Juli 2013
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Ab 6 Jahren<br />
„Pelle und Bruno Superflora“: Von Blütenträumen, Riesenwürmern und einem Superdünger<br />
In seinem neuen Kindercomic Pelle und Bruno Superflora lässt der renommierte Comic- und Kinderbuchzeichner<br />
Ulf K. die Bilder sprechen: Er erzählt von Pelle, einer ordnungsliebenden Katze, die gern<br />
gärtnert, und von Bruno, einem Hund mit Hang zum Chaos und Vorliebe für explosive Erfindungen. Mit<br />
Liebe hegt und pflegt Pelle sein Blumenbeet: Voller Vorfreude auf bunte, duftende Frühlingsblumen sät<br />
er neue Blumen. Doch Bruno geht es nicht schnell genug. Er möchte Pelle helfen. Mit seinem Chemiebaukasten<br />
mixt er kurzerhand einen Superdünger, der den Garten in ein Blütenmeer verwandelt. Die<br />
Blumen sprießen und sprießen; sie werden größer und größer. Und schon stecken die beiden mitten im<br />
Schlamassel: Denn auch Regenwürmer, Schnecken und Käfer werden riesengroß – größer als Pelle und<br />
Bruno lieb ist. Doch da hat Bruno schon wieder eine Idee… Ob das gut gehen kann? Das Abenteuer der<br />
beiden ungleichen Freunde kommt komplett ohne Text aus. Daher eignet sich Pelle und Bruno auch für<br />
leseschwache Kinder sowie für die Kleinsten zum „Vorlesen“. Das Buch lädt dazu ein, immer wieder<br />
lustige und fantasievolle Geschichten neu zu erzählen.<br />
K., Ulf: Pelle und Bruno Superflora. Berlin: Reprodukt <strong>2013</strong>. ISBN: 978-3-943143-56-0,<br />
EUR 10,00<br />
Ab 10 Jahren<br />
„Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“: Von Maulkanen, Maulnamis und Maulbeben<br />
Paulina Schmitt, genannt Maulina, versteht die Welt nicht mehr. Seit sie ihr geliebtes Königreich<br />
Mauldawien verlassen muss und zusammen mit ihrer Mutter nach Plastikhausen gezogen ist, ist nichts<br />
mehr, wie es vorher war. Ihre Eltern haben sich getrennt. Seitdem redet Maulina nur noch von „dem<br />
Mann“, wenn sie ihren Vater meint. Aber es kommt noch schlimmer. Maulinas Mutter ist krank und<br />
wahrscheinlich bald auf einen Rollstuhl angewiesen. Ungewöhnlich ist die lebendige Sprache mit vielen<br />
Wortneuschöpfungen. Wenn Maulwina wütend wird, dann entstehen ein „Maulbeben, ein Maulnami,<br />
ein Maulkan, ein Mauluntergang“. Die unkonventionellen, krakeligen Illustrationen spiegeln den lebhaften<br />
Charakter Maulinas wider und bieten mit Rezepten, Bastelanleitungen und Comics „Geschichten in<br />
der Geschichte“. Finn-Ole Heinrich ist Preisträger des <strong>2013</strong> erstmals ausgelobten Kinder- und Jugendliteraturstipendiums,<br />
das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur vergeben<br />
wird.<br />
Heinrich, Finn-Ole/Flygenring, Rán: Die erstaunlichen Abenteuer der einzigartigen,<br />
ungewöhnlich spektakulären, grenzenlos mirakulösen Maulina Schmitt. München:<br />
Hanser <strong>2013</strong>. ISBN 978-3-446-24304-0, Euro 12,90<br />
Ab 11 Jahren<br />
„Wunder“: Vom Anders- und Gleichsein<br />
„Ich glaube, der einzige Mensch auf der Welt, der merkt, wie normal ich wirklich bin, bin ich.“ Das denkt<br />
der zehnjährige Protagonist August, genannt Auggie, von sich. Nach zahlreichen Gesichtsoperationen<br />
und jahrelangem Hausunterricht kommt Auggie in die 5. Klasse einer Regelschule. Seine Erlebnisse,<br />
traurige, komische und freudige, werden nicht nur aus seiner, sondern auch aus der Perspektive seiner<br />
Schwester und Freunde ergreifend geschildert. Dies geschieht in schonungslosen Schilderungen, die die<br />
Ablehnung seiner Mitschüler deutlich machen, etwa wenn sie „Pest“ spielen und versuchen ihn nicht zu<br />
berühren. Es gelingt der Autorin Ereignisse mit viel Witz zu erzählen. Bewundernswert, wie empathisch<br />
Auggie trotz mancher Verletzung seinen Mitschülern gegenübertritt, wie er mit Humor und Selbstironie<br />
seine Situation meistert und Freunde gewinnt. Der Roman wurde <strong>2013</strong> mit dem Luchs ausgezeichnet.<br />
Palacio, Raquel J: Wunder. München: Hanser <strong>2013</strong>. ISBN 978-3-446-24175-6, EUR 16,90
Ab 14 Jahren<br />
Auf „Spritztour“! Vom Unterwegssein<br />
„Spritztour“ ist ein Roadmovie in Buchform. Oft ist der Weg das Ziel. Das ist dem Protagonisten Ian erst<br />
nicht so richtig klar, denn eigentlich will er immer schnell und ohne Umwege vorwärtskommen. Ian<br />
arbeitet während der Ferien in einem Donuts-Imbiss eines Einkaufszentrums und muss gelegentlich in<br />
einem albernen Donut-Kostüm durch die Gegend stolpern. Außerdem hat er noch keine Erfahrungen<br />
mit Mädchen, weshalb er sich per Chat verabredet hat. Er will endlich einmal „mitreden“. Auf den<br />
Punkt gebracht sind seine aktuellen Probleme folgende: 1. Er will nicht mit seinen Freunden Lance und<br />
Felicia nach Chicago fahren. Die beiden haben ihn aber fest eingeplant. 2. Sein „Date“ kann nicht ewig<br />
auf ihn warten. 3. Er ist absolut unsicher, wie er sich Mädchen gegenüber verhalten soll.<br />
Kann er seinen Plan für die Reise zu seiner Internet-Bekanntschaft Danielle vergessen? Wird er jemals<br />
pünktlich in Charleston ankommen? Komisch, schräg, liebevoll – genau die richtige Lektüre für Jungen<br />
für die Ferien! Unterrichtsmaterial zum Download:<br />
http://www.beltz.de/de/kinder-jugendbuch/beltz-gelberg/titel/spritztour-im-unterricht-1.html<br />
Behrens, Andy: Spritztour. 2. Aufl. Weinheim: Beltz & Gelberg 2009.<br />
ISBN 978-3-407-74122-6, EUR 7,95<br />
Ab 14 Jahren<br />
„Adios, Nirvana“: Von der Suche nach sich selbst<br />
Was ist, wenn der beste Teil von einem stirbt? Lohnt es sich dann noch weiter zu leben? Jonathans Zwillingsbruder<br />
Telly war ein guter Skater, konnte perfekt Gitarre spielen und war der Anführer der<br />
„Dickies“, der dicksten Freunde. Jonathan über seinen Bruder: „Immer hat er uns angetrieben, hat uns<br />
das Gefühl gegeben, wir könnten Bürgermeister und Rockstars sein. Oder sogar Dichter. Telly war ein<br />
Sonnyboy: blond und blauäugig. Ich bin Dunkelheit. Grautöne und sepia.“ Jonathan droht ein Absturz.<br />
Seine Freunde und Lehrer versuchen ihn wieder zurück ins Leben zu holen, denn er ist auf dem besten<br />
Wege sich selbst zu zerstören. Schlafmangel, Koffein und eine ungesunde Ernährung zeigen deutlich<br />
ihre Spuren. Allein das Schreiben von Gedichten und Gitarre spielen helfen ihm, wieder zu sich selbst zu<br />
finden. Der Jugendroman gewährt einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt Jonathans auf der Suche nach<br />
Halt in seinem Leben. Er muss auf die Fragen „Was bin ich wert?“, „Wo liegen meine eigenen Talente?“,<br />
„ Wie bewältige ich meine Trauer?“ Antworten finden. Das Buch wurde von den Jugendjurys für den<br />
Jugendliteraturpreis nominiert.<br />
Wesselhoeft, Conrad: Adios, Nirvana. Hamburg: Carlsen 2012.<br />
ISBN 978-3-551-31122-1, EUR 9,99<br />
Für Erwachsene<br />
„Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“: Vom Erfinden und Erinnern<br />
Joachim Meyerhoff (Jg. 1967), Wiener Burgschauspieler und Autor, wächst als jüngster Sohn des Direktors<br />
des Landeskrankenhauses für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hesterberg/Schleswig-Holstein auf.<br />
Das Haus der Familie des Direktors befindet sich mitten auf dem Gelände der Anstalt. Meyerhoff sind<br />
viele skurrile Geschichten aus seiner Kindheit in Erinnerung geblieben, die er in diesem zweiten Band<br />
seiner Autobiographie zum Besten gibt. Am Ende des ersten Kapitels heißt es „Erfinden heißt erinnern“.<br />
Und so weiß man als Leser zwar nicht, ob alles wirklich so geschehen ist, wie es der Autor beschreibt,<br />
aber man bekommt einen lebendigen Einblick, wie Geschichten entstehen. Darüber hinaus bereitet es<br />
äußerst viel Vergnügen, diese Geschichten zu lesen. Eine interessante Parallele gibt es zu dem bekannten<br />
Kinderbuch „Die besten Beerdigungen der Welt“ von Ulf Nilsson und Eva Eriksson. In einer Episode<br />
beschreibt Meyerhoff, wie er und seine beiden älteren Brüder einen toten Vogel begraben. Dabei könnten<br />
die „besten Beerdigungen“ durchaus als Vorlage gedient haben. Als humorvolle, aber auch zum<br />
Nachdenken anregende Sommerlektüre zu empfehlen.<br />
Meyerhoff, Joachim: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war. Roman. Alle Toten<br />
fliegen hoch. Teil 2. Köln: Kiepenheuer & Witsch <strong>2013</strong>. ISBN: 978-3-462-04516-1, EUR 19,99