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DRUCKLUFT<br />
KOMMENTARE<br />
WERKZEUGE UND DRUCKLUFTTECHNIK FÜR NACHHALTIGE PRODUKTIVITÄT NR. 2/2013<br />
Mobile<br />
ICE-Wartung S. 22<br />
Wittenstein AG lässt<br />
Messmittel vor Ort<br />
kalibrieren S. 6<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> übernimmt Saltus und Rapid-Torc 4 ... und expandiert in der Vakuumtechnik 15<br />
Productronica: Neue Schraubstrategie 14 Opel tauscht mit Akkuschraubern flexibel Schaltmechanismen aus 29<br />
SCA bietet Klebetechnik für die Allgemeine Industrie 32 Molkerei gewinnt Kompressorenwärme zurück 40<br />
Stickstofferzeuger helfen bei Ölschlamm-Aufbereitung 43 MAN senkt Lärmpegel mit Hochmomentschraubern 56
Editorial<br />
6<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Falls Sie vorhatten, im Oktober auf die<br />
Motek zu gehen: Lassen Sie sich nicht<br />
abhalten. Den <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Stand werden<br />
Sie allerdings vergeblich suchen: Wir setzen<br />
in diesem Jahr etwas andere Prioritäten<br />
im Marketing-Mix. Einerseits verfolgen wir<br />
eine Strategie, die mehr auf Segmente setzt<br />
(statt allgemein auf Montage). Daher suchen<br />
wir uns einige kleinere Messen, auf denen wir<br />
diese Branchen gezielter ansprechen können.<br />
So konnten Sie uns im Mai auf der Control<br />
treffen; im November werden wir auf der<br />
Productronica in München sein.<br />
Außerdem haben wir kürzlich einige Firmen<br />
übernommen (Rapid-Torc und Saltus, S. 4),<br />
die unser Angebot in der Schraubtechnik<br />
massiv erweitern. An der Integration in unsere<br />
Vertriebsorganisation arbeiten wir mit<br />
Hochdruck, um Ihnen zukünftig noch bessere<br />
und umfassendere Lösungen anbieten zu können.<br />
Saltus stellt übrigens auf der Motek aus.<br />
Kommen Sie doch mal vorbei!<br />
Umfassender wird auch das Angebot unseres<br />
Konzerns in der Vakuumtechnik: Mit einer<br />
der größten Übernahmen unserer Geschichte<br />
(Edwards Ltd., S. 15) weiten wir unser Portfolio<br />
für Ihre „Luft“-Bedürfnisse deutlich<br />
aus. Denn wir wollen mit unseren Lösungen<br />
Ihre Produktivität nachhaltig steigern. Sicher<br />
finden Sie in diesem Heft einige Ansatzpunkte<br />
dazu. Ob in der Montage- oder Klebetechnik,<br />
zu Druckluft-, Vakuum- oder Stickstoffanwendungen.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Erik Felle<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools Central Europe<br />
Erik.Felle@de.atlascopco.com<br />
AUS DEM KONZERN<br />
Expansion I: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Konzern übernimmt<br />
Saltus und erweitert damit sein Angebot<br />
zur Qualitätssicherung in der Montage 4<br />
Expansion II: Nach der Übernahme von<br />
Rapid-Torc bietet <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> jetzt auch<br />
Hochmomentschrauber bis 72 000 Nm an 5<br />
Expansion III: Der Konzern kündigt die<br />
Akquisition der britschen Edwards Ltd. an<br />
und gründet Division „Vacuum Solutions“ 15<br />
Girls’ Day in Essen: Mit einem Girls’ Day<br />
hat <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Mädchen für technische<br />
Berufe begeistert 20<br />
Red-Dot-Award: Der neue Elektroschrauber<br />
Tensor ETT erhielt den Red-Dot-Award für<br />
Produktdesign 2013. Das Werkzeug bietet<br />
„zwei Tools in einem“ 21<br />
Zertifizierung: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> schult seine<br />
Druckluft-Vertragshändler praxisorientiert. Die<br />
Zertifizierung zum <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Fachtechniker<br />
berechtigt zur Inbetriebnahme und zu<br />
Garantiearbeiten an den geschulten<br />
Kompressoren und Peripheriegeräten 52<br />
INSTANDHALTUNG<br />
Kalibrieren: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> kalibriert bei der<br />
Wittenstein AG vor Ort alle Prüfmittel und<br />
Drehmomentschraubsysteme 6<br />
Lese-Tipp: Vollständig überarbeitet und<br />
erweitert wurde das Taschenbuch „Messen<br />
und Kalibrieren in der Schraubtechnik“ 9<br />
ICE-Wartung: Mit mobilen Schraubstationen<br />
des Typs Tool-Station wartet die Deutsche<br />
Bahn ihre ICE-Fernzüge. Sämtliche Arbeiten<br />
werden mit der Station dokumentiert 22<br />
FLEXIBLE MONTAGE<br />
Konsumelektronik: Loewe montiert seine<br />
High-End-TV-Geräte mit EBL-Niederspannungsschraubern.<br />
Die Qualität stimmt 10<br />
Sportbrillen: Die bruchsicheren Gloryfy-<br />
Brillen werden mit einem MicroTorque-<br />
Schrauber montiert, der selbstschneidende<br />
Kleinstschrauben prozesssicher anzieht 12<br />
Productronica: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zeigt neue<br />
Schraubstrategie für kleinste Schrauben –<br />
und ein Schraubenzuführsystem 14<br />
Impressum: DRUCKLUFTKOMMENTARE, Werkzeuge und Drucklufttechnik für nachhaltige Produktivität.<br />
Herausgeber: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Kompressoren und Drucklufttechnik GmbH und <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools Central Europe<br />
GmbH, Langemarckstraße 35, D-45141 Essen, Tel. +49(0)201-2177-0, Fax +49(0)201-2177-100,<br />
DK-Info@de.atlascopco.com, www.atlascopco.com.<br />
Redaktion und Gestaltung: Pressebüro Turmpresse, Thomas Preuß (tp), Jägerstraße 5, D-53639 Königswinter,<br />
Tel. +49(0)2244-871247, dk@turmpresse.de. Mitarbeit: Stephanie Banse (sb), Michael Corban (co),<br />
Gabi Meyreis, Ulrike Preuß (up), Jochen Stapel, Rüdiger Vogel, Heiko Wenke (hw).<br />
Druck: Möller Druck und Verlag GmbH, Berlin. Printed in Germany.<br />
Nachdruck mit Quellenangabe und bei Einsendung von zwei Belegen an die<br />
Redaktion gestattet. Text- und Bilddateien stellen wir gern zur Verfügung.<br />
2 DK 2-2013
DRUCKLUFTKOMMENTARE NR. 2/2013<br />
34<br />
48<br />
Werkzeug-Ortungssystem: Das TLS stellt<br />
sicher, dass mit dem richtigen Werkzeug an<br />
der richtigen Station und am richtigen<br />
Bauteil montiert wird 26<br />
Lese-Tipp: Ein Taschenbuch erklärt die<br />
Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten<br />
der fünf Stufen der Prozesssicherheit 28<br />
Getriebebau: Opel setzt High-End-Akku -<br />
schrauber ein, um den Schaltmechanismus<br />
von Getrieben flexibel auszutauschen 29<br />
Denkmalschutz: Mit einem RRH-Niethammer<br />
wurde eine Schwebebahn-Station original -<br />
getreu rekonstruiert 46<br />
Holzleitern: Mit dem Tensor ES montiert<br />
Krämer Scharnierschrauben von Sprossen -<br />
steh leitern ergonomisch, schnell und exakt 48<br />
Ergonomisch: Tensor-Revo-Hochmoment -<br />
schrauber senken Lärmpegel im Lkw-<br />
Rahmenbau bei MAN 56<br />
FORTBILDUNG<br />
Audit-Vorbereitung: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> bietet<br />
Intensiv-Workshops an, die auf ISO- oder<br />
Zertifizierungsaudits in der Schraubtechnik<br />
vorbereiten 15<br />
KLEBETECHNIK<br />
Interview: SCA gründet Geschäftsbereich<br />
Allgemeine Industrie. Welche Segmente der<br />
Klebetechnik-Hersteller als Erstes angehen<br />
will, erörtern wir im Interview 32<br />
Robotik: Mit Klebesystemen von SCA werden<br />
Motorhauben crashfest gemacht oder<br />
umgebördelte Bleche sicher miteinander verbunden.<br />
Dafür ist ein perfekter Datenaustausch<br />
mit dem Roboter erforderlich 34<br />
Neues Produkt: SCA bringt ein Klebstoff-<br />
Dosiersystem für Minimalmengen auf den<br />
Markt 37<br />
Hausmesse: Über 100 Besucher aus der Luftfahrtindustrie,<br />
dem Eisenbahnbau oder der<br />
Hausgerätebranche informierten sich bei SCA<br />
über die Möglichkeiten der Klebetechnik 38<br />
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
Molkereien: ZR-Kompressoren versorgen<br />
eine Käserei mit ölfreier Druckluft. Mit einem<br />
klugen Wärmerückgewinnungssys tem werden<br />
75 % der Energie noch einmal genutzt 40<br />
Raumwunder: Die neuen GA-VSD + -Kompressoren<br />
brauchen deutlich weniger Aufstell -<br />
fläche als andere Maschinen – und sind auch<br />
noch effizienter 55<br />
DRUCKLUFTTECHNIK<br />
Absolut ölfrei: Die Kompressoren der Z-Serie<br />
verdichten absolut ölfrei. Sie eignen sich perfekt<br />
für die Lebensmittel- und Getränkeindus -<br />
trie, die Textil- oder Elektronikindustrie oder<br />
für Betriebe der Oberflächentechnik 16<br />
Stickstofferzeugung: Mit Inertisierungseinheiten<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, eingebaut in Zentrifugen-Anlagen<br />
von Flottweg, werden Ölschlämme<br />
aus russischen Wäldern aufbereitet 43<br />
43<br />
12<br />
Titel: <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools kalibriert<br />
bei der Wittenstein AG regelmäßig<br />
alle Prüfmittel – rund 7000 – und<br />
einen Großteil davon direkt vor Ort.<br />
So werden die Fertigungsabläufe<br />
nicht gestört. Bild: Heiko Wenke<br />
DK 2-2013 3
Nachrichten<br />
7.-10.10.2013<br />
Halle 1,<br />
Stand 1314<br />
Konzern erweitert Angebot zur Qualitätssicherung<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> erwirbt<br />
Solinger Saltus-Werk<br />
Mit der Übernahme des Sonderwerkzeug-Herstellers Saltus hat<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sein Angebot an Produkten zur Qualitätssicherung in<br />
der Montage erweitert. Auf der Motek präsentiert Saltus seine<br />
neuen verschleißfesten Spezial-Steckschlüssel für angetriebene<br />
Schraubsysteme und einen Drehmomentschlüssel, der<br />
mechanisch auslöst und gleichzeitig dokumentieren kann.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat im Mai die Geschäfte der<br />
Saltus-Werk Max Forst GmbH mit Sitz in<br />
Solingen erworben. Saltus stellt unter<br />
anderem mechanische und elektronische<br />
Drehmomentschlüssel sowie andere<br />
handgeführte Werkzeuge her. Mit der<br />
Akquisition weitet der Konzern sein Programm<br />
an Lösungen zur Qualitätssicherung<br />
in der Schraubmontage deutlich aus<br />
und wird zum Komplettanbieter bei Drehmomentschlüsseln.<br />
Saltus wurde 1919<br />
gegründet und erwirtschaftete 2012 mit<br />
65 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 8<br />
Millionen Euro.<br />
Zu den weiteren Produkten des Solinger<br />
Herstellers zählen Steckschlüsseleinsätze<br />
für angetriebene und handgeführte Werkzeuge,<br />
Drehmoment-Prüfgeräte, Hochleistungs-Einsteckwerkzeuge<br />
für Handwerkzeuge<br />
und Industrieroboter sowie<br />
Sonderlösungen. Der Kundenkreis liegt<br />
vor allem in der Automobilindustrie und<br />
ihren Zulieferern, im Maschinen- und<br />
Anlagenbau sowie in der Luft- und<br />
Raumfahrt. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sieht weltweit<br />
hohes Wachstumspotenzial für das Saltus-<br />
Portfolio, da die Qualitätsanforderungen<br />
in der Industrie zusehends steigen.<br />
Saltus firmiert nun unter dem Namen Saltus<br />
Industrial Technique GmbH. Das<br />
Unternehmen wurde in den Konzernbereich<br />
Industrietechnik integriert, zu dem<br />
auch <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools gehört. Neuer<br />
Geschäftsführer ist Volker Wiens.<br />
Vom 7. bis 10. Oktober präsentiert<br />
der Sonderwerkzeug-Hersteller seine<br />
Produkte und sein Know-how auf der<br />
Montagemesse Motek in Stuttgart<br />
(Halle 1, Stand 1314). Dazu gehören<br />
Verwechslung ausgeschlossen: Den<br />
Spezial-Kraft-Steckschlüsseln von<br />
Saltus soll man schon an der Farbe<br />
ansehen, dass sie bis zu zehnmal so<br />
lange halten wie herkömmliche<br />
Steckschlüssel<br />
neue Spezial-Kraft-Steckschlüssel, die<br />
Saltus eigens für angetriebene Schraubsysteme<br />
entwickelt hat – mit dem Ziel,<br />
die Standzeiten deutlich zu verlängern.<br />
Spezial-Steckschlüssel senken<br />
Fertigungskosten<br />
„Wir haben etliche Versuche mit unterschiedlichen<br />
Metalllegierungen und<br />
Wärmebehandlungsverfahren gemacht,<br />
bis wir das optimale Fertigungsmaterial<br />
und die geeigneten Produktionsschritte<br />
gefunden hatten“, erklärt Vertriebsleiter<br />
Stefan Naust. Der neue Werkstoff zeichne<br />
sich durch eine besonders hohe Verschleißfestigkeit<br />
sowie Dauerelastizität<br />
aus. Je nach Anwendungsfall könne mit<br />
den neuen Steckschlüsseln drei- bis zehnmal<br />
so lange gearbeitet werden wie mit<br />
herkömmlichen Steckschlüsseln.<br />
Das Werkzeug, das mit einer goldfarbenen<br />
Oberflächenbeschichtung versehen<br />
ist, sei zwar teurer als herkömmliche<br />
Steckschlüssel. Die Anschaffungskosten<br />
rechneten sich jedoch sehr schnell, da das<br />
Werkzeug viel seltener gewechselt werden<br />
müsse. „Mit der Oberfläche signalisieren<br />
wir schon durch die Optik, dass es<br />
sich um ein Premium-Produkt mit erhöhter<br />
Standzeit handelt“, ergänzt Naust.<br />
„Außerdem werden damit Verwechslungen<br />
ausgeschlossen.“ Ein weiterer Unterschied<br />
zu Standard-Steckschlüsseln: Je<br />
nach Anforderung produziert Saltus die<br />
Spezialwerkzeuge für seine Kunden individuell<br />
in Kleinstauflagen.<br />
4 DK2-2013
Nachrichten<br />
Der mechatronische Drehmomentschlüssel<br />
gibt beim Auslösen ein<br />
fühlbares Feedback an den Werker –<br />
und kann trotzdem, wegen seiner<br />
Elektronik, die Daten dokumentieren<br />
7.-10.10.2013<br />
Halle 1,<br />
Stand 1314<br />
Bei ausgewählten Kunden hat der Hersteller<br />
die neuen Steckschlüssel bereits<br />
erfolgreich auf Praxistauglichkeit getestet<br />
– mit sehr guten Ergebnissen. Naust: „Wir<br />
möchten mit dem neuen Material verstärkt<br />
Werkzeuge für angetriebene<br />
Schraubsysteme fertigen, um dem Kunden<br />
einen echten Mehrwert anzubieten:<br />
Denn eine längere Standzeit bedeutet eine<br />
klare Kostensenkung.“<br />
Neben dem Schwerpunkt „Spezial- und<br />
Sonderwerkzeuge“ stellen die Solinger<br />
auf der Motek erstmals die neue Generation<br />
ihres mechatronischen Drehmomentschlüssels<br />
DCM-TA vor. „Mechanisch<br />
auslösende Drehmomentschlüssel<br />
werden von vielen Produktionsmitarbeitern<br />
bevorzugt eingesetzt, da die Werkzeuge<br />
ein direktes, fühlbares Feedback<br />
geben, wenn das Drehmoment erreicht<br />
ist“, betont Naust.<br />
Neuer Drehmomentschlüssel vereint<br />
Mechanik und Elektronik<br />
Saltus habe daher einen mechanischen<br />
Schlüssel mit Elektronik aufgerüstet, um<br />
neben der Akzeptanz der Werker auch<br />
dem Wunsch der Qualitätssicherer nach<br />
Dokumentationsfähigkeit zu entsprechen:<br />
Mit dem mechatronischen Drehmomentschlüssel<br />
können auch sicherheitsrelevante<br />
Verschraubungen prozesssicher und<br />
schnell bewerkstelligt werden. Der DCM-<br />
TA ist als fest voreingestellter, mechanisch<br />
auslösender Drehmomentschlüssel<br />
sehr gut für die Serienmontage geeignet;<br />
er kann Auslöse- und End-Drehmoment<br />
dokumentieren und gleichzeitig den<br />
Drehwinkel überwachen. Damit wird ein<br />
Überziehen oder Weiterdrehen ausgeschlossen.<br />
„Vorhandene Verschraubungen, die richtige<br />
Drehrichtung oder ein ungewolltes<br />
Lösen der Verbindung werden sicher<br />
erkannt“, erklärt Stefan Naust. Alle<br />
erfassten Werte lassen sich per Funk übertragen,<br />
online dokumentieren oder zur<br />
Freigabe eines Prozessschrittes an kundenspezifische<br />
Systeme übergeben. Auch<br />
die Einbindung in ein Werkerführungsund<br />
Visualisierungssystem ist möglich.<br />
tp<br />
info<br />
Mechatronische<br />
Drehmomentschlüssel: 501<br />
Spezial-Steckschlüssel: 502<br />
Hydraulikschrauber: 503<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools übernimmt US-Hersteller Rapid-Torc<br />
Jetzt auch hydraulische<br />
Hochmomentschrauber<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat neuerdings auch hydraulische Hochmomentschrauber im<br />
Programm: Der Konzern hat dafür vor Kurzem das in den USA ansässige<br />
Unternehmen Rapid-Torc übernommen, das solche Werkzeuge herstellt<br />
und vertreibt. Durch die Übernahme erweitert <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sein Produktsortiment<br />
und den Kundenstamm.<br />
Rapid-Torc hat Büros in Houston/Texas und Brüssel und erzielte 2012<br />
mit etwa 30 Mitarbeitern Einnahmen von 11 Millionen US-Dollar (rund 8<br />
Millionen Euro). Zum Portfolio der US-Firma gehören neben Hydraulikschraubern<br />
für Drehmomente bis zu 72 000 Nm auch Bolzenspanner und<br />
weiteres Zubehör für Anwendungen im Bereich der hohen Drehmomente.<br />
Bisher hatte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> nur Druckluft- und Elektroschrauber für Drehmomente<br />
bis etwa 5000 Nm im Programm, nicht aber hydraulische Werkzeuge.<br />
Anwendungen für diese Tools liegen unter anderem in den Branchen<br />
Chemie/Petrochemie, Anlagenbau und Erneuerbare Energien. Mit der<br />
großen Vertriebsmannschaft von etwa 1000 Verkäufern weltweit im zuständigen<br />
Konzernbereich Industrietechnik und seiner Präsenz in rund 180<br />
Ländern will <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> nun in diesem Bereich stark expandieren. „Für<br />
uns öffnen sich durch die Rapid-Torc-Übernahme neue Märkte, die wir<br />
mit unserem bisherigen Programm nicht erreichen konnten“, resümiert<br />
Erik Felle, Geschäftsführer von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools in Essen.<br />
DK 2-2013 5
Kalibrieren<br />
Bilder: Heiko Wenke<br />
„Wir werden immer besser“, ist Achim<br />
Schäfer überzeugt. Der Kalibrierteamleiter<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools kalibriert<br />
hier im Bild Prüfgeräte für elektrische<br />
Messgrößen. „Unsere Dienstleistungen<br />
tragen dazu bei, den Qualitätsstatus<br />
unserer Kunden zu verbessern.“<br />
6 DK2-2013<br />
Umfassende Kalibrierdienstleistungen sichern hohe Fertigungsqualität<br />
Nachhaltig genau<br />
Die Wittenstein AG versteht sich als Innovationstreiber in der<br />
mechatronischen Antriebstechnik. Für das Unternehmen hat die<br />
Fertigungsgenauigkeit daher höchste Priorität. Allein am Standort<br />
Igersheim-Harthausen setzt der Antriebsspezialist insgesamt an<br />
die 7000 Prüfmittel unterschiedlichster Art ein. Die regelmäßige<br />
Kalibrierung, Justage und Wartung der elektrischen Prüfmittel<br />
und Drehmomentschraubsysteme übernimmt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools –<br />
direkt vor Ort und ohne Störung der Fertigungsabläufe.<br />
„Wir haben eine moderne Produktion mit<br />
präzisen Produktionsmaschinen und<br />
Montagewerkzeugen sowie zahlreichen<br />
Prüfmitteln, um eine hohe Fertigungsgenauigkeit<br />
zu erreichen und die Qualität<br />
abzusichern“, berichtet Christoph Losert,<br />
Prüfmittelbeauftragter der Wittenstein<br />
AG. Etwa 700 Multimeter, Oszilloskope,<br />
Tastköpfe, Drehzahl-, Leistungs-, Stromund<br />
Temperaturmessgeräte, individuelle<br />
Prüfstände und einige Spezialgeräte<br />
gehören am Stammsitz des Unternehmens<br />
im baden-württembergischen Igersheim-Harthausen<br />
zur Grundausstattung<br />
elektrischer Prüfmittel. Darüber hinaus<br />
kommen zahlreiche weitere Messmittel<br />
und Lehren sowie rund 70 elektronisch<br />
gesteuerte oder pneumatisch angetriebene<br />
Montagewerkzeuge zum Einsatz.<br />
Kompetenter Anbieter gesucht, der<br />
alles aus einer Hand liefert<br />
„Unsere hohe Fertigungstiefe erfordert<br />
diese große Prüfmittelbandbreite, um<br />
höchste Sicherheit bei jedem einzelnen<br />
Fertigungsschritt zu gewährleisten“,<br />
erklärt der Maschinenbautechniker.<br />
„Unsere Erzeugnisse werden unter anderem<br />
in der Medizin- und Luftfahrttechnik<br />
eingesetzt, wo Herstellungsfehler verhängnisvolle<br />
Folgen haben könnten.“<br />
Dank der strengen hausinternen Quali-
Kalibrieren<br />
tätssicherungsprozesse sei die Überwachung<br />
der Produkte über ihren gesamten<br />
Entstehungsprozess hinweg gut gelöst,<br />
unterstreicht Qualitätssicherer Losert.<br />
Doch wer überwacht die Überwachungsgeräte?<br />
Einen kompetenten Anbieter zu<br />
finden, sei in der Tat eine Herausforderung<br />
gewesen, blickt er zurück.<br />
Weil die meisten Prüfmittelhersteller und<br />
-lieferanten nur ihre eigenen Produkte<br />
warten und kalibrieren, hätten sich die<br />
Igersheimer mit Dutzenden Anbietern<br />
abstimmen müssen. Gewünscht war das<br />
Gegenteil: den administrativen Aufwand<br />
zu senken und Verantwortlichkeiten sinnvoll<br />
zu bündeln. So rückte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
ins engere Blickfeld. Die Essener<br />
betreuen Wittenstein seit über sieben Jahren<br />
„zur vollsten Zufriedenheit“ in puncto<br />
Montagetechnik, wie Losert sagt. „Da<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> die Dienstleistungsaktivitäten<br />
in den letzten Jahren immer weiter<br />
verstärkt hat, lag es nahe, die Zusammenarbeit<br />
auszuweiten.“<br />
Die Kalibrier- und Servicetechniker von<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools arbeiteten sich mit<br />
QS-Experte<br />
Christoph Losert<br />
«<br />
Prüfmittel sind wichtige<br />
Instrumente, um die<br />
Qualitätsanforderungen<br />
sicherstellen zu können.<br />
Das Prüfmittelmanagement<br />
ist für uns darum<br />
qualitätskritisch und<br />
elementar wichtig.<br />
»<br />
Christoph Losert und seinen Kollegen in<br />
den Prüfmittelbestand der Wittenstein AG<br />
ein und erstellten einen detaillierten Plan,<br />
der Art und Umfang aller nötigen Kalibriermaßnahmen<br />
definiert. Mit erfreulichem<br />
Ergebnis: Zur Kalibrierung müssen<br />
nur noch wenige elektrische Prüfmittel<br />
das Werk in Igersheim verlassen.<br />
Um Ausfallzeiten zu minimieren, bietet<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> seinen Kunden Kalibrierungen<br />
sowie Untersuchungen der Maschinen-<br />
und Prozessfähigkeit vor Ort an. „95<br />
Prozent der Kalibrierdienstleistungen<br />
erbringt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> nun bei uns im<br />
Betrieb“, lobt Losert, der mehrfach profitiert.<br />
„Für Prüfmittel und Werkzeuge,<br />
die nicht mehr zu ihren Herstellern gesendet<br />
werden müssen, benötigen wir keine<br />
kostspieligen Back-up-Geräte mehr. Auch<br />
den Logistikaufwand sparen wir uns zum<br />
größten Teil.“ Die Fristenüberwachung<br />
und Terminnachverfolgung wurde einfacher,<br />
und für den früher üblichen Versand<br />
der Prüfmittel entfallen Handling-,<br />
Verpackungs- und Transportkosten.<br />
Alle elektrischen Prüfmittel werden<br />
in nur zwei Wochen kalibriert<br />
Stattdessen kommen nun <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>s<br />
Kalibrierspezialisten einmal im Jahr zu<br />
den prüfbedürftigen elektrischen Prüfmitteln.<br />
Die Messmitteldatenbank von<br />
Wittenstein kennt den genauen Standort<br />
jedes einzelnen Prüflings auf dem Werksgelände<br />
in Igersheim-Harthausen; so<br />
arbeiten die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Techniker den<br />
Prüfmittelbestand nach einem ausgefeilten<br />
Kalibrierplan ab.<br />
„Wir können unsere Kalibriereinrichtungen<br />
praktisch neben den Werkbänken,<br />
Prüfständen und Montagestationen bei<br />
Wittenstein aufbauen und nehmen uns in<br />
den nicht produzierenden Zeiten die Prüfmittel<br />
vor“, sagt Achim Schäfer, Team-<br />
Links: Die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Techniker verwenden hochsensible<br />
Kalibratoren und Druckmodule, um die Druckmessgeräte<br />
zu kalibrieren. Mitte: Kalibrierung eines Oszilloskops.<br />
Rechts: Mit hochwertigen Referenzfühlern und Thermoelementen<br />
überprüft der Kalibrierdienst auch bei Kunden<br />
vor Ort Messgeräte,Thermometer oder Pyrometer<br />
hochgenau in einem Temperaturbereich von -50 bis 1200 °C<br />
DK 2-2013 7
Kalibrieren<br />
Christoph Losert, Prüfmittelbeauftragter<br />
der Wittenstein AG, begleitet den Einsatz<br />
des „<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Einsatzkommandos“,<br />
das die elektrischen Prüfmittel am<br />
Standort Igersheim-Harthausen überprüft.<br />
Hier im Bild informiert er sich bei<br />
Kalibriertechniker Matthias Fischbach,<br />
der ein Oszilloskop testet<br />
«<br />
Wir kalibrieren überall!<br />
Damit können wir global<br />
operierende Unternehmen<br />
optimal an jedem Ort der<br />
»<br />
Welt unterstützen!<br />
Michael Skibinski, Leiter der<br />
Kalibrierlabore in Zentraleuropa<br />
leiter des <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kalibrierlabors in<br />
Wetzlar, der mit zwei Mitarbeitern angereist<br />
ist. „Außerdem machen wir uns<br />
geplante Anlagenstillstände für die Arbeiten<br />
zunutze, um Unterbrechungen im Produktionsablauf<br />
unserer Kunden weitestgehend<br />
zu vermeiden und alle Einrichtungen<br />
binnen kürzester Zeit wieder zur<br />
Verfügung zu stellen.“ Das Trio überprüft<br />
die fälligen elektrischen Prüfmittel innerhalb<br />
von gerade einmal 20 Manntagen –<br />
inklusive exakter Nachjustagen und aller<br />
erforderlichen Kalibrierscheine.<br />
Die Vor-Ort-Prüfung schone Budget und<br />
Nerven des Kunden gleichermaßen,<br />
meint Schäfer. „Die meisten Prüfeinrichtungen<br />
bringen wir gleich mit.“ So<br />
würden wirklich nur die ungewöhnlichen<br />
Fälle, die von der umfangreichen mobilen<br />
Ausrüstung nicht abgedeckt werden, an<br />
eines der drei deutschen <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />
Kalibrierlaboratorien gegeben. Die befinden<br />
sich in Dingolfing, Essen und eben<br />
Wetzlar. Deren günstige zentrale Lage<br />
halte die Wege zu den Kunden kurz,<br />
betont der Teamleiter. „Insgesamt sind<br />
Ein Kalibrierdienstleister für alle Mess- und Prüfmittel<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> verfügt über 16 akkreditierte Kalibrierlaboratorien weltweit – davon drei in Deutschland – und<br />
beschäftigt allein in der Sparte Industriewerkzeuge und Montagesysteme mehr als 1100 Service-Techniker.<br />
„Wir kalibrieren überall“, versichert Michael Skibinski, Leiter der Kalibrierlabore in Zentraleuropa.<br />
„Damit können wir global operierende Unternehmen optimal an jedem Ort der Welt unterstützen.“ Anwender<br />
aller Branchen, etwa aus der Medizintechnik, Elektronik und Feinmechanik, der Automobilindus trie<br />
oder dem Maschinenbau, der Luft- und Raumfahrtindustrie oder auch aus der chemischen Industrie erhalten damit die Kalibrierungen ihrer Messmittel<br />
aus einer Hand. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> versteht sich als „One-Stop-Shop“ für Messmittel aller Art und kann – herstellerunabhängig – unter anderem Geräte<br />
für folgende Messgrößen kalibrieren: Drehmoment, Drehwinkel, Drehzahl, Schallpegel, Druck, Feuchte, Länge, Temperatur, Kraft, Masse, diverse<br />
elektrische Messgrößen, Leistung und Frequenz. Gewähr für die hohe Qualität der Kalibrierdienstleistungen bieten die Akkreditierung nach ISO/IEC<br />
17025:2005 und die Erfüllung aller Anforderungen qualitätsrelevanter Normen wie ISO 9001, ISO 10 012 oder ISO/TS 16 949.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> verwaltet außerdem für Unternehmen alle Mess- und Prüfmittel sowie Werkzeuge – samt webgestütztem Erinnerungswesen: Sobald<br />
ein Prüftermin ansteht, wird der Kunde mit E-Mails und SMS auf den entsprechenden Zeitpunkt hingewiesen. „Sollte er nicht auf diese Meldung reagieren,<br />
gibt es insgesamt drei Eskalationsstufen, so dass der Kunde auf jeden Fall über jede Fälligkeit in Kenntnis gesetzt wird und keine Kalibrierfristen<br />
mehr versäumen kann“, sagt Laborleiter Skibinski. „Für dieses Informationssystem brauchen unsere Kunden keine Software zu installieren;<br />
es reicht ein normaler Browser. Und sie können Kalibrier-, Wartungs- oder Reparaturaufträge ganz<br />
leicht per Mausklick zum Festpreis auslösen.“<br />
info<br />
Das Service-Portfolio umfasst zahlreiche weitere interessante Dienstleistungsangebote, so zum<br />
Beispiel Maschinen- und Prozessfähigkeitsuntersuchungen, Reibwert-, Schraubfall- und Prozessanalysen<br />
oder Beratungen rund um die Qualitätssicherung. Allein in den weltweit 140 On-Site-<br />
Werkstätten sind Techniker „rund um die Uhr“ in den Werken ihrer Kunden im Einsatz, reparieren<br />
Produktionsmittel direkt vor Ort, stellen Schraubwerkzeuge richtig ein oder halten allgemein technische<br />
Anlagen instand. Infos: www.kalibrierdienst.de<br />
Schraubfallanalysen:<br />
Prozessoptimierungen:<br />
Wartungsverträge:<br />
Vor-Ort-Werkstätten:<br />
504<br />
505<br />
506<br />
507<br />
8 DK2-2013
Kalibrieren<br />
wir bereits mit zwölf Messgrößen akkreditiert.“<br />
Unter den Werkzeugherstellern<br />
nehme <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> somit eine Sonderstellung<br />
ein. Drehmomente von 0,01 bis<br />
70 000 N·m würden rückführbar auf das<br />
nationale Normal kalibriert. Ferner zähle<br />
zum Angebot eine große Bandbreite elektrischer<br />
Messgrößen. Selbst Temperaturen<br />
von -50 bis 1200 °C, Drehzahlen von<br />
0,1 bis 300 000 min -1 und Drücke von<br />
-850 mbar bis 1600 bar könne man in den<br />
von der Deutschen Akkreditierungsstelle<br />
(DAkkS) akkreditierten Laboratorien<br />
kalibrieren, umreißt Achim Schäfer beispielhaft<br />
das Leistungsspektrum.<br />
Wirtschaftlicher<br />
individueller One-Stop-Service<br />
Wittenstein schätzt die Konzentration<br />
vielfältigster Messgrößen auf wenige<br />
große Dienstleister. Bei der Kooperation<br />
mit <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools für elektrische<br />
Prüfmittel hat das Unternehmen unter<br />
anderem Vorteile dadurch, dass sein<br />
Dienstleister im Bedarfsfall alle technischen<br />
Fragestellungen mit den einzelnen<br />
Herstellern abklärt. „Wenn es etwa um<br />
Kalibrierscheine mit Konformitätsbewertungen<br />
nach den Herstellerspezifikationen<br />
geht, besorgt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> alle<br />
erforderlichen Dokumente selbst“, hebt<br />
Losert hervor. Das erspare der Qualitätssicherung<br />
bei Wittenstein viel Aufwand.<br />
Die Zusammenarbeit mit <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sei<br />
unkompliziert, offen und partnerschaftlich.<br />
„Unklarheiten und Probleme werden<br />
schnell und konsequent angegangen.<br />
Im direkten Dialog besprechen wir dann<br />
Verbesserungspotenziale und deren<br />
Umsetzung.“ Das sei einfach der beste<br />
Weg, meint Christoph Losert.<br />
Dass <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> die Prüfplaketten<br />
gemäß Kundenwunsch gestaltet und aufbringt,<br />
Kalibrierscheine papierlos zusendet<br />
oder die Datenformatierung exakt<br />
nach Wittenstein-Kriterien erfolgt, mag<br />
selbstverständlich klingen. „Doch gerade<br />
solche vermeintlichen Nebensächlichkeiten<br />
erleichtern das QS-Wesen“, weiß der<br />
Wittenstein-Qualitätsfachmann. Nur dann<br />
erfolge das Archivieren ohne Probleme,<br />
und die Prüfmitteldatenbank verknüpfe<br />
die Kalibriernachweise ordnungsgemäß<br />
und automatisch mit den Prüflingen.<br />
Selbst die Nutzungsintensität der jeweiligen<br />
Geräte wird in Igersheim-Harthausen<br />
genau betrachtet; auf Grundlage dieser<br />
Daten wird der wirtschaftlich optimale<br />
nächste Kalibrierzeitpunkt festgelegt.<br />
In der Regel erfolgt die Überprüfung<br />
und Gegenmessung bei der Wittenstein<br />
AG im jährlichen Turnus. Bei weniger<br />
intensiv genutzten elektrischen Prüfmitteln<br />
reiche hingegen ein Kalibrier -<br />
intervall von zwei Jahren völlig aus, was<br />
zusätzliche Kosten vermeide. hw<br />
info<br />
Kalibrierdienstleistungen<br />
für alle Messgrößen: 508<br />
Taschenbuch „Messen<br />
und Kalibrieren in der<br />
Schraubtechnik“: 509<br />
Lesetipp: Messen<br />
und Kalibrieren in der<br />
Schraubtechnik<br />
Elektro- und Druck luftschrauber müssen regelmäßig<br />
gemessen werden und zertifiziert<br />
werden. Nur wie? Und wer darf die dazu passenden<br />
Messmittel kalibrieren, und wie geht<br />
das vor sich? Diese und andere Fragen klärt<br />
das Taschenbuch „Prüfen und Kalibrieren in<br />
der Schraubtechnik“ von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools,<br />
das soeben in einer<br />
vollständig überarbeiteten<br />
und erweiterten<br />
Auflage erschienen<br />
ist.<br />
Es erläutert die<br />
wichtigs ten Definitionen<br />
rund ums<br />
Messen und Kalibrieren<br />
von Indus -<br />
triewerkzeugen,<br />
wie Kalibrieren,<br />
Justieren, Messen<br />
und Eichen, Zertifi zie ren, Genauigkeit, Mess -<br />
unsicherheit oder Rück führbar keit. Es folgen<br />
einschlägige Normen und Standards sowie die<br />
Beschreibung des Kalibrierablaufs. Empfehlungen<br />
zu Rekalibrierintervallen und Anmerkungen<br />
zu Qualitätssicherung, Haftung und<br />
Umweltschutz ergänzen die Broschüre.<br />
Ganz neu aufgenommen wurde ein Kapitel<br />
zum Thema Hydraulikschrauber. Diese Werkzeuge<br />
werden im Anlagenbau, in der (petro-)<br />
chemischen Industrie, im Rohrleitungsbau<br />
oder beim Bau von Windkraftanlagen eingesetzt<br />
– zum Teil mit Drehmomenten von<br />
70 000 N·m. Es gibt auf dem Markt jedoch<br />
kaum Testanlagen, die oberhalb von<br />
10 000 N·m messen können. Das Taschenbuch<br />
gibt einen Ausblick auf eine Richtlinie<br />
zur Prüfung von hydraulischen Schraubwerkzeugen,<br />
die 2014 verfügbar sein soll. Damit<br />
bekämen Anwender mehr Sicherheit im Umgang<br />
mit diesen Werkzeugen.<br />
Interessierte können das Taschenbuch kos -<br />
tenlos über die Kennziffer links anfordern.<br />
DK 2-2013 9
Bilder: Heiko Wenke<br />
High-End-TV-Geräte mit niedrigen Drehmomenten exakt montiert<br />
Leicht, leise und präzise<br />
Solide, technisch richtungweisend und exklusiv sind die High-End-<br />
Fernsehgeräte von Loewe. Das oberfränkische Traditionsunternehmen<br />
ist einer der letzten deutschen Hersteller von Unterhaltungselektronik<br />
mit einer eigenen Produktion im Inland. Damit die<br />
Montagequalität der hochqualitativen TV-Geräte stimmt, setzt<br />
Loewe in seiner modernen Produktionsstraße EBL-Niederspannungsschrauber<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools ein.<br />
„Ja, es stimmt, uns bläst der Wind durch<br />
die Wettbewerber aus Asien heftig ins<br />
Gesicht“, gibt Montageplaner Hermann<br />
Zeuß zu. Ungeachtet einer schwierigen<br />
Marktsituation ist der Diplom-Ingenieur<br />
zuversichtlich, dass die Kronacher Loewe<br />
AG eine gute Zukunftsperspektive hat.<br />
„Der Durchbruch zum Hersteller von<br />
Flachbildfernsehern im Premiumsegment<br />
gelang uns 2005 mit dem Modell Individual“,<br />
blickt Zeuß zurück. Das war der<br />
erste flache Fernsehbildschirm, der sich<br />
durch vielfältige Gehäuse- und Aufstellvarianten<br />
sowie zahlreiche Intarsienfarben<br />
individualisieren ließ. Schon 2008<br />
folgte mit dem Loewe Connect das erste<br />
Smart-TV-Gerät der Welt. Dessen vollintegrierte<br />
Vernetzung bot kabellosen<br />
Zugriff auf Multimedia-Dateien – Bilder,<br />
Musik oder Videos –, externe Festplatten<br />
und PC-Systeme, lange bevor andere<br />
Hersteller nachzogen. Die Schraubtechnik<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools unterstützt die<br />
Fertigung dabei bereits seit vielen Jahren.<br />
Entwicklung der<br />
TV-Geräte von morgen<br />
„Längst hat die 3-D-Technik Einzug<br />
gehalten, und wir arbeiten bereits an den<br />
Fernsehgeräten von morgen“, verrät Hermann<br />
Zeuß optimistisch, während er<br />
längs der Montagelinie durch die helle<br />
Produktionshalle schreitet. Der Elektrotechnik-Spezialist<br />
spricht von noch ausgefeilterem<br />
Design, der Entwicklung<br />
immer einfacherer Bediener-Software<br />
und findet, dass der Begriff Fernsehgerät<br />
längst nicht mehr passe, da man mit den<br />
Loewe-Geräten so viel mehr machen<br />
könne, als einfach nur fernzusehen.<br />
Unvermittelt bleibt er an einer markanten<br />
Stelle inmitten der Fertigung stehen:<br />
„Hier kommen Bildschirmpanel und<br />
Gerätegehäuse zusammen, das ist sozusagen<br />
die Hochzeit des Gerätes.“<br />
Wie schon weiter vorne in der Fertigungslinie,<br />
etwa bei der Verschraubung<br />
von Prozessoren und Leiterplatten, dominieren<br />
auch hier stabförmige gelbe Werkzeuge<br />
das Geschehen. „Das sind EBL-<br />
Niederspannungsschrauber. Sie zählen zu<br />
den meistgebrauchten Montagewerkzeu-<br />
EBL<br />
Niederspannungsschrauber für kleine<br />
Drehmomente von 0,05 bis 5 Nm<br />
Verschleißarm durch bürstenlosen<br />
Motor<br />
Abschaltautomatik mit Sanftabschaltung<br />
Optional mit Zählfunktion<br />
ESD-zertifiziert und damit geeignet für<br />
die Montage von Elektronikbauteilen<br />
10 DK 2-2013
Konsumgüter<br />
Mit Elektronikmodulen fertig bestückte<br />
Leiterplatten werden auf den zentralen Träger<br />
eines Individual-Flachbildfernsehers<br />
geschraubt. Durch den Pistolengriff eignen<br />
sich die EBL-Schrauber auch ideal für<br />
horizontale Montagearbeiten<br />
gen in unserer Fertigung“, erklärt Zeuß.<br />
In beinahe allen Produktionsschritten<br />
gebe es etwas zu verschrauben. Darum<br />
hängt in jeder Station mindestens ein<br />
EBL-Modell – oder liegt griffbereit in<br />
einem Köcher direkt am Einsatzort parat.<br />
Hermann Zeuß,<br />
Fertigungsplaner<br />
«<br />
Die ergonomischen EBL-<br />
Werkzeuge sind leicht,<br />
leistungsstark und montieren<br />
besonders wiederholgenau.<br />
»<br />
Unterschiedliche Drehmomente<br />
sicher im Griff<br />
Die ESD-zertifizierten Werkzeuge gibt<br />
es für Drehmomente zwischen 0,05 und<br />
5,0 Nm sowie Drehzahlen von 600 bis<br />
1500 min -1 . Der Motor ist bürstenlos und<br />
damit verschleißarm, die Abschaltkupplung<br />
stoppt den Schrauber präzise bei<br />
Erreichen des Drehmoments. Dieses lässt<br />
sich „manipulationssicher“ einstellen –<br />
also so, dass kein Unbefugter einfach<br />
einen anderen Wert vorgeben kann. „An<br />
jeder Station werden identische Schrauben<br />
mit dem EBL immer mit dem identischen<br />
Drehmoment verschraubt“, erläutert<br />
Fertigungsplaner Zeuß, „völlig unabhängig<br />
von der Person, die montiert!“<br />
Das sei sehr wichtig, denn typischerweise<br />
habe ein TV-Gerät aus Kronach 70 bis 80<br />
Schraubverbindungen, die allesamt qualitätskritisch<br />
sind.<br />
Gute Ergonomie schont das Personal<br />
und macht produktiver<br />
„Unsere qualifizierten Werkerinnen und<br />
Werker stellen Produkte von höchster<br />
Qualität her – und mehrere Dutzend der<br />
ergonomischen EBL-Modelle helfen<br />
ihnen dabei“, sagt Hermann Zeuß: „Weil<br />
die EBLs besonders leicht sind, eignen<br />
sie sich bestens für die Serienfertigung.<br />
Und verglichen mit Druckluftwerkzeugen<br />
sind sie sehr leise.“ Zudem seien sie<br />
echte Einhand-Werkzeuge, so dass immer<br />
eine Hand zum Einfädeln der Schrauben<br />
frei bleibe. Und die optional verfügbare<br />
Soft-Stopp-Funktion reduziere beim<br />
Auslösen der Abschaltkupplung die auf<br />
die Hand der Werkerinnen und Werker<br />
wirkende Reaktionskraft um 80 %. Ge -<br />
messen an gewöhnlichen Werkzeugen,<br />
sei die körperliche Belastung also deutlich<br />
geringer.<br />
Einen weiteren Beitrag in diese Richtung<br />
leistet die richtige Aufhängung: „Da sich<br />
viele Handgriffe wiederholen, haben wir<br />
die Schrauber standardmäßig mit Federzügen<br />
so positioniert, dass die Kolleginnen<br />
und Kollegen das Werkzeug nicht<br />
mehr zu heben brauchen.“ Die Balanceraufhängung<br />
halte die EBLs immer an der<br />
richtigen Stelle und spare Kraft und Zeit.<br />
Präzision<br />
schafft Qualität<br />
Neben der Bedienerfreundlichkeit legt<br />
der Ingenieur besonderes Augenmerk auf<br />
eine beständige Montagepräzision. Diese<br />
Kontinuität ist von größter Wichtigkeit.<br />
„Mit den EBL-Schraubern machen wir<br />
über alle Schraubentypen hinweg gute<br />
Erfahrungen. Die Wiederholgenauigkeit<br />
der handlichen Geräte ist bei Gewindewie<br />
selbstfurchenden Schrauben gleichermaßen<br />
konstant hoch“, bestätigt<br />
Hermann Zeuß anhand der Messergebnisse<br />
und -protokolle seiner Qualitäts -<br />
sicherung. Die Überwachung und regelmäßige<br />
Gegenmessungen geben Zeuß die<br />
Gewissheit, über die richtigen Werkzeuge<br />
für alle seine Schraubfälle zu verfügen.<br />
hw<br />
info<br />
EBL-Schrauber: 510<br />
DK 2-2013 11
Feinmechanik/Lifestyle<br />
Steuerung speichert Parametersätze für verschiedene Brillenmodelle<br />
Flexible Brillen flexibel montiert<br />
Die Sport- und Lifestyle-Brillen der Marke Gloryfy sind absolut bruchsicher. Montiert werden sie<br />
mit einem elektronisch gesteuerten Kleinschrauber des Typs MicroTorque ETD M von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> Tools. Die Steuerung des Werkzeugs verwaltet die Parametersätze für verschiedene Brillenmodelle;<br />
montiert wird unter anderem mit selbstschneidenden M1,4-Schrauben bei wenigen<br />
Newton-Zentimetern.<br />
Bilder: Thomas Preuß<br />
Sportarten wie Biken, Skaten, Klettern<br />
und Surfen machen nicht nur Spaß, sie<br />
sind auch eine Herausforderung für den<br />
Sportler: Er muss seinen Körper beherrschen,<br />
reaktionsschnell und hochkonzentriert<br />
sein – und die richtige Ausrüstung<br />
tragen. Einem Teil dieser Ausrüstung<br />
– der Sportbrille – hat sich die IQ<br />
brand, design & production GmbH im<br />
österreichischen Zillertal verschrieben.<br />
Sie stellt Brillen der Marke „Gloryfy<br />
unbreakable“ her. Diese<br />
„unkaputtbaren“ Brillen<br />
hat Erfinder<br />
und Firmenchef<br />
Christoph<br />
Egger vor<br />
allem für<br />
Hochleistungssportler<br />
konzipiert.<br />
Auslöser für<br />
die Produktidee war<br />
der Sportunfall eines<br />
Freundes, der durch seine Brille<br />
eine schwere Augenverletzung erlitt.<br />
Egger entwickelte gemeinsam mit<br />
Kunststoffherstellern ein bruchfreies<br />
Material als Basis für seine unzerbrechlichen<br />
Brillen.<br />
Denn die Brille sollte schließlich die<br />
Augen gegen Zugluft, Sonne oder<br />
umherfliegende Partikel schützen – und<br />
nicht selbst zum Risiko werden. Nicht<br />
nur der Rahmen der „Gloryfy unbreakable“<br />
ist daher flexibel, auch die Gläser<br />
sind biegsam – und können bei Unfällen<br />
Per Vakuum werden die kleinen<br />
Schlitzschrauben aufgenommen<br />
den Augen nicht mehr gefährlich<br />
werden.<br />
Schrauber befestigt Logos und<br />
schont die Finger<br />
In Mayrhofen im Zillertal liegt die Produktionsstätte<br />
des jungen Unternehmens,<br />
das erst seit fünf Jahren am Markt<br />
ist. Hier werden die Brillen gefertigt,<br />
auf Qualität geprüft und verpackt. Zwei<br />
Mitarbeiterinnen für Montagetechnik<br />
und Qualitätssicherung,<br />
Sonja Dornauer<br />
und Yvonne<br />
Hotter,<br />
schrauben mit<br />
Hilfe eines<br />
MicroTorque-<br />
Schraubers von<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />
die Logos seitlich an<br />
die Bügel der Sport-Style-<br />
Brillen, mit denen Gloryfy in Österreich<br />
bekannt wurde. Mittlerweile gibt es auch<br />
eine modischere Lifestyle-Kollektion.<br />
Die nur 4 mm langen Schlitzschrauben<br />
der Größe M 1,4, mit denen<br />
das Gloryfy-Markenzeichen fest<br />
an die Bügel der Sport-Style-<br />
Brillen montiert wird, zogen<br />
Sonja Dornauer und Yvonne<br />
Hotter bis vor einem Jahr noch<br />
mit einem Handschrauber an. „Wir<br />
mussten die Schrauben mit den Fingerspitzen<br />
aufnehmen, einfädeln und mit<br />
dem Handschrauber festziehen“, sagt<br />
Dornauer. „Da taten uns mit der Zeit<br />
ganz schön die Finger weh.“ Für die größer<br />
werdenden Stückzahlen war dieser<br />
Prozess ungeeignet. Das Unternehmen<br />
suchte und fand eine Lösung: einen elektronisch<br />
gesteuerten MicroTorque-<br />
Schrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools.<br />
Mit dem Modell ETD M 25 AVD montieren<br />
die Mitarbeiterinnen heute<br />
schmerzfrei – und weit schneller als früher.<br />
Ungefähr 700 Brillen schaffen sie<br />
am Tag. Der gesteuerte Elektro-Handschrauber<br />
lässt sich leicht bedienen, und<br />
im Gegensatz zur manuellen Montage<br />
müssen die Frauen jetzt nicht mehr „mit<br />
Druck“ arbeiten. Weitere Vorteile des<br />
MicroTorque-Schraubers sind der komfortable<br />
Griff und das geringe Gewicht.<br />
Der Elektroschrauber arbeitet außerdem<br />
sehr leise.<br />
Die Bügel der Lifestyle-Brillen werden<br />
mit Scharnieren und pro Seite<br />
vier Schrauben am Korpus befestigt.<br />
Die MicroTorque-Focus-Steuerung<br />
speichert die Parametersätze für alle<br />
Brillenmodelle<br />
12 DK 2-2013
Feinmechanik/Lifestyle<br />
MicroTorque<br />
Elektroschrauber für niedrigste<br />
Drehmomente ab 0,005 Nm<br />
Für empfindliche Elektronikbauteile<br />
geeignet (ESD-zertifiziert)<br />
Verschiedene Anziehstrategien<br />
und -parameter<br />
Höchste Präzision und gute Ergonomie<br />
Verwaltet bis zu 64 Parametersätze<br />
Zweistufige Montage auf<br />
10,5 Newton-Zentimeter<br />
Sehr komfortabel geht heute die Aufnahme<br />
der Schrauben vonstatten: Sie<br />
werden zu Dutzenden in einem Tray am<br />
Arbeitsplatz bevorratet. Der hat ein kleine<br />
Vorratswanne und 50 Mini-Trichter.<br />
Wenn Sonja Dornauer den Tray schüttelt,<br />
bewegen sich die Schrauben zu den<br />
Trichtern und kommen mit dem Köpfchen<br />
nach oben zum Liegen – bereit für<br />
die Montage. Das <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Schraubwerkzeug<br />
wiederum hat eine automatische<br />
Ansaug-Vorrichtung, so dass die<br />
Mitarbeiterin die Schrauben mühelos<br />
lagerichtig aufnehmen und zur Schraubstelle<br />
führen kann. In zwei Stufen zieht<br />
der M 25 AVB dann auf das vorgegebene<br />
Drehmoment an. „Nach einer langsameren<br />
Findestufe dreht der Schrauber<br />
schneller und schaltet bei 10,5 Newtonzentimetern<br />
ab“, erklärt Sonja Dornauer<br />
(10,5 Ncm = 0,105 Nm).<br />
Während die Logos theoretisch noch mit<br />
der Hand montiert werden könnten, ist<br />
der MicroTorque-Schrauber für die Montage<br />
der neuen Brillenmodelle aus der<br />
Lifestyle-Kollektion unersetzlich. Diese<br />
Serie sei ebenfalls bruchsicher, heißt es,<br />
aber nicht unbedingt für den Hochleistungssport<br />
ausgelegt. Denn die Bügel und<br />
Rahmen sind viel dünner als diejenigen<br />
der Sportbrillen. Und während Bügel,<br />
Rahmen und Gläser der Sportmodelle<br />
durch einen Klickmechanismus miteinander<br />
verbunden sind – und sich bei<br />
Überdehnung automatisch<br />
lösen –, sind die<br />
Bügel an den Lifestyle-<br />
Brillen mit Scharnieren<br />
verschraubt.<br />
Selbstschneidende<br />
Schrauben<br />
Die Scharniere werden<br />
mit vier selbstschneidenden<br />
Kreuzschlitzschrauben<br />
(M 1,4 x 2,5) je Seite<br />
montiert. „Von Hand wäre das gar<br />
nicht möglich“, betont Dornauer.<br />
Rechts: Für das Foto<br />
macht Sonja Dornauer<br />
vor, wie „feinmechanisch“<br />
die Arbeit von<br />
Hand früher war:<br />
Schon die Schraube<br />
mit den Fingern aufzunehmen,<br />
wäre sicher<br />
nicht jedermanns Sache ...<br />
Unten: Nach dem<br />
Ein fädeln wurde mit<br />
einem Hand-<br />
Schraubendreher<br />
montiert<br />
„So viel Kraft kann man mit den Fingern<br />
kaum aufbringen, dass sich die<br />
Schraube selbst ein Loch furcht.“ Auch<br />
diese Brillen werden daher mit dem<br />
MicroTorque montiert, der alle acht<br />
Schrauben je Brille sicher anzieht.<br />
In der MicroTorque-Focus-Steuerung des<br />
ETD M 25 AVB sind die Parametersätze<br />
für beide Schraubfälle – die Logos und<br />
die Scharniere – gespeichert. Die Programmierung<br />
hat ein Experte von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> Tools vorgenommen. Dornauer<br />
und Hotter wählen einfach das Programm,<br />
das sie gerade benötigen. Die<br />
MicroTorque-Serie umfasst übrigens<br />
Steuerungen für bis zu 64 verschiedene<br />
Parametersätze und 15 Jobs. Damit ist<br />
das Werkzeug ungefähr so flexibel und<br />
vielseitig wie die Brillenkollektion, die<br />
mit ihm montiert wird. Als Anziehstrategien<br />
sind neben Drehmomentsteuerung<br />
auch Drehwinkel- und Drehzahlsteuerung<br />
möglich.<br />
Zweiter Schrauber für noch kleinere<br />
Drehmomente kommt in Kürze<br />
Für die Verschraubung der Scharniere lag<br />
das Drehmoment zum Zeitpunkt unseres<br />
Gesprächs noch etwas über dem optimalen<br />
Wert. „Ein Drehmoment von sechs<br />
Newtonzentimetern wäre ideal“, sagt<br />
Dornauer. Der ETD M 25 ist jedoch für<br />
Drehmomente von 7,5 bis 25 Ncm ausgelegt.<br />
Da man mit dem MicroTorque<br />
ansonsten hochzufrieden ist, hatte Gloryfy<br />
bereits ein weiteres Gerät bestellt:<br />
Der MicroTorque ETD M 10 A 400 A<br />
eignet sich für noch kleinere Drehmomente<br />
zwischen 3 und 10 Ncm – und<br />
wurde kurz vor Erscheinen dieses Heftes<br />
in Betrieb genommen.<br />
Dann ist das Unternehmen für zukünftige<br />
Projekte noch besser aufgestellt: 2013<br />
werden die Österreicher schätzungsweise<br />
80 000 bis 100 000 Gloryfy-Brillen verkaufen.<br />
Und 2014 kommt die Brille sogar<br />
ins Kino: Eine Dokumentation beschreibt<br />
das Abenteuer von Kletter-Wunderkind<br />
David Lama am Cerro Torre in Chile.<br />
Mit dabei: diverse Gloryfy-Modelle, die<br />
Lama bei seiner Erstbesteigung verwendet<br />
hat, um seine Augen vor der aggressiven<br />
Höhensonne und herunterfallenden<br />
Fels- und Eisbrocken zu schützen. up<br />
info<br />
MicroTorque-Schrauber: 511<br />
DK 2-2013 13
Nachrichten<br />
MicroTorque-Schraubsystem<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools auf der Productronica (12. bis 15. November)<br />
Noch bessere Kontrolle<br />
bei kleinsten Schrauben<br />
Auf der Productronica in München präsentiert <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />
vor allem Lösungen für die Montage mit sehr kleinen Schrauben.<br />
Diese wird durch eine neue Schraubstrategie erleichtert, die ab<br />
sofort für die MicroTorque-Schraubsysteme verfügbar ist. Außerdem<br />
bringt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> im Winter erstmals ein eigenes Schraubsystem<br />
mit automatischer Schraubenzuführung auf den Markt.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> erleichtert Anwendern die<br />
Montage mit sehr kleinen Schrauben. Auf<br />
der Productronica, Fachmesse für Elektronikfertigung,<br />
präsentiert das Unternehmen<br />
erstmals eine neue Montagestrategie<br />
für die MicroTorque-Schraubsysteme:<br />
eine Kontrollstufe für das Erkennen der<br />
Kopfauflage der Schrauben (Halle B2,<br />
Stand 102). Die Messe findet vom 12.<br />
bis 15. November in München statt.<br />
System kompensiert<br />
Reibwert-Abweichungen<br />
„Die Kopfauflage-Erkennung löst Problemfälle<br />
in der Schraubmontage mit<br />
Kleinstdrehmomenten“, erklärt Produktspezialist<br />
Rainer Kloo. „Die neue Kontrollstufe<br />
verwendet einen intelligenten<br />
Algorithmus, um den kompletten<br />
Schraubprozess zu überprüfen und Abweichungen<br />
in der Verbindung zu kompensieren.“<br />
So erkenne das System beim<br />
Eindrehen der Schraube deren Kopfauflage,<br />
gleiche unterschiedliche Reibung<br />
während des Montageablaufs aus und<br />
bringe in jede (gleichartige) Verschraubung<br />
nach der Kopfauflage zuverlässig<br />
die gleiche Klemmkraft ein.<br />
Bei der Montage mit kleinen Drehmomenten<br />
treten häufig Variationen der<br />
Für die Stabschrauber<br />
des Tensor-ES-<br />
Schraubsystems<br />
(links) stehen<br />
Anfang 2014 automatische<br />
Zuführsysteme<br />
zur Verfügung.<br />
Unten eine<br />
CAD-Zeichnung<br />
einer möglichen<br />
Umsetzung<br />
Reibwerte auf, sei es durch unterschiedlich<br />
große Durchmesser der Bohrungen,<br />
der Schrauben selbst oder durch unebene<br />
Gewinde. Auch nicht-zentrisch eingesetzte<br />
Schrauben führen vielfach zu Problemen.<br />
Die Kopfauflage-Kontrollstufe<br />
erkennt all diese Problemfälle, eliminiert<br />
Setzerscheinungen und vermeidet „überrissene“<br />
Verschraubungen. Die Schraubstrategie<br />
steht für die MicroTorque-Steuerungen<br />
des Typs Focus 400 zur Verfügung<br />
und kann bei Drehmomenten von<br />
0,005 bis 2,5 Nm eingesetzt werden.<br />
Eigene Schraubenzuführung für<br />
Tensor-ES-Elektroschrauber<br />
Ein weiteres Highlight am Messestand<br />
wird eine neu entwickelte Schraubenzuführung<br />
sein: Erstmals bietet <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
ab 2014 ein eigenes System zur automatischen<br />
Schraubenzuführung an. Dieses<br />
wird mit der jüngsten Elektroschrauber-<br />
Generation Tensor ES und der Power-<br />
Focus-600-Steuerung kompatibel sein.<br />
Stabschrauber dieser Serie stehen für<br />
Drehmomente zwischen 0,8 und 50 Nm<br />
zur Verfügung (Winkelschrauber bis<br />
100 Nm).<br />
Diese Werkzeuge erleichtern Anwendern<br />
den Umstieg von Druckluftschraubern<br />
auf gesteuerte Systeme. Der Tensor ES ist<br />
ergonomisch aufgebaut, sehr leicht zu<br />
bedienen – und er steigert gegenüber dem<br />
Einsatz von Druckluftwerkzeugen die<br />
Prozesssicherheit in der Montage. Mit<br />
dem Power-Focus-600-System können<br />
Anwender sofort losschrauben, denn die<br />
Handhabung der Steuerungen erfordert<br />
nur drei schnelle Schritte:<br />
1. Schraubstrategie auswählen,<br />
2. gewünschtes Drehmoment eingeben,<br />
3. schrauben!<br />
Die in diesem System erstmals umgesetzte<br />
Schraubstrategie Turbo-Tight vermindert<br />
das Reaktionsmoment praktisch<br />
auf Null und beschleunigt den Verschraubungsprozess<br />
gegenüber dem früheren<br />
Einstiegsmodell Tensor DS um 20<br />
bis 60 %, etwa durch die höheren Drehzahlen<br />
des neu entwickelten Schraubermotors.<br />
tp<br />
info<br />
MicroTorque-Systeme: 511<br />
Power Focus 600: 512<br />
Schraubenzuführung: 513<br />
14 DK 2-2013
Nachrichten<br />
Neuer Katalog<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools hat seinen Hauptkatalog<br />
völlig überarbeitet. Angewachsen auf<br />
364 Seiten, präsentiert der neue Katalog<br />
zahlreiche Lösungen für mehr Produktivität,<br />
bessere Ergonomie und niedrigeren<br />
Energieverbrauch – vor allem das wohl<br />
umfangreichste Sortiment an pneumatischer<br />
und elektrischer Schraubtechnik<br />
inklusive ausgeklügelter Qualitätsüber wachung.<br />
Das Werk listet daneben Schleifund<br />
Bohrmaschinen, Niet- und Meißelhämmer<br />
ebenso auf wie Druckluftmotoren,<br />
Zubehör für Elektro- und Druckluftwerkzeuge<br />
sowie für die Installation eines<br />
Druckluftsystems. Besonders weit reicht<br />
das Dienstleis tungsangebot: von der einfachen<br />
Reparatur über vorbeugende Wartung<br />
und Instandhaltungsprogramme bis<br />
hin zu Messund<br />
Kalibrierdienstleistungen<br />
sowie Prozessoptimierungen.<br />
hw<br />
info<br />
Katalog Industrie-Tools: 514<br />
Neuer Geschäftsbereich Vakuumtechnik<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> expandiert<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat im Konzernbereich<br />
Kompressortechnik die neue Division<br />
„Vacuum Solutions“ gegründet. Präsident<br />
wird Geert Follens. In dem neuen<br />
Geschäftsbereich werden die bisherigen<br />
Vakuum-Aktivitäten sowie das Geschäft<br />
der britischen Edwards Group Ltd. ge -<br />
bündelt. Im August hatte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
verkündet, den Hersteller von Vakuumtechnik,<br />
Abgasmanagement- und Abwasserbehandlungs-Lösungen<br />
für 1,6 Mrd.<br />
US-Dollar übernehmen zu wollen.<br />
Edwards hat derzeit über 3200 Beschäftigte<br />
und setzte im vergangenen Jahr<br />
595 Mio. Pfund um (rund 750 Mio.<br />
Euro). Vakuumtechnik ist essenzieller<br />
Bestandteil zahlreicher Fertigungsprozesse,<br />
etwa in der Herstellung von Halbleitern,<br />
Flachbildschirmen, in der Solar -<br />
industrie oder bei der Stahlentgasung, um<br />
hochreinen Stahl zum Beispiel für die<br />
Flugzeugproduktion zu erzeugen.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat die Vakuumtechnik als<br />
strategisches Wachstumsfeld definiert<br />
und mit der neuen Division nun die organisatorischen<br />
Voraussetzungen für die<br />
Entwicklung des Geschäftes geschaffen.<br />
Die Division wird die gesamte Wertschöpfungskette<br />
verantworten: von der<br />
Produktentwicklung über die Beschaffung<br />
und Fertigung hin zu Vertrieb und<br />
Service. Die Zentrale wird im britischen<br />
Crawley angesiedelt, wo Edwards seinen<br />
Stammsitz hat.<br />
tp<br />
Workshops bereiten auf Schraubtechnik-Audits vor<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools bietet Intensiv-Workshops an,<br />
die auf ISO- oder Zertifizierungsaudits vorbereiten.<br />
Teilnehmer erfahren alles, was nötig ist, um<br />
sicher durch ein ISO-9001- oder TS-16 949-<br />
Audit in Sachen Schraubtechnik zu kommen: ob<br />
ihr Betrieb alle Punkte in der Schraubtechnik erfüllt,<br />
was die gültigen Normen fordern und vor<br />
allem, was aktueller Stand der Technik ist.<br />
„Außerdem erklären wir ausführlich, was Betriebe<br />
tun müssen, um bei Audits ihrer Kunden<br />
zu bestehen“, sagt Christian Grötzinger, Qualitätsmanagement-Auditor.<br />
Für viele Unternehmen sei es ein großes Problem,<br />
dass sie ihren Kunden gegenüber belegen müssten,<br />
die Qualität in der Montage zu sichern, ihnen<br />
aber zum Beispiel Nachweise für Kalibrierungen<br />
fehlen. „Heutzutage muss die Industrie ja nicht<br />
nur sicherstellen, dass sie prozesssicher arbeitet,<br />
sondern man muss dokumentieren, wie man<br />
dieses tut“, weiß Grötzinger. „Hier können wir<br />
passend beraten und die Lücken schließen.“<br />
In den Workshops nimmt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools die<br />
Ist-Situationen der Fachbereiche des teilnehmenden<br />
Unternehmens auf, analysiert sie und<br />
zeigt in einem Ergebnisbericht das Verbesserungspotenzial<br />
auf. Die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Berater präsentieren<br />
außerdem Ansätze zur weiteren Optimierung<br />
im Bereich der Schraub technik. Die Teilnehmer<br />
können daraus Maßnahmen ableiten, um<br />
ihre Prozesse besser und sicherer zu machen,<br />
die Produktqualität zu verbessern,<br />
Qualitätskosten zu senken und<br />
ihre Produktivität zu steigern.<br />
„Wir unterstützen gern bei allen Maßnahmen“,<br />
betont Christian Grötzinger. „Sei es bei der Umorganisation<br />
von Arbeitsplätzen, der Auswahl<br />
der geeigneten Schraubtechnik und des richtigen<br />
Anzugsverfahrens, der Programmierung oder Inbetriebnahme<br />
und natürlich dem Aufsetzen passender<br />
Qualitätsstrategien.“<br />
info<br />
Audit-Workshops: 515<br />
DK 2-2013 15
Bilder: Michael Corban; Thomas Preuß; Degussa; Shutterstock<br />
Ölfreie Druckluft: Z-Serie erfüllt „Class 0“ der ISO 8573-1: 2010<br />
Eine saubere Sache<br />
In vielen Branchen geht’s nicht ohne ölfreie Druckluft. Nicht nur in<br />
der Lebensmittel- und Getränkeindustrie gilt in dieser Hinsicht ein<br />
absolutes Reinheitsgebot; auch in der Textil- oder Elektronikindustrie,<br />
der Beschichtungs- oder Medizintechnik sind Ölrückstände in<br />
der Druckluft ein No-Go. Die Kompressorenflotte der Z-Serie erfüllt<br />
diesen Anspruch zu 100 %. Zudem sinken mit absolut ölfreier Verdichtung<br />
auch die Betriebs- und Wartungskosten deutlich.<br />
„Unsere Arbeitsluft muss vollkommen<br />
rein und vor allem ölfrei sein“, sagt Dieter<br />
Kubacki, Abteilungsleiter Maschinen-<br />
Anlagen bei der Steinfurter Privatbrauerei<br />
A. Rolinck GmbH & Co. KG.<br />
Denn diese komme mit dem Bier zum<br />
Beispiel dann in Kontakt, wenn Tanks<br />
leergedrückt werden. „Für uns kommen<br />
deswegen nur ölfrei verdichtende Kompressoren<br />
in Frage“, fährt er fort. „<strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> hatte hier von Anfang an mit seinen<br />
Trockenläufern die Nase vorn.“<br />
Prinzipiell werden auf dem Markt auch<br />
Lösungen angeboten, die mit öleingespritzten<br />
Verdichtern arbeiten, gefolgt von<br />
einer Aufbereitung mit Ölabscheidern<br />
und Filtern. Dies führt zwar zu technisch<br />
reiner Luft, doch geht der Anwender ein<br />
hohes Risiko ein. Denn ein defekter Filter<br />
würde genügen – und schon wäre<br />
nicht nur das Bier ungenießbar, sondern<br />
die komplette Anlage kontaminiert, was<br />
wiederum hohe Reinigungskosten nach<br />
sich zöge. „Vor diesem Hintergrund rechnen<br />
sich ölfrei verdichtende Kompressoren<br />
sehr schnell“, sagt Kubacki. In der<br />
Brauerei arbeiten daher vier energiesparende,<br />
wassergekühlte Ölfrei-Drehzahnkompressoren:<br />
ein ZR 50 VSD, ein ZR 37<br />
und zwei ZR 30. Für die Steinfurter sinkt<br />
so das Risiko, Produkte und Anlagen mit<br />
Ölspuren zu kontaminieren, auf Null.<br />
„Unsere gesamte ölfrei verdichtende<br />
Kompressorenflotte ist gemäß Class 0<br />
zertifiziert“, betont Reimund Scherff,<br />
Geschäftsbereichsleiter Ölfreie Kompressoren<br />
bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>. „Das Prüfverfahren<br />
gemäß ISO 8573-1: 2010 wurde<br />
anhand der strengsten derzeit existierenden<br />
Prüfmethoden und unter Simulation<br />
realistischer industrieller Einsatzbedingungen<br />
durchgeführt.“ In keinem Test<br />
konnten Ölspuren nachgewiesen werden.<br />
Alle Ölfrei-Technologien sind gemäß<br />
ISO 8573-1 zertifiziert<br />
Alle Ölfrei-Technologien von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> wurden nach der neuen Norm zertifiziert.<br />
Eingeschlossen sind also Zentrifugal-,<br />
Drehzahn-, Scroll-, Kolben-, wassereingespritze<br />
Schrauben-, ölfrei verdichtende<br />
Schrauben- und kombinierte<br />
Vier-Stufen-Kolben-/Schraubenkompressoren<br />
sowie die mobilen P-Serien als<br />
Mietkompressoren.<br />
Diese Kompressoren liefern 100 %<br />
ölfreie Druckluft für die Textil-, Lebensmittel-<br />
und Getränke-, Bergbau-, Offshore-<br />
und Elektronikindustrie (einschließlich<br />
Halbleiterfertigung und Reinräume),<br />
für Lackierstraßen der Automobilindustrie,<br />
für die Wasseraufbereitung<br />
von Stadtwerken, für kritische medizinische<br />
Anwendungen in Krankenhäusern<br />
sowie für Pharmazeutik-, Chemie- und<br />
Kosmetikhersteller.<br />
16 DK 2-2013
Management-Wissen: Ölfreie Kompressoren<br />
Der Buchstabe Z kennzeichnet jeweils<br />
die Ölfreiheit. So steht etwa ZR 50 VSD<br />
für einen wassergekühlten (R), absolut<br />
ölfrei verdichtenden Drehzahnkompressor<br />
mit 50 kW installierter Leistung und<br />
variabler, geregelter Drehzahl (VSD =<br />
Variable Speed Drive).<br />
Eine luftgekühlte Variante (gekennzeichnet<br />
durch den Buchstaben T) aus <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong>s Drehzahnkompressoren-Serie<br />
setzt die Tartex + Dr. Ritter GmbH ein.<br />
Der Hersteller vegetarischer Nahrungsmittel<br />
mit Sitz in Freiburg nutzt<br />
den ZT 37 VSD für den Betrieb und die<br />
Steuerung seiner Abfüll- und Verpackungsanlagen.<br />
„In der Lebensmittelproduktion<br />
kommen für uns nur ölfrei verdichtende<br />
Kompressoren in Frage“, sagt<br />
Karl-Heinz Götzmann, zuständig für die<br />
Technischen Dienste bei Tartex. „Die<br />
Druckluft kommt zwar nicht mit den<br />
Nahrungsmitteln in Kontakt, doch mit<br />
ölfreier Druckluft schließen wir jedes<br />
Risiko aus.“ Außerdem verlange der Handel<br />
danach.<br />
Spinnereien, Webereien und Färbebetriebe<br />
setzen auf ölfreie Druckluft. Denn verunreinigte<br />
Luft würde Produktionsausfall,<br />
Ausschuss und Imageverlust bedeuten<br />
Markt.DenneinStoffdesigner lässt seine<br />
Entwürfe selbstredend nur in solchen<br />
Unternehmen spinnen und weben, die in<br />
der Lage sind, ihm einwandfreie Qualität<br />
zu liefern. Mit Öl verunreinigte Druckluft<br />
wäre also nicht nur mit Produktionsausfällen<br />
und Ausschuss verbunden, sondern<br />
kann für den Hersteller auch einen Imageverlust<br />
bedeuten, der sich nur schwer korrigieren<br />
lässt.<br />
Mit dem Einsatz der ölfreien Kompressoren<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> sind die Betriebe<br />
auf der sicheren Seite. Darüber hinaus<br />
können sie von der energieeffizienten<br />
Technologie profitieren und den reduzierten<br />
Betriebs- und Wartungskosten;<br />
denn es müssen zum Beispiel keine Ölfilter<br />
gewechselt und keine Entsorgungskosten<br />
für ölhaltiges Kondensat aufgewendet<br />
werden. Aus diesem Grund nutzt<br />
auch die Xentrys Leuna GmbH drei ölfrei<br />
verdichtende Schraubenkompressoren<br />
Dieter Kubacki,<br />
Abteilungsleiter<br />
bei der Brauerei<br />
A. Rolinck<br />
«<br />
Unsere Arbeitsluft muss<br />
vollkommen rein und ölfrei<br />
sein, denn das Bier<br />
kommt im Herstellungsprozess<br />
mit der Luft in<br />
Kontakt. Nur ein Tropfen<br />
Öl, und das Bier wäre<br />
ungenießbar – und wir<br />
müssten die komplette<br />
»<br />
Anlage reinigen.<br />
des Typs ZR 500 VSD sowie einen<br />
ZR 400 ohne Drehzahlregelung. Der<br />
Teppichgarnhersteller verbraucht im<br />
Schnitt 8000 bis 9000 Nm 3 Luft pro<br />
Stunde, um aus Kunststoffen wie Polypropylen<br />
und Polyamid Fasern herzustellen,<br />
die anschließend zu einem Garn<br />
gesponnen und dabei gestaucht, gedehnt<br />
und gekräuselt werden.<br />
UmdieKostenindenGriffzubekommen,<br />
nahmen die Leunaer ihr Druckluftsystem<br />
unter die Lupe und konnten durch<br />
den Einsatz der drehzahlgeregelten Kompressoren<br />
dessen Energieverbrauch um<br />
knapp ein Viertel senken. „Aufgrund des<br />
Ölfreiheit für ein sauberes Image in<br />
der Textilindustrie<br />
Auch in der Textilindustrie – in Spinnereien,<br />
Webereien oder Färbereibetrieben –<br />
ist die absolute Reinheit der Druckluft<br />
Voraussetzung für eine effiziente Produktion<br />
und ein erfolgreiches Agieren am<br />
Druckluftstation mit ölfrei verdichtenden<br />
Kompressoren bei Bosch. Der Automobil-<br />
Elektronik-Hersteller hat zudem eine<br />
Wärmerückgewinnung installiert, mit der<br />
über 90 % der Verdichtungswärme für<br />
andere Prozesse wiedergewonnen wird<br />
DK 2-2013 17
Management-Wissen: Ölfreie Kompressoren<br />
Produktionsprozesses ist ein stark<br />
schwankender Volumenstrom bei uns die<br />
Regel“, erklärt Axel Sadlo, Leiter der<br />
Technik bei Xentrys. „Bricht beim Spinnen<br />
ein Faden, benötigen wir zum Wiedereinfangen<br />
und Auflegen auf die<br />
Maschine umgehend rund 500 bis 600<br />
Normkubikmeter Druckluft zusätzlich.“<br />
Der Hersteller setzt zudem auf Wärmerückgewinnung,<br />
um den Energiebedarf<br />
der Drucklufterzeugung zu minimieren.<br />
Rund 80 bis 90 % der Verdichterarbeit<br />
werden in Form von Wärme zurückgewonnen.<br />
„Über die Wasserkühlung der<br />
Kompressoren nutzen wir diese Abwärme<br />
in der Klimaanlage der Spinnerei“,<br />
berichtet Sadlo. Zudem wird mit der<br />
Abluft aus der Verdichterstation im Winter<br />
die Lagerhalle erwärmt.<br />
Auch bei der Kehlheim Fibres GmbH,<br />
die aus Zellstoff jährlich rund 75 000 t<br />
Viskosefasern für Hygieneprodukte,<br />
Teebeutel, medizinische OP-Kleidung<br />
oder Geldscheine herstellt, bestand<br />
neben dem Wunsch nach absoluter Ölfreiheit<br />
die Notwendigkeit, den Energieverbrauch<br />
zu reduzieren. Dies gelang mit<br />
der Installation des drehzahlgeregelten<br />
ZR 315 VSD, der – zusammen mit drei<br />
weiteren ZR-Kompressoren mit fester<br />
Drehzahl – vom Energiesparsystem<br />
ES 130 V effizient geregelt wird.<br />
Prozesssicherheit und einwandfreie<br />
Produkte<br />
Ein weiteres Beispiel ist Evonik Degussa<br />
in Wesseling. Hier ist ein „sauberer“ Produktionsprozess<br />
ein absolutes Muss. Das<br />
Unternehmen stellt die Aminosäure<br />
Methionin her, ein Futtermittel-Ergänzungsstoff,<br />
sowieSilicaprodukte, die<br />
bei der Reifenherstellung oder in der Produktion<br />
von Zahnpasta verwendet werden.<br />
Bei der Herstellung kommt die<br />
Druckluft direkt mit den flüssigen Grundstoffen<br />
oder den fertigen Pulvern in<br />
Berührung und darf<br />
daher kein einziges<br />
Tröpfchen Öl enthalten:<br />
„Öl könnte kondensieren<br />
und sich an<br />
Oberflächenveredeler<br />
Hersteller von<br />
medizinischen<br />
Produkten<br />
Spinnereien<br />
Anwender zahlreicher<br />
Branchen<br />
setzen auf die<br />
ölfreie Verdichtung<br />
das Produkt anlagern“,<br />
streicht Planungsingenieur<br />
Heinz Blindert<br />
heraus, „das kann zu<br />
verschiedenen Problemen<br />
führen, die wir<br />
nicht dulden können.“<br />
Im weniger schlimmen<br />
Fall bilden sich<br />
Agglomerationen, die<br />
ein nicht spezifikationsgerechtes<br />
Endprodukt<br />
zur Folge hätten;<br />
dieses wäre unverkäuflich,<br />
weil es Probleme<br />
bei der Weiterverarbeitung machen<br />
könnte. Noch dramatischer wäre eine –<br />
eventuell die Tiergesundheit gefährdende<br />
– Kontamination von Futtermitteln. „Eine<br />
Druckluft mit Aerosolen wäre also für<br />
uns nicht tragbar“, fasst Blindert zusammen.<br />
Degussa hat einen sehr hohen Luftbedarf<br />
und setzt daher ölfreie ZH-Turbokompressoren<br />
sowie Schraubenverdichter<br />
der ZR-Reihe ein.<br />
Betriebe der Oberflächentechnik legen<br />
ebenfalls großen Wert auf ölfreie Verdichtung.<br />
So sind etwa wasserlösliche<br />
Lacke extrem<br />
empfindlich gegen Ölverunreinigungen.<br />
Selbst kleinste<br />
Ölspuren können ganze Produktchargen<br />
verändern oder unbrauchbar machen.<br />
Rückrufaktionen, Rufschädigung und<br />
teure Produktionsausfälle durch aufwendige<br />
Reinigungsarbeiten können die Folgen<br />
sein.<br />
So war Ölfreiheit eine wichtige Forderung,<br />
als der Automobilzulieferer<br />
18 DK 2-2013
Management-Wissen: Ölfreie Kompressoren<br />
ihrer Druckluft mit<br />
Hilfe von Class-0-<br />
Kompressoren von<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>:<br />
Feinkosthersteller<br />
fen, obwohl die<br />
Beschichtungsanlage<br />
selbst noch einmal<br />
über eine in sich<br />
geschlossene Luftver-<br />
Maschinen von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ersetzt. „Vor<br />
allem für die Fertigungsprozesse brauchen<br />
wir ölfreie Luft, denn unsere<br />
Maschinen drehen sonst durch“, illustriert<br />
Christian Lübke, zuständig für die Versorgungstechnik,<br />
und ergänzt: „Stellen<br />
Sie sich mal vor, es geriete Öl auf die<br />
Leiterplatten. Das geht gar nicht!“<br />
Brauereien<br />
Geringere Betriebsund<br />
Wartungskosten<br />
Webereien<br />
Chemische Industrie<br />
Webasto die neue Druckluftversorgung<br />
in seinem<br />
Werk in Schierling konzipierte.<br />
„Die Luft in unserer<br />
neuen Halle muss frei von Öl und Silikon<br />
sein“, erläutert Werner Czech, zuständig<br />
für die zentralen Werksdienste. „Wir fertigen<br />
hier unter anderem das Polycarbonat-Dach<br />
des Smart Fortwo, das beschichtet<br />
werden muss, um kratzfest zu<br />
sein.“ Im neuen Gebäude hätte deshalb<br />
auch kein Silikon verbaut werden dür-<br />
sorgung verfüge, so<br />
Czech weiter. Nach<br />
einer Luftanalyse<br />
könne man heute<br />
sogar sagen, dass die<br />
Luft außerhalb der<br />
Halle stärker belastet<br />
sei als die Druckluft in<br />
der Halle. „Mit unserer<br />
Druckluft könnte<br />
man sogar in einem<br />
Operationssaal arbeiten.“<br />
Klar war damit, dass<br />
die zunächst nur für<br />
das neue Gebäude angedachte Druckluftversorgung<br />
ölfrei verdichtende Kompressoren<br />
benötigt. Um gleichzeitig den<br />
Energieverbrauch zu senken, orderte man<br />
bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> einen drehzahlgeregelten,<br />
ölfrei verdichtenden Schraubenkompressor<br />
vom Typ ZR 90 VSD.<br />
Auch bei der Robert Bosch Elektronik<br />
GmbH, die in ihrem Werk in Salzgitter<br />
Motor-Steuergeräte produziert, hat man<br />
die öleigespritzen Kompressoren nach<br />
und nach durch ölfei verdichtende<br />
Durch die Umstellung benötige man nun<br />
keine Ölfilter mehr, brauche sich keine<br />
Gedanken um die Kondensatentsorgung<br />
zu machen und profitiere zudem von der<br />
geringen Wartungsanfälligkeit der wassergekühlten<br />
ZR-Kompressoren.<br />
Weil die Verfügbarkeit für die Fertigung<br />
100 % betragen muss, arbeiten bei Bosch<br />
in Salzgitter zwei baugleiche Kompressoren-Pärchen,<br />
die sich im wöchentlichen<br />
Rhythmus abwechseln: je ein ZR-275-<br />
und ein ZR-315-VSD-Kompressor. Die<br />
beiden ZR 275 arbeiten mit fester Drehzahl,<br />
die ZR 315 VSD mit variabler, geregelter<br />
Drehzahl. So lässt sich der erzeugte<br />
Volumenstrom effizient an den Bedarf<br />
anpassen. Bei sehr schwacher Last, etwa<br />
Ostern oder Weihnachten, laufen nur die<br />
beiden drehzahlgeregelten Maschinen.<br />
Und selbst an Wochenenden, wenn nicht<br />
produziert wird, darf die Drucklufterzeugung<br />
nicht ruhen, weil einige Öfen rund<br />
um die Uhr laufen.<br />
sb<br />
info<br />
Ölfreie Kompressoren: 516<br />
ZR 30/37/50 (VSD): 517<br />
ZT 37 VSD: 518<br />
ZR 275/315 VSD/500 VSD: 519<br />
Drehzahlregelung: 520<br />
ZH-Turbokompressoren: 521<br />
ES-Energiesparsysteme: 522<br />
DK 2-2013 19
Ausbildung<br />
Girls’ Day begeistert Mädchen für technische Berufe<br />
Technik ist (auch)<br />
Frauensache<br />
19 Schülerinnen aus sechs Ländern erlebten Ende<br />
April den Girls’ Day bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> in Essen. Die<br />
12- bis 14-jährigen Mädchen erfuhren viel zum Beruf<br />
der Mechatronikerin, durften mit einem pneumatischen<br />
Meißelhammer arbeiten und betrachteten das<br />
Innenleben eines Kompressors.<br />
Technik zum Anfassen erlebten 19 Schülerinnen<br />
beim Girls’ Day von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong>, den die Auszubildenden des Essener<br />
Unternehmens selbstständig auf die<br />
Beine gestellt hatten. „Wir wollen den<br />
Mädchen die Angst vor technischen Berufen<br />
nehmen“, sagt Madeleine Blazevic.<br />
„Denn die Ausbildung ist vielseitig, es<br />
gibt gute Perspektiven!“ Die 21-Jährige<br />
befindet sich in der Industrietechniksparte<br />
bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools im zweiten Lehrjahr<br />
und hat zusammen mit ihren Azubi-<br />
Kolleginnen und -Kollegen der Firmenbereiche<br />
Bau-, Bohr- und Drucklufttechnik<br />
den Girls’ Day 2013 organisiert.<br />
Mit Schutzbrille, Helm, Gehörschutz<br />
und Sicherheitsschuhen<br />
Die Nachwuchsmitarbeiter stellten ihren<br />
12- bis 14-jährigen Gästen zu Beginn das<br />
Unternehmen und die technische Ausbildung<br />
vor. Dann wurden die Besucherinnen<br />
mit Schutzbrillen, Helm, Gehörschutz<br />
und Sicherheitsstiefeln ausgestattet,<br />
um die einzelnen Stationen des<br />
Betriebs an der Langemarckstraße kennenzulernen.<br />
Auf einige der hier tätigen<br />
357 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trafen<br />
die Mädchen – und stellten zahlreiche<br />
Fragen.<br />
Ausgestattet mit der passenden Schutzkleidung<br />
und einem Aufbrechhammer,<br />
zerkleinert Carolina van Eldik (12) einen<br />
Felsbrocken<br />
Computerüberwachte Montage<br />
von Lkw-Rädern<br />
Aufgeteilt in zwei Gruppen, konnten die<br />
Teilnehmerinnen auf ihrem Parcours<br />
Dinge ansehen und ausprobieren, die den<br />
allermeisten Menschen verborgen bleiben,<br />
obwohl sie mit diesen – zumindest<br />
indirekt – täglich in Berührung kommen.<br />
Neugierig betrachteten die Siebt- bis<br />
Bild: Heiko Wenke<br />
Erstmals Kaufleute für Marketing-Kommunikation ausgebildet<br />
Die <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools Central Europe GmbH, Essen, hat im Juli ihre ersten<br />
beiden Kauffrauen für Marketing-Kommunikation für das weitere<br />
Leben „losgesprochen“, wie es offiziell heißt: Die Auszubildenden Ramona<br />
Assmann und Jennifer Bettendorff bestanden ihre mündlichen Abschlussprüfungen<br />
vor der Industrie- und Handelskammer mit „sehr gut“.<br />
Die Ausbildung wurde auf zwei Jahre verkürzt.<br />
Das Unternehmen sehe sich durch die Prüfungsergebnisse bestätigt, meint<br />
Personalleiterin Katja Rigoll: „Wir legen Wert auf eine fundierte, praxisnahe<br />
Ausbildung unserer Fach- und Führungskräfte von morgen. Denn die<br />
Ausbildung ist die Basis für den weiteren beruflichen Weg – und der ist<br />
in unserem Unternehmen nach oben offen.“ Rigoll unterstreicht, dass<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ein zuverlässiger und gefragter Ausbildungs- und Studienpartner<br />
sei. „Durch die enge Zusammenarbeit<br />
mit mehreren Fachhochschulen<br />
und Universitäten geht auch bei unseren Masterandinnen und Masteranden<br />
die persönliche Weiterentwicklung mit den Studienzielen Hand in<br />
Hand.“ Derzeit beschäftigt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools allein in Essen acht Auszubildende,<br />
angehende FH- und Uni-Absolventen.<br />
Während Jennifer Bettendorff von diesem Herbstsemester an Betriebswirtschaftslehre<br />
mit dem Schwerpunkt Marketing an der Universität studieren<br />
will, bleibt Ramona Assmann bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools: Sie wird<br />
berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie<br />
studieren.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools vertreibt von Essen aus Industriewerkzeuge und<br />
Montagesysteme in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und<br />
Holland.<br />
hw<br />
20 DK 2-2013
Nachrichten<br />
Bild: Jochen Stapel<br />
Neuntklässerinnen zum Beispiel eine<br />
computerüberwachte Montageanlage für<br />
Lkw- und Pkw-Räder, wie sie <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> von Essen aus an praktisch alle<br />
namhaften Fahrzeughersteller rund um<br />
den Globus liefert. Genauso interessiert<br />
schauten die Schülerinnen in das Innenleben<br />
einer Kompressorstation und erfuhren,<br />
dass Druckluft vom Zahnarztbohrer<br />
bis zur Tunnelbohrmaschine als Antriebsmedium<br />
eingesetzt wird. Selbst in der<br />
Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist<br />
sie unverzichtbar: „Dass keine Coladose<br />
und kein Energydrink ohne Druckluft<br />
möglich wäre, hätten wir nicht gedacht“,<br />
sagten einige der Schülerinnen in der<br />
Feedback-Runde.<br />
Handfest ging es bei einer Demonstration<br />
im Freigelände zu, als die Jugendlichen<br />
die Kraft der Druckluft selbst spüren<br />
konnten. Mit einem vibrationsgedämpften<br />
Aufbrechhammer brachten die Mädchen<br />
einen Felsblock zum Bersten und widerlegten<br />
eindrucksvoll das altbackene Klischee<br />
vom schwachen Geschlecht.<br />
Felsenbrechen – mit dem richtigen<br />
Werkzeug kein Problem<br />
„Mit der richtigen Ausrüstung ist das kein<br />
Problem“, sagt Carolina van Eldik aus<br />
Amsterdam selbstbewusst. Die 12-jährige<br />
Niederländerin besucht die Internationale<br />
Schule in Düsseldorf und kam mit acht<br />
ihrer Mitschülerinnen – aus England,<br />
Irland, Kanada und den USA – nach<br />
Essen. Und weil <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ein international<br />
operierender Konzern ist, wurde<br />
allerorts gleichermaßen Englisch und<br />
Deutsch gesprochen und diskutiert.<br />
„Wir finden, dass Mädchen in technischen<br />
Berufen noch immer unterrepräsentiert<br />
sind“, meint Madeleine Blazevic. Deshalb<br />
werde <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> wohl auch im<br />
kommenden Jahr wieder seine Türen für<br />
Schülerinnen öffnen. „Denn das Interesse<br />
ist auf jeden Fall da!“<br />
hw<br />
Präzisions-Tool für Automobilindustrie, Luftfahrt, Medizintechnik<br />
Red-Dot-Award für ETT<br />
Der Tensor ETT, ein neuer Elektroschrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools,<br />
erhielt den Red-Dot-Award für Produktdesign 2013. Das Werkzeug<br />
bietet „zwei Tools in einem“.<br />
Der neue Elektroschrauber Tensor ETT<br />
hat einen Red-Dot-Award für Produktdesign<br />
erhalten. Bewertet wurden Gestaltung,<br />
Innovationsgrad, Funktionalität und<br />
ökologische Verträglichkeit. Der Schrauber<br />
vereint die Vorteile zweier Werkzeuge<br />
und stellt eine besonders bedienerfreundliche<br />
und exakte Montagelösung<br />
dar. Die mit Gyroskopen und Mess -<br />
sensoren ausgestatteten Tools erlauben<br />
höchs te Präzision bei sicherheitskritischen<br />
Schraubfällen, wie sie in der Automobil-,<br />
Luft- und Raumfahrtindustrie<br />
oder der Medizintechnik vorkommen.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat in die Konstruktion<br />
Wünsche von Schlüsselkunden etwa aus<br />
dem Fahrzeugbau einfließen lassen.<br />
Mit einem Handgriff heften,<br />
in anderer Stellung fertig montieren<br />
Der Clou des Winkelschraubers: Er hat<br />
zwei Starter. So können Schrauben zu -<br />
nächst mit dem oberen Pistolen-Handgriff<br />
„geheftet“ und die Bauteile dann<br />
mit dem zweiten – unteren – Griff fertig<br />
montiert werden. Bei anspruchsvollen<br />
Schraubverbindungen, bei denen die<br />
Schrauben häufig mit einem einfachen<br />
Akkuschrauber vormontiert werden, ist<br />
der Einsatz eines zweiten Tools überflüssig.<br />
Die beiden Handgriffe des leichten<br />
ETT unterstützen bedienergerecht unterschiedliche<br />
Handgriffpositionen.<br />
Die Hände des Werkers werden durch die<br />
durchdachte Formgebung automatisch in<br />
die richtige Halteposition gelenkt. Darum<br />
ist die Bedienung dieses leisen, perfekt<br />
ausbalancierten Werkzeuges intuitiv. Integrierte<br />
LEDs zeigen dem Werker sofort<br />
das Montageergebnis an. Diese unmittelbare<br />
Rückmeldung gibt dem Anwender<br />
Sicherheit über jede einzelne Verschraubung.<br />
Der ETT misst das Drehmoment<br />
übrigens nicht mehr hinter dem Winkelgetriebe<br />
(wie andere Werkzeuge), sondern<br />
erfasst es direkt an der Abtriebswelle.<br />
Dadurch steigt die Wiederholgenauigkeit.<br />
hw<br />
info<br />
Tensor ETT: 523<br />
DK 2-2013 21
Die Deutsche Bahn setzt ihre ICE-Fernzüge mit<br />
Schraubtechnik von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> instand. Darunter<br />
sind die dokumentationsfähigen High-<br />
End-Drehmomentschlüssel des Typs ST-Wrench,<br />
hier stolz vom Mitarbeiter präsentiert<br />
Bilder: Jochen Stapel; Deutsche Bahn<br />
Wartung: DB Fernverkehr AG setzt auf Tool-Station<br />
Mobil wie die Züge selbst<br />
Tausend Kilometer und mehr legen die Fernzüge der Deutschen<br />
Bahn täglich zurück. Solche Langstrecken müssen die mobilen<br />
Schraubstationen des Typs Tool-Station von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />
zwar nicht bewältigen, aber sie lassen sich im Rahmen der Wartungsarbeiten<br />
problemlos entlang der rund 200 m langen Züge verfahren.<br />
Ausgerüstet sind die Stationen mit der kompletten<br />
Schraubtechnik für eine prozesssichere Montage – für Drehmomente<br />
bis zu 400 Nm. Sämtliche Arbeiten werden auf diese<br />
Weise dokumentiert, das Vier-Augen-Prinzip kann dafür entfallen.<br />
Bei Montagearbeiten an den Laufwerken<br />
ihrer Züge steht Sicherheit bei der DB<br />
Fernverkehr AG an oberster Stelle. Dem<br />
Vier-Augen-Prinzip folgend, müssen<br />
Arbeiten immer von zwei Werkern durchgeführt<br />
werden, um beispielsweise den<br />
Anzug von Verschraubungen mit dem<br />
geforderten Drehmoment sicherzustellen.<br />
Eine Herausforderung für die Instandhalter<br />
waren deshalb die inzwischen sehr<br />
kurzen Ultraschallprüfzyklen der Radsatzwellen<br />
an den ICE-Zügen. „Auf rund<br />
250 000 Verschraubungen kamen wir früher<br />
in zehn Jahren – jetzt erreichen wir<br />
diese Zahl jedes Jahr“, berichtet Tobias<br />
Kurz, Fertigungsmeister Laufwerk/<br />
Bremse am Standort Frankfurt am Main,<br />
wo täglich – vor allem in den Nachtstunden<br />
– Zuggarnituren des ICE 3 und ICE T<br />
entsprechend geprüft werden. Angesichts<br />
der bis zu 200 m langen Fernzüge ist die<br />
Durchführung der Arbeiten auch eine<br />
logistische Herausforderung, muss doch<br />
das Schraubequipment über diese Distanz<br />
flexibel einsetzbar sein.<br />
Elektronischer Drehmomentschlüssel<br />
zieht prozesssicher auf 400 Nm an<br />
Die Deutsche Bahn setzt deswegen heute<br />
sechs Tool-Stations von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
Tools ein – mobile Schraubstationen, die<br />
für eine prozesssichere Montage „alles<br />
an Bord“ mitführen. Mit zwei Tensor-<br />
ST-Schraubern für den Anzug mit Drehmomenten<br />
von bis zu 50 beziehungsweise<br />
100 Nm und einem akkubetriebenen,<br />
elektronischen Drehmomentschlüssel des<br />
Typs ST-Wrench für bis zu 400 Nm –<br />
allesamt dokumentationsfähig – werden<br />
22 DK 2-2013
Instandhaltung<br />
viele Arbeiten am Laufwerk erledigt. „Für<br />
die Ultraschallprüfung an den Radsatzwellen<br />
müssen wir den Lagerdeckel<br />
demontieren, dann diverse Anbauteile wie<br />
etwa die Schleifscheibe – über die der<br />
Stromfluss zur Schiene ermöglicht wird –<br />
und abschließend die Druckplatte, die das<br />
Lager fixiert“, erläutert Kurz. In umgekehrter<br />
Reihenfolge muss nach der Prüfung<br />
wieder montiert werden.<br />
Prozesssicherheit<br />
für Bahn und Mitarbeiter<br />
Tobias Kurz,<br />
Fertigungsmeister<br />
Laufwerk/Bremse<br />
«<br />
Mit der Tool-Station können<br />
wir nun detailliert an<br />
jeder Achse nachweisen,<br />
dass alle Verschraubungen<br />
korrekt angezogen sind.<br />
Bei 250 000 Verschraubungen<br />
pro Jahr gibt uns das<br />
die erforderliche Prozesssicherheit.<br />
»<br />
Da die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeuge drehmomentgesteuert<br />
und drehwinkelüberwacht<br />
anziehen, ist die Montage heute absolut<br />
prozesssicher. „Das ist angesichts der<br />
hohen Zahl an Verschraubungen sowohl<br />
für das Unternehmen als auch für den<br />
einzelnen Werker ein entscheidender Vorteil“,<br />
betont Tobias Kurz. „Denn nun können<br />
wir über die protokollierten Werte<br />
nachweisen, dass die Verbindungen korrekt<br />
angezogen wurden.“ Allein bei den<br />
Wellenprüfungen eines ICE 3 sind das<br />
jeweils vier à 250 Nm für die Druckplatte,<br />
weitere vier à 75 Nm für die<br />
Schleifscheibe und sechs à 100 Nm für<br />
den Lagerdeckel. Hinzu kommen Verschraubungen<br />
bei der Montage von<br />
Anbauteilen – die Tool-Station passt sich<br />
flexibel den Anforderungen an.<br />
Erleichtert werden die Montagearbeiten<br />
durch die Werkerführung über den Monitor<br />
der Schraubstation. Hier ist Schritt für<br />
Schritt der Arbeitsablauf dokumentiert,<br />
jede bereits angezogene Verbindung über<br />
die grüne Markierung schnell und einfach<br />
zu erkennen. „Über die Drehwinkelüberwachung<br />
können wir zudem ausschließen,<br />
dass eine der Schrauben mehrfach<br />
und eine andere gar nicht angezogen<br />
ist“, betont der Fertigungsmeister. Die so<br />
gewonnene Prozesssicherheit erlaubt deshalb<br />
die Ausführung dieser Arbeiten mit<br />
nur einem Mitarbeiter – unter Verzicht<br />
auf das Vier-Augen-Prinzip. „Neben der<br />
Leistungsfähigkeit der Schraubwerkzeuge<br />
versetzte uns das überhaupt erst in<br />
die Lage, pro Jahr die rund 250 000 Verschraubungen<br />
zu schaffen.“<br />
Die Prozesssicherheit in Verbindung mit<br />
der Möglichkeit, die korrekte Verschraubung<br />
nachweisen zu können, führte die<br />
Instandhalter übrigens bereits vor der Verkürzung<br />
der Prüfzyklen zur Tool-Station.<br />
Vor Anschaffung der Schraubstationen<br />
arbeitete man mit Druckluftwerkzeugen<br />
und dem „Nachknicken“ per Drehmomentschlüssel.<br />
„Entscheidend war deswegen<br />
für uns neben der Flexibilität die<br />
Kombination von Schraubtechnik und<br />
Mobilität“, erinnert sich Kurz. „Diese<br />
Kombination fanden wir nur bei <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong>, insbesondere bezüglich der Drehwinkelüberwachung<br />
und der softwaregestützten<br />
Werkerführung, die wir leicht an<br />
unsere Bedürfnisse anpassen können.“<br />
Denkbar sei alternativ die Installation an<br />
Führungselementen entlang der Hallendecke<br />
gewesen, um die Schraubtechnik<br />
„mitzunehmen“. Das wäre allerdings<br />
Rund 200 m lang ist ein ICE 3 – Mobilität ist deswegen auch für<br />
die Schraubtechnik im Rahmen der Wartungsarbeiten Pflicht. Am<br />
Standort Frankfurt/Main setzt die Deutsche Bahn die mobilen<br />
Schraubstationen des Typs Tool-Station von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />
ein. Ihr Vorteil: Für die prozesssichere Montage ist alles „an Bord“<br />
– inklusive der softwaregestützten Werkerführung.<br />
DK 2-2013 23
Instandhaltung<br />
Tool-Station<br />
Mobile, vollwertige Schraubstation mit<br />
Werkzeugen, Steuerung, Software und<br />
Werkerführung (Visualisierung)<br />
Flexibel einsetzbar<br />
Dokumentationsfähige, vernetzte<br />
Montage, die in der Nacharbeit wie in<br />
der Instandhaltung die gleiche Qualität<br />
wie in der Serie bietet<br />
wesentlich teurer geworden, so der<br />
Instandhaltungsprofi, und dabei auch<br />
noch unflexibler.<br />
Flexibilität ist jederzeit gegeben –<br />
auch mit kabellosem Gerät<br />
Kommt bei der Deutschen Bahn der<br />
Velaro D auf die Schiene, lässt sich die<br />
Tool-Station wiederum leicht an die veränderten<br />
Randbedingungen anpassen.<br />
Modifikationen ergeben sich beispielsweise<br />
aufgrund abweichender Schraubensicherungen,<br />
die entsprechend in der<br />
Werkerführung und im Schraubprogramm<br />
abzubilden sind. Auch bezüglich<br />
der Tool-Station selbst plant die Deutsche<br />
Bahn Verbesserungen, um den Werkern<br />
die Arbeit weiter zu erleichtern. So<br />
sind inzwischen die leistungs- und dokumentationsfähigen<br />
STB-Akkuschrauber<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> verfügbar, von denen<br />
einer die beiden bislang verwendeten<br />
kabelgebundenen ST-Schrauber ersetzen<br />
kann. Denn die Arbeit ohne Kabel ist<br />
deutlich einfacher – und die Akku-<br />
Schraubwerkzeuge erfüllen die Ansprüche<br />
ebenfalls.<br />
Bereits bei der Montage der Druckplatte<br />
mit dem hohen Drehmomentwert von<br />
Ein wesentlicher Vorteil der Tool-Station ist die integrierte<br />
Werkerführung. Sie zeigt die Anzugsreihenfolge sowie den<br />
Arbeitsfortschritt leicht erkennbar an (grün = erledigt; gelb =<br />
nächste Schraube). Die Anzugswerte werden gespeichert.<br />
Um eine eindeutige Zuordnung zu erhalten, gibt der Mitarbeiter<br />
zuvor Zug- und Wagennummer sowie die konkrete Achse<br />
und Seite an. Alle Werte werden abschließend auf einem Server<br />
gespeichert und ausgedruckt zur Dokumentation abgelegt<br />
24 DK 2-2013
Instandhaltung<br />
Der Drehmomentschlüssel ST-Wrench<br />
ist immer sehr leicht und in unterschiedlichen<br />
Längen erhältlich. Die Variante im<br />
Bild wird für Drehmomente von 400 Nm<br />
eingesetzt; die Verschraubungsdaten<br />
werden drahtlos ins Netzwerk übertragen<br />
Für die Ultraschallprüfung der Radsatzwellen<br />
müssen neben dem Lagerdeckel (im<br />
Bild rechts zu sehen) auch beispielsweise<br />
Schleifring und Druckplatte zunächst<br />
demontiert und anschließend wieder montiert<br />
werden. Für Drehmomente bis 100 Nm setzt die Deutsche Bahn Tensor-ST-Schrauber<br />
ein – bislang kabelgebunden. Künftig sollen es die STB-Akkuwerkzeuge sein<br />
(rechts). Die ersten wurden in Frankfurt schon ausgeliefert<br />
250 Nm hatte sich früh gezeigt, welches<br />
Potenzial ein Akkuwerkzeug bietet – hier<br />
insbesondere der intelligente Drehmomentschlüssel<br />
des Typs ST-Wrench. „Erste<br />
Versuche mit einem ST-Schrauber für bis<br />
zu 370 Newtonmeter mit Gegenhalter<br />
zeigten, dass sich diese Kombination<br />
nicht ohne Weiteres eine ganze Schicht<br />
hindurch mühelos bedienen lässt – das<br />
Eigengewicht ist einfach zu hoch“, erläutert<br />
Kurz. „Daraufhin empfahl uns <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> den ST-Wrench, der inklusive<br />
Akku nur rund zwei Kilogramm wiegt.“<br />
Alle sechs Tool-Stationen sind deshalb<br />
schon mit diesem Drehmomentschlüssel<br />
ausgerüstet. Die Verschraubungsdaten<br />
werden übrigens unmittelbar nach dem<br />
Anzug per Bluetooth an die Schraubstation<br />
übertragen. Entsprechend hoch sind<br />
die Erwartungen in Frankfurt an den Tensor<br />
STB.<br />
Einziges Manko des ST-Wrench ist aus<br />
Sicht von Tobias Kurz und seinem Team<br />
seine Länge – was sich allerdings aufgrund<br />
des geforderten Drehmoments und<br />
der konkreten Montage situation am Laufwerk<br />
nicht vermeiden lässt. „Die Länge<br />
ist gewöhnungsbedürftig, denn aufgrund<br />
der Arbeitsposition lässt sich eigentlich<br />
nur der untere halbkreisförmige Arbeitsbereich<br />
nutzen.“ Leichter bedienbar wäre<br />
an dieser Stelle ein gesteuerter Impulsschrauber<br />
wie der Pulsor C von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> – „unser Wunschwerkzeug“, wie<br />
Kurz es formuliert. Dieses bietet zwar<br />
auch bereits eine eingebaute Drehmomentüberwachung,<br />
eignet sich aber – weil<br />
druckluftbetrieben – nicht für die Stufe 5<br />
der Prozesssicherheit. Diese setzt zwei<br />
voneinander unabhängige Messwertgeber<br />
für Drehmoment und Drehwinkel voraus.<br />
Auf die ST-Werkzeuge will der Fertigungsmeister<br />
deshalb nicht verzichten.<br />
„Zudem laufen sie zuverlässig – und in<br />
den letzten zwei Jahren haben sie sich<br />
zusammen mit der Tool-Station bewährt“,<br />
sagt Kurz. So gut, dass sich inzwischen<br />
auch seine Kollegen in Berlin, Köln und<br />
München für die Schraubstationen von<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools entschieden haben.<br />
Wartungsseitig muss die Schraubtechnik<br />
übrigens einmal pro Jahr kalibriert werden.<br />
Um sich ganz auf die Arbeiten an<br />
den Zügen konzentrieren zu können, hat<br />
die Deutsche Bahn die Wartung inklusive<br />
Planung im Rahmen eines Wartungsvertrages<br />
auf <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> über -<br />
tragen.<br />
co<br />
info<br />
Tool-Station: 524<br />
ST-Wrench: 525<br />
Tensor ST: 526<br />
Akkuschrauber STB: 527<br />
DK 2-2013 25
Bilder: Heiko Wenke; Michael Corban<br />
Managementwissen: Prozesssicherheit<br />
Werkzeug-Ortungssystem TLS stellt Prozesssicherheit her<br />
Akkuschrauber arbeitet<br />
nur an definierter Station<br />
Akkuschrauber bringen den Werkern Flexibilität. Doch die Werkzeuge<br />
sind einer Arbeitsstation nicht mehr eindeutig zuzuordnen,<br />
was die Prozessüberwachung erschwert. Das Werkzeug-Ortungssystem<br />
TLS stellt die Prozesssicherheit wieder her, indem es verhindert,<br />
dass Schrauber vertauscht werden, wenn sie versehentlich<br />
– etwa in der Automobilmontage – im Fahrzeuginnenraum mitfahren.<br />
Mit TLS kann nur noch mit dem richtigen Werkzeug an der<br />
richtigen Station und am richtigen Bauteil gearbeitet werden.<br />
Akkubetriebene Werkzeuge geben den<br />
Werkern in vielen Montagesituationen<br />
Bewegungsfreiheit. So lassen sich in der<br />
Automobilindustrie zahlreiche Aufgaben<br />
ohne das „Kabel im Schlepptau“ deutlich<br />
einfacher und effizienter erledigen,<br />
insbesondere im Innenraum. Nachteile<br />
dabei: Der kurzzeitig abgelenkte Monteur<br />
„vergisst“ den Schrauber, der sich<br />
dann mit dem Fahrzeug auf und davon<br />
macht. Noch gravierender sind Probleme<br />
im Übergang zwischen zwei Montagestationen,<br />
wenn versehentlich das falsche<br />
TLS-Ortungssystem<br />
Zuverlässiges Ultra-Breitband-<br />
Ortungssystem<br />
Zuverlässigkeitsrate von 99,998 %<br />
Alle Werkzeuge können angebunden<br />
werden<br />
Offen für Einbindung sonstiger<br />
Betriebsmittel<br />
Sensoren benötigen keine externe<br />
Stromversorgung<br />
Werkzeug verwendet wird – und eine Verbindung<br />
mit dem falschen Parametersatz<br />
angezogen wird. Letzteres lässt sich zwar<br />
über eine Barcode-Steuerung vermeiden,<br />
doch einer der deutschen Automobilhersteller<br />
liest dazu pro Tag rund 250 Stunden<br />
lang nur Barcodes. Und das im Fahrzeug<br />
vergessene Werkzeug lässt sich<br />
damit noch nicht wiederfinden.<br />
Die Ingenieure von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />
nahmen solche Probleme zum Anlass, das<br />
Werkzeug-Ortungssystem TLS („Tool<br />
Location System“) zu entwickeln. Als<br />
Grundlage dienten zwei auch im Alltagsleben<br />
bewährte Techniken:<br />
die Funktechnik und<br />
die Navigation.<br />
„Die Idee hinter dem TLS ist, jedes Werkzeug<br />
mit einem aktiven Funk-Transponder<br />
zur Ortung zu versehen“, erläutert<br />
Falk Singer, Produktmanager für das TLS<br />
bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>. Diese kurz „Tags“ genannten<br />
Geräte lassen sich dann im Werk<br />
orten – die Position des vergessenen<br />
Werkzeugs also blitzschnell bestimmen.<br />
„Darüber hinaus kann mit dem Navigationsgedanken<br />
die Fertigung in verschiedene<br />
Zonen unterteilt werden – die Werkzeuge<br />
lassen sich dann nur in den zuvor<br />
definierten Arbeitsbereichen freischalten<br />
und damit nur dort verwenden.“<br />
Über den Navigationsgedanken können<br />
die Montageplaner auch die beiden weiteren,<br />
eingangs erwähnten Probleme<br />
lösen. Greift versehentlich ein Werker<br />
zum Schrauber seines Kollegen aus der<br />
benachbarten, nun „virtuell“ definierten<br />
Fertigungszone, erkennt das TLS dies und<br />
blockiert das Werkzeug. „Ein fehlerhafter<br />
Anzug der Schraube lässt sich auf diese<br />
Weise prozesssicher ausschließen“, betont<br />
Produktmanager Singer. „Auf gleichem<br />
Wege kann auch ein Werkzeug, das für<br />
mehrere Verschraubungen verwendet<br />
wird, mit dem jeweils richtigen Parametersatz<br />
versorgt werden.“ Viele Fehler und<br />
etwaige Nacharbeit lassen sich so vermeiden.<br />
Das TLS löst also die Probleme<br />
der Montageplaner, die gleichermaßen<br />
26 DK 2-2013
Managementwissen: Prozesssicherheit<br />
Gewöhnliche Akkuwerkzeuge geben den Montagemitarbeitern zwar die<br />
Bewegungsfreiheit ohne Kabel, erschweren aber zugleich die Prozessüberwachung.<br />
Das Werkzeug-Ortungssystem TLS von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> liefert über<br />
einen aktiven Transponder („Tag“, oben auf dem Schrauber) die genaue<br />
Position des Werkzeugs und erhält damit die Prozesssicherheit<br />
Aktiver Transponder des TLS-Systems:<br />
Neben den Werkzeugen liefert <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> auch Tags für Anlagen,<br />
Produktionsmittel oder Werkstücke<br />
Mit dem Werkzeug-Ortungssystem TLS lassen sich Werkzeuge, Geräte oder auch Werkstücke<br />
nicht nur in der ganzen Halle auffinden. Der Anwender kann darüber hinaus<br />
Zonen „virtuell“ definieren, in denen die Werkzeuge freigegeben sind. Verlässt ein<br />
Schrauber versehentlich „seine“ Zone, ist er blockiert – Fehlverschraubungen und teure<br />
Nacharbeit sind ausgeschlossen<br />
Flexibilität wie Prozesssicherheit benö -<br />
tigen.<br />
UWB-Technologie bietet Genauigkeit<br />
und Reichweite<br />
Das TLS arbeitet mit der Ultra-Breitband-<br />
Technik (UWB), mit der sich im Frequenzbereich<br />
zwischen 6 und 8 GHz präzise<br />
alle mit einem Transponder ausgestatteten<br />
Objekte im Raum orten lassen.<br />
UWB bietet gegenüber alternativen Techniken<br />
wie beispielsweise der Radio-Frequenz-Identifikation<br />
(RFID) eine nur<br />
marginal geringere Ortungs-Genauigkeit<br />
(rund ± 0,3 m), dafür aber mit Reichweiten<br />
um die 100 m einen wesentlich größeren<br />
Einsatzbereich. Rein passiv arbeitende<br />
RFID-Systeme reichen dagegen nur<br />
rund 1 m weit. Und eine Wi-Fi-Lösung<br />
wäre zwar bei der Reichweite vergleichbar,<br />
würde aber mit einer Genauigkeit<br />
von nur rund ± 3 m die Anforderungen in<br />
der Montagelinie nicht erfüllen.<br />
Das TLS ist zudem auch für den Einsatz<br />
unter widrigen Umgebungsbedingungen<br />
gut geeignet. Natürlich ist beispielsweise<br />
große Hitze immer ein Problem für elektronische<br />
Bauteile, doch arbeiten die Sensoren<br />
(Antennen) im Bereich von 0 bis<br />
60 °C, die Tags sogar von –30 bis +70 °C.<br />
Erfolgreich hat das System bereits einen<br />
Test in einer Stahlfabrik neben einer Galvanikanlage<br />
bestanden.<br />
Auf der Basis eines Hallenplans lassen<br />
sich im Vorfeld schnell die erforderlichen<br />
Positionen der UWB-Sensoren (Antennen)<br />
berechnen – und damit der Einfluss<br />
möglicher Störquellen auf ein Minimum<br />
reduzieren. „Natürlich hängt die Reichweite<br />
des Signals von den Gegebenheiten<br />
vor Ort ab, doch eignet sich das TLS sehr<br />
gut für den Einsatz in Hallen und Fertigungsstraßen“,<br />
fasst Falk Singer zusammen.<br />
Für eine Ortung in 3-D müssen mindestens<br />
zwei Antennen die UWB-Signale<br />
empfangen; dementsprechend ist die<br />
Anzahl und Position der Sensoren so zu<br />
wählen, dass diese Bedingung jederzeit<br />
erfüllt ist. Üblicherweise sollte die Entfernung<br />
zwischen zwei Sensoren unter<br />
40 m liegen. „Erfahrungen aus der Praxis<br />
zeigen, dass für eine Linie mit 200 Takten<br />
typischerweise circa 300 Sensoren benötigt<br />
werden – bei anschließenden Ersparnissen<br />
von mehreren Hunderttausend<br />
Euro pro Jahr.“<br />
Das System erfülle zudem die Bedingungen<br />
der EN 50 371 hinsichtlich der Auswirkung<br />
von Radiosignalen auf Menschen<br />
in vollem Umfang, so Singer weiter.<br />
„Die Sendeleistung ist wesentlich<br />
geringer als bei einem Mobiltelefon.“ Für<br />
DK 2-2013 27
Managementwissen: Prozesssicherheit<br />
Der akkubetriebene Tensor STB, der auch<br />
als Winkelschrauber für Drehmomente bis<br />
100 Nm erhältlich ist, deckt viele verschiedene<br />
Schraubfälle ab und ersetzt damit<br />
eine ganze Reihe anderer Werkzeuge.<br />
Die Schraubdaten werden drahtlos ans<br />
Fertigungs-Netzwerk übertragen<br />
Kommunikationszwecke – etwa zum<br />
Übertragen der richtigen Parametersätze<br />
– nutzt das TLS übrigens schmalbandige<br />
Kanäle im Bereich um 2,4 GHz. „Diese<br />
lassen sich aber so anpassen, dass keine<br />
Interferenzen mit bestehenden WLAN-,<br />
Bluetooth- oder ZigBee-Anwendungen<br />
auftreten.“<br />
Programmieraufwand bleibt gering,<br />
Interferenzen lassen sich vermeiden<br />
IT-seitig liefert <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> das TLS-<br />
System als komplett einsatzbereite<br />
Lösung. Der Programmieraufwand<br />
beschränkt sich in der Regel auf die<br />
Anbindung an die jeweiligen Host-<br />
Flexibel und dokumentationsfähig ist der<br />
akkubetriebene Produktionsschlüssel<br />
ST-Wrench. Auch er lässt sich in das Werkzeug-Ortungssystem<br />
TLS einbinden<br />
Lese-Tipp: Prozesssicherheit in der Schraubmontage<br />
Prozesssicherheit<br />
in der Schraubmontage<br />
Das Taschenbuch „Prozess sicherheit in der Schraubmontage“<br />
erklärt die Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten der fünf Stufen<br />
der Prozess sicherheit: Während für viele einfache Schraub prozesse<br />
„einiger maßen“ genau abschal tende Druck luft-Dreh- oder<br />
Im puls schrauber der Stufe 1 ausrei chen, greifen An wender mit<br />
höchs ten Ansprüchen auf ge steuerte Mon tage systeme zu rück, die<br />
eine dokumen tierte und rück verfolgbare Null-Fehler-Mon tage der<br />
Stufe 5 sicherstellen, wie an hand mehrerer Beispiele belegt wird.<br />
Kapitel zum prozesssicheren Werkzeugmanagement und zur<br />
Schraubmontage mit integrierter Qualitätssicherung durch den Einsatz<br />
geeigneter Werkzeuge und Messmittel ergänzen die Broschüre. In einem weiteren Abschnitt<br />
wird erläutert, wie sich alle Montagestationen und Schraubfälle mit geeigneter Software überwachen<br />
und auswerten lassen. Die Grundlagen der Statistik werden ebenfalls kurz an geris sen.<br />
Systeme und lässt sich leicht über eine<br />
umfangreiche API (Application Programming<br />
Interface/Programmierschnittstelle)<br />
bewerkstelligen.<br />
Eingesetzt wird das TLS-System unter<br />
anderem bereits im BMW-Werk in<br />
Regensburg. Installation, Inbetriebnahme<br />
und Test der Infrastruktur konnten hier<br />
sogar während der laufenden Produktion<br />
erfolgen, obwohl dort an sechs Tagen die<br />
Woche jeweils 19 Stunden gearbeitet<br />
wurde. „Eine große Herausforderung war<br />
es, die hohen Ansprüche der Automobilindustrie<br />
hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit<br />
zu erfüllen“, so Falk Singer<br />
abschließend. Dennoch sei es gelungen,<br />
eine Zuverlässigkeit der Positionsbestimmung<br />
besser als 6 Sigma zu erreichen.<br />
Anders formuliert: Pro einer Million<br />
Ortungen traten im Schnitt weniger als<br />
3,4 Fehler auf. Und das unabhängig von<br />
der Bewegung der Fahrzeuge selbst sowie<br />
dem Einsatz der Werkzeuge inner- oder<br />
außerhalb der Autos.<br />
Übrigens: Die aktiven Tags an den Werkzeugen<br />
erhalten die erforderliche Energie<br />
normalerweise aus dem Werkzeug-Akku.<br />
Allerdings ist eine zusätzliche Batterie<br />
vorhanden, damit der Tag auch noch bei<br />
vollständig entladenem Akku senden<br />
kann. Alle akkubetriebenen Tensor-STBsowie<br />
die kabelgebundenen Tensor-Sund<br />
ST-Schrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> können<br />
mit passenden Werkzeugadaptern an<br />
das TLS angeschlossen werden. Gleiches<br />
gilt für den ebenfalls akkubetriebenen ST-<br />
Wrench – einen dokumentationsfähigen<br />
Drehmomentschlüssel für schwer zu -<br />
gängliche Stellen, der sich für die Produktion<br />
oder die Qualitätssicherung gleichermaßen<br />
eignet. Dieser sowie die STB-<br />
Modelle übertragen alle relevanten<br />
Schraub- und Steuerungsdaten bidirektional<br />
über WLAN oder Bluetooth an das<br />
übergeordnete Produktions- und Qualitätssystem.<br />
Das ermöglicht eine hohe Prozesssicherheit,<br />
ohne auf die Flexibilität<br />
bei Umtaktungen oder anderen Veränderungen<br />
an der Montagelinie verzichten<br />
zu müssen. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> bietet hinsichtlich<br />
des TLS außerdem Transponder<br />
separat an, die sich auf allen ebenen Oberflächen<br />
an Maschinen oder Werkstücken<br />
anbringen lassen – was die Einsatzmöglichkeiten<br />
des Ortungssystems nochmals<br />
erweitert.<br />
co<br />
info<br />
Ortungssystem TLS: 528<br />
Tensor STB: 529<br />
ST-Wrench: 530<br />
Taschenbuch<br />
Prozesssicherheit: 531<br />
28 DK 2-2013
Automobilindustrie<br />
Powertrain-Werk Opel Wien profitiert von Flexibilität der Akkuschrauber<br />
Bei der Montage zählt jedes Gramm<br />
Bilder: Michael Corban; Opel<br />
Auch wenn die Anzahl kundenspezifischer Varianten wächst, müssen<br />
die Fertigungsplaner nicht jedes Detail in die Serienfertigung<br />
integrieren, wie das Beispiel einer Getriebevariante für den südafrikanischen<br />
Markt bei der Opel Wien GmbH zeigt. Zwei Akku-<br />
Winkelschrauber bieten hier eine kabellose mobile Lösung, um den<br />
Schaltmechanismus flexibel auszutauschen. Diese bietet zudem<br />
werksweit Vorteile als Stand-by-Lösung an den Fertigungslinien.<br />
Durchschnittlich alle 24 Sekunden laufen<br />
bei Vollauslastung im Opel-Werk<br />
Wien-Aspern jeweils ein 5- und ein 6-<br />
Gang-Getriebe sowie ein dem Downsizing-Trend<br />
entsprechender Motor mit<br />
1,0, 1,2 oder 1,4 l Hubraum vom Band.<br />
„Im General-Motors-Konzern ist dieses<br />
das größte Powertrain-Werk“, berichtet<br />
Michael Lackner, Leiter der Montageplanung<br />
bei der Opel Wien GmbH. „Sehr<br />
hoch ist bei uns allerdings auch die Diversifikation:<br />
Von vornherein lassen sich<br />
nicht mehr alle möglichen Varianten eines<br />
Getriebes oder Motors automatisch in der<br />
Linie aufbauen.“<br />
Ein Beispiel findet sich in der 5-Gang-<br />
Getriebe-Linie. In Wien werden auch<br />
Getriebe für den Einsatz in Südafrika produziert,<br />
doch benötigen diese einen modifizierten<br />
Schaltmechanismus. Dessen<br />
Montage ließ sich nicht mehr effizient in<br />
den Ablauf der Linie integrieren. „Deshalb<br />
haben wir, auch wegen der geringeren<br />
Stückzahlen, beschlossen, zunächst<br />
ein Standard-Getriebe zu produzieren.<br />
Bei diesem tauschen wir dann den Schaltmechanismus<br />
aus“, fährt Lackner fort.<br />
Flexibiliät und Ergonomie sprachen<br />
für eine kabellose Lösung<br />
Abseits der Linie entstand so ein Arbeitsplatz<br />
für den Austausch des Schaltmechanismus.<br />
Dazu muss ein Werker die<br />
vier Schrauben lösen, den Mechanismus<br />
wechseln und die vier Schrauben wieder<br />
anziehen. „Klar war für uns, dass wir der<br />
Flexibilität und Ergonomie zuliebe für<br />
diese Arbeit den kabellosen Weg gehen<br />
wollten“, erinnert sich der Fertigungsprofi.<br />
Die passenden Werkzeuge fand<br />
man bei <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools in Form<br />
zweier Akku-Winkelschrauber des Typs<br />
Tensor STB. Ein ETV STB 33 für Drehmomente<br />
zwischen 4 und 15 Nm sowie<br />
ein ETV STB 63 für 15 bis 50 Nm decken<br />
praktisch alle relevanten Schraubfälle ab.<br />
Michael Lackner,<br />
Leiter<br />
Montageplanung<br />
«<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat uns mit den<br />
Tensor-STB-Schraubern inklusive<br />
Power-Focus-Steuerung ein<br />
komplettes Plug-and-Play-System<br />
geliefert: Sobald der Schraubfall<br />
eingestellt ist, kann es losgehen;<br />
»<br />
jederzeit und überall im Werk.<br />
„Die beiden Schrauber passten nicht nur<br />
von den Drehmomentwerten, sondern<br />
überzeugten vor allem bezüglich Akkulaufzeit<br />
und Gewicht.“ Man habe alternative<br />
Systeme im Haus gehabt, doch sei<br />
bei denen schon der Schrauber allein rund<br />
ein halbes Kilogramm schwerer gewesen,<br />
sagt Michael Lackner. „Wenn es um<br />
manuelle Tätigkeiten geht, zählt bei uns<br />
aber jedes Gramm!“ Ergonomie sei ein<br />
wichtiges Kriterium. Gut sei auch, dass<br />
DK 2-2013 29
Automobilindustrie<br />
Mit Blick auf die Dokumentationsanforderungen<br />
und die<br />
Nachverfolgbarkeit der<br />
Montage kommt der Prozesssteuerung<br />
und -überwachung<br />
eine hohe Bedeutung zu. Über<br />
den am Schrauber montierten<br />
Barcode-Scanner wird die<br />
Seriennummer eingescannt<br />
und damit ein Datensatz für<br />
den Austausch des Schaltmechanismus<br />
angelegt. Der<br />
Tensor STB überträgt die<br />
Schraubdaten nach Abschluss<br />
der Montage drahtlos, so dass<br />
der Datensatz geschlossen<br />
und später bei Bedarf<br />
aufgerufen werden kann<br />
Auf einem mobilen Einsatzwagen mit<br />
230-V-Anschluss für die Schrauber-Steuerung<br />
sind die Ladeschale des Akkus (links<br />
im Bild) sowie eine 8-fach-Selektor-Box<br />
untergebracht. Jeder Nuss ist bei Opel in<br />
Wien exakt ein Schraubfall zugeordnet:<br />
Mit der Wahl der Nuss werden also automatisch<br />
die richtigen Schraubparameter<br />
eingestellt. Die Schraubstation ist flexibel<br />
im ganzen Werk einsetzbar<br />
man sich auf die Angaben von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> bezüglich der Akkulaufzeit und<br />
Ladezeiten verlassen könne. „Da wir<br />
nicht in jeder Schicht mit den Schraubern<br />
arbeiten, ist es wichtig, dass die<br />
Werkzeuge jederzeit einsatzbereit sind.“<br />
Tensor STB<br />
Dokumentationsfähiger Akkuschrauber<br />
mit kraftvollen Li-Ionen-Akkus<br />
Pistolen- und Winkelschraubermodelle<br />
Für Drehmomente von 2 bis 12 Nm<br />
(Pistolen-) bzw. 2 bis 150 Nm (Winkelschrauber)<br />
Sehr schnell und sehr leicht<br />
Kabellose Kommunikation mit der<br />
Steuerung via Bluetooth<br />
Signalleuchten und Summer für Rückmeldungen<br />
an den Bediener<br />
Volle Prozessüberwachung –<br />
auch ohne Kabel<br />
Wichtig für Opel Wien war mit Blick auf<br />
die Dokumentationsanforderungen und<br />
die Nachverfolgbarkeit der Montage noch<br />
ein weiterer Aspekt: Bezüglich der Prozesssteuerung<br />
und -überwachung stehen<br />
die STB-Tensoren den kabelgebundenen<br />
Tensor-ST-Elektroschraubern in nichts<br />
nach. Denn sie können drahtlos per<br />
WLAN mit ihrer Power-Focus-<br />
Steuerung kommunizieren. „Dadurch<br />
können wir zu jeder Seriennummer nachvollziehbar<br />
problemlos die Schraubdaten<br />
speichern“, erläutert Lackner. „Das zu<br />
realisieren, war zudem sehr einfach: <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> hat uns ein komplettes Plug-&-<br />
Play-System vorgestellt – sobald der<br />
Schraubfall eingestellt ist, kann es losgehen;<br />
jederzeit und überall im Werk.“ Und<br />
für die Integration in die Liniensteuerung<br />
mit der dahinterliegenden Oracle-Datenbank<br />
war eine kompatible Schnittstelle<br />
vorhanden. „Wir konnten das in Eigenregie<br />
installieren, ohne dass wir dazu auf<br />
unsere eigene IT-Abteilung zurückgreifen<br />
mussten.“<br />
Ist heute ein Getriebe für Südafrika<br />
bestimmt, wird es aus der Linie ausgeschleust<br />
und an den separaten Arbeitsplatz<br />
für den Austausch des Schaltmechanismus<br />
gebracht. Mit dem auf dem<br />
Tensor STB montierten, als Zubehör erhältlichen<br />
Barcode-Scanner wird anschließend<br />
zunächst die Seriennummer<br />
eingelesen und mit dieser ein Datensatz<br />
angelegt. Daraufhin wird der Schrauber<br />
freigeschaltet und der Werker kann die<br />
vier Halteschrauben lösen, den Schaltmechanismus<br />
austauschen und wieder<br />
montieren. Mit der Übertragung der<br />
Schraubdaten – hier Drehmoment und<br />
zur Kontrolle der Drehwinkel – an die<br />
Power-Focus-Steuerung des Tensors ist<br />
der Datensatz vollständig und die Montage<br />
abgeschlossen (dieses Vorgehen entspricht<br />
der höchsten Stufe der Prozess-<br />
30 DK 2-2013
Automobilindustrie<br />
Einige der 5-Gang-Getriebe sind für den südafrikanischen<br />
Markt vorgesehen und benötigen einen modifizierten<br />
Schaltmechanismus. Mit einem Akkuschrauber<br />
des Typs Tensor STB lässt sich der in der Serie verbaute<br />
Mechanismus effizient gegen die Südafrika-Variante<br />
austauschen<br />
sicherheit); bei Bedarf kann aber auch<br />
umgehend eine neue Seriennummer<br />
gescannt und weitergearbeitet werden.<br />
Für die Werker ist der Einsatz der Akku-<br />
Tensoren besonders einfach. Der Grund:<br />
Mit den Schraubern schaffte Opel Wien<br />
gleichzeitig einen sogenannten „Selektor<br />
8“ an, eine Aufnahme für bis zu acht<br />
Stecknüsse. Das Pfiffige daran: Abhängig<br />
von der Stecknuss, die der Werker entnimmt,<br />
schickt die Schraubersteuerung<br />
automatisch die korrekten Verschraubungsparameter<br />
an das Werkzeug. Je<br />
Nuss lassen sich zudem mehrere Schraubfälle<br />
hinterlegen, doch Opel Wien kommt<br />
mit sieben Fällen aus – jeder Nuss ist also<br />
eindeutig eine Verschraubung zugeordnet.<br />
„Seitdem das System vor knapp zwei<br />
Jahren installiert wurde, habe ich nichts<br />
mehr davon gehört“, freut<br />
sich Michael Lackner, „und<br />
das lag nicht daran, dass das<br />
System nicht genutzt wurde!“<br />
Das zeige ihm, dass man die<br />
richtige Wahl getroffen habe.<br />
„Unsere Mitarbeiter nutzen<br />
insbesondere den kleineren<br />
der beiden Schrauber sehr<br />
gerne und die Instandhalter<br />
können Schraubfälle sehr<br />
leicht programmieren.“ Ein<br />
paar Tests würden genügen,<br />
und schon könne es losgehen.<br />
Auf diese Weise haben sich<br />
die beiden <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />
Schrauber bewährt, obwohl<br />
in der 5-Gang-Getriebelinie<br />
noch mit Werkzeugen eines<br />
Wettbewerbers verschraubt<br />
wird. Gute Erfahrungen mit<br />
den schwedischen Werkzeugen<br />
hat man allerdings schon<br />
in der 6-Gang-Getriebelinie<br />
gemacht.<br />
Flexibler Einsatz<br />
auch für andere Aufgaben<br />
„Neben dem Austausch der Schaltmechanismen<br />
sind die beiden Akkuschrauber<br />
auch noch in zwei weiteren Fällen<br />
von großem Nutzen – was ein Grund<br />
dafür war, dass wir zwei Tensoren mit<br />
unterschiedlichen Drehmomentbereichen<br />
beschafft haben“, fährt der Produktionsplaner<br />
fort. Einer davon hat mit dem sehr<br />
kompakten Aufbau der Montagelinie für<br />
das 5-Gang-Getriebe zu tun – Platz ist<br />
hier Mangelware. „Tritt an einer Montagestation<br />
ein Fehler auf, von dem beispielsweise<br />
zehn Getriebe in Folge betroffen<br />
sind, kann es in der Reparaturschleife<br />
zu einem Stau kommen.“ Mit den beiden<br />
mobilen Tensoren lässt sich das Problem<br />
aber vermeiden. „Jetzt können wir die<br />
betroffenen Getriebe an Ort und Stelle<br />
nacharbeiten oder einfach auf einen<br />
Wagen setzen und die Fehlerkorrektur<br />
dort ausführen, wo Platz ist.“ In diesem<br />
Sinne ergibt sich daraus auch der dritte<br />
Anwendungsfall, bei dem die beiden<br />
Akkuschrauber als Stand-by-Ersatz dienen,<br />
sollte in der Linie ein Werkzeug ausfallen.<br />
„Dann lässt sich der Einsatzwagen<br />
direkt an die Linie fahren und die Arbeit<br />
kann weitergehen.“<br />
Die Erfahrungen mit den STBs sind in all<br />
diesen Fällen gut. „Wir haben keine Probleme<br />
mit leeren Akkus und die Schrauber<br />
sind so robust, dass sie den gelegentlich<br />
rauen Alltag wegstecken“, berichtet<br />
Michael Lackner schmunzelnd. Alle Mitarbeiter<br />
seien natürlich auf die Standard-<br />
Abläufe trainiert und wüssten, wie sie<br />
welchen Handgriff auszuführen hätten.<br />
Die Verfügbarkeit geladener Akkus wird<br />
beispielsweise per TPM-System (Total<br />
Production Maintenance) sichergestellt,<br />
das jedem Mitarbeiter an seiner Station<br />
bestimmte Aufgaben vor und am Ende<br />
seiner Schicht zuweist. „Aber in der Hitze<br />
des Gefechts und in der engen Montagelinie<br />
kann es auch schon einmal passieren,<br />
dass ein Schrauber anschlägt – das<br />
muss er dann mitmachen.“ Zweifel hatten<br />
die Opelaner hier insbesondere bezüglich<br />
des aufgesetzten Scanners. „Aber die halten<br />
und die Akkus sitzen noch so fest wie<br />
zu Beginn“, so Lackner abschließend.<br />
„Und weil wir mit den Werkzeugen so<br />
mobil sind, sollten wir sie eigentlich noch<br />
viel häufiger einsetzen!“<br />
co<br />
info<br />
Akkuschrauber STB: 532<br />
Nuss-Selektorbox für<br />
hohe Prozesssicherheit: 533<br />
DK 2-2013 31
SCA will in der Allgemeinen Industrie rasant wachsen<br />
Schnell Know-how aufbauen<br />
Der Klebetechnik-Hersteller SCA will mit seinem neuen Geschäftsbereich<br />
Allgemeine Industrie in wenigen Jahren „von Null auf<br />
Hundert“ wachsen. Welche Segmente das Unternehmen als erstes<br />
angehen will, erörtern wir im Interview mit Oskar Sörensson.<br />
Der Geschäftsbereichsleiter will mit seiner Mannschaft vor allem<br />
schnell Know-how aufbauen.<br />
Bilder: Bürstner; Thomas Preuß<br />
Herr Sörensson, bislang war SCA nur<br />
für die Automobilindustrie tätig. Sie<br />
haben nun vor wenigen Monaten als<br />
Geschäftsbereichsleiter für die Allgemeine<br />
Industrie begonnen und sollen<br />
diesen Bereich aufbauen. Eine große<br />
Herausforderung?<br />
Ja, natürlich. Aber eine schöne. Wir sind<br />
sicher, dass die Zukunft des Fügens im<br />
Kleben liegt: Konstruktives Kleben wird<br />
in immer mehr Unternehmen auch außerhalb<br />
der Automobilindustrie erfolgreich<br />
eingesetzt. Denn die Ansprüche in Sachen<br />
Funktionalität, Design, Komfort, Haptik<br />
und Optik steigen beständig und können<br />
häufig nur durch die Kombination unterschiedlichster<br />
Werkstoffe erfüllt werden.<br />
Wenn Materialien wie Edelstahl, Aluminium,<br />
Faserverbundwerkstoffe oder Glas<br />
miteinander verbunden werden sollen,<br />
kommt man am Kleben einfach nicht vorbei:<br />
Nur durch diese Fügetechnik bleiben<br />
die Eigenschaften der<br />
Werkstoffe unverändert.<br />
Waswarenundsindin<br />
den ersten Monaten<br />
Ihre wichtigsten Projekte?<br />
Wir müssen zuallererst<br />
die Strategie weiterentwickeln und implementieren,<br />
die Kooperation mit den Klebstoffherstellern<br />
ausbauen und eine starke<br />
Mannschaft aufbauen.<br />
Die Allgemeine Industrie ist ja sehr<br />
weit gefasst: alles, was nicht<br />
Automobilindustrie ist. Da gibt es in<br />
Deutschland Zehntausende Firmen.<br />
Die können Sie nicht alle auf einmal<br />
angehen ...<br />
Nein, wir werden uns natürlich fokussieren.<br />
Als erstes gehen wir einige Branchen<br />
an, in denen wir hohes Potenzial sehen:<br />
Oskar Sörensson, Geschäftsbereichsleiter<br />
Allgemeine Industrie:<br />
„Die Ansprüche an Funktionalität,<br />
Design und Komfort<br />
steigen. Um sie zu erfüllen, müssen vielfach unterschiedliche<br />
Werkstoffe kombiniert werden. Das geht oft<br />
am besten, indem die Materialen verklebt werden.“<br />
das Transportwesen, die Weiße Ware und<br />
auch Erneuerbare Energien wie Solarmodul-<br />
oder Windkraftanlagenherstellung.<br />
In dieser Reihenfolge?<br />
Das größte Segment ist sicherlich das<br />
Transportwesen. Damit meinen wir in der<br />
Allgemeinen Industrie eigentlich alle<br />
Fahrzeuge, die nicht auf der Straße fahren:<br />
also zu Luft, zu Wasser, auf der<br />
Schiene oder Off-Road. Das heißt aber<br />
nicht, dass wir die anderen Branchen vernachlässigen!<br />
Ich will nur sagen, dass wir<br />
uns mit der anfangs noch kleinen Mann-<br />
32 DK 2-2013
Interview<br />
schaft gezielt die genannten Segmente<br />
vornehmen werden, damit wir sichtbar<br />
vorankommen.<br />
Wie kamen Sie auf diese Segmente?<br />
Gleich zu Beginn haben wir das Marktpotenzial<br />
untersucht: Durch Marktanalysen,<br />
Workshops und im Austausch mit<br />
den Klebstoffherstellern haben wir den<br />
Bedarf analysiert, die wichtigen Werke<br />
potenzieller Kunden zusammengestellt.<br />
Diese werden wir zügig abarbeiten.<br />
Ist es nicht schwierig, in einen Markt<br />
einzutreten, der vom Wettbewerb<br />
schon gut besetzt ist? Sie sind in der<br />
Allgemeinen Industrie praktisch nicht<br />
bekannt ...<br />
Klar, jedes Gespräch ist eine Kaltakquise<br />
– und viele Betriebe arbeiten seit Jahren<br />
mit unseren Marktbegleitern zusammen,<br />
was es nicht leichter macht. Wir werden<br />
unseren potenziellen Kunden klarmachen<br />
müssen, was SCA zu einem starken Partner<br />
macht.<br />
Und? Haben Sie gute Argumente?<br />
Unsere Ansatzpunkte beziehen sich zum<br />
Teil auf die Technologie, zum Teil auf<br />
die Organisation. Letztere wird für unsere<br />
Kunden immer wichtiger, das beobachten<br />
wir im <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Konzern schon seit<br />
einigen Jahren.<br />
Nennen Sie uns einige Gründe<br />
„pro SCA“, die sich auf die Technik<br />
beziehen.<br />
Beispiele für Klebeapplikationen<br />
In der Allgemeinen Industrie existieren viele Anwendungsmöglichkeiten<br />
für die Klebetechnik:<br />
Trailer-/Caravanbau:<br />
Sehr viel Material wird zum Beispiel bei<br />
Dachverklebungen, beim Zusammensetzen<br />
von Modulen oder beim Verkleben der<br />
Kühlkoffer verarbeitet.<br />
Non-Carbody-Zulieferer<br />
Einige typische Automobilzulieferer, die nicht<br />
an der Karosserieherstellung beteiligt sind,<br />
Wir haben ein sehr gutes Steuerungskonzept,<br />
das mit unserer neuen Softwareversion<br />
nun deutlich bedienungsfreundlicher<br />
wurde und zahlreiche Funktionalitäten<br />
umfasst, die unseren Kunden Nutzen<br />
bringen. Wir verfügen über ein modulares<br />
Konzept für den Einsatz unterschiedlicher<br />
Dichtungen für unterschiedliche<br />
Materialien, was uns gegenüber Wettbewerbern<br />
einen weiteren Vorteil verschafft.<br />
Zusätzlich zu den bestehenden Systemen<br />
entwickeln wir nun auch speziell auf die<br />
Allgemeine Industrie ausgerichtete Produkte<br />
weiter, zum Beispiel handgeführte<br />
Systeme oder solche für Kleinmengendosierung.<br />
Sie werden viel Manpower in die Entwicklung<br />
stecken müssen.<br />
Wir haben sehr umfangreiche Ressourcen<br />
in der Forschung und Entwicklung. Unser<br />
FuE-Leiter, Dr. Nils Kohlhase, hat einen<br />
Prozess zur strategischen Produktentwicklung<br />
aufgesetzt, der uns noch schlagkräftiger<br />
macht. Wir wollen und werden<br />
damit die richtigen Produkte definieren<br />
und entwickeln, um uns wichtige Wettbewerbsvorteile<br />
durch Kundennutzen zu<br />
verschaffen.<br />
Und welche Wettbewerbsvorteile<br />
sehen Sie organisatorisch?<br />
Wir sind global sehr gut aufgestellt, was<br />
für viele unserer potenziellen Großkunden,<br />
wie zum Beispiel John Deere, sehr<br />
werden von SCA aufgrund struktureller<br />
Ähnlichkeiten dem Kundensegment<br />
Allgemeine Industrie zugeordnet. Zum Beispiel<br />
Hella oder Lear, die Scheinwerfer oder Sitze<br />
herstellen.<br />
Weiße Ware<br />
Hier bietet sich die SCA-Technik an, um<br />
Fens terscheiben in Backöfen einzusetzen,<br />
Geschirrspüler oder Waschmaschinen mit<br />
spritzbaren Akustikmassen zu dämmen oder<br />
die Gehäusedeckel der Geräte aufzukleben.<br />
wichtig ist. Sollten wir an der einen oder<br />
anderen Stelle auf der Welt noch Lücken<br />
haben, können wir auf die Organisation<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zugreifen. Wir werden<br />
mit der Service- und Vertriebsorganisation<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> eng zusammenarbeiten.<br />
Schließlich ist unser Innovation<br />
Center zu nennen: Was wir hier an Prozess-Know-how<br />
und Kapazitäten vorhalten,<br />
ist einzigartig in unseren Märkten.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> ist in rund 180 Ländern<br />
vertreten. Die können Sie nicht alle<br />
auf einmal erobern.<br />
Sicher nicht. Wir fokussieren uns im<br />
ersten Schritt auf den deutschen Markt,<br />
haben aber auch schon Kollegen in Brasilien<br />
und in den USA, die die Aktivitäten<br />
vorantreiben.<br />
Was sind Ihre nächsten Ziele?<br />
Das übergreifende Ziel ist natürlich, profitables<br />
Wachstum zu generieren. Dafür<br />
müssen wir sehr schnell die richtigen Mitarbeiter<br />
finden, sie integrieren und das<br />
Know-how aufbauen. Dahinein werden<br />
wir investieren.<br />
Das Gespräch führte Thomas Preuß<br />
info<br />
Klebesysteme: 534<br />
Steuerung SYS6000: 535<br />
DK 2-2013 33
Robotik & Kleben<br />
6-Achs-Roboter arbeiten schnell, flexibel und zuverlässig<br />
Automatisch kleben, dichten und dämmen<br />
Bilder: Rüdiger Vogel; SCA<br />
Mit Klebesystemen von SCA werden Motorhauben crashfest gemacht,<br />
Backofenscheiben in die Türrahmen eingesetzt oder umgebördelte<br />
Bleche sicher miteinander verbunden. Dafür ist ein<br />
perfekter Datenaustausch mit dem Roboter erforderlich – etwa um<br />
Kleberaupen auch in Kurven und Ecken in der gleichen Qualität<br />
aufzubringen wie auf der Geraden.<br />
„Ein modernes Fahrzeug läuft heute in<br />
der Fertigung an 60 bis 80 Klebesystemen<br />
vorbei“, sagt Olaf Leonhardt, Geschäftsbereichsleiter<br />
Fahrzeugindustrie bei der<br />
SCA Schucker GmbH & Co. KG in Bretten,<br />
„wobei ‚Kleben’ auch Dichten oder<br />
Dämmen heißen kann.“ Etwa 80 % der<br />
Systeme stünden im Rohbau, 15 % entfielen<br />
auf die Lackierstraße und etwa 5 %<br />
auf die Endmontage, überschlägt er. Während<br />
im Rohbau vorwiegend geklebt<br />
werde, seien in der Lackiererei eher<br />
Dicht- und Dämmungsanwendungen zu<br />
finden.<br />
SCA stellt Systeme und Anlagen her, mit<br />
denen die Industrie Kleb-, Dicht- und<br />
Dämmstoffe manuell oder automatisiert<br />
an Bauteilen aufbringen kann. Zu den<br />
von SCA umgesetzten Anwendungen im<br />
Automobilbau zählen hauptsächlich<br />
Stütz- und Festigkeitsverklebungen,<br />
Abdichtungen und spritzbare Dämmungsmassen<br />
für den Karosseriebau und<br />
Lackierstraßen, aber auch Dichtungs-<br />
Lösungen für den Motoren- und Getriebebau<br />
oder das Verkleben von Scheiben<br />
und Cockpitelementen. In der Allgemeinen<br />
Industrie werden beispielsweise<br />
Backofenscheiben in die Türrahmen und<br />
die Türen auf den Gestellen verklebt oder<br />
bei Geschirrspülern und Gefrierschränken<br />
geräuschdämmende Spritzmassen<br />
eingebracht (weitere Beispiele finden Sie<br />
im Beitrag ab Seite 38). Praktisch alle<br />
genannten Applikationen werden heute<br />
von Robotern übernommen.<br />
Sechsachsige Industrieroboter sind<br />
Mittel der Wahl<br />
„Grundsätzlich kommen Portal- und<br />
Sechs-Achs-Industrieroboter in Frage“,<br />
sagt Olaf Leonhardt. Letztere seien<br />
extrem schnell und im dreidimensionalen<br />
Raum äußert flexibel und zuverlässig und<br />
wiesen eine hohe Tragkraft auf, so dass<br />
sie in der Regel den Vorzug erhielten.<br />
Außerdem sei am Markt spezielle Klebe-<br />
Software verfügbar, die die Klebesteuerungen<br />
auf die jeweilige Anwendung hin<br />
optimal ansteuert. Für Portalroboter, die<br />
meist nur in drei Achsen verfahren können,<br />
existieren derartige Programme<br />
nicht. Ein weiterer Grund, weshalb solche<br />
Automaten im Karosseriebau nicht eingesetzt<br />
werden können.<br />
Die Herausforderungen für einen automatisierten<br />
Klebstoffauftrag liegen einerseits<br />
in der Zugänglichkeit der Bauteile,<br />
zweitens in der Geschwindigkeit, die in<br />
der Automobilindustrie eines der höchsten<br />
Güter ist. Dabei bedeutet „Geschwindigkeit“<br />
nicht nur, dass der Roboter sehr<br />
schnell arbeiten muss, sondern vielmehr,<br />
dass man die Bahngeschwindigkeit exakt<br />
berechnen kann. „Denn in Kurven oder<br />
Ecken muss die Maschine zwangsweise<br />
etwas langsamer fahren“, führt Leonhardt<br />
aus. „Trotzdem darf an den Stellen nicht<br />
34 DK 2-2013<br />
Steppnaht für Strukturklebenähte am<br />
Karosserierahmen und im Motorbereich:<br />
Bei festigkeitsrelevanten Aufgaben wird<br />
das Punktschweißen häufig durch Strukturkleben<br />
ersetzt, seit hochfeste Klebstoffe<br />
auf Epoxidbasis zur Verfügung stehen.<br />
Da man bis zur Aushärtung des Klebstoffs<br />
nicht ohne Fixierung auskommt,<br />
wird weiter in reduziertem Maße<br />
geschweißt. Weil an diesen Stellen der<br />
Klebstoff beim Durchschweißen verbrennen<br />
würde, wird der Auftrag genau dort<br />
unterbrochen
Robotik & Kleben<br />
Der Roboter trägt eine Zwei-Komponenten-<br />
Polyurethan-Formlippe auf. Damit kann die<br />
Scheibe in der Fahrzeugkabine eines<br />
Mähdreschers fixiert werden<br />
keit aus und gibt unserem System – zum<br />
Beispiel dem SYS6000 – die Werte an“,<br />
erklärt Leonhardt. „Daraus können wir<br />
dann für jeden Punkt der Bahn die exakte<br />
Dosierung berechnen.“<br />
Die wichtigsten Applikationen im Automobil-Rohbau<br />
erstrecken sich auf konstruktive<br />
Verklebungen, gefolgt vom Bördelrand-<br />
und Stützkleben. Mit Hilfe des<br />
konstruktiven Klebens werden zwei Bleche<br />
miteinander verbunden, vor allem um<br />
Kontaktkorrosion zu vermeiden und die<br />
Crashfestigkeit der Komponenten zu<br />
erhöhen. Der Klebstoff wird per Roboter<br />
vor dem Verschweißen der Bauteile aufgetragen<br />
und härtet dann im Lackofen<br />
aus. Verwendet werden hierfür Epoxioder<br />
Heißepoxi-Klebstoffe, die zwischen<br />
den Blechen eine Struktur erzeugen sollen,<br />
weshalb man auch vom „strukturellen<br />
Kleben“ spricht.<br />
Kreiselbewegung verteilt Klebstoff<br />
an Bördelrändern<br />
Roboter fahren Konturen schnell und flexibel ab. Die Steuerung des SCA-Klebesystems<br />
berechnet anhand der Robotergeschwindigkeit die exakte Dosierung des Klebstoffs für<br />
jeden Punkt der Bahn. So wird in Kurven, wenn der Roboter langsamer wird, nicht mehr<br />
Klebstoff pro Weg aufgebracht als auf der Geraden. Das Bild unten zeigt die Bördelrandverklebung<br />
an einer Fahrzeugtür<br />
mehr Klebstoff aufgetragen werden als<br />
vor und hinter der Kurve.“<br />
Exakte Klebstoffdosierung für jeden<br />
Punkt der Bahn<br />
Die Systeme von SCA, die aus der Fasspumpe<br />
für das jeweilige Material, der<br />
Dosiereinheit und der Auftragsdüse sowie<br />
der Steuerungssoftware für alle Komponenten<br />
bestehen, stellen immer die<br />
genaue Förderung des Klebstoffs und dessen<br />
geregelten Auftrag auf dem Bauteil<br />
sicher. Dazu ist ein perfekter Datenaustausch<br />
mit dem Roboter erforderlich:<br />
„Der Roboter – beziehungsweise seine<br />
Steuerung – rechnet seine Geschwindig-<br />
An den Türen, der Motorhaube und der<br />
Heckklappe sind die sogenannten Bördelrand-<br />
und Stützverklebungen zu finden<br />
sowie flächige Dämmungen (speziell in<br />
den Türen). Beim Bördelrandkleben werden<br />
Außen- und Innenblech der Tür verbördelt,<br />
also ineinander geschachtelt.<br />
Dazu wird das Blech so gebogen, dass<br />
eine etwa 10 mm breite Kante mit Rand<br />
entsteht, in die das Innenblech eingelegt<br />
wird. „Der Klebstoff muss dabei so fein<br />
verteilt werden, dass er beim Bördelprozess<br />
nicht aus dem Blech herausgedrückt<br />
wird und trotzdem den Bördelflansch<br />
vollständig ausfüllt.“ Dafür eignet sich<br />
insbesondere das sogenannte Wirbelsprüh-<br />
oder Swirl-Verfahren: Der Klebstoff<br />
wird flach und breit aufgetragen und<br />
in einer Kreiselbewegung gut verteilt,<br />
was die Schachtelung der beiden Bauteile<br />
erleichtert. „Die Kleberaupe kann<br />
sich dadurch beim Einlegen des einen<br />
Bleches in die Bördelung des anderen<br />
nicht verschieben und bietet eine große<br />
Adhäsionsfläche“, erläutert Olaf Leonhardt.<br />
Dies sei angesichts der üblichen<br />
Beölung der Bleche von Vorteil.<br />
In den Lackierstraßen werden solche Bördel-<br />
und Schnittkanten sowie andere<br />
Nähte nach dem gleichen Dosierprinzip<br />
wie beim Kleben abgedichtet, nur dass<br />
das Material ein anderes ist und eine passende<br />
Düse gewählt werden muss. „Da<br />
sich diese Korrosionsschutzapplikationen<br />
beim Öffnen der Autotür im Sichtbereich<br />
des Kunden befinden, nennt man diese<br />
Anwendungen auch Cosmetic Sealing“,<br />
sagt der SCA-Manager. Gleiches gilt zum<br />
DK 2-2013 35
Robotik & Kleben<br />
Bild oben: Im Flatstream-Verfahren wird eine<br />
spritzbare Akustikmasse im Fußraum eines<br />
Autos als Dämmung eingebracht. Unten: Unterbodenschutz<br />
wird fast ausschließlich mit PVCbasiertem<br />
Material erreicht, das im Airless-Verfahren<br />
mit Schichtdicken von 500 bis 800 μm<br />
aufgetragen wird. Mit einem Multifunktionskopf<br />
können Nahtabdichten und Unterbodenschutz<br />
in einer Roboterstation realisiert werden<br />
Beispiel für die Blechübergänge vom<br />
Dach zur Seitenwand oder vom Kofferraum<br />
zur Seitenwand. Neben diesen sogenannten<br />
Feinnahtabdichtungen gibt es<br />
noch Grobnahtabdichtungen für Stellen<br />
am Boden oder der Stirnwand, damit<br />
keine Feuchtigkeit ins Fahrzeuginnere<br />
eindringen kann und Schnittkanten nicht<br />
korrodieren.<br />
Das Stützkleben wiederum wird unter<br />
anderem an der Motorhaube eingesetzt,<br />
um das Gerippe der Hauben-Innenseite<br />
mit der Außenhaube zu verbinden. „Es<br />
soll ja nicht klappern“, meint Leonhardt.<br />
„Die beiden Teile müssen bei Temperatureinwirkung<br />
noch gegeneinander arbeiten<br />
können, sollen aber nicht reißen. Mit<br />
dem Stützkleben wird genau dies erreicht,<br />
und zudem werden die Geräusche deutlich<br />
reduziert.“ Das Verfahren werde auch<br />
beim Dach oder am Tankdeckel eingesetzt<br />
– überall, wo eine flexible Verbindung<br />
im Außenhautbereich benötigt wird.<br />
Spritzbare Akustikmassen dämmen<br />
den Fußraum<br />
Eine weitere Anwendung ist die „spritzbare<br />
Dämmung“. Per Roboter wird<br />
Dämmmaterial beispielsweise in den<br />
Fußraum eines Automobils eingebracht,<br />
wo früher in Handarbeit Dämmmatten<br />
eingelegt wurden. Solche spritzbaren<br />
Akustikmassen werden im sogenannten<br />
Flatstream-Verfahren aufgebracht,<br />
wodurch recht breite Oberflächen erzeugt<br />
werden.<br />
Auch der Unterbodenschutz zählt zu den<br />
sogenannten „Dickstoff“-Applikationen<br />
(unter diesem Begriff lassen sich Dichtund<br />
Dämmanwendungen zusammenfassen).<br />
Er wird heute fast ausschließlich<br />
mit PVC-basiertem Material im Airless-<br />
Verfahren in Schichtdicken von 500 bis<br />
800 µm aufgetragen. „Mit einem Multifunktionskopf<br />
können wir inzwischen<br />
Dämmapplikationen, Nahtabdichtungen<br />
und Unterbodenschutz in einer Roboterstation<br />
realisieren“, sagt der Klebe-<br />
Experte. Der Unterbodenschutz wird in<br />
der Lackiererei aufgesprüht, wenn die<br />
Karosserie schon grundiert ist. „Auf<br />
KTL-beschichteten Teilen kann man hervorragend<br />
dämmen, da dann keine Korrosion<br />
mehr auftreten kann.“<br />
Optimierungspotenzial in der Automatisierung<br />
sieht Leonhardt noch bei der<br />
Offline-Programmierung der Roboter.<br />
„Heute wird sehr viel über Roboter-CAD-<br />
Programme simuliert, wir können die<br />
Klebetechnologie und die Bauteile am<br />
Olaf Leonhardt,<br />
Geschäftsbereichsleiter<br />
Fahrzeugindustrie<br />
«<br />
Mit einem Multifunktionskopf<br />
können wir<br />
Dämmapplikationen,<br />
Nahtabdichtungen und<br />
Unterbodenschutz in<br />
einer Roboterstation<br />
realisieren!<br />
Rechner bearbeiten und offline programmieren“,<br />
umreißt der SCA-Mann. „Was<br />
man aber nicht kann, ist, die Applikationsqualität<br />
schon im Voraus mit Hilfe des<br />
Computers zu beurteilen.“ Dafür sei<br />
umfassendes Prozessverständnis erforderlich.<br />
Zukunftstraum:<br />
Qualität programmieren<br />
»<br />
Was heute geschehe, sei eine reine Positionsprogrammierung:<br />
„Wir können dem<br />
Roboter nur die Koordinaten mitgeben,<br />
nicht aber die rheologischen Eigenschaften<br />
des Klebstoffs oder die Strömungseigenschaften<br />
einer Düse. Und damit können<br />
wir nicht auf Qualität programmieren.“<br />
Das werde sich auch mindestens in<br />
den kommenden fünf Jahren kaum<br />
ändern, sagt Olaf Leonhardt. „Trotzdem<br />
wäre eine solche Möglichkeit wünschenswert,<br />
weil wir damit die Inbetriebnahmezeiten<br />
und den Aufwand für Prozessoptimierungen<br />
beim Kunden deutlich<br />
reduzieren könnten.“ Mit einer praxisnahen<br />
Darstellung der Applikationsqualität<br />
in einem Simulationsprogramm könnten<br />
nicht nur Leute geschult werden; es könnten<br />
sogar Temperatureinflüsse, Einflüsse<br />
von Chargenschwankungen und andere<br />
Parameter präventiv untersucht werden.<br />
„Die daraus gewonnenen Grenzwerte<br />
könnten die Qualität und Produktivität<br />
unserer Kunden um ein Vielfaches erhöhen“,<br />
ist sich Leonhardt sicher. tp<br />
info<br />
Klebesysteme: 534<br />
Steuerung SYS6000: 535<br />
36 DK 2-2013
Klebetechnik: Neue Produkte<br />
SCA bietet Dosiersystem für kleinste Klebstoffmengen an – zum Beispiel für Testreihen<br />
Nicht mal eine Schöpfkelle voll …<br />
SCA bringt ein Klebstoff-Dosiersystem für Minimalmengen auf den<br />
Markt. Damit können zum Beispiel Herdplatten verklebt oder<br />
Maschinenteile abgedichtet werden. Automobilhersteller können<br />
mit der kleinen Unterpumpe Testreihen mit neuen Materialien oder<br />
Bauteilen fahren, ohne ihre großen Systeme zu kontaminieren.<br />
Der Klebe- und Dosiertechnik-<br />
Spezialist SCA erweitert sein<br />
Portfolio um zahlreiche<br />
Anwendungen für die Allgemeine<br />
Industrie. Unter anderem<br />
rechnet der Brettener Hersteller<br />
mit immer mehr Anfragen für<br />
Applikationen mit sehr geringen<br />
Materialmengen. „Daher<br />
bringen wir nun ein komplettes<br />
Minimalmengendosiersystem<br />
auf den Markt“, erklärt Konstrukteur<br />
Bernhard Sauer. Das<br />
Serienprodukt werde auf einem<br />
Prototypen aufgebaut, den SCA<br />
schon vor zwei Jahren entwickelt,<br />
aber nie wirklich eingesetzt<br />
habe: Die UP 10, eine<br />
Unterpumpe, kann pro Doppelhub<br />
Materialmengen von 10 cm 3 fördern.<br />
Sie arbeitet nach dem Prinzip einer<br />
Schöpfkellenpumpe und wirkt im Vorund<br />
Rückhub.<br />
Ausgereifte Technik<br />
Bernhard Sauer zeigt das Herzstück des Minimalmengendosierkonzepts:<br />
die Unterpumpe UP 10<br />
„Die Technik ist ausgereift“, versichert<br />
Sauer. „Wir können solche Pumpen in<br />
unterschiedlichen Größen anbieten, zum<br />
Beispiel auch als UP 165 mit 165 Kubikzentimetern<br />
Fördervolumen.“ Der Markt<br />
für den Minimalmengendosierer sei da,<br />
davon sind Sauer und seine Kollegen<br />
überzeugt. „Man kann damit zum Beispiel<br />
Herdplatten verkleben oder Maschinenteile<br />
abdichten.“ Für solche und ähnliche<br />
Anwendungen mit „Kleinstmengen“<br />
setzt die Industrie bisher Kartuschen oder<br />
Blechdosen ein; die Gebindegrößen liegen<br />
bei wenigen Dezilitern, zum Teil bei<br />
einigen Litern – also etwa in der Größe<br />
haushaltsüblicher Farbdosen.<br />
Üblicherweise werden heute für die<br />
Befüllung von Dosierern aus Kartuschen<br />
pneumatisch unterstützte Systeme verwendet.<br />
Je zäher der Werkstoff ist, desto<br />
länger werden die Füllzeiten des Dosierers.<br />
„Wir wollten dieses Problem lösen<br />
und haben uns in der Konstruktion also<br />
Gedanken gemacht“, erklärt Bernhard<br />
Sauer. „Zum Beispiel dazu, wie man die<br />
Befüllzeiten senken kann, wie sich das<br />
Material elegant über längere Strecken<br />
fördern lässt und wie wir kleine Dosen<br />
verarbeiten können.“<br />
Einsatzbereich bis circa 300 bar<br />
Herausgekommen ist die UP 10, die mit<br />
den gleichen Leistungsdaten aufwartet<br />
wie ihre großen Geschwister. SCA kann<br />
mit dieser Pumpe sehr kleine Mengen mit<br />
hohem Druck verarbeiten: Getestet wurde<br />
sie bis 280 bar. Die Kombination aus Kartuschenadapter<br />
oder kleiner Folgeplatte<br />
mit der UP10 ermöglicht sehr kurze Füllzeiten<br />
durch den hohen Druck.<br />
Neben der Allgemeinen Industrie sieht<br />
SCA Einsatzmöglichkeiten in der Automobilindustrie:<br />
Sie könnte die UP 10 mit<br />
einer Kartusche an ihren Dosierer in der<br />
Linie anschließen, um Testbauteile zu<br />
fahren – zum Beispiel Material für eine<br />
Karosserie applizieren, bevor die Linie<br />
überhaupt gänzlich in Betrieb genommen<br />
wird. Der Vorteil liegt auf der Hand:<br />
Anwender brauchen ihre großen Systeme<br />
für den Test neuer Materialien oder neuer<br />
Bauteile nicht zu kontaminieren.<br />
Die UP 10 soll als komplettes System im<br />
rollbaren Koffer angeboten werden, etwa<br />
so groß wie eine Tischbohrmaschine und<br />
circa 27 kg schwer. Das System soll mehrere<br />
unterschiedliche Folgeplatten und<br />
Kartuschenbehälter umfassen, die sich<br />
beliebig kombinieren lassen. Dazu kämen<br />
bei voller Ausstattung noch Werkzeug<br />
zum Zerlegen und Zusammenbauen<br />
sowie unterschiedliche Dichtungssätze –<br />
bei einem Gesamtgewicht von etwa<br />
45 kg. tp<br />
info<br />
Minimalmengendosiersystem<br />
für Klebstoffe: 536<br />
DK 2-2013 37
Anwendungsbeispiel aus dem Landmaschinenbau:<br />
vollautomatisierte Nahtabdichtung mit<br />
flüssigem Dämmmattenauftrag an einer Traktorkabine.<br />
Über ein Vision-System erfährt der<br />
Roboter die Position der Kabine im Raum<br />
Bilder: Rüdiger Vogel<br />
Über 100 Besucher bei SCA-Infotagen Klebetechnik im Juni<br />
„Wer klebt, braucht Gründe!“<br />
Über 100 Besucher – aus der Luftfahrtindustrie ebenso wie aus der<br />
Eisenbahnproduktion oder Hausgeräteherstellung – interessierten<br />
sich im Rahmen der SCA-Infotage für die Möglichkeiten und Vorteile<br />
der Klebetechnik. So werden zum Beispiel Hausgeräte, Schienenfahrzeuge<br />
oder Trailer widerstandsfähiger, steifer und leichter,<br />
wenn sie abgedichtet und verklebt sind.<br />
„Früher klebte keiner freiwillig“, erklärte<br />
Professor Klaus Dilger, Leiter des Instituts<br />
für Füge- und Schweißtechnik an der<br />
TU Braunschweig, den über 100 Besuchern<br />
der Infotage Klebetechnik, die<br />
Mitte Juni bei SCA in Bretten stattfanden.<br />
„Es muss also gute Gründe geben, warum<br />
es heute so viele trotzdem tun!“ Die Argumente<br />
lieferte der Forscher umgehend:<br />
„Wer Autos, Eisenbahnen oder Kühlschränke<br />
klebt, dämmt oder dichtet,<br />
erzielt eine höhere Steifigkeit der Produkte.<br />
Die verbesserte Schwingfestigkeit<br />
bei dynamischen Belastungen macht<br />
Fahrzeuge darüber hinaus crashresistenter<br />
und senkt ihr Gewicht, weil leichtere<br />
Materialien verbaut werden können.<br />
Außerdem werden zum Beispiel Korrosions-<br />
und Schallschutz verbessert.“ Die<br />
Besucher kamen aus verschiedenen Branchen<br />
– Luftfahrtindustrie, Schienenfahrzeug-<br />
und Landmaschinenbau, Herstellung<br />
von Hausgeräten und Druckmaschinen<br />
sowie chemische Industrie – und hörten<br />
gespannt zu. Denn was für Mitarbeiter<br />
der Automobilindustrie bekannte<br />
Gründe sind, ist für viele Anwender anderer<br />
Branchen ein neues Thema.<br />
Roboter klebt Traktorkabinen und<br />
Backofentüren<br />
Der Klebe- und Dosiertechnikhersteller<br />
SCA bot daher an zwei Tagen ein dichtes<br />
Programm aus Theorie und Praxis, um<br />
seinen Besuchern die Möglichkeiten der<br />
Klebetechnologie näherzubringen. Die<br />
Besucher erlebten im Innovation-Center<br />
moderne Klebeverfahren und<br />
Technik zum Anfassen. Dort<br />
wurden per Roboter Kleberaupen<br />
an Originalbauteilen<br />
aufgebracht: ein Lampengehäuse<br />
abgedichtet, eine Backofentür<br />
mit einem Haftvermittler versehen<br />
oder in einer automatischen Fertigungszelle<br />
Zylinderkopfdeckel beschichtet<br />
– eine Alternative zu Einlegedichtungen.<br />
Mit flüssigem Zwei-Komponenten-<br />
Polyurethan wurden eine Arbeitsplatte für<br />
Haushaltsgroßgeräte abgedichtet und ihre<br />
Professor<br />
Klaus Dilger,TU<br />
Braunschweig<br />
«<br />
Der Trend zur Modulbauweise<br />
führt dazu, dass<br />
mehr auf bereits lackierten<br />
Flächen geklebt werden<br />
muss. Die Güte des<br />
Klebens ist aber abhängig<br />
von der Art des<br />
»<br />
Lackes.<br />
Haltesysteme fixiert, an einer Traktorkabine<br />
wurden automatisch Schweißnähte<br />
abgedichtet und flüssige Dämmmatten<br />
aufgetragen. Auch Lösungen für den<br />
Klebstoffauftrag von Hand wurden vorgestellt.<br />
„Wir haben für alle Anwender passende<br />
Lösungen, für die automatisierte Applikation<br />
wie für manuelle Handhabung“,<br />
38 DK 2-2013
Klebetechnik<br />
In seinem Innovation-Center zeigte SCA die Möglichkeiten<br />
moderner Klebetechnik. Im Bild oben wird an<br />
einer Backofentür ein Haftvermittler aufgetragen, der<br />
die Vernetzung des Klebstoffs verbessert.<br />
Das Bild rechts zeigt den Blick in eine automatisierte<br />
Fertigungszelle, in der Zylinderkopfdeckel beschichtet<br />
werden – als Alternative zu Einlegdichtungen<br />
betonte Oskar Sörensson, Leiter des<br />
Geschäftsbereichs Allgemeine Industrie<br />
bei SCA. „Unsere Systeme sind bedienerfreundlich,<br />
zuverlässig und flexibel.<br />
Unser Ziel ist es immer, mit unseren<br />
Lösungen die Produktivität unserer Kunden<br />
zu steigern und die Qualität ihrer Produkte<br />
sicherzustellen.“<br />
Besucher suchten Anregungen für<br />
Serienfertigung<br />
Stellvertretend für viele Anwesende,<br />
fasste Mehmet Sezer, Fertigungsplaner<br />
bei Bombardier Transportation, die<br />
Gründe für seinen Besuch zusammen:<br />
„Wir bauen in Mannheim elektrische<br />
Komponenten für unsere Schienenfahrzeuge,<br />
kleben und dichten dabei auch<br />
schon, aber in kleinem Umfang. Unsere<br />
Serien umfassen bisher nur Stückzahlen<br />
von 40 bis 50. Heute wollen wir uns hier<br />
Anregungen für die Großserienfertigung<br />
holen.“ Ihm lieferte Prof. Dilger gleich<br />
ein gutes Argument, mehr zu kleben: den<br />
Trend zur Modulbauweise. „Heute werden<br />
in vielen Branchen immer mehr<br />
Komponenten in Modulen vorgefertigt“,<br />
erklärte Dilger. „Diese werden dann komplett<br />
zum Beispiel in das Schienenfahrzeug<br />
eingesetzt, wodurch dieses in der<br />
Fertigungslinie viel länger offen gehalten<br />
werden kann.“ Das Konzept der modularen<br />
Produktion verkürze die Herstellungszeiten<br />
pro Fahrzeug und senke<br />
damit die Kosten. „Das bedeutet aber<br />
auch, dass dann mehr auf bereits lackierten<br />
Flächen geklebt werden muss“, gab<br />
Dilger zu bedenken, „und die Güte des<br />
Klebens ist abhängig von der Art des<br />
Lackes.“ So hafte ein Klebstoff auf einem<br />
blau lackierten Teil anders als auf einem<br />
rot lackierten.<br />
Klebstoff und Dosiertechnik<br />
aufeinander abgestimmt<br />
Doch diese Probleme sind beherrschbar,<br />
daran ließ SCA bei den anschließenden<br />
Vorführungen im Innovation-Center keinen<br />
Zweifel: „Wir sehen uns als Lösungsanbieter“,<br />
sagte SCA-Manager Oskar<br />
Sörensson. „Wenn ein Kunde mit hohen<br />
Anforderungen an uns herantritt, dann<br />
haben wir das Know-how und das Ziel,<br />
die optimale Lösung zu entwickeln, um<br />
den Nutzen für unsere Kunden zu maximieren:<br />
mit der geeigneten Dosiertechnik<br />
und dem richtigen Klebstoff.“ Dafür<br />
arbeite SCA eng mit den Materialherstellern<br />
aus der chemischen Industrie zusammen.<br />
Vertreter dieser Branche erklärten den<br />
Besuchern an beiden Tagen, welche<br />
Anforderungen Kleb-, Dicht- und Dämmstoffe<br />
heute erfüllen müssen. „Klebstoff<br />
ist natürlich nicht gleich Klebstoff“, sagte<br />
Gerd Dietz, Technischer Leiter Anwendungstechnik<br />
Allgemeine<br />
Industrie<br />
bei Henkel. „Für<br />
unterschiedliche<br />
Anforderungen<br />
gibt es auch unterschiedliche<br />
Klebund<br />
Dichtstoffe.“<br />
Dietz nahm beispielhaft<br />
die Zwei-<br />
Komponenten-<br />
Polyurethan-Klebstoffe in den Fokus, die<br />
allein schon sehr vielfältig sind: Mit ihnen<br />
werden in Eisenbahnen Fußböden<br />
geklebt, die Seitenwände von Lkw-Aufliegern<br />
verklebt und stabilisiert, Rotorblätter<br />
für Windkraftanlagen energiesparender<br />
und schneller – weil mit weit weniger<br />
Temperieraufwand möglich – gefügt<br />
oder Lamellen in Wärmetauscher eingebunden.<br />
Bei vielen Anwendungen liege das<br />
Hauptaugenmerk auf der Haftvermittlung<br />
zwischen den Bauteilen. „Häufig sollen<br />
die Klebstoffe auch aufschäumen und<br />
Strukturen festigen, Bauteile voneinander<br />
oder gegen Temperaturen isolieren<br />
oder den Schallschutz verbessern“,<br />
erklärte Dietz. Bestimmte mikroverkapselte,<br />
einkomponentig verarbeitete Klebstoffe<br />
wiederum werden erst später im<br />
Prozess durch Wärme aktiviert, um die<br />
Verarbeitungszeiten flexibel zu gestalten.<br />
Und manche Materialien müssten „multifunktional“<br />
sehr viele dieser Anforderungen<br />
gleichzeitig erfüllen. Henkel verfüge<br />
über „ausgeprägte Produkt- und<br />
Lösungskompetenz“ und sei global vertreten,<br />
um seine Kunden überall zu unterstützen,<br />
versicherte Dietz.<br />
tp<br />
info<br />
Klebesysteme für die<br />
Allgemeine Industrie: 537<br />
DK 2-2013 39
Ölfreie Kompressoren liefern Molkerei saubere Druckluft – und warmes Wasser<br />
„Milch ist jeden Tag“<br />
Bilder: Thomas Preuß<br />
Die Burgenland-Käserei verarbeitet in Bad Bibra täglich eine<br />
Million Liter Milch zu Schnittkäse, Hartkäse-Erzeugnissen und<br />
Molkenkonzentraten. Die dafür benötigte Druckluft liefern drei ölfrei<br />
verdichtende, wassergekühlte ZR-Kompressoren. Über ein<br />
kluges Wärmerückgewinnungssystem werden 75 % der eingesetzten<br />
Energie noch einmal genutzt: Sie dienen der Beheizung des<br />
Bruchkäse-Waschwassers.<br />
Den ganzen Tag lang fahren Milchfahrzeuge<br />
die „Burgenland-Käserei“ in Sachsen-Anhalt<br />
an und pumpen Milch in die<br />
Tanks. Die Deutsches Milchkontor<br />
GmbH (DMK) verarbeitet hier, am Standort<br />
Bad Bibra, täglich eine Million Liter<br />
Milch zu Schnittkäse, Hartkäseerzeugnissen<br />
und Molkenkonzentraten. „Milch<br />
ist jeden Tag“, bringt es Johannes Bechtle,<br />
Technischer Leiter bei DMK, auf den<br />
Punkt. Denn mit der Verarbeitung des<br />
leicht verderblichen Lebensmittels darf<br />
man sich nicht beliebig Zeit lassen, damit<br />
die Qualität gewährleistet bleibt. Qualität<br />
und Sicherheit stehen auch bei der weiteren<br />
Verarbeitung der Milch im Vordergrund.<br />
Auch im Hinblick auf die Druckluft,<br />
die für viele Verarbeitungsprozesse<br />
unerlässlich ist, macht DMK keine Kompromisse.<br />
Deshalb liefern seit Februar drei absolut<br />
ölfrei verdichtende Kompressoren von<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> saubere Druckluft an die<br />
beiden Käse-Linien in Bad Bibra. Denn<br />
bei der Käseherstellung kommt das Produkt<br />
mit der Druckluft direkt in Kontakt:<br />
„Der Käse wird an dieser Stelle mit<br />
Druckluft aus den Formen geblasen“,<br />
erklärt Bechtle und weist auf eine Schnittstelle,<br />
an der der Käse aus seiner Form<br />
gedrückt wird, um über ein Band zur<br />
nächsten Station zu fahren, dem Salzbad;<br />
die Form fährt direkt in die Waschmaschine<br />
weiter.<br />
Wie alle Molkereien des Konzerns, ist<br />
auch die Burgenland-Käserei IFS6-zertifiziert<br />
(nach dem International Food<br />
Standard). Und die Konzernvorgabe für<br />
Käse, der in den deutschen Handel<br />
kommt, lautet bundesweit: Es muss absolut<br />
ausgeschlossen sein, dass das Produkt<br />
mit Öl irgendwie in Kontakt kommen<br />
kann. „Früher haben auch wir öleingespritzte<br />
Kompressoren verwendet“, blickt<br />
Bechtle zurück. Das habe auch funktioniert:<br />
„Mit Aktivkohle- und weiteren Filtern<br />
haben wir das Öl aus der Druckluft<br />
gefiltert, um zu verhindern, dass es mit<br />
dem Käse in Berührung kommt.“ Allerdings<br />
war dieses Verfahren aufwendig,<br />
weil die Filter sehr häufig gewechselt<br />
werden mussten; und der Molkerei war<br />
diese Methode eben doch nicht sicher<br />
genug.<br />
Konzernvorgabe: absolut ölfreie<br />
Druckluft<br />
Nun versorgen drei ZR-Kompressoren<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> die DMK-Fertigungslinien:<br />
ein drehzahlgeregelter ZR 55 VSD<br />
sowie zwei ZR 45 mit Volllast-Leerlauf-<br />
Regelung. Diese wassergekühlten Kompressoren<br />
verdichten absolut ölfrei gemäß<br />
40 DK 2-2013
Molkereien<br />
der Klasse 0 nach DIN ISO 8573. Statt<br />
also das Öl umständlich aus der Druckluft<br />
zu filtern, wird von vornherein ölfreie<br />
Druckluft produziert. Und zwar auch für<br />
die Anwendungen, bei denen kein Produktkontakt<br />
besteht. Denn es gibt ein<br />
Druckluftnetz für alle Abnehmer.<br />
„Von der ersten Idee der neuen Druckluftstation<br />
bis zu ihrer konkreten Planung<br />
und Umsetzung dauerte es etwa zwei,<br />
drei Jahre“, erzählt Thomas Werfel, Projektingenieur<br />
der MDD Druckluft GmbH.<br />
Der Druckluftspezialist aus dem benachbarten<br />
Apolda betreut die Burgenland-<br />
Käserei schon seit über zehn Jahren.<br />
Anfangs übernahm MDD nur die Wartung<br />
der alten Kompressoren. Als dann<br />
eine der Maschinen defekt wurde,<br />
tauschte DMK sie auf Anraten von Werfel<br />
gegen einen drehzahlgeregelten Kompressor<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
aus. Mit dem GA 30<br />
Drei Kompressoren versorgen die Molkerei mit ölfreier Druckluft. Der ZR 55 VSD (vorne im<br />
Bild) ist drehzahlgeregelt, die beiden hinteren 45-kW-Maschinen fangen wechselseitig die<br />
Spitzen ab. Pro Woche werden etwa 10 000 kWh elektrische Energie für die Drucklufterzeugung<br />
aufgewendet, wovon sich DMK 7500 kWh in Form von Wärmeenergie für die<br />
Käseherstellung nutzbar macht. Am Bedienfeld der Kompressoren (kleines Bild) lässt sich<br />
unter anderem die Rücklauftemperatur des Kühlwassers ablesen<br />
MDD-Mitarbeiter Thomas Werfel (links) mit Johannes<br />
Bechtle, dem Technischen Leiter der Molkerei<br />
VSD (VSD steht für<br />
„Variable Speed<br />
Drive“) sparte das<br />
Unternehmen durch<br />
die bessere Regelungsmöglichkeit<br />
vor allem Energiekosten.<br />
Aufbereitet wurde die Druckluft<br />
mit einem FD-Kältetrockner, ebenfalls<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, der seine Leistung automatisch<br />
an die Umgebungstemperatur<br />
und an den Volumenstrombedarf anpasst.<br />
Wenig später kam ein weiterer GA-Kompressor<br />
mit 45 kW Leistung hinzu. „Die<br />
GA-Kompressoren sind energetisch<br />
eigentlich sogar noch ein bisschen besser<br />
als die neuen ZRs, weil sie öleingespritzt<br />
verdichten“, weiß Werfel. „Trotzdem<br />
stand das Thema Ölfreiheit immer wieder<br />
auf dem Plan.“ Nach Einsatz der Aktivkohle-<br />
und weiterer Filter genügte die<br />
Luftqualität zwar schon den IFS6-Anforderungen<br />
für die Zertifizierung; mit der<br />
Qualität der Druckluft ist DMK aber erst<br />
jetzt richtig zufrieden. Die ölfreie Druckluft,<br />
die der neue Maschinenpark erzeugt,<br />
wird heute zusätzlich über eine Kombination<br />
von DD- und PD-Filtern in den<br />
Kompressoren von möglichen anderen<br />
Verunreinigungen befreit. Nur der FD-<br />
Kältetrockner aus dem „alten“ System ist<br />
ins neue übernommen worden.<br />
Drehzahlregelung senkt<br />
Energiekosten<br />
«<br />
Wir haben es mit diesem<br />
Konzept geschafft, die<br />
Leerlaufzeiten praktisch<br />
»<br />
zu eliminieren!<br />
Den befürchteten höheren Energieeinsatz<br />
konnte MDD leicht abfangen; denn diesmal<br />
konnte das Unternehmen die Station<br />
komplett durchplanen und auf Effizienz<br />
hin auslegen. So wurde der leistungsstärkste<br />
Kompressor, der ZR 55, als drehzahlgeregelte<br />
Version vorgesehen. Für die<br />
Bedarfsspitzen schaltet sich einer der beiden<br />
ZR 45 hinzu; diese Volllast-Leerlauf-<br />
Kompressoren wechseln sich in bestimmten<br />
Zeitabständen ab. „Wenn man sich<br />
die Zahlen von zwei Vergleichswochen –<br />
vor und nach der Installation der neuen<br />
Maschinen – anschaut, kann man sagen,<br />
dass wir durch diese Maßnahme den Verbrauch<br />
von etwas über 12 000 Kilowattstunden<br />
auf circa 10 000 Kilowattstunden<br />
pro Woche senken konnten“, sagt<br />
Werfel nach einem Blick in seine Tabellen.<br />
„Außerdem konnten wir durch die<br />
weitaus bessere Regelung nun die Leerlaufstunden<br />
um 1000 Kilowattstunden<br />
pro Woche senken.“ Zu verdanken ist das<br />
auch der zentralen Steuerung, dem Ener-<br />
DK 2-2013 41
Molkereien<br />
In der Vorpresswanne (links) wird der Käsebruch gepresst und<br />
entmolkt. Über die Zylinder auf der Maschine wird mit Hilfe von<br />
sehr viel Druckluft die erforderliche Presskraft aufgebracht.<br />
Der Käse reift anschließend in Formen (unten; hinten im Regal),<br />
aus denen er am Ende mit Druckluft herausgedrückt wird<br />
giesparsystem ES 6 von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, das<br />
die Kompressoren im Druckluftnetz überwacht<br />
und steuert und das Druckluftband<br />
stabil zwischen 7,5 und 8 bar hält.<br />
Die ES 6 hilft dabei, größere Schwankungen<br />
energiesparend abzufangen.<br />
Diese entstehen zum Beispiel dann, wenn<br />
der zweite große Druckluftverbraucher<br />
in der Molkerei, die sogenannte Vorpresswanne,<br />
gereinigt wird. „In der Vorpresswanne<br />
wird der Käsebruch gepresst<br />
und entmolkt“, erklärt Bechtle und weist<br />
auf eine etwa zwei mal acht Meter große<br />
Metallplatte, die mittels Druckluftzylindern<br />
auf den vorbereiteten Käsebruch<br />
gedrückt wird.<br />
Zweimal am Tag – und bei jedem Produktwechsel<br />
– wird die Maschine gereinigt;<br />
aus hygienischen Gründen – und<br />
damit zum Beispiel der Rauchkäse später<br />
nicht nach Basilikum schmeckt. In dieser<br />
Zeit fällt der Druckluftbedarf stark ab.<br />
„Wenn wir dagegen kleinere Käse produzieren<br />
und den Käse aus vielen kleinen<br />
Formen ausblasen müssen, geht der<br />
Druckluftbedarf drastisch nach oben“,<br />
sagt Bechtle. Der Bedarf<br />
schwanke zwischen 216 und<br />
792 m 3 pro Stunde.<br />
Wärmerückgewinnung<br />
bringt 75 % Energie zurück<br />
Der Molkerei kam außerdem<br />
zugute, dass die ZR-Kompressoren<br />
wassergekühlt sind – und<br />
man viel heißes Wasser für die<br />
Käseherstellung braucht. Dank<br />
eines ausgeklügelten Wärmerückgewinnungssystems<br />
werden<br />
75 % der Energie, die für<br />
die Drucklufterzeugung aufgewendet<br />
wird, jetzt wieder zurückgewonnen.<br />
„In unserer Planung hatten wir nach einer<br />
Möglichkeit gesucht, möglichst viel<br />
Wärme zurückzugewinnen“, erläutert<br />
Thomas Werfel. Der Druckluftexperte riet<br />
zum Umbau des Kühlkreislaufs, um das<br />
Kühlwasser auf möglichst hohe Temperaturen<br />
aufzuheizen. Normalerweise wird<br />
der Strom des in den Kompressor eintretenden<br />
Kühlwassers bei den ZR-Maschinen<br />
gesplittet: Ein Teil durchläuft den<br />
Ölkühler sowie die beiden Verdichtungsstufen;<br />
der andere Teilstrom kühlt die<br />
komprimierte Luft im Zwischen- und im<br />
Nachkühler. „Statt das Wasser in Parallelströme<br />
aufzuteilen, wird es nun quasi in<br />
Reihe nacheinander durch die Kühler<br />
geführt.“ Dadurch ist das Kühlwasser<br />
beim Austritt aus dem Kompressor fast<br />
80 °C heiß und kann über zwei Wärmetauscher<br />
das Wasser für die Bruchwaschanlage<br />
leicht vorwärmen. „Wir müssen<br />
die Temperatur an dieser Stelle nur noch<br />
von 80 auf 90 Grad Celsius bringen“,<br />
freut sich Johannes Bechtle. Das spare<br />
viel Energie ein, die er vorher zum Aufheizen<br />
des Wassers benötigt habe. Legt<br />
man den Wert von 75 % zugrunde, so<br />
kommen von den 10 000 kWh pro Woche<br />
über die Wärmerückgewinnung also<br />
7500 kWh wieder herein.<br />
Wartung auf Zuruf ist<br />
Vertrauenssache<br />
Die Kompressorenstation ist mit der Leistung<br />
von insgesamt 145 kW (55 kW bei<br />
dem drehzahlgeregelten ZR 55 VSD<br />
sowie 2 x 45 kW der beiden ZR 45) gut<br />
und redundant aufgestellt. So kann die<br />
Molkerei auch im Falle eines Ausfalls<br />
ohne Verzögerung weiterarbeiten – denn<br />
Druckluft wird rund um die Uhr benötigt.<br />
„Wartung ‚auf Zuruf’ ist für uns aber<br />
selbstverständlich“, erklärt Thomas<br />
Werfel. Die Druckluftexperten von MDD<br />
sind auch am Wochenende rund um die<br />
Uhr für die Molkerei erreichbar. Turnusmäßig<br />
wird der ZR 55 VSD alle 4000<br />
Betriebsstunden gewartet, was zwei<br />
MDD-Besuche im Jahr erfordert; die beiden<br />
anderen braucht man wohl nur<br />
einmal pro Jahr zu inspizieren, weil sie<br />
nicht rund um die Uhr laufen. „Zu den<br />
Rhythmen können wir noch keine Prognose<br />
abgeben, weil die Maschinen erst<br />
ein paar Monate in Betrieb sind“, sagt<br />
Werfel. „Aber dass wir kommen, wenn es<br />
brennt, ist für uns Vertrauenssache!“<br />
up<br />
info<br />
ZR-Kompressoren: 538<br />
ES-Energiesparsysteme: 539<br />
Wärmerückgewinnung: 540<br />
42 DK 2-2013
Verfahrenstechnik<br />
Stickstoff macht Anlagen zur Ölschlamm-Aufbereitung gasdicht<br />
Russische Ölteiche sind eine Geldgrube<br />
Bilder: Thomas Preuß; Shutterstock<br />
Die Aufbereitung von Ölschlamm aus russischen Wäldern dient<br />
nicht nur dem Umweltschutz, sondern ist ein gutes Geschäft für<br />
lokale Entsorgungsfirmen, wenn die Suspensionen möglichst sauber<br />
getrennt werden. Mit Zentrifugen-Anlagen von Flottweg kann<br />
das Öl in hoher Reinheit wiedergewonnen werden. Und Stickstofferzeuger<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, im anschlussfertigen Container geliefert,<br />
tragen zur Sicherheit der Aufbereitungsanlagen bei.<br />
Das Geld liegt in diesem Fall nicht auf<br />
der Straße, sondern in russischen Wäldern:<br />
in Reservebecken aus der Zeit des<br />
Kalten Krieges, die jetzt trockengelegt<br />
werden, oder in sogenannten „Lagunen“,<br />
in denen sich etwa nach der Havarie einer<br />
Pipeline austretendes Öl gesammelt hat.<br />
Ölteiche nennt man diese Ölschlamm-<br />
Lagunen auch freundlich. Weitere „Vorkommen“<br />
sind die Abfallöle von Raffinerien,<br />
die sogenannten Slop-Öle. Alle<br />
diese Emulsionen können und müssen<br />
aufbereitet werden, um das gebundene Öl<br />
herauszulösen und wiederzuverwenden.<br />
„Das im Schlamm enthaltene Öl ist ein<br />
wertvoller Rohstoff“, sagt Peter Polifka,<br />
Vertriebsingenieur der Flottweg SE in<br />
Vilsbiburg. „Neben dem Umweltschutz<br />
steht daher der wirtschaftliche Nutzen<br />
häufig an erster Stelle.“<br />
Aufbereitet werden alle Gemische, die<br />
aus unterschiedlichen Anteilen an Öl,<br />
Wasser und Feststoffen bestehen, in mehreren<br />
Schritten. Der Prozess beginnt mit<br />
einer statischen Trennung. Unter Einfluss<br />
der Schwerkraft sinkt ein Teil der Feststoffe<br />
im Trennbecken nach unten. Maschinell<br />
unterstützt wird der wichtige<br />
zweite Schritt der Aufbereitung: Er erfolgt<br />
mit Hilfe großer Zentrifugen, für die<br />
Flottweg einer der weltweit größten Hersteller<br />
ist.<br />
„Bei der Verarbeitung von Ölschlämmen<br />
kann es vorkommen, dass zusammen mit<br />
Luftsauerstoff zündfähige Gasgemische<br />
entstehen. Im schlimmsten Fall kann dies<br />
zu einer Explosion führen“, erklärt<br />
Polifka. Um diese Gefahr auszuschließen,<br />
rüstet Flottweg die gasdichten Zentrifugen<br />
und Anlagen mit Inertisierungs-<br />
Vertriebsingenieur<br />
Peter Polifka<br />
«<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> konnte uns<br />
maßgeschneiderte, anschlussfertige<br />
Container<br />
liefern. Und der Konzern<br />
ist auch in Russland an<br />
mehreren Standorten<br />
vertreten, so dass der<br />
Service im Zweifelsfall<br />
»<br />
gesichert ist.“<br />
DK 2-2013 43
Verfahrenstechnik<br />
Blick in einen Zentrifugencontainer<br />
von Flottweg. Mit den Anlagen<br />
werden Öl-Emulsionen aufbereitet<br />
einheiten aus. Durch Beaufschlagung mit<br />
Inertgas – in der Regel Stickstoff – wird<br />
der Luftsauerstoff verdrängt und so die<br />
Explosionsgefahr gebannt.<br />
Ob inertisiert wird oder nicht, hängt<br />
von der Zusammensetzung ab<br />
Zur Aufbereitung von Ölschlämmen ist<br />
eine bestimmte Betriebstemperatur der<br />
Anlage notwendig. „Liegt diese Temperatur<br />
über dem Flammpunkt, dann kann<br />
nicht ausgeschlossen werden, dass die<br />
Bestandteile des Gemisches zusammen<br />
mit Luft eine explosionsfähige Atmosphäre<br />
bilden. Um absolut sicher zu<br />
gehen, müssen die Anlagen inertisiert<br />
sein“, unterstreicht Matthias Niedermeier,<br />
der als Projektingenieur bei Flottweg<br />
für die Planung von Containeranlagen<br />
verantwortlich ist. Oft liege die Herausforderung<br />
in der fehlenden Produktspezifikation<br />
der zu verarbeitenden Suspensionen,<br />
sagt er. „Häufig erhalten wir<br />
von unseren Kunden lediglich grobe Angaben<br />
zu dem aufzubereitenden Produkt.<br />
Damit allein ist eine optimale Auslegung<br />
der Anlagen oft nicht möglich.“ Für viele<br />
Anwendungen wird daher die Zusammensetzung<br />
des Produktes im Labor<br />
genau analysiert.<br />
Die Zusammensetzung der Ölschlämme<br />
kann stark variieren. Beispielsweise setzen<br />
sich die Emulsionen zu etwa 25 %<br />
aus Öl, zu 70 %<br />
aus Wasser und zu<br />
5 % aus Reststoffen<br />
zusammen.<br />
Diese drei Phasen<br />
werden in einem<br />
Arbeitsschritt von<br />
einer speziellen<br />
Vollmantelschneckenzentrifuge,<br />
dem sogenannten<br />
„Flottweg-Tricanter“, getrennt. Das Ergebnis<br />
ist ein recht reines Öl, das seinerseits<br />
unter 2 % Wasseranteil und Spuren<br />
an unlöslichen Feststoffen enthält. „Das<br />
abgetrennte Wasser wird der klassischen<br />
Abwasserbehandlung zugeführt und die<br />
gewonnene Ölphase auf dem Markt eingesetzt“,<br />
sagt Peter Polifka.<br />
Für höchste Ölqualität werden<br />
spezielle Separatoren gefertigt<br />
Soll das Öl nach dem Tricanter „nachpoliert“<br />
werden, so hat Flottweg zusätzlich<br />
sogenannte Separatoren im Programm.<br />
Diese Tellerzentrifugen arbeiten mit<br />
hoher Beschleunigung von 7000 bis<br />
9000 g. Sie werden eingesetzt, wenn<br />
Der Prozess<br />
höchste Ölqualität gewünscht wird. „Dieses<br />
Öl wird dann typischerweise direkt an<br />
Raffinerien weiterverkauft“, sagt Polifka.<br />
Diese Separatoren werden – wie auch die<br />
Zentrifugen – von <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Maschinen<br />
mit Stickstoff versorgt.<br />
„<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> war aus unserer Sicht der<br />
kompetenteste Anbieter, der uns maßgeschneiderte,<br />
anschlussfertige Container<br />
liefern konnte, die wir in unsere Anlagen<br />
einbauen können“, erklärt Polifka. Diese<br />
„Anlagen im Container“ enthalten im<br />
Wesentlichen einen kleinen GA30FF-<br />
Kompressor, einen Druckluftspeicher,<br />
einen NGP40-Stickstofferzeuger und<br />
einen 3000-l-Stickstofftank. „Etwa eine<br />
Stunde vor Inbetriebnahme der Zentrifuge<br />
wird das ganze System mit Stickstoff<br />
gespült und nachgespeist“, sagt der<br />
Projektleiter. „Bevor die Anlage nicht<br />
inertisiert ist, läuft sie auch nicht!“<br />
Der eingesetzte <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Stickstofferzeuger<br />
erreicht einen Reinheitsgrad von<br />
97 bis 99,999 % – was einen Restsauerstoff<br />
von 0,001 bis 3 % bedeutet. Prozessbedingt<br />
wird ein Sauerstoffanteil von<br />
unter 4 % in den Gasräumen der Anlagenkomponenten<br />
gefordert. Mit der<br />
<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Anlage wird dieser Sauer-<br />
Der aufzubereitende Ölschlamm wird zunächst in einem Reaktionsbehälter erwärmt; darin werden<br />
Öl und Feststoffe von einem Rührwerk in Schwebe gehalten.<br />
Die vorgewärmte Emulsion wird dann entweder in einer Zentrifuge bei 80 bis 90 °C getrennt<br />
oder, was bei sehr festen Emulsionen nötig ist, mittels weiterer Dampfeinspeisung bei noch<br />
höheren Temperaturen gebrochen, um dann erst in die Zentrifuge zu gelangen. In der Zentrifuge,<br />
einem „Dekanter“ (Zwei-Phasen-Trennung) oder „Tricanter“ (Drei-Phasen-Trennung) von Flottweg,<br />
wirken Beschleunigungskräfte von 3000 bis 4500 g auf die Teilchen.<br />
Die Maschinen verarbeiten je nach Baugröße zwischen 1 bis 40 m³/h; 98 % der Anlagen arbeiten<br />
mit Vollmantel-Schneckenzentrifugen („Tricanter“). Mit dieser Technik können Suspensionen mit<br />
Feststoffkonzentrationen von bis zu 35 % verarbeitet werden. Die Ölphase wird noch einmal nachgeheizt,<br />
und in einer nachfolgenden Tellerzentrifuge wird das Öl „poliert“. Der Restwassergehalt,<br />
der vor diesem letzten Schritt noch bei knapp 2 % lag, sinkt nun auf unter 0,5 %.<br />
44 DK 2-2013
Verfahrenstechnik<br />
Matthias Niedermeier,<br />
Projekt -<br />
ingenieur für die<br />
Inertisierung von<br />
Zentrifugen-<br />
Anlagen<br />
«<br />
Je nach Flammpunkt der<br />
Emulsionen, die mit unseren<br />
Anlagen aufbereitet<br />
werden sollen, müssen<br />
wir die Anlagen<br />
gasdicht konstruieren.<br />
Mit den <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />
Stickstofferzeugern<br />
bekommen wir das<br />
»<br />
zuverlässig<br />
hin.<br />
stoffgrenzwert schnell und sicher erreicht.<br />
Somit wird die Entstehung eines<br />
explosionsfähigen Gasgemisches zuverlässig<br />
vermieden.<br />
Zuverlässige Stickstofferzeugung<br />
über Molekularsiebe<br />
Die hohe Reinheit erreichen die NGP-<br />
Stickstoffgeneratoren von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
nach dem Prinzip der sogenannten<br />
Druckwechseladsorption. Dabei werden<br />
die Maschinen vom GA-Kompressor mit<br />
Druckluft versorgt, die noch im Kompressor<br />
aufbereitet und direkt dahinter<br />
von einem QDT-Aktivkohleadsorber gereinigt<br />
wird; der Sauerstoffanteil wird<br />
dann in den NGPs durch Kohlenstoffmolekularsiebe<br />
selektiv vom Stickstoff abgeschieden.<br />
Wenn der hohe Reinheitsgrad<br />
nicht mehr gewährleistet sein sollte,<br />
meldet ein integrierter Sauerstoffsensor<br />
sofort einen Fehler. Die Technologie ist<br />
einfach, zuverlässig und langlebig, und in<br />
Kombination mit dem robusten GA-<br />
Kompressor sind die Systeme hoch verfügbar.<br />
„In diesem Konzept der Stickstoffaufbereitung<br />
wurden ausreichend große Zwischenspeicher<br />
für die Druckluft und den<br />
erzeugten Stickstoff vorgesehen. Durch<br />
diese Auslegung kann im Störfall ein sicheres<br />
Abfahren der Anlage aus jedem<br />
Betriebszustand gewährleistet werden“,<br />
erklärt Niedermeier.<br />
Sollte doch einmal ein Fehler an der<br />
Druckluft- oder Stickstofferzeugung auftreten,<br />
kann der Anwender auf ein weltweites<br />
Servicenetz von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zurückgreifen.<br />
„Es war mitentscheidend,<br />
dass <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> in Russland an mehreren<br />
Standorten vertreten ist, so dass im<br />
Notfall jemand in wenigen Stunden vor<br />
Ort ist“, ergänzt Peter Polifka. tp<br />
info<br />
NGP-Stickstofferzeuger: 541<br />
Kleine GA-Kompressoren: 542<br />
Um die Explosionsgefahr zu bannen, müssen<br />
viele Anlagen inertisiert werden. Dies<br />
geschieht mit Hilfe von Stickstoff. Das<br />
Inertgas wiederum wird in separaten Containern<br />
erzeugt, die (im Wesentlichen)<br />
einen Kompressor (Bild links), Stickstofferzeuger<br />
(Bild rechts), Druckluft- und Stickstoffbehälter<br />
(Mitte) enthalten. Die Stickstofferzeuger<br />
des Typs NGP40 arbeiten<br />
nach dem Prinzip der Druckwechsel -<br />
adsorption. Hierbei wird der Sauerstoff<br />
durch Kohlenstoffmolekularsiebe selektiv<br />
vom Stickstoff abgeschieden. So erreichen<br />
die Geräte einen Reinheitsgrad von 97 bis<br />
99,999 %<br />
DK 2-2013 45
Nietverbindungen erfüllen Denkmalschutz-Auflagen für Nachbau<br />
Wuppertaler Schwebebahn-Station<br />
originalgetreu rekonstruiert<br />
Nach über 110 Jahren Betrieb war der Haltepunkt Werther Brücke<br />
der Wuppertaler Schwebebahn korrodiert und verschlissen. Das<br />
Jugendstilbauwerk aus Stahl und Glas wurde bis Mitte August<br />
saniert und nachgebaut. Ein Niethammer von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />
wirkte mit, um über 21 000 Stahlnietverbindungen der Fassadenkonstruktion<br />
zu erstellen.<br />
Am Wiederaufbau war die Dürener Stahlbau<br />
Queck GmbH beteiligt. „Wie bei<br />
einem riesigen 3-D-Puzzle hatten wir bei<br />
uns im Werk über 5000 Blech- und Stahlteile<br />
nach historischem Vorbild vorbereitet“,<br />
sagt Projektleiter Volker Laufenberg.<br />
Die Sanierung vor Ort war ausgeschieden,<br />
weil etliche Teile der alten Fassadenkonstruktion<br />
regelrecht vom Rost zerfressen<br />
waren. „Natürlich hätten wir den<br />
neuen Bahnhof ganz zeitgemäß auch<br />
schweißen und schrauben können“, meint<br />
RRH-Niethämmer<br />
Bilder: Heiko Wenke<br />
Die Wuppertaler Schwebebahn, seit dem<br />
1. März 1901 in Betrieb, wird auf den<br />
neuesten Stand der Technik gebracht.<br />
Saniert wurde unter anderem der Bahnhof<br />
Werther Brücke im Stadtteil Barmen:<br />
Nach 111 Jahren hatte sich Rost breitgemacht,<br />
so dass das Bauwerk im Herbst<br />
2012 Stück für Stück abgetragen wurde.<br />
Vibrationsgedämpft<br />
Vielseitig: Die RRH-Baureihe eignet sich<br />
für Nietdurchmesser bis zu 11 mm<br />
Für hohe Anforderungen im Flugzeugbau<br />
geeignet<br />
Einstellbare Schlagkraft<br />
46 DK 2-2013
Denkmalschutz<br />
Insgesamt rund 330 Tonnen Stahl wurden verarbeitet, damit die Schwebebahnstation<br />
Werther Brücke wieder in ihrer originalen Jugendstilarchitektur<br />
glänzen kann. Weil denkmalschutzbedingt keine Verschraubungen oder gar<br />
Schweißnähte erlaubt waren, wurde die genietete Fassadenkonstruktion<br />
unter anderem mit Niettechnik von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools rekonstruiert<br />
Laufenberg, „aber aus Denkmalschutzgründen<br />
mussten die Fassadenelemente originalgetreu<br />
rekonstruiert werden.“ An sichtbaren<br />
Teilen durften keine Schrauben,<br />
Gewinde oder Schweißnähte zu sehen sein,<br />
denn Letztere kannte man damals nicht.<br />
Nietverbindungen<br />
für Stahl-Zierleisten<br />
Die Lösung lag im Nieten: Der Nachbau in<br />
engster Anlehnung an das Jugendstil-Original<br />
umfasst über 20 000 Nietverbindungen,<br />
mit denen unter anderem die massiven stählernen<br />
Zierleisten auf die blechernen Verkleidungstafeln<br />
aufgesetzt wurden. Die<br />
geeigneten Werkzeuge fand Queck bei <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> Tools. Der Anbieter liefert seine<br />
Druckluft-Niethämmer vor allem an die<br />
Luftfahrtindustrie, wo das Nieten bis heute<br />
zu den wichtigsten Verbindungstechniken<br />
gehört. Ein entsprechend umfassendes<br />
Angebot an Nietausrüstungen hat <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> im Programm. Schnell war ein passender<br />
Niethammer für die Sanierungsaufgaben<br />
gefunden, den Queck – nach einer<br />
Vorführung durch <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools im<br />
Dürener Werk – gleich kaufte.<br />
Vor allem an schwer zugänglichen Bauteilen<br />
der Fassadenbleche spielte der handliche<br />
Niethammer vom Typ RRH 14 PTS seine<br />
Vorteile aus. Mit seiner Schlagfrequenz von<br />
18 Hz überträgt das Werkzeug mit jedem<br />
Schlag eine Energie von 19,5 J auf den<br />
Niet. „Um die gleiche Energie mit einem<br />
hydraulischen Werkzeug zu erzielen, hätten<br />
wir eine Presskraft von etwa 17 Tonnen<br />
aufbringen müssen“, überschlägt Volker<br />
Laufenberg.<br />
Mit einem RRH-Niethammer setzte Queck<br />
massive Zierprofile aus Stahl auf eine Wandverkleidung<br />
für das Bahnhofsgebäude. Durch<br />
ein integriertes Vibrationsdämpfungssystem<br />
geht die Schlagkraft direkt in die Nietverbindung<br />
– und nicht in Arme und Hände des<br />
Bedieners<br />
Volker<br />
Laufenberg,<br />
Projektleiter<br />
«<br />
Wir haben die „Puzzlestücke“<br />
in unserem Werk<br />
mit Niethämmern von<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> vorbereitet,<br />
und ein Leipziger Indus triemontageunternehmen<br />
setzt<br />
sie nun hoch über der<br />
Wupper an der Werther<br />
Brücke zu einem Bahnhof<br />
»<br />
zusammen.<br />
Moderne Werkzeuge<br />
für alte Verbindungstechnik<br />
Neben dem geringen Gewicht von nur<br />
2,2 kg, das vor allem bei Über-Kopf-<br />
Arbeiten Vorteile mit sich bringt, ist das<br />
integrierte Vibrationsdämpfungssystem hervorzuheben:<br />
Als serienmäßiges ergonomisches<br />
Extra bewirkt ein aktives Druckluftkissen<br />
im Werkzeuginnern, dass die RRH-<br />
Niethämmer schädliche Schwingungen<br />
deutlich reduzieren. Zudem ist ihr Schlagwerk<br />
vom Gehäuse abgekoppelt, was die<br />
Werker von schädlichen Rückstößen und<br />
Vibrationen entlastet.<br />
Natürlich kamen auch beim Zusammenbau<br />
auf der Baustelle, 18 m über dem Wasserspiegel<br />
der Wupper, pneumatische Niethämmer<br />
zum Einsatz. „Einen Luftschlauch<br />
kann man fast überall hin verlegen“, sagt<br />
Volker Laufenberg.<br />
Seit diesem Sommer erstrahlt die Werther<br />
Brücke wieder im alten Glanz hoch über<br />
dem Flussbett der Wupper. Jetzt fehlt zur<br />
Vollendung des Großprojekts Schwebebahnausbau<br />
nur noch die Wagenhalle im<br />
Stadtteil Oberbarmen, ebenfalls über dem<br />
Fluss „schwebend“: Sie soll im Januar 2014<br />
vollständig in Betrieb gehen.<br />
hw<br />
info<br />
RRH-Niethämmer: 543<br />
DK 2-2013 47
Inhaber Stefan Krämer mit<br />
einem seiner Lieblingsprodukte,<br />
einer Sprossenstehleiter aus<br />
Holz. „Der Markt ist klein, aber<br />
fein“, sagt der Unternehmer<br />
Neue Schraubstrategie: Holzleitern optisch und technisch einwandfrei verschraubt<br />
Schönes Ergebnis, belegbare Qualität<br />
Die Holzleitern in „belegbarer Qualität“ zu montieren, forderte ein<br />
Großkunde von seinem Lieferanten Krämer. Doch die Scharnierschrauben<br />
statt „nach Gefühl“ mit einem festgelegten Drehmoment<br />
anzuziehen, versenkte viele Schrauben zu tief ins Holz. Denn<br />
der variable Werkstoff ist für diese Schraubstrategie nicht geeignet.<br />
Die Lösung brachte das neue Turbo-Tight-Verfahren: eine<br />
schnelle, ergonomische Montage mit einem optisch einwandfreien<br />
Ergebnis – und das unabhängig vom Werker.<br />
auch immer – „belegbare Qualität“. Der<br />
Gedanke: Wenn immer mit dem gleichen<br />
Drehmoment verschraubt werde, müsste<br />
die Prozesssicherheit gewährleistet und<br />
das Produkt also höherwertig sein. „Man<br />
kann nicht mal sagen, dass sie weniger<br />
Beanstandungen erwarteten“, meint<br />
Krämer rückblickend, „denn die gab es<br />
eigentlich nicht.“ Oder jedenfalls nicht<br />
wegen der Schrauben.<br />
Bilder: Thomas Preuß<br />
Bilder: Thomas Preuß; Rüdiger Vogel<br />
Gut gemeint ist nicht immer gut: „Falsche<br />
Qualitätsvorgaben können auch einmal<br />
kontraproduktiv sein“, sagt Stefan<br />
Krämer, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Krämer GmbH in Metzingen.<br />
„Einer unserer größten Abnehmer<br />
von Holzleitern trat vor einiger Zeit mit<br />
der Forderung an uns heran, die Metallscharniere,<br />
die beide Teile der Stehleiter<br />
am oberen Ende verbinden, auf ein festgelegtes<br />
Drehmoment von fünf Newtonmeter<br />
zu verschrauben.“ Bis dahin hatten<br />
die Werker im Betrieb jahrzehntelang<br />
„nach Gefühl“ montiert – ohne größere<br />
48 DK 2-2013<br />
Beanstandungen. Dabei werden pro Leiter<br />
im Normalfall acht Flachrundschrauben<br />
verwendet. Sie sind mit einem Vierkant<br />
versehen, damit sie sich im Holz<br />
nicht drehen, und werden durch selbstsichernde<br />
Muttern auf der Gegenseite<br />
fixiert. „Lösen können die sich also nicht<br />
mehr“, erklärt Krämer. „Und weil unsere<br />
Mitarbeiter in der Montage sehr erfahren<br />
sind, lagen die Schraubenköpfe auch<br />
immer schön bündig im Holz.“<br />
Der besagte Großkunde wollte sich aber<br />
plötzlich nicht mehr auf die Erfahrung<br />
verlassen, sondern wünschte eine – wie<br />
Drehmoment als Steuerungsgröße<br />
passt nicht zum Werkstoff Holz<br />
Stefan Krämer fuhr ein paar Tests und<br />
teilte seinem Kunden mit, dass die Vorgehensweise<br />
nicht praktikabel sei, weil<br />
sich die Schraubenköpfe bei immer gleichem<br />
Drehmoment aufgrund der unterschiedlichen<br />
Festigkeit des Holzes – die<br />
sich im Wesentlichen aus der Anordnung<br />
der Jahresringe in den Holmen ergibt –<br />
auch immer unterschiedlich tief in das<br />
Material einarbeiten. „Die Steuerung über<br />
das Drehmoment passt einfach nicht zum<br />
Werkstoff Holz“, meint Krämer. „Folg-
Holzbearbeitung<br />
Tensor ES<br />
Elektroschrauber mit einfacher<br />
Bedienung<br />
Genauigkeit ± 7,5 % im hand -<br />
gehaltenen Betrieb<br />
Schraubstrategie Turbo-Tight perfekt<br />
für Werkstoff Holz geeignet<br />
Gute Ergonomie<br />
LED warnt bei Fehlern<br />
lich gab es sehr viele Einpressungen, und<br />
damit ist so eine Leiter eigentlich unverkäuflich<br />
für unseren Kunden.“ Trotzdem<br />
wurde die erste Charge wunschgemäß<br />
ausgeliefert – und kam postwendend als<br />
Reklamation zurück. „Da war dann auch<br />
der Qualitätsabteilung des Kunden klar,<br />
dass dieses Verfahren untauglich ist“, sagt<br />
der Unternehmer.<br />
Just in dieser Zeit meldete sich – zufällig<br />
– ein Fachhandelspartner von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> Tools, der das Gebiet zwischen<br />
Reutlingen, Ulm und Bodensee gerade<br />
frisch übernommen hatte, per Kaltakquise.<br />
„Wir kamen recht schnell auf dieses<br />
Thema zu sprechen, und der<br />
Vertreter hat gleich gesagt, es gebe<br />
da eine neue Technik von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong>, die er gerne präsentieren<br />
würde.“ Gesagt, getan. Der Mitarbeiter<br />
von Buck Industrieservice<br />
brachte gleich einen Experten von<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools mit: Cornelius<br />
Aichele, Produktmanager für elektrische<br />
Werkzeuge. Gemeinsam<br />
stellten sie das neue Schraubsystem<br />
Power Focus 600 mit einem Stabschrauber<br />
der Tensor-ES-Reihe vor.<br />
„Herr Aichele hatte den Schraubfall in<br />
wenigen Schritten programmiert und<br />
optimiert – und schon konnten wir loslegen“,<br />
wundert sich Stefan Krämer heute<br />
noch ein bisschen. „Jede Schraube saß<br />
auf Anhieb, die Optik stimmte in allen<br />
Fällen – und wir konnten an den immer<br />
grün leuchtenden Kontroll-LEDs das<br />
positive Schraubergebnis ablesen.“<br />
Neuer Elektroschrauber ist leichter<br />
und schneller<br />
Vier Schrauben rechts und vier links halten<br />
die beiden Schenkel der hölzernen Sprossenstehleitern<br />
sicher zusammen. Mit der<br />
neuen Schraubstrategie Turbo-Tight erzielt<br />
Krämer an jeder Leiter ein optisch wie<br />
technisch einwandfreies Ergebnis<br />
Diese Schrauben (oben links) zogen sich<br />
früher zum Teil zu fest in das Holz ein,<br />
wenn die selbstsichernden Muttern mit<br />
dem vorgegebenen Drehmoment von<br />
5 Nm montiert wurden<br />
Zwei Wochen behielt der Betrieb den<br />
Schrauber zu Testzwecken da – und gab<br />
ihn nicht mehr her. „Meine Mitarbeiter<br />
wollten das Werkzeug schon nach den<br />
ersten fünf Schrauben nicht mehr aus der<br />
Hand geben!“, sagt Krämer. Vor einigen<br />
Monaten, im Frühjahr 2013, wurde dann<br />
die Investition vorgenommen. Inzwischen<br />
schaut sich der Unternehmer die von der<br />
Steuerung gespeicherte Statistik der letzten<br />
1000 Schrauben etwa einmal pro<br />
Woche an und kann sich beruhigt zurücklehnen:<br />
Alle Schraubergebnisse sind in<br />
Ordnung.<br />
„Wir hatten bisher nur einige Druckluft-<br />
Winkelschrauber des Typs LTV von <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong> im Einsatz“, sagt Krämer, „und<br />
zwar im Metallbau.“ Die Holzleitern<br />
dagegen wurden mit einfachen Elektro-
Holzbearbeitung<br />
werkzeugen mit Rutschkupplung montiert.<br />
„Da war der gesteuerte Elektroschrauber<br />
natürlich ein größerer Schritt.<br />
Aber er hat sich absolut gelohnt!“ Nicht<br />
nur ist der Endkunde jetzt zufrieden, weil<br />
die Montagequalität belegt werden kann.<br />
Auch die Werker freuen sich: „Der neue<br />
Schrauber ist viel leichter und auch deutlich<br />
schneller“, findet Michael Friedrich,<br />
der die Leitern zusammenbaut, verpackt<br />
und palettiert. „Und ich muss ihn nicht so<br />
umständlich halten wie den Pistolenschrauber<br />
früher.“ Sehr angenehm sei,<br />
dass das Werkzeug nicht vibriere wie der<br />
zuvor eingesetzte Schrauber und dass er,<br />
Friedrich, keinen Starthebel mehr betätigen<br />
müsse, sondern den Abtrieb einfach<br />
auf die Schraube drücken könne. Denn<br />
der Tensor ES setzt sich per Schubstart in<br />
Betrieb, dreht zunächst langsam, bis er<br />
„Der Tensor ES ist viel leichter<br />
und schneller als der<br />
Schrauber, den wir früher<br />
verwendet haben“, sagt<br />
Werker Michael Friedrich<br />
über das neue Elektrowerkzeug.<br />
„Und an den grünen<br />
LEDs sehe ich sofort, dass<br />
die Verschraubung in Ordnung<br />
ist.“<br />
sauber eingefädelt hat, und<br />
zieht dann via Turbo-Tight<br />
im Extremschnelllauf auf<br />
etwa 3,5 Nm an. Das ist<br />
weniger als die ursprünglichen<br />
Vorgaben des Kunden,<br />
aber die Qualität stimmt.<br />
Die Drehzahl regelung am<br />
Anfang findet Chef Krämer<br />
übrigens „sehr clever“.<br />
Wichtig ist das optische<br />
Ergebnis<br />
Wer nun meint, mit einer<br />
Drehmomenteinstellung von<br />
3,5 Nm statt der ursprünglichen<br />
5 Nm wäre der Schraubfall auch mit<br />
einem gewöhnlichen Abschaltschrauber<br />
zu zähmen, der irrt. <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Experte<br />
Aichele erklärt die neue Turbo-Tight-<br />
Strategie des Tensor ES so: „Die Steuerung<br />
ermittelt mit Kopfauflage der<br />
Schraube die Steigung der Schraubkurve<br />
und damit die Federkonstante – den sogenannten<br />
Elastizitätsmodul. Basierend darauf<br />
errechnet die Steuerung die voraussichtliche<br />
Dauer in Form des Drehwinkels,<br />
der bis zum Erreichen der bündigen<br />
Auflage des Schraubenkopfes im<br />
Holz nötig ist. Anhand des ermittelten<br />
Restweges wiederum regelt die Steuerung<br />
aktiv die Geschwindigkeit des ES-<br />
Schraubers bis zum Erreichen des Endmoments.“<br />
Trotzdem ist das Drehmoment in diesem<br />
Fall nur eine Hilfsgröße. Letztlich passen<br />
Geschäftsführer<br />
Stefan Krämer<br />
«<br />
Wir haben mit dem neuen<br />
Schraubsystem in die<br />
Ergonomie für unsere<br />
Beschäftigten investiert<br />
und gleichzeitig die<br />
Qualität verbessert.<br />
»<br />
die eingestellten 3,5 Nm sehr gut zum<br />
vorliegenden Schraubfall. Tatsächlich<br />
machte man sich hier bei der Programmierung<br />
zunutze, dass der E-Modul des<br />
Werkstoffs Holz trotz der unterschiedlichen<br />
Jahresringe mit gewissen Toleranzen<br />
konstant ist. „Hier ergänzen sich Technologie<br />
und Natur hervorragend“, freut sich<br />
Aichele, „und das optische Ergebnis ist<br />
nahezu perfekt.“<br />
Der Clou des von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> patentierten<br />
Turbo-Tight-Verfahrens liegt eigentlich<br />
woanders: Das Schraubwerkzeug<br />
kann so schnell wie kein anderes anziehen,<br />
weil es erst und genau dann abschaltet,<br />
wenn die noch im Schrauber vorhandene<br />
Rest-Rotationsenergie genau zum<br />
Erreichen des Endmoments ausreicht.<br />
Neben der extrem hohen Geschwindigkeit<br />
wird dadurch das auf den Werker<br />
wirkende Reaktionsmoment praktisch eliminiert.<br />
„Ziel unserer Entwickler war es,<br />
das Reaktionsmoment eines Elektroschraubers<br />
demjenigen – sehr niedrigen –<br />
eines guten Druckluftschraubers anzugleichen“,<br />
erklärt Aichele. Woran Generationen<br />
von Ingenieuren gescheitert sind,<br />
das sei nun gelungen. Vor allem die<br />
höhere Rechnerleistung und die hohe<br />
Abtastrate der Schraubkurve, die in den<br />
früheren Steuerungen noch nicht möglich<br />
war, hätten zu dieser technischen<br />
Neuerung beigetragen.<br />
50 DK 2-2013
Holzbearbeitung<br />
Stefan Krämer interessiert diese Ingenieurkunst<br />
nur am Rande. Für ihn ist<br />
wichtig, dass das Verfahren sein Schraubproblem<br />
löste. „Wir haben mit dem Tensor<br />
ES in die Qualität unserer Produkte<br />
und in die Ergonomie für unsere Beschäftigen<br />
investiert“, bilanziert der Inhaber.<br />
„Und wir haben nun ein werkerunabhängiges<br />
Schraubverfahren, das uns Sicherheit<br />
gibt, wenn wir – wie momentan – zur<br />
Abdeckung von Spitzen mit Aushilfen<br />
arbeiten.“ Die Einarbeitungszeit sei praktisch<br />
zu vernachlässigen. Zudem habe er<br />
festgestellt, dass seine Mitarbeiter viel<br />
motivierter seien, weil sie mit höherwertiger<br />
Technik zu tun hätten und die Be las -<br />
tung geringer sei, hebt Krämer hervor.<br />
Die Technik habe ihn jedenfalls überzeugt.<br />
„Ich überlege nun, bei der nächsten<br />
anstehenden Neuanschaffung für die<br />
Metallfertigung statt eines Druckluftschraubers<br />
auch einen ES-Elektroschrauber<br />
einzusetzen.“<br />
tp<br />
info<br />
Elektroschrauber Tensor ES<br />
mit Power Focus 600: 544<br />
Über die Krämer GmbH, Metzingen<br />
1929 vom Großvater des heutigen Gesellschafters gegründet, produzierte Krämer<br />
zunächst Holzprodukte für die Landwirtschaft und den Weinbau: von Tomatenstecken<br />
über Gartenzäune bis hin zu Weinberghäuschen. Später kamen Leitern in unterschiedlichen<br />
Größen und Varianten hinzu, vor allem für den Obstbau. In den<br />
1970er Jahren kam der Werkstoff Aluminium in Mode, bis 2009 wurden in Metzingen<br />
auch Alu-Leitern gefertigt. Heute produziert das Unternehmen jährlich rund<br />
30 000 Sprossenstehleitern aus tragfähigem Redpine-Holz – mit Sprossen aus abriebfestem<br />
Buchenholz, die vor allem von Malern, Gipsern, Trockenbauern und Elektrikern<br />
gekauft werden.<br />
Den größeren Teil seines Geschäfts macht der Betrieb im Projektgeschäft mit individuellen<br />
Aluminium-Laufstegsystemen für Arbeitsplätze auf Großmaschinen: Zugänge,<br />
Plattformen, Laufwege, Geländer. 300 t Material werden dafür pro Jahr in<br />
Metzingen verarbeitet. Krämer hat 38 Mitarbeiter, darunter sieben Konstrukteure.<br />
Nur vier Mitarbeiter sind regelmäßig in der Leiternfertigung beschäftigt.<br />
Holzleitern – sind die nicht anachronistisch?<br />
„Trotzdem ist das Leiterngeschäft interessant“, sagt Inhaber Stefan Krämer, der<br />
seinen Marktanteil bei hölzernen Sprossenstehleitern hierzulande auf etwa ein Drittel<br />
schätzt. „Handwerker schwören aus verschiedenen Gründen auf Holzleitern“, erklärt<br />
der Experte, dessen Vater und Großvater in Metzingen schon Leitern gebaut<br />
haben. „Einer der wichtigsten ist die Wärmeleitfähigkeit: Wenn Sie stundenlang auf<br />
einer Alu-Leiter stehen, bekommen Sie kalte Knie. Auf einer Holzleiter passiert das<br />
nicht.“ Außerdem greife die Hautfeuchtigkeit die Oberfläche des Aluminiums an;<br />
Handwerker bekämen dadurch schnell schwarze Finger. Und ein dritter Grund ist<br />
rein technischer Natur: „Wenn Aluminiumleitern umfallen und Dellen in den Holmen<br />
oder Sprossen zurückbleiben, können diese unscheinbaren Fehler später sehr gefährlich<br />
werden, wenn eine Sprosse ohne Vorwarnung bricht“, warnt Stefan<br />
Krämer. Holz könne zwar splittern, doch die Festigkeit des Materials leide nicht. „Zusammen<br />
mit dem günstigeren Preis sind das also reichlich Gründe, warum Holzleitern<br />
immer noch sehr gut gehen!“<br />
Den Großteil seines Umsatzes macht Krämer im<br />
Projektgeschäft mit Laufstegsystemen für Arbeitsplätze<br />
auf Großmaschinen: Zugängen, Plattformen,<br />
Laufwegen und Geländern<br />
Bei einigen Leitern werden an langen Stäben noch<br />
Werbe botschaften des Großkunden angebracht<br />
DK 2-2013 51
Fortbildung<br />
Auf einer Fläche von 160 m 2 stehen diverse Kompressoren und Steuerungen sowie Geräte<br />
zur Druckluftaufbereitung, wie Trockner oder Ölabscheider, als Module bereit. Je nach Thema<br />
wird die Anlage so aufgebaut, wie die Schulungsteilnehmer sie beim Kunden vorfinden<br />
Neues Schulungskonzept für Händlerpartner von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
„Nach dem Kauf ist vor dem Kauf“<br />
Bilder: Stefan Eichler<br />
Seit Anfang dieses Jahres schult <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> seine Druckluft-<br />
Vertragshändler in neuen Räumlichkeiten, die ganz auf die Praxis<br />
ausgerichtet sind: An angeschlossenen Kompressoren,<br />
Generatoren, Trocknern und Zubehör wird Praxiswissen weit über<br />
die Bedienungsanleitung hinaus vermittelt. Die Zertifizierung zum<br />
<strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Fachtechniker beispielsweise berechtigt zur Inbetriebnahme<br />
und zu Garantiearbeiten an den geschulten Produkten.<br />
„Man könnte meinen, dass es für mich<br />
nach 16 Jahren im Job als Servicetechniker<br />
nicht viel Neues gibt, aber hier lerne<br />
ich immer wieder etwas dazu.“ Reiner<br />
Brosi ist heute in der Masters-of-Air-<br />
Academy von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>, um alles über<br />
die übergeordnete Steuerung ES 16 zu<br />
erfahren. Seine Firma HB Kompressoren<br />
vertreibt Druckluftanlagen und -zubehör<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong>. Der Servicetechniker<br />
wartet und repariert die Anlagen und<br />
nimmt Kompressoren in Betrieb. An den<br />
Schulungen nimmt er nicht nur teil, um<br />
die hierfür erforderliche Zertifizierung<br />
als <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Fachtechniker zu erhalten,<br />
sondern vor allem, um Denkanstöße<br />
und Hilfen für den Alltag mitzunehmen.<br />
„Hier erfährt man Neues weit über die<br />
Bedienungsanleitung hinaus“, erklärt<br />
Brosi. „Nicht nur, wie man Steuerparameter<br />
programmiert, sondern zum Beispiel<br />
auch, wie die Elektronik für<br />
bestimmte Anforderungen verändert oder<br />
angepasst werden kann.“ Das Gelernte<br />
könne eins zu eins im Job umgesetzt werden.<br />
Dass die Praxis im Vordergrund<br />
steht, lobt Brosi besonders: „Wenn man<br />
die Dinge selbst in die Hand nimmt,<br />
anfasst, wird alles begreifbarer, das<br />
kommt viel besser im Kopf an, als wenn<br />
die Themen nur theoretisch vermittelt<br />
werden.“<br />
Die übergeordnete Steuerung ES 16 ist<br />
ein sehr komplexes Thema, weswegen<br />
erst am zweiten Seminartag die Übungen<br />
am „lebenden Objekt“ auf dem Programm<br />
stehen. Die zehn Teilnehmer verteilen<br />
sich in der Halle auf verschiedene<br />
Übungsstationen in einer Art Zirkeltraining.<br />
Kompressoren und Steuerungen,<br />
Zubehör zur Druckluftaufbereitung wie<br />
Trockner oder Ölabscheider stehen als<br />
Module im 160 m 2 großen Raum bereit.<br />
„Hier haben wir Platz, um im Prinzip<br />
jeden <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressor in der<br />
Praxis zu zeigen“, erklärt Michael Lind-<br />
52 DK 2-2013
Fortbildung<br />
ner, der die Schulungen leitend<br />
betreut. Je nach Thema werde<br />
die entsprechende Anlage aufgebaut,<br />
um die Teilnehmer mit den<br />
Produkten üben zu lassen, die sie<br />
beim Kunden vorfinden.<br />
Praxis-Übungen an der<br />
Steuerung<br />
Als Übung müssen die Teilnehmer<br />
nun über die Bedienoberfläche<br />
der ES 16 verschiedene<br />
Aufgaben lösen, um sich mit<br />
der Menüführung vertraut zu<br />
machen. An einer weiteren Station<br />
sollen mittels der Steuerung<br />
ein drehzahlgeregelter Kompressor und<br />
zwei Last-Leerlauf-Kompressoren optimal<br />
aufeinander abgestimmt werden.<br />
„Wir können hier alles simulieren, was<br />
die Teilnehmer bei ihren Kunden vorfinden<br />
könnten“, erklärt Lindner. „Von Fehlern,<br />
Abschaltungen oder externen Signalen<br />
bis hin zu Drücken oder Temperaturen.“<br />
Einige Übungen fänden auch als<br />
Rollenspiel im Einzelgespräch mit dem<br />
Schulungsleiter<br />
Michael Lindner<br />
«<br />
Seit Kurzem unterstützen<br />
wir die Händler mit dem<br />
neuen Schulungskonzept<br />
noch intensiver als zuvor<br />
– mit dem Ziel, mehr<br />
Basiswissen zu schaffen<br />
und die Unternehmen<br />
als Vertragshändler<br />
»<br />
zu zertifizieren.<br />
Trainer statt, der den Kunden „spielt“.<br />
„Gerade diese Übungen decken Unsicherheiten<br />
auf und helfen den Teilnehmern<br />
im Alltag weiter“, weiß Michael<br />
Lindner.<br />
Auch Firmeninhaber Tobias Kunst ist<br />
heute als Teilnehmer in Essen dabei, weil<br />
seine Kunden die neue ES 16 für ihre<br />
drehzahlgeregelten <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressoren<br />
einsetzen möchten. Die Steuerung<br />
sei das Beste, was es derzeit auf<br />
dem Markt hierfür gebe, erfordere jedoch<br />
viel Know-how, meint Kunst, der aus<br />
Ulm ins Ruhrgebiet gereist ist, um sich<br />
dieses Fachwissen anzueignen. Kunst<br />
fühlt sich auf Fragen jetzt gut vorbereitet.<br />
„Man geht mit diesem Wissen viel souveräner<br />
zum Kunden.“<br />
Als zertifizierter Betrieb, der selbst Inbetriebnahmen<br />
durchführt, muss sein Unternehmen<br />
jedes Jahr Schulungen nachweisen.<br />
Diese besucht Kunst nicht alle selbst.<br />
„Unsere Mitarbeiter sind ebenfalls auf<br />
dem neuesten Wissensstand.“ Dass die<br />
Praxis bei dem neuen Schulungskonzept<br />
im Vordergrund steht, streicht auch Tobias<br />
Kunst als positiv heraus. Zu seiner Schulungseinheit<br />
gehören insgesamt zehn Teilnehmer.<br />
„Damit jeder Gelegenheit hat,<br />
das Gelernte selbst praktisch anzuwenden,<br />
halten wir die Gruppen bewusst<br />
klein“, erklärt Schulungsleiter Lindner,<br />
der auch die Erfahrung gemacht hat, dass<br />
viele sich in einer kleinen Gruppe eher<br />
trauen, Fragen zu stellen.<br />
Bessere Beratung und Vermittlung<br />
von „Mehrwert“<br />
Seit einem Jahr unterstützt <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
die Händler mit dem neuen Schulungskonzept<br />
noch intensiver als zuvor – mit<br />
dem Ziel, mehr Basiswissen zu schaffen<br />
und die Unternehmen als Vertragshändler<br />
zu zertifizieren, die ihre Kunden so autark<br />
wie möglich versorgen können. „Dass wir<br />
als Partner für alle Fälle unseren Vertragshändlern<br />
zur Seite stehen, wird<br />
„Die Steuerung ES 16 ist das Beste, was es derzeit auf dem Markt<br />
für drehzahlgeregelte <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressoren gibt, erfordert<br />
jedoch viel Know-how“, meint Firmeninhaber Tobias Kunst<br />
Als Übung müssen die Teilnehmer zum Beispiel über die Bedienoberfläche<br />
der Steuerungen verschiedene Aufgaben lösen, um<br />
sich mit der Menüführung vertraut zu machen<br />
DK 2-2013 53
Fortbildung<br />
selbstverständlich so bleiben“, betont<br />
Wolfgang Holtapel, Trainings-Manager<br />
für den Bereich Service, der gemeinsam<br />
mit Schulungsleiter Michael Lindner das<br />
Konzept der Masters-of-Air-Academy<br />
entworfen hat. „Durch die Schulungen<br />
sind die Händler in der Lage, ihren Kunden<br />
nicht nur die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Kompressoren<br />
„hinzustellen“, sondern auch<br />
deren Mehrwert zu vermitteln und nutzbar<br />
zu machen“, betont Holtapel. <strong>Atlas</strong>-<br />
<strong>Copco</strong>-Kompressoren seien erklärungsbedürftige<br />
Investitionsgüter. „Die Schulungsteilnehmer<br />
kennen über die Produktpalette<br />
hinaus vor allem die Möglichkeiten,<br />
die in unseren Kompressoren<br />
Wolfgang<br />
Holtapel,<br />
Trainings-<br />
Manager<br />
Service<br />
«<br />
Durch die Schulungen<br />
sind die Händler in der<br />
Lage, ihren Kunden nicht<br />
nur die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-<br />
Kompressoren „hinzustellen“,<br />
sondern auch<br />
deren Mehrwert zu vermitteln<br />
und nutzbar zu<br />
machen.<br />
»<br />
und Steuerungen stecken. Sie können ihre<br />
Kunden mit diesem Wissen besser beraten<br />
und mit ihrem Know-how Vertrauen<br />
schaffen.“ Das zahle sich auch für die<br />
weitere Zusammenarbeit mit den Anwendern<br />
aus. „Nach dem Kauf ist vor dem<br />
Kauf“, bringt es Holtapel auf den Punkt.<br />
Denn Altas <strong>Copco</strong> stehe nicht nur mit seinen<br />
Produkten, sondern auch mit professionellem<br />
Service für Qualität. up<br />
info<br />
Praxis steht im Vordergrund: Hier verbindet ein Schulungsteilnehmer gerade den CAN-<br />
Bus mit der Elektronikonsteuerung MK 5<br />
Schulungsprogramm: 545<br />
ES-Energiesparsysteme: 546<br />
Übergeordnete Steuerung senkt<br />
Energieverbrauch um 10 %<br />
Das Energiesparsystem ES 16 kann mit bis zu 16 Kompressoren verbunden<br />
werden. Als zentrale Steuerungseinheit für vollständige Druckluftnetze<br />
empfängt und verarbeitet es Informationen von Kompressoren und<br />
Trocknern. Das Ergebnis sind zuverlässige und effiziente Netzwerke, in<br />
denen sich Energieeinsparungen von bis zu 10 % erzielen lassen.<br />
Kompressoren und Trockner können über ein CAN-Netzwerk mit der ES 16<br />
verbunden werden. Das System speichert sämtliche Maschinen- und Sensordaten<br />
bis zu einer Woche. Benutzer können so die Leistungsfähigkeit<br />
ihrer Druckluftversorgung mit Hilfe von Grafiken und Trends analysieren<br />
und optimieren. Wer längere Zeit räume benötigt, kann die Daten über das<br />
Internet abrufen.<br />
Das ES 16 verfügt über eine optionale Kontrollfunktion, mit der der Druck<br />
in einem Druck luftnetz reguliert werden kann. Dazu werden die Maschinen<br />
unterschiedlicher Größen automatisiert gestartet und angehalten sowie<br />
ihre jeweiligen optimalen Betriebspunkte ermittelt. Außerdem kann so der<br />
Druck in einem Druckluftnetz auf dem niedrigstmöglichen Niveau gehalten<br />
werden, was weitere Energieeinsparungen bewirkt. Ein Beispiel: Wird<br />
der Druck in einem Druck luftnetz um 1 bar gesenkt, sinken der Energieverbrauch<br />
um 7 % und der Leckagenanteil um 13 %. <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> rechnet<br />
mit einer durchschnittlichen Energieeinsparung von 10 % für Kompressoren<br />
mit Drehzahlregelung (VSD) sowie für Turbokompressoren.<br />
Bessere Kontrolle und mehr Leistung<br />
Mit dem neuen Energiesparsystem können Anwender ihre Produktions -<br />
kosten reduzieren, ohne das Risiko einzugehen, dass nicht mehr genug<br />
Druckluft zur Verfügung steht. Gleichzeitig sinken der Energieverbrauch<br />
und damit die CO 2 -Emissionen.<br />
Das Energiesparsystem ES 16 vernetzt bis<br />
zu 16 Kompressoren oder Trockner<br />
54 DK 2-2013
Neue GA-Kompressoren brauchen weniger Energie und Aufstellfläche<br />
Die kompakte Revolution<br />
Gegenüber herkömmlichen Maschinen sparen die neuen GA-<br />
VSD + -Kompressoren rund 50 % Energie ein. Die Aufstellfläche ist<br />
um die Hälfte geringer als bei den bisherigen GA-Modellen, die<br />
Luft-Ausbeute bei gleicher Leistung um 12 % höher.<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> hat in diesem Jahr eine ganz<br />
neue Kompressorentechnologie auf den<br />
Markt gebracht, die einen Meilenstein in<br />
der Geschichte der Verdichtungstechnik<br />
darstellt: die ultrakompakten, öleingespritzten<br />
und drehzahlgeregelten Kompressoren<br />
der Reihe GA VSD + . „In der<br />
Klasse bis 30 Kilowatt Leistung setzen<br />
wir damit ganz neue Maßstäbe hinsichtlich<br />
Energieeffizienz, Aufstellfläche,<br />
CO 2 -Ausstoß und Leistung“, betont<br />
Jürgen Wisse, Geschäftsbereichsleiter<br />
Industriedruckluft. „Außerdem sind die<br />
neuen Maschinen für alle Anwendungen<br />
geeignet und für jeden Kunden erschwinglich!“<br />
Die vermutlich größte Innovation am<br />
GA VSD + ist die Integration des inneren<br />
ölgekühlten Permanentmagnet-Motors in<br />
das Verdichtungselement. Dadurch wurden<br />
die Maschinen kleiner, leichter, leiser<br />
und effizienter. Die Kompressoren sind<br />
mit Schallhaube um 55 % kleiner als die<br />
normalen GA-Kompressoren und benötigen<br />
damit eine weitaus geringere Aufstellfläche.<br />
Die<br />
Maschinen wurden<br />
vollständig<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong><br />
entwickelt und<br />
bündeln das gesamte<br />
Konzern-<br />
Know-how aus<br />
der Drucklufttechnik.<br />
Gegenüber<br />
den bisherigen<br />
GA-Modellen,<br />
die vorerst weiter verfügbar bleiben,<br />
wurde der Volumenstrom bei gleicher<br />
Leistungsaufnahme um bis zu 12 % gesteigert.<br />
„Diese und weitere konstruktive<br />
Änderungen führen zu Energieeinsparungen<br />
von durchschnittlich 50 Prozent“,<br />
verspricht Wisse. Der Geräuschpegel<br />
beträgt nur 62 dB (A), so dass die Geräte<br />
direkt am Arbeitsplatz aufgestellt werden<br />
können, ohne dass das Betriebsgeräusch<br />
den Mitarbeitern auf die Nerven geht.<br />
Die Konstrukteure des neuen Kompressors<br />
wurden vom <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Konzern<br />
Energiekosten<br />
während der Lebensdauer<br />
50 % Energieeinsparungen<br />
durch Drehzahlregelung mit<br />
VSD + -Technologie<br />
Instandhaltungen im<br />
Lebenszyklus<br />
Anfangsinvestition<br />
mit dem Umweltpreis 2012 ausgezeichnet.<br />
Zur Begründung heißt es, die neuen<br />
Maschinen setzten mit ihrem extrem geringen<br />
Energiebedarf einen „neuen Industriestandard“,<br />
von dem sowohl <strong>Atlas</strong><br />
<strong>Copco</strong>s Kunden als auch die Umwelt profitieren<br />
würden.<br />
tp<br />
info<br />
GA VSD + : 547<br />
DK 2-2013 55
Nutzfahrzeugbau<br />
Tensor-Revo-Hochmomentschrauber senken Lärmpegel im Lkw-Rahmenbau<br />
Ohne Lärm zum Truck<br />
Da selbst Impulsschrauber bei den Montagearbeiten an den Stahlrahmen<br />
von Trucks zu viel Lärm verursachen, ersetzte MAN Truck<br />
& Bus sie durch Tensor-Revo-Werkzeuge von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools.<br />
Die elektronisch gesteuerten Hochmomentschrauber konnten<br />
außerdem hinsichtlich des Handlings und der Dokumentationsfähigkeit<br />
punkten. Die hohe Variabilität in der Lkw-Fertigung lässt<br />
sich mit den Werkzeugen ebenfalls sehr effektiv handhaben.<br />
Anlässlich der 64. IAA Nutzfahrzeuge<br />
zeigte MAN unter vielen Neuerungen mit<br />
dem Metropolis ein Hybrid-Forschungsfahrzeug<br />
für den Einsatz in Innenstädten.<br />
Wird seine Lithium-Ionen-Batterie mit<br />
regenerativ erzeugtem Strom geladen,<br />
lassen sich auch schwere Transportaufgaben<br />
ohne Kohlendioxid-Ausstoß erledigen.<br />
Emissionsarm ist der Lkw beim<br />
Elektrobetrieb noch in einer anderen Hinsicht:<br />
Es fährt besonders geräuscharm.<br />
Den Lärm hatten auch die Fertigungsplaner<br />
bei MAN im Visier, als sie nach einer<br />
Alternative zu den Impulsschraubern im<br />
Werk München der MAN Truck & Bus<br />
AG suchten. Obwohl auch diese prinzipiell<br />
schon leise sind, übertragen sich ihre<br />
Schlagimpulse auf die Stahlträger und<br />
verursachen laute Geräusche bei der<br />
Lkw-Montage. „Unsere Mitarbeiter<br />
mussten zwar keinen Gehörschutz tragen,<br />
manche machten das aber doch ganz<br />
gerne“, sagt Prozessplaner Christian<br />
Pawel. „In der Halle war es einfach zu<br />
laut.“<br />
56 DK 2-2013
Nutzfahrzeugbau<br />
Mit den beiden schweren Lkw-Baureihen TGX (Bild) und<br />
TGS legte MAN Truck & Bus die Grundlage für leistungsfähige<br />
und effiziente Transportlösungen. Aufbauend auf<br />
diesem Fahrzeugkonzept, wurden zur IAA Nutzfahrzeuge<br />
2012 die neuen TG-Fahrzeuge vorgestellt, die die<br />
Anforderungen des künftigen Abgasstandards<br />
Euro 6 erfüllen<br />
Bilder: Michael Corban; MAN<br />
Christian Pawel,<br />
Prozessplaner<br />
«<br />
Die neuen Schrauber<br />
sind wesentlich ruhiger,<br />
viel angenehmer für die<br />
Ohren. Mit den Impulsschraubern<br />
war es in der<br />
Halle früher einfach<br />
»<br />
zu<br />
laut.<br />
Heute ist selbst eine Besprechung entlang<br />
der Fertigungslinie kein Problem.<br />
Denn die Impulsschrauber werden nach<br />
und nach durch Tensor-Revo-Schrauber<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools ersetzt – Elektro-<br />
Hochmomentschrauber, die je nach Ausführung<br />
Drehmomente bis zu 1000 Nm<br />
bewältigen, dabei aber selbst in der leistungsstärksten<br />
Ausführung nur rund 6 kg<br />
wiegen. „Die neuen Schrauber sind<br />
wesentlich ruhiger, viel angenehmer für<br />
die Ohren“, fährt Pawel fort. „Zudem bieten<br />
sie auch bezüglich der Schraubaufgaben<br />
die erforderliche Flexibilität.“ Kaum<br />
ein Truck gleicht dem anderen, Fahrgestelle<br />
mit zwei, drei, vier oder fünf Achsen<br />
wechseln sich ab, und Fahrzeuge für<br />
den Fernverkehr sind anders gebaut als<br />
solche für den Baustelleneinsatz. Entsprechend<br />
vielfältig sind die Anbauteile,<br />
und die Monteure müssen mal von der<br />
Seite, mal von innen schrauben. „Eine<br />
Automatisierung mit Montagestationen<br />
für fest vorgegebene Aufgaben macht bei<br />
dieser Variabilität keinen Sinn, die<br />
Schraubwerkzeuge müssen entsprechend<br />
flexibel nutzbar sein.“<br />
Die MAN-Verantwortlichen hatten vorab<br />
das Angebot an Hochmomentschraubern<br />
auf dem Markt gesichtet und verschiedene<br />
Werkzeuge getestet. „Bezüglich der<br />
wichtigen Aspekte Zugänglichkeit und<br />
Drehzahl hat <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> das Rennen<br />
gemacht“, erinnert sich Christian Pawel,<br />
„obwohl wir uns gerade bei der<br />
Geschwindigkeit noch mehr Leistung<br />
wünschen würden.“<br />
Schnelligkeit ist entscheidendes<br />
Kriterium<br />
Impulsschrauber seien zwar laut, aber<br />
schneller. Bislang gebe es jedoch auf dem<br />
Markt keine handgeführten Elektroschrauber,<br />
die an die Drehzahlen ihrer<br />
Druckluft-Pendants herankämen. „Für<br />
uns war das ein kritischer Punkt, denn<br />
bei der Umstellung der Fertigungslinien<br />
müssen wir auf die Taktzeit achten – die<br />
Schnelligkeit der Werkzeuge spielt deshalb<br />
eine wichtige Rolle.“ Die Revos<br />
erwiesen sich allerdings als schnell genug<br />
für die vorgegebenen Taktzeiten.<br />
Ein weiterer wesentlicher Pluspunkt der<br />
Elektroschrauber sei die Qualität der Verschraubung,<br />
fährt der MAN-Prozessplaner<br />
fort. „Die konnten wir weiter steigern,<br />
weil ein elektronisch gesteuerter<br />
Schrauber eine Warnmeldung ausgibt,<br />
wenn eine Verbindung nicht korrekt angezogen<br />
wurde.“ Der Monteur kann dann<br />
umgehend den Fehler beheben. Ebenfalls<br />
von Vorteil ist, dass sich mit den Revos<br />
die Arbeit einfacher als zuvor dokumentieren<br />
lässt. „Das setzen wir nach und<br />
nach auch an Bauteilen um, die nicht<br />
zwingend dokumentationspflichtig sind.<br />
Wir erfassen die Werte und können bei<br />
DK 2-2013 57
Nutzfahrzeugbau<br />
<strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> modifizierte für MAN die<br />
Revo-Schrauber. Werden 280 Nm benötigt,<br />
greifen die Monteure zu den Modellen mit<br />
der normalen schwarzen Gehäusekappe;<br />
die Schrauber für 200 Nm haben eine rote<br />
Kappe<br />
Tensor Revo<br />
Kompakter Elektroschrauber für hohe<br />
Drehmomente bis 1000 Nm<br />
Mit Pistolengriff<br />
Vergleichsweise geringes Gewicht (maximal<br />
6 kg)<br />
Einsatz: handgehalten mit Gegenhalter<br />
oder eingespannt in Vorrichtungen<br />
Dokumentationsfähige Montage<br />
Patentierter 360°-Schwenkanschluss<br />
Im Lkw-Rahmenbau haben Tensor-Revo-Hochmomentschrauber von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> Tools<br />
die alten Impulsschrauber verdrängt. Deren Schlagimpulse übertrugen sich sehr<br />
geräuschvoll auf die großen Stahlbaugruppen, was den Lärmpegel in der Halle deutlich<br />
erhöhte. Die Revos arbeiten wesentlich leiser und präziser – und sind flexibel einsetzbar<br />
Bedarf auf sie zurückgreifen.“ Darüber<br />
hinaus arbeiten die Tensoren genauer.<br />
Durch Schwankungen des Luftdrucks<br />
konnte das Anzugsmoment der Impulsschrauber<br />
um rund 15 % vom Sollwert<br />
abweichen – bei den Elektroschraubern<br />
sind es nun nur noch rund 7 %.<br />
Die modernen Werkzeuge überzeugten<br />
auch die MAN-Mitarbeiter, obwohl diese<br />
sich umstellen mussten. Denn obgleich<br />
die Revos für ihre Leistungsfähigkeit<br />
schon sehr kompakt sind, sind sie doch<br />
schwerer als die alten Impulsschrauber.<br />
Zudem muss mit einem Gegenhalter gearbeitet<br />
werden, der das Handling erschwert.<br />
„Das ist natürlich stets ein Kompromiss,<br />
aber die <strong>Atlas</strong>-<strong>Copco</strong>-Werkzeuge<br />
stellen hier den besten Mittelweg<br />
dar“, so Pawel weiter.<br />
Werkzeuge sind leiser<br />
und vibrationsärmer<br />
„Und nach der Eingewöhnungsphase<br />
kommen nun positive Stimmen seitens<br />
unserer Kollegen, die gegenüber den<br />
Impulsschraubern sowohl das Handling<br />
als auch die Geschwindigkeit akzeptieren,<br />
weil die Werkzeuge nicht nur leiser sind,<br />
sondern aufgrund weniger Vibrationen<br />
das Handgelenk schonen.“ Hinzu komme,<br />
dass an Stellen, an denen zuvor schon<br />
mit Abstützungen gearbeitet wurde, der<br />
Revo sogar schneller sei. „Auf Dauer<br />
überzeugen eben die Vorteile der elektronisch<br />
gesteuerten Schraubtechnik.“<br />
Um die Arbeit weiter zu erleichtern,<br />
modifizierte <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> zudem die<br />
Werkzeuge. „Wir arbeiten überwiegend<br />
mit zwei Drehmomentwerten“, sagt<br />
Christian Pawel abschließend. Alles, was<br />
280 Nm erfordere, sei mit den „normalen“<br />
schwarzen Schraubern zu erledigen.<br />
Genügen 200 Nm, erkennt der Monteur<br />
das passende Werkzeug an der roten<br />
Gehäusekappe – eine Sonderanfertigung<br />
von <strong>Atlas</strong> <strong>Copco</strong> für MAN. Darüber hinaus<br />
wurde auch die Kabelführung modifiziert.<br />
„Für uns boten sich Winkelstecker<br />
an, da sie das Handling weiter erleichtern<br />
– alle neuen Geräte für uns werden deshalb<br />
bereits ab Werk damit ausgerüstet.“<br />
co<br />
info<br />
Tensor Revo: 548<br />
58 DK 2-2013
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Schraubtechnik: Grundlagen (1 Tag) (Artikelnummer: 9749 6754 94)<br />
Ergonomie in der Schraubmontage (1 Tag) (Artikelnummer: 9749 6755 12)<br />
Mit diesem Gutschein gewähren wir einer Person einen einmaligen Rabatt in Höhe von 50 Euro<br />
auf ein eintägiges offenes Schraubtechnik- oder Ergonomieseminar. „Offen“ heißt, Sie werden mit<br />
Teilnehmern aus anderen Unternehmen zusammensein.<br />
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Trennen Sie den Gutschein an der Perforation heraus oder kopieren Sie ihn und schicken ihn bei<br />
Ihrer nächsten Bestellung per E-Mail oder Fax zu. Bei Fragen zu den Seminaren sprechen Sie bitte<br />
unseren Trainingsleiter, Markus Fischer, an:<br />
Tel. +49 (0)9173/793-222, contact.training@de.atlascopco.com.<br />
Gültig bis 31. März 2014.<br />
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