G+G-Blickpunkt 11/13 - AOK-Bundesverband
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<strong>Blickpunkt</strong><br />
Gesundheit und Gesellschaft<br />
Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />
<strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />
Inhalt<br />
<strong>AOK</strong> zur beliebtesten<br />
Krankenkasse<br />
gewählt<br />
Mehr Knie-OPs<br />
in wohlhabenden<br />
Regionen<br />
Rahmenvorgaben für<br />
Arzneimittel 2014:<br />
zwei Milliarden Euro<br />
mehr<br />
DKG empfiehlt Teilnahme<br />
am Endoprothesenregister<br />
<strong>Blickpunkt</strong><br />
Hintergrund:<br />
Europas Einfluss<br />
auf die deutsche<br />
Gesundheitspolitik<br />
Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe:<br />
6. November 20<strong>13</strong><br />
■ Koalitionsverhandlungen: erste Pläne bei<br />
Arzneimitteln, Pflege und Kliniken im Visier<br />
In den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD über eine Große<br />
Koalition zeichnen sich in der Arbeitsgruppe Gesundheit erste Ergebnisse ab.<br />
So sollen im Bereich Arzneimittel das Preismoratorium über 20<strong>13</strong> hinaus<br />
verlängert und der Herstellerrabatt auf sieben Prozent festgesetzt werden.<br />
Dieser beträgt zurzeit 16 Prozent bei patentgeschützten Arzneimitteln,<br />
sollte aber wieder auf sechs Prozent gesenkt werden. Im Gegenzug soll die<br />
Nutzenbewertung für Arzneimittel, die bereits vor 20<strong>11</strong> auf dem Markt waren,<br />
entfallen. Die Höhe des Herstellerrabattes soll 2015 überprüft werden. Auch<br />
die Pflege und die Krankenhausfinanzierung hat die Arbeitsgruppe auf die<br />
Agenda gesetzt. Details sind aber noch nicht klar. Überschattet wird die Diskussion<br />
von Berechnungen des Bundesgesundheitsministeriums. Danach werden<br />
den Krankenkassen 2015 rund 2,5 Milliarden Euro, bis 2017 möglicherweise<br />
rund zehn Milliarden Euro fehlen. Die Koalitionsverhandlungen sollen nach<br />
aktueller Terminierung am 22. November beendet sein. Für Dezember ist eine<br />
Befragung der SPD-Mitglieder zur Teilnahme der SPD an einer Großen Koalition<br />
geplant. Vor Weihnachten sollen die Namen der Minister stehen und im<br />
Januar die Besetzung der Ausschüsse klar sein.<br />
■ Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz:<br />
79 Prozent finden sie gut, 25 Prozent nutzen sie<br />
Für 79 Prozent der Beschäftigten in Deutschland ist es wichtig, dass ihre Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz gefördert wird. Jeder vierte Arbeitnehmer hat auch<br />
schon einmal an betrieblichen Maßnahmen zur Gesundheit teilgenommen.<br />
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von INSA Consulere im<br />
Auftrag des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es unter knapp 1.000 Berufstätigen. Danach<br />
zeigt sich auch, dass größere Betriebe sich mehr engagieren als kleinere: Von<br />
den Unternehmen über 50 Mitarbeiter sind es nach Aussagen der Beschäftigten<br />
drei Viertel, von den Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern sind<br />
es rund 35 Prozent. Ziel der <strong>AOK</strong> ist es, möglichst allen Beschäftigten den<br />
Zugang zur Betrieblichen Gesundheitsförderung zu ermöglichen. Ein erfolgreicher<br />
Ansatz für Unternehmen mit geringer Mitarbeiterzahl ist beispielsweise<br />
die Bildung von Netzwerken. Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
kommen dabei eine immer größere Bedeutung zu. Wie diese<br />
die Gesundheit in Unternehmen unterstützen können, steht auch im Mittelpunkt<br />
der dritten Auflage des Ditigalen Präventionspreises <strong>AOK</strong>-Leonardo.<br />
Die Bewerbungsfrist endet am 15. November 20<strong>13</strong>.<br />
Infos: www.aok-leonardo.de<br />
Zur Person I<br />
■ Dr. Andreas Kiefer<br />
wurde für weitere vier Jahre<br />
zum Vorsitzenden des<br />
Deutschen Arzneiprüfungsinstituts<br />
(DAPI) gewählt.<br />
Kiefer ist auch Präsident der<br />
Bundesapothekerkammer<br />
und der Landesapothekerkammer<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Das DAPI befasst sich mit der<br />
pharmakoökonomischen und<br />
pharmakoepidemiologischen<br />
Prüfung und Bewertung von<br />
Arzneimitteln sowie allgemeinen<br />
Fragen der Arzneimittelversorgung,<br />
insbesondere<br />
deren Qualitätssicherung.<br />
■ Dr. Klaus Reinhardt<br />
bleibt Vorsitzender des<br />
Ärzteverbandes Hartmannbund.<br />
Die Delegierten der<br />
Hauptversammlung wählten<br />
den Hausarzt aus Bielefeld<br />
erneut. Auch Stellvertreter<br />
Klaus Rinkel, Facharzt für<br />
Neurologie und Psychiatrie in<br />
Ulm, wurde im Amt bestätigt.<br />
Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />
verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger
<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />
Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />
2<br />
■ Jung und dynamisch: <strong>AOK</strong> zur beliebtesten<br />
Krankenversicherung gewählt<br />
Die <strong>AOK</strong> ist von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum zweiten Mal nach<br />
20<strong>11</strong> zur beliebtesten Krankenkasse gekürt worden. Die Gesundheitskasse<br />
belegte bei den Young Brand Awards 20<strong>13</strong> den ersten Platz. Mehr als 20.000<br />
junge Menschen im Alter von <strong>13</strong> bis 29 Jahren hatten sich an der Online-<br />
Umfrage von Mai bis Oktober beteiligt. Für fast 40 Prozent ist die <strong>AOK</strong> die<br />
beste Krankenkasse in Deutschland. Die Gesundheitskasse ist damit in diesen<br />
Altersklassen genauso beliebt wie Audi und McDonald’s. Der Vorstandsvorsitzende<br />
des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es, Jürgen Graalmann, sprach von einem<br />
großen Erfolg und einer Bestätigung für die jungen Angebote und dynamischen<br />
Aktionen der <strong>AOK</strong>. Die Young Brand Awards wurden 20<strong>13</strong> zum dritten<br />
Mal ausgetragen. 2012 erreichte die <strong>AOK</strong> Platz zwei.<br />
Infos: www.aok-bv.de<br />
■ Beitragsbemessungsgrenzen steigen<br />
Die Beitragsbemessungsgrenzen in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung<br />
sowie in der Renten- und Arbeitslosenversicherung steigen. Das geht<br />
aus dem Entwurf der Verordnung über die Rechengrößen in der Sozialversicherung<br />
2014 hervor, den das Bundeskabinett verabschiedet hat. Ab 1. Januar<br />
2014 soll die Beitragsbemessungsgrenze in der Kranken- und Pflegeversicherung<br />
bundeseinheitlich bei 4.050 Euro (aktuell: 3.937,50 Euro) liegen. In der<br />
Renten- und Arbeitslosenversicherung bleibt es auch im kommenden Jahr<br />
wegen des niedrigeren Lohnniveaus in den neuen Ländern bei zwei getrennten<br />
Rechtskreisen Ost und West. In den alten Bundesländern steigt die Bemessungsgrenze<br />
von 5.800 auf 5.950 Euro. In den neuen Bundesländern wird die Einkommensgrenze<br />
von aktuell 4.900 auf 5.000 Euro angehoben. In der knappschaftlichen<br />
Rentenversicherung liegen die Einkommensgrenzen 2014 bei<br />
monatlich 7.300 Euro im Westen (aktuell: 7.100 Euro) und bei 6.150 Euro in<br />
Ostdeutschland (aktuell: 6.050 Euro). Die für viele Leistungen der Sozialversicherungen<br />
maßgebliche Bezugsgröße beträgt ab 1. Januar 2014 im Rechtskreis<br />
West jährlich 33.180 Euro und monatlich 2.765 Euro. Im Rechtskreis Ost liegen<br />
die Werte bei 28.140 Euro jährlich und 2.345 Euro monatlich. Entscheidungsfreiheit<br />
haben Bundesregierung und Bundesrat bei der Bemessung der Beitragsgrenzen<br />
nicht: Die Werte werden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben<br />
der Einkommensentwicklung des Vorjahres angepasst. So liegt dem Verordnungsentwurf<br />
des Bundesarbeitsministeriums eine bundesweite Veränderungsrate<br />
von 2,8 Prozent zugrunde. In den alten Bundesländern stiegen die<br />
Bruttolöhne und -gehälter von 20<strong>11</strong> auf 2012 um 2,81 Prozent, in den neuen<br />
Ländern um 2,42 Prozent. Die Mehrheit der Beitragszahler ist von der Anhebung<br />
nicht betroffen. Laut Statistischem Bundesamt lag der monatliche Durchschnittverdienst<br />
Vollzeitbeschäftigter im vergangenen Jahr bei 3.391 Euro brutto.<br />
Der Bundesrat muss die Verordnung noch bestätigen.<br />
Zur Person II<br />
■ Dr. Kai Behrens<br />
wird am 1. Dezember 20<strong>13</strong> die<br />
Leitung der Abteilung Presse/<br />
Kommunikation und damit die<br />
Funktion des Pressesprechers<br />
des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es<br />
übernehmen. Bislang ist er<br />
stellvertretender Unternehmenssprecher<br />
sowie stellvertretender<br />
Abteilungsleiter<br />
Unternehmenskommunikation<br />
der BARMER GEK. Die langjährigen<br />
Amtsvorgänger im <strong>AOK</strong>-<br />
<strong>Bundesverband</strong>, Udo Barske<br />
(Presse) und Rainer Eikel<br />
(Öffentlichkeitsarbeit), waren<br />
im September 20<strong>13</strong> beziehungsweise<br />
Oktober 2012 altersbedingt<br />
ausgeschieden.<br />
■ Dr. Martina Niemeyer<br />
wird zum 1. Februar 2014<br />
stellvertretende Vorstandsvorsitzende<br />
der <strong>AOK</strong> NordWest.<br />
Sie folgt Dr. Dieter Paffrath<br />
nach, der in den Ruhestand<br />
geht. Ihre bisherige Position<br />
als Mitglied im Vorstand wird<br />
dann Tom Ackermann bekleiden.<br />
Er ist zurzeit Bevollmächtigter<br />
des Vorstands der <strong>AOK</strong><br />
Rheinland/Hamburg.<br />
Infos: www.aok-bv.de<br />
Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />
verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger
<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />
3<br />
Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />
■ Bertelsmann-Analyse: Mehr Knie-OPs in<br />
wohlhabenden Regionen<br />
In Landkreisen mit finanziell besser gestellten Versicherten erhalten dreimal<br />
mehr Patienten ein künstliches Kniegelenk als in weniger wohlhabenden Regionen.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt der „Faktencheck Gesundheit“ der Bertelsmann-Stiftung,<br />
für den zwölf Gutachter anonymisierte Daten der <strong>AOK</strong><br />
ausgewertet haben. Danach erhielten 20<strong>11</strong> im bayerischen Landkreis Neustadt<br />
an der Aisch-Bad Windsheim 214 von 100.000 Einwohnern ein künstliches<br />
Knie, im brandenburgischen<br />
Frankfurt/Oder jedoch nur 73 von<br />
Reiche haben schlechtere Beine – diesen Schluss<br />
Kommentar<br />
100.000 Menschen. Grundsätzlich<br />
würde man ziehen, ginge man davon aus, dass<br />
sind die Knie-Operationsraten in die Knie-OPs ausschließlich aufgrund der medizinischen Indikation vorgenommen<br />
wurden. Doch das kann nicht sein, denn Reiche leiden zum Bei-<br />
Bayern, Hessen, Thüringen und Teilen<br />
Niedersachsens hoch, in Meckspiel<br />
seltener an Arthrose. Bleibt also nur der Schluss, dass oft nicht medizinische<br />
Gründe bei der OP-Entscheidung den Ausschlag geben. Experten<br />
lenburg-Vorpommern, Berlin und<br />
haben das immer schon geahnt, wenn sie die deutschen Knie-OP-Zahlen<br />
Brandenburg dagegen niedrig. Das<br />
mit denen anderer Industrieländer verglichen. Denn Deutschland hat<br />
zeigt sich auch bei den Folgeoperationen.<br />
Hier divergieren die Unter-<br />
auch laut OECD eine hohe OP-Quote. Verdienstvoll ist nun, dass die Bertelsmann-Stiftung<br />
die Situation im eigenen Land unter die Lupe genommen<br />
schiede sogar um den Faktor fünf<br />
hat. Jetzt gilt es zu analysieren: Wie kommen die Unterschiede zustande,<br />
zwischen dem brandenburgischen<br />
und wie lässt sich sicherstellen, dass medizinische Gründe künftig eine<br />
Cottbus (sieben von 100.000) und<br />
größere Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine OP spielen? Die<br />
dem niedersächsischen Northeim<br />
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und<br />
(35 von 100.000). Mehr auf Seite 6.<br />
der <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> haben dazu bereits ein Versorgungsforschungsprojekt<br />
ins Leben gerufen. (ink)<br />
Infos: faktencheck-gesundheit.de<br />
■ Rahmenvorgaben für Arzneimittel 2014:<br />
zwei Milliarden Euro mehr<br />
Die Rahmenvorgaben für Arzneimittel 2014 stehen. Diese haben die Kassenärztliche<br />
Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband Ende Oktober<br />
vereinbart. Die Verhandlungspartner gingen dabei von einer Steigerung des<br />
Ausgabenvolumens in Höhe von 6,6 Prozent beziehungsweise knapp zwei<br />
Milliarden Euro aus. Außerdem einigten sich Kassen und Ärzte auf eine Anpassung<br />
der Rahmenvorgaben für das laufende Jahr um 0,6 Prozentpunkte<br />
auf 3,6 Prozent. Einer der Gründe dafür ist die Einführung einer Notdienstpauschale<br />
für Apotheken, die die Medikamentenpreise zusätzlich verteuert<br />
hat. Für 2014 erwarteten KBV und GKV-Spitzenverband bei der Einigung auf<br />
die Rahmenvorgaben ebenfalls steigende Preise. Verantwortlich machten sie<br />
dafür unter anderem das auslaufende Preismoratorium und die Senkung des<br />
Herstellerabschlags für patentgeschützte Arzneimittel von 16 auf sechs Prozent.<br />
Allein für diese beiden Faktoren veranschlagten die Verhandlungspartner<br />
Mehrkosten in Höhe von über einer Milliarde Euro.<br />
Infos: www.gkv-spitzenverband.de<br />
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Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />
4<br />
■ Medizinprodukte: DKG empfiehlt Teilnahme<br />
am Endoprothesenregister<br />
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) setzt sich für das Endoprothesenregister<br />
Deutschland (EPRD) ein. Das Register diene der Qualitätssicherung<br />
und Weiterentwicklung der endoprothetischen Verfahren und unterstütze<br />
den Prozess der ständigen Qualitätsverbesserung, so die DKG. Der <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong><br />
engagiert sich bereits seit 2010 für das EPRD. „Die am Register<br />
teilnehmenden Krankenhäuser werden wir in unserem <strong>AOK</strong>-Kliniknavigator<br />
besonders hervorheben. Auch damit unterstützen wir diese wichtige Qualitätsinitiative“,<br />
erklärte der Geschäftsführende Vorstand des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es,<br />
Uwe Deh. Patienten gebe das EPRD mehr Sicherheit, weil Produktmängel<br />
und Auffälligkeiten von Operationstechniken schneller erkannt<br />
würden. Nach dem erfolgreichen Probebetrieb befindet sich das Register<br />
nun in der Einführungsphase und soll im Januar 2014 bundesweit starten.<br />
Die EPRD gGmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft<br />
für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Finanziell, organisatorisch<br />
und mit Know-how wird das EPRD vom Verband der Ersatzkassen<br />
(vdek), vom <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> und vom <strong>Bundesverband</strong> Medizintechnologie<br />
(BVMed) unterstützt. Während die Industrie eine umfassende Produktdatenbank<br />
mit rund 34.000 Einträgen zur Verfügung stellt, steuern die Krankenkassen<br />
anonymisierte Patientendaten bei. Warum sich die Teilnahme<br />
am EPRD für deutsche Kliniken lohnt, erläutert die Broschüre „Mit Sicherheit<br />
mehr Qualität“.<br />
Zur Person III<br />
■ Rudolf Henke<br />
wurde zum ersten Vorsitzenden<br />
des Marburger Bundes<br />
wiedergewählt. Der Internist,<br />
Oberarzt und Bundestagsabgeordnete<br />
aus Aachen steht<br />
seit 2007 an der Spitze der<br />
Ärztegewerkschaft. Auch Vize<br />
Dr. Andreas Botzlar wurde im<br />
Amt bestätigt.<br />
Infos: www.aok-bv.de<br />
■ Krankenhäuser: Fallpauschalenkatalog<br />
für 2014 steht<br />
Der GKV-Spitzenverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und<br />
der Verband der Privaten Krankenversicherung haben sich auf den Fallpauschalenkatalog<br />
2014 für Krankenhäuser verständigt. Schwerpunkt war diesmal<br />
eine sachgerechtere Abbildung von seltenen hochspeziellen und seltenen<br />
extrem teuren Fällen sowie Wirbelsäulen- und Herzkatheter-Operationen.<br />
Von besonderer allgemeiner Bedeutung ist eine veränderte Berechnung des<br />
Fallschweregrades, die zukünftig eine differenziertere Berücksichtigung von<br />
Nebenerkrankungen und Komplikationen ermöglicht. Derweil attackiert der<br />
Marburger Bund die Fallpauschalen öffentlich: Sie förderten die Industriealisierung<br />
der Medizin und sollten nicht die fast einzige Einnahmequelle der<br />
Kliniken sein. Der Fallpauschalenkatalog bestimmt über Relativgewichte das<br />
Verhältnis der Vergütungen verschiedener Behandlungsfälle zueinander. Die<br />
mit den Kassen abgerechnete Höhe der Vergütung wird maßgeblich durch<br />
die auf Länderebene vereinbarten Basisfallwerte festgelegt. Über die seit<br />
2004 verbindlich geltenden Fallpauschalen wird derzeit ein Finanzierungsvolumen<br />
von etwa 65 Milliarden Euro verteilt.<br />
Infos: www.gkv-spitzenverband.de<br />
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5<br />
■ Krankenpfleger: Realschulabschluss reicht<br />
Krankenpfleger brauchen weiterhin in Deutschland kein Abitur. Das geht aus<br />
den neuen Richtlinien des EU-Parlaments für die Anerkennung des Krankenpfleger-Berufs<br />
hervor, die Anfang 2014 in Kraft treten werden und innerhalb<br />
von zwei Jahren in nationales Recht umzusetzen sind. Künftig gibt es zwei<br />
Optionen für die künftigen Fachkräfte: entweder zwölfjährige allgemeine<br />
Schulpflicht plus eine akademische Ausbildung oder eine mindestens zehnjährige<br />
Schulbildung plus Berufsfachschule. Die zweite Variante ist die in<br />
Deutschland bislang praktizierte. Sie bleibt weiterhin möglich, weil die Bundesregierung<br />
mit Nachdruck ihre Ansicht vorgetragen hatte, dass in Deutschland<br />
bereits ein Fachkräftemangel herrsche und dieser sich bei verschärften Zulassungsvoraussetzungen<br />
noch vergrößern würde. Zurzeit ist in fast allen EU-<br />
Staaten das Abitur Voraussetzung für eine Ausbildung zum Krankenpfleger.<br />
Infos: www.europarl.europa.eu<br />
■ Kliniken: OP-Zahlen auf Rekordniveau<br />
Deutschlands Chirurgen haben in Krankenhäusern im vergangenen Jahr mehr<br />
als jemals zuvor operiert: rund 15,7 Millionen Mal. Das hat das Statistische<br />
Bundesamt bekannt gegeben. 20<strong>11</strong> hatten die Operateure in den Kliniken<br />
15,4 Millionen Mal zum Skalpell gegriffen. In beiden Jahren entfielen allein<br />
41,9 Prozent der Eingriffe auf Menschen über 65 Jahre. Bei ihnen standen<br />
künstliche Hüften, Gallen- und Darm-OPs im Vordergrund. Der GKV-Spitzenverband<br />
geht von einer hohen Zahl medizinisch unnötiger Eingriffe aus.<br />
Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hatte im Frühjahr 20<strong>13</strong> die<br />
Frage aufgeworfen, ob nicht Fehlanreize gesetzt würden.<br />
Infos: www.destatis.de<br />
■ Weltärztebund ändert Deklaration von<br />
Helsinki: Mehr Schutz für Studienteilnehmer<br />
Besserer Schutz und mehr Rechte für Teilnehmer an klinischen Studien – das<br />
hat die Generalversammlung des Weltärztebundes beschlossen. Sie änderte<br />
dazu den Text der Deklaration von Helsinki, die die ethischen Grundsätze<br />
von Ärzten für die Forschung am Menschen definiert. Die Bundesärztekammer<br />
hatte den Vorsitz der internationalen Arbeitsgruppe, die mit der Überarbeitung<br />
betraut war. Die Neufassung sieht auch vor, dass künftig nicht nur klinische<br />
Studien, sondern jedwede medizinische Studie registriert werden sollen.<br />
Außerdem legt sie Qualitätsanforderungen an Mitglieder von Ethikkommissionen<br />
fest. Diese müssten „ausreichend qualifiziert“ sein. Für Deutschland<br />
ergeben sich aus der Neufassung der fast 50 Jahre alten Deklaration keine<br />
wesentlichen Änderungen. Sie sind ohnehin nicht rechtsverbindlich.<br />
Infos: www.bundesaerztekammer.de<br />
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6<br />
Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />
Vorschau<br />
<strong>G+G</strong> Gesundheit<br />
und Gesellschaft<br />
Nachrechnen lohnt sich<br />
Rund 60 Milliarden Euro<br />
haben die gesetzlichen<br />
Kassen 2012 für Krankenhausbehandlungen<br />
gezahlt<br />
– nicht ohne die<br />
Rechnungen gründlich<br />
zu prüfen. Das lohnt sich:<br />
Die Kliniken müssen die<br />
Beträge um jährlich bis<br />
zu zwei Milliarden Euro<br />
nach unten korrigieren.<br />
Ein Beitrag von Martina<br />
Purwins.<br />
Interview: „Privatversicherte<br />
brauchen<br />
mehr Wahlfreiheit“<br />
Für Prof. Thorsten<br />
Kingreen bietet ein<br />
gemeinsamer Markt<br />
von privater und gesetzlicher<br />
Krankenversicherung<br />
viele Vorteile. Und<br />
ist verfassungsrechtlich<br />
möglich.<br />
Sozialsysteme<br />
fördern Wachstum<br />
Einige Staaten Afrikas<br />
wollen ihre Gesundheitsversorgung<br />
ausbauen.<br />
Zur sozialen Absicherung<br />
der ganzen Bevölkerung<br />
ist es aber ein weiter Weg.<br />
Teil 2 der <strong>G+G</strong>-Serie<br />
„Gesundheit global“ ist<br />
ein Lagebericht aus<br />
Südafrika, Kenia, Ruanda<br />
und Ghana von Jens<br />
Holst und Jean-Oliver<br />
Schmidt.<br />
Immer mehr künstliche Kniegelenke<br />
altersstandardisierte Raten von erstmaligen Kniegelenkersatz-Operationen<br />
pro 100.000 Einwohner nach Bundesland<br />
2005 20<strong>11</strong> Steigerung 2005–20<strong>11</strong><br />
Baden-Württemberg <strong>11</strong>4,7 <strong>13</strong>0,4 <strong>13</strong>,7 %<br />
Bayern <strong>13</strong>2,1 160,5 21,5 %<br />
Berlin 75,5 87,1 15,3 %<br />
Brandenburg 99,0 108,7 9,8 %<br />
Bremen <strong>11</strong>4,7 <strong>11</strong>6,9 1,9 %<br />
Hamburg 90,6 105,9 16,9 %<br />
Hessen <strong>11</strong>8,9 <strong>13</strong>7,4 15,6 %<br />
Mecklenburg-Vorpommern 85,5 95,8 12,0 %<br />
Niedersachsen 125,9 <strong>13</strong>0,3 3,5 %<br />
Nordrhein-Westfalen 104,8 <strong>11</strong>8,7 <strong>13</strong>,3 %<br />
Rheinland-Pfalz <strong>11</strong>2,5 <strong>13</strong>8,4 23,0 %<br />
Saarland 105,6 <strong>11</strong>8,8 12,5 %<br />
Sachsen <strong>11</strong>2,0 124,2 10,9 %<br />
Sachsen-Anhalt <strong>11</strong>7,9 <strong>13</strong>1,7 <strong>11</strong>,7 %<br />
Schleswig-Holstein 100,4 128,5 28,0 %<br />
Thüringen <strong>13</strong>3,0 158,4 19,1 %<br />
Deutschland <strong>11</strong>2,5 129,5 15,1 %<br />
Infos: faktencheck-gesundheit.de<br />
Quelle: Bertelsmann-Stiftung<br />
In nur sechs Jahren, von 2005 bis 20<strong>11</strong>, ist die Zahl der erstmaligen Kniegelenkersatz-Operationen<br />
um 15,1 Prozent gestiegen. An der demografischen Entwicklung<br />
kann das nicht liegen, denn die OP-Zahlen sind altersstandardisiert. In Bayern, wo<br />
viele Vermögende wohnen, werden fast doppelt so viele künstliche Knie eingesetzt<br />
(160,5 pro 100.000 Einwohner) wie in der Hauptstadt, wo im Durchschnitt weniger<br />
begüterte Menschen zu Hause sind (87,1 pro 100.000 Einwohner).<br />
■ Neue Spiele-App: Mit der <strong>AOK</strong> zum Baum<br />
der Weisheit gelangen<br />
Wer immer schon einmal den Baum der Weisheit im Dschungel der Gesundheitspolitik<br />
finden wollte, der kann sich jetzt dahin aufmachen. Möglich<br />
macht‘s das neue Spiel „Land of Health“, das die <strong>AOK</strong> für iPhone, iPad und<br />
Android kostenlos anbietet. Die Teilnehmer erklimmen im Land der Gesundheit<br />
den RSA-Felsen der Gerechtigkeit, schwingen sich über die Schlucht der<br />
Sektorengrenzen, bauen Brücken in das Land des stabilen Steuerzuschusses<br />
und finden mit etwas Glück auch den Weg zum Ufer der Patientensicherheit.<br />
Ein kleiner schlauer Kakadu weist ihnen den Weg durch den Dschungel und<br />
stellt dabei Fragen zur Gesundheitspolitik. Davon gibt es 180. Die Spieler<br />
können bei den Fragen und bei sechs Geschicklichkeitsspielen jeweils zwischen<br />
drei Schwierigkeitsstufen wählen.<br />
Infos: www.aok-landofhealth.de<br />
Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />
verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger
<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />
7<br />
Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />
«BLICKPUNKT HINTERGRUND»<br />
■ Europas Einfluss auf die deutsche<br />
Gesundheitspolitik<br />
Das Gesundheitswesen ist einer der wenigen Bereiche in der Europäischen<br />
Union (EU), der den Mitgliedstaaten vorbehalten ist. Doch gibt es bisweilen<br />
Spannungen zwischen nationalem Sozialrecht auf der einen und Binnenmarkt-<br />
und Wettbewerbsrecht der EU auf der anderen Seite. Ein Überblick.<br />
Die Gesundheitspolitik in der EU ist grundsätzlich Angelegenheit der Nationalstaaten.<br />
Im Vertrag von Lissabon ist ausdrücklich festgelegt, dass die Mitgliedstaaten<br />
die volle Verantwortung für die Organisation des nationalen Gesundheitswesens<br />
und der medizinischen Versorgung tragen. Der Vertrag weist<br />
der EU aber auch eine Reihe von Kompetenzen zu, etwa bei der Verbesserung<br />
der Gesundheit der Bevölkerung, der Bekämpfung weit verbreiteter schwerer<br />
Krankheiten und der Förderung von Gesundheitsinformationen und -erziehung.<br />
Weitergehende Kompetenzen hat die EU beim Gesundheitsschutz am<br />
Arbeitsplatz und beim Verbraucherschutz, der den Gesundheitsschutz und<br />
die Sicherheit der Verbraucher einschließt. Hier kann die EU Mindeststandards<br />
setzen, die für die Mitgliedstaaten verbindlich sind.<br />
» Neue Regelungen für die Zulassung von Medizinprodukten<br />
Im Rahmen des Gesundheits- und Verbraucherschutzes beschäftigt sich die<br />
EU beispielsweise zurzeit mit neuen Regelungen für die Zulassung von Medizinprodukten.<br />
Die Reformdebatte wurde durch einen Skandal um fehlerhafte<br />
Brustimplantate weiter verschärft. Diese rissen leichter und enthielten<br />
billiges Industriesilikon statt hochwertigem medizinischen Silikon, so dass die<br />
Behörden mehrerer Staaten betroffenen Frauen empfahlen, die Implantate<br />
entfernen zu lassen. Die neuen Regelungen sollen übrigens den Status einer<br />
Verordnung erhalten. Im Gegensatz zu einer Richtlinie, bei der die Mitgliedstaaten<br />
Gestaltungsraum haben, in welcher Form und mit welchen Mitteln<br />
sie die Richtlinie in nationales Recht umsetzen, ist eine Verordnung für die<br />
Mitgliedstaaten, ihre Behörden und Organe unmittelbar verbindlich. Eine<br />
Umsetzung in nationales Recht ist bei einer EU-Verordnung nicht mehr erforderlich.<br />
» Richtlinien und Verordnungen: EU-Kommission hat Initiativrecht<br />
Die Initiative für die neuen Regelungen für Medizinprodukte kam von der<br />
EU-Kommission. Sie ist das Exekutivorgan der EU und vertritt die Interessen<br />
der gesamten EU. Die Kommission ist die einzige EU-Institution mit Initiativrecht:<br />
Nur sie kann Rechtsakte wie Richtlinien und Verordnungen vorschlagen,<br />
die vom Europäischen Parlament und vom Rat der EU (nationale Minister) zu<br />
beschließen sind. Seit dem Vertrag von Nizza gilt für die meisten Politikfelder<br />
aber das sogenannte Mitentscheidungsverfahren. Danach bedürfen<br />
Rechtsakte der Zustimmung des EU-Parlaments und des Rats der EU. Sonst<br />
können sie nicht in Kraft treten. Die EU-Kommission stellt die korrekte Anwendung<br />
von EU-Recht in den Mitgliedstaaten sicher.<br />
Herausgeber: <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin | verantwortlich: Jürgen Graalmann | Redaktion: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Berlin<br />
verantwortliche Redakteurin: Ines Körver, Telefon: 030 / 220 <strong>11</strong> – 201 | Grafik: Kerstin Conradi, Johannes Nerger
<strong>Blickpunkt</strong> <strong>11</strong>/20<strong>13</strong><br />
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Der aktuelle gesundheitspolitische E-Mail-Newsletter der <strong>AOK</strong><br />
» Europäisches Recht versus Sozialrecht der Mitgliedstaaten<br />
Europas Bedeutung für das deutsche Gesundheitswesen fußt aber nicht nur<br />
auf den im Vertrag von Lissabon genannten Kompetenzen. Es hat auch damit<br />
zu tun, dass die Mitgliedstaaten das europäische Binnenmarkt- und Wettbewerbsrecht<br />
beachten müssen. Ersteres beinhaltet beispielsweise, dass die<br />
Mitgliedstaaten den in der EU geltenden freien Verkehr von Personen, Dienstleistungen,<br />
Waren und Kapital auch im Bereich des Gesundheitswesens gewährleisten<br />
müssen. Mit seiner Rechtsprechung hat der Europäische Gerichtshof<br />
(EuGH) diese Verpflichtung untermauert. So hat er unter Berufung<br />
auf den freien Dienstleistungsverkehr die Rechte der Patienten bei der Inanspruchnahme<br />
von Gesundheitsleistungen im Ausland erweitert und die<br />
Krankenversicherer zur Kostenerstattung verpflichtet. Als Reaktion darauf<br />
hat der deutsche Gesetzgeber das Fünfte Sozialgesetzbuch (SGB V) an die<br />
EuGH-Rechtsprechung angepasst. Dieses enthält seit 2004 Kostenerstattungsregeln<br />
für die Behandlung im EU-Ausland.<br />
Krisenstimmung wegen einer möglichen Kollision von EU- und nationalem<br />
Recht kam bei den Krankenkassen 2012 auf. Damals wollte das Bundeswirtschaftsministerium<br />
das weitgehend europäisch geprägte Kartellrecht noch<br />
stärker auf die Krankenkassen ausweiten. Der <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> warnte<br />
2012, die nationalstaatliche Regelungskompetenz für Teile des Gesundheitswesens<br />
ginge bei einer Verschärfung des Kartellrechts unwiderruflich auf<br />
die Europäische Kommission über. Der besondere Versorgungsauftrag der<br />
Krankenkassen könnte nicht mehr berücksichtigt werden. Die im Juni 20<strong>13</strong><br />
beschlossene Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen fiel –<br />
auch wegen des Kassenprotests – dann moderater aus als ursprünglich geplant:<br />
Die Kassen unterliegen bei Vereinigungen jetzt der Zusammenschlusskontrolle<br />
nach dem Kartellrecht, aber das Bundeskartellamt muss sich vor Entscheidungen<br />
mit den Aufsichtsbehörden der Kassen ins Benehmen setzen.<br />
Komplett nach EU-Recht und EU-weit läuft bereits die Ausschreibung von<br />
Arzneimittel-Rabattverträgen, wie sie beispielsweise die <strong>AOK</strong>-Gemeinschaft<br />
vornimmt. Die Kassen haben dabei keinen Verlust an Kompetenzen erlitten<br />
und nutzen die Möglichkeit, gemäß dem gesetzlichen Auftrag die Medikamentenversorgung<br />
der Versicherten auf hohem Niveau und gleichzeitig effizient<br />
sicherzustellen.<br />
» EU-Fiskalpakt knabbert am Bundeszuschuss<br />
Europa hat aber noch auf andere Weise Einfluss auf die Krankenversorgung.<br />
Deutschland hat wie fast alle EU-Staaten den europäischen Fiskalpakt unterschrieben.<br />
Der verpflichtet die Unterzeichner dazu, einen nahezu ausgeglichenen<br />
Haushalt vorzulegen: Das jährliche Staatsdefizit darf – um Konjunkturund<br />
Einmaleffekte bereinigt – 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht<br />
überschreiten. Um dieses Ziel zu erreichen sowie durch das Grundgesetz vorgeschriebene<br />
Spar-Verpflichtungen zu erfüllen, hat die Regierung den Bundeszuschuss<br />
zur gesetzlichen Krankenversicherung für 20<strong>13</strong> von 14 auf <strong>11</strong>,5<br />
Milliarden Euro gesenkt und will ihn für 2014 auf 10,5 Milliarden Euro reduzieren.<br />
Infos: www.aok-bv.de<br />
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