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Am Start stehen - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern

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misericordia<br />

Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> · 65. Jahrgang · Oktober 2013 · Internet: www.barmherzige.de<br />

<strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong>


Aus dem Inhalt<br />

Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

Familienorientierte Geburtshilfe in Straubing 4<br />

Aussaat in <strong>der</strong> Landwirtschaft 6<br />

Impuls „Ich breche auf“ 7<br />

Berufsbildungsbereich in Gremsdorf 8<br />

Mein Einzug ins Heim 9<br />

Neue Wege in <strong>der</strong> Pflege: Duales Studium 11<br />

Examen an den (Berufs-) Fachschulen 12<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Regensburg: Zentrum für Altersmedizin 14<br />

Reichenbach: Spenden für Unfallopfer 16<br />

Eustachius-Kugler-Reliquie in Höchstadt 16<br />

Algasing:<br />

Festakt zum Jahrestag <strong>der</strong> Seligsprechung 17<br />

Theaterstück „Herzzentrum Algasing“ 18<br />

Nachrufe<br />

Prälat Alfred Läpple 20<br />

Frater Michael Mockenhaupt 21<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Missionstage für Ghana 22<br />

Seligsprechung <strong>der</strong> Märtyrer am 13. Oktober 25<br />

Serie Sport: Unfallchirurgen auf Rennrä<strong>der</strong>n 26<br />

Spezial-Fahrrä<strong>der</strong> in Algasing 27<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

im Herbst starten viele Menschen in einen neuen Lebensabschnitt.<br />

Sei es nun <strong>der</strong> Schulbeginn, die Ausbildung in einem<br />

Lehrberuf o<strong>der</strong> das Studium. All diesen Anfängen wohnt eine<br />

Hoffnung inne: die Hoffnung auf eine gute Schulzeit, auf Erfolg<br />

im Beruf o<strong>der</strong> einen guten Studienabschluss.<br />

Auch <strong>der</strong> <strong>Start</strong> in ein neues Leben begegnet uns in unseren<br />

Krankenhäusern in Regensburg, Straubing und Schwandorf<br />

täglich. Ein guter <strong>Start</strong> in ein neues Leben sind die Glückwünsche,<br />

die Eltern bei <strong>der</strong> Geburt ihres Kindes erhalten. In langer<br />

Erwartung <strong>der</strong> Schwangerschaft, dem beson<strong>der</strong>en Ereignis <strong>der</strong><br />

Geburt, sind es nun die Verän<strong>der</strong>ungen im Alltag, verbunden<br />

mit den Glücksgefühlen, die Eltern mit ihrem Kind erfahren<br />

dürfen. Das Wahrnehmen <strong>der</strong> Umwelt, das Entdecken <strong>der</strong><br />

eigenen Sinne und die tiefe Liebe, die ein Säugling und Kleinkind<br />

erfährt, prägen die Entwicklung für das weitere Leben.<br />

Die Zeit <strong>der</strong> Entwicklung setzt sich fort und so kennen wir alle<br />

in verschiedenen Formen den <strong>Start</strong> in ein neues Leben. Nicht<br />

immer ist dieser Neustart einfach; oftmals ist die Verän<strong>der</strong>ung<br />

geprägt durch viele Ängste und Fragen – und es braucht Mut,<br />

das Neue zu beginnen, eigene Träume zu leben, Fragen zu<br />

stellen und einen Schritt in ein neues Leben zu gehen.<br />

Hoffen wir darauf, dass wir den Kin<strong>der</strong>n in unseren Krankenhäusern<br />

einen guten Lebensstart ermöglichen, <strong>der</strong> ihnen das<br />

Urvertrauen auf einen gelingenden Lebensweg in die Wiege<br />

legt.<br />

Ihr<br />

Auf Fototour mit dem Fahrrad 29<br />

Serie Städte und Orte: Neuburg/Donau 32<br />

Frater Eduard Bauer<br />

<strong>Am</strong> <strong>Start</strong>: Der Bub auf unserem Titelfoto<br />

freut sich offensichtlich darüber,<br />

dass er endlich in die Schule gehen<br />

darf. Ob das so bleibt?


Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

3<br />

Mutmacher für den Neustart<br />

Es ist ihm kaum zu entkommen, Hermann<br />

Hesses „Und allem Anfang wohnt<br />

ein Zauber inne“. Reden bei Anfängen<br />

von (Aus)Bildungswegen und Abschlussfeiern,<br />

bei <strong>Am</strong>tswechseln und<br />

Verabschiedungen in den Ruhestand<br />

werden gerne mit dem Vers garniert,<br />

auch Glückwünsche zur Hochzeit.<br />

Selbst bei Kickoff-Veranstaltungen zu<br />

betrieblichen Umstrukturierungen ist er<br />

mir schon begegnet. Häufig nehmen ihn<br />

die in den Mund, die vom an<strong>stehen</strong>den<br />

großen Einschnitt ins Leben kaum betroffen<br />

sind. Er soll wohl Mut machen,<br />

den Schritt über die Schwelle zum Neuen<br />

zuversichtlich zu gehen.<br />

In <strong>der</strong> Tat hat es etwas Angenehmes,<br />

Reiz volles, Verlockendes, an eine an<strong>der</strong>e<br />

als die längst vertraute Welt mit ihrem<br />

eingespurten Alltag zu denken. Es<br />

regt die Phantasie an, weckt Hoffnung<br />

auf bisher nicht gekannte Erfahrungen,<br />

auf bereichernde Entdeckungen, auf<br />

einen Zugewinn an Möglichkeiten und<br />

Leben. Vom Neuen geht durchaus eine<br />

Sogkraft aus. Allerdings wirkt <strong>der</strong> vielzitierte<br />

Zauber des Anfangs in <strong>der</strong> Regel,<br />

so scheint es, eher aus <strong>der</strong> gedanklichen<br />

Ferne. Wenn <strong>der</strong> Zeitpunkt näherrückt,<br />

die Schwelle ins Unbekannte zu überschreiten,<br />

verliert er sich oft, kommen<br />

zunehmend Verunsicherung, Zweifel,<br />

Nervosität, bei manchen auch panische<br />

Ängste auf.<br />

Die Angst vor dem Scheitern<br />

Unmittelbar an <strong>der</strong> <strong>Start</strong>linie zum Rennen<br />

zeigen die Fernsehbil<strong>der</strong> eher ernst<br />

und angespannt blickende Läufergesichter.<br />

Den Fußballstars, die Tage zuvor<br />

noch beteuert haben, wie sehr sie sich<br />

auf das große Spiel freuten, ist davon<br />

beim Betreten des Spielfelds meist auch<br />

nicht mehr viel anzusehen. Und die seit<br />

Jahren gehegte große Sehnsucht nach<br />

<strong>der</strong> Freiheit von den Zwängen des Arbeitslebens<br />

verdunstet Studien zufolge<br />

in den Monaten vor Beginn des Ruhestands<br />

bei vielen mehr und mehr.<br />

Wie es emotional so läuft unmittelbar<br />

vor tiefgreifenden Lebensverän<strong>der</strong>ungen,<br />

das empfinde ich beson<strong>der</strong>s<br />

eindrucksvoll in einer <strong>der</strong> biblischen<br />

Erzählungen vom Auszug des Volkes<br />

Gottes aus Ägypten veranschaulicht –<br />

siehe Numeri 13,17-33: Vom Zauber<br />

des versprochenen Landes „voller Milch<br />

und Honig“ war bei den meisten Israeliten<br />

nicht mehr viel übrig, als sie es<br />

zum Greifen nahe vor sich liegen sahen.<br />

Riesenhaft erschienen ihnen da plötzlich<br />

einige Wi<strong>der</strong>stände, sodass sie glaubten,<br />

sie nicht überwinden zu können.<br />

Allem Anfang wohnt halt auch ein Risiko<br />

inne, die Gefahr <strong>der</strong> raschen bösen<br />

Entzauberung, des Versagens, des<br />

Verlierens. Aller Anfang ist halt auch<br />

schwer, weiß <strong>der</strong> Volksmund. Es sind<br />

eben auch Fehlstarts drin, Spiele, in die<br />

man nur mühsam reinfindet, vielleicht<br />

auch gar nicht. Im unbetretenen Land<br />

kann auch Tristesse warten und <strong>der</strong> neue<br />

Arbeitsplatz auch nur bieten, was man<br />

hinter sich lassen wollte, ja eventuell<br />

noch Schlimmeres. Sagt man nicht auch,<br />

es komme selten Besseres nach?<br />

Verdrängen lässt sich <strong>der</strong>lei nicht, doch<br />

wer sich hauptsächlich auf die Gefahr<br />

des Scheiterns o<strong>der</strong> die Erinnerung an<br />

frühere Misserfolge fixiert, steht mit<br />

schwerem Handicap am <strong>Start</strong> – im<br />

Sport und in <strong>der</strong> Ausbildung, beim<br />

Wechsel <strong>der</strong> Arbeitsstelle, beim Eintritt<br />

in den Ruhestand o<strong>der</strong> beim Schritt in<br />

die Ehe, ja auch beim <strong>Start</strong> in den Tag.<br />

Gewonnen wird mit Vorwärtsblick und<br />

Vertrauen.<br />

Die Zusage,<br />

nicht allein zu sein<br />

„You never walk alone“ singen in einem<br />

englischen Stadion die Fans, wenn ihre<br />

Mannschaft den Rasen betritt – keine<br />

schlechte Einstimmung, diese Zusage,<br />

nicht allein zu sein, wenn’s gleich losgeht.<br />

Aus zig-tausend Fankehlen ertönt<br />

sie bei den <strong>Start</strong>s in unserem Leben natürlich<br />

nicht. Gegeben ist sie uns gleichwohl.<br />

Ohne Einschränkung und Ausnahme.<br />

Von höchster Autorität sogar.<br />

Dem christlichen Glauben zufolge geht<br />

niemand allein an den <strong>Start</strong> und ins<br />

Neue, geht Gott selbst mit ins unbekannte<br />

Land, durch dick und dünn, als<br />

unser ewig treuer Fan sozusagen, selbst<br />

wenn Vater und Mutter nicht mehr zu<br />

uns <strong>stehen</strong>. Den Schriftsteller Werner<br />

Bergengruen hat das zu dem Vers veranlasst:<br />

„Ich trete über die Schwelle, Gott<br />

ist mein Geselle.“ Kein geringer Mutmacher<br />

für alle, finde ich, die kurz vorm<br />

<strong>Start</strong> in Neues <strong>stehen</strong> und wenig Zauber<br />

des Anfangs, aber viel Verunsicherung,<br />

Zweifel und Versagensangst verspüren.<br />

Dr. Georg Betz<br />

Gemischte Gefühle<br />

beim Neubeginn:<br />

Auszug des<br />

Volkes Israel aus<br />

Ägypten, Böhmische<br />

Miniatur,<br />

14. Jahrhun<strong>der</strong>t


4<br />

Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

Kreißsaal-Ärztin Dr. Carolin Ernstberger untersucht ein Neugeborenes.<br />

Sanft und sicher ins Leben<br />

Straubinger Klinikum St. Elisabeth steht für familienorientierte Geburtshilfe<br />

So freudig wie das Ereignis, so farbenfroh<br />

sind auch die Entbindungsräume<br />

im Straubinger Klinikum St. Elisabeth.<br />

Die neueste Technik ist da, hält sich aber<br />

im Hintergrund. Dies macht es Frauen<br />

leicht, sich gleichzeitig wohl und sicher<br />

zu fühlen. Familienorientierte Geburtshilfe<br />

ist das Motto von Chefarzt<br />

Dr. Cars ten Scholz und seinem Team.<br />

Das Konzept wird gut angenommen.<br />

Auch Frauen, die außerhalb des Landkreises<br />

wohnen, kommen nach Straubing<br />

zum Entbinden. Obwohl die Ge-<br />

burten bundesweit zurückgehen, stieg<br />

ihre Zahl am Klinikum St. Elisabeth<br />

2012 auf 528 (2011 waren es 498). Wie<br />

üblich sind die Buben mit 275 in <strong>der</strong><br />

Überzahl. Für 2013 rechnet Dr. Scholz<br />

erneut mit einer Steigerung, nachdem<br />

schon im ersten Halbjahr ein Plus zu<br />

verzeichnen war.<br />

Schmerzarme Geburt<br />

immer beliebter<br />

Die werdenden Mütter können zwischen<br />

verschiedenen Geburtspositionen wäh-<br />

Dr. Carsten Scholz, Chefarzt <strong>der</strong> Frauenklinik<br />

am Straubinger Klinikum St. Elisabeth,<br />

im Gespräch mit einer Patientin.


Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

5<br />

len: in <strong>der</strong> Wanne, im Sitzen auf dem<br />

Gebärhocker, im Vierfüßlerstand o<strong>der</strong><br />

im Liegen. „Die meisten Frauen entbinden<br />

klassisch im Bett in Rücken- o<strong>der</strong><br />

Seitenlage“, sagt Dr. Scholz. Auf mo<strong>der</strong>nen<br />

Entbindungsbetten lässt sich die<br />

Stellung ganz leicht wechseln. Es gibt<br />

viele Möglichkeiten, um die Schmerzen<br />

während <strong>der</strong> Geburt zu lin<strong>der</strong>n. Die<br />

Frauenklinik bietet das gesamte Spektrum<br />

vom Entspannungsbad über Aromatherapie,<br />

Akupunktur, Homöopathie<br />

und Medikamente bis hin zur örtlichen<br />

Betäubung (Periduralanästhesie - PDA).<br />

Die schmerzarme Geburt mit PDA wird<br />

nach Aussage von Dr. Scholz immer beliebter.<br />

2012 entschieden sich etwa 30<br />

Prozent <strong>der</strong> Frauen dafür.<br />

Die Kaiserschnittrate im Klinikum<br />

St. Elisabeth lag 2012 mit 23 Prozent unter<br />

dem Bundesdurchschnitt von etwa 35<br />

Prozent. Meist erfolgte <strong>der</strong> Kaiserschnitt<br />

in örtlicher Betäubung (Spinalanästhesie).<br />

So erlebt die Mutter die Geburt<br />

mit. Auch <strong>der</strong> Vater kann dabei sein.<br />

Die Operation dauert etwa eine halbe<br />

Stunde. Die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die mit<br />

Saugglocke geholt wurden, sank 2012<br />

auf sieben Prozent.<br />

Drei bis fünf Tage<br />

im Krankenhaus<br />

Ärzte, Hebammen und Schwestern gewährleisten<br />

rund um die Uhr Geburtshilfe<br />

auf höchstem medizinischen Niveau.<br />

Während <strong>der</strong> Geburt wird mit Herztonüberwachung<br />

(CTG) und bei Bedarf per<br />

Mikroblutuntersuchung beobachtet, wie<br />

es dem Kind geht. Die enge Zusammenarbeit<br />

mit Straubinger Kin<strong>der</strong>ärzten und<br />

<strong>der</strong> Regensburger Hedwigsklinik stellt<br />

die rasche Versorgung bei Problemen<br />

rund um die Geburt sicher. Eine Kin<strong>der</strong>krankenschwester<br />

ist Tag und Nacht<br />

auf <strong>der</strong> Wochenstation. Sie erkennt Auffälligkeiten<br />

<strong>der</strong> kleinen Patienten früh.<br />

Babys mit Anpassungsschwierigkeiten<br />

kommen in die Überwachungseinheit,<br />

bis sie sich stabilisieren. Nur sehr selten<br />

müssen Mutter und Kind in die Hedwigsklinik<br />

nach Regensburg verlegt<br />

werden.<br />

Dr. Scholz legt den Müttern das Stillen<br />

sehr ans Herz. Kin<strong>der</strong>schwestern und<br />

Hebammen leiten auf Wunsch dazu an.<br />

Muttermilch ist durch nichts zu ersetzen.<br />

Lei<strong>der</strong> stillen 30 bis 40 Prozent <strong>der</strong><br />

Mütter nicht, bedauert <strong>der</strong> Chefarzt. Seine<br />

Erklärung: Es brauche Geduld, bis<br />

das Stillen klappt, und binde die Mutter<br />

stark an. Die meisten Mütter, die in<br />

Straubing entbinden, sind zwischen 26<br />

und 35 Jahre alt. Laut Dr. Scholz hat in<br />

den letzten Jahren die Zahl <strong>der</strong> Frauen,<br />

die ihr erstes Kind zwischen 30 und 35<br />

Jahren bekommen, zugenommen.<br />

Ursula Eisenmann<br />

Die Mutter bleibt in <strong>der</strong> Regel drei bis<br />

fünf Tage im Krankenhaus, bei Kaiserschnitt<br />

zwei Tage länger. „Jede Frau<br />

entscheidet selber, wie lange sie von<br />

uns versorgt werden möchte“, betont<br />

<strong>der</strong> Chefarzt. Wer will, kann auch ambulant<br />

entbinden. Sind Mutter und Baby<br />

fit, können sie das Klinikum bereits vier<br />

Stunden nach <strong>der</strong> Geburt verlassen. Den<br />

Termin für die zweite Vorsorgeuntersuchung<br />

U2 und die Hüftsonographie, für<br />

die ein Kin<strong>der</strong>arzt ins Klinikum kommt,<br />

müssen sie dann selbst organisieren.<br />

Jonas ist da<br />

Jonas liegt in seinem Kin<strong>der</strong>bettchen auf <strong>der</strong> Wochenstation des Straubinger<br />

Klinikums St. Elisabeth und schläft selig. Er ist zwei Tage alt. Seine drei<br />

Jahre alte Schwester Lena weiß bereits, was sich für eine große Schwester<br />

gehört. Als sich eine Besucherin über ihren kleinen Bru<strong>der</strong> beugt, stellt sie<br />

sich schützend vor ihn und meint: „Jonas hat Angst vor Dir.“ Der Bub kam<br />

am Dienstag, 30. Juli, per Kaiserschnitt zur Welt. Er wog 2700 Gramm und<br />

war 49 Zentimeter groß. Mama Angelika Wittke aus Hun<strong>der</strong>dorf (Landkreis<br />

Straubing-Bogen) und ihr Mann Stefan wünschen ihrem Jungen vor allem<br />

Gesundheit, Zufriedenheit und ein schönes und erfülltes Leben. Mit <strong>der</strong><br />

Betreuung im Klinikum St. Elisabeth ist die Mutter sehr zufrieden: „Die<br />

Ärzte sind super.“ Auch die Kin<strong>der</strong>schwestern bekommen Lob: „Sie sind<br />

sehr nett und äußerst hilfsbereit.“ In <strong>der</strong> Verwandtschaft von Familie Wittke<br />

kamen im Juli noch zwei Babys im Straubinger Klinikum zur Welt, so dass<br />

für Jonas’ Spielgefährten schon gesorgt ist.


6<br />

Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

Zwischenfrucht Sonnenblume<br />

Wer ernten will, muss säen<br />

Aussaat in <strong>der</strong> Landwirtschaft <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Straubing<br />

Das Ausbringen von Saatgut findet<br />

nach Meinung mancher Laien im Frühjahr<br />

statt. Zugegebenermaßen bin ich<br />

ein solcher Laie und dachte mir beim<br />

Thema „Aussaat im Herbst“: Was kann<br />

denn in <strong>der</strong> kalten Jahreszeit wachsen?<br />

Pflanzen brauchen ja Sonne und Regen,<br />

o<strong>der</strong>? Agrar-Betriebswirt Christoph <strong>Am</strong>mer,<br />

Leiter <strong>der</strong> Landwirtschaft in <strong>der</strong><br />

Straubinger Einrichtung für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen, hat mich aber eines<br />

Besseren belehrt.<br />

Bevor gesät wird, steht die Ernte an.<br />

Christoph <strong>Am</strong>mer und sein Team waren<br />

bis Mitte Juli mit <strong>der</strong> Ernte <strong>der</strong><br />

Wintergerste beschäftigt, anschließend<br />

(bis Mitte August) wurde <strong>der</strong> Winterweizen<br />

eingefahren. Nach diesen beiden<br />

Kulturen folgt zeitnah die Aussaat<br />

<strong>der</strong> Zwischenfrüchte. Der Zwischenfruchtanbau<br />

spielt eine wichtige Rolle<br />

bei <strong>der</strong> Bodensanierung, denn die Zwischenfrüchte<br />

liefern wichtige Nahrung<br />

für Regenwurm & Co und speichern<br />

wichtige Nährstoffe; eine Auswaschung<br />

<strong>der</strong> Nährstoffe des Bodens wird dadurch<br />

verhin<strong>der</strong>t. In <strong>der</strong> Straubinger Einrichtung<br />

werden hier beispielsweise Sonnenblumen,<br />

Rettich, Alexandrinerklee<br />

und Wicken angebaut.<br />

Wintergetreidearten benötigen als kleine<br />

überwinternde Pflanzen die Frosteinwirkung,<br />

um im folgenden Frühjahr auszutreiben.<br />

Christoph <strong>Am</strong>mer und sein<br />

Team sind ab Ende September zur Aussaat<br />

<strong>der</strong> Wintergerste für das Folgejahr<br />

auf den Fel<strong>der</strong>n anzutreffen. Anfang bis<br />

Mitte Oktober erfolgt die Aussaat des<br />

Winterweizens. Nach dem Winter, immer<br />

Anfang April, werden dann die Zuckerrüben<br />

ausgesät, im Laufe des Aprils<br />

auch noch die Kartoffeln gesetzt. „Wer<br />

ernten will, muss auch säen!“ Nicht nur<br />

die Samen, auch die Landwirte <strong>stehen</strong><br />

so immer wie<strong>der</strong> am <strong>Start</strong>.<br />

Barbara Eisvogel<br />

Feldarbeit im April


Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

7<br />

„Ich breche auf“<br />

„Ich breche auf“, so war <strong>der</strong> Morgenimpuls<br />

beim letzten Tag des Europäischen<br />

Kongresses zum Thema „Partizipation“<br />

im Juni 2012 in <strong>der</strong> Einrichtung für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in Straubing<br />

überschrieben. Der Aufbruch wurde im<br />

doppelten Sinn reflektiert. Es war ein<br />

Aufbruch für die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer zurück in ihre Heimatlän<strong>der</strong><br />

und -Einrichtungen, zugleich sollte <strong>der</strong><br />

Kongress ein Aufbruch in eine neue Zeit<br />

<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe vor dem Hintergrund<br />

<strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

sein<br />

Marco Schleicher, För<strong>der</strong>stättenleiter,<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Straubing<br />

Foto oben: <strong>Am</strong> Beginn einer Wan<strong>der</strong>ung<br />

ist nicht immer abzusehen, wie<br />

beschwerlich <strong>der</strong> Weg sein wird.<br />

Ich breche auf.<br />

Ich mache mich auf den Weg.<br />

Was vor mir liegt, ich weiß es nicht.<br />

Ich kann es manchmal nur erahnen.<br />

Ich brauche Mut und Vertrauen,<br />

genügend Kraft und Vorfreude<br />

zum Aufbrechen und Losgehen.<br />

Ich traue mich zu gehen.<br />

Ich mache mich auf den Weg.<br />

Wie <strong>der</strong> Weg wohl sein wird?<br />

Was mich erwartet?<br />

Es kann eng und schmal werden,<br />

steil und abschüssig.<br />

Ich kann mich verlaufen<br />

und muss umkehren,<br />

eine neue Richtung einschlagen.<br />

Leichte und unbeschwerte Strecken,<br />

mit Steinen und Problemen übersäte<br />

Pfade und Gassen erwarten mich.<br />

Doch ich traue mich zu gehen.<br />

Ich mache mich auf den Weg.<br />

Mir tut gut, ich gehe nicht allein,<br />

ich werde begleitet.<br />

Ich kann vorangehen<br />

und ich kann geführt werden.<br />

Wenn ich losgehe,<br />

muss ich Altes hinter mir lassen<br />

und mich auf Neues einlassen.<br />

Das ist Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

den alten Weg hinter sich zu lassen<br />

und den neuen Weg zu wagen.<br />

Und immer, wenn ich gehe,<br />

wird mein Weg zum gegangenen Weg,<br />

ich lasse Vieles zurück.<br />

Ich lasse los.<br />

Doch all die Wegerfahrungen<br />

nehme ich mit.<br />

Darum traue ich mich zu gehen.<br />

Ich breche auf.


8<br />

Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

Jeden nach seinen<br />

Fähigkeiten för<strong>der</strong>n<br />

Im Berufsbidungsbereich wird nach dem passenden<br />

Arbeitsplatz für die künftigen Beschäftigten <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenwerkstatt<br />

gesucht<br />

dem systematischen Kennenlernen <strong>der</strong><br />

einzelnen Werkstattbereiche (beruflichfachliche<br />

Bildung) <strong>stehen</strong> auch Allgemein-<br />

und Gesundheitsbildung auf dem<br />

Stundenplan, <strong>der</strong> komplettiert wird<br />

durch musisch-kreative und religiösspirituelle<br />

Angebote. Ganz praktische<br />

Übungen wie Sport, Entspannung o<strong>der</strong><br />

Singen finden bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

des Berufsbildungsbereiches<br />

großen Anklang.<br />

Es scheint so, als ob die Uhren im Berufsbildungsbereich<br />

<strong>der</strong> Benedikt-Menni-Werkstatt<br />

in Gremsdorf etwas an<strong>der</strong>s<br />

gehen, denn <strong>der</strong> rote Zeiger auf <strong>der</strong><br />

großen „Moduluhr“ weist tagelang auf<br />

den dunkelgrünen Sektor „Landschaftspflege“.<br />

Eine Woche zuvor war dagegen<br />

noch „Holz“ angezeigt, das nächste<br />

Modul, auf das <strong>der</strong> Zeiger zuläuft,<br />

wird dann „Textil und Gestaltung“ sein.<br />

Jedes Modul steht dabei für einen <strong>der</strong><br />

sieben Bereiche <strong>der</strong> Gremsdorfer Werkstatt<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen (WfbM),<br />

und diese werden im Laufe <strong>der</strong> beiden<br />

Ausbildungsjahre mehrfach intensiv<br />

vorgestellt.<br />

Das Sozialgesetzbuch (SGB IX) legt<br />

fest, dass alle Behin<strong>der</strong>tenwerkstätten<br />

einen speziellen Bildungsauftrag haben.<br />

So müsse je<strong>der</strong> Beschäftigte zu Beginn<br />

seiner Werkstatttätigkeit 27 Monate lang<br />

den sogenannten Berufsbildungsbereich<br />

durchlaufen, erklärt die Abteilungsleiterin<br />

„Bildung“, Susanne Schwark-Stilper.<br />

Drei Monate davon umfasse das „Eingangsverfahren“,<br />

in dem getestet wird,<br />

ob die WfbM für den Einzelnen „<strong>der</strong><br />

richtige Platz“ sei. Es sei die Pflicht <strong>der</strong><br />

Werkstätten, genau zu überprüfen, ob<br />

die Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung auch die<br />

„nötige Eignung und Fähigkeit“ für die<br />

an<strong>stehen</strong>den Arbeiten haben.<br />

Ganz beson<strong>der</strong>er Wert wird dabei auf<br />

eine gezielte individuelle För<strong>der</strong>ung gelegt,<br />

denn die Zugangsvoraussetzungen<br />

sind äußerst unterschiedlich. Neben<br />

Tomaten pflanzen<br />

und Kräuterbrot backen<br />

Mit Stolz zeigt Martin Krüger sein<br />

Tomatenhaus. Mannshoch haben die<br />

Beschäftigten dieses aus Holz gebaut.<br />

Sie haben die Tomatenpflanzen gesät,<br />

gegossen, ausgegeizt und an Stangen<br />

gezogen sowie die verschiedenen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Verwertung dieser<br />

Gemüseart kennengelernt. Und somit<br />

haben sie ihr Wissen innerhalb <strong>der</strong> Module<br />

„Holz“, „Landschaftspflege“ und<br />

„Hauswirtschaft“ vertieft, haben außerdem<br />

feststellen können, ob ihnen diese<br />

Bereiche liegen.<br />

Auch zum Thema „Was wir schon immer<br />

über Kräuter wissen wollten“ lasse<br />

sich eine umfangreiche Betätigung erzielen,<br />

sagt Bildungsbegleiter Matthias<br />

Stengel. Unter an<strong>der</strong>em habe man ein<br />

Kräuterbrot gebacken, habe Kräutersalz<br />

und -butter hergestellt. Dabei konnten<br />

die Beschäftigten ganz individuell nach<br />

ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten tätig<br />

werden – ohne Produktions- und Montagedruck.<br />

Soziale Kompetenzen<br />

erwerben<br />

Abteilungsleiterin Susanne Schwark-Stilper zeigt den Beschäftigten,<br />

„was die Uhr geschlagen hat“.<br />

Automatisch erwerben die gehandicapten<br />

Frauen und Männer im Berufsbildungsbereich<br />

auch soziale Kompetenzen.<br />

Sie müssen trotz o<strong>der</strong> wegen<br />

ihrer Behin<strong>der</strong>ung gruppendynamische<br />

Prozesse einüben, müssen befähigt werden,<br />

interne Konflikte auszuhalten beziehungsweise<br />

sie zu lösen. Denn nicht<br />

immer geht es in den Räumen des Berufsbildungsbereiches<br />

völlig reibungslos<br />

zu. Matthias Stengel weist darauf<br />

hin, dass die Biografien <strong>der</strong> Frauen und<br />

Männer, die den Einstieg in die Gremsdorfer<br />

Werkstatt für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

wagen, sehr unterschiedlich


Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

9<br />

Beschäftigte des Berufsbildungsbereichs beim Brotbacken<br />

Martin Krüger bewun<strong>der</strong>t seine Tomaten.<br />

sind, sowohl in <strong>der</strong> Art und Schwere <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ung als auch in ihrer Leistungsfähigkeit<br />

und Entwicklungsmöglichkeit.<br />

Die Bildungsbereiche <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenwerkstätten<br />

nehmen für sich in An-<br />

spruch, zur allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung<br />

beizutragen, wobei auf<br />

einen „ganzheitlichen Ansatz“ geachtet<br />

wird, erklärt Susanne Schwark-Stilper.<br />

Denn schließlich soll für jeden Beschäftigten<br />

ein „individuell maßgeschnei<strong>der</strong>ter<br />

Arbeitsplatz“ zur Verfügung<br />

gestellt werden – ob nun innerhalb <strong>der</strong><br />

Werkstatt o<strong>der</strong> an einem ausgelagerten<br />

Arbeitsplatz.<br />

Johannes Salomon<br />

Mein Einzug ins Heim<br />

Im Gespräch mit Ramona Reiser, 27, Wohngruppe Anna, Barmherzige Brü<strong>der</strong> Gremsdorf<br />

Du bist jetzt seit einigen Monaten in<br />

<strong>der</strong> Gremsdorfer Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />

zuhause. Wie gefällt es Dir?<br />

Es ist sehr schön! Viel besser als in <strong>der</strong><br />

Einrichtung vorher. Hier habe ich ein<br />

Einzelzimmer, was mir sehr gut gefällt.<br />

Außerdem macht mir die Arbeit jetzt<br />

mehr Spaß.<br />

Hast Du auch schon Freunde hier<br />

gefunden?<br />

Ja, ich habe sogar schon einen richtigen<br />

Freund hier, den Namen verrate ich aber<br />

jetzt nicht.<br />

Na, dann frage ich auch gar nicht<br />

weiter nach. Was machst Du denn in<br />

Deiner Freizeit gerne?<br />

Ich sehe gerne fern, ich gehe Kaffeetrinken,<br />

außerdem male und stricke ich.<br />

Worauf freust Du Dich in nächster<br />

Zeit?<br />

Auf die neue Schiene für mein Bein, mit<br />

<strong>der</strong> ich besser laufen kann, und darauf,<br />

bald wie<strong>der</strong> meine Mutter in Bamberg<br />

zu besuchen. Das ist jetzt auch nicht<br />

mehr so weit zu fahren.<br />

Dann wünsche ich Dir noch viel<br />

Spaß in <strong>der</strong> Gremsdorfer Einrichtung.<br />

Wir sehen uns ja jetzt bestimmt<br />

öfter!<br />

Ja, ich denke schon. Danke!<br />

Interview: Katrin Heinz-Karg


10<br />

Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

Mein Einzug ins Heim<br />

Das eigene Zimmer war ganz wichtig<br />

Wie werden wohl die Mitbewohner sein?<br />

„Hierher bin ich gezogen, damit ich meine Schwester öfter<br />

sehe“, sagt Andrea von ‚Haus Elisabeth‘. Die 23-Jährige lebt<br />

seit gut zwei Jahren in dieser Wohngruppe von Schloß Malseneck.<br />

Die Schwester lebt im Raum Wasserburg. Andrea<br />

übersiedelte vom Allgäu nach Malseneck.<br />

Auf die Frage, worüber sie sich damals die meisten Gedanken<br />

machte, sagt Andrea: „Wie die Leute sind!“ Etwas erstaunt<br />

stellte sie am Anfang fest: „Hier können mehrere reden!“ Andrea<br />

kam aus einer an<strong>der</strong>en Einrichtung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />

wo sie auf einer Gruppe mit vielen Nichtsprechern<br />

lebte. „Aber eine Freundin (von dort) vermisse ich immer<br />

noch. Die kann ja nicht<br />

hierher ziehen.“ Also hält<br />

Andrea mit viel Briefe-<br />

Schreiben den Kontakt.<br />

„Schee“ ist die spontane Antwort von Claudia Zerr, als ich sie<br />

nach ihrem neuen Leben im Heim frage. Beson<strong>der</strong>s gefällt ihr,<br />

dass so viel unternommen wird. Die Wohngruppe o<strong>der</strong> auch<br />

kleinere Gruppen sind häufig in Straubing und Umgebung<br />

unterwegs. Claudia Zerr kann auch alleine in die Stadt gehen,<br />

das findet sie ebenfalls gut. „Es ist nie langweilig“, sagt sie<br />

und berichtet, dass sie seit ihrem Einzug am 1. Juli 2013 schon<br />

viele Leute kennengelernt hat.<br />

Vor ihrem Einzug in die Straubinger Einrichtung wohnte<br />

Claudia bei den Eltern, bei Geschwistern und hat auch schon<br />

alleine eine Wohnung gehabt. Irgendwie hat es dort nicht so<br />

gut geklappt und so fiel die Entscheidung, in die Einrichtung<br />

zu ziehen. Bereut hat die 19-jährige Frau diese Entscheidung<br />

nicht, auch wenn <strong>der</strong> erste Tag schon aufregend war. Claudia<br />

Zerr kam mit ihrer Betreuerin, die ihr auch noch half, die Sachen<br />

auszupacken und das Zimmer einzurichten. „Ganz wichtig“<br />

sei die Gestaltung des eigenen Zimmers gewesen, sagt<br />

Claudia Zerr. Hier sind die vertrauten Dinge, die sie braucht.<br />

Die an<strong>der</strong>en Bewohner zeigten ihr dann noch die Gruppe und<br />

klärten sie über die Abläufe, Ämterplan, Räumlichkeiten und<br />

das ganze „Drumherum“ auf. Das Gelände <strong>der</strong> Einrichtung<br />

erkundete Claudia Zerr mit Mitarbeitern. <strong>Am</strong> nächsten Tag<br />

ging es dann gleich in die Schule, die sie noch ein Jahr besucht.<br />

Aber auch hier fand sie sich zurecht, mit dem Bus erreichte<br />

sie pünktlich die Schule.<br />

Im September kam noch eine Frau zu Claudia Zerr ins Zimmer.<br />

Jetzt war sie diejenige, die <strong>der</strong> „Neuen“ alles erklären<br />

und zeigen konnte.<br />

Barbara Eisvogel<br />

Mit <strong>der</strong> Feststellung „An<br />

einem an<strong>der</strong>en Ort schlafen<br />

kann ich nicht so<br />

gut“ erinnert sie sich an<br />

die erste Nacht im neuen<br />

Zimmer in Malseneck.<br />

Sie ist froh, dass sie ein<br />

Zimmer für sich alleine<br />

hat. Bevor sie kam, befürchtete<br />

sie, dass sie das<br />

Zimmer vielleicht mit<br />

jemandem teilen müsste.<br />

„Man darf dann nicht so<br />

laut sein auch nicht so laut<br />

Radio hören“. Sie denkt<br />

an eine Mitbewohnerin<br />

in <strong>der</strong> Gruppe, die immer<br />

schon sehr früh ins Bett<br />

geht (und früh aufsteht),<br />

während sie abends länger<br />

wach ist und morgens<br />

schwer rauskommt.<br />

„Und“, sagt sie, „ich mag<br />

in <strong>der</strong> Früh nicht reden“.<br />

Nachdem eine Mitbewohnerin<br />

sich in ihrem Zimmer<br />

zu schaffen machte,<br />

während sie in <strong>der</strong> Werkstatt<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

war, freut sie sich,<br />

dass „mir Herr Siegmund<br />

(<strong>der</strong> Heimleiter) erlaubt<br />

hat, dass ich mein Zimmer<br />

zusperren darf“.<br />

Jakob Ganslmeier


Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

11<br />

Neue Wege in <strong>der</strong> Pflege<br />

Die Krankenpflegeschulen sind ins aktuelle Schuljahr gestartet. Vor allem die neuen Ausbildungsmöglichkeiten Duales<br />

Studium und Generalistische Pflege machen die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Regensburg als Bildungsstandort interessant.<br />

64 Schülerinnen und Schüler haben sich<br />

für eine berufliche Zukunft in <strong>der</strong> Pflege<br />

entschieden und am 12. September ihre<br />

Ausbildung an den Berufsfachschulen<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Regensburg<br />

begonnen. Neben Tradition wird in den<br />

Schulen, die seit über 80 Jahren be<strong>stehen</strong>,<br />

auch Innovation großgeschrieben.<br />

„Um als Bildungsstandort für Bewerber<br />

attraktiv zu bleiben, muss man immer<br />

wie<strong>der</strong> neue Wege gehen. Deswegen<br />

haben wir in den letzten beiden Jahren<br />

gleich zwei neue Ausbildungsmöglichkeiten<br />

eingeführt“, erklärt Schulleiterin<br />

Marion Laupenmühlen-Schemm.<br />

Kombination mit weiteren<br />

Pflegeberufen o<strong>der</strong> mit<br />

einem Studium<br />

Neben <strong>der</strong> klassischen Variante „Gesundheits-<br />

und Krankenpflege“ kann<br />

seit dem Schuljahr 2011/2012 auch<br />

eine Generalistische Pflegeausbildung<br />

durchlaufen werden. Dabei handelt es<br />

sich um eine Kombination <strong>der</strong> Berufsbil<strong>der</strong><br />

Gesundheits- und Krankenpflege,<br />

Kin<strong>der</strong>krankenpflege und Altenpflege.<br />

In diesem Jahr haben 32 Generalisten<br />

angefangen. Nach ihrem Abschluss werden<br />

sie für die Kin<strong>der</strong>stationen genauso<br />

qualifiziert sein wie für die Altersmedizin.<br />

Außerdem wird seit dem Wintersemester<br />

2012/2013 <strong>der</strong> Duale Studiengang<br />

Pflege angeboten. Er beinhaltet sechs<br />

Semester berufsbegleitend zur Ausbildung<br />

zum Gesundheits- und Krankenpfleger.<br />

Daran schließen drei Vollzeit-<br />

Semester an <strong>der</strong> Hochschule Regensburg<br />

an. Nach viereinhalb Jahren haben<br />

die Absolventen also zwei Abschlüsse<br />

in <strong>der</strong> Tasche: Sie sind examinierte<br />

Gesundheits- und Krankenpfleger und<br />

dürfen sich Bachelor of Science nennen.<br />

Von den 32 neuen Auszubildenden des<br />

Regensburger Krankenhauses Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> haben sich in diesem Jahr<br />

neun für den Dualen Studiengang Pflege<br />

entschieden.<br />

Diese neun Studierenden haben am 12. September mit dem Dualen Studiengang Pflege<br />

begonnen, das heißt sie werden nicht nur in <strong>der</strong> Pflege ausgebildet, son<strong>der</strong>n absolvieren<br />

dazu auch noch einen Bachelor-Studiengang.<br />

Verbindung von Theorie<br />

und Praxis<br />

Christa ist eine <strong>der</strong> fünf Studentinnen<br />

und Studenten des ersten Jahrgangs und<br />

hat inzwischen schon zwei Semester Erfahrung.<br />

„Mit 15 habe ich ein Praktikum<br />

in einem Krankenhaus gemacht, seitdem<br />

will ich in <strong>der</strong> Pflege arbeiten“, erzählt<br />

die 19-Jährige. Nach ihrem Fachabitur<br />

sah sie im Dualen Studiengang Pflege<br />

die ideale Möglichkeit, ihren Berufswunsch<br />

mit einem Studium zu vereinbaren.<br />

„Beim Studium geht es vor allem darum,<br />

mehr Tiefe zu bekommen, wissenschaftliches<br />

Arbeiten und etwas<br />

über die Pflegewissenschaft selbst zu<br />

lernen. Auch ethische Kompetenz soll<br />

dazugewonnen werden“, fasst Schulleiterin<br />

Marion Laupenmühlen-Schemm<br />

die Inhalte des Studiengangs zusammen.<br />

Ein entscheiden<strong>der</strong> Vorteil ist natürlich,<br />

dass sich das Studium auf drei Semester<br />

verkürzt, während ein „normales“ Bachelorstudium<br />

sechs bis sieben Semester<br />

umfassen würde.<br />

Die Studenten durchlaufen in den ersten<br />

drei Jahren die gleiche Ausbildung wie<br />

die an<strong>der</strong>en Auszubildenden. Zusätzlich<br />

müssen sie jedes Jahr drei Blockseminare<br />

an <strong>der</strong> Hochschule besuchen und<br />

weitere Prüfungen absolvieren. Das<br />

bedeutet natürlich mehr Aufwand und<br />

mehr Leistung. Marion Laupenmühlen-<br />

Schemm sieht darin aber vor allem die<br />

Möglichkeit, zukünftig den Bedarf an<br />

qualifizierten Pflegekräften für die stetig<br />

komplexer und umfangreicher werdenden<br />

Aufgaben abzudecken.<br />

Studium, Berufsfachschule, Praxisein-


12<br />

Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

In welchem Bereich genau die studierten<br />

Pfleger ihren Platz finden werden, das<br />

wird man erst im Frühjahr 2017 mit Gewissheit<br />

sagen können, wenn die ersten<br />

fünf Studenten, darunter auch Christa,<br />

ihr Studium abschließen. Denn nicht nur<br />

in Regensburg ist <strong>der</strong> Studiengang neu.<br />

Die Akademisierung <strong>der</strong> Pflege kam in<br />

Deutschland generell erst in den letzten<br />

zehn Jahren auf, während in an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n Europas die Pflege schon lansätze<br />

– was macht ihr am meisten Spaß?<br />

Da muss Christa nicht lange überlegen:<br />

„Die Arbeit!“ Ihr gefällt <strong>der</strong> Umgang<br />

mit den Patienten und dass sie von<br />

den Kollegen und Praxisanleitern viel<br />

praktisches Wissen mit auf den Weg<br />

bekommt. Die 19-Jährige ist sich durch<br />

ihre Einsätze auf den Stationen absolut<br />

sicher, den richtigen Beruf gewählt<br />

zu haben. Was sie später innerhalb <strong>der</strong><br />

Pflege genau machen möchte, weiß sie<br />

aber noch nicht. Darüber kann sie bis<br />

zu ihrem Abschluss im Frühjahr 2017<br />

noch nachdenken.<br />

„Einige <strong>der</strong> Studenten sehen das Studium<br />

vor allem als persönliche Bereicherung<br />

und wollen später in <strong>der</strong><br />

Pflege im direkten Patientenkontakt<br />

tätig sein. An<strong>der</strong>e werden vielleicht ein<br />

Masterstudium absolvieren, um weiter<br />

wissenschaftlich zu arbeiten o<strong>der</strong> sich<br />

beispielsweise im Bereich <strong>der</strong> Pädagogik<br />

weiterzubilden“, beschreibt Marion<br />

Laupenmühlen-Schemm die Perspektiven.<br />

Offene Zukunft<br />

ge im Vorlesungsverzeichnis <strong>der</strong> Hochschulen<br />

zu finden ist.<br />

Im September hat Marion Laupenmühlen-Schemm<br />

die ersten Zeugnisse ihrer<br />

Schützlinge verteilt. „Die Noten sind<br />

top“, freut sich die Schulleiterin über<br />

das hohe Leistungsniveau <strong>der</strong> gesamten<br />

Klasse. Für sie ein Zeichen, dass<br />

das Studium gut angelaufen ist und die<br />

enge Vernetzung mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />

funktioniert. Sie ist zuversichtlich,<br />

dass Christa und ihre vier Kommilitonen,<br />

die Vorreiter des Dualen Studiums,<br />

ihren beruflichen Weg meistern werden.<br />

Gleichzeitig freut sich die Schulleiterin<br />

auf den nachfolgenden Jahrgang, <strong>der</strong><br />

gerade noch am Anfang steht.<br />

Franziska Zilch<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Examen an den Berufsfachschulen und Fachschulen<br />

Krankenpflege und Kin<strong>der</strong>krankenpflege<br />

München<br />

An <strong>der</strong> Berufsfachschule für Gesundheits-<br />

und Krankenpflege Dritter <strong>Orden</strong><br />

und Barmherzige Brü<strong>der</strong> haben Mitte<br />

September 53 Absolventinnen und Absolventen<br />

ihre Ausbildung erfolgreich<br />

abgeschlossen. Sechs von ihnen wurden<br />

für ihre hervorragenden Leistungen<br />

mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet.<br />

Das Klinikum Dritter <strong>Orden</strong><br />

übernimmt 17, das Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> 11 Absolventen.<br />

18 Auszubildende, die nun ihren Krankenpflege-Abschluss<br />

in <strong>der</strong> Tasche<br />

haben, sind zugleich Studierende des<br />

Bachelor-Studiengangs „Pflege dual“<br />

(siehe auch Beitrag auf Seite 11/12).–<br />

In <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>krankenpflege gab es 20<br />

erfolgreiche Examen (ein Staatspreis),<br />

das Klinikum Dritter <strong>Orden</strong> übernimmt<br />

10 Absolventen.<br />

Generalistische Pflegeausbildung<br />

Schwandorf<br />

Erstmaliger Abschluss: Die Generalistische<br />

Pflegeausbildung im Krankenhaus<br />

St. Barbara Schwandorf haben<br />

im ersten Durchlauf 14 Frauen und 2<br />

Männer erfolgreich abgeschlossen. Der<br />

Notendurchschnitt lag bei 2,14, drei Absolventen<br />

bleiben im Haus. Es gab drei<br />

Spitzen-Leistungen: Martin Stepniewski<br />

aus Nittenau erzielte die Traumnote<br />

1,0, Kerstin Meierhofer und Heidi Knott<br />

schlossen mit 1,33 ab.<br />

Krankenpflege Regensburg<br />

Anfang September fand die mündliche<br />

Abschlussprüfung an <strong>der</strong> Regensburger<br />

Schulleiterin Roswitha Fietz (links) mit den drei Schwandorfer Spitzenabsolventen Martin<br />

Stepniewski, Kerstin Meierhofer und Heidi Knott


Thema: <strong>Am</strong> <strong>Start</strong> <strong>stehen</strong><br />

13<br />

Stilvoll in Nymphenburg: eine <strong>der</strong> drei<br />

Krankenpflege-Abschlussklassen <strong>der</strong><br />

Münchner Berufsfachschule Dritter <strong>Orden</strong><br />

und Barmherzige Brü<strong>der</strong> mit Kursleiterin<br />

Heike Schafft (in rot)<br />

Berufsfachschule für Krankenpflege <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> statt. 38 Schülerinnen<br />

und 4 Schüler meisterten das<br />

Examen erfolgreich. Die beiden Klassenbesten<br />

waren Anna Dorn und Jasmin<br />

Pfab mit einem Notendurchschnitt<br />

von 1,3. Die Regierung <strong>der</strong> Oberpfalz<br />

zeichnete zudem fünf Auszubildende<br />

mit einem Notendurchschnitt unter 1,5<br />

mit einer Urkunde aus. 20 ehemalige<br />

Schülerinnen und Schüler erhalten vom<br />

Krankenhaus eine Festanstellung. Zwei<br />

Schülerinnen haben außerdem die Fachhochschulreife<br />

erworben.<br />

Krankenpflege Straubing<br />

17 Schülerinnen und 7 Schüler beendeten<br />

ihre dreijährige Ausbildung in <strong>der</strong><br />

Gesundheits- und Krankenpflege an <strong>der</strong><br />

Berufsfachschule des Klinikums St. Elisabeth<br />

in Straubing erfolgreich. 15 <strong>der</strong><br />

frisch examinierten Pflegekräfte werden<br />

vom Haus übernommen.<br />

Heilerziehungspflege<br />

Gremsdorf<br />

arbeiten. 19 Absolventen haben zudem<br />

die fachgebundene Fachhochschulreife<br />

erworben. – Bei <strong>der</strong> einjährigen Ausbildung<br />

(Heilerziehungspflegehilfe) waren<br />

8 Frauen und 6 Männer erfolgreich, 4<br />

bleiben in Gremsdorf tätig. Außerdem<br />

haben 6 Studenten des Unterkurses <strong>der</strong><br />

dreijährigen Ausbildung ebenfalls die<br />

Prüfungen zur Heilerziehungspflegehilfe<br />

erfolgreich absolviert.<br />

Heilerziehungspflege<br />

Reichenbach<br />

In Reichenbach haben 21 Frauen und 6<br />

Männer ihr Examen nach <strong>der</strong> dreijährigen<br />

Ausbildung bestanden. 13 angehende<br />

Heilerziehungspfleger und –pflegerinnen<br />

werden von <strong>der</strong> Einrichtung<br />

übernommen.<br />

Heilerziehungspflege<br />

Straubing<br />

An <strong>der</strong> Straubinger Johannes-Grande-<br />

Fachschule waren 24 Auszubildende in<br />

<strong>der</strong> Heilerziehungspflege erfolgreich,<br />

drei Viertel (18) von ihnen waren weiblich.<br />

Die Einrichtung übernimmt bis zu<br />

8 Absolventen. 8 Schülerinnen und 1<br />

Schüler haben die einjährige Ausbildung<br />

– Heilerziehungspflegehilfe – abgeschlossen.<br />

Algasing und Malseneck<br />

Algasing (keine eigene Schule) meldet<br />

zwei männliche Absolventen in<br />

<strong>der</strong> Heilerziehungspflege, von denen<br />

einer weiter in <strong>der</strong> Einrichtung arbeiten<br />

wird, und eine weibliche Absolventin<br />

in <strong>der</strong> Heilerziehungspflegehilfe. – Und<br />

in Malseneck freut man sich darüber,<br />

dass eine Schülerin den Abschluss in <strong>der</strong><br />

Heilerziehungspflegehilfe geschafft hat,<br />

sie setzt ihre Ausbildung fort, strebt also<br />

nach drei Jahren den Abschluss als<br />

Heilerziehungspflegerin an.<br />

js<br />

An <strong>der</strong> Fachschule für Heilerziehungspflege<br />

und Heilerziehungspflegehilfe<br />

in Gremsdorf haben 14 Frauen und<br />

13 Männer die dreijährige Ausbildung<br />

erfolgreich abgeschlossen. 5 von ihnen<br />

werden weiterhin in Gremsdorf<br />

In Gremsdorf (von links): Provinzrat Frater Eberhard Michl, Schulleiter Andreas Keidel<br />

und Geschäftsführer Günther Allinger mit den Jahrgangsbesten Cressida Baune, Daniel<br />

Keßler, Karl Seeberger, Daniel Rauh, Leonie Matjacic und Jasmin Lunz


14<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Zentrum für Altersmedizin<br />

in Regensburg<br />

Evangelische Wohltätigkeitsstiftung und Barmherzige Brü<strong>der</strong> wollen bis 2017<br />

einen Neubau an <strong>der</strong> Prüfeninger Straße errichten<br />

Die Evangelische Wohltätigkeitsstiftung<br />

in Regensburg (EWR) und die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Regensburg wollen<br />

in einem neu geplanten „Zentrum für<br />

Altersmedizin in Regensburg“ künftig<br />

die Altersmedizin im stationären und<br />

ambulanten Bereich für die Bevölkerung<br />

gemeinsam weiter ausbauen und<br />

optimieren. Vor dem Hintergrund einer<br />

langjährigen guten Zusammenarbeit und<br />

einer jeweils jahrhun<strong>der</strong>tealten Tradition<br />

in <strong>der</strong> Versorgung von kranken und<br />

alten Menschen in einem gemeinsamen<br />

christlichen Wertekodex haben sich beide<br />

Träger zu diesem Schritt entschlossen.<br />

Oberbürgermeister Hans Schaidinger<br />

betont als Vorsitzen<strong>der</strong> des Stiftungsausschusses<br />

<strong>der</strong> Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung:<br />

„Die demographischen<br />

Entwicklungen sind uns allen hinreichend<br />

bekannt. Mit dem gemeinsamen<br />

Ausbau <strong>der</strong> Altersmedizin für unsere<br />

Bürgerinnen und Bürger leiten wir<br />

aktive Schritte ein, um zukünftig den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen einer älter werdenden<br />

Gesellschaft bestmöglich gerecht zu<br />

werden.“<br />

In dem geplanten neuen Krankenhaus<br />

„Zentrum für Altersmedizin in Regensburg“<br />

werden das Evangelische Krankenhaus,<br />

<strong>der</strong> <strong>Am</strong>bulante Dienst <strong>der</strong><br />

Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung<br />

und die Bereiche <strong>der</strong> Altersmedizin<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> einbezogen<br />

werden. Zudem plant die Evangelische<br />

Wohltätigkeitsstiftung in dem teilstationären<br />

Bereich und bei <strong>der</strong> Nachversorgung<br />

als eigenständiger Träger<br />

den Ausbau vorhandener (<strong>Am</strong>bulanter<br />

Dienst) und die Entwicklung weiterer<br />

Betätigungsfel<strong>der</strong> (zum Beispiel Geriatrische<br />

Tagesklinik, Bereiche <strong>der</strong> Rehabilitation<br />

/ Logopädie / Ergotherapie,<br />

Stiftungsprofessur Geriatrische Pflege).<br />

Professor Dr. Cornel Sieber, bundesweit<br />

anerkannter Experte für Altersmedizin<br />

und seit April dieses Jahres Chefarzt <strong>der</strong><br />

Klinik für Allgemeine Innere Medizin<br />

und Geriatrie am Krankenhaus Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong>, begleitet die Umsetzung<br />

des gesamten Projektes medizinisch.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Lage des Krankenhausneubaus<br />

haben sich beide Träger für<br />

den Standort in unmittelbarer Anbindung<br />

an das Krankenhaus Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> entschieden. Die direkte<br />

Nähe zur umfassenden Infrastruktur<br />

des Krankenhauses<br />

Barm herzige Brü<strong>der</strong><br />

gewährleistet<br />

neben einem wirtschaftlichen<br />

Vorteil<br />

vor allem den Zugriff<br />

auf die mo<strong>der</strong>ne<br />

medizinische<br />

Ausstattung und die<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

sämtlicher<br />

Abteilungen<br />

des Krankenhauses.<br />

Prof. Dr. Cornel<br />

Sieber begleitet<br />

die Umsetzung des<br />

Projektes medizinisch.<br />

Als ersten Schritt zum „Zentrum für Altersmedizin<br />

in Regensburg“ beabsichtigt<br />

die Evangelische Wohltätigkeitsstiftung,<br />

das Evangelische Krankenhaus in eine<br />

gemeinnützige Gesellschaft einzubringen,<br />

an <strong>der</strong> sich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

mit 80 Prozent beteiligen werden.<br />

Die Arbeitsverhältnisse <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Evangelischen<br />

Krankenhauses gehen kraft<br />

Gesetzes auf die gemeinnützige Gesellschaft<br />

ohne inhaltliche Än<strong>der</strong>ung über.<br />

Bis zur Fertigstellung eines Krankenhausneubaus<br />

(voraussichtlich 2017)<br />

werden die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> die<br />

Geschäftsführung des Evangelischen<br />

Krankenhauses am bisherigen Standort<br />

am Emmeramsplatz übernehmen.<br />

„Wir freuen uns, gemeinsam mit allen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des<br />

Evangelischen Krankenhauses, auch<br />

weiterhin die Patientenversorgung in<br />

hoher Qualität sicherzustellen“, sagt<br />

Frater Benedikt Hau, Prior im Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg<br />

und Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />

<strong>der</strong> Barmherzige Brü<strong>der</strong> Krankenhaus<br />

gGmbH.<br />

Das Evangelische Krankenhaus in Regensburg<br />

Auszug aus <strong>der</strong> Pressemitteilung <strong>der</strong><br />

Stadt Regensburg vom 30. Juli 2013 –<br />

die komplette Mitteilung ist zu finden<br />

auf www.regensburg.de


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

15<br />

Regensburger Bauchchirurg<br />

unter den TOP-Ärzten<br />

Beim Ranking des FOCUS-Gesundheits-Heftes September/<br />

Oktober 2013 wurde Professor Dr. Pompiliu Piso, Chefarzt<br />

<strong>der</strong> Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Krankenhauses<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg, als einer <strong>der</strong> besten<br />

Bauchchirurgen Deutschlands genannt. Professor Piso konnte<br />

beim FOCUS mit seiner großen operativen Erfahrung in den<br />

Bereichen Darm, Leber, Magen und Bauchspeicheldrüse, seinen<br />

kurzen Wartezeiten von höchstens zwei Wochen, mit seinen<br />

überdurchschnittlich vielen medizinischen Veröffentlichungen<br />

und seinen häufigen Empfehlungen durch Kollegen und Patienten punkten. Das<br />

Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg verfügt über speziell zertifizierte<br />

Zentren für Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Bauchfell-Krebs, die unter<br />

<strong>der</strong> Leitung von Professor Piso <strong>stehen</strong>.<br />

Schüler malen für Patienten<br />

Ausstellung im Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg<br />

Elf Regensburger Schulen beteiligten<br />

sich auch heuer wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> großen<br />

Schüler-Jahresaustellung im Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong>. 170 bunte<br />

Werke steuerten sie bei, um den Patienten<br />

eine Freude zu bereiten und um<br />

die Krankenhausgänge zu verschönern.<br />

<strong>Am</strong> Projekt beteiligten sich das Blindeninstitut<br />

Regensburg, die Clermont-<br />

Ferrand-Mittelschule, die Gerhardingerschule<br />

Steinweg, die Grundschule<br />

Prüfening, die Konrad-Mittelschule, das<br />

Privatgymnasium Pindl, das St. Marien<br />

Gymnasium und die St. Marien Realschule,<br />

die St. Wolfgang-Mittelschule,<br />

die Hans-Herrmann Grundschule und<br />

die Pestalozzi-Mittelschule. Die Krankenhausleitung<br />

führt die Ausstellung<br />

jährlich in Kooperation mit dem Staatlichen<br />

Schulamt durch.<br />

Rund 150 Schüler waren mit Lehrern<br />

und Schulleitern am 25. Juli in die Eingangshalle<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

gekommen, um die Ausstellung gemeinsam<br />

mit Musik, Gesang und Tanz<br />

zu eröffnen. Sie ist bis Juni 2014 in den<br />

Gängen <strong>der</strong> Stationen 5 und 7, im Verbindungsgang<br />

im Gartengeschoss, im<br />

Haus St. Wolfgang sowie im Verbindungsgang<br />

Zentralgebäude / Haus St.<br />

Pius im Obergeschoss zu sehen.<br />

Svenja Uihlein<br />

Prior Frater Benedikt Hau begrüßt die jungen Künstler.<br />

Patienten-TV<br />

in Regensburg<br />

Neben dem regulären kostenlosen Fernsehprogramm<br />

bietet das Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg seinen<br />

Patienten nun auch von 6 bis 24 Uhr<br />

zusätzlich einen krankenhauseigenen<br />

Informationskanal. Gesundheitsreportagen<br />

wie „Leben mit Diabetes“ o<strong>der</strong><br />

„Herz und Kreislauf“, Dokumentationen<br />

über die Krebsforschung o<strong>der</strong> die Klinikclowns<br />

sowie entspannende Natur-,<br />

Tier- und Kulturfilme zeichnen das neue<br />

Patientenfernsehen aus.<br />

Darüber hinaus beinhaltet das Programm<br />

auch täglich wechselnde Filme über die<br />

Kliniken und Zentren <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>. „Als erstes Regensburger Krankenhaus<br />

gehen wir mit einem eigenen<br />

kostenlosen Kanal nur für unsere Patienten<br />

auf Sendung“, erklärt Geschäftsführer<br />

Dr. Andreas Kestler.<br />

Das Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Regensburg hat das Patientenfernsehen<br />

zusammen mit dem Böblinger Unternehmen<br />

KIK-TV auf die Beine gestellt.<br />

Viele Kooperationspartner aus dem Gesundheits-<br />

und Sozialwesen <strong>der</strong> Region<br />

haben sich mit kleinen Imagefilmen am<br />

Projekt beteiligt.<br />

Svenja Uihlein


16<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Spenden-<br />

Aktionstag für<br />

Unfallopfer in<br />

Reichenbach<br />

„Das war ein unglaublicher Beweis<br />

für gelebte Solidarität“, so bringen es<br />

Edith Hornauer und Erwin Götz vom<br />

Nachtdienst <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Reichenbach auf den Punkt. Sie hatten<br />

mit ihren Kolleginnen und Kollegen am<br />

7. September einen Spendenaktionstag<br />

organisiert, um den Opfern des tragischen<br />

Unfalls auf <strong>der</strong> Bundesstraße 85<br />

vom 13. auf den 14. Juli zu helfen – zu<br />

den Opfern gehörte auch ihre Kollegin<br />

Elisabeth D..<br />

Aktuell liegt die Spendensumme bei<br />

5.500 Euro, davon hat man 4.400 allein<br />

am 7. September gesammelt. Die Betroffenen<br />

sind überwältigt und können die<br />

außerordentliche Hilfsbereitschaft kaum<br />

fassen. 40 Akteure arbeiteten Hand in<br />

Hand, darunter auch Geschäftsführer<br />

Roland Böck, <strong>der</strong> den ganzen Tag über<br />

den Kaffeeausschank unterstützte. „Wir<br />

danken allen, auch unseren zahlreichen<br />

Sponsoren, die uns so selbstlos und tatkräftig<br />

unterstützt haben “, strahlen Edith<br />

Hornauer und Erwin Götz.<br />

Michaela Matejka<br />

Erwin Götz und Edith Hornauer freuen<br />

sich über die große Resonanz ihrer Spendenaktion.<br />

Prozession durch Höchstadt<br />

Reliquie des seligen<br />

Eustachius Kugler in Höchstadter<br />

Kirche übertragen<br />

In einer feierlichen Vesper gedachte<br />

die Höchstadter Kirchengemeinde am<br />

26. Juli eines Mannes, <strong>der</strong> vor rund 100<br />

Jahren in <strong>der</strong> Nachbargemeinde Gremsdorf<br />

über Jahre hinweg gewirkt hatte:<br />

Frater Eustachius Kugler. Stadtpfarrer<br />

Kilian Kemmer hieß Vertreter aus Politik<br />

und Wirtschaft sowie Frater Eduard<br />

Bauer vom <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong> St. Georgs-Kirche willkommen.<br />

Neben dem Geschäftsfüher<br />

Günther Allinger nahmen auch zahlreiche<br />

Mitarbeiter und Bewohner <strong>der</strong><br />

Gremsdorfer Einrichtung für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung teil. Sie waren am Namenstag<br />

<strong>der</strong> heiligen Anna gekommen,<br />

um <strong>der</strong> Übertragung einer Reliquie des<br />

seligen <strong>Orden</strong>sbru<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> Pfarrkirche<br />

in die Spitalkirche St. Anna beizuwohnen.<br />

Höchstadts Bürgermeister Gerald<br />

Brehm bezeichnete das Leben des seligen<br />

Eustachius Kugler als eine „Erfolgsgeschichte<br />

für Menschen in Not“.<br />

Landrat Eberhard Irlinger würdigte<br />

Kuglers unbeugsame Haltung gegenüber<br />

<strong>der</strong> menschenverachtenden Politik<br />

<strong>der</strong> Nazis und seine selbstlose Art. Der<br />

Gremsdorfer Pastoralreferent Peter Jankowetz<br />

stellte das Leben Kuglers vor<br />

und stellte dabei dessen Gelassenheit,<br />

Mut, Geduld und Gottvertrauen heraus.<br />

Die Festansprache hielt Domkapitular<br />

Einzug in die Kirche<br />

und Regionaldekan Georg Holzschuh.<br />

Ja-Sagen zu sich selbst, diese Botschaft<br />

vermittle in ganz beson<strong>der</strong>er Weise <strong>der</strong><br />

selige Eustachius Kugler, so Holzschuh.<br />

Trotz seiner Beinverletzung sei er seinen<br />

Weg gegangen, habe sich und sein<br />

Leben angenommen, ohne zu jammern.<br />

Auch kranke und behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

nahm er so an, wie sie nun einmal waren,<br />

sagte <strong>der</strong> Forchheimer Stadtpfarrer.<br />

Viele Menschen und Fahnenabordnungen<br />

Höchstadter Vereine begleiteten<br />

den Reliquienschrein, <strong>der</strong> in einer feierlichen<br />

Prozession durch die Innenstadt<br />

zur St. Anna-Kirche getragen wurde. In<br />

unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus<br />

und zum Gesundheitszentrum fand <strong>der</strong><br />

Schrein auf einer großen Stele im Kirchenraum<br />

einen würdevollen Platz.<br />

Johannes Salomon


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

17<br />

Vierter Jahrestag<br />

<strong>der</strong> Seligsprechung<br />

von Eustachius Kugler<br />

Festakt am 2. Oktober in Algasing<br />

<strong>Am</strong> 4. Oktober 2009 wurde Frater<br />

Eustachius Kugler im Dom zu Regensburg<br />

seliggesprochen. Aus diesem<br />

Anlass und weil <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> in<br />

diesem Jahr das 150-jährige Jubiläum<br />

des Hauses in Algasing begeht,<br />

wird am 2. Oktober in <strong>der</strong> Algasinger<br />

Behin<strong>der</strong>teneinrichtung gefeiert.<br />

Neben dem Provinzial <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz, Frater Emerich Steigerwald,<br />

werden auch Generalprior<br />

Pater Jesùs Etayo und Generalrat<br />

Frater Rudolf Knopp aus Rom an <strong>der</strong><br />

Gedenkfeier teilnehmen. Um 10 Uhr<br />

zelebriert Landes-Caritasdirektor Prälat<br />

Bernhard Piendl den Festgottesdienst<br />

in <strong>der</strong> Klosterkirche. Zur anschließenden<br />

Feier sind Gäste aus <strong>der</strong><br />

gesamten Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

eingeladen. Ein Konzert unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Ernst Bartmann mit ausgesuchten<br />

Arien aus dem Johannes-von-<br />

Gott-Oratorium beschließt die Feier.<br />

<strong>Am</strong> Abend ist dann die gesamte Öffentlichkeit<br />

in die Klosterkirche eingeladen.<br />

Um 19 Uhr beginnt die Aufführung des<br />

Johannes-von-Gott-Oratoriums in gesamter<br />

Länge. Das Konzert gibt nochmals<br />

Gelegenheit, das von Wolfram<br />

Menschik komponierte Werk (Text von<br />

Siegfried Höhne) zu erleben, das bereits<br />

im März aufgeführt wurde. Der Eintritt<br />

ist frei.<br />

Susanne Grundner<br />

Weihbischof Bernhard Haßlberger<br />

(rechts) mit Prior Frater Bernhard Bin<strong>der</strong><br />

Weihbischof<br />

lobt Algasing<br />

Weihbischof Bernhard Haßlberger, im<br />

Erzbistum München und Freising zuständig<br />

für die Region Nord, feierte<br />

am 1. September den Festgottesdienst<br />

beim Algasinger Herbstfest. Angesichts<br />

von 150 Jahren Barmherzige Brü<strong>der</strong> in<br />

Algasing würdigte <strong>der</strong> Weihbischof die<br />

Behin<strong>der</strong>teneinrichtung als Heimat für<br />

Menschen mit Handicaps: Hier erführen<br />

sie Wertschätzung und hätten „festen<br />

Boden unter den Füßen“. Zum Jubiläumsgottessdienst<br />

waren unter an<strong>der</strong>em<br />

auch Generalrat Frater Rudolf Knopp<br />

aus Rom und Provinzial Frater Emerich<br />

Steigerwald aus München angereist.<br />

4. Oktober 2009: Erzbischof (heute:<br />

Kardinal) Angelo <strong>Am</strong>ato (links)<br />

und Bischof (heute: Erzbischof)<br />

Gerhard Ludwig Müller nach <strong>der</strong><br />

Enthüllung des Eustachius-Kugler-<br />

Gemäldes im Regensburger Dom<br />

Ein Benefiz-Fußballspiel war ein weiteres<br />

Highlight des Algasinger Herbstfestes:<br />

Generalrat Frater Rudolf Knopp (Mitte)<br />

beim Anstoß zwischen Robert Glasl vom<br />

„Algasinger Ehrenteam“ (rechts) und<br />

Kabarettist Michael Altinger, <strong>der</strong> für den<br />

guten Zweck beim „FC Sternstunden“<br />

(Bayerischer Rundfunk) antrat.


18<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Kaiser und Köhler,<br />

Kloster und Kin<strong>der</strong><br />

Das Theaterstück „Herzzentrum Algasing“<br />

ließ Geschichte lebendig werden<br />

Die Zuschauer waren begeistert. <strong>Am</strong><br />

21. Juli hatte das Theaterstück „Herzzentrum<br />

Algasing“ im Festsaal <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Algasing Premiere. <strong>Am</strong><br />

24. Juli und am 27. Juli gab es weitere<br />

Gelegenheiten, das historische Spiel aus<br />

<strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> von Wolfgang Lanzinger zu<br />

sehen, das im Rahmen des Festjahres<br />

150 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Algasing<br />

zur Aufführung kam. Das Gemeinschaftsprojekt<br />

<strong>der</strong> Theatergruppe<br />

Eibach mit <strong>der</strong> Algasinger Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />

gab auf unterhaltsame Weise<br />

Einblick in die Algasinger Geschichte.<br />

In fünf Szenen ließ das Stück die bewegte<br />

Geschichte Algasings lebendig<br />

werden. Es erinnerte an die sagenhafte<br />

Gründung Algasings durch Kaiser Karl<br />

den Großen, an die Stiftung <strong>der</strong> karitativen<br />

Einrichtung durch das Ehepaar<br />

Maria und Kaspar Algasinger und an die<br />

Beschlagnahme des Klosters im Dritten<br />

Reich und anschließend durch die <strong>Am</strong>erikaner.<br />

Zwei weitere Szenen beleuchteten<br />

den Alltag im Volksschulinternat<br />

und in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung (seit<br />

1967).<br />

Manfred Huber, Spielleiter <strong>der</strong> Theatergruppe<br />

des Freizeitclubs Eibach,<br />

inszenierte Herzzentrum Algasing mit<br />

seinem Ensemble, das durch Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> Einrichtung und Angehörige umliegen<strong>der</strong><br />

Theatervereine verstärkt wurde.<br />

Außerdem standen mehrere Heimbewohner<br />

sowie Schülerinnen und Schüler<br />

<strong>der</strong> benachbarten Grundschule Eibach-<br />

Grüntegernbach auf <strong>der</strong> Bühne. Für die<br />

musikalische Umrahmung sorgten die<br />

Algasinger Hausband Die Weber‘s und<br />

<strong>der</strong> Algasinger Kirchenchor.<br />

Geschickt wurden die Szenen durch<br />

Talkrunden mit „Günther Jauchzer“


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

19<br />

Foto oben links: Kaiser Karl <strong>der</strong> Große belohnt den Köhler Adalgis dafür, dass er ihn vor dem Angriff eines Bären gerettet hat.<br />

Oben rechts: Die Ankunft von Umsiedlern in Algasing; unten: Gruppenbild mit Schauspielern und Regisseur des Stücks<br />

Foto Seite 18: Szene aus dem Algasinger Schülerheim mit Frater Suitbert<br />

verbunden; da trat dann beispielsweise<br />

Frater Pierluigi Marchesi auf (mit perfektem<br />

Akzent: Thorsten Berner), <strong>der</strong><br />

Generalprior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> in den 1970er und 1980er Jahren<br />

maßgeblich die „Humanisierung“ in<br />

den Einrichtungen des <strong>Orden</strong>s vorangetrieben<br />

hat. Ihm zur Seite saß Frater<br />

Bernhard Bin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Algasinger<br />

Prior (bis hin zur Gestik glaubwürdig:<br />

Martin Wastl). Martin Wastl<br />

hatte vorher schon als Köhler Adalgis<br />

geglänzt, welcher <strong>der</strong> Sage nach Kaiser<br />

Karl den Großen (ebenfalls großartig:<br />

Alexan<strong>der</strong> Sperr) vor dem Angriff eines<br />

Bären errettet und dafür ein Stück Land<br />

erhalten hatte.<br />

Bei <strong>der</strong> letzten – wie auch die beiden<br />

vorher – gut besuchten Aufführung<br />

war Prior Frater Bernhard Bin<strong>der</strong> auch<br />

im Original zugegen. Er äußerte sich<br />

bewun<strong>der</strong>nd über sein Double und bedankte<br />

sich bei allen Beteiligten für<br />

den gelungenen Theaterabend, <strong>der</strong> ihm<br />

zur „Lebensreflexion“ geworden sei.<br />

Schließlich sei er in Algasing schon<br />

als Schüler im Internat gewesen, später<br />

dann sei er als junger <strong>Orden</strong>smann zurückgekehrt,<br />

noch einmal Jahre später<br />

habe er die Einrichtung immer wie<strong>der</strong><br />

als Provinzial besucht und jetzt übe er<br />

das Priorenamt aus. Frater Bernhard<br />

wünschte sich, dass Algasing auch in<br />

Zukunft für viele Menschen „Heimat<br />

und ein Ort des Segens“ bleiben könne,<br />

ein „Herzzentrum“ eben.<br />

js


20<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Ehrenmitglied Alfred Läpple gestorben<br />

<strong>Am</strong> 21. Juli ist Prälat Professor Dr. Alfred<br />

Läpple in Gilching bei München<br />

gestorben. Er wurde 98 Jahre alt. Seit<br />

1995 war <strong>der</strong> Religionspädagoge, <strong>der</strong><br />

von 1921 bis 1927 Schule und Internat<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Algasing<br />

besuchte, Ehrenmitglied <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>. Mit Benedikt XVI. war<br />

Läpple befreundet, seit er den Ratzinger-<br />

Brü<strong>der</strong>n im Priesterseminar in Freising<br />

1946 als Präfekt vorgestellt wurde.<br />

Läpple war sechs Jahre alt, als sein<br />

Vater 1921 starb. Die Mutter stand mit<br />

Alfred und seinem ein Jahr jüngeren<br />

Bru<strong>der</strong> Adolf allein da. Doch ihr protestantischer<br />

Ehemann, <strong>der</strong> den tiefen<br />

katholischen Glauben seiner Frau<br />

schätzte, hatte vorgesorgt: Die beiden<br />

katholisch getauften Kin<strong>der</strong> konnten<br />

eine Volksschulausbildung im Internat<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Algasing<br />

machen. Die Mutter verdiente ihr Geld<br />

mit einer Wäscherei in Partenkirchen,<br />

wo die Söhne in den Ferien mithelfen<br />

mussten.<br />

In dem schmalen autobiographischen<br />

Bändchen „Sinfonie des Lebens“, das<br />

Alfred Läpple im Jahr 2000 veröffentlichte,<br />

schrieb er eine „Hommage für<br />

Algasing“. Dort heißt es unter an<strong>der</strong>em:<br />

„Algasing ist für uns alle eine Heimat<br />

geworden, die in Lebensfreundschaften<br />

Prälat Prof. Dr. Alfred Läpple 2008 bei<br />

einem Gespräch im Provinzialat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in München<br />

lebendig geblieben ist, eine Heimat,<br />

die bestimmt war durch Fleiß, Genügsamkeit<br />

und Hilfsbereitschaft. Wie ein<br />

Kontrapunkt begleiteten uns das Gebet,<br />

die tägliche heilige Messe und die Erinnerung<br />

an die verwitwete Mutter im<br />

fernen Partenkirchen. Das ganze Leben<br />

verlief in jugendlicher Fröhlichkeit …<br />

Ohne die Lern- und Charakterschule in<br />

Algasing hätte ich meinen Studienweg<br />

wie auch meine wissenschaftliche und<br />

schriftstellerische Wirksamkeit kaum so<br />

gut schaffen können.“<br />

Der junge Alfred begeisterte sich für die<br />

Musik von Richard Strauss (1864-1949)<br />

und ging in dessen Haus in Garmisch<br />

ein und aus. Dann aber entschied er<br />

sich doch für die Theologie. Mit dem<br />

Studium war 1938 Schluss. Der Reichsarbeitsdienst<br />

rief zum Einsatz in Hinterpommern.<br />

Ein Jahr später musste er in<br />

den Krieg ziehen – eingesetzt bei <strong>der</strong><br />

Luftwaffe. Zweimal wurde <strong>der</strong> Bordschütze<br />

über Russland abgeschossen.<br />

Sein sorgfältig gefalteter Fallschirm<br />

rettete Läpple jedes Mal das Leben.<br />

Nach <strong>der</strong> Priesterweihe am 29. Juni<br />

1947 unterrichtete er am Seminar Sakramentenlehre.<br />

Frisch promoviert,<br />

wurde Läpple Religionslehrer am Max-<br />

Planck-Gymnasium in München. Sein<br />

Nachfolger als Dozent auf dem Domberg<br />

wurde – Joseph Ratzinger. 1972<br />

erhielt Läpple einen Ruf als Professor<br />

für Katechetik und Religionspädagogik<br />

an die Salzburger Universität, wo er bis<br />

1981 lehrte. Schulbücher stammten aus<br />

seiner Fe<strong>der</strong>, aber auch Ratgeber für einen<br />

„Guten Lebensabend“. So sind mehr<br />

als 150 Bücher entstanden.<br />

Ein letztes Zusammentreffen zwischen<br />

Alfred Läpple und Benedikt XVI. gab<br />

es in <strong>der</strong> Sakristei des Münchner Liebfrauendoms,<br />

als <strong>der</strong> Papst im September<br />

2006 seine bayerische Heimat besuchte.<br />

Barbara Just / js<br />

Europäischen Bürgerinitiative<br />

Der Mensch ist ab dem Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Verschmelzung von Ei- und<br />

Samenzelle ein Mensch. Das hat <strong>der</strong><br />

Europäische Gerichtshof (EuGH) am<br />

18. Oktober 2011 festgestellt. Die europäische<br />

Bürgerinitiative Einer-von-uns<br />

will erreichen, dass die EU sich an ihr<br />

eigenes Recht hält und die Finanzierung<br />

sämtlicher Aktivitäten beendet, welche<br />

zur Tötung menschlicher Embryonen<br />

führen. Dafür benötigt sie bis zum 1. November<br />

2013 in Deutschland 75 000 und<br />

EU-weit eine Million Unterschriften.<br />

Informieren und eintragen kann man<br />

sich auf <strong>der</strong> Seite www.1-von-uns.de<br />

im Internet. Die Initiative wird unter<br />

an<strong>der</strong>em auch von Papst Franziskus<br />

unterstützt.


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz / Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

21<br />

Trauer um Frater Michael Mockenhaupt<br />

Geboren am 9. Oktober 1944 in Betzdorf,<br />

<strong>Orden</strong>seintritt am 2. Januar 1968<br />

in Frankfurt am Main, Erste Profess<br />

am 1. Mai 1969, Feierliche Profess am<br />

1. Mai 1975 und verstorben am<br />

20. August 2013 in Püttlingen/Saar. Dies<br />

sind die wichtigsten Lebensdaten des<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s Frater Michael<br />

Mockenhaupt (Taufname: Josef).<br />

Mehr über sein Leben als <strong>Orden</strong>smann<br />

sagt <strong>der</strong> folgende kurze Text aus, den<br />

er selbst für seine Todesanzeige vorgesehen<br />

hat: „Freude und Arbeit für Indien<br />

war mein Leben. Ich hatte gehofft<br />

wie<strong>der</strong> gesund zu werden. Meine Kraft<br />

ging aber zu Ende. Beweint mich nicht,<br />

denn ich danke Gott, dass ich so viel für<br />

unsere Mitmenschen in Indien und hier<br />

tun konnte.“<br />

Ein Rückblick auf das Leben von Frater<br />

Michael kann dies nur bestätigen. 1971<br />

wurde er Sekretär für die Berufungspastoral<br />

<strong>der</strong> damaligen Rheinischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz und 1974 erhielt er die<br />

Beauftragung zum Missionssekretär.<br />

Beiden Ämtern widmete er sich mit<br />

Hingebung und hat Predigten, Vorträge,<br />

Informationsveranstaltungen über die<br />

Indienmission immer mit <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>swerbung<br />

verbunden und umgekehrt.<br />

1979 gründete er den „Verein Indienhilfe<br />

e.V.“ mit sehr aktiven Regionalgruppen<br />

von Tübingen und Stuttgart, über<br />

Borken / Gemen bis Berlin. Mit <strong>der</strong> Informationsschrift<br />

„Du sollst handeln“<br />

informierte er Mitglie<strong>der</strong>, Wohltäter,<br />

Freunde, Mitbrü<strong>der</strong> und Interessierte<br />

über die Entwicklungen in Indien, über<br />

die Rheinische Provinz und über die<br />

Berufungspastoral. Für Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Vereins, Wohltäter und Freunde organisierte<br />

und begleitete er immer wie<strong>der</strong><br />

Besuchsreisen in die indischen Nie<strong>der</strong>lassungen,<br />

da er erkannt hatte, dass diese<br />

Besuche bei den Teilnehmern immer zu<br />

einem verstärkten Einsatz für die Notleidenden<br />

in Indien führten.<br />

Diesem seinem direkten Einsatz als auch<br />

seinen guten Verbindungen zu den Hilfswerken<br />

Missio, Misereor, Kin<strong>der</strong>missionswerk,<br />

dem Deutschen Katholischen<br />

Missionsrat, <strong>der</strong> Christoffel Blinden-<br />

Mission, <strong>der</strong> Neuen Bildpost usw. verdankt<br />

die Indische Provinz als auch die<br />

<strong>Orden</strong>sgemeinschaft <strong>der</strong> „Johannes von<br />

Gott Schwestern“ zu einem gewissen<br />

Teil ihre Entstehung und zum Teil auch<br />

den Unterhalt vieler Werke und Dienste<br />

in Indien.<br />

Über seine ausgezeichneten Beziehungen<br />

zu Kardinälen, Bischöfen und<br />

Höheren <strong>Orden</strong>soberen konnte er diese<br />

für die Teilnahme an feierlichen Gottesdiensten<br />

und sonstigen Feiern gewinnen<br />

und auch immer wie<strong>der</strong> Urlaubsvertretungen<br />

vermitteln.<br />

Dieses fruchtbare Wirken, das Frater<br />

Michael bis zuletzt nicht aufgeben<br />

wollte, wurde durch die schwere Erkrankung<br />

immer mehr gelähmt und nun, da<br />

<strong>der</strong> Herr seinen Diener zurückgerufen<br />

hat, beendet.<br />

Für seine Todesanzeige hatte er weiter<br />

auch folgende Worte vorgesehen: „Nun<br />

habe ich das Ewige Leben begonnen.<br />

Frater Michael Mockenhaupt (rechts) im<br />

Gespräch mit einem indischen Mitbru<strong>der</strong><br />

Ich habe ein erfülltes Dasein leben dürfen.<br />

Dazu verhalf mir die Liebe meiner<br />

Mitbrü<strong>der</strong>, meiner Geschwister und<br />

Verwandten, meiner vielen Freunde<br />

und die Freude über meine Arbeit für<br />

notleidende Mitmenschen in Indien.<br />

Ich gehe euch voraus in den Frieden<br />

des Herrn und erwarte euch dort zum<br />

ewigen Wie<strong>der</strong>sehen (Augustinus). Alle,<br />

denen ich ein schlechtes Beispiel gegeben<br />

habe und die sich an mir geärgert<br />

haben, bitte ich um Verzeihung, wie<br />

auch ich allen verzeihe, die mir nichts<br />

Gutes getan haben.“<br />

Herr, gib ihm die Ewige Ruhe und das<br />

Ewige Licht leuchte ihm. Herr, lass ihn<br />

ruhen in Frieden. <strong>Am</strong>en<br />

Frater Alfons M. Höring<br />

Hospitalschwestern beteiligen sich<br />

am Europabüro <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

<strong>Am</strong> 7. August wurde in <strong>der</strong> Generalkurie <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ein Kooperationsvertrag unterzeichnet, mit dem<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> und die Kongregation <strong>der</strong> Hospitalschwestern des Heiligen Herzen Jesu (Menni-<br />

Schwestern) künftig eine Zusammenarbeit auf Europaebene mittels des Europabüros „Hospitality Europe“ beschlossen<br />

haben. Der Zusammenarbeit liegt das Ziel zugrunde, die Werte <strong>der</strong> Hospitalität bei den Institutionen <strong>der</strong> EU zur Geltung<br />

zu bringen. Die Kongregation <strong>der</strong> Hospitalschwestern wurde 1881 in Spanien vom heiligen Benedikt Menni aus dem<br />

<strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> gegründet.


22<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Miteinan<strong>der</strong><br />

können wir es<br />

schaffen<br />

Vom 21. bis 30. Oktober finden Missionstage<br />

zugunsten des Aufbaus eines<br />

Gesundheitszentrums in <strong>Am</strong>rahia/Ghana statt<br />

Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> sind seit 1956<br />

in Ghana tätig. Die erste Nie<strong>der</strong>lassung<br />

gründeten sie in Asafo, einem ländlichen<br />

Gebiet im Westen des Landes, das vom<br />

Stamm <strong>der</strong> SEWFI bewohnt wird. Dort<br />

übernahm <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> eine kleine Klinik,<br />

die von einem nie<strong>der</strong>ländischen Missionar<br />

errichtet worden war, und machte<br />

daraus ein Schwerpunktkrankenhaus für<br />

die gesamte Region. Das Krankenhaus<br />

zählt heute mehr als 100 Betten. 1959<br />

wurden sie vom Bischof von Accra<br />

nach Koforidua gerufen, um dort ein<br />

orthopädisches Fachkrankenhauses zu<br />

errichten. Das Hospital St. Joseph in<br />

Koforidua, ist etwa 80 Kilometer von<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt Accra entfernt.<br />

Mehrere Jahrzehnte lang konzentrierte<br />

sich die Tätigkeit des <strong>Orden</strong>s in Ghana<br />

ganz auf diese zwei Standorte. In dieser<br />

Zeit wurde die Versorgung <strong>der</strong> Landbevölkerung,<br />

die es in die Städte zog, zu<br />

einem immer größeren Problem. 1999<br />

bot Erzbischof Dominic Andoh den<br />

Brü<strong>der</strong>n ein 3,2 Hektar großes Grundstück<br />

in <strong>Am</strong>rahia an, ganz nah an <strong>der</strong><br />

ghanaischen Hauptstadt Accra. Außer<br />

einem Gebäude für die Provinzkurie<br />

sollte hier ein Gesundheitsdienst für die<br />

Bevölkerung im Geist <strong>der</strong> Hospitalität<br />

errichtet werden.<br />

Die Einrichtungen und Dienste des <strong>Orden</strong>s<br />

in Ghana sind heute:<br />

• Asafo: St. John of God Hospital mit<br />

mehreren kleinen Außendiensten<br />

• Koforidua: St. Joseph Catholic<br />

Hospital<br />

• Accra/<strong>Am</strong>rahia: Sitz des Provinzialates<br />

• Accra/<strong>Am</strong>rahia: Basisgesundheitszentrum<br />

(im Aufbau)<br />

Das Ziel des Projekts ist es, den Einwohnern<br />

von <strong>Am</strong>rahia und Umgebung<br />

eine Reihe von gesundheitlichen Diensten<br />

anzubieten, die allen zugänglich,<br />

effizient und gemeindenah sein sollen.<br />

Zu diesem Zweck soll ein Basisge-<br />

Frater Simon Bakaar Zaato (links) kümmert<br />

sich schon jetzt in <strong>Am</strong>rahia um Patienten<br />

wie den kleinen Jungen (mit seiner<br />

Mutter). Pfarrerin Irmgard Wolf-Erdt,<br />

Krankenhausseelsorgerin in München,<br />

war zu Besuch in <strong>Am</strong>rahia. Auszüge aus<br />

ihrem Reisebericht lesen Sie auf Seite 24.


Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

23<br />

sundheitszentrum errichtet werden,<br />

das in das Netz des öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

integriert ist. Außer<br />

<strong>der</strong> konkreten Gesundheitsversorgung<br />

sollen die Gesundheitserziehung und<br />

die Präventivmedizin im Einzugsgebiet<br />

maßgebliche Tätigkeitsschwerpunkte<br />

sein. Das Projekt entspricht den Millenniums-Entwicklungszielen<br />

<strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen.<br />

Die Bewohner von <strong>Am</strong>rahia und Umgebung<br />

verfügen heute, wenn überhaupt,<br />

über eine äußerst mangelhafte und unqualifizierte<br />

Gesundheitsversorgung.<br />

Dazu kommt, dass die nächsten Gesundheitseinrichtungen<br />

und Krankenhäuser<br />

zwischen 30 und 70 Kilometer entfernt<br />

sind, was insbeson<strong>der</strong>e bei Notfällen ein<br />

großes Risiko darstellt.<br />

Heute sind Malaria, Diarrhoe und Atemweginfektionen<br />

die meist verbreiteten<br />

Krankheiten in Ghana. Ein Hauptziel<br />

ist ein verbesserter Zugang zu Gesundheitsdiensten<br />

und Gesundheitsleistungen.<br />

Dazu sind folgende Maßnahmen<br />

notwendig: geringere Behandlungsgebühren,<br />

mehr Gesundheitspersonal,<br />

Ausbau <strong>der</strong> gemeindenahen Arbeit und<br />

eine bessere Ausbildung <strong>der</strong> Fachkräfte.<br />

Die Errichtung des Basisgesundheitszentrums<br />

kann dazu einen wichtigen<br />

Beitrag leisten. Das jährliche Patientenaufkommen<br />

wird bei rund 2 500<br />

Personen liegen. Die Gesamtzielgruppe<br />

umfasst ca. 160 000 Personen.<br />

Generalrat Frater<br />

Pascal Ahodegnon kommt<br />

zur Missionswoche<br />

Bei <strong>der</strong> Missionswoche Ende Oktober wird Generalrat<br />

Frater Pascal Ahodegnon (42, Foto) über das<br />

geplante Projekt in Ghana berichten. Frater Pascal<br />

stammt aus dem Benin und hat 1997 seine Erste,<br />

2003 seine Feierliche Profess abgelegt. Er hat in<br />

Mailand Medizin studiert und erst vor kurzem erfolgreich<br />

seine Facharzt-Weiterbildung in Orthopädie<br />

und Traumatologie abgeschlossen. Von 2007<br />

bis 2010 leitete er das Krankenhaus des <strong>Orden</strong>s in<br />

Afagnan/Togo. Beim Generalkapitel 2012 in Fatima wurde Frater Pascal<br />

zum 4. Generalrat gewählt – mit <strong>der</strong> geografischen Zuständigkeit für Afrika,<br />

Nordamerika und den asiatisch-pazifischen Raum.<br />

Die Missionstage finden statt am<br />

Montag, 21. Oktober<br />

Dienstag, 22. Oktober<br />

Donnerstag, 24. Oktober<br />

Freitag, 25. Oktober<br />

Montag, 28. Oktober<br />

Dienstag, 29. Oktober<br />

Mittwoch, 30. Oktober<br />

in Königstein<br />

in Püttlingen<br />

in Kostenz und Schwarzach<br />

in Algasing, Dorfen und Malseneck<br />

in Neuburg/Donau<br />

in Reichenbach<br />

in München<br />

Die Bauarbeiten, Materialbeschaffung<br />

und Einrichtung des Zentrums werden<br />

mit einheimischen Firmen durchgeführt.<br />

Ebenso sollen einheimische Arbeitskräfte<br />

beim Bau und dann bei <strong>der</strong> Patientenversorgung<br />

angestellt werden. Die<br />

Kosten werden auf annähernd 340 000<br />

Euro geschätzt.<br />

Frater Pascal Ahodegnon/js<br />

Überweisungsauftrag an<br />

(Name und Sitz des beauftragten Kreditinstituts)<br />

(Bankleitzahl)<br />

Empfänger: Name, Vorname/Firma (max. 27 Stellen)<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> - Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Konto-Nr. des Empfängers<br />

bei (Kreditinstitut)<br />

Betrag: Euro, Cent<br />

Name und Anschrift des Auftraggebers - (nur für Empfänger)<br />

Bankleitzahl<br />

2 299 550 750 903 00<br />

LIGA Bank eG, Filiale München<br />

Spende für Ghana<br />

Bitte deutlich schreiben!<br />

Beleg wird maschinell gelesen.<br />

EUR<br />

S P E N D E<br />

Beleg/Quittung für den Auftraggeber<br />

Empfänger<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> - Bayerische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Konto-Nr. bei (Kreditinstitut)<br />

2 299 550 LIGA Bank eG<br />

Filiale München<br />

Verwendungszweck<br />

Spende<br />

Auftraggeber/Einzahler<br />

Konto-Nr. des Auftraggebers<br />

EUR<br />

Kontoinhaber: Name, Vorname/Firma, Ort (max. 27 Stellen, keine Straßen- o<strong>der</strong> Postfachangaben)<br />

Konto-Nr. des Kontoinhabers<br />

19<br />

Datum<br />

Unterschrift<br />

Datum


24<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Menschen voller Fröhlichkeit und Glauben<br />

Irmgard Wolf-Erdt, evangelische Pfarrerin und Seelsorgerin im Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> München, hatte<br />

im August bei einem dreiwöchigen Aufenthalt Gelegenheit, nicht nur Ghana kennenzulernen, son<strong>der</strong>n sich auch bei<br />

den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n in <strong>Am</strong>rahia umzusehen. Wir dokumentieren hier einige Passagen aus ihrem Reisebericht.<br />

Nach meinem dreiwöchigen Aufenthalt<br />

in Ghana staune ich über das reiche kulturelle<br />

Erbe, die abwechslungsreichen<br />

Landschaften und den „Ghanaian Way<br />

of life“. Nirgendwo sonst, so kommt es<br />

mir vor, habe ich bislang so ausgelassene<br />

freundliche Menschen getroffen,<br />

die einem schnell das Herz aufschließen<br />

mit ihrer Spontaneität, ihrem Humor<br />

und <strong>der</strong> ansteckenden Fröhlichkeit – und<br />

das alles trotz <strong>der</strong> Armut auf dem Land,<br />

dem Verkehrschaos in den Städten, <strong>der</strong><br />

überall ins Auge stechenden Umweltverschmutzung,<br />

<strong>der</strong> chronischen Unterversorgung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung mit dem,<br />

was uns selbstverständlich geworden<br />

ist: sauberes Wasser aus <strong>der</strong> Leitung,<br />

geteerte Straßen, Ausbildung, Gesundheitsfürsorge<br />

und Sozialversicherung.<br />

Zu <strong>Am</strong>rahia:<br />

Der schon be<strong>stehen</strong>de Gebäudekomplex<br />

ist um zwei kleine begrünte Innenhöfe<br />

gruppiert und beherbergt <strong>der</strong>zeit die<br />

Räume für die Brü<strong>der</strong>gemeinschaft,<br />

Gästezimmer, Räume für Organisation<br />

und Verwaltung, den Konferenzraum<br />

und die Kirche. In vier weiteren Räumen<br />

bieten die Brü<strong>der</strong> seit Sommer 2011 den<br />

Bewohnern von <strong>Am</strong>rahia eine gesundheitliche<br />

Grundversorgung an. In diesem<br />

Jahr wurden bereits 642 ambulante<br />

Patienten neu behandelt. Frater Simon<br />

Bakaar Zaato, den ehemaligen Provinzial,<br />

trafen wir im einzigen Behandlungsraum<br />

im Patientenkontakt. Auf Plastikstühlen<br />

davor warteten kleine und große<br />

Patienten. Der Jahresbericht 2012 listet<br />

unter an<strong>der</strong>em folgende Leistungen<br />

auf: Schwangerschaftsberatung, Geburtsvorbereitung,<br />

Hebammendienste,<br />

HIV-Tests und -Behandlung, Vorsorgeuntersuchungen<br />

(monatlich) für Neugeborene<br />

und Kin<strong>der</strong>, Gesundheitserziehung<br />

in den umliegenden Grundschulen,<br />

Impfungen, vor allem gegen Gelbfieber,<br />

Malaria, Tetanus und Masern, Hepatitis<br />

und Typhus. <strong>Am</strong> häufigsten wurden behandelt:<br />

Atemwegsinfektionen, Malaria,<br />

Durchfall und Hautverletzungen.<br />

Als wir uns von Frater Simon verab schiedeten<br />

und seine tägliche Arbeitsleistung<br />

trotz seines hohen Alters bewun<strong>der</strong>ten,<br />

entgegnete er lachend: „Jetzt muss man<br />

Gutes tun, im Himmel hat man noch genügend<br />

Zeit zum Ausruhen.“<br />

Nirgends sonst auf <strong>der</strong> Welt sind mir so<br />

viele gläubige Menschen begegnet, denen<br />

ihr Glaube nicht nur Freude macht,<br />

son<strong>der</strong>n die ihn auch öffentlich bekennen:<br />

in Schriftzügen auf Taxis, Autos,<br />

Bussen o<strong>der</strong> über ihren Läden an <strong>der</strong><br />

Straße. Was man da liest, zaubert einem<br />

unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht:<br />

„God is good“, „God first“, „Psalm 23“,<br />

„I am blessed“ und „The goodhand of<br />

the Lord upon me“.<br />

Provinzial Frater Bartholomäus Kamara<br />

vor einer Zeichnung, die auf ein Angebot<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> hinweist. Für<br />

Menschen, die nicht lesen können, sind<br />

solche Zeichnungen sehr wichtig.<br />

Bestätigung<br />

über Zuwendungen an<br />

juristische Personen<br />

des öffentlichen Rechts<br />

Die Barmherzige Brü<strong>der</strong> Bayerische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

bestätigt, dass <strong>der</strong> zugewendete<br />

Betrag für steuerbegünstigte satzungsmäßige<br />

soziale und kirchliche<br />

Zwecke verwendet wird.<br />

Zuwendungsbestätigung<br />

Bei Spenden bis 200 Euro dient <strong>der</strong> Überweisungsbeleg zur Vorlage<br />

beim Finanzamt. Bei Spenden über 200 Euro, auf Wunsch auch bei<br />

niedrigeren Beträgen, senden wir Ihnen gerne eine Zuwendungsbestätigung<br />

zu.<br />

Bitte vergessen Sie nicht, dafür auf dem Über wei sungs träger Ihre<br />

vollständige Adresse anzugeben. Danke.


Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

25<br />

Das Gemälde von Luis Ruis Rodríguez<br />

stellt die 24 im Spanischen Bürgerkrieg<br />

ermordeten Brü<strong>der</strong> im Augenblick ihres<br />

Übergangs vom Leben zum Tod dar. Sie<br />

werden im Himmel mit offenen Armen vom<br />

heiligen Johannes von Gott empfangen.<br />

Ansporn und<br />

Weckruf für uns<br />

Seligsprechung <strong>der</strong> Märtyrer des Glaubens und <strong>der</strong> Hospitalität<br />

Eine Gruppe von 18 Pilgern aus <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz wird am<br />

13. Oktober im spanischen Tarragona teilnehmen an <strong>der</strong> Seligsprechung von<br />

Frater Mauricio Iniguez de Heredia und 23 weiteren Märtyrern aus dem <strong>Orden</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. 522 spanische Märtyrer des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

werden in einer Eucharistiefeier unter Leitung von Kardinal Angelo <strong>Am</strong>ato<br />

seliggesprochen. Der Präfekt <strong>der</strong> Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse<br />

handelt hier als Stellvertreter von Papst Franziskus.<br />

Im Spanischen Bürgerkrieg fanden 95<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> einen gewaltsamen<br />

Tod. Eine erste Gruppe, be<strong>stehen</strong>d aus<br />

71 Brü<strong>der</strong>n, wurde bereits von Papst<br />

Johannes Paul II. am 25. Oktober 1992<br />

seliggesprochen.<br />

Wer waren nun diese restlichen 24<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, die ihr Leben aus<br />

Treue zu Christus und zum Evangelium<br />

hingaben? Es waren mutige Männer voll<br />

Gottvertrauen, die ihren Dienst in den<br />

Hospitälern, Sanatorien und psychiatrischen<br />

Einrichtungen des <strong>Orden</strong>s als<br />

Koch, Ökonom, Pfleger o<strong>der</strong> Prior an<br />

<strong>der</strong> Seite von kranken und hilfsbedürftigen<br />

Menschen versahen. Sie wurden<br />

verhaftet bei <strong>der</strong> Essensausteilung und<br />

erschossen an <strong>der</strong> Friedhofsmauer. Sie<br />

waren zwischen 24 und 71 Jahre alt.<br />

Benannt ist die Gruppe nach Mauricio<br />

Iniguez de Heredia Alzola. Der im Baskenland<br />

geborene Frater Mauricio war<br />

auch familiär auf das Engste mit <strong>der</strong><br />

<strong>Orden</strong>sfamilie verbunden: Bereits sein<br />

Vater Remigio war als junger Witwer<br />

in den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

eingetreten, Mauricio und sein jüngerer<br />

Bru<strong>der</strong> Gaudenico folgten diesem Beispiel.<br />

Frater Mauricio, <strong>der</strong> zusammen<br />

mit Frater Luis Beltrán Sola Jimenez<br />

einst im kleinen Hospital San Juan de<br />

Dios von Manresa Kin<strong>der</strong> pflegte, die<br />

unter Rachitis und Osteomyelitis litten,<br />

wurde gemeinsam mit ihm vertrieben<br />

und in Barcelona ermordet. Mauricios<br />

Bru<strong>der</strong> Gaudenico war zur Zeit des Bürgerkrieges<br />

Ökonom in Ciempozuelos<br />

an <strong>der</strong> psychiatrischen Klinik San Juan<br />

de Dios, die damals 1100 Patienten<br />

betreute. Beauftragt vom Prior, eine<br />

Rechnung in Madrid zu begleichen,<br />

wurde Frater Gaudenico von Revolutionären<br />

aufgegriffen und in Valdemoro<br />

erschossen.<br />

Im Hospital San Rafael in Madrid,<br />

das sich <strong>der</strong> Pflege armer, kranker und<br />

behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> widmete, versah Frater<br />

Trinidad Andres Lanas bei Ausbruch<br />

des Krieges seinen Dienst und war für<br />

die Hauswirtschaft und das Ökonomat<br />

verantwortlich. Im Alter von 59 Jahren<br />

wurde er erschossen auf einem Bauplatz<br />

aufgefunden. Das Sanatorium von<br />

Calafell war die Wirkungsstätte von<br />

Frater Matias Morín Ramos. Er war einer<br />

von vier Brü<strong>der</strong>n, die zunächst am<br />

Leben gelassen wurden, um die Pflege<br />

<strong>der</strong> kranken Kin<strong>der</strong> aufrechtzuerhalten.<br />

Während <strong>der</strong> gesamte Konvent am<br />

30. Juli 1936 umgebracht wurde, konnte<br />

Frater Matías erst als Stationsleiter, später<br />

als Sanitäter in Madrid seinen Dienst<br />

leisten. Bevor er im August 1937 mit<br />

nur 24 Jahren erschossen wurde, sagte<br />

er die Worte: „Viva Cristo Rey“ (Es lebe<br />

Christkönig).<br />

Das Hospital San Juan de Dios in Valencia<br />

war einst auf Erlaubnis von Benedikt<br />

Menni gegründet worden um das<br />

Elend <strong>der</strong> Straßenkin<strong>der</strong> zu lin<strong>der</strong>n. Hier<br />

wurden von den Milizionären elf Brü<strong>der</strong><br />

getötet. Die psychiatrische Klinik<br />

San Juan de Dios in Malaga gehörte<br />

mit 120 Patienten-Plätzen zu den bedeutendsten<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>.<br />

Nach zwei Hausdurchsuchngen im Juli<br />

1936 wurden die Brü<strong>der</strong> am 17. August<br />

nach <strong>der</strong> Austeilung des Abendessens an<br />

die Kranken verhaftet und am Abend an<br />

<strong>der</strong> Friedhofsmauer von San Rafael erschossen.<br />

Es starben acht Brü<strong>der</strong>. Viele<br />

<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> wollten selbst angesichts des<br />

eigenen Todes die ihnen anvertrauten<br />

Kranken nicht im Stich lassen: „Ich bleibe<br />

bei den Kranken, geschehe da, was<br />

wolle.“ (Frater Estanislao Pena Ojea)<br />

Voller Gottvertrauen traten sie ihren<br />

Mör<strong>der</strong>n gegenüber: „Ich weiß, ihr wollt<br />

mich töten, aber ich werde trotzdem für<br />

euch beten.“ (Frater Gumersindo Sanz<br />

Sanz)<br />

Was die Seligen heute bewirken können,<br />

sagt Generalprior Pater Jesús Etayo:<br />

„Für uns heute sollen die neuen Seligen<br />

ein Ansporn sein, unseren Glauben, unsere<br />

Berufung und unseren Dienst <strong>der</strong><br />

Hospitalität in <strong>der</strong> Nachfolge des heiligen<br />

Johannes von Gott zu erneuern. (...)<br />

Sie sollen für die Kirche und unseren<br />

<strong>Orden</strong> im Beson<strong>der</strong>en ein Weckruf sein,<br />

Apathie und Bequemlichkeit abzustreifen.“<br />

kio


26<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

Unfallchirurgen des<br />

Regensburger Krankenhauses<br />

Ende Juli beim<br />

Arber-Radmarathon<br />

Quick Hips: Unfallchirurgen<br />

auf Rennrä<strong>der</strong>n<br />

Das Operieren von Hüftgelenken gehört<br />

zu unserer täglichen Arbeit in <strong>der</strong><br />

unfallchirurgisch-orthopädischen Klinik<br />

des Krankenhauses Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> Regensburg. Egal ob es um<br />

die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Hüfte, den<br />

Austausch des gesamten Hüftgelenkes<br />

o<strong>der</strong> das Zusammensetzen einer gebrochenen<br />

Hüfte geht. Unser oberstes Ziel<br />

für unsere Patienten ist es, die optimale<br />

Beweglichkeit des Hüftgelenkes wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

„Schnelle Hüften“<br />

Neben einer perfekten Operation sind<br />

auch das Training und die Bewegung des<br />

Gelenks durch die Patienten selbst von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für ein gutes<br />

Behandlungsergebnis. Deshalb möchten<br />

wir unseren Patienten mit gutem Beispiel<br />

vorangehen und haben das Rennradteam<br />

Quick Hips (engl.: Schnelle<br />

Hüften) gegründet. Alle Rennradfahrer<br />

sind Kolleginnen und Kollegen <strong>der</strong><br />

Generell gilt Fahrradfahren als sehr gesund (Herz- und Kreislauftraining)<br />

und gelenkschonend. Dabei kommt es aber darauf an, eine gute Ergonomie<br />

für den gesamten Körper herzustellen. Nicht alle Arten des Radfahrens erreichen<br />

dies in gleicher Weise. Untersuchungen unter an<strong>der</strong>em des ADFC<br />

haben ergeben, dass die Haltung auf dem sogenannten Reiserad bei richtiger<br />

Rahmengröße und richtigem Sattel die Haltung ist, die <strong>der</strong> menschlichen<br />

Anatomie am stärksten entgegenkommt. Wichtig ist, beim Fahrradfahren<br />

eine möglichst gleichmäßige Belastung <strong>der</strong> Kontaktpunkte des Fahrers mit<br />

dem Fahrrad gemäß <strong>der</strong> natürlichen Anatomie des Menschen zu erreichen.<br />

Wikipedia<br />

Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie<br />

und Sportmedizin des Krankenhauses<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong>. Uns vereint nicht<br />

nur die Freude an <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> Gelenkbeweglichkeit, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Faszination am Radsport. So lag es<br />

auf <strong>der</strong> Hand, dieses Team zu gründen.<br />

Alles begann im Jahr 2008. Bei einer<br />

unserer wöchentlichen Trainingsrunden<br />

wurde <strong>der</strong> Name Quick Hips geboren.<br />

Unsere Trikots in den Farben Blau und<br />

Weiß und dem Logo des <strong>Orden</strong>s signalisieren<br />

unsere Verbundenheit mit dem<br />

Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong>. Der<br />

Teamname symbolisiert unsere Passion.<br />

Mit Schwung auf den Arber<br />

Mittlerweile sind die Quick Hips eine<br />

feste Institution. Heuer haben wir zum<br />

sechsten Mal an dem Regensburger<br />

Radsportspektakel schlechthin, dem<br />

Arber-Radmarathon, teilgenommen.<br />

Erfahrungsgemäß stellt dieser stets den<br />

Höhepunkt <strong>der</strong> Saison dar. Top trainiert


Krankenhaus und Gesundheit<br />

27<br />

und gut vorbereitet <strong>stehen</strong> wir jedes Jahr<br />

traditionsgemäß in <strong>der</strong> ersten <strong>Start</strong>reihe.<br />

Nach dem <strong>Start</strong>schuss machen wir uns<br />

auf den Weg durch den Bayerischen<br />

Wald.<br />

Die Strecke ist durch lange und steile<br />

Anstiege gekennzeichnet, die uns zum<br />

Teil bis an unsere Grenzen bringen.<br />

Dann wird man jedoch wie<strong>der</strong> durch<br />

schnelle, lange und zum Teil endlose<br />

Abfahrten belohnt. Unterbrochen wird<br />

die Fahrtstrecke von zwei Verpflegungs-<br />

<strong>Am</strong> Schluss müssen wir dann noch einmal<br />

alle Kräfte mobilisieren, um zur Mittagszeit<br />

gemeinsam auf dem Dultplatz<br />

einzufahren. Das Gefühl, das uns dann<br />

überkommt, ist unbeschreiblich! Zum<br />

einen sind wir glücklich, die Strapazen<br />

überstanden zu haben. Zum an<strong>der</strong>en<br />

entsteht zwischen uns ein großartiges<br />

Teamgefühl. Wir wissen, dass wir uns<br />

nicht nur im Sport, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong><br />

Arbeit aufeinan<strong>der</strong> verlassen können.<br />

Prof. Dr. Bernd Füchtmeier<br />

Chefarzt für Unfallchirurgie, Orthopädie<br />

und Sportmedizin am Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg<br />

Serie Sport<br />

stationen, wobei die erste lediglich <strong>der</strong><br />

Einnahme eines kurzen Imbisses dient.<br />

Der schönere Stopp ist jedoch bei Zinzenzell<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Saulburg, da<br />

hier kurz vor dem Ziel noch eine zünftige<br />

Halbe Bier ausgeschenkt wird.<br />

Diese nehmen wir gemeinsam ein, um<br />

uns dann zur Rückfahrt nach Regensburg<br />

zusammenzufinden.<br />

Die Quick-Hips mit Chefarzt Prof. Dr. Bernd Füchtmeier in ihrer Mitte (5. von rechts)<br />

Radeln schafft Lebensfreude<br />

Mobilitätsför<strong>der</strong>ung durch den Einsatz von Spezial-Fahrrä<strong>der</strong>n<br />

Mobilität, die fast je<strong>der</strong> für sich als<br />

selbstverständlich erlebt, unbewusst<br />

genießt und schmerzlich vermisst, wenn<br />

sie zeitweise o<strong>der</strong> auf Dauer einge-<br />

Das dreirädige Stufentandem STRADA ist<br />

das Universalgerät <strong>der</strong> Algasinger Biker.<br />

schränkt ist, ist ein Grundbedürfnis des<br />

Menschen. Die Erhaltung, För<strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>erlangung <strong>der</strong> Mobilität<br />

ermöglicht auch vielen Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung ein Stück Lebensqualität.<br />

Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Algasing<br />

versuchen seit 2006, Menschen mit den<br />

unterschiedlichsten Einschränkungen<br />

aktiv und mobil zu halten o<strong>der</strong> zu reaktivieren.<br />

Was anfangs bei Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern <strong>der</strong> Huntington-<br />

Gruppen praktiziert wurde, bewährt sich<br />

zunehmend auch für an<strong>der</strong>e. Ein durchdacht<br />

zusammengestellter Fuhrpark aus<br />

unterschiedlich konzipierten muskelbetriebenen<br />

Fahrzeugen, ermöglicht es,<br />

mit überschaubarem Personaleinsatz<br />

viele Bewohnerinnen und Bewohner<br />

in individueller Weise an Mobilität zu<br />

beteiligen.<br />

Die Vorteile für die Bewohner lassen<br />

sich in Stichpunkten zusammenfassen<br />

wie zum Beispiel: Anregung für<br />

die Sinne, selbstbestimmtes Handeln,<br />

Lebensfreude, Stärkung des Selbstbewusstseins,<br />

Hilfe für Schwächere, Muskel-<br />

und Koordinationstraining, Übung<br />

im Sozialverhalten.<br />

Hier ein kleiner Überblick über den Algasinger<br />

„Fuhrpark“:<br />

Das dreirädrige<br />

Stufentandem STRADA<br />

Bei diesem Universalgerät (mittlerweile<br />

zweifach vorhanden) reicht es, wenn <strong>der</strong><br />

Passagier den Kopf aktiv halten kann.<br />

Die vor<strong>der</strong>en Pedale haben einen separaten<br />

Freilauf, sodass <strong>der</strong> Mitfahrende<br />

treten kann, aber nicht muss.<br />

Fortsetzung auf Seite 28


28<br />

Kirche und Gesellschaft<br />

Das zweirädrige Stufentandem PINO<br />

Nach dem gleichen Prinzip (Stufentandem),<br />

aber nur auf zwei Rä<strong>der</strong>n, funktioniert<br />

das PINO. Hier wird zusätzlich<br />

<strong>der</strong> Gleichgewichtssinn gefor<strong>der</strong>t und<br />

eine gehörige Portion Vertrauen in den<br />

Piloten vorausgesetzt. Dafür ist man<br />

damit wendiger und deutlich flotter unterwegs<br />

als auf drei Rä<strong>der</strong>n und kann<br />

problemlos auch größere Strecken zurücklegen.<br />

Durch den insgesamt tieferen<br />

Schwerpunkt ist das Gespann gut zu beherrschen.<br />

Das Liegedreirad KETTWIESEL<br />

Für Radler, die alleine mit Lenken,<br />

Schalten, Bremsen und dem Verkehr zurechtkommen,<br />

aber das Gleichgewicht<br />

auf zwei Rä<strong>der</strong>n nicht sicher halten können,<br />

haben wir das Liegedreirad KETT-<br />

WIESEL. Davon haben wir zwei Exemplare,<br />

was ungeahnte Möglichkeiten<br />

erschließt: Wenn man einem KETT-<br />

WIESEL das Vor<strong>der</strong>rad entnimmt und<br />

die Gabel auf die Tandemkupplung des<br />

an<strong>der</strong>en KETTWIESEL koppelt, ergibt<br />

das ein Gespann, bei dem es aus reicht,<br />

wenn <strong>der</strong> hinten Fahrende kräftig in die<br />

Pedale tritt. Um alles an<strong>der</strong>e (lenken,<br />

bremsen…) kümmert sich <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e.<br />

Das SWING-TRIKE ist mit einer Neigetechnik<br />

ausgestattet.<br />

Das Sesseldreirad ANTHRO TECH<br />

Bequeme Sitzposition mit guter Übersicht,<br />

sicheres Ein- und Aussteigen<br />

durch die optional erhältliche Einstiegshilfe<br />

- das sind die Merkmale des Sesseldreirades<br />

ANTHRO TECH, das häufig<br />

von Senioren mit Gleichgewichtsunsicherheit<br />

o<strong>der</strong> motorischer Einschränkung<br />

benutzt wird.<br />

Das SWING-TRIKE<br />

Ein Dreirad mit Frontantrieb und Neigetechnik,<br />

das normales Kurvenfahren<br />

erleben lässt und dennoch einen Kippschutz<br />

bietet.<br />

Technik<br />

Bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Schaltungen sollen keine<br />

zu hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Koordination<br />

<strong>der</strong> Benutzer gestellt werden.<br />

In aller Regel scheiden daher die gängigen<br />

Kettenschaltungen aus. Bewährt<br />

haben sich robuste Nabenschaltungen<br />

mit nicht zu vielen Gängen. Für Menschen<br />

mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen gibt<br />

es viele Um- und Anbauoptionen, wie<br />

zum Beispiel Unterschenkel- o<strong>der</strong> Rückenstützen,<br />

Tretkurbelverkürzungen,<br />

Einhandbedienelemente und vieles<br />

mehr. Alle genannten Modelle können<br />

mit einem Elektro-Unterstützungs-Antrieb<br />

(Pedelec) ausgerüstet werden<br />

Ein paar Ideen, womit wir unser Sortiment<br />

sinnvoll erweitern könnten, haben<br />

wir auch noch, zum Beispiel das Trimobil,<br />

ein Liegedreirad, bei dem auf zwei<br />

Plätzen getreten werden kann und das<br />

noch Platz für einen dritten Sitz, alternativ<br />

zwei Kin<strong>der</strong>sitze o<strong>der</strong> reichlich<br />

Urlaubsgepäck, bietet.<br />

Finanzierung<br />

Mit großzügiger Unterstützung von Sozialstiftungen,<br />

namentlich <strong>der</strong> Friedrich-<br />

Josef-Fischer-Bechteler-Stiftung und<br />

<strong>der</strong> Pater-Rupert-Mayer-Stiftung ist es<br />

in Algasing gelungen, die Investitionen<br />

in Spezialrä<strong>der</strong> zu stemmen. Nur wenige<br />

Modelle sind im Hilfsmittelverzeichnis<br />

<strong>der</strong> Krankenkassen gelistet. Als<br />

Einzelfallentscheidung ist jedoch eine<br />

Kostenübernahme o<strong>der</strong> Bezuschussung<br />

möglich.<br />

Bleibt zu wünschen: Spaß, Lebensfreude,<br />

Wind um die Nase und allzeit gute<br />

Fahrt – und das mit möglichst vielen<br />

Menschen.<br />

Franz Wieser,<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Algasing<br />

Das Stufentandem PINO auf zwei Rä<strong>der</strong>n<br />

ist einfacher zu beherrschen, als es zunächst<br />

aussieht – Franz Wieser (hinten mit<br />

Frater Englmar Obermeier.<br />

Florian (vorne), einer <strong>der</strong> jüngeren Bewohner,<br />

ist in Algasing <strong>der</strong> erfahrenste<br />

„KETTWIESEL-Pilot“.<br />

Das Sesseldreirad ANTHRO TECH wird<br />

gerne von Senioren benutzt.<br />

Der Autor steht für weitere Auskünfte<br />

und Beratung bis hin zu Probefahrten<br />

zur Verfügung – hier die Mail-Adresse:<br />

wieser@barmherzige-algasing.de


Krankenhaus und Gesundheit<br />

29<br />

Friesheim im Spiegel <strong>der</strong> Donau<br />

Auf Fototour<br />

mit dem Fahrrad<br />

Dorfkapelle in Holzheim a. Forst<br />

Ein Barmherziger Bru<strong>der</strong> und sein Hobby<br />

Wolfgangskapelle<br />

in Klausen<br />

An Samstagen, Sonn- und Feiertagen<br />

führt mein Weg häufig per Fahrrad aus<br />

Regensburg hinaus in das Umland <strong>der</strong><br />

Stadt. Mit dem Radfahren verbinde ich<br />

sowohl Erholung, das „Atemholen <strong>der</strong><br />

Seele“ wie auch sportliche Betätigung.<br />

Fast immer habe ich auch eine Fotokamera<br />

dabei, um das Schöne, das mir<br />

unterwegs begegnet, im Bild festzuhalten.<br />

Spezialisiert habe ich mich dabei<br />

auf Landschaftsaufnahmen und Bil<strong>der</strong><br />

von Gebäuden und Ensembles – und<br />

hier wie<strong>der</strong>um auf Kirchen und Kapellen.<br />

Die Fotos, die bei den Touren<br />

entstanden sind, lagern nicht nur am<br />

PC o<strong>der</strong> auf dem Stick, sehr viele habe<br />

ich bereits im Internet, zum Beispiel<br />

auf <strong>der</strong> facebook-Seite <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

veröffentlicht. So haben auch an<strong>der</strong>e<br />

Menschen etwas davon.<br />

Bei den Fototouren rund um Regensburg<br />

lerne ich Land und Leute kennen und<br />

erfahre auch etwas von <strong>der</strong> (Glaubens-)<br />

Geschichte <strong>der</strong> Bevölkerung. Patienten<br />

im Regensburger Krankenhaus sind<br />

dann immer erstaunt, wenn ich ihre Heimatdörfer<br />

kenne. <strong>Am</strong> liebsten bin ich<br />

auf dem Regensburger Gäuboden rund<br />

um Mintraching, an den Flüssen Donau,<br />

Naab und Regen entlang und den Bayerischen<br />

Vorwald hinauf unterwegs. Und<br />

wenn es mal zu steil bergauf geht, gibt<br />

es immer noch ein Konventauto... In den<br />

besuchten Kirchen und Kapellen lasse<br />

ich immer auch ein Gebet zurück. Denn<br />

die Gotteshäuser sind nicht nur Zeugen<br />

<strong>der</strong> Kunstgeschichte, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

Stätten des Glaubens. Link: http://www.<br />

panoramio.com/user/2022294 (ausgewählte<br />

Bil<strong>der</strong>)<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Regenstauf


30<br />

Rätsel<br />

Pflanze des Monats gesucht<br />

Bitte schicken Sie eine Postkarte o<strong>der</strong><br />

eine E-Mail mit dem Lösungswort des<br />

unten <strong>stehen</strong>den Kreuzworträtsels und<br />

Ihrer Adresse an<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Postfach 20 03 62<br />

80003 München<br />

bzw. an redakteur@barmherzige.de<br />

Zu gewinnen gibt es eine nette Überraschung<br />

im Wert von bis zu 25 Euro, die<br />

einen Bezug zu <strong>der</strong> gesuchten Pflanze<br />

hat.<br />

Die Lösung aus dem letzten Heft:<br />

Gewonnen hat<br />

Marianne Schmid, Altomünster<br />

Wir gratulieren!<br />

Siehe Beitrag auf Seite 31!<br />

Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 18. Oktober.<br />

Zweite Chance: Bei <strong>der</strong> Jahresziehung<br />

wird unter allen richtigen Einsendungen<br />

des Jahrgangs 2013 ein Wochenende für<br />

zwei Personen im Kneippianum, Bad<br />

Wörishofen, mit verschiedenen Anwendungen/Angeboten<br />

ausgelost.<br />

Thomas Huber hat die Gewinnerin des Rätsels gezogen. Er lebt seit fast 20 Jahren<br />

in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung in Algasing und arbeitet dort als Gärtner, weil er<br />

gerne an <strong>der</strong> frischen Luft ist. Von den vielseitigen Tätigkeiten in <strong>der</strong> Algasinger<br />

Gärtnerei machen ihm Transportarbeiten mit dem Wagen beson<strong>der</strong>s viel Spaß.<br />

„Aber eigentlich mache ich alles gerne.“ Nach Feierabend geht es dann auf <strong>der</strong><br />

Wohngruppe Florian weiter: Aufräumen, Zimmerdienst … Da bleibt für Hobbys<br />

nicht viel Zeit, „vielleicht ein bisserl Radlfahren, zum Beispiel in die Eisdiele“.<br />

Und zum Reiten geht Thomas Huber gerne. Hauptsache, er ist an <strong>der</strong> frischen Luft.


Rätsel<br />

31<br />

Pflanze des Monats<br />

Der Kürbis<br />

Der Kürbis stammt aus Mexiko und<br />

Texas und wurde von den Spaniern<br />

nach Europa gebracht. Die einjährige<br />

Pflanze bildet nie<strong>der</strong>liegende, bis zehn<br />

Meter lange, scharfkantige, oft längsgefurchte<br />

Ranken aus. Blütezeit ist Juni bis<br />

August. Die riesigen kugeligen Früchte<br />

mit einem Durchmesser von 15 bis 40<br />

Zentimetern sind Beeren, welche zahlreiche<br />

Samen enthalten, die medizinisch<br />

genutzt werden<br />

Der Kürbis gehört zu den ältesten indianischen<br />

Kulturpflanzen. Die frühesten<br />

Nachweise des gemeinen Kürbis stammen<br />

aus Südmexiko und werden auf<br />

eine Zeit um 10 000 v. Chr. datiert. Die<br />

Indianer züchteten aus den sehr bitteren<br />

birnengroßen Wildkürbissen wohlschmeckende<br />

Früchte. Für die Azteken<br />

war <strong>der</strong> Kürbis neben Bohnen und Mais<br />

eines <strong>der</strong> wichtigsten Nahrungsmittel.<br />

Nach Europa kam er kurze Zeit nach <strong>der</strong><br />

Entdeckung <strong>Am</strong>erikas. Erstmalig wird<br />

er 1523 im Kräuterbuch des Leonhard<br />

Fuchs beschrieben.<br />

Medizinisch werden nur bestimmte<br />

Züchtungen des Kürbisses verwandt.<br />

Wichtige Inhaltsstoffe sind Phytosterole,<br />

pflanzliche Stoffe ähnlich dem Cholesterin,<br />

hinzu kommen fettes Öl, Fettsäuren,<br />

Proteine, Kohlenhydrate sowie<br />

Rohfasern. Kürbiskernsamen wirken<br />

aufgrund <strong>der</strong> enthaltenen Phytosterole<br />

auf die Prostata. Einsatzgebiete des<br />

Kürbissamens sind Harnbeschwerden<br />

im Rahmen einer gutartigen Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Prostata sowie einer Reizblase.<br />

Beschwerden wie verzögertes und<br />

häufiges Harnen, Restharngefühl, abgeschwächter<br />

Harnstrahl o<strong>der</strong> Harninkontinenz<br />

werden gebessert. Zudem<br />

wird die Blasenmuskulatur gestärkt,<br />

<strong>der</strong> Blasentonus reguliert und die Austreibungskraft<br />

gesteigert. Wie klinische<br />

Studien zeigen, ist auch bei Einnässen<br />

ein Therapieversuch mit Kürbissamen<br />

sinnvoll.<br />

In <strong>der</strong> Volksheilkunde wurden Kürbissamen<br />

auch als wassertreibendes Mittel<br />

bei Nierenentzündungen, bei Darmparasiten,<br />

beson<strong>der</strong>s bei Spul- und Bandwürmern,<br />

sowie äußerlich zur Wundheilung<br />

eingesetzt. In <strong>der</strong> brasilianischen<br />

Volkheilkunde werden die Kürbissamen<br />

überdies bei Schwangerschaftsübelkeit<br />

und -erbrechen eingesetzt. Die Wirkung<br />

von Kürbissamen tritt erst nach einigen<br />

Wochen ein, weshalb die Anwendung<br />

über mindestens sechs bis neun Monate<br />

erfolgen sollte. Therapeutisch werden<br />

zur Sicherstellung einer ausreichenden<br />

Wirkstoffkonzentration fast ausschließlich<br />

Spezialzüchtungen verwendet. Die<br />

Ernte <strong>der</strong> Samen erfolgt im September<br />

und Oktober.<br />

Siegfried Bäumler<br />

Oberarzt im Kneippianum<br />

Bad Wörishofen<br />

Kürbisernte<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Postfach 200362, 80003 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

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Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Kirsten Oberhoff<br />

kirsten.oberhoff@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Redaktion <strong>der</strong> Hauszeitschriften: Die misericordia<br />

erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften<br />

unserer Einrichtungen, die für<br />

<strong>der</strong>en Inhalt selbst verantwortlich sind.<br />

Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />

Fotos: altrofoto.de (2, 14 oben, 15 oben<br />

links, 17 links), Christoph <strong>Am</strong>mer (6),<br />

Bil<strong>der</strong>box.com (Titel, 7, 31), Ursula Eisenmann<br />

(4-5), Barbara Eisvogel (10 links),<br />

Bernd Füchtmeier (26, 27 oben), Jakob<br />

Ganslmeier (10 rechts), Generalkurie Rom<br />

(22 oben, 23 oben), Susanne Grundner<br />

(18-19, 30), Hochschul- und Landesbibliothek<br />

Fulda (3), Frater Alfons Höring (21),<br />

Caroline Kappes (12), Marion Laupenmühlen-Schemm<br />

(11), Klaus Macht (15<br />

oben rechts), Michaela Matejka (16 links),<br />

Frater Magnus Morhardt (29), Sr. Elfriede<br />

Retzer (13 oben), Johannes Salomon<br />

(8, 9 oben, 13 unten, 16 rechts), Johann<br />

Singhartinger (20 oben), Stadtmarketing<br />

Neuburg (32 oben), Stadt Regensburg/Peter<br />

Ferstl (14 unten), Claudia Strasser (17<br />

rechts), Svenja Uihlein (15 unten), Franz<br />

Wieser (27 oben, 28), Ursula Wolf-Asante<br />

(22 unten, 24), Stephan Zinsmeister (32<br />

unten).<br />

Verlag: Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />

Konto Nr. 3 960 071 831<br />

Bankleitzahl 700 202 70<br />

Druck: Marquardt<br />

Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg<br />

Erscheint zehn Mal jährlich.<br />

Jahresabonnement: 15,00 Euro


32<br />

· Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Serie Städte und Orte<br />

Das Neuburger Schloss spiegelt sich in <strong>der</strong> Donau.<br />

Neuburg an <strong>der</strong> Donau<br />

Neuburg an <strong>der</strong> Donau, die ehemalige<br />

Residenzstadt <strong>der</strong> „Jungen Pfalz“, gilt<br />

heute mit ihren rund 28 800 Einwohnern<br />

als mo<strong>der</strong>nes, aufstrebendes Mittelzentrum.<br />

Die traditionsreiche Renaissancestadt<br />

liegt eingebettet zwischen sanften<br />

Jurahöhen und dem Donaumoos. Begleiterin<br />

und Lebensa<strong>der</strong> ist die Donau,<br />

die sich – vorbei am beeindruckenden<br />

Altstadtensemble – den Weg mitten<br />

durch die Stadt bahnt.<br />

Als eine <strong>der</strong> ältesten Städte <strong>Bayern</strong>s hat<br />

Neuburg eine wechselvolle Geschichte<br />

erlebt. Ihre Blütezeit erlebte sie jedoch<br />

als Hauptstadt des Fürstentums Junge<br />

Pfalz (1505 – 1808) ab den Zeiten des<br />

Pfalzgrafen Ottheinrich (1502 – 1559).<br />

Eindrucksvolles Zeugnis dieser Zeit<br />

ist die wun<strong>der</strong>bare Obere Altstadt, die<br />

glücklicherweise auch im Zweiten Weltkrieg<br />

weitgehend von Zerstörungen<br />

verschont blieb. Der Großteil <strong>der</strong> historischen<br />

Denkmäler ist noch heute gut<br />

erhalten und Neuburg weist damit eines<br />

<strong>der</strong> schönsten und monumentalsten Altstadtensembles<br />

in <strong>Bayern</strong> auf.<br />

Die Ottheinrichstadt hat sich gerade in<br />

den letzten Jahren einen überregionalen<br />

Ruf als Kultur- und Erlebnismetropole<br />

gemacht. Von einer beeindruckenden<br />

Museenlandschaft über die weithin<br />

bekannte Kammeroper und Sommerakademie<br />

bis hin zu den jährlich stattfindenden<br />

Jazzfestivals. Das Neuburger<br />

Stadttheater – das Gebäude stammt aus<br />

<strong>der</strong> Bie<strong>der</strong>meierzeit – zeigt klassische<br />

Stücke, kleine, aber feine Kabarettspitzen,<br />

Ballettaufführungen und ein buntes<br />

Kin<strong>der</strong>theater.<br />

Ob historisches Schlossfest mit über<br />

100 000 Besu chern, Freilichtaufführungen<br />

des Volkstheaters, Töpfermarkt,<br />

Barockkonzerte o<strong>der</strong> Sommerakademie<br />

– in Neuburg wird es nicht langweilig.<br />

1622 gründeten die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

in Neuburg ihre erste Nie<strong>der</strong>lassung<br />

in <strong>Bayern</strong>. Die Bewohner des Altenheims<br />

St. Augustin <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, gegründet 1853, schätzen die<br />

unmittelbare Nähe zur Stadt. Die Klosterkirche<br />

ist Teil unserer Einrichtung und<br />

steht Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

sowie den Bürgerinnen und Bürgern <strong>der</strong><br />

Stadt Neuburg gleichermaßen offen. Bei<br />

gutem Wetter besuchen die Bewohner<br />

gerne und oft den parkähnlichen Garten<br />

mit seinem alten Obstbaumbestand und<br />

dem Fischteich. Eine Oase inmitten <strong>der</strong><br />

Stadt.<br />

Stephan Zinsmeister<br />

Blick vom Garten auf das Altenheim<br />

St. Augustin<br />

Altenheim St. Augustin – Neubau

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