Antifaschistische Kultur - Die Linke
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EDITORIAL<br />
Das Thema „<strong>Antifaschistische</strong> <strong>Kultur</strong>“<br />
hat die Redaktion des „Rundbriefs“ bereits<br />
längere Zeit interessiert. Immer<br />
schon wollten wir hierzu einen Themen-<br />
Schwerpunkt zusammenstellen, doch<br />
mangels geeigneter Manuskripte wurde<br />
bislang nichts daraus. <strong>Die</strong>s soll sich<br />
mit dem vorliegenden Heft ändern. Es<br />
geht uns um Beispiele, welche kulturellen<br />
Beiträge von Antifaschisten in die<br />
offensive und langfristige Auseinandersetzung<br />
mit den Rechtsextremen eingebracht<br />
werden können, zum Beispiel<br />
Musik, Theater oder Lyrik, aber es handelt<br />
sich auch um die Rolle der <strong>Kultur</strong> bei<br />
der Abwehr rechtsextremer Aktionen,<br />
outfits und Projekte. Der einleitende Artikel<br />
von Wolfgang Kröske – erfreulich<br />
polemisch, erfreulich inhaltsreich – bietet<br />
einen nachdenklichen Einstieg in<br />
die Thematik. Er diskutiert die Probleme<br />
(und Chancen) linker, antifaschistischer<br />
<strong>Kultur</strong>produktionen und ihrer<br />
Rezeption unter den Bedingungen sich<br />
immer stärker durchsetzender neoliberaler<br />
Verhältnisse in der Gesellschaft<br />
der BRD sowie vor dem Hintergrund historischer<br />
Erfahrungen. Auf den Anhang<br />
dieses Beitrages, „Hotel California“, sei<br />
angesichts der jüngsten, skandalösen<br />
Entwicklungen um die Folter-Gefängnisse<br />
der USA, nicht zuletzt im Lichte der<br />
den Menschenrechten und allen rechtsstaatlichen<br />
Prinzipien hohnsprechenden<br />
„Gerichts“verfahren auf Guantanamo,<br />
ausdrücklich hingewiesen.<br />
Erfreulich ist, dass uns so viele Manuskripte<br />
erreichten, dass wir aus Platzmangel<br />
den einen oder anderen Beitrag<br />
erst in der nächsten oder übernächsten<br />
Ausgabe veröffentlichen können. Wir<br />
bleiben also dran am Thema „<strong>Antifaschistische</strong><br />
<strong>Kultur</strong>“.<br />
Auch wegen des bevorstehenden „Super-Wahljahres<br />
2009“ (Europa- und<br />
Bundestagswahlen, Landtagswahlen<br />
im Saarland, in Brandenburg, Thüringen<br />
und Sachsen, Kommunalwahlen in<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-<br />
Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-<br />
Anhalt, Baden-Württemberg, Sachsen,<br />
Thüringen sowie an der Saar) publizieren<br />
wir zum Teil ausführliche Analysen der in<br />
diesem Jahr durchgeführten Landtags-<br />
und Kommunalwahlen, natürlich unter<br />
besonderer Berücksichtigung der von<br />
den Rechtsextremen erzielten Ergebnisse<br />
und der von ihnen während der Wahlkämpfe<br />
praktizierten Propaganda. <strong>Die</strong>s<br />
erscheint besonders wichtig, weil hier<br />
und da abwiegelnde und auf „Entwarnung“<br />
ausgerichtete Stimmen in der po-<br />
litischen und publizistischen Landschaft<br />
wahrzunehmen sind: DVU und NPD befänden<br />
sich auf dem Rückzug, sie seien<br />
von schwerwiegenden Krisen geschüttelt,<br />
man dürfe die von ihnen ausgehenden<br />
Gefahren nicht überzeichnen, der<br />
Streit um das Verbot der NPD habe sich<br />
gewissermaßen „von alleine“ erledigt.<br />
<strong>Die</strong> abgedruckten Wahlanalysen belegen<br />
die mangelnde Differenziertheit, ja<br />
die nicht erkennbare Seriosität solcher<br />
Argumentationen. Auch die Beiträge zur<br />
Thematik „1. Mai und NPD“, zum Grundsatzprogramm<br />
der Braunen sowie zu<br />
den Resultaten des Bamberger Parteitages<br />
der NPD gehören in diesen Zusammenhang.<br />
Wir würden uns freuen, wenn<br />
der eine oder andere der abgedruckten<br />
Artikel dazu beitragen könnte, die antifaschistischen<br />
Kräfte in der Auseinandersetzung<br />
mit den Rechten jedweder<br />
Couleur in den bevorstehenden Wahlkämpfen<br />
zu unterstützen.<br />
Für die innerparteiliche Debatte zur<br />
Auseinandersetzung mit rechtsextremen<br />
Gedanken und Überzeugungen –<br />
auch innerhalb der Wählerschaft der<br />
LINKEN – stellen die Analysen und Thesen<br />
in Gerd Wiegels Beitrag eine gute<br />
Basis dar. Viele der hier genannten Fakten<br />
dürften nicht wenigen Mitgliedern<br />
und Anhängern der Partei neu sein.<br />
Bereits mehrfach hatten wir uns mit den<br />
Plänen des „Bundes der Vertriebenen“<br />
und speziell ihrer Vorsitzenden, der CDU-<br />
Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach,<br />
zur Errichtung eines „Zentrums<br />
gegen Vertreibungen“ in Berlin auseinander<br />
gesetzt. <strong>Die</strong> scheinbare Ruhe, die<br />
zuletzt bei der Realisierung dieses Vorhabens<br />
eingetreten zu sein schien, war<br />
trügerisch. Wir weisen ausdrücklich auf<br />
den Beitrag von Renate Hennecke hin,<br />
der verdeutlicht, dass jetzt offenkundig<br />
mit Hilfe der Bundesregierung und vieler<br />
Millionen Euro Steuergelder „Nägel<br />
mit Köpfe“ gemacht werden sollen: <strong>Die</strong>ses<br />
seit einem Jahrzehnt zäh verfolgte<br />
Projekt einer Materialisierung des Geschichtsrevisionismus<br />
dürfte in den<br />
nächsten Jahren, in der Stadtmitte Berlins<br />
angesiedelt, Realität werden.<br />
Besonders erfreulich für die Redaktion<br />
des „Rundbriefs“ ist es, dass uns in zunehmendem<br />
Maße unverlangt Manuskripte<br />
zum Abdruck angeboten werden.<br />
Wenn immer dies möglich ist,<br />
publizieren wir sehr gern diese Beiträge.<br />
Mehr noch: Wir möchten alle Leserinnen<br />
und Leser ermutigen, selbst<br />
zur Feder zu greifen, nicht zuletzt dann,<br />
wenn es sich um kritische Bemerkun-<br />
gen zu dem einen oder anderen Artikel<br />
handelt. Selbstverständlich drucken<br />
wir auch in diesem Heft die Leserbriefe<br />
ab, die uns erreicht haben. Tatsächlich<br />
wäre es sehr wünschenswert, wenn im<br />
„Rundbrief“ verstärkt zu den hier aufgeworfenen<br />
Problemen eine kontroverse<br />
Diskussion stattfände – nicht (nur)<br />
aus Lust am Diskurs, sondern weil ein<br />
erfolgreicher antifaschistischer Kampf<br />
stets der Überprüfung seiner Formen<br />
und Inhalte bedarf.<br />
Der zuletzt größer dimensionierte Rezensionsteil<br />
ist in diesem Heft etwas<br />
„mager“ ausgefallen. <strong>Die</strong>s hängt jedoch<br />
ausschließlich damit zusammen, dass<br />
wir ansonsten ein zu umfangreiches<br />
Heft produziert hätten. Im Heft 4/2008,<br />
das bereits Anfang November 2008 erscheinen<br />
soll, werden alle vorhandenen<br />
Buchbesprechungen veröffentlicht werden.<br />
<strong>Die</strong> Auflage des „Rundbriefs“ beträgt<br />
mittlerweile 1.100 Exemplare. In wachsendem<br />
Maße erreichen uns zum Beispiel<br />
von Bibliotheken, Wissenschaftlern<br />
und Studenten, von antifaschistischen<br />
Initiativen, Basisgruppen und Funktionsträgern<br />
der LINKEN und von einzelnen<br />
Ortsgruppen der VVN-BdA Nachfragen<br />
nach einzelnen Heften, vor allem aber<br />
der Wunsch, den „Rundbrief“ künftig regelmäßig<br />
zu beziehen. Wir hoffen auf<br />
eine weiterhin steigende Auflage, auch<br />
durch die „Mund-zu-Mund-Werbung“<br />
unserer Leserinnen und Leser sowie unserer<br />
Autorinnen und Autoren.<br />
Dagmar Rubisch stellte uns die auf den<br />
Seiten 11, 12 und U4 abgedruckten Fotos<br />
zur Verfügung.<br />
Dr. Reiner Zilkenat<br />
(Redaktionsschluss: 12. August 2008)<br />
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