Antifaschistische Kultur - Die Linke
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Ost und West zu Tage. Ging es in der Bundesrepublik<br />
und in der Frontstadt West-<br />
Berlin vorrangig um das Bewusstsein<br />
antiautoritärer Individualität und Gruppenverhalten<br />
gegen das kapitalistische<br />
Ordnungssystem, so bei Oppositionellen<br />
in der DDR, Polen, Ungarn und der CSSR<br />
um das Bestreben, einen humanen Sozialismus<br />
zu gestalten. Streben nach persönlicher<br />
Entscheidungsfreiheit vereinte<br />
beide Richtungen, ohne dass ein übergreifendes<br />
internationales Potential entstand.<br />
Auch aus diesem Grunde konnten<br />
beide Bewegungen von den herrschenden<br />
Kräften unterdrückt werden.<br />
In der DDR verfolgte die politische Führung<br />
schon am Ende der 50er Jahre, wie<br />
weit sich studentische und intellektuelle<br />
Bewegung mit Gewerkschaften und Arbeiterbewegung<br />
verbünden würde. Weil<br />
dies in der Bundesrepublik nur begrenzt<br />
der Fall war, wurden Maßnahmen getroffen,<br />
damit studentischen Aktionen<br />
im Westen nicht auf ostdeutsche Hochschulen<br />
übergriffen. Schon um 1965<br />
war eine 3. Hochschulreform in der DDR<br />
konzipiert worden. Zunächst sollte bis<br />
1969 an den Universitäten Berlin, Jena<br />
und der TH Magdeburg experimentiert<br />
werden, wie in Wissenschaft, Bildung<br />
und Weiterbildung ein weitaus höheres<br />
Niveau zu erreichen sei. Angesichts der<br />
68er Auseinandersetzungen im Westen<br />
wurden diese Experimente vorzeitig beendet<br />
und die für 1969 geplante Reform<br />
aller Hochschulen auf 1968 vorverlegt.<br />
Eine Akademiereform ging damit einher.<br />
Beides war aus ökonomischen Gründen<br />
unerlässlich, aber zugleich beschäftigten<br />
die neuen fachlichen und organisatorischen<br />
Strukturen Wissenschaftler<br />
und Studenten konstruktiv und hielten<br />
sie von politischem Aufbegehren fern.<br />
<strong>Die</strong> Besetzung Prags setzte dieser Art<br />
70<br />
von Systemauseinandersetzung einen<br />
vorläufigen Endpunkt.<br />
Soziale Energien der 68er, die friedlicher<br />
ökonomischer und gesellschaftlicher<br />
Reproduktion dienten, wurden<br />
durch weitere zwei Jahrzehnte Kaltem<br />
Krieg deformiert. Von größter Bedeutung<br />
bleibt deshalb, was sie für die persönliche<br />
Freiheit der Frauen und ihre<br />
sozialen Energien in der Welt leisteten.<br />
Frauen hauptsächlich tragen das Leid<br />
von Militanz, Gewalt und patriarchalischer<br />
Vorherrschaft. Ihre gesellschaftliche<br />
Aktivität reduziert sich keineswegs<br />
auf formelle Gleichstellung mit Männern<br />
oder Sexualität. Darüber herrschte auf<br />
der Konferenz Einigkeit, ebenso hinsichtlich<br />
der ökologischen Bewegung,<br />
die aus den 68ern entstand. Sinnvoll angewendet<br />
entspricht sie einem dringenden<br />
Bedürfnis der Menschheit.<br />
Gefragt wurde nach einer komplexen<br />
Theorie globaler Evolution und welche<br />
gemeinsamen Energien sozialer Kräfte<br />
sie tragen. Noch existiert sie nicht und<br />
erschien auf der Konferenz gegenüber<br />
praktischer Aktion auch nicht sehr opportun,<br />
auch wegen der ideologischen Belastung<br />
bisheriger Gesellschaftstheorien.<br />
Fehlt aber Theorie über die Wege komplexer<br />
Selbstorgansiation der Menschheit,<br />
sind strategische Fehler aller Kräfte<br />
und Bewegungen die Folge. Gemeinsame<br />
soziale Energiepotentiale kommen nicht<br />
konzentriert zum Einsatz und werden in<br />
Einzelaktionen vergeudet. Das zeigt sich<br />
besonders an den universellen sozialen<br />
Aufgaben, die seit der Zeit um 1900 entstehen:<br />
Frieden und persönliche Sicherheit,<br />
Ernährung, Arbeit, Ökologie, Migration<br />
oder humane Bildung in der Welt<br />
werden erst gemeinschaftlich lösbar.<br />
Konfrontative Ideologien und Mittel werden<br />
hier wirkungslos. Statt dessen ist<br />
freiheitliches Verständnis der Menschen<br />
des 21. Jahrhunderts in ihren humanen<br />
biologischen, psychischen und sozialen<br />
Energien erforderlich. Entscheidend<br />
ist, inwieweit ihr Handeln tatsächlich<br />
menschenwürdige Verhältnisse hervorbringt<br />
– humane Wertverhältnisse, die<br />
zwischen Menschen und Gemeinschaften<br />
Vertrauen schaffen und sie weltweit<br />
friedlich aneinander binden. Das ist keine<br />
Frage einzelner sozialer Kräfte, sondern<br />
das gemeinsame Überlebensproblem<br />
aller.<br />
Nicht ausgetragen wurden auf der Konferenz<br />
Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich<br />
der Begriffe Individualität und<br />
Entfremdung in der globalen sozialen<br />
Evolution. Neben der Entfremdung arbeitender<br />
Menschen vom Eigentum an<br />
Produktionsmitteln, vom Arbeitsprodukt<br />
und von anderen Arbeitenden, müsste<br />
der Entfremdung des Menschen von sich<br />
selbst mehr Aufmerksamkeit gewidmet<br />
werden. Ihre Aufhebung wird für humanen<br />
Fortschritt in der Welt fundamental,<br />
denn es werden soziale Energien feigesetzt,<br />
die freiwillig humanen Zwecken<br />
dienen und über einen längeren Zeitraum<br />
die derzeitige Kluft zwischen Ökonomie,<br />
Politik und Moral schließen.<br />
Infolgedessen sind neue Erfahrungen<br />
praktischer Aktion und intensive theoretische<br />
Arbeit erforderlich, um zu ermitteln,<br />
wie in der Welt des 21. Jahrhunderts<br />
humane soziale Energien entstehen, die<br />
auf widersprüchliche Weise eine proportionale<br />
ökonomische und soziale Reproduktion<br />
der Menschheit, ihrer Länder<br />
und Regionen gewährleisten. Dazu<br />
wurden auf der Konferenz neue inhaltliche<br />
und strategische Anregungen gefunden.<br />
Professor Dr. Heinz Engelstädter<br />
Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Rechtsextremismus/Antifaschismus<br />
der LINKEN<br />
Am 21. Juni 2008 tagte die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
im Berliner Karl-<br />
Liebknecht-Haus. Anwesend waren 27<br />
Mitglieder und Sympathisanten. Der<br />
Sprecher der BAG, Dr. Horst Helas, teilte<br />
zu Beginn der Tagung mit, dass unser<br />
Zusammenschluss nunmehr offiziell<br />
vom Parteivorstand der Partei DIE LIN-<br />
KE als „Bundesarbeitsgemeinschaft“<br />
anerkannt ist.<br />
Auf der Tagesordnung standen die Auswertung<br />
des 1. Parteitages der Partei<br />
(Cottbus 24./25. Mai 2008) und die<br />
aktuelle Situation in der Auseinandersetzung<br />
mit dem Rechtsextremismus<br />
in verschiedenen Bundesländern. Hierzu<br />
lag den Teilnehmern auch schriftliches<br />
Material der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Sachsen zum Ergebnis der<br />
extremen Rechten bei den sächsischen<br />
Kreistagswahlen am 8. Juni vor. 1<br />
Einführungen zum ersten Punkt der Tagesordnung<br />
gaben Petra Pau und Jürgen<br />
Plagge-Vandelaar, der als Gastdelegier-<br />
ter auf dem Parteitag anwesend war.<br />
Ausgehend vom Beschluss des 1. Parteitages<br />
„Eine starke <strong>Linke</strong> für eine andere,<br />
bessere Politik“, dessen klare inhaltliche<br />
Aussagen zu Neonazismus, Rassismus<br />
und Antisemitismus von den Mitgliedern<br />
der BAG begrüßt wurden, wurde<br />
in der Diskussion dazu immer wieder<br />
die zentrale Rolle des Kampfes um Demokratie,<br />
Bürgerrechte und Menschenwürde<br />
betont. Es wurde vorgeschlagen,<br />
auch an den Begriffen weiter zu arbei-