2012</strong>; eigene Berechnungen des BMASK<br />

48


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

<strong>und</strong> der noch immer schwierigen Wirtschaftslage gab es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Sparten auch leichte Zugew<strong>in</strong>ne an Lehrl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> zwar im<br />

Bereich Bank <strong>und</strong> Versicherung (+26 oder +2%) <strong>und</strong> Transport<br />

<strong>und</strong> Verkehr (+10 oder +0,4%) sowie bei der Überbetrieblichen<br />

Lehrausbildung (+33 oder 0,3%).<br />

Die Entscheidung für e<strong>in</strong>en Lehrberuf wird e<strong>in</strong>erseits durch <strong>das</strong><br />

Angebot an verfügbaren Lehrstellen <strong>und</strong> andererseits durch die<br />

Wirtschaftslage geprägt. In <strong>Österreich</strong> ist die Auswahl der Lehrberufe<br />

jedoch noch sehr traditionell geprägt. Trotz konzertierter<br />

Bemühungen seitens der Sozialpartner gel<strong>in</strong>gt es nicht, Frauen<br />

verstärkt für technische Berufsfelder zu <strong>in</strong>teressieren. Von den<br />

weiblichen Lehrl<strong>in</strong>gen im Jahr <strong>2012</strong> wählten 25,4% E<strong>in</strong>zelhandel<br />

mit allen Schwerpunkten, 12,2% Bürokauffrau <strong>und</strong> 10,3% Friseur<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Perückenmacher<strong>in</strong> (Stylist<strong>in</strong>). Bei den Männern dom<strong>in</strong>ierten<br />

bei der Lehrberufswahl Metalltechnik (Modullehrberuf <strong>in</strong>klusive<br />

Vorgängerlehrberufe) mit 13,7%, Elektrotechnik (Modullehrberuf<br />

<strong>in</strong>klusive Vorgängerlehrberufe) mit 10,8% <strong>und</strong> Kraftfahrzeugtechnik<br />

(Modullehrberuf <strong>in</strong>klusive Vorgängerlehrberufe) mit 9,5%.<br />

Fast die Hälfte aller weiblichen Lehrl<strong>in</strong>ge wird <strong>in</strong> drei <strong>und</strong> fast<br />

70% <strong>in</strong> den zehn beliebtesten Lehrberufen ausgebildet. Bei den<br />

männlichen Lehrl<strong>in</strong>gen ist die Berufswahl breiter gestreut: nur ca.<br />

51% der männlichen Lehrl<strong>in</strong>ge wählen Ausbildungen aus den<br />

zehn beliebtesten Lehrberufen.<br />

49


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

Grafik 7: Anteil der Lehrl<strong>in</strong>ge nach Sparten; <strong>2012</strong><br />

Quelle: Lehrl<strong>in</strong>gsstatistik <strong>2012</strong> der Wirtschaftskammer <strong>Österreich</strong><br />

Anmerkung: Nichtkammer= nicht der Kammer der gewerblichen Wirtschaft zugehörige<br />

Betriebe (z.B. Rechtsanwälte, Magistrate, etc.)<br />

*) Überbetriebliche Lehrausbildung (Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen nach dem Berufsausbildungsgesetz,<br />

z.B. Überbetriebliche Lehrausbildung im Auftrag des AMS, selbständige<br />

Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen)<br />

50


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

Grafik 8: Lehrl<strong>in</strong>ge im 1. Lehrjahr <strong>und</strong> Lehrstellensuchende<br />

(sofort verfügbar, jeweils Ende Dezember des Jahres)<br />

Quelle: Lehrl<strong>in</strong>gsstatistik 2011 der Wirtschaftskammer <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> Tabelle „Demographische<br />

Entwicklung“ der WKÖ<br />

*) Für die Darstellung der Lehrl<strong>in</strong>gsquote werden nunmehr – abweichend zu früheren<br />

Darstellungen – die Anzahl der 15-Jährigen <strong>und</strong> die Anzahl der Lehrl<strong>in</strong>ge im ersten<br />

Lehrjahr herangezogen.<br />

JUGENDLICHE NACH AUSBILDUNGSENDE<br />

Das BMASK hat geme<strong>in</strong>sam mit dem <strong>Arbeit</strong>smarktservice <strong>und</strong><br />

Statistik Austria im Dezember 2011 die Durchführung e<strong>in</strong>es<br />

bildungsbezogenen Erwerbskarrierenmonitor<strong>in</strong>g beschlossen,<br />

welches zum Ziel hat, die Erwerbskarrieren aller <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

51


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

wohnhaften Personen nach Abgang aus e<strong>in</strong>er formalen Bildungse<strong>in</strong>richtung<br />

statistisch auswertbar zu machen.<br />

Seit Juni <strong>2012</strong> liegen nun erstmals Daten für jene Personen vor,<br />

die im Ausbildungsjahrgang 2008/2009 e<strong>in</strong>e Ausbildung abgeschlossen<br />

haben. 18 Monate nach Ausbildungsende (Lehrabschluss)<br />

waren 76% der LehrabsolventInnen erwerbstätig <strong>und</strong><br />

lediglich 5% (noch bzw. wieder) <strong>in</strong> Ausbildung. Bei den anderen<br />

Ausbildungswegen lag der Anteil der Erwerbstätigen zu diesem<br />

Zeitpunkt jeweils (teilweise auch deutlich) unter 50% 28 .<br />

VERBLEIB IM AUSBILDUNGSBETRIEB 29<br />

Nach Erfüllung der Lehrzeit geht für e<strong>in</strong>en Teil der jungen Frauen<br />

<strong>und</strong> Männer <strong>das</strong> Lehrverhältnis direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> reguläres Beschäftigungsverhältnis<br />

<strong>über</strong>. Mehr als e<strong>in</strong> Drittel (35,4%) aller (ehemaligen)<br />

Lehrl<strong>in</strong>ge (Frauen: 29,9%, Männer: 38,3%) s<strong>in</strong>d im Jahr<br />

<strong>2012</strong> auch nach zwei Jahren noch <strong>in</strong> dem Unternehmen beschäftigt,<br />

<strong>in</strong> dem die (Lehr-)Ausbildung stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />

Überdurchschnittlich häufig verbleiben <strong>2012</strong> Personen, die ihre<br />

Lehre im Bereich „Energie-/Wasserversorgung“ (52,3%),<br />

„Warenherstellung“ (49,5%) oder „F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Versicherungs-<br />

28<br />

Quelle: ibw-Forschungsbericht Nr. 171; Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung im Überblick <strong>2012</strong><br />

29 Quelle: Synthesis Forschung – Gregoritsch et.al.; Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung: Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage, Entwicklung <strong>und</strong> Prognosen <strong>2012</strong> bis 2017; Juni <strong>2013</strong><br />

52


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

dienstleistungen“ absolviert haben, für m<strong>in</strong>destens zwei weitere<br />

Jahre im Ausbildungsbetrieb. Allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den Bereichen<br />

„Öffentliche Verwaltung“ (8,7%) <strong>und</strong> etwa „Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Sozialwesen“ (7,7%) ist die Verbleibsquote eher ger<strong>in</strong>g. Laut<br />

Prognose von Synthesis wird sich die allgeme<strong>in</strong>e Verbleibsquote<br />

im Ausbildungsbetrieb <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren erhöhen <strong>und</strong><br />

soll 2017 bei 37,5% liegen. Von allen Personen, die ihre Lehrzeit<br />

auf e<strong>in</strong>er geförderten Lehrstelle absolviert haben, s<strong>in</strong>d nach zwei<br />

Jahren im Jahr <strong>2012</strong> noch 24,7% <strong>in</strong> ihrem Lehrbetrieb beschäftigt.<br />

Am höchsten ist dabei die Verbleibsquote der Mädchen <strong>in</strong><br />

Lehrberufen mit ger<strong>in</strong>gem Frauenanteil (<strong>2012</strong>: 36,3%). Auch hier<br />

wird sich laut Prognose von Synthesis die Verbleibsquote bis<br />

2017 auf 44,4% stark erhöhen.<br />

VERBLEIB IN DER AUSBILDUNGSBRANCHE 30<br />

Etwa zwei Drittel (<strong>2012</strong> ca. 68,8%) der jungen FacharbeiterInnen<br />

(61% junge Frauen <strong>und</strong> 63,7% junge Männer) s<strong>in</strong>d zwei Jahre<br />

nach Erfüllung der Lehrzeit noch (oder wieder) <strong>in</strong> der Branche, <strong>in</strong><br />

der die Ausbildung absolviert wurde, beschäftigt. Die Verbleibsquote<br />

<strong>in</strong> der Ausbildungsbranche hat <strong>in</strong> den letzten Jahren abgenommen.<br />

Bis 2017 ist mit e<strong>in</strong>em weiteren Anstieg der Branchen-<br />

30 Quelle: Synthesis Forschung – Gregoritsch et.al.; Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung: Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage, Entwicklung <strong>und</strong> Prognosen <strong>2012</strong> bis 2017; Juni <strong>2013</strong><br />

53


JUGENDBESCHÄFTIGUNG<br />

mobilität <strong>und</strong> damit auch mit e<strong>in</strong>em Rückgang der Verbleibsquote<br />

(60,0%) <strong>in</strong> der Ausbildungsbranche zu rechnen. Die höchsten<br />

Verbleibsquoten s<strong>in</strong>d <strong>2012</strong> <strong>in</strong> den Branchen „Warenherstellung“<br />

(71,7%), F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Versicherungsdienstleistungen“ (70,6%),<br />

„Bauwesen/Bergbau“ (66,8%) <strong>und</strong> „Handel, Reparatur“ (68,8%)<br />

zu verzeichnen. Nach B<strong>und</strong>esländern betrachtet, ergibt sich folgendes<br />

Bild: Am häufigsten <strong>in</strong> der Ausbildungsbranche verbleiben<br />

Personen aus Oberösterreich <strong>und</strong> Niederösterreich (ca.<br />

66%). H<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> Wien nimmt fast die Hälfte der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

mit Lehrausbildung <strong>in</strong>nerhalb der ersten zwei Jahre nach Lehrzeiterfüllung<br />

e<strong>in</strong>en Branchenwechsel vor.<br />

Die Verbleibsquote der FacharbeiterInnen <strong>in</strong> der Branche, die<br />

durch AMS-geförderte Lehrstellen ihre Lehrausbildung absolviert<br />

haben, beträgt im Jahr <strong>2012</strong> 47,3%. In den nächsten fünf Jahren<br />

wird nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Erhöhung auf 47,5% prognostiziert.<br />

Der Anteil der Mädchen <strong>in</strong> Lehrberufen mit ger<strong>in</strong>gem Frauenanteil<br />

ist auch hier am höchsten mit 51,1%. Laut Prognose von<br />

Synthesis wird es auch bei diesem Indikator bis 2017 zu e<strong>in</strong>er<br />

leichten Erhöhung auf 51,9% kommen.<br />

54


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT<br />

I.4. <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Im Jahresdurchschnitt <strong>2012</strong> stieg die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit der<br />

15- bis 24-Jährigen mit +3,7 (+1.448 auf e<strong>in</strong>en Bestand von<br />

40.296) im Vergleich zur Gesamtarbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

(+5,7%) unterdurchschnittlich an. Während die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

der 15- bis 19-Jährigen <strong>das</strong> ganze Jahr <strong>über</strong> rückläufig war <strong>und</strong><br />

damit im Jahresdurchschnitt um -2,7% unter dem Wert des Vorjahres<br />

lag, nahm die Zahl der vorgemerkten Personen im Alter<br />

von 20 bis 24 Jahren um +5,6% zu (siehe Grafik 9). Geschlechtsspezifisch<br />

differenziert stieg die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit bei den<br />

weiblichen <strong>Jugend</strong>lichen mit +2,3% auf 17.283 <strong>und</strong> bei den<br />

männlichen <strong>Jugend</strong>lichen mit +4,9% auf 23.013.<br />

Die Registerarbeitslosenquote (nationale Def<strong>in</strong>ition) dieser Altersgruppe<br />

ist im Vergleich zum Vorjahr um +0,3-Prozentpunkte auf<br />

7,6% angestiegen. In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen lag<br />

die Registerarbeitslosenquote mit 4,7% (+0,0%-Punkte) mit Abstand<br />

unter jener der 20- bis 24-Jährigen mit 9,0% (+0,3%-Punkte).<br />

Gemessen an der <strong>Arbeit</strong>slosenquote ist <strong>das</strong> durchschnittliche<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeitsrisiko für <strong>Jugend</strong>liche zwar etwas höher als bei<br />

bereits länger am <strong>Arbeit</strong>smarkt etablierten Gruppen, gleichzeitig<br />

ist jedoch bei den unter 25-Jährigen die durchschnittliche Dauer<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong>slosigkeitsepisode deutlich ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> den ande-<br />

55


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT<br />

ren Altersgruppen. So hat <strong>2012</strong> e<strong>in</strong>e durchschnittliche <strong>Arbeit</strong>slosigkeitsepisode<br />

bei jüngeren <strong>Arbeit</strong>slosen 67 Tage (+ 2 Tage<br />

<strong>über</strong> dem Niveau des Vorjahres) betragen, während der Gesamtdurchschnitt<br />

bei 94 Tagen (+1 Tage <strong>über</strong> dem Niveau des<br />

Vorjahres) lag.<br />

Grafik 9: <strong>Arbeit</strong>slose <strong>Jugend</strong>liche von 15 bis 19 Jahren<br />

<strong>und</strong> von 20 bis 24 Jahren<br />

Quelle: BMASK; ELIS; Tabelle <strong>Arbeit</strong>smarktdaten <strong>Jugend</strong>liche<br />

Von den 31.881 arbeitslosen <strong>Jugend</strong>lichen im Alter von 20 bis 24<br />

Jahren hatten <strong>2012</strong> 43,4% nur e<strong>in</strong>en Pflichtschulabschluss,<br />

37,5% hatten e<strong>in</strong>e Lehrausbildung gemacht, 7% hatten e<strong>in</strong>e mitt-<br />

56


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT<br />

lere Ausbildung, 11,8% e<strong>in</strong>e höhere oder akademische Ausbildung<br />

absolviert (siehe Tabelle 4).<br />

Tabelle 4: <strong>Arbeit</strong>slose <strong>Jugend</strong>liche (20-24 Jahre) nach<br />

höchstem Bildungsabschluss<br />

2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />

Pflichtschulausbildung 11.357 11.058 13.496 12.644 12.965 13.825<br />

Lehrausbildung 10.077 9.533 12.790 11.850 11.220 11.951<br />

Mittlere Ausbildung 2.056 1.986 2.545 2.381 2.244 2.235<br />

Höhere Ausbildung* 3.048 2.899 4.078 3.918 3.666 3.762<br />

Gesamt 26.624 25.556 33.010 30.884 30201 31.881<br />

*Höhere Ausbildung umfasst höhere Schulen <strong>und</strong> akademische Ausbildung, da <strong>in</strong> dieser<br />

Altersgruppe viele <strong>Jugend</strong>liche ihr Studium noch nicht beendet haben.<br />

Quelle: BMASK; DWH-Würfel: AMB_pst_07_lfd; Abfrage vom 28. Mai <strong>2013</strong><br />

Im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich liegt <strong>Österreich</strong> bei der <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

der unter 25-Jährigen nach EUROSTAT auch im Jahr<br />

<strong>2012</strong> wieder im absoluten Spitzenfeld. Die entsprechende <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

der 15- bis 24-Jährigen betrug <strong>2012</strong> 8,7% (+0,4<br />

Prozentpunkte). <strong>Österreich</strong> liegt somit wieder an 2. Stelle h<strong>in</strong>ter<br />

Deutschland mit 8,1% – siehe Grafik 10. Die <strong>Arbeit</strong>slosenquoten<br />

der unter 25-Jährigen erhöhte sich bei den Männern <strong>2012</strong> um<br />

0,9 Prozentpunkte <strong>und</strong> bei den Frauen e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung um<br />

0,1 Prozentpunkte.<br />

57


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT<br />

Grafik 10: <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich, <strong>2012</strong><br />

Quelle: BMASK-ELIS auf Basis der Daten von EUROSTAT; Abfrage vom 2. April <strong>2013</strong><br />

Der Anteil der langzeitarbeitslosen <strong>Jugend</strong>lichen (15 bis 24<br />

Jahre) <strong>in</strong> Prozent der gesamten <strong>Arbeit</strong>slosigkeit lag <strong>2012</strong> bei<br />

14,6%; <strong>das</strong> bedeutet e<strong>in</strong>e Erhöhung gegen<strong>über</strong> dem Vorjahr um<br />

0,5 Prozentpunkte. Im europäischen Rank<strong>in</strong>g liegt <strong>Österreich</strong> bei<br />

diesem Indikator auch im Jahr <strong>2012</strong> wieder an 5. Stelle h<strong>in</strong>ter<br />

Niederlande mit 13,8%, Dänemark mit 9%, Schweden mit 7,1%<br />

<strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland mit 4,9% (EU 27 im Jahr <strong>2012</strong>: 32,4%) - siehe Grafik<br />

11.<br />

58


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT<br />

Grafik 11: Anteil der langzeitarbeitslosen<br />

<strong>Jugend</strong>lichen (15 bis 24 Jahre) an der<br />

gesamten <strong>Arbeit</strong>slosigkeit, <strong>2012</strong><br />

Quelle: EUROSTAT; Abfrage: 23. Mai <strong>2013</strong><br />

Die NEET-Quote (Not <strong>in</strong> Education, Employment or Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g)<br />

zeigt den Anteil der <strong>Jugend</strong>lichen im Alter von 15 bis 24 Jahren,<br />

die ke<strong>in</strong>e Schule besuchen, ke<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong> nachgehen <strong>und</strong> sich<br />

nicht <strong>in</strong> beruflicher Fortbildung bef<strong>in</strong>den; ist also breiter gefasst<br />

als die <strong>Arbeit</strong>slosenquote. In <strong>Österreich</strong> liegt der Anteil der NEET<br />

bei 6,5%, während er <strong>in</strong> EU-Durchschnitt bei 13,2% liegt.<br />

59


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT<br />

Grafik 12: NEET-Quote (Anteil der <strong>Jugend</strong>lichen von<br />

15-24 die sich weder <strong>in</strong> Ausbildung, Beschäftigung<br />

noch Weiterbildung bef<strong>in</strong>den), <strong>2012</strong><br />

Quelle: EUROSTAT; Abfrage: 19. Juni <strong>2013</strong><br />

Mit der „Aktion Zukunft <strong>Jugend</strong>“ garantiert die B<strong>und</strong>esregierung<br />

allen jugendlichen <strong>Arbeit</strong>slosen zwischen 20 <strong>und</strong> 24 Jahren,<br />

<strong>in</strong>nerhalb von sechs Monaten e<strong>in</strong> Angebot für e<strong>in</strong>en <strong>Arbeit</strong>splatz,<br />

e<strong>in</strong>e zielgerichtete Schulung oder e<strong>in</strong>e geförderte Beschäftigung<br />

(siehe auch Punkt II.2.6.). In den ersten Monaten des Jahres<br />

<strong>2013</strong> (bis Mai) haben bereits 44.729 <strong>Jugend</strong>liche im Alter von 20<br />

bis 24 nach <strong>Arbeit</strong>slosigkeit e<strong>in</strong>e Beschäftigung aufgenommen<br />

<strong>und</strong> 24.324 <strong>Jugend</strong>liche haben e<strong>in</strong> Kursangebot des <strong>Arbeit</strong>smarktservice<br />

genutzt.<br />

60


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT<br />

8.000 junge Menschen erhielten <strong>2013</strong> (bis Mai) bereits e<strong>in</strong>e<br />

Lehrstellenförderung des AMS für betriebliche Lehrstellen (siehe<br />

auch Punkt II.2.4.). 9.143 <strong>Jugend</strong>liche besuchten Ende April<br />

<strong>2013</strong> e<strong>in</strong>e <strong>über</strong>betriebliche Lehrausbildung, davon 8.259 e<strong>in</strong>en<br />

Lehrgang. Für <strong>das</strong> Ausbildungsjahr <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> werden Plätze für<br />

ca. 11.700 TeilnehmerInnen angeboten. Damit werden 6.100<br />

Ausbildungsplätze für Neue<strong>in</strong>tritte <strong>und</strong> 5.600 Plätze für die Fortführung<br />

der <strong>über</strong>betrieblichen Lehrausbildung gewährleistet (siehe<br />

auch Punkt II.2.3.). In den ersten Monaten des Jahres <strong>2013</strong><br />

(bis Mai) nahmen bereits 2.200 junge Menschen an e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Arbeit</strong>sstiftung teil, davon 1.500 an Implacementstiftungen, die<br />

bedarfsgerecht für e<strong>in</strong>en <strong>Arbeit</strong>splatz qualifizieren <strong>und</strong> 3.000<br />

<strong>Jugend</strong>liche erwerben derzeit (Mai <strong>2013</strong>) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialökonomischen<br />

Betrieb bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen Beschäftigungsprojekt<br />

Fertigkeiten für den <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />

61


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

II. POLITIKBEREICHE FÜR JUGENDLICHE ZUR<br />

ERHÖHUNG DER ARBEITSMARKTCHANCEN<br />

II.1. Weiterentwicklung des Ausbildungssystems<br />

II.1.1. ALLGEMEINE UND BERUFLICHE BILDUNG<br />

Das Ausbildungs- <strong>und</strong> Bildungssystem wird laufend adaptiert, um<br />

die Entwicklungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Berufschancen der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zu verbessern (siehe auch Punkt I.2.2.). Das duale System<br />

der Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung <strong>und</strong> <strong>das</strong> berufsbildende mittlere <strong>und</strong><br />

höhere Schulwesen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e solide Basis für e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />

Berufse<strong>in</strong>stieg der jungen Menschen. Mit Angeboten wie zum<br />

Beispiel dem Lehrl<strong>in</strong>gscoach<strong>in</strong>g, werden diese Systeme weiter<br />

verbessert. Modelle wie die Berufsreifeprüfung bzw. Lehre <strong>und</strong><br />

Matura (siehe Punkt II.2.2 – <strong>das</strong> duale Ausbildungssystem) s<strong>in</strong>d<br />

wichtig, um <strong>Jugend</strong>lichen, weitere (Aus-)Bildungswege zu öffnen.<br />

Damit sich <strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong> auch Erwachsene an sich ändernde<br />

Anforderungen im Beruf anpassen können, aber auch um sich<br />

weiter zu entwickeln, beruflich neu zu orientieren oder die Chancen<br />

im Berufsleben zu vergrößern, ist nicht nur die erste Ausbildung<br />

wie Lehre oder Universität wichtig, sondern auch lebensbegleitendes<br />

Lernen von zentraler Bedeutung. Daher werden im<br />

62


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Folgenden die österreichische Strategie zum lebensbegleitenden<br />

Lernen (LLL:2020-Strategie) <strong>und</strong> der nationale Qualifikationsrahmen<br />

für Beschäftigung (NQR) vorgestellt.<br />

DIE ÖSTERREICHISCHE STRATEGIE ZUM<br />

LEBENSBEGLEITENDEN LERNEN<br />

Nicht nur Bildungspolitik, sondern auch <strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong><br />

Beschäftigungspolitik, Sozial- <strong>und</strong> Familienpolitik, Wissenschaftspolitik,<br />

Integration, F<strong>in</strong>anzen <strong>und</strong> Regionales bestimmen<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Voraussetzungen für lebensbegleitendes<br />

Lernen (lifelong learn<strong>in</strong>g – LLL) wesentlich. Mit der Strategie<br />

LLL:2020 werden erstmals alle betroffenen Politikfelder wie auch<br />

die betroffenen AkteurInnen auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel h<strong>in</strong> mite<strong>in</strong>ander<br />

verknüpft <strong>und</strong> alle Lernbereiche – von der frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

Erziehung angefangen bis h<strong>in</strong> zur Erwachsenenbildung <strong>in</strong> der<br />

nachberuflichen Phase – berücksichtigt. Es wurden 10 Aktionsl<strong>in</strong>ien<br />

(siehe Box) mit jeweils Zielen <strong>und</strong> Maßnahmen festgelegt<br />

<strong>und</strong> deren Ist-Stand erhoben. Anhand der Aktionsl<strong>in</strong>ien werden<br />

<strong>Arbeit</strong>spakete, operative Teilziele <strong>und</strong> Milestones def<strong>in</strong>iert, die<br />

jährlich <strong>über</strong>prüft werden.<br />

Die „Task Force LLL:2020“, die sich aus VertreterInnen der vier<br />

federführenden M<strong>in</strong>isterien zusammensetzt, koord<strong>in</strong>iert den Gesamtprozess.<br />

Mit der „Nationalen Plattform LLL:2020“, die neben<br />

63


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

DIE ZEHN AKTIONSLINIEN DER LLL- STRATEGIE:<br />

1. Stärkung der vorschulischen Bildung <strong>und</strong> Erziehung als<br />

längerfristige Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

2. Gr<strong>und</strong>bildung <strong>und</strong> Chancengerechtigkeit im Schul- <strong>und</strong><br />

Erstausbildungswesen<br />

3. Kostenloses Nachholen von gr<strong>und</strong>legenden Abschlüssen<br />

<strong>und</strong> Sicherstellung der Gr<strong>und</strong>kompetenzen im Erwachsenenalter<br />

4. Ausbau von alternativen Übergangssystemen <strong>in</strong>s Berufsleben<br />

für <strong>Jugend</strong>liche<br />

5. Maßnahmen zur besseren Neuorientierung <strong>in</strong> Bildung <strong>und</strong><br />

Beruf <strong>und</strong> Berücksichtigung von Work-Life-Balance<br />

6. Verstärkung von "Community-Education"-Ansätzen mittels<br />

kommunaler E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der organisierten Zivilgesellschaft<br />

7. Förderung lernfre<strong>und</strong>licher <strong>Arbeit</strong>sumgebungen<br />

8. Weiterbildung zur Sicherung der Beschäftigungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

9. Bereicherung der Lebensqualität durch Bildung <strong>in</strong> der<br />

nachberuflichen Lebensphase<br />

10. Verfahren zur Anerkennung non-formal <strong>und</strong> <strong>in</strong>formell erworbener<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>in</strong> allen Bildungssektoren<br />

64


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

den VertreterInnen der M<strong>in</strong>isterien auch VertreterInnen der<br />

Sozialpartner, der Länder, Städte <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den, der Hochschulen,<br />

der Erwachsenenbildung <strong>und</strong> des <strong>Arbeit</strong>smarktservice<br />

sowie WissenschaftlerInnen umfasst, werden alle relevanten<br />

AkteurInnen mite<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en. Die nationale Plattform hat sich im<br />

April <strong>2012</strong> konstituiert <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>e breit abgestimmte <strong>Arbeit</strong>s<strong>und</strong><br />

Vorgehensweise zur Umsetzung der Strategie LLL:2020<br />

verständigt. Gr<strong>und</strong>lage dafür s<strong>in</strong>d die von der Task Force vorgeschlagenen<br />

22 Handlungsfelder (Maßnahmencluster). Bis Juni<br />

<strong>2013</strong> wurden sieben davon aktiviert, die <strong>in</strong>sgesamt 32 Maßnahmen<br />

zur Zielerreichung behandeln. Im Rahmen der nationalen<br />

Plattform wurden zur Bearbeitung dieser Handlungsfelder <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

gegründet, <strong>in</strong> denen alle relevanten AkteurInnen<br />

vertreten s<strong>in</strong>d. Im Herbst <strong>2013</strong> sollen drei weitere Handlungsfeldgruppen<br />

ihre <strong>Arbeit</strong> aufnehmen.<br />

Dem M<strong>in</strong>isterrat ist jährlich bis spätestens 30. Juni e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>gbericht<br />

vorzulegen. Die Berichterstattung zielt darauf ab, <strong>in</strong><br />

der Vielzahl der AkteurInnen <strong>und</strong> Maßnahmen die Übersicht <strong>über</strong><br />

den Fortschritt der Umsetzung zu bewahren <strong>und</strong> die Weiterentwicklung<br />

der Strategie im H<strong>in</strong>blick auf die Zielerreichung zu unterstützen.<br />

65


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Das Strategiepapier „Strategie zum lebensbegleitenden Lernen <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong>“ ist unter folgendem L<strong>in</strong>k abrufbar:<br />

http://www.bmukk.gv.at/medienpool/20916/lllarbeitspapier_ebook<br />

_gross.pdf<br />

NATIONALER QUALIFIKATIONSRAHMEN FÜR<br />

BESCHÄFTIGUNG (NQR)<br />

Der NQR basiert auf der Umsetzung der Empfehlung des Europäischen<br />

Parlaments <strong>und</strong> Rats zum Aufbau e<strong>in</strong>es Europäischen<br />

Qualifikationsrahmens für Lebenslanges Lernen (2008). Der<br />

Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) soll mit acht Referenzniveaus,<br />

<strong>das</strong> gesamte Spektrum möglicher Qualifikationen<br />

umfassen <strong>und</strong> <strong>über</strong> Lernergebnisse vergleichbar machen. Er soll<br />

es ermöglichen, unterschiedlichste Qualifikationen <strong>über</strong> verschiedene<br />

Länder e<strong>in</strong>fach vergleichen zu können. <strong>Österreich</strong><br />

entwickelt dafür e<strong>in</strong>en Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR).<br />

Ziel des NQR ist es, zwischen den verschiedenen Qualifikationssystemen<br />

zu <strong>über</strong>setzen <strong>und</strong> die Qualifikationsniveaus für alle<br />

Bereiche der Bildung festzulegen: für allgeme<strong>in</strong>e, berufliche <strong>und</strong><br />

tertiäre Bildung, sowie Erwachsenen- <strong>und</strong> Weiterbildung. Er hat<br />

e<strong>in</strong>e orientierende Funktion, d.h. der Erwerb e<strong>in</strong>er Qualifikation<br />

e<strong>in</strong>es Niveaus ermöglicht nicht automatisch den Zugang zum<br />

Nächsthöheren. Die Zuordnung der Qualifikationen zu e<strong>in</strong>em der<br />

acht möglichen Niveaus erfolgt auf Basis von Lernergebnissen<br />

66


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

(„Deskriptoren“ des EQR: erworbene Kenntnisse, Fertigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen; bzw. „Dubl<strong>in</strong>-Deskriptoren“ für Qualifikationen<br />

nach der Bologna Architektur, also Bachelor, Master <strong>und</strong> PhD).<br />

Die Koord<strong>in</strong>ierungsstelle für den NQR <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> (NKS) ist die<br />

zentrale Verwaltungs-, Koord<strong>in</strong>ations- <strong>und</strong> Informationsstelle zum<br />

NQR <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>. Auf der Homepage der Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />

s<strong>in</strong>d aktuelle Informationen, sowie der österreichische EQR-<br />

Zuordnungsbericht zu f<strong>in</strong>den:<br />

http://www.oead.at/projekte_kooperationen/qualitaet_transparenz<br />

/nqr_koord<strong>in</strong>ierungsstelle/<br />

II.1.2. BERUFSBERATUNG<br />

Die Berufswahl <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> ist noch immer traditionell <strong>und</strong><br />

geschlechtsspezifisch orientiert. Während Mädchen die Berufe<br />

der E<strong>in</strong>zelhandelskauffrau, Bürokauffrau <strong>und</strong> Friseur<strong>in</strong> favorisieren,<br />

liegen bei Jungen Kraftfahrzeugtechnik, Elektro<strong>in</strong>stallationstechnik<br />

<strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>enbautechnik auf der Beliebtheitsskala ganz<br />

oben (siehe auch Punkt I.3.).<br />

Die Berufsorientierung setzt im Idealfall bei den unterschiedlichen<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Situationen von <strong>Jugend</strong>lichen <strong>in</strong> der<br />

Gesellschaft an. Unterschiedliche Verhaltensweisen <strong>und</strong> Soziali-<br />

67


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

sationserfahrungen s<strong>in</strong>d nicht nur zwischen den Geschlechtern<br />

vorhanden. Mädchen ebenso wie Jungen s<strong>in</strong>d nach wie vor <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Berufen unterrepräsentiert, weil ihre Zukunftserwartungen<br />

von e<strong>in</strong>em traditionellen Rollenverständnis geprägt s<strong>in</strong>d. Die<br />

Phase der Berufsf<strong>in</strong>dung ist für junge Menschen aufgr<strong>und</strong> der oft<br />

un<strong>über</strong>schaubaren, vielfältigen Angebote <strong>und</strong> Möglichkeiten e<strong>in</strong>e<br />

besondere Herausforderung. Den Überblick <strong>über</strong> <strong>das</strong> breite Berufsspektrum<br />

mit den damit verb<strong>und</strong>enen zukünftigen Chancen<br />

am <strong>Arbeit</strong>smarkt zu wahren <strong>und</strong> dabei noch auf die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen des jungen Menschen e<strong>in</strong>zugehen,<br />

ist e<strong>in</strong>e sehr komplexe Aufgabe.<br />

Deshalb hat die Berufsberatung e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung, allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht als punktuelles Ereignis, sondern als begleitender<br />

Prozess. Im Idealfall sollte nicht nur e<strong>in</strong> Informationstransfer <strong>über</strong><br />

die vorhandenen Möglichkeiten stattf<strong>in</strong>den, sondern gezielt <strong>über</strong><br />

die Aussichten <strong>und</strong> Chancen am <strong>Arbeit</strong>smarkt aufgeklärt werden.<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen müssen dar<strong>über</strong> h<strong>in</strong>aus darauf vorbereitet<br />

werden, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e zunehmende Flexibilisierung der <strong>Arbeit</strong>swelt<br />

bed<strong>in</strong>gt, ihr Wissen bzw. ihre Fertigkeiten immer wieder<br />

entsprechend anzupassen. Lebenslanges Lernen ist e<strong>in</strong> unbed<strong>in</strong>gtes<br />

Erfordernis.<br />

68


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Dienstleistungen der Berufsorientierung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> weit<br />

gefächert. Neben dem AMS, zu dessen Kernaufgaben die<br />

Berufsberatung <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>svermittlung zählt, stehen für Interessierte<br />

aller Altersgruppen verschiedenste Beratungse<strong>in</strong>richtungen<br />

wie z.B. der <strong>Arbeit</strong>er- <strong>und</strong> Wirtschaftskammern zur Verfügung.<br />

Die Tatsache, <strong>das</strong>s Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

stark benachteiligt s<strong>in</strong>d, war für e<strong>in</strong>ige Beratungse<strong>in</strong>richtungen<br />

ausschlaggebend, sich auf die Berufsorientierung von<br />

Mädchen <strong>in</strong> nicht-traditionellen <strong>Arbeit</strong>sbereichen zu spezialisieren<br />

31. So kann zum Beispiel Mädchen gezeigt werden, <strong>das</strong>s sie<br />

bei der Wahl e<strong>in</strong>es nichttraditionellen Berufs nicht nur oft deutlich<br />

bessere <strong>Arbeit</strong>smarktchancen haben können, sondern auch e<strong>in</strong>en<br />

von Anfang an besseren Verdienst. Ziel e<strong>in</strong>er geglückten<br />

Berufsorientierung ist auch, junge Menschen zur Umsetzung der<br />

persönlichen Schritte zu motivieren <strong>und</strong> zu befähigen.<br />

Seit dem Schuljahr 2009/2010 wurde die Berufsorientierung <strong>und</strong><br />

Bildungsberatung durch Etablierung der Berufsorientierung als<br />

Pflichtgegenstand ausgebaut. Jede/r SchülerIn soll erkennen<br />

können, wo persönliche Begabungen <strong>und</strong> Talente liegen <strong>und</strong><br />

welcher berufliche Weg ideal se<strong>in</strong> könnte. Durch e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>dli-<br />

31 Unter nicht-traditionellen Berufen werden jene verstanden, <strong>in</strong> denen der Frauenanteil<br />

laut Statistik des AMS <strong>Österreich</strong> unter 40 % liegt.<br />

69


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

chen Maßnahmenkatalog wird die Wirksamkeit von Information,<br />

Beratung <strong>und</strong> Orientierung für Bildung <strong>und</strong> Beruf <strong>in</strong> der 7. <strong>und</strong> 8.<br />

Schulstufe verbessert. Diese Maßnahmen setzen auf mehreren<br />

Ebenen an:<br />

» Förderung von Gr<strong>und</strong>kompetenzen im Unterricht,<br />

» Verb<strong>in</strong>dliche Übung zur Berufsorientierung <strong>in</strong> der 7. <strong>und</strong> 8.<br />

Schulstufe,<br />

» Projekte <strong>und</strong> Realbegegnungen (berufspraktische Tage, Betriebserk<strong>und</strong>ungen,<br />

Besuche <strong>in</strong> Informations- <strong>und</strong> Beratungszentren….),<br />

sowie<br />

» Information durch SchülerInnen- <strong>und</strong> BildungsberaterInnen.<br />

II.1.3. SERVICEANGEBOTE DES AMS FÜR JUGENDLICHE<br />

Die Wahl des richtigen Berufs <strong>und</strong> <strong>das</strong> F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es passenden<br />

Ausbildungsplatzes ist e<strong>in</strong>e zentrale Frage für <strong>Jugend</strong>liche. Das<br />

AMS ist die erste Anlaufstelle für Informationen <strong>über</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

<strong>und</strong> Beruf. Jungen Menschen, die ihre Schulpflicht erfüllt haben<br />

oder kurz vor dem Ende der Schulpflicht stehen bzw. jenen, die<br />

e<strong>in</strong>e Lehrstelle suchen, bietet <strong>das</strong> AMS Erstberatungsgespräche<br />

an. In diesen werden die <strong>Jugend</strong>lichen bei ihrer Berufswahl beraten<br />

<strong>und</strong> unterstützt. Bei Interesse werden die <strong>Jugend</strong>lichen als<br />

lehrstellensuchend vorgemerkt <strong>und</strong> nach Möglichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Ausbildungsverhältnis bzw. bei Bedarf e<strong>in</strong>e <strong>über</strong>betriebliche<br />

70


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Lehrausbildung vermittelt. In Wien ist e<strong>in</strong>e eigene regionale<br />

Geschäftsstelle des AMS für <strong>Jugend</strong>liche 32 e<strong>in</strong>gerichtet, die nicht<br />

nur für die Erstgespräche sondern auch für die kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Betreuung der 15- bis 20-Jährigen zuständig ist. Durch die<br />

Spezialisierung auf junge Menschen, können die <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich besonders geschulten BeraterInnen des AMS <strong>Jugend</strong>liche<br />

kompetent <strong>und</strong> umfassend auf die Bedürfnisse <strong>und</strong> Anliegen<br />

dieser K<strong>und</strong>Innen e<strong>in</strong>gehen.<br />

In den Berufs<strong>in</strong>formationszentren (BIZ) des AMS steht dar<strong>über</strong><br />

h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e große Auswahl an Informationsmedien <strong>über</strong> verschiedene<br />

Berufe, Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungswege kostenlos zur Verfügung. Die vielfältigen<br />

Serviceleistungen der BIZ an 66 Standorten <strong>in</strong> ganz <strong>Österreich</strong><br />

wurden im Jahr <strong>2012</strong> von <strong>über</strong> 470.200 Personen genutzt, davon<br />

waren mehr als 103.000 der BesucherInnen <strong>Jugend</strong>liche unter 21<br />

Jahren. Seit der Gründung der BIZ stand die Unterstützung von<br />

jungen Menschen beim Übergang aus der Schule <strong>in</strong> die Berufswelt<br />

im Fokus der BIZ-<strong>Arbeit</strong>. Das AMS bietet daher Schulen<br />

spezielle Dienstleistungen an, wie z.B. e<strong>in</strong>en Klassenbesuch im<br />

BIZ, bei dem die SchülerInnen die Möglichkeit haben, ihre<br />

Interessen <strong>und</strong> Neigungen zu entdecken.<br />

32 AMS <strong>Jugend</strong>liche, 1060 Wien, Gumpendorfer Gürtel 2b<br />

71


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Seit dem Schuljahr 2009/2010 ist für jede/n SchülerIn der Besuch<br />

e<strong>in</strong>es BIZ <strong>in</strong> der 7. oder 8. Schulstufe verb<strong>in</strong>dlich vorgeschrieben.<br />

Die SchülerInnen können sich auf diese Weise selbständig <strong>über</strong><br />

Berufe <strong>und</strong> Ausbildungswege <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> ihre Berufs- <strong>und</strong><br />

Bildungsentscheidungen <strong>über</strong>denken. Die Schulklassen werden<br />

von den Berufs<strong>in</strong>formationszentren betreut. Ebenso organisieren<br />

die BIZ für SchülerInnen Vorträge, Workshops, Sem<strong>in</strong>are oder<br />

Hausmessen, die sich mit Fragen r<strong>und</strong> um <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Beruf<br />

beschäftigen. Informationen für Eltern <strong>und</strong> Lehrkräfte r<strong>und</strong>en<br />

dieses Spezialangebot ab. Regelmäßig werden telefonische <strong>und</strong><br />

elektronische Befragungen zur Zufriedenheit durchgeführt. 84%<br />

der gefragten Lehrkräfte waren nach e<strong>in</strong>em Schulklassenbesuch<br />

sowohl mit dem Inhalt als auch mit der Präsentation sowie der<br />

Unterstützung durch die BIZ-BeraterInnen sehr zufrieden. Auch<br />

viele SchülerInnen gaben <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgesprächen an, durch den<br />

Schulklassenbesuch neue Ideen für ihre Berufs- <strong>und</strong> Bildungsentscheidung<br />

gewonnen zu haben. Wie jedes Jahr wurden auch<br />

<strong>2012</strong> zahlreiche Berufs<strong>in</strong>formationsmessen von den BIZ<br />

(mit)organisiert <strong>und</strong> (mit)betreut. Das Spektrum reichte von kle<strong>in</strong>eren<br />

regionalen Veranstaltungen mit Schulen <strong>und</strong> Lehrbetrieben<br />

bis h<strong>in</strong> zur BeST3, der größten Bildungsmesse <strong>in</strong> Europa, <strong>in</strong><br />

Wien, Graz <strong>und</strong> Salzburg.<br />

72


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Auch im Internet f<strong>in</strong>den <strong>Jugend</strong>liche zahlreiche Informationsmöglichkeiten,<br />

wie zum Beispiel r<strong>und</strong> um <strong>das</strong> Verfassen von Bewerbungen,<br />

Ausbildungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsmöglichkeiten, Fragen<br />

zu Schul- oder Studienwahl oder Praktika <strong>und</strong> ausführliche<br />

Informationen zu Berufen <strong>und</strong> Ausbildungen, sowie konkrete<br />

Stellen- <strong>und</strong> Lehrstellenangebote:<br />

Das Bewerbungsportal des AMS enthält Anleitungen, Übungen<br />

<strong>und</strong> Tipps zu allen Schritten des Bewerbungsprozesses<br />

(http://bewerbungsportal.ams.or.at/). Als praktische Hilfsmittel<br />

stehen Checklisten <strong>und</strong> viele Beispiele für Bewerbungsschreiben<br />

<strong>und</strong> Lebensläufe aus verschiedenen Berufsbereichen zur Verfügung.<br />

Der Bewerbungscoach unterstützt Schritt für Schritt bei der<br />

Abfassung e<strong>in</strong>es Bewerbungsschreibens sowie e<strong>in</strong>es Lebenslaufs.<br />

Der Berufskompass (www.berufskompass.at) dient als Orientierungshilfe<br />

für die Wahl e<strong>in</strong>es Berufes. Anhand e<strong>in</strong>es Onl<strong>in</strong>e-Tests<br />

können für die Berufswahl wichtige personen- <strong>und</strong> arbeitsplatzbezogene<br />

Fragen beantwortet werden <strong>und</strong> man erhält e<strong>in</strong>e Liste<br />

von passenden Berufsvorschlägen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Auswertung<br />

der Ergebnisse. Der AMS-Lehrl<strong>in</strong>gskompass ist speziell<br />

auf <strong>Jugend</strong>liche, die sich für e<strong>in</strong>e Lehre <strong>in</strong>teressieren, abgestimmt.<br />

73


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Der Ausbildungskompass (www.ausbildungskompass.at) bietet<br />

detaillierte Informationen <strong>über</strong> Bildungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> ganz <strong>Österreich</strong>. Außerdem wird für<br />

Interessierte auf dieser Homepage <strong>das</strong> Bildungssystem sowohl<br />

grafisch als auch textlich dargestellt <strong>und</strong> mit Kurz<strong>in</strong>formationen<br />

sowie ausführlichen Beschreibungen erklärt.<br />

Die AMS-<strong>Jugend</strong>plattform (www.arbeitszimmer.cc) hat sich zu<br />

e<strong>in</strong>em wichtigen Informationskanal für diese Zielgruppe etabliert.<br />

Die AMS-<strong>Jugend</strong>plattform ist bei Inhalt <strong>und</strong> Gestaltung auf<br />

SchülerInnen, Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Studierende fokussiert <strong>und</strong> bietet<br />

Informationen r<strong>und</strong> um die Schul-, Berufs- <strong>und</strong> Studienwahl.<br />

Besonders gefragt s<strong>in</strong>d der Channel Lehre sowie der Beruf des<br />

Monats <strong>und</strong> <strong>das</strong> Jobfenster.<br />

Im AMS-Berufslexikon (www.berufslexikon.at) können <strong>Jugend</strong>liche<br />

ausführliche Beschreibungen der Berufe nach Bildungsebene<br />

abrufen; <strong>über</strong> 300 Onl<strong>in</strong>e-Videos ergänzen die Texte <strong>und</strong><br />

Bilder. Des Weiteren stehen allgeme<strong>in</strong>e Informationsvideos <strong>und</strong><br />

„visuelle Betriebsbesuche“ zur Verfügung. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

Ergänzung s<strong>in</strong>d die „FemTech“-Videos, die exemplarisch Frauen<br />

<strong>in</strong> technischen Berufen präsentieren <strong>und</strong> Mädchen zum Ergreifen<br />

e<strong>in</strong>es Berufs <strong>in</strong> diesem zukunftsträchtigen Bereich anregen.<br />

74


WEITERENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSSYSTEMS<br />

Das AMS-Berufs<strong>in</strong>formationssystem (www.ams.at/bis) richtet<br />

sich zwar vorwiegend an ExpertInnen, doch auch 19% der Gesamtbevölkerung<br />

<strong>und</strong> vor allem 22% aller <strong>Jugend</strong>lichen nutzen<br />

dieses System. Im AMS-Berufs<strong>in</strong>formationssystem s<strong>in</strong>d ca. 600<br />

Berufsbeschreibungen („Berufe“), gegliedert <strong>in</strong> 24 Berufsbereiche,<br />

annähernd 10.000 Berufsbezeichnungen, Details zu Ausbildungen,<br />

E<strong>in</strong>kommen, Qualifikationen <strong>und</strong> ähnliches, dargestellt.<br />

Die Onl<strong>in</strong>e-Bildungs- <strong>und</strong> Berufs<strong>in</strong>formationsplattform des<br />

privaten Vere<strong>in</strong>s Bildung <strong>und</strong> Beruf (www.bildung<strong>und</strong>beruf.at)<br />

bietet SchülerInnen, Personen mit höherem Bildungsabschluss<br />

aber auch Berufstätigen Informationen zu Fragen der Bildungs<strong>und</strong><br />

Berufswelt. Außerdem werden Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- Schulungen <strong>und</strong><br />

Coach<strong>in</strong>g-Aktivitäten im Zusammenhang mit der Bildungs- <strong>und</strong><br />

Berufswahl, Karriereplanung, Life-Long-Learn<strong>in</strong>g, etc. angeboten.<br />

75


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

II.2. <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik für <strong>Jugend</strong>liche<br />

In der Europäischen Union waren <strong>2012</strong> laut dem Statistischen<br />

Amt der Europäischen Union (Eurostat) durchschnittlich r<strong>und</strong><br />

5,55 Millionen junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos, <strong>das</strong><br />

entspricht e<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong>slosenquote von 22,8 %. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen war bereits vor der F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftskrise im Jahr 2007 doppelt so hoch wie die Gesamtarbeitslosenquote.<br />

Wie unterschiedlich selbst <strong>in</strong>nereuropäisch<br />

<strong>das</strong> Niveau der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit ist, wird im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich im Jahresdurchschnitt <strong>2012</strong> sichtbar: Die höchsten<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenquoten hatten Griechenland <strong>und</strong> Spanien. Deutschland<br />

(8,1 %), <strong>Österreich</strong> (8,7 %), <strong>und</strong> die Niederlande (9,5 %)<br />

rangieren die am unteren Ende der Skala. Der Erfolg dieser<br />

Länder zeigt sich auch dar<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s die Staaten ab dem vierten<br />

Rang bereits <strong>Arbeit</strong>slosenquoten von <strong>über</strong> 14 % verzeichnen; der<br />

Schnitt der EU 15 beträgt bereits 22,3%.<br />

<strong>Österreich</strong> verdankt die niedrige <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit dem relativ<br />

niedrigen Niveau der Gesamtarbeitslosigkeit (4,3% im Jahresdurchschnitt<br />

<strong>2012</strong> laut Eurostat), demographischen Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> dem Fokus auf berufsbildende Ausbildung (Lehre,<br />

berufsbildende Schulen, etc.). E<strong>in</strong> weiterer Erfolgsfaktor wird <strong>in</strong><br />

der politischen Schwerpunktsetzung e<strong>in</strong>er umfassenden <strong>und</strong> tief-<br />

76


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

greifenden <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik für <strong>Jugend</strong>liche verortet: <strong>Jugend</strong>liche<br />

wieder <strong>in</strong> <strong>das</strong> Berufsleben zu <strong>in</strong>tegrieren bzw. verstärkte,<br />

präventive Ansätze gelten dabei als Schlüsselfaktoren.<br />

Durch die seit 2008 bestehende Ausbildungsgarantie <strong>und</strong> die seit<br />

2009 lancierte Aktion Zukunft <strong>Jugend</strong> wurden programmatische<br />

Schwerpunkte gesetzt, die sowohl für junge Menschen bis 19 als<br />

auch für die 20- bis 24-Jährigen spezifische <strong>und</strong> anforderungsgerechte<br />

Angebote bereithalten. Durch den Aufbau e<strong>in</strong>es engmaschigen<br />

Netzes soll zunehmend sichergestellt werden, <strong>das</strong>s für<br />

jede <strong>und</strong> für jeden <strong>das</strong> passende Angebot bereitsteht. Dieser<br />

besondere Schwerpunkt auf <strong>Jugend</strong>arbeitsmarktpolitik im<br />

Kontext der gesamten <strong>Arbeit</strong>slosigkeit spiegelt sich auch <strong>in</strong> dem<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Mittele<strong>in</strong>satz wider: Die Aufwendungen für<br />

die <strong>Jugend</strong>arbeitsmarktpolitik <strong>und</strong> die betriebliche Lehrstellenförderung<br />

beliefen sich <strong>2012</strong> auf 613 Millionen Euro. Die Zielgruppe<br />

<strong>Jugend</strong>liche war somit die arbeitsmarktpolitisch am <strong>in</strong>tensivsten<br />

geförderte Personengruppe. Die Zahl der 15- bis 24-Jährigen, die<br />

im betreffenden Jahr e<strong>in</strong>e Förderung neu erhalten haben<br />

(genehmigte Personen), konnte von 2011 bis <strong>2012</strong> von r<strong>und</strong><br />

81.000 auf r<strong>und</strong> 87.000 erhöht werden 33 .<br />

33 Quelle: Fdg_personen_<strong>2012</strong><br />

77


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Im Rahmen des jugendspezifischen Maßnahmenschwerpunkts<br />

des AMS im Bereich der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung wurde im Jahr<br />

<strong>2012</strong> ca. 89% aller vom AMS neu geförderten <strong>Jugend</strong>lichen e<strong>in</strong>e<br />

Qualifizierungsförderung gewährt (davon 48% Mädchen), wobei<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>über</strong>wiegenden Ausmaß fachlich orientierte Angebote,<br />

wie zum Beispiel im Bereich der betrieblichen oder <strong>über</strong>betrieblichen<br />

Lehrausbildung oder <strong>in</strong> Form spezieller Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungskurse,<br />

genutzt wurden. Im Jahr <strong>2012</strong> erhielten r<strong>und</strong> 8.400<br />

<strong>Jugend</strong>liche mit besonderem Förderbedarf e<strong>in</strong>e Lehrstellenförderung,<br />

<strong>über</strong> 52.000 absolvierten Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungskurse<br />

des AMS, mehr als 6.300 <strong>Jugend</strong>lichen wurde e<strong>in</strong>e Qualifizierung<br />

außerhalb des AMS <strong>in</strong> Form von externen Kursen am freien<br />

Bildungsmarkt ermöglicht <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 1.400 wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Arbeit</strong>sstiftung<br />

e<strong>in</strong>bezogen.<br />

An be<strong>in</strong>ahe 11.000 <strong>Jugend</strong>liche wurde e<strong>in</strong>e Beschäftigungsförderung<br />

(v. a. <strong>in</strong> Form von auf E<strong>in</strong>zelarbeitsplätze bezogenen<br />

E<strong>in</strong>gliederungsbeihilfen oder im Rahmen von Sozialen Unternehmen)<br />

vergeben. Weiteren knapp 15.700 <strong>Jugend</strong>lichen kamen<br />

begleitende Unterstützungsangebote, vor allem zur Beratung <strong>und</strong><br />

Betreuung, zugute.<br />

78


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

II.2.1. ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE – BERUF<br />

Der Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf ist für <strong>Jugend</strong>liche mit<br />

vielen Herausforderungen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gestaltet sich selten<br />

l<strong>in</strong>ear. Gerade <strong>Jugend</strong>liche mit besonderem Förderbedarf stehen<br />

oft vor Problemen, den Anschluss <strong>in</strong> e<strong>in</strong> weiterführendes<br />

Bildungsangebot oder den Beruf zu f<strong>in</strong>den. Wie ernst die B<strong>und</strong>esregierung<br />

diese Problemstellung nimmt, zeigt sich am erklärten<br />

Ziel, <strong>das</strong>s ke<strong>in</strong> <strong>Jugend</strong>licher außerhalb des Systems <strong>Arbeit</strong>smarkt,<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Schule stehen soll. Interne Analysen<br />

zeigen, <strong>das</strong>s jährlich r<strong>und</strong> 15.000 <strong>Jugend</strong>liche beim Übergang<br />

zwischen Pflichtschule <strong>und</strong> weiterführender Ausbildung aus dem<br />

Bildungs- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt raus fallen oder <strong>in</strong> Folge von Ausbildungsabbrüchen<br />

<strong>in</strong> äußerst prekären Positionen landen. Die<br />

Angebote, die dafür bereitstehen müssen, wurden den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Ansprüchen <strong>und</strong> Fähigkeiten der <strong>Jugend</strong>lichen entsprechend<br />

höchst unterschiedlich konzipiert. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />

neben Nachreifungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangeboten Beratungs<strong>und</strong><br />

Betreuungsleistungen. Sie bieten jungen Menschen Orientierung<br />

<strong>und</strong> Begleitung durch die oftmals un<strong>über</strong>sichtliche Berufs<strong>und</strong><br />

Bildungslandschaft.<br />

In den letzten Jahren ist am <strong>Arbeit</strong>smarkt für <strong>Jugend</strong>liche etwas<br />

entstanden, <strong>das</strong> mittlerweile als <strong>Österreich</strong>ische AusBildungs-<br />

79


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Strategie bezeichnet werden kann. Die e<strong>in</strong>zelnen Angebotstypen<br />

für <strong>Jugend</strong>liche greifen zunehmend e<strong>in</strong>ander, was die Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong> schrittweises Erreichen für die angestrebte Ausbildungsverpflichtung<br />

ist. Das Kernstück dieser AusBildungs-<br />

Strategie ist <strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g.<br />

JUGENDCOACHING<br />

Dieses Angebot entstand <strong>in</strong> Kooperation zwischen dem B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium<br />

für Unterricht, Kunst <strong>und</strong> Kultur (BMUKK) <strong>und</strong> dem<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für <strong>Arbeit</strong>, Soziales <strong>und</strong> Konsumentenschutz<br />

(BMASK) <strong>und</strong> wird durch <strong>das</strong> B<strong>und</strong>essozialamt (BSB) umgesetzt.<br />

In schwierigen Entscheidungsphasen benötigen <strong>Jugend</strong>liche oft<br />

professionelle Beratung <strong>und</strong> Hilfestellungen gerade was die<br />

Zukunftsplanung <strong>und</strong> die passende Berufswahl anbelangt. Daher<br />

entstand die Idee, <strong>Jugend</strong>liche bereits am Ende ihrer Schulpflicht<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> direkt vor Ort <strong>in</strong> den Schulen persönlich anzusprechen<br />

<strong>und</strong> ihnen e<strong>in</strong>e Person an die Seite zu stellen (<strong>Jugend</strong>coaches),<br />

die sie kostenlos <strong>und</strong> unkompliziert bei schulischen, beruflichen<br />

<strong>und</strong> auch persönlichen Problemlagen berät <strong>und</strong> unterstützt. Die<br />

Zusammenarbeit erfolgt auf freiwilliger Basis, damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

vertrauensvollen Atmosphäre auch solche Themen angesprochen<br />

werden können, bei denen <strong>Jugend</strong>liche nicht wissen, an<br />

wen sie sich ansonsten mit ihren Anliegen wenden können. Die<br />

80


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Themen, die mit dem <strong>Jugend</strong>coach besprochen werden können,<br />

s<strong>in</strong>d vielfältig <strong>und</strong> reichen von Angelegenheiten r<strong>und</strong> um die<br />

Schule oder den Beruf, <strong>über</strong> familiäre Schwierigkeiten bis h<strong>in</strong> zu<br />

Suchtproblemen <strong>und</strong> Verschuldungsthematiken. Wenn Themen<br />

die Kompetenzen der Coaches <strong>über</strong>steigen, werden auch<br />

ProfessionistInnen herangezogen. Ziel des <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>gs ist<br />

es, Ressourcen im persönlichen Bereich der <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Umfeld optimal zu aktivieren <strong>und</strong> zu organisieren <strong>und</strong> mit<br />

ihm/ihr e<strong>in</strong>e geeignete Anschlussperspektive zu entwickeln.<br />

<strong>2012</strong> als Pilot <strong>in</strong> zwei B<strong>und</strong>esländern (Wien <strong>und</strong> Steiermark) mit<br />

r<strong>und</strong> 12.500 TeilnehmerInnen getestet, stellte sich heraus, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g äußerst großen Anklang fand. Die Erfolgsquote<br />

des <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>gs lag bei 85 %. Das bedeutet, <strong>das</strong>s<br />

nur 15 % der Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer <strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g<br />

vorzeitig oder ohne konkrete Zielorientierung verließen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dessen ist <strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g <strong>2013</strong> b<strong>und</strong>esweit<br />

implementiert worden (geschätzte vorläufige TeilnehmerInnenzahl<br />

<strong>2013</strong>: knappe 35.000). Des Weiteren zeigte <strong>über</strong> zwei Drittel<br />

der TeilnehmerInnen e<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bereichen, wie z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em besseren Selbstbild, der Konkretisierung<br />

der Berufsvorstellungen. <strong>Jugend</strong>liche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

profitierten davon <strong>über</strong>durchschnittlich.<br />

81


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

PRODUKTIONSSCHULEN<br />

Für e<strong>in</strong>ige benachteiligte <strong>Jugend</strong>liche s<strong>in</strong>d Angebote wie z.B. die<br />

Überbetriebliche Lehrausbildung oft zu ambitioniert; sie benötigen<br />

andersartige Unterstützungsangebote, um an <strong>das</strong> Lernen<br />

<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en langsam wieder herangeführt <strong>und</strong> um dafür begeistert<br />

zu werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurden <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> seit 2001<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen B<strong>und</strong>esländern Produktionsschulen e<strong>in</strong>gerichtet, <strong>in</strong><br />

denen <strong>Jugend</strong>liche Erfahrungen <strong>über</strong> die Abläufe <strong>und</strong> Anforderungen<br />

<strong>in</strong> der <strong>Arbeit</strong>swelt sammeln <strong>und</strong> üben können, wie „<strong>das</strong><br />

Berufsleben funktioniert“. Produktionsschulen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e schulgesetzlich<br />

geregelten Lehrgänge, sondern e<strong>in</strong>e spezifische Form<br />

der Berufsvorbereitung für „schulmüde“ <strong>Jugend</strong>liche, deren<br />

Konzept e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Werkstättenarbeit, Kreativitätsmethoden<br />

<strong>und</strong> sozialarbeiterische Begleitung vorsieht. Hier werden<br />

den <strong>Jugend</strong>lichen ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich abgeschlossenen Ausbildungen<br />

angeboten, vielmehr dienen die berufspraktischen Erprobungen<br />

als Entscheidungshilfe für die Wahl e<strong>in</strong>es künftigen (Lehr-)Berufs.<br />

Die gegenwärtig 20 Produktionsschulen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> bieten somit<br />

nicht nur e<strong>in</strong>en breiten Zugang bei der Vermittlung e<strong>in</strong>er Basis-<br />

<strong>und</strong> fachlichen Gr<strong>und</strong>qualifizierung, sondern geben auch<br />

Orientierung <strong>in</strong> der Berufswelt.<br />

Ziele der Produktionsschulen liegen <strong>in</strong> der Stabilisierung, Motivationssteigerung,<br />

Vermittlung von fachlichen Kenntnissen <strong>und</strong><br />

82


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

e<strong>in</strong>er Basisqualifizierung, die idealerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er (Re-)<br />

Integration am <strong>Arbeit</strong>smarkt <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Aufnahme e<strong>in</strong>er<br />

Lehrausbildung umgesetzt werden. Auch wenn <strong>das</strong> Konzept der<br />

Produktionsschule regional unterschiedlich umgesetzt wird,<br />

verfügen alle Produktionsschulen <strong>über</strong> Werkstätten, <strong>in</strong> denen<br />

produktives Tun ermöglicht wird <strong>und</strong> <strong>über</strong> Angebote der Berufsorientierung,<br />

sozialpädagogische Begleitung, Praktika <strong>und</strong> Adjustierung<br />

der schulischen Gr<strong>und</strong>kenntnisse.<br />

Die Produktionsschulen richten sich hauptsächlich an <strong>Jugend</strong>liche<br />

zwischen 15 <strong>und</strong> 19 Jahren, stehen aber auch jungen<br />

Menschen bis 25 Jahren offen, die Schwierigkeiten haben, e<strong>in</strong>en<br />

Job zu f<strong>in</strong>den. Der Erfolg e<strong>in</strong>es Produktionsschulbesuches ist<br />

<strong>in</strong>dividuell verschieden <strong>und</strong> kann zum Beispiel dar<strong>in</strong> liegen, <strong>das</strong>s<br />

der Teilnehmende sich zu e<strong>in</strong>er Fortsetzung des unterbrochenen<br />

Schulbesuches entschließt oder durch die praktische <strong>Arbeit</strong><br />

Freude an e<strong>in</strong>em bestimmten Beruf f<strong>in</strong>det <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>e betriebliche<br />

Lehrstelle vermittelt werden kann. <strong>2012</strong> nahmen <strong>über</strong> 2.600<br />

junge Menschen dieses Angebot <strong>in</strong> Anspruch, um sich durch<br />

wirklichkeitsnahe Berufsorientierung auf den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>s Berufsleben<br />

vorzubereiten.<br />

83


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

NOT IN EDUCATION, EMPLOYMENT OR TRAINING (NEET)<br />

Durch die verstärkten Fokus auf ausgrenzungsgefährdeten <strong>und</strong><br />

arbeitsmarktpolitisch benachteiligten <strong>Jugend</strong>lichen, rückt vor<br />

allem e<strong>in</strong>e Zielgruppe <strong>in</strong>s Zentrum der bildungs- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen<br />

Betrachtung: NEET (Not <strong>in</strong> Education,<br />

Employment or Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) bezeichnet die Gruppe jener <strong>Jugend</strong>lichen,<br />

die ke<strong>in</strong>e Schule besuchen, ke<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong> nachgehen<br />

<strong>und</strong> sich auch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er beruflichen Fortbildung bef<strong>in</strong>den (siehe<br />

auch unter Punkt 1.4., Grafik 12).<br />

Laut e<strong>in</strong>er noch nicht veröffentlichten Studie im Auftrag des<br />

BMASK gibt es <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> im Jahresdurchschnitt zwischen<br />

2006 <strong>und</strong> 2011 78.000 NEET-<strong>Jugend</strong>liche. Diese ergeben ke<strong>in</strong><br />

homogenes Bild, sondern zeichnen sich durch unterschiedliche<br />

Charakteristika aus, für deren Erreichung jeweils verschiedene<br />

Angebote erarbeitet werden. Zu diesen Subgruppen zählen u.a.<br />

junge <strong>Arbeit</strong>slose, die <strong>über</strong>wiegend frühe SchulabgängerInnen<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> aktiv <strong>Arbeit</strong>suchende, <strong>Jugend</strong>liche mit Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> junge Mütter mit Betreuungspflichten.<br />

Diese systemfernen <strong>Jugend</strong>liche sollen durch niederschwellige<br />

Kontaktmöglichkeiten erreicht werden: organisierte Abstimmungen<br />

mit passenden Angeboten außerhalb der Schule s<strong>in</strong>d die<br />

Basis für e<strong>in</strong>e ausreichend vielfältige Angebotslandschaft.<br />

84


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

AUSBILDUNGSFIT<br />

Aus den Erfahrungen mit <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g wurde ersichtlich, <strong>das</strong>s<br />

e<strong>in</strong>ige <strong>Jugend</strong>liche nicht die Unterstützung erfahren, die sie<br />

brauchen, um sich am <strong>Arbeit</strong>smarkt zu recht zu f<strong>in</strong>den. Ihnen<br />

fehlen Gr<strong>und</strong>lagen, die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e erfolgreiche E<strong>in</strong>gliederung<br />

<strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt s<strong>in</strong>d. Aus dieser Bedarfslücke an zu<br />

ergänzender Qualifikation stammt die Idee, e<strong>in</strong> passendes Angebot<br />

zu kreieren, <strong>das</strong> die Brücke zu e<strong>in</strong>er „Nachreifung“ legt:<br />

AusbildungsFit. Dieses Angebot wird als Nachreifungsprojekt konzipiert,<br />

<strong>das</strong> jungen Menschen die Möglichkeit geben soll, versäumte<br />

Basisqualifikationen <strong>und</strong> Social Skills nachträglich zu erwerben.<br />

Ausbildungsreife festzustellen, heißt den Prozess so zu gestalten,<br />

<strong>das</strong>s festgestellt werden kann, welche Ausbildung den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Potenzialen am besten entspricht. Das Konzept wird mit<br />

ExperteInnen aus verschiedenen Bereichen entwickelt <strong>und</strong> 2014<br />

pilotiert. Bis 2015 soll nach derzeitigem Planungsstand schrittweise<br />

die flächendeckende Umsetzung <strong>in</strong> allen B<strong>und</strong>esländern erfolgen.<br />

II.2.2. DAS DUALE AUSBILDUNGSSYSTEM<br />

Dem dualen Ausbildungssystem kommt <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> e<strong>in</strong> großer<br />

Stellenwert zu. Besonders attraktiv ist <strong>das</strong> duale Lehrausbil-<br />

85


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

dungssystem durch die Verb<strong>in</strong>dung von praxisorientierter Ausbildung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb <strong>und</strong> fachtheoretischer Ausbildung (an e<strong>in</strong><br />

bis zwei Tagen <strong>in</strong> der Woche) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Berufsschule. Ca. 40%<br />

(<strong>2012</strong>: 41,4%) der Mädchen <strong>und</strong> Burschen e<strong>in</strong>es Jahrganges<br />

beg<strong>in</strong>nen nach dem Pflichtschulabschluss e<strong>in</strong>e Lehre. Gewählt<br />

werden kann aus derzeit 204 gewerblichen, <strong>in</strong>dustriellen <strong>und</strong><br />

dienstleistungsorientierten Lehrberufen. Die Dauer der Ausbildung<br />

beträgt je nach Lehrberuf zwei, zweie<strong>in</strong>halb, dreie<strong>in</strong>halb<br />

oder vier Jahre. Für e<strong>in</strong>zelne Lehrberufe s<strong>in</strong>d branchenspezifische<br />

Schwerpunkte e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

In <strong>Österreich</strong> ist durch die gesetzliche Regelung im Berufsausbildungsgesetz<br />

auch e<strong>in</strong>e gleichzeitige Ausbildung <strong>in</strong> zwei Lehrberufen<br />

bei e<strong>in</strong>em Lehrberechtigten möglich. Bei dieser Form der<br />

Doppellehre berechnet sich die Lehrzeitdauer folgendermaßen:<br />

Gesamtdauer beider Lehrberufe wird halbiert plus e<strong>in</strong> Jahr,<br />

jedoch höchstens vier Jahre. 34 Die Qualität <strong>und</strong> Attraktivität der<br />

Lehrberufe wird durch e<strong>in</strong>e zukunftsorientierte (z.B. Green Jobs)<br />

<strong>und</strong> vor allem auch an die aktuellen Erfordernisse der Wirtschaft<br />

angepasste Ausbildung sichergestellt. Mit 1. Juni <strong>2013</strong> traten die<br />

Verordnungen des Lehrberufspakets <strong>2013</strong> <strong>in</strong> Kraft, mit dem<br />

sechs Lehrberufe (Lackiertechnik, Speditionskaufmann/-frau,<br />

34 Quelle: BMWFJ<br />

86


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Speditionslogistik, Textilchemie, Textiltechnologie <strong>und</strong> Textiltechnik-Webtechnik<br />

sowie UhrmacherIn-ZeitmesstechnikerIn)<br />

neu geordnet <strong>und</strong> im Lehrberuf Kraftfahrzeugtechnik e<strong>in</strong> neues<br />

Spezialmodul „Hochvolt-Antriebe“ (Ausbildung ab 2015) e<strong>in</strong>geführt<br />

worden s<strong>in</strong>d.<br />

Die betriebliche Lehrstellenförderung außerhalb des AMS wird<br />

<strong>über</strong> die Lehrl<strong>in</strong>gsstellen der Wirtschaftskammer abgewickelt<br />

(näheres siehe unter Punkt II.2.4.).<br />

MODULARISIERUNG DER LEHRAUSBILDUNG<br />

Mit der Modularisierung der Lehre wurden neue, anforderungsgerechte<br />

Ausbildungsformen entwickelt, die sich durch e<strong>in</strong> hohes<br />

Maß an Flexibilität <strong>und</strong> Transparenz auszeichnen. Durch die<br />

Zusammenführung mehrerer E<strong>in</strong>zellehrberufe zu e<strong>in</strong>em Modullehrberuf<br />

wird die Lehrberufslandschaft <strong>über</strong>sichtlicher, <strong>das</strong><br />

geme<strong>in</strong>same Gr<strong>und</strong>modul sichert e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Ausbildungsbasis<br />

<strong>und</strong> die verschiedenen Haupt- <strong>und</strong> vertiefenden Spezialmodule<br />

stellen die Gr<strong>und</strong>lage für unterschiedliche Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten<br />

des jeweils erlernten Lehrberufs dar. 35<br />

35 Quelle: ibw Forschungsbericht; <strong>Jugend</strong>beschäftigung <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

87


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Basis der Ausbildung s<strong>in</strong>d Gr<strong>und</strong>module, die für mehrere<br />

verwandte Berufe gelten. Darauf aufbauend gibt es spezialisierte<br />

Haupt- <strong>und</strong> Spezialmodule. Innerhalb e<strong>in</strong>es Gesamtzeitraumes<br />

von vier Jahren können die Gr<strong>und</strong>-, Haupt- <strong>und</strong> Spezialmodule<br />

absolviert werden. In e<strong>in</strong>igen Modullehrberufen können mehrere<br />

Spezialmodule gewählt werden (z.B. Metalltechnik, Elektronik,<br />

Elektrotechnik, Bekleidungsgestaltung, Installations- <strong>und</strong> Gebäudetechnik).<br />

Bei e<strong>in</strong>em Modullehrberuf gliedert sich die Ausbildung<br />

somit <strong>in</strong> drei Module:<br />

» Gr<strong>und</strong>modul: Es werden jene Kenntnisse vermittelt, die für die<br />

Ausführung gr<strong>und</strong>legender Tätigkeiten des Modullehrberufs<br />

erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />

» Hauptmodul: Umfasst jene Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten, die für<br />

die Ausübung der gewählten Fachrichtung erforderlich s<strong>in</strong>d<br />

(z.B. Lüftungstechnik im Modullehrberuf Installations- <strong>und</strong><br />

Gebäudetechnik).<br />

» Spezialmodul: Dieses Modul vermittelt Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

für spezielle Dienstleistungen, Produkte bzw. deren<br />

Herstellung. Der Ausbildungszeitraum beträgt e<strong>in</strong> halbes bis<br />

e<strong>in</strong> ganzes Jahr.<br />

88


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

LEHRE MIT MATURA 36<br />

Seit 2008 können Lehrl<strong>in</strong>ge kostenfrei die Reifeprüfung<br />

(„Berufsmatura“) nachholen. Durch e<strong>in</strong> Förderprogramm des<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Unterricht, Kunst <strong>und</strong> Kultur werden die<br />

Vorbereitungskurse <strong>und</strong> die Prüfungen (Lernmaterialien) für Lehrl<strong>in</strong>ge<br />

<strong>in</strong> ganz <strong>Österreich</strong> kostenlos angeboten (Förderung bis zu<br />

€ 6.000,-- pro Lehrl<strong>in</strong>g). Die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung<br />

erfolgt <strong>in</strong> Vorbereitungskursen, die u.a. vom WIFI, BFI,<br />

Volkshochschulen sowie von Berufsschulen oder höheren Schulen<br />

(z.B. AHS, HAK, HTL, HWL) angeboten werden. Parallel zur<br />

Lehre müssen drei der vier Teilprüfungen der Berufsreifeprüfung<br />

– Deutsch, Lebende Fremdsprache, Mathematik oder Fachbereich<br />

des Lehrberufs – abgelegt werden. Die letzte Teilprüfung<br />

erfolgt nach der Lehrabschlussprüfung <strong>und</strong> nach Vollendung des<br />

19. Lebensjahres.<br />

Erfolgt der Besuch der Vorbereitungskurse für die Berufsreifeprüfung<br />

während der Lehrzeit, kann die Lehrzeit im Ausmaß des<br />

zusätzlichen (Berufs-)Schulbesuches verlängert werden (<strong>in</strong> der<br />

Regel um e<strong>in</strong> halbes Jahr). Der Abschluss der Berufsreifeprüfung<br />

berechtigt une<strong>in</strong>geschränkt zu e<strong>in</strong>em Studium an österreichischen<br />

Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen sowie zum Besuch<br />

36 Quelle: BMUKK, BMWFJ<br />

89


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

von Kollegs <strong>und</strong> anderen österreichischen Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

die e<strong>in</strong>e Reifeprüfung voraussetzen.<br />

LEHRE NACH ABSCHLUSS EINER MATURA 37<br />

In relativ kurzer Zeit können AbsolventInnen e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

oder berufsbildenden höheren Schule e<strong>in</strong>e Lehre als<br />

zusätzliche praxisorientierte Berufsausbildung absolvieren.<br />

AbsolventInnen e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens dreijährigen berufsbildenden<br />

mittleren Schule, MaturantInnen sowie <strong>Jugend</strong>liche, die bereits<br />

e<strong>in</strong>en Lehrberuf erlernt haben, können e<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>destens dreijährigen<br />

Lehrberuf <strong>in</strong> um e<strong>in</strong> Jahr verkürzter Lehrzeit erlernen. Der<br />

Berufsschulbesuch erfolgt dann <strong>in</strong> komprimierter Form.<br />

AUSLANDSPRAKTIKA FÜR LEHRLINGE 38<br />

Lehrl<strong>in</strong>ge können nun auch e<strong>in</strong> Praktikum im Ausland absolvieren<br />

<strong>und</strong> werden dabei u.a. aus Mitteln der Europäischen Union<br />

gefördert. Der IFA-Vere<strong>in</strong> (Internationaler Fachkräfteaustausch)<br />

organisiert Auslandspraktika für Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> europäische Länder.<br />

Die Praktika f<strong>in</strong>den im Frühjahr oder im Herbst statt <strong>und</strong> werden<br />

<strong>in</strong> Gruppen von vier bis zehn Lehrl<strong>in</strong>gen absolviert. Dar<strong>über</strong> h<strong>in</strong>aus<br />

werden auch <strong>in</strong>dividuelle oder von Unternehmen organisierte<br />

37 Quelle: BMWFJ<br />

38 Quelle: BMWFJ<br />

90


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Auslandspraktika gefördert. Teilnahmeberechtigt s<strong>in</strong>d Lehrl<strong>in</strong>ge<br />

ab 16 Jahren (vorzugsweise nach Absolvierung des 2. Lehrjahres).<br />

Im Rahmen des europäischen Programms für lebenslanges<br />

Lernen/Leonardo da V<strong>in</strong>ci (siehe auch Punkt III.2.1) wird e<strong>in</strong><br />

Zuschuss zu den Reise-, Versicherungs- <strong>und</strong> Aufenthaltskosten<br />

geleistet. Das Praktikum muss m<strong>in</strong>destens zwei Wochen dauern.<br />

Nähere Informationen s<strong>in</strong>d unter der Homepage des IFA-Vere<strong>in</strong>s<br />

www.ifa.or.at erhältlich.<br />

II.2.3. AUSBILDUNGSGARANTIE FÜR JUGENDLICHE –<br />

ÜBERBETRIEBLICHE LEHRAUSBILDUNG (ÜBA)<br />

Mit der Ausbildungsgarantie der <strong>Jugend</strong>lichen wird jeder <strong>und</strong><br />

jedem <strong>Jugend</strong>lichen e<strong>in</strong> Ausbildungsplatz garantiert. Um dies<br />

gewährleisten zu können, wurden bereits seit 1998 <strong>über</strong>betriebliche<br />

Ausbildungsplätze e<strong>in</strong>gerichtet <strong>und</strong> 2008 weiter entwickelt.<br />

Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> subsidiäres System von Ersatzlehrplätzen <strong>in</strong> Ergänzung<br />

zum rückläufigen Angebot des betrieblichen Lehrstellenmarkts.<br />

<strong>Jugend</strong>lichen, die an e<strong>in</strong>er Lehrausbildung <strong>in</strong>teressiert<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die am betrieblichen Lehrstellenmarkt ke<strong>in</strong>e passenden<br />

Ausbildungsstellen f<strong>in</strong>den, können auf die <strong>über</strong>betriebliche Lehrausbildung<br />

zurückzugreifen. Kernstücke der <strong>über</strong>betrieblichen<br />

Ausbildung s<strong>in</strong>d Lehrgänge, <strong>in</strong> denen Fertigkeiten <strong>und</strong> Kenntnissen<br />

des jeweiligen Lehrberufs vermittelt werden. Der Besuch der<br />

91


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Berufsschule ist obligatorisch. Als Ausbildungsentschädigung<br />

erhalten die Lehrl<strong>in</strong>ge im ersten <strong>und</strong> zweiten Lehrjahr € 270<br />

netto pro Monat <strong>und</strong> ab dem dritten Lehrjahr € 600 netto. 39<br />

Ziel ist e<strong>in</strong> rascher Übertritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> betriebliches Ausbildungsverhältnis.<br />

Die Vermittlungsversuche des Lehrl<strong>in</strong>gs mit Hilfe des<br />

AMS enden nicht mit der Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>über</strong>betriebliche<br />

Ausbildung. Auch während der Ausbildungszeit wird fortlaufend<br />

versucht, den <strong>Jugend</strong>lichen für die verbleibende Ausbildungszeit<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> betriebliches Lehrverhältnis zu vermitteln, da dort e<strong>in</strong>e<br />

bessere Integration <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt erwartet wird. Sollte dies<br />

nicht gel<strong>in</strong>gen, hat der Lehrl<strong>in</strong>g auch die Möglichkeit, die gesamte<br />

Lehrzeit <strong>in</strong> der ÜBA zu verbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> <strong>in</strong> dieser die Lehrabschlussprüfung<br />

zu absolvieren. Im Jahresdurchschnitt <strong>2012</strong> profitierten<br />

r<strong>und</strong> 10.000 <strong>Jugend</strong>liche von der <strong>über</strong>betrieblichen Lehrausbildung<br />

im Rahmen der Ausbildungsgarantie. Die Kosten für<br />

<strong>das</strong> AMS beliefen sich auf r<strong>und</strong> € 125 Millionen. Im Ausbildungsjahr<br />

<strong>2012</strong>/ <strong>2013</strong> werden 11.700 Ausbildungsplätze zur Verfügung<br />

gestellt. Grafik 13 zeigt die Zahl der Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> <strong>über</strong>betrieblicher<br />

Ausbildung nach Ausbildungsjahr.<br />

39 Quelle: Wirtschaftskammer <strong>Österreich</strong><br />

92


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Grafik 13: <strong>Jugend</strong>liche <strong>in</strong> <strong>über</strong>betrieblichen<br />

Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen 40<br />

Quelle: DWH-Abfrage 08.02.<strong>2012</strong>, jeweils Bestand zum Stichtag 31.Dezember, Würfel<br />

fdg_JASG_2011<br />

Im noch nicht abgelaufenen Ausbildungsjahr <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> befanden<br />

sich bisher <strong>über</strong> 9.400 <strong>Jugend</strong>liche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Überbetrieblichen<br />

Lehrausbildung (siehe Grafik 13). Das AMS hat für die<br />

Bereitstellung der <strong>über</strong>betrieblichen Ausbildungsplätze <strong>in</strong>sgesamt<br />

€ 175 Mio. aufgewendet (e<strong>in</strong>schließlich der Deckung des<br />

Lebensunterhaltes bzw. Ausbildungsentschädigung für die TeilnehmerInnen).<br />

40 enthält ÜBA 1, ÜBA 2, IBA <strong>und</strong> JASG<br />

93


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

II.2.4. BETRIEBLICHE LEHRSTELLENFÖRDERUNG<br />

Die Anzahl der Lehrstellensuchenden <strong>über</strong>stieg <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren die Anzahl der freien Lehrstellen. Zudem s<strong>in</strong>d die Anforderungen<br />

der Betriebe an Lehrl<strong>in</strong>ge oft höher als sie die Lehrstellensuchenden<br />

erfüllen können bzw. s<strong>in</strong>d die freien Lehrstellen<br />

nicht <strong>in</strong> den bevorzugten Berufen oder favorisierten Regionen, <strong>in</strong><br />

denen gesucht wird. Daher gibt es zahlreiche Förderungen für<br />

die betriebliche Lehrausbildung. Die Fördermodelle für ausbildende<br />

Betriebe wurden 2008 deutlich ausgeweitet, um sowohl<br />

die Anzahl der Ausbildungsplätze als auch die Qualität der Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung<br />

<strong>in</strong> den heimischen Unternehmen zu erhöhen.<br />

Neben e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>sichtlich der kollektivvertraglichen Lehrl<strong>in</strong>gsentschädigung<br />

differenzierten, bedarfsgerechten Basisförderung<br />

werden den Betrieben qualitäts- <strong>und</strong> arbeitsmarktbezogene<br />

Förderungen angeboten. Dies soll dazu anregen, zusätzliche<br />

Lehrstellen zu schaffen <strong>und</strong> die Qualität der Ausbildung zu<br />

steigern. Diese Förder<strong>in</strong>strumente sollen die Qualität der Lehre<br />

steigern; Ausbildungsverbünde zwischen Betrieben – um durch<br />

die Kooperation von Betrieben die Qualität der Ausbildung zu<br />

gewährleisten – die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Ausbildenden<br />

<strong>und</strong> der Erwerb von Zusatzqualifikationen, die <strong>über</strong> <strong>das</strong> Berufsbild<br />

h<strong>in</strong>ausreichen, werden daher gefördert. Im H<strong>in</strong>blick darauf,<br />

94


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

<strong>das</strong>s es immer noch e<strong>in</strong>e stark geschlechterspezifische Differenzierung<br />

<strong>in</strong> der Wahl des Ausbildungsberufes gibt, werden Betriebe<br />

auch dabei unterstützt, Maßnahmen für e<strong>in</strong>en gleichmäßigen<br />

Zugang von jungen Frauen <strong>und</strong> jungen Männern zu den<br />

verschiedenen Lehrberufen durchzuführen.<br />

Seit der Reform 2008 wird die betriebliche Lehrstellenförderung<br />

<strong>über</strong> die Lehrl<strong>in</strong>gsstellen der Wirtschaftskammer abgewickelt <strong>und</strong><br />

aus Mitteln des Insolvenzentgeltfonds (IEF) gespeist. Die adm<strong>in</strong>istrative<br />

Abwicklung erfolgt <strong>über</strong> die Lehrl<strong>in</strong>gsstellen der Wirtschaftskammer,<br />

die Förderrichtl<strong>in</strong>ien werden vom Förderausschuss<br />

des B<strong>und</strong>es-Berufsausbildungsbeirats beschlossen.<br />

Insgesamt wurden im Jahr <strong>2012</strong> vom Insolvenzentgeltsfonds<br />

r<strong>und</strong> € 159 Mio. für die betriebliche Lehrstellenförderung ausgegeben.<br />

Für <strong>Jugend</strong>liche mit speziellem Betreuungsbedarf gibt es die<br />

sogenannte „Integrative Berufsausbildung“. In diesem Rahmen<br />

kann der Lehrabschluss durch Verlängerung der Ausbildungszeit<br />

oder durch e<strong>in</strong>e Teilqualifizierung aus e<strong>in</strong>em Lehrberuf durch<br />

e<strong>in</strong>e kürzere Ausbildung erlangt werden. Außerdem steht den<br />

<strong>in</strong>tegrativen Lehrl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Berufsausbildungsassistenz zur Seite<br />

(Näheres siehe Punkt II.2.10).<br />

95


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Die personenbezogene Förderung des AMS für benachteiligte<br />

Lehrstellensuchende (<strong>in</strong>sgesamt r<strong>und</strong> 12.700), darunter r<strong>und</strong><br />

1.300 Lehrstellen für junge Frauen, die e<strong>in</strong>e Lehrausbildung <strong>in</strong> traditionell<br />

männlich dom<strong>in</strong>ierten Berufen absolvieren. 41 Dafür wurden<br />

im Jahr <strong>2012</strong> vom AMS knapp € 22,6 Mio. aufgewendet. Dar<strong>über</strong><br />

h<strong>in</strong>aus betrug die Lehrstellenförderung des B<strong>und</strong>essozialamtes für<br />

benachteiligte <strong>und</strong> beh<strong>in</strong>derte <strong>Jugend</strong>liche <strong>in</strong>klusive Berufsausbildungsassistenz<br />

r<strong>und</strong> € 23,80 Mio. (siehe auch unter Pkt. II.2.9.). 42<br />

II.2.5. MASSNAHMEN ZUR SICHERUNG DER QUALITÄT DER<br />

LEHRE<br />

Aufgr<strong>und</strong> heterogener Qualitätsniveaus <strong>in</strong> den Betrieben, des<br />

hohen Anteils von abgebrochenen Lehrausbildungen, nicht bestandenen<br />

Lehrabschlussprüfungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er rückläufigen Anzahl<br />

von Lehrl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Betrieben <strong>in</strong> gewissen Bereichen kam es<br />

2011 zu e<strong>in</strong>er Novellierung des Berufsausbildungsgesetzes<br />

(BAG). Im Zuge dieser Novellierung wurden neue Unterstützungsleistungen<br />

für Ausbildungsbetriebe <strong>und</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge zur Verfügung<br />

gestellt: Ausbildungsleitfäden für zentrale Lehrberufe<br />

41 Quelle: fdg_personen_<strong>2012</strong>, Bestand Personen, IBA, LST<br />

42 Quelle: fdg_lg_personen_kosten, Abfrage 10.06.<strong>2013</strong><br />

96


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

wurden erstellt, zur Sicherung der Qualität von Prüfungsbeispielen<br />

wurde die "Clear<strong>in</strong>gstelle LAP“ errichtet <strong>und</strong> Unterstützungsangebote<br />

für Auslandspraktika von Lehrl<strong>in</strong>gen wurden etabliert,<br />

etc. Das Kernstück dieser Reform bildet e<strong>in</strong> Beratungs- <strong>und</strong><br />

Betreuungsangebot für Betriebe <strong>und</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge: <strong>das</strong> Lehrl<strong>in</strong>gscoach<strong>in</strong>g.<br />

Ziel ist die Vermeidung von Drop-Outs <strong>und</strong> die Sicherstellung<br />

des Ausbildungserfolgs.<br />

COACHING UND BERATUNG FÜR LEHRLINGE UND<br />

LEHRBETRIEBE<br />

<strong>2012</strong> wurde der Aufbau dieses Beratungs-<strong>und</strong> Betreuungsangebots<br />

zunächst als Pilotprojekt für Betriebe <strong>und</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

Oberösterreich, Steiermark, Tirol <strong>und</strong> Wien gestartet. Mit diesem<br />

Angebot sollen Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Lehrbetriebe bei der Berufsausbildung<br />

begleitet werden, um vorzeitige Lehrabbrüche zu vermeiden<br />

<strong>und</strong> den <strong>in</strong>dividuellen Ausbildungserfolg abzusichern. Dieses<br />

„Lehrl<strong>in</strong>gscoach<strong>in</strong>g“ startete mit 1. Juli <strong>2012</strong> als Pilotprojekt <strong>in</strong><br />

den Ländern Oberösterreich, Steiermark, Tirol <strong>und</strong> Wien. Der<br />

(vorläufige) Projektzeitraum endet mit 31. Dezember <strong>2013</strong>. Das<br />

Pilotprojekt wird begleitend evaluiert.<br />

Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> auch Ausbildungsbetriebe können e<strong>in</strong> begleitendes<br />

Coach<strong>in</strong>g beantragen, <strong>das</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Betriebe im Zuge der<br />

Ausbildung unterstützt <strong>und</strong> berät. Ausgebildete Coaches führen<br />

97


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Erstgespräche mit den Lehrl<strong>in</strong>gen durch, zeigen Perspektiven auf<br />

<strong>und</strong> führen, wenn notwendig, Mediationsverfahren durch. Außerdem<br />

unterstützen sie Lehrl<strong>in</strong>ge bei der Auswahl von Nach- bzw.<br />

Höherqualifizierungen sowie Weiterbildungsmaßnahmen <strong>und</strong> bei<br />

der Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung. Die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Ausgangssituation wird im Erstgespräch sondiert <strong>und</strong> entsprechende<br />

Maßnahmen festgelegt. Je nach Bedarf können vertiefende<br />

Folgegespräche vere<strong>in</strong>bart werden. Der Betreuungsansatz<br />

des Coach<strong>in</strong>g sieht vor, <strong>das</strong>s neben dem jeweils<br />

betroffenen Lehrl<strong>in</strong>g bzw. Lehrbetrieb auch <strong>das</strong> relevante Umfeld,<br />

wie Familie, Berufsschule oder externe Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

e<strong>in</strong>bezogen wird. Benötigen Ausbildungsunternehmen<br />

spezifische Beratung, um die Ausbildung nach Qualitätskriterien<br />

zu gestalten oder haben sie Fragen <strong>und</strong> Informationsbedarf im<br />

Umgang mit Lehrl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> zu Bildungsangeboten <strong>und</strong> Förderungen<br />

für Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> AusbilderInnen, sollen bereits bestehende<br />

Beratungsstrukturen der Lehrl<strong>in</strong>gsstellen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf<br />

Synergieeffekte mite<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

QUALITÄT IN DER AUSBILDUNG<br />

Um den Unternehmen e<strong>in</strong>e praxistaugliche Unterlage zur Gestaltung<br />

ihrer Ausbildung zur Verfügung zu stellen, werden im Jahr<br />

<strong>2012</strong> für zentrale Lehrberufe Ausbildungsleitfäden erstellt. Sie<br />

sollen Best Practice Beispiele zur Gestaltung der Ausbildung,<br />

98


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Hilfsmittel zur Reflexion <strong>und</strong> Gestaltung der eigenen Ausbildungspraxis<br />

sowie zur Handhabung von Berufsbildpositionen im<br />

Betrieb be<strong>in</strong>halten.<br />

CLEARINGSTELLE LEHRABSCHLUSSPRÜFUNG (LAP) 43<br />

Zur Sicherung der Qualität von Prüfungsbeispielen wird für alle<br />

Lehrl<strong>in</strong>gsstellen e<strong>in</strong>e zentrale "Clear<strong>in</strong>gstelle LAP" e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Sie hat folgende Aufgaben:<br />

» Prüfung von vorhandenen Prüfungsfragen <strong>und</strong> Beispielen für<br />

die Lehrabschlussprüfung auf Praxisrelevanz <strong>und</strong> Eignung zur<br />

validen Überprüfung der zur Berufsausübung erforderlichen<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten <strong>und</strong> Ausarbeitung neuer bzw.<br />

aktualisierter Fragen <strong>und</strong> Beispiele.<br />

» Erstellung e<strong>in</strong>es Konzeptes für die Vorbereitung von Prüfer-<br />

Innen auf die Prüftätigkeit <strong>und</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es Zertifikates<br />

("zertifizierter LAP-PrüferIn") sowie Prozessbegleitung der<br />

Lehrl<strong>in</strong>gsstellen bei der Implementierung.<br />

» Untersuchung der Eignung <strong>und</strong> Qualität der derzeitigen Modalitäten<br />

bei der Durchführung der Lehrabschlussprüfungen <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls Ausarbeitung von Vorschlägen für e<strong>in</strong>e zielgruppengerechte<br />

Adaptierung.<br />

43 LAP = Lehrabschlussprüfung<br />

99


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

UNTERSTÜTZUNG BEI AUSLANDSPRAKTIKA VON LEHRLINGEN<br />

Im Rahmen dieser Maßnahme können Unternehmen, deren<br />

Lehrl<strong>in</strong>ge während der Lehrzeit e<strong>in</strong> berufsbezogenes Auslandspraktikum<br />

absolvieren, den auf den Zeitraum des Praktikums<br />

aliquot entfallenden Teil der Lehrl<strong>in</strong>gsentschädigung<br />

ersetzt bekommen. Mit der Förderabwicklung können entweder<br />

die Lehrl<strong>in</strong>gsstellen oder (alternativ) mit der Organisation von<br />

Auslandspraktika befasste geeignete E<strong>in</strong>richtungen betraut werden<br />

(Näheres siehe unter Punkt II.2.2. <strong>und</strong> III.2.1.).<br />

II.2.6. AKTION ZUKUNFT JUGEND<br />

Wesentliches Ziel der <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik für junge Erwachsene<br />

von 19 bis 24 Jahren ist entsprechend den <strong>in</strong>dividuellen Voraussetzungen<br />

neben der Vermittlung <strong>in</strong> den Regelarbeitsmarkt vor<br />

allem die Qualifizierung. Daher ist die <strong>in</strong>dividuell passende<br />

(Nach- oder Höher-)Qualifizierung e<strong>in</strong> wichtiges Ziel der <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik<br />

für junge Erwachsene, da e<strong>in</strong>e gute (Aus-)bildung oft<br />

der Schlüssel zu e<strong>in</strong>er erfolgreichen <strong>und</strong> nachhaltigen Integration<br />

<strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d für diese Zielgruppe<br />

Unterstützungen bei der Berufsausbildung, <strong>das</strong> Nachholen<br />

von Bildungsabschlüssen sowie ergänzende Qualifizierungen<br />

die zentralen arbeitsmarktpolitischen Angebote.<br />

100


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Aktion Zukunft <strong>Jugend</strong> ist seit 2009 e<strong>in</strong>e erweiterte Ausbildungsgarantie<br />

für 20- bis 24-Jährige, mit dem Ziel jungen Menschen<br />

berufliche Perspektiven zu eröffnen. Die B<strong>und</strong>esregierung sieht<br />

für alle jungen <strong>Arbeit</strong>slosen zwischen 20 <strong>und</strong> 24 Jahren <strong>in</strong>nerhalb<br />

von sechs Monaten e<strong>in</strong> Angebot für e<strong>in</strong>en <strong>Arbeit</strong>splatz, e<strong>in</strong>e zielgerichtete<br />

Schulung oder e<strong>in</strong>e geförderte Beschäftigung vor.<br />

Durch den forcierten E<strong>in</strong>satz verschiedenster arbeitsmarktpolitischer<br />

Instrumente werden <strong>Jugend</strong>liche schneller <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

<strong>in</strong>tegriert bzw. werden ihnen neue Chancen auf dem<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt eröffnet. Nicht direkt vermittelbare <strong>Jugend</strong>liche erhalten<br />

<strong>in</strong>nerhalb der ersten sechs Monate ihrer Vormerkung beim<br />

AMS e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell abgestimmte Qualifizierungsförderung oder<br />

werden <strong>über</strong> e<strong>in</strong>e spezielle Beschäftigungsförderung (wieder) <strong>in</strong><br />

<strong>Arbeit</strong> gebracht. Die Aktion Zukunft <strong>Jugend</strong> hat sich seit se<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>führung im Jahr 2009 sehr bewährt <strong>und</strong> wurde daher auch<br />

<strong>2012</strong> weitergeführt. <strong>2012</strong> konnten durch diesen arbeitsmarktpolitischen<br />

Schwerpunkt r<strong>und</strong> 96.000 <strong>Jugend</strong>liche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />

gebracht werden <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 46.000 <strong>Jugend</strong>lichen wurde die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>er zielgerichteten Schulung eröffnet.<br />

101


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

II.2.7. MASSNAHMEN FÜR JUGENDLICHE MIT<br />

MIGRATIONSHINTERGRUND 44<br />

Junge MigrantInnen haben oft unter anderem aufgr<strong>und</strong> von unzureichenden<br />

Sprachkenntnissen, ger<strong>in</strong>gem Qualifikationsniveau<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Informationsdefizit bezüglich Ausbildungen <strong>und</strong> Berufen,<br />

Schwierigkeiten am <strong>Arbeit</strong>smarkt Fuß zu fassen. Während<br />

die <strong>Arbeit</strong>slosenquote der <strong>Jugend</strong>lichen unter 25 Jahren nach<br />

nationaler Def<strong>in</strong>ition im Jahr <strong>2012</strong> bei 7,6% liegt (ALQ Männer:<br />

7,8%, ALQ Frauen: 7,4%), beträgt sie bei den jungen Migrant-<br />

Innen 12,3 % (ALQ Migranten: 12,7%, ALQ Migrant<strong>in</strong>nen:<br />

11,7%). Junge Männer haben e<strong>in</strong>e leicht höhere <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

als junge Frauen, wobei die Unterschiede zwischen den<br />

Geschlechtern bei den<br />

MigrantInnen deutlicher ausfallen.<br />

<strong>Jugend</strong>liche waren <strong>2012</strong> durchschnittlich 67 Tage arbeitslos vorgemerkt<br />

(MigrantInnen 68 Tage). Mit 31. Dezember <strong>2012</strong> waren<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>über</strong> 125.000 Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Lehrbetrieben <strong>in</strong> Ausbildung.<br />

Von den durchschnittlich 10.439 vorgemerkten Lehrstellensuchenden<br />

hatte mehr als e<strong>in</strong> Drittel Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />

Der weitaus <strong>über</strong>wiegende Teil der niedergelassenen Migrant-<br />

44 Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> werden im AMS Kontext def<strong>in</strong>iert als: Jene Personen,<br />

die e<strong>in</strong>e ausländische Staatsbürgerschaft haben/hatten <strong>und</strong> Personen mit e<strong>in</strong>em<br />

dokumentierten Staatsbürgerschaftswechsel (1. Generation) <strong>und</strong> Mitversicherte<br />

von Personen der 1. Generation (2.Generation)<br />

102


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Innen im erwerbsfähigen Alter hat bereits e<strong>in</strong>en rechtlich abgesicherten<br />

dauerhaften <strong>Arbeit</strong>smarktzugang, so<strong>das</strong>s sich weitere<br />

Integrationsmaßnahmen nicht mehr auf die Beseitigung rechtlicher<br />

Zugangshürden, sondern vielmehr auf die Unterstützung bei<br />

der E<strong>in</strong>gliederung <strong>und</strong> Verfestigung am <strong>Arbeit</strong>smarkt konzentrieren.<br />

<strong>Jugend</strong>liche MigrantInnen werden mit Orientierungs-, Beratungs<strong>und</strong><br />

Qualifizierungsmaßnahmen entsprechend ihrer Bedürfnisse<br />

betreut. Ihnen wird die gesamte Palette an Qualifizierungs- <strong>und</strong><br />

Fördermaßnahmen angeboten, um ihre Position am <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

spezifisch zu fördern <strong>und</strong> zu unterstützen. Das Angebot reicht<br />

von e<strong>in</strong>er jugendgerechten Bildungs- <strong>und</strong> Berufsorientierung <strong>über</strong><br />

Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtungen bis zu Beschäftigungsprojekten.<br />

<strong>Jugend</strong>liche, die nach Beendigung der Schulpflicht nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

betriebliches Ausbildungsverhältnis vermittelt werden können,<br />

haben die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>über</strong>betrieblichen Lehre<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>e gleichwertige Lehre mit anerkannter Lehrabschlussprüfung<br />

zu absolvieren. Weiters wird jugendlichen Schul- <strong>und</strong> LehrabbrecherInnen,<br />

sowie <strong>Jugend</strong>lichen mit besonderen Schwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> speziellem Förderbedarf die Teilnahme an Produktionsschulen<br />

angeboten (siehe auch unter Pkt. II.2.1.). Die Komb<strong>in</strong>ati-<br />

103


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

on aus <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Lernen soll die <strong>Jugend</strong>lichen für den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

stabilisieren.<br />

Um <strong>das</strong> Qualifikationsniveau der jugendlichen MigrantInnen zu<br />

erhöhen, werden auch Basisqualifikationen, wie Kurse für den<br />

Hauptschulabschluss <strong>und</strong> Deutschkurse gefördert. Weitere <strong>in</strong>tegrative<br />

arbeitsmarktpolitische Maßnahmen <strong>und</strong> Programme für<br />

diese Gruppe s<strong>in</strong>d die Kompetenzbilanzierung für MigrantInnen,<br />

Mentor<strong>in</strong>g Programme, „Netzwerkarbeit mit <strong>und</strong> für Mädchen“<br />

<strong>und</strong> „FiT- Frauen <strong>in</strong> Handwerk <strong>und</strong> Technik“. Im Rahmen dieses<br />

Programms werden Frauen <strong>und</strong> Mädchen <strong>in</strong> nicht traditionellen<br />

Berufen qualifiziert.<br />

Im <strong>Arbeit</strong>smarktservice werden regelmäßige Beratungstage für<br />

<strong>Jugend</strong>liche durch externe Beratungsstellen abgehalten<br />

(Beratungszentrum, WUK Monopoli, Sprungbrett, etc.). Diese<br />

können auf Gr<strong>und</strong> ihrer Zielsetzung e<strong>in</strong>e umfassendere Beratung<br />

<strong>und</strong> Betreuung der <strong>Jugend</strong>lichen garantieren. Dabei werden auch<br />

Probleme besprochen, die nicht im Rahmen e<strong>in</strong>er AMS-Beratung<br />

erfolgen können. In eigenen Pilotprojekten werden besonders<br />

jugendliche Migrant<strong>in</strong>nen mit Potential für Höherqualifizierung<br />

<strong>und</strong> Nostrifizierung angesprochen <strong>und</strong> unterstützt. Besonders<br />

<strong>Jugend</strong>liche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> profitieren <strong>über</strong>durchschnittlich<br />

vom <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g (Näheres siehe unter Pkt. II.2.1).<br />

104


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Das Projekt „Manag<strong>in</strong>g Diversity im <strong>Arbeit</strong>smarktservice <strong>Jugend</strong>liche“<br />

soll bessere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Integration dieser<br />

Zielgruppe - sowohl <strong>in</strong> AMS-Maßnahmen als auch am <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

– schaffen. Die Umsetzung von Manag<strong>in</strong>g Diversity erfolgt<br />

auf mehreren Ebenen: Durch E<strong>in</strong>setzung von Maßnahmen <strong>in</strong> ‚<br />

Berücksichtigung des familiären Kontext der Zielgruppe, Schaffung<br />

geeigneter Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Beratungssituation<br />

(beispielsweise durch MitarbeiterInnen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>),<br />

Implementierung von Maßnahmen <strong>in</strong>nerhalb von AMS-<br />

Schulungen <strong>und</strong> diversitätsorientierte Unterstützung von Betrieben.<br />

II.2.8. MASSNAHMEN FÜR JUGENDLICHE MIT GESUNDHEIT-<br />

LICHEN VERMITTLUNGSEINSCHRÄNKUNGEN 45<br />

Das <strong>Arbeit</strong>smarktservicegesetz (AMSG) sieht für benachteiligte<br />

Personen e<strong>in</strong>e besondere Betreuung vor. Das <strong>Arbeit</strong>smarktservice<br />

wendet daher – im Rahmen dieses gesetzlichen Auftrags für<br />

mehr Chancengleichheit am <strong>Arbeit</strong>smarkt Sorge zu tragen – ei-<br />

45 Begünstigte beh<strong>in</strong>derte Personen haben e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stufung (Feststellungsbescheid)<br />

nach dem Beh<strong>in</strong>dertene<strong>in</strong>stellungsgesetz, dem Opferfürsorgegesetz oder/<strong>und</strong> den<br />

Landesbeh<strong>in</strong>dertengesetzen. Aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>geschränkter körperlicher oder psychischer<br />

E<strong>in</strong>setzbarkeit für den <strong>Arbeit</strong>smarkt werden Personen auch vom AMS als ges<strong>und</strong>heitlich<br />

e<strong>in</strong>geschränkt e<strong>in</strong>gestuft.<br />

105


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

nen erweiterten Beh<strong>in</strong>dertenbegriff an <strong>und</strong> orientiert sich bei der<br />

Betreuung von arbeitslosen <strong>Jugend</strong>lichen mit ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Vermittlungse<strong>in</strong>schränkungen nicht nur an gesetzlich festgestellten<br />

Beh<strong>in</strong>derungen (begünstigte Beh<strong>in</strong>derte gemäß Beh<strong>in</strong>dertene<strong>in</strong>stellungsgesetz,<br />

Opferfürsorgegesetz oder Landesbeh<strong>in</strong>dertengesetz)<br />

sondern an der realen beruflichen Integrationsmöglichkeit<br />

der betroffenen Personen. Es berücksichtigt daher auch<br />

physische, psychische <strong>und</strong> geistige E<strong>in</strong>schränkungen, sofern<br />

diese durch ärztliche Gutachten belegt wurden <strong>und</strong> sich daraus<br />

maßgebliche Schwierigkeiten bei der Vermittlung oder nur e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Berufsmöglichkeiten ergeben. Zusätzlich werden seit<br />

2010 auch InhaberInnen e<strong>in</strong>es Beh<strong>in</strong>dertenpasses (begünstigbare<br />

Beh<strong>in</strong>derte) erfasst. Im Jahr <strong>2012</strong> waren jahresdurchschnittlich<br />

2.739 <strong>Jugend</strong>liche mit ges<strong>und</strong>heitlichen Vermittlungse<strong>in</strong>schränkungen<br />

beim <strong>Arbeit</strong>smarktservice arbeitslos vorgemerkt.<br />

Dieser Zielgruppe steht gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>das</strong> gesamte Dienstleistungsangebot<br />

des <strong>Arbeit</strong>smarktservice zur Verfügung. Dieses<br />

be<strong>in</strong>haltet bedarfsgerechte Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufs<strong>in</strong>formationen,<br />

umfassende Beratung unter Berücksichtigung der persönlichen<br />

Problematik sowie Vermittlung unter E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>dividuell<br />

abgestimmter Qualifizierungs- oder Beschäftigungsförderungen<br />

bzw. Unterstützungsmaßnahmen. Das <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g (Details<br />

siehe unter Pkt. II.2.1) unterstützt <strong>in</strong>sbesondere auch diese Ziel-<br />

106


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

gruppe bei ihren <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen <strong>und</strong> Anliegen. Besondere<br />

Anstrengungen setzt <strong>das</strong> <strong>Arbeit</strong>smarktservice auch zur<br />

Förderung der Ausbildung ges<strong>und</strong>heitlich <strong>und</strong> sozial benachteiligter<br />

<strong>Jugend</strong>licher im Rahmen der Integrativen Berufsausbildung.<br />

Diese kann als Lehre oder als Teilqualifikation absolviert werden.<br />

<strong>Jugend</strong>lichen, die <strong>in</strong> sozialer, begabungsmäßiger oder körperlicher<br />

H<strong>in</strong>sicht benachteiligt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> denen die Erreichung e<strong>in</strong>er<br />

abgeschlossenen Berufsausbildung bislang verwehrt blieb, wird<br />

im Zuge dieses Ausbildungsmodells die Möglichkeit e<strong>in</strong>er verlängerten<br />

Lehrzeit zur Verbesserung der E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> <strong>das</strong><br />

Berufsleben geboten. Weiters kann im Rahmen der Integrativen<br />

Berufsausbildung (siehe auch unter Pkt. II.2.10) e<strong>in</strong>e Teilqualifikation<br />

durch E<strong>in</strong>schränkung auf bestimmte Teile des Berufsbildes<br />

e<strong>in</strong>es Lehrberufs vermittelt werden, die den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt ermöglicht, wenn e<strong>in</strong> Lehrabschluss nicht erreicht<br />

wird.<br />

<strong>2012</strong> wurden 8.804 <strong>Jugend</strong>liche mit ges<strong>und</strong>heitlichen Vermittlungse<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>in</strong> Beihilfen des <strong>Arbeit</strong>smarktservice e<strong>in</strong>bezogen,<br />

davon nahmen 1.738 an Beschäftigungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> 2.046 an Unterstützungsmaßnahmen teil. E<strong>in</strong>em besonders<br />

großen Teil wurde die Teilnahme an e<strong>in</strong>er Aus- oder Weiterbildung<br />

ermöglicht. <strong>2012</strong> betrug die Anzahl der vom <strong>Arbeit</strong>s-<br />

107


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

marktservice mittels Qualifizierungsmaßnahmen geförderten<br />

jugendlichen Personen mit ges<strong>und</strong>heitsbed<strong>in</strong>gten Vermittlungse<strong>in</strong>schränkungen<br />

7.460 46 .<br />

II.2.9. BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE FÜR JUNGE MENSCHEN<br />

MIT BEHINDERUNG DES BUNDESSOZIALAMTES 47<br />

Im Jahr 2001 wurde von Seiten der B<strong>und</strong>esregierung e<strong>in</strong>e<br />

Beschäftigungsoffensive zur E<strong>in</strong>gliederung von Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

mit Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt gestartet, deren<br />

Maßnahmen aus Mitteln des B<strong>und</strong>eshaushalts, des Ausgleichtaxfonds<br />

<strong>und</strong> des Europäischen Sozialfonds bestritten<br />

werden. Zentrale Ziele der beh<strong>in</strong>dertenspezifischen <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik<br />

s<strong>in</strong>d die Erlangung von neuen <strong>Arbeit</strong>splätzen <strong>und</strong> die<br />

Sicherung bestehender <strong>Arbeit</strong>splätze. Im Rahmen der Beschäftigungsoffensive<br />

wird e<strong>in</strong> breit gefächertes Förder<strong>in</strong>strumentarium<br />

angeboten, <strong>das</strong> <strong>Jugend</strong>liche mit Beh<strong>in</strong>derung unterstützen soll<br />

<strong>und</strong> Unternehmen Anreize bieten soll, diesen Personenkreis<br />

e<strong>in</strong>zustellen.<br />

46 Quelle: AMS-DWH, Würfel: fdg_personen <strong>2012</strong>, Anzahl Personen. Anmerkung dazu:<br />

Die Personenzählung erfolgt mittels PST-Keys e<strong>in</strong>deutig <strong>über</strong> alle Dimensionen <strong>in</strong><br />

Bezug auf die jeweilige Förderfall-Anzahl. Bei der e<strong>in</strong>deutigen Zählung wird e<strong>in</strong>e Person<br />

bei allen Kategorien, <strong>in</strong> denen sie vorkommt, gezählt, aber <strong>in</strong> Summe nur e<strong>in</strong>mal.<br />

47 BMASK, Abteilung IV/A/6 – verwendete Daten lt. Abfragen im DWH vom 27. Mai<br />

<strong>2013</strong><br />

108


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

Die berufliche Erst<strong>in</strong>tegration im S<strong>in</strong>ne der bestmöglichen beruflichen<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Beschäftigung ist e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>sätzliches Ziel,<br />

<strong>das</strong> aufgr<strong>und</strong> der <strong>Arbeit</strong>smarktlage noch an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt.<br />

Es soll der Ausgrenzung von <strong>Jugend</strong>lichen mit Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

entgegengewirkt werden. E<strong>in</strong>en Schwerpunkt stellt<br />

auch hier der Übergang von Schule <strong>und</strong> Beruf dar. E<strong>in</strong>e neue<br />

Strategie stellt <strong>das</strong> Laufbahnmanagement für <strong>Jugend</strong>liche dar,<br />

dabei werden <strong>Jugend</strong>lichen mit Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

<strong>über</strong> die verschiedenen Schritte der Integration – vom Clear<strong>in</strong>g,<br />

<strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g, Integrative Berufsausbildung, <strong>Jugend</strong>arbeitsassistenz,<br />

Job Coach<strong>in</strong>g, Qualifizierung- <strong>und</strong> Beschäftigungsprojekte<br />

– kont<strong>in</strong>uierlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dienstverhältnis begleitet. Diese Strategie<br />

gilt es weiterzuentwickeln <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Praxis zu erproben, um<br />

so die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die berufliche Erst<strong>in</strong>tegration zu<br />

verbessern. Gr<strong>und</strong>sätzlich haben alle <strong>Jugend</strong>liche mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

oder sozial <strong>und</strong> emotionalen Bee<strong>in</strong>trächtigungen Zugang zu<br />

allen Maßnahmen, die im Rahmen der Beschäftigungsoffensive<br />

angeboten werden, speziell für <strong>Jugend</strong>liche wurden <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong>novative Maßnahmen im Bereich Begleitenden Hilfen sowie<br />

Beschäftigungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt, die<br />

im Folgenden genauer beschrieben werden:<br />

109


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

BERUFLICHE ASSISTENZEN<br />

Seit <strong>2012</strong> bietet <strong>das</strong> B<strong>und</strong>essozialamt <strong>das</strong> Netzwerk Berufliche<br />

Assistenz (NEBA) an, e<strong>in</strong> vernetztes Instrumentarium von Unterstützungsmaßnahmen<br />

für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung <strong>und</strong> andere<br />

benachteiligte Gruppen, die bezahlte <strong>Arbeit</strong> am regulären<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt sicherstellen <strong>und</strong> erhalten sollen. Für die Zielgruppe<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen mit Beh<strong>in</strong>derung im Übergang von Schule zu<br />

Beruf werden folgende Leistungen angeboten: <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g<br />

(Clear<strong>in</strong>g), Berufsausbildungsassistenz, <strong>Arbeit</strong>sassistenz <strong>und</strong> Job<br />

Coach<strong>in</strong>g.<br />

» Clear<strong>in</strong>g (ab <strong>2012</strong> <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g; siehe II.2.1)<br />

Clear<strong>in</strong>g war e<strong>in</strong>e Dienstleistung an der Schnittstelle Schule/Beruf<br />

<strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit den Schulen mit vielschichtigen<br />

Vernetzungs- <strong>und</strong> Verweisungsfunktionen. Für SchülerInnen<br />

mit Beh<strong>in</strong>derung bzw. mit sozial emotionalen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

ab der 7. Schulstufe <strong>und</strong> für <strong>Jugend</strong>liche, die die<br />

Schule bereits absolviert haben, <strong>über</strong>prüfte e<strong>in</strong> Clear<strong>in</strong>gteam<br />

unter Heranziehung von ExpertInnen die <strong>in</strong>dividuelle Leistungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> erstellte auf Gr<strong>und</strong> der vorhandenen Anlagen <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten konkrete Entwicklungspläne. Ziel dieser Maßnahme<br />

war es, die erschwerte Vermittelbarkeit auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt mit<br />

Hilfe von <strong>in</strong>dividuellen Förderpaketen auszugleichen <strong>und</strong> dem/der<br />

<strong>Jugend</strong>lichen die jeweils bestgeeignete Maßnahme anzubieten<br />

110


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

(z.B. <strong>Arbeit</strong>sassistenz für <strong>Jugend</strong>liche, Nachreifungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsprojekte).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der äußerst positiven Erfahrungen mit dem Projekt<br />

„Clear<strong>in</strong>g“ entwickelte <strong>das</strong> B<strong>und</strong>essozialamt im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

eigens dafür e<strong>in</strong>gerichteten Steuerungsgruppe geme<strong>in</strong>sam mit<br />

dem B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für <strong>Arbeit</strong>, Soziales <strong>und</strong> Konsumentenschutz<br />

<strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Unterricht, Kunst <strong>und</strong><br />

Kultur im Jahr <strong>2012</strong> e<strong>in</strong> erweitertes Angebot für <strong>Jugend</strong>liche an<br />

der Schnittstelle zwischen der Schule <strong>und</strong> dem Berufsleben, <strong>das</strong><br />

„<strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g“. Detaillierte Informationen zum <strong>Jugend</strong>coach<strong>in</strong>g<br />

s<strong>in</strong>d unter Punkt II.2.1 zu f<strong>in</strong>den.<br />

» Berufsausbildungsassistenz<br />

Ziel der Berufsausbildungsassistenz ist, die E<strong>in</strong>gliederung von<br />

benachteiligten <strong>Jugend</strong>lichen mit persönlichen Vermittlungsh<strong>in</strong>dernissen<br />

<strong>in</strong> <strong>das</strong> Berufsleben zu verbessern. Durch geeignete<br />

Maßnahmen der Vorbereitung, Unterstützung <strong>und</strong> Begleitung soll<br />

den <strong>Jugend</strong>lichen e<strong>in</strong> erfolgreicher Abschluss der gewählten<br />

Ausbildung ermöglicht werden <strong>und</strong> somit den Rahmen für e<strong>in</strong>e<br />

längerfristige E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> den Regelarbeitsmarkt geschaffen<br />

werden. Im Jahr <strong>2012</strong> gab es im Rahmen der Berufsausbildungsassistenz<br />

im B<strong>und</strong>essozialamt 5.584 Förderfälle (1.775<br />

weiblich, 3.809 männlich).<br />

111


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

» <strong>Jugend</strong>arbeitsassistenz<br />

Für <strong>Jugend</strong>liche mit Beh<strong>in</strong>derung wird die Dienstleistung e<strong>in</strong>er<br />

eigenen <strong>Arbeit</strong>sassistenz zur Erlangung <strong>und</strong> Sicherung e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Arbeit</strong>splatzes gefördert. Diese wird durch speziell für diesen<br />

Personenkreis qualifizierte Fachkräfte erbracht.<br />

Die Aufgaben der <strong>Arbeit</strong>sassistenz reichen von der geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den <strong>Jugend</strong>lichen vorgenommenen Situationsanalyse <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>schätzungen zu den <strong>in</strong>dividuellen beruflichen Möglichkeiten<br />

<strong>über</strong> die Begleitung der <strong>Arbeit</strong>ssuche bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Unterstützung<br />

<strong>in</strong> der Anfangsphase des Dienstverhältnisses. E<strong>in</strong>e zweite<br />

zentrale Funktion der <strong>Arbeit</strong>sassistenz ist die Krisen<strong>in</strong>tervention<br />

zur Sicherung e<strong>in</strong>es gefährdeten <strong>Arbeit</strong>splatzes. Im Jahr <strong>2012</strong><br />

gab es im Rahmen der <strong>Jugend</strong>arbeitsassistenz 4.872 Förderfälle<br />

(2.032 weiblich <strong>und</strong> 2.840 männlich).<br />

» Job Coach<strong>in</strong>g<br />

Durch Job Coach<strong>in</strong>g sollen <strong>Jugend</strong>liche mit Beh<strong>in</strong>derung begleitet<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuell auf ihrem <strong>Arbeit</strong>splatz im Unternehmen e<strong>in</strong>geschult<br />

werden. Zielsetzung ist, die dauerhafte berufliche Integration<br />

<strong>und</strong> existenzsichernde Erwerbstätigkeit für die begleiteten<br />

<strong>Jugend</strong>lichen mit Beh<strong>in</strong>derung sicherzustellen.<br />

Diese Unterstützung soll sowohl fachliche als auch soziale Kompetenzen<br />

fördern <strong>und</strong> somit dem Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

ermöglichen, die betrieblichen Anforderungen selbständig zu er-<br />

112


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

füllen. Gleichzeitig soll damit <strong>das</strong> betriebliche Umfeld für die<br />

beh<strong>in</strong>derungsbed<strong>in</strong>gten Anliegen sensibilisiert werden. Im Jahr<br />

<strong>2012</strong> wurden 511 Förderfälle verzeichnet (199 weiblich, 312<br />

männlich).<br />

» Persönliche Assistenz am <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

<strong>Jugend</strong>lichen mit schwerer Beh<strong>in</strong>derung ist häufig der Zugang<br />

zum sowie der Verbleib im Erwerbsleben trotz fachlicher Eignung<br />

mangels <strong>in</strong>dividuellen Unterstützungsangebots erschwert. Persönliche<br />

Assistenz am <strong>Arbeit</strong>splatz soll die bedarfsgerechte,<br />

selbstbestimmte, selbstorganisierte <strong>und</strong> gleichberechtigte Teilhabe<br />

am Erwerbsleben von <strong>Jugend</strong>lichen mit e<strong>in</strong>er schweren Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigung<br />

ermöglichen. AssistenznehmerInnen erhalten<br />

jene personale Unterstützung, die zur Ausübung e<strong>in</strong>er beruflichen<br />

Tätigkeit oder zur Absolvierung e<strong>in</strong>er Ausbildung erforderlich<br />

ist. Entsprechend dem Selbstverständnis von Frauen <strong>und</strong><br />

Männern mit Beh<strong>in</strong>derung werden Selbstbestimmung, Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Teilhabe <strong>in</strong> den Mittelpunkt gestellt.<br />

Durch die Persönliche Assistenz am <strong>Arbeit</strong>splatz soll die Teilhabe<br />

von Frauen <strong>und</strong> Männern mit Beh<strong>in</strong>derung, welche auf Gr<strong>und</strong><br />

ihrer Bee<strong>in</strong>trächtigung personale Unterstützung zur selbstbestimmten<br />

<strong>und</strong> eigenverantwortlichen Gestaltung ihres <strong>Arbeit</strong>slebens<br />

bzw. ihrer Ausbildung benötigen, am allgeme<strong>in</strong>en <strong>Arbeit</strong>s-<br />

113


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

markt qualitativ <strong>und</strong> quantitativ gesteigert werden oder die Möglichkeit<br />

zur Absolvierung e<strong>in</strong>er Ausbildung sichergestellt werden.<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> wurde <strong>in</strong> 126 Förderfällen dieses Angebot <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen (60 weiblich, 66 männlich).<br />

BESCHÄFTIGUNGS- UND QUALIFIZIERUNGSMAßNAHMEN:<br />

Verstärkte Anforderungen am <strong>Arbeit</strong>smarkt machen für Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong>derung <strong>und</strong> besonders für <strong>Jugend</strong>liche, häufig im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Nachreifung, gezielte Qualifizierungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsmaßnahmen<br />

erforderlich. Ziel dieser Projekte ist es, Qualifizierung<br />

entsprechend <strong>in</strong>dividueller Berufsperspektiven unter<br />

E<strong>in</strong>beziehung der Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen zu ermöglichen.<br />

Außerdem bieten sie die Möglichkeit zu e<strong>in</strong>er befristeten Beschäftigung<br />

<strong>und</strong> dienen der Stabilisierung, um auf die <strong>Arbeit</strong>ssituation<br />

<strong>in</strong> der freien Wirtschaft vorzubereiten. Im Jahr <strong>2012</strong> wurden<br />

für <strong>Jugend</strong>liche im Rahmen von Beschäftigungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />

3.357 Förderfälle verzeichnet (1.479 weiblich<br />

<strong>und</strong> 1.878 männlich).<br />

114


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

II.2.10.<br />

INTEGRATIVE BERUFSAUSBILDUNG<br />

Durch die Novelle zum Berufsausbildungsgesetz im Jahr 2003<br />

wurde die gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Berufsausbildung<br />

für benachteiligte Personen mit persönlichen Vermittlungsh<strong>in</strong>dernissen<br />

48 geschaffen. Diese Ausbildung ist entweder als e<strong>in</strong>e<br />

Lehrausbildung mit verlängerter Lehrzeit gestaltet oder es werden<br />

Teilqualifikationen vermittelt, die den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

ermöglichen, wenn die Erreichung e<strong>in</strong>es Lehrabschlusses nicht<br />

möglich ist. Durch e<strong>in</strong>e maßgeschneiderte Ausbildung kann ganz<br />

gezielt auf die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Diese Ausbildung hat die davor bestehende Vorlehre ersetzt.<br />

Die Integrative Berufsausbildung wird durch die Berufsausbildungsassistenz<br />

begleitet. Die BerufsausbildungsassistentInnen<br />

begleiten <strong>und</strong> unterstützen benachteiligte <strong>und</strong> beh<strong>in</strong>derte<br />

<strong>Jugend</strong>liche während des Ausbildungsverhältnisses im Betrieb<br />

48 Das s<strong>in</strong>d Personen, die nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e reguläre Lehre vermittelt werden konnten <strong>und</strong><br />

zusätzlich e<strong>in</strong>er der folgenden Gruppen angehören: Personen mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf am Ende der Pflichtschule, die zum<strong>in</strong>dest teilweise nach dem<br />

Lehrplan e<strong>in</strong>er Sonderschule unterrichtet wurden, Personen ohne Hauptschulabschluss<br />

bzw. mit negativem Hauptschulabschluss, Beh<strong>in</strong>derte im S<strong>in</strong>ne des Beh<strong>in</strong>dertene<strong>in</strong>stellungsgesetzes<br />

(Landesbeh<strong>in</strong>dertengesetzes) oder sozial benachteiligte Personen, bei<br />

denen aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Berufsorientierungsmaßnahme feststeht, <strong>das</strong>s sie e<strong>in</strong>e Lehrausbildung<br />

voraussichtlich nicht schaffen werden.<br />

115


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

(oder <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung) <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Berufsschule. Ziel der Berufsausbildungsassistenz<br />

ist die E<strong>in</strong>gliederung von benachteiligten<br />

<strong>Jugend</strong>lichen mit persönlichen Vermittlungsh<strong>in</strong>dernissen <strong>in</strong><br />

<strong>das</strong> Berufsleben zu verbessern. Durch geeignete Maßnahmen<br />

der Vorbereitung, Unterstützung <strong>und</strong> Begleitung soll den <strong>Jugend</strong>lichen<br />

e<strong>in</strong> erfolgreicher Abschluss der gewählten Ausbildung<br />

ermöglicht werden <strong>und</strong> somit den Rahmen für e<strong>in</strong>e längerfristige<br />

E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> den Regelarbeitsmarkt geschaffen werden.<br />

Die Integrative Berufsausbildung für <strong>Jugend</strong>liche wurde im Zuge<br />

des <strong>Jugend</strong>beschäftigungspakets im Jahr 2008 unbefristet<br />

verlängert. Mit der Novelle zum Berufsausbildungsgesetz 2010,<br />

welches mit 1. Juli 2010 <strong>in</strong> Kraft getreten ist, wurden folgende<br />

Maßnahmen <strong>in</strong> der Integrativen Berufsausbildung umgesetzt:<br />

» Adm<strong>in</strong>istrative Vere<strong>in</strong>fachung beim Wechsel der Ausbildungsform;<br />

» Ermöglichung e<strong>in</strong>er Integrativen Berufsausbildung mit reduzierter<br />

Tages- oder Wochenst<strong>und</strong>enanzahl aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Gründen;<br />

» Verbesserung der Transparenz beim Nachweis der <strong>in</strong> der<br />

<strong>in</strong>tegrativen Berufsausbildung erworbenen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Kenntnisse durch Dokumentation derselben <strong>in</strong> den Abschlussprüfungszeugnissen;<br />

116


ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE<br />

» E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er gesetzlichen Interessenvertretung für<br />

<strong>Jugend</strong>liche <strong>in</strong> <strong>über</strong>betrieblichen Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

(Vertrauensrat);<br />

» Erweiterung der Möglichkeit zur Anrechnung von fache<strong>in</strong>schlägigen<br />

Ausbildungszeiten im Ausland auf die Lehrzeit von<br />

maximal vier Monaten pro Lehrjahr auf maximal sechs Monate<br />

pro Lehrjahr.<br />

Von den 125.228 Lehrl<strong>in</strong>gen haben Ende Dezember <strong>2012</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />

5.741 <strong>Jugend</strong>liche e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz <strong>in</strong> der <strong>in</strong>tegrativen<br />

Berufsausbildung. Von den 5.741 Lehrl<strong>in</strong>gen befanden sich<br />

4.237 <strong>in</strong> verlängerten Lehrausbildungen <strong>und</strong> 1.504 <strong>in</strong> Teilqualifizierungen<br />

(davon werden 3.521 Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Unternehmen <strong>und</strong><br />

2.220 Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen ausgebildet).<br />

117


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

III. AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

III.1.<br />

Beitrag des Europäischen Sozialfonds<br />

Im Rahmen des seit Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2007 laufenden Förderprogramms<br />

des Europäischen Sozialfonds (ESF) „Beschäftigung<br />

<strong>Österreich</strong> 2007-<strong>2013</strong>“ werden Maßnahmen zur Verh<strong>in</strong>derung<br />

<strong>und</strong> Bekämpfung der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit umgesetzt, wobei darauf<br />

geachtet wird, <strong>das</strong>s diese gleichermaßen Männern <strong>und</strong> Frauen<br />

zu Gute kommen. Bis zum Ende des Jahres <strong>2012</strong> wurden bereits<br />

<strong>über</strong> 210.000 Teilnahmen von <strong>Jugend</strong>lichen <strong>in</strong> durch den ESF<br />

geförderten Maßnahmen registriert (siehe Tabelle 5).<br />

Tabelle 5: Teilnahme von <strong>Jugend</strong>lichen <strong>in</strong> durch ESF<br />

geförderte Maßnahmen; 2007-<strong>2013</strong><br />

Schwerpunkte weiblich männlich gesamt<br />

Anpassungsfähigkeit der <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen<br />

<strong>und</strong> der Unternehmen<br />

29.164 9.146 38.310<br />

Bekämpfung von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit 12.005 13.350 25.355<br />

Berufliche Integration von Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung<br />

Teilnahmen<br />

25.540 43.702 69.242<br />

Integration arbeitsmarktferner Personen 2.295 2.547 4.842<br />

Lebensbegleitendes Lernen 40.109 32.829 72.938<br />

Gesamt 109.113 101.574 210.687<br />

Quelle: Verwaltungsbehörde OP Beschäftigung 2007-<strong>2013</strong>; Datenstand: 7.6.<strong>2013</strong><br />

118


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

Das <strong>Arbeit</strong>smarktservice setzt auf die Sicherung bestehender<br />

Beschäftigungsverhältnisse <strong>und</strong> die Unterstützung arbeitsloser<br />

<strong>Jugend</strong>licher bei der Erlangung von neuen Beschäftigungsverhältnissen.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren wird verstärkt auf die Situation der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

reagiert. So wurde für <strong>das</strong> AMS die Möglichkeit geschaffen,<br />

durch den ESF f<strong>in</strong>anzierte spezifische Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für schwer vermittelbare arbeitslose <strong>Jugend</strong>liche<br />

durchzuführen, <strong>in</strong>sbesondere für <strong>Jugend</strong>liche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />

<strong>Jugend</strong>liche mit erheblichen Schwierigkeiten im Ausbildungssystem<br />

<strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche mit Schwierigkeiten beim Umstieg<br />

<strong>in</strong> Beschäftigung.<br />

Neben den Maßnahmen des <strong>Arbeit</strong>smarktservice werden von<br />

Seiten der B<strong>und</strong>essozialämter Leistungen für <strong>Jugend</strong>liche mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung im Alter von 15 bis 25 Jahren angeboten. Über den<br />

ESF werden die Berufsausbildungsassistenz, die <strong>Arbeit</strong>sassistenz<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Jobcoach<strong>in</strong>g unterstützt (Näheres siehe unter II.2.4<br />

<strong>und</strong> II.2.9).<br />

Die <strong>Arbeit</strong>smarktchancen erhöhen sich empirisch nachweislich<br />

entsprechend dem jeweiligen Bildungsniveau. Ziel des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Unterricht, Kunst <strong>und</strong> Kultur <strong>und</strong> des Bun-<br />

119


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

desm<strong>in</strong>isteriums für Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung ist daher<br />

die Verbesserung der Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen durch die<br />

Förderung von <strong>Jugend</strong>lichen <strong>in</strong> der schulischen <strong>und</strong> beruflichen<br />

Ausbildung, <strong>und</strong> zwar vor allem von jenen, die vom Schulabbruch<br />

bedroht s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mit sozialen oder sprachlichen Problemen zu<br />

kämpfen haben sowie von jenen, die Unterstützung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Berufsorientierung <strong>und</strong> Berufsentscheidung benötigen.<br />

Die Territorialen Beschäftigungspakte engagieren sich ebenfalls<br />

bei der Unterstützung von <strong>Jugend</strong>lichen am <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />

Über Modellprojekte werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen B<strong>und</strong>esländern <strong>in</strong>novative<br />

Maßnahmen für <strong>Jugend</strong>liche f<strong>in</strong>anziert.<br />

PROJEKTBEISPIEL: „STEP BY STEP“<br />

Das Projekt betreut arbeitslose <strong>und</strong> arbeitsfähige EmpfängerInnen<br />

der bedarfsorientierten M<strong>in</strong>destsicherung mit multiplen Problemlagen,<br />

die derzeit ke<strong>in</strong>e Integrationsperspektive <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Chance auf <strong>Arbeit</strong>saufnahme haben für e<strong>in</strong>en Zeitraum von bis<br />

zu sechs Monaten, um ihren E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

systematisch zu unterstützen.<br />

Um den TeilnehmerInnen e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Zugang zum Projekt<br />

zu ermöglichen, werden vor jeder Projekte<strong>in</strong>heit Infoveranstaltungen<br />

durchgeführt. In der darauf folgenden E<strong>in</strong>stiegsphase<br />

120


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

erfolgt e<strong>in</strong> umfassendes Clear<strong>in</strong>g unter Berücksichtigung vorhandener<br />

Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Gutachten. In E<strong>in</strong>zelgesprächen wird auf die<br />

<strong>in</strong>dividuellen Problemlagen der TeilnehmerInnen e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Neben der <strong>in</strong>tensiven E<strong>in</strong>zelarbeit wird <strong>in</strong> dieser Phase auch <strong>in</strong><br />

Gruppen gearbeitet. Hier s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>legende Themen zur Teambildung,<br />

zur Kommunikation <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Sensibilisierung <strong>in</strong> Richtung<br />

Aufnahme e<strong>in</strong>er Erwerbsarbeit vorrangig.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt erfolgt e<strong>in</strong>e Kompetenzbilanzierung.<br />

Formelle <strong>und</strong> <strong>in</strong>formelle Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten der TeilnehmerInnen<br />

werden <strong>in</strong> geeignetem Rahmen erhoben. Die<br />

Ergebnisse der Kompetenzbilanzierung dienen als Basis für e<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>dividuellen Maßnahmenplan, der für jede/-n TeilnehmerIn<br />

spezifisch erstellt wird. Im E<strong>in</strong>zelcoach<strong>in</strong>g wird der Maßnahmenplan<br />

umgesetzt, erweitert <strong>und</strong> angepasst.<br />

Ergänzt wird <strong>das</strong> Maßnahmenpaket des Projektes durch e<strong>in</strong>e<br />

Unterstützung bei der Berufsorientierung, die bei der <strong>in</strong>dividuellen<br />

Situation der <strong>Jugend</strong>lichen ansetzt. Mit unterschiedlichen Methoden<br />

beschäftigten sich die <strong>Jugend</strong>lichen mit ihren Interessen,<br />

<strong>in</strong>formellen Kompetenzen <strong>und</strong> Vorstellungen von möglichen Berufen,<br />

wie auch mit ihren bisherigen Strategien bei der <strong>Arbeit</strong>ssuche<br />

<strong>und</strong> hilfreichen bzw. hemmenden E<strong>in</strong>flüssen <strong>in</strong> der Umgebung.<br />

Um e<strong>in</strong>en erfolgreichen Zugang zum <strong>Arbeit</strong>smarkt zu f<strong>in</strong>-<br />

121


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

den, die Eignung für neue Berufe herauszuf<strong>in</strong>den, neue Kontakte<br />

zu Firmen zu knüpfen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> realistisches Bild der <strong>Arbeit</strong>swelt<br />

zu bekommen, ist e<strong>in</strong> Betriebspraktikum fixer Bestandteil des<br />

Projektes.<br />

III.2.<br />

Maßnahmen der EU zur Unterstützung<br />

der <strong>Jugend</strong>beschäftigung<br />

Durch die Krise ist die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit <strong>in</strong> vielen Ländern<br />

der Europäischen Union stark angestiegen (siehe Grafik 10).<br />

Damit rücken <strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong> die Bekämpfung der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />

immer stärker <strong>in</strong>s Blickfeld der Programme <strong>und</strong><br />

Initiativen der Europäischen Union. So wurde im Dezember<br />

<strong>2012</strong> e<strong>in</strong> <strong>Jugend</strong>beschäftigungspaket von der EU-Kommission<br />

veröffentlicht. Im Frühjahr <strong>2013</strong> wurde e<strong>in</strong>e europäische<br />

<strong>Jugend</strong>garantie beschlossen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Jugend</strong>beschäftigungs<strong>in</strong>itiative<br />

gestartet.<br />

Die wichtigsten Initiativen für <strong>Jugend</strong>liche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Europa-<br />

2020-Strategie zusammengefasst: Die Leit<strong>in</strong>itiative „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong><br />

Bewegung“ deckt die Bereiche Beschäftigung, Schulung <strong>und</strong> Bildung<br />

ab. Die <strong>Jugend</strong>garantie oder die <strong>Jugend</strong>beschäftigungs<strong>in</strong>itiative<br />

fallen unter diese Initiative. E<strong>in</strong>e weitere EU-Initiative mit<br />

122


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

e<strong>in</strong>em Fokus auf <strong>Jugend</strong>liche ist die „Agenda für neue Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungsmöglichkeiten.“<br />

JUGEND IN BEWEGUNG (YOUTH ON THE MOVE)<br />

Die Initiative „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Bewegung“ umfasst mehrere Initiativen<br />

zu Bildung <strong>und</strong> Beschäftigung für <strong>Jugend</strong>liche mit folgenden<br />

Schwerpunkten:<br />

» Verr<strong>in</strong>gerung der Quote der frühen SchulabbrecherInnen <strong>und</strong><br />

Beteiligung am Lebenslangen Lernen: Der Zugang für junge<br />

Menschen zum Lernangebot soll verbessert <strong>und</strong> <strong>das</strong> Angebot<br />

erweitert werden. Berufsausbildung <strong>in</strong> Betrieben sowie hochwertige<br />

Praktika als Lernen am <strong>Arbeit</strong>splatz werden ebenfalls<br />

gefördert, um den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu erleichtern.<br />

» Erhöhung des Anteils von jungen Menschen, die e<strong>in</strong>e Hochschule<br />

oder e<strong>in</strong>e vergleichbare Bildungse<strong>in</strong>richtung besuchen.<br />

» Förderung der Mobilität zu Lernzwecken durch EU-Programme<br />

<strong>und</strong> -Initiativen sowie Beseitigung von Mobilitätshemmnissen:<br />

so soll zum Beispiel die Initiative „De<strong>in</strong> erster Eures-<br />

<strong>Arbeit</strong>splatz“ es erleichtern, <strong>in</strong> anderen EU-Staaten e<strong>in</strong>e <strong>Arbeit</strong><br />

aufzunehmen.<br />

» Verbesserung der Beschäftigungschancen junger Menschen:<br />

Die Schwerpunkte liegen auf der Tätigkeit der öffentlichen <strong>Arbeit</strong>sverwaltung<br />

<strong>und</strong> auf der europäischen <strong>Jugend</strong>garantie.<br />

123


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

Die <strong>Jugend</strong>garantie besagt, <strong>das</strong>s EU-Mitgliedsstaaten sicherstellen<br />

sollen, „<strong>das</strong>s allen jungen Menschen unter 25 Jahren <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es Zeitraums von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos<br />

werden oder die Schule verlassen, e<strong>in</strong>e hochwertige <strong>Arbeit</strong>sstelle<br />

oder Weiterbildungsmaßnahme oder e<strong>in</strong> hochwertiger Ausbildungs-<br />

bzw. Praktikumsplatz angeboten wird.“ Dafür sollen Mittel<br />

durch die Strukturfonds (ESF, EFRE, etc.) zur Verfügung gestellt<br />

werden. Weitere Schwerpunkte von „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Bewegung“ s<strong>in</strong>d<br />

die Unterstützung von JungunternehmerInnen sowie die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>es „Europäischen Monitors für offene Stellen“.<br />

E<strong>in</strong>e spezielle „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Bewegung“-Website wurde als Informationsportal<br />

e<strong>in</strong>gerichtet: http://ec.europa.eu/youthonthemove/. Sie<br />

liefert Informationen für junge Menschen, die im Ausland studieren<br />

oder e<strong>in</strong> Praktikum machen wollen. Auch <strong>über</strong> den neuen<br />

EU-weit gültigen Europäischen Qualifikationspass wird auf dieser<br />

Website <strong>in</strong>formiert.<br />

AGENDA NEUE KOMPETENZEN FÜR NEUE<br />

BESCHÄFTIGUNGSMÖGLICHKEITEN 49<br />

Die Leit<strong>in</strong>itiative „Agenda neue Kompetenzen für neue Beschäftigungsmöglichkeiten“<br />

soll dazu beitragen, die Europa-2020-<br />

49 An Agenda for New Skills for New Jobs<br />

124


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

Ziele – <strong>in</strong>sbesondere die Steigerung der Beschäftigungsquote<br />

<strong>und</strong> des Anteils der Personen mit Hochschulabschluss sowie<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung der Quote der frühen SchulabbrecherInnen<br />

<strong>und</strong> der von Armut <strong>und</strong> sozialer Ausgrenzung betroffenen Menschen<br />

– zu erreichen.<br />

Die Initiative umfasst e<strong>in</strong>e Reihe von Maßnahmen, die darauf<br />

abzielen<br />

» die Reformen zur Steigerung der Flexibilität <strong>und</strong> Sicherheit<br />

(„Neuer Schwung für die Flexicurity“) auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt zu<br />

beschleunigen,<br />

» den künftigen Bedarf an Kompetenzen am <strong>Arbeit</strong>smarkt besser<br />

zu antizipieren <strong>und</strong> die Kompetenzen auf die Erfordernisse<br />

des <strong>Arbeit</strong>smarktes abzustimmen (u.a. EU Skill Panorama,<br />

Anerkennung von Qualifikationen),<br />

» <strong>das</strong> Kompetenzniveau <strong>und</strong> damit die Beschäftigungsfähigkeit<br />

zu erhöhen (z.B. Lebenslanges Lernen),<br />

» die Qualität der <strong>Arbeit</strong>splätze <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sbed<strong>in</strong>gungen sowie<br />

die Bed<strong>in</strong>gungen für die Schaffung von <strong>Arbeit</strong>splätzen zu verbessern.<br />

Weitere Informationen liefert folgende Website der EU-<br />

Kommission:<br />

http://ec.europa.eu/social/ma<strong>in</strong>.jsp?catId=568&langId=de<br />

125


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

JUGEND IN AKTION<br />

Das Programm „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Aktion“ (2007-<strong>2013</strong>) soll außerschulische<br />

Aktivitäten von <strong>Jugend</strong>lichen unterstützen. Ziel des Programms<br />

ist<br />

» die aktive BürgerInnenschaft junger Menschen im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> ihrer europäischen BürgerInnenschaft im Besonderen<br />

zu fördern,<br />

» Solidarität zu entwickeln <strong>und</strong> Toleranz unter jungen Menschen<br />

zu unterstützen, <strong>in</strong>sbesondere zur Stärkung des sozialen<br />

Zusammenhaltes <strong>in</strong> der Europäischen Union,<br />

» <strong>das</strong> gegenseitige Verständnis zwischen jungen Menschen <strong>in</strong><br />

verschiedenen Ländern zu fördern,<br />

» e<strong>in</strong>en Beitrag zur Entwicklung der Qualität von Unterstützungssystemen<br />

für <strong>Jugend</strong>aktivitäten <strong>und</strong> der Kompetenzen<br />

von Organisationen der Zivilgesellschaft im <strong>Jugend</strong>bereich zu<br />

leisten <strong>und</strong><br />

»<br />

die europäische Zusammenarbeit im <strong>Jugend</strong>bereich zu fördern.<br />

50<br />

Das Programm wird von 33 Nationalagenturen <strong>in</strong> 31 Ländern<br />

umgesetzt. Zielgruppe s<strong>in</strong>d <strong>Jugend</strong>liche zwischen 13 <strong>und</strong> 30 <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Institutionen, die <strong>in</strong> der <strong>Jugend</strong>arbeit aktiv<br />

s<strong>in</strong>d. Die Agentur <strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Aktion (www.jugend<strong>in</strong>aktion.at), setzt<br />

50 Siehe: http://ec.europa.eu/youth/youth-<strong>in</strong>-action-programme/actions_de.htm<br />

126


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

<strong>das</strong> Programm <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> um. Teil des Programms s<strong>in</strong>d unter<br />

anderem der Europäische Freiwilligendienst, der Youth Pass<br />

oder unterschiedliche Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsangebote.<br />

III.2.1. EU-BILDUNGSPROGRAMM FÜR LEBENSLANGES<br />

LERNEN 51<br />

Das EU-Programm Lebenslanges Lernen unterstützt K<strong>in</strong>der,<br />

<strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong> Erwachsene, jene Mobilitätschancen wahrzunehmen,<br />

mit denen sie sich wertvolle Qualifikationen für ihre persönliche<br />

<strong>und</strong> berufliche Weiterentwicklung erwerben können.<br />

Neben Wissenszuwachs <strong>und</strong> Förderung der sprachlichen Kompetenz<br />

stehen auch <strong>das</strong> Kennenlernen <strong>und</strong> Akzeptieren neuer<br />

Kulturen im Vordergr<strong>und</strong>. Am Programm nehmen 33 europäische<br />

Länder - neben den 28 EU-Staaten noch Island, Liechtenste<strong>in</strong>,<br />

Norwegen, die Schweiz <strong>und</strong> die Türkei - teil.<br />

Das Programm für lebenslanges Lernen ist <strong>das</strong> zentrale bildungspolitische<br />

Instrument der Europäischen Kommission <strong>und</strong><br />

gibt r<strong>und</strong> 15.000 Menschen jährlich <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> die Gelegenheit<br />

durch grenz<strong>über</strong>schreitende Mobilität, Projektpartnerschaften <strong>und</strong><br />

Zusammenarbeit Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>und</strong> mit Europa zu sammeln. Mit<br />

51 Quelle: Nationalagentur Lebenslanges Lernen<br />

127


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

1. Jänner 2014 wird e<strong>in</strong>e neue europäische Programmgeneration<br />

dem mit Jahresende <strong>2013</strong> auslaufenden Bildungsprogramm für<br />

lebenslanges Lernen nachfolgen. Diese wird als <strong>in</strong>tegriertes Programm<br />

neben dem Bildungsbereich auch <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> Sport umfassen.<br />

Es werden drei Schlüsselaktivitäten unterstützt: Mobilität,<br />

Kooperation/Partnerschaften sowie Policy Support.<br />

Im Programm für lebenslanges Lernen konzentrieren sich vier E<strong>in</strong>zelprogramme<br />

auf die unterschiedlichen Phasen der allgeme<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> beruflichen Bildung: Comenius (Schulbildung <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dergärten),<br />

Erasmus (Hochschulbildung), Leonardo da V<strong>in</strong>ci (Berufsbildung)<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>tvig (Erwachsenenbildung). Mit e<strong>in</strong>em Querschnittsprogramm<br />

wird gewährleistet, <strong>das</strong>s die sektoralen E<strong>in</strong>zelprogramme<br />

die optimalen Ergebnisse erzielen (siehe Grafik 14).<br />

Grafik 14: Das Europäische Bildungsprogramm<br />

Lebenslanges Lernen im Überblick<br />

COMENIUS ERASMUS LEONARO DA VINCI GRUNDTVIG<br />

Schulbildung <strong>und</strong><br />

K<strong>in</strong>dergärten<br />

Hochschulbildung Berufliche Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung<br />

Querschnittsprogramm → Politikentwicklung<br />

vier Schlüsselaktivitäten:<br />

Jean Monnet-Program<br />

drei Schlüsselaktivitäten:<br />

→ Sprachenlernen<br />

→ Jean Monnet-Programm<br />

→ Verbreitung<br />

→ Europäische E<strong>in</strong>richtungen<br />

→ Europäische Vere<strong>in</strong>igungen<br />

Erwachsenenbildung<br />

→ Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />

Details zum jeweiligen Programm f<strong>in</strong>den Sie auf www.lebenslanges-lernen.at.<br />

128


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

Comenius fördert europaweit Kooperationen, Auslandsaufenthalte<br />

<strong>und</strong> neue Wege der Zusammenarbeit im Schulbereich <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten. Die Palette reicht von <strong>in</strong>ternationalen Fortbildungsaktivitäten<br />

für PädagogInnen <strong>über</strong> den Bereich Assistenz<br />

von zukünftigem Schul- <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dergartenpersonal bis h<strong>in</strong> zu<br />

Schulpartnerschaften. Diese geben europäischen PädagogInnen<br />

sowie K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen die Möglichkeit grenz<strong>über</strong>schreitend<br />

an e<strong>in</strong>em Themenbereich von geme<strong>in</strong>samem Interesse<br />

zu arbeiten.<br />

Zur europäischen Zusammenarbeit steht auch die eTw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g-<br />

Plattform (www.etw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g.net, www.etw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g.at) zur Verfügung.<br />

Sie ermöglicht europäischen Schulen <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dergärten grenz<strong>über</strong>schreitende<br />

Projekte via Internet <strong>und</strong> fördert zusätzlich die<br />

nationale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Vernetzung von PädagogInnen<br />

mittels europäischen Fortbildungen <strong>und</strong> Konferenzen. Tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g-<br />

Projekte werden <strong>in</strong> allen Altersgruppen <strong>und</strong> Unterrichtsfächern<br />

durchgeführt.<br />

Erasmus fördert unter anderem die Mobilität von Studierenden<br />

<strong>und</strong> Hochschulpersonal. Studierende können e<strong>in</strong>en Studienaufenthalt<br />

(<strong>das</strong> altbekannte Erasmus-Austauschsemester) oder e<strong>in</strong><br />

Studierendenpraktikum (Berufspraktikum) <strong>in</strong> Europa absolvieren.<br />

Erasmus ist <strong>das</strong> erfolgreichste EU-Programm im Bildungsbe-<br />

129


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

reich. Jedes Jahr nutzen es mehr als 5.500 österreichische Studierende<br />

sowie <strong>über</strong> 1.000 Lehrende <strong>und</strong> andere Hochschulangehörige.<br />

Leonardo da V<strong>in</strong>ci ist jener Teil des Bildungsprogramms der<br />

Europäischen Union, der für die berufliche Aus- & Weiterbildung<br />

konzipiert wurde. Leonardo da V<strong>in</strong>ci fördert unter anderem ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> berufsspezifische Praktika im Ausland für Personen<br />

<strong>in</strong> Erstausbildung (Lehrl<strong>in</strong>ge, BerufsschülerInnen, Graduierte,<br />

<strong>Arbeit</strong>skräfte wie auch Fachkräfte <strong>in</strong> der Berufsausbildung.<br />

Leonardo da V<strong>in</strong>ci-Praktika werden im Rahmen von Projekten<br />

vergeben, die von antragsberechtigten E<strong>in</strong>richtungen (beispielsweise<br />

Schulen) <strong>in</strong> der Regel für Gruppen von PraktikantInnen bei<br />

der Nationalagentur e<strong>in</strong>gereicht werden. An Leonardo da V<strong>in</strong>ci<br />

<strong>in</strong>teressierte E<strong>in</strong>zelpersonen steht e<strong>in</strong>e Vielzahl an Mittlerorganisationen<br />

zur Verfügung.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliche Informationen zum EU-Bildungsprogramm, zur<br />

Zielgruppe, zu den jeweiligen Antragsfristen gibt die Nationalagentur<br />

Lebenslanges Lernen unter www.lebenslangeslernen.at.<br />

Hier f<strong>in</strong>den sich auch detaillierte Informationen zu den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Programmen sowie die jeweiligen Antragsformulare.<br />

Für <strong>in</strong>teressierte Personen organisiert die Nationalagentur regelmäßig<br />

Informationsveranstaltungen <strong>in</strong> allen B<strong>und</strong>esländern. Für<br />

130


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

Institutionen die an europäischen Partnerschaften teilnehmen<br />

möchten, f<strong>in</strong>den auch immer wieder <strong>in</strong>ternationale Kontaktsem<strong>in</strong>are<br />

statt.<br />

Der Bologna-Prozess ist <strong>das</strong> Instrument zur Umsetzung e<strong>in</strong>es<br />

geme<strong>in</strong>samen Europäischen Hochschulraums. Damit wird die<br />

Europäisierung <strong>und</strong> Internationalisierung des tertiären Bildungssektors<br />

vorangetrieben. Die Europäische Kommission <strong>und</strong> die<br />

Nationalagentur Lebenslanges Lernen unterstützen den Bologna-<br />

Prozess <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> durch e<strong>in</strong>e Reihe von Aktivitäten. Für die<br />

Beratung <strong>und</strong> Umsetzung der Bologna-Prioritäten ist e<strong>in</strong> Team<br />

von Bologna-ExpertInnen zuständig.<br />

Studienleistungen, die während e<strong>in</strong>es Auslandsaufenthalts<br />

erbracht werden, können mittels ECTS (European Credit Transfer<br />

and Accumulation System) e<strong>in</strong>fach an der Heimat<strong>in</strong>stitution<br />

anerkannt werden. Ferner ermöglicht ECTS den problemlosen<br />

Übertrag von außerhalb der Heimat<strong>in</strong>stitution erbrachten Prüfungen<br />

für die Fortsetzung des Studiums an der Heimat<strong>in</strong>stitution.<br />

Seit 1995 steht ECTS allen Hochschule<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Europa<br />

offen <strong>und</strong> ist für österreichische Hochschule<strong>in</strong>richtungen mittlerweile<br />

verpflichtend.<br />

131


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

Euroguidance <strong>Österreich</strong> ist e<strong>in</strong> Teil des europäischen Euroguidance<br />

Netzwerks <strong>und</strong> <strong>in</strong>formiert Bildungs- <strong>und</strong> BerufsberaterInnen<br />

<strong>und</strong> Interessierte <strong>über</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>und</strong> Europa 52 , <strong>das</strong> österreichische Bildungssystem<br />

53 , die Mobilitätsmöglichkeiten des Programms Lebenslanges<br />

Lernen für Bildungs- <strong>und</strong> BerufsberaterInnen sowie<br />

erfolgreiche europäische Projekte <strong>in</strong> der Bildungs- <strong>und</strong> Berufsberatung.<br />

Der Europass ist e<strong>in</strong> Instrument, um Kompetenzen sichtbar zu<br />

machen. Er bietet als e<strong>in</strong> Portfolio von fünf Dokumenten allen<br />

europäischen Bürgern die Möglichkeit, ihre <strong>in</strong> der Schule, an der<br />

Universität oder im Rahmen von Lern- oder Ausbildungsaufenthalten<br />

im Ausland erworbenen Fähigkeiten klar <strong>und</strong> e<strong>in</strong>heitlich<br />

darzustellen. Der Europass unterstützt bei der Jobsuche am österreichischen<br />

<strong>und</strong> europäischen <strong>Arbeit</strong>smarkt, fördert die Mobilität<br />

von Lernenden <strong>und</strong> Berufstätigen, macht Qualifikationen <strong>und</strong><br />

Kompetenzen <strong>in</strong>ternational verständlich <strong>und</strong> stärkt die Transparenz<br />

von Ausbildung <strong>und</strong> Praxis.<br />

Mit ESIS, dem europäischen Sprachensiegel werden <strong>in</strong>novative<br />

<strong>und</strong> qualitätsvolle Sprachenprojekte ausgezeichnet. Damit soll<br />

52 http://ec.europa.eu/ploteus/home_de.htm<br />

53 www.bildungssystem.at<br />

132


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

die Sprachenkompetenz der Menschen <strong>in</strong> den EU-<br />

Mitgliedsstaaten gefördert werden. Das Europäische Sprachensiegel<br />

ist Teil des Programms für lebenslanges Lernen <strong>und</strong> wird<br />

jährlich <strong>in</strong> 32 Ländern vergeben.<br />

ECVT steht für European Credit System for Vocational Education<br />

and Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, e<strong>in</strong> europäisches Leistungspunktesystem für<br />

die berufliche Bildung. Mittels ECVT-Punkten kann <strong>das</strong> relative<br />

Gewicht von E<strong>in</strong>heiten von Lernergebnissen <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Qualifikation numerisch dargestellt werden. Im Vergleich<br />

zu herkömmlichen Auslandsaufenthalten im Rahmen von<br />

Bildungsprogrammen unterstützt ECVT e<strong>in</strong> besseres Verständnis<br />

der beruflichen Bildung <strong>in</strong> anderen Ländern sowie e<strong>in</strong>e bessere<br />

Planung <strong>und</strong> dadurch höhere Qualität transnationaler Mobilität.<br />

Die verschiedenen Instrumente von ECVT eignen sich zur Darstellung,<br />

Transfer <strong>und</strong> Anerkennung von Lernergebnissen.<br />

ECVT-ExpertInnen bieten Beratungen <strong>und</strong> Schulungen für Personen<br />

<strong>in</strong> der österreichischen Berufsbildungslandschaft an, die<br />

unmittelbar an der Erstellung von Lehr- <strong>und</strong> Ausbildungsplänen<br />

beteiligt s<strong>in</strong>d, außerdem für E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Firmen, die<br />

Lernende mobil machen.<br />

133


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

III.2.2. DER EUROPÄISCHE FREIWILLIGENDIENST<br />

Der Europäische Freiwilligendienst (EFD) richtet sich an Junge<br />

Menschen zwischen 18 <strong>und</strong> 30 Jahren, die Erfahrungen im Ausland<br />

sammeln <strong>und</strong> an e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Europa aktiv teilhaben<br />

wollen. Als Teil des EU-Programms „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Aktion“ bietet<br />

er jungen Menschen die Möglichkeit, bis zu e<strong>in</strong>em Jahr <strong>in</strong>s Ausland<br />

zu gehen <strong>und</strong> sich dort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen Projekt zu<br />

engagieren. Die Freiwilligen arbeiten vorwiegend <strong>in</strong> NGO-<br />

Projekten, lokalen Behörden oder Non-Profit-Initiativen im<br />

Sozial-, Kultur- <strong>und</strong> Umweltbereich.<br />

E<strong>in</strong> EFD-Projekt dauert im Normalfall zwischen sechs <strong>und</strong> zwölf<br />

Monaten. Für <strong>Jugend</strong>liche, deren Zugang aufgr<strong>und</strong> kultureller,<br />

geografischer oder sozio-ökonomischer Gründe zu anderen Bildungsprogrammen<br />

erschwert ist, soll die Möglichkeit geboten<br />

werden, an so genannten Kurzzeite<strong>in</strong>sätzen mit e<strong>in</strong>er Laufzeit<br />

von zwei Wochen bis sechs Monaten daran teilzunehmen. In<br />

speziellen Fällen können auch junge Menschen ab 16 Jahren an<br />

EFD-Projekten teilnehmen.<br />

Der EFD ermöglicht e<strong>in</strong>e non-formale <strong>in</strong>terkulturelle Lerner-<br />

fahrung, die unter anderem Wissen, Kenntnisse <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen fördern soll. Ziel ist es die Berufsaussich-<br />

134


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

ten der <strong>Jugend</strong>lichen zu verbessern, bee<strong>in</strong>flusst deren soziale<br />

Integration positiv zu bee<strong>in</strong>flussen <strong>und</strong> deren Initiative zur aktiven<br />

Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu stärken.<br />

FÖRDERUNG<br />

Die Europäische Union fördert die Reisekosten, e<strong>in</strong>en Zuschuss<br />

zu Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung sowie <strong>das</strong> Taschengeld der Freiwilligen.<br />

Die Aufnahmeorganisation im Gastland <strong>über</strong>nimmt die<br />

restlichen Kosten des Aufenthalts. Weiters s<strong>in</strong>d die ProgrammteilnehmerInnen<br />

unfall-, kranken- <strong>und</strong> haftpflichtversichert. Es<br />

entstehen daher für sie durch die Programmteilnahme ke<strong>in</strong>e Kosten.<br />

Die jeweiligen Antragsformulare sowie <strong>das</strong> aktuelle BenutzerInnenhandbuch<br />

s<strong>in</strong>d auf der Homepage der österreichischen<br />

Agentur „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Aktion“ (www.jugend<strong>in</strong>aktion.at) zu f<strong>in</strong>den.<br />

Für Beratungsgespräche stehen die MitarbeiterInnen <strong>in</strong> den<br />

Regionalstellen gerne zur Verfügung.<br />

III.2.3. YOUTHPASS –ZERTIFIKAT FÜR AUSSERSCHULISCHE<br />

LERNERFAHRUNGEN<br />

Im Rahmen des EU-Programms „<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Aktion“ gibt es e<strong>in</strong>en<br />

von <strong>Jugend</strong>lichen. Junge Menschen, die im Rahmen des Programms<br />

„<strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> Aktion“ gefördert wurden (z.B. EFD), können<br />

e<strong>in</strong> Youthpass-Zertifikat erhalten. Es ist e<strong>in</strong> offizieller Nachweis<br />

135


AKTIVITÄTEN DER EUROPÄISCHEN UNION<br />

für diese außerschulischen Lernerfahrungen. Im Dialog mit den<br />

Projektverantwortlichen fassen die <strong>Jugend</strong>lichen ihren E<strong>in</strong>satz<br />

strukturiert zusammen <strong>und</strong> beschreiben was gelernt wurde. So<br />

können positive Erfahrungen <strong>und</strong> Wirkungen auf die persönliche<br />

<strong>und</strong> berufliche Weiterentwicklung festgehalten werden. Das offizielle<br />

Dokument kann auch bei Bewerbungen am <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

hilfreich se<strong>in</strong>. Entsprechende Informationen s<strong>in</strong>d zu f<strong>in</strong>den unter:<br />

www.youthpass.eu.<br />

136


SOZIALTELEFON<br />

Bürgerservice des Sozialm<strong>in</strong>isteriums<br />

Tel.: 0800 - 20 16 11<br />

Mo bis Fr 08:00 – 16:00 Uhr<br />

PFLEGETELEFON<br />

Tel.: 0800 - 20 16 22<br />

Mo bis Do 08:00 – 16:00 Uhr<br />

Fr 08:00 – 13:00 Uhr<br />

Fax: 0800 - 22 04 90<br />

pflegetelefon@bmask.gv.at<br />

BROSCHÜRENSERVICE<br />

Tel.: 0800 - 20 20 74<br />

broschuerenservice@bmask.gv.at<br />

https://broschuerenservice.bmask.gv.at<br />

ALLGEMEINE FRAGEN<br />

Für Anregungen <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>e Fragen:<br />

post@bmask.gv.at<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR<br />

ARBEIT, SOZIALES UND<br />

KONSUMENTENSCHUTZ<br />

Stubenr<strong>in</strong>g 1, 1010 Wien<br />

Tel.: +43 1 711 00 - 0<br />

www.bmask.gv.at

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