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DRUCKLUFT<br />

KOMMENTARE<br />

WERKZEUGE UND DRUCKLUFTTECHNIK FÜR NACHHALTIGE PRODUKTIVITÄT NR. 2/2013<br />

Mobile<br />

ICE-Wartung S. 22<br />

Wittenstein AG lässt<br />

Messmittel vor Ort<br />

kalibrieren S. 6<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> übernimmt Saltus und Rapid-Torc 4 ... und expandiert in der Vakuumtechnik 15<br />

Productronica: Neue Schraubstrategie 14 Opel tauscht mit Akkuschraubern flexibel Schaltmechanismen aus 29<br />

SCA bietet Klebetechnik für die Allgemeine Industrie 32 Molkerei gewinnt Kompressorenwärme zurück 40<br />

Stickstofferzeuger helfen bei Ölschlamm-Aufbereitung 43 MAN senkt Lärmpegel mit Hochmomentschraubern 56


Editorial<br />

6<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Falls Sie vorhatten, im Oktober auf die<br />

Motek zu gehen: Lassen Sie sich nicht<br />

abhalten. Den <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Stand werden<br />

Sie allerdings vergeblich suchen: Wir setzen<br />

in diesem Jahr etwas andere Prioritäten<br />

im Marketing-Mix. Einerseits verfolgen wir<br />

eine Strategie, die mehr auf Segmente setzt<br />

(statt allgemein auf Montage). Daher suchen<br />

wir uns einige kleinere Messen, auf denen wir<br />

diese Branchen gezielter ansprechen können.<br />

So konnten Sie uns im Mai auf der Control<br />

treffen; im November werden wir auf der<br />

Productronica in München sein.<br />

Außerdem haben wir kürzlich einige Firmen<br />

übernommen (Rapid-Torc und Saltus, S. 4),<br />

die unser Angebot in der Schraubtechnik<br />

massiv erweitern. An der Integration in unsere<br />

Vertriebsorganisation arbeiten wir mit<br />

Hochdruck, um Ihnen zukünftig noch bessere<br />

und umfassendere Lösungen anbieten zu können.<br />

Saltus stellt übrigens auf der Motek aus.<br />

Kommen Sie doch mal vorbei!<br />

Umfassender wird auch das Angebot unseres<br />

Konzerns in der Vakuumtechnik: Mit einer<br />

der größten Übernahmen unserer Geschichte<br />

(Edwards Ltd., S. 15) weiten wir unser Portfolio<br />

für Ihre „Luft“-Bedürfnisse deutlich<br />

aus. Denn wir wollen mit unseren Lösungen<br />

Ihre Produktivität nachhaltig steigern. Sicher<br />

finden Sie in diesem Heft einige Ansatzpunkte<br />

dazu. Ob in der Montage- oder Klebetechnik,<br />

zu Druckluft-, Vakuum- oder Stickstoffanwendungen.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Erik Felle<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools Central Europe<br />

Erik.Felle@de.atlascopco.com<br />

AUS DEM KONZERN<br />

Expansion I: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Konzern übernimmt<br />

Saltus und erweitert damit sein Angebot<br />

zur Qualitätssicherung in der Montage 4<br />

Expansion II: Nach der Übernahme von<br />

Rapid-Torc bietet <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> jetzt auch<br />

Hochmomentschrauber bis 72 000 Nm an 5<br />

Expansion III: Der Konzern kündigt die<br />

Akquisition der britschen Edwards Ltd. an<br />

und gründet Division „Vacuum Solutions“ 15<br />

Girls’ Day in Essen: Mit einem Girls’ Day<br />

hat <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Mädchen für technische<br />

Berufe begeistert 20<br />

Red-Dot-Award: Der neue Elektroschrauber<br />

Tensor ETT erhielt den Red-Dot-Award für<br />

Produktdesign 2013. Das Werkzeug bietet<br />

„zwei Tools in einem“ 21<br />

Zertifizierung: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> schult seine<br />

Druckluft-Vertragshändler praxisorientiert. Die<br />

Zertifizierung zum <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Fachtechniker<br />

berechtigt zur Inbetriebnahme und zu<br />

Garantiearbeiten an den geschulten<br />

Kompressoren und Peripheriegeräten 52<br />

INSTANDHALTUNG<br />

Kalibrieren: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> kalibriert bei der<br />

Wittenstein AG vor Ort alle Prüfmittel und<br />

Drehmomentschraubsysteme 6<br />

Lese-Tipp: Vollständig überarbeitet und<br />

erweitert wurde das Taschenbuch „Messen<br />

und Kalibrieren in der Schraubtechnik“ 9<br />

ICE-Wartung: Mit mobilen Schraubstationen<br />

des Typs Tool-Station wartet die Deutsche<br />

Bahn ihre ICE-Fernzüge. Sämtliche Arbeiten<br />

werden mit der Station dokumentiert 22<br />

FLEXIBLE MONTAGE<br />

Konsumelektronik: Loewe montiert seine<br />

High-End-TV-Geräte mit EBL-Niederspannungsschraubern.<br />

Die Qualität stimmt 10<br />

Sportbrillen: Die bruchsicheren Gloryfy-<br />

Brillen werden mit einem MicroTorque-<br />

Schrauber montiert, der selbstschneidende<br />

Kleinstschrauben prozesssicher anzieht 12<br />

Productronica: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zeigt neue<br />

Schraubstrategie für kleinste Schrauben –<br />

und ein Schraubenzuführsystem 14<br />

Impressum: DRUCKLUFTKOMMENTARE, Werkzeuge und Drucklufttechnik für nachhaltige Produktivität.<br />

Herausgeber: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Kompressoren und Drucklufttechnik GmbH und <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools Central Europe<br />

GmbH, Langemarckstraße 35, D-45141 Essen, Tel. +49(0)201-2177-0, Fax +49(0)201-2177-100,<br />

DK-Info@de.atlascopco.com, www.atlascopco.com.<br />

Redaktion und Gestaltung: Pressebüro Turmpresse, Thomas Preuß (tp), Jägerstraße 5, D-53639 Königswinter,<br />

Tel. +49(0)2244-871247, dk@turmpresse.de. Mitarbeit: Stephanie Banse (sb), Michael Corban (co),<br />

Gabi Meyreis, Ulrike Preuß (up), Jochen Stapel, Rüdiger Vogel, Heiko Wenke (hw).<br />

Druck: Möller Druck und Verlag GmbH, Berlin. Printed in Germany.<br />

Nachdruck mit Quellenangabe und bei Einsendung von zwei Belegen an die<br />

Redaktion gestattet. Text- und Bilddateien stellen wir gern zur Verfügung.<br />

2 DK 2-2013


DRUCKLUFTKOMMENTARE NR. 2/2013<br />

34<br />

48<br />

Werkzeug-Ortungssystem: Das TLS stellt<br />

sicher, dass mit dem richtigen Werkzeug an<br />

der richtigen Station und am richtigen<br />

Bauteil montiert wird 26<br />

Lese-Tipp: Ein Taschenbuch erklärt die<br />

Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten<br />

der fünf Stufen der Prozesssicherheit 28<br />

Getriebebau: Opel setzt High-End-Akku -<br />

schrauber ein, um den Schaltmechanismus<br />

von Getrieben flexibel auszutauschen 29<br />

Denkmalschutz: Mit einem RRH-Niethammer<br />

wurde eine Schwebebahn-Station original -<br />

getreu rekonstruiert 46<br />

Holzleitern: Mit dem Tensor ES montiert<br />

Krämer Scharnierschrauben von Sprossen -<br />

steh leitern ergonomisch, schnell und exakt 48<br />

Ergonomisch: Tensor-Revo-Hochmoment -<br />

schrauber senken Lärmpegel im Lkw-<br />

Rahmenbau bei MAN 56<br />

FORTBILDUNG<br />

Audit-Vorbereitung: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> bietet<br />

Intensiv-Workshops an, die auf ISO- oder<br />

Zertifizierungsaudits in der Schraubtechnik<br />

vorbereiten 15<br />

KLEBETECHNIK<br />

Interview: SCA gründet Geschäftsbereich<br />

Allgemeine Industrie. Welche Segmente der<br />

Klebetechnik-Hersteller als Erstes angehen<br />

will, erörtern wir im Interview 32<br />

Robotik: Mit Klebesystemen von SCA werden<br />

Motorhauben crashfest gemacht oder<br />

umgebördelte Bleche sicher miteinander verbunden.<br />

Dafür ist ein perfekter Datenaustausch<br />

mit dem Roboter erforderlich 34<br />

Neues Produkt: SCA bringt ein Klebstoff-<br />

Dosiersystem für Minimalmengen auf den<br />

Markt 37<br />

Hausmesse: Über 100 Besucher aus der Luftfahrtindustrie,<br />

dem Eisenbahnbau oder der<br />

Hausgerätebranche informierten sich bei SCA<br />

über die Möglichkeiten der Klebetechnik 38<br />

ENERGIEEFFIZIENZ<br />

Molkereien: ZR-Kompressoren versorgen<br />

eine Käserei mit ölfreier Druckluft. Mit einem<br />

klugen Wärmerückgewinnungssys tem werden<br />

75 % der Energie noch einmal genutzt 40<br />

Raumwunder: Die neuen GA-VSD + -Kompressoren<br />

brauchen deutlich weniger Aufstell -<br />

fläche als andere Maschinen – und sind auch<br />

noch effizienter 55<br />

DRUCKLUFTTECHNIK<br />

Absolut ölfrei: Die Kompressoren der Z-Serie<br />

verdichten absolut ölfrei. Sie eignen sich perfekt<br />

für die Lebensmittel- und Getränkeindus -<br />

trie, die Textil- oder Elektronikindustrie oder<br />

für Betriebe der Oberflächentechnik 16<br />

Stickstofferzeugung: Mit Inertisierungseinheiten<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, eingebaut in Zentrifugen-Anlagen<br />

von Flottweg, werden Ölschlämme<br />

aus russischen Wäldern aufbereitet 43<br />

43<br />

12<br />

Titel: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools kalibriert<br />

bei der Wittenstein AG regelmäßig<br />

alle Prüfmittel – rund 7000 – und<br />

einen Großteil davon direkt vor Ort.<br />

So werden die Fertigungsabläufe<br />

nicht gestört. Bild: Heiko Wenke<br />

DK 2-2013 3


Nachrichten<br />

7.-10.10.2013<br />

Halle 1,<br />

Stand 1314<br />

Konzern erweitert Angebot zur Qualitätssicherung<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> erwirbt<br />

Solinger Saltus-Werk<br />

Mit der Übernahme des Sonderwerkzeug-Herstellers Saltus hat<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sein Angebot an Produkten zur Qualitätssicherung in<br />

der Montage erweitert. Auf der Motek präsentiert Saltus seine<br />

neuen verschleißfesten Spezial-Steckschlüssel für angetriebene<br />

Schraubsysteme und einen Drehmomentschlüssel, der<br />

mechanisch auslöst und gleichzeitig dokumentieren kann.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat im Mai die Geschäfte der<br />

Saltus-Werk Max Forst GmbH mit Sitz in<br />

Solingen erworben. Saltus stellt unter<br />

anderem mechanische und elektronische<br />

Drehmomentschlüssel sowie andere<br />

handgeführte Werkzeuge her. Mit der<br />

Akquisition weitet der Konzern sein Programm<br />

an Lösungen zur Qualitätssicherung<br />

in der Schraubmontage deutlich aus<br />

und wird zum Komplettanbieter bei Drehmomentschlüsseln.<br />

Saltus wurde 1919<br />

gegründet und erwirtschaftete 2012 mit<br />

65 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 8<br />

Millionen Euro.<br />

Zu den weiteren Produkten des Solinger<br />

Herstellers zählen Steckschlüsseleinsätze<br />

für angetriebene und handgeführte Werkzeuge,<br />

Drehmoment-Prüfgeräte, Hochleistungs-Einsteckwerkzeuge<br />

für Handwerkzeuge<br />

und Industrieroboter sowie<br />

Sonderlösungen. Der Kundenkreis liegt<br />

vor allem in der Automobilindustrie und<br />

ihren Zulieferern, im Maschinen- und<br />

Anlagenbau sowie in der Luft- und<br />

Raumfahrt. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sieht weltweit<br />

hohes Wachstumspotenzial für das Saltus-<br />

Portfolio, da die Qualitätsanforderungen<br />

in der Industrie zusehends steigen.<br />

Saltus firmiert nun unter dem Namen Saltus<br />

Industrial Technique GmbH. Das<br />

Unternehmen wurde in den Konzernbereich<br />

Industrietechnik integriert, zu dem<br />

auch <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools gehört. Neuer<br />

Geschäftsführer ist Volker Wiens.<br />

Vom 7. bis 10. Oktober präsentiert<br />

der Sonderwerkzeug-Hersteller seine<br />

Produkte und sein Know-how auf der<br />

Montagemesse Motek in Stuttgart<br />

(Halle 1, Stand 1314). Dazu gehören<br />

Verwechslung ausgeschlossen: Den<br />

Spezial-Kraft-Steckschlüsseln von<br />

Saltus soll man schon an der Farbe<br />

ansehen, dass sie bis zu zehnmal so<br />

lange halten wie herkömmliche<br />

Steckschlüssel<br />

neue Spezial-Kraft-Steckschlüssel, die<br />

Saltus eigens für angetriebene Schraubsysteme<br />

entwickelt hat – mit dem Ziel,<br />

die Standzeiten deutlich zu verlängern.<br />

Spezial-Steckschlüssel senken<br />

Fertigungskosten<br />

„Wir haben etliche Versuche mit unterschiedlichen<br />

Metalllegierungen und<br />

Wärmebehandlungsverfahren gemacht,<br />

bis wir das optimale Fertigungsmaterial<br />

und die geeigneten Produktionsschritte<br />

gefunden hatten“, erklärt Vertriebsleiter<br />

Stefan Naust. Der neue Werkstoff zeichne<br />

sich durch eine besonders hohe Verschleißfestigkeit<br />

sowie Dauerelastizität<br />

aus. Je nach Anwendungsfall könne mit<br />

den neuen Steckschlüsseln drei- bis zehnmal<br />

so lange gearbeitet werden wie mit<br />

herkömmlichen Steckschlüsseln.<br />

Das Werkzeug, das mit einer goldfarbenen<br />

Oberflächenbeschichtung versehen<br />

ist, sei zwar teurer als herkömmliche<br />

Steckschlüssel. Die Anschaffungskosten<br />

rechneten sich jedoch sehr schnell, da das<br />

Werkzeug viel seltener gewechselt werden<br />

müsse. „Mit der Oberfläche signalisieren<br />

wir schon durch die Optik, dass es<br />

sich um ein Premium-Produkt mit erhöhter<br />

Standzeit handelt“, ergänzt Naust.<br />

„Außerdem werden damit Verwechslungen<br />

ausgeschlossen.“ Ein weiterer Unterschied<br />

zu Standard-Steckschlüsseln: Je<br />

nach Anforderung produziert Saltus die<br />

Spezialwerkzeuge für seine Kunden individuell<br />

in Kleinstauflagen.<br />

4 DK2-2013


Nachrichten<br />

Der mechatronische Drehmomentschlüssel<br />

gibt beim Auslösen ein<br />

fühlbares Feedback an den Werker –<br />

und kann trotzdem, wegen seiner<br />

Elektronik, die Daten dokumentieren<br />

7.-10.10.2013<br />

Halle 1,<br />

Stand 1314<br />

Bei ausgewählten Kunden hat der Hersteller<br />

die neuen Steckschlüssel bereits<br />

erfolgreich auf Praxistauglichkeit getestet<br />

– mit sehr guten Ergebnissen. Naust: „Wir<br />

möchten mit dem neuen Material verstärkt<br />

Werkzeuge für angetriebene<br />

Schraubsysteme fertigen, um dem Kunden<br />

einen echten Mehrwert anzubieten:<br />

Denn eine längere Standzeit bedeutet eine<br />

klare Kostensenkung.“<br />

Neben dem Schwerpunkt „Spezial- und<br />

Sonderwerkzeuge“ stellen die Solinger<br />

auf der Motek erstmals die neue Generation<br />

ihres mechatronischen Drehmomentschlüssels<br />

DCM-TA vor. „Mechanisch<br />

auslösende Drehmomentschlüssel<br />

werden von vielen Produktionsmitarbeitern<br />

bevorzugt eingesetzt, da die Werkzeuge<br />

ein direktes, fühlbares Feedback<br />

geben, wenn das Drehmoment erreicht<br />

ist“, betont Naust.<br />

Neuer Drehmomentschlüssel vereint<br />

Mechanik und Elektronik<br />

Saltus habe daher einen mechanischen<br />

Schlüssel mit Elektronik aufgerüstet, um<br />

neben der Akzeptanz der Werker auch<br />

dem Wunsch der Qualitätssicherer nach<br />

Dokumentationsfähigkeit zu entsprechen:<br />

Mit dem mechatronischen Drehmomentschlüssel<br />

können auch sicherheitsrelevante<br />

Verschraubungen prozesssicher und<br />

schnell bewerkstelligt werden. Der DCM-<br />

TA ist als fest voreingestellter, mechanisch<br />

auslösender Drehmomentschlüssel<br />

sehr gut für die Serienmontage geeignet;<br />

er kann Auslöse- und End-Drehmoment<br />

dokumentieren und gleichzeitig den<br />

Drehwinkel überwachen. Damit wird ein<br />

Überziehen oder Weiterdrehen ausgeschlossen.<br />

„Vorhandene Verschraubungen, die richtige<br />

Drehrichtung oder ein ungewolltes<br />

Lösen der Verbindung werden sicher<br />

erkannt“, erklärt Stefan Naust. Alle<br />

erfassten Werte lassen sich per Funk übertragen,<br />

online dokumentieren oder zur<br />

Freigabe eines Prozessschrittes an kundenspezifische<br />

Systeme übergeben. Auch<br />

die Einbindung in ein Werkerführungsund<br />

Visualisierungssystem ist möglich.<br />

tp<br />

info<br />

Mechatronische<br />

Drehmomentschlüssel: 501<br />

Spezial-Steckschlüssel: 502<br />

Hydraulikschrauber: 503<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools übernimmt US-Hersteller Rapid-Torc<br />

Jetzt auch hydraulische<br />

Hochmomentschrauber<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat neuerdings auch hydraulische Hochmomentschrauber im<br />

Programm: Der Konzern hat dafür vor Kurzem das in den USA ansässige<br />

Unternehmen Rapid-Torc übernommen, das solche Werkzeuge herstellt<br />

und vertreibt. Durch die Übernahme erweitert <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sein Produktsortiment<br />

und den Kundenstamm.<br />

Rapid-Torc hat Büros in Houston/Texas und Brüssel und erzielte 2012<br />

mit etwa 30 Mitarbeitern Einnahmen von 11 Millionen US-Dollar (rund 8<br />

Millionen Euro). Zum Portfolio der US-Firma gehören neben Hydraulikschraubern<br />

für Drehmomente bis zu 72 000 Nm auch Bolzenspanner und<br />

weiteres Zubehör für Anwendungen im Bereich der hohen Drehmomente.<br />

Bisher hatte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> nur Druckluft- und Elektroschrauber für Drehmomente<br />

bis etwa 5000 Nm im Programm, nicht aber hydraulische Werkzeuge.<br />

Anwendungen für diese Tools liegen unter anderem in den Branchen<br />

Chemie/Petrochemie, Anlagenbau und Erneuerbare Energien. Mit der<br />

großen Vertriebsmannschaft von etwa 1000 Verkäufern weltweit im zuständigen<br />

Konzernbereich Industrietechnik und seiner Präsenz in rund 180<br />

Ländern will <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> nun in diesem Bereich stark expandieren. „Für<br />

uns öffnen sich durch die Rapid-Torc-Übernahme neue Märkte, die wir<br />

mit unserem bisherigen Programm nicht erreichen konnten“, resümiert<br />

Erik Felle, Geschäftsführer von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools in Essen.<br />

DK 2-2013 5


Kalibrieren<br />

Bilder: Heiko Wenke<br />

„Wir werden immer besser“, ist Achim<br />

Schäfer überzeugt. Der Kalibrierteamleiter<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools kalibriert<br />

hier im Bild Prüfgeräte für elektrische<br />

Messgrößen. „Unsere Dienstleistungen<br />

tragen dazu bei, den Qualitätsstatus<br />

unserer Kunden zu verbessern.“<br />

6 DK2-2013<br />

Umfassende Kalibrierdienstleistungen sichern hohe Fertigungsqualität<br />

Nachhaltig genau<br />

Die Wittenstein AG versteht sich als Innovationstreiber in der<br />

mechatronischen Antriebstechnik. Für das Unternehmen hat die<br />

Fertigungsgenauigkeit daher höchste Priorität. Allein am Standort<br />

Igersheim-Harthausen setzt der Antriebsspezialist insgesamt an<br />

die 7000 Prüfmittel unterschiedlichster Art ein. Die regelmäßige<br />

Kalibrierung, Justage und Wartung der elektrischen Prüfmittel<br />

und Drehmomentschraubsysteme übernimmt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools –<br />

direkt vor Ort und ohne Störung der Fertigungsabläufe.<br />

„Wir haben eine moderne Produktion mit<br />

präzisen Produktionsmaschinen und<br />

Montagewerkzeugen sowie zahlreichen<br />

Prüfmitteln, um eine hohe Fertigungsgenauigkeit<br />

zu erreichen und die Qualität<br />

abzusichern“, berichtet Christoph Losert,<br />

Prüfmittelbeauftragter der Wittenstein<br />

AG. Etwa 700 Multimeter, Oszilloskope,<br />

Tastköpfe, Drehzahl-, Leistungs-, Stromund<br />

Temperaturmessgeräte, individuelle<br />

Prüfstände und einige Spezialgeräte<br />

gehören am Stammsitz des Unternehmens<br />

im baden-württembergischen Igersheim-Harthausen<br />

zur Grundausstattung<br />

elektrischer Prüfmittel. Darüber hinaus<br />

kommen zahlreiche weitere Messmittel<br />

und Lehren sowie rund 70 elektronisch<br />

gesteuerte oder pneumatisch angetriebene<br />

Montagewerkzeuge zum Einsatz.<br />

Kompetenter Anbieter gesucht, der<br />

alles aus einer Hand liefert<br />

„Unsere hohe Fertigungstiefe erfordert<br />

diese große Prüfmittelbandbreite, um<br />

höchste Sicherheit bei jedem einzelnen<br />

Fertigungsschritt zu gewährleisten“,<br />

erklärt der Maschinenbautechniker.<br />

„Unsere Erzeugnisse werden unter anderem<br />

in der Medizin- und Luftfahrttechnik<br />

eingesetzt, wo Herstellungsfehler verhängnisvolle<br />

Folgen haben könnten.“<br />

Dank der strengen hausinternen Quali-


Kalibrieren<br />

tätssicherungsprozesse sei die Überwachung<br />

der Produkte über ihren gesamten<br />

Entstehungsprozess hinweg gut gelöst,<br />

unterstreicht Qualitätssicherer Losert.<br />

Doch wer überwacht die Überwachungsgeräte?<br />

Einen kompetenten Anbieter zu<br />

finden, sei in der Tat eine Herausforderung<br />

gewesen, blickt er zurück.<br />

Weil die meisten Prüfmittelhersteller und<br />

-lieferanten nur ihre eigenen Produkte<br />

warten und kalibrieren, hätten sich die<br />

Igersheimer mit Dutzenden Anbietern<br />

abstimmen müssen. Gewünscht war das<br />

Gegenteil: den administrativen Aufwand<br />

zu senken und Verantwortlichkeiten sinnvoll<br />

zu bündeln. So rückte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

ins engere Blickfeld. Die Essener<br />

betreuen Wittenstein seit über sieben Jahren<br />

„zur vollsten Zufriedenheit“ in puncto<br />

Montagetechnik, wie Losert sagt. „Da<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> die Dienstleistungsaktivitäten<br />

in den letzten Jahren immer weiter<br />

verstärkt hat, lag es nahe, die Zusammenarbeit<br />

auszuweiten.“<br />

Die Kalibrier- und Servicetechniker von<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools arbeiteten sich mit<br />

QS-Experte<br />

Christoph Losert<br />

«<br />

Prüfmittel sind wichtige<br />

Instrumente, um die<br />

Qualitätsanforderungen<br />

sicherstellen zu können.<br />

Das Prüfmittelmanagement<br />

ist für uns darum<br />

qualitätskritisch und<br />

elementar wichtig.<br />

»<br />

Christoph Losert und seinen Kollegen in<br />

den Prüfmittelbestand der Wittenstein AG<br />

ein und erstellten einen detaillierten Plan,<br />

der Art und Umfang aller nötigen Kalibriermaßnahmen<br />

definiert. Mit erfreulichem<br />

Ergebnis: Zur Kalibrierung müssen<br />

nur noch wenige elektrische Prüfmittel<br />

das Werk in Igersheim verlassen.<br />

Um Ausfallzeiten zu minimieren, bietet<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> seinen Kunden Kalibrierungen<br />

sowie Untersuchungen der Maschinen-<br />

und Prozessfähigkeit vor Ort an. „95<br />

Prozent der Kalibrierdienstleistungen<br />

erbringt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> nun bei uns im<br />

Betrieb“, lobt Losert, der mehrfach profitiert.<br />

„Für Prüfmittel und Werkzeuge,<br />

die nicht mehr zu ihren Herstellern gesendet<br />

werden müssen, benötigen wir keine<br />

kostspieligen Back-up-Geräte mehr. Auch<br />

den Logistikaufwand sparen wir uns zum<br />

größten Teil.“ Die Fristenüberwachung<br />

und Terminnachverfolgung wurde einfacher,<br />

und für den früher üblichen Versand<br />

der Prüfmittel entfallen Handling-,<br />

Verpackungs- und Transportkosten.<br />

Alle elektrischen Prüfmittel werden<br />

in nur zwei Wochen kalibriert<br />

Stattdessen kommen nun <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>s<br />

Kalibrierspezialisten einmal im Jahr zu<br />

den prüfbedürftigen elektrischen Prüfmitteln.<br />

Die Messmitteldatenbank von<br />

Wittenstein kennt den genauen Standort<br />

jedes einzelnen Prüflings auf dem Werksgelände<br />

in Igersheim-Harthausen; so<br />

arbeiten die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Techniker den<br />

Prüfmittelbestand nach einem ausgefeilten<br />

Kalibrierplan ab.<br />

„Wir können unsere Kalibriereinrichtungen<br />

praktisch neben den Werkbänken,<br />

Prüfständen und Montagestationen bei<br />

Wittenstein aufbauen und nehmen uns in<br />

den nicht produzierenden Zeiten die Prüfmittel<br />

vor“, sagt Achim Schäfer, Team-<br />

Links: Die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Techniker verwenden hochsensible<br />

Kalibratoren und Druckmodule, um die Druckmessgeräte<br />

zu kalibrieren. Mitte: Kalibrierung eines Oszilloskops.<br />

Rechts: Mit hochwertigen Referenzfühlern und Thermoelementen<br />

überprüft der Kalibrierdienst auch bei Kunden<br />

vor Ort Messgeräte,Thermometer oder Pyrometer<br />

hochgenau in einem Temperaturbereich von -50 bis 1200 °C<br />

DK 2-2013 7


Kalibrieren<br />

Christoph Losert, Prüfmittelbeauftragter<br />

der Wittenstein AG, begleitet den Einsatz<br />

des „<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Einsatzkommandos“,<br />

das die elektrischen Prüfmittel am<br />

Standort Igersheim-Harthausen überprüft.<br />

Hier im Bild informiert er sich bei<br />

Kalibriertechniker Matthias Fischbach,<br />

der ein Oszilloskop testet<br />

«<br />

Wir kalibrieren überall!<br />

Damit können wir global<br />

operierende Unternehmen<br />

optimal an jedem Ort der<br />

»<br />

Welt unterstützen!<br />

Michael Skibinski, Leiter der<br />

Kalibrierlabore in Zentraleuropa<br />

leiter des <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kalibrierlabors in<br />

Wetzlar, der mit zwei Mitarbeitern angereist<br />

ist. „Außerdem machen wir uns<br />

geplante Anlagenstillstände für die Arbeiten<br />

zunutze, um Unterbrechungen im Produktionsablauf<br />

unserer Kunden weitestgehend<br />

zu vermeiden und alle Einrichtungen<br />

binnen kürzester Zeit wieder zur<br />

Verfügung zu stellen.“ Das Trio überprüft<br />

die fälligen elektrischen Prüfmittel innerhalb<br />

von gerade einmal 20 Manntagen –<br />

inklusive exakter Nachjustagen und aller<br />

erforderlichen Kalibrierscheine.<br />

Die Vor-Ort-Prüfung schone Budget und<br />

Nerven des Kunden gleichermaßen,<br />

meint Schäfer. „Die meisten Prüfeinrichtungen<br />

bringen wir gleich mit.“ So<br />

würden wirklich nur die ungewöhnlichen<br />

Fälle, die von der umfangreichen mobilen<br />

Ausrüstung nicht abgedeckt werden, an<br />

eines der drei deutschen <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />

Kalibrierlaboratorien gegeben. Die befinden<br />

sich in Dingolfing, Essen und eben<br />

Wetzlar. Deren günstige zentrale Lage<br />

halte die Wege zu den Kunden kurz,<br />

betont der Teamleiter. „Insgesamt sind<br />

Ein Kalibrierdienstleister für alle Mess- und Prüfmittel<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> verfügt über 16 akkreditierte Kalibrierlaboratorien weltweit – davon drei in Deutschland – und<br />

beschäftigt allein in der Sparte Industriewerkzeuge und Montagesysteme mehr als 1100 Service-Techniker.<br />

„Wir kalibrieren überall“, versichert Michael Skibinski, Leiter der Kalibrierlabore in Zentraleuropa.<br />

„Damit können wir global operierende Unternehmen optimal an jedem Ort der Welt unterstützen.“ Anwender<br />

aller Branchen, etwa aus der Medizintechnik, Elektronik und Feinmechanik, der Automobilindus trie<br />

oder dem Maschinenbau, der Luft- und Raumfahrtindustrie oder auch aus der chemischen Industrie erhalten damit die Kalibrierungen ihrer Messmittel<br />

aus einer Hand. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> versteht sich als „One-Stop-Shop“ für Messmittel aller Art und kann – herstellerunabhängig – unter anderem Geräte<br />

für folgende Messgrößen kalibrieren: Drehmoment, Drehwinkel, Drehzahl, Schallpegel, Druck, Feuchte, Länge, Temperatur, Kraft, Masse, diverse<br />

elektrische Messgrößen, Leistung und Frequenz. Gewähr für die hohe Qualität der Kalibrierdienstleistungen bieten die Akkreditierung nach ISO/IEC<br />

17025:2005 und die Erfüllung aller Anforderungen qualitätsrelevanter Normen wie ISO 9001, ISO 10 012 oder ISO/TS 16 949.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> verwaltet außerdem für Unternehmen alle Mess- und Prüfmittel sowie Werkzeuge – samt webgestütztem Erinnerungswesen: Sobald<br />

ein Prüftermin ansteht, wird der Kunde mit E-Mails und SMS auf den entsprechenden Zeitpunkt hingewiesen. „Sollte er nicht auf diese Meldung reagieren,<br />

gibt es insgesamt drei Eskalationsstufen, so dass der Kunde auf jeden Fall über jede Fälligkeit in Kenntnis gesetzt wird und keine Kalibrierfristen<br />

mehr versäumen kann“, sagt Laborleiter Skibinski. „Für dieses Informationssystem brauchen unsere Kunden keine Software zu installieren;<br />

es reicht ein normaler Browser. Und sie können Kalibrier-, Wartungs- oder Reparaturaufträge ganz<br />

leicht per Mausklick zum Festpreis auslösen.“<br />

info<br />

Das Service-Portfolio umfasst zahlreiche weitere interessante Dienstleistungsangebote, so zum<br />

Beispiel Maschinen- und Prozessfähigkeitsuntersuchungen, Reibwert-, Schraubfall- und Prozessanalysen<br />

oder Beratungen rund um die Qualitätssicherung. Allein in den weltweit 140 On-Site-<br />

Werkstätten sind Techniker „rund um die Uhr“ in den Werken ihrer Kunden im Einsatz, reparieren<br />

Produktionsmittel direkt vor Ort, stellen Schraubwerkzeuge richtig ein oder halten allgemein technische<br />

Anlagen instand. Infos: www.kalibrierdienst.de<br />

Schraubfallanalysen:<br />

Prozessoptimierungen:<br />

Wartungsverträge:<br />

Vor-Ort-Werkstätten:<br />

504<br />

505<br />

506<br />

507<br />

8 DK2-2013


Kalibrieren<br />

wir bereits mit zwölf Messgrößen akkreditiert.“<br />

Unter den Werkzeugherstellern<br />

nehme <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> somit eine Sonderstellung<br />

ein. Drehmomente von 0,01 bis<br />

70 000 N·m würden rückführbar auf das<br />

nationale Normal kalibriert. Ferner zähle<br />

zum Angebot eine große Bandbreite elektrischer<br />

Messgrößen. Selbst Temperaturen<br />

von -50 bis 1200 °C, Drehzahlen von<br />

0,1 bis 300 000 min -1 und Drücke von<br />

-850 mbar bis 1600 bar könne man in den<br />

von der Deutschen Akkreditierungsstelle<br />

(DAkkS) akkreditierten Laboratorien<br />

kalibrieren, umreißt Achim Schäfer beispielhaft<br />

das Leistungsspektrum.<br />

Wirtschaftlicher<br />

individueller One-Stop-Service<br />

Wittenstein schätzt die Konzentration<br />

vielfältigster Messgrößen auf wenige<br />

große Dienstleister. Bei der Kooperation<br />

mit <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools für elektrische<br />

Prüfmittel hat das Unternehmen unter<br />

anderem Vorteile dadurch, dass sein<br />

Dienstleister im Bedarfsfall alle technischen<br />

Fragestellungen mit den einzelnen<br />

Herstellern abklärt. „Wenn es etwa um<br />

Kalibrierscheine mit Konformitätsbewertungen<br />

nach den Herstellerspezifikationen<br />

geht, besorgt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> alle<br />

erforderlichen Dokumente selbst“, hebt<br />

Losert hervor. Das erspare der Qualitätssicherung<br />

bei Wittenstein viel Aufwand.<br />

Die Zusammenarbeit mit <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sei<br />

unkompliziert, offen und partnerschaftlich.<br />

„Unklarheiten und Probleme werden<br />

schnell und konsequent angegangen.<br />

Im direkten Dialog besprechen wir dann<br />

Verbesserungspotenziale und deren<br />

Umsetzung.“ Das sei einfach der beste<br />

Weg, meint Christoph Losert.<br />

Dass <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> die Prüfplaketten<br />

gemäß Kundenwunsch gestaltet und aufbringt,<br />

Kalibrierscheine papierlos zusendet<br />

oder die Datenformatierung exakt<br />

nach Wittenstein-Kriterien erfolgt, mag<br />

selbstverständlich klingen. „Doch gerade<br />

solche vermeintlichen Nebensächlichkeiten<br />

erleichtern das QS-Wesen“, weiß der<br />

Wittenstein-Qualitätsfachmann. Nur dann<br />

erfolge das Archivieren ohne Probleme,<br />

und die Prüfmitteldatenbank verknüpfe<br />

die Kalibriernachweise ordnungsgemäß<br />

und automatisch mit den Prüflingen.<br />

Selbst die Nutzungsintensität der jeweiligen<br />

Geräte wird in Igersheim-Harthausen<br />

genau betrachtet; auf Grundlage dieser<br />

Daten wird der wirtschaftlich optimale<br />

nächste Kalibrierzeitpunkt festgelegt.<br />

In der Regel erfolgt die Überprüfung<br />

und Gegenmessung bei der Wittenstein<br />

AG im jährlichen Turnus. Bei weniger<br />

intensiv genutzten elektrischen Prüfmitteln<br />

reiche hingegen ein Kalibrier -<br />

intervall von zwei Jahren völlig aus, was<br />

zusätzliche Kosten vermeide. hw<br />

info<br />

Kalibrierdienstleistungen<br />

für alle Messgrößen: 508<br />

Taschenbuch „Messen<br />

und Kalibrieren in der<br />

Schraubtechnik“: 509<br />

Lesetipp: Messen<br />

und Kalibrieren in der<br />

Schraubtechnik<br />

Elektro- und Druck luftschrauber müssen regelmäßig<br />

gemessen werden und zertifiziert<br />

werden. Nur wie? Und wer darf die dazu passenden<br />

Messmittel kalibrieren, und wie geht<br />

das vor sich? Diese und andere Fragen klärt<br />

das Taschenbuch „Prüfen und Kalibrieren in<br />

der Schraubtechnik“ von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools,<br />

das soeben in einer<br />

vollständig überarbeiteten<br />

und erweiterten<br />

Auflage erschienen<br />

ist.<br />

Es erläutert die<br />

wichtigs ten Definitionen<br />

rund ums<br />

Messen und Kalibrieren<br />

von Indus -<br />

triewerkzeugen,<br />

wie Kalibrieren,<br />

Justieren, Messen<br />

und Eichen, Zertifi zie ren, Genauigkeit, Mess -<br />

unsicherheit oder Rück führbar keit. Es folgen<br />

einschlägige Normen und Standards sowie die<br />

Beschreibung des Kalibrierablaufs. Empfehlungen<br />

zu Rekalibrierintervallen und Anmerkungen<br />

zu Qualitätssicherung, Haftung und<br />

Umweltschutz ergänzen die Broschüre.<br />

Ganz neu aufgenommen wurde ein Kapitel<br />

zum Thema Hydraulikschrauber. Diese Werkzeuge<br />

werden im Anlagenbau, in der (petro-)<br />

chemischen Industrie, im Rohrleitungsbau<br />

oder beim Bau von Windkraftanlagen eingesetzt<br />

– zum Teil mit Drehmomenten von<br />

70 000 N·m. Es gibt auf dem Markt jedoch<br />

kaum Testanlagen, die oberhalb von<br />

10 000 N·m messen können. Das Taschenbuch<br />

gibt einen Ausblick auf eine Richtlinie<br />

zur Prüfung von hydraulischen Schraubwerkzeugen,<br />

die 2014 verfügbar sein soll. Damit<br />

bekämen Anwender mehr Sicherheit im Umgang<br />

mit diesen Werkzeugen.<br />

Interessierte können das Taschenbuch kos -<br />

tenlos über die Kennziffer links anfordern.<br />

DK 2-2013 9


Bilder: Heiko Wenke<br />

High-End-TV-Geräte mit niedrigen Drehmomenten exakt montiert<br />

Leicht, leise und präzise<br />

Solide, technisch richtungweisend und exklusiv sind die High-End-<br />

Fernsehgeräte von Loewe. Das oberfränkische Traditionsunternehmen<br />

ist einer der letzten deutschen Hersteller von Unterhaltungselektronik<br />

mit einer eigenen Produktion im Inland. Damit die<br />

Montagequalität der hochqualitativen TV-Geräte stimmt, setzt<br />

Loewe in seiner modernen Produktionsstraße EBL-Niederspannungsschrauber<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools ein.<br />

„Ja, es stimmt, uns bläst der Wind durch<br />

die Wettbewerber aus Asien heftig ins<br />

Gesicht“, gibt Montageplaner Hermann<br />

Zeuß zu. Ungeachtet einer schwierigen<br />

Marktsituation ist der Diplom-Ingenieur<br />

zuversichtlich, dass die Kronacher Loewe<br />

AG eine gute Zukunftsperspektive hat.<br />

„Der Durchbruch zum Hersteller von<br />

Flachbildfernsehern im Premiumsegment<br />

gelang uns 2005 mit dem Modell Individual“,<br />

blickt Zeuß zurück. Das war der<br />

erste flache Fernsehbildschirm, der sich<br />

durch vielfältige Gehäuse- und Aufstellvarianten<br />

sowie zahlreiche Intarsienfarben<br />

individualisieren ließ. Schon 2008<br />

folgte mit dem Loewe Connect das erste<br />

Smart-TV-Gerät der Welt. Dessen vollintegrierte<br />

Vernetzung bot kabellosen<br />

Zugriff auf Multimedia-Dateien – Bilder,<br />

Musik oder Videos –, externe Festplatten<br />

und PC-Systeme, lange bevor andere<br />

Hersteller nachzogen. Die Schraubtechnik<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools unterstützt die<br />

Fertigung dabei bereits seit vielen Jahren.<br />

Entwicklung der<br />

TV-Geräte von morgen<br />

„Längst hat die 3-D-Technik Einzug<br />

gehalten, und wir arbeiten bereits an den<br />

Fernsehgeräten von morgen“, verrät Hermann<br />

Zeuß optimistisch, während er<br />

längs der Montagelinie durch die helle<br />

Produktionshalle schreitet. Der Elektrotechnik-Spezialist<br />

spricht von noch ausgefeilterem<br />

Design, der Entwicklung<br />

immer einfacherer Bediener-Software<br />

und findet, dass der Begriff Fernsehgerät<br />

längst nicht mehr passe, da man mit den<br />

Loewe-Geräten so viel mehr machen<br />

könne, als einfach nur fernzusehen.<br />

Unvermittelt bleibt er an einer markanten<br />

Stelle inmitten der Fertigung stehen:<br />

„Hier kommen Bildschirmpanel und<br />

Gerätegehäuse zusammen, das ist sozusagen<br />

die Hochzeit des Gerätes.“<br />

Wie schon weiter vorne in der Fertigungslinie,<br />

etwa bei der Verschraubung<br />

von Prozessoren und Leiterplatten, dominieren<br />

auch hier stabförmige gelbe Werkzeuge<br />

das Geschehen. „Das sind EBL-<br />

Niederspannungsschrauber. Sie zählen zu<br />

den meistgebrauchten Montagewerkzeu-<br />

EBL<br />

Niederspannungsschrauber für kleine<br />

Drehmomente von 0,05 bis 5 Nm<br />

Verschleißarm durch bürstenlosen<br />

Motor<br />

Abschaltautomatik mit Sanftabschaltung<br />

Optional mit Zählfunktion<br />

ESD-zertifiziert und damit geeignet für<br />

die Montage von Elektronikbauteilen<br />

10 DK 2-2013


Konsumgüter<br />

Mit Elektronikmodulen fertig bestückte<br />

Leiterplatten werden auf den zentralen Träger<br />

eines Individual-Flachbildfernsehers<br />

geschraubt. Durch den Pistolengriff eignen<br />

sich die EBL-Schrauber auch ideal für<br />

horizontale Montagearbeiten<br />

gen in unserer Fertigung“, erklärt Zeuß.<br />

In beinahe allen Produktionsschritten<br />

gebe es etwas zu verschrauben. Darum<br />

hängt in jeder Station mindestens ein<br />

EBL-Modell – oder liegt griffbereit in<br />

einem Köcher direkt am Einsatzort parat.<br />

Hermann Zeuß,<br />

Fertigungsplaner<br />

«<br />

Die ergonomischen EBL-<br />

Werkzeuge sind leicht,<br />

leistungsstark und montieren<br />

besonders wiederholgenau.<br />

»<br />

Unterschiedliche Drehmomente<br />

sicher im Griff<br />

Die ESD-zertifizierten Werkzeuge gibt<br />

es für Drehmomente zwischen 0,05 und<br />

5,0 Nm sowie Drehzahlen von 600 bis<br />

1500 min -1 . Der Motor ist bürstenlos und<br />

damit verschleißarm, die Abschaltkupplung<br />

stoppt den Schrauber präzise bei<br />

Erreichen des Drehmoments. Dieses lässt<br />

sich „manipulationssicher“ einstellen –<br />

also so, dass kein Unbefugter einfach<br />

einen anderen Wert vorgeben kann. „An<br />

jeder Station werden identische Schrauben<br />

mit dem EBL immer mit dem identischen<br />

Drehmoment verschraubt“, erläutert<br />

Fertigungsplaner Zeuß, „völlig unabhängig<br />

von der Person, die montiert!“<br />

Das sei sehr wichtig, denn typischerweise<br />

habe ein TV-Gerät aus Kronach 70 bis 80<br />

Schraubverbindungen, die allesamt qualitätskritisch<br />

sind.<br />

Gute Ergonomie schont das Personal<br />

und macht produktiver<br />

„Unsere qualifizierten Werkerinnen und<br />

Werker stellen Produkte von höchster<br />

Qualität her – und mehrere Dutzend der<br />

ergonomischen EBL-Modelle helfen<br />

ihnen dabei“, sagt Hermann Zeuß: „Weil<br />

die EBLs besonders leicht sind, eignen<br />

sie sich bestens für die Serienfertigung.<br />

Und verglichen mit Druckluftwerkzeugen<br />

sind sie sehr leise.“ Zudem seien sie<br />

echte Einhand-Werkzeuge, so dass immer<br />

eine Hand zum Einfädeln der Schrauben<br />

frei bleibe. Und die optional verfügbare<br />

Soft-Stopp-Funktion reduziere beim<br />

Auslösen der Abschaltkupplung die auf<br />

die Hand der Werkerinnen und Werker<br />

wirkende Reaktionskraft um 80 %. Ge -<br />

messen an gewöhnlichen Werkzeugen,<br />

sei die körperliche Belastung also deutlich<br />

geringer.<br />

Einen weiteren Beitrag in diese Richtung<br />

leistet die richtige Aufhängung: „Da sich<br />

viele Handgriffe wiederholen, haben wir<br />

die Schrauber standardmäßig mit Federzügen<br />

so positioniert, dass die Kolleginnen<br />

und Kollegen das Werkzeug nicht<br />

mehr zu heben brauchen.“ Die Balanceraufhängung<br />

halte die EBLs immer an der<br />

richtigen Stelle und spare Kraft und Zeit.<br />

Präzision<br />

schafft Qualität<br />

Neben der Bedienerfreundlichkeit legt<br />

der Ingenieur besonderes Augenmerk auf<br />

eine beständige Montagepräzision. Diese<br />

Kontinuität ist von größter Wichtigkeit.<br />

„Mit den EBL-Schraubern machen wir<br />

über alle Schraubentypen hinweg gute<br />

Erfahrungen. Die Wiederholgenauigkeit<br />

der handlichen Geräte ist bei Gewindewie<br />

selbstfurchenden Schrauben gleichermaßen<br />

konstant hoch“, bestätigt<br />

Hermann Zeuß anhand der Messergebnisse<br />

und -protokolle seiner Qualitäts -<br />

sicherung. Die Überwachung und regelmäßige<br />

Gegenmessungen geben Zeuß die<br />

Gewissheit, über die richtigen Werkzeuge<br />

für alle seine Schraubfälle zu verfügen.<br />

hw<br />

info<br />

EBL-Schrauber: 510<br />

DK 2-2013 11


Feinmechanik/Lifestyle<br />

Steuerung speichert Parametersätze für verschiedene Brillenmodelle<br />

Flexible Brillen flexibel montiert<br />

Die Sport- und Lifestyle-Brillen der Marke Gloryfy sind absolut bruchsicher. Montiert werden sie<br />

mit einem elektronisch gesteuerten Kleinschrauber des Typs MicroTorque ETD M von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> Tools. Die Steuerung des Werkzeugs verwaltet die Parametersätze für verschiedene Brillenmodelle;<br />

montiert wird unter anderem mit selbstschneidenden M1,4-Schrauben bei wenigen<br />

Newton-Zentimetern.<br />

Bilder: Thomas Preuß<br />

Sportarten wie Biken, Skaten, Klettern<br />

und Surfen machen nicht nur Spaß, sie<br />

sind auch eine Herausforderung für den<br />

Sportler: Er muss seinen Körper beherrschen,<br />

reaktionsschnell und hochkonzentriert<br />

sein – und die richtige Ausrüstung<br />

tragen. Einem Teil dieser Ausrüstung<br />

– der Sportbrille – hat sich die IQ<br />

brand, design & production GmbH im<br />

österreichischen Zillertal verschrieben.<br />

Sie stellt Brillen der Marke „Gloryfy<br />

unbreakable“ her. Diese<br />

„unkaputtbaren“ Brillen<br />

hat Erfinder<br />

und Firmenchef<br />

Christoph<br />

Egger vor<br />

allem für<br />

Hochleistungssportler<br />

konzipiert.<br />

Auslöser für<br />

die Produktidee war<br />

der Sportunfall eines<br />

Freundes, der durch seine Brille<br />

eine schwere Augenverletzung erlitt.<br />

Egger entwickelte gemeinsam mit<br />

Kunststoffherstellern ein bruchfreies<br />

Material als Basis für seine unzerbrechlichen<br />

Brillen.<br />

Denn die Brille sollte schließlich die<br />

Augen gegen Zugluft, Sonne oder<br />

umherfliegende Partikel schützen – und<br />

nicht selbst zum Risiko werden. Nicht<br />

nur der Rahmen der „Gloryfy unbreakable“<br />

ist daher flexibel, auch die Gläser<br />

sind biegsam – und können bei Unfällen<br />

Per Vakuum werden die kleinen<br />

Schlitzschrauben aufgenommen<br />

den Augen nicht mehr gefährlich<br />

werden.<br />

Schrauber befestigt Logos und<br />

schont die Finger<br />

In Mayrhofen im Zillertal liegt die Produktionsstätte<br />

des jungen Unternehmens,<br />

das erst seit fünf Jahren am Markt<br />

ist. Hier werden die Brillen gefertigt,<br />

auf Qualität geprüft und verpackt. Zwei<br />

Mitarbeiterinnen für Montagetechnik<br />

und Qualitätssicherung,<br />

Sonja Dornauer<br />

und Yvonne<br />

Hotter,<br />

schrauben mit<br />

Hilfe eines<br />

MicroTorque-<br />

Schraubers von<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />

die Logos seitlich an<br />

die Bügel der Sport-Style-<br />

Brillen, mit denen Gloryfy in Österreich<br />

bekannt wurde. Mittlerweile gibt es auch<br />

eine modischere Lifestyle-Kollektion.<br />

Die nur 4 mm langen Schlitzschrauben<br />

der Größe M 1,4, mit denen<br />

das Gloryfy-Markenzeichen fest<br />

an die Bügel der Sport-Style-<br />

Brillen montiert wird, zogen<br />

Sonja Dornauer und Yvonne<br />

Hotter bis vor einem Jahr noch<br />

mit einem Handschrauber an. „Wir<br />

mussten die Schrauben mit den Fingerspitzen<br />

aufnehmen, einfädeln und mit<br />

dem Handschrauber festziehen“, sagt<br />

Dornauer. „Da taten uns mit der Zeit<br />

ganz schön die Finger weh.“ Für die größer<br />

werdenden Stückzahlen war dieser<br />

Prozess ungeeignet. Das Unternehmen<br />

suchte und fand eine Lösung: einen elektronisch<br />

gesteuerten MicroTorque-<br />

Schrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools.<br />

Mit dem Modell ETD M 25 AVD montieren<br />

die Mitarbeiterinnen heute<br />

schmerzfrei – und weit schneller als früher.<br />

Ungefähr 700 Brillen schaffen sie<br />

am Tag. Der gesteuerte Elektro-Handschrauber<br />

lässt sich leicht bedienen, und<br />

im Gegensatz zur manuellen Montage<br />

müssen die Frauen jetzt nicht mehr „mit<br />

Druck“ arbeiten. Weitere Vorteile des<br />

MicroTorque-Schraubers sind der komfortable<br />

Griff und das geringe Gewicht.<br />

Der Elektroschrauber arbeitet außerdem<br />

sehr leise.<br />

Die Bügel der Lifestyle-Brillen werden<br />

mit Scharnieren und pro Seite<br />

vier Schrauben am Korpus befestigt.<br />

Die MicroTorque-Focus-Steuerung<br />

speichert die Parametersätze für alle<br />

Brillenmodelle<br />

12 DK 2-2013


Feinmechanik/Lifestyle<br />

MicroTorque<br />

Elektroschrauber für niedrigste<br />

Drehmomente ab 0,005 Nm<br />

Für empfindliche Elektronikbauteile<br />

geeignet (ESD-zertifiziert)<br />

Verschiedene Anziehstrategien<br />

und -parameter<br />

Höchste Präzision und gute Ergonomie<br />

Verwaltet bis zu 64 Parametersätze<br />

Zweistufige Montage auf<br />

10,5 Newton-Zentimeter<br />

Sehr komfortabel geht heute die Aufnahme<br />

der Schrauben vonstatten: Sie<br />

werden zu Dutzenden in einem Tray am<br />

Arbeitsplatz bevorratet. Der hat ein kleine<br />

Vorratswanne und 50 Mini-Trichter.<br />

Wenn Sonja Dornauer den Tray schüttelt,<br />

bewegen sich die Schrauben zu den<br />

Trichtern und kommen mit dem Köpfchen<br />

nach oben zum Liegen – bereit für<br />

die Montage. Das <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Schraubwerkzeug<br />

wiederum hat eine automatische<br />

Ansaug-Vorrichtung, so dass die<br />

Mitarbeiterin die Schrauben mühelos<br />

lagerichtig aufnehmen und zur Schraubstelle<br />

führen kann. In zwei Stufen zieht<br />

der M 25 AVB dann auf das vorgegebene<br />

Drehmoment an. „Nach einer langsameren<br />

Findestufe dreht der Schrauber<br />

schneller und schaltet bei 10,5 Newtonzentimetern<br />

ab“, erklärt Sonja Dornauer<br />

(10,5 Ncm = 0,105 Nm).<br />

Während die Logos theoretisch noch mit<br />

der Hand montiert werden könnten, ist<br />

der MicroTorque-Schrauber für die Montage<br />

der neuen Brillenmodelle aus der<br />

Lifestyle-Kollektion unersetzlich. Diese<br />

Serie sei ebenfalls bruchsicher, heißt es,<br />

aber nicht unbedingt für den Hochleistungssport<br />

ausgelegt. Denn die Bügel und<br />

Rahmen sind viel dünner als diejenigen<br />

der Sportbrillen. Und während Bügel,<br />

Rahmen und Gläser der Sportmodelle<br />

durch einen Klickmechanismus miteinander<br />

verbunden sind – und sich bei<br />

Überdehnung automatisch<br />

lösen –, sind die<br />

Bügel an den Lifestyle-<br />

Brillen mit Scharnieren<br />

verschraubt.<br />

Selbstschneidende<br />

Schrauben<br />

Die Scharniere werden<br />

mit vier selbstschneidenden<br />

Kreuzschlitzschrauben<br />

(M 1,4 x 2,5) je Seite<br />

montiert. „Von Hand wäre das gar<br />

nicht möglich“, betont Dornauer.<br />

Rechts: Für das Foto<br />

macht Sonja Dornauer<br />

vor, wie „feinmechanisch“<br />

die Arbeit von<br />

Hand früher war:<br />

Schon die Schraube<br />

mit den Fingern aufzunehmen,<br />

wäre sicher<br />

nicht jedermanns Sache ...<br />

Unten: Nach dem<br />

Ein fädeln wurde mit<br />

einem Hand-<br />

Schraubendreher<br />

montiert<br />

„So viel Kraft kann man mit den Fingern<br />

kaum aufbringen, dass sich die<br />

Schraube selbst ein Loch furcht.“ Auch<br />

diese Brillen werden daher mit dem<br />

MicroTorque montiert, der alle acht<br />

Schrauben je Brille sicher anzieht.<br />

In der MicroTorque-Focus-Steuerung des<br />

ETD M 25 AVB sind die Parametersätze<br />

für beide Schraubfälle – die Logos und<br />

die Scharniere – gespeichert. Die Programmierung<br />

hat ein Experte von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> Tools vorgenommen. Dornauer<br />

und Hotter wählen einfach das Programm,<br />

das sie gerade benötigen. Die<br />

MicroTorque-Serie umfasst übrigens<br />

Steuerungen für bis zu 64 verschiedene<br />

Parametersätze und 15 Jobs. Damit ist<br />

das Werkzeug ungefähr so flexibel und<br />

vielseitig wie die Brillenkollektion, die<br />

mit ihm montiert wird. Als Anziehstrategien<br />

sind neben Drehmomentsteuerung<br />

auch Drehwinkel- und Drehzahlsteuerung<br />

möglich.<br />

Zweiter Schrauber für noch kleinere<br />

Drehmomente kommt in Kürze<br />

Für die Verschraubung der Scharniere lag<br />

das Drehmoment zum Zeitpunkt unseres<br />

Gesprächs noch etwas über dem optimalen<br />

Wert. „Ein Drehmoment von sechs<br />

Newtonzentimetern wäre ideal“, sagt<br />

Dornauer. Der ETD M 25 ist jedoch für<br />

Drehmomente von 7,5 bis 25 Ncm ausgelegt.<br />

Da man mit dem MicroTorque<br />

ansonsten hochzufrieden ist, hatte Gloryfy<br />

bereits ein weiteres Gerät bestellt:<br />

Der MicroTorque ETD M 10 A 400 A<br />

eignet sich für noch kleinere Drehmomente<br />

zwischen 3 und 10 Ncm – und<br />

wurde kurz vor Erscheinen dieses Heftes<br />

in Betrieb genommen.<br />

Dann ist das Unternehmen für zukünftige<br />

Projekte noch besser aufgestellt: 2013<br />

werden die Österreicher schätzungsweise<br />

80 000 bis 100 000 Gloryfy-Brillen verkaufen.<br />

Und 2014 kommt die Brille sogar<br />

ins Kino: Eine Dokumentation beschreibt<br />

das Abenteuer von Kletter-Wunderkind<br />

David Lama am Cerro Torre in Chile.<br />

Mit dabei: diverse Gloryfy-Modelle, die<br />

Lama bei seiner Erstbesteigung verwendet<br />

hat, um seine Augen vor der aggressiven<br />

Höhensonne und herunterfallenden<br />

Fels- und Eisbrocken zu schützen. up<br />

info<br />

MicroTorque-Schrauber: 511<br />

DK 2-2013 13


Nachrichten<br />

MicroTorque-Schraubsystem<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools auf der Productronica (12. bis 15. November)<br />

Noch bessere Kontrolle<br />

bei kleinsten Schrauben<br />

Auf der Productronica in München präsentiert <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />

vor allem Lösungen für die Montage mit sehr kleinen Schrauben.<br />

Diese wird durch eine neue Schraubstrategie erleichtert, die ab<br />

sofort für die MicroTorque-Schraubsysteme verfügbar ist. Außerdem<br />

bringt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> im Winter erstmals ein eigenes Schraubsystem<br />

mit automatischer Schraubenzuführung auf den Markt.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> erleichtert Anwendern die<br />

Montage mit sehr kleinen Schrauben. Auf<br />

der Productronica, Fachmesse für Elektronikfertigung,<br />

präsentiert das Unternehmen<br />

erstmals eine neue Montagestrategie<br />

für die MicroTorque-Schraubsysteme:<br />

eine Kontrollstufe für das Erkennen der<br />

Kopfauflage der Schrauben (Halle B2,<br />

Stand 102). Die Messe findet vom 12.<br />

bis 15. November in München statt.<br />

System kompensiert<br />

Reibwert-Abweichungen<br />

„Die Kopfauflage-Erkennung löst Problemfälle<br />

in der Schraubmontage mit<br />

Kleinstdrehmomenten“, erklärt Produktspezialist<br />

Rainer Kloo. „Die neue Kontrollstufe<br />

verwendet einen intelligenten<br />

Algorithmus, um den kompletten<br />

Schraubprozess zu überprüfen und Abweichungen<br />

in der Verbindung zu kompensieren.“<br />

So erkenne das System beim<br />

Eindrehen der Schraube deren Kopfauflage,<br />

gleiche unterschiedliche Reibung<br />

während des Montageablaufs aus und<br />

bringe in jede (gleichartige) Verschraubung<br />

nach der Kopfauflage zuverlässig<br />

die gleiche Klemmkraft ein.<br />

Bei der Montage mit kleinen Drehmomenten<br />

treten häufig Variationen der<br />

Für die Stabschrauber<br />

des Tensor-ES-<br />

Schraubsystems<br />

(links) stehen<br />

Anfang 2014 automatische<br />

Zuführsysteme<br />

zur Verfügung.<br />

Unten eine<br />

CAD-Zeichnung<br />

einer möglichen<br />

Umsetzung<br />

Reibwerte auf, sei es durch unterschiedlich<br />

große Durchmesser der Bohrungen,<br />

der Schrauben selbst oder durch unebene<br />

Gewinde. Auch nicht-zentrisch eingesetzte<br />

Schrauben führen vielfach zu Problemen.<br />

Die Kopfauflage-Kontrollstufe<br />

erkennt all diese Problemfälle, eliminiert<br />

Setzerscheinungen und vermeidet „überrissene“<br />

Verschraubungen. Die Schraubstrategie<br />

steht für die MicroTorque-Steuerungen<br />

des Typs Focus 400 zur Verfügung<br />

und kann bei Drehmomenten von<br />

0,005 bis 2,5 Nm eingesetzt werden.<br />

Eigene Schraubenzuführung für<br />

Tensor-ES-Elektroschrauber<br />

Ein weiteres Highlight am Messestand<br />

wird eine neu entwickelte Schraubenzuführung<br />

sein: Erstmals bietet <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

ab 2014 ein eigenes System zur automatischen<br />

Schraubenzuführung an. Dieses<br />

wird mit der jüngsten Elektroschrauber-<br />

Generation Tensor ES und der Power-<br />

Focus-600-Steuerung kompatibel sein.<br />

Stabschrauber dieser Serie stehen für<br />

Drehmomente zwischen 0,8 und 50 Nm<br />

zur Verfügung (Winkelschrauber bis<br />

100 Nm).<br />

Diese Werkzeuge erleichtern Anwendern<br />

den Umstieg von Druckluftschraubern<br />

auf gesteuerte Systeme. Der Tensor ES ist<br />

ergonomisch aufgebaut, sehr leicht zu<br />

bedienen – und er steigert gegenüber dem<br />

Einsatz von Druckluftwerkzeugen die<br />

Prozesssicherheit in der Montage. Mit<br />

dem Power-Focus-600-System können<br />

Anwender sofort losschrauben, denn die<br />

Handhabung der Steuerungen erfordert<br />

nur drei schnelle Schritte:<br />

1. Schraubstrategie auswählen,<br />

2. gewünschtes Drehmoment eingeben,<br />

3. schrauben!<br />

Die in diesem System erstmals umgesetzte<br />

Schraubstrategie Turbo-Tight vermindert<br />

das Reaktionsmoment praktisch<br />

auf Null und beschleunigt den Verschraubungsprozess<br />

gegenüber dem früheren<br />

Einstiegsmodell Tensor DS um 20<br />

bis 60 %, etwa durch die höheren Drehzahlen<br />

des neu entwickelten Schraubermotors.<br />

tp<br />

info<br />

MicroTorque-Systeme: 511<br />

Power Focus 600: 512<br />

Schraubenzuführung: 513<br />

14 DK 2-2013


Nachrichten<br />

Neuer Katalog<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools hat seinen Hauptkatalog<br />

völlig überarbeitet. Angewachsen auf<br />

364 Seiten, präsentiert der neue Katalog<br />

zahlreiche Lösungen für mehr Produktivität,<br />

bessere Ergonomie und niedrigeren<br />

Energieverbrauch – vor allem das wohl<br />

umfangreichste Sortiment an pneumatischer<br />

und elektrischer Schraubtechnik<br />

inklusive ausgeklügelter Qualitätsüber wachung.<br />

Das Werk listet daneben Schleifund<br />

Bohrmaschinen, Niet- und Meißelhämmer<br />

ebenso auf wie Druckluftmotoren,<br />

Zubehör für Elektro- und Druckluftwerkzeuge<br />

sowie für die Installation eines<br />

Druckluftsystems. Besonders weit reicht<br />

das Dienstleis tungsangebot: von der einfachen<br />

Reparatur über vorbeugende Wartung<br />

und Instandhaltungsprogramme bis<br />

hin zu Messund<br />

Kalibrierdienstleistungen<br />

sowie Prozessoptimierungen.<br />

hw<br />

info<br />

Katalog Industrie-Tools: 514<br />

Neuer Geschäftsbereich Vakuumtechnik<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> expandiert<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat im Konzernbereich<br />

Kompressortechnik die neue Division<br />

„Vacuum Solutions“ gegründet. Präsident<br />

wird Geert Follens. In dem neuen<br />

Geschäftsbereich werden die bisherigen<br />

Vakuum-Aktivitäten sowie das Geschäft<br />

der britischen Edwards Group Ltd. ge -<br />

bündelt. Im August hatte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

verkündet, den Hersteller von Vakuumtechnik,<br />

Abgasmanagement- und Abwasserbehandlungs-Lösungen<br />

für 1,6 Mrd.<br />

US-Dollar übernehmen zu wollen.<br />

Edwards hat derzeit über 3200 Beschäftigte<br />

und setzte im vergangenen Jahr<br />

595 Mio. Pfund um (rund 750 Mio.<br />

Euro). Vakuumtechnik ist essenzieller<br />

Bestandteil zahlreicher Fertigungsprozesse,<br />

etwa in der Herstellung von Halbleitern,<br />

Flachbildschirmen, in der Solar -<br />

industrie oder bei der Stahlentgasung, um<br />

hochreinen Stahl zum Beispiel für die<br />

Flugzeugproduktion zu erzeugen.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat die Vakuumtechnik als<br />

strategisches Wachstumsfeld definiert<br />

und mit der neuen Division nun die organisatorischen<br />

Voraussetzungen für die<br />

Entwicklung des Geschäftes geschaffen.<br />

Die Division wird die gesamte Wertschöpfungskette<br />

verantworten: von der<br />

Produktentwicklung über die Beschaffung<br />

und Fertigung hin zu Vertrieb und<br />

Service. Die Zentrale wird im britischen<br />

Crawley angesiedelt, wo Edwards seinen<br />

Stammsitz hat.<br />

tp<br />

Workshops bereiten auf Schraubtechnik-Audits vor<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools bietet Intensiv-Workshops an,<br />

die auf ISO- oder Zertifizierungsaudits vorbereiten.<br />

Teilnehmer erfahren alles, was nötig ist, um<br />

sicher durch ein ISO-9001- oder TS-16 949-<br />

Audit in Sachen Schraubtechnik zu kommen: ob<br />

ihr Betrieb alle Punkte in der Schraubtechnik erfüllt,<br />

was die gültigen Normen fordern und vor<br />

allem, was aktueller Stand der Technik ist.<br />

„Außerdem erklären wir ausführlich, was Betriebe<br />

tun müssen, um bei Audits ihrer Kunden<br />

zu bestehen“, sagt Christian Grötzinger, Qualitätsmanagement-Auditor.<br />

Für viele Unternehmen sei es ein großes Problem,<br />

dass sie ihren Kunden gegenüber belegen müssten,<br />

die Qualität in der Montage zu sichern, ihnen<br />

aber zum Beispiel Nachweise für Kalibrierungen<br />

fehlen. „Heutzutage muss die Industrie ja nicht<br />

nur sicherstellen, dass sie prozesssicher arbeitet,<br />

sondern man muss dokumentieren, wie man<br />

dieses tut“, weiß Grötzinger. „Hier können wir<br />

passend beraten und die Lücken schließen.“<br />

In den Workshops nimmt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools die<br />

Ist-Situationen der Fachbereiche des teilnehmenden<br />

Unternehmens auf, analysiert sie und<br />

zeigt in einem Ergebnisbericht das Verbesserungspotenzial<br />

auf. Die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Berater präsentieren<br />

außerdem Ansätze zur weiteren Optimierung<br />

im Bereich der Schraub technik. Die Teilnehmer<br />

können daraus Maßnahmen ableiten, um<br />

ihre Prozesse besser und sicherer zu machen,<br />

die Produktqualität zu verbessern,<br />

Qualitätskosten zu senken und<br />

ihre Produktivität zu steigern.<br />

„Wir unterstützen gern bei allen Maßnahmen“,<br />

betont Christian Grötzinger. „Sei es bei der Umorganisation<br />

von Arbeitsplätzen, der Auswahl<br />

der geeigneten Schraubtechnik und des richtigen<br />

Anzugsverfahrens, der Programmierung oder Inbetriebnahme<br />

und natürlich dem Aufsetzen passender<br />

Qualitätsstrategien.“<br />

info<br />

Audit-Workshops: 515<br />

DK 2-2013 15


Bilder: Michael Corban; Thomas Preuß; Degussa; Shutterstock<br />

Ölfreie Druckluft: Z-Serie erfüllt „Class 0“ der ISO 8573-1: 2010<br />

Eine saubere Sache<br />

In vielen Branchen geht’s nicht ohne ölfreie Druckluft. Nicht nur in<br />

der Lebensmittel- und Getränkeindustrie gilt in dieser Hinsicht ein<br />

absolutes Reinheitsgebot; auch in der Textil- oder Elektronikindustrie,<br />

der Beschichtungs- oder Medizintechnik sind Ölrückstände in<br />

der Druckluft ein No-Go. Die Kompressorenflotte der Z-Serie erfüllt<br />

diesen Anspruch zu 100 %. Zudem sinken mit absolut ölfreier Verdichtung<br />

auch die Betriebs- und Wartungskosten deutlich.<br />

„Unsere Arbeitsluft muss vollkommen<br />

rein und vor allem ölfrei sein“, sagt Dieter<br />

Kubacki, Abteilungsleiter Maschinen-<br />

Anlagen bei der Steinfurter Privatbrauerei<br />

A. Rolinck GmbH & Co. KG.<br />

Denn diese komme mit dem Bier zum<br />

Beispiel dann in Kontakt, wenn Tanks<br />

leergedrückt werden. „Für uns kommen<br />

deswegen nur ölfrei verdichtende Kompressoren<br />

in Frage“, fährt er fort. „<strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> hatte hier von Anfang an mit seinen<br />

Trockenläufern die Nase vorn.“<br />

Prinzipiell werden auf dem Markt auch<br />

Lösungen angeboten, die mit öleingespritzten<br />

Verdichtern arbeiten, gefolgt von<br />

einer Aufbereitung mit Ölabscheidern<br />

und Filtern. Dies führt zwar zu technisch<br />

reiner Luft, doch geht der Anwender ein<br />

hohes Risiko ein. Denn ein defekter Filter<br />

würde genügen – und schon wäre<br />

nicht nur das Bier ungenießbar, sondern<br />

die komplette Anlage kontaminiert, was<br />

wiederum hohe Reinigungskosten nach<br />

sich zöge. „Vor diesem Hintergrund rechnen<br />

sich ölfrei verdichtende Kompressoren<br />

sehr schnell“, sagt Kubacki. In der<br />

Brauerei arbeiten daher vier energiesparende,<br />

wassergekühlte Ölfrei-Drehzahnkompressoren:<br />

ein ZR 50 VSD, ein ZR 37<br />

und zwei ZR 30. Für die Steinfurter sinkt<br />

so das Risiko, Produkte und Anlagen mit<br />

Ölspuren zu kontaminieren, auf Null.<br />

„Unsere gesamte ölfrei verdichtende<br />

Kompressorenflotte ist gemäß Class 0<br />

zertifiziert“, betont Reimund Scherff,<br />

Geschäftsbereichsleiter Ölfreie Kompressoren<br />

bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>. „Das Prüfverfahren<br />

gemäß ISO 8573-1: 2010 wurde<br />

anhand der strengsten derzeit existierenden<br />

Prüfmethoden und unter Simulation<br />

realistischer industrieller Einsatzbedingungen<br />

durchgeführt.“ In keinem Test<br />

konnten Ölspuren nachgewiesen werden.<br />

Alle Ölfrei-Technologien sind gemäß<br />

ISO 8573-1 zertifiziert<br />

Alle Ölfrei-Technologien von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> wurden nach der neuen Norm zertifiziert.<br />

Eingeschlossen sind also Zentrifugal-,<br />

Drehzahn-, Scroll-, Kolben-, wassereingespritze<br />

Schrauben-, ölfrei verdichtende<br />

Schrauben- und kombinierte<br />

Vier-Stufen-Kolben-/Schraubenkompressoren<br />

sowie die mobilen P-Serien als<br />

Mietkompressoren.<br />

Diese Kompressoren liefern 100 %<br />

ölfreie Druckluft für die Textil-, Lebensmittel-<br />

und Getränke-, Bergbau-, Offshore-<br />

und Elektronikindustrie (einschließlich<br />

Halbleiterfertigung und Reinräume),<br />

für Lackierstraßen der Automobilindustrie,<br />

für die Wasseraufbereitung<br />

von Stadtwerken, für kritische medizinische<br />

Anwendungen in Krankenhäusern<br />

sowie für Pharmazeutik-, Chemie- und<br />

Kosmetikhersteller.<br />

16 DK 2-2013


Management-Wissen: Ölfreie Kompressoren<br />

Der Buchstabe Z kennzeichnet jeweils<br />

die Ölfreiheit. So steht etwa ZR 50 VSD<br />

für einen wassergekühlten (R), absolut<br />

ölfrei verdichtenden Drehzahnkompressor<br />

mit 50 kW installierter Leistung und<br />

variabler, geregelter Drehzahl (VSD =<br />

Variable Speed Drive).<br />

Eine luftgekühlte Variante (gekennzeichnet<br />

durch den Buchstaben T) aus <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong>s Drehzahnkompressoren-Serie<br />

setzt die Tartex + Dr. Ritter GmbH ein.<br />

Der Hersteller vegetarischer Nahrungsmittel<br />

mit Sitz in Freiburg nutzt<br />

den ZT 37 VSD für den Betrieb und die<br />

Steuerung seiner Abfüll- und Verpackungsanlagen.<br />

„In der Lebensmittelproduktion<br />

kommen für uns nur ölfrei verdichtende<br />

Kompressoren in Frage“, sagt<br />

Karl-Heinz Götzmann, zuständig für die<br />

Technischen Dienste bei Tartex. „Die<br />

Druckluft kommt zwar nicht mit den<br />

Nahrungsmitteln in Kontakt, doch mit<br />

ölfreier Druckluft schließen wir jedes<br />

Risiko aus.“ Außerdem verlange der Handel<br />

danach.<br />

Spinnereien, Webereien und Färbebetriebe<br />

setzen auf ölfreie Druckluft. Denn verunreinigte<br />

Luft würde Produktionsausfall,<br />

Ausschuss und Imageverlust bedeuten<br />

Markt.DenneinStoffdesigner lässt seine<br />

Entwürfe selbstredend nur in solchen<br />

Unternehmen spinnen und weben, die in<br />

der Lage sind, ihm einwandfreie Qualität<br />

zu liefern. Mit Öl verunreinigte Druckluft<br />

wäre also nicht nur mit Produktionsausfällen<br />

und Ausschuss verbunden, sondern<br />

kann für den Hersteller auch einen Imageverlust<br />

bedeuten, der sich nur schwer korrigieren<br />

lässt.<br />

Mit dem Einsatz der ölfreien Kompressoren<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sind die Betriebe<br />

auf der sicheren Seite. Darüber hinaus<br />

können sie von der energieeffizienten<br />

Technologie profitieren und den reduzierten<br />

Betriebs- und Wartungskosten;<br />

denn es müssen zum Beispiel keine Ölfilter<br />

gewechselt und keine Entsorgungskosten<br />

für ölhaltiges Kondensat aufgewendet<br />

werden. Aus diesem Grund nutzt<br />

auch die Xentrys Leuna GmbH drei ölfrei<br />

verdichtende Schraubenkompressoren<br />

Dieter Kubacki,<br />

Abteilungsleiter<br />

bei der Brauerei<br />

A. Rolinck<br />

«<br />

Unsere Arbeitsluft muss<br />

vollkommen rein und ölfrei<br />

sein, denn das Bier<br />

kommt im Herstellungsprozess<br />

mit der Luft in<br />

Kontakt. Nur ein Tropfen<br />

Öl, und das Bier wäre<br />

ungenießbar – und wir<br />

müssten die komplette<br />

»<br />

Anlage reinigen.<br />

des Typs ZR 500 VSD sowie einen<br />

ZR 400 ohne Drehzahlregelung. Der<br />

Teppichgarnhersteller verbraucht im<br />

Schnitt 8000 bis 9000 Nm 3 Luft pro<br />

Stunde, um aus Kunststoffen wie Polypropylen<br />

und Polyamid Fasern herzustellen,<br />

die anschließend zu einem Garn<br />

gesponnen und dabei gestaucht, gedehnt<br />

und gekräuselt werden.<br />

UmdieKostenindenGriffzubekommen,<br />

nahmen die Leunaer ihr Druckluftsystem<br />

unter die Lupe und konnten durch<br />

den Einsatz der drehzahlgeregelten Kompressoren<br />

dessen Energieverbrauch um<br />

knapp ein Viertel senken. „Aufgrund des<br />

Ölfreiheit für ein sauberes Image in<br />

der Textilindustrie<br />

Auch in der Textilindustrie – in Spinnereien,<br />

Webereien oder Färbereibetrieben –<br />

ist die absolute Reinheit der Druckluft<br />

Voraussetzung für eine effiziente Produktion<br />

und ein erfolgreiches Agieren am<br />

Druckluftstation mit ölfrei verdichtenden<br />

Kompressoren bei Bosch. Der Automobil-<br />

Elektronik-Hersteller hat zudem eine<br />

Wärmerückgewinnung installiert, mit der<br />

über 90 % der Verdichtungswärme für<br />

andere Prozesse wiedergewonnen wird<br />

DK 2-2013 17


Management-Wissen: Ölfreie Kompressoren<br />

Produktionsprozesses ist ein stark<br />

schwankender Volumenstrom bei uns die<br />

Regel“, erklärt Axel Sadlo, Leiter der<br />

Technik bei Xentrys. „Bricht beim Spinnen<br />

ein Faden, benötigen wir zum Wiedereinfangen<br />

und Auflegen auf die<br />

Maschine umgehend rund 500 bis 600<br />

Normkubikmeter Druckluft zusätzlich.“<br />

Der Hersteller setzt zudem auf Wärmerückgewinnung,<br />

um den Energiebedarf<br />

der Drucklufterzeugung zu minimieren.<br />

Rund 80 bis 90 % der Verdichterarbeit<br />

werden in Form von Wärme zurückgewonnen.<br />

„Über die Wasserkühlung der<br />

Kompressoren nutzen wir diese Abwärme<br />

in der Klimaanlage der Spinnerei“,<br />

berichtet Sadlo. Zudem wird mit der<br />

Abluft aus der Verdichterstation im Winter<br />

die Lagerhalle erwärmt.<br />

Auch bei der Kehlheim Fibres GmbH,<br />

die aus Zellstoff jährlich rund 75 000 t<br />

Viskosefasern für Hygieneprodukte,<br />

Teebeutel, medizinische OP-Kleidung<br />

oder Geldscheine herstellt, bestand<br />

neben dem Wunsch nach absoluter Ölfreiheit<br />

die Notwendigkeit, den Energieverbrauch<br />

zu reduzieren. Dies gelang mit<br />

der Installation des drehzahlgeregelten<br />

ZR 315 VSD, der – zusammen mit drei<br />

weiteren ZR-Kompressoren mit fester<br />

Drehzahl – vom Energiesparsystem<br />

ES 130 V effizient geregelt wird.<br />

Prozesssicherheit und einwandfreie<br />

Produkte<br />

Ein weiteres Beispiel ist Evonik Degussa<br />

in Wesseling. Hier ist ein „sauberer“ Produktionsprozess<br />

ein absolutes Muss. Das<br />

Unternehmen stellt die Aminosäure<br />

Methionin her, ein Futtermittel-Ergänzungsstoff,<br />

sowieSilicaprodukte, die<br />

bei der Reifenherstellung oder in der Produktion<br />

von Zahnpasta verwendet werden.<br />

Bei der Herstellung kommt die<br />

Druckluft direkt mit den flüssigen Grundstoffen<br />

oder den fertigen Pulvern in<br />

Berührung und darf<br />

daher kein einziges<br />

Tröpfchen Öl enthalten:<br />

„Öl könnte kondensieren<br />

und sich an<br />

Oberflächenveredeler<br />

Hersteller von<br />

medizinischen<br />

Produkten<br />

Spinnereien<br />

Anwender zahlreicher<br />

Branchen<br />

setzen auf die<br />

ölfreie Verdichtung<br />

das Produkt anlagern“,<br />

streicht Planungsingenieur<br />

Heinz Blindert<br />

heraus, „das kann zu<br />

verschiedenen Problemen<br />

führen, die wir<br />

nicht dulden können.“<br />

Im weniger schlimmen<br />

Fall bilden sich<br />

Agglomerationen, die<br />

ein nicht spezifikationsgerechtes<br />

Endprodukt<br />

zur Folge hätten;<br />

dieses wäre unverkäuflich,<br />

weil es Probleme<br />

bei der Weiterverarbeitung machen<br />

könnte. Noch dramatischer wäre eine –<br />

eventuell die Tiergesundheit gefährdende<br />

– Kontamination von Futtermitteln. „Eine<br />

Druckluft mit Aerosolen wäre also für<br />

uns nicht tragbar“, fasst Blindert zusammen.<br />

Degussa hat einen sehr hohen Luftbedarf<br />

und setzt daher ölfreie ZH-Turbokompressoren<br />

sowie Schraubenverdichter<br />

der ZR-Reihe ein.<br />

Betriebe der Oberflächentechnik legen<br />

ebenfalls großen Wert auf ölfreie Verdichtung.<br />

So sind etwa wasserlösliche<br />

Lacke extrem<br />

empfindlich gegen Ölverunreinigungen.<br />

Selbst kleinste<br />

Ölspuren können ganze Produktchargen<br />

verändern oder unbrauchbar machen.<br />

Rückrufaktionen, Rufschädigung und<br />

teure Produktionsausfälle durch aufwendige<br />

Reinigungsarbeiten können die Folgen<br />

sein.<br />

So war Ölfreiheit eine wichtige Forderung,<br />

als der Automobilzulieferer<br />

18 DK 2-2013


Management-Wissen: Ölfreie Kompressoren<br />

ihrer Druckluft mit<br />

Hilfe von Class-0-<br />

Kompressoren von<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>:<br />

Feinkosthersteller<br />

fen, obwohl die<br />

Beschichtungsanlage<br />

selbst noch einmal<br />

über eine in sich<br />

geschlossene Luftver-<br />

Maschinen von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ersetzt. „Vor<br />

allem für die Fertigungsprozesse brauchen<br />

wir ölfreie Luft, denn unsere<br />

Maschinen drehen sonst durch“, illustriert<br />

Christian Lübke, zuständig für die Versorgungstechnik,<br />

und ergänzt: „Stellen<br />

Sie sich mal vor, es geriete Öl auf die<br />

Leiterplatten. Das geht gar nicht!“<br />

Brauereien<br />

Geringere Betriebsund<br />

Wartungskosten<br />

Webereien<br />

Chemische Industrie<br />

Webasto die neue Druckluftversorgung<br />

in seinem<br />

Werk in Schierling konzipierte.<br />

„Die Luft in unserer<br />

neuen Halle muss frei von Öl und Silikon<br />

sein“, erläutert Werner Czech, zuständig<br />

für die zentralen Werksdienste. „Wir fertigen<br />

hier unter anderem das Polycarbonat-Dach<br />

des Smart Fortwo, das beschichtet<br />

werden muss, um kratzfest zu<br />

sein.“ Im neuen Gebäude hätte deshalb<br />

auch kein Silikon verbaut werden dür-<br />

sorgung verfüge, so<br />

Czech weiter. Nach<br />

einer Luftanalyse<br />

könne man heute<br />

sogar sagen, dass die<br />

Luft außerhalb der<br />

Halle stärker belastet<br />

sei als die Druckluft in<br />

der Halle. „Mit unserer<br />

Druckluft könnte<br />

man sogar in einem<br />

Operationssaal arbeiten.“<br />

Klar war damit, dass<br />

die zunächst nur für<br />

das neue Gebäude angedachte Druckluftversorgung<br />

ölfrei verdichtende Kompressoren<br />

benötigt. Um gleichzeitig den<br />

Energieverbrauch zu senken, orderte man<br />

bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> einen drehzahlgeregelten,<br />

ölfrei verdichtenden Schraubenkompressor<br />

vom Typ ZR 90 VSD.<br />

Auch bei der Robert Bosch Elektronik<br />

GmbH, die in ihrem Werk in Salzgitter<br />

Motor-Steuergeräte produziert, hat man<br />

die öleigespritzen Kompressoren nach<br />

und nach durch ölfei verdichtende<br />

Durch die Umstellung benötige man nun<br />

keine Ölfilter mehr, brauche sich keine<br />

Gedanken um die Kondensatentsorgung<br />

zu machen und profitiere zudem von der<br />

geringen Wartungsanfälligkeit der wassergekühlten<br />

ZR-Kompressoren.<br />

Weil die Verfügbarkeit für die Fertigung<br />

100 % betragen muss, arbeiten bei Bosch<br />

in Salzgitter zwei baugleiche Kompressoren-Pärchen,<br />

die sich im wöchentlichen<br />

Rhythmus abwechseln: je ein ZR-275-<br />

und ein ZR-315-VSD-Kompressor. Die<br />

beiden ZR 275 arbeiten mit fester Drehzahl,<br />

die ZR 315 VSD mit variabler, geregelter<br />

Drehzahl. So lässt sich der erzeugte<br />

Volumenstrom effizient an den Bedarf<br />

anpassen. Bei sehr schwacher Last, etwa<br />

Ostern oder Weihnachten, laufen nur die<br />

beiden drehzahlgeregelten Maschinen.<br />

Und selbst an Wochenenden, wenn nicht<br />

produziert wird, darf die Drucklufterzeugung<br />

nicht ruhen, weil einige Öfen rund<br />

um die Uhr laufen.<br />

sb<br />

info<br />

Ölfreie Kompressoren: 516<br />

ZR 30/37/50 (VSD): 517<br />

ZT 37 VSD: 518<br />

ZR 275/315 VSD/500 VSD: 519<br />

Drehzahlregelung: 520<br />

ZH-Turbokompressoren: 521<br />

ES-Energiesparsysteme: 522<br />

DK 2-2013 19


Ausbildung<br />

Girls’ Day begeistert Mädchen für technische Berufe<br />

Technik ist (auch)<br />

Frauensache<br />

19 Schülerinnen aus sechs Ländern erlebten Ende<br />

April den Girls’ Day bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> in Essen. Die<br />

12- bis 14-jährigen Mädchen erfuhren viel zum Beruf<br />

der Mechatronikerin, durften mit einem pneumatischen<br />

Meißelhammer arbeiten und betrachteten das<br />

Innenleben eines Kompressors.<br />

Technik zum Anfassen erlebten 19 Schülerinnen<br />

beim Girls’ Day von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong>, den die Auszubildenden des Essener<br />

Unternehmens selbstständig auf die<br />

Beine gestellt hatten. „Wir wollen den<br />

Mädchen die Angst vor technischen Berufen<br />

nehmen“, sagt Madeleine Blazevic.<br />

„Denn die Ausbildung ist vielseitig, es<br />

gibt gute Perspektiven!“ Die 21-Jährige<br />

befindet sich in der Industrietechniksparte<br />

bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools im zweiten Lehrjahr<br />

und hat zusammen mit ihren Azubi-<br />

Kolleginnen und -Kollegen der Firmenbereiche<br />

Bau-, Bohr- und Drucklufttechnik<br />

den Girls’ Day 2013 organisiert.<br />

Mit Schutzbrille, Helm, Gehörschutz<br />

und Sicherheitsschuhen<br />

Die Nachwuchsmitarbeiter stellten ihren<br />

12- bis 14-jährigen Gästen zu Beginn das<br />

Unternehmen und die technische Ausbildung<br />

vor. Dann wurden die Besucherinnen<br />

mit Schutzbrillen, Helm, Gehörschutz<br />

und Sicherheitsstiefeln ausgestattet,<br />

um die einzelnen Stationen des<br />

Betriebs an der Langemarckstraße kennenzulernen.<br />

Auf einige der hier tätigen<br />

357 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trafen<br />

die Mädchen – und stellten zahlreiche<br />

Fragen.<br />

Ausgestattet mit der passenden Schutzkleidung<br />

und einem Aufbrechhammer,<br />

zerkleinert Carolina van Eldik (12) einen<br />

Felsbrocken<br />

Computerüberwachte Montage<br />

von Lkw-Rädern<br />

Aufgeteilt in zwei Gruppen, konnten die<br />

Teilnehmerinnen auf ihrem Parcours<br />

Dinge ansehen und ausprobieren, die den<br />

allermeisten Menschen verborgen bleiben,<br />

obwohl sie mit diesen – zumindest<br />

indirekt – täglich in Berührung kommen.<br />

Neugierig betrachteten die Siebt- bis<br />

Bild: Heiko Wenke<br />

Erstmals Kaufleute für Marketing-Kommunikation ausgebildet<br />

Die <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools Central Europe GmbH, Essen, hat im Juli ihre ersten<br />

beiden Kauffrauen für Marketing-Kommunikation für das weitere<br />

Leben „losgesprochen“, wie es offiziell heißt: Die Auszubildenden Ramona<br />

Assmann und Jennifer Bettendorff bestanden ihre mündlichen Abschlussprüfungen<br />

vor der Industrie- und Handelskammer mit „sehr gut“.<br />

Die Ausbildung wurde auf zwei Jahre verkürzt.<br />

Das Unternehmen sehe sich durch die Prüfungsergebnisse bestätigt, meint<br />

Personalleiterin Katja Rigoll: „Wir legen Wert auf eine fundierte, praxisnahe<br />

Ausbildung unserer Fach- und Führungskräfte von morgen. Denn die<br />

Ausbildung ist die Basis für den weiteren beruflichen Weg – und der ist<br />

in unserem Unternehmen nach oben offen.“ Rigoll unterstreicht, dass<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ein zuverlässiger und gefragter Ausbildungs- und Studienpartner<br />

sei. „Durch die enge Zusammenarbeit<br />

mit mehreren Fachhochschulen<br />

und Universitäten geht auch bei unseren Masterandinnen und Masteranden<br />

die persönliche Weiterentwicklung mit den Studienzielen Hand in<br />

Hand.“ Derzeit beschäftigt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools allein in Essen acht Auszubildende,<br />

angehende FH- und Uni-Absolventen.<br />

Während Jennifer Bettendorff von diesem Herbstsemester an Betriebswirtschaftslehre<br />

mit dem Schwerpunkt Marketing an der Universität studieren<br />

will, bleibt Ramona Assmann bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools: Sie wird<br />

berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie<br />

studieren.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools vertreibt von Essen aus Industriewerkzeuge und<br />

Montagesysteme in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und<br />

Holland.<br />

hw<br />

20 DK 2-2013


Nachrichten<br />

Bild: Jochen Stapel<br />

Neuntklässerinnen zum Beispiel eine<br />

computerüberwachte Montageanlage für<br />

Lkw- und Pkw-Räder, wie sie <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> von Essen aus an praktisch alle<br />

namhaften Fahrzeughersteller rund um<br />

den Globus liefert. Genauso interessiert<br />

schauten die Schülerinnen in das Innenleben<br />

einer Kompressorstation und erfuhren,<br />

dass Druckluft vom Zahnarztbohrer<br />

bis zur Tunnelbohrmaschine als Antriebsmedium<br />

eingesetzt wird. Selbst in der<br />

Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist<br />

sie unverzichtbar: „Dass keine Coladose<br />

und kein Energydrink ohne Druckluft<br />

möglich wäre, hätten wir nicht gedacht“,<br />

sagten einige der Schülerinnen in der<br />

Feedback-Runde.<br />

Handfest ging es bei einer Demonstration<br />

im Freigelände zu, als die Jugendlichen<br />

die Kraft der Druckluft selbst spüren<br />

konnten. Mit einem vibrationsgedämpften<br />

Aufbrechhammer brachten die Mädchen<br />

einen Felsblock zum Bersten und widerlegten<br />

eindrucksvoll das altbackene Klischee<br />

vom schwachen Geschlecht.<br />

Felsenbrechen – mit dem richtigen<br />

Werkzeug kein Problem<br />

„Mit der richtigen Ausrüstung ist das kein<br />

Problem“, sagt Carolina van Eldik aus<br />

Amsterdam selbstbewusst. Die 12-jährige<br />

Niederländerin besucht die Internationale<br />

Schule in Düsseldorf und kam mit acht<br />

ihrer Mitschülerinnen – aus England,<br />

Irland, Kanada und den USA – nach<br />

Essen. Und weil <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ein international<br />

operierender Konzern ist, wurde<br />

allerorts gleichermaßen Englisch und<br />

Deutsch gesprochen und diskutiert.<br />

„Wir finden, dass Mädchen in technischen<br />

Berufen noch immer unterrepräsentiert<br />

sind“, meint Madeleine Blazevic. Deshalb<br />

werde <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> wohl auch im<br />

kommenden Jahr wieder seine Türen für<br />

Schülerinnen öffnen. „Denn das Interesse<br />

ist auf jeden Fall da!“<br />

hw<br />

Präzisions-Tool für Automobilindustrie, Luftfahrt, Medizintechnik<br />

Red-Dot-Award für ETT<br />

Der Tensor ETT, ein neuer Elektroschrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools,<br />

erhielt den Red-Dot-Award für Produktdesign 2013. Das Werkzeug<br />

bietet „zwei Tools in einem“.<br />

Der neue Elektroschrauber Tensor ETT<br />

hat einen Red-Dot-Award für Produktdesign<br />

erhalten. Bewertet wurden Gestaltung,<br />

Innovationsgrad, Funktionalität und<br />

ökologische Verträglichkeit. Der Schrauber<br />

vereint die Vorteile zweier Werkzeuge<br />

und stellt eine besonders bedienerfreundliche<br />

und exakte Montagelösung<br />

dar. Die mit Gyroskopen und Mess -<br />

sensoren ausgestatteten Tools erlauben<br />

höchs te Präzision bei sicherheitskritischen<br />

Schraubfällen, wie sie in der Automobil-,<br />

Luft- und Raumfahrtindustrie<br />

oder der Medizintechnik vorkommen.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat in die Konstruktion<br />

Wünsche von Schlüsselkunden etwa aus<br />

dem Fahrzeugbau einfließen lassen.<br />

Mit einem Handgriff heften,<br />

in anderer Stellung fertig montieren<br />

Der Clou des Winkelschraubers: Er hat<br />

zwei Starter. So können Schrauben zu -<br />

nächst mit dem oberen Pistolen-Handgriff<br />

„geheftet“ und die Bauteile dann<br />

mit dem zweiten – unteren – Griff fertig<br />

montiert werden. Bei anspruchsvollen<br />

Schraubverbindungen, bei denen die<br />

Schrauben häufig mit einem einfachen<br />

Akkuschrauber vormontiert werden, ist<br />

der Einsatz eines zweiten Tools überflüssig.<br />

Die beiden Handgriffe des leichten<br />

ETT unterstützen bedienergerecht unterschiedliche<br />

Handgriffpositionen.<br />

Die Hände des Werkers werden durch die<br />

durchdachte Formgebung automatisch in<br />

die richtige Halteposition gelenkt. Darum<br />

ist die Bedienung dieses leisen, perfekt<br />

ausbalancierten Werkzeuges intuitiv. Integrierte<br />

LEDs zeigen dem Werker sofort<br />

das Montageergebnis an. Diese unmittelbare<br />

Rückmeldung gibt dem Anwender<br />

Sicherheit über jede einzelne Verschraubung.<br />

Der ETT misst das Drehmoment<br />

übrigens nicht mehr hinter dem Winkelgetriebe<br />

(wie andere Werkzeuge), sondern<br />

erfasst es direkt an der Abtriebswelle.<br />

Dadurch steigt die Wiederholgenauigkeit.<br />

hw<br />

info<br />

Tensor ETT: 523<br />

DK 2-2013 21


Die Deutsche Bahn setzt ihre ICE-Fernzüge mit<br />

Schraubtechnik von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> instand. Darunter<br />

sind die dokumentationsfähigen High-<br />

End-Drehmomentschlüssel des Typs ST-Wrench,<br />

hier stolz vom Mitarbeiter präsentiert<br />

Bilder: Jochen Stapel; Deutsche Bahn<br />

Wartung: DB Fernverkehr AG setzt auf Tool-Station<br />

Mobil wie die Züge selbst<br />

Tausend Kilometer und mehr legen die Fernzüge der Deutschen<br />

Bahn täglich zurück. Solche Langstrecken müssen die mobilen<br />

Schraubstationen des Typs Tool-Station von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />

zwar nicht bewältigen, aber sie lassen sich im Rahmen der Wartungsarbeiten<br />

problemlos entlang der rund 200 m langen Züge verfahren.<br />

Ausgerüstet sind die Stationen mit der kompletten<br />

Schraubtechnik für eine prozesssichere Montage – für Drehmomente<br />

bis zu 400 Nm. Sämtliche Arbeiten werden auf diese<br />

Weise dokumentiert, das Vier-Augen-Prinzip kann dafür entfallen.<br />

Bei Montagearbeiten an den Laufwerken<br />

ihrer Züge steht Sicherheit bei der DB<br />

Fernverkehr AG an oberster Stelle. Dem<br />

Vier-Augen-Prinzip folgend, müssen<br />

Arbeiten immer von zwei Werkern durchgeführt<br />

werden, um beispielsweise den<br />

Anzug von Verschraubungen mit dem<br />

geforderten Drehmoment sicherzustellen.<br />

Eine Herausforderung für die Instandhalter<br />

waren deshalb die inzwischen sehr<br />

kurzen Ultraschallprüfzyklen der Radsatzwellen<br />

an den ICE-Zügen. „Auf rund<br />

250 000 Verschraubungen kamen wir früher<br />

in zehn Jahren – jetzt erreichen wir<br />

diese Zahl jedes Jahr“, berichtet Tobias<br />

Kurz, Fertigungsmeister Laufwerk/<br />

Bremse am Standort Frankfurt am Main,<br />

wo täglich – vor allem in den Nachtstunden<br />

– Zuggarnituren des ICE 3 und ICE T<br />

entsprechend geprüft werden. Angesichts<br />

der bis zu 200 m langen Fernzüge ist die<br />

Durchführung der Arbeiten auch eine<br />

logistische Herausforderung, muss doch<br />

das Schraubequipment über diese Distanz<br />

flexibel einsetzbar sein.<br />

Elektronischer Drehmomentschlüssel<br />

zieht prozesssicher auf 400 Nm an<br />

Die Deutsche Bahn setzt deswegen heute<br />

sechs Tool-Stations von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

Tools ein – mobile Schraubstationen, die<br />

für eine prozesssichere Montage „alles<br />

an Bord“ mitführen. Mit zwei Tensor-<br />

ST-Schraubern für den Anzug mit Drehmomenten<br />

von bis zu 50 beziehungsweise<br />

100 Nm und einem akkubetriebenen,<br />

elektronischen Drehmomentschlüssel des<br />

Typs ST-Wrench für bis zu 400 Nm –<br />

allesamt dokumentationsfähig – werden<br />

22 DK 2-2013


Instandhaltung<br />

viele Arbeiten am Laufwerk erledigt. „Für<br />

die Ultraschallprüfung an den Radsatzwellen<br />

müssen wir den Lagerdeckel<br />

demontieren, dann diverse Anbauteile wie<br />

etwa die Schleifscheibe – über die der<br />

Stromfluss zur Schiene ermöglicht wird –<br />

und abschließend die Druckplatte, die das<br />

Lager fixiert“, erläutert Kurz. In umgekehrter<br />

Reihenfolge muss nach der Prüfung<br />

wieder montiert werden.<br />

Prozesssicherheit<br />

für Bahn und Mitarbeiter<br />

Tobias Kurz,<br />

Fertigungsmeister<br />

Laufwerk/Bremse<br />

«<br />

Mit der Tool-Station können<br />

wir nun detailliert an<br />

jeder Achse nachweisen,<br />

dass alle Verschraubungen<br />

korrekt angezogen sind.<br />

Bei 250 000 Verschraubungen<br />

pro Jahr gibt uns das<br />

die erforderliche Prozesssicherheit.<br />

»<br />

Da die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeuge drehmomentgesteuert<br />

und drehwinkelüberwacht<br />

anziehen, ist die Montage heute absolut<br />

prozesssicher. „Das ist angesichts der<br />

hohen Zahl an Verschraubungen sowohl<br />

für das Unternehmen als auch für den<br />

einzelnen Werker ein entscheidender Vorteil“,<br />

betont Tobias Kurz. „Denn nun können<br />

wir über die protokollierten Werte<br />

nachweisen, dass die Verbindungen korrekt<br />

angezogen wurden.“ Allein bei den<br />

Wellenprüfungen eines ICE 3 sind das<br />

jeweils vier à 250 Nm für die Druckplatte,<br />

weitere vier à 75 Nm für die<br />

Schleifscheibe und sechs à 100 Nm für<br />

den Lagerdeckel. Hinzu kommen Verschraubungen<br />

bei der Montage von<br />

Anbauteilen – die Tool-Station passt sich<br />

flexibel den Anforderungen an.<br />

Erleichtert werden die Montagearbeiten<br />

durch die Werkerführung über den Monitor<br />

der Schraubstation. Hier ist Schritt für<br />

Schritt der Arbeitsablauf dokumentiert,<br />

jede bereits angezogene Verbindung über<br />

die grüne Markierung schnell und einfach<br />

zu erkennen. „Über die Drehwinkelüberwachung<br />

können wir zudem ausschließen,<br />

dass eine der Schrauben mehrfach<br />

und eine andere gar nicht angezogen<br />

ist“, betont der Fertigungsmeister. Die so<br />

gewonnene Prozesssicherheit erlaubt deshalb<br />

die Ausführung dieser Arbeiten mit<br />

nur einem Mitarbeiter – unter Verzicht<br />

auf das Vier-Augen-Prinzip. „Neben der<br />

Leistungsfähigkeit der Schraubwerkzeuge<br />

versetzte uns das überhaupt erst in<br />

die Lage, pro Jahr die rund 250 000 Verschraubungen<br />

zu schaffen.“<br />

Die Prozesssicherheit in Verbindung mit<br />

der Möglichkeit, die korrekte Verschraubung<br />

nachweisen zu können, führte die<br />

Instandhalter übrigens bereits vor der Verkürzung<br />

der Prüfzyklen zur Tool-Station.<br />

Vor Anschaffung der Schraubstationen<br />

arbeitete man mit Druckluftwerkzeugen<br />

und dem „Nachknicken“ per Drehmomentschlüssel.<br />

„Entscheidend war deswegen<br />

für uns neben der Flexibilität die<br />

Kombination von Schraubtechnik und<br />

Mobilität“, erinnert sich Kurz. „Diese<br />

Kombination fanden wir nur bei <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong>, insbesondere bezüglich der Drehwinkelüberwachung<br />

und der softwaregestützten<br />

Werkerführung, die wir leicht an<br />

unsere Bedürfnisse anpassen können.“<br />

Denkbar sei alternativ die Installation an<br />

Führungselementen entlang der Hallendecke<br />

gewesen, um die Schraubtechnik<br />

„mitzunehmen“. Das wäre allerdings<br />

Rund 200 m lang ist ein ICE 3 – Mobilität ist deswegen auch für<br />

die Schraubtechnik im Rahmen der Wartungsarbeiten Pflicht. Am<br />

Standort Frankfurt/Main setzt die Deutsche Bahn die mobilen<br />

Schraubstationen des Typs Tool-Station von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />

ein. Ihr Vorteil: Für die prozesssichere Montage ist alles „an Bord“<br />

– inklusive der softwaregestützten Werkerführung.<br />

DK 2-2013 23


Instandhaltung<br />

Tool-Station<br />

Mobile, vollwertige Schraubstation mit<br />

Werkzeugen, Steuerung, Software und<br />

Werkerführung (Visualisierung)<br />

Flexibel einsetzbar<br />

Dokumentationsfähige, vernetzte<br />

Montage, die in der Nacharbeit wie in<br />

der Instandhaltung die gleiche Qualität<br />

wie in der Serie bietet<br />

wesentlich teurer geworden, so der<br />

Instandhaltungsprofi, und dabei auch<br />

noch unflexibler.<br />

Flexibilität ist jederzeit gegeben –<br />

auch mit kabellosem Gerät<br />

Kommt bei der Deutschen Bahn der<br />

Velaro D auf die Schiene, lässt sich die<br />

Tool-Station wiederum leicht an die veränderten<br />

Randbedingungen anpassen.<br />

Modifikationen ergeben sich beispielsweise<br />

aufgrund abweichender Schraubensicherungen,<br />

die entsprechend in der<br />

Werkerführung und im Schraubprogramm<br />

abzubilden sind. Auch bezüglich<br />

der Tool-Station selbst plant die Deutsche<br />

Bahn Verbesserungen, um den Werkern<br />

die Arbeit weiter zu erleichtern. So<br />

sind inzwischen die leistungs- und dokumentationsfähigen<br />

STB-Akkuschrauber<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> verfügbar, von denen<br />

einer die beiden bislang verwendeten<br />

kabelgebundenen ST-Schrauber ersetzen<br />

kann. Denn die Arbeit ohne Kabel ist<br />

deutlich einfacher – und die Akku-<br />

Schraubwerkzeuge erfüllen die Ansprüche<br />

ebenfalls.<br />

Bereits bei der Montage der Druckplatte<br />

mit dem hohen Drehmomentwert von<br />

Ein wesentlicher Vorteil der Tool-Station ist die integrierte<br />

Werkerführung. Sie zeigt die Anzugsreihenfolge sowie den<br />

Arbeitsfortschritt leicht erkennbar an (grün = erledigt; gelb =<br />

nächste Schraube). Die Anzugswerte werden gespeichert.<br />

Um eine eindeutige Zuordnung zu erhalten, gibt der Mitarbeiter<br />

zuvor Zug- und Wagennummer sowie die konkrete Achse<br />

und Seite an. Alle Werte werden abschließend auf einem Server<br />

gespeichert und ausgedruckt zur Dokumentation abgelegt<br />

24 DK 2-2013


Instandhaltung<br />

Der Drehmomentschlüssel ST-Wrench<br />

ist immer sehr leicht und in unterschiedlichen<br />

Längen erhältlich. Die Variante im<br />

Bild wird für Drehmomente von 400 Nm<br />

eingesetzt; die Verschraubungsdaten<br />

werden drahtlos ins Netzwerk übertragen<br />

Für die Ultraschallprüfung der Radsatzwellen<br />

müssen neben dem Lagerdeckel (im<br />

Bild rechts zu sehen) auch beispielsweise<br />

Schleifring und Druckplatte zunächst<br />

demontiert und anschließend wieder montiert<br />

werden. Für Drehmomente bis 100 Nm setzt die Deutsche Bahn Tensor-ST-Schrauber<br />

ein – bislang kabelgebunden. Künftig sollen es die STB-Akkuwerkzeuge sein<br />

(rechts). Die ersten wurden in Frankfurt schon ausgeliefert<br />

250 Nm hatte sich früh gezeigt, welches<br />

Potenzial ein Akkuwerkzeug bietet – hier<br />

insbesondere der intelligente Drehmomentschlüssel<br />

des Typs ST-Wrench. „Erste<br />

Versuche mit einem ST-Schrauber für bis<br />

zu 370 Newtonmeter mit Gegenhalter<br />

zeigten, dass sich diese Kombination<br />

nicht ohne Weiteres eine ganze Schicht<br />

hindurch mühelos bedienen lässt – das<br />

Eigengewicht ist einfach zu hoch“, erläutert<br />

Kurz. „Daraufhin empfahl uns <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> den ST-Wrench, der inklusive<br />

Akku nur rund zwei Kilogramm wiegt.“<br />

Alle sechs Tool-Stationen sind deshalb<br />

schon mit diesem Drehmomentschlüssel<br />

ausgerüstet. Die Verschraubungsdaten<br />

werden übrigens unmittelbar nach dem<br />

Anzug per Bluetooth an die Schraubstation<br />

übertragen. Entsprechend hoch sind<br />

die Erwartungen in Frankfurt an den Tensor<br />

STB.<br />

Einziges Manko des ST-Wrench ist aus<br />

Sicht von Tobias Kurz und seinem Team<br />

seine Länge – was sich allerdings aufgrund<br />

des geforderten Drehmoments und<br />

der konkreten Montage situation am Laufwerk<br />

nicht vermeiden lässt. „Die Länge<br />

ist gewöhnungsbedürftig, denn aufgrund<br />

der Arbeitsposition lässt sich eigentlich<br />

nur der untere halbkreisförmige Arbeitsbereich<br />

nutzen.“ Leichter bedienbar wäre<br />

an dieser Stelle ein gesteuerter Impulsschrauber<br />

wie der Pulsor C von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> – „unser Wunschwerkzeug“, wie<br />

Kurz es formuliert. Dieses bietet zwar<br />

auch bereits eine eingebaute Drehmomentüberwachung,<br />

eignet sich aber – weil<br />

druckluftbetrieben – nicht für die Stufe 5<br />

der Prozesssicherheit. Diese setzt zwei<br />

voneinander unabhängige Messwertgeber<br />

für Drehmoment und Drehwinkel voraus.<br />

Auf die ST-Werkzeuge will der Fertigungsmeister<br />

deshalb nicht verzichten.<br />

„Zudem laufen sie zuverlässig – und in<br />

den letzten zwei Jahren haben sie sich<br />

zusammen mit der Tool-Station bewährt“,<br />

sagt Kurz. So gut, dass sich inzwischen<br />

auch seine Kollegen in Berlin, Köln und<br />

München für die Schraubstationen von<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools entschieden haben.<br />

Wartungsseitig muss die Schraubtechnik<br />

übrigens einmal pro Jahr kalibriert werden.<br />

Um sich ganz auf die Arbeiten an<br />

den Zügen konzentrieren zu können, hat<br />

die Deutsche Bahn die Wartung inklusive<br />

Planung im Rahmen eines Wartungsvertrages<br />

auf <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> über -<br />

tragen.<br />

co<br />

info<br />

Tool-Station: 524<br />

ST-Wrench: 525<br />

Tensor ST: 526<br />

Akkuschrauber STB: 527<br />

DK 2-2013 25


Bilder: Heiko Wenke; Michael Corban<br />

Managementwissen: Prozesssicherheit<br />

Werkzeug-Ortungssystem TLS stellt Prozesssicherheit her<br />

Akkuschrauber arbeitet<br />

nur an definierter Station<br />

Akkuschrauber bringen den Werkern Flexibilität. Doch die Werkzeuge<br />

sind einer Arbeitsstation nicht mehr eindeutig zuzuordnen,<br />

was die Prozessüberwachung erschwert. Das Werkzeug-Ortungssystem<br />

TLS stellt die Prozesssicherheit wieder her, indem es verhindert,<br />

dass Schrauber vertauscht werden, wenn sie versehentlich<br />

– etwa in der Automobilmontage – im Fahrzeuginnenraum mitfahren.<br />

Mit TLS kann nur noch mit dem richtigen Werkzeug an der<br />

richtigen Station und am richtigen Bauteil gearbeitet werden.<br />

Akkubetriebene Werkzeuge geben den<br />

Werkern in vielen Montagesituationen<br />

Bewegungsfreiheit. So lassen sich in der<br />

Automobilindustrie zahlreiche Aufgaben<br />

ohne das „Kabel im Schlepptau“ deutlich<br />

einfacher und effizienter erledigen,<br />

insbesondere im Innenraum. Nachteile<br />

dabei: Der kurzzeitig abgelenkte Monteur<br />

„vergisst“ den Schrauber, der sich<br />

dann mit dem Fahrzeug auf und davon<br />

macht. Noch gravierender sind Probleme<br />

im Übergang zwischen zwei Montagestationen,<br />

wenn versehentlich das falsche<br />

TLS-Ortungssystem<br />

Zuverlässiges Ultra-Breitband-<br />

Ortungssystem<br />

Zuverlässigkeitsrate von 99,998 %<br />

Alle Werkzeuge können angebunden<br />

werden<br />

Offen für Einbindung sonstiger<br />

Betriebsmittel<br />

Sensoren benötigen keine externe<br />

Stromversorgung<br />

Werkzeug verwendet wird – und eine Verbindung<br />

mit dem falschen Parametersatz<br />

angezogen wird. Letzteres lässt sich zwar<br />

über eine Barcode-Steuerung vermeiden,<br />

doch einer der deutschen Automobilhersteller<br />

liest dazu pro Tag rund 250 Stunden<br />

lang nur Barcodes. Und das im Fahrzeug<br />

vergessene Werkzeug lässt sich<br />

damit noch nicht wiederfinden.<br />

Die Ingenieure von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />

nahmen solche Probleme zum Anlass, das<br />

Werkzeug-Ortungssystem TLS („Tool<br />

Location System“) zu entwickeln. Als<br />

Grundlage dienten zwei auch im Alltagsleben<br />

bewährte Techniken:<br />

die Funktechnik und<br />

die Navigation.<br />

„Die Idee hinter dem TLS ist, jedes Werkzeug<br />

mit einem aktiven Funk-Transponder<br />

zur Ortung zu versehen“, erläutert<br />

Falk Singer, Produktmanager für das TLS<br />

bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>. Diese kurz „Tags“ genannten<br />

Geräte lassen sich dann im Werk<br />

orten – die Position des vergessenen<br />

Werkzeugs also blitzschnell bestimmen.<br />

„Darüber hinaus kann mit dem Navigationsgedanken<br />

die Fertigung in verschiedene<br />

Zonen unterteilt werden – die Werkzeuge<br />

lassen sich dann nur in den zuvor<br />

definierten Arbeitsbereichen freischalten<br />

und damit nur dort verwenden.“<br />

Über den Navigationsgedanken können<br />

die Montageplaner auch die beiden weiteren,<br />

eingangs erwähnten Probleme<br />

lösen. Greift versehentlich ein Werker<br />

zum Schrauber seines Kollegen aus der<br />

benachbarten, nun „virtuell“ definierten<br />

Fertigungszone, erkennt das TLS dies und<br />

blockiert das Werkzeug. „Ein fehlerhafter<br />

Anzug der Schraube lässt sich auf diese<br />

Weise prozesssicher ausschließen“, betont<br />

Produktmanager Singer. „Auf gleichem<br />

Wege kann auch ein Werkzeug, das für<br />

mehrere Verschraubungen verwendet<br />

wird, mit dem jeweils richtigen Parametersatz<br />

versorgt werden.“ Viele Fehler und<br />

etwaige Nacharbeit lassen sich so vermeiden.<br />

Das TLS löst also die Probleme<br />

der Montageplaner, die gleichermaßen<br />

26 DK 2-2013


Managementwissen: Prozesssicherheit<br />

Gewöhnliche Akkuwerkzeuge geben den Montagemitarbeitern zwar die<br />

Bewegungsfreiheit ohne Kabel, erschweren aber zugleich die Prozessüberwachung.<br />

Das Werkzeug-Ortungssystem TLS von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> liefert über<br />

einen aktiven Transponder („Tag“, oben auf dem Schrauber) die genaue<br />

Position des Werkzeugs und erhält damit die Prozesssicherheit<br />

Aktiver Transponder des TLS-Systems:<br />

Neben den Werkzeugen liefert <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> auch Tags für Anlagen,<br />

Produktionsmittel oder Werkstücke<br />

Mit dem Werkzeug-Ortungssystem TLS lassen sich Werkzeuge, Geräte oder auch Werkstücke<br />

nicht nur in der ganzen Halle auffinden. Der Anwender kann darüber hinaus<br />

Zonen „virtuell“ definieren, in denen die Werkzeuge freigegeben sind. Verlässt ein<br />

Schrauber versehentlich „seine“ Zone, ist er blockiert – Fehlverschraubungen und teure<br />

Nacharbeit sind ausgeschlossen<br />

Flexibilität wie Prozesssicherheit benö -<br />

tigen.<br />

UWB-Technologie bietet Genauigkeit<br />

und Reichweite<br />

Das TLS arbeitet mit der Ultra-Breitband-<br />

Technik (UWB), mit der sich im Frequenzbereich<br />

zwischen 6 und 8 GHz präzise<br />

alle mit einem Transponder ausgestatteten<br />

Objekte im Raum orten lassen.<br />

UWB bietet gegenüber alternativen Techniken<br />

wie beispielsweise der Radio-Frequenz-Identifikation<br />

(RFID) eine nur<br />

marginal geringere Ortungs-Genauigkeit<br />

(rund ± 0,3 m), dafür aber mit Reichweiten<br />

um die 100 m einen wesentlich größeren<br />

Einsatzbereich. Rein passiv arbeitende<br />

RFID-Systeme reichen dagegen nur<br />

rund 1 m weit. Und eine Wi-Fi-Lösung<br />

wäre zwar bei der Reichweite vergleichbar,<br />

würde aber mit einer Genauigkeit<br />

von nur rund ± 3 m die Anforderungen in<br />

der Montagelinie nicht erfüllen.<br />

Das TLS ist zudem auch für den Einsatz<br />

unter widrigen Umgebungsbedingungen<br />

gut geeignet. Natürlich ist beispielsweise<br />

große Hitze immer ein Problem für elektronische<br />

Bauteile, doch arbeiten die Sensoren<br />

(Antennen) im Bereich von 0 bis<br />

60 °C, die Tags sogar von –30 bis +70 °C.<br />

Erfolgreich hat das System bereits einen<br />

Test in einer Stahlfabrik neben einer Galvanikanlage<br />

bestanden.<br />

Auf der Basis eines Hallenplans lassen<br />

sich im Vorfeld schnell die erforderlichen<br />

Positionen der UWB-Sensoren (Antennen)<br />

berechnen – und damit der Einfluss<br />

möglicher Störquellen auf ein Minimum<br />

reduzieren. „Natürlich hängt die Reichweite<br />

des Signals von den Gegebenheiten<br />

vor Ort ab, doch eignet sich das TLS sehr<br />

gut für den Einsatz in Hallen und Fertigungsstraßen“,<br />

fasst Falk Singer zusammen.<br />

Für eine Ortung in 3-D müssen mindestens<br />

zwei Antennen die UWB-Signale<br />

empfangen; dementsprechend ist die<br />

Anzahl und Position der Sensoren so zu<br />

wählen, dass diese Bedingung jederzeit<br />

erfüllt ist. Üblicherweise sollte die Entfernung<br />

zwischen zwei Sensoren unter<br />

40 m liegen. „Erfahrungen aus der Praxis<br />

zeigen, dass für eine Linie mit 200 Takten<br />

typischerweise circa 300 Sensoren benötigt<br />

werden – bei anschließenden Ersparnissen<br />

von mehreren Hunderttausend<br />

Euro pro Jahr.“<br />

Das System erfülle zudem die Bedingungen<br />

der EN 50 371 hinsichtlich der Auswirkung<br />

von Radiosignalen auf Menschen<br />

in vollem Umfang, so Singer weiter.<br />

„Die Sendeleistung ist wesentlich<br />

geringer als bei einem Mobiltelefon.“ Für<br />

DK 2-2013 27


Managementwissen: Prozesssicherheit<br />

Der akkubetriebene Tensor STB, der auch<br />

als Winkelschrauber für Drehmomente bis<br />

100 Nm erhältlich ist, deckt viele verschiedene<br />

Schraubfälle ab und ersetzt damit<br />

eine ganze Reihe anderer Werkzeuge.<br />

Die Schraubdaten werden drahtlos ans<br />

Fertigungs-Netzwerk übertragen<br />

Kommunikationszwecke – etwa zum<br />

Übertragen der richtigen Parametersätze<br />

– nutzt das TLS übrigens schmalbandige<br />

Kanäle im Bereich um 2,4 GHz. „Diese<br />

lassen sich aber so anpassen, dass keine<br />

Interferenzen mit bestehenden WLAN-,<br />

Bluetooth- oder ZigBee-Anwendungen<br />

auftreten.“<br />

Programmieraufwand bleibt gering,<br />

Interferenzen lassen sich vermeiden<br />

IT-seitig liefert <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> das TLS-<br />

System als komplett einsatzbereite<br />

Lösung. Der Programmieraufwand<br />

beschränkt sich in der Regel auf die<br />

Anbindung an die jeweiligen Host-<br />

Flexibel und dokumentationsfähig ist der<br />

akkubetriebene Produktionsschlüssel<br />

ST-Wrench. Auch er lässt sich in das Werkzeug-Ortungssystem<br />

TLS einbinden<br />

Lese-Tipp: Prozesssicherheit in der Schraubmontage<br />

Prozesssicherheit<br />

in der Schraubmontage<br />

Das Taschenbuch „Prozess sicherheit in der Schraubmontage“<br />

erklärt die Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten der fünf Stufen<br />

der Prozess sicherheit: Während für viele einfache Schraub prozesse<br />

„einiger maßen“ genau abschal tende Druck luft-Dreh- oder<br />

Im puls schrauber der Stufe 1 ausrei chen, greifen An wender mit<br />

höchs ten Ansprüchen auf ge steuerte Mon tage systeme zu rück, die<br />

eine dokumen tierte und rück verfolgbare Null-Fehler-Mon tage der<br />

Stufe 5 sicherstellen, wie an hand mehrerer Beispiele belegt wird.<br />

Kapitel zum prozesssicheren Werkzeugmanagement und zur<br />

Schraubmontage mit integrierter Qualitätssicherung durch den Einsatz<br />

geeigneter Werkzeuge und Messmittel ergänzen die Broschüre. In einem weiteren Abschnitt<br />

wird erläutert, wie sich alle Montagestationen und Schraubfälle mit geeigneter Software überwachen<br />

und auswerten lassen. Die Grundlagen der Statistik werden ebenfalls kurz an geris sen.<br />

Systeme und lässt sich leicht über eine<br />

umfangreiche API (Application Programming<br />

Interface/Programmierschnittstelle)<br />

bewerkstelligen.<br />

Eingesetzt wird das TLS-System unter<br />

anderem bereits im BMW-Werk in<br />

Regensburg. Installation, Inbetriebnahme<br />

und Test der Infrastruktur konnten hier<br />

sogar während der laufenden Produktion<br />

erfolgen, obwohl dort an sechs Tagen die<br />

Woche jeweils 19 Stunden gearbeitet<br />

wurde. „Eine große Herausforderung war<br />

es, die hohen Ansprüche der Automobilindustrie<br />

hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit<br />

zu erfüllen“, so Falk Singer<br />

abschließend. Dennoch sei es gelungen,<br />

eine Zuverlässigkeit der Positionsbestimmung<br />

besser als 6 Sigma zu erreichen.<br />

Anders formuliert: Pro einer Million<br />

Ortungen traten im Schnitt weniger als<br />

3,4 Fehler auf. Und das unabhängig von<br />

der Bewegung der Fahrzeuge selbst sowie<br />

dem Einsatz der Werkzeuge inner- oder<br />

außerhalb der Autos.<br />

Übrigens: Die aktiven Tags an den Werkzeugen<br />

erhalten die erforderliche Energie<br />

normalerweise aus dem Werkzeug-Akku.<br />

Allerdings ist eine zusätzliche Batterie<br />

vorhanden, damit der Tag auch noch bei<br />

vollständig entladenem Akku senden<br />

kann. Alle akkubetriebenen Tensor-STBsowie<br />

die kabelgebundenen Tensor-Sund<br />

ST-Schrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> können<br />

mit passenden Werkzeugadaptern an<br />

das TLS angeschlossen werden. Gleiches<br />

gilt für den ebenfalls akkubetriebenen ST-<br />

Wrench – einen dokumentationsfähigen<br />

Drehmomentschlüssel für schwer zu -<br />

gängliche Stellen, der sich für die Produktion<br />

oder die Qualitätssicherung gleichermaßen<br />

eignet. Dieser sowie die STB-<br />

Modelle übertragen alle relevanten<br />

Schraub- und Steuerungsdaten bidirektional<br />

über WLAN oder Bluetooth an das<br />

übergeordnete Produktions- und Qualitätssystem.<br />

Das ermöglicht eine hohe Prozesssicherheit,<br />

ohne auf die Flexibilität<br />

bei Umtaktungen oder anderen Veränderungen<br />

an der Montagelinie verzichten<br />

zu müssen. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> bietet hinsichtlich<br />

des TLS außerdem Transponder<br />

separat an, die sich auf allen ebenen Oberflächen<br />

an Maschinen oder Werkstücken<br />

anbringen lassen – was die Einsatzmöglichkeiten<br />

des Ortungssystems nochmals<br />

erweitert.<br />

co<br />

info<br />

Ortungssystem TLS: 528<br />

Tensor STB: 529<br />

ST-Wrench: 530<br />

Taschenbuch<br />

Prozesssicherheit: 531<br />

28 DK 2-2013


Automobilindustrie<br />

Powertrain-Werk Opel Wien profitiert von Flexibilität der Akkuschrauber<br />

Bei der Montage zählt jedes Gramm<br />

Bilder: Michael Corban; Opel<br />

Auch wenn die Anzahl kundenspezifischer Varianten wächst, müssen<br />

die Fertigungsplaner nicht jedes Detail in die Serienfertigung<br />

integrieren, wie das Beispiel einer Getriebevariante für den südafrikanischen<br />

Markt bei der Opel Wien GmbH zeigt. Zwei Akku-<br />

Winkelschrauber bieten hier eine kabellose mobile Lösung, um den<br />

Schaltmechanismus flexibel auszutauschen. Diese bietet zudem<br />

werksweit Vorteile als Stand-by-Lösung an den Fertigungslinien.<br />

Durchschnittlich alle 24 Sekunden laufen<br />

bei Vollauslastung im Opel-Werk<br />

Wien-Aspern jeweils ein 5- und ein 6-<br />

Gang-Getriebe sowie ein dem Downsizing-Trend<br />

entsprechender Motor mit<br />

1,0, 1,2 oder 1,4 l Hubraum vom Band.<br />

„Im General-Motors-Konzern ist dieses<br />

das größte Powertrain-Werk“, berichtet<br />

Michael Lackner, Leiter der Montageplanung<br />

bei der Opel Wien GmbH. „Sehr<br />

hoch ist bei uns allerdings auch die Diversifikation:<br />

Von vornherein lassen sich<br />

nicht mehr alle möglichen Varianten eines<br />

Getriebes oder Motors automatisch in der<br />

Linie aufbauen.“<br />

Ein Beispiel findet sich in der 5-Gang-<br />

Getriebe-Linie. In Wien werden auch<br />

Getriebe für den Einsatz in Südafrika produziert,<br />

doch benötigen diese einen modifizierten<br />

Schaltmechanismus. Dessen<br />

Montage ließ sich nicht mehr effizient in<br />

den Ablauf der Linie integrieren. „Deshalb<br />

haben wir, auch wegen der geringeren<br />

Stückzahlen, beschlossen, zunächst<br />

ein Standard-Getriebe zu produzieren.<br />

Bei diesem tauschen wir dann den Schaltmechanismus<br />

aus“, fährt Lackner fort.<br />

Flexibiliät und Ergonomie sprachen<br />

für eine kabellose Lösung<br />

Abseits der Linie entstand so ein Arbeitsplatz<br />

für den Austausch des Schaltmechanismus.<br />

Dazu muss ein Werker die<br />

vier Schrauben lösen, den Mechanismus<br />

wechseln und die vier Schrauben wieder<br />

anziehen. „Klar war für uns, dass wir der<br />

Flexibilität und Ergonomie zuliebe für<br />

diese Arbeit den kabellosen Weg gehen<br />

wollten“, erinnert sich der Fertigungsprofi.<br />

Die passenden Werkzeuge fand<br />

man bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools in Form<br />

zweier Akku-Winkelschrauber des Typs<br />

Tensor STB. Ein ETV STB 33 für Drehmomente<br />

zwischen 4 und 15 Nm sowie<br />

ein ETV STB 63 für 15 bis 50 Nm decken<br />

praktisch alle relevanten Schraubfälle ab.<br />

Michael Lackner,<br />

Leiter<br />

Montageplanung<br />

«<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat uns mit den<br />

Tensor-STB-Schraubern inklusive<br />

Power-Focus-Steuerung ein<br />

komplettes Plug-and-Play-System<br />

geliefert: Sobald der Schraubfall<br />

eingestellt ist, kann es losgehen;<br />

»<br />

jederzeit und überall im Werk.<br />

„Die beiden Schrauber passten nicht nur<br />

von den Drehmomentwerten, sondern<br />

überzeugten vor allem bezüglich Akkulaufzeit<br />

und Gewicht.“ Man habe alternative<br />

Systeme im Haus gehabt, doch sei<br />

bei denen schon der Schrauber allein rund<br />

ein halbes Kilogramm schwerer gewesen,<br />

sagt Michael Lackner. „Wenn es um<br />

manuelle Tätigkeiten geht, zählt bei uns<br />

aber jedes Gramm!“ Ergonomie sei ein<br />

wichtiges Kriterium. Gut sei auch, dass<br />

DK 2-2013 29


Automobilindustrie<br />

Mit Blick auf die Dokumentationsanforderungen<br />

und die<br />

Nachverfolgbarkeit der<br />

Montage kommt der Prozesssteuerung<br />

und -überwachung<br />

eine hohe Bedeutung zu. Über<br />

den am Schrauber montierten<br />

Barcode-Scanner wird die<br />

Seriennummer eingescannt<br />

und damit ein Datensatz für<br />

den Austausch des Schaltmechanismus<br />

angelegt. Der<br />

Tensor STB überträgt die<br />

Schraubdaten nach Abschluss<br />

der Montage drahtlos, so dass<br />

der Datensatz geschlossen<br />

und später bei Bedarf<br />

aufgerufen werden kann<br />

Auf einem mobilen Einsatzwagen mit<br />

230-V-Anschluss für die Schrauber-Steuerung<br />

sind die Ladeschale des Akkus (links<br />

im Bild) sowie eine 8-fach-Selektor-Box<br />

untergebracht. Jeder Nuss ist bei Opel in<br />

Wien exakt ein Schraubfall zugeordnet:<br />

Mit der Wahl der Nuss werden also automatisch<br />

die richtigen Schraubparameter<br />

eingestellt. Die Schraubstation ist flexibel<br />

im ganzen Werk einsetzbar<br />

man sich auf die Angaben von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> bezüglich der Akkulaufzeit und<br />

Ladezeiten verlassen könne. „Da wir<br />

nicht in jeder Schicht mit den Schraubern<br />

arbeiten, ist es wichtig, dass die<br />

Werkzeuge jederzeit einsatzbereit sind.“<br />

Tensor STB<br />

Dokumentationsfähiger Akkuschrauber<br />

mit kraftvollen Li-Ionen-Akkus<br />

Pistolen- und Winkelschraubermodelle<br />

Für Drehmomente von 2 bis 12 Nm<br />

(Pistolen-) bzw. 2 bis 150 Nm (Winkelschrauber)<br />

Sehr schnell und sehr leicht<br />

Kabellose Kommunikation mit der<br />

Steuerung via Bluetooth<br />

Signalleuchten und Summer für Rückmeldungen<br />

an den Bediener<br />

Volle Prozessüberwachung –<br />

auch ohne Kabel<br />

Wichtig für Opel Wien war mit Blick auf<br />

die Dokumentationsanforderungen und<br />

die Nachverfolgbarkeit der Montage noch<br />

ein weiterer Aspekt: Bezüglich der Prozesssteuerung<br />

und -überwachung stehen<br />

die STB-Tensoren den kabelgebundenen<br />

Tensor-ST-Elektroschraubern in nichts<br />

nach. Denn sie können drahtlos per<br />

WLAN mit ihrer Power-Focus-<br />

Steuerung kommunizieren. „Dadurch<br />

können wir zu jeder Seriennummer nachvollziehbar<br />

problemlos die Schraubdaten<br />

speichern“, erläutert Lackner. „Das zu<br />

realisieren, war zudem sehr einfach: <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> hat uns ein komplettes Plug-&-<br />

Play-System vorgestellt – sobald der<br />

Schraubfall eingestellt ist, kann es losgehen;<br />

jederzeit und überall im Werk.“ Und<br />

für die Integration in die Liniensteuerung<br />

mit der dahinterliegenden Oracle-Datenbank<br />

war eine kompatible Schnittstelle<br />

vorhanden. „Wir konnten das in Eigenregie<br />

installieren, ohne dass wir dazu auf<br />

unsere eigene IT-Abteilung zurückgreifen<br />

mussten.“<br />

Ist heute ein Getriebe für Südafrika<br />

bestimmt, wird es aus der Linie ausgeschleust<br />

und an den separaten Arbeitsplatz<br />

für den Austausch des Schaltmechanismus<br />

gebracht. Mit dem auf dem<br />

Tensor STB montierten, als Zubehör erhältlichen<br />

Barcode-Scanner wird anschließend<br />

zunächst die Seriennummer<br />

eingelesen und mit dieser ein Datensatz<br />

angelegt. Daraufhin wird der Schrauber<br />

freigeschaltet und der Werker kann die<br />

vier Halteschrauben lösen, den Schaltmechanismus<br />

austauschen und wieder<br />

montieren. Mit der Übertragung der<br />

Schraubdaten – hier Drehmoment und<br />

zur Kontrolle der Drehwinkel – an die<br />

Power-Focus-Steuerung des Tensors ist<br />

der Datensatz vollständig und die Montage<br />

abgeschlossen (dieses Vorgehen entspricht<br />

der höchsten Stufe der Prozess-<br />

30 DK 2-2013


Automobilindustrie<br />

Einige der 5-Gang-Getriebe sind für den südafrikanischen<br />

Markt vorgesehen und benötigen einen modifizierten<br />

Schaltmechanismus. Mit einem Akkuschrauber<br />

des Typs Tensor STB lässt sich der in der Serie verbaute<br />

Mechanismus effizient gegen die Südafrika-Variante<br />

austauschen<br />

sicherheit); bei Bedarf kann aber auch<br />

umgehend eine neue Seriennummer<br />

gescannt und weitergearbeitet werden.<br />

Für die Werker ist der Einsatz der Akku-<br />

Tensoren besonders einfach. Der Grund:<br />

Mit den Schraubern schaffte Opel Wien<br />

gleichzeitig einen sogenannten „Selektor<br />

8“ an, eine Aufnahme für bis zu acht<br />

Stecknüsse. Das Pfiffige daran: Abhängig<br />

von der Stecknuss, die der Werker entnimmt,<br />

schickt die Schraubersteuerung<br />

automatisch die korrekten Verschraubungsparameter<br />

an das Werkzeug. Je<br />

Nuss lassen sich zudem mehrere Schraubfälle<br />

hinterlegen, doch Opel Wien kommt<br />

mit sieben Fällen aus – jeder Nuss ist also<br />

eindeutig eine Verschraubung zugeordnet.<br />

„Seitdem das System vor knapp zwei<br />

Jahren installiert wurde, habe ich nichts<br />

mehr davon gehört“, freut<br />

sich Michael Lackner, „und<br />

das lag nicht daran, dass das<br />

System nicht genutzt wurde!“<br />

Das zeige ihm, dass man die<br />

richtige Wahl getroffen habe.<br />

„Unsere Mitarbeiter nutzen<br />

insbesondere den kleineren<br />

der beiden Schrauber sehr<br />

gerne und die Instandhalter<br />

können Schraubfälle sehr<br />

leicht programmieren.“ Ein<br />

paar Tests würden genügen,<br />

und schon könne es losgehen.<br />

Auf diese Weise haben sich<br />

die beiden <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />

Schrauber bewährt, obwohl<br />

in der 5-Gang-Getriebelinie<br />

noch mit Werkzeugen eines<br />

Wettbewerbers verschraubt<br />

wird. Gute Erfahrungen mit<br />

den schwedischen Werkzeugen<br />

hat man allerdings schon<br />

in der 6-Gang-Getriebelinie<br />

gemacht.<br />

Flexibler Einsatz<br />

auch für andere Aufgaben<br />

„Neben dem Austausch der Schaltmechanismen<br />

sind die beiden Akkuschrauber<br />

auch noch in zwei weiteren Fällen<br />

von großem Nutzen – was ein Grund<br />

dafür war, dass wir zwei Tensoren mit<br />

unterschiedlichen Drehmomentbereichen<br />

beschafft haben“, fährt der Produktionsplaner<br />

fort. Einer davon hat mit dem sehr<br />

kompakten Aufbau der Montagelinie für<br />

das 5-Gang-Getriebe zu tun – Platz ist<br />

hier Mangelware. „Tritt an einer Montagestation<br />

ein Fehler auf, von dem beispielsweise<br />

zehn Getriebe in Folge betroffen<br />

sind, kann es in der Reparaturschleife<br />

zu einem Stau kommen.“ Mit den beiden<br />

mobilen Tensoren lässt sich das Problem<br />

aber vermeiden. „Jetzt können wir die<br />

betroffenen Getriebe an Ort und Stelle<br />

nacharbeiten oder einfach auf einen<br />

Wagen setzen und die Fehlerkorrektur<br />

dort ausführen, wo Platz ist.“ In diesem<br />

Sinne ergibt sich daraus auch der dritte<br />

Anwendungsfall, bei dem die beiden<br />

Akkuschrauber als Stand-by-Ersatz dienen,<br />

sollte in der Linie ein Werkzeug ausfallen.<br />

„Dann lässt sich der Einsatzwagen<br />

direkt an die Linie fahren und die Arbeit<br />

kann weitergehen.“<br />

Die Erfahrungen mit den STBs sind in all<br />

diesen Fällen gut. „Wir haben keine Probleme<br />

mit leeren Akkus und die Schrauber<br />

sind so robust, dass sie den gelegentlich<br />

rauen Alltag wegstecken“, berichtet<br />

Michael Lackner schmunzelnd. Alle Mitarbeiter<br />

seien natürlich auf die Standard-<br />

Abläufe trainiert und wüssten, wie sie<br />

welchen Handgriff auszuführen hätten.<br />

Die Verfügbarkeit geladener Akkus wird<br />

beispielsweise per TPM-System (Total<br />

Production Maintenance) sichergestellt,<br />

das jedem Mitarbeiter an seiner Station<br />

bestimmte Aufgaben vor und am Ende<br />

seiner Schicht zuweist. „Aber in der Hitze<br />

des Gefechts und in der engen Montagelinie<br />

kann es auch schon einmal passieren,<br />

dass ein Schrauber anschlägt – das<br />

muss er dann mitmachen.“ Zweifel hatten<br />

die Opelaner hier insbesondere bezüglich<br />

des aufgesetzten Scanners. „Aber die halten<br />

und die Akkus sitzen noch so fest wie<br />

zu Beginn“, so Lackner abschließend.<br />

„Und weil wir mit den Werkzeugen so<br />

mobil sind, sollten wir sie eigentlich noch<br />

viel häufiger einsetzen!“<br />

co<br />

info<br />

Akkuschrauber STB: 532<br />

Nuss-Selektorbox für<br />

hohe Prozesssicherheit: 533<br />

DK 2-2013 31


SCA will in der Allgemeinen Industrie rasant wachsen<br />

Schnell Know-how aufbauen<br />

Der Klebetechnik-Hersteller SCA will mit seinem neuen Geschäftsbereich<br />

Allgemeine Industrie in wenigen Jahren „von Null auf<br />

Hundert“ wachsen. Welche Segmente das Unternehmen als erstes<br />

angehen will, erörtern wir im Interview mit Oskar Sörensson.<br />

Der Geschäftsbereichsleiter will mit seiner Mannschaft vor allem<br />

schnell Know-how aufbauen.<br />

Bilder: Bürstner; Thomas Preuß<br />

Herr Sörensson, bislang war SCA nur<br />

für die Automobilindustrie tätig. Sie<br />

haben nun vor wenigen Monaten als<br />

Geschäftsbereichsleiter für die Allgemeine<br />

Industrie begonnen und sollen<br />

diesen Bereich aufbauen. Eine große<br />

Herausforderung?<br />

Ja, natürlich. Aber eine schöne. Wir sind<br />

sicher, dass die Zukunft des Fügens im<br />

Kleben liegt: Konstruktives Kleben wird<br />

in immer mehr Unternehmen auch außerhalb<br />

der Automobilindustrie erfolgreich<br />

eingesetzt. Denn die Ansprüche in Sachen<br />

Funktionalität, Design, Komfort, Haptik<br />

und Optik steigen beständig und können<br />

häufig nur durch die Kombination unterschiedlichster<br />

Werkstoffe erfüllt werden.<br />

Wenn Materialien wie Edelstahl, Aluminium,<br />

Faserverbundwerkstoffe oder Glas<br />

miteinander verbunden werden sollen,<br />

kommt man am Kleben einfach nicht vorbei:<br />

Nur durch diese Fügetechnik bleiben<br />

die Eigenschaften der<br />

Werkstoffe unverändert.<br />

Waswarenundsindin<br />

den ersten Monaten<br />

Ihre wichtigsten Projekte?<br />

Wir müssen zuallererst<br />

die Strategie weiterentwickeln und implementieren,<br />

die Kooperation mit den Klebstoffherstellern<br />

ausbauen und eine starke<br />

Mannschaft aufbauen.<br />

Die Allgemeine Industrie ist ja sehr<br />

weit gefasst: alles, was nicht<br />

Automobilindustrie ist. Da gibt es in<br />

Deutschland Zehntausende Firmen.<br />

Die können Sie nicht alle auf einmal<br />

angehen ...<br />

Nein, wir werden uns natürlich fokussieren.<br />

Als erstes gehen wir einige Branchen<br />

an, in denen wir hohes Potenzial sehen:<br />

Oskar Sörensson, Geschäftsbereichsleiter<br />

Allgemeine Industrie:<br />

„Die Ansprüche an Funktionalität,<br />

Design und Komfort<br />

steigen. Um sie zu erfüllen, müssen vielfach unterschiedliche<br />

Werkstoffe kombiniert werden. Das geht oft<br />

am besten, indem die Materialen verklebt werden.“<br />

das Transportwesen, die Weiße Ware und<br />

auch Erneuerbare Energien wie Solarmodul-<br />

oder Windkraftanlagenherstellung.<br />

In dieser Reihenfolge?<br />

Das größte Segment ist sicherlich das<br />

Transportwesen. Damit meinen wir in der<br />

Allgemeinen Industrie eigentlich alle<br />

Fahrzeuge, die nicht auf der Straße fahren:<br />

also zu Luft, zu Wasser, auf der<br />

Schiene oder Off-Road. Das heißt aber<br />

nicht, dass wir die anderen Branchen vernachlässigen!<br />

Ich will nur sagen, dass wir<br />

uns mit der anfangs noch kleinen Mann-<br />

32 DK 2-2013


Interview<br />

schaft gezielt die genannten Segmente<br />

vornehmen werden, damit wir sichtbar<br />

vorankommen.<br />

Wie kamen Sie auf diese Segmente?<br />

Gleich zu Beginn haben wir das Marktpotenzial<br />

untersucht: Durch Marktanalysen,<br />

Workshops und im Austausch mit<br />

den Klebstoffherstellern haben wir den<br />

Bedarf analysiert, die wichtigen Werke<br />

potenzieller Kunden zusammengestellt.<br />

Diese werden wir zügig abarbeiten.<br />

Ist es nicht schwierig, in einen Markt<br />

einzutreten, der vom Wettbewerb<br />

schon gut besetzt ist? Sie sind in der<br />

Allgemeinen Industrie praktisch nicht<br />

bekannt ...<br />

Klar, jedes Gespräch ist eine Kaltakquise<br />

– und viele Betriebe arbeiten seit Jahren<br />

mit unseren Marktbegleitern zusammen,<br />

was es nicht leichter macht. Wir werden<br />

unseren potenziellen Kunden klarmachen<br />

müssen, was SCA zu einem starken Partner<br />

macht.<br />

Und? Haben Sie gute Argumente?<br />

Unsere Ansatzpunkte beziehen sich zum<br />

Teil auf die Technologie, zum Teil auf<br />

die Organisation. Letztere wird für unsere<br />

Kunden immer wichtiger, das beobachten<br />

wir im <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Konzern schon seit<br />

einigen Jahren.<br />

Nennen Sie uns einige Gründe<br />

„pro SCA“, die sich auf die Technik<br />

beziehen.<br />

Beispiele für Klebeapplikationen<br />

In der Allgemeinen Industrie existieren viele Anwendungsmöglichkeiten<br />

für die Klebetechnik:<br />

Trailer-/Caravanbau:<br />

Sehr viel Material wird zum Beispiel bei<br />

Dachverklebungen, beim Zusammensetzen<br />

von Modulen oder beim Verkleben der<br />

Kühlkoffer verarbeitet.<br />

Non-Carbody-Zulieferer<br />

Einige typische Automobilzulieferer, die nicht<br />

an der Karosserieherstellung beteiligt sind,<br />

Wir haben ein sehr gutes Steuerungskonzept,<br />

das mit unserer neuen Softwareversion<br />

nun deutlich bedienungsfreundlicher<br />

wurde und zahlreiche Funktionalitäten<br />

umfasst, die unseren Kunden Nutzen<br />

bringen. Wir verfügen über ein modulares<br />

Konzept für den Einsatz unterschiedlicher<br />

Dichtungen für unterschiedliche<br />

Materialien, was uns gegenüber Wettbewerbern<br />

einen weiteren Vorteil verschafft.<br />

Zusätzlich zu den bestehenden Systemen<br />

entwickeln wir nun auch speziell auf die<br />

Allgemeine Industrie ausgerichtete Produkte<br />

weiter, zum Beispiel handgeführte<br />

Systeme oder solche für Kleinmengendosierung.<br />

Sie werden viel Manpower in die Entwicklung<br />

stecken müssen.<br />

Wir haben sehr umfangreiche Ressourcen<br />

in der Forschung und Entwicklung. Unser<br />

FuE-Leiter, Dr. Nils Kohlhase, hat einen<br />

Prozess zur strategischen Produktentwicklung<br />

aufgesetzt, der uns noch schlagkräftiger<br />

macht. Wir wollen und werden<br />

damit die richtigen Produkte definieren<br />

und entwickeln, um uns wichtige Wettbewerbsvorteile<br />

durch Kundennutzen zu<br />

verschaffen.<br />

Und welche Wettbewerbsvorteile<br />

sehen Sie organisatorisch?<br />

Wir sind global sehr gut aufgestellt, was<br />

für viele unserer potenziellen Großkunden,<br />

wie zum Beispiel John Deere, sehr<br />

werden von SCA aufgrund struktureller<br />

Ähnlichkeiten dem Kundensegment<br />

Allgemeine Industrie zugeordnet. Zum Beispiel<br />

Hella oder Lear, die Scheinwerfer oder Sitze<br />

herstellen.<br />

Weiße Ware<br />

Hier bietet sich die SCA-Technik an, um<br />

Fens terscheiben in Backöfen einzusetzen,<br />

Geschirrspüler oder Waschmaschinen mit<br />

spritzbaren Akustikmassen zu dämmen oder<br />

die Gehäusedeckel der Geräte aufzukleben.<br />

wichtig ist. Sollten wir an der einen oder<br />

anderen Stelle auf der Welt noch Lücken<br />

haben, können wir auf die Organisation<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zugreifen. Wir werden<br />

mit der Service- und Vertriebsorganisation<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> eng zusammenarbeiten.<br />

Schließlich ist unser Innovation<br />

Center zu nennen: Was wir hier an Prozess-Know-how<br />

und Kapazitäten vorhalten,<br />

ist einzigartig in unseren Märkten.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ist in rund 180 Ländern<br />

vertreten. Die können Sie nicht alle<br />

auf einmal erobern.<br />

Sicher nicht. Wir fokussieren uns im<br />

ersten Schritt auf den deutschen Markt,<br />

haben aber auch schon Kollegen in Brasilien<br />

und in den USA, die die Aktivitäten<br />

vorantreiben.<br />

Was sind Ihre nächsten Ziele?<br />

Das übergreifende Ziel ist natürlich, profitables<br />

Wachstum zu generieren. Dafür<br />

müssen wir sehr schnell die richtigen Mitarbeiter<br />

finden, sie integrieren und das<br />

Know-how aufbauen. Dahinein werden<br />

wir investieren.<br />

Das Gespräch führte Thomas Preuß<br />

info<br />

Klebesysteme: 534<br />

Steuerung SYS6000: 535<br />

DK 2-2013 33


Robotik & Kleben<br />

6-Achs-Roboter arbeiten schnell, flexibel und zuverlässig<br />

Automatisch kleben, dichten und dämmen<br />

Bilder: Rüdiger Vogel; SCA<br />

Mit Klebesystemen von SCA werden Motorhauben crashfest gemacht,<br />

Backofenscheiben in die Türrahmen eingesetzt oder umgebördelte<br />

Bleche sicher miteinander verbunden. Dafür ist ein<br />

perfekter Datenaustausch mit dem Roboter erforderlich – etwa um<br />

Kleberaupen auch in Kurven und Ecken in der gleichen Qualität<br />

aufzubringen wie auf der Geraden.<br />

„Ein modernes Fahrzeug läuft heute in<br />

der Fertigung an 60 bis 80 Klebesystemen<br />

vorbei“, sagt Olaf Leonhardt, Geschäftsbereichsleiter<br />

Fahrzeugindustrie bei der<br />

SCA Schucker GmbH & Co. KG in Bretten,<br />

„wobei ‚Kleben’ auch Dichten oder<br />

Dämmen heißen kann.“ Etwa 80 % der<br />

Systeme stünden im Rohbau, 15 % entfielen<br />

auf die Lackierstraße und etwa 5 %<br />

auf die Endmontage, überschlägt er. Während<br />

im Rohbau vorwiegend geklebt<br />

werde, seien in der Lackiererei eher<br />

Dicht- und Dämmungsanwendungen zu<br />

finden.<br />

SCA stellt Systeme und Anlagen her, mit<br />

denen die Industrie Kleb-, Dicht- und<br />

Dämmstoffe manuell oder automatisiert<br />

an Bauteilen aufbringen kann. Zu den<br />

von SCA umgesetzten Anwendungen im<br />

Automobilbau zählen hauptsächlich<br />

Stütz- und Festigkeitsverklebungen,<br />

Abdichtungen und spritzbare Dämmungsmassen<br />

für den Karosseriebau und<br />

Lackierstraßen, aber auch Dichtungs-<br />

Lösungen für den Motoren- und Getriebebau<br />

oder das Verkleben von Scheiben<br />

und Cockpitelementen. In der Allgemeinen<br />

Industrie werden beispielsweise<br />

Backofenscheiben in die Türrahmen und<br />

die Türen auf den Gestellen verklebt oder<br />

bei Geschirrspülern und Gefrierschränken<br />

geräuschdämmende Spritzmassen<br />

eingebracht (weitere Beispiele finden Sie<br />

im Beitrag ab Seite 38). Praktisch alle<br />

genannten Applikationen werden heute<br />

von Robotern übernommen.<br />

Sechsachsige Industrieroboter sind<br />

Mittel der Wahl<br />

„Grundsätzlich kommen Portal- und<br />

Sechs-Achs-Industrieroboter in Frage“,<br />

sagt Olaf Leonhardt. Letztere seien<br />

extrem schnell und im dreidimensionalen<br />

Raum äußert flexibel und zuverlässig und<br />

wiesen eine hohe Tragkraft auf, so dass<br />

sie in der Regel den Vorzug erhielten.<br />

Außerdem sei am Markt spezielle Klebe-<br />

Software verfügbar, die die Klebesteuerungen<br />

auf die jeweilige Anwendung hin<br />

optimal ansteuert. Für Portalroboter, die<br />

meist nur in drei Achsen verfahren können,<br />

existieren derartige Programme<br />

nicht. Ein weiterer Grund, weshalb solche<br />

Automaten im Karosseriebau nicht eingesetzt<br />

werden können.<br />

Die Herausforderungen für einen automatisierten<br />

Klebstoffauftrag liegen einerseits<br />

in der Zugänglichkeit der Bauteile,<br />

zweitens in der Geschwindigkeit, die in<br />

der Automobilindustrie eines der höchsten<br />

Güter ist. Dabei bedeutet „Geschwindigkeit“<br />

nicht nur, dass der Roboter sehr<br />

schnell arbeiten muss, sondern vielmehr,<br />

dass man die Bahngeschwindigkeit exakt<br />

berechnen kann. „Denn in Kurven oder<br />

Ecken muss die Maschine zwangsweise<br />

etwas langsamer fahren“, führt Leonhardt<br />

aus. „Trotzdem darf an den Stellen nicht<br />

34 DK 2-2013<br />

Steppnaht für Strukturklebenähte am<br />

Karosserierahmen und im Motorbereich:<br />

Bei festigkeitsrelevanten Aufgaben wird<br />

das Punktschweißen häufig durch Strukturkleben<br />

ersetzt, seit hochfeste Klebstoffe<br />

auf Epoxidbasis zur Verfügung stehen.<br />

Da man bis zur Aushärtung des Klebstoffs<br />

nicht ohne Fixierung auskommt,<br />

wird weiter in reduziertem Maße<br />

geschweißt. Weil an diesen Stellen der<br />

Klebstoff beim Durchschweißen verbrennen<br />

würde, wird der Auftrag genau dort<br />

unterbrochen


Robotik & Kleben<br />

Der Roboter trägt eine Zwei-Komponenten-<br />

Polyurethan-Formlippe auf. Damit kann die<br />

Scheibe in der Fahrzeugkabine eines<br />

Mähdreschers fixiert werden<br />

keit aus und gibt unserem System – zum<br />

Beispiel dem SYS6000 – die Werte an“,<br />

erklärt Leonhardt. „Daraus können wir<br />

dann für jeden Punkt der Bahn die exakte<br />

Dosierung berechnen.“<br />

Die wichtigsten Applikationen im Automobil-Rohbau<br />

erstrecken sich auf konstruktive<br />

Verklebungen, gefolgt vom Bördelrand-<br />

und Stützkleben. Mit Hilfe des<br />

konstruktiven Klebens werden zwei Bleche<br />

miteinander verbunden, vor allem um<br />

Kontaktkorrosion zu vermeiden und die<br />

Crashfestigkeit der Komponenten zu<br />

erhöhen. Der Klebstoff wird per Roboter<br />

vor dem Verschweißen der Bauteile aufgetragen<br />

und härtet dann im Lackofen<br />

aus. Verwendet werden hierfür Epoxioder<br />

Heißepoxi-Klebstoffe, die zwischen<br />

den Blechen eine Struktur erzeugen sollen,<br />

weshalb man auch vom „strukturellen<br />

Kleben“ spricht.<br />

Kreiselbewegung verteilt Klebstoff<br />

an Bördelrändern<br />

Roboter fahren Konturen schnell und flexibel ab. Die Steuerung des SCA-Klebesystems<br />

berechnet anhand der Robotergeschwindigkeit die exakte Dosierung des Klebstoffs für<br />

jeden Punkt der Bahn. So wird in Kurven, wenn der Roboter langsamer wird, nicht mehr<br />

Klebstoff pro Weg aufgebracht als auf der Geraden. Das Bild unten zeigt die Bördelrandverklebung<br />

an einer Fahrzeugtür<br />

mehr Klebstoff aufgetragen werden als<br />

vor und hinter der Kurve.“<br />

Exakte Klebstoffdosierung für jeden<br />

Punkt der Bahn<br />

Die Systeme von SCA, die aus der Fasspumpe<br />

für das jeweilige Material, der<br />

Dosiereinheit und der Auftragsdüse sowie<br />

der Steuerungssoftware für alle Komponenten<br />

bestehen, stellen immer die<br />

genaue Förderung des Klebstoffs und dessen<br />

geregelten Auftrag auf dem Bauteil<br />

sicher. Dazu ist ein perfekter Datenaustausch<br />

mit dem Roboter erforderlich:<br />

„Der Roboter – beziehungsweise seine<br />

Steuerung – rechnet seine Geschwindig-<br />

An den Türen, der Motorhaube und der<br />

Heckklappe sind die sogenannten Bördelrand-<br />

und Stützverklebungen zu finden<br />

sowie flächige Dämmungen (speziell in<br />

den Türen). Beim Bördelrandkleben werden<br />

Außen- und Innenblech der Tür verbördelt,<br />

also ineinander geschachtelt.<br />

Dazu wird das Blech so gebogen, dass<br />

eine etwa 10 mm breite Kante mit Rand<br />

entsteht, in die das Innenblech eingelegt<br />

wird. „Der Klebstoff muss dabei so fein<br />

verteilt werden, dass er beim Bördelprozess<br />

nicht aus dem Blech herausgedrückt<br />

wird und trotzdem den Bördelflansch<br />

vollständig ausfüllt.“ Dafür eignet sich<br />

insbesondere das sogenannte Wirbelsprüh-<br />

oder Swirl-Verfahren: Der Klebstoff<br />

wird flach und breit aufgetragen und<br />

in einer Kreiselbewegung gut verteilt,<br />

was die Schachtelung der beiden Bauteile<br />

erleichtert. „Die Kleberaupe kann<br />

sich dadurch beim Einlegen des einen<br />

Bleches in die Bördelung des anderen<br />

nicht verschieben und bietet eine große<br />

Adhäsionsfläche“, erläutert Olaf Leonhardt.<br />

Dies sei angesichts der üblichen<br />

Beölung der Bleche von Vorteil.<br />

In den Lackierstraßen werden solche Bördel-<br />

und Schnittkanten sowie andere<br />

Nähte nach dem gleichen Dosierprinzip<br />

wie beim Kleben abgedichtet, nur dass<br />

das Material ein anderes ist und eine passende<br />

Düse gewählt werden muss. „Da<br />

sich diese Korrosionsschutzapplikationen<br />

beim Öffnen der Autotür im Sichtbereich<br />

des Kunden befinden, nennt man diese<br />

Anwendungen auch Cosmetic Sealing“,<br />

sagt der SCA-Manager. Gleiches gilt zum<br />

DK 2-2013 35


Robotik & Kleben<br />

Bild oben: Im Flatstream-Verfahren wird eine<br />

spritzbare Akustikmasse im Fußraum eines<br />

Autos als Dämmung eingebracht. Unten: Unterbodenschutz<br />

wird fast ausschließlich mit PVCbasiertem<br />

Material erreicht, das im Airless-Verfahren<br />

mit Schichtdicken von 500 bis 800 μm<br />

aufgetragen wird. Mit einem Multifunktionskopf<br />

können Nahtabdichten und Unterbodenschutz<br />

in einer Roboterstation realisiert werden<br />

Beispiel für die Blechübergänge vom<br />

Dach zur Seitenwand oder vom Kofferraum<br />

zur Seitenwand. Neben diesen sogenannten<br />

Feinnahtabdichtungen gibt es<br />

noch Grobnahtabdichtungen für Stellen<br />

am Boden oder der Stirnwand, damit<br />

keine Feuchtigkeit ins Fahrzeuginnere<br />

eindringen kann und Schnittkanten nicht<br />

korrodieren.<br />

Das Stützkleben wiederum wird unter<br />

anderem an der Motorhaube eingesetzt,<br />

um das Gerippe der Hauben-Innenseite<br />

mit der Außenhaube zu verbinden. „Es<br />

soll ja nicht klappern“, meint Leonhardt.<br />

„Die beiden Teile müssen bei Temperatureinwirkung<br />

noch gegeneinander arbeiten<br />

können, sollen aber nicht reißen. Mit<br />

dem Stützkleben wird genau dies erreicht,<br />

und zudem werden die Geräusche deutlich<br />

reduziert.“ Das Verfahren werde auch<br />

beim Dach oder am Tankdeckel eingesetzt<br />

– überall, wo eine flexible Verbindung<br />

im Außenhautbereich benötigt wird.<br />

Spritzbare Akustikmassen dämmen<br />

den Fußraum<br />

Eine weitere Anwendung ist die „spritzbare<br />

Dämmung“. Per Roboter wird<br />

Dämmmaterial beispielsweise in den<br />

Fußraum eines Automobils eingebracht,<br />

wo früher in Handarbeit Dämmmatten<br />

eingelegt wurden. Solche spritzbaren<br />

Akustikmassen werden im sogenannten<br />

Flatstream-Verfahren aufgebracht,<br />

wodurch recht breite Oberflächen erzeugt<br />

werden.<br />

Auch der Unterbodenschutz zählt zu den<br />

sogenannten „Dickstoff“-Applikationen<br />

(unter diesem Begriff lassen sich Dichtund<br />

Dämmanwendungen zusammenfassen).<br />

Er wird heute fast ausschließlich<br />

mit PVC-basiertem Material im Airless-<br />

Verfahren in Schichtdicken von 500 bis<br />

800 µm aufgetragen. „Mit einem Multifunktionskopf<br />

können wir inzwischen<br />

Dämmapplikationen, Nahtabdichtungen<br />

und Unterbodenschutz in einer Roboterstation<br />

realisieren“, sagt der Klebe-<br />

Experte. Der Unterbodenschutz wird in<br />

der Lackiererei aufgesprüht, wenn die<br />

Karosserie schon grundiert ist. „Auf<br />

KTL-beschichteten Teilen kann man hervorragend<br />

dämmen, da dann keine Korrosion<br />

mehr auftreten kann.“<br />

Optimierungspotenzial in der Automatisierung<br />

sieht Leonhardt noch bei der<br />

Offline-Programmierung der Roboter.<br />

„Heute wird sehr viel über Roboter-CAD-<br />

Programme simuliert, wir können die<br />

Klebetechnologie und die Bauteile am<br />

Olaf Leonhardt,<br />

Geschäftsbereichsleiter<br />

Fahrzeugindustrie<br />

«<br />

Mit einem Multifunktionskopf<br />

können wir<br />

Dämmapplikationen,<br />

Nahtabdichtungen und<br />

Unterbodenschutz in<br />

einer Roboterstation<br />

realisieren!<br />

Rechner bearbeiten und offline programmieren“,<br />

umreißt der SCA-Mann. „Was<br />

man aber nicht kann, ist, die Applikationsqualität<br />

schon im Voraus mit Hilfe des<br />

Computers zu beurteilen.“ Dafür sei<br />

umfassendes Prozessverständnis erforderlich.<br />

Zukunftstraum:<br />

Qualität programmieren<br />

»<br />

Was heute geschehe, sei eine reine Positionsprogrammierung:<br />

„Wir können dem<br />

Roboter nur die Koordinaten mitgeben,<br />

nicht aber die rheologischen Eigenschaften<br />

des Klebstoffs oder die Strömungseigenschaften<br />

einer Düse. Und damit können<br />

wir nicht auf Qualität programmieren.“<br />

Das werde sich auch mindestens in<br />

den kommenden fünf Jahren kaum<br />

ändern, sagt Olaf Leonhardt. „Trotzdem<br />

wäre eine solche Möglichkeit wünschenswert,<br />

weil wir damit die Inbetriebnahmezeiten<br />

und den Aufwand für Prozessoptimierungen<br />

beim Kunden deutlich<br />

reduzieren könnten.“ Mit einer praxisnahen<br />

Darstellung der Applikationsqualität<br />

in einem Simulationsprogramm könnten<br />

nicht nur Leute geschult werden; es könnten<br />

sogar Temperatureinflüsse, Einflüsse<br />

von Chargenschwankungen und andere<br />

Parameter präventiv untersucht werden.<br />

„Die daraus gewonnenen Grenzwerte<br />

könnten die Qualität und Produktivität<br />

unserer Kunden um ein Vielfaches erhöhen“,<br />

ist sich Leonhardt sicher. tp<br />

info<br />

Klebesysteme: 534<br />

Steuerung SYS6000: 535<br />

36 DK 2-2013


Klebetechnik: Neue Produkte<br />

SCA bietet Dosiersystem für kleinste Klebstoffmengen an – zum Beispiel für Testreihen<br />

Nicht mal eine Schöpfkelle voll …<br />

SCA bringt ein Klebstoff-Dosiersystem für Minimalmengen auf den<br />

Markt. Damit können zum Beispiel Herdplatten verklebt oder<br />

Maschinenteile abgedichtet werden. Automobilhersteller können<br />

mit der kleinen Unterpumpe Testreihen mit neuen Materialien oder<br />

Bauteilen fahren, ohne ihre großen Systeme zu kontaminieren.<br />

Der Klebe- und Dosiertechnik-<br />

Spezialist SCA erweitert sein<br />

Portfolio um zahlreiche<br />

Anwendungen für die Allgemeine<br />

Industrie. Unter anderem<br />

rechnet der Brettener Hersteller<br />

mit immer mehr Anfragen für<br />

Applikationen mit sehr geringen<br />

Materialmengen. „Daher<br />

bringen wir nun ein komplettes<br />

Minimalmengendosiersystem<br />

auf den Markt“, erklärt Konstrukteur<br />

Bernhard Sauer. Das<br />

Serienprodukt werde auf einem<br />

Prototypen aufgebaut, den SCA<br />

schon vor zwei Jahren entwickelt,<br />

aber nie wirklich eingesetzt<br />

habe: Die UP 10, eine<br />

Unterpumpe, kann pro Doppelhub<br />

Materialmengen von 10 cm 3 fördern.<br />

Sie arbeitet nach dem Prinzip einer<br />

Schöpfkellenpumpe und wirkt im Vorund<br />

Rückhub.<br />

Ausgereifte Technik<br />

Bernhard Sauer zeigt das Herzstück des Minimalmengendosierkonzepts:<br />

die Unterpumpe UP 10<br />

„Die Technik ist ausgereift“, versichert<br />

Sauer. „Wir können solche Pumpen in<br />

unterschiedlichen Größen anbieten, zum<br />

Beispiel auch als UP 165 mit 165 Kubikzentimetern<br />

Fördervolumen.“ Der Markt<br />

für den Minimalmengendosierer sei da,<br />

davon sind Sauer und seine Kollegen<br />

überzeugt. „Man kann damit zum Beispiel<br />

Herdplatten verkleben oder Maschinenteile<br />

abdichten.“ Für solche und ähnliche<br />

Anwendungen mit „Kleinstmengen“<br />

setzt die Industrie bisher Kartuschen oder<br />

Blechdosen ein; die Gebindegrößen liegen<br />

bei wenigen Dezilitern, zum Teil bei<br />

einigen Litern – also etwa in der Größe<br />

haushaltsüblicher Farbdosen.<br />

Üblicherweise werden heute für die<br />

Befüllung von Dosierern aus Kartuschen<br />

pneumatisch unterstützte Systeme verwendet.<br />

Je zäher der Werkstoff ist, desto<br />

länger werden die Füllzeiten des Dosierers.<br />

„Wir wollten dieses Problem lösen<br />

und haben uns in der Konstruktion also<br />

Gedanken gemacht“, erklärt Bernhard<br />

Sauer. „Zum Beispiel dazu, wie man die<br />

Befüllzeiten senken kann, wie sich das<br />

Material elegant über längere Strecken<br />

fördern lässt und wie wir kleine Dosen<br />

verarbeiten können.“<br />

Einsatzbereich bis circa 300 bar<br />

Herausgekommen ist die UP 10, die mit<br />

den gleichen Leistungsdaten aufwartet<br />

wie ihre großen Geschwister. SCA kann<br />

mit dieser Pumpe sehr kleine Mengen mit<br />

hohem Druck verarbeiten: Getestet wurde<br />

sie bis 280 bar. Die Kombination aus Kartuschenadapter<br />

oder kleiner Folgeplatte<br />

mit der UP10 ermöglicht sehr kurze Füllzeiten<br />

durch den hohen Druck.<br />

Neben der Allgemeinen Industrie sieht<br />

SCA Einsatzmöglichkeiten in der Automobilindustrie:<br />

Sie könnte die UP 10 mit<br />

einer Kartusche an ihren Dosierer in der<br />

Linie anschließen, um Testbauteile zu<br />

fahren – zum Beispiel Material für eine<br />

Karosserie applizieren, bevor die Linie<br />

überhaupt gänzlich in Betrieb genommen<br />

wird. Der Vorteil liegt auf der Hand:<br />

Anwender brauchen ihre großen Systeme<br />

für den Test neuer Materialien oder neuer<br />

Bauteile nicht zu kontaminieren.<br />

Die UP 10 soll als komplettes System im<br />

rollbaren Koffer angeboten werden, etwa<br />

so groß wie eine Tischbohrmaschine und<br />

circa 27 kg schwer. Das System soll mehrere<br />

unterschiedliche Folgeplatten und<br />

Kartuschenbehälter umfassen, die sich<br />

beliebig kombinieren lassen. Dazu kämen<br />

bei voller Ausstattung noch Werkzeug<br />

zum Zerlegen und Zusammenbauen<br />

sowie unterschiedliche Dichtungssätze –<br />

bei einem Gesamtgewicht von etwa<br />

45 kg. tp<br />

info<br />

Minimalmengendosiersystem<br />

für Klebstoffe: 536<br />

DK 2-2013 37


Anwendungsbeispiel aus dem Landmaschinenbau:<br />

vollautomatisierte Nahtabdichtung mit<br />

flüssigem Dämmmattenauftrag an einer Traktorkabine.<br />

Über ein Vision-System erfährt der<br />

Roboter die Position der Kabine im Raum<br />

Bilder: Rüdiger Vogel<br />

Über 100 Besucher bei SCA-Infotagen Klebetechnik im Juni<br />

„Wer klebt, braucht Gründe!“<br />

Über 100 Besucher – aus der Luftfahrtindustrie ebenso wie aus der<br />

Eisenbahnproduktion oder Hausgeräteherstellung – interessierten<br />

sich im Rahmen der SCA-Infotage für die Möglichkeiten und Vorteile<br />

der Klebetechnik. So werden zum Beispiel Hausgeräte, Schienenfahrzeuge<br />

oder Trailer widerstandsfähiger, steifer und leichter,<br />

wenn sie abgedichtet und verklebt sind.<br />

„Früher klebte keiner freiwillig“, erklärte<br />

Professor Klaus Dilger, Leiter des Instituts<br />

für Füge- und Schweißtechnik an der<br />

TU Braunschweig, den über 100 Besuchern<br />

der Infotage Klebetechnik, die<br />

Mitte Juni bei SCA in Bretten stattfanden.<br />

„Es muss also gute Gründe geben, warum<br />

es heute so viele trotzdem tun!“ Die Argumente<br />

lieferte der Forscher umgehend:<br />

„Wer Autos, Eisenbahnen oder Kühlschränke<br />

klebt, dämmt oder dichtet,<br />

erzielt eine höhere Steifigkeit der Produkte.<br />

Die verbesserte Schwingfestigkeit<br />

bei dynamischen Belastungen macht<br />

Fahrzeuge darüber hinaus crashresistenter<br />

und senkt ihr Gewicht, weil leichtere<br />

Materialien verbaut werden können.<br />

Außerdem werden zum Beispiel Korrosions-<br />

und Schallschutz verbessert.“ Die<br />

Besucher kamen aus verschiedenen Branchen<br />

– Luftfahrtindustrie, Schienenfahrzeug-<br />

und Landmaschinenbau, Herstellung<br />

von Hausgeräten und Druckmaschinen<br />

sowie chemische Industrie – und hörten<br />

gespannt zu. Denn was für Mitarbeiter<br />

der Automobilindustrie bekannte<br />

Gründe sind, ist für viele Anwender anderer<br />

Branchen ein neues Thema.<br />

Roboter klebt Traktorkabinen und<br />

Backofentüren<br />

Der Klebe- und Dosiertechnikhersteller<br />

SCA bot daher an zwei Tagen ein dichtes<br />

Programm aus Theorie und Praxis, um<br />

seinen Besuchern die Möglichkeiten der<br />

Klebetechnologie näherzubringen. Die<br />

Besucher erlebten im Innovation-Center<br />

moderne Klebeverfahren und<br />

Technik zum Anfassen. Dort<br />

wurden per Roboter Kleberaupen<br />

an Originalbauteilen<br />

aufgebracht: ein Lampengehäuse<br />

abgedichtet, eine Backofentür<br />

mit einem Haftvermittler versehen<br />

oder in einer automatischen Fertigungszelle<br />

Zylinderkopfdeckel beschichtet<br />

– eine Alternative zu Einlegedichtungen.<br />

Mit flüssigem Zwei-Komponenten-<br />

Polyurethan wurden eine Arbeitsplatte für<br />

Haushaltsgroßgeräte abgedichtet und ihre<br />

Professor<br />

Klaus Dilger,TU<br />

Braunschweig<br />

«<br />

Der Trend zur Modulbauweise<br />

führt dazu, dass<br />

mehr auf bereits lackierten<br />

Flächen geklebt werden<br />

muss. Die Güte des<br />

Klebens ist aber abhängig<br />

von der Art des<br />

»<br />

Lackes.<br />

Haltesysteme fixiert, an einer Traktorkabine<br />

wurden automatisch Schweißnähte<br />

abgedichtet und flüssige Dämmmatten<br />

aufgetragen. Auch Lösungen für den<br />

Klebstoffauftrag von Hand wurden vorgestellt.<br />

„Wir haben für alle Anwender passende<br />

Lösungen, für die automatisierte Applikation<br />

wie für manuelle Handhabung“,<br />

38 DK 2-2013


Klebetechnik<br />

In seinem Innovation-Center zeigte SCA die Möglichkeiten<br />

moderner Klebetechnik. Im Bild oben wird an<br />

einer Backofentür ein Haftvermittler aufgetragen, der<br />

die Vernetzung des Klebstoffs verbessert.<br />

Das Bild rechts zeigt den Blick in eine automatisierte<br />

Fertigungszelle, in der Zylinderkopfdeckel beschichtet<br />

werden – als Alternative zu Einlegdichtungen<br />

betonte Oskar Sörensson, Leiter des<br />

Geschäftsbereichs Allgemeine Industrie<br />

bei SCA. „Unsere Systeme sind bedienerfreundlich,<br />

zuverlässig und flexibel.<br />

Unser Ziel ist es immer, mit unseren<br />

Lösungen die Produktivität unserer Kunden<br />

zu steigern und die Qualität ihrer Produkte<br />

sicherzustellen.“<br />

Besucher suchten Anregungen für<br />

Serienfertigung<br />

Stellvertretend für viele Anwesende,<br />

fasste Mehmet Sezer, Fertigungsplaner<br />

bei Bombardier Transportation, die<br />

Gründe für seinen Besuch zusammen:<br />

„Wir bauen in Mannheim elektrische<br />

Komponenten für unsere Schienenfahrzeuge,<br />

kleben und dichten dabei auch<br />

schon, aber in kleinem Umfang. Unsere<br />

Serien umfassen bisher nur Stückzahlen<br />

von 40 bis 50. Heute wollen wir uns hier<br />

Anregungen für die Großserienfertigung<br />

holen.“ Ihm lieferte Prof. Dilger gleich<br />

ein gutes Argument, mehr zu kleben: den<br />

Trend zur Modulbauweise. „Heute werden<br />

in vielen Branchen immer mehr<br />

Komponenten in Modulen vorgefertigt“,<br />

erklärte Dilger. „Diese werden dann komplett<br />

zum Beispiel in das Schienenfahrzeug<br />

eingesetzt, wodurch dieses in der<br />

Fertigungslinie viel länger offen gehalten<br />

werden kann.“ Das Konzept der modularen<br />

Produktion verkürze die Herstellungszeiten<br />

pro Fahrzeug und senke<br />

damit die Kosten. „Das bedeutet aber<br />

auch, dass dann mehr auf bereits lackierten<br />

Flächen geklebt werden muss“, gab<br />

Dilger zu bedenken, „und die Güte des<br />

Klebens ist abhängig von der Art des<br />

Lackes.“ So hafte ein Klebstoff auf einem<br />

blau lackierten Teil anders als auf einem<br />

rot lackierten.<br />

Klebstoff und Dosiertechnik<br />

aufeinander abgestimmt<br />

Doch diese Probleme sind beherrschbar,<br />

daran ließ SCA bei den anschließenden<br />

Vorführungen im Innovation-Center keinen<br />

Zweifel: „Wir sehen uns als Lösungsanbieter“,<br />

sagte SCA-Manager Oskar<br />

Sörensson. „Wenn ein Kunde mit hohen<br />

Anforderungen an uns herantritt, dann<br />

haben wir das Know-how und das Ziel,<br />

die optimale Lösung zu entwickeln, um<br />

den Nutzen für unsere Kunden zu maximieren:<br />

mit der geeigneten Dosiertechnik<br />

und dem richtigen Klebstoff.“ Dafür<br />

arbeite SCA eng mit den Materialherstellern<br />

aus der chemischen Industrie zusammen.<br />

Vertreter dieser Branche erklärten den<br />

Besuchern an beiden Tagen, welche<br />

Anforderungen Kleb-, Dicht- und Dämmstoffe<br />

heute erfüllen müssen. „Klebstoff<br />

ist natürlich nicht gleich Klebstoff“, sagte<br />

Gerd Dietz, Technischer Leiter Anwendungstechnik<br />

Allgemeine<br />

Industrie<br />

bei Henkel. „Für<br />

unterschiedliche<br />

Anforderungen<br />

gibt es auch unterschiedliche<br />

Klebund<br />

Dichtstoffe.“<br />

Dietz nahm beispielhaft<br />

die Zwei-<br />

Komponenten-<br />

Polyurethan-Klebstoffe in den Fokus, die<br />

allein schon sehr vielfältig sind: Mit ihnen<br />

werden in Eisenbahnen Fußböden<br />

geklebt, die Seitenwände von Lkw-Aufliegern<br />

verklebt und stabilisiert, Rotorblätter<br />

für Windkraftanlagen energiesparender<br />

und schneller – weil mit weit weniger<br />

Temperieraufwand möglich – gefügt<br />

oder Lamellen in Wärmetauscher eingebunden.<br />

Bei vielen Anwendungen liege das<br />

Hauptaugenmerk auf der Haftvermittlung<br />

zwischen den Bauteilen. „Häufig sollen<br />

die Klebstoffe auch aufschäumen und<br />

Strukturen festigen, Bauteile voneinander<br />

oder gegen Temperaturen isolieren<br />

oder den Schallschutz verbessern“,<br />

erklärte Dietz. Bestimmte mikroverkapselte,<br />

einkomponentig verarbeitete Klebstoffe<br />

wiederum werden erst später im<br />

Prozess durch Wärme aktiviert, um die<br />

Verarbeitungszeiten flexibel zu gestalten.<br />

Und manche Materialien müssten „multifunktional“<br />

sehr viele dieser Anforderungen<br />

gleichzeitig erfüllen. Henkel verfüge<br />

über „ausgeprägte Produkt- und<br />

Lösungskompetenz“ und sei global vertreten,<br />

um seine Kunden überall zu unterstützen,<br />

versicherte Dietz.<br />

tp<br />

info<br />

Klebesysteme für die<br />

Allgemeine Industrie: 537<br />

DK 2-2013 39


Ölfreie Kompressoren liefern Molkerei saubere Druckluft – und warmes Wasser<br />

„Milch ist jeden Tag“<br />

Bilder: Thomas Preuß<br />

Die Burgenland-Käserei verarbeitet in Bad Bibra täglich eine<br />

Million Liter Milch zu Schnittkäse, Hartkäse-Erzeugnissen und<br />

Molkenkonzentraten. Die dafür benötigte Druckluft liefern drei ölfrei<br />

verdichtende, wassergekühlte ZR-Kompressoren. Über ein<br />

kluges Wärmerückgewinnungssystem werden 75 % der eingesetzten<br />

Energie noch einmal genutzt: Sie dienen der Beheizung des<br />

Bruchkäse-Waschwassers.<br />

Den ganzen Tag lang fahren Milchfahrzeuge<br />

die „Burgenland-Käserei“ in Sachsen-Anhalt<br />

an und pumpen Milch in die<br />

Tanks. Die Deutsches Milchkontor<br />

GmbH (DMK) verarbeitet hier, am Standort<br />

Bad Bibra, täglich eine Million Liter<br />

Milch zu Schnittkäse, Hartkäseerzeugnissen<br />

und Molkenkonzentraten. „Milch<br />

ist jeden Tag“, bringt es Johannes Bechtle,<br />

Technischer Leiter bei DMK, auf den<br />

Punkt. Denn mit der Verarbeitung des<br />

leicht verderblichen Lebensmittels darf<br />

man sich nicht beliebig Zeit lassen, damit<br />

die Qualität gewährleistet bleibt. Qualität<br />

und Sicherheit stehen auch bei der weiteren<br />

Verarbeitung der Milch im Vordergrund.<br />

Auch im Hinblick auf die Druckluft,<br />

die für viele Verarbeitungsprozesse<br />

unerlässlich ist, macht DMK keine Kompromisse.<br />

Deshalb liefern seit Februar drei absolut<br />

ölfrei verdichtende Kompressoren von<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> saubere Druckluft an die<br />

beiden Käse-Linien in Bad Bibra. Denn<br />

bei der Käseherstellung kommt das Produkt<br />

mit der Druckluft direkt in Kontakt:<br />

„Der Käse wird an dieser Stelle mit<br />

Druckluft aus den Formen geblasen“,<br />

erklärt Bechtle und weist auf eine Schnittstelle,<br />

an der der Käse aus seiner Form<br />

gedrückt wird, um über ein Band zur<br />

nächsten Station zu fahren, dem Salzbad;<br />

die Form fährt direkt in die Waschmaschine<br />

weiter.<br />

Wie alle Molkereien des Konzerns, ist<br />

auch die Burgenland-Käserei IFS6-zertifiziert<br />

(nach dem International Food<br />

Standard). Und die Konzernvorgabe für<br />

Käse, der in den deutschen Handel<br />

kommt, lautet bundesweit: Es muss absolut<br />

ausgeschlossen sein, dass das Produkt<br />

mit Öl irgendwie in Kontakt kommen<br />

kann. „Früher haben auch wir öleingespritzte<br />

Kompressoren verwendet“, blickt<br />

Bechtle zurück. Das habe auch funktioniert:<br />

„Mit Aktivkohle- und weiteren Filtern<br />

haben wir das Öl aus der Druckluft<br />

gefiltert, um zu verhindern, dass es mit<br />

dem Käse in Berührung kommt.“ Allerdings<br />

war dieses Verfahren aufwendig,<br />

weil die Filter sehr häufig gewechselt<br />

werden mussten; und der Molkerei war<br />

diese Methode eben doch nicht sicher<br />

genug.<br />

Konzernvorgabe: absolut ölfreie<br />

Druckluft<br />

Nun versorgen drei ZR-Kompressoren<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> die DMK-Fertigungslinien:<br />

ein drehzahlgeregelter ZR 55 VSD<br />

sowie zwei ZR 45 mit Volllast-Leerlauf-<br />

Regelung. Diese wassergekühlten Kompressoren<br />

verdichten absolut ölfrei gemäß<br />

40 DK 2-2013


Molkereien<br />

der Klasse 0 nach DIN ISO 8573. Statt<br />

also das Öl umständlich aus der Druckluft<br />

zu filtern, wird von vornherein ölfreie<br />

Druckluft produziert. Und zwar auch für<br />

die Anwendungen, bei denen kein Produktkontakt<br />

besteht. Denn es gibt ein<br />

Druckluftnetz für alle Abnehmer.<br />

„Von der ersten Idee der neuen Druckluftstation<br />

bis zu ihrer konkreten Planung<br />

und Umsetzung dauerte es etwa zwei,<br />

drei Jahre“, erzählt Thomas Werfel, Projektingenieur<br />

der MDD Druckluft GmbH.<br />

Der Druckluftspezialist aus dem benachbarten<br />

Apolda betreut die Burgenland-<br />

Käserei schon seit über zehn Jahren.<br />

Anfangs übernahm MDD nur die Wartung<br />

der alten Kompressoren. Als dann<br />

eine der Maschinen defekt wurde,<br />

tauschte DMK sie auf Anraten von Werfel<br />

gegen einen drehzahlgeregelten Kompressor<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

aus. Mit dem GA 30<br />

Drei Kompressoren versorgen die Molkerei mit ölfreier Druckluft. Der ZR 55 VSD (vorne im<br />

Bild) ist drehzahlgeregelt, die beiden hinteren 45-kW-Maschinen fangen wechselseitig die<br />

Spitzen ab. Pro Woche werden etwa 10 000 kWh elektrische Energie für die Drucklufterzeugung<br />

aufgewendet, wovon sich DMK 7500 kWh in Form von Wärmeenergie für die<br />

Käseherstellung nutzbar macht. Am Bedienfeld der Kompressoren (kleines Bild) lässt sich<br />

unter anderem die Rücklauftemperatur des Kühlwassers ablesen<br />

MDD-Mitarbeiter Thomas Werfel (links) mit Johannes<br />

Bechtle, dem Technischen Leiter der Molkerei<br />

VSD (VSD steht für<br />

„Variable Speed<br />

Drive“) sparte das<br />

Unternehmen durch<br />

die bessere Regelungsmöglichkeit<br />

vor allem Energiekosten.<br />

Aufbereitet wurde die Druckluft<br />

mit einem FD-Kältetrockner, ebenfalls<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, der seine Leistung automatisch<br />

an die Umgebungstemperatur<br />

und an den Volumenstrombedarf anpasst.<br />

Wenig später kam ein weiterer GA-Kompressor<br />

mit 45 kW Leistung hinzu. „Die<br />

GA-Kompressoren sind energetisch<br />

eigentlich sogar noch ein bisschen besser<br />

als die neuen ZRs, weil sie öleingespritzt<br />

verdichten“, weiß Werfel. „Trotzdem<br />

stand das Thema Ölfreiheit immer wieder<br />

auf dem Plan.“ Nach Einsatz der Aktivkohle-<br />

und weiterer Filter genügte die<br />

Luftqualität zwar schon den IFS6-Anforderungen<br />

für die Zertifizierung; mit der<br />

Qualität der Druckluft ist DMK aber erst<br />

jetzt richtig zufrieden. Die ölfreie Druckluft,<br />

die der neue Maschinenpark erzeugt,<br />

wird heute zusätzlich über eine Kombination<br />

von DD- und PD-Filtern in den<br />

Kompressoren von möglichen anderen<br />

Verunreinigungen befreit. Nur der FD-<br />

Kältetrockner aus dem „alten“ System ist<br />

ins neue übernommen worden.<br />

Drehzahlregelung senkt<br />

Energiekosten<br />

«<br />

Wir haben es mit diesem<br />

Konzept geschafft, die<br />

Leerlaufzeiten praktisch<br />

»<br />

zu eliminieren!<br />

Den befürchteten höheren Energieeinsatz<br />

konnte MDD leicht abfangen; denn diesmal<br />

konnte das Unternehmen die Station<br />

komplett durchplanen und auf Effizienz<br />

hin auslegen. So wurde der leistungsstärkste<br />

Kompressor, der ZR 55, als drehzahlgeregelte<br />

Version vorgesehen. Für die<br />

Bedarfsspitzen schaltet sich einer der beiden<br />

ZR 45 hinzu; diese Volllast-Leerlauf-<br />

Kompressoren wechseln sich in bestimmten<br />

Zeitabständen ab. „Wenn man sich<br />

die Zahlen von zwei Vergleichswochen –<br />

vor und nach der Installation der neuen<br />

Maschinen – anschaut, kann man sagen,<br />

dass wir durch diese Maßnahme den Verbrauch<br />

von etwas über 12 000 Kilowattstunden<br />

auf circa 10 000 Kilowattstunden<br />

pro Woche senken konnten“, sagt<br />

Werfel nach einem Blick in seine Tabellen.<br />

„Außerdem konnten wir durch die<br />

weitaus bessere Regelung nun die Leerlaufstunden<br />

um 1000 Kilowattstunden<br />

pro Woche senken.“ Zu verdanken ist das<br />

auch der zentralen Steuerung, dem Ener-<br />

DK 2-2013 41


Molkereien<br />

In der Vorpresswanne (links) wird der Käsebruch gepresst und<br />

entmolkt. Über die Zylinder auf der Maschine wird mit Hilfe von<br />

sehr viel Druckluft die erforderliche Presskraft aufgebracht.<br />

Der Käse reift anschließend in Formen (unten; hinten im Regal),<br />

aus denen er am Ende mit Druckluft herausgedrückt wird<br />

giesparsystem ES 6 von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, das<br />

die Kompressoren im Druckluftnetz überwacht<br />

und steuert und das Druckluftband<br />

stabil zwischen 7,5 und 8 bar hält.<br />

Die ES 6 hilft dabei, größere Schwankungen<br />

energiesparend abzufangen.<br />

Diese entstehen zum Beispiel dann, wenn<br />

der zweite große Druckluftverbraucher<br />

in der Molkerei, die sogenannte Vorpresswanne,<br />

gereinigt wird. „In der Vorpresswanne<br />

wird der Käsebruch gepresst<br />

und entmolkt“, erklärt Bechtle und weist<br />

auf eine etwa zwei mal acht Meter große<br />

Metallplatte, die mittels Druckluftzylindern<br />

auf den vorbereiteten Käsebruch<br />

gedrückt wird.<br />

Zweimal am Tag – und bei jedem Produktwechsel<br />

– wird die Maschine gereinigt;<br />

aus hygienischen Gründen – und<br />

damit zum Beispiel der Rauchkäse später<br />

nicht nach Basilikum schmeckt. In dieser<br />

Zeit fällt der Druckluftbedarf stark ab.<br />

„Wenn wir dagegen kleinere Käse produzieren<br />

und den Käse aus vielen kleinen<br />

Formen ausblasen müssen, geht der<br />

Druckluftbedarf drastisch nach oben“,<br />

sagt Bechtle. Der Bedarf<br />

schwanke zwischen 216 und<br />

792 m 3 pro Stunde.<br />

Wärmerückgewinnung<br />

bringt 75 % Energie zurück<br />

Der Molkerei kam außerdem<br />

zugute, dass die ZR-Kompressoren<br />

wassergekühlt sind – und<br />

man viel heißes Wasser für die<br />

Käseherstellung braucht. Dank<br />

eines ausgeklügelten Wärmerückgewinnungssystems<br />

werden<br />

75 % der Energie, die für<br />

die Drucklufterzeugung aufgewendet<br />

wird, jetzt wieder zurückgewonnen.<br />

„In unserer Planung hatten wir nach einer<br />

Möglichkeit gesucht, möglichst viel<br />

Wärme zurückzugewinnen“, erläutert<br />

Thomas Werfel. Der Druckluftexperte riet<br />

zum Umbau des Kühlkreislaufs, um das<br />

Kühlwasser auf möglichst hohe Temperaturen<br />

aufzuheizen. Normalerweise wird<br />

der Strom des in den Kompressor eintretenden<br />

Kühlwassers bei den ZR-Maschinen<br />

gesplittet: Ein Teil durchläuft den<br />

Ölkühler sowie die beiden Verdichtungsstufen;<br />

der andere Teilstrom kühlt die<br />

komprimierte Luft im Zwischen- und im<br />

Nachkühler. „Statt das Wasser in Parallelströme<br />

aufzuteilen, wird es nun quasi in<br />

Reihe nacheinander durch die Kühler<br />

geführt.“ Dadurch ist das Kühlwasser<br />

beim Austritt aus dem Kompressor fast<br />

80 °C heiß und kann über zwei Wärmetauscher<br />

das Wasser für die Bruchwaschanlage<br />

leicht vorwärmen. „Wir müssen<br />

die Temperatur an dieser Stelle nur noch<br />

von 80 auf 90 Grad Celsius bringen“,<br />

freut sich Johannes Bechtle. Das spare<br />

viel Energie ein, die er vorher zum Aufheizen<br />

des Wassers benötigt habe. Legt<br />

man den Wert von 75 % zugrunde, so<br />

kommen von den 10 000 kWh pro Woche<br />

über die Wärmerückgewinnung also<br />

7500 kWh wieder herein.<br />

Wartung auf Zuruf ist<br />

Vertrauenssache<br />

Die Kompressorenstation ist mit der Leistung<br />

von insgesamt 145 kW (55 kW bei<br />

dem drehzahlgeregelten ZR 55 VSD<br />

sowie 2 x 45 kW der beiden ZR 45) gut<br />

und redundant aufgestellt. So kann die<br />

Molkerei auch im Falle eines Ausfalls<br />

ohne Verzögerung weiterarbeiten – denn<br />

Druckluft wird rund um die Uhr benötigt.<br />

„Wartung ‚auf Zuruf’ ist für uns aber<br />

selbstverständlich“, erklärt Thomas<br />

Werfel. Die Druckluftexperten von MDD<br />

sind auch am Wochenende rund um die<br />

Uhr für die Molkerei erreichbar. Turnusmäßig<br />

wird der ZR 55 VSD alle 4000<br />

Betriebsstunden gewartet, was zwei<br />

MDD-Besuche im Jahr erfordert; die beiden<br />

anderen braucht man wohl nur<br />

einmal pro Jahr zu inspizieren, weil sie<br />

nicht rund um die Uhr laufen. „Zu den<br />

Rhythmen können wir noch keine Prognose<br />

abgeben, weil die Maschinen erst<br />

ein paar Monate in Betrieb sind“, sagt<br />

Werfel. „Aber dass wir kommen, wenn es<br />

brennt, ist für uns Vertrauenssache!“<br />

up<br />

info<br />

ZR-Kompressoren: 538<br />

ES-Energiesparsysteme: 539<br />

Wärmerückgewinnung: 540<br />

42 DK 2-2013


Verfahrenstechnik<br />

Stickstoff macht Anlagen zur Ölschlamm-Aufbereitung gasdicht<br />

Russische Ölteiche sind eine Geldgrube<br />

Bilder: Thomas Preuß; Shutterstock<br />

Die Aufbereitung von Ölschlamm aus russischen Wäldern dient<br />

nicht nur dem Umweltschutz, sondern ist ein gutes Geschäft für<br />

lokale Entsorgungsfirmen, wenn die Suspensionen möglichst sauber<br />

getrennt werden. Mit Zentrifugen-Anlagen von Flottweg kann<br />

das Öl in hoher Reinheit wiedergewonnen werden. Und Stickstofferzeuger<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, im anschlussfertigen Container geliefert,<br />

tragen zur Sicherheit der Aufbereitungsanlagen bei.<br />

Das Geld liegt in diesem Fall nicht auf<br />

der Straße, sondern in russischen Wäldern:<br />

in Reservebecken aus der Zeit des<br />

Kalten Krieges, die jetzt trockengelegt<br />

werden, oder in sogenannten „Lagunen“,<br />

in denen sich etwa nach der Havarie einer<br />

Pipeline austretendes Öl gesammelt hat.<br />

Ölteiche nennt man diese Ölschlamm-<br />

Lagunen auch freundlich. Weitere „Vorkommen“<br />

sind die Abfallöle von Raffinerien,<br />

die sogenannten Slop-Öle. Alle<br />

diese Emulsionen können und müssen<br />

aufbereitet werden, um das gebundene Öl<br />

herauszulösen und wiederzuverwenden.<br />

„Das im Schlamm enthaltene Öl ist ein<br />

wertvoller Rohstoff“, sagt Peter Polifka,<br />

Vertriebsingenieur der Flottweg SE in<br />

Vilsbiburg. „Neben dem Umweltschutz<br />

steht daher der wirtschaftliche Nutzen<br />

häufig an erster Stelle.“<br />

Aufbereitet werden alle Gemische, die<br />

aus unterschiedlichen Anteilen an Öl,<br />

Wasser und Feststoffen bestehen, in mehreren<br />

Schritten. Der Prozess beginnt mit<br />

einer statischen Trennung. Unter Einfluss<br />

der Schwerkraft sinkt ein Teil der Feststoffe<br />

im Trennbecken nach unten. Maschinell<br />

unterstützt wird der wichtige<br />

zweite Schritt der Aufbereitung: Er erfolgt<br />

mit Hilfe großer Zentrifugen, für die<br />

Flottweg einer der weltweit größten Hersteller<br />

ist.<br />

„Bei der Verarbeitung von Ölschlämmen<br />

kann es vorkommen, dass zusammen mit<br />

Luftsauerstoff zündfähige Gasgemische<br />

entstehen. Im schlimmsten Fall kann dies<br />

zu einer Explosion führen“, erklärt<br />

Polifka. Um diese Gefahr auszuschließen,<br />

rüstet Flottweg die gasdichten Zentrifugen<br />

und Anlagen mit Inertisierungs-<br />

Vertriebsingenieur<br />

Peter Polifka<br />

«<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> konnte uns<br />

maßgeschneiderte, anschlussfertige<br />

Container<br />

liefern. Und der Konzern<br />

ist auch in Russland an<br />

mehreren Standorten<br />

vertreten, so dass der<br />

Service im Zweifelsfall<br />

»<br />

gesichert ist.“<br />

DK 2-2013 43


Verfahrenstechnik<br />

Blick in einen Zentrifugencontainer<br />

von Flottweg. Mit den Anlagen<br />

werden Öl-Emulsionen aufbereitet<br />

einheiten aus. Durch Beaufschlagung mit<br />

Inertgas – in der Regel Stickstoff – wird<br />

der Luftsauerstoff verdrängt und so die<br />

Explosionsgefahr gebannt.<br />

Ob inertisiert wird oder nicht, hängt<br />

von der Zusammensetzung ab<br />

Zur Aufbereitung von Ölschlämmen ist<br />

eine bestimmte Betriebstemperatur der<br />

Anlage notwendig. „Liegt diese Temperatur<br />

über dem Flammpunkt, dann kann<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass die<br />

Bestandteile des Gemisches zusammen<br />

mit Luft eine explosionsfähige Atmosphäre<br />

bilden. Um absolut sicher zu<br />

gehen, müssen die Anlagen inertisiert<br />

sein“, unterstreicht Matthias Niedermeier,<br />

der als Projektingenieur bei Flottweg<br />

für die Planung von Containeranlagen<br />

verantwortlich ist. Oft liege die Herausforderung<br />

in der fehlenden Produktspezifikation<br />

der zu verarbeitenden Suspensionen,<br />

sagt er. „Häufig erhalten wir<br />

von unseren Kunden lediglich grobe Angaben<br />

zu dem aufzubereitenden Produkt.<br />

Damit allein ist eine optimale Auslegung<br />

der Anlagen oft nicht möglich.“ Für viele<br />

Anwendungen wird daher die Zusammensetzung<br />

des Produktes im Labor<br />

genau analysiert.<br />

Die Zusammensetzung der Ölschlämme<br />

kann stark variieren. Beispielsweise setzen<br />

sich die Emulsionen zu etwa 25 %<br />

aus Öl, zu 70 %<br />

aus Wasser und zu<br />

5 % aus Reststoffen<br />

zusammen.<br />

Diese drei Phasen<br />

werden in einem<br />

Arbeitsschritt von<br />

einer speziellen<br />

Vollmantelschneckenzentrifuge,<br />

dem sogenannten<br />

„Flottweg-Tricanter“, getrennt. Das Ergebnis<br />

ist ein recht reines Öl, das seinerseits<br />

unter 2 % Wasseranteil und Spuren<br />

an unlöslichen Feststoffen enthält. „Das<br />

abgetrennte Wasser wird der klassischen<br />

Abwasserbehandlung zugeführt und die<br />

gewonnene Ölphase auf dem Markt eingesetzt“,<br />

sagt Peter Polifka.<br />

Für höchste Ölqualität werden<br />

spezielle Separatoren gefertigt<br />

Soll das Öl nach dem Tricanter „nachpoliert“<br />

werden, so hat Flottweg zusätzlich<br />

sogenannte Separatoren im Programm.<br />

Diese Tellerzentrifugen arbeiten mit<br />

hoher Beschleunigung von 7000 bis<br />

9000 g. Sie werden eingesetzt, wenn<br />

Der Prozess<br />

höchste Ölqualität gewünscht wird. „Dieses<br />

Öl wird dann typischerweise direkt an<br />

Raffinerien weiterverkauft“, sagt Polifka.<br />

Diese Separatoren werden – wie auch die<br />

Zentrifugen – von <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Maschinen<br />

mit Stickstoff versorgt.<br />

„<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> war aus unserer Sicht der<br />

kompetenteste Anbieter, der uns maßgeschneiderte,<br />

anschlussfertige Container<br />

liefern konnte, die wir in unsere Anlagen<br />

einbauen können“, erklärt Polifka. Diese<br />

„Anlagen im Container“ enthalten im<br />

Wesentlichen einen kleinen GA30FF-<br />

Kompressor, einen Druckluftspeicher,<br />

einen NGP40-Stickstofferzeuger und<br />

einen 3000-l-Stickstofftank. „Etwa eine<br />

Stunde vor Inbetriebnahme der Zentrifuge<br />

wird das ganze System mit Stickstoff<br />

gespült und nachgespeist“, sagt der<br />

Projektleiter. „Bevor die Anlage nicht<br />

inertisiert ist, läuft sie auch nicht!“<br />

Der eingesetzte <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Stickstofferzeuger<br />

erreicht einen Reinheitsgrad von<br />

97 bis 99,999 % – was einen Restsauerstoff<br />

von 0,001 bis 3 % bedeutet. Prozessbedingt<br />

wird ein Sauerstoffanteil von<br />

unter 4 % in den Gasräumen der Anlagenkomponenten<br />

gefordert. Mit der<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Anlage wird dieser Sauer-<br />

Der aufzubereitende Ölschlamm wird zunächst in einem Reaktionsbehälter erwärmt; darin werden<br />

Öl und Feststoffe von einem Rührwerk in Schwebe gehalten.<br />

Die vorgewärmte Emulsion wird dann entweder in einer Zentrifuge bei 80 bis 90 °C getrennt<br />

oder, was bei sehr festen Emulsionen nötig ist, mittels weiterer Dampfeinspeisung bei noch<br />

höheren Temperaturen gebrochen, um dann erst in die Zentrifuge zu gelangen. In der Zentrifuge,<br />

einem „Dekanter“ (Zwei-Phasen-Trennung) oder „Tricanter“ (Drei-Phasen-Trennung) von Flottweg,<br />

wirken Beschleunigungskräfte von 3000 bis 4500 g auf die Teilchen.<br />

Die Maschinen verarbeiten je nach Baugröße zwischen 1 bis 40 m³/h; 98 % der Anlagen arbeiten<br />

mit Vollmantel-Schneckenzentrifugen („Tricanter“). Mit dieser Technik können Suspensionen mit<br />

Feststoffkonzentrationen von bis zu 35 % verarbeitet werden. Die Ölphase wird noch einmal nachgeheizt,<br />

und in einer nachfolgenden Tellerzentrifuge wird das Öl „poliert“. Der Restwassergehalt,<br />

der vor diesem letzten Schritt noch bei knapp 2 % lag, sinkt nun auf unter 0,5 %.<br />

44 DK 2-2013


Verfahrenstechnik<br />

Matthias Niedermeier,<br />

Projekt -<br />

ingenieur für die<br />

Inertisierung von<br />

Zentrifugen-<br />

Anlagen<br />

«<br />

Je nach Flammpunkt der<br />

Emulsionen, die mit unseren<br />

Anlagen aufbereitet<br />

werden sollen, müssen<br />

wir die Anlagen<br />

gasdicht konstruieren.<br />

Mit den <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />

Stickstofferzeugern<br />

bekommen wir das<br />

»<br />

zuverlässig<br />

hin.<br />

stoffgrenzwert schnell und sicher erreicht.<br />

Somit wird die Entstehung eines<br />

explosionsfähigen Gasgemisches zuverlässig<br />

vermieden.<br />

Zuverlässige Stickstofferzeugung<br />

über Molekularsiebe<br />

Die hohe Reinheit erreichen die NGP-<br />

Stickstoffgeneratoren von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

nach dem Prinzip der sogenannten<br />

Druckwechseladsorption. Dabei werden<br />

die Maschinen vom GA-Kompressor mit<br />

Druckluft versorgt, die noch im Kompressor<br />

aufbereitet und direkt dahinter<br />

von einem QDT-Aktivkohleadsorber gereinigt<br />

wird; der Sauerstoffanteil wird<br />

dann in den NGPs durch Kohlenstoffmolekularsiebe<br />

selektiv vom Stickstoff abgeschieden.<br />

Wenn der hohe Reinheitsgrad<br />

nicht mehr gewährleistet sein sollte,<br />

meldet ein integrierter Sauerstoffsensor<br />

sofort einen Fehler. Die Technologie ist<br />

einfach, zuverlässig und langlebig, und in<br />

Kombination mit dem robusten GA-<br />

Kompressor sind die Systeme hoch verfügbar.<br />

„In diesem Konzept der Stickstoffaufbereitung<br />

wurden ausreichend große Zwischenspeicher<br />

für die Druckluft und den<br />

erzeugten Stickstoff vorgesehen. Durch<br />

diese Auslegung kann im Störfall ein sicheres<br />

Abfahren der Anlage aus jedem<br />

Betriebszustand gewährleistet werden“,<br />

erklärt Niedermeier.<br />

Sollte doch einmal ein Fehler an der<br />

Druckluft- oder Stickstofferzeugung auftreten,<br />

kann der Anwender auf ein weltweites<br />

Servicenetz von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zurückgreifen.<br />

„Es war mitentscheidend,<br />

dass <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> in Russland an mehreren<br />

Standorten vertreten ist, so dass im<br />

Notfall jemand in wenigen Stunden vor<br />

Ort ist“, ergänzt Peter Polifka. tp<br />

info<br />

NGP-Stickstofferzeuger: 541<br />

Kleine GA-Kompressoren: 542<br />

Um die Explosionsgefahr zu bannen, müssen<br />

viele Anlagen inertisiert werden. Dies<br />

geschieht mit Hilfe von Stickstoff. Das<br />

Inertgas wiederum wird in separaten Containern<br />

erzeugt, die (im Wesentlichen)<br />

einen Kompressor (Bild links), Stickstofferzeuger<br />

(Bild rechts), Druckluft- und Stickstoffbehälter<br />

(Mitte) enthalten. Die Stickstofferzeuger<br />

des Typs NGP40 arbeiten<br />

nach dem Prinzip der Druckwechsel -<br />

adsorption. Hierbei wird der Sauerstoff<br />

durch Kohlenstoffmolekularsiebe selektiv<br />

vom Stickstoff abgeschieden. So erreichen<br />

die Geräte einen Reinheitsgrad von 97 bis<br />

99,999 %<br />

DK 2-2013 45


Nietverbindungen erfüllen Denkmalschutz-Auflagen für Nachbau<br />

Wuppertaler Schwebebahn-Station<br />

originalgetreu rekonstruiert<br />

Nach über 110 Jahren Betrieb war der Haltepunkt Werther Brücke<br />

der Wuppertaler Schwebebahn korrodiert und verschlissen. Das<br />

Jugendstilbauwerk aus Stahl und Glas wurde bis Mitte August<br />

saniert und nachgebaut. Ein Niethammer von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />

wirkte mit, um über 21 000 Stahlnietverbindungen der Fassadenkonstruktion<br />

zu erstellen.<br />

Am Wiederaufbau war die Dürener Stahlbau<br />

Queck GmbH beteiligt. „Wie bei<br />

einem riesigen 3-D-Puzzle hatten wir bei<br />

uns im Werk über 5000 Blech- und Stahlteile<br />

nach historischem Vorbild vorbereitet“,<br />

sagt Projektleiter Volker Laufenberg.<br />

Die Sanierung vor Ort war ausgeschieden,<br />

weil etliche Teile der alten Fassadenkonstruktion<br />

regelrecht vom Rost zerfressen<br />

waren. „Natürlich hätten wir den<br />

neuen Bahnhof ganz zeitgemäß auch<br />

schweißen und schrauben können“, meint<br />

RRH-Niethämmer<br />

Bilder: Heiko Wenke<br />

Die Wuppertaler Schwebebahn, seit dem<br />

1. März 1901 in Betrieb, wird auf den<br />

neuesten Stand der Technik gebracht.<br />

Saniert wurde unter anderem der Bahnhof<br />

Werther Brücke im Stadtteil Barmen:<br />

Nach 111 Jahren hatte sich Rost breitgemacht,<br />

so dass das Bauwerk im Herbst<br />

2012 Stück für Stück abgetragen wurde.<br />

Vibrationsgedämpft<br />

Vielseitig: Die RRH-Baureihe eignet sich<br />

für Nietdurchmesser bis zu 11 mm<br />

Für hohe Anforderungen im Flugzeugbau<br />

geeignet<br />

Einstellbare Schlagkraft<br />

46 DK 2-2013


Denkmalschutz<br />

Insgesamt rund 330 Tonnen Stahl wurden verarbeitet, damit die Schwebebahnstation<br />

Werther Brücke wieder in ihrer originalen Jugendstilarchitektur<br />

glänzen kann. Weil denkmalschutzbedingt keine Verschraubungen oder gar<br />

Schweißnähte erlaubt waren, wurde die genietete Fassadenkonstruktion<br />

unter anderem mit Niettechnik von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools rekonstruiert<br />

Laufenberg, „aber aus Denkmalschutzgründen<br />

mussten die Fassadenelemente originalgetreu<br />

rekonstruiert werden.“ An sichtbaren<br />

Teilen durften keine Schrauben,<br />

Gewinde oder Schweißnähte zu sehen sein,<br />

denn Letztere kannte man damals nicht.<br />

Nietverbindungen<br />

für Stahl-Zierleisten<br />

Die Lösung lag im Nieten: Der Nachbau in<br />

engster Anlehnung an das Jugendstil-Original<br />

umfasst über 20 000 Nietverbindungen,<br />

mit denen unter anderem die massiven stählernen<br />

Zierleisten auf die blechernen Verkleidungstafeln<br />

aufgesetzt wurden. Die<br />

geeigneten Werkzeuge fand Queck bei <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> Tools. Der Anbieter liefert seine<br />

Druckluft-Niethämmer vor allem an die<br />

Luftfahrtindustrie, wo das Nieten bis heute<br />

zu den wichtigsten Verbindungstechniken<br />

gehört. Ein entsprechend umfassendes<br />

Angebot an Nietausrüstungen hat <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> im Programm. Schnell war ein passender<br />

Niethammer für die Sanierungsaufgaben<br />

gefunden, den Queck – nach einer<br />

Vorführung durch <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools im<br />

Dürener Werk – gleich kaufte.<br />

Vor allem an schwer zugänglichen Bauteilen<br />

der Fassadenbleche spielte der handliche<br />

Niethammer vom Typ RRH 14 PTS seine<br />

Vorteile aus. Mit seiner Schlagfrequenz von<br />

18 Hz überträgt das Werkzeug mit jedem<br />

Schlag eine Energie von 19,5 J auf den<br />

Niet. „Um die gleiche Energie mit einem<br />

hydraulischen Werkzeug zu erzielen, hätten<br />

wir eine Presskraft von etwa 17 Tonnen<br />

aufbringen müssen“, überschlägt Volker<br />

Laufenberg.<br />

Mit einem RRH-Niethammer setzte Queck<br />

massive Zierprofile aus Stahl auf eine Wandverkleidung<br />

für das Bahnhofsgebäude. Durch<br />

ein integriertes Vibrationsdämpfungssystem<br />

geht die Schlagkraft direkt in die Nietverbindung<br />

– und nicht in Arme und Hände des<br />

Bedieners<br />

Volker<br />

Laufenberg,<br />

Projektleiter<br />

«<br />

Wir haben die „Puzzlestücke“<br />

in unserem Werk<br />

mit Niethämmern von<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> vorbereitet,<br />

und ein Leipziger Indus triemontageunternehmen<br />

setzt<br />

sie nun hoch über der<br />

Wupper an der Werther<br />

Brücke zu einem Bahnhof<br />

»<br />

zusammen.<br />

Moderne Werkzeuge<br />

für alte Verbindungstechnik<br />

Neben dem geringen Gewicht von nur<br />

2,2 kg, das vor allem bei Über-Kopf-<br />

Arbeiten Vorteile mit sich bringt, ist das<br />

integrierte Vibrationsdämpfungssystem hervorzuheben:<br />

Als serienmäßiges ergonomisches<br />

Extra bewirkt ein aktives Druckluftkissen<br />

im Werkzeuginnern, dass die RRH-<br />

Niethämmer schädliche Schwingungen<br />

deutlich reduzieren. Zudem ist ihr Schlagwerk<br />

vom Gehäuse abgekoppelt, was die<br />

Werker von schädlichen Rückstößen und<br />

Vibrationen entlastet.<br />

Natürlich kamen auch beim Zusammenbau<br />

auf der Baustelle, 18 m über dem Wasserspiegel<br />

der Wupper, pneumatische Niethämmer<br />

zum Einsatz. „Einen Luftschlauch<br />

kann man fast überall hin verlegen“, sagt<br />

Volker Laufenberg.<br />

Seit diesem Sommer erstrahlt die Werther<br />

Brücke wieder im alten Glanz hoch über<br />

dem Flussbett der Wupper. Jetzt fehlt zur<br />

Vollendung des Großprojekts Schwebebahnausbau<br />

nur noch die Wagenhalle im<br />

Stadtteil Oberbarmen, ebenfalls über dem<br />

Fluss „schwebend“: Sie soll im Januar 2014<br />

vollständig in Betrieb gehen.<br />

hw<br />

info<br />

RRH-Niethämmer: 543<br />

DK 2-2013 47


Inhaber Stefan Krämer mit<br />

einem seiner Lieblingsprodukte,<br />

einer Sprossenstehleiter aus<br />

Holz. „Der Markt ist klein, aber<br />

fein“, sagt der Unternehmer<br />

Neue Schraubstrategie: Holzleitern optisch und technisch einwandfrei verschraubt<br />

Schönes Ergebnis, belegbare Qualität<br />

Die Holzleitern in „belegbarer Qualität“ zu montieren, forderte ein<br />

Großkunde von seinem Lieferanten Krämer. Doch die Scharnierschrauben<br />

statt „nach Gefühl“ mit einem festgelegten Drehmoment<br />

anzuziehen, versenkte viele Schrauben zu tief ins Holz. Denn<br />

der variable Werkstoff ist für diese Schraubstrategie nicht geeignet.<br />

Die Lösung brachte das neue Turbo-Tight-Verfahren: eine<br />

schnelle, ergonomische Montage mit einem optisch einwandfreien<br />

Ergebnis – und das unabhängig vom Werker.<br />

auch immer – „belegbare Qualität“. Der<br />

Gedanke: Wenn immer mit dem gleichen<br />

Drehmoment verschraubt werde, müsste<br />

die Prozesssicherheit gewährleistet und<br />

das Produkt also höherwertig sein. „Man<br />

kann nicht mal sagen, dass sie weniger<br />

Beanstandungen erwarteten“, meint<br />

Krämer rückblickend, „denn die gab es<br />

eigentlich nicht.“ Oder jedenfalls nicht<br />

wegen der Schrauben.<br />

Bilder: Thomas Preuß<br />

Bilder: Thomas Preuß; Rüdiger Vogel<br />

Gut gemeint ist nicht immer gut: „Falsche<br />

Qualitätsvorgaben können auch einmal<br />

kontraproduktiv sein“, sagt Stefan<br />

Krämer, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Krämer GmbH in Metzingen.<br />

„Einer unserer größten Abnehmer<br />

von Holzleitern trat vor einiger Zeit mit<br />

der Forderung an uns heran, die Metallscharniere,<br />

die beide Teile der Stehleiter<br />

am oberen Ende verbinden, auf ein festgelegtes<br />

Drehmoment von fünf Newtonmeter<br />

zu verschrauben.“ Bis dahin hatten<br />

die Werker im Betrieb jahrzehntelang<br />

„nach Gefühl“ montiert – ohne größere<br />

48 DK 2-2013<br />

Beanstandungen. Dabei werden pro Leiter<br />

im Normalfall acht Flachrundschrauben<br />

verwendet. Sie sind mit einem Vierkant<br />

versehen, damit sie sich im Holz<br />

nicht drehen, und werden durch selbstsichernde<br />

Muttern auf der Gegenseite<br />

fixiert. „Lösen können die sich also nicht<br />

mehr“, erklärt Krämer. „Und weil unsere<br />

Mitarbeiter in der Montage sehr erfahren<br />

sind, lagen die Schraubenköpfe auch<br />

immer schön bündig im Holz.“<br />

Der besagte Großkunde wollte sich aber<br />

plötzlich nicht mehr auf die Erfahrung<br />

verlassen, sondern wünschte eine – wie<br />

Drehmoment als Steuerungsgröße<br />

passt nicht zum Werkstoff Holz<br />

Stefan Krämer fuhr ein paar Tests und<br />

teilte seinem Kunden mit, dass die Vorgehensweise<br />

nicht praktikabel sei, weil<br />

sich die Schraubenköpfe bei immer gleichem<br />

Drehmoment aufgrund der unterschiedlichen<br />

Festigkeit des Holzes – die<br />

sich im Wesentlichen aus der Anordnung<br />

der Jahresringe in den Holmen ergibt –<br />

auch immer unterschiedlich tief in das<br />

Material einarbeiten. „Die Steuerung über<br />

das Drehmoment passt einfach nicht zum<br />

Werkstoff Holz“, meint Krämer. „Folg-


Holzbearbeitung<br />

Tensor ES<br />

Elektroschrauber mit einfacher<br />

Bedienung<br />

Genauigkeit ± 7,5 % im hand -<br />

gehaltenen Betrieb<br />

Schraubstrategie Turbo-Tight perfekt<br />

für Werkstoff Holz geeignet<br />

Gute Ergonomie<br />

LED warnt bei Fehlern<br />

lich gab es sehr viele Einpressungen, und<br />

damit ist so eine Leiter eigentlich unverkäuflich<br />

für unseren Kunden.“ Trotzdem<br />

wurde die erste Charge wunschgemäß<br />

ausgeliefert – und kam postwendend als<br />

Reklamation zurück. „Da war dann auch<br />

der Qualitätsabteilung des Kunden klar,<br />

dass dieses Verfahren untauglich ist“, sagt<br />

der Unternehmer.<br />

Just in dieser Zeit meldete sich – zufällig<br />

– ein Fachhandelspartner von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> Tools, der das Gebiet zwischen<br />

Reutlingen, Ulm und Bodensee gerade<br />

frisch übernommen hatte, per Kaltakquise.<br />

„Wir kamen recht schnell auf dieses<br />

Thema zu sprechen, und der<br />

Vertreter hat gleich gesagt, es gebe<br />

da eine neue Technik von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong>, die er gerne präsentieren<br />

würde.“ Gesagt, getan. Der Mitarbeiter<br />

von Buck Industrieservice<br />

brachte gleich einen Experten von<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools mit: Cornelius<br />

Aichele, Produktmanager für elektrische<br />

Werkzeuge. Gemeinsam<br />

stellten sie das neue Schraubsystem<br />

Power Focus 600 mit einem Stabschrauber<br />

der Tensor-ES-Reihe vor.<br />

„Herr Aichele hatte den Schraubfall in<br />

wenigen Schritten programmiert und<br />

optimiert – und schon konnten wir loslegen“,<br />

wundert sich Stefan Krämer heute<br />

noch ein bisschen. „Jede Schraube saß<br />

auf Anhieb, die Optik stimmte in allen<br />

Fällen – und wir konnten an den immer<br />

grün leuchtenden Kontroll-LEDs das<br />

positive Schraubergebnis ablesen.“<br />

Neuer Elektroschrauber ist leichter<br />

und schneller<br />

Vier Schrauben rechts und vier links halten<br />

die beiden Schenkel der hölzernen Sprossenstehleitern<br />

sicher zusammen. Mit der<br />

neuen Schraubstrategie Turbo-Tight erzielt<br />

Krämer an jeder Leiter ein optisch wie<br />

technisch einwandfreies Ergebnis<br />

Diese Schrauben (oben links) zogen sich<br />

früher zum Teil zu fest in das Holz ein,<br />

wenn die selbstsichernden Muttern mit<br />

dem vorgegebenen Drehmoment von<br />

5 Nm montiert wurden<br />

Zwei Wochen behielt der Betrieb den<br />

Schrauber zu Testzwecken da – und gab<br />

ihn nicht mehr her. „Meine Mitarbeiter<br />

wollten das Werkzeug schon nach den<br />

ersten fünf Schrauben nicht mehr aus der<br />

Hand geben!“, sagt Krämer. Vor einigen<br />

Monaten, im Frühjahr 2013, wurde dann<br />

die Investition vorgenommen. Inzwischen<br />

schaut sich der Unternehmer die von der<br />

Steuerung gespeicherte Statistik der letzten<br />

1000 Schrauben etwa einmal pro<br />

Woche an und kann sich beruhigt zurücklehnen:<br />

Alle Schraubergebnisse sind in<br />

Ordnung.<br />

„Wir hatten bisher nur einige Druckluft-<br />

Winkelschrauber des Typs LTV von <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong> im Einsatz“, sagt Krämer, „und<br />

zwar im Metallbau.“ Die Holzleitern<br />

dagegen wurden mit einfachen Elektro-


Holzbearbeitung<br />

werkzeugen mit Rutschkupplung montiert.<br />

„Da war der gesteuerte Elektroschrauber<br />

natürlich ein größerer Schritt.<br />

Aber er hat sich absolut gelohnt!“ Nicht<br />

nur ist der Endkunde jetzt zufrieden, weil<br />

die Montagequalität belegt werden kann.<br />

Auch die Werker freuen sich: „Der neue<br />

Schrauber ist viel leichter und auch deutlich<br />

schneller“, findet Michael Friedrich,<br />

der die Leitern zusammenbaut, verpackt<br />

und palettiert. „Und ich muss ihn nicht so<br />

umständlich halten wie den Pistolenschrauber<br />

früher.“ Sehr angenehm sei,<br />

dass das Werkzeug nicht vibriere wie der<br />

zuvor eingesetzte Schrauber und dass er,<br />

Friedrich, keinen Starthebel mehr betätigen<br />

müsse, sondern den Abtrieb einfach<br />

auf die Schraube drücken könne. Denn<br />

der Tensor ES setzt sich per Schubstart in<br />

Betrieb, dreht zunächst langsam, bis er<br />

„Der Tensor ES ist viel leichter<br />

und schneller als der<br />

Schrauber, den wir früher<br />

verwendet haben“, sagt<br />

Werker Michael Friedrich<br />

über das neue Elektrowerkzeug.<br />

„Und an den grünen<br />

LEDs sehe ich sofort, dass<br />

die Verschraubung in Ordnung<br />

ist.“<br />

sauber eingefädelt hat, und<br />

zieht dann via Turbo-Tight<br />

im Extremschnelllauf auf<br />

etwa 3,5 Nm an. Das ist<br />

weniger als die ursprünglichen<br />

Vorgaben des Kunden,<br />

aber die Qualität stimmt.<br />

Die Drehzahl regelung am<br />

Anfang findet Chef Krämer<br />

übrigens „sehr clever“.<br />

Wichtig ist das optische<br />

Ergebnis<br />

Wer nun meint, mit einer<br />

Drehmomenteinstellung von<br />

3,5 Nm statt der ursprünglichen<br />

5 Nm wäre der Schraubfall auch mit<br />

einem gewöhnlichen Abschaltschrauber<br />

zu zähmen, der irrt. <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Experte<br />

Aichele erklärt die neue Turbo-Tight-<br />

Strategie des Tensor ES so: „Die Steuerung<br />

ermittelt mit Kopfauflage der<br />

Schraube die Steigung der Schraubkurve<br />

und damit die Federkonstante – den sogenannten<br />

Elastizitätsmodul. Basierend darauf<br />

errechnet die Steuerung die voraussichtliche<br />

Dauer in Form des Drehwinkels,<br />

der bis zum Erreichen der bündigen<br />

Auflage des Schraubenkopfes im<br />

Holz nötig ist. Anhand des ermittelten<br />

Restweges wiederum regelt die Steuerung<br />

aktiv die Geschwindigkeit des ES-<br />

Schraubers bis zum Erreichen des Endmoments.“<br />

Trotzdem ist das Drehmoment in diesem<br />

Fall nur eine Hilfsgröße. Letztlich passen<br />

Geschäftsführer<br />

Stefan Krämer<br />

«<br />

Wir haben mit dem neuen<br />

Schraubsystem in die<br />

Ergonomie für unsere<br />

Beschäftigten investiert<br />

und gleichzeitig die<br />

Qualität verbessert.<br />

»<br />

die eingestellten 3,5 Nm sehr gut zum<br />

vorliegenden Schraubfall. Tatsächlich<br />

machte man sich hier bei der Programmierung<br />

zunutze, dass der E-Modul des<br />

Werkstoffs Holz trotz der unterschiedlichen<br />

Jahresringe mit gewissen Toleranzen<br />

konstant ist. „Hier ergänzen sich Technologie<br />

und Natur hervorragend“, freut sich<br />

Aichele, „und das optische Ergebnis ist<br />

nahezu perfekt.“<br />

Der Clou des von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> patentierten<br />

Turbo-Tight-Verfahrens liegt eigentlich<br />

woanders: Das Schraubwerkzeug<br />

kann so schnell wie kein anderes anziehen,<br />

weil es erst und genau dann abschaltet,<br />

wenn die noch im Schrauber vorhandene<br />

Rest-Rotationsenergie genau zum<br />

Erreichen des Endmoments ausreicht.<br />

Neben der extrem hohen Geschwindigkeit<br />

wird dadurch das auf den Werker<br />

wirkende Reaktionsmoment praktisch eliminiert.<br />

„Ziel unserer Entwickler war es,<br />

das Reaktionsmoment eines Elektroschraubers<br />

demjenigen – sehr niedrigen –<br />

eines guten Druckluftschraubers anzugleichen“,<br />

erklärt Aichele. Woran Generationen<br />

von Ingenieuren gescheitert sind,<br />

das sei nun gelungen. Vor allem die<br />

höhere Rechnerleistung und die hohe<br />

Abtastrate der Schraubkurve, die in den<br />

früheren Steuerungen noch nicht möglich<br />

war, hätten zu dieser technischen<br />

Neuerung beigetragen.<br />

50 DK 2-2013


Holzbearbeitung<br />

Stefan Krämer interessiert diese Ingenieurkunst<br />

nur am Rande. Für ihn ist<br />

wichtig, dass das Verfahren sein Schraubproblem<br />

löste. „Wir haben mit dem Tensor<br />

ES in die Qualität unserer Produkte<br />

und in die Ergonomie für unsere Beschäftigen<br />

investiert“, bilanziert der Inhaber.<br />

„Und wir haben nun ein werkerunabhängiges<br />

Schraubverfahren, das uns Sicherheit<br />

gibt, wenn wir – wie momentan – zur<br />

Abdeckung von Spitzen mit Aushilfen<br />

arbeiten.“ Die Einarbeitungszeit sei praktisch<br />

zu vernachlässigen. Zudem habe er<br />

festgestellt, dass seine Mitarbeiter viel<br />

motivierter seien, weil sie mit höherwertiger<br />

Technik zu tun hätten und die Be las -<br />

tung geringer sei, hebt Krämer hervor.<br />

Die Technik habe ihn jedenfalls überzeugt.<br />

„Ich überlege nun, bei der nächsten<br />

anstehenden Neuanschaffung für die<br />

Metallfertigung statt eines Druckluftschraubers<br />

auch einen ES-Elektroschrauber<br />

einzusetzen.“<br />

tp<br />

info<br />

Elektroschrauber Tensor ES<br />

mit Power Focus 600: 544<br />

Über die Krämer GmbH, Metzingen<br />

1929 vom Großvater des heutigen Gesellschafters gegründet, produzierte Krämer<br />

zunächst Holzprodukte für die Landwirtschaft und den Weinbau: von Tomatenstecken<br />

über Gartenzäune bis hin zu Weinberghäuschen. Später kamen Leitern in unterschiedlichen<br />

Größen und Varianten hinzu, vor allem für den Obstbau. In den<br />

1970er Jahren kam der Werkstoff Aluminium in Mode, bis 2009 wurden in Metzingen<br />

auch Alu-Leitern gefertigt. Heute produziert das Unternehmen jährlich rund<br />

30 000 Sprossenstehleitern aus tragfähigem Redpine-Holz – mit Sprossen aus abriebfestem<br />

Buchenholz, die vor allem von Malern, Gipsern, Trockenbauern und Elektrikern<br />

gekauft werden.<br />

Den größeren Teil seines Geschäfts macht der Betrieb im Projektgeschäft mit individuellen<br />

Aluminium-Laufstegsystemen für Arbeitsplätze auf Großmaschinen: Zugänge,<br />

Plattformen, Laufwege, Geländer. 300 t Material werden dafür pro Jahr in<br />

Metzingen verarbeitet. Krämer hat 38 Mitarbeiter, darunter sieben Konstrukteure.<br />

Nur vier Mitarbeiter sind regelmäßig in der Leiternfertigung beschäftigt.<br />

Holzleitern – sind die nicht anachronistisch?<br />

„Trotzdem ist das Leiterngeschäft interessant“, sagt Inhaber Stefan Krämer, der<br />

seinen Marktanteil bei hölzernen Sprossenstehleitern hierzulande auf etwa ein Drittel<br />

schätzt. „Handwerker schwören aus verschiedenen Gründen auf Holzleitern“, erklärt<br />

der Experte, dessen Vater und Großvater in Metzingen schon Leitern gebaut<br />

haben. „Einer der wichtigsten ist die Wärmeleitfähigkeit: Wenn Sie stundenlang auf<br />

einer Alu-Leiter stehen, bekommen Sie kalte Knie. Auf einer Holzleiter passiert das<br />

nicht.“ Außerdem greife die Hautfeuchtigkeit die Oberfläche des Aluminiums an;<br />

Handwerker bekämen dadurch schnell schwarze Finger. Und ein dritter Grund ist<br />

rein technischer Natur: „Wenn Aluminiumleitern umfallen und Dellen in den Holmen<br />

oder Sprossen zurückbleiben, können diese unscheinbaren Fehler später sehr gefährlich<br />

werden, wenn eine Sprosse ohne Vorwarnung bricht“, warnt Stefan<br />

Krämer. Holz könne zwar splittern, doch die Festigkeit des Materials leide nicht. „Zusammen<br />

mit dem günstigeren Preis sind das also reichlich Gründe, warum Holzleitern<br />

immer noch sehr gut gehen!“<br />

Den Großteil seines Umsatzes macht Krämer im<br />

Projektgeschäft mit Laufstegsystemen für Arbeitsplätze<br />

auf Großmaschinen: Zugängen, Plattformen,<br />

Laufwegen und Geländern<br />

Bei einigen Leitern werden an langen Stäben noch<br />

Werbe botschaften des Großkunden angebracht<br />

DK 2-2013 51


Fortbildung<br />

Auf einer Fläche von 160 m 2 stehen diverse Kompressoren und Steuerungen sowie Geräte<br />

zur Druckluftaufbereitung, wie Trockner oder Ölabscheider, als Module bereit. Je nach Thema<br />

wird die Anlage so aufgebaut, wie die Schulungsteilnehmer sie beim Kunden vorfinden<br />

Neues Schulungskonzept für Händlerpartner von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

„Nach dem Kauf ist vor dem Kauf“<br />

Bilder: Stefan Eichler<br />

Seit Anfang dieses Jahres schult <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> seine Druckluft-<br />

Vertragshändler in neuen Räumlichkeiten, die ganz auf die Praxis<br />

ausgerichtet sind: An angeschlossenen Kompressoren,<br />

Generatoren, Trocknern und Zubehör wird Praxiswissen weit über<br />

die Bedienungsanleitung hinaus vermittelt. Die Zertifizierung zum<br />

<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Fachtechniker beispielsweise berechtigt zur Inbetriebnahme<br />

und zu Garantiearbeiten an den geschulten Produkten.<br />

„Man könnte meinen, dass es für mich<br />

nach 16 Jahren im Job als Servicetechniker<br />

nicht viel Neues gibt, aber hier lerne<br />

ich immer wieder etwas dazu.“ Reiner<br />

Brosi ist heute in der Masters-of-Air-<br />

Academy von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, um alles über<br />

die übergeordnete Steuerung ES 16 zu<br />

erfahren. Seine Firma HB Kompressoren<br />

vertreibt Druckluftanlagen und -zubehör<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>. Der Servicetechniker<br />

wartet und repariert die Anlagen und<br />

nimmt Kompressoren in Betrieb. An den<br />

Schulungen nimmt er nicht nur teil, um<br />

die hierfür erforderliche Zertifizierung<br />

als <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Fachtechniker zu erhalten,<br />

sondern vor allem, um Denkanstöße<br />

und Hilfen für den Alltag mitzunehmen.<br />

„Hier erfährt man Neues weit über die<br />

Bedienungsanleitung hinaus“, erklärt<br />

Brosi. „Nicht nur, wie man Steuerparameter<br />

programmiert, sondern zum Beispiel<br />

auch, wie die Elektronik für<br />

bestimmte Anforderungen verändert oder<br />

angepasst werden kann.“ Das Gelernte<br />

könne eins zu eins im Job umgesetzt werden.<br />

Dass die Praxis im Vordergrund<br />

steht, lobt Brosi besonders: „Wenn man<br />

die Dinge selbst in die Hand nimmt,<br />

anfasst, wird alles begreifbarer, das<br />

kommt viel besser im Kopf an, als wenn<br />

die Themen nur theoretisch vermittelt<br />

werden.“<br />

Die übergeordnete Steuerung ES 16 ist<br />

ein sehr komplexes Thema, weswegen<br />

erst am zweiten Seminartag die Übungen<br />

am „lebenden Objekt“ auf dem Programm<br />

stehen. Die zehn Teilnehmer verteilen<br />

sich in der Halle auf verschiedene<br />

Übungsstationen in einer Art Zirkeltraining.<br />

Kompressoren und Steuerungen,<br />

Zubehör zur Druckluftaufbereitung wie<br />

Trockner oder Ölabscheider stehen als<br />

Module im 160 m 2 großen Raum bereit.<br />

„Hier haben wir Platz, um im Prinzip<br />

jeden <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressor in der<br />

Praxis zu zeigen“, erklärt Michael Lind-<br />

52 DK 2-2013


Fortbildung<br />

ner, der die Schulungen leitend<br />

betreut. Je nach Thema werde<br />

die entsprechende Anlage aufgebaut,<br />

um die Teilnehmer mit den<br />

Produkten üben zu lassen, die sie<br />

beim Kunden vorfinden.<br />

Praxis-Übungen an der<br />

Steuerung<br />

Als Übung müssen die Teilnehmer<br />

nun über die Bedienoberfläche<br />

der ES 16 verschiedene<br />

Aufgaben lösen, um sich mit<br />

der Menüführung vertraut zu<br />

machen. An einer weiteren Station<br />

sollen mittels der Steuerung<br />

ein drehzahlgeregelter Kompressor und<br />

zwei Last-Leerlauf-Kompressoren optimal<br />

aufeinander abgestimmt werden.<br />

„Wir können hier alles simulieren, was<br />

die Teilnehmer bei ihren Kunden vorfinden<br />

könnten“, erklärt Lindner. „Von Fehlern,<br />

Abschaltungen oder externen Signalen<br />

bis hin zu Drücken oder Temperaturen.“<br />

Einige Übungen fänden auch als<br />

Rollenspiel im Einzelgespräch mit dem<br />

Schulungsleiter<br />

Michael Lindner<br />

«<br />

Seit Kurzem unterstützen<br />

wir die Händler mit dem<br />

neuen Schulungskonzept<br />

noch intensiver als zuvor<br />

– mit dem Ziel, mehr<br />

Basiswissen zu schaffen<br />

und die Unternehmen<br />

als Vertragshändler<br />

»<br />

zu zertifizieren.<br />

Trainer statt, der den Kunden „spielt“.<br />

„Gerade diese Übungen decken Unsicherheiten<br />

auf und helfen den Teilnehmern<br />

im Alltag weiter“, weiß Michael<br />

Lindner.<br />

Auch Firmeninhaber Tobias Kunst ist<br />

heute als Teilnehmer in Essen dabei, weil<br />

seine Kunden die neue ES 16 für ihre<br />

drehzahlgeregelten <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressoren<br />

einsetzen möchten. Die Steuerung<br />

sei das Beste, was es derzeit auf<br />

dem Markt hierfür gebe, erfordere jedoch<br />

viel Know-how, meint Kunst, der aus<br />

Ulm ins Ruhrgebiet gereist ist, um sich<br />

dieses Fachwissen anzueignen. Kunst<br />

fühlt sich auf Fragen jetzt gut vorbereitet.<br />

„Man geht mit diesem Wissen viel souveräner<br />

zum Kunden.“<br />

Als zertifizierter Betrieb, der selbst Inbetriebnahmen<br />

durchführt, muss sein Unternehmen<br />

jedes Jahr Schulungen nachweisen.<br />

Diese besucht Kunst nicht alle selbst.<br />

„Unsere Mitarbeiter sind ebenfalls auf<br />

dem neuesten Wissensstand.“ Dass die<br />

Praxis bei dem neuen Schulungskonzept<br />

im Vordergrund steht, streicht auch Tobias<br />

Kunst als positiv heraus. Zu seiner Schulungseinheit<br />

gehören insgesamt zehn Teilnehmer.<br />

„Damit jeder Gelegenheit hat,<br />

das Gelernte selbst praktisch anzuwenden,<br />

halten wir die Gruppen bewusst<br />

klein“, erklärt Schulungsleiter Lindner,<br />

der auch die Erfahrung gemacht hat, dass<br />

viele sich in einer kleinen Gruppe eher<br />

trauen, Fragen zu stellen.<br />

Bessere Beratung und Vermittlung<br />

von „Mehrwert“<br />

Seit einem Jahr unterstützt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

die Händler mit dem neuen Schulungskonzept<br />

noch intensiver als zuvor – mit<br />

dem Ziel, mehr Basiswissen zu schaffen<br />

und die Unternehmen als Vertragshändler<br />

zu zertifizieren, die ihre Kunden so autark<br />

wie möglich versorgen können. „Dass wir<br />

als Partner für alle Fälle unseren Vertragshändlern<br />

zur Seite stehen, wird<br />

„Die Steuerung ES 16 ist das Beste, was es derzeit auf dem Markt<br />

für drehzahlgeregelte <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressoren gibt, erfordert<br />

jedoch viel Know-how“, meint Firmeninhaber Tobias Kunst<br />

Als Übung müssen die Teilnehmer zum Beispiel über die Bedienoberfläche<br />

der Steuerungen verschiedene Aufgaben lösen, um<br />

sich mit der Menüführung vertraut zu machen<br />

DK 2-2013 53


Fortbildung<br />

selbstverständlich so bleiben“, betont<br />

Wolfgang Holtapel, Trainings-Manager<br />

für den Bereich Service, der gemeinsam<br />

mit Schulungsleiter Michael Lindner das<br />

Konzept der Masters-of-Air-Academy<br />

entworfen hat. „Durch die Schulungen<br />

sind die Händler in der Lage, ihren Kunden<br />

nicht nur die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressoren<br />

„hinzustellen“, sondern auch<br />

deren Mehrwert zu vermitteln und nutzbar<br />

zu machen“, betont Holtapel. <strong>Atlas</strong>-<br />

<strong>Copco</strong>-Kompressoren seien erklärungsbedürftige<br />

Investitionsgüter. „Die Schulungsteilnehmer<br />

kennen über die Produktpalette<br />

hinaus vor allem die Möglichkeiten,<br />

die in unseren Kompressoren<br />

Wolfgang<br />

Holtapel,<br />

Trainings-<br />

Manager<br />

Service<br />

«<br />

Durch die Schulungen<br />

sind die Händler in der<br />

Lage, ihren Kunden nicht<br />

nur die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />

Kompressoren „hinzustellen“,<br />

sondern auch<br />

deren Mehrwert zu vermitteln<br />

und nutzbar zu<br />

machen.<br />

»<br />

und Steuerungen stecken. Sie können ihre<br />

Kunden mit diesem Wissen besser beraten<br />

und mit ihrem Know-how Vertrauen<br />

schaffen.“ Das zahle sich auch für die<br />

weitere Zusammenarbeit mit den Anwendern<br />

aus. „Nach dem Kauf ist vor dem<br />

Kauf“, bringt es Holtapel auf den Punkt.<br />

Denn Altas <strong>Copco</strong> stehe nicht nur mit seinen<br />

Produkten, sondern auch mit professionellem<br />

Service für Qualität. up<br />

info<br />

Praxis steht im Vordergrund: Hier verbindet ein Schulungsteilnehmer gerade den CAN-<br />

Bus mit der Elektronikonsteuerung MK 5<br />

Schulungsprogramm: 545<br />

ES-Energiesparsysteme: 546<br />

Übergeordnete Steuerung senkt<br />

Energieverbrauch um 10 %<br />

Das Energiesparsystem ES 16 kann mit bis zu 16 Kompressoren verbunden<br />

werden. Als zentrale Steuerungseinheit für vollständige Druckluftnetze<br />

empfängt und verarbeitet es Informationen von Kompressoren und<br />

Trocknern. Das Ergebnis sind zuverlässige und effiziente Netzwerke, in<br />

denen sich Energieeinsparungen von bis zu 10 % erzielen lassen.<br />

Kompressoren und Trockner können über ein CAN-Netzwerk mit der ES 16<br />

verbunden werden. Das System speichert sämtliche Maschinen- und Sensordaten<br />

bis zu einer Woche. Benutzer können so die Leistungsfähigkeit<br />

ihrer Druckluftversorgung mit Hilfe von Grafiken und Trends analysieren<br />

und optimieren. Wer längere Zeit räume benötigt, kann die Daten über das<br />

Internet abrufen.<br />

Das ES 16 verfügt über eine optionale Kontrollfunktion, mit der der Druck<br />

in einem Druck luftnetz reguliert werden kann. Dazu werden die Maschinen<br />

unterschiedlicher Größen automatisiert gestartet und angehalten sowie<br />

ihre jeweiligen optimalen Betriebspunkte ermittelt. Außerdem kann so der<br />

Druck in einem Druckluftnetz auf dem niedrigstmöglichen Niveau gehalten<br />

werden, was weitere Energieeinsparungen bewirkt. Ein Beispiel: Wird<br />

der Druck in einem Druck luftnetz um 1 bar gesenkt, sinken der Energieverbrauch<br />

um 7 % und der Leckagenanteil um 13 %. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> rechnet<br />

mit einer durchschnittlichen Energieeinsparung von 10 % für Kompressoren<br />

mit Drehzahlregelung (VSD) sowie für Turbokompressoren.<br />

Bessere Kontrolle und mehr Leistung<br />

Mit dem neuen Energiesparsystem können Anwender ihre Produktions -<br />

kosten reduzieren, ohne das Risiko einzugehen, dass nicht mehr genug<br />

Druckluft zur Verfügung steht. Gleichzeitig sinken der Energieverbrauch<br />

und damit die CO 2 -Emissionen.<br />

Das Energiesparsystem ES 16 vernetzt bis<br />

zu 16 Kompressoren oder Trockner<br />

54 DK 2-2013


Neue GA-Kompressoren brauchen weniger Energie und Aufstellfläche<br />

Die kompakte Revolution<br />

Gegenüber herkömmlichen Maschinen sparen die neuen GA-<br />

VSD + -Kompressoren rund 50 % Energie ein. Die Aufstellfläche ist<br />

um die Hälfte geringer als bei den bisherigen GA-Modellen, die<br />

Luft-Ausbeute bei gleicher Leistung um 12 % höher.<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat in diesem Jahr eine ganz<br />

neue Kompressorentechnologie auf den<br />

Markt gebracht, die einen Meilenstein in<br />

der Geschichte der Verdichtungstechnik<br />

darstellt: die ultrakompakten, öleingespritzten<br />

und drehzahlgeregelten Kompressoren<br />

der Reihe GA VSD + . „In der<br />

Klasse bis 30 Kilowatt Leistung setzen<br />

wir damit ganz neue Maßstäbe hinsichtlich<br />

Energieeffizienz, Aufstellfläche,<br />

CO 2 -Ausstoß und Leistung“, betont<br />

Jürgen Wisse, Geschäftsbereichsleiter<br />

Industriedruckluft. „Außerdem sind die<br />

neuen Maschinen für alle Anwendungen<br />

geeignet und für jeden Kunden erschwinglich!“<br />

Die vermutlich größte Innovation am<br />

GA VSD + ist die Integration des inneren<br />

ölgekühlten Permanentmagnet-Motors in<br />

das Verdichtungselement. Dadurch wurden<br />

die Maschinen kleiner, leichter, leiser<br />

und effizienter. Die Kompressoren sind<br />

mit Schallhaube um 55 % kleiner als die<br />

normalen GA-Kompressoren und benötigen<br />

damit eine weitaus geringere Aufstellfläche.<br />

Die<br />

Maschinen wurden<br />

vollständig<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />

entwickelt und<br />

bündeln das gesamte<br />

Konzern-<br />

Know-how aus<br />

der Drucklufttechnik.<br />

Gegenüber<br />

den bisherigen<br />

GA-Modellen,<br />

die vorerst weiter verfügbar bleiben,<br />

wurde der Volumenstrom bei gleicher<br />

Leistungsaufnahme um bis zu 12 % gesteigert.<br />

„Diese und weitere konstruktive<br />

Änderungen führen zu Energieeinsparungen<br />

von durchschnittlich 50 Prozent“,<br />

verspricht Wisse. Der Geräuschpegel<br />

beträgt nur 62 dB (A), so dass die Geräte<br />

direkt am Arbeitsplatz aufgestellt werden<br />

können, ohne dass das Betriebsgeräusch<br />

den Mitarbeitern auf die Nerven geht.<br />

Die Konstrukteure des neuen Kompressors<br />

wurden vom <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Konzern<br />

Energiekosten<br />

während der Lebensdauer<br />

50 % Energieeinsparungen<br />

durch Drehzahlregelung mit<br />

VSD + -Technologie<br />

Instandhaltungen im<br />

Lebenszyklus<br />

Anfangsinvestition<br />

mit dem Umweltpreis 2012 ausgezeichnet.<br />

Zur Begründung heißt es, die neuen<br />

Maschinen setzten mit ihrem extrem geringen<br />

Energiebedarf einen „neuen Industriestandard“,<br />

von dem sowohl <strong>Atlas</strong><br />

<strong>Copco</strong>s Kunden als auch die Umwelt profitieren<br />

würden.<br />

tp<br />

info<br />

GA VSD + : 547<br />

DK 2-2013 55


Nutzfahrzeugbau<br />

Tensor-Revo-Hochmomentschrauber senken Lärmpegel im Lkw-Rahmenbau<br />

Ohne Lärm zum Truck<br />

Da selbst Impulsschrauber bei den Montagearbeiten an den Stahlrahmen<br />

von Trucks zu viel Lärm verursachen, ersetzte MAN Truck<br />

& Bus sie durch Tensor-Revo-Werkzeuge von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools.<br />

Die elektronisch gesteuerten Hochmomentschrauber konnten<br />

außerdem hinsichtlich des Handlings und der Dokumentationsfähigkeit<br />

punkten. Die hohe Variabilität in der Lkw-Fertigung lässt<br />

sich mit den Werkzeugen ebenfalls sehr effektiv handhaben.<br />

Anlässlich der 64. IAA Nutzfahrzeuge<br />

zeigte MAN unter vielen Neuerungen mit<br />

dem Metropolis ein Hybrid-Forschungsfahrzeug<br />

für den Einsatz in Innenstädten.<br />

Wird seine Lithium-Ionen-Batterie mit<br />

regenerativ erzeugtem Strom geladen,<br />

lassen sich auch schwere Transportaufgaben<br />

ohne Kohlendioxid-Ausstoß erledigen.<br />

Emissionsarm ist der Lkw beim<br />

Elektrobetrieb noch in einer anderen Hinsicht:<br />

Es fährt besonders geräuscharm.<br />

Den Lärm hatten auch die Fertigungsplaner<br />

bei MAN im Visier, als sie nach einer<br />

Alternative zu den Impulsschraubern im<br />

Werk München der MAN Truck & Bus<br />

AG suchten. Obwohl auch diese prinzipiell<br />

schon leise sind, übertragen sich ihre<br />

Schlagimpulse auf die Stahlträger und<br />

verursachen laute Geräusche bei der<br />

Lkw-Montage. „Unsere Mitarbeiter<br />

mussten zwar keinen Gehörschutz tragen,<br />

manche machten das aber doch ganz<br />

gerne“, sagt Prozessplaner Christian<br />

Pawel. „In der Halle war es einfach zu<br />

laut.“<br />

56 DK 2-2013


Nutzfahrzeugbau<br />

Mit den beiden schweren Lkw-Baureihen TGX (Bild) und<br />

TGS legte MAN Truck & Bus die Grundlage für leistungsfähige<br />

und effiziente Transportlösungen. Aufbauend auf<br />

diesem Fahrzeugkonzept, wurden zur IAA Nutzfahrzeuge<br />

2012 die neuen TG-Fahrzeuge vorgestellt, die die<br />

Anforderungen des künftigen Abgasstandards<br />

Euro 6 erfüllen<br />

Bilder: Michael Corban; MAN<br />

Christian Pawel,<br />

Prozessplaner<br />

«<br />

Die neuen Schrauber<br />

sind wesentlich ruhiger,<br />

viel angenehmer für die<br />

Ohren. Mit den Impulsschraubern<br />

war es in der<br />

Halle früher einfach<br />

»<br />

zu<br />

laut.<br />

Heute ist selbst eine Besprechung entlang<br />

der Fertigungslinie kein Problem.<br />

Denn die Impulsschrauber werden nach<br />

und nach durch Tensor-Revo-Schrauber<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools ersetzt – Elektro-<br />

Hochmomentschrauber, die je nach Ausführung<br />

Drehmomente bis zu 1000 Nm<br />

bewältigen, dabei aber selbst in der leistungsstärksten<br />

Ausführung nur rund 6 kg<br />

wiegen. „Die neuen Schrauber sind<br />

wesentlich ruhiger, viel angenehmer für<br />

die Ohren“, fährt Pawel fort. „Zudem bieten<br />

sie auch bezüglich der Schraubaufgaben<br />

die erforderliche Flexibilität.“ Kaum<br />

ein Truck gleicht dem anderen, Fahrgestelle<br />

mit zwei, drei, vier oder fünf Achsen<br />

wechseln sich ab, und Fahrzeuge für<br />

den Fernverkehr sind anders gebaut als<br />

solche für den Baustelleneinsatz. Entsprechend<br />

vielfältig sind die Anbauteile,<br />

und die Monteure müssen mal von der<br />

Seite, mal von innen schrauben. „Eine<br />

Automatisierung mit Montagestationen<br />

für fest vorgegebene Aufgaben macht bei<br />

dieser Variabilität keinen Sinn, die<br />

Schraubwerkzeuge müssen entsprechend<br />

flexibel nutzbar sein.“<br />

Die MAN-Verantwortlichen hatten vorab<br />

das Angebot an Hochmomentschraubern<br />

auf dem Markt gesichtet und verschiedene<br />

Werkzeuge getestet. „Bezüglich der<br />

wichtigen Aspekte Zugänglichkeit und<br />

Drehzahl hat <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> das Rennen<br />

gemacht“, erinnert sich Christian Pawel,<br />

„obwohl wir uns gerade bei der<br />

Geschwindigkeit noch mehr Leistung<br />

wünschen würden.“<br />

Schnelligkeit ist entscheidendes<br />

Kriterium<br />

Impulsschrauber seien zwar laut, aber<br />

schneller. Bislang gebe es jedoch auf dem<br />

Markt keine handgeführten Elektroschrauber,<br />

die an die Drehzahlen ihrer<br />

Druckluft-Pendants herankämen. „Für<br />

uns war das ein kritischer Punkt, denn<br />

bei der Umstellung der Fertigungslinien<br />

müssen wir auf die Taktzeit achten – die<br />

Schnelligkeit der Werkzeuge spielt deshalb<br />

eine wichtige Rolle.“ Die Revos<br />

erwiesen sich allerdings als schnell genug<br />

für die vorgegebenen Taktzeiten.<br />

Ein weiterer wesentlicher Pluspunkt der<br />

Elektroschrauber sei die Qualität der Verschraubung,<br />

fährt der MAN-Prozessplaner<br />

fort. „Die konnten wir weiter steigern,<br />

weil ein elektronisch gesteuerter<br />

Schrauber eine Warnmeldung ausgibt,<br />

wenn eine Verbindung nicht korrekt angezogen<br />

wurde.“ Der Monteur kann dann<br />

umgehend den Fehler beheben. Ebenfalls<br />

von Vorteil ist, dass sich mit den Revos<br />

die Arbeit einfacher als zuvor dokumentieren<br />

lässt. „Das setzen wir nach und<br />

nach auch an Bauteilen um, die nicht<br />

zwingend dokumentationspflichtig sind.<br />

Wir erfassen die Werte und können bei<br />

DK 2-2013 57


Nutzfahrzeugbau<br />

<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> modifizierte für MAN die<br />

Revo-Schrauber. Werden 280 Nm benötigt,<br />

greifen die Monteure zu den Modellen mit<br />

der normalen schwarzen Gehäusekappe;<br />

die Schrauber für 200 Nm haben eine rote<br />

Kappe<br />

Tensor Revo<br />

Kompakter Elektroschrauber für hohe<br />

Drehmomente bis 1000 Nm<br />

Mit Pistolengriff<br />

Vergleichsweise geringes Gewicht (maximal<br />

6 kg)<br />

Einsatz: handgehalten mit Gegenhalter<br />

oder eingespannt in Vorrichtungen<br />

Dokumentationsfähige Montage<br />

Patentierter 360°-Schwenkanschluss<br />

Im Lkw-Rahmenbau haben Tensor-Revo-Hochmomentschrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />

die alten Impulsschrauber verdrängt. Deren Schlagimpulse übertrugen sich sehr<br />

geräuschvoll auf die großen Stahlbaugruppen, was den Lärmpegel in der Halle deutlich<br />

erhöhte. Die Revos arbeiten wesentlich leiser und präziser – und sind flexibel einsetzbar<br />

Bedarf auf sie zurückgreifen.“ Darüber<br />

hinaus arbeiten die Tensoren genauer.<br />

Durch Schwankungen des Luftdrucks<br />

konnte das Anzugsmoment der Impulsschrauber<br />

um rund 15 % vom Sollwert<br />

abweichen – bei den Elektroschraubern<br />

sind es nun nur noch rund 7 %.<br />

Die modernen Werkzeuge überzeugten<br />

auch die MAN-Mitarbeiter, obwohl diese<br />

sich umstellen mussten. Denn obgleich<br />

die Revos für ihre Leistungsfähigkeit<br />

schon sehr kompakt sind, sind sie doch<br />

schwerer als die alten Impulsschrauber.<br />

Zudem muss mit einem Gegenhalter gearbeitet<br />

werden, der das Handling erschwert.<br />

„Das ist natürlich stets ein Kompromiss,<br />

aber die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeuge<br />

stellen hier den besten Mittelweg<br />

dar“, so Pawel weiter.<br />

Werkzeuge sind leiser<br />

und vibrationsärmer<br />

„Und nach der Eingewöhnungsphase<br />

kommen nun positive Stimmen seitens<br />

unserer Kollegen, die gegenüber den<br />

Impulsschraubern sowohl das Handling<br />

als auch die Geschwindigkeit akzeptieren,<br />

weil die Werkzeuge nicht nur leiser sind,<br />

sondern aufgrund weniger Vibrationen<br />

das Handgelenk schonen.“ Hinzu komme,<br />

dass an Stellen, an denen zuvor schon<br />

mit Abstützungen gearbeitet wurde, der<br />

Revo sogar schneller sei. „Auf Dauer<br />

überzeugen eben die Vorteile der elektronisch<br />

gesteuerten Schraubtechnik.“<br />

Um die Arbeit weiter zu erleichtern,<br />

modifizierte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zudem die<br />

Werkzeuge. „Wir arbeiten überwiegend<br />

mit zwei Drehmomentwerten“, sagt<br />

Christian Pawel abschließend. Alles, was<br />

280 Nm erfordere, sei mit den „normalen“<br />

schwarzen Schraubern zu erledigen.<br />

Genügen 200 Nm, erkennt der Monteur<br />

das passende Werkzeug an der roten<br />

Gehäusekappe – eine Sonderanfertigung<br />

von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> für MAN. Darüber hinaus<br />

wurde auch die Kabelführung modifiziert.<br />

„Für uns boten sich Winkelstecker<br />

an, da sie das Handling weiter erleichtern<br />

– alle neuen Geräte für uns werden deshalb<br />

bereits ab Werk damit ausgerüstet.“<br />

co<br />

info<br />

Tensor Revo: 548<br />

58 DK 2-2013


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Per Fax<br />

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die gewünschten Kennziffern und tragen Sie in den<br />

Feldern der Karte unten links Ihre Adresse ein.<br />

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Per E-Mail<br />

Schreiben Sie an DK-Info@de.atlascopco.com.<br />

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Schraubtechnik: Grundlagen (1 Tag) (Artikelnummer: 9749 6754 94)<br />

Ergonomie in der Schraubmontage (1 Tag) (Artikelnummer: 9749 6755 12)<br />

Mit diesem Gutschein gewähren wir einer Person einen einmaligen Rabatt in Höhe von 50 Euro<br />

auf ein eintägiges offenes Schraubtechnik- oder Ergonomieseminar. „Offen“ heißt, Sie werden mit<br />

Teilnehmern aus anderen Unternehmen zusammensein.<br />

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unseren Trainingsleiter, Markus Fischer, an:<br />

Tel. +49 (0)9173/793-222, contact.training@de.atlascopco.com.<br />

Gültig bis 31. März 2014.<br />

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