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Antifaschistische Kultur - Die Linke

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estrafte Bordin kommt ursprünglich<br />

aus Nordrhein-Westfalen und war dort<br />

schon Anfang der 90er in der rechten<br />

Szene aktiv. Er gilt als Ziehsohn des Altnazis<br />

Friedhelm Busse. Nach seinem<br />

Umzug nach Bayern war er Mitglied in<br />

diversen rechten Vereinigungen und<br />

baute zusammen mit Martin Wiese die<br />

„Kameradschaft Süd-Aktionsbüro Süddeutschland“<br />

in München auf. Nach einem<br />

gemeinschaftlichen Überfall auf<br />

einen Griechen, saß Bordin zwischen<br />

2002 und 2004 für 15 Monate im Gefängnis.<br />

Sein Kamerad Wiese machte<br />

2005 Schlagzeilen mit einem geplanten<br />

Sprengstoffattentat auf die Grundsteinlegung<br />

des jüdischen Gemeindezentrums.<br />

2004 tritt Bordin schließlich<br />

in die NPD ein. <strong>Die</strong>s begründet er folgendermaßen:<br />

„Es ist doch das, wovor dieses System<br />

Angst hat. Eine legale Struktur, welche<br />

praktisch unverbietbar ist.“ 13<br />

Bordin ist mittlerweile bundesweit für<br />

die NPD als Veranstalter und Redner aktiv,<br />

war zur Bundestagswahl 2005 Direktkandidat<br />

in München und ist seit<br />

Mai 2006 im Landesvorstand der Partei.<br />

Auch bei den Jungen Nationaldemokraten<br />

ist er aktiv und seit Anfang 2006<br />

Vorsitzender des Landesverbandes, wie<br />

auch im Bundesvorstand seit Oktober<br />

desselben Jahres. <strong>Die</strong> JN, welche in Bayern<br />

aus circa 70 Personen bestehen, 14<br />

gelten sich selbst als Bindeglied „zwischen<br />

der Mutterpartei und den radikaleren<br />

Kräften“ 15 . <strong>Die</strong> Mitglieder der<br />

Nachwuchsorganisation wollen sich außerdem<br />

ein eigenes Profil als „sozialrevolutionärer<br />

Flügel innerhalb der NPD“<br />

schaffen. 16<br />

Auch die Verzahnung von NPD, Kameradschaften<br />

und rechtsextremer Skinheadszene<br />

hat sich verfestigt. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen Kameraden<br />

und NPD geht in Bayern auf Martin Wiese<br />

und seine AG Bayern zurück. 17 So ist<br />

es kein Wunder, dass sich die NPD in<br />

Ober- und Unterfranken vorwiegend aus<br />

der Skinheadszene rekrutiert. 18<br />

Auch sollen einige Kameradschaften in<br />

der NPD aufgegangen sein, so zum Beispiel<br />

die Kameradschaft München, welche<br />

aus der Kameradschaft Süd hervorging<br />

und die Asgard Ratisbona aus<br />

Regensburg. Beide Kameradschaften<br />

produzierten mit ihrem neuen Kurs allerdings<br />

Spaltprodukte. So haben sich die<br />

„Freien Nationalisten München“, vormals<br />

bekannt als „Autonome Nationalisten<br />

München“, zwar im Jahr 2005 von<br />

der „Kameradschaft München“ getrennt,<br />

unterstützten jedoch im Wahlkampf die<br />

Bürgerinitiative Ausländerstopp München,<br />

was stolz von Karl Richter verkün-<br />

20<br />

det wurde. <strong>Die</strong> „Sozialrevolutionäre Aktion<br />

Regensburg“, eine Abspaltung der<br />

Asgard Ratisbona, ruft dagegen dazu<br />

auf, die Stimme bei den Kommunalwahlen<br />

ungültig zu machen. 19<br />

Weitere wichtige Namen, die mit NPD<br />

und Kameradschaften verbunden sind,<br />

sind Matthias Fischer, Martin Paulus<br />

und Günther Kursawe. Paulus und Fischer<br />

waren bei der „Fränkischen Aktionsfront“,<br />

die 2004 verboten wurde.<br />

Inzwischen ist Fischer Spitzenkandidat<br />

der Fürther NPD-Liste, die es nicht bis<br />

zum Antritt geschafft hat. Außerdem ist<br />

er Bezirksvorsteher der NPD Mittelfranken<br />

und im Landesvorstand der NPD<br />

Bayern zuständig für die Abteilung Kameradschaften.<br />

Kursawe, der früher<br />

beim „Nationalen Block“ aktiv war, ist<br />

heute Landessprecher der NPD.<br />

<strong>Die</strong> Liste lässt sich fortführen: Patrick<br />

Schröder tritt mit seiner ehemaligen<br />

Kameradschaft „Weiße Wölfe“, die in<br />

der Oberpfalz aktiv ist, auch als „NPD<br />

Weiden“ auf. 20 Robert <strong>Die</strong>trich von der<br />

Kameradschaft München übernahm<br />

im März 2005 den Vorsitz des NPD<br />

Kreisverbandes Freising-Erding-Ebersberg.<br />

21 Matthias „Baffo“ Bauerfeind ist<br />

stellvertretender Kreisvorsitzender der<br />

NPD Main-Spessart und war früher aktiv<br />

in der Kameradschaft Main-Spessart<br />

und in der KS Süd. 22 Jens Rüttiger<br />

aus Hohenroth ist Vorsitzender des NPD<br />

Kreisverbandes Rhön-Grabfeld und verantwortlich<br />

für die unterfränkische Kameradschaftshomepage„hatecorecrew“.<br />

23 Stefan Winkler war früher in der<br />

Kameradschaft Neu Ulm und ist schwäbischer<br />

NPD-Bezirksvorsitzender. 24 Udo<br />

Sieghart und Tony Gentsch bezeichnen<br />

sich als „NPD-Kreisverband Hof“ und<br />

sind aktiv im Kampfbund Deutscher Sozialisten.<br />

25<br />

Bei all diesen personellen Überschneidungen<br />

wundert es nicht, dass NPD und<br />

Kameradschaften auch offen gemeinsam<br />

Aktionen, wie einen Aufmarsch am<br />

4. Januar 2008 in der Münchner Innenstadt,<br />

abhalten.<br />

Exkurs: Der Rechte Rand der CSU<br />

Da Bayern immer noch als CSU-Land<br />

gilt, entsteht am rechten Rand hier eine<br />

interessante Situation. Rechtsparteien<br />

haben es traditionell etwas schwerer,<br />

bei diesem übermächtigen Gegner,<br />

einen Fuß aufs politische Parkett zu<br />

bekommen. <strong>Die</strong>s gilt nicht zuletzt aufgrund<br />

des Strauß‘schen Diktums, wonach<br />

rechts von der CSU nur die Wand<br />

ist, auch heute noch. Auch das Diktum<br />

selbst hat, trotz des relativ differenzierten<br />

rechten Spektrums – NPD, DVU,<br />

REP, DP, BP, „Bürgerinitiativen“ und Ka-<br />

meradschaften – immernoch seine Gültigkeit.<br />

Aufsehen erregte der Fall um die<br />

Regensburger CSU und Thomas Fürst.<br />

Ihm und einen Kreis von Parteikollegen,<br />

die er um sich scharte, wird seit seiner<br />

Zeit bei der Schülerunion eine rechtsextreme<br />

Gesinnung nachgesagt, was<br />

durch diverse Ergüsse in der Zeitung der<br />

JU Regensburg „Juventus“ dokumentiert<br />

ist. Ebenso wird über Parties mit rechtsradikalen<br />

Liedern und Reichskriegsflaggen,<br />

sowie über einige andere Vorfälle,<br />

darunter Pöbeleien, Beleidigungen und<br />

menschenverachtende Aussagen berichtet.<br />

26<br />

Fürst strebt an, Berufspolitiker zu werden<br />

und baute sich über Jahre hinweg<br />

ein Netzwerk auf. Dadurch schaffte er<br />

es, aussichtsreiche Plätze bei der Regensburger<br />

Stadtratswahl zu bekommen<br />

und wurde schließlich Vorsitzender<br />

der Fraktion. Seit den 90er Jahren ist die<br />

CSU über Fürsts Ausflüge an den rechten<br />

Rand informiert. Der Kreisvorsitzende<br />

Peter Welnhofer aber wiegelte immer<br />

wieder ab und ließ ihn gewähren. 27 Auch<br />

dessen Nachfolger Franz Rieger stellte<br />

sich auf Fürsts Seite. 28 <strong>Die</strong> Staatsanwaltschaft<br />

leitete im Mai schließlich 7<br />

Ermittlungsverfahren gegen 6 Personen<br />

ein. Viermal ging es um Volksverhetzung,<br />

in je einem Fall um Nötigung,<br />

Beleidigung und das Verwenden von<br />

Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.<br />

29 <strong>Die</strong> betroffenen Mitglieder<br />

wurden suspendiert, allerdings nur<br />

für die Dauer des Verfahrens, welches<br />

bald eingestellt wurde. <strong>Die</strong> Regensburger<br />

CSU schloß letztlich Fürst für 5 Jahre<br />

und einen weiteren Gesinnungsgenossen<br />

für 3 Jahre nach parteiinternen<br />

Ermittlungen, nicht wegen den rechtsextremen<br />

Vorfällen, sondern wegen Bildung<br />

eines „subversiven Netzwerksystems“<br />

aus. <strong>Die</strong> beiden erwirkten jedoch<br />

wenige Tage später beim Landgericht<br />

Regensburg die Aufhebung der Parteistrafen.<br />

Günther Beckstein äußerte im<br />

Mai des vergangenen Jahres hierzu,<br />

dass das Problem jahrelang verschleppt<br />

worden sei. 30 Am 26. August 2007 trat<br />

Fürst aus der CSU aus und kommentierte<br />

dies damit, dass die Partei „eine Mischung<br />

aus Bauerntheater und sowjetischem<br />

Politbüro“ sei. 31<br />

Ähnlich gelegen ist der Fall um das<br />

„PRO München“-Mitglied Thomas S. Fischer.<br />

<strong>Die</strong>ser bewegte sich seit langem<br />

in rechtsextremen Kreisen, so zum Beispiel<br />

der Deutschlandbewegung, dem<br />

Witikobund und dem Verein „Demokratie<br />

Direkt“, mit dem auch Martin Wiese<br />

zusammenarbeitete. Außerdem veröffentlichte<br />

er im Witikobrief und bei „Nation<br />

& Europa“ und hatte Auftritte bei

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