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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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Protestwähler? Überzeugungstäter?<br />

Unterschiedliche Wahlerfolge der NPD in Ost und West und<br />

Folgerungen für DIE LINKE<br />

Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist<br />

der recht unterschiedliche Wahlerfolg<br />

der extremen Rechten bei Landtagswahlen<br />

der letzten vier Jahre in Ost und West.<br />

Während NPD und DVU schon 2004 mit<br />

9,2 Prozent in Sachsen bzw. 6,1 Prozent<br />

in Brandenburg in zwei Landtage einziehen<br />

konnten und die NPD 2006 mit 7,3<br />

Prozent in Mecklenburg-Vorpommern einen<br />

weiteren Erfolg im Osten verbuchen<br />

konnte, bleiben ähnliche Erfolge in westdeutschen<br />

Bundesländern bis heute aus.<br />

In Baden-Württemberg und Rheinland-<br />

Pfalz verloren die einstmals dort starken<br />

Republikaner weiter an Zustimmung, die<br />

NPD konnte zwar in beiden Ländern zulegen,<br />

jedoch auf äußerst niedrigem Niveau.<br />

Ähnlich schlecht bzw. noch desaströser<br />

waren die Ergebnisse der Wahlen<br />

in Niedersachsen, Hessen und Hamburg<br />

für die extreme Rechte: 1,5 Prozent für<br />

die NPD in Niedersachsen, 0,9 Prozent<br />

für die NPD und 1,0 Prozent für die Reps<br />

in Hessen und 0,8 Prozent für die DVU<br />

in Hamburg.<br />

<strong>Die</strong> Gründe für diese erfreulichen Misserfolge<br />

sind vielfältig und unterschiedlich.<br />

Sie haben etwas mit der Struktur<br />

der jeweiligen Partei vor Ort zu tun, mit<br />

ihrer kommunalen Verankerung, dem<br />

Verhältnis zu den Kameradschaften<br />

usw. Sie haben aber sicher auch etwas<br />

mit der politischen Konkurrenz zu tun,<br />

in diesem Fall mit der LINKEN, die einen<br />

größeren Teil auch der Wählerinnen und<br />

Wähler an sich gebunden haben dürfte,<br />

die sonst ihr Kreuz bei der extremen<br />

Rechten gemacht hätten.<br />

Im Folgenden werden einige Daten aus<br />

Wahlanalysen zu den letzten Landtags-<br />

und Bundestagswahlen präsentiert und<br />

daraus einige Thesen formuliert. Es handelt<br />

sich um keine ausgearbeitete Analyse,<br />

sondern um eine grobe Skizze. Eine<br />

Frage dabei ist, ob die unterschiedlichen<br />

Erfolge der extremen Rechten in<br />

Ost und West auch etwas mit der unterschiedlichen<br />

Wahrnehmung der LINKEN<br />

in Ost und West zu tun haben. Hier eine<br />

Volkspartei mit realer oder absehbarer<br />

Regierungsverantwortung, dort eine<br />

Protestpartei, geächtet von allen anderen<br />

Parteien und den Medien.<br />

DIE LINKE und die NPD konkurrieren<br />

auf der sozial-strukturellen Ebene<br />

um eine ähnliche Wählerklientel<br />

Bei der Wahl zum Deutschen Bundestag<br />

2005 haben Arbeiter und Arbeitslose die<br />

30<br />

LINKE überdurchschnittlich gewählt. Bei<br />

einem nach Ost und West unterschiedenen<br />

Stimmenanteil konnte die LINKE sowohl<br />

im Westen wie im Osten unter diesen<br />

Gruppen ihre stärksten Ergebnisse<br />

erzielen: Bei einem Stimmenanteil West<br />

= 4,9 Prozent kam die LINKE hier auf 8<br />

Prozent der Stimmen bei Arbeitern und<br />

13 Prozent der Stimmen bei Arbeitslosen.<br />

Im Osten = 25,3 Prozent kam DIE<br />

LINKE auf 27 Prozent bei Arbeitern und<br />

39 Prozent bei Arbeitslosen.<br />

Überdurchschnittlich gute Ergebnisse in<br />

diesen beiden Gruppen lassen sich auch<br />

bei der NPD beobachten: Bei 1,1 Prozent<br />

Stimmenanteil im Westen kam die NPD<br />

hier auf 3 Prozent bei Arbeitern und 4<br />

Prozent bei Arbeitslosen. Im Osten erreichte<br />

die NPD einen Stimmenanteil<br />

von 3,6 Prozent und kam bei den Arbeitern<br />

auf einen Anteil von 8 Prozent, bei<br />

Arbeitslosen von 7 Prozent.<br />

Ähnliche Tendenzen lassen sich auch bei<br />

den für die NPD erfolgreichen Landtagswahlen<br />

in Sachsen (2004) und Mecklenburg-Vorpommern<br />

(2006) erkennen. Bei<br />

einem Gesamtergebnis von 9,2 Prozent<br />

in Sachsen kam die NPD bei Arbeitern<br />

auf einen Anteil von 14 Prozent und bei<br />

Arbeitslosen von 18 Prozent. Auch der<br />

PDS gelangen bei einem Gesamtergebnis<br />

von 23,6 Prozent überdurchschnittliche<br />

Werte bei Arbeitslosen (36 Prozent),<br />

jedoch kam sie bei Arbeitern nur<br />

auf den Wert ihres Gesamtergebnisses<br />

von 23 Prozent.<br />

Bestätigt wird dieser Trend durch die Ergebnisse<br />

in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Mit 7,3 Prozent zog die NPD in den<br />

Landtag ein und kam bei Arbeitern auf<br />

12 Prozent und bei Arbeitslosen sogar<br />

auf 17 Prozent. Interessant ist hier, dass<br />

die NPD auch bei Selbständigen überdurchschnittliche<br />

10 Prozent der Stimmen<br />

erzielen konnte.<br />

Mit 22 Prozent erzielte auch die PDS unter<br />

Arbeitslosen ein Ergebnis oberhalb<br />

ihres Gesamtanteils von 16,8 Prozent,<br />

allerdings blieb sie bei den Arbeitern mit<br />

14 Prozent unter diesem Schnitt.<br />

Deutlich ist, dass LINKE und NPD ihre<br />

stärksten Wählergruppen jeweils bei<br />

Arbeitern und Arbeitslosen haben, also<br />

um ähnliche soziale Segmente der Wählerschaft<br />

konkurrieren. Während es der<br />

NPD im Osten stärker gelingt, relevante<br />

Teile aus diesem Segment für sich zu<br />

mobilisieren, gelingt ihr dies im Westen<br />

nicht. <strong>Die</strong> Gründe hierfür sind viel-<br />

fältig, wichtig dürfte jedoch in jüngster<br />

Zeit der große Zuspruch gerade dieser<br />

Gruppen für die LINKE sein. In Hessen<br />

(Gesamt = 5,1 Prozent) kam sie bei Arbeitslosen<br />

auf 15 Prozent und bei Arbeitern<br />

auf 7 Prozent; in Niedersachsen<br />

(Gesamt = 7,1 Prozent) bei Arbeitslosen<br />

auf sensationelle 27 Prozent und bei Arbeitern<br />

auf 11 Prozent. <strong>Die</strong> NPD blieb in<br />

beiden Ländern schwach. Offensichtlich<br />

konnte sie nicht von der in den Erfolgen<br />

der LINKEN zum Ausdruck kommenden<br />

Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien<br />

profitieren. Während die LINKE im<br />

Westen als Außenseiter und Nicht-Zugehörige<br />

Partei wahrgenommen wird,<br />

hat sie diese Rolle im Osten nicht mehr<br />

inne. <strong>Die</strong> überdurchschnittlichen Werte<br />

bei Arbeitslosen zeigen zwar auch<br />

hier, dass ihr starkes Vertrauen gerade<br />

von den abgehängten Teilen der Bevölkerung<br />

entgegengebracht wird, ein Teil<br />

dieser Gruppe setzt seine Hoffnungen<br />

hier jedoch auf die NPD, die auch bei<br />

Arbeitern und Selbständigen punkten<br />

kann. Eine mögliche Erklärung liegt in<br />

der Tatsache, dass die LINKE im Osten –<br />

anders als im Westen – als etablierte<br />

Partei wie jede andere wahrgenommen<br />

wird, womit es ihr schwerer fällt diejenigen<br />

zu integrieren, die sich generell vom<br />

politischen System abwenden und allenfalls<br />

eine Außenseiterpartei wählen – eine<br />

Rolle, die die LINKE im Westen noch<br />

voll und ganz inne hat.<br />

Politisch apathische Menschen<br />

sind am meisten für Ideologien<br />

der extremen Rechten anfällig.<br />

<strong>Die</strong> extreme Rechte hat überall dort, wo<br />

sie erfolgreich war, ihre stärksten Gewinne<br />

bei den NichtwählerInnen erzielt.<br />

Ebenso DIE LINKE.<br />

Zunächst gilt es festzuhalten, dass trotz<br />

der Konkurrenz um ähnliche WählerInnensegmente<br />

kein oder nur ein sehr geringer<br />

WählerInnenaustausch zwischen<br />

NPD und LINKER stattfindet. Beide Parteien<br />

profitieren dagegen stärker als alle<br />

anderen von der Mobilisierung vormaliger<br />

NichtwählerInnen. So kann die<br />

NPD bei der für sie erfolgreichen Wahl in<br />

Sachsen mehr als alle anderen Parteien<br />

aus dem Bereich der NichtwählerInnen<br />

gewinnen (plus 65.000 Stimmen; zum<br />

Vergleich: PDS plus 24.000 Stimmen).<br />

Ähnlich in Mecklenburg-Vorpommern:<br />

hier gewinnt die NPD 11.000 Stimmen<br />

aus diesem Segment, wogegen die PDS,

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