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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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Österreichs unter Heinz Christian Strache<br />

genannt, welcher sogar Wahlkampf<br />

für die Liste machte. 54 Strache begründete<br />

sein Engagement mit gleich gearteten<br />

Problemen, wie Zuwanderern und<br />

Parallelgesellschaften. Außerdem sei<br />

„Pro Deutschland“ ein Verbündeter für<br />

eine europäische Patriotenpartei. 55<br />

Dr. Wolfgang Weber, der Präsident des<br />

bayrischen Verfassungsschutzes, bezeichnete<br />

„Pro München“, wie auch die<br />

„Bürgerinitiative Ausländerstopp München“<br />

als „rechtsradikale Tarnlisten“. 56<br />

„Pro München“ argumentiert auf rassistische<br />

Weise gegen den Neubau einer<br />

Moschee im Stadtteil Sendling, sowie<br />

allgemein gegen „Islamisierung“,<br />

„Multikulti“ und Überfremdung. Dabei<br />

wähnen sie sich im „Kampf um die Existenzsicherung<br />

unseres Volkes“ 57 , womit<br />

das „biologische Überleben“ 58 gemeint<br />

ist. <strong>Die</strong>sen „Kampf“ 59 möchte sie<br />

laut Wahlkampfzeitung in einer parlamentarischen<br />

Demokratie auf Basis des<br />

Grundgesetzes führen. Grundlage jeder<br />

Politik sei zwar die Freiheit des Einzelnen,<br />

diese ist jedoch „zugeordnet zu Familie,<br />

Heimat und Staat“. Weiterhin erkennt<br />

sie im Selbstbestimmungsrecht<br />

der Völker die „Notwendigkeit des Patriotismus“.<br />

Allerdings weiß die Vereinigung zu unterscheiden<br />

zwischen „integrationswilligen“<br />

und „integrationsunwilligen“ Ausländern.<br />

Sie gesteht anderen Menschen<br />

die Möglichkeit zu, deutsch zu werden<br />

und sich zu assimilieren. <strong>Die</strong>s gilt allerdings<br />

nur für „Europäer“. Zum einen wird<br />

dies damit begründet, dass es „immer<br />

einen Bevölkerungsaustausch zwischen<br />

den europäischen Völkern gegeben<br />

hat“, zum anderen seien „Nichteuropäer“,<br />

die „Fremden“, „grundsätzlich weder<br />

integrationsfähig noch integrationswillig“.<br />

Spitzenkandidat Schrembs wird<br />

in der Wahlkampfzeitung deutlich:<br />

„Wer nicht zu uns nach München, nach<br />

Bayern passt, ist der Nichteuropäer! Der<br />

Orientale, der Türke, Kurde, Araber, Afrikaner!“<br />

„Pro München“ sieht sich laut eigenem<br />

Bekunden geistig der sozialen Marktwirtschaft<br />

Ludwig Erhardts verpflichtet<br />

und will durch „breit angelegte Wirtschaftsförderungen<br />

und steuerliche<br />

Entlastungen, […] einen hausgemachten,<br />

dauerhaften Wirtschaftsaufschwung<br />

schaffen.“ 60<br />

Das Wahlprogramm 61 ist in mehrere Unterpunkte,<br />

wie Verkehr, Senioren, Soziales,<br />

Arbeit etc. gegliedert, deren konkrete<br />

Forderungen zu gut einem Drittel<br />

„Fremde“ als Verursacher von Problemen<br />

und „Einheimische“ als die Leidtragenden<br />

ausmachen. Allen voran will man<br />

Zuwanderung, sowie weitere Moscheen<br />

stoppen, „Einheimische“ in Sachen Kindergarten,<br />

Familien, Senioren etc. bevorzugen,<br />

Patriotismus, deutsche und bayrische<br />

Sprache als auch <strong>Kultur</strong> fördern,<br />

alteingesessene Betriebe unterstützen<br />

und die Polizei besser bezahlen. Man ist<br />

vor allem gegen „bürokratische Bevormundung<br />

durch die EU“, gegen Großmärkte,<br />

gegen „seelenlose Glaskästen<br />

und Betonklötze“ und gegen Privatisierung<br />

städtischer Betriebe. Für die Schulen<br />

fordert „PRO München“ getrennte<br />

Klassen „zwischen deutschen und integrationsunwilligen<br />

ausländische Schülern“.<br />

Außerdem möchte man den Parteien<br />

im Rathaus „klare Grenzen setzen“<br />

und die „CSU an ihre Aufgabe erinnern“.<br />

Nicht zuletzt hält es die Initiative für<br />

wichtig, den Bau eines geplanten „Denkmals<br />

für Demokratie“, sowie eines von<br />

den Grünen geforderten Denkmals für<br />

Georg Elser zu verhindern. Zum Streitthema<br />

Transrapid meint die Vereinigung,<br />

dass die Kosten der geplanten Strecke<br />

den Nutzen übersteigen würden und<br />

stattdessen bundesweit ein solches Verkehrsmittel<br />

eingerichtet werden sollte.<br />

„Pro München“ ist aber nicht einfach<br />

nur eine konservative Partei, die sich<br />

rassistischer Klischees bedient. Einige<br />

Ausführungen deuten auf ein geschlossenes<br />

rechtsextremes Weltbild hin. So<br />

ist in geschichtsrevisionistischer Weise<br />

von „Mitteldeutschland“, womit die ehemalige<br />

DDR gemeint ist, die Rede.<br />

Verschwörungstheoretisch heißt es auf<br />

der Homepage, dass die Deutschen<br />

durch die Siegermächte auch den „materialistischen<br />

Denkschablonen“ gefügig<br />

gemacht werden mussten, um<br />

sie von „ihrer eigenen Denkungsart zu<br />

entfremden“ 62 . Besonders erfolgreich<br />

darin seien die Amerikaner gewesen,<br />

denn sie bedienten sich „tiefenpsychologischer<br />

Methoden, die in der Hexenküche<br />

der US-Ostküstenpsychiatrie“ von<br />

„Horckheimer“ 63 und Adorno erdacht<br />

wurden. Nicht nur gegenüber Moscheebauten<br />

wird gehetzt, auch die Synagoge<br />

am Jakobsplatz ist den „Pro“’lern ein<br />

Dorn im Auge. Passend dazu wird mit<br />

der Forderung „Keine baulichen Ausnahmeregelungen<br />

für mächtige Interessengruppen<br />

und Spekulanten“ 64 auch ein<br />

antisemitisches Klischee bedient.<br />

Das Frauenbild bildet im reaktionären<br />

Weltbild der Gruppe keine Ausnahme.<br />

So werden Eva Herrmanns Äußerungen<br />

gelobt und die öffentliche Kritik an der<br />

Ex-Nachrichtensprecherin verschwörungstheoretisch<br />

erklärt, wonach es<br />

„nach dem Willen der Obrigkeit nicht<br />

sein[darf], daß die Deutschen wieder ein<br />

Volk der intakten Familien mit Kindern<br />

werden.“ 65 <strong>Die</strong>ses Gemisch aus Rassismus,<br />

Antisemitismus, Geschichtsrevisionismus<br />

und Sexismus wird ergänzt<br />

durch Homophobie. So wird die von<br />

Bürgermeister Ude initiierte „Koordinierungsstelle<br />

für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“<br />

als „Lehrstelle des Abartigen“<br />

66 bezeichnet.<br />

Bürgerinitiative Ausländerstopp München<br />

– Geschichte<br />

Bereits am 19. Januar 2003 gab die<br />

„Bürgerinitiative Ausländerstopp Nürnberg“<br />

eine Pressemitteilung zur Gründung<br />

einer „Bürgerliste Ausländer-Stop“<br />

in München nach ihrem Vorbild raus. 67<br />

Gründer war Siegfried Lackner, ein ehemaliger<br />

Pressesprecher von REP und<br />

BP. 68 Themenschwerpunkt sollte das<br />

Münchner Taxigewerbe und dessen „Unterwanderung<br />

durch Ausländer“ sein.<br />

<strong>Die</strong> „Bürgerinitiative Ausländerstopp<br />

München“ trat erstmalig im September<br />

2007 in Erscheinung. Laut eigener Aussage<br />

wurde die formelle Gründung als<br />

Verein auf dem Münchner Oktoberfest<br />

der VIP Box des Bierzeltes „Winzerer<br />

Fahndl“ vollzogen. 69 Offensichtlich wurde<br />

die Gruppe von Roland Wuttke und<br />

Norman Bordin dominiert, die dafür wohl<br />

die alte Infrastruktur der Kameradschaft<br />

Süd aktiviert hatten. 70 Spitzenkandidat<br />

wurde Karl Richter, wissenschaftlicher<br />

Berater der NPD Landtagsfraktion<br />

Sachsen. Später gab Richter mittels<br />

Pressemitteilung eine Zusammenarbeit<br />

zwischen BIA und „Freien Nationalisten<br />

München“ bekannt. 71 <strong>Die</strong>se Gruppierung<br />

um Martin Nwaiser und Philip Hasselbach<br />

war ursprünglich ebenfalls ein<br />

Spaltprodukt, welches im Jahre 2005<br />

entstand, als man sich von Bordins Kameradschaft<br />

Süd trennte.<br />

Laut „Deutsche Stimme“ „scheint es<br />

erstmals gelungen die ‚rechte Szene‘ an<br />

einen Tisch zu bringen und auf einen gemeinsamen<br />

Wahlantritt zu vergattern“ 72,<br />

wobei es sich doch in Wirklichkeit um eine<br />

Spaltung handeln dürfte.<br />

Beobachter sprechen von einer „Tarnliste<br />

der NPD“. <strong>Die</strong> Bezüge sind unübersehbar:<br />

so ist das Spendenkonto der<br />

BIA identisch mit dem der NPD Oberbayern,<br />

ebenso wie deren Internetauftritte<br />

und die gesamte Ästhetik der<br />

Gruppierungen sich ähneln. <strong>Die</strong>s wurde<br />

deutlich bei gemeinsamen Veranstaltungen,<br />

wie auf einer Demonstration am 4.<br />

Januar 2008 durch die Münchner Innenstadt<br />

oder beim gemeinsamen politischen<br />

Aschermittwoch. <strong>Die</strong>ser wurde<br />

extra von der NPD von Eggenfeld nach<br />

München verlegt, um Wahlkampfunterstützung<br />

zu leisten. Auch konnte sich<br />

die „Bürgerinitiative“ über Unterstüt-<br />

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