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5 disput - Die Linke

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Widerstand soll kriminalisiert werden<br />

Ein Blick in Partei und Medien. Ein DISPUT-Service zum Nachlesen, Ausschneiden,<br />

Weitersagen und auch zum Beobachten<br />

»Der Spiegel« veröffentlicht heute einen<br />

neuerlichen Beleg dafür, in welchem<br />

Umfang der Verfassungsschutz<br />

DIE LINKE bespitzelt. Der Meldung zufolge<br />

werden 27 Abgeordnete unserer<br />

Partei im Deutschen Bundestag und<br />

elf ihrer Abgeordneten in Landesparlamenten<br />

durch den Verfassungsschutz<br />

beobachtet, darunter die Parteivorsitzende,<br />

Gesine Lötzsch, der Fraktionsvorsitzende<br />

im Bundestag, Gregor Gysi,<br />

und die Vizepräsidentin des Deutschen<br />

Bundestages Petra Pau.<br />

<strong>Die</strong> weitere Bespitzelung von Abgeordneten<br />

der LINKEN steht in der Tradition<br />

von Berufsverboten und unterminiert<br />

die Werte der parlamentarischen<br />

Demokratie. Ein Gipfel ist erreicht,<br />

wenn der Verfassungsschutz <strong>Linke</strong><br />

bespitzelt, parlamentarische Immunität<br />

von linken Abgeordneten aufgehoben<br />

und gleichzeitig Rechtsterrorismus<br />

verharmlost und fi nanziert wird.<br />

Der Parteivorstand betrachtet die<br />

Bespitzelung als rechtswidrigen Angriff<br />

auf unsere Partei. Getroffen werden<br />

sollen DIE LINKE als sozialistische<br />

Partei in der Bundesrepublik,<br />

ihre Mitglieder sowie Sympathisantinnen<br />

und Sympathisanten, die parlamentarisch<br />

und außerparlamentarisch<br />

Widerstand gegen undemokratische<br />

und unsoziale Entwicklungen in<br />

diesem Land, insbesondere auch gegen<br />

Neofaschismus und Rechtspopulismus<br />

leisten.<br />

Getroffen werden soll aber zugleich<br />

der zunehmende gesellschaftliche Widerstand<br />

gegen die gegenwärtige Politik<br />

der Bundesregierung, auch und<br />

gerade in der Frage der Bekämpfung<br />

von Neofaschismus und Rechtspopulismus.<br />

Durch die Kriminalisierung<br />

dieses Widerstandes soll Widerstand<br />

begrenzt oder gar verhindert werden.<br />

DIE LINKE wird – zusammen mit vielen<br />

anderen – am 18. Februar 2012 erneut<br />

in Dresden ein Zeichen setzen<br />

und damit dokumentieren: Trotz regierungsoffi<br />

zieller Versuche der Kriminalisierung<br />

von Widerstand gegen die<br />

herrschende Politik werden viele nach<br />

Dresden kommen. Gemeinsam werden<br />

wir erneut verhindern, dass die Nazis<br />

ihre menschenverachtende Ideologie<br />

in Dresden zur Schau stellen können.<br />

Erklärung des Parteivorstandes vom<br />

22. Januar 2012<br />

DEMOKRATIE<br />

����Es gibt einige Spinner in den Reihen<br />

der <strong>Linke</strong>n, aber eine fl ächendeckende<br />

Überwachung der Parteispitze<br />

durch den Verfassungsschutz rechtfertigt<br />

das nicht. Das Bundesverfassungsgericht<br />

sollte diesem Treiben schnell<br />

ein Ende machen.<br />

Es läuft so einiges schief im Staate<br />

Deutschland. Erst ein Bundespräsident,<br />

der eindrucksvoll demonstriert,<br />

wie verzichtbar das höchste deutsche<br />

Staatsamt eigentlich ist – jetzt auch<br />

noch ein Verfassungsschutz, der durch<br />

sein Tun seine Existenzberechtigung in<br />

Frage stellt. Den Kampf gegen Rechtsterroristen<br />

hat die Behörde grandios<br />

vergeigt, den gegen einige kommunistische<br />

Weltverbesserer führt sie unbeirrt<br />

fort. Kaum mehr als zehn Mitarbeiter<br />

setzt das Bundes-Amt auf die NPD<br />

an, nicht weniger als sieben sind allein<br />

für die Linkspartei zuständig. Wenn<br />

ein Drittel ihrer Fraktion unter Beobachtung<br />

steht, dann braucht sich doch<br />

niemand zu wundern, dass sich die Frage<br />

der Verhältnismäßigkeit stellt. Und<br />

wenn sogar ein FDP-Minister wie Dirk<br />

Niebel, wahrlich kein Freund der Linkspartei,<br />

deren fl ächendeckende Überwachung<br />

kritisiert, dann besagt das einiges.<br />

Darin liegt nämlich der Punkt: Im Visier<br />

der Ermittler sind nicht einige radikale<br />

Umstürzler, nicht einige wenige<br />

Maoisten oder Trotzkisten – mittlerweile<br />

steht die gesamte Führung der Linkspartei<br />

offenbar unter Generalverdacht,<br />

unsere Demokratie abschaffen zu wollen.<br />

Gregor Gysi, Dagmar Enkelmann,<br />

<strong>Die</strong>tmar Bartsch, Petra Pau, ausgerechnet<br />

die, die im Parlament ihre demokratische<br />

Gesinnung täglich unter Beweis<br />

stellen.<br />

Wohl wahr: Es gibt einige Spinner<br />

in den linken Reihen – wer den früheren<br />

kubanischen Staatschef Fidel Castro<br />

ehrt, wer Aufrufe verbreitet, die Sympathien<br />

zum syrischen Massenmörder<br />

Assad nahelegen, wer den Mauerbau<br />

relativiert oder zum Boykott von Waren<br />

aus Israel aufruft, der stellt sich politisch<br />

ins Abseits –, eine weitreichende<br />

Überwachung durch den Verfassungsschutz<br />

aber rechtfertigt das keinesfalls.<br />

Da kann sich die Bundesregierung<br />

heute noch so sehr hinstellen und betonen,<br />

dass alles rechtens und durch ein<br />

Urteil des Bundesverwaltungsgerich-<br />

tes gedeckt sei, politisch zu rechtfertigen<br />

ist diese Observation schon lange<br />

nicht mehr. Gerade weil die Verfassungsschützer<br />

im Kampf gegen rechts<br />

versagt haben, bekommen sie nun ein<br />

gewaltiges Problem mit ihrem lächerlichen<br />

Vorgehen gegen die <strong>Linke</strong>. Heinz<br />

Fromm, Präsident der Bundesbehörde,<br />

sollte da lieber ganz kleine Brötchen<br />

backen und nicht – wie heute geschehen<br />

– vollmundig betonen, alles sei<br />

nicht nur juristisch einwandfrei, sondern<br />

auch schon lange bekannt. Sein<br />

Hinweis, dass die Partei ja nicht abgehört<br />

und bespitzelt wird, sondern nur<br />

ihre Veröffentlichungen auf ihre Verfassungsfeindlichkeit<br />

hin untersucht würden,<br />

macht die Sache nicht besser.<br />

Muss seine Behörde allen Ernstes<br />

jährlich 400.000 Euro für ihre <strong>Linke</strong>n-<br />

Schnüffl er ausgeben, damit die zusammenfassen,<br />

was für jedermann öffentlich<br />

nachzulesen ist? Das ist so absurd<br />

und grotesk, dass einige <strong>Linke</strong> von sich<br />

ihre Veröffentlichungen an die Kölner<br />

Bundesbehörde schicken, um deren<br />

Arbeit lächerlich zu machen. Bleibt zu<br />

hoffen, dass das Bundesverfassungsgericht<br />

diesem Treiben schnell ein Ende<br />

macht und der Bundestag noch viel<br />

schneller auf ein Ende der Überwachung<br />

drängt. Es sollte bald mal wieder<br />

etwas richtig laufen im Staate Deutschland!<br />

Frank Capellan, Hauptstadtstudio<br />

Deutschlandfunk, 23.1.<br />

Schnüffl er ausgeben, damit die zusammenfassen,<br />

was für jedermann öffentlich<br />

nachzulesen ist? Das ist so<br />

absurd und grotesk, dass einige <strong>Linke</strong><br />

von sich ihre Veröffentlichungen<br />

����Echte Opfer leiden still, ihnen<br />

fehlt die Kraft zum Jammern. Insoweit<br />

kann festgehalten werden: Als echte<br />

Opfer eines entfesselten staatlichen<br />

Überwachungsapparats, als die<br />

sie sich sehen, muss man die <strong>Linke</strong>n<br />

nicht beklagen. Ihre gesunde, anhaltende<br />

und lautstarke Empörung über<br />

den Verfassungsschutz zeigt, dass ihnen<br />

das amtliche Stigma als Feinde der<br />

Grundordnung weder die Lust an Politik<br />

nimmt noch die Aussicht, dabei Erfolge<br />

zu erringen. Insofern täte es der Glaubwürdigkeit<br />

der Partei gut, ihre Kritik zu<br />

dämpfen und nicht zur Grundsatzfrage<br />

DISPUT Februar 2012 26

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