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143. Prozessoptimierung Chance - B. Braun Melsungen AG

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Der Lotse für den Klinikbetrieb<br />

Über Aufgaben und Herausforderungen des OP-Managers<br />

Thomas Grether<br />

Mehr als 40 Prozent der Kosten einer Krankenhausbehandlung fallen im Operationstrakt an. Was liegt da näher, als dort kontinuierlich<br />

an den Abläufen zu feilen, damit sie wie gut geölte Zahnräder ineinandergreifen? In gut geführten Kliniken müssen OP-Manager nach<br />

Auffassung des entsprechenden Berufsverbandes zur Führungsebene gehören. Werden die Prozesse gut gesteuert, dann ist das nicht nur<br />

kostengünstiger, sondern die Mitarbeiter sind ob ihrer verlässlich geplanten Arbeitszeit auch zufriedener.<br />

Der Patient ist nicht rechtzeitig im<br />

Operationssaal. Das Material fehlt.<br />

Oder das OP-Team ist nicht im Saal.<br />

„Es ist kaum zu glauben. Aber das sind die<br />

drei wesentlichen Gründe, warum heute in<br />

deutschen Kliniken täglich Millionenbeträge<br />

verbrannt werden“, sagt Matthias Diener. Er<br />

ist Vorstand des Verbandes für OP-Management.<br />

Lange Jahre hat er als Chirurg gearbeitet.<br />

Seit zehn Jahren kümmert er sich als<br />

Teilzeit-Mitarbeiter einer großen, privaten<br />

Klinikgruppe der Schweiz mit deutschem Engagement<br />

alleine um das OP-Management.<br />

Wenn Diener für seinen Verband nicht auf<br />

Kongressen über <strong>Prozessoptimierung</strong> im OP<br />

spricht, dann ist er als Unternehmensberater<br />

für das Universitätsklinikum Hamburg-<br />

Eppendorf unterwegs.<br />

Mehr als 40 Prozent aller Kosten einer Krankenhausbehandlung<br />

fallen Dieners Worten<br />

zufolge im Operationssaal an. „Wer deswegen<br />

die Prozesse rund um den OP optimal<br />

steuert, trägt viel zum wirtschaftlichen Erfolg<br />

eines Krankenhauses bei.“ Aber auch die<br />

Mitarbeiter seien zufriedener. Denn wenn die<br />

OP-Planung stimmt, dann seien ebenso die<br />

Arbeitszeiten geregelter und die Anzahl der<br />

Überstunden weitaus geringer. „Dann kann<br />

sich eine Pflegekraft darauf verlassen, um<br />

wie viel Uhr Feierabend ist, damit sie ihr Kind<br />

pünktlich aus der Betreuung abholen kann.<br />

Das ist auch ein Stück Lebensqualität.“ Ein<br />

guter OP-Manager habe das alles im Griff,<br />

sagt Diener.<br />

Wichtig sei, dass der OP-Manager die Rückendeckung<br />

des Top-Managements im<br />

Krankenhaus genieße. „Sonst kann er sich<br />

nicht durchsetzen.“ Diener unterscheidet<br />

zwischen OP-Managern und OP-Koordinatoren.<br />

OP-Koordinatoren seien zumeist Pflegekräfte<br />

auf den Stationen. Sie unterstützten,<br />

dass der OP-Plan eingehalten werde. Große<br />

Universitätsklinika und fast alle Maximalversorger<br />

hätten beides.<br />

Das gut organisierte OP-Management sei<br />

immer dabei, wenn strategische Entscheidungen<br />

gefällt würden. „Das ist oft fern<br />

vom Tagesgeschäft.“ Hierarchisch optimal<br />

positioniert seien OP-Manager beim ärztlichen<br />

Direktor und bei der Pflegedirektion,<br />

zudem hätten sie fachliche Weisungsbefugnisse<br />

den Chefärzten gegenüber. Das sei<br />

zwingend notwendig. Denn gelegentlich<br />

gelte es, die Organisationsstruktur eines<br />

Hauses schrittweise zu verändern und immer<br />

wieder an neueste Erkenntnisse anzupassen.<br />

Dies habe Auswirkungen auf alle<br />

Abteilungen, angefangen vom Labor und<br />

der Strahlendiagnostik über die Bettenlogistik<br />

bis hin zur Pflege, und vor allem auf<br />

die Arbeit auf den Stationen, betont der<br />

Verbandschef der OP-Manager.<br />

Rückhalt des Top-Managements essenziell<br />

Wie an Großkliniken ein OP-Management<br />

eingeführt wird, damit hat Prof. Dr. Bernhard<br />

Heindl Erfahrung. „Mit der Brechstange<br />

kann man nichts erreichen, Kommunikation<br />

und Überzeugungsarbeit sind das A<br />

und O“, sagt der Leiter der Stabsstelle OP-<br />

Management des Klinikums der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität München. „Wenn<br />

OP-Teams für komplexe Eingriffe flexibler<br />

zusammengestellt werden können, dann<br />

können Säle besser beplant werden und<br />

deren Auslastung steigt“, sagt Heindl, der<br />

selbst Anästhesist ist.<br />

Früher arbeitete eine OP-Schwester der<br />

Gynäkologie oder Urologie nur jeweils in<br />

ihrem entsprechenden Fachgebiet und in<br />

festen Teams. Nun können in München<br />

viele dieser Fachkräfte in beiden Fächern<br />

eingesetzt werden, „weil sie entsprechend<br />

in ihrer Weiterbildung rotieren“,<br />

wie Heindl das ausdrückt. Motivierte OP-<br />

Pflegekräfte, die zur Rotation bereit sind,<br />

erhalten eine Gehaltszulage. Das zeige<br />

Wirkung.<br />

OP-Verbandschef Dieners Worten zufolge<br />

fehlt auf den Stationen oft das Verständnis,<br />

„dass der OP ein Ort der Leistungserbringung<br />

ist“. Dann müsse das Management<br />

auch schon mal härter durchgreifen. „Jeder,<br />

der im Haus arbeitet, muss wirklich verstehen,<br />

dass im OP das ganz große Rad gedreht<br />

wird.“ Dieser Maxime müssten sich Pfleger<br />

wie Ärzte auf den Stationen unterordnen.<br />

„In wirtschaftlich erfolgreichen Krankenhäusern<br />

bestimmen nicht Standes- und<br />

Statusdenken oder Habitus wie behandelt<br />

wird, sondern alleine moderne Medizin und<br />

betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten“,<br />

äußert Diener. Eigentlich sollte der OP-<br />

Manager mit seinen besseren Argumenten<br />

überzeugen, denn bessere Abläufe hülfen<br />

allen. Wenn dies erst einmal in den Köpfen<br />

verankert ist, dann sei derlei Führung gerecht:<br />

Den Mitarbeitern gegenüber, die alleine<br />

mit medizinischen Fakten diskutieren<br />

dürften und bei denen der sich durchsetzte,<br />

der die besseren Argumente auf seiner Seite<br />

habe. Auch die Patienten fühlten sich in so<br />

einem offenen Klima wohler.<br />

Der OP-Manager müsse auch darüber wachen,<br />

dass „sich im OP einzelne Chefärzte<br />

keine Fürstentümer aufbauen und sich dabei<br />

klammheimliche Belegungsrechte für einen<br />

bestimmten Saal sichern“. Denn der OP müsse<br />

interdisziplinär und immer wieder mit neu<br />

zusammengesetzten Teams genutzt werden<br />

können, um wirtschaftlich zu sein.<br />

Als die DRG kalkuliert und immer weiter verfeinert<br />

wurden, sei die Abrechnung pro Fall<br />

auf einen Durchschnittspatienten und ein<br />

Durchschnittsklinikum bemessen worden.<br />

Aus seiner Praxis kennt Diener Krankenhäuser<br />

ähnlicher Größe, in denen OP-Ausstattung<br />

und OP-Mannschaft mit 300 Euro die<br />

Stunde, andere sogar mit 1.000 Euro zu Buche<br />

schlügen. Erstere hätten die Strukturen<br />

auf neuestem Stand, „Letztere wursteln wie<br />

anno dazumal“, beschreibt Diener. Ob nun<br />

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