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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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Inwiefern die kommunalen Aktivitäten<br />

der Partei schon gefruchtet haben,<br />

darüber kann im Moment ebenfalls nur<br />

spekuliert werden. Da die NPD unter eigenem<br />

Namen in zwei Städten nicht zugelassen<br />

wurde und ansonsten nicht antrat,<br />

sind die Kommunalwahlen hierfür<br />

kein Indikator. Auch das Nichterreichen<br />

der nötigen Unterschriften gibt letztlich<br />

keinen Aufschluß über die Wahlchancen<br />

der Partei, da diese Prozedur nicht so<br />

anonym wie eine Wahl ist. Dabei ist es<br />

nämlich notwendig, sich im Rathaus als<br />

Unterstützer der jeweiligen Liste zu melden<br />

und zu unterschreiben. Im Falle einer<br />

Partei wie der NPD, fällt sicherlich<br />

auch nicht jedem überzeugten Wähler<br />

das Bekenntnis leicht.<br />

Verschiedene Wahlumfragen sehen die<br />

NPD im Moment aufgrund der 5-Prozent-Klausel<br />

nicht im Landtag. 94 <strong>Die</strong> relativ<br />

kleinen Stichproben tendieren allerdings<br />

in der Regel zur Überschätzung der<br />

großen Parteien. Wahrscheinlicher ist dagegen<br />

der Einzug in einige Bezirksparlamente,<br />

da es hier keine Grenze gibt. Den<br />

Republikanern reichten vor 5 Jahren 1,9<br />

Prozent für einen Platz im Bezirkstag Mittelfranken.<br />

Wagt man ein Gedankenexperiment,<br />

verwendet diesen Wert als Hürde<br />

und legt dazu die Ergebnisse bei den Bundestagswahlen<br />

2005 an, wäre die NPD<br />

in drei von sieben Bezirksparlamenten<br />

vertreten. Hierzu darf man nicht vergessen,<br />

dass die Partei zu diesem Zeitpunkt<br />

in Bayern schlecht organisiert war, was<br />

sich bis heute enorm gebessert hat. Daher<br />

konzentriert sie sich jetzt nach den<br />

Fehlschlägen in Niedersachsen, Hessen<br />

und Hamburg auf Bayern.<br />

Der Autor hält einen Einzug der NPD<br />

in den bayrischen Landtag für unwahrscheinlich,<br />

warnt jedoch vor einer Unterschätzung.<br />

Der NPD muss vor allem<br />

auf kommunaler Ebene Einhalt geboten<br />

werden, bevor diese sich, wie in Sachsen<br />

und Mecklenburg-Vorpommern, im Alltag<br />

verankern können. Gleichzeitig darf<br />

der Kampf gegen Rechts nicht nur temporär<br />

auf Wahlkämpfe beschränkt werden,<br />

denn in der Mitte der Gesellschaft<br />

und teilweise auch in dem Bereich, der<br />

sich links davon wähnt, sind bereits Ideologiefragmente<br />

vorhanden, auf welche<br />

die Nazis zurückgreifen können. <strong>Die</strong>s<br />

wird nicht nur zur Gefahr bei Wahlen,<br />

sondern auch auf der Straße und im alltäglichen<br />

Leben. Daher ist kommunale<br />

Aufklärung über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit<br />

und rechtsextreme<br />

Ideologie wichtig, ebenso wie die fortwährende<br />

kritische Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Position.<br />

Wolfgang Barthel<br />

1 Dem Autor ist bewusst, dass der Begriff „Rechtsextremismus“<br />

einige Probleme mit sich bringt. So<br />

ist der Extremismusbegriff ein Kind der Totalitarismustheorie<br />

und nivelliert Unterschiede zwischen<br />

„links“ und „rechts“, indem beide als „demokratiefeindlich“<br />

subsumiert werden. Somit werden<br />

Rassismus, Antirassismus, Antisemitismus, Anti–<br />

Antisemitismus, Kommunismus, Faschismus, Nationalsozialismus<br />

und vieles andere auf ideologische<br />

Weise in eins gesetzt, ebenso wie die Bedeutsamkeit<br />

demokratischer, aufklärerischer Elemente in<br />

der linken Tradition negiert, sowie das Bestehen<br />

menschenfeindlicher Ideologien in der Mitte der<br />

Gesellschaft dabei ausgeblendet wird. <strong>Die</strong>s mündet<br />

letztlich in einer Gleichsetzung von Nationalsozialismus<br />

und real existierendem Sozialismus, was<br />

einer Relativierung des Holocausts gleichkommt.<br />

Dementsprechend wird der Extremismus-Begriff<br />

vor allem von politisch Konservativen gebraucht.<br />

Trotzdem wird in dieser Arbeit hauptsächlich der<br />

Begriff Rechtsextremismus verwendet. Dabei soll<br />

dessen Hintergrund zwar mitgedacht werden, jedoch<br />

muss eine ausreichende Analyse aus Zeitgründen<br />

entfallen. Ebenso soll Lesefreundlichkeit<br />

und Verständlichkeit gewahrt bleiben. Der Begriff<br />

„Rechtsextremismus“ bezieht sich in dieser Arbeit<br />

auf Parteien und Organisationen, die gemeinhein<br />

„rechts von der CDU“ verortet werden. Hierzu zählen<br />

u. a. NPD, Republikaner, „PRO-Parteien“, Kameradschaften<br />

etc. Dass die hier typischerweise<br />

vorhandenen Einstellungen wie Nationalismus, Rassismus,<br />

Antisemitismus, Autoritarismus, Sexismus<br />

u. a. nicht auf diese Gruppierungen zu beschränken<br />

sind, gehört zum Analysekonzept. Auch soll deutlich<br />

gemacht werden, dass diese Einstellungen in<br />

der Mitte der Gesellschaft vorhanden sind und ein<br />

Potential der Mobilisierung für rechte Parteien darstellen.<br />

<strong>Die</strong>ses Potential gilt in Bayern auch für die<br />

CSU.<br />

2 Vgl. Robert Andreasch, Mit Schwung in den Westen.,<br />

in: Der Rechte Rand , Januar 2007.<br />

3 Im Jahr 2005 waren es noch 900; im Jahr 2006<br />

schon 950. Vgl. Bayrisches Staatsministerium des<br />

Inneren, Hrsg., Verfassungsschutzbericht 2007,<br />

München 2007, S. 95.<br />

4 2007: 900 Mitglieder; 2006: 1.000 Mitglieder;<br />

2005: 1.100 Mitglieder. Vgl. ebenda.<br />

5 Vgl. ebenda.<br />

6 2007: 250; 2006: 190; 2005: 160. Vgl. ebenda.<br />

7 2007: 700; 2006: 750; 2005: 800. Vgl. ebenda.<br />

8 Ungewiss ist, ob sich Skinheads zunehmend politischen<br />

Organisationen anschließen oder ob die<br />

steigenden Zahlen dieser Organisationen auf völlig<br />

neue Menschen in der rechten Szene zurückzuführen<br />

sind. Interessant wäre dabei, inwiefern das<br />

Schwinden der jugendlichen Skinheadszene mit<br />

dem Aufstieg der sogenannten „Autonomen Nationalisten“<br />

zusammenhängt.<br />

9 Uwe Leichsenring, zitiert nach: Horst Helas, Was<br />

nun? Was tun! Wahlerfolge von Rechtsextremisten.<br />

Informationen und Vorschläge für Gegenstrategien,<br />

in: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Hrsg., Standpunkte<br />

8/2006, S. 2.<br />

10 Vgl. NPD-BLOG.INFO: Hitlergruß von NPD-Kadern:<br />

Parteispitze im Spagat zwischen Rechts und ganz<br />

Rechts. Im Internet unter: http://npd-blog.info/<br />

?p=686, zuletzt eingesehen am: 8.4.2008 .<br />

11 Elmar Brähler, Oliver Decker, Norman Geißler, Vom<br />

Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und<br />

ihre Einflußfaktoren in Deutschland, Berlin 2006.<br />

12 Im Jahr 2006 waren es noch 12 Gewalttaten mit<br />

fremdenfeindlichen Hintergrund. Vgl. Bayrisches<br />

Staatsministerium der Justiz: Pressemitteilung<br />

42/08. Im Internet unter: http://www.justiz.bayern.de/ministerium/presse/archiv/2008/detail/42.php,<br />

zuletzt eingesehen am: 8.4.2008.<br />

13 A.I.D.A.-Archiv, Hrsg., Sprengstoff in München.<br />

Martin Wiese, Kameradschaft Süd, NPD, München<br />

2005, S. 11.<br />

14 Bundesweit sind es etwa 400 Mitglieder. Vgl. Bayrischer<br />

Verfassungsschutzbericht 2007, S. 106.<br />

15 Interview in der Deutschen Stimme, zitiert nach:<br />

ebd., S. 108.<br />

16 Ebd., S. 107.<br />

17 Vgl. Robert Andreasch u. Andreas Speit, Mit<br />

Schwung in den Westen, in: Andrea Röpke u. Andreas<br />

Speit, Andreas , Hrsg., Neonazis in Nadel-<br />

streifen. <strong>Die</strong> NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft.<br />

Berlin 2008, S. 67–88, hier: S. 74.<br />

18 Vgl. Bayrischer Verfassungsschutzbericht 2007,<br />

S. 104.<br />

19 Vgl. im Internet unter http://www.sozrev.com/<br />

news.html, zuletzt eingesehen am 8.4.2008.<br />

20 Vgl. Andreasch, Speit: Mit Schwung in den Westen.,<br />

S. 76.<br />

21 Vgl. ebenda.<br />

22 Vgl. ebenda., S. 76, 77.<br />

23 Vgl. ebenda., S. 77.<br />

24 Vgl. ebenda.<br />

25 Vgl. ebenda.<br />

26 Vgl. Rudolf Neumaier, <strong>Die</strong> Regensburger CSU: Mein<br />

Parteifreund, der Rechtsradikale. In: Wilhelm Heitmeyer,<br />

Hrsg., Deutsche Zustände. Folge 6. Frankfurt<br />

a. M. 2008, S. 196–204.<br />

27 Vgl. Neumaier: <strong>Die</strong> Regensburger CSU., S. 201.<br />

28 Vgl. Sebastian Fischer, Fall Fürst. Showdown für<br />

den Regensburger CSU-Rechtsaußen. Im Internet<br />

unter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,481084,00.html,<br />

zuletzt eingesehen<br />

am: 8.4.2008.<br />

29 Vgl. NPD-BLOG.INFO: Bayern: Rechts, Rechter,<br />

Regensburger CSU. Im Internet unter: http://<br />

npd-blog.info/?p=805, zuletzt eingesehen am<br />

8.4.2008.<br />

30 Vgl. SZ-Interview mit Günther Beckstein: Das Problem<br />

wurde jahrelang verschleppt. Im Internet unter:http://www.sueddeutsche.de/,ra13m4/bayern/artikel/79/113965/,<br />

zuletzt eingesehen am<br />

8.4.2008.<br />

31 Vgl. Neumaier: <strong>Die</strong> Regensburger CSU, S. 204.<br />

32 Vgl. A.I.D.A.-Archiv: Münchner Neonaziszene gibt<br />

sich neuen Namen. Im Internet unter: http://www.<br />

aida-archiv.de/index.php?option=com_content&ta<br />

sk=view&id=773&Itemid=269, zuletzt eingesehen<br />

am 8.4.2008.<br />

33 Ludwig König, CSU-Mann in extrem rechter Partei?<br />

Münchner Neonazis haben neue Dachorganisation<br />

gegründet. In: junge welt, 12.04.2006, S. 4.<br />

34 Es gibt auch eine Liste mit dem Namen „Pro Augsburg“.<br />

Hier darf es aufgrund des Namens nicht zur<br />

Verwechslung kommen, denn diese hat weder mit<br />

„Pro Köln“ noch mit „Pro München“ etwas zu tun<br />

und ist eher im liberalen Spektrum einzuordnen.<br />

35 A.I.D.A.-Archiv: Rechte Gruppierungen auf dem<br />

Weg ins Rathaus? Infos über „Pro München und<br />

BIA. Im Internet unter: http://www.aida-archiv.de/<br />

index.php?option=com_content&task=view&id=97<br />

4&Itemid=297, zuletzt eingesehen am 4.8.2008.<br />

36 Vgl. Über Parteigrenzen hinweg. „Demokratie Direkt“<br />

als neuer Versuch regionaler Organisierung.,<br />

in: Der Rechte Rand, September/Oktober 2003,<br />

S. 13f.<br />

37 A.I.D.A.-Archiv: Start in den Kommunalwahlkampf:<br />

Neonazi-Großveranstaltung mit NPD-Funktionären<br />

am 28.1.07. Im Internet unter: http://www.aidaarchiv.de/index.php?option=com_content&task=<br />

view&id=613&Itemid=154, zuletzt eingesehen am<br />

8.4.2008.<br />

38 Zitiert nach: A.I.D.A.: Kommunalwahl 2008: Spaltung<br />

der extremen Rechten in München. Im Internet<br />

unter: http://www.aida-archiv.de/index.<br />

php?option=com_content&task=view&id=736&Ite<br />

mid=154, zuletzt eingesehen am 8.4.2008.<br />

39 Zitiert nach: ebenda.<br />

40 Ebenda.<br />

41 Vgl. ebenda.: Münchner Neonaziszene gibt sich<br />

neuen Namen. Im Internet unter: http://www.<br />

aida-archiv.de/index.php?option=com_content&<br />

task=view&id=773&Itemid=269, zuletzt eingesehen<br />

am 8.4.2008.<br />

42 Vgl. Thomas Sager, Schadensbegrenzung,. in: Blick<br />

nach Rechts 6 (2008), S. 2.<br />

43 Alle Zitate nach: Sager, Schadensbegrenzung.<br />

44 Vgl.: NPD-BLOG.INFO: Hitlergruß von NPD-Kadern.<br />

45 Vgl. Robert Andreasch, Volksfront in zwei Hälften, in:<br />

Der Rechte Rand, November 2007, S. 12.<br />

46 Zitiert nach: redok, Münchner Spaltprodukt. Im<br />

Internet unter: http://www.redok.de/content/<br />

view/802/36/, zuletzt eingesehen am 9.4.2008.<br />

47 Zitiert nach: A.I.D.A.: Spaltung der extremen Rechten<br />

in München.<br />

48 Zitiert nach: ebenda.<br />

49 Vgl. A.I.D.A.: Rechte Gruppierungen auf dem Weg<br />

ins Rathaus?<br />

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