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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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Erstens: Wenn LINKE und NPD bei Menschen<br />

ohne Arbeit und abhängig Beschäftigten<br />

um die gleiche Wählerklientel<br />

konkurrieren, wie schaffen wir es, die<br />

Menschen längerfristig an uns zu binden<br />

und somit der Gefahr einer möglichen<br />

Abwendung zur extremen Rechten vorzubeugen?<br />

<strong>Die</strong> NPD verspricht schnelle<br />

und einfache Lösungen: Ausländer<br />

raus – Arbeit für Deutsche. <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong> (im<br />

weiteren Sinne) hat demgegenüber das<br />

Problem, dass ihre Gesellschaftsanalyse<br />

zumeist komplexer Art ist und die von ihr<br />

angebotenen Lösungen als abstrakt und<br />

nicht zu verwirklichen erscheinen. Eine<br />

Komplexitätsreduktion im Sinne klarer<br />

Vorschläge ist also sinnvoll. Aber: Was<br />

verspricht die <strong>Linke</strong>? Und was passiert,<br />

wenn es keine schnellen Lösungen gibt?<br />

Wohin werden sich diejenigen wenden,<br />

die unvermeidlich enttäuscht über LIN-<br />

KE Regierungsbeteiligungen seien werden,<br />

weil sich ihr konkrete Situation<br />

nicht durchgreifend verbessert? Läuft<br />

DIE LINKE Gefahr, mehr zu versprechen<br />

als sie halten kann und produziert sie damit<br />

neue Enttäuschungen und Abwendungen<br />

von Politik und Demokratie?<br />

32<br />

Zweitens: <strong>Die</strong> NPD wird von ihren WählerInnen<br />

als fundamentale Opposition<br />

gesehen und entfaltet damit vor allem<br />

für diejenigen Attraktivität, die sich<br />

vom politischen System angewandt haben<br />

und von hier keine Verbesserung ihrer<br />

Lage erwarten. Kann die LINKE also<br />

nur als fundamentale Opposition die<br />

Wahl der NPD blockieren? Im Westen<br />

wird die LINKE als fundamentale Opposition<br />

gesehen, ähnlich ist ihre Rolle im<br />

Bund. In den ostdeutschen Bundesländern<br />

dürfte die Wahrnehmung eine andere<br />

sein. Gehört die LINKE hier in der<br />

Wahrnehmung der WählerInnen zum Establishment?<br />

Begründet sich daraus die<br />

Abwanderungen zahlreicher früherer<br />

WählerInnen der LINKEN ins Nichtwählerlager<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Berlin? Umgekehrt stellt sich die<br />

Frage: Wie lange lassen sich WählerInnen<br />

mit einer radikalen Attitüde binden,<br />

wenn ihre Erwartungen an Politik auf die<br />

(schnelle) Verbesserung der eigenen Lage<br />

gerichtet sind?<br />

Drittens: Bedeutet der Weg in Regierungsverantwortung<br />

unter gegebenen<br />

Umständen, dass man aus Sicht des<br />

politisch apathischen Teil der Bevölkerung<br />

(typische Nicht-WählerInnen) automatisch<br />

Teil des etablierten Systems<br />

wird und damit die Hoffnungen auf die<br />

nächste Außenseiterpartei projiziert<br />

werden? Lässt sich die Rolle des parlamentarischen<br />

(und Regierungs-) Mitspielers<br />

mit dem Vertretungsanspruch<br />

für die sich ausgegrenzt fühlenden<br />

verbinden? Wie kann eine immer von<br />

Kompromissen gekennzeichnete Parlaments-<br />

und Regierungspolitik in diesem<br />

Sinne aussehen?<br />

Viertens: Wie geht die LINKE damit um,<br />

dass unter ihren Anhängern die Zustimmung<br />

zu rassistischen Aussagen hinter<br />

den Nichtwählern und der NPD am<br />

höchsten ist? Ist das Anlass, für eine<br />

verstärkte Thematisierung dieses Themas<br />

von Seiten der Partei? Oder läuft<br />

eine umgekehrte Strategie: das Thema<br />

bloß nicht ansprechen, um keine Missverständnisse<br />

aufkommen zu lassen?<br />

Kann sich die Gefahr eines bewussten<br />

Werbens mit rechten Ideologieelementen<br />

ergeben?<br />

Dr. Gerd Wiegel<br />

Erster Mai 2008: Rechtsextremistische<br />

Anstrengungen, demokratische Gegenwehr<br />

und die Rolle der staatlich Zuständigen 1<br />

Zum 100. Jahrestag der Erstürmung der<br />

Bastille tagte in Paris am 14. Juli 1889<br />

ein internationaler Kongress von 400<br />

Vertretern sozialistischer Parteien und<br />

Gewerkschaften. Ein französischer Delegierter<br />

brachte dort folgende Resolution<br />

ein: „Es ist für einen bestimmten<br />

Zeitpunkt eine große internationale Manifestation<br />

zu organisieren, und zwar<br />

dergestalt, dass gleichzeitig in allen<br />

Städten an einem bestimmten Tage die<br />

Arbeiter an die öffentlichen Gewalten<br />

die Forderung richten, den Arbeitstag<br />

auf acht Stunden festzusetzen (…). In<br />

Anbetracht der Tatsache, dass eine solche<br />

Kundgebung bereits von dem amerikanischen<br />

Arbeiterbund (…) für den 1.<br />

Mai 1890 beschlossen worden ist, wird<br />

dieser Zeitpunkt als Tag der internationalen<br />

Kundgebung angenommen.“<br />

Ursprünglich als einmalige Aktion geplant,<br />

ist der 1. Mai bis heute für Gewerkschafter<br />

und Sozialisten ein besonderer<br />

Tag geblieben.<br />

In vielen Ländern ist der 1. Mai ein gesetzlicher<br />

Feiertag geworden, so in Deutsch-<br />

land seit Beginn der Weimarer Republik.<br />

Für den 1. Mai in Deutschland gehört<br />

die Erinnerung an den Berliner „Blutmai“<br />

1929 2 sowie an den Missbrauch dieses<br />

Tages durch die Nazis, die ihn zum „Tag<br />

der Nationalen Arbeit“ erkoren, hinzu.<br />

Rechtsextremistische<br />

Anstrengungen<br />

Der Hamburger NPD-Funktionär Christian<br />

Worch, der in den letzten Jahren<br />

deutschlandweit häufig rechtsextremistische<br />

Demonstrationen anmeldete und<br />

bei ihnen Regie führte, zog nach den eklatanten<br />

Wahlniederlagen rechtsextremistischer<br />

Parteien zu den Landtagswahlen<br />

in Hessen und Niedersachsen<br />

unter anderem die Schlussfolgerung:<br />

Wir müssen weiter auf die Straße gehen,<br />

dann werden uns die Medien schon<br />

nicht mehr (wie im Wahlkampf) ignorieren,<br />

sondern über uns berichten.<br />

<strong>Die</strong> Straße zu behaupten bleibt eine von<br />

vier Grundsäulen des politischen Handelns<br />

3 rechtsextremistischer Parteien<br />

und auch gewaltbereiter, mit den Par-<br />

teien zum Teil in Konflikten befindlichen<br />

so genannten Freien Kameradschaften.<br />

Demonstrationen bieten außerdem gute<br />

Gelegenheiten für öffentlich wirksame<br />

Aktivität und Chancen zur Rekrutierung<br />

neuer Anhänger.<br />

Der 1. Mai gehört zu den drei wichtigsten<br />

Demonstrationen deutscher rechtsextremistischer<br />

Gruppierungen, zu denen<br />

bundesweit mobilisiert wird und<br />

zu denen auch Gleichgesinnte aus dem<br />

Ausland eingeladen werden. 4<br />

Bei den Aktivitäten rechtsextremistische<br />

Parteien und Organisationen in<br />

Deutschland, insbesondere der NPD,<br />

am 1. Mai spielen drei konzeptionelle<br />

Überlegungen eine zentrale Rolle, die<br />

offener als bei anderen Gelegenheiten<br />

zur Sprache kommen.<br />

Erstens: Nur wir treten am konsequentesten<br />

für die Rechte der sozial Schwachen<br />

ein, das unterscheidet uns von<br />

allen „Systemparteien“, auch von der<br />

Partei DIE LINKE.<br />

Zweitens: Lösungen der sozialen<br />

Frage(n) gehen nur national und am

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