R - Bergrennen Oberhallau

Äs Näscht für d’Rennfahrer!
Die schönste Freude, ist die Vorfreude! Eine
absolut passende Aussage zum alljährlichen
Oberhallauer-Bergrennen. Spätestens dann,
wenn sich unser Berner-Rennfahrer, samt seinem
Gefolge telefonisch zum Übernachten
anmeldet, werden wir von erwähnter Vorfreude
buchstäblich infiziert! «Du, mir chämti
gärn wieder zu euch cho übernachte, wemer
dörfe!?» Immer mit dem Einwand begleitet,
wir sollen nicht zu viele Umstände machen,
sie brauchen bloss «äs Näscht» zum schlafen.
Bis es soweit ist, müssen zahlreiche Vorbereitungen
angepackt werden, die unter den
Dorfbewohnern klaglos und gut aufeinander
eingestimmt, allmählich Gestalt annehmen.
Die Oberhallauer-Dörfler sind bekannt dafür,
dass sie dann, wenn es die Not erfordert, zusammen
stehen können und wie! Auf diese
Weise kam es zum «Verein pro Bergrennen»
und zur Gründung der «Dorfladen Genossenschaft
Oberhallau». Die Neugründung eines
Vereins ist eine Sache, sich über Jahre hinweg
dafür zu engagieren, eine andere!
In unserem Dorfladen stehen zwei Tage lang
einige Frauen aus dem Dorf im Einsatz. Fleissig
werden die Lunchpakete für die Streckenposten
am Bergrennen bepackt. Frisch – frischer
kann niemand Sandwichs bestreichen
und belegen – werden 250 davon bereitgestellt!
Wenn diese Arbeiten getan sind, dann
ist es soweit!
Freitagabend: Massenhafte Fahrerlager umgeben
das winzige Oberhallauer-Dorf. Lichter
leuchten auf Campingtischen in die anbrechende
Dunkelheit. Wohnmobile, Pneustapel,
lautes Plappern und Lachen. Die Beizen
vollgestopft mit Rennfahrern, Helfern, Organisatoren,
Dorfbewohnern. Es duftet nach
Pommes. Gläser klingen aneinander. Nach
einem Jahr irgendwo im Menschengewühle
ruft es von weitem: «He, da si mer!» Unser
Rennfahrer, unsere Gäste, sie sind gut angekommen!
Leute, diese Stimmung muss man erlebt haben,
um sie nachvollziehen zu können. Und
man muss erlebt haben, wie es sich anfühlt,
wenn Tage sich Null Koma Nichts in Nächte
verwandeln. Wenn gelacht wird, was das
Zeug hält und man für eine Zeitlang völlig
aus dem vertrauten Alltag gerissen wird.
Humor, Witz, und persönliche Angelegenheiten
halten sich die Waage. Wenngleich
zahlreiche «fremde» Menschen bei Tische
zusammen kommen, ist sich niemand wirklich
fremd. Anlässe, wie das Bergrennen in
Oberhallau, ähneln einem kaum merklichen
Zusammenwachsen zu einer grossen Familie.
Die beste Gelegenheit weitreichende Kontakte
zu knüpfen, neue Menschen und ihre
Motivationen kennen zu lernen. Verständnis
für die Andersartigkeit jedes Einzelnen
entwickeln. Freundschaften schliessen. Eine
solche Plattform bietet das alljährliche, internationale
Bergrennen in Oberhallau. So wird
«us äm Näscht zum übernachte», mehr als
das, nämlich eine spezielle Begegnung unter
einer grösseren Menschengruppe. Speziell
wohl auch darum, weil man sich tatsächlich
immer bloss einmal im Jahr begegnet
und im Hinblick darauf, die Intensität des
Zusammenseins, voll auskostet. Im Vordergrund
eines Bergrennens stehen die Fahrer,
die Rennzeiten, der Wettbewerb, die Siege!
Das Darum herum aber, belegt einen aussergewöhnlichen
Platz, nämlich: «Äs warms
Näscht!»
Katharina Nimanaij
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