5 disput - Die Linke

© Gert Gampe
NACHBELICHTET
Von Arthur Paul ����Ein Wohnhaus
wurde zur wertgeminderten Ware.
Dann kam ein Käufer mit Kohle und Kredit.
Der wollte Rendite durch Räumung
und Restauration. Drum hat er die Bewohner
bedrängt und bedroht. Das
klappte durch Kaufangebote und Kündigungen.
So wurden die Mieter verunsichert
und verdrängt.
Das Haus hat dann leer und liederlich
gelitten. Das lockte linke Lästerer
herbei. Die meinten, dass Wohnrecht
ein Menschenrecht sei, und erklärten
das Haus für besetzt und beschützt. Bis
die Bullen im Auftrag der Besitzer die
Besetzer beräumten.
So kam dann die unordentliche Ordnung
der Wohnraum-Bewirtschaftung
wieder in Ordnung. Die Mieter hocken
9 DISPUT Februar 2012
am Stadtrand. Die Besetzer betteln um
Behausung. Die Besitzer sollen als Betrüger
in den Bunker.
Das Haus mit den toten Augen seiner
schwarzen Fenster starrt fassungslos
vor sich hin.
In allen deutschen Städten gibt solche
misshandelten Häuser. Vielerorts
führt eine Luxussanierung vorab zur
Exmittierung. Viele Viertel verändern
mit der sozialen Struktur ihr Gesicht
und Gewicht und die Lebensqualität.
Da läuft die Enteignung der Besitzlosen
durch Bereicherung der Reicheren.
Das zerstört die sozialen Wurzeln und
den sozialen Frieden. So warnen auch
Bischöfe.
Dabei weiß man nun vom ersten
Mann im Staate, wie das mit dem Hau-
serwerb rechtmäßig funktioniert: Man
verschafft sich ein sechsstelliges Jahreseinkommen.
Dann spricht man mit
sechs hochrangigen Freunden. Die vermitteln
einen sechsstelligen Kredit.
Das kann zu sechs kritischen Anfragen
führen. Die blockt man durch sechs empörte
Telefonate ab. Das führt dann zu
sechs weiteren peinlichen Nachfragen.
Da hilft dann eine sechsfache Entschuldigung.
Irgendwann hört die Treibjagd
dann auf, weil alle, die da mit Steinen
werfen, in ähnlichen Glashäusern sitzen.
Moral: Ohne eine gewisse Gewissenlosigkeit
kann man in diesem System
zu nichts kommen. Denn verfault
eine herrschende Elite, wird der Fäulnisgeruch
beherrschend!