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5 disput - Die Linke

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soll ein Stundenlohn von (mindestens)<br />

zehn Euro pro Stunde gezahlt werden.<br />

Damit sich der Landtag mit dieser<br />

Initiative überhaupt befasst, müssen<br />

15.000 Unterschriften her. Was angesichts<br />

der herrschenden Arbeitsverhältnisse<br />

als eher leichte Aufgabe erscheint,<br />

ist es im Alltag beileibe nicht.<br />

Neben Irene gehen an diesem Tag Melitta<br />

Roock und die junge Landtagsabgeordnete<br />

Jacqueline Bernhardt auf die<br />

Passanten zu. Ihre Ansprachen klingen<br />

– je nach Grad der Bekanntheit – von<br />

betont höfl ich bis launig-direkt: »Darf<br />

ich Ihnen den Hund halten?«, »Glückwunsch<br />

nachträglich zum Geburtstag!«,<br />

oder auch: »Komm mal her, unterschreiben!«.<br />

Zumeist sind es Ältere,<br />

die sich auf ein Gespräch oder gar eine<br />

Unterschrift (samt Adresse) einlassen.<br />

Eine Radfahrerin, die nicht fotografi ert<br />

werden möchte, erzählt von ihrer Zweitarbeit:<br />

Bei vier Euro die Stunde komme<br />

ja kaum das Fahrgeld raus – dann muss<br />

sie weiter. Eine andere nutzt die Gelegenheit<br />

und erkundigt sich nach dem<br />

Termin der Frauentagsfeier. Der Nächste<br />

legt wortkarg eine ausgefüllte Liste<br />

auf den Tisch – er hatte das Formular in<br />

13 DISPUT Februar 2012<br />

Im Verlaufe von<br />

zehn Jahren wurden<br />

in Mecklenburg-<br />

Vorpommern 100.000<br />

Vollzeit-Stellen abgeschafft.<br />

der Vorwoche beim Auftakt der Volksinitiative<br />

mitgenommen. <strong>Die</strong> drei Genossinnen<br />

freuen sich, eine verrät: Und er<br />

ist parteilos!<br />

Jacqueline Bernhardt machen solche<br />

Aktionen Spaß: »Erstens hat das<br />

was mit Glaubwürdigkeit zu tun; ich erinnere<br />

mich an den Blumenstand, wo<br />

sie im Wahlkampf gesagt hatten: Ihr<br />

steht doch hier nur alle paar Jahre, vor<br />

den Wahlen. Und zweitens sammelt<br />

man Erfahrungen, erfährt, was die ›Leute<br />

von unten‹ denken.«<br />

Dennoch bleibt es ein mühsames<br />

Unterfangen. »<strong>Die</strong> Leute lassen sich zu<br />

viel gefallen – die, die es angeht, kommen<br />

nicht«, weiß Melitta Roock, Vorsitzende<br />

des LINKE-Ortsverbandes mit 70<br />

Mitgliedern. 20 von ihnen sind (noch)<br />

aktiv, die Berufstätigen können allenfalls<br />

am Wochenende mal mitmachen<br />

bei Aktionen. Aber seit Jacqueline 2010<br />

als Bürgermeisterin kandidierte und es<br />

seit dem vorigen Jahr mit ihr eine LIN-<br />

KE-Landtagsabgeordnete direkt aus<br />

der Region gibt, sei die Partei wieder<br />

deutlicher spürbar. Gut 20 Besucher<br />

kamen zu einer Mindestlohn-Veranstaltung<br />

mit dem Fraktionsvorsitzenden<br />

Helmut Holter, die Presse hat darüber<br />

berichtet.<br />

Im Wochenmarktwagen nebenan<br />

hofft die Agrarproduktion Lübtheen<br />

(aktuell im Angebot: Hackbraten und<br />

Landmettwurst) auf Kundschaft, daneben<br />

hofft der »Gockel-Express«. Sie<br />

haben an diesem eiskalten Vormittag<br />

auch nicht mehr Interessenten als die<br />

drei am »Mindestlohn«-Stand. Und<br />

auch die machen weiter.

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