01.03.2014 Aufrufe

Professionelle Ladungssicherung - Berufsgenossenschaft Holz und ...

Professionelle Ladungssicherung - Berufsgenossenschaft Holz und ...

Professionelle Ladungssicherung - Berufsgenossenschaft Holz und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Professionelle</strong><br />

<strong>Ladungssicherung</strong><br />

Kurzinformation für Verantwortliche


Editorial<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

nach Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes sind jährlich mehr als 2.300 Unfälle<br />

von Lastkraftwagen <strong>und</strong> Kleintransportern auf schlechte oder fehlende<br />

<strong>Ladungssicherung</strong> zurückzuführen. In den meisten Fällen kommt es dabei<br />

zu erheblichen Personen- <strong>und</strong> Sachschäden. Mit der Präventionskampagne<br />

„Risiko raus!“ wollen wir Sie in Ihrer Verantwortung unterstützen <strong>und</strong> zu mehr<br />

Sicherheit auf unseren Straßen beitragen.<br />

In der vorliegenden Broschüre haben wir kompakt <strong>und</strong> übersichtlich eine Vielzahl<br />

von Tipps zur optimalen <strong>Ladungssicherung</strong> zusammengestellt – vom Beladen<br />

über den Transport bis hin zum Entladen. Denn eine ordnungsgemäß gesicherte<br />

Ladung erhöht nicht nur die Sicherheit im Straßenverkehr, sondern auch die<br />

Arbeitssicherheit. Das heißt: Neben anderen Verkehrsteilnehmern profitieren<br />

auch die Fahrzeuginsassen sowie das Be- <strong>und</strong> Entladepersonal. Gehen Sie also<br />

gemeinsam mit Ihren Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen auf Nummer sicher! <strong>Ladungssicherung</strong><br />

ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Verantwortlich für ausreichende<br />

Sicherungsmaßnahmen ist nicht nur der Fahrzeugführer, sondern auch der<br />

Fahrzeughalter <strong>und</strong> Absender bzw. der Verlader.<br />

Nehmen Sie diese Broschüre mit an Ihren Arbeitsplatz. Egal ob im Büro, Lager<br />

oder Führerhaus – Sie haben dann die wertvollen Tipps in der täglichen Praxis<br />

sofort zur Hand.<br />

Wir wünschen gute Fahrt mit gesicherter Ladung.<br />

Ihre <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> Metall<br />

02


Inhalt<br />

04 Das Fahrzeug<br />

Sicher auf Achse<br />

06 Der Zurrgurt<br />

Ruck, zuck gesichert<br />

08 Rutschhemmendes Material<br />

Reibung erwünscht<br />

10 Checkliste<br />

Sicherheit Punkt für Punkt<br />

12 Formschluss<br />

Lückenlos sicher<br />

14 Direkt- <strong>und</strong> Niederzurren<br />

Bitte anschnallen!<br />

16 Haftungsfragen<br />

Risiken <strong>und</strong> Nebenwirkungen<br />

18 Der rechtliche Rahmen<br />

Durchblick im Paragrafendschungel<br />

03


Das Fahrzeug<br />

Sicher auf Achse<br />

Wirkungsvolle <strong>Ladungssicherung</strong><br />

ergibt sich aus dem Zusammenspiel<br />

mehrerer Faktoren<br />

– <strong>und</strong> oft führen verschiedene<br />

Wege zum Ziel. Doch der erste<br />

Schritt ist immer derselbe: Ein<br />

fachgerechter <strong>und</strong> sicherer<br />

Transport beginnt mit der Auswahl<br />

des geeigneten Fahrzeugs.<br />

Transportfahrzeuge sind am Markt<br />

in verschiedensten Ausführungen<br />

erhältlich, dasselbe gilt für die<br />

Aufbauten. Ob ein Fahrzeug für die<br />

jeweilige Transportaufgabe überhaupt<br />

geeignet ist, darüber<br />

entscheidet vor allem die Ladung:<br />

• Der Laderaum muss groß genug sein.<br />

• Die zulässige Gesamtmasse darf<br />

nicht überschritten werden.<br />

• Die Achslasten müssen den Vorgaben<br />

entsprechen.<br />

• Die Schwerpunktlage muss zulässig<br />

sein. Der Schwerpunkt soll möglichst<br />

tief <strong>und</strong> auf der Längsmittellinie des<br />

Fahrzeugs liegen. Bei Sammelladungen<br />

gehören die schweren Teile nach unten,<br />

die leichten nach oben.<br />

• Der Lastverteilungsplan ist einzuhalten.<br />

Dieser Plan gehört zum Fahrzeug!<br />

• Die Ausstattung des Fahrzeugs –<br />

Zurrpunkte, Trennwände sowie<br />

sonstige Einrichtungen – muss<br />

eine wirksame <strong>Ladungssicherung</strong><br />

ermöglichen.<br />

• Die Reibwerte von Ladefläche <strong>und</strong><br />

Ladung müssen bekannt sein.<br />

04


In der Praxis verlassen sich die Verantwortlichen<br />

häufig darauf, dass Stirn<br />

<strong>und</strong> Seitenwände des Aufbaus den<br />

auftretenden Kräften standhalten können.<br />

Diese Annahme ist aber nur dann<br />

zulässig, wenn die Kräfte, die der Aufbau<br />

aufnehmen kann, bekannt sind.<br />

Mindestanforderungen an Aufbauten<br />

von Nutzfahrzeugen können der<br />

DIN EN 12642 entnommen werden.<br />

Nach dieser Norm wird zum Beispiel die<br />

Stirnwand eines Lkw(XL)-Aufbaus mit<br />

50 Prozent der Nutzlast geprüft. Bei<br />

älteren Aufbauten ist die Belastbarkeit<br />

dagegen oft geringer. Gleiches gilt für<br />

Planen: Sie dienen z. B. bei normgerechten<br />

„L“-Aufbauten mit seitlicher<br />

Schiebeplane ausschließlich als Witterungsschutz<br />

<strong>und</strong> dürfen nicht als Teil der<br />

<strong>Ladungssicherung</strong> betrachtet werden.<br />

05


Der Zurrgurt<br />

Ruck, zuck gesichert<br />

Der Zurrgurt ist neben dem<br />

Besen (vgl. S. 9) das wichtigste<br />

Hilfsmittel bei der <strong>Ladungssicherung</strong>.<br />

So gut wie jeder<br />

Transportprofi hat schon damit<br />

gearbeitet. Denn: Mit Zurrgurten<br />

lassen sich verschiedenste<br />

Ladungen in kürzester Zeit wirkungsvoll<br />

sichern.<br />

Bei der Verwendung von Zurrgurten<br />

müssen einige Gr<strong>und</strong>regeln beachtet<br />

werden. So muss die auf dem Etikett<br />

angegebene Belastbarkeit der Gurte<br />

ausreichen. Außerdem ist vor dem Einsatz<br />

eine Kontrolle auf mögliche Beschädigungen<br />

wichtig. Denn ein angerissener<br />

Zurrgurt sichert die Ladung<br />

nicht mehr ausreichend <strong>und</strong> gehört<br />

daher am besten in den Müll. Beim Laden<br />

dürfen Gurte nicht zum Anheben<br />

der Fracht benutzt werden – fürs Heben<br />

gibt es spezielle Bänder, die eigenen<br />

Normen unterliegen.<br />

Beim Anbringen der Gurte erhöhen<br />

schon wenige einfache Handgriffe<br />

die Sicherheit beträchtlich:<br />

Unverzichtbar bei der<br />

<strong>Ladungssicherung</strong>: Zurrgurte<br />

06<br />

• Kantenschutzmittel verbessern die<br />

Kraftübertragung beim Niederzurren<br />

<strong>und</strong> verringern die mechanische Belastung<br />

des Gurtmaterials.<br />

• Gurte auf keinen Fall knoten!<br />

• Gurte nicht verdrehen.<br />

• Keine Lasten auf Gurten abstellen.<br />

• Auf der Ratsche sollen mindestens<br />

zwei <strong>und</strong> höchstens drei Wicklungen<br />

Gurtband liegen.<br />

• Ratsche nicht auf Biegung belasten.<br />

• Die Ratsche ohne Verlängerung<br />

oder sonstige Hilfsmittel spannen<br />

<strong>und</strong> anschließend arretieren.<br />

• Zurrhaken am Hakengr<strong>und</strong> belasten,<br />

nicht auf der Spitze.


• Beim Niederzurren einen möglichst<br />

großen Zurrwinkel wählen, am besten<br />

einen rechten Winkel (90 Grad).<br />

• Unterwegs den Sitz der Gurte überprüfen<br />

<strong>und</strong> bei Bedarf nachzurren.<br />

Die erste Kontrolle ist nach wenigen<br />

Kilometern Fahrt angebracht.<br />

Verschmutzte Gurte lassen sich mit<br />

kaltem Wasser ohne Reinigungsmittel<br />

säubern, danach sollten sie an der Luft<br />

trocknen. Die beweglichen Teile der<br />

Ratsche sollten regelmäßig leicht geölt<br />

werden (Herstellerhinweise beachten).<br />

Wichtig fürs Abladen:<br />

Vor dem Öffnen der Ratsche muss<br />

geprüft werden, ob die Ladung noch<br />

sicher steht. Andernfalls besteht akute<br />

Unfallgefahr durch kippende oder herabstürzende<br />

Gegenstände!<br />

Für schwere Fälle<br />

Besonders gewichtige Güter wie Baumaschinen,<br />

Betonteile oder <strong>Holz</strong>stämme<br />

können oft besser mit Zurrketten als<br />

mit Gurten gesichert werden. R<strong>und</strong>stahlketten<br />

müssen mindestens der Güteklasse<br />

8 nach DIN EN 818-2 entsprechen.<br />

Auch bei Zurrketten muss der<br />

Anhänger mit den Angaben zur Zurrkraft<br />

etc. unbeschädigt <strong>und</strong> gut lesbar sein.<br />

Checkliste für<br />

die Sichtkontrolle<br />

Ein Zurrgurt darf nur dann verwendet<br />

werden, wenn<br />

• die Kennzeichnung vorhanden <strong>und</strong> gut<br />

lesbar ist.<br />

• Risse oder Schnitte im Gewebe maximal<br />

10 Prozent des Querschnitts ausmachen.<br />

• Ratsche <strong>und</strong> Haken frei von Verformungen,<br />

Anrissen <strong>und</strong> sonstigen<br />

Beschädigungen sind.<br />

• die tragenden Nähte intakt sind.<br />

• das Gewebe frei von Beschädigungen<br />

<strong>und</strong> Verformungen durch Sonnenlicht,<br />

Wärmeeinwirkung oder aggressive<br />

Stoffe ist.<br />

07


Rutschhemmendes Material<br />

Reibung erwünscht<br />

Reibung kostet Kraft. Was uns<br />

im Alltag häufig stört, ist bei der<br />

<strong>Ladungssicherung</strong> Gold wert:<br />

Reibung trägt entscheidend dazu<br />

bei, die Fracht an ihrem Platz<br />

zu halten. Mit rutschhemmendem<br />

Material (RHM) erreicht man<br />

eine größere Reibung – <strong>und</strong> das<br />

bedeutet mehr Sicherheit.<br />

Rutschhemmendes Material vereinfacht<br />

<strong>und</strong> verbilligt die <strong>Ladungssicherung</strong><br />

in vielen Fällen spürbar. Erhöht<br />

beispielsweise eine untergelegte Antirutschmatte<br />

die Reibung zwischen<br />

Ladung <strong>und</strong> Ladefläche, werden beim<br />

Niederzurren weniger Zurrmittel benötigt,<br />

um die Güter zu fixieren.<br />

Folge: Das Sichern der Ladung geht<br />

schneller. Beim Direktzurren genügt<br />

08


eine geringere Kraft, um die Ladung zusätzlich<br />

gegen Verrutschen zu sichern.<br />

So werden Zurrmittel <strong>und</strong> Zurrpunkte<br />

entlastet.<br />

Wer die Leistung von RHM voll<br />

ausnutzen will, muss einige Gr<strong>und</strong>regeln<br />

beachten:<br />

Sauber ist sicher<br />

Eine hohe Reibung entsteht nur beim<br />

direkten Kontakt der Oberflächen. Sand,<br />

Staub oder gar Wasser wirken unter<br />

Umständen wie Schmiermittel <strong>und</strong> können<br />

die Wirkung von RHM erheblich<br />

beeinträchtigen. Deshalb muss die Ladefläche<br />

immer sauber <strong>und</strong> möglichst<br />

trocken gehalten werden. Eine ordentlich<br />

gesäuberte Ladefläche ist eine wichtige<br />

Investition in den sicheren Transport! Bei<br />

den Vorbereitungen zur <strong>Ladungssicherung</strong><br />

ist daher ein Besen unverzichtbar.<br />

• Das RHM muss so ausgebreitet<br />

werden, dass zwischen Ladung<br />

<strong>und</strong> Ladefläche bzw. zwischen<br />

den einzelnen Ladegütern kein<br />

direkter Reibkontakt entsteht.<br />

• Das RHM muss größer sein als die<br />

Auflageflächen der Fracht. Es sollte<br />

mindestens zwei Zentimeter unter<br />

den Kanten des zu sichernden<br />

Gegenstands hervorragen.<br />

Andernfalls kann eine leichte<br />

Kippbewegung die Ladung ins<br />

Rutschen bringen.<br />

• RHM müssen zwischen allen Flächen<br />

liegen, die aufeinander gleiten<br />

können. Das gilt vor allem dann,<br />

wenn mehrere Ladungsteile übereinander<br />

gestapelt werden.<br />

• Dicke Matten mit hoher Flächenpressung<br />

für schwere Güter: Die<br />

angegebene Flächenpressung<br />

muss für das Gewicht der Ladung<br />

ausreichen.<br />

09


Checkliste<br />

Sicherheit Punkt für Punkt<br />

Überblick<br />

für die Praxis<br />

Die folgende Liste enthält<br />

Fragen, die eine Anleitung<br />

für eine wirkungsvolle <strong>Ladungssicherung</strong><br />

ergeben,<br />

wenn sie der Reihe nach<br />

abgearbeitet werden.<br />

1. Die Ladung<br />

• Wie groß ist das Ladegut?<br />

• Wie schwer ist das Ladegut?<br />

• Ist der Schwerpunkt bekannt?<br />

• Muss die Fracht gegen Kippen<br />

gesichert werden?<br />

• Kommt das Sichern durch Zurren<br />

in Frage?<br />

• Sind an der Ladung geeignete Befestigungspunkte<br />

für Zurrmittel<br />

(Zurrpunkte) vorhanden?<br />

2. Das Fahrzeug<br />

10<br />

• Ist der Laderaum groß genug?<br />

• Passt die zulässige Gesamtmasse<br />

zur Ladung?<br />

• Liegt der Lastverteilungsplan vor?<br />

• Können die zulässigen Achslasten<br />

mit der geplanten Ladung eingehalten<br />

werden?<br />

• Sind Trennwände, Sperr-/Klemmstangen<br />

o. Ä. in ausreichender<br />

Menge für eine mögliche formschlüssige<br />

Sicherung vorhanden?<br />

• Ist rutschhemmendes Material in<br />

ausreichender Menge vorhanden?<br />

• Sind am Fahrzeug geeignete Zurrpunkte<br />

vorhanden?<br />

• Ist die Ladefläche besenrein <strong>und</strong><br />

trocken?<br />

• Ist die Belastbarkeit von Stirn-,<br />

Seiten- <strong>und</strong> Rückwand bekannt?


3. <strong>Ladungssicherung</strong><br />

• Ist der Reibwert zwischen den Reibpartnern<br />

bekannt?<br />

• Wurde die nötige Sicherung vorab<br />

berechnet?<br />

• Können Angaben zur Sicherung aus<br />

einer Betriebsanweisung entnommen<br />

werden?<br />

• Sind Tabellen, Rechenscheiben <strong>und</strong><br />

sonstige Hilfsmittel griffbereit?<br />

• Ist eine formschlüssige Sicherung<br />

möglich?<br />

• Können ggf. weitere Sicherungsmaßnahmen<br />

ergriffen werden, etwa<br />

durch rutschhemmendes Material?<br />

• Hat eine Sichtkontrolle der Zurrmittel<br />

stattgef<strong>und</strong>en? Sind die Zurrmittel<br />

in verwendbarem Zustand?<br />

• Sind ausreichend Zurrmittel mit der<br />

für die Ladung erforderlichen Belastbarkeit<br />

vorhanden?<br />

• Sind Kantenschutzmittel in ausreichender<br />

Zahl vorhanden?<br />

• Reicht die Belastbarkeit der Zurrpunkte<br />

aus?<br />

• Sind die nötigen Vorspannkräfte<br />

für das Niederzurren bekannt?<br />

• Reicht die Vorspannkraft der Zurrmittel<br />

für das Niederzurren?<br />

• Reicht die Zurrkraft der beim Direktzurren<br />

verwendeten Zurrmittel aus?<br />

• Passen Größe, Dicke <strong>und</strong> Belastbarkeit<br />

des rutschhemmenden<br />

Materials zur Fracht?<br />

4. Unterwegs<br />

• <strong>Ladungssicherung</strong> regelmäßig<br />

kontrollieren.<br />

• Vor dem Lösen der Sicherungen<br />

zum Abladen die Standsicherheit<br />

der Fracht prüfen.<br />

• Nach teilweisem Abladen die restliche<br />

Fracht wirksam sichern.<br />

• Fahrweise den Besonderheiten<br />

der Ladung, den Straßen- <strong>und</strong> Verkehrsverhältnissen<br />

anpassen.<br />

11


Formschluss<br />

Lückenlos sicher<br />

Formschlüssige Sicherung<br />

ist die erste Wahl, wenn man<br />

verhindern will, dass Ladung<br />

wegrollt oder umfällt. Das Verstauen<br />

dicht an dicht fixiert<br />

auch Kartons, Bigbags <strong>und</strong> andere<br />

Güter, die sich nicht ohne<br />

Weiteres niederzurren lassen.<br />

Formschluss wird relativ<br />

leicht <strong>und</strong> schnell erreicht,<br />

das macht diese Methode<br />

besonders einfach.<br />

Bei der formschlüssigen Sicherung<br />

stützen Ladungsteile sich am Aufbau<br />

oder sonstigen Einrichtungen <strong>und</strong> Hilfsmitteln<br />

zur <strong>Ladungssicherung</strong> ab <strong>und</strong><br />

hindern einander gegenseitig am Verrutschen.<br />

Erreichen lässt sich das<br />

durch die Platzierung an Stirn- <strong>und</strong><br />

Seitenwänden sowie durch verschiedene<br />

Hilfsmittel: Keile, Sperrbalken,<br />

Festlegehölzer, Zurrmittel usw. fixieren<br />

die Ladung auf der Ladefläche, Lücken<br />

können durch Paletten <strong>und</strong> spezielle<br />

Polster gefüllt werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt:<br />

Wenn eine formschlüssige Sicherung<br />

nicht möglich ist oder nicht ausreicht,<br />

sind zusätzliche kraftschlüssige Maßnahmen<br />

– etwa das Niederzurren –<br />

notwendig.<br />

Kombination von Form<strong>und</strong><br />

Kraftschluss<br />

Ob die Wände des Aufbaus stark genug<br />

sind, um eine Ladung zu sichern,<br />

muss der Verantwortliche in jedem Fall<br />

in den Herstellerangaben nachlesen.<br />

Beispielsweise kann bei einem Fahrzeug<br />

mit Standardaufbau nach DIN<br />

EN 12642 (Code L) die Stirnwand das<br />

0,4-Fache der zulässigen Nutzlast verkraften,<br />

höchstens aber 5000 daN. Die<br />

Rückwand sollte bis zu einer Obergrenze<br />

von 3100 daN (3,1 Tonnen) das<br />

0,25-Fache der Nutzlast aushalten.<br />

12


Direkt- <strong>und</strong> Niederzurren<br />

Bitte anschnallen!<br />

Wer Ladung mit Zurrgurten,<br />

Zurrketten oder anderen Zurrmitteln<br />

sichern will, hat im Wesentlichen<br />

die Wahl zwischen<br />

zwei Verfahren – dem Niederzurren,<br />

das in der Praxis am<br />

häufigsten angewendet wird,<br />

<strong>und</strong> dem Direktzurren.<br />

Manchmal hilft nur Druck: Werden die<br />

zu transportierenden Güter durch straff<br />

gespannte Gurte auf die Ladefläche<br />

gepresst, verstärkt sich die Reibungskraft,<br />

die Ladung wird wirkungsvoll<br />

fixiert. Im Zusammenspiel mit rutschhemmendem<br />

Material (vgl. Seite 8 u. 9)<br />

bringt diese Methode – bekannt als<br />

Niederzurren – für viele Güter schnell<br />

<strong>und</strong> einfach ausreichende Sicherheit.<br />

Ob die Ladung genügend unter Druck<br />

gesetzt werden kann, hängt unter anderem<br />

vom Winkel zwischen Gurt <strong>und</strong><br />

Ladefläche ab: Je steiler dieser so genannte<br />

Zurrwinkel ausfällt, desto größer<br />

ist die wirksame Kraft <strong>und</strong> desto wirkungsvoller<br />

die Sicherung. Für die Berechnung<br />

maßgeblich ist die auf dem<br />

Etikett des Zurrmittels genannte „normale<br />

Spannkraft“ („Standard Tension<br />

Force“, STF). Sie gibt an, wie viel Vorspannung<br />

mit dem Spannelement (z. B.<br />

Ratsche) üblicherweise erreicht werden<br />

kann. Frei stehendes, nicht formschlüssig<br />

gesichertes Gut muss mindestens<br />

mit zwei Zurrmitteln, etwa mit zwei Gurten,<br />

fixiert werden.<br />

Kommt das Niederzurren nicht in Frage,<br />

hilft oft das so genannte Direktzurren:<br />

Dabei werden beispielsweise die vier<br />

oberen Ecken des Ladeguts durch<br />

schräg angesetzte Gurte fixiert. Die<br />

Gurte werden leicht gespannt <strong>und</strong> sorgen<br />

so dafür, dass die Ladung sich<br />

weder vorwärts- noch zurückbewegen<br />

kann. Gurte dürfen beim Direktzurren<br />

bis zur auf dem Etikett angegebenen<br />

Zurrkraft („Lashing Capacity“, LC) belastet<br />

werden. Verfügt die Ladung nicht<br />

über geeignete Zurrpunkte, lassen sich<br />

Ansatzpunkte für die Gurte per „Kopflashing“<br />

herstellen: Dabei werden z. B.<br />

R<strong>und</strong>schlingen um die Oberkante gelegt<br />

<strong>und</strong> dann durch Zurren gesichert.<br />

Varianten des Direktzurrens sind das<br />

Schräg- <strong>und</strong> das Diagonalzurren. Beide<br />

Methoden unterscheiden sich durch die<br />

Platzierung der Zurrmittel: Beim Schrägzurren<br />

verlaufen Gurte parallel oder im<br />

14


echten Winkel zur Längsachse der<br />

Ladefläche. Beim Diagonalzurren bringt<br />

man die Sicherungen im spitzen Winkel<br />

zur Längsachse an, im so genannten<br />

Horizontalwinkel – also diagonal von<br />

einer zur gegenüberliegenden Ecke<br />

der Ladung.<br />

Rechenscheibe<br />

statt Mathe-Diplom<br />

Bei der Berechnung einer <strong>Ladungssicherung</strong><br />

sind zahlreiche Parameter zu<br />

berücksichtigen: das Gewicht der Ladung,<br />

die Reibung zwischen Ladung<br />

<strong>und</strong> Ladefläche, die Belastbarkeit der<br />

Zurrpunkte <strong>und</strong> der Zurrmittel, Vertikal<br />

<strong>und</strong> Horizontalwinkel. Unternehmen,<br />

Disponenten <strong>und</strong> Lademeister lösen<br />

diese Aufgaben häufig mit Hilfe spezieller<br />

Computerprogramme.<br />

Fit für Vollbremsung<br />

<strong>und</strong> Kurven<br />

Langsames Fahren ist kein Ersatz für<br />

professionelle Sicherung! Denn durch die<br />

Trägheit kann die Ladung beim Bremsen<br />

<strong>und</strong> Beschleunigen sowie in Kurven<br />

schon bei niedrigem Tempo enorme<br />

Kräfte entfalten. Beispielsweise schiebt<br />

es die Ladung bei einer Vollbremsung<br />

mit dem 0,8-Fachen des Eigengewichts<br />

nach vorn. Beim Anfahren – vor allem<br />

am Berg – <strong>und</strong> in Kurven ist mit Massenkräften<br />

in Höhe von 50 Prozent des<br />

Ladungsgewichtes zu rechnen.<br />

Wer unterwegs eine Sicherung vornehmen<br />

muss, sollte Berechnungshilfen<br />

oder Tabellen zur Hand haben. Beispiel<br />

Niederzurren: Anhand des Gewichts<br />

der Ladung, dem Zurrwinkel <strong>und</strong> der<br />

materialspezifischen Kennzahl für die<br />

Reibung lässt sich in einer Tabelle ablesen,<br />

wie viele Gurte mit einer bestimmten<br />

normalen Spannkraft (STF)<br />

für die Sicherung erforderlich sind.<br />

Oft wiederholen sich bestimmte Transporte,<br />

etwa wenn dieselbe Baumaschine<br />

mit demselben Tieflader befördert<br />

wird. In solchen Fällen sollten<br />

die einmal ermittelten Angaben zur<br />

<strong>Ladungssicherung</strong> in einer Betriebsanweisung<br />

festgehalten werden <strong>und</strong><br />

stets griffbereit sein, um unnötige Neuberechnungen<br />

zu vermeiden.<br />

15


Haftungsfragen<br />

Risiken <strong>und</strong> Nebenwirkungen<br />

Eine wirkungsvolle <strong>Ladungssicherung</strong><br />

unterstützt die reibungslose<br />

Transportabwicklung<br />

<strong>und</strong> nützt damit allen Beteiligten.<br />

Wer dagegen seine Pflichten<br />

vernachlässigt, muss mit<br />

teils drastischen Konsequenzen<br />

rechnen: Die Skala reicht von<br />

Verwarnungs- <strong>und</strong> Bußgeldern<br />

über Schadenersatz bis zu<br />

Geld- <strong>und</strong> Freiheitsstrafen.<br />

Die Aufgabe des Fahrzeughalters lautet,<br />

den richtigen Rahmen für den<br />

Transport zu schaffen. Er muss einen<br />

geeigneten Fahrer einsetzen, das für<br />

die Ladung passende Fahrzeug aussuchen<br />

<strong>und</strong> die nötigen <strong>Ladungssicherung</strong>s-Hilfsmittel<br />

zur Verfügung<br />

stellen. Schon beim Kauf sollte er darauf<br />

achten, dass seine Lkw‘s mit genügend<br />

<strong>und</strong> ausreichend belastbaren<br />

Zurrpunkten ausgestattet sind.<br />

Verstößt der Unternehmer gegen diese<br />

Pflichten <strong>und</strong> ereignet sich ein Unfall,<br />

kann er (mit-)verantwortlich gemacht<br />

<strong>und</strong> in die Haftung genommen werden.<br />

Auch der Disponent, der Touren plant<br />

<strong>und</strong> Fahrer beauftragt, hat das geeignete<br />

Fahrzeug für die zu transportierende<br />

Fracht auszuwählen.<br />

Wer als so genannter Verlader an Ort<br />

<strong>und</strong> Stelle das Beladen beispielsweise<br />

eines Lkws organisiert, haftet darüber<br />

hinaus auch für die Sicherung der<br />

Fracht. Lässt er zu, dass nachlässig<br />

gesicherte Güter auf die Reise gehen,<br />

trägt er für einen später eintretenden<br />

Unfall die (Mit-)Verantwortung.<br />

Der Fahrzeugführer verantwortet die<br />

Betriebssicherheit des Transports.<br />

Übernimmt er ein bereits beladenes<br />

Fahrzeug, muss er die Sicherung kontrollieren.<br />

Auch unterwegs hat er zu<br />

gewährleisten, dass das Fahrzeug<br />

betriebssicher bleibt. Führt etwa das<br />

Verrutschen der Ladung zu einer unzulässigen<br />

Lastverteilung, muss der<br />

Fahrer diesen Mangel schnellstens<br />

beseitigen oder das Gespann „auf<br />

dem kürzesten Weg aus dem Verkehr<br />

ziehen“ (§ 23 StVO).<br />

Falls die Polizei bei einer Kontrolle<br />

oder nach einem Unfall eine unzureichende<br />

<strong>Ladungssicherung</strong> feststellt,<br />

16


droht zunächst ein Verwarnungs- oder<br />

Bußgeld (zzt. 35 bis 100 Euro). Bei Beträgen<br />

ab 40 Euro wird die Ordnungswidrigkeit<br />

zusätzlich mit bis zu drei<br />

Punkten im Flensburger Verkehrszentralregister<br />

bestraft. Für einen durch<br />

mangelhaft gesicherte Fracht ausgelösten<br />

Unfall können die Verantwortlichen<br />

strafrechtlich belangt werden, etwa<br />

wegen eines gefährlichen Eingriffs in<br />

den Straßenverkehr, fahrlässiger Körperverletzung<br />

oder gar fahrlässiger<br />

Tötung. Hier drohen Geld- <strong>und</strong> Haftstrafen.<br />

Wer rechtskräftig verurteilt wird,<br />

gilt als vorbestraft. Die finanziellen Folgen<br />

eines Unfalls können gravierend<br />

ausfallen, wenn Schadenersatz zu zahlen<br />

ist. Für die Haftung gilt keine Obergrenze,<br />

hier können schnell existenzbedrohende<br />

Summen erreicht werden.<br />

17


Der rechtliche Rahmen<br />

Durchblick im Paragrafendschungel<br />

Wer als Transportprofi Tag für<br />

Tag mit <strong>Ladungssicherung</strong> zu<br />

tun hat, sollte den rechtlichen<br />

Rahmen für die eigene Arbeit<br />

kennen. Denn: Transporte auf<br />

der Straße unterliegen zahlreichen<br />

gesetzlichen Vorschriften<br />

<strong>und</strong> technischen Regelwerken.<br />

Unkenntnis der Paragrafen<br />

schützt nicht vor Strafe!<br />

Die Straßenverkehrsordnung (StVO)<br />

enthält einige der wichtigsten Vorschriften<br />

für sichere Transporte: Laut<br />

§ 22 ist die Ladung nach den „anerkannten<br />

Regeln der Technik“ so zu<br />

sichern, dass sie auch bei einer Vollbremsung<br />

oder einem plötzlichen<br />

Ausweichmanöver am Platz bleibt.<br />

Auf einem Betriebsgelände gilt die<br />

StVO nicht automatisch. Mit den<br />

Unfallverhütungsvorschriften (UVV)<br />

verhält es sich anders: Diese Regelwerke<br />

der Unfallversicherungsträger<br />

sind bei der Ausübung gewerblicher<br />

Tätigkeiten immer zu berücksichtigen,<br />

also auch bei Fahrten innerhalb eines<br />

Betriebsgeländes. Für die <strong>Ladungssicherung</strong><br />

wichtig sind etwa § 37 („Be<strong>und</strong><br />

Entladen“) sowie § 44 („Fahr- <strong>und</strong><br />

Arbeitsweise“) der UVV „Fahrzeuge“.<br />

Die in der StVO angesprochenen anerkannten<br />

Regeln der Technik lassen<br />

sich unter anderem in den Richtlinien<br />

des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI)<br />

nachschlagen. Das „VDI-Handbuch<br />

<strong>Ladungssicherung</strong>“ enthält die Richtlinien<br />

2700ff. mit allgemeinen Vorgaben<br />

sowie konkreten Empfehlungen für verschiedene<br />

Transportaufgaben. Deutsche<br />

<strong>und</strong> internationale Normen zählen<br />

ebenfalls zu den anerkannten Regeln<br />

der Technik. Beispielsweise regelt die<br />

DIN EN 12195-1 die Berechnung von<br />

Zurrkräften europaweit einheitlich. Wer<br />

diese Regelungen beachtet, handelt<br />

immer richtig <strong>und</strong> bleibt auch bei grenzüberschreitenden<br />

Transporten auf der<br />

sicheren Seite.<br />

18


<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> Metall<br />

Wilhelm-Theodor-Römheld-Str. 15<br />

55130 Mainz<br />

Präventionshotline (kostenfrei)<br />

0800 9990080-2<br />

Fax: 06131 802-12800<br />

Mail: bestellung@bghm.de<br />

Internet: www.bghm.de<br />

www.risiko-raus.de<br />

Ausgabe 2011<br />

04/2011<br />

Best. Nr.: BG 91.13.1<br />

Wir danken der BG Verkehr für die fachliche<br />

Unterstützung sowie der Firma Dolezych,<br />

Herrn W. Schlobohm <strong>und</strong> der BG BAU für<br />

die bereitgestellten Fotos.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!