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Lebenswege - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern

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misericordia<br />

Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> · 65. Jahrgang · Juni 2013 · Internet: www.barmherzige.de<br />

<strong>Lebenswege</strong>


Inhalt<br />

Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

Folgt unser Lebensweg „himmlischer Partitur“? 3<br />

Provinzsenior Pater Leodegar Klinger 4<br />

Gestaltete <strong>Lebenswege</strong> 5<br />

Am Ende des beruflichen Weges 8<br />

Persönliche Zukunftsplanung 9<br />

Biografiearbeit mit Demenzkranken 10<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Schülertag in Algasing 12<br />

Goldene Profess Pater Johannes Avila Neuner<br />

und Frater Malchus Schmid 15<br />

Volksmusikgala in Algasing 16<br />

10. Juni: Gedenktag Eustachius Kugler:<br />

Mit geballter Kraft den Krebs besiegt 17<br />

30. Juni: Sommerfest in Malseneck 18<br />

Fortbildung <strong>der</strong> Direktorien zum Generalkapitel 19<br />

Aus den Kneipp‘schen Stiftungen 20<br />

Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Fachtagung „Trauma und geistige Behin<strong>der</strong>ung“ 21<br />

Stolpersteine in Straubing 23<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

„Online-Kin<strong>der</strong>notarzt“ in Regensburg 24<br />

Serie Sport: Nordic Walking 25<br />

Raten und Gewinnen 26<br />

Serie Städte und Orte: St. Englmar 28<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

in ihrem Song „The ballad of Lucy<br />

Jordan“ singt Marianne Faithful<br />

von einer Frau, die mit 37<br />

Jahren erkennt, dass ihr Leben in<br />

eine Sackgasse geraten ist. Sie hat<br />

alles, was gesellschaftlich erstrebenswert<br />

erscheint: Haus, Ehemann,<br />

Kin<strong>der</strong>, aber niemals wird<br />

sie in einem Cabrio durch Paris<br />

fahren und den warmen Wind in<br />

ihren Haaren spüren. Diese Paris-Fahrt steht für all die Wünsche,<br />

Sehnsüchte, Hoffnungen auf Leben, die sie früher hatte.<br />

Jetzt kann sie wählen, ob sie ihren Tag damit zubringt, dass sie<br />

das Haus aufräumt o<strong>der</strong> die Blumen neu arrangiert.<br />

Mich hat dieses Lied schon immer sehr berührt, weil es für<br />

all die Sinnlosigkeit und Leere in so vielen Leben steht. Es<br />

verleiht dem Gefühl Ausdruck, dass alle Träume ausgeträumt<br />

sind. Ähnliche Pop-Songs gibt es viele. Da verlässt <strong>der</strong> Familienvater<br />

die Wohnung, um Zigaretten kaufen zu gehen.<br />

Unterwegs überlegt er, ob er nochmals zurückkehren soll.<br />

Ernst Bloch schrieb zwischen 1938 und 1947 im Exil das<br />

Buch „Prinzip Hoffnung“, in dem er eine konkrete Utopie<br />

von kleinen Tagträumen über Wunschbil<strong>der</strong> bis hin zu den<br />

Grundrissen einer besseren Welt skizziert. Menschen haben<br />

Träume, die sich selten erfüllen. Sie denken darüber nach<br />

auszuwan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> ein neues Leben zu beginnen, doch nur<br />

wenige Menschen haben die Kraft und den Mut, diese Vision<br />

zu verwirklichen.<br />

Ich denke an den heiligen Johannes von Gott, <strong>der</strong> in Granada<br />

ein neues Leben begonnen hat. Durch die Erfahrung von Leid<br />

und Schmerz hindurch bekam sein Leben ein neues Gesicht. Er<br />

ist nicht nach Paris gefahren und hat nicht den Wind in seinen<br />

Haaren gespürt. Er hat Menschen auf <strong>der</strong> Straße aufgesammelt<br />

und hat sich ihrer bedingungslos angenommen. Sein neues<br />

Leben war ein Leben des Verzichtes und <strong>der</strong> Aufopferung.<br />

In einer Zeit <strong>der</strong> Genuss-Sucht und <strong>der</strong> Events kann man sich<br />

die Frage stellen, ob dies ein Lebensweg war, <strong>der</strong> lohnt. Ich<br />

glaube, ja, wenn ich an die Generationen von <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n und Mitarbeitern denke, die diesen Weg gegangen<br />

sind.<br />

Ihr<br />

Frater Eduard Bauer<br />

Wie bei einer Bergwan<strong>der</strong>ung führt<br />

auch unser Lebensweg manchmal durch<br />

schwieriges Gelände; mal blicken wir in<br />

die Weite, ein an<strong>der</strong>es Mal in Abgründe.<br />

Und je<strong>der</strong> hat sein Päckchen zu tragen.


Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

3<br />

Vom Blatt gespielt<br />

Folgt unser Lebensweg einer vorgegebenen „himmlischen<br />

Partitur“ o<strong>der</strong> sind wir immer wie<strong>der</strong> frei für neue Klänge?<br />

Ich hatte vor Jahren mal einen Kalen<strong>der</strong><br />

einer Schweizer Fluggesellschaft in<br />

meinem Büro hängen mit spektakulären<br />

Luftaufnahmen. In originellen Kombinationen<br />

waren da Naturaufnahmen aus<br />

den unterschiedlichsten Regionen <strong>der</strong><br />

Erde kombiniert mit Aufnahmen von<br />

dem, was Menschen geschaffen o<strong>der</strong><br />

bewirkt hatten.<br />

Ich erinnere mich noch gut an das Foto<br />

eines Flusslaufs im Amazonas, <strong>der</strong> sich<br />

wie eine Schlange durch das dichte Dunkelgrün<br />

des Urwalds schlängelte. Daneben<br />

– ebenfalls aus <strong>der</strong> Vogelperspektive<br />

– die ewig lange Menschenschlange <strong>der</strong><br />

Teilnehmer <strong>der</strong> ersten demokratischen<br />

Wahl in Südafrika, die sich auf hellbraunem<br />

Wüstenboden wand. Für mich<br />

waren beide Bil<strong>der</strong> Symbole <strong>der</strong> ungeheuren<br />

Kraft <strong>der</strong> Natur – <strong>der</strong> menschlichen<br />

wie <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Elemente, die<br />

sich ihren Weg auch trotz widriger Umstände<br />

bahnt.<br />

Wie Marionetten?<br />

Über den Weg, den Menschen sich im<br />

Laufe ihres Lebens Stück für Stück erobern,<br />

gibt es unzählige Sprichworte<br />

und bildhafte Vergleiche. Viele legen<br />

die Überzeugung nahe, dass wir uns im<br />

Leben nur dem ergeben können, was<br />

Gott, das Schicksal o<strong>der</strong> eine sonstige<br />

höhere Macht schon über unseren Kopf<br />

hinweg festgelegt haben. Als könnten<br />

wir nur noch – wie Marionetten gelenkt,<br />

den Plan eines an<strong>der</strong>en ausführen. Es<br />

gibt Tage, an denen ich angesichts <strong>der</strong><br />

Ereignisse, die mein Leben bestimmen,<br />

auf die ich scheinbar keinerlei Einfluss<br />

habe, dieser Vorstellung vieles abgewinnen<br />

kann. Da fühle ich mich machtlos<br />

und ausgeliefert, unfähig, den Lauf <strong>der</strong><br />

Dinge zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Chiara Lubich, eine <strong>der</strong> großen charismatischen<br />

Frauengestalten <strong>der</strong> jüngsten<br />

Kirchengeschichte, hat einmal einen<br />

Vergleich aus <strong>der</strong> Musik gewählt, um<br />

unseren Lebensweg zu beschreiben: Sie<br />

sprach von einer Partitur, die im Himmel<br />

geschrieben wurde, <strong>der</strong>en Noten es hier<br />

auf <strong>der</strong> Erde zu spielen gilt. Diese Vorstellung<br />

ist mir durchaus sympathisch.<br />

Da ist Raum für eigene Interpretation,<br />

Platz für Improvisation – Komponist<br />

und ausführen<strong>der</strong> Künstler stehen in<br />

kreativer Beziehung zueinan<strong>der</strong>. Und<br />

meine eigene Erfahrung scheint dem<br />

Recht zu geben.<br />

Morgens sitze ich zum Frühstück in<br />

einem kleinen Erker, von dem aus ich<br />

in die Küche meiner Nachbarin blicken<br />

kann – und sie in meine. Ich habe mir angewöhnt,<br />

mich so hinzusetzen, dass wir<br />

uns zuwinken können, wenn wir zufällig<br />

zur gleichen Zeit frühstücken. Manchmal<br />

ruft sie mich am Abend an und sagt:<br />

„Du hast meinen Tag gerettet. Ich war<br />

so schlecht drauf, <strong>der</strong> Tag lag vor mir<br />

wie ein Berg. Dein fröhlicher Gruß heute<br />

Morgen hat mir Mut gemacht und so<br />

habe ich die Kurve gekriegt.“<br />

Beziehungen aktiv gestalten<br />

Und so wie ich – oft ohne, dass ich mir<br />

dessen bewusst bin – das Leben von<br />

an<strong>der</strong>en beeinflusse, verän<strong>der</strong>n auch<br />

Menschen um mich herum das meine.<br />

Als mich vor zwei Tagen eine Freundin<br />

anrief, um nach einem heftigen Streit<br />

die Beziehung wie<strong>der</strong> aufzunehmen und<br />

die Hin<strong>der</strong>nisse dafür aus dem Weg zu<br />

räumen, musste ich spontan an das Bild<br />

aus <strong>der</strong> Musik denken: Da hat sie eine<br />

unangenehme Dissonanz in einen wohlklingenden<br />

Akkord aufgelöst.<br />

Leben geschieht nicht einfach, ist kein<br />

unabwendbares Programm, das wir abarbeiten<br />

müssen. Wir können aktiv mitgestalten<br />

und sind frei, ihm einen positiven<br />

Klang zu verleihen. Wir können<br />

an<strong>der</strong>e einladen, dem Orchester beizutreten<br />

und manchmal ist auch ein Solopart<br />

drin, mit dem wir glänzen können.<br />

Ich jedenfalls habe mit dem Dirigenten<br />

gute Erfahrungen gemacht und freue<br />

mich jeden Tag auf das nächste Stück.<br />

Andrea Fleming<br />

Nicht immer ist klar erkennbar, welcher Part uns im Leben<br />

zukommt, welche „Noten“ wir spielen dürfen o<strong>der</strong> müssen.


4<br />

Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

Pater Leodegar Klinger (links) in sportlicher<br />

Pose – das Foto mit seinem inzwischen<br />

verstorbenen leiblichen und<br />

<strong>Orden</strong>s-Bru<strong>der</strong> Dagobert entstand 2006 in<br />

Kostenz.<br />

„Seelsorge erfüllt<br />

mich mit Freude“<br />

Im Juni feiert Pater Leodegar Klinger, Seelsorger im Krankenhaus Regensburg<br />

und Provinzsenior, seinen 82igsten Geburtstag. Im Interview blickt er<br />

auf seinen persönlichen Lebensweg zurück.<br />

Pater Leodegar, wie sieht ihr Lebensweg<br />

bis zum heutigen Tag aus?<br />

Mit 21 Jahren trat ich in den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ein. Das war am<br />

3. Mai 1953 in Regensburg. Ich schaue<br />

auf fast 60 Jahre im <strong>Orden</strong> zurück. Einen<br />

ersten Teil dieser Zeit nahm meine<br />

Ausbildung in Anspruch. Nach meinem<br />

Noviziat in Reichenbach kam ich 1955<br />

nach München. Ich besuchte dort das<br />

sogenannte Spätberufenenseminar in<br />

Fürstenried/Waldram und legte 1959<br />

mein Abitur ab.<br />

Nach dem Abitur legte mir <strong>der</strong> damalige<br />

Provinzial nahe, mein Studium <strong>der</strong><br />

Theologie in Rom zu absolvieren. Sein<br />

Grund war, dass einige Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Provinz <strong>der</strong> italienischen Sprache mächtig<br />

sein sollten. Für mich war <strong>der</strong> sechsjährige<br />

Aufenthalt in Rom eine deutliche<br />

Bereicherung meines Lebens und mit<br />

den an<strong>der</strong>en Studenten aus aller Welt<br />

weitete sich mein Horizont beträchtlich.<br />

Im Jahre 1965 wurde ich in München<br />

zum Priester geweiht. Mein erster Einsatz<br />

nach meiner Weihe erfolgte in<br />

Neuburg an <strong>der</strong> Donau. Die Leitung des<br />

dortigen „Juvenates“, also eines Schülerheimes,<br />

wurde mir anvertraut. In <strong>der</strong><br />

angeschlossenen Realschule übernahm<br />

ich in mehreren Klassen den Religionsunterricht.<br />

Nach dem Provinzkapitel von<br />

1968 kam ich als Novizenmagister und<br />

Seelsorger nach Algasing. Nach neunjähriger<br />

Tätigkeit in Algasing wurde ich<br />

1977 als Seelsorger im Krankenhaus in<br />

München eingesetzt, was für mich sehr<br />

aufschlussreich war: Ich erkannte die<br />

beson<strong>der</strong>e Neigung, kranke Menschen<br />

seelsorglich zu begleiten. Ab 1984 übernahm<br />

ich die Seelsorge im Regensburger<br />

Krankenhaus. Mich in diesen neun<br />

Jahren um schwerkranke und sterbende<br />

Menschen zu kümmern, prägte mein<br />

Leben immer mehr. Das Provinzkapitel<br />

1992 übertrug mir das Amt des<br />

Priors in <strong>der</strong> Einrichtung in Algasing<br />

und zugleich die Aufgabe des Seelsorgers.<br />

Die drei Jahre bei Menschen, die<br />

Wegbegleitung und Verständnis mit Offenheit<br />

brauchten, waren für mich eine<br />

wertvolle Bereicherung.<br />

1995 kehrte ich als Seelsorger ins Krankenhaus<br />

München zurück. Inzwischen<br />

wurde die Palliativstation mit 25 Betten<br />

eingerichtet. Diese unheilbaren Patienten<br />

brauchten mehr seelsorgliche<br />

Zuwendung mit tieferem Einfühlungsvermögen.<br />

Eine ganz an<strong>der</strong>e Aufgabe<br />

erwartete mich 2001 im Kloster Kostenz<br />

mit dem Erholungshaus und Kin<strong>der</strong>heim.<br />

Seit 2007 bin ich nun wie<strong>der</strong> im<br />

Krankenhaus Regensburg. Ich hoffe,<br />

dass es noch Jahre sind, die ich hier als<br />

Seelsorger verbringen kann.<br />

Was war das einschneidendste Erlebnis<br />

in Ihrem Leben?<br />

Das schönste Erlebnis war für mich<br />

meine Priesterweihe. Mein priesterlicher<br />

Dienst, beson<strong>der</strong>s mein Seelsorgerdienst,<br />

erfüllt seither mein Leben mit<br />

Freude und Zufriedenheit. Die tägliche<br />

Feier <strong>der</strong> Heiligen Eucharistie ist die<br />

Mitte meines <strong>Orden</strong>s- und Priesterlebens.<br />

In <strong>der</strong> Seelsorge am Krankenbett<br />

sehe und erlebe ich meine beson<strong>der</strong>e<br />

Sendung in <strong>der</strong> Kirche.<br />

Welche Begegnung hat Sie lange beschäftigt?<br />

Mir fällt ein Erlebnis aus dem Krankenhaus<br />

Regensburg ein, das war vielleicht<br />

so um 1990/91. Mit dem Hubschrauber<br />

wurde aus Oberbayern ein fünfjähriges<br />

Kind ins Krankenhaus eingeliefert. Der<br />

Vater war mit seinem Jungen nach den<br />

Weihnachtstagen im Wald und wollte<br />

einen Baum fällen. Dabei hat ein Ast den<br />

Kopf des Jungen gestreift und schwer<br />

verletzt. Die Ärzte waren in großer Sorge,<br />

ob das schwerverletzte Kind diesen<br />

Unfall überleben wird. Der kleine Patient<br />

war in den sieben Wochen auf <strong>der</strong><br />

Intensivstation nie alleine, seine Mutter<br />

saß am Bett und betete. Zwischendurch<br />

ging sie in die Kirche und betete dort im<br />

Vertrauen auf die Hilfe <strong>der</strong> Gottesmutter.<br />

Sechs bis sieben Wochen hat sich das<br />

Kind nicht bewegt, war nicht ansprechbar.<br />

Nach dieser Zeit machte es plötzlich<br />

die Augen auf und redete. Das war für<br />

alle eine große Überraschung, es hört<br />

sich wie ein Wun<strong>der</strong> an. Das Kind kam<br />

später gesund nach Hause. Mittlerweile<br />

ist aus ihm ein junger Mann geworden,<br />

ich habe ihn später einige Male besucht.<br />

Welche Schwierigkeiten gab es in Ihrem<br />

Leben zu meistern?<br />

Je<strong>der</strong> Mensch ist ein Mensch und bleibt<br />

ein Mensch. Das heißt einerseits, ich<br />

hätte gerne ein liebes, nettes Mädchen<br />

gehabt und trotzdem empfand ich in mir<br />

eine an<strong>der</strong>e Sehnsucht. Ich erlebte in mir<br />

die Berufung zum <strong>Orden</strong>sleben. Es war


Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

5<br />

mir im Innersten klar: Auf das eine muss<br />

ich verzichten, damit ich das an<strong>der</strong>e haben<br />

kann. Im Rückblick bin ich heute<br />

für meine <strong>Orden</strong>s- und Priesterberufung<br />

von Herzen dankbar. Der Lebensweg in<br />

<strong>der</strong> Nachfolge Christi hat mir den hohen<br />

Wert <strong>der</strong> inneren Freiheit geschenkt.<br />

Welche Ziele hatten Sie mit 20 Jahren?<br />

Ich sah damals meine Zukunft in Ehe<br />

und Familie. Als junger Mann malte ich<br />

mir das wun<strong>der</strong>schön aus. Bei meiner<br />

Ausbildung als Drogist in einer Arzneimittelgroßhandlung<br />

in München waren<br />

auch viele Mädchen beschäftigt. Diese<br />

Begegnungen bedeuteten auch immer<br />

wie<strong>der</strong> innere Auseinan<strong>der</strong>setzungen. Es<br />

beschäftigte mich in jener Zeit zugleich<br />

<strong>der</strong> Wert meines gelebten Glaubens. Allmählich<br />

reifte meine Entscheidung zum<br />

<strong>Orden</strong>seintritt.<br />

Was haben Sie heute für Wünsche<br />

und Ziele?<br />

Wer sein Leben bejaht und liebt, <strong>der</strong><br />

strebt nach Zielen. So bleibt Christ sein<br />

spannend. Das heißt für mich, immer<br />

mehr Christ zu werden. Christ sein heißt,<br />

in Jesus Christus zu sein. Gott allein ist<br />

die unerschaffene Fülle des Lebens und<br />

<strong>der</strong> Liebe. Die Beziehung zwischen<br />

Gott, <strong>der</strong> unerschaffenen Liebe, und<br />

dem Menschen des Glaubens wird sich<br />

immer mehr vertiefen. Papst Benedikt<br />

XVI. hat es so formuliert: „Ein Mensch,<br />

<strong>der</strong> sich von Gott geliebt weiß, dessen<br />

Leben wird gelingen.“<br />

Wem sind Sie dankbar?<br />

Ich danke von Herzen meinen Eltern<br />

und meinen Geschwistern. Ich danke<br />

allen meinen Mitbrü<strong>der</strong>n. Dankbar bin<br />

ich auch für die Begegnung mit einem<br />

Priester vor meinem <strong>Orden</strong>seintritt, <strong>der</strong><br />

für mich ein überzeugendes Vorbild als<br />

<strong>Orden</strong>spries ter war. Ich danke auch vielen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

im gemeinsamen Dienst <strong>der</strong> Hospitalität.<br />

Würden Sie etwas an Ihrem Lebensweg<br />

än<strong>der</strong>n wollen?<br />

Meine Entscheidung von damals fiel<br />

mir nicht ganz leicht. Nach beinahe<br />

60 Jahren im <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> schaue ich in Dankbarkeit und<br />

Zufriedenheit auf mein Leben als <strong>Orden</strong>sbru<strong>der</strong><br />

zurück. Ich habe Freude an<br />

meinem Leben, vor allem Freude an<br />

meiner <strong>Orden</strong>s- und Priesterberufung.<br />

Ich danke meinem Gott, dass er mich<br />

in seine Nähe gerufen hat.<br />

Interview:kl<br />

Gestaltete <strong>Lebenswege</strong><br />

Diesen Lebensweg des heiligen Johannes von Gott hat Frater Magnus Morhardt gezeichnet, <strong>der</strong> am 18. Mai in Regensburg<br />

seine Feierliche Profess abgelegt hat (Bericht folgt in <strong>der</strong> Juli-Ausgabe). Mehr gestaltete <strong>Lebenswege</strong> von heute<br />

lebenden Menschen finden Sie auf den Seiten 6 und 7.


6<br />

Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

Gestalteter Lebenslauf<br />

von Frater Karl Wiench (links)<br />

Das Leben entwickelt sich ständig weiter und bleibt nie stehen.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ung ist auch bei den Logos meiner Lebensstationen<br />

sichtbar: Sowohl <strong>der</strong> Granatapfel im Logo des <strong>Orden</strong>s<br />

als auch beim Label <strong>der</strong> Tankstellen Dea. Diese beiden prägen<br />

mein Leben. Autos und Benzin als Lebensaufgabe waren mir<br />

irgendwann nicht mehr genug, nach <strong>der</strong> Lektüre eines Buches<br />

und einer Wüstenerfahrung habe ich den vorher so geebneten<br />

Weg verlassen und bin auf mir unbekannten Wegen in die<br />

Gemeinschaft des heiligen Johannes von Gott gelangt. Meine<br />

Begeisterung für Technik und das mir noch unbekannte soziale<br />

Engagement trafen in <strong>der</strong> Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

in Traunreut aufeinan<strong>der</strong> und fesselten mich.<br />

Gestalteter Lebenslauf von Marco Will (unten)<br />

Das Leben ist für mich wie eine Straßenkarte: es gibt viele<br />

Kreuzungen, Abzweigungen, breite und schmale Straßen, gute<br />

o<strong>der</strong> holprige Wege und auch Sackgassen. Seit dem Beenden<br />

<strong>der</strong> Schule gab es in meinem Berufsleben viele Stationen, zum<br />

Beispiel die Lehre zum Straßenwärter, die Arbeit als Geselle,<br />

die zehn Jahre bei <strong>der</strong> Bundeswehr, die Ausbildung zum Heilerziehungspflegehelfer<br />

und jetzt die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.<br />

Ich durfte an vielen Orten leben, arbeiten und<br />

viele Erfahrungen sammeln. Das Leben ist ein Prozess, <strong>der</strong><br />

viele Verän<strong>der</strong>ung mitbringt, es gibt Zeiten <strong>der</strong> Beständigkeit<br />

und auch <strong>der</strong> Überraschungen. Selbstbestimmung im Leben/<br />

Berufsleben bedeutet für mich, die Wege selber zu wählen,<br />

auch wenn sie nicht immer die einfachsten sind. Mein Ziel ist<br />

<strong>der</strong> Weg, mal schauen, wohin mich meine Füße tragen und an<br />

welchen Kreuzungen ich mich noch entscheiden darf.


Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

7<br />

Gezeichneter Lebenslauf von<br />

Maria Sün<strong>der</strong> (links)<br />

Die Person hinter mir steht für alle Menschen,<br />

die mich in meinem Leben geför<strong>der</strong>t<br />

haben. Der linke Luftballon zeigt<br />

die Vergangenheit, die Suche nach dem<br />

Sinn, die Unsicherheit beim Erwachsenwerden.<br />

Der mittlere Luftballon steht<br />

für die Gegenwart, für all die Dinge, die<br />

mir wichtig sind: Mein Glaube, meine<br />

Ehe, die Musik und die Kreativität. Der<br />

rechte Ballon verdeutlicht die Zukunft.<br />

Der kleine schwarze, davonfliegende<br />

Ballon symbolisiert die Träume und Erwartungen,<br />

die sich nicht erfüllt haben,<br />

die ich aber loslassen konnte.<br />

Maria Sün<strong>der</strong> kam 2002 für das Vorpraktikum<br />

und die anschließende Ausbildung<br />

zur Heilerziehungspflegerin zu<br />

den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Gremsdorf.<br />

Nach einem kurzen Exkurs nach Straubing<br />

ist die Dreißigjährige nun seit 2007<br />

in <strong>der</strong> Gruppe Elisabeth tätig.<br />

„Steine sind meine Wegbegleiter“ (rechts)<br />

Künstlerische Arbeit war schon immer<br />

ein wichtiger Teil meines Lebens. Musik<br />

– Malerei – Schauspiel … ich habe<br />

vieles ausprobiert. Doch erst, als ich den<br />

Stein als Ausdrucksmittel entdeckt habe,<br />

wusste ich, dies ist mein Werkstoff für<br />

künstlerisches Arbeiten.<br />

Steine sind meine Wegbegleiter. Die<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Formen, die Überraschung<br />

wenn <strong>der</strong> Stein bei <strong>der</strong> Bearbeitung seine<br />

Farbe und Struktur zeigt, das meditative<br />

Klingen wenn <strong>der</strong> Hammer den<br />

Meißel trifft und die Gleichmäßigkeit<br />

des Klopfens den Kopf freimacht –<br />

das alles lässt Raum zum Nachdenken<br />

o<strong>der</strong> auch zum Nichtdenken. Selbst die<br />

Steine, die einem mitunter in den Weg<br />

gelegt werden, können Inspiration für<br />

etwas Neues sein.<br />

Bei jedem Stein muss ich mich auf seine<br />

Eigenheiten einstellen. Man befreundet<br />

sich, und während <strong>der</strong> Bearbeitung findet<br />

eine Verbindung statt. Manchmal<br />

bestimme ich die Form, manchmal ist<br />

es mehr <strong>der</strong> Stein. Nicht nur während<br />

<strong>der</strong> Schaffensphase ist <strong>der</strong> Stein mein<br />

Wegbegleiter. Auch später, wenn die<br />

Skulptur fertig ist, erinnert sie mich<br />

daran, was ich während meiner Arbeit<br />

an ihr empfunden habe, in welchem<br />

Gemütszustand ich war und warum ich<br />

gerade diese Form gewählt habe – sie<br />

beschreibt einen Teil meines Weges.<br />

Die abgebildete Skulptur ist eine meiner<br />

ersten Arbeiten. Ein Wesen das aus<br />

und am Stein wächst, durch den Stein<br />

gehalten wird, aber auch den Stein hält<br />

und kraftvoll bewegen kann.<br />

Petra Bollmann<br />

Qualitätsmanagement, Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> München


8<br />

Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

Am Ende des beruflichen Weges I:<br />

Alois Daschner geht in Altersteilzeit<br />

„Langsam ausblenden“<br />

45 Jahre war Alois Daschner (59) berufstätig, davon 35 Jahre<br />

bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Reichenbach. Seit 1987 hat er<br />

als Verwaltungsleiter unter an<strong>der</strong>em für einen stets ausgeglichenen<br />

Haushalt gesorgt und ausgesprochen diplomatisch die<br />

Pflegesatzverhandlungen geführt. Eine wirklich lange Zeit,<br />

die er in das tägliche Geschäft investiert hat. Die bleibt ihm<br />

jetzt, wenn demnächst die Freistellungsphase <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

beginnt. Was er alles vorhat, beantwortet er im Interview.<br />

Was haben Sie für die Zeit „nach Reichenbach“ geplant?<br />

Erst einmal bin ich froh, dass ich nicht mehr planen muss und<br />

verplant werde. Sicherlich werde ich nicht zum Aussteiger,<br />

<strong>der</strong> es „jetzt noch mal wissen will“. Die Familie, vor allem<br />

unser Enkel, das Haus, <strong>der</strong> Garten und mein Wald werden<br />

auch weiterhin für Abwechslung sorgen. Außerdem bin ich<br />

in vielen Vereinen und in zwei Chören aktiv sowie seit Januar<br />

als Kirchenpfleger mit neuen Aufgaben beschäftigt.<br />

Wird Ihnen nach so<br />

vielen Jahren die tägliche<br />

Arbeit nicht ein<br />

wenig fehlen?<br />

Nach 45 Arbeitsjahren,<br />

die zum großen<br />

Teil den Lebensalltag<br />

bestimmten, wird es<br />

ein fröhliches und ein<br />

weinendes Auge geben.<br />

Endlich aus den<br />

beruflichen Verpflichtungen<br />

entbunden zu<br />

sein, ist die fröhliche<br />

Seite, <strong>der</strong> Kontakt mit<br />

Kolleginnen und Kollegen,<br />

mit denen ich teils über Jahrzehnte gemeinsam Höhen<br />

und Tiefen erleben konnte, wird sicherlich <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Aspekt<br />

sein. Hier entstanden in 35 Jahren Barmherzige Brü<strong>der</strong> freundschaftliche<br />

Beziehungen, die, wie ich hoffe, auch weiterhin<br />

bestehen bleiben.<br />

Glauben Sie an das angebliche „Loch“, in das man fallen<br />

kann?<br />

Jede gravierende Än<strong>der</strong>ung im Leben eines Menschen führt zu<br />

<strong>der</strong> Fragestellung: Wie geht es weiter? Ich bin <strong>der</strong> festen Überzeugung,<br />

dass, falls es ein „Loch“ geben sollte, dies nur sehr<br />

klein sein wird. Das Ausscheiden aus dem Berufsleben habe<br />

ich seit Jahren geplant. Mit <strong>der</strong> Altersteilzeit, denke ich, gibt<br />

es ein sehr gutes Instrument, sich aus <strong>der</strong> Arbeitswelt langsam<br />

auszublenden. Vor allem mein Modell mit einer schrittweisen<br />

Reduzierung <strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeit erleichtert den<br />

Übergang.<br />

Interview: Michaela Matejka<br />

Am Ende des beruflichen Weges II:<br />

Elisabeth Obermeier genießt<br />

die Freistellungsphase <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

„Über Langeweile<br />

kann ich nicht klagen“<br />

Elisabeth Obermeier war seit 1. Mai 2000 im Personalbüro<br />

des Krankenhauses St. Barbara Schwandorf tätig. Seit einem<br />

Jahr ist die fünffache Großmutter in <strong>der</strong> Freistellungsphase<br />

<strong>der</strong> Altersteilzeit. Seitdem hat sie einige neue Aktivitäten begonnen<br />

und ist mit Leib und Seele für ihre Enkelkin<strong>der</strong> da.<br />

Frau Obermeier, auf was haben Sie sich in <strong>der</strong> Freistellungsphase<br />

beson<strong>der</strong>s gefreut?<br />

Spontan etwas zu entscheiden! Jetzt muss ich nicht mehr alles<br />

so genau planen. Ich bin ein Familienmensch und früher war es<br />

nicht immer leicht, Familie und Beruf in Einklang zu bringen.<br />

Vermissen Sie etwas?<br />

Ich war erleichtert, dass <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> Freistellungsphase für<br />

mich persönlich sehr gut gepasst hat. Ich habe mein fünftes Enkelkind<br />

bekommen, für das ich mir nun ausgiebig Zeit nehmen<br />

kann. Momentan vermisse ich nichts. Ich bin immer sehr gerne<br />

arbeiten gegangen, bin jetzt aber auch sehr gerne zu Hause.<br />

Früher sind sie morgens zur Arbeit gefahren. Wie sieht<br />

Ihr Tagesablauf heute aus?<br />

Nun, als frühere Mitarbeiterin im Personalbüro würde ich<br />

sagen, dass ich Halbtagsoma im Rahmen <strong>der</strong> Viertagewoche<br />

bin. Um 7.15 Uhr hole ich meine kleine Enkelin Leonie zu<br />

Hause ab und kümmere mich bis mittags um sie. Ab 12 Uhr<br />

habe ich dann frei.<br />

Ist Ihnen manchmal langweilig?<br />

Nein, gar nicht. Ich engagiere mich im Katholischen Frauenbund<br />

und bin in einer Walkinggruppe. Ich nehme regelmäßig<br />

an einer Frühstücksrunde teil und habe einmal im Monat ein<br />

großes Geschwistertreffen. Früher war das alles zeitlich gar<br />

nicht möglich. Heute kann ich auch meine Mutter ohne Stress<br />

im Pflegeheim besuchen. Über Langeweile kann ich nicht<br />

klagen.<br />

Interview: Caroline Kappes


Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

9<br />

Jeden Tag mit einem<br />

Lächeln beginnen…<br />

Erwachsenenbildungsprojekt <strong>der</strong> Fachschule für Heilerziehungspflege Straubing<br />

zur Persönlichen Zukunftsplanung<br />

Drei Fachschülerinnen und zwei Fachschüler<br />

des Mittelkurses <strong>der</strong> Fachschule<br />

für Heilerziehungspflege <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Straubing, Jana Schwarz,<br />

Simon Eichinger, Maria Meier, Raphaela<br />

Wenig und Fabian Lieb, setzten im<br />

März diesen Jahres das Erwachsenenbildungsprojekt<br />

„Ihre Zukunft – schon mal<br />

drüber nachgedacht?“ um. Die zentralen<br />

Fragen <strong>der</strong> zwei Nachmittage lauteten:<br />

Was kann ich? Was mag ich? Wovon<br />

träume ich? Was wünsche ich mir für<br />

meine Zukunft?<br />

Phantasiereisen<br />

und Lebensbäume<br />

Je<strong>der</strong> Fachschüler begleitete einen<br />

Teilnehmer aus drei verschiedenen<br />

Einrichtungen in Straubing und Regen.<br />

Die persönliche Assistenz kam gut an,<br />

wie einige Aussagen <strong>der</strong> Teilnehmer bestätigen:<br />

„Mir ist wirklich gut zugehört<br />

worden“, „so etwas möchte ich wie<strong>der</strong><br />

machen“, „noch nie habe ich so viel über<br />

mich nachgedacht“.<br />

Die Fachschüler wendeten vielfältige<br />

Methoden an, zum Beispiel wurde mit<br />

Fotos und dem Lied „Das alles und<br />

noch viel mehr…“ (Rio Reiser, König<br />

von Deutschland) eine Phantasiereise in<br />

die Zukunft angeleitet. Als Lebensmotto<br />

formulierte ein Teilnehmer: „Jeden Tag<br />

mit einem Lächeln beginnen“.<br />

Der Lebensbaum als Symbol diente als<br />

Grundlage für die persönliche Arbeit zur<br />

Zukunftsentwicklung:<br />

• Wurzeln – Was macht mich aus?<br />

• Baumstamm – Name – Wer bin ich<br />

– Identität?<br />

• Äste – Welche Wünsche bewegen<br />

mich?<br />

• Blätter – Wie setze ich meine Pläne<br />

konkret um?<br />

• Jedes Blatt steht für Kräfte, die dazu<br />

dienen, die Ziele zu erreichen, zum<br />

Beispiel mein persönlicher Helferkreis,<br />

zielför<strong>der</strong>liche Verhaltensweisen<br />

…<br />

Blühende Pflanzen –<br />

realisierte Wünsche<br />

Je<strong>der</strong> Teilnehmer erhielt eine persönliche<br />

Mappe zur Dokumentation des<br />

Planungsprozesses und gestaltete mit<br />

Fortsetzung auf Seite 10<br />

Die persönliche Zukunftsplanung<br />

ist eine Sammlung verschiedenster<br />

Methoden und Wege, um<br />

mit Menschen mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung<br />

über ihre persönliche<br />

Zukunft nachzudenken. Dabei geht<br />

es darum, eine Vorstellung von einer<br />

guten Zukunft zu entwickeln,<br />

Ziele zu setzen und diese mit an<strong>der</strong>en<br />

Menschen Schritt für Schritt<br />

umzusetzen. Persönliche Zukunftsplanung<br />

bietet ein gutes Handwerkszeug,<br />

um Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

Leben zu planen und Unterstützung<br />

bei diesen Verän<strong>der</strong>ungen zu organisieren.<br />

Mehr Information unter<br />

www.persoenliche-zukunftsplanung.de<br />

Teilnehmer und Fachschüler säen gemeinsam Blumensamen, die dann auch aufgehen<br />

(sie he Foto oben links).


10<br />

Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

Plakat, Karton, Farben etc. seinen eigenen<br />

großen Lebensbaum. Außerdem<br />

säten sie in einen Topf mit Erde Blumensamen<br />

ein – die blühenden Pflanzen<br />

stehen dabei für die Realisierung <strong>der</strong><br />

Wünsche. Zum zweiten Kurstag brachten<br />

die Teilnehmer ihre Pflanztöpfchen<br />

wie<strong>der</strong> mit, und alle konnten staunen,<br />

wie die Saat bereits aufgegangen war:<br />

grüne Pflänzchen sprossen aus <strong>der</strong> weichen<br />

Erde hervor – ein sinnlich-metaphorisches<br />

Bild für die Arbeit mit den<br />

eigenen Wünschen, die für ihre Verwirklichung<br />

Zuwendung, Aufmerksamkeit,<br />

Licht und Nahrung brauchen.<br />

Abschließend übergaben die Fachschüler<br />

an die Teilnehmer des Erwachsenenbildungsprojektes<br />

feierlich eine<br />

„Urkunde für beson<strong>der</strong>e Fähigkeiten<br />

im Bereich Träume, Wünsche und Zukunftsplanung“.<br />

Ihre Erfahrung mit dem Thema Persönliche<br />

Zukunftsplanung erlebten die<br />

Fachschüler positiv: „Die Zeit verging<br />

im Nu“, „es hat mir Spaß gemacht“, „es<br />

war überraschend, wie viele Ziele erreicht<br />

werden konnten“, lauteten einige<br />

Resümees.<br />

Gerlinde Brandl<br />

Lehrerin an <strong>der</strong> Fachschule für<br />

Heilerziehungspflege Straubing<br />

In dem Projekt <strong>der</strong> Straubinger Fachschule<br />

wurde lebhaft diskutiert.<br />

Erinnerungen an<br />

das eigene Leben<br />

wach halten<br />

Biografiearbeit ermöglicht den Zugang zu Demenzkranken<br />

Ein ohrenbetäubendes Quietschen im<br />

Kreisverkehr erleuchtete seinen Verstand<br />

für einen Moment, wie Flutlicht<br />

wirkten die Autoscheinwerfer. Er merkte,<br />

es geht nicht mehr. Seine sonst so<br />

klaren Gedanken glitten immer wie<strong>der</strong><br />

ins Diffuse. Er musste aufhören. Aufhören,<br />

Auto zu fahren. Sofort. ,,Da hast<br />

Du den Schlüssel. Ab jetzt fährst Du‘‘,<br />

sagte Anton zu seiner Frau. ,,Weißt Du,<br />

Dir fehlt es zwar im Gestell, aber mir<br />

fehlt es im Kopf.‘‘ Maria war noch ganz<br />

benommen vom Schock. So schnell<br />

ging alles. Erst fuhr Anton entgegen <strong>der</strong><br />

Fahrtrichtung in den Kreisel. Keine zwei<br />

Wimpernschläge später fuhr ein Auto<br />

auf sie zu. Der Fahrer bremste wie verrückt.<br />

Nichts passiert. Scheinbar nichts<br />

bis auf die Tatsache, dass Anton nicht<br />

mehr Auto fahren wollte. Aber es steckte<br />

mehr dahinter. Viel mehr, als Maria sich<br />

eingestehen wollte.<br />

Wer will schon wahrhaben, dass <strong>der</strong><br />

Partner Alzheimer hat.<br />

Heute, fünf Jahre später, weiß Anton<br />

nichts mehr von dem Vorfall. Seit zwei<br />

Jahren lebt er im Seniorenzentrum<br />

Wolfratshausen. Der helle, freundliche<br />

Bau beheimatet an Demenz erkrankte<br />

Menschen. Nur noch selten spricht<br />

Anton einzelne Wörter. Frau, Tochter<br />

und Sohn scheint er aber hin und wie<strong>der</strong><br />

noch zu erkennen. Ein Gedanke, an<br />

den sich Maria festklammert – jeden Tag<br />

aufs Neue, wenn sie sich mit frischem<br />

Obst und ein bisschen Schokolade auf<br />

den Weg macht. ,,Schatz, ich bin wie<strong>der</strong><br />

da‘‘, sagt Maria, wenn sie das Zimmer<br />

betritt. Sie beugt sich über Anton, nimmt<br />

sanft seinen Kopf zwischen die Hände<br />

und bedeckt sein Gesicht mit Küssen.<br />

Mittlerweile gehen die beiden 60 Jahre<br />

gemeinsam durchs Leben, 56 davon verheiratet.<br />

1952 schickten ihre Eltern die<br />

gebürtige Münchnerin zur allein lebenden<br />

Tante aufs Land. In <strong>der</strong>en Geschäft<br />

sollte sie helfen. Die jungen Burschen<br />

im Ort freuten sich, als die fesche Maria<br />

im Laden stand. Einer allerdings ganz<br />

beson<strong>der</strong>s: Anton. Sie gingen miteinan<strong>der</strong><br />

tanzen und tauschten sogar erste Bil<strong>der</strong>.<br />

Bil<strong>der</strong>, die auch heute noch neben<br />

vielen an<strong>der</strong>en in Antons Zimmer zu<br />

finden sind.<br />

Heimbewohner und ihre<br />

Geschichte kennenlernen<br />

Darauf legt das Personal im Seniorenzentrum<br />

großen Wert, ,,Biografiearbeit‘‘<br />

nennen sie das. Die Pfleger wollen nicht<br />

nur die Erinnerungen <strong>der</strong> Demenzkranken<br />

wachhalten, son<strong>der</strong>n auch verstehen,<br />

in welche Lebensabschnitte sie sich<br />

innerlich immer wie<strong>der</strong> zurückziehen.<br />

Sie versuchen, die Heimbewohner und<br />

ihre Geschichte kennenzulernen. Einfach<br />

ist das nicht. Zum einen weil die<br />

Alten hier meist erst einziehen, wenn<br />

viele ihrer Erinnerungen schon verschüttet<br />

sind; sie können sich nicht mehr<br />

einfach hinsetzen und aus ihrem Leben<br />

erzählen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en braucht das Personal die<br />

Hilfe <strong>der</strong> Familie. ,,Die Zusammenarbeit<br />

mit den Angehörigen funktioniert nicht<br />

immer‘‘, sagt Heimleiter Dieter Käufer.<br />

,,Sie sehen keinen Sinn darin, uns Bil<strong>der</strong><br />

zur Verfügung zu stellen o<strong>der</strong> die<br />

Geschichte <strong>der</strong> Familie zu erzählen.‘‘<br />

Denn manche dächten, dass <strong>der</strong> Patient<br />

sowieso nichts mehr mitbekomme. ,,So<br />

sehen wir das nicht‘‘, sagt Käufer. ,,Wir<br />

gehen hier grundsätzlich davon aus: Der<br />

Demenzkranke bekommt alles mit. Der<br />

hört, fühlt, riecht und sieht alles.‘‘ Auch<br />

aus Wertschätzung den Bewohnern gegenüber<br />

betreibe man Biografiearbeit.


Thema: <strong>Lebenswege</strong><br />

11<br />

Der Zugang zu Demenkranken gelingt häufig nur über Erinnerungen, wie zum Beispiel Fotos aus längst vergangenen Tagen.<br />

Der einzige funktionierende Zugang zu<br />

einem demenzkranken Menschen läuft<br />

über die Vergangenheit, über schöne und<br />

weniger schöne Erlebnisse. Zu letzteren<br />

gehören meist Scheidungen, <strong>der</strong><br />

Tod eines lieben Menschen, aber auch<br />

Kriegserlebnisse wie Gefangenschaft<br />

o<strong>der</strong> Vergewaltigung. Spült es solche<br />

Erinnerungen an die Oberfläche, macht<br />

das den Kranken traurig, manchmal aggressiv.<br />

Wissen die Pflegenden nichts<br />

davon, können sie über das Verhalten<br />

und die Gründe dafür nur mutmaßen.<br />

Deshalb suchen sie von Anfang an mit<br />

den Demenzkranken und <strong>der</strong>en Angehörigen<br />

nach positiven Erinnerungen<br />

und legen Biografiealben mit Fotos<br />

und Geschichten an. Nur so funktioniere<br />

ganzheitliche und liebevolle Pflege,<br />

sagt Käufer. ,,Eine Pflege, die schnellstmöglich<br />

von schlechten Erinnerungen<br />

ablenkt, aber auch auf die jeweiligen<br />

sozialen, emotionalen und geistigen<br />

Bedürfnisse eingeht.‘‘<br />

Für solche Erinnerungen hängen bei<br />

Anton Bil<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Wand. Auch liegt<br />

in seinem Zimmer ein Fotoalbum seiner<br />

letzten gemeinsamen Reise mit Tochter<br />

und Enkelin zum Mont Blanc. ,,Der Papa<br />

wollte einmal den höchsten Berg Europas<br />

sehen‘‘, erzählt Anna, die Tochter,<br />

und blättert im Album. Die 51-Jährige<br />

lächelt, bei manchen Bil<strong>der</strong>n lacht sie<br />

sogar. Ihr Vater liebte die Berge genauso<br />

wie sie. ,,Weißt Du noch, Papa, wie wir<br />

gelacht haben, als die Bierkugel-Wurst<br />

uns aus den Händen glitt und von <strong>der</strong><br />

Hohen Munde wie ein Gummiball nach<br />

unten hüpfte?‘‘ Anton reagiert nicht.<br />

Aber Anna ist sicher, er hört sie.<br />

Aussetzer beim Schafkopf<br />

Auch wenn sie die Diagnose seit fünf<br />

Jahren kennt, das Schicksal ihres Vaters<br />

– und auch ihrer Mutter – geht ihr unter<br />

die Haut. Dass etwas nicht stimmt,<br />

merkte sie bei einem Besuch im Wirtshaus.<br />

Die Kin<strong>der</strong> spielten – wie so oft<br />

– mit dem Opa Schafkopf. ,,Mein Vater<br />

war ein exzellenter Schafkopfer. Der<br />

hat sich alles gemerkt. Wusste immer<br />

genau, warum jetzt wer was ausspielt<br />

und wie viele Augen <strong>der</strong>jenige auf <strong>der</strong><br />

Hand hat. Unglaublich.‘‘ Bei besagtem<br />

Spiel allerdings stach ihr Vater das Gras<br />

mit Herz und spielte danach Gras. ,,Opa,<br />

Opa, das geht nicht, du kannst nicht das<br />

Gras wegstechen und dann Gras ausspielen‘‘,<br />

monierten die Kin<strong>der</strong>. Anton<br />

stutzte: ,,Wieso? Wieso? Ja, warum?‘‘<br />

Die Kin<strong>der</strong> entgegneten: ,,Ja, Opa, du<br />

musst doch zugeben.‘‘ Anton antwortete:<br />

,,Muss man nicht zugeben, muss<br />

man nicht zugeben.‘‘ Anna verunsicherte<br />

das damals etwas. Kurz darauf erzählte<br />

ihre Mutter, was daheim wirklich los<br />

war. Ein Schock für die Familie. Der<br />

nächste Schock kam, als die Diagnose<br />

auf dem Tisch lag.<br />

Den Namen <strong>der</strong> Krankheit zu nennen,<br />

vermeidet Anna auch heute. Sie zu akzeptieren,<br />

scheint schwierig für sie zu<br />

sein. Als die Familie Anton ins Heim geben<br />

musste, weil sie es einfach nicht alleine<br />

schafften, ihn zu pflegen, nahm sie<br />

innerlich Abschied. ,,Es gibt Momente,<br />

da muss man sich eingestehen, dass man<br />

am Ende ist. Als Papa ins Heim übersiedeln<br />

musste, war es bei uns soweit.‘‘<br />

Während <strong>der</strong> ersten Besuche sagte Anton<br />

immer wie<strong>der</strong>: ,,Hoam, hoam.‘‘ Hier<br />

konnte die Biografiearbeit helfen: Weil<br />

die Pfleger wussten, dass Anton früher<br />

gern im Wald Holz machte, ließen sie<br />

den Sohn einen Haufen Scheite vorbeibringen.<br />

Und immer wenn Anton traurig<br />

war und nach Hause wollte, schichteten<br />

sie es draußen im Garten gemeinsam mit<br />

ihm auf. Das beruhigte ihn.<br />

,,Du kommst dir vor wie ein Verräter‘‘,<br />

erzählt Anna fast flüsternd. ,,Jetzt lass‘<br />

ich meinen Papa da drin. Er ist höchst<br />

verzweifelt und ich geh‘ einfach weg.‘‘<br />

Sieht sie ihren Vater heute, sagt sie sich:<br />

,,Es ist bei ihm jetzt wie bei einem Baby.<br />

Dem würde es hier auch gut gehen. Er<br />

bekommt Essen, Pflege, Streicheleinheiten<br />

und sicher spürt er auch unsere<br />

Liebe.‘‘ Der Gedanke schenkt Anna etwas<br />

Frieden. Und ihre Mutter Maria ist<br />

sich gewiss: ,,Der Anton und ich heiraten<br />

im nächsten Leben wie<strong>der</strong>.‘‘<br />

Antje Jörg


12<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Wer früh aufsteht und ein<br />

dichtes Programm absol-<br />

viert, hat sich ein kleines<br />

Päuschen redlich verdient.<br />

Sonne, Gags und<br />

viele Anregungen<br />

1000 begeisterte Teilnehmer beim Schülertag<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Algasing<br />

Im Rahmen ihres Festjahres „150<br />

Jahre <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Algasing“<br />

richtete die dortige Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />

des <strong>Orden</strong>s am<br />

8. Mai einen großen Schülertag für alle<br />

Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende<br />

des <strong>Orden</strong>s in <strong>Bayern</strong> und<br />

Österreich aus. An die 1000 Teilnehmer<br />

kamen mit Bussen und PKWs in<br />

die Einrichtung im Landkreis Erding.<br />

Gemäß dem Motto des Tages „Do schaug<br />

her!“ wurden die angehenden Heilerziehungspfleger,<br />

Altenpfleger, Krankenpfleger,<br />

Erzieher und gewerblichen<br />

Auszubildenden sowie <strong>der</strong>en Lehrkräfte<br />

mit „boarischer Musi“ <strong>der</strong> Gruppe „Ledawix“<br />

und einem herzhaften Frühstück<br />

im Wirtshauszelt empfangen. Es sei <strong>der</strong><br />

Algasinger Hausgemeinschaft eine „Ehre,<br />

Sie heute durch den Schülertag …<br />

führen zu dürfen“, sagte Geschäftsführer<br />

Günter Ducke zur Begrüßung. Nach<br />

anfänglichem leichten Regen hatte bald<br />

auch <strong>der</strong> Himmel ein Einsehen und so<br />

nahm ein in je<strong>der</strong> Hinsicht heiterer Tag<br />

seinen Lauf.<br />

Auch und gerade in <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />

geht es mit Spaß und Humor leichter<br />

– das war die Botschaft des Tages.<br />

Die Musikclowns „Gogol & Mäx“ begeisterten<br />

die Gäste im Algasinger Festsaal<br />

mit einer atemberaubenden Kombination<br />

aus musikalischem Können und<br />

akrobatischen Kunststücken. Wenn Mäx<br />

(Max-Albert Müller) mit einem Geigenbogen<br />

auf einem Metallophon spielt<br />

– „Stradivari Metallica“ – o<strong>der</strong> Gogol<br />

(Christoph Schelb) mit rosa Röckchen<br />

auf einer wackeligen Metallschiene balanciert,<br />

biegen sich die Zuschauer vor<br />

Lachen.<br />

Ein klein wenig näher am Berufsalltag<br />

agierte im Zirkuszelt <strong>der</strong> Clown und<br />

Therapeut „Pello“ aus <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Die zusammengefaltete Zeitung steht<br />

bei ihm für einen Menschen, einen Patienten,<br />

einen Bewohner … Den könnten<br />

die Fachkräfte aufrichten, „zur Entfaltung<br />

bringen“, bis er schließlich wie<strong>der</strong><br />

einigermaßen selber stehen kann. Wenn<br />

auch die Falten bleiben, denn, so Pello,<br />

„das Leben hat Spuren hinterlassen.“<br />

Ganz wortwörtlich for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Clown<br />

seine Zuhörer auf, sich selbst auf die<br />

Schultern zu klopfen, denn auf Lob<br />

o<strong>der</strong> Wertschätzung von an<strong>der</strong>en warten<br />

wir oft vergebens. Es gehe darum,<br />

einen „gesunden Egoismus“ in Balance<br />

zu bringen mit dem Dasein für an<strong>der</strong>e,<br />

for<strong>der</strong>te Pello.<br />

Gestärkt von Schweinebraten o<strong>der</strong><br />

veganen Spaghetti begaben sich die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />

Schülertags am Nachmittag in rund 50<br />

Workshops „zum Ausspanna“, „zum<br />

Mitmacha“, „zum Fitwerdn“, „zum<br />

Selbermacha“ und „zum Zuhörn“. Die<br />

Bandbreite reichte von Ayurveda bis<br />

Zumba, von Kirchen-Snoezelen und<br />

Klöppeln bis hin zu einer Kettensägenaktion<br />

mit dem Erdinger Künstler Harry<br />

S. Beson<strong>der</strong>s groß war <strong>der</strong> Andrang<br />

beim Workshop Gebärdensprache, es<br />

mussten drei Gruppen gebildet werden.<br />

Ein trotz hoher Temperaturen gut besuchter<br />

Wortgottesdienst im Zirkuszelt<br />

rundete den Erlebnistag ab. Er war von<br />

<strong>der</strong> Fachschule für Heilerziehungspflege<br />

in Reichenbach und dem dortigen<br />

Pastoralreferenten Uli Doblinger vorbereitet<br />

worden. Die verschiedenen<br />

Ausbildungseinrichtungen trugen zu<br />

Aussagen des seligen Frater Eustachius<br />

Kugler kreative Präsentationen – Texte,<br />

Bil<strong>der</strong>, Transparente – bei und erhielten<br />

dafür Applaus von den Gottesdienstbesuchern.<br />

Nach dem Segen des Hausgeistlichen<br />

Pater Augustine Annikkattu


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

13<br />

Mit Blasmusik wurden die Gäste zum<br />

Frühstück im Wirtshauszelt empfangen.<br />

Foto ganz oben:<br />

Die Musikakrobaten Gogol und Mäx<br />

Mittlere Spalte: Workshop Volkstanz und<br />

Workshop Filzen<br />

Rechte Spalte (von oben): Clown Pello bezieht<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit<br />

ein; Workshop Ayurveda; Workshop Darstellendes<br />

Spiel;Workshop Glaskunst.<br />

Foto unten: Für den Wortgottesdienst hatten<br />

die einzelnen Schulen Präsentationen<br />

vorbereitet.<br />

Ein Link zu einer umfangreichen Bil<strong>der</strong>galerie<br />

findet sich auf www.barmherzigealgasing.de<br />

(rechte Spalte).<br />

Fortsetzung von Seite 12<br />

und einem abschließenden „Halluleja“<br />

ging bestimmt manchem auf dem Heimweg<br />

<strong>der</strong> Gedanke durch den Kopf: „Ja,<br />

do schaug her: Nicht schlecht, was die<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ihren Auszubildenenden<br />

bieten, um die Verbundenheit<br />

untereinan<strong>der</strong> und zum <strong>Orden</strong> zu stärken“.<br />

js/sg<br />

Auf <strong>der</strong> folgenden Seite 14 finden<br />

Sie Statements von Schülerinnen und<br />

Schülern zum Schülertag, die Kerstin<br />

Laumer zusammengestellt hat.


14<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Statements von Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Schülertag<br />

„Mir geht’s gut, alles war<br />

sehr super vorbereitet. Die<br />

verschiedenen Workshops<br />

waren sehr beeindruckend<br />

und das Vormittagsprogramm<br />

hat mich begeistert,<br />

sehr schön.“<br />

Frater John Suresh (rechts),<br />

29, von <strong>der</strong> Fachschule für<br />

Heilerziehungspflege Reichenbach<br />

„Es gab gutes Essen und alles war gut organisiert. Wir hatten<br />

Glück mit dem Wetter und es war für jeden etwas dabei.“<br />

Marie Viala, 18, und Theresa Stockinger, 18,<br />

von <strong>der</strong> Krankenpflegeschule Regensburg<br />

„Es war gemütlich, gutes Essen, einfach kommod.“<br />

Christoph Lampert, 21, von <strong>der</strong> Krankenpflegeschule Wien<br />

(ohne Foto)<br />

„Super schön, Shiatsu war<br />

sehr entspannend – ein perfekter<br />

Tag.“<br />

Marlen Michael, 22,<br />

von <strong>der</strong> Fachschule für Heilerziehungspflege<br />

Straubing<br />

„Alles war ziemlich cool, vor<br />

allem die Musik-Akrobaten.<br />

Ich finde den Tag sehr gelungen<br />

und nicht zu stressig.“<br />

Andreas Huber, 22, von <strong>der</strong><br />

Fachschule für Heilerziehungspflege<br />

Reichenbach<br />

„Das Programm war sehr abwechslungsreich und alles war<br />

gut organisiert – ein großes Lob an den Veranstalter. Perfektes<br />

Wetter für einen schönen Tag.“<br />

Sabine Gassner (rechts), 31, und Alexandra Heppner, 21,<br />

von <strong>der</strong> OTA Regensburg<br />

Wir gratulieren<br />

zum 65. Geburtstag am 13. Juni<br />

Frater Robert Wimmer, Regensburg<br />

„Uns geht es wun<strong>der</strong>bar, es war anstrengend aber sehr schön.<br />

Am Morgen die beiden Programmpunkte waren sehr lustig und<br />

alles war wun<strong>der</strong>bar. Der Workshop Schmieden war super.“<br />

Jana Mittermeier (rechts), 21, und Jessica Grillenberger, 21,<br />

von <strong>der</strong> Fachschule für Heilerziehungspflege Gremsdorf<br />

zum 80. Geburtstag am 26. Juni<br />

Frater Timotheus Rohrmoser, Algasing<br />

zum 75. Geburtstag am 30. Juni<br />

Frau Gudrun Kaupper, Ehrenmitglied, Höchstadt


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

15<br />

„Vergelt’s Gott für Euren Dienst!“<br />

Goldene Profess von Pater Johannes von Avila Neuner und Frater Malchus Schmid<br />

Im Altenheim St. Augustin in Neuburg<br />

an <strong>der</strong> Donau begingen am 1. Mai Pater<br />

Johannes von Avila Neuner, Prior und<br />

Seelsorger am Münchner Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong>, und Frater<br />

Malchus Schmid, <strong>der</strong> im Neuburger<br />

Altenheim des <strong>Orden</strong>s lebt, ihr 50-jähriges<br />

Professjubiläum. Am gleichen Tag<br />

erinnerte sich Frater Eduard Bauer an<br />

seine Erste Profess vor genau 40 Jahren.<br />

Beim Festgottesdienst brachte <strong>der</strong> Kirchenchor<br />

von St. Peter in Neuburg unter<br />

<strong>der</strong> Leitung von Josef Götzenberger die<br />

Johannes von Gott gewidmete „Kleine<br />

Orgelsolomesse“ von Joseph Haydn zur<br />

Aufführung. In seiner Predigt bezog sich<br />

<strong>der</strong> Hausgeistliche Pater Alfred Blöth<br />

OSFS auf die Lesung aus dem ersten<br />

Buch Samuel: Der junge Samuel hört<br />

den Ruf des Herrn, den er aber nicht zu<br />

deuten weiß, und geht zum alten Eli, um<br />

ihn um Rat zu fragen. Der Prediger vermutet,<br />

dass es auch heute „vielleicht gar<br />

nicht so wenige“ Samuels gibt: „junge<br />

Menschen, die mit Gott rechnen, junge<br />

Leute, die eigentlich mehr wollen<br />

als Geld verdienen, ein schnelles Auto<br />

fah ren, eine Karriere machen“.<br />

Die Frage sei jedoch, ob genügend<br />

„Elis“ den Suchenden zur Seite stehen,<br />

also Menschen, die wie eine Lampe, ein<br />

Lichtzeichen, auf Gott hinzeigen und die<br />

Die beiden Jubilare, Pater Johannes<br />

(links) und Frater Malchus, beim Anschneiden<br />

<strong>der</strong> Festtagstorten<br />

(Fotos: Volker Möller)<br />

Am Altar erneuerten Frater Malchus Schmid (zweiter von links) und Pater Johannes von<br />

Avila Neuner (im Messkleid) ihre <strong>Orden</strong>sgelübde vor Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

(rechts), ganz links im Bild: Frater Donatus Wiedenmann, Prior und Gesamtleiter<br />

des Altenheims St. Augustin <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Neuburg an <strong>der</strong> Donau<br />

jungen Leute bestärken: „Jawohl, du bist<br />

von Gott gerufen“. Gott brauche Eltern,<br />

die ihre Kin<strong>der</strong> gläubig begleiten, und er<br />

brauche Menschen wie die Jubilare, die<br />

Zeichen gegeben haben: „ihr Leben, ihre<br />

Arbeit, ihr Gebet, ihre selbstlose Liebe,<br />

ihre Treue“. Zwar gebühre vor allem<br />

Gott Dank, <strong>der</strong> den beiden <strong>Orden</strong>smännern<br />

jeden Tag ihres Lebens versichert<br />

habe: „Ich bin mit dir“. Es sei aber auch<br />

ein Verdienst <strong>der</strong> Jubilare, treu geblieben<br />

zu sein.<br />

Nach <strong>der</strong> Predigt erneuerten Pater Johannes<br />

und Frater Malchus ihre <strong>Orden</strong>sgelübde<br />

vor Provinzial Frater Emerich<br />

Steigerwald – vor 50 Jahren hatten sie<br />

erstmals Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam<br />

und Hospitalität gelobt.<br />

Beim anschließenden Festessen dankte<br />

<strong>der</strong> Provinzial den beiden Jubilaren „für<br />

die Treue zu Eurer Berufung im Hospitalorden“<br />

und für „allen begeisterten<br />

Dienst und Einsatz“. Er erinnerte sie an<br />

ihre Ausbildungszeit mit dem damaligen<br />

Novizenmeister Pater Kamillus<br />

Halbleib, <strong>der</strong> sie „mit seiner sympathischen<br />

Originalität, seinem Ernst und<br />

auch seiner damals üblichen Strenge“ in<br />

das <strong>Orden</strong>sleben eingeführt habe. Der<br />

<strong>Orden</strong>sobere rief auch Mitnovizen <strong>der</strong><br />

Jubilare ins Gedächtnis, unter ihnen den<br />

im letzten Jahr verstorbenen Frater Ambrosius<br />

Werkmeister.<br />

Der Provinzial würdigte Pater Johannes<br />

mit den Worten, er habe als in Krankenpflege<br />

und Behin<strong>der</strong>tenarbeit Ausgebildeter<br />

wie auch später als Theologe „vielseitig<br />

und anerkannt sehr erfolgreich<br />

gewirkt“. Frater Malchus habe seinen<br />

Dienst an den Heimbewohnern in <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ten- und Altenhilfe „eifrig, ruhig<br />

und zugewandt verrichtet“. Für den<br />

weiteren Lebensweg wünschte Frater<br />

Emerich den beiden Jubilaren, „dass Ihr<br />

dankbar und froh, glücklich und erfüllt<br />

… den mitfühlenden und barmherzigen<br />

Christus des Evangeliums bezeugt, wie<br />

es <strong>der</strong> heilige Johannes von Gott und <strong>der</strong><br />

selige Eustachius Kugler uns vorgelebt<br />

haben.“<br />

js


16<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Frater Robert Wimmer (vorne)<br />

freut sich mit seinen Star-Gästen<br />

und den Gastgebern über<br />

eine gelungene Gala: (von<br />

links) Florian und Belsy, Géraldine<br />

Olivier, <strong>der</strong> Algasinger<br />

Geschäftsführer Günter Ducke,<br />

Angela Wiedl (ganz rechts) sowie<br />

(hinten) „Ledawix“.<br />

Stars singen für<br />

den guten Zweck<br />

Erlös <strong>der</strong> umjubelten Volkmusikgala in Algasing kommt<br />

<strong>der</strong> Einrichtung zugute<br />

„So etwas hat Algasing in 150 Jahren<br />

nicht erlebt“, schwärmte Frater Robert<br />

Wimmer, <strong>der</strong> zum 150-jährigen Jubiläum<br />

für die Behin<strong>der</strong>teneinrichtung am<br />

11. Mai eine Volksmusik-Gala eingefädelt<br />

hatte. Ein volles Festzelt, gut gelaunte<br />

Stars und ein glückliches Publikum<br />

zauberten ein seliges Lächeln auf<br />

sein Gesicht. Über vier Stunden ging das<br />

Festival <strong>der</strong> Volkslie<strong>der</strong>, Schlager und<br />

Hits <strong>der</strong> prominenten Künstler, die auf<br />

ihre Gage verzichteten.<br />

„Die Schäfer“ machten den Auftakt.<br />

Markenzeichen <strong>der</strong> vierköpfigen Band<br />

sind Lie<strong>der</strong> von großer Naturverbundenheit.<br />

Sehr emotional war auch <strong>der</strong><br />

Auftritt von Géraldine Olivier, dem<br />

Schlagerstar aus <strong>der</strong> Schweiz. Sie erzählte<br />

dem Publikum von einer Lebenskrise,<br />

aus <strong>der</strong> Frater Robert ihr<br />

herausgeholfen habe. Die freche und<br />

leichte Art <strong>der</strong> Sängerin, die sich auch<br />

mitten unters Publikum mischte, ließ<br />

schnell den Funken überspringen. Bei<br />

alten Volksweisen und Schlagern à la<br />

„Das knallrote Gummiboot“ sangen alle<br />

aus vollem Halse mit. Die traditionelle<br />

Seite bayerischer Heimatklänge präsentierte<br />

die Formation „Ledawix“. Die<br />

spielfreudigen Burschen begeisterten<br />

das Publikum mit zünftiger Blasmusik.<br />

Belsy und Florian, das junge „Traumpaar<br />

<strong>der</strong> Volksmusik“, glänzten durch<br />

ihre junge und unbeschwerte Ausstrahlung.<br />

Den Höhepunkt des Abends bot<br />

Angela Wiedl, die durch die Reinheit<br />

ihrer wun<strong>der</strong>schönen Altstimme glänzte.<br />

Erst traditionell, dann überraschend<br />

fetzig, sogar rockig, jodelte sich Angela<br />

Wiedl in die Herzen <strong>der</strong> Zuhörer.<br />

Viele Fans waren zum Teil von weit<br />

her ihren Idolen nachgereist. Auch die<br />

Algasinger Bewohner hatten <strong>der</strong> Begegnung<br />

mit den aus Funk und Fernsehen<br />

bekannten Künstlern entgegengefiebert<br />

und freuten sich riesig, Autogramme <strong>der</strong><br />

Stars zu ergattern. Die Künstler bewiesen<br />

mit ihrem unentgeltlichen Auftritt<br />

echtes soziales Engagement: Der Erlös<br />

kommt den Bewohnern <strong>der</strong> Algasinger<br />

Behin<strong>der</strong>teneinrichtung zugute.<br />

Susanne Grundner<br />

Foto links: Begeistertes Publikum, darunter (von vorne) Frater Englmar Obermaier, Provinzsekretär Frater Eduard Bauer und Geschäftsführer<br />

Günter Ducke. Foto Mitte: Angela Wiedl bei ihrem Auftritt. Foto rechts: Géraldine Olivier gibt geduldig Autogramme.


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

17<br />

Mit geballter Kraft<br />

den Krebs besiegt<br />

Auch Gebete halfen Katharina Meier beim Kampf gegen den Hirntumor<br />

– Gedenktag Eustachius Kugler am 10. Juni<br />

Ein Frühlingstag in München. Vor dem<br />

Cafe wartet die junge Frau in luftiger<br />

Sommerkleidung auf das Interview,<br />

checkt noch schnell ihre SMS. Im Lokal<br />

bestellt sie Latte Macchiato und<br />

beantwortet in Oberpfälzer Dialekt die<br />

Fragen, zwischendurch auch eingehende<br />

SMS.<br />

Katharina Meier (24) ist es gewohnt,<br />

dass es um sie herum geschäftig zugeht.<br />

Die Eltern hatten mit ihrem Unternehmen<br />

mit Sitz in Reichenbach immer<br />

viel um die Ohren. In <strong>der</strong> Familie<br />

mit den fünf Kin<strong>der</strong>n rührt sich auch<br />

Einiges, Katharina und ihre (eineiige)<br />

Zwillingsschwester sind die ältesten,<br />

<strong>der</strong> jüngste Bru<strong>der</strong> ist zwölf. Nach dem<br />

Hauptschulabschluss absolvierte Katharina<br />

im Regensburger Kolpinghaus eine<br />

Ausbildung als Restaurant-Fachfrau und<br />

arbeitet heute in Landshut in einem kleinen<br />

Gasthaus.<br />

Diagnose Gehirntumor<br />

Vor ziemlich genau 16 Jahren macht<br />

die damalige Grundschülerin eine einschneidende<br />

Erfahrung: Nach einem<br />

Volksfestbesuch leidet sie unter starkem<br />

Schwindel, es folgen vier schwierige<br />

Monate. „Ich konnte kein Essen mehr<br />

bei mir behalten, hatte immer stärkere<br />

Kopfschmerzen, wir sind von einem Arzt<br />

zum an<strong>der</strong>en.“ Schließlich die Diagnose<br />

im Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Regensburg: ein nahe am Rückenmark<br />

sitzen<strong>der</strong> Gehirntumor „dritten Grades“<br />

(von vier), schwer zu operieren. „Eine<br />

Woche später hätten wir nicht mehr helfen<br />

können“, sagt eine Ärztin.<br />

Professor Peter Gruß, <strong>der</strong> damalige<br />

Chefarzt <strong>der</strong> Neurochirurgie, operiert.<br />

Die Eltern bangen – und beten. Der<br />

Vater, Gerhard Reisinger, vertraut sich<br />

in <strong>der</strong> Krankenhauskapelle Eustachius<br />

Kugler an und macht ein Versprechen:<br />

Katharina Meier in München<br />

„Wenn Katharina wie<strong>der</strong> gesund wird,<br />

baue ich eine Kapelle zu Ehren von Eustachius<br />

Kugler.“ Unerwartet schnell,<br />

nach elf Tagen, kann Katharina das<br />

Krankenhaus bereits verlassen. Freilich<br />

dauert es ein wenig, bis sie wie<strong>der</strong><br />

in den Alltag zurückfindet. Im August<br />

1997 war die OP, im Oktober beginnt die<br />

Strahlentherapie und ab 29. Dezember<br />

muss sie zehn Monate lang alle sechs<br />

Wochen zur Chemotherapie. Aber <strong>der</strong><br />

Krebs ist und bleibt weg.<br />

Vater baut zum Dank eine<br />

Eustachius-Kugler-Kapelle<br />

1998 baut <strong>der</strong> Vater die versprochene<br />

Kapelle. In dem Film von Max Kronawitter<br />

über Eustachius Kugler erzählt<br />

er leidenschaftlich von seiner Begeisterung<br />

für den <strong>Orden</strong>smann und von<br />

seiner Dankbarkeit für die Genesung<br />

<strong>der</strong> Tochter. Er ist die treibende Kraft<br />

<strong>der</strong> Eustachius-Kugler-Verehrung in <strong>der</strong><br />

Familie. „Er hat jemanden gebraucht, an<br />

den er sich wenden kann, damit er mit<br />

meiner Krankheit besser klarkommt“,<br />

sagt Katharina, „auch als Ausgleich zur<br />

Arbeit setzt er sich in die Kapelle und<br />

‚unterhält’ sich mit Eustachius Kugler.“<br />

Das Elternhaus von Vater Gerhard<br />

Reisinger stand in Reichenbach neben<br />

<strong>der</strong> Schmiede, in <strong>der</strong> Joseph Kugler<br />

nach seiner Rückkehr aus München bei<br />

seinem Schwager gearbeitet hat; über<br />

diese Tätigkeit hat Joseph schließlich<br />

zu den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n gefunden<br />

und wurde zu Frater Eustachius.<br />

Für Reisinger und Tochter Katharina<br />

war es ein ganz beson<strong>der</strong>er Moment, am<br />

4. Oktober 2009 im Regensburger Dom<br />

die Seligsprechung von Eustachius Kugler<br />

miterleben zu dürfen.<br />

An fast jedem 10. des Monats kommt<br />

Katharina aus <strong>der</strong> Nähe von Landshut,<br />

wo sie mit ihrem Mann lebt, zum Rosenkranzgebet<br />

in die heimische Kapelle. Sie<br />

Fortsetzung auf Seite 18


18<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Fortsetzung von Seite 17<br />

schreibt ihre Genesung aber nicht nur<br />

Eustachius Kugler und den Gebeten des<br />

Vaters zu, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Kunst, ihren Schutzengeln und dem<br />

Glück. „Das war geballte Kraft für mich<br />

alleine“, sagt sie heute.<br />

Katharinas Verhältnis zur Kirche ist<br />

vor allem durch persönliche Begegnungen<br />

geprägt. Früher hat sie bei den<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n in Reichenbach<br />

ministriert und sie freut sich, wenn sie,<br />

beispielsweise beim Christkindlmarkt<br />

im Kloster, bekannte Heimbewohner<br />

trifft. Während ihrer Ausbildung im<br />

Kolpinghaus hat sie Domvikar Harald<br />

Scharf kennengelernt, bis vor kurzem<br />

Präses des Kolpingwerkes in <strong>der</strong> Diözese<br />

Regensburg. Mit ihm verbindet<br />

sie ein vertrauensvolles Verhältnis, er<br />

hat sie auch vor vier Jahren getraut und<br />

hält fast jedes Jahr an ihrem Namenstag<br />

einen Gottesdienst in <strong>der</strong> Eustachius-<br />

Kugler-Kapelle <strong>der</strong> Reisingers.<br />

Spätfolgen <strong>der</strong> Erkrankung<br />

Lei<strong>der</strong> gibt es bei Katharina Meier auch<br />

Spätfolgen <strong>der</strong> Tumorerkrankung: Weil<br />

<strong>der</strong> Eingriff sowie Strahlentherapie und<br />

Chemotherapie in <strong>der</strong> Wachstumsphase<br />

erfolgten, ist Katharina nun „einen Kopf<br />

kleiner“ als ihre Zwillingsschwester und<br />

sie kann voraussichtlich keine Kin<strong>der</strong><br />

bekommen. Gemeinsam mit ihrem Vater<br />

unterstützt sie krebskranke und behin<strong>der</strong>te<br />

Kin<strong>der</strong> über die Stiftung KreBeKi.<br />

Eine weniger gravierende Folge betrifft<br />

ihre Haare: Sie wachsen nicht so dicht,<br />

wie sich das die junge Frau wünscht.<br />

Deshalb kommt sie nun alle drei Wochen<br />

zu einem Spezial-Friseur nach<br />

München, <strong>der</strong> sich auf Haar-Verdichtung<br />

spezialisiert hat.<br />

Für die Zukunft hat Katharina feste Pläne:<br />

„Seit einem Jahr lerne ich Italienisch<br />

und im September gehe ich vier Wochen<br />

zu einer Sprachschule in Florenz. In ungefähr<br />

acht Jahren möchte ich dann in<br />

Süditalien wohnen.“ Auch wenn es ihren<br />

Mann, <strong>der</strong> als Elektriker gerne eine eigene<br />

Firma gründen möchte, nicht so sehr<br />

nach Italien zieht. Bestimmt schmeckt<br />

auch <strong>der</strong> Latte Macchiato in Apulien<br />

noch besser als in München.<br />

js<br />

Sommerfest auf Schloß Malseneck am 30. Juni<br />

Die Einrichtung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Schloß Malseneck bei Kraiburg am Inn<br />

lädt für den 30. Juni zum traditionellen<br />

Sommerfest. Um 11.30 Uhr geht’s los.<br />

Außer Steckerlfisch und Würstl, Fleisch<br />

und Cevapcici, Salaten und Getränken,<br />

Kaffee und Kuchen haben die Malsenecker<br />

ein attraktives Programm zusammengestellt.<br />

Die Kraiburger Narrengilde schließt ihre<br />

Faschingssaison mit einem Showtanz<br />

beim Malsenecker Sommerfest ab, die<br />

integrative Theatergruppe „Moment<br />

mal, bitte!“ tritt ebenso auf (www.<br />

theater-moment-mal-bitte.de) wie die<br />

„Lucky Line Dancer“ aus Waldkraiburg.<br />

Auch für die Kleinen ist einige geboten:<br />

Hüpfburg, Reiten und Schminken.<br />

Interessierte Besucherinnen und Besucher<br />

können sich durch die Einrichtung<br />

führen lassen.<br />

js<br />

Sommerfest 2012<br />

in Malseneck


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

19<br />

Die Familie des heiligen Johannes von Gott<br />

im Dienst <strong>der</strong> Hospitalität<br />

Fortbildung für Direktoriumsmitglie<strong>der</strong> am 2. und 3. Mai 2013 zu den Ergebnissen<br />

des 68. Generalkapitels vom Herbst 2012 in Fatima<br />

Genau 50 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Direktorien<br />

aller Einrichtungen <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

haben sich Anfang Mai in Kostenz<br />

getroffen. Zum Kontakte-Knüpfen und<br />

-Vertiefen, zum Austausch untereinan<strong>der</strong><br />

und mit <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sleitung. Die Inhalte<br />

<strong>der</strong> Fortbildung in diesem Jahr haben<br />

sich naheliegen<strong>der</strong> Weise vor allem<br />

mit den Ergebnissen des Generalkapitels<br />

2012 beschäftigt.<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

sprach in seiner Begrüßung den Begriff<br />

<strong>der</strong> „Familie“ an, <strong>der</strong> im Sinn <strong>der</strong> „Familie<br />

des heiligen Johannes von Gott“<br />

ein zunehmendes Zusammenwachsen<br />

von <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n, Mitarbeitern<br />

und Ehrenamtlichen bedeutet. Je<strong>der</strong><br />

an seinem Platz, alle mit einer gemeinsamen<br />

Aufgabe. Frater Eberhard Michl<br />

ermöglichte den Direktoriumsmitglie<strong>der</strong>n<br />

dann einen „Blick hinter die Kulissen“<br />

des Generalkapitels, bei dem 120<br />

Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter aus aller Welt<br />

für drei Wochen in Fatima zusammengearbeitet<br />

haben.<br />

Das Ergebnis dieser Beratungen über die<br />

Zukunft und Weiterentwicklung des <strong>Orden</strong>s<br />

stellten Frater Seraphim Schorer<br />

und Dr. Andreas Kestler vor, die gemeinsam<br />

mit dem Provinzial und Frater<br />

Eberhard am Kapitel teilgenommen hatten.<br />

Die insgesamt 34 Aktionsvorgaben<br />

für die nächsten sechs Jahre beziehen<br />

sich vor allem auf den <strong>Orden</strong>sauftrag<br />

und das <strong>Orden</strong>sleben. Dabei wird auf<br />

wesentliche Dokumente des <strong>Orden</strong>s<br />

verwiesen (siehe Abbildung).<br />

Am zweiten Fortbildungstag kam dann<br />

das „Praktikum“. Die Direktoriumsmitglie<strong>der</strong><br />

überlegten in fünf Arbeitsgruppen,<br />

wie auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Aktionsvorgaben<br />

und <strong>Orden</strong>sdokumente<br />

die Einführung neuer Mitarbeiter in den<br />

Einrichtungen verbessert werden kann.<br />

Was ist uns hierbei wichtig? Welche<br />

Botschaft soll vermittelt werden? Mit<br />

Beim Generalkapitel in Granada wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch bei<br />

geistlichen Ereignissen einbezogen, wie hier Dr. Andreas Kestler (rechts) am 25. Oktober<br />

bei einem Gottesdienst mit Pater Alberto Mendes aus <strong>der</strong> Portugiesischen <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />

welchen Methoden (Filme, Meditation,<br />

Diskussion usw.) kann dies am besten<br />

gelingen?<br />

Das Ergebnis war eine reichhaltige Ideensammlung,<br />

die in einer Arbeitsgruppe<br />

weiter bearbeitet und zu einem Vorschlag<br />

für ein einheitlicheres Vorgehen<br />

führen wird. Denn in einem Punkt waren<br />

sich alle einig: Unsere neuen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sollen sich so<br />

schnell wie möglich bei uns wohl und<br />

aufgenommen fühlen und einen persönlichen<br />

Bezug zu <strong>der</strong> bald 500-jährigen<br />

Tradition <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> bekommen.<br />

Dr. Andreas Kestler<br />

Abbildung: Wichtige <strong>Orden</strong>sdokumente beeinflussten die Aktionsvorgaben des Kapitels.


20<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

„Da legst di nieda“<br />

Weltneuheit „Horizontal Shower“ im Kneippianum<br />

Im April 2013 erweiterte das Kneippianum<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Bad<br />

Wörishofen seinen KneippSPA um die<br />

„Horizontal Shower“, eine Weltneuheit<br />

<strong>der</strong> Firma Dornbracht. Das Liegen auf<br />

einer beheizten, anatomisch geformten<br />

Liegefläche entspannt die Muskulatur,<br />

wie es im Stehen nicht möglich ist. So<br />

können die sechs „Water Bars“, die in<br />

ein großflächiges Duschfeld darüber<br />

eingelassen sind, ihrer Bestimmung<br />

nachkommen.<br />

Der Gast entscheidet sich für eine <strong>der</strong><br />

vorprogrammierten Wasser-Choreografien,<br />

welche <strong>der</strong> Therapeut per „e-<br />

Tool“ auswählt. Sie werden von einem<br />

hochtechnischen System gesteuert und<br />

variieren in Intensität, Temperatur,<br />

Strahlart und Wassermenge. Die Temperaturwechsel<br />

bewegen sich zwischen angenehmen<br />

33 und 38 Grad Celsius. Das<br />

Programm Balance soll ausgleichend<br />

wirken, die Energie-Choreografie belebt<br />

und das Programm Relax entspannt.<br />

Die Horizontal Shower kann in Rücken-<br />

o<strong>der</strong> Bauchlage genossen werden. Das<br />

Gesicht wird dabei ausgespart, damit <strong>der</strong><br />

Atem fließen kann.<br />

„Wenn das Wasser auf den Körper<br />

prasselt, erlebt man Wassertherapie in<br />

einer ganz beson<strong>der</strong>en Weise. Dieses<br />

im wahrsten Sinne des Wortes berauschende<br />

Erlebnis bringt Kneipp in eine<br />

neue Dimension“, ist sich Gesamtleiterin<br />

Christiane-Maria Rapp sicher.<br />

Im KneippSPA sind neben <strong>der</strong> „Horizontal<br />

Shower PUR“ unter an<strong>der</strong>em<br />

folgende Anwendungen im Angebot:<br />

Das „Kneipp’sche HAMAM“ beinhaltet<br />

eine Ganzkörper-Seifenschaummassage<br />

(Foto) mit einem Sisalhandschuh<br />

mit anschließen<strong>der</strong> Horizontal<br />

Shower. Die „Entschlackungspackung<br />

Birke-Wachol<strong>der</strong>“ entgiftet, för<strong>der</strong>t die<br />

Durchblutung und vitalisiert; auch ihr<br />

schließt sich eine Horizontal Shower an.<br />

Weitere Infos unter<br />

Telefon 08247/351-0.<br />

Workshops im Kneippianum mit<br />

Susi Erdmann und Altabt Odilo Lechner<br />

„Aktiv ins Frühjahr“ hieß ein Workshop<br />

im Kneippianum <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in Bad Wörishofen. Susi<br />

Erdmann (auf dem Foto dritte von<br />

links), die mehrfache Weltmeisterin<br />

und Olympia-Medaillengewinnerin im<br />

Rennrodeln und Zweierbob aktivierte<br />

in vier Tagen die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer mit Smovey-Training (siehe<br />

Foto), Golfen, Nordic Walking, Bauch-<br />

Rücken-Fitness.<br />

Altabt Odilo Lechner von <strong>der</strong> Benediktinerabtei<br />

St. Bonifaz in München<br />

begab sich mit Gästen auf „spirituelle<br />

Spurensuche. Vier Tage lang ging es um<br />

das Thema „Fastenzeit – gesammelter<br />

Blick auf das Ziel“.


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

21<br />

Kneipp-Tradition zum Wohl<br />

von Kin<strong>der</strong>n und Eltern<br />

120 Jahre Kin<strong>der</strong>asyl und 10 Jahre Familien&KindHaus <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Bad Wörishofen<br />

Am 17. Mai 1893 eröffnete Pfarrer<br />

Sebastian Kneipp in Wörishofen das<br />

Kin<strong>der</strong>asyl und überschrieb es am<br />

25. November 1893 – neben dem Kurhaus<br />

Sebastianeum – den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n. Am 26. Januar 1901 kam das<br />

Kin<strong>der</strong>asyl auf dem Schenkungsweg in<br />

die Hand <strong>der</strong> Mallersdorfer Schwestern.<br />

Nachdem es 2002 wie<strong>der</strong>um an die<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> übergeben wurde,<br />

musste das Kin<strong>der</strong>asyl geschlossen<br />

werden. 2003 wurde es mit einem neuen<br />

Konzept wie<strong>der</strong>eröffnet.<br />

Heute verfügt das Haus über 30 Plätze<br />

für Mutter-Kind-Maßnahmen nach dem<br />

Sozialgesetzbuch. Finanziert werden diese<br />

über die Krankenkassen, Spenden<br />

und Mittel <strong>der</strong> Kneipp´schen Stiftungen.<br />

Die vergangenen zehn Jahre waren von<br />

schwanken<strong>der</strong> Auslastung gekennzeichnet.<br />

In den letzten beiden Jahren freuten<br />

sich die Verantwortlichen über Vollbelegung<br />

und hoffen, die gesundheitspolitischen<br />

Weichen werden auch zukünftig<br />

für bedürftige Mütter und Väter und <strong>der</strong>en<br />

Kin<strong>der</strong> gestellt. Seit 2003 wurden<br />

bereits über 1.000 Mütter/Väter und<br />

über 2.000 Kin<strong>der</strong> betreut. Der älteste<br />

Jugendliche, <strong>der</strong> bisher aufgenommen<br />

wurde, war 16 Jahre alt, das jüngste<br />

Kind acht Wochen. Neben circa 50 Vater-Kind-Maßnahmen<br />

gab es auch acht<br />

Oma-Kind-Kuren und eine Uroma-Kur.<br />

Als kleinstes <strong>der</strong> 78 vom Deutschen Müttergenesungswerk<br />

anerkannten Mutter-<br />

Kind-Kliniken zeichnete die Techniker<br />

Krankenkasse das Familien&KindHaus<br />

in diesem Jahr als zweitbestes Haus hinsichtlich<br />

fachlicher und menschlicher<br />

Betreuung aus. Das ist ein großes Kompliment<br />

für das Arzt-, Therapeuten-und<br />

Erzieherinnenteam, die Mallersdorfer<br />

Schwester Myriam Weiß und den Leiter,<br />

Diplompädagoge Thomas Hilzensauer.<br />

Im Herbst 2013 ist ein Jubiläumsfest<br />

Auch bei Kin<strong>der</strong>n kann ein Kneipp-Guss<br />

heilsame Wirkungen entfalten.<br />

geplant, zu dem Daniela Schadt, die<br />

Schirmherrin des Muttergenesungswerks,<br />

nach Bad Wörishofen eingeladen<br />

ist.<br />

Christiane-Maria Rapp<br />

Gesamtleiterin <strong>der</strong> Kneipp’schen<br />

Stiftungen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Behutsame<br />

Beziehungsarbeit hilft<br />

Fachtagung „Trauma und geistige Behin<strong>der</strong>ung“ in Algasing<br />

Bei den Praktikern <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

wird schon seit einigen Jahren<br />

über das Thema gesprochen. Und so<br />

meldeten sich für den Fachtag zum<br />

Thema „Trauma und geistige Behin<strong>der</strong>ung“<br />

bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />

Algasing 150 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aus zahlreichen Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe an.<br />

Die Tagung am 19. April im Rahmen<br />

des Algasinger Festjahres wurde fe<strong>der</strong>führend<br />

von Hans Rupp (Fachdienst)<br />

vorbereitet.<br />

Menschen mit einer Intelligenzmin<strong>der</strong>ung<br />

sind, so berichtet <strong>der</strong> Psychiater<br />

Professor Dr. Klaus Hennicke aus Berlin,<br />

häufiger als an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Gefahr von<br />

Misshandlung und Missbrauch ausgesetzt.<br />

Das liegt unter an<strong>der</strong>em an einer<br />

herabgesetzten Hemmung seitens <strong>der</strong><br />

Täter, die ihre Opfer geringschätzen<br />

o<strong>der</strong> meinen, diese „wüssten gar nicht,<br />

was ihnen passiert“. Zusätzlich besteht<br />

für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

ein höheres Risiko <strong>der</strong> Traumatisierung,<br />

zum Beispiel, wenn sie nur einen „niedrigen<br />

sozio-emotionalen Entwicklungsstand“<br />

erreicht haben.<br />

Was bedeutet Traumatisierung?<br />

Bei Stress reagieren Körper und Seele<br />

entwe<strong>der</strong> mit Kampf o<strong>der</strong> mit Flucht –<br />

bei einem Trauma dagegen werden Körper<br />

und Seele „übermäßig aktiviert“, ohne<br />

dass <strong>der</strong> Betroffene die bedrohliche<br />

Situation durch Kampf o<strong>der</strong> Flucht bewältigen<br />

kann – es tritt eine „Erstarrung“<br />

Fortsetzung auf Seite 22


22<br />

Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Fortsetzung von Seite 21<br />

ein. Das Ereignis bleibt unverarbeitet,<br />

Seele und Körper sind nicht mehr ausreichend<br />

in <strong>der</strong> Lage, auf die innere seelische<br />

und körperliche Situation Einfluss<br />

zu nehmen. Man spricht hier von einer<br />

„posttraumatischen Belastungsstörung“.<br />

Woran ist eine Traumafolgestörung<br />

zu erkennen?<br />

Professor Hennicke wagt die These, sogenanntes<br />

herausfor<strong>der</strong>ndes Verhalten<br />

sei in bis zu 50 Prozent <strong>der</strong> Fälle Folge<br />

einer Traumatisierung. Übererregung<br />

ist ebenso typisch für eine Traumafolgestörung<br />

wie Untererregung und Dissoziation,<br />

erläutert die zweite Referentin<br />

des Tages, die Psychologin Bettina<br />

Saathoff von <strong>der</strong> Evangelischen Stiftung<br />

Alsterdorf in Hamburg. Dissoziation<br />

bedeutet die Trennung von Wahrnehmungs-<br />

und Gedächtnisinhalten – so<br />

kann die Erinnerung an das traumatische<br />

Ereignis zum Beispiel stark wechseln.<br />

In bestimmten Situationen kann es zu<br />

sogenannten „Flashbacks“, ungewollt<br />

sich aufdrängenden Erinnerungen an<br />

das traumatische Erlebnis, kommen.<br />

Bei Menschen mit Intelligenzmin<strong>der</strong>ung<br />

ist oft ein „roboterhaftes Verhalten“ zu<br />

beobachten.<br />

Verkompliziert wird die Situation dadurch,<br />

dass einige scheinbar „behin<strong>der</strong>ungstypische“<br />

Verhaltensweisen auch<br />

Ausdruck einer posttraumatischen Belastungsreaktion<br />

sein können. Gleichzeitig<br />

ist aber auch klar, dass nicht jede<br />

schwere Belastung zwangsläufig tiefgreifende<br />

seelische Folgen haben muss.<br />

Wie soll man mit traumatisierten<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

umgehen?<br />

Bettina Saathoff for<strong>der</strong>t, die Betroffenen<br />

nicht sich selbst zu überlassen. Gerade<br />

wenn es um „Beziehungstraumata“ gehe,<br />

also um Vernachlässigung, Gewalt<br />

o<strong>der</strong> sexuelle Übergriffe im engen familiären<br />

Umfeld, helfe dagegen „nur<br />

Beziehung“. Wenn Betroffene wie<strong>der</strong><br />

mal „ausrasten“, finden sie Zuflucht<br />

an einem „sicheren Ort“ – oft sei es<br />

das Bett o<strong>der</strong> auch die Toilette. Hilfreich<br />

sind auch Sicherheit spendende<br />

Aktivitäten und Rituale, beispielsweise<br />

<strong>der</strong> Trost durch das Kuscheltier. Für<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

manchmal zu abstrakt ist die sogenannte<br />

Tresorübung: Betroffene packen in eine<br />

Kiste o<strong>der</strong> malen auf ein Bild, „was weg<br />

soll“, anschließend erinnern sie sich an<br />

angenehme Erlebnisse. Vorübergehend<br />

haben laut Professor Hennicke auch<br />

Psychopharmaka durchaus ihren Platz<br />

in <strong>der</strong> Therapie.<br />

Wie können traumatische Erlebnisse<br />

bearbeitet werden?<br />

Wenn das traumatische Ereignis noch<br />

nicht so lange zurückliegt, kann ein<br />

vorsichtiges Ansprechen hilfreich sein.<br />

Bei länger zurückliegenden Erlebnissen,<br />

warnt Bettina Saathoff, ist häufig<br />

Vorsicht geboten, denn es könnte zu<br />

einer „gefühlsmäßigen Überflutung“<br />

kommen.<br />

Die dritte Referentin, Sozialarbeiterin<br />

Tanja Kessler vom Zentrum für Traumapädagogik<br />

in Hanau, appelliert an die<br />

versammelten Fachkräfte, traumatisierten<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

„Selbstbemächtigung“ zu ermöglichen<br />

und ihnen mit Respekt zu begegnen nach<br />

dem Motto: „Ihr habt viel überstanden<br />

und geleistet.“ Scheinbar „merkwürdige<br />

Verhaltensweisen“ hätten ihren Grund<br />

nicht selten in einer Traumatisierung.<br />

Auch Kessler betont die enorme Bedeutung<br />

von positiven sozialen Bindungen<br />

für Menschen mit Traumafolgestörungen.<br />

Kessler stellt das Konzept des sogenannten<br />

dreigliedrigen Gehirns vor:<br />

Chefetage = Großhirn = Rationalität, 1.<br />

Stock = Limbisches System = Emotionen,<br />

Erdgeschoss = „Reptiliengehirn“<br />

= körperliche Empfindungen. Mit Hilfe<br />

dieses Konzepts können auch Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung Vorgänge in<br />

Worte fassen, denen sie sich sonst einfach<br />

nur ausgeliefert fühlen: „Das war<br />

nicht ich, das war mein Reptiliengehirn.“<br />

Einig waren sich die drei Referenten<br />

in dem Wunsch, dass Mitarbeiter, die<br />

mit traumatisierten Bewohnern o<strong>der</strong><br />

Klienten arbeiten, selbst die nötige<br />

Unterstützung und Supervision bekommen.<br />

Darüber hinaus for<strong>der</strong>te Professor<br />

Hennicke den Ausbau spezieller<br />

psychiatrischer Behandlungsangebote<br />

für Menschen mit Intelligenzmin<strong>der</strong>ung;<br />

<strong>Bayern</strong>, so sein Eindruck, sei hier<br />

schon auf einem ganz guten Weg. Die<br />

Psychiatrie müsse dahin kommen, mit<br />

<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe „in Augenhöhe“<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

js<br />

Wohlverdiente Kaffeepause: die Referenten Professor Klaus Hennicke, Tanja Kessler und<br />

Bettina Saathoff sowie Organisator Hans Rupp (von rechts)<br />

Hinweis: Die Präsentationen <strong>der</strong> Referenten<br />

stehen auf <strong>der</strong> Website <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Algasing zum Download<br />

zur Verfügung:www.barmherzigealgasing.de/4590.html


Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

23<br />

„Ein Mensch ist erst<br />

vergessen, wenn sein Name<br />

vergessen ist“<br />

Zwei Stolpersteine in <strong>der</strong> Äußeren Passauer Straße<br />

erinnern an Opfer des NS-Regimes aus <strong>der</strong> Straubinger<br />

Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />

Der Künstler Gunter Denning möchte<br />

mit <strong>der</strong> Verlegung sogenannter Stolpersteine<br />

an die Opfer des Nationalsozialismus<br />

erinnern. Diese Stolpersteine sind<br />

kleine Gedenktafeln, die in den Gehweg<br />

vor dem letzten (selbst gewählten)<br />

Wohnort <strong>der</strong> Menschen eingelassen<br />

sind. „Ein Mensch ist erst vergessen,<br />

wenn sein Name vergessen ist“, meint<br />

<strong>der</strong> Künstler.<br />

Am 24. April 2013 verlegte Gunter Denning<br />

in Straubing sieben Stolpersteine<br />

bei <strong>der</strong> Synagoge in <strong>der</strong> Wittelsbacher<br />

Straße. Im Gehweg in <strong>der</strong> Äußeren<br />

Passauer Straße sind seit diesem Tag<br />

ebenfalls zwei Stolpersteine zu sehen,<br />

die an das Schicksal von Matthias Miehling<br />

und Ludwig Egner erinnern. Beide<br />

Männer haben in <strong>der</strong> Straubinger Einrichtung<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> gelebt.<br />

Oberbürgermeister Markus Pannermayr<br />

sagte in seiner Rede, Stolpersteine<br />

brächten die Menschen aus dem Tritt<br />

und eröffneten die Möglichkeit, etwas<br />

bewusst wahrzunehmen, was sonst nicht<br />

bewusst werde. Die Patenschaft für die<br />

Stolpersteine in <strong>der</strong> Äußeren Passauer<br />

Straße haben die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

übernommen. Anna Rieg-Pelz, Bereichsleiterin<br />

Arbeit, erinnerte gemeinsam<br />

mit Luigi Cauzzi an das Schicksal<br />

<strong>der</strong> beiden Männer, die stellvertretend<br />

für viele weitere Bewohner stehen, die<br />

<strong>der</strong> nationalsozialistischen Euthanasie<br />

zum Opfer fielen.<br />

Euthanasie<br />

Für Adolf Hitler und die Nationalsozialisten<br />

waren Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

„lebensunwert“. „Min<strong>der</strong>wertige<br />

Elemente“ mussten „ausgemerzt“ werden.<br />

Die sogenannte Aktion T 4, benannt<br />

nach <strong>der</strong> Tiergartenstraße 4 in Berlin,<br />

brachte vielen Menschen den Tod. Von<br />

hier aus wurde die Ermordung körperlich<br />

und geistig behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

gesteuert. Die Aktion sorgte in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

und bei einzelnen Kirchenvertretern<br />

zunehmend für Kritik. Am 14.<br />

August 1941 ordnete Hitler das Ende<br />

<strong>der</strong> Tötungen in den sechs Tötungsanstalten<br />

an.<br />

Mit <strong>der</strong> „Dezentralen Euthanasie“ fanden<br />

aber weiterhin viele Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung in Heil- und Pflegeanstalten<br />

den Tod. Es herrschten so<br />

schlimme Lebensbedingungen, dass<br />

die Menschen starben. Mit dem Hungerkost-Erlass<br />

wurde angeordnet, dass<br />

es nur fettlose Kost gab. Die Menschen<br />

verhungerten.<br />

Ludwig Egner und<br />

Matthias Miehling<br />

Ludwig Egner, Jahrgang 1903, lebte<br />

vom 14. Dezember 1936 bis zum<br />

1. April 1941 in <strong>der</strong> Straubinger Einrichtung.<br />

Er wurde am 1. April 1941 in<br />

die Heil- und Pflegeanstalt nach Regensburg<br />

gebracht. Bereits am 2. Mai wurde<br />

Ludwig Egner in <strong>der</strong> Tötungsanstalt<br />

Schloss Hartheim bei Linz mit vielen an<strong>der</strong>en<br />

behin<strong>der</strong>ten Frauen und Männern<br />

in den Gaskammern umgebracht. Aus<br />

Die neuen Stolpersteine bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n Straubing<br />

<strong>der</strong> Hartheimer Statistik geht hervor,<br />

dass allein dort über 18.000 Menschen<br />

ermordet wurden.<br />

Matthias Miehling lebte vom 5. Oktober<br />

1918 bis zum 23. April 1941 in Straubing<br />

und wurde dann in die Heil- und<br />

Pflegeanstalt nach Erlangen gebracht,<br />

wo er am 24. Mai 1943 im Alter von 66<br />

Jahren verhungerte. Er wog damals nur<br />

noch 30 Kilogramm.<br />

Die Stolpersteine erinnern nicht nur an<br />

Matthias Miehling und Ludwig Egner,<br />

son<strong>der</strong>n sollen „Mahnung dafür sein,<br />

dass wir uns für das Recht auf Leben<br />

aller Menschen einsetzen“, sagte Anna<br />

Rieg-Pelz. Neben den Stolpersteinen<br />

war ein Regenbogen aus Blumen gelegt.<br />

Als Zeichen für die Tränen, als Zeichen<br />

<strong>der</strong> Buntheit <strong>der</strong> Menschen und als Zeichen<br />

<strong>der</strong> Verbindung zu Gott.<br />

Barbara Eisvogel<br />

Anna Rieg-Pelz (mit Mikro) erinnerte<br />

an die Opfer <strong>der</strong> NS-Euthanasie.


24<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

Den Kleinsten<br />

und Schwächsten<br />

im Notfall helfen<br />

In Regensburg entsteht mit dem „Online-Kin<strong>der</strong>notarzt“ ein innovatives Pilotprojekt,<br />

das Medizin mit Technik verbindet und vor allem ein Ziel hat:<br />

Die Verbesserung <strong>der</strong> Notfallversorgung für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in ganz<br />

Ostbayern.<br />

Ein Notfall im Kindes- und Jugendalter<br />

ist etwas völlig an<strong>der</strong>es als bei einem<br />

Erwachsenen. „Das Hauptrisiko bei<br />

Kin<strong>der</strong>-Notfällen ist oft <strong>der</strong> Eingriff<br />

des Notarztes, <strong>der</strong> zu viel macht, weil er<br />

Routinen ablaufen lässt, die für Erwachsene<br />

gelten, bei Kin<strong>der</strong>n aber oftmals<br />

gar nicht notwendig o<strong>der</strong> sogar schädlich<br />

sind“, erklärt Professor Dr. Michael<br />

Melter, Chefarzt <strong>der</strong> Klinik für Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendmedizin <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> und Direktor <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-Uni-<br />

Klinik Ostbayern (KUNO). Erfahrung<br />

und Expertenwissen im Bereich <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin sind in einer<br />

akuten Situation beson<strong>der</strong>s wichtig.<br />

Höchstleistungsmedizin<br />

in die Fläche bringen<br />

Online-Austausch via App<br />

Konkret soll eine App für einen Tablet-<br />

PC entwickelt werden, die einerseits aktuelle<br />

allgemeine Informationen für die<br />

Notfallhelfer bereithält, wie zum Beispiel,<br />

woran man abschätzen kann, wie<br />

viel ein Kind wiegt. Denn darauf basiert<br />

unter an<strong>der</strong>em die Dosierung von Medikamenten.<br />

Zum an<strong>der</strong>en soll die App<br />

über den schnellen Online-Austausch<br />

von Informationen und Bildmaterial<br />

eine genaue Einschätzung <strong>der</strong> Lage aus<br />

<strong>der</strong> Ferne ermöglichen. Ziel ist <strong>der</strong> telemedizinische<br />

Kontakt auf Knopfdruck<br />

zwischen anwesendem Rettungsmediziner<br />

und den Notfall- und Intensivspezialisten<br />

<strong>der</strong> KUNO-Kliniken St. Hedwig<br />

und Universitätsklinikum. Dort stehen<br />

die Experten für die klinische Versorgung<br />

24 Stunden am Tag und 365 Tage<br />

im Jahr zur Verfügung.<br />

Benifiz-Aktionen<br />

Was bisher zur Realisierung von Professor<br />

Melters Idee noch fehlte, war<br />

die Finanzierung. Den entscheidenden<br />

„Kick“ gab die BMW Charity, das jährliche<br />

Wohltätigkeitsprojekt des BMW-<br />

Werks Regensburg und seiner Kooperationspartner.<br />

Ein Telefonspendentag<br />

am 26. April zugunsten von OKINOBY<br />

erbrachte 60.242 Euro – den höchsten<br />

Betrag in <strong>der</strong> 13-jährigen Geschichte <strong>der</strong><br />

Spendenaktion. „Dass die Menschen in<br />

<strong>der</strong> Region, auch ohne unmittelbar betroffen<br />

zu sein, an dieser Sache so stark<br />

teilnehmen und spenden, sagt sehr viel<br />

über sie und über die Wichtigkeit dieses<br />

Projekts aus“, freut sich Professor Melter.<br />

Am 25. Juni findet außerdem noch ein<br />

Benefizkonzert im Theater Regensburg<br />

statt, dessen Erlös ebenfalls an<br />

OKINOBY geht. Mit den Spenden sollen<br />

die erfor<strong>der</strong>lichen IT-Anwendungen<br />

und technischen Geräte finanziert werden.<br />

Voraussichtlich in einem Jahr werden<br />

dann die ersten stabileren Systeme<br />

einsatzfähig sein und <strong>der</strong> „Online-Kin<strong>der</strong>notarzt“<br />

in einer Testphase erprobt.<br />

Franziska Zilch<br />

Da es nicht möglich ist, erfahrene Intensiv-<br />

und Notfallkin<strong>der</strong>ärzte flächendeckend<br />

in ganz Ostbayern vor Ort zu<br />

bringen, entstand die Idee, die Experten<br />

aus Regensburg auf virtuellem Weg<br />

an den Notfall-Ort zu holen und so die<br />

anwesenden medizinischen Versorgungskräfte<br />

mit Fachwissen zu unterstützen.<br />

„Das Privileg <strong>der</strong> universitären<br />

Versorgung haben nur diejenigen, die<br />

nach Regensburg kommen“, beschreibt<br />

Professor Melter die aktuelle Situation.<br />

Mit dem Pilotprojekt „Kin<strong>der</strong>-Online-<br />

Notarzt in Ostbayern“, kurz OKINO-<br />

BY, soll sich das nun än<strong>der</strong>n. Als Gemeinschafts-Projekt<br />

von KUNO, dem<br />

Rettungszentrum Regensburg e. V. und<br />

<strong>der</strong> Hochschule Regensburg soll ein<br />

innovatives Kommunikationsverfahren<br />

entstehen, das sich an Spezialisten,<br />

also Sanitäter und vor allem Notärzte im<br />

Einsatz, richtet.<br />

Charity-Aktion für OKINOBY mit (von links) Professor Michael Nerlich (Rettungszentrum<br />

Regensburg), Andreas Wendt (Leiter des BMW-Werks Regensburg), Dr. Hans Brockard<br />

(KUNO-Stiftung) und Professor Michael Melter (Chefarzt <strong>der</strong> KUNO-Klinik für Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendmedizin St. Hedwig)


Krankenhaus und Gesundheit<br />

25<br />

Immer und<br />

je<strong>der</strong>zeit möglich<br />

Mit Nordic Walking den ganzen Körper trainieren<br />

Im roten Anorak o<strong>der</strong> T-Shirt, mit ihren<br />

beiden Stöcken, die Arme dabei eher gestreckt<br />

mit leicht angewinkelten Ellenbogen,<br />

im flotten Schritt. So kennt man<br />

Karin Hochmuth, 38, nicht nur beim<br />

DJK in Reichenbach. Vor etwa zehn Jahren<br />

hat sie das Nordic-Walking für sich<br />

entdeckt und 2006 die Kursleitungslizenz<br />

beim BLSV, dem Bayerischen<br />

Landes-Sportverband, erworben.<br />

Serie Sport<br />

„Beim Nordic Walking wird die Haltung<br />

und <strong>der</strong> ganze Körper trainiert – und das<br />

gelenkschonend“, bringt sie ihre Begeisterung<br />

auf den Punkt. Ein ganz entscheiden<strong>der</strong><br />

Vorteil dazu: Die Intensität kann<br />

man dabei immer selber bestimmen. Das<br />

Tempo zum Beispiel, denn „nicht jeden<br />

Tag ist man gleich gut in Form“. Und:<br />

Es kostet nichts und man kann es immer<br />

und zu je<strong>der</strong> Zeit machen.<br />

„Bei den Stöcken sollte man allerdings<br />

gleich von Anfang investieren“, rät sie.<br />

Der Carbonanteil ist dabei wichtig, <strong>der</strong><br />

macht sie nicht nur leicht, son<strong>der</strong>n ist für<br />

das Nachfe<strong>der</strong>n beim Aufsetzen auf dem<br />

Boden wichtig. Gutes und bequemes<br />

Schuhwerk sowie Outdoorkleidung<br />

gehören natürlich auch dazu, aber das<br />

war’s dann auch schon.<br />

Zwei bis drei Mal die Woche ist sie ab<br />

dem Frühjahr unterwegs und legt mit<br />

Vereinsmitglie<strong>der</strong>n, Freunden o<strong>der</strong><br />

ihrem Mann zwischen fünf und zehn<br />

Kilometer zurück. Ob dabei auch das<br />

„Nordic-Talking“ gepflegt wird? „Das<br />

gehört wirklich dazu“, lacht sie, „weil<br />

es die Motivation steigert und das Streckengfühl<br />

positiv verän<strong>der</strong>t.“<br />

Dass es wirklich eine Sportart für jeden<br />

ist, beweist sie seit über fünf Jahren in<br />

<strong>der</strong> Einrichtung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />

Reichenbach. Zweimal im Jahr<br />

bietet sie Kurse für Bewohnerinnen und<br />

Bewohner an. „Sie profitieren von <strong>der</strong><br />

Bewegung und haben viel Spaß dabei“,<br />

erklärt sie. Im Frühling und im Sommer<br />

trifft sich die Gruppe einmal pro Woche,<br />

macht Dehnübungen, übt die Technik<br />

und walkt dann los.<br />

Man merkt, dass ihr Herz für „Nordic“<br />

schlägt, was sie dann auch schmunzelnd<br />

bestätigt: „Für‘s Joggen und Radeln<br />

konnte ich mich noch nie wirklich begeistern.“<br />

Michaela Matejka<br />

Nordic Walking eignet sich in vielen Fällen für Menschen mit Adipositas<br />

o<strong>der</strong> Personen, die an Knie-, Hüft- o<strong>der</strong> Rückenschmerzen leiden. Da ein<br />

Großteil <strong>der</strong> Belastung auf die Stöcke übertragen wird, gilt diese Sportart als<br />

beson<strong>der</strong>s gelenkschonend. Wichtig ist die korrekte Technik, nur so können<br />

die Gelenke an den unteren Extremitäten gut entlastet werden. Neben den<br />

Beinen wird beim Nordic Walking <strong>der</strong> gesamte Körper trainiert. Durch die<br />

Arm-Stock-Bewegung werden zusätzlich Muskeln aktiviert und <strong>der</strong> Energieverbrauch<br />

des Sportlers erhöht sich. Jedoch hat Nordic Walking nicht<br />

nur auf den Bewegungsapparat positive Auswirkungen. Auch die Kondition<br />

wird gesteigert und das Herz-Kreislauf-System gestärkt.<br />

Karin Hochmuth in Aktion<br />

Dr. Horst Schnei<strong>der</strong>, Chefarzt für Unfallchirurgie, Orthopädie<br />

und Sportmedizin am Krankenhaus St. Barbara Schwandorf


26<br />

Rätsel<br />

Rätsel: Pflanze gesucht<br />

Bitte schicken Sie eine Postkarte o<strong>der</strong><br />

eine E-Mail mit dem Lösungswort des<br />

unten stehenden Kreuzworträtsels und<br />

Ihrer Adresse an<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Postfach 20 03 62<br />

80003 München<br />

bzw. an redakteur@barmherzige.de<br />

Zu gewinnen gibt es eine nette Überraschung<br />

im Wert von bis zu 25 Euro, die<br />

einen Bezug zu <strong>der</strong> gesuchten Pflanze<br />

hat. Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 17. Juni<br />

2013.<br />

Die Lösung aus dem letzten Heft:<br />

Gewonnen hat<br />

Renate Pfahler, Höchstadt<br />

Wir gratulieren!<br />

Eine Beschreibung <strong>der</strong> Taubnessel finden<br />

Sie auf Seite 27!<br />

Zweite Chance: Bei <strong>der</strong> Jahresziehung<br />

wird unter allen richtigen Einsendungen<br />

des Jahrgangs 2013 ein Wochenende für<br />

zwei Personen im Kneippianum, Bad<br />

Wörishofen, mit verschiedenen Anwendungen/Angeboten<br />

ausgelost.<br />

Schwester Sabine Heeg (51) vom Marienheim <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Straubing<br />

hat die Gewinnerin gezogen. Die Dillinger Franziskanerin und ausgebildete<br />

Floristin kam vor zehn Jahren ins Marienheim und hat sich seither zur Altenpflegerin<br />

aus- und zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft weiterbilden lassen. Dass sie für den<br />

Garten zuständig ist (sie kümmert sich um Gemüse, Obst, Blumen – und Hasen),<br />

sieht sie als Ausgleich zur Pflege; die Hasen haben gerade Junge bekommen.


Rätsel<br />

27<br />

Pflanze des Monats<br />

Die Weiße Taubnessel<br />

In diesen Monaten, hinein bis in den<br />

Herbst, kann man entlang von Wegesrän<strong>der</strong>n,<br />

an Zäunen und Hecken sowie<br />

auf Schuttplätzen eine weiß blühende<br />

Pflanze antreffen, die in ihrem Erscheinungsbild<br />

<strong>der</strong> Brennnessel ähnelt. Im<br />

Gegensatz zu dieser trägt sie jedoch keine<br />

Brennhaare. Spätestens bei <strong>der</strong> Berührung<br />

zeigt sich, um welche <strong>der</strong> beiden<br />

Pflanzen es sich handelt: „Schreist<br />

Du, juckt´s Dich, zweifle nicht, taub ist<br />

nit.“<br />

Die Weiße Taubnessel (Lamium album),<br />

die zur Familie <strong>der</strong> Lippenblütler (Lamiaceae)<br />

gehört, ist eine mehrjährige,<br />

ca. 30 bis 50 Zentimeter hohe Pflanze<br />

mit aufrechten, vierkantigen und hohlen<br />

Stengeln. An diesen sitzen lang gestielte,<br />

zugespitzte, herzförmige, blasig-runzelige<br />

Blätter, die beidseitig behaart sind<br />

und einen gesägten Blattrand aufweisen.<br />

Die gelblich-weißen, etwa zwei Zentimeter<br />

großen Lippenblüten stehen in<br />

den Blattachseln.<br />

Die Weiße Taubnessel enthält unter an<strong>der</strong>em<br />

Gerbstoffe, Flavonoide (pflanzliche<br />

Farbstoffe) und Bitterstoffe. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> Gerbstoffe wirkt die Weiße<br />

Taubnessel adstringierend (zusammenziehend)<br />

und leicht entzündungshemmend,<br />

zudem gewebsabdichtend, mild<br />

oberflächenanästhesierend und juckreizlin<strong>der</strong>nd.<br />

Aufgrund des Saponingehalts<br />

liegen auch auswurfför<strong>der</strong>nde Eigenschaften<br />

vor. Ferner wird von harntreibenden<br />

Effekten berichtet.<br />

Die Taubnesselblüten, in geringerem<br />

Maße auch das Kraut, werden sowohl<br />

innerlich als auch äußerlich angewendet.<br />

Neben leichten Entzündungen <strong>der</strong><br />

Mund- und Rachenschleimhaut werden<br />

sie bei Katarrhen <strong>der</strong> oberen Luftwege<br />

eingesetzt. Des Weiteren wird die Pflanze<br />

bei Frauenleiden, zum Beispiel unspezifischem<br />

Fluor albus (Weißfluss)<br />

empfohlen, hier vor allem in Form von<br />

Sitzbä<strong>der</strong>n. Zudem hilft die Droge bei<br />

Nagelumlauf (Panaritium), hier gerne<br />

in Kombination mit Arnika (im Verhältnis<br />

1:1). Ein Teeaufguss dieser beiden<br />

Drogen kann auch für Umschläge bei<br />

schlecht heilenden Wunden verwendet<br />

werden. Die Weiße Taubnessel lässt<br />

sich zudem sinnvoll bei Juckreiz und<br />

überhaupt im Rahmen von Hautentzündungen<br />

einsetzen. In <strong>der</strong> Volksheilkunde<br />

wird gerne ein Tee aus Taubnesselblüten<br />

als Schlaf- und Nervenmittel angewendet.<br />

Für eine Teezubereitung werden zwei<br />

Teelöffel <strong>der</strong> fein geschnittenen Droge<br />

mit kochendem Wasser übergossen<br />

und fünf Minuten ziehen gelassen. Für<br />

Spülungen, Sitzbä<strong>der</strong> werden 50 Gramm<br />

Droge mit 500 ml heißem Wasser übergossen<br />

und zehn Minuten ziehen gelassen.<br />

Anschließend werden 20 Liter<br />

warmes Wasser dazugegeben.<br />

Siegfried Bäumler<br />

Oberarzt im Kneippianum<br />

Bad Wörishofen<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Postfach 200362, 80003 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-120<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Kerstin Laumer<br />

kerstin.laumer@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Redaktion <strong>der</strong> Hauszeitschriften: Die<br />

Mise ricordia erscheint zum Teil mit den<br />

Hauszeitschriften unserer Einrichtungen,<br />

die für <strong>der</strong>en Inhalt selbst verantwortlich<br />

sind.<br />

Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />

Fotos: altrofoto.de (2), Mariá de Rocha<br />

Avilá (19), Peter Bauersachs (13 Mitte,<br />

rechts/2. von oben), Bil<strong>der</strong>box.com (3),<br />

BMW Regensburg Pressestelle (24), Gerlinde<br />

Brandl (9-10), Gerhard Eisenschink<br />

(28 Mitte), Barbara Eisvogel (23), Fotolia<br />

(Titel), Susanne Grundner (16), Caroline<br />

Kappes (8 rechts), Karin Kövi (20-21),<br />

Michaela Matejka (8 links), Volker Möller<br />

(15), Markus Niemeier (25), Gabriele Rohde/Fotolia<br />

(11), Silvia Schroll (26), Rudolf<br />

Siegmund (18), Johann Singhartinger (12-<br />

14, 17, 22), Franz-Xaver Six (28 oben und<br />

unten), Michael Westermann (4), Franz<br />

Wieser (16), Wikimedia commons (27).<br />

Verlag: Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />

Konto Nr. 3 960 071 831<br />

Bankleitzahl 700 202 70<br />

Druck: Marquardt<br />

Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg<br />

Erscheint zehn Mal jährlich.<br />

Jahresabonnement: 15,00 Euro


28<br />

Serie Städte und Orte<br />

Sankt Englmar<br />

– Wallfahrts-, Luftkur- und<br />

Wintersportort<br />

Namenspatron des Bergdorfes, das auf<br />

<strong>der</strong> Passhöhe zwischen Pröller und Predigtstuhl<br />

direkt an <strong>der</strong> Landkreisgrenze<br />

von Straubing-Bogen und Regen-Viechtach<br />

liegt, ist <strong>der</strong> 1188 seliggesprochene<br />

Engelmar. Nach <strong>der</strong> Legende errichtete<br />

Engelmar an <strong>der</strong> höchsten Stelle des<br />

Bayerweges, <strong>der</strong> über die Bergkette<br />

des Vor<strong>der</strong>en Bayerischen Waldes nach<br />

Viechtach ins Regental führt, eine Klause<br />

auf dem Gebiet des Grafen von Bogen,<br />

betete und arbeitete und kümmerte<br />

sich um Mensch und Vieh.<br />

Ein Gefährte erschlug ihn um Weihnachten<br />

des Jahres 1100 aus Neid und<br />

bedeckte den Leichnam mit Schnee und<br />

Reisig. Am darauffolgenden Pfingstfest<br />

fand man den Toten, ließ ihn zu Tal bringen<br />

und bestatten. Über seiner Grabstelle<br />

wurde 1131 eine Kirche erbaut. Auf<br />

die Legende vom Tod und Auffinden<br />

des seligen Engelmar geht das religiöse<br />

Schauspiel des Englmari-Suchens zurück,<br />

das seit mehr als 160 Jahren jedes<br />

Jahr am Pfingstmontag stattfindet.<br />

Heute bildet <strong>der</strong> Luftkurort und Wintersportplatz<br />

Sankt Englmar zusammen<br />

mit den umliegenden Gemeinden, darunter<br />

Perasdorf, die „Urlaubsregion<br />

St. Engl mar“. Zur Gemeinde Perasdorf<br />

gehört das Tagungs- und Erholungshaus<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Kostenz.<br />

Die Hausberge Pröller (1048 m), Predigtstuhl<br />

(1024 m) und Hirschenstein<br />

(1095 m) und die abwechslungsreiche<br />

Landschaft bilden die Kulisse für einen<br />

aktiven Urlaub. An „Hardware“ stehen<br />

den Gästen im Sommer 300 Kilometer<br />

Mountainbike-Netz, 200 Kilometer<br />

markierte Wan<strong>der</strong>wege und viele Freizeiteinrichtungen,<br />

wie etwa <strong>der</strong> Kletterwald<br />

zur Verfügung. Im Winter freuen<br />

sich Gäste wie Einheimische über zwölf<br />

Schlepplifte, 118 Kilometer Loipen, 55<br />

Kilometer geräumte Wan<strong>der</strong>wege sowie<br />

Rodelhänge. Nicht zuletzt die Dichte<br />

an Aktiv-Angeboten hat dem Ort den<br />

Beinamen „das sportliche Bergdorf“<br />

eingebracht.<br />

Ein ganz beson<strong>der</strong>es Erlebnis mit Fernsicht<br />

bis zur Alpenkette ist <strong>der</strong> Spaziergang<br />

auf dem Wald-Wipfel-Weg in<br />

Maibrunn, einem auf Stelzen gebauten<br />

Pfad, <strong>der</strong> in einer Höhe von 30 Metern<br />

direkt durch die Baumkronen führt. Die<br />

Mutigen stürzen sich auf <strong>der</strong> längsten<br />

Sommer-Rodelbahn des Bayerischen<br />

Waldes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> neuen Tubing-Bahn am<br />

Egidibuckl ins Tal, die Ruhesuchenden<br />

entspannen auf dem „abwechslungsreichsten<br />

Barfußweg <strong>der</strong> Sinne Deutschlands“.<br />

Die gute Versorgung mit Einzelhandel,<br />

Gastronomie und Freizeiteinrichtungen<br />

sowie Veranstaltungen während<br />

des Jahres, wie das Englmari-Suchen,<br />

Brauchtumsfeste, die Rauhnacht am<br />

28. Dezember und das Nostalgie-Skirennen<br />

bzw. die Nostalgie-Rad-WM<br />

machen den Ort für Einheimische und<br />

Gäste gleichermaßen attraktiv. Und so<br />

verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass sich zu den<br />

gut 1.500 Englmarern noch einmal 400<br />

„Zweitwohnsitzler“ gesellen. Prominentester<br />

Bewohner Sankt Englmars<br />

ist <strong>der</strong> Rallye-Weltmeister Walter Röhrl.<br />

Astrid Piermeier<br />

Weitere Infos: www.urlaubsregionsankt-englmar.de<br />

Mit dem Mountainbike<br />

zum Hirschenstein<br />

Skifahren bei Flutlicht

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