Antifaschistische Kultur - Die Linke
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der Gesellschaft für freie Publizistik. Zu<br />
erfahren ist, dass der CSU diese Aktivitäten<br />
seit 1997 bekannt seien. 32 Spätestens<br />
davon Kenntnis nehmen musste<br />
die Partei jedoch im Jahr 2003, als die<br />
Münchner Stadtratsfraktion der Grünen<br />
die CSU über Fischers Umtriebe informierte,<br />
ein Ausschlußverfahren sei jedoch<br />
erst Ende März 2006 eingeleitet<br />
worden, wie ein Sprecher mitteilte. 33<br />
2. Ergebnisse rechtsextremer Listen<br />
bei den Kommunalwahlen 2008<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse der Rechtsaußen-Gruppen<br />
bei den Kommunalwahlen vom<br />
2. März 2008 sehen wie folgt aus. Da<br />
die NPD es unter eigenem Namen in<br />
Fürth und Pappenheim nicht geschafft<br />
hat, die nötigen Unterschriften zum Antritt<br />
zu ergattern, sind die einzigen Listen<br />
mit NPD-Beteiligung die beiden „Bürgerinitiativen<br />
Ausländerstopp“ in Nürnberg<br />
und München. Bei der Stadtratswahl in<br />
Nürnberg konnte sich diese Liste im Vergleich<br />
zu 2002 um einen Prozentpunkt<br />
auf 3,3 Prozent verbessern. Damit kann<br />
die Liste mit Sebastian Schmaus einen<br />
zweiten Vertreter ins Rathaus schicken.<br />
Seit 2002 sitzt hier bereits der NPD-<br />
Landeschef Ralf Ollert. <strong>Die</strong> „Bürgerinitiative<br />
Ausländerstopp München“ zieht<br />
mit 1,4 Prozent nach erstmaligem Antreten<br />
ebenfalls in den Stadtrat ein. Den<br />
gewonnenen Sitz wird Spitzenkandidat<br />
Karl Richter einnehmen.<br />
Dagegen hat es die nationalkonservative<br />
Konkurrenzliste „Bürgerbewegung<br />
Pro München e. V. – patriotisch und sozial“<br />
mit 0,9 Prozent nicht geschafft, in<br />
den Stadtrat einzuziehen. 34<br />
Bei den Republikanern wechseln sich<br />
Licht und Schatten ab. So konnten sie<br />
in den Städten keinen Sitz erringen, ihre<br />
Mandate auf dem Land allerdings halten<br />
und teilweise sogar ausbauen. In den 23<br />
Gemeinden in denen sie antraten, konnten<br />
die REP’s insgesamt 35 Mandate erringen,<br />
was umso bemerkenswerter ist,<br />
da die Republikaner kaum Wahlkampf<br />
betrieben haben. Einen Achtungserfolg<br />
erzielte der rechtsextreme Einzelkandidat<br />
Ewald Ehrl. Das ehemalige Bayernpartei<br />
und Deutsche Partei-Mitglied<br />
konnte bei der Bürgermeisterwahl in<br />
Gleißenberg (Landkreis Cham) 26 Prozent<br />
erzielen.<br />
3. Fokus: Rechtsextreme Tarnlisten<br />
bei der Kommunalwahl in München<br />
und Nürnberg<br />
„Bürgerinitiative Pro München e. V. –<br />
patriotisch und sozial“<br />
Am 17. Januar 2006 gründete sich die<br />
„Bürgerbewegung Pro München e. V. –<br />
patriotisch und sozial“ in Anwesenheit<br />
von circa zwei Dutzend Münchnern aus<br />
den verschiedensten rechten Strömungen<br />
und Organisationen, darunter Mitglieder<br />
von DP, REP, NPD, DVU, Kameradschaften<br />
und sogar CSU. <strong>Die</strong>ses<br />
Projekt stellte zum damaligen Zeitpunkt<br />
den neuesten Versuch der Münchner<br />
Rechten dar, ein Sammelbecken zu<br />
schaffen. Ziel sollte sein, bei den bevorstehenden<br />
Kommunalwahlen mit einer<br />
gemeinsamen Liste anzutreten. Rüdiger<br />
Schrembs, damals noch Mitglied der<br />
NPD, bezeichnete „Pro München“ daher<br />
als „Bündelung aller patriotischen Kräfte“<br />
35 .<br />
Das Konzept von „Pro München“ hat<br />
drei Eckpunkte. Es orientiert sich erstens<br />
an Roland Wuttkes Strategie,<br />
rechtsextremen Organisationen scheinbar<br />
harmlose Namen zu geben. <strong>Die</strong>s<br />
praktizierte Wuttke schon bei dem Verein<br />
„Demokratie Direkt e. V.“ – auch ein<br />
braunes Sammelbecken, welches Ende<br />
2003 aufgelöst wurde und dessen Mitglieder<br />
teilweise identisch mit denen<br />
von „Pro München“ sind. „Demokratie<br />
Direkt e. V.“ geht zurück auf einen Artikel<br />
Wuttkes in der Zeitschrift „Nation &<br />
Europa“ mit dem Titel „Bewegung statt<br />
Partei“. Grundgedanke war, das zerstrittene<br />
rechte Lager auf unterster Ebene<br />
zusammenzuführen und sich durch das<br />
Aufgreifen neuer Themen ebenso für<br />
Leute zu öffnen, die bislang nicht zur<br />
rechten Szene gehörten. 36<br />
Zweitens ist der Name „Pro München“<br />
in Anlehnung an das erfolgreiche rechte<br />
Projekt „Pro Köln“ gewählt. „Pro Köln“<br />
konnte bei der Kommunalwahl in Köln<br />
2004, nach einem populistischen Wahlkampf<br />
gegen eine Moschee, ein Ergebnis<br />
von 4,7 Prozent aller Stimmen einfahren.<br />
Inzwischen gibt es mehrere<br />
„Pro“ Gruppen, wie z. B. „Pro NRW“ und<br />
„Pro Deutschland“. Offenbar bestand<br />
zum Zeitpunkt der Gründung von „Pro<br />
München“ allerdings noch keine Zusammenarbeit<br />
zwischen den Gruppen.<br />
Das sogenannte „Münchner Bekenntnis“<br />
bildet einen dritten Eckpunkt des Projektes.<br />
Den Willen, trotz Meinungsverschiedenheiten<br />
zusammenzuarbeiten,<br />
bekundete die organisierte Münchner<br />
Rechte schon 2005 beim „7. Politischen<br />
Neujahrstreffen“. Hier verkündete man<br />
pathetisch den „Willen zu einem gemeinsamen<br />
Handeln der ‚nationalen<br />
Opposition‘ “ 37 , da „der Weg zum politischen<br />
Erfolg nur gemeinsam möglich“ 38<br />
sei. Deshalb, so war man sich sicher, sei<br />
der „Bruderkampf der deutschen Patrioten“<br />
39 eingestellt.<br />
Auf der Gründungsveranstaltung konstituierte<br />
sich ein Vorstand, bestehend aus<br />
Carsten Beck, dem früheren JN-Stütz-<br />
punktleiter und Betreiber des neonazistischen<br />
Buchversandes „veritas“, Wolf<br />
Peter Bombolowsky, der im Landesvorstand<br />
der „Deutschen Partei“ sitzt und<br />
Stefan Werner, welcher 2005 Direktkandidat<br />
für die NPD in München bei der<br />
Bundestagswahl war und ebenfalls Aktivist<br />
bei der DP Bayern ist. <strong>Die</strong> Mitglieder<br />
der Deutschen Partei gehören laut dem<br />
antifaschistischen Infoportal A.I.D.A. zu<br />
den treibenden Kräften bei „Pro München“.<br />
40<br />
Außerdem waren u. a. der bekannte<br />
Neonazi Norman Bordin, Thomas Wittke<br />
von der Kameradschaft München,<br />
Roland Wuttke, Wolfgang Bukow (DP-<br />
Kreisrat in Fürstenfeldbruck), Rüdiger<br />
Schrembs, Renate Werlberger von der<br />
NPD und Thomas S. Fischer, der zu diesem<br />
Zeitpunkt noch Mitglied der CSU<br />
ist, anwesend. 41<br />
Verhältnis zu „Pro Köln“<br />
Im Juni 2007 fand in München eine gemeinsame<br />
Veranstaltung von „Pro Köln“<br />
und „Pro München“ statt. Vor einem<br />
Banner mit der Aufschrift „PRO München<br />
+ PRO Köln – für die Bürger unserer<br />
Heimatstädte“ hielt „Pro Köln“-Fraktionschefin<br />
Judith Wolter eine Rede. 42<br />
<strong>Die</strong>s war die erste öffentlich wahrnehmbare<br />
Zusammenarbeit der beiden Parteien.<br />
Jedoch meldete die Homepage von<br />
„Pro München“ in ihrer Wahlkampfzeitung,<br />
dass seit Beginn des Jahres 2006<br />
eine Zusammenarbeit besteht. Auch<br />
seien die Ziele der beiden „Bürgerbewegungen“<br />
„absolut identisch“.<br />
Zuletzt zeigte sich Markus Wiener, der<br />
stellvertretende Vorsitzende von „Pro<br />
Köln“, auf einer Wahlveranstaltung im<br />
Februar 2008. Außerdem ist Peter Werner<br />
inzwischen Mitglied im Bundesvorstand<br />
von Pro Deutschland.<br />
Nach dem enttäuschenden Wahlergebnis<br />
gab es allerdings kritische Kommentare<br />
aus den Reihen der anderen „Pro“-<br />
Parteien. In einer Pressemitteilung ließ<br />
Markus Beisicht, der Vorsitzende von<br />
„Pro Köln“ und „Pro NRW“ verlautbaren,<br />
dass „Pro München“ zum Scheitern verurteilt<br />
gewesen sei. Es sei das Projekt<br />
„einiger weniger“ gewesen und man habe<br />
weder „ausreichende Vorarbeiten“<br />
geleistet, noch die „notwendigen personellen<br />
und materiellen Ressourcen“ zur<br />
Verfügung gehabt. <strong>Die</strong>s sahen im Vorfeld<br />
aber nicht nur Wolter und Wiener<br />
anders: einige andere, darunter Markus<br />
Schöppe, der „Pro NRW“-Landesgeschäftsführer,<br />
hatten Wahlkampfunterstützung<br />
geleistet. „Pro Köln“ ließ<br />
verlautbaren, dass München „geradezu<br />
prädestiniert [sei] für eine Übernahme<br />
unserer Inhalte und unseres Konzeptes“<br />
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