Dorfgeschichten
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muss sich was ändern! Das war jedem klar.<br />
Also lautet der Beschluss: „Ab jetzt, Wichtiges<br />
vor Nebensächlichem. Jedem Tagesordnungspunkt<br />
wird die ihm angemessene Zeit<br />
zugeteilt.“ Hoffnungsfroh kommen wir zum<br />
nächsten Treffen. Kaum ist die Begrüßung<br />
vorüber kommt die erste Wortmeldung: „Ich<br />
muss unbedingt eine wichtige Sache ganz<br />
kurz vorab berichten.“ Ich bin zwar skeptisch,<br />
schweige aber. Nach einer Viertelstunde<br />
schaue ich auf die Uhr. „Kurz?“ „Nun ja, im<br />
Vergleich zur Ewigkeit!“ Und siehe da, nach<br />
einer guten halben Stunde können wir tatsächlich<br />
mit dem vorgesehenen Programm<br />
anfangen. Und der arme Moderator muss nun<br />
diesen Ausrutscher wieder ausbügeln.<br />
Ein Phänomen der Unabhängigen ist,<br />
dass fast alle Mitglieder augenscheinlich<br />
Sprachtalente sind. Das zeigt sich immer,<br />
wenn eine Veröffentlichung geplant ist, zum<br />
Beispiel die „Unabhängigen Nachrichten“.<br />
Wenn sie konzipiert sind, müssen sie abgestimmt<br />
werden. Klar, man will ja keine Ungereimtheiten<br />
verbreiten. Das wird unisono<br />
gefordert. Und womit kaum zu rechnen war,<br />
bis zum vorgegebenen Termin gibt es tatsächlich<br />
ein paar Rückmeldungen. Die korrigierte<br />
Fassung wird nochmals verteilt. Jetzt<br />
kommt die große Stunde der Stilisten. Man<br />
glaubt es ja nicht, wie produktiv Menschen<br />
auf einmal sein können, wenn es angeblich<br />
oder tatsächlich etwas zu verbessern gibt:<br />
„Sollte man statt ‚eventuell‘ nicht besser<br />
‚vielleicht‘ sagen? Ist ‚Erläuterung‘ nicht viel<br />
zutreffender als ‚Erklärung‘?“ Und man ist<br />
ganz erstaunt, wenn einige Unabhängige<br />
der Meinung sind, andere Aufgaben wären<br />
wichtiger.<br />
Nun ja, es menschelt natürlich auch bei<br />
den Unabhängigen. Gott sei Dank!<br />
Und der Spruch „Wenn wir Fehler hätten,<br />
würden wir es auch zugeben“ ist für uns kein<br />
Leitmotiv. Trotz zugegebener Schwächen,<br />
sind die, die bei uns Mitglied geworden sind,<br />
von den Unabhängigen überzeugt. Denn<br />
zwei Dinge gibt es bei uns nicht. Intrigen und<br />
persönlicher Ehrgeiz. Es steht immer die<br />
Sache im Focus. Ist das nicht wirklich ein<br />
guter Grund, mit den Unabhängigen zu<br />
sympathisieren?<br />
Josef Joachimiak<br />
Lebensklugheit bedeutet, alle Dinge möglichst wichtig,<br />
aber keines völlig ernst zu nehmen.<br />
Arthur Schnitzler<br />
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