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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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LESERBRIEFE<br />

Zu Heft 1–2/2008<br />

Recht vielen Dank für die regelmäßige<br />

Übersendung des „Rundbriefs“. Ich finde<br />

alle nach wie vor von der Anlage und Aktualität<br />

her recht interessant. Einige habe<br />

ich auch schon an Interessierte im Berliner<br />

Freidenkerverband weiter gegeben.<br />

Das trifft vor allen Dingen auf die Hefte<br />

zu, wo es um die Problematik zum „Antisemitismus<br />

in der DDR“ ging. (…) Nun<br />

aber zu meinem eigentlichen Anliegen. In<br />

manchen Beiträgen (vor allem bei Horst<br />

Helas), ist mir aufgefallen, dass immer<br />

die Terminologie „Nationalsozialismus“<br />

statt „Faschismus“ oder „Nazismus“ gebraucht<br />

wird. Das halte ich für vollkommen<br />

falsch, verfälscht und verharmlost<br />

es doch die ernste Sache. Was ist dann<br />

vielleicht eines Tages mit dem Begriff<br />

„Neofaschismus“/“Neonazismus“?<br />

76<br />

Im vorliegenden Heft fiel mir auf, dass<br />

im Beitrag von Martin Seckendorf leider<br />

manches Mal der offizielle Begriff<br />

„Wiedervereinigung“ statt Annexion/<br />

„Anschluss“ benutzt wird. Gewünscht<br />

hätte ich mir in dem Beitrag etwas ausführlicher<br />

die Haltung der Arbeiterbewegung<br />

zum Problem „Deutsch-Österreich“,<br />

welches ja sowohl Kommunisten<br />

als auch Sozialdemokraten nach 1918<br />

als deutsches Territorium ansahen. In<br />

diesem Zusammenhang fällt mir ein,<br />

dass Jan Koplenig in seinen Erinnerungen<br />

darauf hinwies, dass es damals<br />

schwierig war, etwas von einer eigenen<br />

österreichischen Nation oder einem eigenen<br />

österreichischen Staat zu schreiben.<br />

Direkt als falsch sehe ich es an,<br />

wenn Martin Seckendorf schreibt, dass<br />

Zu Heft 1–2/2008<br />

Horst Schneider: Wolfgang Leonhardts Schwanengesang?<br />

Man kann über ein Menschenleben,<br />

über seine Wandlungen, Brüche und<br />

völlige Neuorientierung, moralisierend<br />

höchst verschiedener Meinung sein.<br />

Im „Fall“ Leonhardt liegt die Bedeutung<br />

in wissenschaftlicher Hinsicht darin,<br />

dass die Darstellung seiner Entwicklung<br />

bis März 1949 (also bis zu seiner<br />

Flucht aus der Sowjetischen Beatzungszone)<br />

eine für Politik- und Geschichtswissenschaft<br />

höchst wichtige Quelle in<br />

der Auseinandersetzung mit dem Stalinismus<br />

bildet. Gewiss, man weiß es<br />

aus dem Historischen Proseminar, jede<br />

Quelle muss kritisch gesehen werden,<br />

zumal wenn es sich um Autobiographisches<br />

handelt. Seit der „Wende“ ist je-<br />

doch das Leben einer nunmehr kaum<br />

noch zu überschauenden Zahl von Opfern<br />

des Stalinismus aus dem Vergessen<br />

gehoben worden. Weit auseinander gingen<br />

und gehen indes die Schlussfolgerungen,<br />

die die Betroffenen aus den erlittenen<br />

Erfahrungen gezogen haben.<br />

Das vorliegende Quellenmaterial bestätigt<br />

aber auf seine Weise mehrere von<br />

Leonhardts Grundaussagen und entheben<br />

diese so ihrer, wie einige lange<br />

Zeit meinten, vermeintlichen Einzigartigkeit,<br />

der Wichtigtuerei oder gar der<br />

Fälschung.<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen:<br />

<strong>Die</strong> DDR-Geschichte ist natürlich nicht<br />

allein über den Stalinismus erfassbar.<br />

die Tschechoslowakei „allein von der<br />

Geographie her gegen einen deutschen<br />

Angriff militärisch nicht mehr zu verteidigen“<br />

(S. 14) gewesen wäre. Meines<br />

Erachtens wird vom Autor damit – gewollt<br />

oder nicht gewollt – die Politik der<br />

Westmächte mit dem Münchner Abkommen<br />

rehabilitiert und die Bereitschaft<br />

der UdSSR zur Verteidigung der CSR in<br />

Misskredit gebracht. (…)<br />

Für eure Arbeit wünsche ich euch alles<br />

Gute, freue mich, dass ihr als offizielle<br />

Arbeitsgemeinschaft bei der Partei DIE<br />

LINKE anerkannt seid. (…)<br />

Gernot Bandur, Berlin<br />

(Redaktioneller Hinweis: <strong>Die</strong>ser Leserbrief<br />

wurde für den Abdruck gekürzt)<br />

Zur aktuell politischen Seite: <strong>Die</strong> PDS,<br />

eine Vorgängerin der Partei DIE LINKE,<br />

hat sich im Dezember 1989 unwiderruflich<br />

dazu bekannt, mit dem Stalinismus<br />

als System zu brechen. Ohne diesen<br />

(Minimal-)Consensus, wir wollen es<br />

bitte keine Sekunde vergessen, wird es<br />

eine gesamtdeutsche linke Partei, diese<br />

große Hoffnung, nicht geben.<br />

Nicht zuletzt der „Rundbrief“, der von einer<br />

Arbeitsgemeinschaft beim Bundesvorstand<br />

der Partei DIE LINKE herausgegeben<br />

wird, hat dazu auch fürderhin<br />

seinen Beitrag zu leisten, so wie er es<br />

auch in der Vergangenheit versucht hat.<br />

Professor Dr. Rolf Richter, Berlin

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