30.10.2012 Aufrufe

Antifaschistische Kultur - Die Linke

Antifaschistische Kultur - Die Linke

Antifaschistische Kultur - Die Linke

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

esten bei Rückführung möglicht vieler,<br />

am besten aller Ausländer in ihre Herkunftsländer.<br />

Drittens: Wir knüpfen am 1. Mai bewusst<br />

an die geschichtliche Tradition<br />

des „Tages der Nationalen Arbeit“ an.<br />

Zu einzelnen ausgewählten Ereignisorten:<br />

Nürnberg, Hamburg, Berlin<br />

Nürnberg<br />

Dorthin hatte die Parteiführung der<br />

NPD als ihre zentrale Veranstaltung<br />

am ERSTEN MAI mobilisiert. An einer<br />

Gegendemonstration zum Aufmarsch<br />

der Rechtsextremisten nahmen circa<br />

10.000 Menschen teil (Angaben der Organisatoren<br />

der Gegendemonstration).<br />

Sie folgten damit nicht dem Vorschlag<br />

des Oberbürgermeisters von Nürnberg<br />

May, den Rechtsextremisten „die kalte<br />

Schulter“ zu zeigen, deren Marsch<br />

durch Nichtbeachtung zu einem „Geisterlauf“<br />

werden zu lassen. Im Gegenteil,<br />

auch der bayrische Ministerpräsident<br />

Beckstein ergriff das Wort: „Wir wollen<br />

die Nazibande hier nicht haben.“<br />

Demonstration und Gegendemonstration<br />

verliefen insgesamt friedlich.<br />

Der Parteivorsitzende der NPD Udo Voigt<br />

hatte in seiner Ansprache erneut die politische<br />

Hauptrichtung des Agierens der<br />

Partei in den Mittelpunkt gestellt, zu der<br />

seit März 2008 auch eine längerfristige<br />

Kampagne der Partei läuft: „ Sozial geht<br />

nur national!“<br />

Hamburg<br />

<strong>Die</strong> Demonstration der Rechtsextremisten<br />

in Hamburg, an der circa 1.500<br />

Personen aus verschiedenen Bundesländern<br />

und auch aus dem Ausland teilnahmen,<br />

war von Inge Nottelmmann,<br />

die seit mehr als fünfzehn Jahren in der<br />

Neonazi-Szene aktiv ist, angemeldet<br />

worden. Das Motto der Demonstration:<br />

„Arbeit und soziale Gerechtigkeit für alle<br />

Deutschen. Gemeinsam gegen Globalisierung.“<br />

An der Gegendemonstration nahmen etwa<br />

10.000 Personen teil.<br />

Erste Anmerkung: <strong>Die</strong> Teilnehmerzahlen<br />

in Nürnberg und Hamburg zeugen<br />

für beide Seiten auch von einer neuen<br />

Stufe der Fähigkeit zur Mobilisierung<br />

der jeweiligen Anhänger.<br />

Der 1. Mai in Hamburg war offensichtlich<br />

der Beginn einer neuen qualitativen<br />

Stufe gewalttätiger Auseinandersetzung<br />

insbesondere von „rechts“, aber auch<br />

von „links“ und (wie schon bei den G<br />

8-Protesten) staatlicherseits – hier vor<br />

allem im Einsatz gegen linke Gegendemonstranten.<br />

Im Vorfeld wie im Nachhinein gibt es von<br />

den Beteiligten an den Auseinanderset-<br />

zungen in Hamburg äußerst kontroverse<br />

Bewertungen des Geschehens wie<br />

auch Vorschläge für notwendige Konsequenzen:<br />

<strong>Die</strong> Hamburger Polizei warf<br />

den Justizorganen vor, dass ihre Erlaubnis<br />

für eine Gegendemonstration linker<br />

Kräfte (was diese als Erfolg verbuchen)<br />

zur Eskalation der Situation beigetragen<br />

habe. Seitens der Polizei wurde behauptet,<br />

dass es ohne ihr Eingreifen in Hamburg<br />

Tote gegeben hätte. Gegendemonstranten<br />

wie Polizei waren überrascht<br />

von der aggressiven Gewalt rechtsextremistischer<br />

Demonstranten, die sich in<br />

ungewohnter Weise über Auflagen hinwegsetzten<br />

und auch vor Angriffen auf<br />

Polizisten nicht zurückschreckten.<br />

In der Hamburger Bürgerschaft kam<br />

es nach dem 1. Mai zu heftigen Debatten.<br />

Bemerkenswert daran ist, dass<br />

auch die Grünen dort das Demonstrationsrecht<br />

für Neonazis verteidigten.<br />

<strong>Die</strong> Fraktion DIE LINKE in der Hamburger<br />

Bürgerschaft machte hingegen darauf<br />

aufmerksam, dass das Verhalten<br />

der Rechtsextremisten die Forderung<br />

nach einem neuen Anlauf für ein NPD-<br />

Verbot erhärten. <strong>Die</strong> Tatsache, dass<br />

rechte Randalierer schon bei ihrer Anreise<br />

einen ganzen S-Bahn-Zug kapern<br />

und über den Zuglautsprecher verkünden<br />

konnten, dass Deutsche und Ausländer<br />

künftig wieder getrennt reisen<br />

würden, letztere in Viehwaggons, erfüllt<br />

schon ohne NPD-Verbot gültige Straftatbestände.<br />

5<br />

Der Hamburger Verfassungsschutz berichtet<br />

unter anderem: „<strong>Die</strong> von der<br />

Hamburger Kameradschaftsszene angemeldete<br />

und von der NPD unterstützte<br />

1. Mai-Demonstration war mit ca.<br />

1.500 Teilnehmern der größte rechtsextremistische<br />

Aufmarsch seit der Kundgebung<br />

gegen die Wehrmachtsausstellung<br />

im Januar 2004. Am Ende des<br />

Zuges traten etwa 350 schwarz gekleidete<br />

und aggressiv auftretende Personen<br />

als ‚Schwarzer Block‘ auf. Neben<br />

friedlichen Protesten mehrerer Tausend<br />

Gegendemonstranten kam es auch zu<br />

massiven Ausschreitungen militanter<br />

Linksextremisten, die sich vor allem gegen<br />

Polizisten und das Eigentum Unbeteiligter<br />

richteten.“ 6<br />

Zweite Anmerkung: Wie schon in anderen<br />

Zusammenhängen und von verschiedenen<br />

Seiten registriert: „Rechte“ und<br />

„<strong>Linke</strong>“ kann man heutzutage weder am<br />

Outfit noch an der Tatsache der Bildung<br />

„schwarzer Blöcke“ unterscheiden.<br />

Berlin<br />

In Berlin zahlte sich erneut das Deeskalisierungs-Konzept<br />

der Veranstalter vieler<br />

Aktivitäten zum 1. Mai wie auch der<br />

staatlich Zuständigen (Kommunalpolitiker,<br />

Polizei, Verfassungsschutz) aus.<br />

In der so genannten Walpurgisnacht lieferten<br />

sich junge Autonome und Kräfte<br />

der Polizei die rituell üblichen Rangeleien,<br />

ohne dass es zu größeren gewalttätigen<br />

Auseinandersetzungen kam. Doch<br />

die diesjährige Ruhe ist wohl eher trügerisch:<br />

Anzunehmen ist, dass gewaltbereite<br />

linke Autonome aus Berlin diesmal<br />

nach Hamburg fuhren.<br />

Zufriedenheit und Erleichterung über<br />

weniger Gewalt als in den Jahren zuvor<br />

bestimmt für Berlin die Einschätzung in<br />

den Medien. <strong>Die</strong> „Berliner Morgenpost“<br />

kommt beispielsweise zu folgender Einschätzung:<br />

„Randale und Straßenkämpfe rund um<br />

den diesjährigen 1. Mai hielten sich in<br />

Berlin in Grenzen. Alle Beteiligten haben<br />

aus den Schlachten vergangener Jahre<br />

gelernt. Das ist das bessere Fazit. Das<br />

schlechtere: Von friedlichen Mai-Feiern<br />

kann noch immer nicht gesprochen werden<br />

angesichts von mehr als 130 Festnahmen,<br />

90 verletzten Polizisten und<br />

einem vor dem Mob flüchtenden Polizeipräsidenten.<br />

<strong>Die</strong> Bilanzen am Tage<br />

danach sowohl der Veranstalter der<br />

Kreuzberger May-Feste, der örtlichen<br />

Bezirkspolitiker wie der Polizeiführung<br />

erwecken dagegen den Eindruck von<br />

Friede, Freude, Eierkuchen. Das ist bedenklich,<br />

weil solche Reaktion von der<br />

Verdrängung einer eigentlichen Selbstverständlichkeit<br />

kündet. Berlin darf sich<br />

nicht daran gewöhnen, dass der Mai<br />

nur unter dem Schutz tausender Sicherheitsbeamter<br />

begrüßt werden kann,<br />

dass man sich damit zufrieden gibt,<br />

wenn weder Straßenschlachten toben<br />

noch Autos brennen.“ 7<br />

In Marzahn-Hellersdorf wurden an einem<br />

leer stehenden Gebäude in der<br />

Nacht zum 1. Mai Transparente von so<br />

genannten Nationalen Sozialisten angebracht:<br />

„Arbeit, Freiheit, Brot für unser<br />

Volk!“.<br />

Demokratische Gegenwehr<br />

Erfolge wie Defizite demokratischer Gegenwehr<br />

seien stellvertretend für Kaiserslautern,<br />

Neustadt 8 und Hamburg<br />

demonstriert.<br />

Circa 800 Demonstranten in Kaiserslautern<br />

und über 1.000 Demonstranten in<br />

Neustadt machten den Neonazis mehr<br />

als deutlich, dass es für sie in der Vorderpfalz<br />

nichts zu holen gibt.<br />

Kaiserslautern<br />

Trotz Totschweigens der antifaschistischen<br />

Gegendemonstration und erfolgloser<br />

Ignoranz durch die Kaiserslauterer<br />

Stadtregierung versammelten sich<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!