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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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Lern- und Arbeitsbuch<br />

gegen Rechtsextremismus<br />

<strong>Die</strong>tmar Molthagen, Andreas Klärner,<br />

Lorenz Korgel, Bettina Pauli u. Martin<br />

Ziegenhagen, Hrsg., Lern- und Arbeitsbuch<br />

„Gegen den Rechtsextremismus“.<br />

Handeln für Demokratie, Verlag J.H.W.<br />

<strong>Die</strong>tz, Bonn 2008.<br />

Der immer umfangreicher werdenden<br />

Literatur mit Vorschlägen und Anleitungen<br />

zur Auseinandersetzung mit dem<br />

Rechtsextremismus hat sich nun ein<br />

weiteres Buch hinzugesellt: ein umfangreicher<br />

Sammelband, als „Lern- und Arbeitsbuch“<br />

bezeichnet, wendet sich an<br />

Akteure in Schulen und Kommunen, in<br />

der Jugendarbeit und in der politischen<br />

Bildung. <strong>Die</strong> Herausgeber versammeln<br />

darin Ausarbeitungen von 41 Autoren,<br />

von denen viele, wie etwa David Begrich,<br />

Thoralf Staud, Ulli Jentsch, Roland<br />

Roth, Albert Scherr, Bianca Klose oder<br />

Michaela Köttig, bereits mit anderen Publikationen<br />

auf diesem Gebiet hervorgetreten<br />

sind.<br />

Das verständlich geschriebene, als eine<br />

echte Hilfe zu betrachtende Handbuch<br />

ist in sechs größere Kapitel gegliedert,<br />

die sich mit den thematischen Schwerpunkten<br />

Inhalt und Erscheinungsformen<br />

des Rechtsextremismus, Grundfragen<br />

von Demokratie und Gesellschaft, Auseinandersetzung<br />

mit dem Rechtsextremismus<br />

in der Schule, in der Kommune,<br />

in der außerschulischen Jugendarbeit<br />

und als Aufgabe der Zivilgesellschaft<br />

beschäftigen. In der Definition von<br />

„Rechtsextremismus“ stützen sich die<br />

Herausgeber im wesentlichen auf die<br />

Auffassungen des Berliner Politikwissenschaftlers<br />

Richard Stöss, hier vor allem<br />

seine 2005 veröffentlichte Schrift<br />

„Rechtsextremismus im Wandel“. <strong>Die</strong><br />

jeweiligen „Zusammenfassungen“ zum<br />

„Sachstand“ vor den einzelnen Kapiteln<br />

sind komprimiert kurz, manchmal fast<br />

zu dünn, was jedoch durch die umfangreichen<br />

Literaturhinweise und durch die<br />

beigegebene Materialsammlung aufgewogen<br />

wird.<br />

In der Einführung zu dem Band betonen<br />

die Herausgeber, Leitgedanke aller<br />

Ideen und Vorschläge sei, dass Menschen<br />

nicht allein informiert werden<br />

sollen, sondern auch befähigt werden<br />

müssten, wirksam zu handeln. Es nütze<br />

wenig, viel über Rechtsextremismus zu<br />

wissen, wenn die entsprechende Handlungskompetenz<br />

für die Auseinandersetzung<br />

mit rechtsextremen Inhalten und<br />

Strategien sowie für die Förderung von<br />

Demokratie und gesellschaftlichem Zu-<br />

90<br />

sammenhalt fehle (vgl. S. 10). Von daher<br />

begründen sie auch, dass beim Lernen<br />

die konkrete Arbeit mit in der Materialsammlung<br />

enthaltenen Originaltexten<br />

der extremen Rechten unerlässlich sei<br />

(vgl. S. 66). Unbestreitbar richtig, wenn<br />

auch nicht unbedingt neu, sind die von<br />

den Herausgebern benannten Qualitätskriterien<br />

für eine erfolgreiche Auseinandersetzung<br />

mit dem Rechtsextremismus.<br />

Sie zählen dazu die Notwendigkeit<br />

einer kontinuierlichen Auseinandersetzung<br />

mit dem Problem, eine langfristige<br />

Strategie, die angemessene Qualifizierung<br />

und Weiterbildung der in der Bildungsarbeit<br />

tätigen Personen, um auf<br />

den Wandel in der rechtsextremen Szene<br />

entsprechend reagieren zu können,<br />

das Erfordernis, die Zielgruppen zur<br />

selbständigen Bewertung der Problemlagen<br />

und zur Erarbeitung der Lösungswege<br />

zu befähigen sowie die Einbettung<br />

aller ergriffenen Maßnahmen in das lokale<br />

Umfeld.<br />

Alle ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

angebotenen 30 Bildungsbausteine,<br />

geschrieben für die Anwendung durch<br />

Lehrer/innen, Mitarbeiter/innen von<br />

Jugendeinrichtungen und zivilgesellschaftliche<br />

Initiativen, aber auch für in<br />

der Kommune aktive Bürger, dienen diesen<br />

Zielen. Nach einem Abschnitt mit inhaltlichen<br />

Informationen zum jeweiligen<br />

Thema folgen Vorschläge zur Gestaltung<br />

einer Seminareinheit und/oder einer<br />

Diskussion. <strong>Die</strong> dafür notwendigen<br />

Materialien finden sich auf einer dem<br />

Buch beigegebenen CD-ROM, die von<br />

den Literaturempfehlungen über Möglichkeiten<br />

zur Power-Point-Präsentation<br />

bis zu Beispielen aus dem Auftreten<br />

von Neonazis und von NPD-Anträgen in<br />

Kommunalparlamenten reichen. Dabei<br />

ist hervorzuheben, dass die Autoren um<br />

größtmögliche Aktualität bemüht waren.<br />

<strong>Die</strong> Wahl der richtigen Methoden<br />

in den Seminaren und Gruppengesprächen<br />

wird erleichtert durch konkrete<br />

Hinweise auf Gruppengrößen, Abläufe<br />

für die Einheiten, Wechsel des didaktischen<br />

Vorgehens, Möglichkeiten von Arbeitsgruppen<br />

und Plenarsitzungen.<br />

Der große Nutzen, den ein solches<br />

Handbuch für die politische Bildungsarbeit<br />

haben kann, aber auch seine Grenzen,<br />

waren im April bereits Gegenstand<br />

einer Buchpräsentation in der Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung. Dabei wurde noch einmal<br />

deutlich, dass die vorgeschlagenen<br />

Konzepte sich vor allem an Personen<br />

richten, die Gegner des Rechtsextremismus<br />

sind bzw. noch eine neutrale Haltung<br />

einnehmen. Nicht alle Fragen des<br />

Umgangs mit Neonazis ob beim Aufeinandertreffen<br />

in Versammlungen oder in<br />

den kommunalen Parlamenten, sind damit<br />

beantwortet. Einiges dazu sagen allerdings<br />

die zusätzlichen Literaturhinweise<br />

aus. Nachzudenken ist auch, wie<br />

weitere Zielgruppen in die Auseinandersetzung<br />

mit dem Rechtsextremismus<br />

einbezogen werden können, z. B. ältere<br />

Menschen, weniger Gebildete und Migranten.<br />

Es wird interessant sein zu erfahren,<br />

in welchem Umfang das „Lern- und Arbeitsbuch“<br />

tatsächlich genutzt wird und<br />

wie das Urteil der verschiedenen Nutzer<br />

vor Ort ausfällt. Vorstellbar wäre auch,<br />

neben der praktischen Lösung mit der<br />

CD-ROM und den Möglichkeiten, von<br />

dieser Materialien auszudrucken, ähnliche<br />

Hilfen als Ringbücher mit herausnehmbaren<br />

Teilen herzustellen.<br />

Dr. sc. Roland Bach

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