5 disput - Die Linke
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Mietenexplosion stoppen!<br />
LINKE Politik für Mieterinnen und Mieter Von Bundesgeschäftsführerin Caren Lay<br />
Spätestens der<br />
Wahlkampf zum<br />
Abgeordnetenhaus<br />
in Berlin hat gezeigt,<br />
dass Mietenpolitik<br />
wieder zu einem<br />
wichtigen Thema<br />
der politischen Auseinandersetzung<br />
geworden ist. Und das zu recht.<br />
Denn in vielen Städten, insbesondere<br />
in den Metropolen, gibt es einen massiven<br />
Druck auf Mieterinnen und Mieter:<br />
<strong>Die</strong> Mieten steigen, insbesondere<br />
bei Neuverträgen. Und zwar in einem<br />
Ausmaß, dass das in keinem Verhältnis<br />
zur – stagnierenden – Lohnentwicklung<br />
steht. Im Ergebnis wird der Anteil<br />
der Ausgaben für Wohnen am Haushaltseinkommen<br />
immer größer. In den<br />
meisten deutschen Großstädten werden<br />
gerade die preiswerten Wohnungen<br />
knapp.<br />
Eine Folge davon ist die Verdrängung<br />
von RentnerInnen, armen Menschen,<br />
Geringverdienern und StudentInnen<br />
aus der Innenstadt oder in unattraktive<br />
Stadtteile. Gegen diese<br />
»Gentrifi zierung«, gegen die soziale<br />
Entmischung der Wohnquartiere regt<br />
sich zunehmend Widerstand. Als LIN-<br />
KE wollen wir, dass es keine Frage des<br />
Geldbeutels ist, ob man sich ein Leben<br />
in der Innenstadt leisten kann. Immer<br />
mehr steigende Mieten und Kommerzialisierung<br />
sorgen zudem dafür, dass<br />
kulturelle Freiräume und alternative<br />
Lebensformen, wie Wagenburgen und<br />
Hausprojekte, verschwinden.<br />
Deshalb hat der Parteivorstand eine<br />
mieten- und wohnungspolitische<br />
Offensive beschlossen, mit einem Positionspapier,<br />
das als weitere Diskussionsgrundlage<br />
dienen soll (siehe Seite<br />
5). Im Kern geht es darum, das Thema<br />
Mieten- und Wohnungspolitik in der<br />
LINKEN stark zu machen. Mit diesem<br />
Thema können wir an den konkreten<br />
Lebenslagen der Menschen anknüpfen<br />
und DIE LINKE wieder stärker als Kümmererpartei<br />
etablieren. Wir können einerseits<br />
politische Forderungen formulieren<br />
und gleichzeitig Betroffene unterstützen.<br />
Mancherorts geschieht dies<br />
auch schon, zum Beispiel in Kooperation<br />
mit Mieterverbänden oder mit Anwälten.<br />
Steigende Armut, der faktische Ausstieg<br />
aus dem kommunalen, sozialen<br />
© DIE LINKE<br />
SOZIAL<br />
Wohnungsbau, die Umwandlungen<br />
in Eigentumswohnungen, Spekulation<br />
mit Wohnungen und der Abbau von<br />
Mieterrechten haben zu einem neuen<br />
Wohnungsmangel geführt. Schwarz-<br />
Gelb macht diese Problemlage nur<br />
noch schlimmer. <strong>Die</strong> Mittel für Städtebauförderung,<br />
das Programm »Soziale<br />
Stadt« und für CO2-Gebäudesanierung<br />
wurden gekürzt. <strong>Die</strong> Maßnahmen<br />
für energetische Sanierung gehen einseitig<br />
zu Lasten der Mieter/innen. <strong>Die</strong><br />
Einspruchs- und Mietminderungsrechte<br />
gegen Sanierungsmaßnahmen sollen<br />
weiter eingeschränkt, Räumungen<br />
erleichtert und neue Kündigungsgründe<br />
für die Vermieter eingeführt werden.<br />
Wohnungs- und Obdachlosigkeit oder<br />
die Zwangsumzüge von Hartz-IV-Betroffenen<br />
sind für diese Bundesregierung<br />
kein Thema.<br />
<strong>Die</strong>ser neoliberalen und unsozialen<br />
Politik von CDU und FDP setzen wir unsere<br />
politischen Alternativen entgegen.<br />
Unsere Politik stellt das Recht auf angemessenen<br />
und bezahlbaren Wohnraum<br />
in den Mittelpunkt, das wir im Grundgesetz<br />
verankern wollen.<br />
Deshalb ist Wohnen nach unserem<br />
Verständnis auch eine öffentliche<br />
Aufgabe. Auch in der Wohnungspolitik<br />
steht für uns der Mensch, nicht der<br />
Markt und schon gar nicht die Profi tabsicht<br />
von Vermietern, im Mittelpunkt.<br />
Wir setzten daher auf die Stärkung<br />
von Mieterrechten und Wohnungsbau<br />
durch kommunale Wohnungsgesellschaften<br />
und Wohnungsgenossenschaften.<br />
Das bedeutet, die Privatisierungspolitik<br />
vieler Kommunen zu<br />
stoppen, eine Rekommunalisierung in<br />
Angriff zu nehmen und den Anteil von<br />
öffentlichen und Genossenschaftswohnungen<br />
zu erhöhen.<br />
Eine zentrale Forderung stellt die<br />
Einführung von Mietobergrenzen dar.<br />
Denn das bisherige System, der Mietspiegel,<br />
ist ungeeignet, den zum Teil<br />
erheblichen Anstieg der Mietpreise zu<br />
stoppen, da er lediglich die reale Mietpreisentwicklung<br />
abbildet. Dabei orientiert<br />
sich das Papier des Parteivorstandes<br />
an 30 Prozent des durchschnittlichen<br />
Haushalts-Netto-Einkommens,<br />
die für Bestands- und Neuvertragsmieten<br />
nicht überschritten werden dürfen.<br />
Weitere zentrale Forderungen des<br />
Diskussionspapieres sind:<br />
• der Stopp von Zwangsumzügen für<br />
Hartz-IV-Betroffene,<br />
• die Erhöhung und jährliche Anpassung<br />
des Wohngeldes,<br />
• Einschränkungen von Makler-Gebühren:<br />
<strong>Die</strong>se sollen nur dann erhoben<br />
werden, wenn die Mieter/innen auch<br />
tatsächlich einen Makler beauftragen;<br />
ansonsten müssen sie von den Vermietern<br />
getragen werden,<br />
• die Verbesserung des Milieuschutzes<br />
und die Verhinderung von Luxusmodernisierungen,<br />
• die Wiederbelebung und Neuausrichtung<br />
des kommunalen Wohnungsbaus:<br />
Hier geht es nicht nur um die<br />
Aufstockung vorhandener Programme.<br />
Es muss auch verhindert werden,<br />
dass Wohnungsbauprogramme zu Geschenken<br />
für Investoren und Bauträger<br />
werden.<br />
• Kommunaler Wohnungsbau muss<br />
dem Gemeinwohl verpfl ichtet sein. Er<br />
soll zu sozial verträglichen Mieten beitragen,<br />
statt Profi tabsichten verfolgen.<br />
• die Streichung der Altschulden ostdeutscher<br />
Wohnungsunternehmen,<br />
• der Ausbau des barrierefreien Wohnens.<br />
Weitere Punkte sind die mieterfreundliche<br />
Gestaltung energetischer Sanierung.<br />
Ökologische und soziale Forderungen<br />
dürfen nicht gegeneinander<br />
ausgespielt werden.<br />
Neben der Kaltmiete sind die Nebenkosten<br />
inzwischen zu einer zweiten<br />
Miete angewachsen. Unsere Forderungen<br />
zur Strompreisbegrenzung, die<br />
wir an anderer Stelle formuliert haben,<br />
können da Abhilfe schaffen: Es geht<br />
auch hier um die Einführung von Sozialtarifen,<br />
aber gleichfalls um die Wiedereinführung<br />
der staatlichen Strompreisaufsicht.<br />
Und neben sozialer Gerechtigkeit<br />
und Ökologie ist Demokratie ein Kernanliegen<br />
der LINKEN. Auch bei diesem<br />
Thema gilt: <strong>Die</strong> Stärkung von Mieterrechten,<br />
Mieterbeiräten und Mietervereinen<br />
sind genuine Forderungen der<br />
LINKEN, ebenso wie mehr Bürgerbeteiligung<br />
bei der Stadtplanung.<br />
Ich hoffe, dass die Rechnung aufgeht<br />
und viele Kreisverbände, Zusammenschlüsse<br />
und Einzelinitiativen dazu<br />
beitragen, DIE LINKE als Partei der<br />
Mieterinnen und Mieter zu etablieren!<br />
DISPUT Februar 2012 4