28.02.2014 Aufrufe

G+G-Blickpunkt 11/13 - AOK-Bundesverband

G+G-Blickpunkt 11/13 - AOK-Bundesverband

G+G-Blickpunkt 11/13 - AOK-Bundesverband

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Blickpunkt</strong><br />

Gesundheit und Gesellschaft<br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

<strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

Inhalt<br />

<strong>AOK</strong> zur beliebtesten<br />

Krankenkasse<br />

gewählt<br />

Mehr Knie-OPs<br />

in wohlhabenden<br />

Regionen<br />

Rahmenvorgaben für<br />

Arzneimittel 2014:<br />

zwei Milliarden Euro<br />

mehr<br />

DKG empfiehlt Teilnahme<br />

am Endoprothesenregister<br />

<strong>Blickpunkt</strong><br />

Hintergrund:<br />

Europas Einfluss<br />

auf die deutsche<br />

Gesundheitspolitik<br />

Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe:<br />

6. November 20<strong>13</strong><br />

■ Koalitionsverhandlungen: erste Pläne bei<br />

Arzneimitteln, Pflege und Kliniken im Visier<br />

In den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD über eine Große<br />

Koalition zeichnen sich in der Arbeitsgruppe Gesundheit erste Ergebnisse ab.<br />

So sollen im Bereich Arzneimittel das Preismoratorium über 20<strong>13</strong> hinaus<br />

verlängert und der Herstellerrabatt auf sieben Prozent festgesetzt werden.<br />

Dieser beträgt zurzeit 16 Prozent bei patentgeschützten Arzneimitteln,<br />

sollte aber wieder auf sechs Prozent gesenkt werden. Im Gegenzug soll die<br />

Nutzenbewertung für Arzneimittel, die bereits vor 20<strong>11</strong> auf dem Markt waren,<br />

entfallen. Die Höhe des Herstellerrabattes soll 2015 überprüft werden. Auch<br />

die Pflege und die Krankenhausfinanzierung hat die Arbeitsgruppe auf die<br />

Agenda gesetzt. Details sind aber noch nicht klar. Überschattet wird die Diskussion<br />

von Berechnungen des Bundesgesundheitsministeriums. Danach werden<br />

den Krankenkassen 2015 rund 2,5 Milliarden Euro, bis 2017 möglicherweise<br />

rund zehn Milliarden Euro fehlen. Die Koalitionsverhandlungen sollen nach<br />

aktueller Terminierung am 22. November beendet sein. Für Dezember ist eine<br />

Befragung der SPD-Mitglieder zur Teilnahme der SPD an einer Großen Koalition<br />

geplant. Vor Weihnachten sollen die Namen der Minister stehen und im<br />

Januar die Besetzung der Ausschüsse klar sein.<br />

■ Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz:<br />

79 Prozent finden sie gut, 25 Prozent nutzen sie<br />

Für 79 Prozent der Beschäftigten in Deutschland ist es wichtig, dass ihre Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz gefördert wird. Jeder vierte Arbeitnehmer hat auch<br />

schon einmal an betrieblichen Maßnahmen zur Gesundheit teilgenommen.<br />

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von INSA Consulere im<br />

Auftrag des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es unter knapp 1.000 Berufstätigen. Danach<br />

zeigt sich auch, dass größere Betriebe sich mehr engagieren als kleinere: Von<br />

den Unternehmen über 50 Mitarbeiter sind es nach Aussagen der Beschäftigten<br />

drei Viertel, von den Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern sind<br />

es rund 35 Prozent. Ziel der <strong>AOK</strong> ist es, möglichst allen Beschäftigten den<br />

Zugang zur Betrieblichen Gesundheitsförderung zu ermöglichen. Ein erfolgreicher<br />

Ansatz für Unternehmen mit geringer Mitarbeiterzahl ist beispielsweise<br />

die Bildung von Netzwerken. Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

kommen dabei eine immer größere Bedeutung zu. Wie diese<br />

die Gesundheit in Unternehmen unterstützen können, steht auch im Mittelpunkt<br />

der dritten Auflage des Ditigalen Präventionspreises <strong>AOK</strong>-Leonardo.<br />

Die Bewerbungsfrist endet am 15. November 20<strong>13</strong>.<br />

Infos: www.aok-leonardo.de<br />

Zur Person I<br />

■ Dr. Andreas Kiefer<br />

wurde für weitere vier Jahre<br />

zum Vorsitzenden des<br />

Deutschen Arzneiprüfungsinstituts<br />

(DAPI) gewählt.<br />

Kiefer ist auch Präsident der<br />

Bundesapothekerkammer<br />

und der Landesapothekerkammer<br />

Rheinland-Pfalz.<br />

Das DAPI befasst sich mit der<br />

pharmakoökonomischen und<br />

pharmakoepidemiologischen<br />

Prüfung und Bewertung von<br />

Arzneimitteln sowie allgemeinen<br />

Fragen der Arzneimittelversorgung,<br />

insbesondere<br />

deren Qualitätssicherung.<br />

■ Dr. Klaus Reinhardt<br />

bleibt Vorsitzender des<br />

Ärzteverbandes Hartmannbund.<br />

Die Delegierten der<br />

Hauptversammlung wählten<br />

den Hausarzt aus Bielefeld<br />

erneut. Auch Stellvertreter<br />

Klaus Rinkel, Facharzt für<br />

Neurologie und Psychiatrie in<br />

Ulm, wurde im Amt bestätigt.<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger


<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

2<br />

■ Jung und dynamisch: <strong>AOK</strong> zur beliebtesten<br />

Krankenversicherung gewählt<br />

Die <strong>AOK</strong> ist von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum zweiten Mal nach<br />

20<strong>11</strong> zur beliebtesten Krankenkasse gekürt worden. Die Gesundheitskasse<br />

belegte bei den Young Brand Awards 20<strong>13</strong> den ersten Platz. Mehr als 20.000<br />

junge Menschen im Alter von <strong>13</strong> bis 29 Jahren hatten sich an der Online-<br />

Umfrage von Mai bis Oktober beteiligt. Für fast 40 Prozent ist die <strong>AOK</strong> die<br />

beste Krankenkasse in Deutschland. Die Gesundheitskasse ist damit in diesen<br />

Altersklassen genauso beliebt wie Audi und McDonald’s. Der Vorstandsvorsitzende<br />

des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es, Jürgen Graalmann, sprach von einem<br />

großen Erfolg und einer Bestätigung für die jungen Angebote und dynamischen<br />

Aktionen der <strong>AOK</strong>. Die Young Brand Awards wurden 20<strong>13</strong> zum dritten<br />

Mal ausgetragen. 2012 erreichte die <strong>AOK</strong> Platz zwei.<br />

Infos: www.aok-bv.de<br />

■ Beitragsbemessungsgrenzen steigen<br />

Die Beitragsbemessungsgrenzen in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung<br />

sowie in der Renten- und Arbeitslosenversicherung steigen. Das geht<br />

aus dem Entwurf der Verordnung über die Rechengrößen in der Sozialversicherung<br />

2014 hervor, den das Bundeskabinett verabschiedet hat. Ab 1. Januar<br />

2014 soll die Beitragsbemessungsgrenze in der Kranken- und Pflegeversicherung<br />

bundeseinheitlich bei 4.050 Euro (aktuell: 3.937,50 Euro) liegen. In der<br />

Renten- und Arbeitslosenversicherung bleibt es auch im kommenden Jahr<br />

wegen des niedrigeren Lohnniveaus in den neuen Ländern bei zwei getrennten<br />

Rechtskreisen Ost und West. In den alten Bundesländern steigt die Bemessungsgrenze<br />

von 5.800 auf 5.950 Euro. In den neuen Bundesländern wird die Einkommensgrenze<br />

von aktuell 4.900 auf 5.000 Euro angehoben. In der knappschaftlichen<br />

Rentenversicherung liegen die Einkommensgrenzen 2014 bei<br />

monatlich 7.300 Euro im Westen (aktuell: 7.100 Euro) und bei 6.150 Euro in<br />

Ostdeutschland (aktuell: 6.050 Euro). Die für viele Leistungen der Sozialversicherungen<br />

maßgebliche Bezugsgröße beträgt ab 1. Januar 2014 im Rechtskreis<br />

West jährlich 33.180 Euro und monatlich 2.765 Euro. Im Rechtskreis Ost liegen<br />

die Werte bei 28.140 Euro jährlich und 2.345 Euro monatlich. Entscheidungsfreiheit<br />

haben Bundesregierung und Bundesrat bei der Bemessung der Beitragsgrenzen<br />

nicht: Die Werte werden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben<br />

der Einkommensentwicklung des Vorjahres angepasst. So liegt dem Verordnungsentwurf<br />

des Bundesarbeitsministeriums eine bundesweite Veränderungsrate<br />

von 2,8 Prozent zugrunde. In den alten Bundesländern stiegen die<br />

Bruttolöhne und -gehälter von 20<strong>11</strong> auf 2012 um 2,81 Prozent, in den neuen<br />

Ländern um 2,42 Prozent. Die Mehrheit der Beitragszahler ist von der Anhebung<br />

nicht betroffen. Laut Statistischem Bundesamt lag der monatliche Durchschnittverdienst<br />

Vollzeitbeschäftigter im vergangenen Jahr bei 3.391 Euro brutto.<br />

Der Bundesrat muss die Verordnung noch bestätigen.<br />

Zur Person II<br />

■ Dr. Kai Behrens<br />

wird am 1. Dezember 20<strong>13</strong> die<br />

Leitung der Abteilung Presse/<br />

Kommunikation und damit die<br />

Funktion des Pressesprechers<br />

des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es<br />

übernehmen. Bislang ist er<br />

stellvertretender Unternehmenssprecher<br />

sowie stellvertretender<br />

Abteilungsleiter<br />

Unternehmenskommunikation<br />

der BARMER GEK. Die langjährigen<br />

Amtsvorgänger im <strong>AOK</strong>-<br />

<strong>Bundesverband</strong>, Udo Barske<br />

(Presse) und Rainer Eikel<br />

(Öffentlichkeitsarbeit), waren<br />

im September 20<strong>13</strong> beziehungsweise<br />

Oktober 2012 altersbedingt<br />

ausgeschieden.<br />

■ Dr. Martina Niemeyer<br />

wird zum 1. Februar 2014<br />

stellvertretende Vorstandsvorsitzende<br />

der <strong>AOK</strong> NordWest.<br />

Sie folgt Dr. Dieter Paffrath<br />

nach, der in den Ruhestand<br />

geht. Ihre bisherige Position<br />

als Mitglied im Vorstand wird<br />

dann Tom Ackermann bekleiden.<br />

Er ist zurzeit Bevollmächtigter<br />

des Vorstands der <strong>AOK</strong><br />

Rheinland/Hamburg.<br />

Infos: www.aok-bv.de<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger


<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

3<br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

■ Bertelsmann-Analyse: Mehr Knie-OPs in<br />

wohlhabenden Regionen<br />

In Landkreisen mit finanziell besser gestellten Versicherten erhalten dreimal<br />

mehr Patienten ein künstliches Kniegelenk als in weniger wohlhabenden Regionen.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt der „Faktencheck Gesundheit“ der Bertelsmann-Stiftung,<br />

für den zwölf Gutachter anonymisierte Daten der <strong>AOK</strong><br />

ausgewertet haben. Danach erhielten 20<strong>11</strong> im bayerischen Landkreis Neustadt<br />

an der Aisch-Bad Windsheim 214 von 100.000 Einwohnern ein künstliches<br />

Knie, im brandenburgischen<br />

Frankfurt/Oder jedoch nur 73 von<br />

Reiche haben schlechtere Beine – diesen Schluss<br />

Kommentar<br />

100.000 Menschen. Grundsätzlich<br />

würde man ziehen, ginge man davon aus, dass<br />

sind die Knie-Operationsraten in die Knie-OPs ausschließlich aufgrund der medizinischen Indikation vorgenommen<br />

wurden. Doch das kann nicht sein, denn Reiche leiden zum Bei-<br />

Bayern, Hessen, Thüringen und Teilen<br />

Niedersachsens hoch, in Meckspiel<br />

seltener an Arthrose. Bleibt also nur der Schluss, dass oft nicht medizinische<br />

Gründe bei der OP-Entscheidung den Ausschlag geben. Experten<br />

lenburg-Vorpommern, Berlin und<br />

haben das immer schon geahnt, wenn sie die deutschen Knie-OP-Zahlen<br />

Brandenburg dagegen niedrig. Das<br />

mit denen anderer Industrieländer verglichen. Denn Deutschland hat<br />

zeigt sich auch bei den Folgeoperationen.<br />

Hier divergieren die Unter-<br />

auch laut OECD eine hohe OP-Quote. Verdienstvoll ist nun, dass die Bertelsmann-Stiftung<br />

die Situation im eigenen Land unter die Lupe genommen<br />

schiede sogar um den Faktor fünf<br />

hat. Jetzt gilt es zu analysieren: Wie kommen die Unterschiede zustande,<br />

zwischen dem brandenburgischen<br />

und wie lässt sich sicherstellen, dass medizinische Gründe künftig eine<br />

Cottbus (sieben von 100.000) und<br />

größere Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine OP spielen? Die<br />

dem niedersächsischen Northeim<br />

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und<br />

(35 von 100.000). Mehr auf Seite 6.<br />

der <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> haben dazu bereits ein Versorgungsforschungsprojekt<br />

ins Leben gerufen. (ink)<br />

Infos: faktencheck-gesundheit.de<br />

■ Rahmenvorgaben für Arzneimittel 2014:<br />

zwei Milliarden Euro mehr<br />

Die Rahmenvorgaben für Arzneimittel 2014 stehen. Diese haben die Kassenärztliche<br />

Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband Ende Oktober<br />

vereinbart. Die Verhandlungspartner gingen dabei von einer Steigerung des<br />

Ausgabenvolumens in Höhe von 6,6 Prozent beziehungsweise knapp zwei<br />

Milliarden Euro aus. Außerdem einigten sich Kassen und Ärzte auf eine Anpassung<br />

der Rahmenvorgaben für das laufende Jahr um 0,6 Prozentpunkte<br />

auf 3,6 Prozent. Einer der Gründe dafür ist die Einführung einer Notdienstpauschale<br />

für Apotheken, die die Medikamentenpreise zusätzlich verteuert<br />

hat. Für 2014 erwarteten KBV und GKV-Spitzenverband bei der Einigung auf<br />

die Rahmenvorgaben ebenfalls steigende Preise. Verantwortlich machten sie<br />

dafür unter anderem das auslaufende Preismoratorium und die Senkung des<br />

Herstellerabschlags für patentgeschützte Arzneimittel von 16 auf sechs Prozent.<br />

Allein für diese beiden Faktoren veranschlagten die Verhandlungspartner<br />

Mehrkosten in Höhe von über einer Milliarde Euro.<br />

Infos: www.gkv-spitzenverband.de<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger


<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

4<br />

■ Medizinprodukte: DKG empfiehlt Teilnahme<br />

am Endoprothesenregister<br />

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) setzt sich für das Endoprothesenregister<br />

Deutschland (EPRD) ein. Das Register diene der Qualitätssicherung<br />

und Weiterentwicklung der endoprothetischen Verfahren und unterstütze<br />

den Prozess der ständigen Qualitätsverbesserung, so die DKG. Der <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong><br />

engagiert sich bereits seit 2010 für das EPRD. „Die am Register<br />

teilnehmenden Krankenhäuser werden wir in unserem <strong>AOK</strong>-Kliniknavigator<br />

besonders hervorheben. Auch damit unterstützen wir diese wichtige Qualitätsinitiative“,<br />

erklärte der Geschäftsführende Vorstand des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es,<br />

Uwe Deh. Patienten gebe das EPRD mehr Sicherheit, weil Produktmängel<br />

und Auffälligkeiten von Operationstechniken schneller erkannt<br />

würden. Nach dem erfolgreichen Probebetrieb befindet sich das Register<br />

nun in der Einführungsphase und soll im Januar 2014 bundesweit starten.<br />

Die EPRD gGmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft<br />

für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Finanziell, organisatorisch<br />

und mit Know-how wird das EPRD vom Verband der Ersatzkassen<br />

(vdek), vom <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> und vom <strong>Bundesverband</strong> Medizintechnologie<br />

(BVMed) unterstützt. Während die Industrie eine umfassende Produktdatenbank<br />

mit rund 34.000 Einträgen zur Verfügung stellt, steuern die Krankenkassen<br />

anonymisierte Patientendaten bei. Warum sich die Teilnahme<br />

am EPRD für deutsche Kliniken lohnt, erläutert die Broschüre „Mit Sicherheit<br />

mehr Qualität“.<br />

Zur Person III<br />

■ Rudolf Henke<br />

wurde zum ersten Vorsitzenden<br />

des Marburger Bundes<br />

wiedergewählt. Der Internist,<br />

Oberarzt und Bundestagsabgeordnete<br />

aus Aachen steht<br />

seit 2007 an der Spitze der<br />

Ärztegewerkschaft. Auch Vize<br />

Dr. Andreas Botzlar wurde im<br />

Amt bestätigt.<br />

Infos: www.aok-bv.de<br />

■ Krankenhäuser: Fallpauschalenkatalog<br />

für 2014 steht<br />

Der GKV-Spitzenverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und<br />

der Verband der Privaten Krankenversicherung haben sich auf den Fallpauschalenkatalog<br />

2014 für Krankenhäuser verständigt. Schwerpunkt war diesmal<br />

eine sachgerechtere Abbildung von seltenen hochspeziellen und seltenen<br />

extrem teuren Fällen sowie Wirbelsäulen- und Herzkatheter-Operationen.<br />

Von besonderer allgemeiner Bedeutung ist eine veränderte Berechnung des<br />

Fallschweregrades, die zukünftig eine differenziertere Berücksichtigung von<br />

Nebenerkrankungen und Komplikationen ermöglicht. Derweil attackiert der<br />

Marburger Bund die Fallpauschalen öffentlich: Sie förderten die Industriealisierung<br />

der Medizin und sollten nicht die fast einzige Einnahmequelle der<br />

Kliniken sein. Der Fallpauschalenkatalog bestimmt über Relativgewichte das<br />

Verhältnis der Vergütungen verschiedener Behandlungsfälle zueinander. Die<br />

mit den Kassen abgerechnete Höhe der Vergütung wird maßgeblich durch<br />

die auf Länderebene vereinbarten Basisfallwerte festgelegt. Über die seit<br />

2004 verbindlich geltenden Fallpauschalen wird derzeit ein Finanzierungsvolumen<br />

von etwa 65 Milliarden Euro verteilt.<br />

Infos: www.gkv-spitzenverband.de<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger


<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

5<br />

■ Krankenpfleger: Realschulabschluss reicht<br />

Krankenpfleger brauchen weiterhin in Deutschland kein Abitur. Das geht aus<br />

den neuen Richtlinien des EU-Parlaments für die Anerkennung des Krankenpfleger-Berufs<br />

hervor, die Anfang 2014 in Kraft treten werden und innerhalb<br />

von zwei Jahren in nationales Recht umzusetzen sind. Künftig gibt es zwei<br />

Optionen für die künftigen Fachkräfte: entweder zwölfjährige allgemeine<br />

Schulpflicht plus eine akademische Ausbildung oder eine mindestens zehnjährige<br />

Schulbildung plus Berufsfachschule. Die zweite Variante ist die in<br />

Deutschland bislang praktizierte. Sie bleibt weiterhin möglich, weil die Bundesregierung<br />

mit Nachdruck ihre Ansicht vorgetragen hatte, dass in Deutschland<br />

bereits ein Fachkräftemangel herrsche und dieser sich bei verschärften Zulassungsvoraussetzungen<br />

noch vergrößern würde. Zurzeit ist in fast allen EU-<br />

Staaten das Abitur Voraussetzung für eine Ausbildung zum Krankenpfleger.<br />

Infos: www.europarl.europa.eu<br />

■ Kliniken: OP-Zahlen auf Rekordniveau<br />

Deutschlands Chirurgen haben in Krankenhäusern im vergangenen Jahr mehr<br />

als jemals zuvor operiert: rund 15,7 Millionen Mal. Das hat das Statistische<br />

Bundesamt bekannt gegeben. 20<strong>11</strong> hatten die Operateure in den Kliniken<br />

15,4 Millionen Mal zum Skalpell gegriffen. In beiden Jahren entfielen allein<br />

41,9 Prozent der Eingriffe auf Menschen über 65 Jahre. Bei ihnen standen<br />

künstliche Hüften, Gallen- und Darm-OPs im Vordergrund. Der GKV-Spitzenverband<br />

geht von einer hohen Zahl medizinisch unnötiger Eingriffe aus.<br />

Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hatte im Frühjahr 20<strong>13</strong> die<br />

Frage aufgeworfen, ob nicht Fehlanreize gesetzt würden.<br />

Infos: www.destatis.de<br />

■ Weltärztebund ändert Deklaration von<br />

Helsinki: Mehr Schutz für Studienteilnehmer<br />

Besserer Schutz und mehr Rechte für Teilnehmer an klinischen Studien – das<br />

hat die Generalversammlung des Weltärztebundes beschlossen. Sie änderte<br />

dazu den Text der Deklaration von Helsinki, die die ethischen Grundsätze<br />

von Ärzten für die Forschung am Menschen definiert. Die Bundesärztekammer<br />

hatte den Vorsitz der internationalen Arbeitsgruppe, die mit der Überarbeitung<br />

betraut war. Die Neufassung sieht auch vor, dass künftig nicht nur klinische<br />

Studien, sondern jedwede medizinische Studie registriert werden sollen.<br />

Außerdem legt sie Qualitätsanforderungen an Mitglieder von Ethikkommissionen<br />

fest. Diese müssten „ausreichend qualifiziert“ sein. Für Deutschland<br />

ergeben sich aus der Neufassung der fast 50 Jahre alten Deklaration keine<br />

wesentlichen Änderungen. Sie sind ohnehin nicht rechtsverbindlich.<br />

Infos: www.bundesaerztekammer.de<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger


<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

6<br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

Vorschau<br />

<strong>G+G</strong> Gesundheit<br />

und Gesellschaft<br />

Nachrechnen lohnt sich<br />

Rund 60 Milliarden Euro<br />

haben die gesetzlichen<br />

Kassen 2012 für Krankenhausbehandlungen<br />

gezahlt<br />

– nicht ohne die<br />

Rechnungen gründlich<br />

zu prüfen. Das lohnt sich:<br />

Die Kliniken müssen die<br />

Beträge um jährlich bis<br />

zu zwei Milliarden Euro<br />

nach unten korrigieren.<br />

Ein Beitrag von Martina<br />

Purwins.<br />

Interview: „Privatversicherte<br />

brauchen<br />

mehr Wahlfreiheit“<br />

Für Prof. Thorsten<br />

Kingreen bietet ein<br />

gemeinsamer Markt<br />

von privater und gesetzlicher<br />

Krankenversicherung<br />

viele Vorteile. Und<br />

ist verfassungsrechtlich<br />

möglich.<br />

Sozialsysteme<br />

fördern Wachstum<br />

Einige Staaten Afrikas<br />

wollen ihre Gesundheitsversorgung<br />

ausbauen.<br />

Zur sozialen Absicherung<br />

der ganzen Bevölkerung<br />

ist es aber ein weiter Weg.<br />

Teil 2 der <strong>G+G</strong>-Serie<br />

„Gesundheit global“ ist<br />

ein Lagebericht aus<br />

Südafrika, Kenia, Ruanda<br />

und Ghana von Jens<br />

Holst und Jean-Oliver<br />

Schmidt.<br />

Immer mehr künstliche Kniegelenke<br />

altersstandardisierte Raten von erstmaligen Kniegelenkersatz-Operationen<br />

pro 100.000 Einwohner nach Bundesland<br />

2005 20<strong>11</strong> Steigerung 2005–20<strong>11</strong><br />

Baden-Württemberg <strong>11</strong>4,7 <strong>13</strong>0,4 <strong>13</strong>,7 %<br />

Bayern <strong>13</strong>2,1 160,5 21,5 %<br />

Berlin 75,5 87,1 15,3 %<br />

Brandenburg 99,0 108,7 9,8 %<br />

Bremen <strong>11</strong>4,7 <strong>11</strong>6,9 1,9 %<br />

Hamburg 90,6 105,9 16,9 %<br />

Hessen <strong>11</strong>8,9 <strong>13</strong>7,4 15,6 %<br />

Mecklenburg-Vorpommern 85,5 95,8 12,0 %<br />

Niedersachsen 125,9 <strong>13</strong>0,3 3,5 %<br />

Nordrhein-Westfalen 104,8 <strong>11</strong>8,7 <strong>13</strong>,3 %<br />

Rheinland-Pfalz <strong>11</strong>2,5 <strong>13</strong>8,4 23,0 %<br />

Saarland 105,6 <strong>11</strong>8,8 12,5 %<br />

Sachsen <strong>11</strong>2,0 124,2 10,9 %<br />

Sachsen-Anhalt <strong>11</strong>7,9 <strong>13</strong>1,7 <strong>11</strong>,7 %<br />

Schleswig-Holstein 100,4 128,5 28,0 %<br />

Thüringen <strong>13</strong>3,0 158,4 19,1 %<br />

Deutschland <strong>11</strong>2,5 129,5 15,1 %<br />

Infos: faktencheck-gesundheit.de<br />

Quelle: Bertelsmann-Stiftung<br />

In nur sechs Jahren, von 2005 bis 20<strong>11</strong>, ist die Zahl der erstmaligen Kniegelenkersatz-Operationen<br />

um 15,1 Prozent gestiegen. An der demografischen Entwicklung<br />

kann das nicht liegen, denn die OP-Zahlen sind altersstandardisiert. In Bayern, wo<br />

viele Vermögende wohnen, werden fast doppelt so viele künstliche Knie eingesetzt<br />

(160,5 pro 100.000 Einwohner) wie in der Hauptstadt, wo im Durchschnitt weniger<br />

begüterte Menschen zu Hause sind (87,1 pro 100.000 Einwohner).<br />

■ Neue Spiele-App: Mit der <strong>AOK</strong> zum Baum<br />

der Weisheit gelangen<br />

Wer immer schon einmal den Baum der Weisheit im Dschungel der Gesundheitspolitik<br />

finden wollte, der kann sich jetzt dahin aufmachen. Möglich<br />

macht‘s das neue Spiel „Land of Health“, das die <strong>AOK</strong> für iPhone, iPad und<br />

Android kostenlos anbietet. Die Teilnehmer erklimmen im Land der Gesundheit<br />

den RSA-Felsen der Gerechtigkeit, schwingen sich über die Schlucht der<br />

Sektorengrenzen, bauen Brücken in das Land des stabilen Steuerzuschusses<br />

und finden mit etwas Glück auch den Weg zum Ufer der Patientensicherheit.<br />

Ein kleiner schlauer Kakadu weist ihnen den Weg durch den Dschungel und<br />

stellt dabei Fragen zur Gesundheitspolitik. Davon gibt es 180. Die Spieler<br />

können bei den Fragen und bei sechs Geschicklichkeitsspielen jeweils zwischen<br />

drei Schwierigkeitsstufen wählen.<br />

Infos: www.aok-landofhealth.de<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger


<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

7<br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

«BLICKPUNKT HINTERGRUND»<br />

■ Europas Einfluss auf die deutsche<br />

Gesundheitspolitik<br />

Das Gesundheitswesen ist einer der wenigen Bereiche in der Europäischen<br />

Union (EU), der den Mitgliedstaaten vorbehalten ist. Doch gibt es bisweilen<br />

Spannungen zwischen nationalem Sozialrecht auf der einen und Binnenmarkt-<br />

und Wettbewerbsrecht der EU auf der anderen Seite. Ein Überblick.<br />

Die Gesundheitspolitik in der EU ist grundsätzlich Angelegenheit der Nationalstaaten.<br />

Im Vertrag von Lissabon ist ausdrücklich festgelegt, dass die Mitgliedstaaten<br />

die volle Verantwortung für die Organisation des nationalen Gesundheitswesens<br />

und der medizinischen Versorgung tragen. Der Vertrag weist<br />

der EU aber auch eine Reihe von Kompetenzen zu, etwa bei der Verbesserung<br />

der Gesundheit der Bevölkerung, der Bekämpfung weit verbreiteter schwerer<br />

Krankheiten und der Förderung von Gesundheitsinformationen und -erziehung.<br />

Weitergehende Kompetenzen hat die EU beim Gesundheitsschutz am<br />

Arbeitsplatz und beim Verbraucherschutz, der den Gesundheitsschutz und<br />

die Sicherheit der Verbraucher einschließt. Hier kann die EU Mindeststandards<br />

setzen, die für die Mitgliedstaaten verbindlich sind.<br />

» Neue Regelungen für die Zulassung von Medizinprodukten<br />

Im Rahmen des Gesundheits- und Verbraucherschutzes beschäftigt sich die<br />

EU beispielsweise zurzeit mit neuen Regelungen für die Zulassung von Medizinprodukten.<br />

Die Reformdebatte wurde durch einen Skandal um fehlerhafte<br />

Brustimplantate weiter verschärft. Diese rissen leichter und enthielten<br />

billiges Industriesilikon statt hochwertigem medizinischen Silikon, so dass die<br />

Behörden mehrerer Staaten betroffenen Frauen empfahlen, die Implantate<br />

entfernen zu lassen. Die neuen Regelungen sollen übrigens den Status einer<br />

Verordnung erhalten. Im Gegensatz zu einer Richtlinie, bei der die Mitgliedstaaten<br />

Gestaltungsraum haben, in welcher Form und mit welchen Mitteln<br />

sie die Richtlinie in nationales Recht umsetzen, ist eine Verordnung für die<br />

Mitgliedstaaten, ihre Behörden und Organe unmittelbar verbindlich. Eine<br />

Umsetzung in nationales Recht ist bei einer EU-Verordnung nicht mehr erforderlich.<br />

» Richtlinien und Verordnungen: EU-Kommission hat Initiativrecht<br />

Die Initiative für die neuen Regelungen für Medizinprodukte kam von der<br />

EU-Kommission. Sie ist das Exekutivorgan der EU und vertritt die Interessen<br />

der gesamten EU. Die Kommission ist die einzige EU-Institution mit Initiativrecht:<br />

Nur sie kann Rechtsakte wie Richtlinien und Verordnungen vorschlagen,<br />

die vom Europäischen Parlament und vom Rat der EU (nationale Minister) zu<br />

beschließen sind. Seit dem Vertrag von Nizza gilt für die meisten Politikfelder<br />

aber das sogenannte Mitentscheidungsverfahren. Danach bedürfen<br />

Rechtsakte der Zustimmung des EU-Parlaments und des Rats der EU. Sonst<br />

können sie nicht in Kraft treten. Die EU-Kommission stellt die korrekte Anwendung<br />

von EU-Recht in den Mitgliedstaaten sicher.<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger


<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />

8<br />

Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />

» Europäisches Recht versus Sozialrecht der Mitgliedstaaten<br />

Europas Bedeutung für das deutsche Gesundheitswesen fußt aber nicht nur<br />

auf den im Vertrag von Lissabon genannten Kompetenzen. Es hat auch damit<br />

zu tun, dass die Mitgliedstaaten das europäische Binnenmarkt- und Wettbewerbsrecht<br />

beachten müssen. Ersteres beinhaltet beispielsweise, dass die<br />

Mitgliedstaaten den in der EU geltenden freien Verkehr von Personen, Dienstleistungen,<br />

Waren und Kapital auch im Bereich des Gesundheitswesens gewährleisten<br />

müssen. Mit seiner Rechtsprechung hat der Europäische Gerichtshof<br />

(EuGH) diese Verpflichtung untermauert. So hat er unter Berufung<br />

auf den freien Dienstleistungsverkehr die Rechte der Patienten bei der Inanspruchnahme<br />

von Gesundheitsleistungen im Ausland erweitert und die<br />

Krankenversicherer zur Kostenerstattung verpflichtet. Als Reaktion darauf<br />

hat der deutsche Gesetzgeber das Fünfte Sozialgesetzbuch (SGB V) an die<br />

EuGH-Rechtsprechung angepasst. Dieses enthält seit 2004 Kostenerstattungsregeln<br />

für die Behandlung im EU-Ausland.<br />

Krisenstimmung wegen einer möglichen Kollision von EU- und nationalem<br />

Recht kam bei den Krankenkassen 2012 auf. Damals wollte das Bundeswirtschaftsministerium<br />

das weitgehend europäisch geprägte Kartellrecht noch<br />

stärker auf die Krankenkassen ausweiten. Der <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> warnte<br />

2012, die nationalstaatliche Regelungskompetenz für Teile des Gesundheitswesens<br />

ginge bei einer Verschärfung des Kartellrechts unwiderruflich auf<br />

die Europäische Kommission über. Der besondere Versorgungsauftrag der<br />

Krankenkassen könnte nicht mehr berücksichtigt werden. Die im Juni 20<strong>13</strong><br />

beschlossene Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen fiel –<br />

auch wegen des Kassenprotests – dann moderater aus als ursprünglich geplant:<br />

Die Kassen unterliegen bei Vereinigungen jetzt der Zusammenschlusskontrolle<br />

nach dem Kartellrecht, aber das Bundeskartellamt muss sich vor Entscheidungen<br />

mit den Aufsichtsbehörden der Kassen ins Benehmen setzen.<br />

Komplett nach EU-Recht und EU-weit läuft bereits die Ausschreibung von<br />

Arzneimittel-Rabattverträgen, wie sie beispielsweise die <strong>AOK</strong>-Gemeinschaft<br />

vornimmt. Die Kassen haben dabei keinen Verlust an Kompetenzen erlitten<br />

und nutzen die Möglichkeit, gemäß dem gesetzlichen Auftrag die Medikamentenversorgung<br />

der Versicherten auf hohem Niveau und gleichzeitig effizient<br />

sicherzustellen.<br />

» EU-Fiskalpakt knabbert am Bundeszuschuss<br />

Europa hat aber noch auf andere Weise Einfluss auf die Krankenversorgung.<br />

Deutschland hat wie fast alle EU-Staaten den europäischen Fiskalpakt unterschrieben.<br />

Der verpflichtet die Unterzeichner dazu, einen nahezu ausgeglichenen<br />

Haushalt vorzulegen: Das jährliche Staatsdefizit darf – um Konjunkturund<br />

Einmaleffekte bereinigt – 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht<br />

überschreiten. Um dieses Ziel zu erreichen sowie durch das Grundgesetz vorgeschriebene<br />

Spar-Verpflichtungen zu erfüllen, hat die Regierung den Bundeszuschuss<br />

zur gesetzlichen Krankenversicherung für 20<strong>13</strong> von 14 auf <strong>11</strong>,5<br />

Milliarden Euro gesenkt und will ihn für 2014 auf 10,5 Milliarden Euro reduzieren.<br />

Infos: www.aok-bv.de<br />

Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />

verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!