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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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zung aus anderen Regionen freuen. So<br />

z. B. von der „kommunalpolitischen Vereinigung“<br />

der Bundes-NPD und dessen<br />

Vorsitzenden Hartmut Krien, sowie den<br />

Kreisräten Carola Holz (Sachsen Anhalt)<br />

und Rolf <strong>Die</strong>trich (Halle-Saale). Auch die<br />

NPD „Schulhof CD“ wurde in leicht aktualisierter<br />

Form verteilt. 73 In der NPD-Zeitung<br />

„Deutsche Stimme“ hieß es noch<br />

verklausuliert: „Der NPD-Parteivorstand<br />

entschied erst unlängst in München auf<br />

einen eigenen Wahlantritt zu verzichten<br />

und statt dessen die BIA mit Nachdruck<br />

zu unterstützen.“ 74 . Dabei wird bei genauerem<br />

Hinsehen klar: <strong>Die</strong> BIA ist die<br />

„NPD mit anderem Namen“.<br />

Wichtige Personen im Umfeld der „Bürgerinitiative<br />

Ausländerstopp München“<br />

Aushängeschild und Spitzenkandidat<br />

der „Bürgerinitiative Ausländerstopp<br />

München“ ist der, 1962 in München geborene,<br />

Karl Richter. Richter studierte<br />

nach dem Wehrdienst Geschichte, Musikwissenschaft,<br />

Volkskunde und Sanskrit<br />

an der Universität München und war<br />

dort auch Mitglied der rechtsradikalen<br />

Burschenschaft Danubia. 1985 erlangte<br />

er ein Herwig-Schopper Stipendium der<br />

Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften<br />

und Künste. Von 1989 bis<br />

1994 war er Referent für Harald Neubauer,<br />

einen Abgeordneten der Republikaner<br />

im Europaparlament. Als dieser<br />

aus der Partei ausgeschlossen wurde,<br />

ging auch Richter und wurde Chefredakteur<br />

der Zeitschrift „Nation & Europa“.<br />

Im Oktober 1991 gründeten Neubauer,<br />

Richter und andere die Partei „Deutsche<br />

Liga für Volk und Heimat“. Richter<br />

wurde Chefredakteur des Parteiorgans<br />

„Deutsche Rundschau“, welches<br />

sich 1994 mit „Nation & Europa“ vereinigte.<br />

1995 wurde Richter aufgrund des<br />

Abdrucks eines „Asylbetrügergedichts“<br />

wegen Volksverhetzung verurteilt. Von<br />

1998 bis 2002 war er Chefredakteur<br />

des Magazins „Opposition“. Außerdem<br />

saß er im Redaktionsbeirat von „Deutsche<br />

Geschichte“ und veröffentlicht in<br />

der Jungen Freiheit- und der FPÖ-nahen<br />

Zeitung „Aula“.<br />

Seit dem Einzug der NPD in den sächsische<br />

Landtag ist er hier als wissenschaftlicher<br />

Berater tätig und versucht<br />

einen Think Tank aufzubauen, der großspurig<br />

„Dresdner Schule“ heißen soll.<br />

„Der intellektuelle Kopf der rechtsextremen<br />

Truppe im Sächsischen Landtag“ 75<br />

beschreibt seine Tätigkeit folgendermaßen:<br />

„Eine Parlamentsfraktion ist ein hervorragendes<br />

Aufklärungsinstrument. Vorausgesetzt,<br />

man weiß es zu benutzen<br />

und vermeidet alte Fehler. Regelmäßig<br />

24<br />

haben in der Vergangenheit ideologische<br />

Sollbruchstellen zwischen Koalitionswilligen<br />

und Überzeugungstätern<br />

rechte Parlamentsexperimente platzen<br />

lassen.“ 76<br />

Richter hielt enge Kontakte zur Bundeswehr<br />

und führte dort Seminare durch,<br />

ausgerechnet über das Thema „Rechtsextremismus“.<br />

<strong>Die</strong>s wurde erst 2003<br />

unterbunden. Aufsehen erregte auch,<br />

dass Richter im Film „Der Untergang“<br />

als Adjutant von Generalfeldmarschall<br />

Wilhelm Keitel mitwirken durfte.<br />

Weitere Mitglieder der „Bürgerbewegung“<br />

sind Bodo Sobik, der bis vor kurzem Mitglied<br />

bei der DP war und auf Listenplatz 5<br />

kandidiert, sowie Renate Werlberger (Listenplatz<br />

3), eine langjährige NPD-Aktivistin<br />

und Mitglied der „Hilfsgemeinschaft<br />

Freiheit für Rudolf Hess“. <strong>Die</strong>se beiden<br />

waren, wie auch Bordin und Wuttke, bei<br />

der Gründungsveranstaltung von „Pro<br />

München“ dabei. Werlberger war hier sogar<br />

an Infoständen aktiv. Auch der Kandidat<br />

für Listenplatz 7, Fred Eichner, war<br />

in neonazistischen Organisationen aktiv.<br />

Weitere Namen auf der Liste sind Manfred<br />

Schiessl (Platz 2) und Patrick Bernstein<br />

(Platz 4).<br />

Ideologie und Wahlprogramm<br />

Als „NPD mit anderem Namen“ ist das<br />

Wahlprogramm der „Bürgerinitiative<br />

Ausländerstopp“ eines, dass die Ideologie<br />

und typischen Themen der „Nationaldemokraten“<br />

auf die kommunale<br />

Ebene überträgt. Ausgangspunkt in<br />

der Argumentation ist die „volksfeindliche<br />

Globalisierung“ 77 . <strong>Die</strong>se verursacht<br />

„Überfremdung“, Zerstörung der deutschen<br />

<strong>Kultur</strong> und „Fremdbestimmung“<br />

durch internationale Konzerne und geheimnisvolle<br />

Mächte. Das Gegenmittel<br />

sieht die NPD/BIA in der – völkisch definierten<br />

– Nation.<br />

Im Unterschied zu „Pro München“ sieht<br />

die BIA Integration als nicht möglich und<br />

gescheitert an. Vermeintlich neutral argumentiert<br />

sie: „Ausländer müssen das<br />

Recht haben Ausländer zu bleiben“. Als<br />

Ausländer werden auch „Paß-Papierdeutsche“<br />

– gemeint sind Deutsche mit<br />

Migrationshintergrund – gesehen. Dementsprechend<br />

zählt die BIA „deutschstämmige<br />

Personen, wie Österreicher,<br />

Flamen, Südtiroler, Elsässer oder Deutsche<br />

aus Osteuropa nicht zu den Ausländern“.<br />

Vor diesem Hintergrund stellt<br />

die BIA eine Art Diktum auf:<br />

„Nicht alle Probleme lassen sich auf<br />

die Masseneinwanderung zurückreifen,<br />

doch die meisten Probleme hängen damit<br />

zusammen.“<br />

<strong>Die</strong> konkreten Programmpunkte sind in<br />

diesem Sinne eine zutiefst rassistische<br />

Antwort auf die vermeintlich erkannten<br />

„Probleme“. So will die BIA Einwanderung<br />

stoppen und fordert stattdessen<br />

eine „Rückführung“, will „illegale und<br />

kriminelle Ausländer ausweisen“, sowie<br />

„getrennte Klassen für deutsche und<br />

ausländische Schüler“ einführen, denn<br />

auch für das schlechte Abschneiden<br />

bei der „PISA-Studie“ werden Ausländer<br />

verantwortlich gemacht. Dagegen<br />

sollen „einheimische Familien“ mittels<br />

„M-Geld“ gefördert und Wohnraum, sowie<br />

Arbeitsplätze zuerst an „Deutsche“<br />

vergeben werden. Im Interview mit der<br />

NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ sagt<br />

Karl Richter hierzu, es sei „nicht in erster<br />

Linie ein Kriminalitätsproblem , sondern<br />

ein Problem der puren Masse“. 78<br />

Ebenso wie „Pro München“ will man<br />

sich an kommunalpolitische Themen anhängen.<br />

An erster Stelle rangiert auch<br />

hier die Hetze gegen den Bau der Moschee<br />

im Stadtteil Sendling. <strong>Die</strong>s wird<br />

mit den „christlichen Wurzeln Bayerns“<br />

und der Gefahr durch Islamismus und<br />

Terroranschläge begründet. Außerdem<br />

ist man gegen die dritte Startbahn des<br />

Münchner Flughafens, sowie gegen den<br />

Transrapid.<br />

Ebenso gibt es eine Kampagne gegen<br />

Genfood. Hinter der Gentechnik stehe<br />

nämlich die „rücksichtslose Profitgier<br />

der Gentechnikprotagonisten“ und<br />

„Globalisierungsagenten“. Deutschland<br />

würde genmanipuliertes Saatgut aufgezwungen<br />

und dadurch fremdbestimmt.<br />

<strong>Die</strong> CSU gilt hier als „Türöffner der Machenschaften“.<br />

Außerdem will man die<br />

„grüne Welle“ reaktivieren und gleichzeitig<br />

die Benutzung des Autos in der Innenstadt<br />

billiger machen. Man ist auch<br />

gegen Privatisierung, mehr Mobilfunkantennen<br />

in der Altstadt, sowie „Korruption<br />

und Vetternwirtschaft“. Fördern will<br />

die BIA Klein– und Mittelbetriebe, althergebrachtes<br />

Vereinsleben und bayrische<br />

<strong>Kultur</strong> und Brauchtum. Auch der Breitensport<br />

soll unterstützt werden, was mit<br />

der „Volksgesundheit“ begründet wird.<br />

Im Haushaltsplan sollen Lücken durch<br />

den „Verzicht auf überflüssige Prestigeobjekte<br />

und Einsparungen bei der Integration<br />

und Förderung von Ausländern“<br />

geschlossen werden. An anderer Stelle<br />

im Wahlprogramm macht die BIA klar,<br />

dass es sich dabei um „Prestigeobjekte,<br />

wie das jüdische Museum“ handelt.<br />

In allen Publikationen wird außerordentlich<br />

oft auf den „U-Bahn Vorfall“ hingewiesen,<br />

ebenso aber auch gegen Homosexuelle<br />

gehetzt, obwohl es in diesem<br />

Zusammenhang keine konkrete Forderung<br />

gibt, wie bei „Pro München“.<br />

<strong>Die</strong> Forderungen der BIA sind im Vergleich<br />

zu den Reden von Funktionären

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