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Text der gesamten Chronik - DigiBern

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Die Berner-<strong>Chronik</strong><br />

des<br />

Valerius Anshelm<br />

Herausgegeben<br />

vom<br />

Historischen Verein des Kantons Bern<br />

Bern<br />

Druck und Verlag von K. J. Wyss<br />

1884


Zar Einleitung.<br />

Als im Jahre 1879 die Einladung zur Subscription<br />

auf eine neue Ausgabe <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> Anshelm's ausgegeben<br />

wurde, glaubte man das Erscheinen eines ersten<br />

Bandes auf Mitte des Jahres 1880, und die Beendigung<br />

des ganzen Werkes auf Ende 1882 ankündigen zu<br />

dürfen. Diese Voraussetzung hat sich nicht erfüllt.<br />

Verschiedene Umstände haben dazu beigetragen, den<br />

Fortschritt <strong>der</strong> Arbeit zu verzögern, so dass Band I.<br />

erst heute abgeschlossen und in die Hände <strong>der</strong> Freunde<br />

und Leser gelegt werden kann. Auf die Zeit erscheinend,<br />

da die Berner Universität das 50ste Jahr ihres<br />

Bestehens und Wirkens festlich begeht, möchte dieser<br />

Band nun zugleich als ein Festgruss angesehen werden,<br />

welcher vom historischen Verein des Kantons<br />

Bern <strong>der</strong> wissenschaftlichen Leuchte unseres Landes<br />

dankend und glückwünschend dargebracht wird.


IV<br />

Eine eigentliche historisch-kritische Einleitung kann<br />

diesem Bande nicht beigegeben werden. Eine solche<br />

kann erst das Ergebniss des vollständigen Ueberblicks<br />

über die Arbeit im Ganzen und Einzelnen sein, und<br />

wird desshalb erst am Schlüsse folgen können. Sie soll<br />

alsdann auch begleitet werden von einem Verzeichnisse<br />

<strong>der</strong> seltenen Ausdrücke und <strong>der</strong>en sprachlichen Erklärung<br />

durch einen Fachmann. Es bringt die Verlegung<br />

dieser Worterklärung an das Ende freilich den<br />

unbequemen Nachtheil, dass die in den ersten Bänden<br />

unverstanden gebliebenen Stellen ihre Deutung erst<br />

finden, wenn auch <strong>der</strong> Druck des letzten vollendet sein<br />

wird, während in <strong>der</strong> früheren Ausgabe <strong>der</strong> Leser<br />

diese Deutung gleich am Fusse je<strong>der</strong> Seite traf. Dennoch<br />

glaubten wir diesem letzteren Verfahren ein zusammenstellendes<br />

und übersichtliches Verzeichniss vorziehen<br />

zu sollen, weil dadurch allein wissenschaftliche<br />

Genauigkeit und Vollständigkeit, bei Vermeidung aller<br />

Wie<strong>der</strong>holungen o<strong>der</strong> gar Wi<strong>der</strong>sprüche, ermöglicht wird.<br />

Unter Verweisung auf diese später zu erwartende<br />

Einleitung begnügen wir uns mit <strong>der</strong> vorläufigen Erklärung<br />

einiger Punkte.<br />

Die Herstellung des <strong>Text</strong>es stiess, da wir<br />

die eigenhändige Urschrift des Chronisten direkt zum<br />

Grunde legen konnten, auf keine grossen Schwierigkeiten<br />

; eine vollständige Collationirung <strong>der</strong> verschiedenen<br />

vorhandenen Copien und ein Abdruck dieser Abweichungen<br />

schien unter diesen Umständen nutzlos. Die


auf den <strong>Text</strong> bezüglichen Anmerkungen beschränkten<br />

sich daher auf die verhältnissmässig wenigen Fälle, wo<br />

sich Zusätze, Einschiebungen o<strong>der</strong> Gorrekturen zeigten,<br />

sei es vom Verfasser selbst o<strong>der</strong> von einer an<strong>der</strong>en<br />

späteren Hand. Eine Ausnahme machte in diesem ersten<br />

Band nur <strong>der</strong>jenige Theil, welcher von Anshelm selbst<br />

zweimal in wesentlich abweichen<strong>der</strong> Gestalt nie<strong>der</strong>geschrieben<br />

worden ist. Die Differenz betrifft freilich mehr<br />

nur die Form und die Anordnung <strong>der</strong> Gedanken, als<br />

den Inhalt selbst; immerhin schien es hier geboten,<br />

bei Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> einen Fassung, die an<strong>der</strong>e wenigstens<br />

theilweise ebenfalls anzumerken.<br />

Ueber die in Bezug auf die Rechtschreibung beobachteten<br />

Grundsätze wird ebenfalls erst am Schlüsse<br />

Rechenschaft gegeben werden können; hier bemerken<br />

wir nur, dass im Allgemeinen die bei <strong>der</strong> Herausgabe<br />

<strong>der</strong> Basler <strong>Chronik</strong>en angenommenen Regeln als massgebend<br />

betrachtet worden sind, und dass wir uns Abweichungen<br />

von <strong>der</strong> im Ganzen noch sehr einfachen und<br />

von den späteren orthographischen Ausartungen frei<br />

gebliebenen Schreibung Anshelm's nur dann gestattet<br />

haben, wenn entwe<strong>der</strong> die allgemeinen Lautgesetze diess<br />

erfor<strong>der</strong>ten, o<strong>der</strong> wenn es <strong>der</strong> Regellosigkeit des Schreibers<br />

gegenüber zur Herstellung <strong>der</strong> Gleichmässigkeit<br />

nothwendig war. Einige Inconsequenzen und Schwankungen<br />

werden freilich, beson<strong>der</strong>s auf den ersten Bogen,<br />

immer noch zu bemerken sein und bedürfen <strong>der</strong> Entschuldigung.<br />

V


VI<br />

Die geschichtlichen und sachlichen Anmerkungen<br />

wurden auf das Nothwendigste beschränkt und so knapp<br />

als irgend möglich gehalten. Dass damit für die Einen<br />

zu wenig, für die An<strong>der</strong>en aber schon zu viel geschehen<br />

ist, müssen wir gewärtigen. Die Rücksicht auf ausländische<br />

Leser — und dass wir auch auf solche zählen<br />

dürfen, beweisen neuerdings die zahlreichen Citate aus<br />

unserer <strong>Chronik</strong> in <strong>der</strong> eben erschienenen Geschichte<br />

Maximilians I. von Ulmann — hat manche Erläuterungen<br />

veranlasst, welche für Berner überflüssig sein mögen,<br />

so wie umgekehrt einige Nachweise da unvermeidlich<br />

schienen, wo Anshelm, wenn auch nur beiläufig, auf<br />

die Vorgänge in den Nachbarstaaten seine Blicke wirft;<br />

diess um so mehr, da er gerade in diesen Gapiteln am<br />

allermeisten es liebt, in schwer verständlichen, gehäuften<br />

Sätzen und in blossen Anspielungen zu schreiben.<br />

Immerhin hoffen wir die Anerkennung zu finden,<br />

dass diese Erklärungen wesentlich mehr — häufig auch<br />

Richtigeres — zum Verständniss des <strong>Text</strong>es bieten, als<br />

diess in <strong>der</strong> älteren Ausgabe <strong>der</strong> Fall war.<br />

Die Möglichkeit <strong>der</strong> Verweisung auf die seither<br />

gedruckte Sammlung <strong>der</strong> Eidgenössischen Abschiede hat<br />

hier vieles erleichtert. Nicht weniger erwünscht soll, wie<br />

wir hoffen, die freilich für den Commentirenden äusserst<br />

mühsame Vergleichung mit den ungedruckten Quellen,<br />

den Raths-Manualen, Missivenbüchern u. s. w. des Berner<br />

Staatsarchivs sein.<br />

Beides diente zugleich als Controle für die Ge-


VII<br />

nauigkeit des in <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> Berichteten; sie hat im<br />

Allgemeinen herausgestellt, dass Anshelm, trotz seiner<br />

scharf gezeichneten Individualität und seines sarkastischen<br />

Freimuthes, doch mit ausserordentlicher Gewissenhaftigkeit<br />

sich an die vorliegenden Dokumente <strong>der</strong><br />

Archive gehalten und unmittelbar aus denselben geschöpft<br />

hat. Der Werth seiner Darstellung ist damit<br />

ausser Zweifel gesetzt. Was die übrigen von Anshelm<br />

benutzten Quellen betrifft, so kann auch darüber später<br />

erstvon einer abschliessenden Untersuchung die Rede sein.<br />

Die Vorarbeiten sind nun soweit gediehen, dass<br />

die Fortsetzungen etwas rascher sollen folgen können.<br />

Der <strong>Text</strong> selbst ist in Abschrift fast vollständig hergestellt;<br />

und bereits können wir die Mittheilung machen,<br />

dass <strong>der</strong> letzte, bisher ungedruckt gebliebene Theil über<br />

die merkwürdigen Jahre 1526 — 1536 sich als inhaltlich<br />

viel reicher und zugleich als viel weniger lückenhaft<br />

erweist, als man nach den dürren Auszügen im Geschichtsforscher<br />

(Bd. X) bisher angenommen hat.<br />

Wenn diese Beobachtung das Unternehmen einer<br />

neuen und vollständigen Ausgabe rechtfertigt, so ist<br />

diess in an<strong>der</strong>er Weise nicht min<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fall mit den<br />

bereits gedruckten Theilen. Die Benutzung des Originals<br />

gestattete die Berichtigung mancher bedenklichen Irrthümer,<br />

mancher argen Missverständnisse, die bei <strong>der</strong><br />

ersten Ausgabe aus den späten Copien, mitunter auch<br />

durch die etwas leichtfertige Arbeit <strong>der</strong> dabei verwen-


VIII<br />

deten Abschreiber, sich eingeschlichen und den <strong>Text</strong><br />

entstellt haben.<br />

Zum Verständniss unseres Druckes fügen wir<br />

schliesslich Folgendes bei:<br />

Die Seitenzahlen des Originals stehen in eckigen<br />

Klammern [—] innerhalb <strong>der</strong> Zeilen; am Rande haben<br />

wir in Parenthesen die Seitenzahlen <strong>der</strong> altern Ausgabe<br />

angebracht, um das Aufsuchen früherer Citate zu<br />

erleichtern. Die Zählung <strong>der</strong> Zeilen soll ein bequemes<br />

und zugleich genaues Anführen <strong>der</strong> Stellen möglich<br />

machen. Die im <strong>Text</strong>e stehenden Tagesdaten sind <strong>der</strong><br />

raschen Uebersicht wegen am Rande wie<strong>der</strong>holt. Kleine<br />

Einschiebungen, welche — obwohl äusserst selten —<br />

unvermeidlich schienen, haben wir durch Parenthesen<br />

als solche kenntlich gemacht. Worte, welche umgekehrt<br />

sich als störende Wie<strong>der</strong>holungen o<strong>der</strong> sonst als<br />

Versehen des Schreibers darstellten, sind durch eckige<br />

Klammern herausgehoben worden.<br />

Bern, Juli 1884.<br />

Namens <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Herausgabe<br />

beauftragten Kommission:<br />

E. Blösch.


JHS<br />

Ein gemeine vorred von nutz und not kronicken ze<br />

schriben und von guets und bess regiments art und<br />

Verwandlung, i<br />

In und zu lob dem nammen, in welchem einig aller userweiten<br />

heil stat, und in im alles unser tuon und lassen in 5<br />

worten und werken sol beschehen, nämlich in dem allerheiligesten<br />

nammen Jhesu.<br />

Der alten fliss kronick ze machen, und welche die<br />

s<br />

glowwirdigesten.<br />

Als dan von weit an aller wolgeschafnen herschaften so nissig 10<br />

anseheifi (ist), ir, irer vordren und umligenden landen, luet, personen<br />

, zit, stat, rat, tat und zuoväll, nach rechter kronick art<br />

ufzesöhriben, dass semlichs ampt allein [2] den aeltsten und<br />

obristen priestern vertruwt und bevolen ist worden, — wie das<br />

klarlich bi denen erfunden, <strong>der</strong>en zitbiecher, kronick o<strong>der</strong> historienis<br />

(2) unss uf disen tag die glowbaristen sind in | aller weit, als da sind<br />

<strong>der</strong> Juden, Babillonier, Indier, Egypter und Römer; aber <strong>der</strong><br />

Kriechen, wie wol über al beredt und schoen, um mutwilliger<br />

dichtung willen, niena den gemelten an glowen und warheit zuo<br />

i>0<br />

verglichen —<br />

Billich und notwendig Ursachen, kronicken ze schriben.<br />

— sind doch al kronicken ze schriben us billichen, ja vast<br />

notwendigen Ursachen bewegt; zuvor: sitmal <strong>der</strong> mensch, von<br />

dem Got, <strong>der</strong> das leben und die wisheit selbs ist, löblich und<br />

wis erschaffen, us eigenem guotdunken durch \<strong>der</strong> listigen25<br />

schlangen rat verraten, doetlich und toi worden, allem sich, sine<br />

lieb und sinen nutz und er us nachangeborner untrüVen art<br />

l


2<br />

sucht; und so er nun on Sicherung eincher zit von hinnen<br />

enden und sterben muoss, ist im kein an<strong>der</strong> mittel, ewig hie, [3]<br />

— wie er von eigner natur begert, als dem, wie <strong>der</strong> h%vA sagt,<br />

<strong>der</strong> tod das grusamest, — ze bliben und ze leben, vorhanden,<br />

swan in gedaechtnues <strong>der</strong> nach und nach kommenden menschen,<br />

durch die blibende gschrift.<br />

Dass, ewige gedaechtnues ze haben, etlich guets und<br />

etlich boess tuend.<br />

Dahar, da mit ir ie nit vergessen werd, etlich gutartig<br />

lofuernem fugenden, etlich aber boesaertig fuerneme | laster zuo ver- (3)<br />

bringen ir zitlich leben kecklich dran waugend, wie <strong>der</strong> Persisch<br />

keiser Darius Okus •), des grossen Aswerus sun, Hess sin muoter<br />

lebendig vergraben und achtzig brie<strong>der</strong> wuergen; vermeint nach<br />

gwon <strong>der</strong> menschen, so guottat bald vergessen, mit unmenschi5licher<br />

boesheit sin ewig gedaechtnues zuo behalten. Hargegen de:<br />

Kriechisch keiser Alexan<strong>der</strong>, von sinen grossen taten gdient<br />

<strong>der</strong> gross, mit Verachtung zitlichs lebens, kart alle macht an,<br />

von redlichen taten ewigen ruom und nammen zuo erlangen.<br />

Nutz und lofo <strong>der</strong> gschrift.<br />

i>o [4] Deshalb letzt gemelter keiser und al insun<strong>der</strong>s tugentrichen<br />

zum teil hoeher hond geachtet die unvergesslich gschrift<br />

und <strong>der</strong>ohalb den dichter, wan die vergessliche tat und taeter<br />

Dan wo gschrift nit waere, brächte die hinloufende zit alle<br />

zitliche ding in Vergessenheit und absterben. Hiemit <strong>der</strong> mensch<br />

25 kleinen vorteil vor andren unvernueftigen tieren haette, we<strong>der</strong> vergangens<br />

noch kunftigs wissend. So <strong>der</strong> frommen löblich zu dank<br />

und volg, <strong>der</strong> boesen schmählich zuo | warnung und flucht ge- (4)<br />

daechtnues sol ufgeschxiben und behalten werden; deshalb ouch<br />

die kronick- und g,eschichtenschriber ie weit bi den erhaften und<br />

30 lobwirdigen höh und wol vereret und bezalt sind worden.<br />

') Darius, mit dem Zunamen Ochus o<strong>der</strong> auch Nothus, <strong>der</strong> Sohn des<br />

Artaxerxes L^ngimanus (Aswerus, Ahasverus), König von Persien, gelangte<br />

durch Ermordung seiner Brü<strong>der</strong> zum Throne (423—401 a. Chr.).<br />

Ueber die Angabe A's vgl. Valerius Maximus 1. IX. 7.


Gschrift ersaetzt die vergesslikeit.<br />

Ouch und fuernemlich so menschlicher rat und fuersichtikeit<br />

us vergangner dingen erfarung ermessen und erlernt wirt, istz<br />

not, [5] was des abgenden, vergesslichen menschen gedaechtnues<br />

abgat, durch die blibende gedaechtliche gschrift zuo erstatten. %<br />

Rechter kronick inhalt, not, nutz und art.<br />

Die wil ouch <strong>der</strong> mensch, us verkerter art, sin selbs lieb,<br />

eigennützig und ergitig, zuo gmeiner lieb, er und nutz untoeglich,<br />

ist zum höchsten not, menschliche biwonung und fridliche<br />

gmeinsame ze pflanzen und zuo erhalten, gebot und verbot, w<br />

belonung und straf, tugent und laster, und <strong>der</strong>en vorgoend und<br />

nachgoend exempel, personen, stat, zit, rat und tat, zuo aller<br />

nachkommenden 1er, warnung, volg o<strong>der</strong> flucht, in geschrift<br />

flissig und ordenlich zuo verfassen, empsig und ernstlich, insun<strong>der</strong>s<br />

so zum regiment gehoerent, für- und inzebilden. 15<br />

Der guten art.<br />

Dannenhar die frommen und redlichen us lob, er und nutz<br />

<strong>der</strong> tugent zuo tugent, und harwi<strong>der</strong> us scheltung, schand und<br />

schaden <strong>der</strong> laster gezogen, irer frommen, redlichen vordren [6]<br />

lobliche raet und taet nit allein zuo behalten und verglichen, w<br />

sun<strong>der</strong> ouch die zuo meren und höheren un<strong>der</strong>standid — Hiebi<br />

<strong>der</strong> wis Socrates beniegt sich nit, dass <strong>der</strong> sun sinem edlen<br />

vater glich sie, sun<strong>der</strong> wil, dass er sines vaters tugent zevor habe,<br />

und dieselben adelicher mit eigner tugent mache; und das sie<br />

be<strong>der</strong> lob und er, so <strong>der</strong> sun in tugent den vater überwände.') 25<br />

Der bösen art.<br />

— ouch 2 ) hiemit die lasterlichen mit den lastren zuobeschmaehen<br />

und zuo vernüten, an welchen exempel und warnung verloren,<br />

allein mit schmäh und straf gezuechtiget, o<strong>der</strong> gar abgesuendret<br />

werdend. Und das ist rechter kronick inhalt, art und nutz, in so<br />

!) In Piatons Dialog Menon.<br />

2) Der Satz hängt noch vom obigen «un<strong>der</strong>standid» ab. (Z. 21.)<br />

3


4<br />

kurzen worten von dem heiligen Job anzeigt, sprechend: frag<br />

die alten gschlecht, und ersuch flissig <strong>der</strong> vaeter gedächtnues, si<br />

werdent dich un<strong>der</strong>wisen; denn wier sind uebernaechtigund erkennend<br />

nit, dass unsere tag [7] sind wie <strong>der</strong> schat uf erden.•)<br />

5So sagt Jeremias: stond uf die weg und lugend, und fragend<br />

nach den alten fuosswegen, welches <strong>der</strong> guot weg ste, denselben<br />

gond, so werdend ir | uweren seelen ruow tuenden. 2 ) Diss fragen (6)<br />

und lögen muoss im buoch geschehen.<br />

Wis und wol angesehen, die kronick zuevolstrecken.<br />

w Hierum ein wiser, drsamer rat diser loblichen stat Bern hat<br />

wislich, nach ir wisen eiteren vorbild, angesehen, ir und ire vergangnen<br />

zit, rat und tat, — etliche jar zuo verzeichnen un<strong>der</strong>lassen<br />

— zuo volstrecken; und diss miegsame arbeit, us ir gnaden,<br />

mir ungnuogsamen vertruewt und bevolen, uf welches ir gnädig<br />

lsvertruewen und bevelh ich mir hab fuergenommen, nach minem, so<br />

Got gibt, vermögen, iedoch die fuernemsten und kuntlichsten<br />

stuck, so zuo nutz, rat und tat, ze volgen o<strong>der</strong> ze fluehen, ze<br />

riemen o<strong>der</strong> zuo schelten, den ietzt wesenden und nachkommenden<br />

dienlich, [8] in geschrift zuosamen vergriffen, darnach, mit<br />

20 <strong>der</strong> hilf Gots, so diss volendt, die ganze kronick in ein ordenlich<br />

register verkürzen, und wo not, besseren, da mit iedesse fuernemen<br />

lichtlich zuo handen kom, und kurz begriffen, was nach<br />

länge in den biecheren ist beschriben.<br />

Fiirnemen des dichters und zit diss anfangs. (7<br />

25 Nun zu einem ingang fuergenomner arbeit hat mich für<br />

guot angesehen, vor an anzuzeigen etliche menschlicher vernuft<br />

gmeine mittel, da durch ein lobliche stat Bern und alle regiment<br />

ufwachsend und bstond, o<strong>der</strong> abnemend und zergond.<br />

darnach, mit vorgön<strong>der</strong> besserung des anfangs bschribner kronick><br />

»einen gmeinen summierten durchgang tuon, von anhab <strong>der</strong><br />

|) Hiob. 8, 8—10.<br />

2) Jerem. 6, 16.


stat Bern bis uf die un<strong>der</strong>lassnen jar'); und zfi letst, nach<br />

etlicher namhaftiger sachen efferung, von jar zuo jar in beschribung<br />

ergangner gschichten fuervaren. Harzuo mir unser gnädigster<br />

Got durch Jhesum sinen sun, unsern [9] aller gnädigsten<br />

herren und Got (helfe), im zuo lob und zuo kuendigung siner uner-5<br />

gruentlichen gericht, so er on un<strong>der</strong>lass wun<strong>der</strong>barlieh in aller<br />

menschlicher sachen Verwaltung verhängt und wuerkt, ouch hiemit<br />

zuo nutz dem menschen, so us geschächnen dingen aller dingen<br />

schoepfern erkent, gegenwärtige ding ermuesst und künftige fuersicht.<br />

Und das ist aller Historien und kronicken einige und nutz- w<br />

(8) lichste frucht, welche | doch allein Got gibt. Im sie lob und er in<br />

ewikeit! Durch mich ValeriumRyd gnemt 8 ) Anshelm von Rotwyl,<br />

einer löblichen stat Bern 36 jar b ) ingesaessnen diener, den teil ir<br />

kronick angefangen im jar Cristi Jhesu, unsers einigen, ewigen<br />

heilands, 1529, <strong>der</strong> stat Bern im 338., des babsts Clementis VII. n<br />

im 6., keisers Caroli V. im 11. und kuengs Francisci von Frankrich<br />

im 15. c )<br />

5<br />

Dass wisheit und starke sind fuernaeme gmeine mittel<br />

zuenemung und bestands oller guten regiment.<br />

[10] Es ist offenbar, und us vergangner zit kronick kuntlich,äo<br />

dass ein lobliche stat Bern, in mitten un<strong>der</strong> iren vigenden, us<br />


6<br />

kleinem anfang in ein soelliche grosse erwachsen, <strong>der</strong>en glich<br />

möchtig un<strong>der</strong> den frien des Roemschen richs statten eine kum<br />

wirt erfunden, und in ir friheit bishar unueberwuentlich in grossen<br />

eren | bestanden, muoss warlich sin entsprossen zuo vor us des (9)<br />

5 almaechtigen Gots gab, und mit an gotzfoerchtiger, wiser, einhelliger<br />

und manhafter oberkeit und burgerschaft. Dan gwislich, wo wol<br />

geregiert wirt o<strong>der</strong> werden sol, da müssend fuernemlich zwo<br />

fugenden bienan<strong>der</strong> unzertrent ordenlich ston, nämlich vor an<br />

wisheit, [11] nit ergittige, eigennutzige listikeit; und hierzu<br />

iostärke, nit <strong>der</strong> muren, gweren und hufens, sun<strong>der</strong> <strong>der</strong> einmueetigen<br />

herzhaftikeit; welche zuo pflanzen, liess <strong>der</strong> Lacedemonier<br />

kueng Lygurgus mit gebnen Satzungen die muren brechen,<br />

da mit die stärke in <strong>der</strong> manheit belibe, liess die kuen<strong>der</strong> be<strong>der</strong><br />

gschlecht ruch an spis und kleidung erziehen, hunger und durst,<br />

«kälte und hitz liden, mit den wilden thieren im gjägt vaechten,<br />

da mit si herzhaftige stärke, ob nit von art, ie doch von zucht,<br />

welche die natur ueberwindt, ueberkämid.<br />

Wisheit und starke yervahend nit onenan<strong>der</strong>.<br />

So vervahend ouch gemelte tagenden nit vil onenan<strong>der</strong>,<br />

2odan wisheit on stärke bi den bösartigen, wi<strong>der</strong>spenigen nuet<br />

scharte, ja me veracht wurde, als wibisch und kindisch, wie man<br />

spricht: witz in des armen däschen und <strong>der</strong> wiber [12] giltet<br />

nuet. Des glich stärke on wisheit von guoten und bösen als tyrannisch<br />

und tierisch gehasst und geflohen wirt, wie <strong>der</strong> low vom<br />

25fuchs. Fuersichtige wisheit betrachtet £r und nutz, | welche (10)<br />

herzmietige stärke gewint und schirmt. Und darum alle guote,<br />

bständige rieh, wie <strong>der</strong> wis Plato lert, sind durch dis tugend<br />

ufgebracht und erhalten, und zuo glich, wie die zuonemend o<strong>der</strong><br />

abnemend, bstond o<strong>der</strong> zergond, also ouch die rieh; wie dan<br />

so das von ie weit an harkomne und täglich erfarung gnuogsam bezögt,<br />

us welcher ouch, nach vernueftiger rechnung ufgangs und<br />

abgangs, erbuwung und Zerstörung gegenwechsel ermessen und<br />

erlernt mag lichtlich werden; nämlich uf volgend wis:


7<br />

[13] Art und wis ufgangs und afogangs aller zitlichen<br />

regimenten.<br />

Die wisheit, so da ist, wie <strong>der</strong> wis spricht, ein muoter aller<br />

guoten dingen, gebirt gerechtikeit, die') glichmaessikeit, die gmeinsame,<br />

die liebe, die ghorsame, die Ordnung, die einmietikeit,s<br />

die staerke, die arbeit, die richtuom, er und ruow. und diss ist<br />

das end und hoehe aller herschung, ouch im himmel, da si von<br />

<strong>der</strong> goetlichen, ewigen wisheit und macht unwandelbaren, ewigen<br />

bstand hat. Uf erden aber, wo dise fruecht nit mit stifen, wisen<br />

Satzungen, erhalten werden, o<strong>der</strong> Got wils umkeren, als damo<br />

alle zitliche ding, wen si ufs höchst kommen, wi<strong>der</strong> abstigend;<br />

anvahend, ufwachsend, stond, wi<strong>der</strong>um endend, abnemend,<br />

zergond; so gebaerend richtuom, 6r und ruow hochmietikeit,<br />

die ungrechtikeit, die vorteilikeit, die eigennuetzikeit, die<br />

(11) nid, <strong>der</strong> unghorsame, | die Unordnung, die zwitracht, die«<br />

swaeche, die miessige, die armuot, schand und ver<strong>der</strong>ben. [14]<br />

Wo aber Got wi<strong>der</strong> helfen und ufrichten wil, so gebaerend armuot,<br />

schand und ver<strong>der</strong>ben demietikeit, die gotzforcht, die wisheit<br />

und die, wie si <strong>der</strong>en wurzel ist, alle gute ding, also, so spricht<br />

<strong>der</strong> wis: mit iren sind mir alle gute ding zuo kommen 5 ); <strong>der</strong> wisen %><br />

herschaft wirt bstaendig sin, und die staet werdend behalten durch<br />

die witz <strong>der</strong> fuersichtigen. Und wi<strong>der</strong>um <strong>der</strong> unwis kueng ver<strong>der</strong>bt<br />

sin volk, und <strong>der</strong> Hergot wirt herni<strong>der</strong> rissen die stiel <strong>der</strong><br />

hochfaertigen, dan in siner band ist aller gwalt des erdrichs und<br />

des menschen, gibtz und nimptz wem und wan er wil, erhoecht25<br />

und ernidret waen und wen er wil 3 ). Und das ists gliickrad, darin<br />

<strong>der</strong> ganzen weit unbeständiger stand stetz umgat, welches nit,<br />

wie doch vil witziger narren meinend, das gestirn, sun<strong>der</strong> die<br />

gwaltige hand Götz tribt [15] alle sine weit, nach sinem almaechtigen,<br />

frien willen, durch gebuerliche mittel verwaltend undm<br />

verschaffend.<br />

i) seil: «die gerechtikeit gebirt». So auch im Folgenden: die = diese.<br />

2 ) Weish. Sal. 7. 11.<br />

3) Nach Jes. Sirach. 10.


8<br />

Von Got werdend zu erbuwung gut, und zii Zerstörung<br />

boes regenten geben.<br />

Der schaff nämlich, wie <strong>der</strong> prophet') sagt, us zorn regenten<br />

zuo ver<strong>der</strong>bung, als da sind kindisch, wibisch, löwisch, iglisch,<br />

sfuechsisch; o<strong>der</strong> us gnaden zuo erbuwung, wis, manlich, demietig,<br />

milt, trüw, die da zuo gegen den regenten des zorns, nach allem<br />

irem ] vermoegen, ouch mit ir selbs schaden, gmein er und nutz, (12)<br />

als harzü verordnete knecht, auch hiemit an alle frommen<br />

trungenlich suchend, fuerdrend und beschirmend; was aber denen<br />

10 widrig, als insun<strong>der</strong>s ßrgitikeit und eigennuetzikeit, ouch mit an<br />

alle laster und laestrer, on ansehen eincher person, gstrax [16}<br />

nach Ordnung rechtgschafner Satzung, verwerfen, hindren und<br />

ni<strong>der</strong>trucken, welche Satzung in guotem regiment zuoglich über<br />

obren und un<strong>der</strong>thanen herschen sol und muoss; dan wo die<br />

15 menschen über die gesaetzt herschend, da wirt selten Satzung<br />

gehalten; hierus den, wie on gsaetz, tyrannische, mutwillige<br />

herschung zuo ver<strong>der</strong>bung entspringt.<br />

Das ein lobliche stat Bern durch gemelte tugentsame<br />

mittel erwachsen und erhalten.<br />

Dannenhar nun kuntlich muoss sin, dass ein so lobliche, maech-<br />

20 tige stat Bern durch semliche tugentsame regierung angefangen,<br />

zugenommen, erhalten und so hoch gebracht, dass, nach dem si<br />

ire mur beschirmt, und ir umsaessen eintwe<strong>der</strong>s mit [17] williger<br />

früntschaft, o<strong>der</strong> mit genoetiger vigentschaft, hat beherschet, vor<br />

und nach Kiburgschen, Habschburgschen, Oesterrichschen herren<br />

25 und keisern, <strong>der</strong> Burgunschen, Meilandschen, Franzesischen und<br />

Schwaebschen krieglich anfechtungen Bit allein Bighaft sich erwert,<br />

sun<strong>der</strong> ouch baebst, bischof, keiser, kueng, herzogen, grafen,<br />

edlen, laen<strong>der</strong> | und staet, Tuetsch und Waelsch, in fruentlich vereinung (13)<br />

gewunnen, denen vil truewer und nuetzlicher hilf und dienst getan,<br />

ie allein, und ie, wie wol mit andren ir verwanten Eidi)<br />

Hoseas 13, 11. Die weitere Charakteristik: als da sind etc. gehört<br />

nicht mehr <strong>der</strong> Prophetenstelle an.


gnossen, so ist si doch an rat, e"r und macht ie und ie bis uf<br />

disen tag ob allen Eidgnossen die fuernemst von mengklichem<br />

geacht und gehalten. Si welle und sol ir 6r wol bedencken,<br />

und Got siner richlichen [18] gaben andächtig danken, <strong>der</strong><br />

si welle gnaediklich und glücklich zu sinem lob und zuo irem i<br />

heil ufnen, beschuetzen und beschirmen, amen.<br />

9<br />

[19] Besserung des anfangs geschribner kronick löblicher<br />

stat Bern, vor irem anhab 159 jar begriffend.')<br />

Des an<strong>der</strong> mines fuernemens, nämlich <strong>der</strong> besserung halb,<br />

halt sich also, dass, nach dem ich den anfang diser loblichen to<br />

stat Bern kronick, so bloss und in etlichen, nit den mindsten<br />

stucken, nämlich <strong>der</strong> jaren, landen, keisern und stiftherren halben,<br />

bresthaftig und gloubhaften <strong>der</strong> zit historien ungmaess erfunden,<br />

semlichen mangel in künftigem fuergenomnen register zuo besseren<br />

gedacht; so aber wir keiner stund laebens sicher sind, hat micli u<br />

fuer [20] guot und nuetz angesehen, hie zetuon einen gmeinen<br />

anfang, welcher zuo notwendikeit fuergenomner besserung inhalt<br />

vil lustiger gschichten, das land Burgun, die Roemschen keiser,<br />

(14) ouch baebst, | und die herren von Zeringen betreffend, in hun<strong>der</strong>t<br />

und nuen und fünfzig jaren, vor und in anhab <strong>der</strong> stat Bern»<br />

ergangen.<br />

i) Anshelm beginnt nämlich die « Besserung» <strong>der</strong> bereits bestehenden<br />

<strong>Chronik</strong> Justinger's und seiner nächsten Fortsetzer mit einer historischen<br />

Einleitung über die Zeit vor Gründung <strong>der</strong> Stadt, welche von 1032 bis<br />

1191 gerechnet, 159 Jahre umfasst.


1032.<br />

Wie und wen das kuengrich Burgun abgangen und ans (15)<br />

Roemsch rieh kommen ist.<br />

Im jar Cristi Jhesu 1032, babst Benedicts IX. im ersten,<br />

keiser Cuonrads IL von Franken im achtenden, kueng Heinrichs<br />

0 von Frankrich im andren, und kueng Ruodolfs IL von Burgun,<br />

Franzesischs, und von <strong>der</strong> muoter Swebischs stammens, im 38.')<br />

Als ietzt genenter [21] kueng Ruodolf ein milter, schlechter,<br />

unkriegbarer man was, ward er von sinen un<strong>der</strong>tanen und von<br />

den Franzesischen herren so hart veracht, beschwert und traengt,<br />

lodass er, on libserben sterbend, sine krön und rieh obgemelts<br />

keiser Cuonrads sun, Heinrichen, Roemschem kueng, von siner<br />

basen keiserin Gyssla gebornen, fri testiert und über gab. 2 ) (16)<br />

Hat ouch vor die grafschaft Waut <strong>der</strong> kilchen von Losan<br />

') Statt Rudolf IL soll es vielmehr heissen: Rudolf III., König von<br />

Burgund seit 993. Dieser aber war <strong>der</strong> Sohn Conrad's und einer Tochter des<br />

Königs Ludwig (Ultramarinus) von Frankreich. Siehe Hugo Floriac. a. a-<br />

955. (Fontes rerum Bernensium I. 272). «Von <strong>der</strong> Mutter schwäbischen<br />

Stamms» war dagegen sein Vater Conrad, <strong>der</strong> Sohn Rudolfs II. und <strong>der</strong><br />

alemannischen Herzogstochter Bertha.<br />

2) Die freiwillige Uebergabe des Nachfolgerrechts im Burgundischen<br />

Reiche durch den schwachen Rudolf III. an den Kaiser Heinrich IL (den<br />

Heiligen), den Sohn seiner Schwester Gisela (<strong>der</strong> altern), geschah schon 101&<br />

und 1018. Heinrich IL starb aber (1024) vor seinem Oheim Rudolf III., und<br />

es folgte ihm Conrad IL <strong>der</strong> Salier als deutscher König. Dieser war verehelicht<br />

mit (<strong>der</strong> Jüngern) Gisela, einer Tochter <strong>der</strong> Gerberga, <strong>der</strong> jüngsten<br />

Schwester Rudolfs von Burgund und Wittwe des Herzogs Ernst I. von<br />

Schwaben. Conrad machte nun, theila als Gemahl von dessen Nichte, theilsals<br />

Inhaber <strong>der</strong> deutschen Königskrone und Erbe Heinrich's IL, seinerseits<br />

Anspruch auf das dem letztern angefallene Recht, und nahm, nachdem Rudolf<br />

III. kin<strong>der</strong>los gestorben war, 1032 und 1033 Burgund gewaltsam<br />

in Besitz zu Händen seines von Gisela stammenden Sohnes, Heinrich III.<br />

(des Schwarzen). Anshelm hat sowohl die beiden Heinrich, als die beiden<br />

Gisela mit einan<strong>der</strong> verwechselt. — Sowohl Graf Odo von Champagne, <strong>der</strong><br />

Sohn einer altern Schwester Rudolfs, Bertha, als auch Herzog Ernst von


1032. 11<br />

gäbet'). Des glichen so hat sin anfrow, kuengin Bertha, geborne<br />

herzogin von Schwaben, vil und gross kilchen Stiftungen in disem<br />

land Buerginen geton. Und also so ist das Burgundisch kuengrich<br />

abermals, nachdem es uf 30 und 100 jar gwert 2 ), abgangen<br />

und ans Roemsch rieh in gemelter jarzal [22] abermals kommen. s<br />

Anfang <strong>der</strong> grafen von Saffoy, und beherschung Hochburguns<br />

von Frankrich.<br />

944. Wie wol nun keiser Ott I. von Saxen obgenants kuengrich<br />

vorlangest 3 ) uss <strong>der</strong> Franzosen haenden hat genommen, als<br />

dem Roemschen rieh zuständig, darus ein provinz des Roemschenio<br />

richs gemacht, von Franzosen des teils noch imperial proventza<br />

(17) gnent, darin das Deltinat 4 ), von Lyon am Rotten 5 ) ] hinab, und<br />

da graf Gerolten, sinem gsipten 6 ), einen teil darvon zuo lehen geben<br />

Schwaben, <strong>der</strong> Sohn <strong>der</strong> (Jüngern) Gisela aus erster Ehe, wurden von Conrad<br />

aus ihren nähern Anrechten mit Gewalt verdrängt. (Vergl. Wursteniberger<br />

Geschichte d. a. Landsch. Bern IL, 70—110 und Fontes rer. Bern. I. 307 ff.)<br />

') Die wahrscheinlich unächte Urkunde dieser Schenkung <strong>der</strong> Grafschaft<br />

Wadt, comitatus Waldensis, durch König Rudolf III. an den Bischof<br />

Hugo von Lausanne und seine jeweiligen Nachfolger ist abgedruckt und in<br />

Facsimile dargestellt in Mem. et Doc. S. R. VII. (Fontes r. B. I. p. 293).<br />

2) Das Königreich Burgund entstand schon 888 mit <strong>der</strong> Wahl Rudolfs I.<br />

zum König, dauerte also genauer 144 Jahre.<br />

s ) Otto I. hatte schon nach dem Tode Rudolf II. seine Gewalt über<br />

das Burgundische Reich auszudehnen versucht; er nahm den noch unmündigen<br />

Thronerben Conrad, den Bru<strong>der</strong> seiner spätem Gattin Adelheid, mit<br />

sich an seinen Hof und beanspruchte, wie es scheint, auch nach dessen<br />

Rückkehr (943) eine Art von Oberherrlichkeit. Zugleich bekriegte er 940<br />

und 946 den König von Frankreich, um Hochburgund zu behaupten. Siehe<br />

Flodoard und Richerus (Fontes r. B. I. 267 und 269. Dümmler, Otto <strong>der</strong><br />

Gr. Jahrb. d. dtsch. Geschichte).<br />

4 ) Das Delphinat o<strong>der</strong> die Dauphine erstreckte sich von Lyon längs<br />

<strong>der</strong> Rhone hinab bis an die Provence.<br />

5 ) Rotten ist <strong>der</strong> Rhodan, die Rhone.<br />

6) Die Person dieses Grafen Gerold von Genf und dessen Zusammenhang<br />

mit Otto dem Grossen, sowie mit <strong>der</strong> Burgundischen Königsfamilie<br />

bildet eine viel besprochene Frage. Fr soll <strong>der</strong> Vater des Humbert Weisshand,<br />

des Anfängers des Savoyischen Hauses, gewesen sein. Vergl. Secretan,<br />

Me'm. et Doc. de Geneve XVI. Meyer von Knonau, Forschungen z. d.<br />

Gesch. VIII. Wurstemberger a. a. O. IL 87.


12 1032.<br />

dannenhar die grafen, jetzt herzogen, von Saffoy iren anfang<br />

hond, des Roemschen richs fuersten, die iren teil des küngrichs<br />

Arles, item und am Alpgebuerg vom mer haruf und harus bis<br />

gon Guemina 1 ), beherschet haben; den dritten teil, nämlich die<br />

»Helvetier, hond sich selbs fuer und fuer in ir alte friheit durch<br />

ire Eidgnossen puend gebracht, bi den usseren das Switzer land<br />

gnemt, desse ein lobliche stat Bern den grösseren teil zuo unserer<br />

zit besitzt. So haftend doch den meren teil den unmiessigen<br />

keisern die unlidigen Franzosen wi<strong>der</strong> abzogen, unss dass obgewmelte<br />

Übergebung beschach; dennocht so wards dem keiser nit<br />

ganz, sun<strong>der</strong> das Hochburgun, ennert dem Bisanzer bürg 2 ) bis<br />

gon Orlienz 3 ), behielt obgenenter kueng Heinrich von Frankrich,<br />

mit keiser Heinrichen zuo Metz vertragen 4 ), [23] zuo leben, und gabs<br />

sinem sun Robert in herzogthuoms nammen. 5 ) Ist ouch also an<br />

i5 <strong>der</strong> krön von Frankrich stammen hernach beliben, welche us<br />

hinlaessikeit <strong>der</strong> keiseren den merteil des nidren Burguns abermal<br />

hat wi<strong>der</strong> nah und nah zuo im gezogen, und das so hoch bracht,<br />

dass <strong>der</strong> letst ires stammens, herzog Carle, in siner person das<br />

Burgunsch küngrich | vermeint mit keiser Fridrichs gunst und (18)<br />

20gab wi<strong>der</strong> ufzerichten, und sich von Frankrich frien, und einen<br />

frien kueng von Burgun ze nemmen und ze halten.<br />

Beherschung und zertrennung des ni<strong>der</strong>en Burguns, und<br />

doch alles von Roemschen keisern lehen beliben.<br />

Den andren teil des kuengrichs Burgun, gnemt Ni<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

25 Min<strong>der</strong>, und Usser Burgun, von Bisanz, zuvor ein richs stat, an<br />

dem gebuerg ab <strong>der</strong> Sonen 6 ) und dem Rotten nach biss gon [24]<br />

i) Gümminen an <strong>der</strong> Saane; bis dahin erstreckte sich zu Zeiten die<br />

Macht <strong>der</strong> Grafen von Savoien.<br />

2j Das Bysanzer-Bürg ist <strong>der</strong> Theil des Jura in <strong>der</strong> Gegend von Besancon.<br />

3) Orlienz = Orleans.<br />

4) Von einer Zusammenkunft Heinrichs III. mit König Heinrich von<br />

Frankreich in Metz ist in den Quellen nirgends die Rede. Vielleicht liegt<br />

eine Verwechslung vor mit den Zusammenkünften zu Ivois, 1043 und 1048,<br />

wo aber über Burgund nicht verhandelt wurde (vgl. Steindorff. Heinrich III.<br />

Bd. I. 176 und II. 43).<br />

5) Robert L, Sohn des Königs Robert von Frankreich erhielt 1032<br />

von seinem Bru<strong>der</strong>, König Heinrich, das Herzogthum Burgund.<br />

•) Die Saone, welche sich bei Lyon in die Rhone (Rotten) ergiesst.


1032. 1045. 1048. 1052. 13<br />

Arie •), dises ganzen kuengrichs houptstat, dannenhar keiserOttIV.<br />

herzog von Brunswig sich namt Roemscher keiser und ein kueng<br />

von Arie 2 ); und harusser zwischend dem Leber- 3 ) und Alpgebuergen<br />

gon Zuerich, die ein anfang und ein edel, alt houpt des<br />

maechtigen kuengrichs Swaben 4 ), und unss gon Chuur hinuf, hond &•<br />

obgemelter keiser Cuonrat und sine nachkommen mit gewerter<br />

band den Franzosen und den Burgunschen grafen anbehalten.<br />

(19) Nämlich so bezwang | keiser Conrads sun, keiser Heinrich III.,<br />

<strong>der</strong> zum andren mal selbs personlich zuo Solaturn 5 ) gewesen<br />

[1045, 1048, 1052], die zwen grafen, Reinolten von Bisanz undw<br />

Gerolten von Saffoy 6 ), und macht aber, wie vor besehenen 7 ), ein<br />

provinz o<strong>der</strong> land des Roemschen richs darus; das ouch also<br />

beliben, unss dass es, wie vor gesagt, us hinlaessikeit und<br />

i) Arles o<strong>der</strong> Arelate war die Hauptstadt des von Boao im Jahr 879<br />

gestifteten Königreichs Burgund, das daher das Königreich Arelat hiess.<br />

Zum Unterschied von Hochburgund wnrde es Nie<strong>der</strong>burgund genannt.<br />

Hochburgund begriff die Gegenden nördlich vom Jura, die spätere Freigrafschaft,<br />

Nie<strong>der</strong>burgund die Län<strong>der</strong> zwischen <strong>der</strong> Saone, Rhone, dem<br />

mittelländischen Meere und den Alpen. Rudolf II. vereinigte das Reich<br />

Arelat durch Uebereinkunft mit dem König Hugo von Italien 933 mit<br />

seinem transjuranisch-burgundischen Reiche. Luitprand Antapod. III. 47.<br />

(Fontes r. B. und I. 265).<br />

a ) Schon Rud. von Rheinfelden wurde so genannt, und Friedrich I.,<br />

<strong>der</strong> Rothbart Hess sich 1157 zum König von Arelat krönen.<br />

3 ) Der Leberberg ist <strong>der</strong> Jura. Das Land zwischen Jura und Alpen<br />

hiess Transj uranien, und es soll dieser Name zur Zeit Dagobert's I. allerdings<br />

über die ganze innere Schweiz bis zum Bodensee ausgedehnt worden<br />

sein. (Vergl. die Urkunde Friedrich's 1. vom 27. Nov. 1155, Fontes I, 205.)<br />

4 ) Warum Anshelm Schwaben als ein Königreich bezeichnet, ist nicht<br />

erklärlich.<br />

5) Solothurn galt als eine Hauptstadt des Burgundischen Reichs, wo<br />

öfters die Grossen sich in den Angelegenheiten des Landes versammelten.<br />

Heinrich III. hielt selbst dort zwei Reichstage, wie A. richtig angibt, 1045<br />

und 1048 und dann wie<strong>der</strong> 1052; aber schon 1038 (September) war er dort<br />

feierlich als König von Burgund proklamirt worden. Wipo, vita Chunradi.<br />

Herrn. Aiig. chron. (Fontes I. 317 u. ff., vergl. Wurstemberger IL, 109. 158,<br />

Giesebrecht, Kaiserzeit, II. S. 339, Steindorff, Jahrb. Heinrich's III. Bd. I. 219.<br />

II. 39. 169.)<br />

6 ) Zu Solothurn 1045 huldigten die beiden Burgundischen Grossen,<br />

Reinald, Graf von Hochburgund, und Gerold, Graf von Genf, dem König<br />

Heinrich III. Herrn. Aug. chron. (Fontes I, 319). Heinrich hatte sich<br />

1043 mit Agnes von Poitou, einer Nichte Reinald's vermählt.<br />

7 ) Nämlich, wie oben angeführt, zur Zeit Otto's I.


14 1045. 1048. 1052.<br />

gschaeften <strong>der</strong> keiseren, vilen herren, heimschen und fremden, in<br />

lehens [25] o<strong>der</strong> amptz wis geteilt, und nah und nach vil <strong>der</strong><br />

teilen fri und eigen worden. Noch dennocht unsshar das ganz<br />

Burgun, was die kueng o<strong>der</strong> herzogen, von Frankrich geborn 1 ),<br />

5 die bischof von Bisanz, Basel, Jenf, Losan, Sitten, Costenz und<br />

Chuur, item die herren von Kiburg und Buochegk, bede gnemt<br />

landgrafen in Bürgenden, von Saffoy, Nuewenburg, Wyssenburg,<br />

Zeringen, In<strong>der</strong>lacken 2 ), Habsburg, Oesterrich und zuoletst Bern,<br />

dar von ingehept, o<strong>der</strong> noch, so nit geeignet o<strong>der</strong> gefrigt, in hond,<br />

io ist alwegen vom Roemschen rieh und keisern nach lehens recht<br />

enpfangen und bestaet worden.<br />

Dass ein stat Bern alwegen in des Roemschen richs land (20)<br />

und hand ist gwesen.<br />

Us oberzaeltem grund ist kuntlich, dass dis loblich stat<br />

i5 Bern im nidren, usseren Burgun, Buerginen o<strong>der</strong> Buergental 3 ), nach<br />

oberzaelter zit [26] erbuwen, in des Roemschen richs, und deshalb<br />

in des Roemschen keisers eigenschaft ie und ie gwesen,<br />

dem herzogen von Zeringen, irem stiftherren, nit witer verpflicht,<br />

dan so wit im als belehneten Stifter o<strong>der</strong> gesetztem lantvogt<br />

so von sinem herren, dem Roemschen keiser, mocht gebueren, welchem<br />

er ouch, als erblos, mit verkoster o<strong>der</strong> erkoufter eigenschaft,<br />

<strong>der</strong> stat und lands lehen hat uebergeben o<strong>der</strong> heim lassen vallen.<br />

Das alles us <strong>der</strong> stat Bern guldinen hantveste mag erlernt<br />

werden, die nit <strong>der</strong> herzog, sun<strong>der</strong> schultes, raet und burger<br />

25 vom keiser erworben haben.')<br />

i) Von Frankrich geborn, aus französischem Stamme. Die Herzoge<br />

von Burgund waren vom Gebinte <strong>der</strong> Könige in Frankreich, wurden aber<br />

stets als Lehensträger des deutschen Reiches betrachtet.<br />

! ) Auch das Kloster Interlaken gehörte zu den bedeutenden Landesherren<br />

in Helvetien, denn ihm hatten die Kaiser all' ihr Gut an den<br />

Gletschern des Grindelwalds und <strong>der</strong> lseltwal<strong>der</strong>-Wüste gegeben. (1146).<br />

Zeerle<strong>der</strong>, Urkunden. I. Nr. 42.<br />

3 ) Schon bei Orosius (hist. Rom. VIL, 32) findet sich die son<strong>der</strong>bare<br />

Erklärung des Namens <strong>der</strong> Burgun<strong>der</strong> von ihren Burgen: gentem ita nomen<br />

ex opere praesumsisse, quia crebra per limitem habitacula burgos vulgo<br />

vocant. Dieser Ableitung entspricht die öfter wie<strong>der</strong>kehrende populäre<br />

Verdeutschung Bürgenthal für Burgund.<br />

4 ) Ueber die Handveste siehe hernach.


1056. 15<br />

Dass die herren Ton Zeringen iren stammen von Habsburg<br />

und iren zunammen von irer herschaft Zeringen<br />

hond. Berchtold <strong>der</strong> erst.<br />

Wer aber die herren von Zeringen sigid, vindt sich zum<br />

gloublichsten also: dass in obergangnen jaren gwesen sigid g<br />

(21) grafen von Habsburg'), Schwaebscher | nation, gebruee<strong>der</strong>, herren<br />

im Suntgoew und Brysgoew, mit nammen Gebiso, Ber[27]thilo<br />

und Betzolin, desse sun Rapot, keiser Heinrichs truewer diener,<br />

mit hilf sines bru<strong>der</strong>s Beringers 2 ), bischoffen zu Strassburg, gebuwen<br />

hat das schloss Habsburg bi Brück im Argoew, und ge-io<br />

stift das kloster Mure an <strong>der</strong> Rüss, da er begraben ligt. Und<br />

von dem Berthilo sol geborn sin graf Berthold, <strong>der</strong> da die herschaft<br />

Zeringen am Schwarzwald, ietz bi Friburg im Brysgoew,<br />

hab besessen, dannen har er und sine nachkommen iren zuonamen<br />

hond behalten von Zeringen. «<br />

Wie das herzogtüm-Swaben dem ersten Berchtold, grafen<br />

von Zeringen, verheissen, aber dem graf Rudolfen<br />

von Rinfelden, ouch das herzogtiim Burgun geben<br />

ward.<br />

Dis erster Berthold von Zeringen dient keiser Heinrichen III., 20<br />

keiser Cuonrats sun, so wol, dass er [28] im das herzogtuom<br />

Swaben, nach abgang herzog Otten von Swinfurt, <strong>der</strong> alt und on<br />

lib erben was, ze geben verhiess, im ouch desse zuo Wortzeichen<br />

sinen finger ring [1056] gab. 3 ) In dem starb 4 ) <strong>der</strong> from, milt,<br />

(22) herlich | keiser, verliess einen achtjaerigen sun 5 ), jetzt Roemschen 25<br />

küng, keiser Heinrichen IV., un<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verwaltung siner herlichen,<br />

wisen muoter, keiserin Agnes, us Verordnung ires herren<br />

') Der verwandtschaftliche Zusammenhang <strong>der</strong> Zähringischen Familie<br />

mit dem Habsburgischen Stamm ist viel besprochen, aber noch nicht<br />

zweifellos hergestellt. Vergl. die Werke von Schcepflin, Guillimann,<br />

Herrgott, Eccard, Leichtlen, Roepell u. A.<br />

2) Sonst gewöhnlich Werner genannt.<br />

3 ) Ekkehardi chron. universale. (Mon. Germ. VIII.)<br />

4) 1056 den 5. October zu Botfelden.<br />

5 ) Heinrich IV. war beim Tode seines Vaters nicht acht, son<strong>der</strong>n erst<br />

sechs, nach Lambert Hersf. sogar erst fünf Jahre alt.


16 1056. 1057. 1060.<br />

seligen, herzogin zuo Beyern i); ward den Roemschen baebsten so<br />

ganz un<strong>der</strong>tan, dass si inen ze willen, wi<strong>der</strong> menschliche art<br />

und vernuft, iren einigen sun den keiser verliess, ja vervolgt,<br />

und zuo Rom im kloster ire zwenzigjaerige witwenschaft endet. 2 )<br />

5 Also nun hienach im nächsten jar, nämlich Cristi Jhesu im<br />

1057, obgenaemter herzog von Swaben ouch von diser zit abgescheiden<br />

was, er- [29] vordret graf Berchtold von Zeringen, uf im<br />

beschechne zuosag, das herzogtuom Swaben. Welches do die<br />

keiserin regentin gab dem wisen, herlichen graf Rudolfen von<br />

loRynvelden, als etlich achtend Habsburgs, ich aber Burgunschs<br />

geschlechtz, iedoch den Swaebschen und Burgunschen fuersten gesipt.<br />

3 ) Und da mit er das möchte behoupten, und dem jungen<br />

keiser dester beholfner und truewer solte sin, durch mittel des<br />

bischofs von Costenz, ward im vermählet des keisers swester,<br />

, 5 Mechthikl, und des nidren Burguns herzogtuom darzuo gelehnet,<br />

und also ward diser graf Rudolf herzog zuo Swaben und<br />

Burgun.<br />

Wie graf Berthold von Zeringen, zn Kernten herzog (23)<br />

gnemt, allein den nammen im und sinen nachkommen<br />

20 hat behalten.<br />

[30] Da mit aber <strong>der</strong> von Zeringen siner ansprach, Unwillen<br />

und gsuochs gestillet soelte sin, ward im [1060] das herzogtuom<br />

Kernthen geben 4 ), desse doch we<strong>der</strong> er, noch sin sun Berchtold<br />

ze ruowen (kam), sun<strong>der</strong>, mit anhang <strong>der</strong> Sachsen und Beyeren,<br />

25wi<strong>der</strong> den keiser und herzog Ruodolfen so wit handlet, dass im<br />

<strong>der</strong> keiser Kernthen nam, und gabs sinem gesipten, margraf<br />

i) Das erledigte Herzogthum Baiern hatte Heinrich III. sonstiger<br />

Uebung zuwi<strong>der</strong> seiner Gemahlin Agnes gegeben.<br />

2) In dem Kampfe zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII.<br />

stellte sich bekanntlich des erstem Mutter, die Kaiserin Agnes, durchaus<br />

auf Seite des Papste3.<br />

3) Die Vermuthung einer Abstammung Rudolfs von Rheinfelden von<br />

dem erloschenen und verdrängten Burgundischen Königshause kehrt bei<br />

manchen Geschichtsforschern wie<strong>der</strong>. Rudolf war zuerst mit einer Schwester<br />

Heinrich's IV., (Ekkeh. chron. univ. 1057.) dann mit einer Schwester von<br />

dessen Gattin vermählt. (Vergl. auch Giesebrecht, III, S. 58. — F. 0. Grund,<br />

die Wahl Rud. v. Rh. Leipzig. 1870.)<br />

4 ) Ekkeh. chron. univ. 10G1. (Mon. Germ. VIII., 198.)


1060. 1076. 17<br />

Lupoiden von Oesterrich 1 ), und also ist denen von Zeringen<br />

bliben <strong>der</strong> nam herzog, on eigenschaft einches herzogtuoms.<br />

Urhab <strong>der</strong> schwaecherung und zertrennung des tntsehen<br />

keisertüms mit staerkung und einung des Roemschen<br />

babsttiuns.<br />

B<br />

Do nun keiser Heinrich zuo sinen tagen kommen, das regiment<br />

von siner baebstischen muoter zuo sich genommen, nach siner<br />

lob[31]lichen vorfaren keiserlichen gwalt und frien gnaden, die<br />

leientuom und priestertuom vergäbet und belenet, kam er in<br />

grossen Ungunst etlicher fuersten, bischoffen, und besun<strong>der</strong> in die w<br />

allerungnaedigste Verbannung <strong>der</strong> Roemschen baebsten, sun<strong>der</strong>lich<br />

Gregor VII., Benedictiner ordens, zuo Ruegisperg ein prior ge-<br />

(24) wesen 2 ), welcher zum fuertrefliebsten des | entcrists warfen, nämlich<br />

die bermentinen und bliginen pfil 3 ), so kräftig und so<br />

gwaltig gmacht hat, dass sid <strong>der</strong> zit, nämlich vom jar Cristiis<br />

Jesu 1076, biss uf den fuerschiessenden Luther von Saxen 4 ),<br />

in fierhun<strong>der</strong>t und sechs und vierzig jaren, kein keiser, kein<br />

kueng, kein fuerst, kein land, kein stat uetzet darwi<strong>der</strong> hat vermögen;<br />

so schädlich und vergift, dass in allem Roemschen rieh,<br />

Tuetschs und Welschs lands, zevor und hernach, in allen crist-20<br />

liehen nationen, in beden ständen, kein glouw, kein frid, kein<br />

ghorsame, [32] sun<strong>der</strong> uncristlich meineid, unmenschlich krieg<br />

und unzaelich bluotvergiessen vom Bin und Rom bis gon Jherusalem,<br />

Cristi selbs und <strong>der</strong> cristen maetze, und biss zuo unsern<br />

i) Ekkeh. a. 1073.<br />

Die beigefügte Bemerkung findet sich bei Bernold (Mon. Germ. VII.<br />

454) auf Berchtold IL bezüglich: Qui nondum aliquem ducatum habuit,<br />

etsi iam dudum nomen ducis habere consuevit.<br />

2) Woher A. letztere Angabe hat, ist nicht nachzuweisen. Im Leben<br />

Hildebrands findet sich keinerlei Anhaltspunkt. Vergl. Stu<strong>der</strong>, Gesch. d.<br />

Kl. Rüeggisberg, im Berner Taschenbuch 1880.<br />

3 ) Die päpstlichen Bullen auf Pergament und mit bleiernen Siegeln<br />

werden als Waffen des Papsts mit Pfeilen verglichen.<br />

4 ) Luther wird als «feuerschiessend » bezeichnet, ohne Zweifel weil er<br />

im Gegensatz zu den pergamentenen und bleiernen Pfeilen des Papsts mit<br />

an<strong>der</strong>n, geistigen o<strong>der</strong> feurigen Waffen den Antichrist bekämpfte.<br />

2


18 1076.<br />

erst gar tyrannischen ziten, on zal, on mass, ouch an<strong>der</strong> denen<br />

heiligsten nammen Gots, Cristi Jesu, Petri, Pauli und <strong>der</strong> kilchen,<br />

hond inueessen gwaltigen, unverhin<strong>der</strong>lichen fuergang haben. Und<br />

wo unser almaechtiger vater Got, um liebe und er willen sines<br />

ssuns, unsers war gnädigsten herren Cristi Jesu, zuo siner glori<br />

und <strong>der</strong> gleubigen heil, dem entcrist sin hand nit verkürzeret,<br />

raftss noch grimmer wieteri, dan ie vor, fuergon. Es ist on<br />

zwifel von Got recht angesehen zuo unsern ziten, durch die des<br />

entcrists waffen ze stumpfen, durch welche ers zuo siner zit hat<br />

logespitzt, nämlich die Saxen, welche da fuernemlich gemelten babst<br />

schirmtend, und irem herren, dem keiser, wi<strong>der</strong>strebten. •)<br />

[33] Tat und gebot des entcrists mordax, babsts (25)<br />

Gregorii des nammens des suebenden.<br />

Obgemelter babst Gregorius, billich von den Roemschen hochisgeriemt,<br />

und von den Tuetschen noch billicher hochgescholten,<br />

gebot: man soelte keins huorers mess hoeren; nit mit laeren haenden<br />

zur mess kommen; fleisch und bluot da glouwen; dass gewichte<br />

und onlensprofesspersonen kein öh mechtid noch soeltid bezielien;<br />

klosterluet kein fleisch essen; dass kein lei zehenden haette; dass<br />

20 als ketzerisch verbant wäre, welcher lei, ouch <strong>der</strong> keiser, so uf<br />

pfruonden und prelaturen bestetigung gebe, und die, so si von<br />

im bekantid. Von wegen des nächst gemelten gebots, und um<br />

andre herlikeiten, den keisern rechtlich zuostaendigen, nämlich ums<br />

kuengrich Napols 2 ) und andre fuerstentuoui in Italien, Saut Peters<br />

2:, Erb 3 ) genemt, zum teil mit gwalt von bäbsten den hinlaessigen<br />

o<strong>der</strong> verhindreten keiseren abgelogen o<strong>der</strong> abgezogen, und von<br />

diss keiser [34] Heinrichs basen, Mechthilden, mit geistlicher list<br />

ererbt 4 ); bi acht | keiseren, redlicher forsten, nachenan<strong>der</strong>, zuo (26)<br />

') Der Aufstand <strong>der</strong> Sachsen war es gewesen, <strong>der</strong> Heinrich IV. den<br />

Kampf mit dem Papstthum erschwerte.<br />

2) Der Papst behauptete, dass dieses Königreich ein Lehen des römischen<br />

Stuhles sei.<br />

3) Patrimonium Petri, <strong>der</strong> spätere Kirchenstaat.<br />

4) Mathilde, Markgräfin von Thuscien, die eifrige Anhängerin Papsts<br />

Gregor VII., vermachte bei ihrem Tode einen grossen Theil ihrer Güter


1076. 19<br />

grossem, unsoeglichem schaden und ewiger schand aller Tuetschen<br />

nation, ja ganzer cristenheit, mit dem bann jaemerlich verberget,<br />

o<strong>der</strong> mitan ins Türken maetze gschickt sind. Und mit den nachgoenden<br />

des entcrists gwaltigste houpt buechsen, nämlich: dass<br />

<strong>der</strong> Roemsch babst us goetlichem gwalt ueber concilia, über evan-s<br />

gelia, ueber die keiser wäre, annemen o<strong>der</strong> verwerfen moechte;<br />

dass man dem babst und baebstlichem bann, bi ewiger straf, zuo<br />

glich cristo, soelte und mueesste ghorsam sin, bracht er und sine<br />

nachkomen, insun<strong>der</strong>s Tuetsche land, dahin, dass semliche ufruoren<br />

und zwitracht in geistlichem und weltlichem regiment ward, 10<br />

<strong>der</strong> glichen nie gehoert; also dass ouch die nächst angebornen,<br />

muoter, [35] suenen, veter, basen, swaeger und andre gesipten und<br />

eidsverwanten, Saxen, Beier, Swaben und Walhen, den keiser,<br />

so in fünfzig jaren sines keisertuoms wi<strong>der</strong> sin unghorsamen und<br />

vigend mit ufgerichter paner zwei und sechszig vaeldstrit er- 1 »<br />

harret, Rom mit gwalt ingnommen, wi<strong>der</strong> er und eid, uf a ) sin,<br />

des babsts absoluz •), unss in sinen erbärmlichen tocl vervolgtend,<br />

und <strong>der</strong> babst Pascalis, fuenf jar nach sinem tod, im cristliche,<br />

gebuerliche begraebnues vorhielt, in ouch vor im leben dahin zogen,<br />

(27) dass er hie anzognem j Gregorio, 1076, gan Canuss 2 ) ruchsso<br />

winters zit uss Tuetschlanden entgegen reit, vor <strong>der</strong> stat, wullin,<br />

barhoupt und barfuoss, in drien tagen, mit sinen und aller biwesenden<br />

weine<strong>der</strong> pit kum von dem entcrist baebstliche gnad und<br />

absoluz erwarb. [36] Und das alles hiess cristlich in cristus und<br />

<strong>der</strong> heiligen kilchen nammen: wäre doch bi heiden und tuerken25<br />

unmenschlich gehandlet. Dass aber die keiserischen verbanneten,<br />

und von <strong>der</strong> gmeinsame ums babsts und siner pfaffheit selbs erdichten<br />

friheit willen usgeschlossen, den babst und sine anhaenger<br />

mit irem mutwilligen bann nuet schätzten, ouch verjagten,<br />

wuergten, klester zerissen, mess hielten, pfaffen, insun<strong>der</strong>s pfarrer, 30<br />

a ) Im Mskr. vffs.<br />

(einen Theil von Mantua, Parma, Modena, Ferrara) dem päpstlichen Stuhle,<br />

über welche Mathildische Erbschaft nachher häufige Streitigkeiten ausbrachen.<br />

Vergl. Giesebrecht. Gesch. d. Kaiserzeit. III. 187 ff. G22 ff.<br />

i) Der Papst hatte den Kaiser in den Bann gethan und Je<strong>der</strong>mann<br />

des Eides und <strong>der</strong> Pflicht gegen ihn entlassen.<br />

2) Canossa, im Januar 1077.


20 1077.<br />

sich verelicheten, muench und nonnen ire klester verliessend, die<br />

leien prediten und touftend, das Messend den baebstischen so<br />

grusam gruewel, wie wol ab inen verursacht, dass si die ze dämmen,<br />

ouch mit noch nie wi<strong>der</strong>brachter zertrennung und ver-<br />

5 wirrung des ganzen Roemschen richs, ja ganzer cristenheit, keines<br />

grusamen gruewels anzerichten verschonten, ban, laestrung, verraeteri,<br />

fir und isen on erbaermd bruchtend: diss, diser zit geschichten,<br />

[37] sind hie unseren ziten zuo einem exempel in<br />

gmeiner sum angezogen; da mit (die) so die warheit des waren<br />

io evangeliums Cristi Jesu | erkennend, sich des entcrists list, hoch- (28)<br />

muot und grim dester min<strong>der</strong> verwundrid, und dester gedultiger<br />

tragid, so doch iezt und vil jaren bar die keiser mit allerlei künstlichen<br />

sägen uebergweltiget, in siner hand ballet, aller weit trutzt,<br />

und doch nuet dan zuo sinem nuz mit fremdem schaden usricht.<br />

15 Wer weisst doch nit, dass in fünfhun<strong>der</strong>t jaren das grest und<br />

unzaellichst bluotvergiessen, bi Cristen und Türken ergangen, von<br />

<strong>der</strong> Roemschen allerheiligste heilikeit angericht und gefuoret; in<br />

allem Roemschen rieh Tuetscher und Waelscher landen, kein einikeit<br />

noch ghorsame gewesen. Welcher keiser den babst hat kuesst,<br />

20 hat mueessen sich siner herlikeit verzuehen, friheit, land und luet<br />

vergaben und fuossknecht bliben. [38] Welcher aber den babst<br />

nit hat wellen kuessen, hat mueessen den Tuerken kuessen. Welcher<br />

aber entwe<strong>der</strong>n hat wellen kuessen, hat mueessen verachtet sin.<br />

Und also , so sind <strong>der</strong> babst und <strong>der</strong> Tuerk <strong>der</strong> blinden weit zuo<br />

25billicher straf unbilliche herren worden.<br />

Wie herzog Rudolf von Rinvelden wi<strong>der</strong> sinen herren<br />

und swager, den keiser, zu Roemschem kung ward<br />

erwoelt.<br />

Im jar Cristi Jesu 1077, nach dem und obgenamter babst<br />

soGregorius hat keiser Heinrichen und alle sine bistaen<strong>der</strong>, als<br />

<strong>der</strong> Roemschen kilchen wi<strong>der</strong>spennige kaetzer, in höchsten<br />

ban vertuet und verschossen, im all sin un<strong>der</strong>tanen und geschwornen<br />

von schuldiger ghorsame und eiden absolviert, im<br />

ghorsame und | eid ze leisten bim ban verboten, und den kur- (29)<br />

35forsten geboten, einen Roemschen kueng [39] wi<strong>der</strong> den tyrannen


1077. 1073. •21<br />

Heinrichen zuo erwellen •); erwaeltend die Saxen, Swaben und ir<br />

Anhaenger, mit nammen herzog Gwelf von Beiern und herzog<br />

Berthold von Zeringen, von Keratinen vertriben, des keisers<br />

swager *) und zweier herzogtuomen gswornen lehenman, herzog<br />

Ruodolfen von Rinvelden 3 ), gekrönt zuo Mentz mits babsts be- 5<br />

stetigling, sagende: Roma dedit Petro, Petrus diadema Rodolpho.<br />

Rom hat Sant Petern und Peter die Krön Ruodolfen geben.<br />

Wie <strong>der</strong> jung herzog Berthold von Zeringen kueng Rudolfs<br />

dochterman und herzog in Swaben worden, und wie<br />

<strong>der</strong> alt Berthold gestorben.<br />

io<br />

Do nun diser herzog Ruodolf, von den baebstischen beredt,<br />

römscher kueng was worden, gab er herzog Bertholds von Zeringen<br />

sun, dem jungen Bertholten, [40] sine einige erbdochter 4 )<br />

satzt in und den vater in die herzogtuom Swaben und Burgun.<br />

Und zuo hand greif keiser Heinrich dise land, als siner abtrinnigen2o<br />

und meineidigen fienden herberg, an, schleifts und verbrants,<br />

gab bischof Burchaten von Losan die landschaft zwischen Sant<br />

Bernharz berg und dem Lebrer 5 ). Ward diser bischof hernach<br />

[1089] bim keiser in einer ufruor vom margrafen Egbert von<br />

Thüringen in Thüringen erstochen, als er des tags dem keiser25<br />

(30) die | lanzen Cristi vortragen hat, uf ein sontag des winacht<br />

abends 6 ). Derglichen so handlet ouch graf Fridrich von Stouffen<br />

in Swaben. Und do nun herzog Berthold <strong>der</strong> alt des keisers<br />

glueck sach, floh er in sin vest schloss Lintperg, ward vor leid<br />

unsinnig, und starb in acht tagen, im jar Cristi Jesu 1078 7 ).30<br />

') Die Excommnnication gegen Heinrich IV. wurde im Februar 1177<br />

ausgesprochen.<br />

2 ) Siehe oben Seite 16, Anm. 3.<br />

3 ) Den 15. März 1077 zu Forchheim. Die Krönung fand am 26. März<br />

in Mainz statt.<br />

4 ) Agnes genannt. Die Vermählung fand bald nach Ostern 1079 statt,<br />

s. Bertholdi Ann.<br />

5 ) Lebrer = Jura. Die Urkunde, datirt Speyer, 1080 (1079) s. Zeerl. I. 45.<br />

Fontes r. B. I. 340.<br />

6 ) Vergl. Cart. von Lausanne, fol. 7. (Font. r. B. I. 350.) Annales<br />

Disibodenb. (Mon. G. vol. XVII.)<br />

7 ) Berchtold 1. von Zähringen starb den 6. November 1078 auf seinem<br />

Schlosse Limburg (Ekkehard nennt 1077 als dessen Todesjahr).


22 1079.<br />

Wie küng Rudolf, vom keiser umkommen, geendt hat.<br />

Darnach im jar Cristi Jesu [41] 1079, in Saxen, an <strong>der</strong><br />

dritten schlacht, so si bed personlich gegenenan<strong>der</strong> nit mit<br />

wenig bluots geton, ward kueng Rudolfen sin rechte band abge-<br />

5 howen, <strong>der</strong> wunden er zu Moersburg •) starb, und daselbs kuenglich<br />

begraben. Bekant an sinem end die verdiente straf sines<br />

meineids, vom babst erwegt, sprach zuo den umstoenden: Nemend<br />

war! das ist die hand, da mit ich minem herren geschworne<br />

truew geben hat! Iezt verlass ich sin rieh und min leben; luogent<br />

ioir, die mich uf sinen stuol gesetzt hond, dass ir recht gehandlet<br />

habid! Do nu <strong>der</strong> keiser zuo kueng Rudolfs grab kam, und im<br />

einer sagt: worum er sinem meineidigen, toetlichen vigend kuengliche<br />

begräbt gestattete? antwort: er weite, dass j alle sine vigend (31)<br />

so herlich vergraben waerid; er gönne im totne ruow und er.<br />

15(42) Wie das Herzogtum Swafoen an die frigrafen von<br />

Stoufa kommen, und den von Zeringen enzogeu ist.<br />

In obgezaeltem jar 1079, nach dem nun keiser Heinrich<br />

sinen undankbaren wi<strong>der</strong>keiser Rudolfen hat ueberwunden und<br />

umbracht, und im <strong>der</strong> frigraf Fridrich, alts, edels, Swaebschs<br />

2ostammens von Hohenstoufa, wol und erlich gedient, an truew,<br />

wisheit und manheit bewert, vermehlet er im sine tochter<br />

Agnesen, und gab im zuo estuer das alt, edel Herzogtum Swaben.<br />

Und also hond die herren von Stoufa dis herzogtuem hun<strong>der</strong>t<br />

und siben und nuenzig jar fürstlich besessen, und sechs herlich<br />

25keiser geben; alle und <strong>der</strong> ganz edel stam von baebsten, als irem<br />

gewachst untrüglich, usgeruetet.<br />

Be<strong>der</strong>") herzogen von Swafoen und Zeringen stam, krieg<br />

und foericht.<br />

[43] Und als nun dise vergabung in ob gemelter zit 1079<br />

30 beschall, erhiib sich von stund an ein krieg zwischen denen<br />

") Im Mscr. Bä<strong>der</strong>.<br />

i) Rud. v. Rh. starb zu Merseburg an einer Wunde, die er am 15.<br />

October 1080 bei Mölsen erhalten hatte.


1079. 1126. 1167. 23<br />

nuewen herzogen, dem aber <strong>der</strong> von geringen, — so Swaben zum<br />

teil ingehaebt, us ansprach, als sinem vater vor verheissen, und<br />

iezt von sinem schwaeher, kueng Rudolfen selig, mit samt Burgun<br />

geben und ererbt, — von wegen des keisers ze schwach, alle sine<br />

(32) land, on das hant-|vest houpt Zürich, hat verloren, begert eins 5<br />

Vertrags, welchen <strong>der</strong> keiser, angesehen die grechtsame und<br />

glueckvaell <strong>der</strong>en von Zeringen, also macht, dass sich <strong>der</strong> von<br />

Zeringen soelte verzuehen aller ansprach an das herzogtiim<br />

Swaben, und aber sine erbland, darein eigen die stat Zürich und<br />

den schirm o<strong>der</strong> landvogti Burgun zuo kaiserlichen lehen be-w<br />

halten'). Und also muosst er sich lassen beniegen und zefriden<br />

sin; desse we<strong>der</strong> er noch sine nachkommen zefriden, sun<strong>der</strong> alwegen,<br />

[44] wie wol geboren Swaben, als vertrungen, den Swaebschen<br />

herzogen wi<strong>der</strong>wertig beliben,<br />

Von herzog Cunrat von Zeringen. «<br />

also dass sin sun herzog Cuonrat von Zeringen, nach sinem<br />

und siner dochter sun, graf Wilhelms von Burgun, tod 2 ), — mit<br />

Belehnung, gunst und hilf [1126] des Roemschen keisers Lotharii<br />

von Saxen, (denen) zuo wi<strong>der</strong>, die er als unghorsam bekriegt, den<br />

Schwaebschen herzogen Fridrichen und Cünraten, Roemschen kueng 20<br />

gnemt 3 ), des ersten Fridrichs sun, — sine erbland, darinen er<br />

un<strong>der</strong>m keiser Heinrich V. im Brisgoew, [1112]') nah bim schloss<br />

Zeringen, die stat Friburg gebuwen hatt, errett und Burgun<br />

behielt,<br />

i ) Erst im Jahr 1097, nach langen Kämpfen, ward diese Uebereinkunft<br />

geschlossen. Vergl. Otto Frising. de gest. Frid. I lib. I, cap. 8.<br />

2 ) Graf Wilhelm IV. (puer), <strong>der</strong> Sohn Wilhelm III. und <strong>der</strong> Agnes von<br />

Zähringen, wurde 9. Febr. 1127 zu Peterlingen ermordet und auf <strong>der</strong> St.<br />

Petersinsel begraben; (Wurstemberger IL 229.) Lothar, König seit 30. Aug.<br />

1125, sprach Burgund dem Erben, Grafen Rainold, ab und übergab es<br />

Conrad von Z. als Herzogthum. Otto Fris. a. a. 0. cap 29. (Vgl. Bernhardi.<br />

Lothar von Supplinburg. Jahrb. d. d. Geschichte. S. 132—130.)<br />

3 ) Conrad III. von Stauffen wurde am 22. Februar 1138 König.<br />

4 ) Die Gründung von Freiburg i. Br. wird gewölmlieh in das Jahr<br />

1120 getetzt. (Gaupp, Deutsche Stadtrechte.)


24 1167.<br />

Von herzog Bertholt III. und IV. von Zeringen.')<br />

desglichen desse sun Bertholt, des nammens <strong>der</strong> drit, nach<br />

dem im keiser Fridrich <strong>der</strong> erst, nächst genents herzog Fridrich<br />

von Swaben sun, alle sine land angewunnen hat, 1167 2 ), gnad<br />

5 begert, ward | ein bericht gmacht, dass <strong>der</strong> keiser im alle sine<br />

erbland in Swaben fri, und in [45] Burgund drier bistuom kastvogtlgen,<br />

nämlich Jenf, Sitten undLosan 3 ), da sin bruo<strong>der</strong> Ruodolf<br />

bischof was 4 ), item den kuenglichen sitz Arie, und die lantschaft<br />

Jenf bis gon Zürich 5 ), in welcher er in Oechtland Friburg buwt 6 ),<br />

iozu leben wi<strong>der</strong> gab"). Welche land alle an sinen sun, herzog<br />

Bertholten, dess namens und dess gschlechts den letsten 7 ) kommen<br />

sind, darin er diss loblich stat Bern gestift hat b ). Diss<br />

alle von Zeringen, wie wol in drien herzogtuomen geherschet,<br />

nämlich in Kernthen, Swaben und Burgun, und herzogen gnemt r<br />

15 sind si doch on eigenschaft einiches herzogtuoms abgestorben, an<br />

adel, nammen und gelt vast rieh, und dahar, mit iren keisern<br />

gefridet, vil fürstlicher Stiftungen, kloester, schloss und staet erbuwen,<br />

geufnet o<strong>der</strong> gebessert hond 8 ).<br />

*) Am Rande steht roth, d. h. als Ueberschrift, dann aber durchgestrichen:<br />

«Vom letsten herzog Berthold von Zeringen».<br />

b ) Am Rande, viel später hinzugesetzt, aber wie<strong>der</strong> gestrichen: «und<br />

Nuchtland, bede nit von bürgen und öde, sun<strong>der</strong> von Burgunschen Volkeren<br />

genempt». Siehe hienach.<br />

i) Nach jetzt üblicher Zählung Berchtold IV. und V. genannt.<br />

2) Otto Sanblasianus; nach Otto Frising, d. g. Frid. imp. II, 29, dagegen<br />

schon 1157.<br />

3) Otto Frising, Gesta Frid. Imp. IL 29.<br />

4 ) Irrig. Rudolf von Zähringen, Bru<strong>der</strong> Berchtold IV., war Bischof von<br />

Lüttich 1167 —1191. In Lausanne war in jenen Jahren überhaupt kein<br />

Bischof Rudolf.<br />

5 ) Ueber diese Verhandlungen siehe Otto Sanblasian. a. a. 1167. Otto<br />

Frising, Gesta Frid. I. imp. IL 29 (1157). (Vergl. Wurstemberger IL 261).<br />

e ) Die Gründling von Freiburg im Uechtland wird in das Jahr 1177<br />

o<strong>der</strong> 1178 gesetzt.<br />

Oechtand, gewöhnlicher Uechtland, ist <strong>der</strong> alte Name eines Theiles<br />

<strong>der</strong> Kantone Freiburg und Bern; die Ableitung ist zweifelhaft. Siehe hienach.<br />

') Berchtold V. starb den 18. Febr. 1218 kin<strong>der</strong>los.<br />

») Als Gründungen <strong>der</strong> Zähringer werden durch Sage o<strong>der</strong> Geschichte<br />

bezeichnet die Städte Villingen im Schwarzwald, Herten, Morges, Milden,<br />

Märten, Burgdorf, beide Freiburg und Bern, und die Klöster St. Peter im<br />

Schwarzwalde und Thennebach.


1140. 25<br />

[46] Von einem strit vor Winsberg, da die bluetigen<br />

nammen Gibel und Weif sind entstanden, in biweseu<br />

herzog Bertholds III. von Zeringen.<br />

Wie wol nun hie diss lands und <strong>der</strong> von Zeringen halb gnüg<br />

anzeigt möchte sin, doch von wegen etlicher gschichten, nit un-s<br />

(34) lustig noch unnuetzlich ze wissen, ouch die Zeringer berierend,<br />

ist witer zuo verneinen, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong> Bertholt von Zeringen<br />

ein so herzhafter fuerst was, dass, wan man im guote maer bracht,<br />

sagt er: es wirt bald eine fuenstre wölk komen. Bracht man im<br />

bese, sagt er: es wirt bald die Hechte sonn schinen. Liess sich»<br />

kein zuovall entsetzen •). Der clrit Bertholt hat bistand ton sinem<br />

swager, herzog Weifen 2 ) von obern Beiern, Schwaben und Riess 3 ),<br />

ouch vast alt und edel gebornen Swa[47]ben von Altorf 4 ), uss<br />

anwisung des bafosts Innocentii II. zuo verhindren den keiser,<br />

Napols und Sicilien, ouch Mechthilts erb 5 ), iezt durch in, den«<br />

(35) babst, Sant Peteren ingezogen, wi<strong>der</strong>, als dem Roemi-1 sehen rieh<br />

ghoerend, abzeziehen, wi<strong>der</strong> keiser Cuonrat III., herzogen von<br />

Swaben und Franken, im von siner muoter bruo<strong>der</strong>, keiser Heinrichen<br />

V., geben 6 ); kamend 1140 mitenan<strong>der</strong> vor Winsberg ze<br />

strit 7 ). Was da <strong>der</strong> keiserschen krid: hie Gibel! und <strong>der</strong>s»<br />

baebstischen: hie Weif! Und als die Gibel den sig behielten,<br />

i) Nach Otto Erising. Gesta Frid. I. imp. I. 8.<br />

2) Berchtold III. war verehelicht mit Sophie, einer Tochter Herzog<br />

Heinrichs des Schwarzen von Baiern und Schwester des Herzogs Weif.<br />

3 ) Ries, alter Name eines Theils von Schwaben, <strong>der</strong> Gegend um<br />

Augsburg.<br />

4 ) Die Stammgüter des Geschlechts <strong>der</strong> Weifen lagen in Schwaben,<br />

ihr Erbbegräbniss hatten sie im Kloster Weingarten, unweit Ravensburg.<br />

5 ) Siehe oben S. 18, Anmerk. 4.<br />

Der Kaiser machte Namens des Reiches Anspruch auf die Mathildische<br />

Erbschaft dem Papste gegenüber. Vergl. darüber auch Raumer, Geschichte<br />

<strong>der</strong> Hohenstaufen I. 295 u. ff.<br />

Berchtold III. kam schon 1122 um, und es folgte ihm sein Bru<strong>der</strong> Conrad<br />

1122—1152.<br />

6 ) Kaiser Konrad III. von Hohenstaufen war <strong>der</strong> Sohn des Herzogs<br />

Friedrich I. von Schwaben und <strong>der</strong> Agnes, einer Tochter Kaiser Heinrich'sIVund<br />

Schwester Heinrich's V.<br />

') Am 21. Dezember 1140. Dass die beiden Parteinamen gerade damals<br />

entstanden seien, wird von Giesebrecht (IV. 190) bezweifelt.


26 1140. 1153.<br />

Ein redliche frowen tat.<br />

gewan <strong>der</strong> keiser das schloss und stat, hiess die frowen<br />

und kuend mit hab, so si einer burdin ertragen moechtid, abziehen;<br />

wolt die mannen erwürgt han. Do namend die fromen<br />

s wiber [48] ire mann uf ir ruggen und truogens hinuss. Sagt <strong>der</strong><br />

keiser: das were nit sin meinung gsin; doch so sollte <strong>der</strong><br />

frommen frowen erlicher rat und redliche tat fuergang und lob<br />

haben'). Berowt den herzog Weifen um Verletzung keiserlicher<br />

maiestat des nidren Beiern, und gabs sinem veter 2 ), margrafen<br />

io Heinrichen von Oesterrich 3 ). Dahar zwischen dem Weifen und<br />

dem margrafen ein harter span und krieg erwuchs, harnach<br />

über 13 jar von keiser Fridrichen dem ersten, be<strong>der</strong> fuersten<br />

gesipten, vom vater ein Gibel und von <strong>der</strong> muoter ein Weif, die<br />

herzog Bertholts frowen und des Weifen swester gsin was 4 ),<br />

15 also verricht, dass <strong>der</strong> herzog Weif sin land wi<strong>der</strong> naem, und<br />

<strong>der</strong> margraf herzog hiesse, 1153. Und also ist uss <strong>der</strong> margrafschaft<br />

Oesterrich ein herzogtuom worden 5 ).<br />

Geschäft <strong>der</strong> blutigen uamnien Gibel und Weif in<br />

Waelschen landen.<br />

[49] Es wurdend ouch hie mitan Gibel und Weif die<br />

äoboessten ufrfierischen nammen, von den edlisten Tuetscher nation<br />

stammen geboren, vereint, sagend mitenan<strong>der</strong> mit irem herren<br />

!) Die Geschichtlichkeit dieser Frauenthat hält Giesebrecht für sehr<br />

zweifelhaft. (IV. 190.)<br />

2) Oheim, nach jetzt noch vorkommendem Sprachgebrauch.<br />

3 j Schon im Mai 1139 war das Herzogthum Baiern dem geächteten<br />

Heinrich dem Stolzen genommen und dem Markgrafen Leopold von Oesterreich.<br />

Halbbru<strong>der</strong> Konrad's, gegeben worden. Nach bei<strong>der</strong> Tod erhielt es<br />

1143 Markgraf Heinrich (Jasomirgott), <strong>der</strong> Gatte <strong>der</strong> Wittwe Heinrich's des<br />

Stolzen. (Giesebrecht, IV. 207.)<br />

4) Kaiser Friedrich's I. Mutter war Judith, Tochter des Herzogs Heinrich<br />

von Baiern, Schwester des Grafen Weif und <strong>der</strong> Sophie, <strong>der</strong> Gattin<br />

Herzog Berchtold's III. von Zähringen.<br />

5 ) Heinrich <strong>der</strong> Löwe erhielt im October 1156 zu Regensburg das Herzogthum<br />

Baiern zurück. Gleichzeitig wurde die Markgrafschaft Oesterreich<br />

zu einem selbständigen Herzogthum gemacht. (Giesebrecht, V. 92. ff.)


1153. 27<br />

dem keiser uss Tuetschen in Waelsche land, zuo irem allerheiligsten<br />

vater dem babst, da von ihm gsegnet, ingsessen, gwurzlet, brosset,<br />

und darnach un<strong>der</strong> keiser Fridrichen dem andren, des ersten<br />

naeffeni), von erst zuo Pistoja 2 ), und nach und nach in allem<br />

Italien so grusam usbrochen, dass grössere Plag und schaedlichers<br />

vigend in diss edel land Italia nie und noch nit kommen ist.<br />

YVan da niemands, we<strong>der</strong> burt noch mag, man noch wib, her<br />

noch knaecht, gsel noch burger, des andren verschont, sundre<br />

zeichen haben, enandren doetlich hassend, schmehend, ubervallend,<br />

verratend und wuergend; [50] hond das land, das mitio<br />

wisheit und manheit einmal gar nach die ganzen weit bezwungen,<br />

da hin bracht, dass es si<strong>der</strong> des unsinnigen, omoechtigen vigends<br />

ankunft, als unsinnig und kraftlos, keinen friden hon, noch<br />

keinem krieg wi<strong>der</strong>ston mag. Damit aber doch nuet so schaedlichs<br />

sie, das nit etwo nütze, so honds irem heiligen vater, 15<br />

(37) so sich us <strong>der</strong> j rarsten und landen zwitracht naert, mert und<br />

erhalt, so wol gedient, dass er, die wil si lebend, nit ein betel,<br />

wie Petrus, sun<strong>der</strong> ein welt-fuerst, wie Dioclitianus, ist, und so<br />

laug <strong>der</strong> langmietig got dem entcrist kraft verlicht, belibt. Diss<br />

einig exempel, <strong>der</strong>a doch die weit, unbesint, vol ist, wäre gnuog-so<br />

sam, all herschaften ze warnen, sich mit aller fursichtikeit und<br />

macht vor partten [51] und partischen namen und zeichen zuo<br />

verhieten. Obgemelte mortliche nammen hattend sich 1516 in<br />

unsueberlichem, wie inen ouch zimt, rimen, hie zuo Bern zum<br />

narren 3 ) lassen ufschriben : 25<br />

Wir Gwelfen,<br />

Wend uns <strong>der</strong> ducaten und krönen beheben;<br />

So ir Gibel<br />

Essent kat und draeck ussem kibel.<br />

So bald ich <strong>der</strong> gewaret, sagt ich niinem herren schulthessen 30<br />

Jacoben von Wattenwyl: Hietent; diss sind die nammen, welche<br />

') Enkel (nepos); Friedrich II. war Grosssohn Friedrich's I.<br />

2) Davon findet sich keine Spur. In Pistoja sollen später die Partheinamen<br />

«Schwarze» und «Weisse» aufgekommen sein. Eine Verwechslung<br />

damit ist möglich.<br />

3 ) Auf dem Zunfthause zum Distelzwang, welche Gesellschaft sonst<br />

«zum Narren » hiess.


28 1147. 1152.<br />

das ganz Italien ver<strong>der</strong>bend! Wurdend von stund an abgewischt<br />

und verboten. Wen aber, und wie das besehenen, wirt sich in<br />

sinem jar fuenden.<br />

Keiser Cüurats und kueng Ludwigs von Frankrich<br />

5<br />

schädliche reis zum heiligen grab.<br />

In obanzeigter blutiger zwitracht <strong>der</strong> edlisten hoch Tuetschen, (38)<br />

<strong>der</strong> Gibel o<strong>der</strong> Gibelin, kuenglichs und kei-| serlichs stammens,<br />

[52] <strong>der</strong> Heinricher von Gweiblingen o<strong>der</strong> Giblingen, dahar <strong>der</strong><br />

nam Gibelin; und <strong>der</strong> Weifen o<strong>der</strong> Gwelfen, grosser forsten<br />

logschlechts von Altorf; — als <strong>der</strong> Türkisch houptman Sagwin') die<br />

grosse stat Edessa gewunnen, ein grosse zal Cristen gemetzget<br />

hat, schuof <strong>der</strong> babst Eugenius durch die heilikeit S. Bernharts,<br />

abts zuo Clarewall 2 ), fuer einen profeten gehalten, dass keiser<br />

Cuonrat Napols un<strong>der</strong>liess und mit grossem hör, on das uberisfluessig<br />

fuossvolks, uf 70,000 reissiger pferde 3 ), dess glich kueng<br />

Ludwig von Frankrich, in das heilig land, des Türken maetze,<br />

mit grossem schaden zugend, 1147, und eins jars, ungeschaft und<br />

mit grösserem schaden und schänden, kum dennocht wi<strong>der</strong> heim<br />

kamend 4 ). Und da <strong>der</strong> keiser verlassne zwitracht biss in sinen<br />

sotod vervolget und doch nit endet, verliess er die mit <strong>der</strong> krön<br />

sines bruo<strong>der</strong>s sun, herzog Fridrichen von Swaben, welcher die<br />

zwitracht stilt und die krön erlangt.<br />

[53] Ton keiser Fridrichen, des nammens dem ersten,<br />

und foabst Alexan<strong>der</strong>n III.<br />

25 Im jar Cristi Jesu 1152 5 ), ist mit willen <strong>der</strong> fuersten Roemscher<br />

keiser worden herzog Fridrichs sun von Swaben, Fridrich,<br />

i) Emadeddin Zanki o<strong>der</strong> Sanguin, seit 1126 Herrscher von Mosul und<br />

Aleppo, hatte 1144, <strong>der</strong> Sage nach am Weihnachtstage, die Stadt Edessa<br />

nach einer langen Belagerung durch Untergrabung <strong>der</strong> Mauern erobert.<br />

(Otto v. Friesing, Chr. VII. 20.)<br />

2) Der heilige Bernhard von Clairvaux.<br />

3) Diese Zahl wird auch von Giesebrecht als die wahrscheinlichste genannt<br />

(IV. 263). Mitte Mai 1147 zog Konrad von Regensburg aus. Am<br />

20. Juni brach sodann Ludwig von Frankreich von Metz auf.<br />

4) Konrad betrat am 1. Mai 1149 bei Aquileja wie<strong>der</strong> sein Reich. Er<br />

starb am 15. Febr. 1152.<br />

5) Den 4. März.


1152. 1155. 29<br />

(39) des nammens <strong>der</strong> erst, von | Walhen gnemt Barbaross, Rotbart,<br />

ein so keiserlicher fugenden ein keiser, als ongeverd un<strong>der</strong>n<br />

Tuetschen ie gesin, uf welchen das ganz Roemisch rieh, gross guots<br />

zeschaffen, grosse hofnung satzt; wie ouch on zwifel ervolgt, wo<br />

sine wisheit und stärke durch die baebst nit verzert wäre. Dan,s<br />

nach dem er die Tuetschen Gibelin und Weifen, sine gesipten,<br />

vereint 1 ), vom babst Adriano riewig zuo Rom kroent 2 ), 1155, und<br />

zuo Wirzburg im graf Reinolds von Bisanz einige erb-dochter<br />

Beatrix, ein fürstlich wib, vermählet 3 ), da, <strong>der</strong> Burgunschen<br />

landen halb, [54] den von Zeringen gtridet und gfruendet 4 ), un<strong>der</strong>- io<br />

stuoncl das ganz Italisch rieh im in einikeit und ghorsame ze<br />

bringen. Das so dem babst, dem kueug von Sicilien und etlich<br />

moechtigen steten widrig was, kartend si den babst Adrianum<br />

ouch mit gelt höh an, welcher ein Engenlaen<strong>der</strong> was 5 ), und wi<strong>der</strong><br />

keiserlichen gwalt und friheit einen kueng in Sicilien gmacht 8 ),»<br />

dass er in den keiser soelte in hohen ban tuen, keinen cardinal<br />

o<strong>der</strong> bischof, im anhangend, machen o<strong>der</strong> annemen. Verbunden<br />

ouch sich, keinen babst ze haben, dan im wi<strong>der</strong>wertigen. Und<br />

also ward <strong>der</strong> herlich keiser um ervor<strong>der</strong>ung siner grechtsame<br />

unschuldig verbant, und hie mit ein zwenzigjaeriger grimmer 2 »<br />

(40) krieg 7 ) angfangen, in welchem obgenanter babst, | von einer<br />

muggen getrunken 8 ), schnei nach geschossnem bann umkam,<br />

i) Vergl. oben S. 26. Anm. 4 und 5.<br />

2j Am 18. Juni 1155, von Hadrian IV.<br />

3 j Friedrich war seit 1153 von seiner ersten Gattin Adelheid von Vohburg<br />

geschieden. Beatrix war die einzige Tochter des Grafen Reiuold III.<br />

von Hochburgund. Otto Frising. Gesta Frid. II. Cap. 29.<br />

4) Herzog Berchtold IV. von Zähringen musste in Folge <strong>der</strong> Heirath<br />

des Kaisers seine Ansprüche auf Burgund aufgeben und wurde durch Verleihung<br />

<strong>der</strong> drei Kastvogteien Genf, Sitten und Lausanne entschädigt. Vergl.<br />

oben S. 24. Anmerk. 5.<br />

5 ) Hadrian IV. hiess vordem Nicolaus Breakspeare.<br />

6 ) Im Juni 1150 übergab Hadrian IV. dem Normannen-König Wilhelm<br />

Sicilien und ITnteritalien als päpstliches Lehen und schloss mit demselben<br />

einen gegen den Kaiser gerichteten Vertrag. (Giesebrecht, V. 100.)<br />

') Von 1156—1177.<br />

8 ) Hadrian IV. starb am 1. Sept. 1159, eben im Begriff, den Bann<br />

gegen Friedrich zu erklären. Ausgesprochen wurde die päpstliche Excommunication<br />

erst von seinem am 18. Sept. erwählten Nachfolger Alexan<strong>der</strong> III.<br />

(24. März 1160). Ueber Hadrian's Tod vergl. Giesbrecht V. 227.


30 1159. 1162. 1176. 1177. 11S4.<br />

1159; aber <strong>der</strong> redlich keiser fünf gwaltiger reisen in Italia tat,<br />

1162 die stat Meiland zerschleift, ackeret und salz drin seiet 1 ).<br />

Liess iren herzogen Gualfagan mit sinen hunden un<strong>der</strong>m disch<br />

essen und geislen 2 ), bezwang [55] das ganz Italien und Rom,<br />

5 vermaugt im das kuengrich Sicilien, macht vier baebst wi<strong>der</strong> einen<br />

Alexan<strong>der</strong> 3 ), welcher 20 jar den krieg erhielt, in dessen nammen<br />

in Lamparten die stat Alexandria gebuwen 4 ), zuoletst verjagt, in<br />

kochs wis gon Venedig entran, und da erkant wol gehalten;<br />

darum <strong>der</strong> keiser sinen sun Otten, herzogen in Burgun, wi<strong>der</strong><br />

wdie Venedier schickt, ward <strong>der</strong> von inen gvangen 5 ), und do<br />

durch inzwischend sinem vater, dem keiser, und dem höh- und<br />

hartmietigen babst 1176 ein frid beschlossen, und <strong>der</strong> keiser<br />

vom Roemschen bann absolviert und ufs Türken metzbank buoss<br />

ze tun gewisen 0 ). Uf das, nach dem <strong>der</strong> keiser des richs staend<br />

iöin Italien in eid genommen, mit amptlueten besetzt, zoch er in<br />

Tuetschland gon Costenz, da hin die Lamparter beruoft 1177 und<br />

ein gmeinen richsfriden ufgericht 7 ), und den [56] 1184 hernach<br />

gebesseret und bestet uf gmeinem richstag zuo Nurenberg B ).<br />

So zoch <strong>der</strong> babst Alexan<strong>der</strong>, des nammens <strong>der</strong> drit, von Senis 9 )<br />

20wi<strong>der</strong> mit triumph gon Rom, muosten im die raet ghorsame<br />

swaeren, | hielt 1182 '") ein gross Concilium zuo S. Johans Lateran,<br />

bestetiget da <strong>der</strong> Roemschen kilchen gwalt und friheiten; was<br />

i) In <strong>der</strong> Woche vom 26. März bis 1. April 1162.<br />

2) Diese Nachricht findet sich in keiner <strong>der</strong> zugänglichen Erzählungen<br />

von <strong>der</strong> Zerstörung von Mailand. Der Namen Gualfagan kommt nirgends<br />

vor, und Herzoge hatte Mailand damals überhaupt nicht.<br />

3 ) Die kaiserlichen Gegenpäpste waren: Victor IV. 1159—1164. Paschalis<br />

III. 1164—1168. CalixtusIII. 1168-1178. Innocenz III. 1178-^1180-<br />

4) Im Jahr 1168.<br />

5 ) Ueber diese Geschichtsausschmückungen vergl. Bünau, Friedr. Lp. 285.<br />

6) Im Friedensschluss zu Venedig, 1. Aug. 1177.<br />

7 ) 25. Juni 1183. Die Acten des Tages, siehe Mon. Germ. Leg. IL 175.<br />

") Böhmer's Kaiserregesten verzeigen zwar einen Reichstag zu Nürnberg<br />

am 14. März 1184, aber ohne kirchenpolitische Bedeutung.<br />

9 ) Am 12. März 1178 hielt Alexan<strong>der</strong> III. seinen Triumpheinzug in<br />

Rom, doch nicht von Siena aus, wie A anzunehmen scheint; vielleicht hegt<br />

auch eine Verwechslung mit Sens an <strong>der</strong> Yonne zum Grunde, wo Alexan<strong>der</strong><br />

fast zwei Jahre lang von 1163—65 sich aufgehalten hatte.<br />

i°) Vielmehr 1179 im März; 1182 war Alexan<strong>der</strong> nicht mehr am Leben.<br />

Er starb 30. August 1181.


1182. 31<br />

23 jar babst, so lang nit über zwen nach S. Peter im babstuom<br />

gelebt •), zuo grosser plag <strong>der</strong> ganzen Cristenheit, und in sun<strong>der</strong><br />

sinem Rom und Lamparten, und denen kuengen zuo Jherusalem,<br />

denen <strong>der</strong> herlich keiser wol haette mögen beholfen sin und<br />

rettung ton haben, wan er nit von dem entcrist 2 ) verhindrets<br />

und geschwächt wäre worden. Noch dennocht ward er bewoegt uf<br />

sin absoluz bim Tuerken buoss zuo reichen. Er hat uss dem herzogtuom<br />

Behem 1155 ein kuengrich 3 ), und uss <strong>der</strong> grafschaft<br />

Oesterich 1153 ein herzogtuom gmacht 4 ) a ).<br />

Nun so ist diss land genempt in Buerginen und in Nücht-io<br />

land, nit von vili wegen <strong>der</strong> bürgen 5 ) und oedi des lands, sun<strong>der</strong><br />

von den germanischen Burgun<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en ein teil Nuithoner")<br />

o<strong>der</strong> Nuechtlaen<strong>der</strong> von Tuetschen geheissen, umb Avenza 7 ), <strong>der</strong><br />

alten Helvecier houptstat, beliben, iren nammen da hand gelassen.<br />

Wan diss volk mit gwalt uss Tuetschen landen ueber Rin 1 »<br />

gezogen, daniden ob Luttringen an Sonen, und hiroben den Alpen,<br />

dem Rotten und <strong>der</strong> Sonen noch biss ans mer, disen zirk allen<br />

) ingenommen, beherrschet und von sich | Burgund gnempt, unz so<br />

das Arelatisch kuengrich zerteilt, wi<strong>der</strong> vil nammen geben hat,<br />

wie oben gehört. 20<br />

*) Unten an <strong>der</strong> Seite, von A.'s Hand, aber offenbar in spätem Jahren<br />

gesehrieben, stehen die Worte:<br />

Weif, Im 1165.<br />

Turnier.<br />

Krieg, Behem.<br />

') Genauer 22 Jahre, von 1109—1181.<br />

2) Entchrist o<strong>der</strong> Antichrist heisst bekanntlich in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />

Reformation <strong>der</strong> Papst.<br />

3) Vielmehr 1158. Ragewinus, Gesta Frid. III. 13. (Mon. Germ. XX. 424.)<br />

4) Siehe oben S. 26.<br />

5 ) Vergl. S. 14. Aninerk. 3.<br />

6 J Tacitus Germania, Cap. 40. — B. Rhenanus (Rer. Germ. C. I.) hat<br />

die Nuithoner zuerst hierher bezogen und dieser Ableitung zu liebe den<br />

Namen Cechtland in Nuchtland umgewandelt, (vergl. darüber Jahn, Geschichte<br />

<strong>der</strong> Burg. IL £95. Anmerk.)<br />

7 ) Aventicum, jetzt Wiflisburg.


32<br />

a ) Uass aber diss usser Helvetisch Burguii vil Burgen hab,<br />

und nit nüdt o<strong>der</strong> od Land sie, zeig volgend register an, von<br />

einer stat Bern seckelmeister, Bernhart Tillmann •), mir von<br />

Zürich inzeschriben zugebracht. Und zu dem ersten, so sind dis,<br />

5nach den Burgunschen klingen und herzogen, von den Tuetschen<br />

genempter landen herren gesin: nämlich die herzogen von Oesterrich,<br />

die da sind houpt- und landsfürsten ob allen gsin <strong>der</strong><br />

landen. Item, die herzogen von Zeringen, ein kurze zit. Item,<br />

die edlen grafen von Habspurg im Argöuw, landgrafen im Elsass.<br />

10 Item, die fürstlichen landgrafen von Lenzburg. Item, die kiinen<br />

grafen von Kiburg, landgrafen in Burginen. Item, die edlen<br />

grafen von Froburg, Nmvenburg, Sternenberg, Altenburg, Wissen -<br />

bürg, Strassperg, Arberg, von Valendis, Tierstein, Falkenstein,<br />

Buchegg, landgrafen im Burgental, Gryers, Homberg, Wangen im<br />

15Waggenthal, Wangen im Burgental, Toggenburg, Rapperschwyl,j<br />

Wandelberg, Oelgge, Werdenberg, von Sanagans, Wasserstelzen,<br />

Spitzenberg, Sunnenburg, Wetz, Willisouw, Varwangen, Wintertur,<br />

Baden, Sant Gyselfluh, Oberfrouwenfeld, Seedorf, Zygenheim, Rotenburg,<br />

Zygenberg, Schenisch, Eichelberg, Regensperg, Granson, sind<br />

20 gesessen bi Sant Urban auf dem schloss Haggenberg.<br />

Hienach volgen die Frien Herren <strong>der</strong> landen :<br />

Schnabelburg, sunst von Rieden und Oberhofen, Signouw, Bgre,<br />

Spiez, Ringgenberg, Schweissberg, Kramburg, Bechburg, sunst<br />

Falkenstein, landgrafen im Syssgouw, Kien, End, Münsingen, Diessen-<br />

Böberg, Stouffen uss dem Argouw, Raron uss Wallis, Tusis, Mannenberg,<br />

Wyngarten uss Wallis, Balm, Sehnabel von Gruenenberg, Ligerz,<br />

Sträflingen, Freyenstein , Blauenstein, Brandis, Valkenstein, Gutenbürg,<br />

Frydauw, Obergossgen, Eppenstein, Wart, Arwangen, Loupen,<br />

Langenstein, Kapfenberg, Stifter zu Sant Urban, Wolhusen, Rotenso<br />

bürg, Schwanden, Wetzikon, Kempten, Thoufen, Arburg, Eschibach,<br />

*) Das folgende ist im Original von frem<strong>der</strong> Hand geschrieben, doch<br />

mit Correcturen von <strong>der</strong> Hand Anshelm's und, wie die ersten Worte zeigen,<br />

in seinem Auftrage. In <strong>der</strong> Pergamentabschrift von Paul A. fehlt das<br />

Stück ganz. Eine kritische Erklärung zu den einzelnen Namen würde zu<br />

weit führen, um so mehr, da das Verzeichniss voll lrrthümer ist.<br />

i) Seckelmeister seit 1528, vergl. über ihn: Leu, helv. Lex. 18. S. 180.


Harnstein, Utzingen, Wessenberg, Bonstetten, Schwarzenberg, Regensperg,<br />

Riisseck, Wysch, Tengen, Thorberg, Hasenburg, Rüw, Messen,<br />

Buerglen, Sax, von Hohen-Sax zu Burgion, Bussnang von Wynfelden,<br />

(44) Muntal, Seidenburen, Uster, j Matzingen, Joch, von Kry, Thiersperg,<br />

Prankingen, Wyssenburg, Bumberg, Hockenwyl, Plingen, Regen- 5<br />

storf, Wyningen ob Wettingen, Biichegk, Grunach, Dalmissfingen,<br />

Lierheim, Keyserstuel, Grünenberg, Wildenstein, Klingen, Ougspurg,<br />

Lagran, Pfaffnacht, Mülenen, Herren in <strong>der</strong> March, W Urningen,<br />

Vorkilchen, Balm, Sümiswald, Baldenwyl, Ramstein, Hagberg, Befermund,<br />

Schenken, Yfenthal, Hatstatt von Schottland, Wyssenburg 10<br />

uss dem Sibental, Blauenstein in dem Lor.<br />

33<br />

Hienach volgend ritter und edelknecht:<br />

Bild, Trossberg, Baldegk, Halwyl, Lo, Rynach, Hettlingen,<br />

Heidegk, Duttigkon, Liebegk, Klingstein, Hiinenberg, Kuessenberg,<br />

Kienberg, Ifental, Heidegk, Lielen, Urslikon, Estenz, Hurrhusen, 15<br />

Schönouw, Bottenstein, Scharrenberg, Wartenstein, Wartenfels,<br />

Bubendorf, Kriechen von Arburg, Hackburg, Rore, Hassle am<br />

Brienzersee Pannerherren, Gerenstein, Schönenfels, Romeos im Entlibuch,<br />

Wartenberg, Schofftlen, Wildenstein, Mulinen von <strong>der</strong> Muli,<br />

Gryffensee, Beinwyler, Birrwyl, Gilnnenschwyl, Triengen, Sursee, 20<br />

Tannenfels, Schenken, Sempach, Luternouw, Wolhusen, Trucksassen<br />

von Wolhusen, Schwertschwenden, Hächingen, Krienz, Seinren,<br />

Sehern, Sequen, Weggis, Mulistein von Wangen, Rychensee, Armensee,<br />

Hitzkilch, Mos, Groggenmos, Wyle, Tagerfeld, Wellenberg,<br />

Klingenberg uss dem Thurgouw, Crontal, Sengen, Hertenstein, 25<br />

(45) Hunwyl, Mecken, Blackenberg, Grimlmenstein, Friesenberg, Aergouw,<br />

Burgenstein, Wattenwyl, Brächtal, Halten, Altnacht, Softigen,<br />

Schupfen, Stein, Gouwenstein, Biberstein, Tamersellen, Kappelberg,<br />

Heiden, Biirren, Heidelberg, Duttwyl, Schlierbach, Rogwyl, Rüdischwyl,<br />

Pfaffnacht, Stemmenberg, Ni<strong>der</strong>hofen, Steinbrunn, Bubenberg, 30<br />

Dunstetten, Erlach, Yberg, Scharnatal, Kluss, Hochrein, Meyenberg,<br />

Grueningen, Hilffiken, Langenberg, Schenken von Bonenschwyl, Vorkilchen,<br />

Sylinen, Ospenthal, Schenken von Schenkenberg, Ni<strong>der</strong>gosgen,<br />

Besserstein, Wildenstein, Eriswyl, Hasle, Un<strong>der</strong>sewen,<br />

Biimplitz, Landshut, Wald, Glaris, Liebegk, Windegk, Grasburg,35<br />

Schwarzenburg, Bumegk von ün<strong>der</strong>walden, Landenberg von Gryffensee,<br />

3


34<br />

Landenberg von Hohen-Landenberg, Landenberg von Wellenberg, Landenberg<br />

von Werdegk, Rürnlang, Wildberg, Munchwyl, Vyschan, Hmnbrechtikon,<br />

Gachnang, Schenken von Liebenberg, Grynauw, Vrynen,<br />

Meyer von Muri, Nerniken, Valkensehwyl, Abersperg, Hunwyl, Schellensberg,<br />

von Altisshofen, Helmenstorf, Osenburg, Schenken von Büren,<br />

Schenken von Landegk, Blydegk, Walter, Adlikon, Einwyl, Roscliach,<br />

Soldenberg, Singensperg, Schwygensperg, Spiegelberg, Buechelsee,<br />

Rechberg von Entlibuch, Stuelingen, Sur, Ort Küchen, Walterscliwyl,<br />

Wetzwyl, Wangen, Erelzwyl, Rubischwyl, Trueksassen von Fron-<br />

10 bürg, Mutzwyl, Spins, Wildenburg bi Zug, Ringoltingen uss Sibental,<br />

Ergsingen, Kriegstetten, Griesenberg, Hurus von Lielen, Hogonie,<br />

Wellenberg, Usstren, Lindach, Ruetlingen, Ostren, Riimsingen, Arx,<br />

Ingwyl, Riitnlingen, Kalnach, Racheunach, Waidenburg, Gernouw,<br />

Wilden Aeptingen, Fridouw, Fryenwyl, Wettingen, SchSnegk,<br />

isSchönouw, Meyer von Merjsperg, Luttenberg, Winterberg von Ury, (46)<br />

Meyenheim, Altingen, Duernach, Schlaft, Meyer von Altstetten, Altenfar,<br />

Trueksassen von Waldegk, Falvenstein, Wichsei, Steinach, Bärenfels,<br />

Morgen, Steinegk, Rycbenbach, Schenken von Keyserstü.1,<br />

Trueksassen von Rapperschwyl, Castlen im Wyerthal, Busingen,<br />

so Bogenhofen, Lunghofen, Buchenstem, Graben, Wartensee, Schouwensee<br />

'stifter zu Rathusen, Gryffenstein , Blochingen , Strus, Zwingenstein<br />

, Sternegk Fryen, Rosenberg Fryen, Sutzberg, Heidelberg.<br />

Ryffenberg, Meyer von Appenberg, Auch, Ruch, Liebenfels, Eberhartschwyler,<br />

Mandach, Gessler, Manassen, Müller, SchäfFlin, Truck-<br />

25sässen von Diessenhofen, Trueksassen von Ringingen im Waggeutal,<br />

Hegnouw, Gundischwyler, Bosswyl, Hopler von Hettlingen, Sehonenwerdt,<br />

Rappenstein, Altiken, Mowensee, Soppensee, Ruebegk, Ersamen<br />

von Wyningen, Bouer, Ruchenstein, Grulen, Barr, Aeberburg, Rysenstein,<br />

Mannenberg, Rychenstein, Hedingen, Rychenburg in <strong>der</strong> March,<br />

soMannenbach, Pfeffigken, Sehollenberg, Wyer, Rogenwyl, Rynouw,<br />

Kalnach, Korberg, Zyniken, Boumgarten, Mittenwyl, Elsas, Louffen<br />

am Blauwen, Guenstelrein am Niiwenburgersee, Gelterkingen, Roglyschwyl,<br />

Schouwenburg, Däschli zu. St. Urban, vast gut Luet, Samen,<br />

Sehalar, Blaunberg bi Biberstein, Entz, Ebersingen, üdlingens5schwyler,<br />

Meyer von Knunouw, Schattdorf, Mulwyl, Trachsehvald,<br />

Stein, Demptingen, Gaverzingen, St. German.<br />

Die summ obgemelter geschleckten ist vierhun<strong>der</strong>t sechs und<br />

vierzig, und dennoeht noch mehr, dann im Buergenthal bi sechs und


1165. 35<br />

drissig gschlecht, allein von graten und fryen, on die edling<br />

gedacht worden; den | merenteil vom hantvesten Bern mit dappen<br />

und geld eroberet.<br />

[58] Von herlichem duraler herzog Waelfen zu Zürich.<br />

Item und von einem krieg wi<strong>der</strong> den pfalzgrafenc<br />

von Tübingen gehalten, da die Behem ein rnche<br />

streift durch diss land getan haben.<br />

Im jar Christi Jesu 1165, als herzog Waelf') vom keiser, sinem<br />

veter, uss Italien komen, hat er in siner houptstat Zürich ein<br />

turnier gehalten; da ingeriten mit sampt siner husfrouwen, Anna, io<br />

herzogin von Spolet, mit 480 pfaerden, 78 turner helmen, und<br />

34 fuersten vom Beierischen stammen 2 ); so sind da gewesen uss<br />

disen landen die grafen von Liinzburg, Kyburg, Buchegk, Wangen,<br />

Nidouw, Nuwenburg, Obern-Baden, Winterthuor, Alt-Frouwenfaeld,<br />

Tockenburg, Fuorwangen, Spiegelberg, Muosax, Sanggans,ir><br />

Vaeldkirch. Von frien herren: Stretlingen, Signouw. Ringenberg,<br />

Brandis, Arwangen, Witlispach, Obergessgen, Arburg, Bechburg,<br />

Falkenstein, Willendingen, Torberg, Waedischwyl, Aeschenbach.<br />

Von rittern: Halwyl, zwen; Rinach, Surse, Simpach, Christoff<br />

von | Erlach, zwen von Bubenberg, Etiswyl, Gluris, Entli- 2«<br />

buch, Schwaertschwanden, Luternouw, Landenberg. Vierzaechen<br />

fuersten, 91 grafen, 84 friherren, 133 riter, 102 edling. Aller<br />

624 heim.<br />

Das turnier was vom ersten keiser Heinrichen angesechen,<br />

den Tutschen adel bi adellichem harkomen und wesen zuo be-2-<br />

halten. Ist zu unsern ziten abgangen, so die fuersten uss schribern,<br />

schin<strong>der</strong>en und kouflueten [59] edling machen, und aber<br />

dabi <strong>der</strong> alt geborn adel ver<strong>der</strong>bend, sich mit richer burgern<br />

und kouflueten verhuerung erhalten muss. Als zu unsern tagen<br />

i) Gewöhnlich Heinrich <strong>der</strong> Löwe genannt.<br />

2) Diese Nachricht scheint A. dem «Thurnierbuch» von Rixner<br />

entnommen zu haben, das im Jahr 1530 erschienen war, und auf welches<br />

auch Stumpf sich beruft. Dort sind die hier folgenden Herren als Theilnehmer<br />

am Turnier von 1165 aufgeführt. Das Thurnierbuch gibt keine<br />

Quelle. Das Verzeichniss hat natürlich keinerlei Werth. Die von Krlach<br />

und Bubenberg kommen urkundlich erst im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t vor.


36 1166. 1187.<br />

hat <strong>der</strong> waelsch scharb Fucker ') von Ougspurg, so ein waeber<br />

gesin, den alten edlen grafen von Helfenstein, item den tueren<br />

riter von Bubenhofen, durch siner doechtern verhörung müssen<br />

erhalten. Desglich in unseren | landen getan hat <strong>der</strong> rieh (49)<br />

skoufman Metteli den alten edlen friherreu von Mossax und von<br />

Bosteten 3 ). Und also wie vor ziten die tugend, also macht ietzan<br />

das gut edel; darumb auch die, so sich edelluet und edel<br />

knecht nemmen, ietzan koufluet und koufknecht werden. Ouch<br />

so ver, dass den mächtigsten, Römischen keiser und babst, dise<br />

loiiammen ietzund zugelegt werden; dan <strong>der</strong> keiser haltet koufmer<br />

uf; so hat <strong>der</strong> babst Paulus mit sinem kornkouf ganz Italien<br />

in doetliche tuere gebracht a ).<br />

Im nächsten jar, nämlich im 1166., hat obgenanter Wälf,<br />

mit hilf sines Schwagers von Zaeringen 4 ), sich wellen rechen am<br />

i5pfalzgrafen von Tübingen, mit nammenHans; deshalb die ruchen<br />

Behem, durch herzog Fridrichen von Schwaben bewegt, vom<br />

Bechamer wald an, durch Beiern, Schwaben und Burgun havuss<br />

biss an Jaenfersee, ein grime wuestung getan haben; durch den<br />

keiser, so beiden teilen gesipt, schnei uss Lamparten komen,<br />

'o und zu Ulm gefridet worden ä ).<br />

[61]") Wie Jherusalem vom Türken wi<strong>der</strong> gewonen und (50)<br />

keiser Fridrich uf <strong>der</strong> fart umkomen.<br />

Im jar Cristi Jesu 1187, als <strong>der</strong> zit <strong>der</strong> fuertreff liehst, mächtigst<br />

fuerst, Türkischer keiser und soldan, Saladin, so die Cristen<br />

a ) Seite 60 des Manuscripts ist weiss gelassen.<br />

i) Ueber die berühmte Familie Fugger in Augsburg vergl. Allgem.<br />

deutsche Biogr. Bd. 8. S. 179.<br />

2) Andreas Rollo von Bonstetten, Ritter und Herr zu Uster und Hohensax,<br />

hatte seine Tochter Justina, eine Schwester Alberts v. B, des bekannten<br />

Decans zu Einsiedeln, dem Jacob Mötteli von Rappenstein zur Ehe gegeben.<br />

3 ) Ohne Zweifel ist Paul II. gemeint (1464—71), <strong>der</strong> im Interesse des<br />

Fiscns die Lebensmittel besteuerte. (Vergl. Gregorovius, Geschichte <strong>der</strong><br />

Stadt Rom, VII. 219.)<br />

4) Der Weife Heinrich <strong>der</strong> Löwe war zuerst verheirathet mit dementia,<br />

Berchtold's IV. von Zähriugen Schwester.<br />

5 ) Nach Chron. abb. Urspergensis (ed. Basilese 1569) p. 293. Der Pfalzgraf<br />

von Tübingen hiess aber Hugo, nicht Johann.


1187. 1189. 37<br />

den verstand, zwischen dem kuengrich Jherusalem und dem Türken<br />

gemacht, gebrochen — nach dem's die Cristen in kuenglichem nammen<br />

un<strong>der</strong> 8 kuengen, von Gotfrid an von Bulion bis uf den<br />

gevangnen Gwido von Lussinien •), acht und achtzig jar mit unzaelichem<br />

bluot beherschet, — Jherusalem die stat gewunnen, und 5<br />

die Cristen uss allem kuengrich ine mit giete, dan mit streichen<br />

vertriben, o<strong>der</strong> im un<strong>der</strong>ton gemacht, unss an Tyro, welche graf<br />

Cuonrat von Montferrar erhielt und riterlich beschirmt 2 ), do<br />

gabend abermals die baefost ir kruez us, die Cristen uf des [62]<br />

Türken maetzbank, wie ouch beschah, ze kruezgen, wie si dan ieio<br />

und ie geton, so inen gelt, o<strong>der</strong> land gebrast; hats <strong>der</strong> glueckhaftig<br />

Tuerk, des entcrists 3 ) rentmeister und houptman, miessen<br />

inziehen und gewinnen. Das kruez ouch <strong>der</strong> keiser, vor mit<br />

sinem veter seligen, keiser Cuonraten, getragen, wi<strong>der</strong> uf sich<br />

nam 1189, zoch mit grossem hoer und gwaltigem sig biss in 15<br />

(51) Armenia, wolt sich da in einem fluss baden, | darin er im acht<br />

und drissigsten jar sines richs 1190, allem rieh kläglich, ertrank 4 ).<br />

Do fürt den toten keiser sin sun, herzog Fridrich von Swaben,<br />

des keiserlichen hoers houptman, gon Tyro, da er ligt vergraben.<br />

Bald hernach 5 ) starb <strong>der</strong> herzog Fridrich vor <strong>der</strong> stat Achon, 20<br />

von den Cristen belaegret. So lept dessen bru<strong>der</strong>, des enthoupteten<br />

hoers heimfuerer, herzog Ott von Burgun, hienacher ouch nit<br />

lang 6 ).<br />

i) Guido von Lusignan, König von Jerusalem, wurde 1187 den 4. Juli<br />

in <strong>der</strong> Schlacht bei Tiberias gefangen; am 3. October zog Saladin in<br />

Jerusalem ein.<br />

2) Vergl. Raumer, Hohenstaufen. IL 439 u. ff.<br />

3 ) Der Entchrist ist <strong>der</strong> Pap9t (siehe oben): «<strong>der</strong> Türke» heisst des<br />

Papstes «Rentmeister» desshalb, weil <strong>der</strong> Krieg gegen die Türken schon<br />

damals, wie später zur Zeit Aushelm's, den Vorwand bieten musste für Geldsammlungen<br />

in die päpstliche Kasse.<br />

4 ) Den 10. Juni 1190, beim Uebergang über den Fluss Saleph. (Vergl.<br />

Raumer, Hohenst. IL, 436. Annierk.)<br />

5) Den 20. Januar 1191.<br />

6) Pfalzgraf o<strong>der</strong> Herzog Otto von Burgund, <strong>der</strong> nach dem Tode des<br />

Vaters und Bru<strong>der</strong>s das Kreuzheer nach Deutschland zurückführte, starb<br />

schon 1200 ebenfalls.


•<br />

38 1160. 1175. 1185. 1189.<br />

Von dem von Zeringen.<br />

Aber herzog Bertholt von Zeringen, <strong>der</strong> letst, do er gon<br />

Tyro sinen herren beleit hat •), zog er [63] wislich vom maetzbank<br />

wi<strong>der</strong> heim, huob sich an in Burgun stärken und Bern<br />

sbuwen. Sin vater, herzog Bertholt <strong>der</strong> drit 2 ), 1160 was des<br />

keisers venner gsin, an einer schlacht vor Meiland erobret, und<br />

am harten stürm, do <strong>der</strong> keiser Crem 3 ) gewan, vor fuenf jaren,<br />

acht jar nach dem er Friburg in Oechtland gebuwen hat 1175 4 ),<br />

gestorben, und zuo S. Peter, von Zeringen gestift, im Swarziowald<br />

vergraben 1185 5 ). Dessen bruo<strong>der</strong> Ruodolf, bischof zuo Losen 6 ),<br />

was im 1190 gestorben.<br />

Von haudlung <strong>der</strong> klingen Frankrich und Engenland in<br />

disem kruezzug.<br />

In obgemeltem kruezzug, 1189, sind dem keiser nachzogen<br />

15 kueng Philip von Frankrich und kueng Richart von Engenlant,<br />

Loewenherz gnemt. Und als si vor Achon. vor Ptholomais geheissen,<br />

zuosamen kamend, gfiel entwedrem des andren rat, [64] und<br />

doch, nach dem si ein jar davor geloegen und die muren zerrissen,<br />

namend si die stat uf, also dass alle gvangen zuo beden siten ledig,<br />

20 und das heilig kruez, von Jherusalem entfiert, herus geben<br />

wurdid. Hiemit zoch <strong>der</strong> Franzesisch kueng heim. So bleib <strong>der</strong><br />

Engelsch ins fierd jar. Und als <strong>der</strong> soldan nit hielt, Hess er<br />

6000 ufgebner Saracenen enthoupten 7 ), gwan die lantschaft,<br />

') Die Theilnahme Berchtold's V. von Zähringen am Kreuzzuge von<br />

1189 ist sehr zweifelhaft. (Vergl. darüber Wurstb. II. 295.)<br />

2) Nach <strong>der</strong> gewöhnlichen Bezeichnung Berchtold IV. (1152—86.)<br />

3 ) Ueber die Betheiligung Berchtold's IV. an dem Kampfe gegen Mailand<br />

und an <strong>der</strong> Eroberung von Crema, 27. Jan. 1160, siehe Chr. Ursperg.<br />

p. 288. (Vergl. Wurstemb. II. 209.)<br />

4) Vielmehr 1177 o<strong>der</strong> 1178; vergl. oben S. 24. Anm. 6. Die Jahrzahl<br />

ist wohl nur verschrieben, da die Angabe: «acht jar nach etc.» ebenfalls<br />

auf 1178 führt.<br />

5 ) Berchtold IV starb 1186 den 8. December o<strong>der</strong> (nach dem Jahrzeitbuch<br />

von St. Peter) am 8. September. Berchtold IL hatte das Kloster am<br />

1. Juli 1093 gestiftet. «Vor fünf iaren», nämlich auf 1190 bezogen.<br />

6 ) Vielmehr zu Lüttich, vergl. oben S. 24. Anmerk. 4.<br />

7 ) Vergl. Raumer, Hohenst. II. 479, wo die Zahl auf 2500 angegeben<br />

wird.


1191. 39<br />

buwt Joppe und Ascalon, gab das kuengrich Cypren, so er dem<br />

Constantinopolischen keiser um untruew genommen und entpluendret<br />

hat, dem vertribnen kueng Guido um sinen titel Jherusalem,<br />

danhar die kuenge von Engenland ouch sich kuenge Jherusalem<br />

nemend. Und von dises Guidons stammen ist nach zwei 5<br />

hun<strong>der</strong>t jaren ein titel diss kuengrichs Cypren 1458 an die von<br />

Saffoy kommen; doch so bleibs den Venediern. [65] Darnach als<br />

im <strong>der</strong> Franzesisch kueng hat daheim die Normandi angriffen,<br />

macht er mit dem soldan ein fuenfjärigen bstand und fuor hin •).<br />

Und do er in Oesterrich kam, ward er vom herzog Lupoiden, 10<br />

dem er sine paner vor Achon zuo schmäh un<strong>der</strong>gschlagen hat,<br />

(53) gevangen und | keiser Heinrichen übergeben, von dem er sich<br />

um 200,000 mark silbers lost. Zoch heim und kriegt grim<br />

wi<strong>der</strong> geistlich, weltlich, wie ouch <strong>der</strong> Franzos tat, biss er vor<br />

Lemon 2 ) erschossen ward. So gewan keiser Heinrich mit denii 5<br />

silber bede Sicilien, im von siner husfrowen wegen, kuenginn<br />

Constantia, zuogherend 8 ).<br />

An ob beschribnem keiser Fridrichen hat <strong>der</strong> dichter diser<br />

loblichen stat Bern kronik angehaebt nach 268 jaren 4 ). Ist zu<br />

achten, er hab mangel gehaben an vergangner zit kroniken. w<br />

[66] Wie durch keiser Heinrich VI. <strong>der</strong> Swaefosch staut,<br />

in Napols und Sicilien komeu, darin geendt hat.<br />

Im jar Cristi Jesu 1191, nach dem keiser Fridrich hat einige<br />

unruow alles sines lebens diser zit fiberwunden, bevor sinen sun<br />

Heinrichen, mit willen <strong>der</strong> fuersten, lassen zuo Roemschem kueng25<br />

krönen, ist genamter Heinrich, diss nammens <strong>der</strong> sechst, herzog<br />

von Swaben, keiser worden. Welcher, nach dem er die von<br />

•) Am 9. October 1193 verliess Richard Löwenherz Syrien.<br />

2 ) Vor dem Schlosse Chaluz bei Limoges, im Jahr 1199.<br />

3) Die als Lösegeld für Richard Löwenherz aus England empfangene<br />

Summe diente Heinrich VI. zur Bestreitung des glänzenden Feldzugs gegen<br />

das Normannenreich im Sommer 1194.<br />

4) Justinger fing seine Berner <strong>Chronik</strong> mit dem Jahr 1152 an. Die<br />

Abfassung begann er 1420, also nach 268 Jahren.


40 1195. 1267.<br />

Coeln, Luetich, <strong>der</strong>en bischof im ufruor erstochen'), die Burgunner<br />

und den von Zeringen, so des jars Bern anfieng, in ghorsame<br />

bracht 2 ), darnach zuo Rom 1195 vom babst Celestino bekrönt 3),<br />

zoch mit macht in Napols und Sicilien, behouptet boede kuengrich,<br />

s welche die Norman<strong>der</strong>, den Kriechen und Saracenen angewonen,<br />

hun<strong>der</strong>t und fier und nuenzig jar riter[67]lich hattend beherschet 4 ).<br />

Und blibend also die rieh un<strong>der</strong>m | Swaebschen stammen dri und (54)<br />

sibenzig jar. Ist do nämlich im jar Gristi 1267, mit hilf und<br />

rat, gar nah verrat, des Franzesischen babst dementen 5 ), durch<br />

»die Franzosen, so den letsten des stammens, den unbarteten<br />

Conradin, zuo Rom keiser griesst 6 ), zuo Napols uufuerstlich enthouptet<br />

hond'), diss edler stam abgangen, das herzogtuom zerteilt,<br />

und bede Sicilien kueng Ludwigs von Frankrich brii<strong>der</strong>,<br />

Carln, grafen in Provantza, im von Conradins grossvater, keiser<br />

lsFridrich IL zuo östuer vergäbet 8 ), nit ungerochen, ouch nit ganz<br />

beliben; dan unsshar in unserer zit das swoert nie geruowet, ouch<br />

ein grosse zal starker Eidgnossen und Berner in <strong>der</strong> Franzosen<br />

dienst verzoert hat.<br />

Von einer reis wi<strong>der</strong> den von Zeringen, vom pfalzgrafen<br />

20 fuergenomen.<br />

Diewil nun <strong>der</strong> keiser in Sicilien [68] sine gschaeft verordnet,<br />

beval er sinen brie<strong>der</strong>en, Philippen die innere waelsche.<br />

i) Bischof Albert von Lüttich, <strong>der</strong> Nachfolger Rudolfs von Zähringen,<br />

wurde am 24. November 1192 zu Rheims ermordet.<br />

2) Berchtold V. als Rektor von Burgund soll 1190 und 1191 die aufständischen<br />

Burgun<strong>der</strong> besiegt haben; von einem Aufstand seinerseits gegen<br />

den Kaiser ist nirgends die Rede. (Wurstemb. IL 297.) A. hat ohne Zweifel<br />

den verunglückten Zug des Pfalzgrafen Conrad im Sinne, von dem er annimmt,<br />

dass er «auf Geheiss des Kaisers» unternommen worden sei.<br />

(Siehe das folgende Capitel.)<br />

3) Die Kaiserkrönung fand den 15. April 1191 statt.<br />

4 ) A. setzt somit, sehr approximativ, den Beginn <strong>der</strong> Normannischen<br />

Herrschaft in Süditalien in das Jahr 1000.<br />

5 ) Clemens IV., seit 1265 Papst, war aus <strong>der</strong> Provence gebürtig.<br />

6) Im Juli 1268 war Conradin im Triumph in Rom eingezogen.<br />

•>) Den 29. October 1268.<br />

8 ) Karl von Anjou gründete seinen Anspruch auf Sicilien auf den 1263<br />

mit Papst Urban IV. abgeschlossenen Vertrag. Von einer an<strong>der</strong>en Herleitung<br />

seines Rechtes ist nirgends die Rede. (Vergl. Raumer, Hohenst. IV. 482.)


1191. 1199. 41<br />

und Cuoraten dem pfalzgrafen die obertuetsche und Burgunsche<br />

land ze bewaren. Und also, uf geheiss des keisers, un<strong>der</strong>stuond<br />

<strong>der</strong> pfalzgraf ein zug wi<strong>der</strong> herzog Bertholden von Zeringen, so<br />

Bern buwt 1191; ward er un<strong>der</strong>wegen zuo Durlach, wie geacht<br />

(56) bi eim wib | o<strong>der</strong> vom wib selbs, erstochen'). Also für <strong>der</strong> vons<br />

Zeringen an sinem buw fuer; und fuerzefaren erwarb er vom keiser<br />

gunst, friheit und bestetigung 2 ).<br />

Von drien erweiten Roemschen klingen, Zeringen, Saxen<br />

und Swafoen.<br />

Im jar Cristi Jesu 1199, als keiser Heinrich, im achtdenen jano<br />

sines richs in Sicilia zuo Messan 3 ) gestorben, und zuo Panorm 4 ) vergraben,<br />

verlassen hat in <strong>der</strong> waglen [einen] einigen sun, Fridrichen 5 ),<br />

[69] von forsten erweiten und verschribnen Roemschen kueng;<br />

dennocht uss bewegnues des babsts, so den Swaebischen stammen,<br />

als im ze moechtig, schuecht, erwalt ein teil <strong>der</strong> fuersten, zuo Coelnis<br />

versamten 6 ), herzogen Bertholden von Zeringen, so an gelt,<br />

muot und list rieh, ouch mit bäbstlichen briefen harzuo ernstlicli<br />

ermant was. So erwalt aber <strong>der</strong> an<strong>der</strong> teil <strong>der</strong> fuersten, zuo<br />

Milhusen versamten 7 ), herzog Philippen von Swaben, stathaltern<br />

in Italien, doch bannigen. Welchem <strong>der</strong> von Zeringen, als ze so<br />

schwach und sines gelts verschonend, ouch mit gaben und friheiten<br />

bewegt, listiklich sich vereint und ghorsame swuor 8 ). Liess<br />

•) Am 15. August 1196.<br />

2) Nach dem Eingang <strong>der</strong> Handveste von Bern. (Fontes II. p. 2) und<br />

Justinger's <strong>Chronik</strong> (ed. Stu<strong>der</strong>, cap. 13).<br />

3 ) Messina (alt Messana); den 28. September 1197.<br />

4 ) Palermo (alt Panormus).<br />

5 ) Friedrich (IL) war beim Tode seines Vaters erst 4 Jahre alt, «in <strong>der</strong><br />

Waglen » (Wiege).<br />

6) Den 1. März 1198.<br />

7 ) Den 8. März 1198.<br />

») Der Abrede zuwi<strong>der</strong> unterstützte Berchtold selbst die Wahl seines<br />

Gegners, wie es hiess aus Habsucht, indem er von Philipp für seinen Verzicht<br />

eine grosse Summe Geldes empfangen haben soll.<br />

A. folgt auch hier dem Bericht <strong>der</strong> Ursperger <strong>Chronik</strong> (p. 306 u. 307).<br />

Ueber alle diese Verhandlungen ist zu vergleichen Winkelmann, Phil,<br />

v. Schwaben, (Jahrb. d. d. Gesch.) S. 59 ff. u. Erläut. IL u. IV.


42 1199. 1206. 1209.<br />

zuo Coeln zwen siner swester suen, grafen von Urach, iezt Wirtenberg,<br />

um gehoepten kosten verston, dass si bed | uss armuot und (56)<br />

gluebt rieh muench, Cnnrat ein cardinal und Berthold ein abt<br />

warcli). Und als nun [70] <strong>der</strong> von Zeringen siner erwellung absgstanden<br />

was, erwoelt sin partl zuo Coeln den mer edlen, ergittigen<br />

und frefnen, wan glueckhaftigen und wisen herzog Otten,<br />

des namens den fierden, von Brunswig, kueng Richarts von Engenlant<br />

Swestersun 2 ), ilends zuo Aach krönten, vom babst uss entcristlichem<br />

gwalt iezt angenomnen und bestaeteten, und hernach<br />

io wi<strong>der</strong> verworfnen und verbanten 3 ). Nach dem nun dis gesipten<br />

zwen kueng mit zertrennung, schand und schaden des ganzen<br />

richs einandren jagten, also dass bed teil <strong>der</strong> fuersten, mied, keiser<br />

Philippen, so gwonlich oblag, mit dem babst Innocentio, <strong>der</strong><br />

gschworen hat, er weite disem o<strong>der</strong> diser mieste im sine krön<br />

isnemen, versientend. Und hienach machtend 1206 des babst<br />

legaten zwischen denen kuengen einen vertrag, dass Philipp<br />

richsnete, und [71] Ott mit baebstlicher dispensaz dises dochterman<br />

sin, und nach im richsnen soelte 4 ).<br />

20 Von keiser Philips tod, Ottons regiment und Fridrichs II.<br />

ingang.<br />

Im jar Cristi Jesu 1209, unlang nach gemeltem vertrag,<br />

als <strong>der</strong> from keiser Philip, on | baebstliche krön 5 ), zuo Bamberg (57)<br />

i) Berchtold hatte seine beiden Neffen seinen Freunden als Geiseln für<br />

die Erfüllung seiner Versprechen gestellt. Er Hess dieselben jedoch im<br />

Stich. Nach <strong>der</strong> unerwiesnen Vermuthung des Chron. Ursp., dem A folgt,<br />

hätten sie später ihre Freiheit nur durch den Eintritt in den geistlichen<br />

Stand («Armut und G'lübd») wie<strong>der</strong> erlangt. Vergl. Winkelmann, Philipp<br />

von Schwaben, S. 73. Note 2, und Roth von Schreckenstein, Forschungen<br />

zur deutschen Geschichte, VII. 319. 326.<br />

2) Den 12. Juli 1198. Otto von Braunschweig war <strong>der</strong> Sohn Heinrich's<br />

des Löwen und einer englischen Prinzessin.<br />

3 ) Otto IV. wurde von <strong>der</strong> weifischen Partei auf Anstiftung des<br />

Papstes den Hohenstaufen entgegengestellt, den 4. October 1209 zu Rom<br />

von Innocenz III. gekrönt, aber schon am 21. März 1211 wie<strong>der</strong> excommunicirt.<br />

(Winkelmann, Otto von Braunschweig, p. 200.)<br />

*) <strong>Chronik</strong> Ursp. a. a. p. 310. Der Friede wurde erst 1208 hergestellt.<br />

5) Philipp hat nie vom Papst die Kaiserkrone erhalten.


1203. 1209. 1210. 1212. 43<br />

in siner a<strong>der</strong>laesse ruowend, vom Beierischen Otten von Witlispach,<br />

uss keiser Fridrichen I. erung pfalzgrafen, schantlich ermoert was<br />

1208'), zoch keiser Ott gon Rom 1209, ward da vom babst<br />

kroent 2 ), mit geswornem eid, S.Peters erb und <strong>der</strong> Roemschen<br />

kilchen guot und friheit ze schirmen, keinen krieg wi<strong>der</strong> die kueng s<br />

Sicilien und Fraukrich anzevahen; hielt er von stund an nit, vermeint,<br />

dem [72] Roemschen rieh zustande land und fiiheiten ze<br />

beziehen, greif des babst und kuengs von Napols land an, nam<br />

ouch Arie, des Burgunschen richs houptstat und land in 3 ), 1210,<br />

namt sich ein Roemscher keiser und kueng von Arie, so die vomo<br />

Zeringen lang haftend ingehaept. Und also, da in <strong>der</strong> babst<br />

verbant, schiktend die kuriursten, so im vor in <strong>der</strong> waglen gelopt,<br />

mit willen des babsts, nach kueng Fridrichen von Sicilien,<br />

einigen herzogen zu Swaben, welcher von stund an hin<strong>der</strong> im<br />

liess sine Arragunische kuengin mit einem kuend Heinrichen, und20<br />

zoch heruss in Tuetsche land 4 ). Und als im keiser Ott zuo Ueberlingen<br />

engegen lag, zoch er mit hilf des bischofs von Chur, des<br />

abts von S. Gallen, und des friherren von Sack herab [73] gon<br />

Costenz, und da dannen, mit geleit <strong>der</strong>en von Kyburg und andrer,<br />

von kueng Fridrichen mit lehen, friheiten und des richs pfant-25<br />

schaften ßrlich begabten, gon Basel 5 ) 1212, und da dannen hinab<br />

(58) bis gon Aach, ward da kroent 6 ). So zoch aber keiser Ott jensit |<br />

Rins ouch hinab, dorft si nit angrifen, fuor in Flan<strong>der</strong>n 1214,<br />

>) Am 12. Juni 1208. — Friedrich I. hatte 1180 den Bru<strong>der</strong> seines<br />

Vaters, Otto von Witteisbach, zum Pfalzgrafen von Baiern erhoben.<br />

2) Am 4. October 1209. Siehe hievor S. 42. Anm. 3.<br />

3 ) Otto IV. hat nie einen Zug nach Burgund gemacht, sich auch nie<br />

König von Arie genannt. Wie A. auf diesen Irrthum kam, ist unerklärlich.<br />

(Vergl. Winkelmann, Otto von Braunschweig.)<br />

4 ) Die Excommunication gegen Otto IV. wurde den 31. März 1211<br />

proklamirt, worauf Friedrich von Hohenstaufen im März 1212 von Sicilien<br />

aufbrach.<br />

5 ) Der Hülfe des Bischofs von Chur, Arnold von Matsch, und des<br />

Freiherrn Heinrich von Sax, denen ein grosser Theil <strong>der</strong> Ostschweiz und<br />

die Bischöfe von Constanz und Basel folgten, verdankte Friedrich das Gelingen<br />

jenes abenteuerlichen Zuges. (Winkelmann, Otto v. Br. p. 324 ff.)<br />

6) Friedrich IL wurde am 9. December 1212, aber nicht in Aachen,<br />

son<strong>der</strong>n zu Mainz gekrönt.


44 1218. 1198.<br />

meint, <strong>der</strong> kueng von Frankrich het in gehindret, ouch bewegt<br />

von sinem veter, dem kueng von Engenlant, Johansen'), und von<br />

den grafen von Flan<strong>der</strong>n und Bolonien 2 ), zugend fuenfzigtusent<br />

stark wi<strong>der</strong> kueng Philippen von Frankrich, <strong>der</strong> inen mit soelicher<br />

5 geschicklikeit begegnet, dass er, von Tuetschen gvelt, errett, aber<br />

die bed grafen gvangen wurden, <strong>der</strong> Engelsch kueng und <strong>der</strong><br />

keiser sinen adler, höh uf eim dracken ufgericht, sampt grossem<br />

volk dahinden Hess, mit flucht kum, und nit on schaden und<br />

schand, entrannen 3 j. [74] Hernach ruowt er, von keiser Fridrichen<br />

io uberherschet. Starb 1218, im 20. jar sines richs, in welchem er<br />

allein fier jar fri gerichsnet hat 4 ).<br />

Vom foabst Innocentio III., des Entcrists erhoehung.<br />

In oberzelter fierer Boemscher keiseren sachen angezogner<br />

babst ist gwesen Innocentius <strong>der</strong> drit, von Anania 5 ), ein hoher<br />

lödoctor, sun<strong>der</strong>lich geistlich gmeinter rechten. Des billich ze<br />

gedenken, wan er ins entcrists stuol, durch den suebenden Gregorium<br />

bevestnet, am höchsten gsessen, keiser, kueng und fuersten,<br />

geistlich und weltlich, nach sinem gvallen wie ein ballen in siner<br />

hand ballet. Darzii im half und dient <strong>der</strong> Tuerk, <strong>der</strong> kueng von<br />

20Frankrich und | Engenland, item und <strong>der</strong> Tuetschen krieglich [75] (59)<br />

harte vigentschaft; item und wol des kuengs Fridrichs von Sicilien<br />

unbeholfne jugend, im mit siner alten muoter un<strong>der</strong>tan;<br />

berowt die irer friheit, macht bede Sicilien von Roemscher kilchen<br />

lehen, die grafschaft Fund eigen, vertreib die keiserschen an-<br />

25waelt, und nam die fuerstentuom Bononia, Raven, Ancon etc., un<strong>der</strong>gabs<br />

sinem brii<strong>der</strong> Richart, in S. Peters erb zum grafen gmacht 0 ).<br />

i) König Johann (ohne Land) von England war Otto's IV. Oheim.<br />

2) Die Grafen Ferrand von Flan<strong>der</strong>n und Reginald von Boulogne<br />

waren mit den Englän<strong>der</strong>n verbündet.<br />

3) In <strong>der</strong> grossen Schlacht bei Bouvines, 27. Juli 1214. (Vergl. Winkelmann,<br />

Otto v. Br. 371 ff.) Otto soll als Panier einen über einem Drachenbild<br />

stehenden Adler geführt haben. (Chron. Ursperg.)<br />

4) Er starb am 19. Mai 1218.<br />

5 ) Lothar, Sohn des Grafen Trasmund von Segni aus <strong>der</strong> Stadt Anagni.<br />

6 ) Innocenz benutzte die Lage des Kaiserthums zur Vergrösserung des<br />

Kirchenstaates durch die Grafschaft Fondi und die Gebiete von Bologna,<br />

Ravenna und Ancona etc. (Vergl. Winkelmann, Otto v. Br. p. 318.)


1216. 45<br />

So übergab sich im Engenlant'), von kueng Philips von Frankrich<br />

sun, Ludwigen, ingnommen, und glich um 15,000 mark Silbers<br />

kueng Heinrichen, des vertribnen Johansen sun, gelassen, mit<br />

Hibernia 2 ), in <strong>der</strong> Roemschen kilchen schirm, iren jaerlich 100 mark<br />

silbers ze gaben, und die kuenftigen kueng von ir ze erkennen, s<br />

Lobt den baebstischen Berthold von Zeringen, begnadet keiser<br />

Philippen, so sine dochter sinem bruo<strong>der</strong> [76] ze vermeiden 3 )<br />

und nuet von S. Peters erb anzesprechen verheissen Hess; verbant<br />

keiser Otten, so wi<strong>der</strong> gheiss sine, des Roemschen keisers, grechtsame<br />

hiesch; fuerdret kueng Fridrichen, sinen eigenman 4 ); ver- w<br />

flucht, so die Engeischen sine kin<strong>der</strong> anruerten 5 ).<br />

Concilhim zu Rom.<br />

Hat im achzehenden und letsten jar sines babsttuoms 1216°)<br />

(60) fuernemlich ze erobrung des heiligen grabs, | ein so herlich concilium<br />

in siner kilchen zu S. Johans im Lateran gehalten, als ie is<br />

gsin mocht. Darin nämlich zwen patriarchen von Constantinopel<br />

und Jerusalem, erzbischof 71, bischof 412, aebt, prior und probst<br />

ob 800, on zal <strong>der</strong> abwesenden praelaten boten, und on zal uss<br />

aller Cristenheit, <strong>der</strong> keiseren, klingen, fuersten, landen und<br />

staeten botschaften, dri jar lang mit gebot und ban [77] zuosamenä)<br />

berieft. Beschloss da uss goetlichem gwalt, S. Petern, sinen nachkommen,<br />

und <strong>der</strong> Roemschen kilchen Satzungen, bi heil <strong>der</strong> seien,<br />

zuo gehorsamen; hat geben ein ganz buoch geistlich gnemter<br />

Satzungen, un<strong>der</strong> welchen die, dass <strong>der</strong> Römisch babst ein houpt<br />

<strong>der</strong> Cristen, ubern keiser gwalt anzenemen o<strong>der</strong> ze verwerfen»<br />

') Am 15. Mai 1213 erklärte sich König Johann von England als<br />

Vasall des Papstes.<br />

2) Irland wurde mit England dem Papst unterworfen.<br />

3) Es war vielmehr im Jahr 1208 von einer Heirath einer Tochter<br />

Philipps mit einem Neffen des Papstes, dem Sohne Richard's von Segni, die<br />

Rede. (Winkelmann, Philipp von Schwaben, pag. 458 und Erläuterungen<br />

XIV. pag. 540.)<br />

4) Fridrich war damals so vollständig in <strong>der</strong> Hand des Papstes, dass<br />

A. ihn füglich als dessen «Eigenmann», d. h. Leibeigenen, bezeichnen kann.<br />

5 ) Worauf sich diess beziehen mag, ist nicht erklärlich.<br />

6 ) Das grosse Lateran-Concil fand nicht 1210, son<strong>der</strong>n schon Ende<br />

1215 statt.


46 1216. 1206.<br />

hätte; dass, so die kurfuersten in <strong>der</strong> kur zwitraechtig, o<strong>der</strong> nit<br />

waelen, im einen keiser ze geben zustand; dass er ins keisers, aller<br />

klingen und fuersten spaenen richter si; all uf in gestelt appellatzen<br />

kraft haben; all wirdikeiten und friheiten, von im geben,<br />

s unverhindret bston soellid; welcher hand an gwichte und ordens<br />

person frevelich leg, ir guot angriff, über si rieht, Schätzung<br />

von inen zwingt, item und welcher leig zehenden besizt, [78]<br />

im höchsten ban si, allein vom babst absolviert muege werden;<br />

dass alle Cristen be<strong>der</strong> gschlecht, zuo iren tagen kommen, all<br />

io ir suend im jar einmal irem priester bichten und sacrament<br />

nemen soellid'). Wer nun Roemscher keiser? Wer Cristus? Wie<br />

möchte doch | <strong>der</strong> hochfertig Entcrist höher stigen und den (61)<br />

demietigen Cristum nidrer setzen, ja entsetzen! Zu diser zit hat<br />

gelebt und dis gschichten geschriben ein fuernemer abt von Urslsberg<br />

2 ), schribende: froew dich, unsere muoter Rom, dan dir werdend<br />

alle schloss <strong>der</strong> schätzen im ertrich ufton, dass dir zusammen<br />

fliessid baech und ufgehufet hufen <strong>der</strong> pfennigen! Fröw dich<br />

über die bosheit <strong>der</strong> kuen<strong>der</strong> des menschen; wan, zuo Vergeltung<br />

irer grossen bosheit, wirt dir kostlicher Ion geben! Fröw dich<br />

20 diner hel[79]ferin, <strong>der</strong> zwitracht, welche uss dem abgrund <strong>der</strong><br />

hellen ufbrochen, gross hufen gelts dir zuo hufen! Du hast nun,<br />

wornach dich alwegen duerst hat! Sing ein lied, dass du nit<br />

durch din geistlicheit, sun<strong>der</strong> durch <strong>der</strong> menschen bosheit hast<br />

die weit überwunden! Zuo dir zuecht die menschen nit ir andacht<br />

25 o<strong>der</strong> guot gwissen, sun<strong>der</strong> die menge irer lasterlichen Übertretung<br />

und zangs entscheidung tuer erkouft. Dis sige zuo unserer zit<br />

betrachtung nit unnuezlich erzaelt!<br />

Dominicus, Frauciscns, baettel-oerden-stifter.<br />

1206. Un<strong>der</strong> disem babst hat Dominicus, ein Spanier von<br />

Calagur 3 ), den prediger-, und Franciscus, ein | Italian von Assiss, (62)<br />

den barfuoss-bettel-orden angfangen 4 ). Des babsts leithund.<br />

!) Ein Bericht über die Verhandlungen dieses Concils findet sich in<br />

einer noch aus dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t stammenden Handschrift <strong>der</strong> Berner<br />

Stadtbibliothek (Cod. 22.)<br />

2) Conrad von Lichtenau, in <strong>der</strong> mehr erwähnten Ursperger <strong>Chronik</strong>.<br />

(Basel, 1569. p. 307 )<br />

3 ) Calahorra o<strong>der</strong> Caloroga in Castilien.<br />

4 ) Der Franciskanerorden wurde 1208 gestiftet.


1218. 1277. 47<br />

(66) [80] Von des letsten von Zeringen abgang und foe<strong>der</strong><br />

Frlburg und Bern foeherschung a ).<br />

Der letst herzog, Bertholt von Zeringen, ist gwesen ein so<br />

grossmueetiger fuerst, dass er sich we<strong>der</strong> ab glueck noch unglueck<br />

entsazt, sprach alwegen: nach sonen komt regen, nach regen 5<br />

sonen 1 ); und ouch so listig, karg, hert, dass er an gelt vast rieh,<br />

aber an fruentschaft so arm, dass all, ouch sine landsgebornen<br />

edlen, un<strong>der</strong> im in Buerginen gsessen, sines namens und stammens<br />

abgang begerten, ouch, wie einer stat Bern kronik sagt 2 )<br />

zum end hulfend; starb, nach anfaug <strong>der</strong> stat Bern im 27. jar, w<br />

on sines stammens und nammens lib-erben, zuo Friburg im Brisgow<br />

vergraben, im jar Cristi Jesu 1218 3 ), in welchem jar keiser<br />

Ott gestorben, koenig Ruodolf von Habsburg geborn was, und<br />

einer stat Bern von keiser Fridrichen zuo Frankfurt ir gülden<br />

handveste geben 4 ). Es ist gloublich, [81] dass nach abgang desis<br />

von Zeringen die stat Friburg im Brisgow sinem swager, graf<br />

Egen von Fuerstenberg, sie gevallen, und Friburg im Oechtland<br />

durch sine husfrowen, so ein lantgraefin von Kyburg was, an<br />

die grafen von Kyburg, lantgrafen in Buerginen kommen, von<br />

graf Eberharten, von Kyburg gnemten, von Habsburg gebornen>2o<br />

durch sine husfrowen, des letsten gebornen von Kyburg einige<br />

erbdochter, mit des stammens namen ererbt, sinem veteri<br />

kueng Ruodolfen von Habsburg, um 3000 mark silbers verkouft<br />

hat, im jar Cristi Jesu 1277 5 ), So ist ein stat Bern irein herreu<br />

(67) dem keiser beliben, <strong>der</strong> sie ouch hat be | vogtet, ins Roemschen »<br />

richs schirm genomen und höh gefriet.<br />

*) Die ältere Ausgabe hatte, spätem Abschriften entsprechend, diesen<br />

und den nächsten Abschnitt iu umgekehrter Reihenfolge; beide weichen auch<br />

in ihrem Wortlaut vielfach ab von unserin Original.<br />

') Vergl. oben S. 25, wo das Nämliche von Berchtold II. erzählt ist.<br />

2) Justinger's <strong>Chronik</strong>, Cap. 12.<br />

3 ) Den 18. Februar (Chr. St. Georgii in Nigra Silva), nach <strong>der</strong> von<br />

Scluepflin mitgetheilten Grabschrift dagegen am 14. Februar. •<br />

4) Ueber die Handfeste vergl. oben Seite.<br />

5 ) Die Urkunde über diesen Verkauf siehe Fontes r. B. 111. 216. Der<br />

Kaufpreis betrug 3040 Mark Silbers. Das Orignal liegtjn Wien.


48 1191. 1112.<br />

Dass ein stat Bern elters harkominens, (lau gedacht.<br />

Es ist ouch uss vil anzeigungen [82] gloublich, dass ein<br />

lobliche stat Bern aelters harkominens sie, dan von disem letsten<br />

vonZeringen; wan nit wol zuo ermessen, dass si in 27 jaren soelte<br />

sso stark sin worden, dass si sich in mitten iren so starken und<br />

vil vigenden, on schirm des abwesenden a ) keisers haette moegen<br />

erbuwen und enthalten; sun<strong>der</strong> dass <strong>der</strong> Zeringer Nideck, zuo<br />

<strong>der</strong> zit ein stark gelegene veste und staetle un<strong>der</strong> dem nuewen<br />

nammen Bern gemert und gestärkt hab, nit ans rieh geben,<br />

io sun<strong>der</strong> lassen heim vallen'). Dahar die bürg Bern und ire<br />

burger ir schirm und friheit nit von irem landsfuersten von Zeringen,<br />

sun<strong>der</strong> von iren oberherren, keiseren Heinrichen 2 ) und<br />

Fridrichen hond enpfangen, von allen nachkommen Roemscher<br />

keiseren und klingen bestaet, und ie nach notturft gebessert.<br />

ir, [83] Von keiser Fridrichs, des uammens des andren,<br />

regiment.<br />

[1212] Keiser Fridrich, des nammens <strong>der</strong> an<strong>der</strong>, keiser Heinrichs<br />

sun, herzog von Swaben, kueng zuo Napols, Sicilien und<br />

Jherusalem, in <strong>der</strong> waglen Roemscher kueng und ein weis worden,<br />

20von siner muoter Constantia, kueng Rieggers 3 ) von Sicilien dochter.<br />

in des Roemschen babsts schirm geben; und als er, zuo sinen tagen<br />

kommen, regieren solt, hat <strong>der</strong> babst Innocentius III. wi<strong>der</strong> in<br />

keiser Otten, und darnach, wi<strong>der</strong> den selben Otten, in wi<strong>der</strong> angenommen:<br />

und also nach keiser Otten tod, und nach befridung<br />

iöTuetscher landen ist er gon Rom zogen, da vom babst Honorio III.<br />

gekroent 4 ), schikt sinen sun Heinrichen in Tuetsche land, gab<br />

im herzog Luepolds von Oesterrich dochter, beval si bede hera<br />

) Das Pergamentmscr. liest statt dessen: wytlandischen, unmüssigen.<br />

1} Vergl. über das Alter <strong>der</strong> Stadt: v. Wattenwyl, Geschichte <strong>der</strong><br />

Stadt Bern, I., 12.<br />

2) Die Handfeste Friedrich's II. von 1218 spricht von einem frühein<br />

Freiheitsbrief Heinrich's VI.<br />

3) Roger, deutsch Rudiger, Rüeger.<br />

4) Der Zug nach Rom fand im Herbst 1220, die Kaiserkrönung in <strong>der</strong><br />

Peterskirche am 22. November statt.


1212 — 1242. 49<br />

zog Ludwigen von Beiern, und hftb an wi<strong>der</strong> inziehen"), was<br />

im als weisen') sine untruewen voegt, [84] die baebst, haftend oucli<br />

sines erbs und dem rieh abzogen und veraendret. Do verbantend<br />

in die baebst Honorius und Gregorius, als so sinem, vom babst<br />

Innocentio ufgelegten kruez zum Türken, wie täglich hufen tatend, s<br />

ze tragen nit nachvolgte. Vermalet im, zuo guot dem kruezgang, Jola*),<br />

(63)des kuengs Johannes von Jherusalem | dochter, und zoch im jar<br />

Cristi Jesu 1228 ins heilig land 3 ). Da zeigtend im des Tatschen<br />

ordens brue<strong>der</strong> vil truew, aber die baebstischen tempelherren vil<br />

untruew; ward iedem, wie billich, nach verdienst wol vergolten. Und w<br />

als im diewil <strong>der</strong> babst Gregorius die kruezer, so gon Jherusalem<br />

soltend, in Napols schickt, macht er mit dem soldan ein zehenjaerigen<br />

bstand, nam Jherusalem, Joppe und Nazeret, buwts und<br />

gabs den Cristen in, hielt herliche Ostren zuo Jherusalem, liess sich<br />

da [85] krönen, danhar die küng Napols und Sicilien sich kuengis<br />

Jherusalem schribend, kart ilends wi<strong>der</strong> gon Rom 4 ) zuo, brach<br />

gwaltig hinin, zerhuew un<strong>der</strong>n toren kruezwis all pfaffen und<br />

leien, so's kruez wi<strong>der</strong> in truogend, und ungeacht des Römschen<br />

babsts isnem und bermentem 5 ) gschuez, nam er Rom gwaltig in,<br />

verjagt den babst, fieng die cardinael, behouptet sine kuengrich, 20<br />

bekriegt und beschädiget hart in ganzem Italia die Guelfen,<br />

schirmt und belont wol die Gibellin, liess sinen sun, Roemschen<br />

kfing Heinrichen, als Guelfischen, wuergen"), macht an sine stat<br />

*) Darüber geschrieben: an sich.<br />

i) Die Königin Constanze hatte bei ihrem Tode, Nov. 1198, den Papst<br />

Innozenz III. als Vormund ihres Sohnes bezeichnet.<br />

2) Gewöhnlich Jolantha genannt. Die Vermählung fand im Jahr 1225<br />

statt. Die Kaiserin starb aber schon 1228.<br />

3 ) Am 28. Juni schiffte Friedrich sich ein zu dem längst versprochenen,<br />

vom Papst unter Androhung des Bannes gefor<strong>der</strong>ten Kreuzzug.<br />

4) Schon 1229 kehrte Friedrich zurück, brach in Apulien ein und<br />

zwang den Papst zum Frieden von S. Germano, 1. September 1230. (Vergl.<br />

Raumer, Hohenst. III. 455 ff. und Schirrmacher, Friedrich IL Bd. II. S. 225<br />

u. ff.). Das «kreuzweis zerhauen» ist nur bildlich zu verstehen.<br />

ä ) Das «bermentne gschüz» nennt A. die wi<strong>der</strong> den Kaiser geschleu<strong>der</strong>ten<br />

pergamentenen Bannbullen.<br />

6 ) Da König Heinrich sich gegen seinen Vater empörte, so sah sich<br />

Friedrich 1235 zu einem Zuge gegen ihn gezwungen. Heinrich wurde gefangen<br />

genommen, nach Italien gebracht, und starb dort im Kerker am<br />

12. Februar 1242. 4


50 1243-1250.<br />

zuo Roemschem kueng sinen sun Cuonraten. Do nun <strong>der</strong> babst<br />

Gregorius, so wi<strong>der</strong> den keiser bline und isne kruez, Ave Maria,<br />

und salveglbcken angericht hat, im 14. jar sines babstuoms, und<br />

Coelestinus IV. im achtzehenden tag ge[86]sturben, a ) bleib 's babst-<br />

5tuom zwenzg | monat ledig, unss durch erwerbung des keisers (64)<br />

swoeher die cardinael und bischof, zuo Melfi) ussgelassen, zuo Rom<br />

erwaltend und kroentend Innocentium IV., <strong>der</strong> Flysca gschlecht,<br />

von Jennow 2 ); was ein herlicher, wiser, gelerter man, absolvirt<br />

den keiser um hun<strong>der</strong>tundzwenzg unz golds, verbant in doch<br />

10 bald von <strong>der</strong> Guelfen wegen wi<strong>der</strong>um, und floch gon Lyon ins<br />

kuengs von Frankrich schirm, beruft da ein concilium, kundt dem<br />

verbanneten keiser keiserlichen gwalt und nammen ab, macht vil<br />

cardinael, und begabt die mit roten hieten und deckten pferden,<br />

im jar Cristi Jesu 1246 3 ). So dorst doch bi des keisers leben kein<br />

lsfuerst sich des richs unterziehen; bleib in zweispalt 28 jar, biss<br />

uf keiser Rudolfen von [87] Habsburg, <strong>der</strong> da wislich we<strong>der</strong><br />

zum babst noch zum Tuerken ziehen, e" im ban sin wolt; verantworts<br />

wie <strong>der</strong> fuchs dem kranken loewen 4 ). — So starb <strong>der</strong> hoch<br />

tuer keiser im ban und krieg zuo Panorm in Sicilien, durch sinen<br />

20basthart Manfred, wolgeachten herzog zuo Tarent, wie gemeint<br />

dem babst ze lieb vergilt 5 ); sines richs im 38. jar. Do muost<br />

sin sun Entius, kueng zuo Sardinien und | gubernator in Lam- (65)<br />

parten und Romania, zuo Bononia im kercher ver<strong>der</strong>ben 8 ). So<br />

zoch aber <strong>der</strong> babst gon Rom, half sinen un<strong>der</strong>truckten Gwelfen,<br />

*) ge stürben (als Partiz. unmögliche Form), Versehen beim üebergang<br />

auf die neue Seite.<br />

') Die Wahl Innoeenz IV. kam erst nach einem Interregnum von<br />

1 Jahr und 9 Monaten zu Stande, am 25. Juni 1243, nachdem <strong>der</strong> Kaiser<br />

einen Theil <strong>der</strong> von ihm zu Melfi gefangen gehaltenen Cardinäle freigelassen.<br />

*) Sinibald Fiesco, Graf von Lavagna, aus Genua.<br />

3) Das allgemeine Concil von Lyon begann am 28. Juni 1245.<br />

4) «Vestigia me terrent» (Aesops Fabeln). Siehe Nauclerus, Memorabilia,<br />

ed. Nicol. Basellius, Tubingae 1516. fol. 237 a.<br />

5 ) Friedrich IL starb zu Fiorentino am 13. December 1250 an <strong>der</strong> Ruhr.<br />

Die Sage von seiner Vergiftung, speciell durch Manfred, wird als unglaubwürdig<br />

betrachtet. (Vergl. Schirrmacher, Friedrich IL Bd. IV. S. 335 und 487.)<br />

6 ) König Enzio, <strong>der</strong> schöne Lieblingssohn Friedrichs, wurde am 26. Mai<br />

1249 im Gefecht bei Fossalto von den Bolognesen gefangen und starb nach<br />

23jähriger Haft 1272.


1191—1298. 51<br />

dempt die Gibelin, fuor gon Napols, den Swaebschen stammen usszetilgen.<br />

Do tilget in <strong>der</strong> tod uss, sines babstuoms im 12. jar')").<br />

[88] Dass ein löbliche stat Bern in 107 jaren sich<br />

erbüwen und hernach in 179 alle ire land hat<br />

überkommen. 5<br />

Im jar Cristi 1191, des babsts Clementis III. im vierden,<br />

keiser Heinrichs VI. im ersten, kueng Philips von Frankrich im<br />

IL, ist nach anzeig ir kronik dis lobliche stat Bern, vom<br />

letsten von Zeringen ze buwen angevangen, hat hernach in<br />

hun<strong>der</strong>t und siben jaren, unss uf den glücklichen sig, im Jamer-10<br />

tal gewunnen, mit fuersichtigem, wisem rat, mit grosser gedult,<br />

mit recht und schirm suochung, und fruentschaft ze bekomen*),<br />

niemand veracht, mit emsiger, manhafter hand, sich ir vigenden<br />

von Kyburg, Wissenburg, Friburg, Habsburg, Oesterrich, und<br />

andrer vilen erwert, über die Aren gebrugget, an muren, bhusung, a<br />

burgern, kloestern gemert und gestärkt, [89] des Roemschen<br />

keisers hof, das schloss Nidek, abgeschlissen 3 ), e gemelten sig<br />

wi<strong>der</strong> die Burgunschen oben anstossenden herren erobret, nam-<br />

*) Der frühere Druck, <strong>der</strong> hier in Ausdruck und Wortstellung eine<br />

wesentlich vom Original abweichende Fassung gibt, hat noch (Seite 65)<br />

folgende bei A. fehlende Sätze:<br />

Doch so liessent sin nachkommen nit nach, unss dass hienacher in<br />

fünfzehen jaren diss edler stamm und nam, in tütschen und wälschen landen,<br />

mit verräterey, gift und isen gar ussgetilket, und durch französische bäbst<br />

das verlassen wälsch rieh dem franzosen ingeben ward, mit semlichem Geding:<br />

dass sie den heiligen römischen stul ewig erkanntint, mit järlicher<br />

vierzigtusend Dukaten pension und g'horsame, und auch by gebnem eyd<br />

nit keiser wurdint. Was aber d'Franzosen hie gewunnen habint, ist inen<br />

und den Spaniern, ja ganz Italia und Rom, hie an in unsern tagen auch<br />

einer eidgnossschaft, nit unwissend beliben. So ist das edel Swebsch Herzogtum<br />

zertrent, ein teil am Römschen rieh fri, und ein teil son<strong>der</strong>n herren<br />

geeignet worden; wiewol <strong>der</strong> Römisch Rudolf von Habspurg das sinem sun<br />

Rudolfen, wie Oesterrich Albrechten, hat zugeschriben.<br />

!) Innocenz IV. starb in Neapel am 7. December 1254.<br />

2 ) Als regierendes Wort ist «suchung» zu ergänzen: «und indem sie<br />

suchte Freundschaft zu bekommen». O<strong>der</strong> Zwecksatz zum Folgenden?<br />

3) Während des Zwischenreichs. (Fontes III. S. 547.) v. Wattenwyl<br />

(I. 127) nimmt an, dass es zwischen 1266 und 1268 möchte geschehen sein.


52 1298 -1477.<br />

lieh im jar Cristi Jesu 1298'), des babsts Bonifacii VIII. im vierden,<br />

— Der babst gieng in wie ein fuchs, regiert wie ein low, starb<br />

wie ein hund 2 ); lert, ob ein Roemscher babst die seien bim hufen<br />

zum tuefel hinab schickte, soelt und möcht in doch niemand hierum<br />

5rechtvertigen, so keinen richter uf erden, und alle menschen ze<br />

richten hab. Verbant kueng Philip, gnemt <strong>der</strong> huebsch von Frankrich<br />

3 ), verwarf und nam uf keiser Albrechten, keiser Rudolfs von<br />

Habsburg sun, ersten sines geschlechts herzogen von Oesterrich,<br />

welcher sinen herren keiser Adolfen von Nassow vor Wurms in<br />

io halben tag gewertem strit umbracht 4 ); ward um siner untruewen<br />

gitikeit willen zuo Windisch von sines bruo<strong>der</strong>s Rudolfen sun, herzog<br />

Hansen von Swaben, ermoert 5 ). Hat Lucern um 2000 mark<br />

Silbers kouft vom abt von Murbach, sines Römschen [90] richs<br />

im ersten 6 ), — unss 7 ) uf das jar des sighaften todschlags herzog<br />

i5Carlis von Burgun, nämlich Cristi Jesu 1477, in hun<strong>der</strong>t und<br />

nuen und sibenzig 8 ) jaren all ire land und herschaften mit wissem<br />

silber o<strong>der</strong>, und den meren teil, mit rotem isen überkommen<br />

und die biss har unüberwunden besessen, beschirmt und gebessert,<br />

ouch hiemitan ir un<strong>der</strong>tanen mit harter, tuerer mieg uss<br />

20 hartem joch <strong>der</strong> harten herren gelediget und gefrigt, in giete,<br />

milte und gnad also verwalten und erhalten, dass, welcher <strong>der</strong><br />

iren das nit erkent, zum undank und unerkantnues, keiner<br />

gnaden wert, un<strong>der</strong> tyrannische beherschung soelte sin gebunden,<br />

und zuo glich irer altvordren gezwängt und gedrängt werden.<br />

25 So vil vom durchgang beschribner kronik, inhaltend zweihun<strong>der</strong>t<br />

sechs und achzig jar.<br />

!) Das Gefecht im Jammerthal (Donnerbühl) fand statt am 2. März<br />

1298. Chronicon de Berno.<br />

2) Sprichwörtlich von diesem Papst; vergl. Kortüm, Geschichte des<br />

Mittelalters. II. 194.<br />

3) Der Streit Bonifacius VIII. mit Philipp dem Schönen von Frankreich<br />

ist bekannt.<br />

4) Kaiser Adolf kam in <strong>der</strong> Schlacht bei Göllheim am 2. Juli 1298 um.<br />

5) Am 1. Mai 1308.<br />

6) Vielmehr schon 1291. April 16. und Mai 12. Die Urkunden vergl.<br />

Geschichtsfreund <strong>der</strong> V Orte. Bd. I. S. 208 ff.<br />

7 I Schliesst an den oben unterbrochenen Satz (Zeile 1) an.<br />

") Nämlich vom Jahr 1298 an gerechnet, welches A. als den Anfangspunkt<br />

<strong>der</strong> Machtausbreitung <strong>der</strong> Stadt betrachtet.


Zu einer inleitung in volgende kronik einer loeblichen<br />

stat Bern, an den glueckhaften baeren anmanung, mit<br />

anzeig <strong>der</strong> grossen gfar, von unser untiiren weit kronik<br />

ze schriben").<br />

[91] Als nun <strong>der</strong> glückhaftig baer in sinem loch anfangss<br />

jung, schimpfig und hanzelbar gewesen, nach erwachnen zaenen<br />

und naeglen hat mueessen haben umsichtige ougen, wachende b )<br />

oren, scharpfe zaene und unverzagte dapen, und die nach siner<br />

art geschwind und truzlich bruchen; <strong>der</strong>halb im <strong>der</strong> vigenden<br />

iebung bass denn fule ruow erscliossen, in von eim sig zum andren w<br />

gereizt, und <strong>der</strong> gwin lustig macht, also dass er in den Buerginen<br />

(85) die stolzen ochsen hat | vertriben, ein riewig, stark loch hat gemacht<br />

und wol erbuwen. So ist im nun nuet an<strong>der</strong>s vorhanden,<br />

wan wo ers nit mag besseren und meren. nach siner althargebrachten<br />

wis und fuersichtigen loblichen anwisung, dass er nit is<br />

von wegen gewunner ruow und miedem alter, zag, treg und<br />

schlaeferig selich gewunnens, o<strong>der</strong> uss hochmiit, verachte und in<br />

verlust lasse kommen. Dann bi dem wisen es nit ein min<strong>der</strong>e<br />

tugent ist gewunnes behalten, denn gwinnen. Und wiewol er<br />

nun [92] von iezt oberzaelter zit an unsshar noch des sinen von 20<br />

sundrer gnad Gots und durch sine fuersichtikeit und stärke nuet<br />

verloren, sun<strong>der</strong> alles gebessert hat, so ist doch von siner jungen<br />

muotwillikeit, ergit und eigennuetzikeit, uss froem<strong>der</strong> gelt c ) erwachsen,<br />

vil hernach ergangen und gehandlet, das dem redlichen<br />

alten ganz ungemess und unlidlich wäre gewesen, iezt aber ganz 20<br />

recht und ungescholten wil sin. Das alles, so Got, den man<br />

*) Statt dieses Capitels enthält die von St. und W. benutzte Handschrift<br />

einen längern Abschnitt, Seite 67—84, unter dem Titel: «Ein verkürzter<br />

durchgang und vergriff einer löblichen stat Bern kronik, vom anfang<br />

bis zum end des Burgundischen Kriegs, haltend 280 Jahre». Da <strong>der</strong>selbe<br />

nichts an<strong>der</strong>es ist, als ein sehr gedrängter Auszug aus Justinger und<br />

Tschachtlan, so ist das Stück hier weggelassen. Am Schlüsse steht wenig<br />

verän<strong>der</strong>t die obige Ueberschrift, welche auch im Original in mehrfacher<br />

Fassung sich findet.<br />

b ) In <strong>der</strong> ersten nachher erweiterten Fassung hatte A. «wachmündige»<br />

geschrieben.<br />

•) Das Manuscript hat übergeschrieben: «M«d»gelt; <strong>der</strong> ältere Druck<br />

ergänzte noch weiter und las: us frem<strong>der</strong> weit und gelt.<br />

53


54<br />

hierum bitten sol und muos, gnad verluecht durch sine, sines ewigen<br />

worts und liechts vilvaltige warnung, und durch eigens Schadens<br />

erfarung, nun hin mit einhelligem wisen rat zuo ernuewerung und<br />

besserung mag kommen. Got gebs!<br />

5 Dass von wegen diser untueren weit kronik schriben<br />

ganz gfaerlich.<br />

Wie es nun und was nach ob[93]gelassner zit ergangen<br />

und gehandlet sie, ze beschriben, wird so vil sorglicher und uss<br />

gfar <strong>der</strong> warheit gfarlicher sin, wie vil me in volgen<strong>der</strong> zit, nuet<br />

10min<strong>der</strong> dann zevor, gross, schwaer, seltzam und gfarlich Sachen,<br />

durch und in gfarlicher untuerer weit begegnet und verloffen<br />

sind. Nachdem und ouch die weit für und für sich in aller<br />

gschwindikeit iebt, schaerpft, erhoecht und täglich zuonimt an art<br />

und tugent, und doch lei<strong>der</strong>, | als sich ougenschinlich erfuendt, vil<br />

15 me an list und laster, die wiewol si von weit an mit dem hochfaertigen<br />

tuefel, und glich hernach mit dem ergitigen menschen<br />

ingerissen, sind si doch für und für so unverschämt und so<br />

gwaltig worden, dass si schäm und gwalt hond überwunden, ouch<br />

so wit, dass kein art o<strong>der</strong> tugent so guot nit ist, sie hat ein [94]<br />

üolaesterhietle, und kein list o<strong>der</strong> laster nit so boes, es hat ein<br />

schanddeckele überkommen. Niemand wil unrecht haben und<br />

schelten liden. Ie<strong>der</strong>man wil guot geachtet und gelobt sin. Der<br />

weit, so betrogen wil sin, groest vigend ist die warheit. Dahar<br />

fliessend die, und <strong>der</strong>glichen spruechwort: Wiltu etwas sin, so daerst<br />

25 etwas gfarlichs und kercherwirdigs. — 's glueck hilft den daerstigen,<br />

lasst die zagen. — Die straf ergrift die duben, lasst die rappen<br />

fliegen. — Sags nit, so schadts nit. — D'warheit bringt hass; ja, ja,<br />

nein, nein bringt gunst. — Ich näm anhang und gunst, für brief,<br />

sigel und kunst. — Kanstu liegen und flaueren, so gat dir uf<br />

30 die gross tueren; wilt du aber <strong>der</strong> warheit nachgon, so muostu<br />

dick harusser ston 8 ). — Kanstu den herren flaueren und <strong>der</strong> frowen<br />

•) «dick harusser ston» fehlt im Manuscript und ist aus P. ergänzt.<br />

Dort heisst es noch weiter: Gunst, Ungunst, gwalt und gelt regieret<br />

dise weit.


wol hofieren, so bedarfstu nit vil sach, wo du habist gelt<br />

(87) darnach. Dahar komt, dass die ganz weit | voll fraefler, ligner<br />

und Schmeichler ist, und die zettln min<strong>der</strong> gfarlich, dann zebereden,<br />

also dass sich kluoge fromkeit wirs foerchten muos, dann<br />

kiene bosheit. Dahar komt, dass alle die, so da wisheit, erber- s<br />

keit, fromkeit, frid und ruow suochend, o<strong>der</strong> diser weit zarte hut<br />

we<strong>der</strong> mit mund noch mit fe<strong>der</strong> anrieren, und all iren pracht,<br />

gwalt und 6ren schuehend und fluehend a )... Uss dem allem volgt<br />

gwiss, dass <strong>der</strong> merteil diser weit regenten boes, und inen ir<br />

un<strong>der</strong>tanen glich mueessend sin, und hiemit un[95]lidigkeit, jaio<br />

vervolgung <strong>der</strong> warheit, und alle boesheit so lang oberhand nemen<br />

und herschen, so lang's die langmietikeit Gots duldet, unss zuo <strong>der</strong><br />

weit ver<strong>der</strong>bung o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>bringung, so gwiss nit on harte straf<br />

zergon mag; <strong>der</strong>en wir ouch so gwiss erwarten, so gwiss von ie<br />

weit an <strong>der</strong> almaechtig, grecht Got und her, nach usgesaentenis<br />

siner warheit boten und propheten, — die doch geredt und<br />

geschriben, ab welchen sich die weit ie und ie geärgert, wie dann<br />

iezt zuo unsern ziten ganz frech und verrucht beschicht, —<br />

die weit nie ungestraft, und Verachtung sines heilsamen heiligen<br />

worts ungerochen nie hat un<strong>der</strong>lassen. Was <strong>der</strong> predig Adam, 20<br />

Noe, Abraham, Mose, David, Helie, Jesaje, Jeremie, und aller<br />

propheten, und zuoletst des sun Gots selbs, Jesu Cristi, und<br />

aller siner nachkommen truewen boten nachgevolgt, [96] was ouch<br />

inen den predigern Cristi hierum begegnet sie, ist aller weit<br />

kund, mit plagen und bluot uberschitt, und dennocht wie <strong>der</strong>25<br />

(88) Pharon | verstopft! Got behiet uns vor dem roten mer, lasse<br />

uns sin heilsam wort nit zum urteil, sun<strong>der</strong> zuo gnaden erschiessen!<br />

So aber <strong>der</strong> vergangnen weit leben, <strong>der</strong> gegenwertigen wiz, und<br />

<strong>der</strong> künftigen fuersichtikeit, allein in muntlicher und gschriftlicher<br />

kronik stat, und behalten, und ouch, um <strong>der</strong> guten und bösen30<br />

*) Die ganze Stelle ist stark corrigirt, so dass A. die Construction verloren<br />

zu haben scheint. Am Rande ist noch beigefügt, aber ohne dass ersichtlich<br />

wäre, an welcher Stelle die Worte eingesetzt werden sollten:<br />

«ouch gfar und hass zu vermiden ires mutwilligen wesens mit mund und<br />

fe<strong>der</strong> geschwigen, dan si so untur und unlidig, dass on gfar libs und gute<br />

niemand verner ir darf we<strong>der</strong> reden noch schribcn; die warheit iren von ir<br />

anfang har verhasst.»<br />

55


56 1474.<br />

willen, guots und boess geprediget und ufgeschriben muoss werden,<br />

wer wirt dann truzlich und nutzliche kronik predigen o<strong>der</strong><br />

schriben? Warlich niemand, dann <strong>der</strong>, dem Got gnad verlicht,<br />

<strong>der</strong> warheit kruez nit ze schuehen, noch ze fluehen. Amen.<br />

ö Eferung. a )<br />

Nun zu einem grund und anzeig urhab <strong>der</strong> merteil nachvolgen<strong>der</strong><br />

gschichten und kronik ists nit ungebuerlich etlicher<br />

stuecken eferung tuen, us welchen <strong>der</strong> kroniken, so zum teil nach<br />

an<strong>der</strong> kroniken fluesst und urhab nimpt, so fuernemlich sind: <strong>der</strong><br />

io ewig bericht zwischen dem hus Oesterrich und gmeinen Eidgnossen<br />

mit nachvolgenden pttnden, insun<strong>der</strong>s zwischen <strong>der</strong> krön<br />

Frankrich und gmeinen Eidgnossen ufgericht und beschlossen,<br />

uss welchem ein stat Bern und gmein Eidgnossen [97] in den<br />

Burgunschen, und hernach in vil an<strong>der</strong> krieg und unruowen sind<br />

lögfiert und verwicklet worden. Ist, Got sie lob, wol geraten, aber<br />

am zit ufzehoeren und flissig fuerzesechen b ).<br />

*) Die folgende «Eferung», in welcher A. über die Geschichte <strong>der</strong><br />

Jahre 1474—1477 seine Ergänzungen, Berichtigungen und Betrachtungen<br />

bringt, ist in einer kürzern und, mit Ausnahme des Eingangs, in einer<br />

zweiten ausführlichem und auch augenscheinlich besser geordneten Fassung<br />

vorhanden, beide eigenhändig geschrieben. Die eine, A. 1, steht Mspt-<br />

Bd. I S. 96—106 und 1«—32" (in Bd. II am Schlüsse eingeheftet), die an<strong>der</strong>e,<br />

A.2, in Bd. II S. 33*-80" und Bd. I S. 107-127. Wir geben, wie St. und<br />

W., die letztere und fügen aus <strong>der</strong> erstem (A. 1) nur den Eingang bei und<br />

diejenigen Stellen, in welchen eine bemerkenswerthe Differenz sich zeigt.<br />

b ) Der im altern Abdruck (S. 88) gegebene <strong>Text</strong> dieses Einganges, <strong>der</strong> aber<br />

in <strong>der</strong> Handschrift A.'s nicht erhalten ist, fügte bei Erwähnung <strong>der</strong> frühern<br />

<strong>Chronik</strong>en bei: «von Schilling nit sun<strong>der</strong>s flyssig o<strong>der</strong> gar nit beschriben »,<br />

und nannte noch als Gegenstände <strong>der</strong> Ergänzung: «Die vereinung mit<br />

den nidren statten und Lotringen .... item und hiuzugetan des Romischen<br />

babsts und des Ungrischen küngs bund und händel» und schloss mit den<br />

Worten: «Harzü <strong>der</strong> her aller herren sine gnad und hilf verliehe, dass<br />

semliches zu siner Wun<strong>der</strong>werken erkanntnus und lob, ouch zu einer loblichen<br />

statt Bern er und nutz ewig diene und glücklich vollendet werde.<br />

Amen.»


1474. 57<br />

T33a] 1474.<br />

Babst: Sixtus IV. 3 1 ). Roemscher keiser: Fridrich III. 35 ä ).<br />

Franzesischer kling: Ludwig XL 14 3 ). Schultes: Niclaus von<br />

Diesbach, ritter.<br />

Wie <strong>der</strong> ewig frid zwischen dem hus Oesterrich undgmeiner<br />

Eidguoschaft, ouch mitan <strong>der</strong> ni<strong>der</strong> puud<br />

wi<strong>der</strong> Burguu gemacht ward. a )<br />

Im jar Cristi Jesu 1474, nachdem und das hus Oesterrich,<br />

Hapschburg stammens, von sinem ankommen har biss uf dise zit<br />

wenig fridens mit einer Eidgnoschaft, uss und un<strong>der</strong> im ent-io<br />

Sprüngen, hat gehaept, und iez <strong>der</strong> loblich fuerst, herzog Sigmund<br />

4 ), ouch vor sin vater, herzog Fridrich <strong>der</strong> aelter, mit hilf<br />

drier gesipten keiseren, Sigmunden, Albrechten und Friedrichen,<br />

und desse kriegbaren bruo<strong>der</strong>, herzog Albrechten 5 ), uf 60jarane-<br />

(90) nandren von wegen <strong>der</strong> landen, so | d'Eidgnossen vom concilio zfus<br />

Costens dem verbanten und veraechten obgemelten herzog Fritlrichen<br />

ingenommen, besizend 8 ), sich also abgefochten hattend,<br />

dass er, <strong>der</strong> obge[34a]melt herzog Sigmund, die Tuetschen und<br />

Waelschen fuersten, zuo schuz und schirm sin und siner landen,<br />

um hilf wi<strong>der</strong> d'Eidgnossen anruft und heimsucht, aber keine20<br />

fand'); zu letst aber, damit sine Rinstaet s ) und anstossende land<br />

») Der Abschnitt fehlt in A. 1. ganz.<br />

i) Sixtus IV. war Papst seit 9. Aug. (23. Aug.) 1471, das Jahr 1471<br />

war also das dritte seiner Regierung.<br />

2) Seit 2. Februar 1440.<br />

3) Seit 15. August 1461.<br />

4) Herzog Sigismund, Landgraf von Ober-Elsass seit 1439, zuerst unter<br />

Vormundschaft seiner beiden Oheime, Friedrich's, des spätem Kaisers, und<br />

Herzog Albrecht's.<br />

5 ) Der oben genannte Vormund Sigmund's, er starb 14Ö3, 3. December.<br />

6 ) Die eidgen. Orte hatten 1414 dem geächteten Herzog Friedrich von<br />

Oesterreich den Aargau abgenommen.<br />

7 ) Einen Aufruf des Kaisers Friedrich III. an die Fürsten des deutschen<br />

Reichs, 9. Aug. 1408, siehe bei Zellweger, Versuch die wahren Gründe des<br />

burgundischen Krieges darzustellen. Archiv f. Schweiz. Geschichte V. S. 79.<br />

• 8 ) Rheinfelden, Laufenburg, Waldshut und Säckingen, zu den Vor<strong>der</strong>österreichischen<br />

Landen gehörig.


1474. 59<br />

Sum des ewigen fridens zwischen herzog Sigmund von<br />

Oesterrich und gmeiner Eidgnoschaft, durch den<br />

kueng von Frankrich ufgericht. •)<br />

Wir Ludwig, von Gots gnaden kueng zuo Frankrich, tuond<br />

kund aller[36a]mengklichen, und bekennend mit disem brieLs-<br />

Als zwischen dem durchlichten, hochgebornen fuersten und hern,<br />

her Sigmunden, herzogen zuo Oesterrich, Styr, Kernthen und<br />

zuo Crain, grafen zuo Tyrol etc., unsera lieben oehen, an einem,<br />

— und den fuersichtigen, ersamen und wisen, gmeinen Eidgnossen<br />

von staeten und laendren, Zuerich, Bern, Lucern, Ure, w<br />

Swytz, Un<strong>der</strong>walden, Zug und Glaris, und iren zuogewanten und<br />

gehörigen, unsern besun<strong>der</strong> guoten fruenden, am andren teil; — und<br />

ir be<strong>der</strong> teilen vordren, vil ergangner jaren mit enandren in<br />

(92) kriegen, zweiungen, irrungen und stoessen gewesen | sind, und<br />

sich darin mengerlei vergangen hat, und ein gueetlicher tag zuo 15<br />

Costens zwischen beden teilen gehalten worden, und da ein abscheid<br />

begriffen und gestelt ist, wie soellichs hingetan, betragen<br />

und gericht werden moecht, und das darmit zuo entlichem usstrag<br />

und beschluss bracht möchte werden; und demnach wir, als <strong>der</strong>,<br />

so das gern gericht und betragen gesehen haette, von be<strong>der</strong> teilen 20<br />

frintschaft und liebe wegen, so wir zusammen haben, haben<br />

wir die edlen und e*rsamen und geistlichen, graf Hansen von<br />

Eberstein 2 ), und her Josen von Silinen, probst zuo Muenster im<br />

Aergoew, unsere rät, zuo den obgenanten partlen geschickt, mit<br />

bevelch, an die be<strong>der</strong> sit ze werben, uns den obgenanten abscheid, 25<br />

[37a] zuo Costens besehenen, zu überantworten; in dem füg, wie<br />

wir demnach die bericht zwischen den genanten partlen be<strong>der</strong><br />

sit beschlussen und begriffen, dass si dabi bliben, und dem also<br />

nachgon woelten; — und si, von semlichs unsers gewerbs wegen,<br />

den begerten abscheid uns zuschicken lassen hond, mit dem 3»<br />

,) Vollständig abgedruckt in Eidg. Abschiede, Bd. IL, S. 913 ff. auch<br />

bei Zellweger, a. a. 0. S. 117.<br />

2) Graf Hans von Eberstein war <strong>der</strong> Gesandte des Herzogs von Oesterreich,<br />

vergl. Eidg. Abschiede, Bd. IL Hier erscheint er auffallen<strong>der</strong> Weise<br />

zugleich als Beauftragter des Königs von Frankreich. (Vergl. auch Zellweger,<br />

a. a. 0. p. 32. Anm. 51.)


€0 1474.<br />

bescheid: wie wir demnach die bericht begrifen und setzen lassen,<br />

dass Süllichs <strong>der</strong> obgenant unser oehen, herzog Sigmund, bi sinen<br />

fuerstlichen wirden und eYen, und die vorgenanten Eidgnossen bi<br />

den eiden, so si iren staeten und laendren geschworn, nach sinem<br />

B inhalt gelobt und versprochen hond, war, vest und staet ze halten,<br />

und das gestrax zuo volziehen und zuo volenden, und dem on intrag<br />

redlich und erberlich nachzekom | men, wie das die brief zwischent (93)<br />

inen ufgericht wisend. Und demnach, als uns <strong>der</strong> berueert abscheid<br />

von Costens ist uberantwort, und wir den eigenlich und<br />

"wol verhoert haben, so setzen wir die bericht und vertrag<br />

zwischen den obgenanten partien also und wie hienach von<br />

eiin ans an<strong>der</strong> geschoben stat, und das also ist und sin sol;<br />

nämlich:<br />

1. Dass fuerahin die bed obgenanten partien, und al ir un<strong>der</strong>istanen<br />

und zuogehoei enden in staeten und landen, sich er libs und<br />

guots zusammen wandlen, und ufrecht und redlich mittenandren<br />

handien mögen und sollen.<br />

[38 a] 2. Dass si um ir spaen, so die nit gueetlich vertragen<br />

moechtid werden, uf den bischof von Costens und die stat daselbs,<br />

20o<strong>der</strong> uf den bischof von Basel und die stat daselbs, zuo ustraeglichen<br />

rechten kommen soellen. Doch um erbfael, schulden und<br />

gueeter sol in ordenlichen gerichten gerechtiget werden, an Verzug<br />

und witer appellieren, etc.<br />

3. Dass, so <strong>der</strong> herzog Sigmund <strong>der</strong> Eidgnossen zuo sinen<br />

25 gschaeften bedarf, dass si im die, wo inen gepuerlich sin mag, um<br />

zimlichen sold wollen geben.<br />

4. Dass d'Eidgnossen genantem herzogen überantworten soelten<br />

al brief, urber, register, roedel und gschriften, so si hin<strong>der</strong> inen<br />

hond und <strong>der</strong> herschaft | Oesterrich zuostond, getruelich und on (94)<br />

.sogeverd; usgenommen die brief, roedel o<strong>der</strong> gschriften, so die<br />

inhabliche land, staet und schloss <strong>der</strong> Eidgnoschaft betreffend.<br />

5. Dass bed partien bi allen iren landen, staeten und<br />

schlössen, doerfern und maerkten, die si in vergangnen ziten zuo<br />

iren landen erobret und gebracht haben, soellen bliben hienach<br />

wrüewig und unangesprochen.


1474. 61<br />

6. Dass kein parti <strong>der</strong> andren die iren in puentnus, burgrecht,<br />

landrecht, schuz o<strong>der</strong> schirm ufnaemen solt, dem andren<br />

teil zuo schaden und unfuog; es zuge dan einer hushaeblich zum<br />

an<strong>der</strong>n.<br />

[39a] 7. Dass, so iemant etwas gwaltigs und ufrueerischss<br />

handlete, sol von stund an <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die selbigen angriffen und<br />

för<strong>der</strong>lich mit recht gestraft werden.<br />

8. Dass kein teil dem andren sine viend, wi<strong>der</strong>wertigen und<br />

beschaediger, wissentlich nit husen, holen, aezen, tränken, noch<br />

un<strong>der</strong>schüb, noch hilf tun, ouch das ze tuond niemand gestaten,


62 1474.<br />

14. Dass d'Eidgnossen nun und hienach soellen ofnung [40a]<br />

haben, zuo allen iren noeten, <strong>der</strong> gemelten vier staeten.<br />

15. Dass, ob eintwe<strong>der</strong>er teil an dem andren dis frintlich (96)<br />

bericht nit hielte, so sol doch darum kein fecht noch ufruor fuer-<br />

•s genommen, sun<strong>der</strong> die brüchig parti mit recht angevordret<br />

werden, und dem selben nach getaner gelipt gnuog tuen; und<br />

welcher das nit tun woelte, <strong>der</strong> sol darzuo gehalten werden, etc.<br />

16. Dass alles das, so sich in kriegs und andren wisen<br />

zwischen beden teilen und iren vordren hat verloffen, biss uf<br />

lodatum diss briefs, sol bestaendeklich hin und ab, vertragen und<br />

bericht sin.<br />

17. Dass dem allen von beden partien und iren zugehörigen<br />

sol gestrax und on intrag nachkommen werden, bi getanen<br />

pflichten.<br />

ls Und zu einer ewigen bestätnus soellicher bericht, und dem<br />

almaechtigen zuo lob, und diser bericht zuo vestem, iemerwaerendem<br />

urkuend, dass <strong>der</strong>o, wie obstat, also von beden partien und iren<br />

zuogewanten nachgangen werd, so haben wir obgenanter kueng<br />

unser kuengklicher majestat insigel offenlich lassen henken an<br />

M diser brief, zwen glich, und iedwe<strong>der</strong>m teil einen geben.<br />

Wir obgenanter Sigmund, herzog zuo Oesterrich, etc., und<br />

wir vorgenanten Eidgnossen von stäten und laendren, etc., bekennen<br />

und verjehen <strong>der</strong> obgeschribnen rich^tung, und alles des, (97)<br />

so hierin von uns geschriben stat, und wollen wir obgenanter<br />

25 herzog Sigmund fuer uns und unser erben, die unsern und unser<br />

zügehoerenden; und wir, die genanten Eidgnossen, fuer uns und<br />

unsere nachkommen [41a], die unsern und unser zuogewanten,<br />

dabi gestrax bliben, und dem allen nach sinem inhalt nachgon.<br />

Wir herzog Sigmund bi unsern fürstlichen exen und wirden, und<br />

so wir, die genanten Eidgnossen, bi den eiden, so wir unsern staeten<br />

und laendren geschworn hond. Und des zuo warer guoter zuegnus,<br />

so haben wir, herzog Sigmund, unser insigel, und wir, vorgnanten<br />

Eidgnossen, staet und laen<strong>der</strong>, unsere insigel öffentlich haenken<br />

lassen an <strong>der</strong> vorgenanten briefen, zwen glich. Geben und be-<br />

35schehen in unser stat Sanlis uf den 11. tag des monats Juny,<br />

anno Domini 1474.


1474 63<br />

Und wie nun d'Eidgnossen disen vast erlichen, loblichen<br />

und nuzlichen friden, wi<strong>der</strong> viler des adels gunst, aber mit<br />

grosser be<strong>der</strong> landen froeud erobret hatten, und ieztan hie<br />

Oesterrich und hie Swytz die ingewurzlete viendschaft gestillet<br />

und versueent was"), do tratend von stund an disem <strong>der</strong> Eid-*<br />

gnossen glueck zuo nuewe frind und puntgnossen, nämlich ennet<br />

Ryns die riehen grafen Ulrich und zwen Eberhart von Wirtenberg<br />

mit irer grafschaft Muempelgart •), und die vest richstat<br />

Rottwyl 2 ), — <strong>der</strong>en venner gon Nuess 3 ) zum keiser und gon<br />

Murten zun Eidgnossen, min grossvatter gewesen, Boley <strong>der</strong> Ryd b ), w<br />

wirt Anshelm genant — und diset Ryns alle staet und land [42 a],<br />

(98) von Strassburg biss | gon Basel, <strong>der</strong> ni<strong>der</strong> pund gnemt 4 ), <strong>der</strong><br />

herzog von Lutringen 5 ), und zuvor herzog Sigmund mit sinen<br />

anstossenden landen 8 ) 0 ); item und fuernemlich <strong>der</strong> Franzesisch<br />

kueng 7 ) d ).<br />

is<br />

Und also angends uf verabscheideten bericht und pund zuo<br />

Costens, wie da angesehen, do verkunt herzog Sigmund dem<br />

") A. 1. hat hier noch: Wie nun gluck, als man wol spricht, gsellen<br />

und fründ bringt, also ....<br />

b ) A. 1. nennt ausser Neuss und Murten auch «Nanse», hat aber den<br />

Namen seines Grossvaters nicht angegeben.<br />

°) A. 1. nennt Herzog Sigmund hier nicht, hat dagegen den Satz: Des<br />

pfalzgrafen und markgrafen von Baden beger (um Aufnahme in den « Ni<strong>der</strong>n<br />

Bund ») wurdend angestelt.<br />

d ) A. 1. fügt bei: zum furnemsten er, und al verursacht US hochniietikeit,<br />

macht und kriegischer Übung herzog Carlis von Burgun.<br />

i) Abgeschlossen zu Zürich den 8. November 1469, abgedruckt Eidg.<br />

Absch. IL p. 906, und (mit Datum 1474?) Zellweger a. a. 0. S. 126.<br />

2 ) Der Bund mit Rotwyl wurde am 18. Juni 1463 auf 15 Jahre geschlossen<br />

und 1477 erneuert. Den Vertrag siehe Eidg. Absch. IL 890.<br />

') Ueber die Belagerung von Neuss bei Cöln (Juli 1474 — Juni 1475),<br />

zu dessen Entsetzung das Reichsheer auszog, vergl. J. Müller, Schw. Gesch.<br />

IV. 689. De Barante, hist. des ducs de Bourg. (Paris 1825.) XX. 12—17.<br />

4 ) Strassburg, Bischof und Stadt, Basel, Bischof und Stadt, Colmar,<br />

Schlettstatt und <strong>der</strong> Markgraf von Baden schlössen am 31. März 1474 zu<br />

Constanz die «Nie<strong>der</strong>e Vereinigung» mit den 8 Orten und Solothurn. Den<br />

Vertrag siehe Eidg. Absch. II, 911.<br />

5 ) Aufgenommen in die Nie<strong>der</strong>e Vereinigung den 16. April 1475.<br />

(Eidg. Absch. IL 537.)<br />

6) Es ist unklar, warum Herzog Sigmund hier noch einmal genannt wird.<br />

7 ) Darüber vergl. nachher.


64 1474.<br />

Burgunschen herzogen losung siner versezten landen, und legt<br />

das losung-gelt, 80,000 Rynsch gülden, vom nuewen pund entlehnet,<br />

und vom Franzesischen kueng zuo bezalen verheissen, gon<br />

Basel, und huob an die land wi<strong>der</strong> in sine pflicht ze nemen. Und<br />

»wie wol <strong>der</strong> Burgunsch herzog sich hoch erklagt, dass wi<strong>der</strong><br />

gebne verschribung gehandlet wurde, nuet dester min<strong>der</strong> fuor <strong>der</strong><br />

Oesterrichisch herzog mit dem nuewen punt, uss sun<strong>der</strong>lichem<br />

triben des Roemschen keisers und Franzesischen kuengs, fuer, wie<br />

das Schilling beschribt'), <strong>der</strong> ein fuernem ufsehen zur Franiozesischen<br />

a ) pratick und zum Burgunschen krieg hat gehaept. b )<br />

[43 a] Vertrag zwischen Meyland und Ure, zu Bern gemacht.<br />

Item botschaft gon Meyland, frid ze halten. c )<br />

Diss jars Meyen 2 ) hat ein löbliche stat Bern einen vertrag<br />

gemacht von wegen irrung <strong>der</strong> Meylaendischen capitlen, zwischen<br />

isiren Eidgnossen von Ure und herzog Galeatzen von Meyland,<br />

ouch im dem herzogen ire botschaft zugeschickt, frid zehalten<br />

und dem Burguaschen herzogen nit bizeston; das er zetuon (99)<br />

zusagt, aber sine Lamparter 3 ) nit hielten. Das schuf die<br />

Saffoysche herzogin 4 ) und <strong>der</strong> kueng Alfons von Napols 5 ), <strong>der</strong><br />

a ) «und Oesterrichischen» ist von frem<strong>der</strong> (Paul's ?) Hand in A. 2.<br />

hinzugefügt.<br />

b ) In A. 2. ist später hinzugefügt und dann wie<strong>der</strong> (aber schwerlich<br />

von Anshelm selbst) gestrichen : «aber sust <strong>der</strong> zit und handhing nut sun<strong>der</strong>s<br />

geachtet.» In A. 1. fehlen die letzten Sätze ganz.<br />

=) Das Stück fehlt in A. 1.<br />

') Gedruckte Ausgabe von 1743, S. 116 u. ff.<br />

2 ) Abschied zwischen dem Herzog von Mailand und den Eidgenossen,<br />

zu Bern geschlossen am 6. Juni 1474. (Missiv-Buch C. p. 262.) In <strong>der</strong> Sammlung<br />

<strong>der</strong> Eidg. Abschiede fehlt das Aktenstück.<br />

3 ) Die Lombarden waren sehr zahlreich als Söldner im Heere Karls.<br />

4) Jolantha, die geistreiche und thatkräftige Gattin des Herzogs Amadeus,<br />

Ludwigs XI. Schwester, Regentin für ihren Sohn Philibert.<br />

5) Prinz Friedrich von Tarent soll nach J. Müller (V. 1. S. 3.) mit<br />

15000 (?) Mann zum Heere Karls gestossen sein. Sein Vater, <strong>der</strong> König von<br />

Neapel, hiess aber nicht Alphons, son<strong>der</strong>n Ferdinand L, 1458—94. Friedrich<br />

folgte ihm 1497, wurde aber von Ludwig XII. 1501 seines Throns beraubt.<br />

Vergl. über den Prinzen: Commines V. III. und Ochsenbein, Urkundenbuch<br />

<strong>der</strong> Schlacht bei Murten. S. 416.


1474. 65<br />

sinen sun, herzog Fridrichen, mit 400 pferden dem Burgunschen<br />

herzogen züsandt, welcher, zuo Murten entrunnen, nachmals kueng<br />

zuo Napols, von Franzosen und den Eidgnossen ufgenommen, und<br />

dem kueng Ludwig XII. von Frankrich zugebracht ward.<br />

Einer stat Bern botschaft gon Rom um ablas; item und 5<br />

um gwalt das kloster Hinterlappen') ze reformieren.<br />

Diss jars Jenner 2 ) hat ein stat Bern iren wol[44a]gelerten<br />

statschriber, meister Thuering Frickern 8 ), gon Rom zuo baebstlicher<br />

heilikeit geschickt, <strong>der</strong>en andächtige ghorsame zu erpieten, und<br />

(100) von ira | vollen ablas, item und sun<strong>der</strong>lich gwalt und friung zuio<br />

erwerben, die ungeistlichen korhern zuo Hin<strong>der</strong>lappen ze begwaltigen<br />

und ze reformieren 4 ). Da ward <strong>der</strong> bot wol, doch nit<br />

on gelt, enpfangen, doctor <strong>der</strong> geistlosen rechten geheissen, und<br />

mit ablas und gwalt heimgevertiget. Do wurden die Hinterlapper<br />

korhern, die sich geistlich lebens heftig sperten, mit irem probst, u<br />

Heinrich Bluomen, dahin gebracht, dass ir etlich gfangen, uss<br />

Wyssnow 5 ) mit den ledigen gon Bern gefueert, muostend schweren<br />

und verschriben, ein lobliche stat Bern für iren kastenvogt, und<br />

ouch einen vogt von ira ze haben 6 ); item und die reformation<br />

!) Das Kloster Interlappen o<strong>der</strong> Interlachen, gestiftet 1131 (?) durch<br />

Seliger von Oberhofen, hatte Chorherren des regulirten Augustiner-Ordens.<br />

Die Stadt Bern war seit 1224 Kastvogt desselben. (Stettier, Regesten <strong>der</strong><br />

Bern. Klöster, S. 44. — Fontes r. B. II. S. 43).<br />

2) Aber nicht 1474, son<strong>der</strong>n schon 1473 (Miss.-Buch C. 33).<br />

3) Thüring Fricker aus Brugg, geboren 1429, gestorben 1519, Stadtschreiber<br />

von 1465—94. Siehe über ihn: Quellen zur Schweizergeschichte<br />

Bd. I. Th. Fr. Twingherrenstreit, hgg. von G. Stu<strong>der</strong>, im Vorwort p. V-IX.<br />

4) Bern verlangte päpstliche Vollmacht zur Abstellung <strong>der</strong> im Kloster<br />

eingerissenen Missbräuche und zur Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> bei Seite gesetzten<br />

Ordensregeln.<br />

5 ) Weissenau, ein jetzt zerstörtes Schloss bei Interlaken, am Einfluss<br />

<strong>der</strong> Aare in den Thunersee.<br />

6) Propst H. Blum von I. war auf Anordnung des Propstes Stör von<br />

Amsoldingen, des bischöflichen Verwesers, kurze Zeit verhaftet, 1473, und<br />

wurde entsetzt. Die Erklärung vom Juli 1474, in welcher das Kloster sich<br />

seiner Souveränetät zu Gunsten <strong>der</strong> Stadt begab und in die Annahme eines<br />

Vogtes einwilligte, siehe R. Man. 16, S. 236.


66 1474- 1476.<br />

anzenemen und ze halten, nach anwisung <strong>der</strong> geistlichen korhern<br />

S. Augustins orden, inen von S. Lienhart von Basel zuoverordnet').<br />

Bestund nit lang, ward loser dan vor ie gwesen, ouch hiemit vil<br />

mueeg und kostens verloren.<br />

5[45a] Vom wesen kueng Ludwigs XI. von Frankrich, und<br />

dem pund, so er mit gmeiner Eidgnoschaft ufgericht<br />

hat 2 ).<br />

Wie dann in kurz vergangnen jaren <strong>der</strong> eigensinnig, listig,<br />

frefel Delfin, Ludwig von Frankrich, nachdem er zuo dienst dein<br />

loRoemschen babst und keiser das Baseisch concilium hat zertrent 3 ),<br />

und d'Eidgnossen da geschlagen 4 ) und dem nach bald von sinem<br />

muten, gueetigen und wisen vatter, kueng Carlin VIL, — <strong>der</strong> sich und (101)<br />

die krön von Frankrich uss <strong>der</strong> Engeischen hand wun<strong>der</strong>barlich<br />

hat errettet und wi<strong>der</strong>bracht 5 ), ouch mit gmeinen Eidgnossen<br />

i5 vast frintlich vereint und verpunden was, — als ein unghorsamer<br />

und ufrueerischer sun, vor einst ist versient, ietz zum Burgunschen<br />

herzogen Philippen geflohen, bi dem sich 10 jar 6 ), unss nach<br />

sines lobwirdigen vatters tod, hat enthalten, 6 an Türken ze ziehen,<br />

dann sines herlichen vatters angesicht ze sehen vermeinende; und<br />

20 als er nun sine kröne solt enpfahen 7 ), beleitet in sin schirmer,<br />

[46a] herzog Philipp, heim gon Paris, mit ernstlicher bit und<br />

ermanung, dass er keinen nid noch räch an sines richs fuersten<br />

und amptluet soelte legen, ouch sun<strong>der</strong>lich sinen wolgeachten bruo<strong>der</strong><br />

Carlin erlich und lieb halten, und in alweg sines richs einung<br />

i) Zwei Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stift St. Leonhard in Basel, gleichen Ordens, erhielten<br />

den Auftrag die Klosterreform durchzuführen.<br />

! ) Ueber den ganzen Abschnitt ist zu vergleichen: Zellweger's « Versuch,<br />

die wahren Gründe des burgund. Krieges darzustellen». Archiv für Schweiz.<br />

Geschichte, Bd. V., sowie Eidg. Absch. Bd. IL 482 ff.<br />

3 ) Der Anzug des Dauphins Ludwig mit den Armagnaken gegen Basel,<br />

1444, hatte die Auflösung des dort noch versammelten Kirchen-Concils zur<br />

Folge.<br />

4) Bei St. Jakob an <strong>der</strong> Birs, 26. Aug. 1444.<br />

5 ) Mit Hülfe <strong>der</strong> Jungfrau von Orleans, und endlich im Jahre 1444.<br />

6 ) Der Aufenthalt Ludwigs am Burgundischen Hofe dauerte v. 1456—61.<br />

7 ) Karl VII. starb am 22. Juli 1461.


1474-1476. 67<br />

suchen und fuerdren. Des truwen rats, ouch schuldigen danks<br />

ungeacht, huob disev kueng Ludwig XL von stund an, nach eignem<br />

sin, einem unadelichen tyrannen glich (an), ze herschen, unachtpar,<br />

lichtvertig, ouch froemd luet lieben, ufwerfen und rieh machen;<br />

aber die fuersten, ouch sinen bruo<strong>der</strong>, die edlen und die gelerten.s<br />

mit nuewen aendrungen, ufsaetzen und verbotten also vast traengen<br />

und verachten, dass sines richs die fuernemsten fuersten und sin<br />

bruo<strong>der</strong> in mit fr macht zuo Paris belaegreteni), anzeigend und<br />

hoch erklagende, wie <strong>der</strong> kueng das land und die fuersten ungwonlicher<br />

mauss beschwaere und trucke, allen adel verachte, alle w<br />

ding on parlament, on rat, on gsatz, on recht, allein nach sinem<br />

(102) willen handlete, | sinen stat uf kriegsluet [47 a] und unedel<br />

Schmeichler sezte, die den gebornen fuersten und edlen glich<br />

machte; also dass den fuersten kein friheit noch achtung me über<br />

sie, alles vol verraetteri und betrug, und niemand sin leben sicher w<br />

sin; um lichten argwon o<strong>der</strong> verleidung vil getoet o<strong>der</strong> vertriben<br />

werdid; dass fich und gwild me friheit haben, wan die menschen;<br />

den kuengklichen a ) und die jaerlichen pensionen den fuersten abgebrochen,<br />

unnuezen und unverdienten lueten ussgeschuet werden<br />

woelle, und werde dahin kommen, dass allein uf einem, on mauss 20<br />

und Ordnung, alle ding standid. Und hierum zuo schirm ir friheit<br />

und eren, so waerids b ) versampt, dass den sacken geraten wurde;<br />

also dass alle staend, hoch und ni<strong>der</strong>, bi altem harkommen und<br />

in guter Ordnung wesen und beliben moechtid. Si bekennid den<br />

kueng iren hern; aber dabi so stand inen zuo, in zuo ermanen25<br />

und ze wisen, dass er nach loblichem harkommen sines richs,<br />

mit rat, recht, mauss und Ordnung regiere.<br />

Und als nun <strong>der</strong> kueng mit siner fuersten krieg und klag<br />

überladen was, schickt er sinen canzler zuo inen hinuss, iedem,<br />

[48 a] wass er zu friden begerte, zuo verschriben; als aber <strong>der</strong> canzler 30<br />

sagt: ir vermoegends nit zuo halten, antwurt er: magstu s' von en-<br />

") Hier scheint ein Wort ausgefallen zu sein.<br />

b ) Corrigirt aus «sigids».<br />

») Der Aufstand <strong>der</strong> Liga, welche Ludwig dem XL seinen Jüngern<br />

Bru<strong>der</strong> Karl, Herzog von Berry, entgegenstellte, fand im Jahre 1465 statt.


68 1474-1476.<br />

andren uss dem veld schriben, so hastu genüg getan, und demnach<br />

wird minem halten ouch rat gefunden. Wie dann fuer und<br />

für beschach, mit vil hoher köpfen bluot, und mit grossem schaden<br />

an land und lueten, insun<strong>der</strong>s zwischen dem kueng und dem Burä<br />

gunschen Carlin ergangen; ouch mit so grimmem hass, dass wass<br />

mit isen nit mocht gerochen werden, mit gift j un<strong>der</strong>standen wurde. (103)<br />

Der gstalt des kuengs frommen bruo<strong>der</strong>, dem ouch sin vatter, wo<br />

fuogklich gwesen, die krön geben hätte, todi), item und <strong>der</strong> kueng<br />

und <strong>der</strong> Burgunsch herzog") beid gegenenandren verluemdet waren.<br />

io Und wie wol zwischen inen oft vertraeg und anstand gemacht<br />

wurden, so vertruwt doch keiner dem andren nuet; sun<strong>der</strong> ouch<br />

wo und wie si enandren mochtend vientschaft anrichten, das<br />

beschach on kostens beduren b ). Also ze diser [49 a] zit richtet<br />

<strong>der</strong> Burgunner die Engeischen ubern kueng 2 ); so richtet <strong>der</strong> kueng<br />

ishargegen ubern Burgunner die Tuetschen, und insun<strong>der</strong>s d' Eidgnossen,<br />

durch die dem kueng geholfen und <strong>der</strong> Burgunner getaempt<br />

ward.<br />

„. Deshalb <strong>der</strong> vilgemelt kueng Ludwig hat zuvor im 70. jar,<br />

".'• uf den 13. tag Ougst zuo Bern, in gmeiner Eidgnossen namen,<br />

2osines vatters seligen vereinung uf sich volstreckt, mit sundrem<br />

usstruck, dass kein teil wi<strong>der</strong> den andren soelte dem Burgunschen<br />

herzogen zuoston 3 ). Dann vor d'Eidgnossen bim kueng und bim<br />

a ) In A. 1 ist die Charakteristik Karl's (siehe nachher) mit <strong>der</strong>jenigen<br />

Ludwig's in ein Capitel zusammengezogen [S. 105 und 106].<br />

b ) A. 1 hat hier: so vertruwt er (Ludwig) doch dem Burgunner mit,<br />

hierum [1 a] er kostens on alles beduren sucht mit heimlicher hilf und rat,<br />

wis und weg, in allenthalben gschaft und vigend zu machen und zu enthalten,<br />

als: an dem keiser, herzogen von Lutringen und Oesterrich, an den<br />

Eidgnossen; und doch den punt mit inen nit e beschloss, dan er befridet<br />

und si mit dem Burgunner in ofhem krieg waren — vom keiser angfangen,<br />

aber dem herzog von Lutringen, den Eidgnossen und iren pundgnossen zu<br />

volfüren gelassen. Mitten in diesem Gedanken bricht A. 1 am Ende des<br />

Blattes 106 ab und hat seine Fortsetzung am Schlüsse von Band II <strong>der</strong><br />

Handschrift auf Seite 1 a — 32 *.<br />

') Karl, Herzog v. Berry, Ludwig's XL Bru<strong>der</strong>, starb 1472 den 18. Mai.<br />

2) Im Juli 1475 schloss Herzog Karl einen gegen Frankreich gerichteten<br />

Bund mit den Englän<strong>der</strong>n.<br />

3) Eidg. Absch. IL 413 u. 908.


1474 - 1476. 69<br />

herzogen redlich gedient hatten und dienten, biss si in ofne<br />

vientschaft mit dem herzogen kamend.<br />

Und ieztan, in fuergenommenem 74. jar, do bracht <strong>der</strong> kueng<br />

zu wegen, dass <strong>der</strong> Oesterrichisch bericht gefuerdret, und uf in<br />

zuo bevestnen gestelt ward, welchen er zuo end Ougstens, ufgericht 5<br />

und versiglet, mit siner treffenlichen botschaft durch Lutringen<br />

H04)haruss gon Bern | schickt 1 ) [50 a] und demnach uf den 3. tag «1.<br />

Octobrer gon Veldkilch, zum fuersten von Oesterrich zuo gmeiner ""<br />

Eidgnossen und <strong>der</strong> nidren statten botten 2 ), mit ernstlicher und<br />

illen<strong>der</strong> Werbung, einen hilftragenden pund mit ime ze machen,io<br />

und angends wi<strong>der</strong> den Burgunschen herzogen den krieg anzevahen,<br />

harzuo er sine macht geruest hätte, ouch sin lib und guot<br />

inen trostlich zuosaezen woelte, dem fuersten, sinem oehenn, das<br />

losgelt'), ouch im und sinen sundren fruenden, den Eidgnossen,<br />

ßrliche pensionen geben 4 ). Da ward im, uf sin vertröste zuosagis<br />

und erpietung, begerter pund zuogesagt, zuo Lucern vergriffen,<br />

und von Bern schnei zuogesaent 5 ), und ouch mitan <strong>der</strong> krieg<br />

angehaben"). Uf dise handhaben, wi<strong>der</strong> alle hofnung, trost und<br />

manung <strong>der</strong> Eidgenossen, machet er drimoenigen bestand mit dem<br />

a ) Der ganze Abschnitt lautet in A. 1, S. 1*:<br />

Wie <strong>der</strong> Franzesisch punt, ilends von <strong>der</strong> stat Bern versiglet,<br />

sich noch fünf jar zu bestaten verzoch.<br />

Also ward diser Franzesischer pund mit semlicher il gepratticiert, dass<br />

ein stat Bern, als von inen gwalt habend, für alle ort <strong>der</strong> Eidgnossen allein<br />

den versiglet, begerte hilf <strong>der</strong> 6000 knechten vertröst, illends durch iren<br />

schultheissen, her Niclausen von Diessbach, dem küng zuschickt; daruss sich<br />

etwas Unwillens bi den un<strong>der</strong>tanen erhüb, darzü etliche ort sich oucli<br />

sperten.<br />

Dann folgt sofort die Erzählung <strong>der</strong> Vermittlungsversuche.<br />

i) Die Verhandlungen fanden meistens zu Luzern statt, 6. u. 17. Sept.<br />

(Eidg. Absch. II. S. 496 ff.) Die Leitung lag dagegen ganz in <strong>der</strong> Hand<br />

<strong>der</strong> Berner.<br />

«) 2.—12. October. Eidg. Absch. II. 505 ff.<br />

3 ) Das Geld zur Wie<strong>der</strong>lösung <strong>der</strong> verpfändeten Gebiete wurde dem<br />

Herzog Sigmund von König Ludwig vorgeschossen.<br />

4 ) Das Verzeichniss dieser ersten Pensionen siehe Eidg. Absch. 11. 521<br />

und 533.<br />

5 ) 26. Oktober 1474 zu Luzern. (Eidg. Absch. IL 516.)


70 1474-1476.<br />

Burgunner, so ietz von Eidgnossen viendlich angriffen 1 ), und<br />

schickt erst in kuenftigs 75. jars Merzen sinen pund versiglet<br />

durch Bern gon Lucern, da <strong>der</strong>selb aber mit vil verheissens<br />

ward verknüpft 2 ). — Indes do hat <strong>der</strong> Burgunsch herzog sinen<br />

5schwager, [51a] kueng Edoard von Engenland, in Frankrich<br />

ze ziehen bewegt, zuo dem sich er, <strong>der</strong> Franzesisch kueng, personlich<br />

verlfueegt, und machet einen 7jaerigen bericht mit 75,000(105)<br />

krönen schenke, und fünfzig tusent jaerlicher pension. Schankt<br />

darzuo gross gaben den Engeischen hern, und besun<strong>der</strong> dem<br />

io herzog von Klarentz, <strong>der</strong> nachmals von sinem bruo<strong>der</strong>, egenanten<br />

kueng, in Malvasier ertränkt und enthoptet ward 3 ). Und glich<br />

uf disen bericht machten <strong>der</strong> Engelsch kueng und <strong>der</strong> Brittenisch<br />

herzog einen nuenjaerigen bestand zwischen im und dem Burguner<br />

4 ). Nuet destermin<strong>der</strong> wist er 5 ) nach siner listikeit, d'Eidlö<br />

gnossen staets an, vom krieg nit abzeston , ouch keinen friden<br />

noch bestand ze losen ; sun<strong>der</strong> uf sin macht trostlich ze beharren.<br />

Und also, wie wol er zuo allen noetten <strong>der</strong> Eidgnossen zum<br />

höchsten um zustand gemanet ward, dennocht, durch kunst und<br />

glueck siner verpensionierten jägermeistren 6 ), enthielt er sich den<br />

»0 ganzen krieg uss, dass er um halb gelt, zuoluogend wie <strong>der</strong> fuchs<br />

uf den roub, stil sass, und liess si uf ire weg und glueck angehoezt<br />

jagen. Hiess [52 a] dennocht <strong>der</strong> heilig aette, kueng Ludwig<br />

von Frankrich 7 ).<br />

i) Am 25. October 1474 erliessen die Stände den Absagebrief an Karl.<br />

Am 15. Juni hatte Ludwig seinen Waffenstillstand mit demselben bis zum<br />

Mai 1475 verlängert. (Eidg. Absch. II. 498.)<br />

2) Luzern. 20. März 1475. (Eidg. Absch. IL 521-533.)<br />

3 ) Der Herzog von Clarence, Eduard's IV. von England Bru<strong>der</strong>, wurde<br />

aus Argwohn von seinem Bru<strong>der</strong> 1478 zum Tode verurtheilt. Nach eigener<br />

Wahl soll er in einem Fasse Malvasier ertränkt worden sein. Die Todesart<br />

ist zweifelhaft. (Vergl. Pauli, Engl. Geschichte V. 436.)<br />

4) Bezieht sich wahrscheinlich auf den vom Herzog Franz von Bretagne<br />

vermittelten Waffenstillstand vom 4. April 1473 zwischen Ludwig XI.<br />

und Herzog Karl. (Vergl. Eidg. Absch. II. 443.)<br />

5 ) Nämlich Ludwig XL Anschliessend an Z. 4.<br />

6 ) Trifft ohne Zweifel die französisch gesinnten Führer in <strong>der</strong> Eidgenossenschaft.<br />

r ) Unter Ludwig XI. ist <strong>der</strong> Titel «allerchristlichster König» für den<br />

Monarchen Frankreichs Uebung geworden.


1474-1476. 71<br />

Nun so haftend sine anwaelt und fuermin<strong>der</strong> den friden, pund<br />

(106) und krieg so mit grossem gelt erworben, | dass si darum von im<br />

ungnad entsassen. Do sagt er zu inen: si haettids wol geschaft,<br />

wenn nun d'Eidgnossen sin gelt genommen und nemen woeltid;<br />

dann so das beschaehe, so werde einer krön von Frankrich von 5<br />

inen niemerme kein baerlicher schaden zuogefueegt werden"). Es<br />

war vil waeger gelt, dann land und luet verloren.<br />

[53a] Von wesen herzog Karlis von Burgun, wie er ouch<br />

gern gmeiner Eidguossen fruend war gsyn; aber um<br />

hochmftts willen von inen und iren puntgnossen w<br />

muesst gedoemueetiget werden.<br />

Zuoglich wie <strong>der</strong> kueng von Frankrich gegen sinen tugentrichen<br />

vatter ein tyrann geachtet, also ward geachtet <strong>der</strong> herzog<br />

Karlin von Burgun gegen sinem tugentrichen vatter Philippen'),<br />

welcher zuo sinen ziten über al köstliche fuersten so hoch geachtet«<br />

was, dass in ouch die Asianischen kueng und fuersten, gloebig und<br />

ungloebig, durch ire treffenliche hotten, un<strong>der</strong> denen <strong>der</strong> patriarch<br />

von Anthiochia selbs person, wi<strong>der</strong>n grossen Machmet um rat<br />

und hilf heimsuochten 2 ). Er hat von sines vatters, herzog Johansen,<br />

todschlags 3 ) wegen, dahar <strong>der</strong> hopt-nid zwischen Frankrich und 20<br />

Burgun entsprungen, die krön Frankrich mit irem kueng und <strong>der</strong><br />

stat Parys in des Engenlaendischen kuengs hand übergeben, darnach<br />

versueent, geholfen wi<strong>der</strong>naemen ; hat d'Eidgnossen, und<br />

insun<strong>der</strong>s ein stat Bern geliept, da er personlich unlang vor<br />

») Hier fügt A. I [104] bei: Sind da gegenwärtig gsin her Wilhelm<br />

von Diessbach und her Heinrich Matter, von welchen beden ich dise red<br />

gehört hab.<br />

•) Philipp <strong>der</strong> Gute, Herzog von Burgund von 1419—1467.<br />

2) Vergl. Dunod, hist. du comte de Bourg., tome III. p. 346.<br />

3 ) Philipp's Vater, Herzog Johann, war am 10. Sept. 1419 zu Montereau<br />

in Gegenwart des französischen Dauphins ermordet worden. Diess bewog<br />

schon Philipp, wie nach ihm Karl, zu dem Bündniss mit England.


72 1474—1476.<br />

sinem tbd sine nachpur | liehe verstaentnus hat bevestneti), ouch(107)<br />

eigenlich sinem sun bevolhen, die selben truewlich ze behalten;<br />

mit vil andren vätterlichen wisheit-leren. Aber <strong>der</strong> sun, zuoglich<br />

sinem mit erzognen kueng Ludwig, dem er doch sin leben lang<br />

5ungünstig was gsin, huob an, ouch bi sines alten vatters leben,<br />

tyranni und hochmuot ze triben, wie das die stat Luetich fuer eins<br />

bezueget, die er, zuo räch ires bischofs, mit luet und guot on un<strong>der</strong>scheid<br />

und verschonen, me dann Tuerkisch, zu boden zerschlissen 2 ),<br />

ouch vil an<strong>der</strong> staet und plaetz wueest gelegt hat. Wolt niemand<br />

io achten, noch voerchten, also dass er, zusamt andren fuersten<br />

<strong>der</strong> krön Frankrich, und ouch fuer sich selbs, sinen hern kueng<br />

dahin bracht, dass er sich muosst mit inen ires gefallens vertragen,<br />

und gegen im demueetigen 3 ); zuo dem dass er im an <strong>der</strong><br />

schlacht vor Monleherik 4 ) kum entrunnen was a ); hat sinen<br />

15 swager, kueng Edoard von Engenland, von dem grafen von<br />

Varvick mit hilf [55 a] <strong>der</strong> Franzesischen vertribnen, wi<strong>der</strong> ingesezt<br />

5 ). Er was in alweg wie sin swarzer loew und fuerschlag 6 )<br />

bedütten, gneigt fyr anzeschlahen, räch, sig, macht und er ze<br />

suchen. Benueegt sich nit sines kuengklichen harkommens, und<br />

wdass er un<strong>der</strong> den 12 glichen fuersten 7 ) <strong>der</strong> krön von Frankrich<br />

<strong>der</strong> obrist was b ), sun<strong>der</strong> zalt sich mit dem guljdinen wi<strong>der</strong>s-(108)<br />

*) A. 1 fügt hier [106] bei: Dabi gwesen <strong>der</strong> von Bübenberg und mit<br />

im Wilhelm Alwan, <strong>der</strong> mir diss erzält hat.<br />

b ) A. 1 hat [105]: un<strong>der</strong> den zwelf Glichen, einer krön von Frankrich<br />

zu hanthab vom grossen Carle verordneten, <strong>der</strong> obrist.<br />

') Am 22. Mai 1467 wurde zwischen Herzog Philipp dem Guten und<br />

den Ständen Zürich, Bern, Solothurn und Freiburg ein «Verständniss» abgeschlossen.<br />

(Eidg. Absch. IL 366 u. 899 und Zellweger a. a. 0. S. 77.)<br />

2) Am 30. October 1468.<br />

3 ) Im Frieden von St. Maur vom 29. October 1465.<br />

4 ) Montlhe'ri, in <strong>der</strong> Nähe von Paris, den 16. Juli 1465.<br />

s ) Eduard IV. (von York), 1470 von dem «Königsmacher» Warwick<br />

vertrieben, nahm 1471 mit Hülfe Karls sein Reich wie<strong>der</strong> ein (14. April<br />

Schlacht bei Barnet).<br />

6 ) Herzog Karl führte als Wappen einen von Flammen umgebenen<br />

Feuerstahl (Feuerschlag).<br />

7 ) Die « Pairs» <strong>der</strong> französischen Krone.


1474-1476. 73<br />

fael •) in des Kriechischen Jasons halbgoettische bruo<strong>der</strong>schaft; vermeinende<br />

selbs ein edler frier kueng ze werden, und das edel<br />

kuengrich von Burgun wi<strong>der</strong> ufzerichten; hat ouch hierum den Roemschen<br />

keiser zuo Trier mit uberschwenklichem pracht angesucht 2 ).<br />

Als aber <strong>der</strong> keiser im anmutet, ime und dem Roemschen rich 3<br />

ghorsam ze tuon, das hus Oesterrich fri ze lassen, und angends<br />

wi<strong>der</strong>n Türken ze ziehen, wolts im nit vor dem Franzesischen kueng<br />

gelegen sin, und nam andre unruow zur hand, und schlug ein fyr<br />

wi<strong>der</strong> dem stift und bischof von Koeln, desse kastenvogt er vermeint<br />

ze sin, so aber dem Roemschen rieh zuogehort, und zoch mitio<br />

gwalt [56 a] fuer die stat Nuess 3 ). Do bewoegt <strong>der</strong> kurfuerst von<br />

Koeln den Roemschen keiser und das rieh wi<strong>der</strong> in zuo vaeld, dass<br />

da gescheiden ward. Indes aber hat im <strong>der</strong> Roemsch keiser und<br />

<strong>der</strong> Franzesisch kueng einen andren herten fyrstein zuogericht,<br />

dass ein ewiger bericht zwischen dem hus Oesterrich und einer«<br />

Eidgnoschaft, item <strong>der</strong> ni<strong>der</strong> und ouch <strong>der</strong> Franzesisch pund<br />

gemacht was worden, und <strong>der</strong> Oesterrichisch herzog Sigmund<br />

sine verpfänte land zum pfandschilling wi<strong>der</strong> zuo sinen handen<br />

nam, und d'Eidgnossen uf des Roemschen keisers und irer nuewen<br />

pundgnossen manung in an sinen landen angriffend. 20<br />

So hat aber er sinen puntgnossen, den vast jungen herzogen<br />

(109) Reinharten von Lutringen 4 ) angriffen, von | wegen schulden, und<br />

dass er zuo ghorsame des Roemschen keisers wi<strong>der</strong> in gezogen<br />

was. Vertreib ouch den von allem sinem land, dass er allein<br />

mit 12 pferden zuo sinen truewen Eidgnossen kum entran. 25<br />

Und wie sich nun dise sacken in obren [57 a] Tuetschen<br />

landen unversehenlich und gaechlingen erhept hatten, do was im<br />

vast leid einer Eidgnoschaft und besun<strong>der</strong> Bern vientschaft; war<br />

vast gern mit ir in friden und fruentschaft, wie von altem har,<br />

gestanden und beliben, dann er von irem kriegs volk me, wenn <strong>der</strong> 30<br />

•) Anspielung auf den von Karl's Vater gestifteten Orden vom goldenen<br />

Vliess.<br />

2 ) Die Zusammenkunft <strong>der</strong> beiden Fürsten zu Trier fand statt 1473,<br />

Ende Novembers.<br />

3) Neuss. Siehe oben.<br />

4 ) Renatus, geb. 1451, trat sein Herzogthum am 4. August 1473 an,<br />

wurde aber schon 1475 von Karl vertrieben.


74 1474-1476.<br />

kueng, bi welchem me vernaempter zuo hof waren, zuoloufs hat gehept.<br />

Desshalb im ersten gemuormel diser haendlen sant er sine<br />

treffenliche botschaft zuo gmeinen Eidgnossen gon Zürich *); da hievolgen<strong>der</strong><br />

artikel verabscheidet ward.<br />

5 Item so hat <strong>der</strong> herzog von Burgun sin treffenliche botschaft<br />

mit einem hohen glowirdigen credenz bi unsern Eidgnossen zuo<br />

Zürich gehept, die da geret hat: sin her verneme, dass in <strong>der</strong><br />

Eidgnoschaft ein red ussgang, dass er wi<strong>der</strong> uns Eidgnossen sin,<br />

und darum sine krieg woelle anstellen o<strong>der</strong> gestelt hab. Dess sie<br />

io er unschuldig; dann er welle die alten guten fruentschaft, die sine<br />

vordren und ein Eidgnoschaft mittenandren hargebracht, und nie<br />

wi<strong>der</strong> enandren kriegt hond, in guter frintschaft halten, als im<br />

das von sinem hern und vatter seligen in bevelchnus geben sie.<br />

Und | dass wir Eidgnossen dess sicher slen, wellen wir dann die(no)<br />

iöverstaentnus, so zwischen im und etlichen uns Eidgnossen, die<br />

schlecht sie, [58a] besseren, und in die ewikeit machen, dass<br />

wir be<strong>der</strong> sit enandren wi<strong>der</strong> mengklich hilflich sigid; so solle<br />

das an im nit erwinden.<br />

Und ob siner gnaden lantvogt und amptlüt uns Eidgnossen<br />

20 keinerlei 2) taetid, daran wir missvallen haettid, o<strong>der</strong> das uns nit<br />

eben waer, dass wir sinen gnaden das kund tuon soelten, so woelle<br />

er das wenden, und si darum also strafen, dass wir dabi bericht<br />

werden, dass im das leid und missvaellig sie.<br />

Demnach a ) wurden zuo Basel uf bestimpten tag 3 ) mancherlei<br />

25 klagen gestillet, also dass er verhoft, in obren landen kein unruow<br />

ze haben, und sich in die nidre land hinab taet, grosse gschaeft<br />

zuo verwalten. Als aber indes zum stillesten egemelte Sachen<br />

waren volzogen, schickt er abermals sine treffenliche botschaft<br />

*) Das folgende bis Fürhaltung fehlt in A. I. Die Rede des Gesandten<br />

selbst dagegen ist mit <strong>der</strong> vorhergehenden verbunden.<br />

•) Bezieht sich vermuthlich auf die Sendung des Abts von Casanova<br />

nach Zürich und an die Tagsatzung zu Luzern, 5. Mai 1473. (Eidg. Absch.<br />

II. 446 ff. 452.)<br />

2) Keinerlei = irgend etwas.<br />

3) Davon findet sich nichts in <strong>der</strong> gedruckten Sammlung <strong>der</strong> Eidg.<br />

Absch.


1474—1476. 75<br />

gon Zürich, Bern und Lucern'), mit ernstlicher fuerhaltung: dass<br />

ein from, loblich Eidgnoschaft wol woelte bedenken, warum si<br />

ein alten erb viend um einen alten erb fruend, item einen gezwungnen<br />

nuewen fruend, um einen unwilligen [59 a] nuewen viend,<br />

ungegruendter ursach, allein um besundrer löten eignen nutzes s<br />

willen, vertuschete und übergäbe. Ira wäre wol ze wissen, dass<br />

si von keinem Burgunseken hern nie kein leid enpfangen hätte,<br />

als eines lands luet 2 ), dass ire edlen am hof, item ire burger<br />

(111) und koufluet, | im land Burgun erlich und wol gehalten, ouch ira<br />

nuet, so zuo gmeinem handel und wandel dienete, verhalten"). io<br />

Daneben iren unvergessen mag sin, was uebels si von anfang ires<br />

loblichen punds har, unss uf dise zit, vom hus Oesterrich, item<br />

unlang hievor von disem Franzesischen kueng hab enpfangen.<br />

Warum si sich froem<strong>der</strong> sachen woellid annaemen, insun<strong>der</strong>s die im<br />

von sinem vetter, herzog Sigmunden, unredlich und unbillich zuo- a<br />

gefueegt werdid, und nämlich <strong>der</strong> landen halb, so <strong>der</strong> im versezt,<br />

uss Ursachen ira wol ze gedenken; welchen, so er hätte wollen<br />

volgen, als er aber nie hab wollen, noch fuergenommen ze tuen,<br />

so stueende es minimalen an<strong>der</strong>s. Sin meinung und will in annemung<br />

<strong>der</strong> pfantschaft, <strong>der</strong>en er nie begert habe, sie beden»<br />

teilen zuo friden beschehen, uf [60 a] dass sin vetter, herzog Sigmund,<br />

dem Waltzhuotischen vertrag möchte nachkommen, damit<br />

er und ein Eidgnoschaft zuo ruowen käme und blibe. Das aber<br />

er nit getan, sun<strong>der</strong> das gelt an<strong>der</strong>s wohin, und villicht im uss<br />

fruenden viend zemachen, verbracht habe. In dem, so habe er25<br />

sich, als so nuet uebels verschult, alwegen guots zuo einer frommen<br />

*) A. 1 verweist noch [100] speziell auf die burgundisehen Salzlieferungen<br />

und fügt bei: und inen alwäg zu guter nachbarschaft gneigt, so doch<br />

ein kimg von Frankrich, ungelegen, inen wenig guts mochte tun, und <strong>der</strong><br />

küng Ludwig inen vor Basel einen grossen schaden zügeßegt hätte. Ouch<br />

so gienge si kein not an, sich <strong>der</strong> span, so er mit an<strong>der</strong>n handlete, ze<br />

beladen.<br />

i) Betrifft wahrscheinlich die Sendung von Heinrich von Colombier<br />

und Jean Allart, den 6. März 1474. (Eidg. Absch. IL 482.)<br />

2) Hinweis auf den alten Zusammenhang <strong>der</strong> burgundisehen Lande<br />

diesseits und jenseits des Jura.


76 1474-1476.<br />

Eidgnoschaft versehen, und insun<strong>der</strong>s zuo den vier stäten Zürich,<br />

Bern, Friburg und Solaturn, die mit im durch margraf Rudolfen<br />

von Nuewenburg ein verschribne nachpurliche verstaentnus habid ');<br />

das sich nun an<strong>der</strong>s durch list und betrug des Franzesischen<br />

skuengs und des Oesterrichischen herzogen woelle befinden. Und<br />

so dann ein from Eidgnoschaft ie weit har den namen habe gehaept,<br />

dass si glowen und recht liebe und schirme, und hierum<br />

bi aller weit hohen ruom er | langt, warum si nun [61 a] irem erb-(112)<br />

viend, dem Oesterrichischen herzog, wi<strong>der</strong> in, iren erbfruend, zuoloston<br />

koennid, so <strong>der</strong> wi<strong>der</strong> sin fürstlich wort und er, und wi<strong>der</strong><br />

sin brief und sigel, gegen im handle und ouch <strong>der</strong> gstalt einer<br />

Eidgnoschaft fuergebe: nämlich für eins, wie er gelegten pfandschilling<br />

nit woelle nemen; das aber nit sie, wie wol er den selben<br />

nit an das ort, das die verschribung wist, sun<strong>der</strong> da (hin, wo)<br />

15 <strong>der</strong> selbig wi<strong>der</strong> zuo sinen handen komme, gelegt habe. Darzuo so<br />

sien die verpfante land nit so nuzbar, dass er einichen verzig<br />

um die selbige ton woelte haben. Wenn <strong>der</strong> Oesterrichisch herzog,<br />

wo im wolgelegen, nun durch botschaft in um die losung ankert<br />

und abgerechnet hätte, des glichen wo billichkeit und ruow,<br />

soso vast als betrug und krieg, gesucht war und wurde, so wärid<br />

al ansprachen, ouch Hagenbachs halb, den er im zum lantvogt<br />

angeben hab, wol mit gueete vertragen worden. Nun, so es ie nit<br />

an<strong>der</strong>s moege sin, mueesse er got lassen [62a] walten und des<br />

glucks erwarten.<br />

25 Und wie wol nun dis treffenliche und uss heftiger Instruction<br />

gekürzte, ouch vil andre fürhaltungen und ermanungen, zuosampt<br />

des fyrschlags guldnen flammen 2 ), vast stark und schinbar waren,<br />

noch so | ward's alles vom gilgechten sunnenglanz 3 ) und vom vil-(113)<br />

farbigen pfawenschwanz 4 ) so gar geschwecht und vertunklet, dass<br />

i) Vergl. oben S. 72, Anm. 1. Markgraf Rudolf von Neuenburg hatte<br />

damals vermittelt.<br />

•) Anspielung auf das Wappen des Herzogs, dessen sprühende Flammen<br />

als goldene, die Augen blendende Schenkungen gedacht sind.<br />

3) Der Glanz <strong>der</strong> französischen Sonnenkronen mit <strong>der</strong> Wappenlilie.<br />

4) Der Pfauenschweif war bekanntlich Helmkleinod und daher Abzeichen<br />

Oesterreicbs.


1474—1476. 77<br />

Schilling vom loewen 1 ), ouch nach sinem tod, nuet denn Übermut<br />

und Verachtung weist ze schriben, und es sich doch befindt,<br />

dass er in semlichem val keinem fuersten noch hern, noch keiner<br />

natura, nie so tugentlich begegnet sie, als einer Eidgnoschaft;<br />

wie ein stat Bern selbs zum Franzesischen kueng schribt, sin ufs<br />

ire botschaft sittiklich erzoegnen, und ßrber mitlen, und dass es<br />

muost gewagt und gekriegt sin"). Dann wie in disen ziten diser<br />

herzog und d' Eidgnossen allein über al Tuetsch und Waelsche<br />

[63 a] nationen kriegs halb hoch geachtet und gevoerchtet waren;<br />

also ward von Tuetschen und Waelschen flissig gesucht, si, nämlich w<br />

den schwarzen loewen und schwarzen stier'), anenandren ze<br />

hetzen. Do aber <strong>der</strong> loew, als gschi<strong>der</strong>, nit wolt anbissen, do ward<br />

gefunden, dass <strong>der</strong> stier, als einvaeltiger, mit 's baeren vorpiss 3 ),<br />

anbeiss, ouch <strong>der</strong> maussen, dass er den loewen um sin gross gut,<br />

hohen muot und edel bluot bracht.<br />

is<br />

(114) Ein Missiv b ) des herzogen von burgun an den herzogen<br />

von Oesterrich, von wegen <strong>der</strong> ablosung 4 ), welche vom<br />

herzogen, von Eidgnossen und iren bundsgnossen<br />

als ein absagbrief verstanden ward.<br />

Dem durchluechtigen, unserm allerliebsten vetern, herren2o<br />

Sigmund, herzogen zu Oesterrich etc. Karolus, von gotes gnaden<br />

») Die Stelle ist unverständlich, wohl in Folge eines Schreibfehlers.<br />

St. und W. lasen: (dass er) sich uf ire botschaft sittiklich erzogen und erber<br />

mittlen (anerbotten), und doch musst es . .<br />

b ) Das Schreiben fehlt sowohl in <strong>der</strong> ersten als <strong>der</strong> zweiten Fassung,<br />

wurde aber wohl aus einer beson<strong>der</strong>n Copie A's. in die spätem Abschriften<br />

aufgenommen und wird hier als Beilage gegeben. Bei Chmel., Mon. habsb.<br />

I. S. 105 ist dasselbe lat. abgedruckt nach dem im k. k. Archiv in Wien<br />

liegenden Original. Bei Lichnowsky, Oesch. des Hauses Habsburg, Bd. 7,<br />

S. CCCCXXIX ist das Document nur zitirt. Woher A. seinen etwas gekürzten<br />

deutschen <strong>Text</strong> hat, ist unbekannt.<br />

!) So nennt A. den Herzog Karl seines Wappenthiers wegen.<br />

2 ) Der schwarze Stier soll natürlich die Eidgenossen bezeichnen.<br />

3 ) Der Bär (Bern) biss zuerst an und riss die Eidgenossen mit sich.<br />

4) D. h. Wie<strong>der</strong>einlösung <strong>der</strong> verpfändeten Lande Herzog Sigmunds.


TS 1474-1476.<br />

herzog zuo Burgund etc. In den briefen, so ir uns in uewerem<br />

namen uf datum zuo Costenz, des sechsten tags diss monats,<br />

und durch Caspern ueweren erhalten!),<br />

hat uns beducht, dass ir uns verkiindent, dass ir die landgraf-<br />

5 schaff im Elsass und die grafschaft zuo Pfirt, so ir uns in pfantschaft<br />

wis übergeben habent, wi<strong>der</strong> meinent zuo uewerenhanden<br />

zuo bringen, und darum das geld, darum die versazt gewesen<br />

sient, <strong>der</strong> stat zu Basel meinent zuo legen, wiewol ir meinent des<br />

nit verbunden ze sin. Darnach ir ouch (meinent), von etlicher<br />

10 redlichen Ursachen wegen uechdenselben schlössen und un<strong>der</strong>tanen<br />

zuo naecheren, und so erst ir moegent die zuo uewerenhanden ze<br />

bringen, und darnach in aller buerlikeit darin zuo handien. —<br />

Solcher uewer dunklen gschaeften wir uns nit gnuog verwun<strong>der</strong>en<br />

koennen; denn die vorgenampte landgrafschaft im Elsass, die grafjsschaft<br />

zuo Pfirt, mit an<strong>der</strong>en herlichkeiten, ouch | nie von uns an (115)<br />

uech begert ist zuo versetzen, sun<strong>der</strong> von uech, <strong>der</strong> dasselb land<br />

vor macht <strong>der</strong> Swyzeren nit beschirmen möchten, uns das ufgeboten<br />

worden ist, mit soelichen gedingen, dass soelich summ guldin,<br />

die ein teil den Swyzeren, wir ouch uech ussgricht haben, ouch<br />

20 an<strong>der</strong> geld, so wir durch unser amptluet bi iren gschwornen eklen<br />

on an<strong>der</strong> bewisung bibringen wurden, in unser stat Bisanz durch<br />

uech geleit werden soelten, als ir uech des hoch und tuer verschriben<br />

habent. Darum wir dieselbe land und riterschaft und<br />

gemeine darin in gehorsame nemen lassen hand und sie in guoter<br />

25gewarsame und guotem friden gehalten hand. Darum ir nuet<br />

dester min<strong>der</strong> sit dem letsten monat februarii, als uewerbotschaft<br />

bi uns zuo Dision 2 ) gwesen sind, habent ir un<strong>der</strong>standen zuo suchen,<br />

das ir gfunden hand. Wir versechen uns ouch uss soelichen<br />

üweren gschriften, das ir doch vor nit gloubt hattent; danne ir<br />

so von dem sechsten tag dis monats uech denselben ueweren landen<br />

und lueten zuo naecheren, und zuo ueweren handen ze bringen so<br />

erst ir mochtent. Wiewol uns das wi<strong>der</strong> alle gerechtikeit und<br />

den bschluss <strong>der</strong> pfantbriefen begegnet ist, und wiewol ir die<br />

i) Im lat. <strong>Text</strong>, siehe oben Anmerk. a, lautet die Stelle: nobis per<br />

Casparum regem, armorum heraldum vestrum . .<br />

«) Dijon.


1474—1476. 79<br />

stat Basel bestirnt band, dass ir das geld <strong>der</strong> losung da geleit<br />

habent, so ist doch die stat Bisanz bestirnt, dasselb geld darin<br />

zuo legen. Harum so verkuendent wir uech: ob die ueweren zuo<br />

<strong>der</strong> vorgenamten stat Bisanz, die mit gleit nach notdurft<br />

versorgt werden sol, uf einen bstimten tag nach inhalt <strong>der</strong>r.<br />

(116) pfantbriefen schicken wellent; so wellent | wir unser rät oucli<br />

dahin schicken, mit den uewern zuo verkomen, und die herschaft,<br />

schloss, land und luet wi<strong>der</strong> zuo ueweren handen zuo geben, wie uns<br />

das gebueret; waere aber sach, dass ir, als ir in ueweren briefen<br />

troewen gsechen werden, die vorgnamten lande zuo ueweren handen io<br />

bracht o<strong>der</strong> zuo künftigen ziten bringen wurdent, so dann uewerer<br />

gluepd, bi uewerem fuerstlichen wort und eren getan, nit glebt<br />

(wäre), wurde uech nit min<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>stand begegnen, dann uech<br />

die Swyzer vor ziten getan hand. Und als ir fuerrer mit ueweren<br />

dunklen worten in ueweren briefen meldent, dass ir meinet in«<br />

den Sachen gebuerlichen ze handien, das wir doch nit eigentlich<br />

verstan koennent: so tund wir uech eins zuo wuessen, dass, wie ir<br />

die sachen anfachen werdent, also wellent wir gedenken die<br />

fuerrer ouch zuo volzien. — Geben in unserm schloss Luetzelburg,<br />

am 22. Aprilis, anno 1474. 20<br />

[64 a] Vom wesen und handlung einer löblichen stat Bern,<br />

und <strong>der</strong> Iren in diser zit grossen Sachen, durch si<br />

fuernemlich verschaffet.<br />

Als ein stat Bern in disen vast fuernemer gschaeften jaren einen<br />

vast fuernemen wisen rat hat, besun<strong>der</strong> vom adel, burgers-ge-25<br />

schlechten und hantwerken, <strong>der</strong>en etlich bim Franzesischen kueng,<br />

(117)ietlich aber bim | Burgunschen herzogen zuo hof o<strong>der</strong> zuo reis waren<br />

gesin, und deshalb für an<strong>der</strong> Eidgnossen bi beden fuersten, und<br />

dise fuersten bi inen, kuntschaft und gunst hatten; do nun <strong>der</strong><br />

Roemsch keiser zuo Basel zwischen dem hus Oesterrich und gmeiner M<br />

Eidgnoschaft einen friden, aber heimlich wi<strong>der</strong>n Burgunschen<br />

herzogen einen krieg, hat angetragen!), do gefiel ira diser antrag<br />

i) Friedrich III. war in Basel vom 3. bis 9. September 1473. Ueber<br />

die Unterhandlungen vgl. Eidg. Absch. IL 455 ff.


80 1474-1476.<br />

so wol, [65 a] dass si, zuo fuer<strong>der</strong>ung desse, <strong>der</strong> orten boten, so zuo<br />

Basel waren gsin, har beschreib '), sich mit inen witer zuo beraten,<br />

und nämlich von Zürich her Heinrich Roesten, burgermeistern;<br />

von Lucern Heinrich Hasfurtern, schultheissen; von Ure bed<br />

s amman, in <strong>der</strong> Gassen und Wollaeb; von Swytz amman Dietrich<br />

in <strong>der</strong> Halden; von Un<strong>der</strong>walden amman Hentzlin und sinen<br />

bruo<strong>der</strong>, seckelmeistern; und von Solaturn her Hansen vom Stall,<br />

statschribern. Dise bi den iren und in einer Eidgnoschaft fürnem<br />

und wolgeachtet waren 2 ). Wie a ) nun hie des Franzesischen küngs<br />

«infierung bedacht ward, do erzeigten sich zuo Bern sun<strong>der</strong>lich<br />

zwei edle geschlecht, eins alt und abgond, und das an<strong>der</strong> nuw<br />

und ufgond. Und wie sichs dann gwonlich begibt, dass sich die<br />

alten und nüwen geschlecht nit wol lassend verglichen, und aber<br />

die alten, stenden o<strong>der</strong> abgonden, sich ires alten guoten harkommens<br />

15und bekomner eren [66a] und glowens vertrösten, und ouch hinlaesslich<br />

| benüegen, ouch deshalb ungmeinsam wesen fueeren: so (118)<br />

aber, diewil die nuewen für- und ufgonden mit frintlicher gmeinsame<br />

allen iren fliss emsig und unverdrossen darstrecken, iren<br />

anfang hoch und wit ze bringen, über die alten sich zu erheben,<br />

2o o<strong>der</strong> ie glich ze machen, darzuo do, und iezt noch me, richtuom,<br />

wie vor ziten tugent, zum adel, er und gwalt för<strong>der</strong>lich und<br />

hilf lieh sin mocht, was und ist, deshalb ouch die abgoetische<br />

gitikeit, mit al irem untruewen anhang, dis unbständige hochfaertige<br />

weit regiert und regieren muoss. Und also hat sich's hie<br />

25 begeben in diser zit grossen und nüwen gwerben, darin grosses<br />

») Das Folgende erzählt A. 1 [101] in einem eigenen Capitel mit<br />

<strong>der</strong> Ueberschrift: «Handlung zweier edlen gschlechten zu Bern, in <strong>der</strong><br />

fftrsten Werbung vervasset, darin das küngsch obligt» und mit den Eingangsworten:<br />

«In disem werben be<strong>der</strong> fftrsten, nämlich des küngs von<br />

Frankrich und des Burgunschen herzogs, welches sun<strong>der</strong>lich zu Bern und<br />

durch die iren erhoben und gehandlet ist, ffirnemlich durch zwei gschlecht..»<br />

') Nämlich nach Bern; 3. Oktober 1473 (R. M. 13, S. 118). Die Berathung<br />

sollte Mittwoch vor Galli stattfinden. Von <strong>der</strong> Verhandlung steht<br />

jedoch nichts im R. M.<br />

2) Die Genannten waren alle in jenen Jahren die ständigen Vertreter<br />

ihrer Orte an den Tagsatzungen.


1474-1476. 81<br />

an nammen, gunst und guot ze gwinnen was; dan ieztan mit<br />

einmueetikeit und fridens vergiftesten gift, nämlich mit gelt, ist<br />

angfangen in einer frommen Eidgnoschaft [67 a] und voran zuo<br />

Bern, durch partiische pratick ires gwaltigen adels, um <strong>der</strong> kuengen<br />

und fuersten, landen und litten, gunst und Ungunst, frintschaft s<br />

und vientschaft, frid und krieg, ja ouch um ir eigen tuer bluot<br />

und edle friheit ze markten und gwerb ze triben.<br />

Da was zuo Bern <strong>der</strong> alt, edel, wis, tapfer und streng riter,<br />

her Adrian von Buobenberg, her zuo Spietz, mit kleinem anhang<br />

Burgunsch. Der haette gern zum Oesterrichischen bericht ouch w<br />

die Burgundische verstaentnus, frintschaft und friden erhalten"),<br />

(119) aber die Fran | zesische kriegspratick hin<strong>der</strong>halten. Aber des fyrschlags<br />

guldne flammen warend so schwach, und <strong>der</strong> gelen gilgen<br />

gschmack so stark, dass im, wiewol von allem sinen geschlecht<br />

vor und von anfang <strong>der</strong> stat Bern har wolgeacht und verdient, w<br />

nach beschlossnem Franzesischen pund, in ofnem Burgunschen<br />

krieg, uf den tag, do her Niclaus von Diesbach, houptman, gon<br />

Blamond usszoch, ward bi [68 a] gloertem eid hoch verboten, so<br />

lang dise loeuf weretid, in keinen rat ze gon, ouch keine Sachen<br />

und heimlikeiten, den kuong o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s berueerende, so ze ver-ao<br />

schwigen geschworen, in keinen weg ofnen, noch uetzetze handien').<br />

Im ward ouch antwort und beruf fuer gtnein burger, item und<br />

<strong>der</strong> Waelschen wandel abgeschlagen 2 ), und bleib ouch also mueessig<br />

zuo Spietz, unso dass in sine stubengsellen in zuosatz gon Murten<br />

gaben 8 ); daselbs er sich so riterlich hielt, dass im mit Sr undss<br />

lob sin alte stat ward wi<strong>der</strong> geben 4 ).<br />

a ) A. 1 [103] hatte hier noch den Zusatz: harzü im <strong>der</strong> from markgraf<br />

Rudolf von Nüburg und stathalter herren von Columbier und etliche<br />

gekirnte Berner hulfend.<br />

i) Am 10. Juli 1475 (Raths M. 18, S. 6). Ueber A. v. B. siehe Bern.<br />

Neujahrsblatt 1859.<br />

2) Bubenberg wollte gegen diesen Beschluss an die Gemeinde appelliren;<br />

aber diess ward ihm verweigert. 29. Dez. 1475 (Raths M. 18, S. 216).<br />

3) Die Mannschaft wurde nach <strong>der</strong> militärischen Organisation Berns<br />

durch die Zünfte (Stuben) gestellt und theilweise auch ausgerüstet (vergl.<br />

Rodt, Gesch. d. bern. Kriegswesens).<br />

4) Am 16. August 1476 erschien A. v. B. wie<strong>der</strong> im Rathe, und zwar<br />

sogleich als Statthalter des Schultheissen.<br />

«


82 1474—1476.<br />

So was aber <strong>der</strong> nuew edel, wis, wolerfaren und beredt,<br />

gmeinsam und gastfri riter, her Niclaus von Diesbach, her zuo<br />

Signow, und <strong>der</strong> zit des 74. jars uf den von Bäbenberg zuo Bern<br />

Schultheis, mit starkem anhang franzesisch, und in disen haendlen<br />

5so tätig und | gschwind, dass im <strong>der</strong> fuernemer teil des rats und ('20)<br />

22 -adels zustund, mit volgendem beschluss"), uf den 22. tag Sep-<br />

Hit teinber, [69 a] nach verhör <strong>der</strong> Franzesischen botschaft im kleinen<br />

rat mit 22 burgern beschlossen, nämlich: die ding mit dem kueng<br />

von Frankrich, von <strong>der</strong> pension und aller andrer Sachen wegen,<br />

loufzenemen und ze beschliessen, wie dan das die brief, darum<br />

gemacht zuo beden teilen, wisend; sol man an d'Eidgnossen bringen<br />

und mit den selben mit vollem gwalt uf dem tag zuo Zürich,<br />

dahin ouch <strong>der</strong> fuerst von Oesterrich kommen wirt, beschliessen;<br />

doch dass am ersten <strong>der</strong> ewig frid besiglet und die staet am Ryn<br />

i5 in eid gnommen werdid, und sol man ouch die boten mit vollem<br />

gwalt uf den selben tag vertigen, die sachen also zu vorziehen.<br />

Und man hat ouch dabi geraten und ganz beschlossen, bi er<br />

und eid wie am hohen Donstag, dass niemant nüt von disen<br />

dingen reden noch offenbaren, sun<strong>der</strong> in gheimd bliben lassen<br />

20sol, ouch niemand dem andren das verwissen noch in argem<br />

fuerhalten sol; dann wer das täte, den woellen min hern on gnad<br />

darum strafen'). Und haben min hern dem schultheissen vollen<br />

gwalt geben, dise ding ze handien.<br />

Nun was im vor, im anfang diser dingen, ze raten und ze<br />

sä handien gwalt geben, den er <strong>der</strong>maussen brucht, dass er al furnem<br />

tag verstund J ), die | fuernemsten <strong>der</strong> Eidgnossisch boten an(121)<br />

sich zoch, den osterrichischen bericht von Costens zum Franzesischen<br />

kueng, item den Franzesischen pund an d'Eidgnossen. und<br />

*) Das Folgende fehlt in A. 1, dagegen findet sich an dieser Stelle<br />

die Schil<strong>der</strong>ung Ludwigs XL angehängt.<br />

') Fast wörtlich nach dem Raths Man. (18 S. 82). Der Donnerstag vor<br />

Ostern war <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Regimentsbesetzung.<br />

») Nicl. v. D. leitete die ganze diplomatische Verhandlung <strong>der</strong> Tagsatzungen.<br />

(Eidg. Absch. IL 516, 524.)


1474 - 1476. 83<br />

von denen durch Bern dem kueng [70 a] selbs person bracht 1 ),<br />

ouch mitan den Burgunschen krieg gefuerdret und angericht hat.<br />

Und als er nun dem Franzesischen kueng, und ouch dem<br />

oesterrichischen herzogen, ire gefallen wol, item und sin selbs<br />

grossen namen, er und gut hat verschaffet, und ieztan in froeli-5<br />

eher wolvertroester begird sines glueklichen ufgangs ganz oben<br />

schwebet, do traf in unversehen ein pestilenz-pfil, das im schnei<br />

allen sinen mit vil sorg und grosser mueeg erobreten gwin abzoch<br />

undhinnam 2 ). Allein so ward im, wi<strong>der</strong> das gedaechtlich Arthmy<br />

Zelitis exempel 3 ), in Themistocle von Plutarcho beschriben, zuow<br />

lob und ewiger gedaechtnus zuo S. Vincenzen in sine kappel an<br />

d'wand geschriben, dass er, <strong>der</strong> tuer, edel riter, erster anfaenger<br />

sie gsin des loblichen punds und <strong>der</strong> riehen pension von Frankrich<br />

4 ). Ein gedieht <strong>der</strong> tat würdig. Es ward angends an sine<br />

stat in rat gesaezt sin veter und erb, her Wilhelm von Diesbach 8 ), IS<br />

(122)so mit im zuo Jherusalem was riter worlden, welcher [71a]<br />

ouch geflissen und wolgeschickt dis angerichte Sachen half fuerbringen<br />

und beharren.<br />

Als aber <strong>der</strong> Franzesisch pund mit semlicher 11 ufgericht<br />

ward, dass in ein stat Bern in gmeiner Eidgnossen namen unter 20<br />

irem sigel vervasset, durch iren schultheissen dem kueng, item<br />

und mitan dem Burgunschen herzogen, ouch in gmeiner Eidgnossen<br />

namen, durch iren riter den absagbrief hat zuogeschikt 6 ),<br />

') Die Instruktion für die Sendung Niki. v. D. an Ludwig XI. ist vom<br />

29. Okt. 1474. (Eidg. Absch. II, 516). Am 4. Jan. 1475 gab <strong>der</strong>selbe <strong>der</strong><br />

Tagsatzung zu Luzern seinen Bericht. (Eidg. Absch. II, 522.)<br />

2) Nicl. v. Diesbach starb im Juli o<strong>der</strong> August 1475 zu Pruntrut an<br />

<strong>der</strong> Pest; <strong>der</strong> genaue Todestag ist nicht bekannt.<br />

3 ) Arthmius von Zela (Zelite3) wurde durch einen Beschluss des Athenischen<br />

Volkes als ehrlos erklärt, weil er vom König Xerxes Geld nach<br />

Griechenland gebracht hatte, um dem Perserkönig Anhänger zu erkaufen.<br />

Siehe Plutarchs Themistocles (ed. Coray 1, 210).<br />

4 ) Die Grabstätte N. v. Diesbachs in <strong>der</strong> noch bestehenden Familienkapelle<br />

ist verdeckt, und <strong>der</strong> Wortlaut <strong>der</strong> Inschrift nicht bekannt.<br />

ä ) Wilhelm v. D. erscheint am 13. Oct. 1475 zum ersten Mal im täglichen<br />

Rathe.<br />

•) Wie<strong>der</strong>holt kam Bern bei diesen Verhandlungen in die Lage, Namens<br />

<strong>der</strong> übrigen Stände 7.11 handeln (Eidg. Absch. II, 504, 505, 509, 514.)


84 1474—1476.<br />

erwuchs ira gegen iren un<strong>der</strong>tanen in stat und land und bi Eidgnossen<br />

nit kleine sorg, hin<strong>der</strong>red und unruow daruss, durch<br />

ghiklichen fuergang und guotes end diser sachen gestillet. Dan<br />

zuo einem, so wolten etliche ort nit siglen'); so waren vil Eid-<br />

»gnossen, item <strong>der</strong> Römisch babst und keiser und andre staend,<br />

die vi] lieber den Burgunschen friden, wen den Franzesischen<br />

pund, haettid gehaben. Zuom andren, so hat <strong>der</strong> Franzesisch kueng,<br />

und Bern von sinetwegen, den Eidgnossen alwegen zuogesagt, bi<br />

inen ze gnesen uud ze sterben, ouch sine gerueste macht on hin<strong>der</strong>wnus<br />

und on verzug darzestrecken, und aber er sinen pund nit<br />

e versicheret, denn do d'Eidgnossen uf sine manung in ofnem<br />

krieg waren 2 ), und er mit gmeinem viend einen bestand [72a]<br />

hat gemachet, zuoluoget und anwiset, ouch harzuo das verschriben<br />

hilfgelt unrichtig bezalt, aber mit richtiger, sundrer und heimülicher<br />

pension sine Sachen fuerdret und | ufenthielt, und zuo dem (123)<br />

allem, wiewol oft und dick durch brief und eigne ratsboten<br />

hierum ernstlich angelangt, dass er dem baeren, <strong>der</strong> im sinen<br />

pund gemachet und versiglet, und nit allein 6000, sun<strong>der</strong> gnuogsame<br />

hilf vertroest hat 3 ), nit wolt harussgeben und ledig lassen<br />

M bis nach sinem tod 4 ) a ); muost den sorglichen pund und krieg<br />

mitan fuerdren, anlieben und beharren. Geriet desmals wol; dan<br />

<strong>der</strong> almaechtig Got wolt des hochmuetigen fuersten hochmuot durch<br />

ein ni<strong>der</strong> volk demütigen und hinnemen.<br />

*) Statt dessen steht in A. 1 [2*]i Ward ouch noch fünf jar verzogen<br />

bis dass nach berichtung des Meylandischen kriegs, durch den küng gemacht,<br />

alle ort versigleten und verschribne hilf mit ofnen zeichen gon<br />

4'schalon dem küng zügschikten und hie mit erst ein stat Bern, wie si oft<br />

darum geworben, ward irer sorg, doch nit gar, entlediget, wan si iren<br />

baren, durch eigen ratsboten oft vom küng ervordret, nit kont wi<strong>der</strong><br />

heim bringen, Brost in lassen bi im sterben.<br />

'<br />

•) So namentlich ünterwalden. (Eidg. Absch. IL 528, 531, 532.)<br />

2) Der Absagebrief <strong>der</strong> Eidg. an Burgund ist vom 25. October 1474<br />

(Eidg. Absch. II, 516). Der Bund mit Frankreich wurde erst am 2. Jan.<br />

1475 von Seiten des Königs ratifizirt. (Eidg. Absch. II, 521 u. 918)<br />

3) Vergl. den <strong>Text</strong> (Eidg. Absch. IL 921.)<br />

4) Die Versprechungen Ludwig's XI, betreffend die Zahlung <strong>der</strong> Pensionsgel<strong>der</strong>,<br />

waren, trotz wie<strong>der</strong>holter Reclamationen, zum grossen Theil<br />

noch unerfüllt, als <strong>der</strong> König am 30. August 1483 starb.


1474- 1476. 85<br />

Dass des Burgunschen kriegs bericht am Bnrgunschen<br />

herzogen erwand.<br />

Und darum, so halfs gar nuet, dass vor und von anfang bis<br />

zum end [73 a] des kriegs friden gesucht ward vom Burgunschen<br />

herzogen selbs, desse treffenliche boten, <strong>der</strong> apt von Kluny, her 5<br />

Gwido von Rochefort und her Simon von Kleron, durch mittel<br />

margraf Rudolfs von Nuowenburg und sines stathalters, her Anthonis<br />

von Columbier, mit her Wilhelm Heitern von Hertnegk,<br />

in Oesterrichs namen; her Peter von Wabren und doctor<br />

Thuering von Bern in gmeiner Eidgnossen namen zuo Nuewenburgi»<br />

tag leisten, friden ze machen'). Daselbs ist egenamter her<br />

Simon mit einem treffenlichen doctor erschinen, noch uf den<br />

3. tag Jenners 2 ), demnach uf den andren tag ir fürst ward er-<br />

(124)schlagen 3 ), vermeinende, ouch | wi<strong>der</strong> sines fuersten willen einen<br />

bestand gegen <strong>der</strong> frien grafschaft Burgun ze erwerben, wan«<br />

diser krieg den Burgunern und Flemmingen so widrig was,<br />

dass si sich nach <strong>der</strong> Gransonschlacht widreten reisscliatzung<br />

ze geben 4 ), sagten dem canzler: da waer kein ursach wi<strong>der</strong> d'Eidgnossen<br />

ze kriegen, und si um Hb und guot ze bringen; woelte aber<br />

ir fuerst sich heim [74 a] und in ruow setzen, darzii woeltids im willig so<br />

helfen. Warum er sich Hesse die zwifachen Saffoyer, die Herzogin<br />

und den von Remont verfüren? So") hat <strong>der</strong> Römsch babst<br />

*) Der folgende Abschnitt lautet in A. 1 wesentlich abweichend und<br />

vollständiger [2»]: Dan noch bis uf die Zit des Burgunners lezten lägers für<br />

Nanse ward frid gsdchet von den Burgunschen selber, vom babst, vom<br />

') Den 26. November 1475 (Eidg. Absch. II, 572 nach Schilling). Ein<br />

schriftlicher Abschied scheint nicht vorhanden zu sein. Neben dem Markgrafen<br />

Rudolf von Baden (Röthein), Herrn von Neuenburg, werden Simon von<br />

Cle'ron und Heinrich (nicht Anton) von Colombier und Wilhelm Herter von<br />

Herteneck aus Strassburg mehrfach in den Eidg. Absch. als Vermittler<br />

genannt; dagegen ist we<strong>der</strong> von dem Abt von Cluny noch von Guido<br />

von Rochefort je die Rede. (Vergl. Eidg. Absch. Register.)<br />

*) Am 2. Januar kam <strong>der</strong>selbe vor den Rath zu Bern (R. M. 18. 218).<br />

Der Doctor ist wahrscheinlich Dr. Philipp Häsler.<br />

3 ) Die Schlacht bei Nancy fand am 5. Januar 1477 statt.<br />

•) Vergl. Job. v. Müller, V. 1, S. 44.


86 1474-1476.<br />

einen cardinal legaten zuo Metz •), welcher zwischen dem Roemschen<br />

keiser, item dem kueng von Frankrich und dem Burgunschen<br />

herzogen hat geholfen friden machen, ouch ieztan mit<br />

sampt des Roemschen keisers botschaft, graf Hugen von Montfort<br />

5 und her Heinrichen von Roechberg, an herzog von Oesterrich und<br />

gmein Eidgnossen um friden liess werben. Des glichen taet<br />

ouch <strong>der</strong> Ungerisch kueng Mathias, durch her Joergen vom Stein 5 ),<br />

wan in denen jaren <strong>der</strong> gross Machmet den kristen grossen<br />

schaden zuofueegt 3 ). So reit <strong>der</strong> kueng von Portugal, Alfons, des<br />

io Burgunschen herzogen muoter bruo<strong>der</strong>, von Paris im vast kalten<br />

Kristmonat ins letst laeger gon Nanse, friden ze machen 4 ). | Er-(125)<br />

wand aber allenthalb an im, allein darum dass er sich schampt<br />

einen einmal ueberwund[75a]nen und mintuoren fuersten 5 ) vorzegeben<br />

und abzeston. So woltend aber d'Eidgnossen und ire puntlsgnossen,<br />

kontend ouch nit mit keinen eren, iren puntgnossen, den<br />

Lutringischen herzogen, verlassen, und also muost diser krieg,<br />

wie aller tyrannen, mit des hochmuetigen, unbeweglichen fuersten<br />

tod ein end nemen und haben.<br />

keiser, vom kung von Ungern und an<strong>der</strong>n, denen <strong>der</strong> Burgunsch frid lieber<br />

wäre gsin, denn die franzesische verpundung, sun<strong>der</strong>lich und mit nammen<br />

dem babst Sixto und keiser Fridrich, wan <strong>der</strong> babst verklagt den kung<br />

Ludwig von Frankrich vor gemeinen Eidgnossen als ein offenlichen durechter<br />

und vind sin und <strong>der</strong> heiligen Römschen kilchen. So gebot <strong>der</strong><br />

keiser gmeinen Eidgnossen bi verlust ir friheit eid und er, so si dem Römschen<br />

rieh verpflicht wand, von disem pund zu ston, denn <strong>der</strong> küng ein be­<br />

Schädiger sin und des R&nschen riches wäre.<br />

,) Von dem Vermittlungsantrage des Bischofs von Metz war am<br />

ii. September 1476 zu Luzern die Rede (Eidg. Absch. II, 618). Die eigentliche<br />

Verhandlung fand dann am 2.—10. November 1476 zu Basel statt.<br />

(Eidg. Absch. II, 625). Sie wurde im Namen des Kaisers und des Papstes<br />

von Dr. Philipp Häsler und Graf Heinrich von Rechberg geführt. Graf<br />

Hugo von Montfort war früher, 5. März 1475, zu Zürich und 20. März gl. J.<br />

in Luzern, als Gesandter des Kaisers erschienen, als es galt, die Eidgenossen<br />

zum Zuzug zum Reichsheere nach Neuss zu bewegen.<br />

2) Tagsatzung zu Luzern, 23. Sept. 1476 (Eidg. Absch.II,617).Missb.D.p.7.<br />

») Unter dem gewaltigen Sultan Mohammed II kamen die Türken<br />

damals schon bis Temesvar.<br />

4) Alphons V., vergl. Commines (Lenglet) I. p. 284.<br />

5 ) Nämlich den Herzog Renat von Lothringen.


1474-1476. 87<br />

[76 a] Inpflanzung und frucht <strong>der</strong> pension, zu diser zit uss<br />

Frankrich in ein fromme Eidgnoschaft ankommen.<br />

Mit obgemeltem Frankrichischen punt ist ein nuewer gwerb<br />

durch nuewe und keiser Julio •) unbekante koufluet in ein fromme<br />

Eidgnoschaft ankommen, dises punds und kriegs ouch aller 5<br />

nachkomnen puenden und kriegen die fuernemste ursach und urliab,<br />

mit nammen die grossmaechtige, huldriche pension, einfach<br />

gmeine und ofne, aber zwifach sundre und heimliche, und so stark<br />

ingesessen, dass we<strong>der</strong> babsts noch keisers, noch einicher gwalt,<br />

(126) denn geltsmangel, nuet wi<strong>der</strong> si hat vermögen. Unangesehen und | w<br />

ganz unbedacht o<strong>der</strong> veracht a ), dass die ewige fuersichtikeit Moysi<br />

gebuet, er solle fuerstaen<strong>der</strong> saetzen, die da gotsfuerchtig, wis, warhaftig<br />

und froms [77 a] wandeis sien, den git hassid und nit<br />

gaben naemid 2 ), wan die gaben verblendid die äugen <strong>der</strong> wisen,<br />

und verkerid die wort <strong>der</strong> gerechten 3 ) Wass tuonds dan bi den«<br />

weltlistigen und ungerechten?") So beschilt Got <strong>der</strong> Juden forsten<br />

um <strong>der</strong> gaben willen als untruew und gsellen <strong>der</strong> dieben 4 ). So<br />

sagt David: in welcher haenden die ungerechtikeit, <strong>der</strong> selben<br />

rechte band sie vol gaben 5 ) 0 ). So ist, wie <strong>der</strong> gross Paulus bezögt,<br />

gittigkeit ein abgoeteri und ein wurzel aller laster 6 ). Sow<br />

bald <strong>der</strong> Machabeisch fuerst, Jonathas, fromden gaben vertruwt,<br />

*) Das folgende ist in A. 1, [5"—7 a ] weiter ausgeführt in zwei beson<strong>der</strong>n<br />

Capiteln: Verwerfung <strong>der</strong> gitigen pension von gotlicher gschrift, —<br />

und: Verwerfung <strong>der</strong> gitigen pension von heidnischer 1er und tat, nainlich<br />

durch Rom anzeigt.<br />

b ) Von Paul Anshelm's Hand ist am Rande beigefügt: Darumb ouch<br />

Moysis die gabnemer verbaut und verflucht. (V. Mos. 27, 25.)<br />

°) A. 1 fügt noch bei [5*]: Christus Jesus unser hergot sagt: Ir mögt<br />

nit got und dem mammon dienen. (Matth. 6, 24.)<br />

!) Julius Caesar, vergl. hienach.<br />

2) II. Mos. 18, 21.<br />

3) IL Mos. 23, 8.<br />

4) Jes. 1, 23.<br />

5) Psalm 20, 10.<br />

6) Ephes. 5, 5. — 1. Tim. 0, 10.


*s 1474-1476.<br />

do was er verraten'). So bald <strong>der</strong> Kriechen frie pundsstaet<br />

des Macedonischen kuengs Philippi pund und gaben annamend,<br />

wurdends zertrent und verlurend ire lobriche friheit und herlikeit.<br />

So bald zuo Rom, aller weit regimenten spiegel, gaben<br />

5 und gastungen ufgiengen, do gieng ire aller weit verwundrete<br />

herlikeit ab, und ward <strong>der</strong> gmein nuz zerstört. Do <strong>der</strong> erst<br />

Roemsch burgermeister, Brutus, 6 wolt sine siin wuergen [78a],<br />

dan si lassen kuengisch sin, und <strong>der</strong> stat Satzung brechen 2 ); do<br />

Marcus Curius lieber wolt uss hilziner schuesslen und praten<br />

lorueeben essen, wen <strong>der</strong> Samniter gold o<strong>der</strong> kriegsguot, o<strong>der</strong> me<br />

ackers denn an<strong>der</strong> burger haben 3 ); do Fabritius lieber wolt in<br />

siner frien stat arm sin, dan bim kueng ein vierteil des kuengrichs<br />

besitzen 4 ); do <strong>der</strong> blind alt Claudius zuo | siner blintheit e wolt(127)<br />

oucli tum sin, wen den gidigen kueng hoeren um friden markten 5 );<br />

i5 do in allem Rom niemand, oucli we<strong>der</strong> wib noch kind, wolt dem<br />

kluogen kuengschen boten einiche gab abnemen 6 ); — do ward Rom<br />

in aller weit gepruest und ungwinlich geschaezt, ire hueser für<br />

goettertempel, und ire burger für itel kueng gehalten").<br />

b ) On zwifel so sind in einer ersamen, frommen, wisen stat<br />

20 Bern oberzaelte goetliche leren und exempel ouch vor ougen gwesen,<br />

do si von irem schirmhern, dem grafen von Saffoy, um ira<br />

verdienst nit mueet, sun<strong>der</strong> friheit hiesch und erlangt; do si iren<br />

alten [79 a] edlen burger und schultheissen, den herlichen riter,<br />

her Hansen von Buobenberg, mit etlichen andren, um verargter<br />

20mueet willen usstiess 7 ), und ire fromme Satzung wi<strong>der</strong> mueet und<br />

») In A. 1 folgt noch ein eigenes Capitel [7*]: Pontii wünsch und<br />

Jugurthae trennung <strong>der</strong> stat Rom.<br />

h ) In A. 1 Ueberschrift [8*]: Die alten Berner hond ouch pension nit<br />

regieren lassen, sun<strong>der</strong> als schädlich usstriben.<br />

i) I. Makk., cap. 10.<br />

') Livius II, cap. 5.<br />

3) Valer. Max. IV. m, 5.<br />

4) Valer. Max. IV. m, 6 u. Plutarch, Pyrrhus, cap. 20.<br />

5 ) Appius Claudius, siehe Plutarch. Pyrrhus, Cap. 19.<br />

6 ) Plutarch, Pyrrhus, Cap. 18.<br />

7 ) Im Jahr 1350. Nach Justinger (ed. Stu<strong>der</strong>, S. 114).


1474—1476. 89<br />

gaben 3 ) — dan pension ward erst hiernach ueber 170 jar Tuetsch, —<br />

jaerlich uf den Ostermentag gelesen und geschworen, unss zuo dises<br />

nuewen gwerbs ingang', und von weichesse wegen <strong>der</strong> heilig Eidgnoss,<br />

bruo<strong>der</strong> Klaus von Fluee, angefragt, ernstlich und treffenlich<br />

riet und ermant, dass d'Eidgnossen soeltid <strong>der</strong> froemden hern und<br />

ires gelts muessig gon, irer landen und friheiten truwlich und<br />

einhellig warten, und <strong>der</strong> gereclitikeit fromklich anhangen. Und b )<br />

also ward in Pfingsten, zuo Swytz uf gmeinem tag, vor dem volzug<br />

dises iezt werbenden gwerbs, eine alt fromme Satzung wi<strong>der</strong><br />

(128)mueet, gaben, leben, dienst und jargelt bi hoher biiss angesehen |io<br />

zuo 10 jaren mit den gmeinen puenden ze schweren!). Und wiewol<br />

ein stat Bern, iezt durch ire nuewen werber beredt, ouch den<br />

gwerb anzenemen iren truewen Eidgnossen und ireu lieben mitburgeren<br />

von Friburg flissig riet, so gaben doch die von Friburg<br />

dis alte fromme antwort, die nit zuo vergessen, aber bald ver-io<br />

30. Sept.gessen ward, im rat zuo Bern, uf letsten tag September 2 ), wie<br />

volgt verzeichnet:<br />

Es haben die boten von Friburg, <strong>der</strong> von Wippingen und<br />

ir seckelmeister, von <strong>der</strong> pension wegen des kuengs, minen hern<br />

geantwort in namen irer hern: nach dem und dan ir seckel-20<br />

meister das vorhin ouch abgeseit hat, dass si da ire raet und<br />

sechszig bi enandren gehept haben, und ganz einhellig sind, damit<br />

nuet ze tuen haben, und desse muessig ze gon, dan si wenig<br />

volks habid, die woellid si nit also ums gelt hinweg senden, noch<br />

sich mit dem kueng noch keinem andren fuersten niemerme ver-*><br />

binden, sun<strong>der</strong> mine hern und ire Eidgnossen fuer ir fruend be-<br />

*) A. 1 hat an <strong>der</strong> entsprechenden Stelle [4»]: Und ist also die vilmächtig<br />

huldrich pension zu Bern von erst und in aller Eidgnoschaft ietzan Tutsch<br />

worden und als gmeinem nuz erlich und flissig geriemt und gsücht, also<br />

die vor ewig zit Welsch was und als gmeinem nuz schmählich und schädlich<br />

flissig gescholten und verboten. — Das Nächstfolgende fehlt dagegen.<br />

b ) Fehlt in A. 1 ganz bis S. 90, Z. 19: «Es ist ie war....»<br />

') Ein solches Verbot gegen Mieth und Gaben ist in <strong>der</strong> Abschiedesammlung<br />

nur vom 6. September 1474 erwähnt, von einer Tagsatzung zu<br />

Luzern. (Eidg. Absch. IL 487 u. 498.)<br />

2) 30. Sept. (Freitag nach Michaelis) 1474. Das Folgende ist wörtlich<br />

ans R.-M. N. 15, S. 93.


90 1474-1476.<br />

halten, und sich des ewiglich benuegen lassen; und wen si des<br />

herzogen von Burgun brief und vereinung ouch wi<strong>der</strong>') und<br />

sich mit im nit verbunden haettid, so woeltid si das ouch nimme<br />

tuon; mit mer worten.<br />

5 Es ist noch zuo <strong>der</strong> zit von einem Franzosen, so disen<br />

Burgunschen krieg hat [107] beschriben 2 ), einer frommen Eiclgnoschaft<br />

zuo lob getichtet:<br />

Egregius bellis, terra et jam notus in omni,<br />

Helvetus 3 ); — ardentis quem non trahit anchora lucri 4 );<br />

wSed pietas, et rara fides, sancti et amor sequi 5 ). (129)<br />

Aber von den fuersten:<br />

Sola dat omnipotens et sancta pecunia robur<br />

Principibus, qui si frigent, nee prodigit horum<br />

Dextra, nih'li fiunt, nee habent ad vota sequaces.<br />

i5 Hie meta est, quaerunt haac regem ssecula numum 6 ).<br />

Dan ein tyran muoss anhang koufen und verkoufen, dan er<br />

hat niemand lieb, so liebt in ouch niemand, wan um gaben und<br />

vorcht.<br />

Es ist ie war, dass <strong>der</strong> vermiett, o<strong>der</strong> verpensioniert, o<strong>der</strong><br />

20 mit gaben verheft zuo verdienst sinem Vermieter o<strong>der</strong> gaber verpflicht<br />

ist, und deslialben nit frig, wie aber in ufrechtem regiment<br />

einer sol und muoss sin a ); dan ie, so, nach des wisen<br />

spruch, dem pfennig alle ding gehorsamen, so volgt on zwifel,<br />

•) A. 1 [8", 9*]: denn miet ist ein alt verständig Tytsch wort, so etwas<br />

um Ion vermiet o<strong>der</strong> verdingt wirt, worum, ist ring zu verston, sun<strong>der</strong>lich<br />

denen, so diser hantierung wissen o<strong>der</strong> ufsehen hond. So nun <strong>der</strong> vermiet<br />

o<strong>der</strong> ufWelsch verpensionirt dem fremden mietgelt müs verheft sin, ist er<br />

deshalb als nit frig, zu heimschem frien regiment untöglich, ja ganz, als<br />

die alten frommen wol verstanden hond, unlidlich.<br />

i) Nämlich: wi<strong>der</strong> hättid.<br />

2) Petri de Blarrorivo Parhisiani insigne Nanceidos opus, in 6 Büchern,<br />

gedruckt 1518, fol. mit Holzschn.<br />

3) Nanceis, lib. IL v. 1, 2.<br />

4) » » IV. v. 100.<br />

5 ) Unauffindbar, entwe<strong>der</strong> ungenau zitirt o<strong>der</strong> dann von A. ganz hinzugedichtet.<br />

•) Nanceis, lib. V. v. '244—243.


1474-1476. 91<br />

wo <strong>der</strong> pfennig regiert, dass denen regenten niemands angenein,<br />

dan wer da gibt o<strong>der</strong> lügt o<strong>der</strong> schmeichlet, o<strong>der</strong> dise stuck zuzamen<br />

wol kan, ist meister und kumpt rar; aber <strong>der</strong> arm und<br />

from gilt nuet und blibt [108] dahinden. Und so dan, ouch nach<br />

des wisen spruch, die un<strong>der</strong>tanen iren fuerstaen<strong>der</strong>en glich ge-s<br />

(130)sint und | gesitt werden, wass daruss fuer ein regiment, ja ein<br />

gitige, untruewe rotung erwachse, mag <strong>der</strong> from, fuersichtig wol<br />

verstan. In summa, so wird uss aller weit kroniken bezuegt, dass<br />

bi disem gwerb nie kein 6r, nie kein glow, noch warheit; ouch<br />

kein regiment, wie stark ioch das, hat moegen verharren undw<br />

unzerstoert bliben.<br />

Mit was Pensionen hond die alten redlichen Eidgnossen ein<br />

Eidgnoschaft angefangen, und die über all Tuetsche nationen in<br />

aüe weit erhaept uud erhalten? —<br />

Mit was pension haben die alten redlichen baeren eine fuerst-1»<br />

liehe stat erbuwen und ein fuerstentuom überkommen; den fürstlichen<br />

buw irer kilchen und hof angenomen; item ein reisige<br />

paner gehalten, bi <strong>der</strong> riehen pension abgangen?<br />

Nun wolan! wie man spricht: andre zit, andre weit, andre<br />

regenten, andre [109] luet, recht und sitten; wie bi'n Gots Juden, w<br />

wie bi den wisen Kriechen, wie ouch zuo Rom, <strong>der</strong> weit hopt,<br />

besehenen, also hat ein Eidgnoschaft und ein stat Bern") nach<br />

aendrung diser zit, weit, regenten, luet, recht und sitten, uf ir<br />

guot bedunken und gmeins nutzes insehen, an disem ort irer altvordren<br />

hart und tuer erobrete friheit, nämlich tri, ie doch nie- 8 s<br />

mand um gelt verbunden ze sin, wi<strong>der</strong> oberzaelte leren, exempel<br />

und raet veraendret, also dass ein fromme stat Bern, im namen<br />

(131) gmeins nutzes, vom eignen nuz uberfueert, jezun<strong>der</strong> | nit allein<br />

die gmeine Ordnung, zuo Swiz vergriffen 1 ), nit wolt annemen,<br />

sun<strong>der</strong> ouch, so <strong>der</strong> kueng pension gebe, ire eigne alte Satzung M<br />

nimme ze lesen, noch ze schweren, hat abgeraten und beschlossen<br />

5 ). Und also so ist die vilmaechtig pension, so vor alwegen<br />

») A. 1 hat statt dessen [10*]: so hond die jüngeren Eidgnossen und<br />

Berner.<br />

•) Siehe oben S. 89, Zeile 7 u. Anm. 1.<br />

2) Findet sich im Raths-Manual nicht.


92 1474-1476.<br />

Waelsch, und als gmeinem nuz unlidlich gescholten und verboten,<br />

ieztan von ersten zuo Bern und in aller Eidgnoschaft Tuetsch,<br />

und als gmeinem nuz för<strong>der</strong>lich, geriempt und ingepflanzet, also<br />

dass in einer Eidgnoschaft on si und ire mitgnossen, sold, [110]<br />

5 erung, guotjar, zerpfenning, item hie fuerahin nuet namhaftigs, aber<br />

vi! unnamwirdigs, verhandlet ist worden.<br />

") Was frucht aber si gebracht habe, wirt für und für uss<br />

volgen<strong>der</strong> jaren geschienten erkent werden. Aber in einer summ,<br />

so hat si gebracht, o<strong>der</strong> ie geufnet und erzogen, un<strong>der</strong> vilen<br />

io andren unpurten, fuernamlich: eigennuz, unghorsam, unglowen,<br />

untruew, hochfart und allerdingen unmuoss, so verruochte, unverschampte<br />

kin<strong>der</strong>, dass si von wegen irer huldrichen muoter keiner<br />

eren ouch eigens pluots nit verscliont, und irer frommen, redlichen<br />

altvor<strong>der</strong>n Tuetsche tapferkeit, ufrechtikeit, hoch und v#it<br />

isgelopten namen, ouch von ireu liebsten pensionierherren, mit<br />

groben unnamen beflekt und in unachtung verfueert haben. | (131)<br />

b ) Wohar kumpts, dass in einer wol und loblich harkonen<br />

stat Bern, wie in aller Eidgnoschaft, uss einigem rat so vil rat<br />

als pensionierherren? dass statliche und Tuetsche burgerschaft<br />

2ogemindret, aber Waelsche kraemeri und [111] baetlert gemeret?<br />

dass uss zweien, drien, vieren ein hus, und uss sässhueseren<br />

stall und schüren, und doch etliche, von irer muoter uberguelt, den<br />

schuldneren fuergeschlagen? dass uss vil nutzen werkhaenden mueessig<br />

junkeren 0 ) sind worden?<br />

25 Wohar kumpts, dass einer grossmaechtigen stat und land<br />

Bern ersam regiment sich hat on einiche froem<strong>der</strong> herren pension,<br />

bis zuo ingang <strong>der</strong>selben hexen, 284 jar so richlich, redlich und<br />

erlich erhalten, ouch mitan oberzaelte grosse ding verwalten,<br />

iezt aber, so sich die hex nun verbirgt, in erobreter, rueewiger,<br />

so ja ouch zwifacher macht und richtüm, sich muoss uss gmeinem<br />

*) Das folgende in A. 1 in späterem Zusammenhang und stark abweichend;<br />

am Schluss [17*]: . . . gitikeit und unbänstige frefne Verachtung<br />

in aller Eidgnoschaft hond also überhand gnommen, dass si ouch von iren<br />

köuferen wit und breit darum übel und schmählich rerlumdet und veracht<br />

wirt.<br />

b ) Fehlt in A. 1, bis: «junkeren worden?»<br />

°) Im Mscr. juckhern. Satire o<strong>der</strong> Schreibfehler?


1474-1476. 93<br />

seckel erhalten, und kummerlich mag gewunne sachen verwalten ?<br />

Nit dass semliche gmeine besoldung unrecht ste, wan zuo erhaltung<br />

gmeins regiments werden styr, Schätzung, zoel und an<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>glichen beladnuss gebillichet und geben, dass arme wiz und<br />

(133)fromkeit ouch zuo ören kommen | mag. Allein ist hie ganz flissig»<br />

und tapfer inzesehen, dass im versoldeten regiment frie wal bestände,<br />

und nit durch muomerl, gunst, anhang und pratik <strong>der</strong><br />

sold- und ergit diss pfruondregiment in korherren-, ja kornherrenwis<br />

vervasse und besitze; uss rat rap, und uss ratherren rapherren<br />

mache a ). 10<br />

[112] Nun uf angezogene wun<strong>der</strong>fragen mag niemand bass<br />

antworten, wan die eigennuetzig, untruewe pension selber, so dise<br />

ding und on zal andre <strong>der</strong> glichen hat mit merer hand und<br />

gwalt ingepflanzt und bevestnet, also dass si sich von allem wi<strong>der</strong>stand<br />

hat entschittet und beschirmt; wie wol von iretwegen i><br />

in aller Eidgnoschaft sich vast schädlich partien hond staets erhaet:<br />

dan vor und von irem zuokomen an biss uf unsere tag ist si von<br />

etlichen altkoepfischen frommen Eidgnossen, insun<strong>der</strong>s z'Baeren, item<br />

und vom unbuenstigen kib') nie unangefochten bliben, aber nie<br />

gar und umendum, o<strong>der</strong> ie nit lang, uberstriten; wan da sind diew<br />

») An Stelle <strong>der</strong> letztern Sätze hatte A. 1 [19 a , 20»]: sind zins, zehenden,<br />

zöl, styr und Schätzungen verordnet und ouch von Got zugelassen;<br />

aber doch in <strong>der</strong> frien stat Bern nuw und wun<strong>der</strong>lich, und dennocht nach<br />

gstalt <strong>der</strong> zit und Sachen billich und nuzlich, damit die, so fremden seklen<br />

zu eignem nuz flissig und wol gedient hond, iezt irem gemeinen seckel zu<br />

gmeinem nuz alle dienstbarkeit und liebe züwendid; item dass ouch die,<br />

so zum regiment gschikt, uss mangel zitlicher hab dem nit gewarten, gewärtig<br />

mögid sin; item dass ouch das ganz regiment von eigennutzikeit<br />

und von betrug <strong>der</strong> gaben dester unargweniger blib, ouch in alweg deater<br />

williger und flissiger diene. Und zudem das wol und recht angelegt ist,<br />

so kosts dennocht ein stat niena so vil, als wen si, die ein fürstentum ist,<br />

eins rarsten stalbüben solte verkosten und bishar an unnützen, ja schädlichen<br />

kilchen und kilchenlüten järlich hat verkostet. Allein so ist in <strong>der</strong><br />

Ordnung, durch ufrechte gmeine wol flissig zu verkommen, dass nit, von<br />

wegen »<strong>der</strong> besoldung, untögenlicher personen ergit und eigennutzikeit<br />

durch anhang und pratick das fri, gmein regiment inziehe, vervasse und<br />

besitze.<br />

i) Manche bekämpften die Pensionen nur aus Missgunst und Neid,<br />

weil sie keinen Theil daran empfingen.


94 1474-1476.<br />

gwaltigesten und kriegbaren uf irer siten gstanden, die si nit<br />

allein mit einein o<strong>der</strong> me, sun<strong>der</strong> | ouch mit wi<strong>der</strong>wertigen herren,(<br />

als iezt anfangs mit dem Franzesischen kueng und Burgunschen<br />

herzogen, erretteten und beschuezten. Harzuo, wo si nit hin komen<br />

swolt o<strong>der</strong> mocht, [113] da kam ir frecher knecht, <strong>der</strong> sold hin,<br />

<strong>der</strong> iren ie zuo lieb und ie zuo leid dienet*); doch also, dass si<br />

iren stand bis hit so vest hat erhalten, dass si niemand, wen<br />

das ewig, unuberwinlich wort Gots, ouch nit on kämpf, an etlichen<br />

von Got harzuo begnadeten orten hat mögen abtriben und<br />

ioüberwinden. Got verlihe bestand!<br />

Dis hie, von Franzesischem puud und pension getane efrung,<br />

wie wol vil und lang, aber doch nit ze vil, noch ze lang, wan<br />

davon nimer ze vil, noch ze lang geredt noch geschriben mag<br />

werden, da von nimer genüg, als dise ding sind gmein heil, e"r<br />

ir, und nuz berueerend b ), wird niemand frommer — dan den unfrommen<br />

allein sin glich gefalt — verargen, sun<strong>der</strong> Got zuo lob und<br />

kristlicher gmeinsame zuo lieb wol bedenken und ermessen, und<br />

ouch insun<strong>der</strong>heit zuo truwer ermanung sin beschehen, dass ein<br />

erenriche, lobriche stat Bern, wie si nun uss sun<strong>der</strong>s gnädiger<br />

20 berueefung unsers wargnaedigsten heren Gots hat fuergenomen, also<br />

nach angeben goet [114] lieber warheit und kristlicher 1er, bi geschworner<br />

reformation und verschworner pension, zuo glich irer<br />

frommen altvordren vesten redlikeit, fromklich und redlich beharre<br />

und bestände, also dass die er Gots und kristliche gmeinschaft<br />

25 in gotsforcht und brü<strong>der</strong>licher liebe trungenlich fuergange, des<br />

*) A. 1 [22», 23" | hat noch: Die so nit harheim ins apunetament niochtend<br />

kommen, woltends gon daiussen verdienen. Und wan iren schon ein<br />

teil an ein ort nach manung <strong>der</strong> vereinung o<strong>der</strong> pension in besoldung verordnet<br />

ward, so lief <strong>der</strong> an<strong>der</strong> teil, <strong>der</strong> sich ouch solds und kriegs gnoss<br />

achtet, ouch wi<strong>der</strong> pünd und pension um sold an das an<strong>der</strong> (ort), ouch<br />

(zum) vigend.<br />

b ) A. 1 fährt fort [21», 22"]: Dise sach ist ie die, wie alle <strong>der</strong> weit kroniken<br />

bezügent, da mit kein er, kein warheit, kein from regiment nie hat<br />

mögen bston. Niemant gibt it vergebens, so gibt man dem mindr'en teil<br />

ouch dem selben nit glich, daruss von stund an verbunst, zweiung, tyranni.<br />

ufrur und zu lezt zersterung, wo Got und fromkeit nit hilft, müss erwachsen.<br />

Wie ouch hie glich mit und nach <strong>der</strong> bestätigeten pension ingang wi<strong>der</strong>wertig<br />

und unghorsam partien sich in alle Eidgnoschaft hond erhebt und<br />

biss uf unsere teg mit unersäzlichem schaden verharret.


1474—1476 95<br />

gelt-, gwalt-, bluot-duerstigen tuefels macht wo nit zerstört, iedoch<br />

(135) 8' e " I schwaecheret, und <strong>der</strong> iren pluot, so tuer von unserm erloeser<br />

Cristo Jesu erkouft, nime, wie nun lang, dan kaelber wolfeiler, so<br />

verruochtlicb in d'metze verhängt werde: ouch si, die iren, nach<br />

pflichter, billicher schuld, zuo Gots und irem lob, vor schand, unds<br />

schaden truewlich beware und errette. Das verluehe Got!<br />

[115] Rat und burger, so zu diser treffenlichen zit einer<br />

loblichen stat Bern ersam regiment hond verwalten.<br />

1474-1476.<br />

In angezaeltem jar und nächsten dabi haben einer loblichen io<br />

stat Bern ersam regiment verwalten hie volgende rät und burger,<br />

uss gestuktem manual •) zusammen gelesen:<br />

Vom kleinen rat:<br />

Her Niclaus von Diesbach, her zuo Signow, riter, schultheiss.<br />

Her Adrian von Buobenberg, her zuo Spiez, riter, alt schultheiss. u<br />

Her Niclaus von Scharnental, her zuo Oberhofen, riter, alt schultheiss.<br />

Her Peterman von Wabren, her zuo Belp, riter, alt schultheiss.<br />

Tuering von Ringoltfi'wzJen, her zuo Lanzhuot, alt schultheiss.<br />

Peter Kistler, alt schultheiss. Hans Ruodolf von Erlach. Petermann<br />

vom Stein, riter. Hans Fraenkle, seckelmeister. Gilg Achs- 20<br />

(136)halm, vener von | schmiden. Antoni Archer, vener zuo pfistren.<br />

Ludwig Bruegler, vener von gerberen. Hans Kutler, vener von<br />

mezgeren. Urban von Muolern, erster vogt zuo Murten. Peter<br />

von Balmos. Bendict Tschachtlan. Jörg Friburger. Heinrich<br />

Matter, erster vogt zii Granson, vertaedinget mit dem kueng ums<br />

sinen vater, zuo Basel erschlagen. Peter Schopfer. Peter Bomgartner.<br />

Peter Simon. Peter Irene. Peter Stark. Heinrich<br />

i) Die erst seit 1465 schriftlich geführten Manuale o<strong>der</strong> Rathsprotokolle<br />

zeigen in den ersten Zeiten noch vielfache Lücken. Die Rathsmitglie<strong>der</strong><br />

und höhern Beamten sind übrigens in eigenen Osterbüchern zusammengestellt,<br />

doch erst von 1485 an.


96 1474—1476<br />

Ditlinger. Hans Wanner. Bendict Krummo. Barthlome Huober.<br />

Immer Grafhans. Hans Schlitz. Cuonrat Rietwyl. Heinrich Zimmerman.<br />

Doctor Thuering Fricker, statschriber. Heinrich Cuonrie<strong>der</strong>,<br />

grossweibel. Da sind bi enandren gsessen in einem rat<br />

•> sechs schultheissen, 12 gnempt junkhern, un<strong>der</strong> denen 5 riter,<br />

mit sampt einem doctor [115] statschribern. Deshalben kein<br />

wun<strong>der</strong>, dass ein stat Bern allenthalb fuer all Eidgnossen an wisheit,<br />

rat und tat hochgeachtet und gerueemt ward. So sind ouch<br />

da 9 Peter gsin.<br />

'o<br />

Burger des grossen rats.<br />

Her Cuonrat von Scliarnenthal, ein selzam wit erfarner riter •),<br />

Hans Wilhelm, des fromen und unredlich erstochnen Wilhelms<br />

schantlich gelepter und also gestorbner sun 2 ), desse Schwester<br />

Elsbet, do si in anwesen irer aeptissin und probsts zuo Hin<strong>der</strong>i.läppen<br />

| profess solt tuon, ruoft si Thoman Guentschin, einen huep-(l37)<br />

sehen Hin<strong>der</strong>lapper ordens-jungling, so zuo wiche solt gon, durch<br />

Gots willen um die heilig e an, die ouch iren gelanget. —<br />

Her Wilhelm von Diesbach, riter. Ruodolf von Erlach, letster<br />

vogt zuo Erlach des grafen Wilhelms von Tschalang, prinzen zuo<br />

2o Orenie, und erster einer stat Bern daselbs a ), schultheiss zuo Burgdorf<br />

und verordneter guberuator in die Waut. Hans Ruodolf von<br />

Erlach, nachmals vogt zuo Nidow, da er mit einem pferd über die<br />

brugk ab viel und ertrank. Jacob Petermann, vogt zuo Lenzburg.<br />

Hans, Jörg, Brandolf vom Stein. Bendict von Roemerstall. Thue-<br />

25 ring, Hans, vogt zuo Arburg; Hans Heinrich, vogt zuo Erlach, von<br />

Balmos. Matheus von Bollingen, schultheiss zuo Bueren. Gilgian<br />

von Rimlingen, vogt zuo Schenkenberg. Hemmann Hetzel, schult-<br />

') Vergl. Sinner im Schw. Geschichtsforscher Bd. III. S. 166—186.<br />

Hienach war aber Conr. v. Seh. schon 1472 gestorben.<br />

«) Vergl. a. a. 0. S. 189 u. 196—204.<br />

3 ) Zur Zeit des Burgun<strong>der</strong>krieges gehörte Erlach zwei Linien des<br />

Hauses Chalons. Bern besetzte es 1474. Die eine Hälfte wurde als Eroberung<br />

behalten, die an<strong>der</strong>e nachher gekauft. Die Gemeinde huldigte <strong>der</strong><br />

Stadt Bern Donnerstag nach Lucie (14. Dec.) 1475. Rudolf von Erlach, Vogt<br />

daselbst im Namen Wilhelms von Chalons, verwaltete dann dieses Amt<br />

noch einige Zeit im Namen von Bern.


1474—1476 97<br />

heiss zuo Un<strong>der</strong>soewen; Anthoni, vogt zu Bipp; Hans, vogt zu Arwangen.<br />

Schoeni, Niclaus, tschachtlan •) zuo Obersibenthal; Peter,<br />

(138) tschachtlan zuo Frutingen. Hans zer | Kinden; Niclaus, tschachtlan<br />

zuo Ni<strong>der</strong>sibenthal. Simon Tormann. Peter Steiger, nach Niclaus<br />

Bomer von Sanen erster vogt zuo Aelen, Ormont und Boess 5 )..-,<br />

[117] Joss Steiger, vogt zuo Arberg. Peter Bomgarter, vogt zuo<br />

Nidow. Niclaus Meienberg, vogt zuo Wangen. Hans Schnoew],<br />

vogt zu Loupen.<br />

Sechszechner im 74..jar: Her Wilhelm von Diesbach. Peter<br />

Subinger. Lienhart Huepsche. Cuonrat Ilantz. Barthlome Kueng. io<br />

Peter im Hag. Peter Boner. Lienhart Wysshan. Hans Schoeni.<br />

Hans Berger. Hans Wyler. Gilg Eschler. Bendict Irenei. Ludi<br />

Swinghart. Peter Selzach. Imer Gue<strong>der</strong>. Anthoni Brfigler. Peter<br />

Ross. Meister Hans, buechsenmacher und Ludwig Tillier. Peter<br />

Wyler. Ludi Archer. Dietrich und Ludi Hüpsche. Niclaus, Wil-is<br />

heim Alwand. Hans im Gfel. Hans von <strong>der</strong> Grub. Lapo. Rapo.<br />

Ribo. Bischof. Keiser. Schlipfen. Gosteli. Grafenried. Lin<strong>der</strong>.<br />

Truechner. Strub. Stral. Vogt. Vischer. Bickhart. Schindler.<br />

Hoewer. Stuerler. Lombach. Holl. Spiller. Ebischer. Hofman. Zwen<br />

Ditlinger. Duebi. Ster. Kloss. Vint den Tribel. Rotenbiel. Kistler. m<br />

Krochtaler. Frisching. Hans Schaller von Tan, ein gliickhafter<br />

schni<strong>der</strong>. Spoeting. Gasel. Brunner. Korber. Broesemli. Hubler.<br />

Eigensatz. Peter von Wyngarten. ein glueckhafter schuochmacher.<br />

Rudolf von Küchen, grichtschriber. Diebold Schilling, seckel-<br />

(139) und un<strong>der</strong>schriber. | 2-,<br />

Dis a ) sind die bekantisten namen <strong>der</strong> bürgeren, so zuo<br />

diser zit moegent zuesamen gelesen werden. Wan diss hinlaessigen,<br />

*) Fehlt in A 1; statt dessen <strong>der</strong> Zusatz [14 a]: Diser rat, klein und gros,<br />

ist hie nit allein von iezt gehandleter sach wegen, sun<strong>der</strong> nie von des und<br />

vorgendes jars, darin als namhaftig, redlich geschichten un<strong>der</strong> iezt erzaltem<br />

regiment ergangen sind, als ie vor von anfang <strong>der</strong> stat Bern, im zu<br />

loblicher gedachtnis. Wisheit und dorheit, schük und unschük vermischend<br />

sich umendum.<br />

') Die Bernischen Amtleute auf einigen Landvogteien behielten bis<br />

1798 den Titel Castellan o<strong>der</strong> Tschachtlan.<br />

2) Bex.<br />

7


98 1475—1476.<br />

schädlichen verlusts sich groesslich ist zu verwun<strong>der</strong>n, dass einer<br />

fuersichtigen stat Bern statbuecher, vor diser zit gemachet, gar<br />

keines, und zuo diser zit dienende keins o<strong>der</strong> nit ganzes wirt gefunden,<br />

so doch einer fuersichtigen stat nit allein eigne, sun<strong>der</strong><br />

souch fremde, namhaftige brief und gschaeft soeltid ingeschriben,<br />

und wie ein kostlicher schaz wol behalten werden.<br />

[118] Fleischschatzuug b ).<br />

Im 74. jar, um Sanct Johans des toefers tag, ist hie folgende<br />

fleischschatzuug beschehen, unsern ziten zu wun<strong>der</strong> hie<br />

io verzeichnet. Nämlich guot urferis 1 ) und schwinis, ein pfund um<br />

7 pfennig; guot rinds, heilboecken und wi<strong>der</strong>is, ein pfund um<br />

6 pfennig; boeckis, stieris, kueegis, alt schaefis und kaelberis, ein pfund<br />

um 5 pfennig. Und sind schaetzer gewesen von <strong>der</strong> mezger stuben:<br />

Peter Kistler, alt schultheiss und venner. Hans Kutler, venner.<br />

16 Peter Simon. Anthoni Schoeni.<br />

1475-76.<br />

Schultheiss: Niclaus von Scharnathal, riter.<br />

[119] Von eroforuug <strong>der</strong> alten lantmark <strong>der</strong> uralten Eid-(140)<br />

gnoschaft, und wie von <strong>der</strong> landen wegen gehaudlet.<br />

In jaren Christi Jesu 76 hat ein gluecksame stat Bern, mit<br />

bistand irer Eidgnossen, pundgnossen und burgern von Friburg<br />

und Solatern, nach dem <strong>der</strong> grossmaechtig Burgunsch herzog<br />

und aller sin anhang was mit gwaltiger hand uss disen landen<br />

geschlagen, erobret und gewunnen <strong>der</strong> uralten Eidgnoschalt ur-<br />

») Fehlt in A. 1.<br />

i) Fleisch von einem Urfel, d. i. Hammel o<strong>der</strong> Schöps.


1475-1476. 99<br />

alte landmark, gegen sunnenni<strong>der</strong>gang reichend!), nämlich das<br />

land zwischen dem Laebrer-gebuerg und dem Rotten, von Erlach<br />

und Murten an bis gon Jenfan die bruk, darin uss keiser Julii 2 )<br />

anzeig das ort Orban 8 ), item und <strong>der</strong>selben Eidgnossen hoptstat<br />

Aventica, iez genemt Wibelspurg. welche mark, iezund redlicher5<br />

Ursachen ingenomen, <strong>der</strong> stier wol haette moegen und sollen zii<br />

gmeiner hand, ouch vil bass und fueglicher behalten, dan ussert<br />

(141)siner mark uebers Lampartisch gebuerg uss 4 ) | husen; aber es was<br />

im nit gelegen, wan iezundan <strong>der</strong> nuewen kouflueten sin stuond<br />

nit wie <strong>der</strong> alten, so <strong>der</strong> kouflueten unbekant waren, [120] ufio<br />

gmein land und luet, sun<strong>der</strong> uf eignem gut und gelt ze gwinnen<br />

und ze haben. Und also, wie wol die stolz witfrow Jolanda,<br />

Saffoysche herzogin und regentin, mit sampt irem swager, graf<br />

Jacoben von Remont, gerueempt hat, durch ufgewiste macht des<br />

Burgunschen herzogen uss Bern und Friburg eine ebne ze ma-is<br />

chen ä ), in ansehen des unschuldigen herzogen 6 ) und alter guoter<br />

frintschaft des huses von Saffoy, so half eine truewe stat Bern uf<br />

dem grossen tag zuo Friburg 7 ), dass die land, so gemeltem hus<br />

waren zugestanden, item und des richs stat Jenf mit einer<br />

Schätzung gelediget wurden; half ouch durch eigne botschaft,2o<br />

dass die egenemt herzogin uss ires bruo<strong>der</strong>s, des Franzesischen<br />

kuengs, hand und ungnad erlöst, und wi<strong>der</strong> in ir regiment gesezt<br />

ward. Aber die herschaften Orban, Etscharlen 8 ), Granson und<br />

Murten behielt si mit Friburg gemein, uss liebe, welche si ouch<br />

(142) hies | vor ankunft <strong>der</strong> Saffoyschen anwaelten uf den egemeltem>-,<br />

tag [121], das Saftbysch kruez ab iren toren und andren orten<br />

abtun, um fuergenomner friung willen 9 ). Behielt ir selber die heri)<br />

Die natürliche Westgränze Helvetiens.<br />

2) Julius Caesar, vergl. oben.<br />

3) Orbe.<br />

4 ) Die Tessinischen Landvogteien jenseits des Gotthards.<br />

5) Vergl. Schillings Chron. S. 221 u. ff.<br />

6 ) Des jungen Herzogs Philibert I.<br />

7 j Friede zu Freiburg zwischen den Eidgnossen und Savoien 13.—16.<br />

August 1476. (Eidg. Absch. II. 608). Savoien versprach Bezahlung von<br />

50,000 Gld.<br />

B ) Echallens (Tscherliz) in <strong>der</strong> Waadt.<br />

') Ueber die Befreiung von Freiburg aus Savoiischer Unterthanenschaft,<br />

siehe hienach.


100 1477<br />

schaffen Erlach, Aelen, Ormunt und Baess; hat doch einist verwilliget<br />

Aelen wi<strong>der</strong> zuo geben •). Als aber die Waliser ire gewunne<br />

land, Chables 8 ), Gundis 3 ), St. Mauritzen, nit wolten dem<br />

hus von Saffoy wi<strong>der</strong>keren, do wolt ein stat Bern iren teil ouch<br />

5nit me von handen lassen, aber hat sich nachmals darum gueetlich<br />

vertragen, und die Walliser mit vil mueeg geholfen in löjärigen<br />

bstand bringen 4 ). Und hat also ein truewe stat Bern, ouch<br />

besun<strong>der</strong> iezt in disem schweren val, wie dan vor und nachmalen<br />

oft, dem loblichen hus von Saffoy truewe und vast notwendige hilf<br />

io und dienst bewisen.<br />

1477.<br />

Babst: Sixtus IV. 6. Roemscher keiser: Fridrich HI. 38.<br />

Franzesischer kueng: Ludwig XI. 17. Schultheiss: von Bubenberg a ).<br />

[122] Von teilung <strong>der</strong> verlassnen landen des erschlagnen<br />

io<br />

herzog karlis von Burgun.<br />

Im jar Christi Jesu 1477, als uf den fünften tag 5. h«„<br />

Jenner nämlich, <strong>der</strong> herzog, 1 <strong>der</strong> in 10 jaren siner regierung,(143)<br />

und davor 7, garnah nie, o<strong>der</strong> vast wenig zit, sinen grossmueetigen<br />

herzhaften und kriegsgirigen kueriss hat abgetan, und sich<br />

so selb in semliche achtung gebracht, dass er we<strong>der</strong> keiser, kuengen,<br />

noch herzogen nuetzit vor, ja ouch nit glichs, vermeint ze lassen<br />

sun<strong>der</strong> fuer all oben ze Schwaben; was von verachter macht mit<br />

siben schlich ertrichs zuo ruowen gesaezt und vernueegt. Do Hess<br />

er angends hin<strong>der</strong> im nuewe krieg und unruow, die noch zuo unsern<br />

*) Steht am Rande.<br />

') Vergl. hienach.<br />

2) Chablais, so hiess damals <strong>der</strong> unterste Theil des Wallis am See.<br />

3) Gundis, jetzt ein Dorf, ehemals ein Städtchen und Schloss mit einer<br />

Herrschaft, im untern Wallis.<br />

4) Am 31. October 1478 wurde zu Luzern durch Vermittlung <strong>der</strong> Eidgenossen<br />

ein 15jähriger Waffenstillstand zwischen Wallis und Savoien geschlossen<br />

(Eidg. Absch. III. 17).


1477 101<br />

tagen kum gestillet sind: nämlich von beherschung wegen siner<br />

verlassnen landen, in zal sines namens erstem biichstaben [123] C<br />

begriffen'); dan nachdem er on manstams glichen erben, und<br />

nur ein einige tochter Maria, von <strong>der</strong> engelschen kuengin Margrethen<br />

2 ), hat verlassen, welche im Nuessischen bericht 3 ) des5<br />

Roemschen keisers sun, erzherzogen von Oesterrich, was angesagt,<br />

und ieztan zu leid dem franzesischen kueng, <strong>der</strong> si, sine<br />

toufgoten, gesipte und siner krön landsfuerstin, un<strong>der</strong>stuond sinem<br />

sun, delfin Karlin, zuo verglichen 4 ); do fuoren die Burguner und<br />

Flemming fuer, und namen egenemten Maximilian an, irer fuevstin w<br />

(144) zuo einem | gemahel und inen selb zuo einem fuersten 5 ). Und also<br />

ist <strong>der</strong> nam und <strong>der</strong> merteil des Burgunschen edlen herzogtiims<br />

land an das wib-glueckhaftig 6 ), edel hus Oesterrich komen.<br />

Und wie nun die witzigen, ouch listigen herren, <strong>der</strong> Roemsch<br />

keiser und <strong>der</strong> Franzesisch kueng, mit zusehen erlustrete pyt ie<strong>der</strong> u<br />

[124] verhoffet, ouch fuemam ganz ze beziehen: do befunden sich<br />

schnei fünf gerüster partien, die da vermeinten an die land gut<br />

ansprach ze haben, nämlich <strong>der</strong> Franzesische kueng, als des Burgunschen<br />

herzogtiims oberherr, nam ouch das angends dis monats<br />

in 7 ); so nam herzog Maximilian, im namen sines gemahelsw<br />

als erb, die nidre land, Brabant, Flan<strong>der</strong>n und andre in*). Um<br />

Arthois, Picardi und um die Burgunsche grafschaft kriegtens; die<br />

gewan Maximilian 9 ). So wolten die herzogen, Sigmund von Oesterrich,<br />

als hoptsaecher, und Reinhart von Lutringen, als siger,<br />

ouch am nächsten zuogrifen und teil haben. Desglichen d'Eid-25<br />

i) C, <strong>der</strong> erste Buchstabe des Namens Carolus, bedeutet 100; so gross<br />

nahm man an, sei die Zahl seiner Herrschaften gewesen.<br />

a ) Carl von Burgund war verheirathet mit Margaretha, Schwester de<br />

Königs Eduard IV. von England.<br />

3 ) Im Lager vor <strong>der</strong> Stadt Neuss schloss Carl mit dem Kaiser einen<br />

Friedensvertrag, 26. Juni 1475.<br />

4 ) Ueber den Plan <strong>der</strong> Vermählung <strong>der</strong> Maria von B. mit dem Dauphin<br />

Carl vergl. Commines I. 299.<br />

5 ) «Joyeuse entree» Maximilians in Gent, am 18. August 1477.<br />

6) «Tu felix Austria mibe!»<br />

7 ) Im Mai 1477.<br />

8 ) Im August 1477 zog Ludwig XL seine Besatzungen zurück.<br />

') In Folge <strong>der</strong> Schlacht von Guiuegate, am 17. August 1479.


102 1477<br />

gnossen, als die, so des kriegs fuernemste hand und stand, und<br />

noch gegen denen landen in ofner vecht waren. Ein fuersichtig<br />

stat Bern riet ernstlich und wol, die Burgunsch grafschaft inzenemen,<br />

vand aber nit volg 1 ).<br />

5 Nun von stund an, nach dem ir fuerst [125] umkomen, als ir<br />

botschaft noch nit von Nuewenburg abgeschei | den, do huob die( l4 5)<br />

Burgunsch grafschaft an, so trungenlich und treffenlich an gmein<br />

Eidgnossen und ire bundgnossen um gleit, bestand und friden<br />

ze werben 2 ), dass d'Eidgnossen, und fuernemlich ein stat Bern, die<br />

ionun nit mit kleinerer arbeit sich mueegt friden, denn vor krieg<br />

ze machen, die naechstbenemten herzogen abwisten und vermanten,<br />

sich des iren, das si durch hilf einer Eidgnoschaft völlig erobret<br />

hätten, ze benueegen, und ward <strong>der</strong>halb in volgendem jar zu Zürich,<br />

uf einem grossen tag, so vil gehandlet, dass gmein Eidgnoschaft,<br />

15 zu sampt iren pundgnossen, <strong>der</strong> gemelten grafschaft ewigen friden<br />

um an<strong>der</strong>thalb hun<strong>der</strong>ttusend Rinischer gülden gabend und verschribend<br />

3 ).<br />

Ein wun<strong>der</strong>bare sach, dass die uralten Eidgnossen so vil uf<br />

dise grafschaft gesaezt hatten, dass e si darvon ston woeltid, e ire<br />

wland, lib und guot gegen Roemschen keiser Julio 4 ) unabwislich<br />

wagten, und verluren mit iren puntgnossen 156,000 erschlagner,<br />

und 130,000 gfangner, und aber ieztan [126], so diss land sich<br />

selbs als ein frie herschaft inen erbuet und bittet, sich einig,<br />

o<strong>der</strong> ie doch mit Saffoy in gmein ufzenemen 5 ), und da <strong>der</strong> Francs<br />

zesisch kueng, ir pundgnoss, sinen schirm ouch zusagt, o<strong>der</strong> mit<br />

i) Vergl. z. B. Eidg. Absch. III. 34, vom 24. Mai 1479.<br />

2) Schon Anfangs 1477 (Eidg. Absch. IL 647. 680.)<br />

3) Durch den Vertrag vom 24. Jan. 1478 versprachen Maximilian und<br />

Maria von Burgund, dem Herzog Sigmund von Öesterreicb, dem Herzog<br />

Renat von Lothringen, <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>n Vereinigung und den Eidgenossen,<br />

nebst Freiburg und Solothurn, 150,000 Goldgulden zu bezahlen als Ent-<br />

Schädigung, «Friedgelds. (Eidg. Absch. III. S. 12. und Beilagen I. 661. 663.)<br />

4 ) Julius Caesar, vergl. Bell. gall. lib. I.<br />

5 ) Nach einer Zuschrift Berns an die Eidgenossen verlangte <strong>der</strong> Markgraf<br />

von Baden im Namen <strong>der</strong> Grafschaft Burgund <strong>der</strong>en Anschluss an die<br />

Eidgenossen und an Savoyen, 12. Juli 1478 (Missiv. D. 141 *). Im Raths-Manual<br />

ist die bezügliche Verhandlung nicht erwähnt, dagegen ist hier (9. Juli)<br />

von <strong>der</strong> Absicht Berns die Rede, Salins zu besetzen. (R.-M. 24, S. 169.)


1477 103<br />

im ze teilen, o<strong>der</strong> gar um 200,000 Rinscher gülden ze lassen'); —<br />

(146) das aber <strong>der</strong> grafschaft, als den Franjzosen haessig, ganz was<br />

ungemeint, — da namends ein so gring gelt darfuer, dass <strong>der</strong><br />

einig salzprun 2 ) um zwifach so vil nit soelte hin gelassen sin<br />

worden. In dem aber, als die grafschaft sich muosst <strong>der</strong> Fran--,<br />

zosen erweren, do nam si von erst <strong>der</strong> Eidgnossen frien knecht<br />

zu schirm, und demnach herzog Maximilian zuo irein hern an,<br />

<strong>der</strong> ouch angends in den gemachten bericht verwilliget, und bestimpte<br />

bezalung ze tuon verhiess 3 ). Als aber das vor ver<strong>der</strong>pt<br />

land, und noch mit schwerem krieg überladen, dis bezalung ver-io<br />

laengeret, und ouch <strong>der</strong> Bisanzisch erzbischof, wie zugesagt, nit<br />

versiglet; do bracht <strong>der</strong> Franzesisch kueng ze wegen, dass im<br />

d'Eidgnossen, ouch mit irer pundgnossen [127] missvallen, ire<br />

ansprach uf Burgun um obgedingte sumen golds, nämlich um die<br />

150,000 und 200,000 Rinscher gülden gold, ubergabend 3 ), doch 15<br />

also, dass er das land in sinen kosten erobrete, und in gutem<br />

wesen, insun<strong>der</strong>s die Salzpfannen, hielte, ouch clannen zimlichen<br />

kouf, wie versprochen, inen zuokomen Hesse.<br />

Und wie wol nun die Burguner und ir nüwer fürst ein grosse<br />

beschwerd ab disem vertrag hatten, so dankten si doch vast hoch 20<br />

den Eidgnossen und iren pundgnossen um gebnen friden, durch<br />

welchen si noch bishar, wie wol an gut ver<strong>der</strong>pt, ir friheit errettet<br />

und behalten haettid, und darum, Got gebe wer si behersche,<br />

so woellids, nach Inhalt gemachts fridens, mit ir lib und<br />

gut nimmer von einer Eidgnoschaft abtreten, sun<strong>der</strong> sich ira 2 .-,<br />

(147)vertrösten und halten; mit hoechster beiger und pit: ein from<br />

loblich Eidgnoschaft wolle si nit verlassen, sun<strong>der</strong> so wit mueg-<br />

•) Vergl. Tagsatzung zu Luzern, 25. April 1477 (Eidg. Absch. IL 671).<br />

A. fasst hier Anfang und Abschluss <strong>der</strong> diplomatischen Verhandlungen<br />

öfters zusammen, so dass er nicht immer mit <strong>der</strong> chronologischen Folge<br />

<strong>der</strong> amtlichen Abschiede stimmt. Die bei<strong>der</strong>seitigen Geldangebote standen<br />

sich längere Zeit gegenüber, ohne dass ein Abschluss erfolgte.<br />

2) Bern und <strong>der</strong> grösste Theil <strong>der</strong> Schweiz bezog nämlich den Salzbedarf<br />

fast ausschliesslich aus den Werken von Salins.<br />

3) Eidg. Absch. II. 691 u. 702.<br />

4) Eidg. Absch. IL 710 vom December 1477, vergl. auch den Vertragsentwurf<br />

vom 26. April gl. .1. (Eidg. Absch. II. 926).


104 1477<br />

lieh vor unbillichem gwalt helfen schirmen!). Und also kam die<br />

teilung <strong>der</strong> riehen landen allein uf den kueng Ludwig von Frankrich<br />

und uf herzog") Maximilian, und uf ire nachkomen, die bis<br />

in unsere zit also geteilt hond, dass, was ie<strong>der</strong> mit gwalt o<strong>der</strong><br />

5list innemen mocht, das ward sin erbteil. Darum angends zwischen<br />

disen beiden vil und grosse strit, schlachten und stürm<br />

in obren und nidren landen sind ergangen, darbi alwegen uf<br />

beiden siten ein merkliche zal unghorsamer frier Eidgnossen sind<br />

gewesen. Es wurden ouch und sind vil anstand und vertrag<br />

10 durch fliss einer Eidgnoschaft und andrer herren zwischen inen<br />

gemacht, <strong>der</strong>en doch keiner keinen bestand nie hat behalten,<br />

und ie<strong>der</strong> teil dem andren nach siner gelegenheit des brechens<br />

schuld gibt, da zuo beklagen kumt, dass ouch bi den fürnemsten<br />

herren <strong>der</strong> Cristenheit glow und warheit so arg und boes exeinpel<br />

istragen, dass [129] vom ungloebigen und lugenhaftigen bessers<br />

gcrueem])t wirt. Got, <strong>der</strong> allein selbs wesens glow und warheit<br />

ist, bessers!<br />

Werbung des Franzesischen kuengs an gniein Eidgnossen,<br />

und gmeiner Eidgnossen an kueng, von wegen gegen-<br />

20 waertiger kriegsloeufen und eigner sachen.<br />

Als nun <strong>der</strong> franzesisch kueng Ludwig den Burgunschen krieg<br />

uss obgemelten Ursachen hat enpfangen, | do schikt er angends (148)<br />

sine botschaft zuon Eidgnossen 2 ), im sinen pund ganz zuo besiglen<br />

und zuo bestaeten, ouch inhalt <strong>der</strong>selben 6000 knecht mit iren<br />

2shoptlueten und zeichen ze geben; item die Burgunsch grafschaft,<br />

so on des im gehorte, wie das herzogtuom, das er iezt ingenomen<br />

hätte, [130] einen teil o<strong>der</strong> gar, um ein summ gelts ze<br />

«) Hier endet A. 1 mit den an A. 2 anschliessenden Worten: Also<br />

bleib <strong>der</strong> zang zu eim teil dem küng von Frankrich und sinen nachkommen,<br />

und zem aiidren teil herzog . . .<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. II. 698. Schreiben <strong>der</strong> Stände von Burgund,<br />

Salins, 9. Septbr. 1477, also noch vor dem Abschluss des Vertrages mit<br />

Frankreich.<br />

2) Eidg. Absch. IL 691 u. ff.


1477 105<br />

lassen; das einer Eidgnoschaft zuo guot und ruowen dienen werde, so<br />

die kuongliche majestat ir truewer pundgnoss sie, und aber herzog<br />

Maximilian sich verbunden habe, sines schwehers tod ze rächen.<br />

Als aber <strong>der</strong> Roemsch keiser und sin sun herzog Maximilian<br />

durch den bischof von Metz, grafen Hugen von Montfort und5<br />

her Hansen von Ems, item die Burguner und ir edel froewle selbs<br />

durch den erzbischof Karlin von Bisanz, den probst von Selis'),<br />

her Simon von Kleron und her Wilhelm von Rochefort, ritern<br />

und doctorn, und an<strong>der</strong> von iren drien lands staeten 2 ), so treffenlich<br />

und ernstlich gmeinen Eidgnossen und iren Tuetschen pund-io<br />

gnossen anhielten, mit dem gwalt-tribenden kueng von Frankrich,<br />

wi<strong>der</strong> des heiligen Roemschen riclis land und fuersten, als dan Burgun<br />

und ir nuewer herzog wäre 3 ), [131] keinen pund ze haben, iedoch<br />

ime bi er und pflicht, so si gemeltem rieh schuldig, in einiche<br />

wis kein hilf ze geben; so doch die Burguner, ir fürst und fürstin,«<br />

nuet dan rechts und fridens und keiner räch begerten. Und ob<br />

{149)joch räch ze [ suchen, so wistids wol, wer an ires zuo vil kriegbaren<br />

fuersten tod me schuld trüge, wen die, so in ufgewiglet.<br />

in*) erschlagen haettid. Do hin<strong>der</strong>hielten und woerten d'Eidgnossen,<br />

ouch fuertreffenlich ein wise stat Bern mit allem»)<br />

ernst 4 ); damit ie doch die Burgunsche grafschaft nit ubergwaeltiget<br />

und zerstört, sun<strong>der</strong> ze friden gebracht wurde, verbittend<br />

streng den iren, entwe<strong>der</strong>em teil zuozeloufen, manetend<br />

ire loufenden und gelofnen durch brief und ratsboten ab; ermanetend<br />

ouch mitan be<strong>der</strong> teil hern und hoptluet 5 ), stil zesr,<br />

•) Am Rande ist beigefügt: « an ofnem strit. »<br />

•) Salins.<br />

2) Ueber diese Verhandlungen mit den Gesandten des Kaisers, des<br />

Herzogs Sigismund, des Herzogs Maximilian und <strong>der</strong> Hochburgun<strong>der</strong>, vergl.<br />

Eidg. Absch. IL 680, 681. 702, und ferner III. 11. 34. 36 ff. 57, 58, 59. Statt<br />

Hans von Ems sollte es heissen: Jakob von E. (III. 36.)<br />

3 ) Hochburgund wurde als Reichsland, <strong>der</strong> neue Herzog, Maximilian,<br />

als Reichsfürst erklärt.<br />

4 ) Bern neigte anfangs, unter dem Einflüsse des Adr. v. Bubenberg,<br />

entschieden zur Behauptung von Hochburgund. (Vergl. Eidg. Absch. IL 671<br />

und oben S. 92, Anm. 1.)<br />

5 ) Bern. Miss. D. p. 62 vom 7. Juni 1477. Vergleiche auch Eidg.<br />

Absch. II. 684.


106 1477<br />

ston, biss ein erlicher vertrag, wie darum bestand geben, mit<br />

güete moecht erfunden werden, damit das grim bluotvergiessen<br />

und <strong>der</strong> kristlichen landen und lueten ver<strong>der</strong>bung einist in disen<br />

nachburlichen landen ufhoerte und gestillet wurde. Und von diser<br />

Ö[132] und andrer sachen wegen, und nämlich einen vertrag o<strong>der</strong><br />

anstand des kriegs ze machen, den hern von Tschattegyon ze<br />

ledigen 1 ) die Jenfer mess ze retten 2 ), item und die usstaendige<br />

schulden und pensionen, da von dem kueng hin<strong>der</strong>nus, inzebringen<br />

und ze furchen; do vertigeten si im Ougsten von Zuerich zuom<br />

10 kueng in Frankrich ire zuo <strong>der</strong> zit nit die mintueriste boten, nämlich<br />

von Zuerich her Hansen Waldman, | zuo Murten riter geschla-(150)<br />

gen, von Bern her Adrian von Buobenberg, schultheissen, und<br />

von de Hansen Imhof 3 ). Die wurden ans kuengs hof zuo Paris so<br />

lang ufgehalten, dass ein stat Bern iren schultheissen beschreib,<br />

15 geschalt o<strong>der</strong> ungeschaft heim zekomen 4 ). Und in dem kam er<br />

selb, mit list und sorg dem ufsaz entrunnen, dass er abermals<br />

dem kueng wi<strong>der</strong> Burgun nit wolt raten 5 ). Demnach kamend<br />

die andren boten ouch wolgehalten, brachtend guote wort und vil<br />

verheissens, aber wenig bars und haltens 0 ). Und also so half<br />

•io <strong>der</strong> Eidgnossen und besun<strong>der</strong> [133] einer truewen stat Bern geflissne<br />

mueeg etwas, nämlich enthalt und bericht <strong>der</strong> Burgunschen<br />

grafschaft 7 ), aber doch nit so vil, wen dass si we<strong>der</strong> froemd noch<br />

die iren vermochten ze meistren, dan die huldrich pension, mit<br />

irem vil ze willigen knecht sold, was zuo gewaltig.<br />

') Chäteauguyon. Davon findet sich nichts in <strong>der</strong> gedruckten Ausgabe<br />

<strong>der</strong> Eidg. Abschiede. S. dagegen: Schilling, S. 213 u. 288.<br />

2 ) Der König von Frankreich verbot, um die Lyoner Messe zu begünstigen,<br />

seinen Unterthanen den Besuch <strong>der</strong>jenigen von Genf. Die Sache gab<br />

zu langen Verhandlungen Anlass. (Vergl. Eidg. Absch. II. Regist.)<br />

3) Eidg. Absch. IL 694.<br />

4) Am 16. Oct. Miss. D. p. 95.-100, 101.<br />

5) Bubenberg fürchtete für seine Sicherheit am französischen Hofe. Er<br />

kam zurück: «in schlechtem stat und mit yl» (Missb. D. p. 101).<br />

6) Die Abfertigung <strong>der</strong> Gesandten durch Ludwig XL und den Bündniss-<br />

Entwurf siehe Eidg. Absch. IL 705.<br />

') Friedensvertrag vom 24. Jan. 1478. (Eidg. Absch. III. 1 u. 661.)


1477 10T<br />

Wie <strong>der</strong> pensiongwerb, ze Bern ernueweret und bestaet,<br />

grossen git, zwitracht und ungehorsam gewunnen hat.<br />

Und wie wol nun die meisterlose pension obren gwalt hat<br />

uberkomen, so ward si doch iez, als ob si nur krieg und zwitracht<br />

und nit friden und einmueetikeit machen koente, ja ouchs<br />

(151) den baeren um eigennuetzigs gits | willen versaezt haette, bim gmeinen<br />

man und etlichen gmeinsamen raeten und bürgeren so wit<br />

verluembdet, dass si in semliche sorg und gfar kam, dass si mit<br />

listiger pratik irer ersten gwerbsgnossen muost sich selb und<br />

ires kuengs gschaeft demueetiklich und höflich beschirmen, und be-1*<br />

21.Aug. staetung erwerben; [134] beschach also: Nach dem uf den 21. tag<br />

Ougst, zu Bern vor gmeiner Eidgnossen boten, die Franzesisch<br />

botschaft, fuernemlich her Jos von Silinen von Lucern, probst zuo<br />

Münster im Argow, Verwalter des bischtuoms Granobel •), des<br />

kuengs rat und aller pensionierer advocat, mit verheissner be-is.<br />

zalung <strong>der</strong> schulden und pensionen, hat obgemelte artikel abermals<br />

angebracht, do vereinbart sich demnach von ersten <strong>der</strong><br />

klein rat, darnach am andren tag mit einer gelegnen zal <strong>der</strong><br />

burgern, am dritten mit noch me burgern, und am vierden, — was<br />

27. Aug. mitwochen und <strong>der</strong> 27. tag Ougst — mit gmeinen bürgeren 2 ), ufs*<br />

disen fuertrag des kleinen rats, <strong>der</strong> kuenglichen gschaeften, vereinung<br />

und pensionen halb, es berueer mine hern in einem o<strong>der</strong><br />

andrem, ouch des guoten jars, so <strong>der</strong> kueng minen hern den raeten<br />

jaerlich gibt: wenn es inen 3 ) gfaellig sie, so woellid si das nemen,<br />

(152)und | dennocht an<strong>der</strong>s niemer raten noch reden, denn from luet;25<br />

angesehen dass si dem kueng nit, we<strong>der</strong> eids noch e"ren halb,<br />

sien verbunden. Sie es inen aber widrig, so woellid si des mueessig<br />

gon, und [135] ganz in irem willen leben. Also ward inen das<br />

gueetlich vergönnen, und dabi gesagt: si woeltid, dass inen <strong>der</strong><br />

i) Grrenoble in Frankreich. Ueber Jost von Silinen, nacher Bischof von<br />

Sitten, siehe G. v. Wyss, in <strong>der</strong> Allg. deutschen Biographie.<br />

') D. h. <strong>der</strong> Grosse Rath <strong>der</strong> Zweihun<strong>der</strong>t.<br />

3) Nämlich den Burgern des Grossen Rathes.


108 1477<br />

kueng noch vil me täte'). Und also ward <strong>der</strong> huldrichen pension<br />

ir siz in Sicherheit bevestnet, und ouch diser wünsch so<br />

gflissen zuo herzen genommen, dass nah und nah ein einzig hus<br />

sich nit benueegt, daran sich anfangs ein ganze stat wol hat lassen<br />

sbenueegen; dass fuer und fuer, welchem me hat mögen werden, <strong>der</strong><br />

hat sin Hb, leben, er und eigen guot dar gewagt; und welcher<br />

am meisten hat geben, <strong>der</strong> hat bi disen gwerbslueten den stärksten<br />

gunst und anhang gewunnen, so doch ir lobrichen fromen altvordren<br />

über 250 jar über alle Tuetsche nationen gerueemt und<br />

logeachtet sind worden, als die, so einige gerechtigkeit und firbarkeit<br />

ansehid und dieselben ouch mit irem bißt, on iemands verschonen,<br />

vest handhabid und schirmid. Von disem hochtueren ruom<br />

hat <strong>der</strong> pension erstgeborner sun, mit namen <strong>der</strong> eigennützig<br />

gwalt- und geltgit, unverschaempt, wie blind, schier gar nuet lassen<br />

i5 uberbliben, und an d'stat desselben in einer fromen Eidgnoschaft<br />

nuet kuentlicheres angericht, dan unversueenliche und unersaezlichs<br />

Schadens zwitracht; wie das zuo ewigen ziten zuo Zürich<br />

Waldmaus handel, und zuo Bern <strong>der</strong> Kuenitz-krieg | kläglich be-(153)<br />

zögen 1 ); und so verruchte unghorsame, dass iezt angends nach<br />

so des Burgunschen herzogen tod ein Eidgnoschaft, und besun<strong>der</strong><br />

ein loblich stat Bern, froemde kriegsgloeuf ze wören, hond grösser<br />

und sorglicher unruow mueessen haben und doch nit vermögen 3 ),<br />

dan vorhin in eignen kriegen, da si mit guoter ghorsame hond er<br />

und guot, land und luet gewunnen und irer redlichen vordren ach-<br />

2stung so hoch und wit erhaept, dass ir schat und nam in aller<br />

weit me hat gölten, dan nachmalen irer nachfaren mit Pensionen<br />

ueberschuettmacht und tat. Da kein hilf noch besserung zu<br />

erwarten, dan so <strong>der</strong> gnadrich hergot gnad verluehe, dass ein<br />

loblich Eidgnoschaft, in goetlichem wort vereint und verpunden,<br />

so die alte friheit, einmueetigkeit, hantveste und truew wi<strong>der</strong> ernuewerete<br />

und zuo hand naeme. Das gebe Got!<br />

') Raths M. 22, S. 116—117.<br />

2) Vergl. über den Könitzer Auflauf hienach zum Jahr 1513.<br />

3 ) Betrifft den Zug <strong>der</strong> «Gesellschaft vom Thörrichten Leben» (Sauund<br />

Kolben-Aufstand), den Bern im Februar 1477 nicht zu verhin<strong>der</strong>n vermochte.<br />

Vergl. hienach.


1477 109<br />

[137] Was achtung und kriegsart ein Eidguoschaft zu<br />

disen ziten gehaept habe.<br />

Was achtung und kriegsart eine veste redliche Eidgnoscliaft<br />

in diesen jaren gehaept habe, mag wol ermessen werden uss hie<br />

volgenden versen, uss einem blich gezogen, das ein Pariser, mit 5<br />

namen Petrus de Blarrorivo, vom Burgunschen krieg hat getichtet").<br />

Von <strong>der</strong> Murtenschlacht. L. 2.<br />

Alpestres clarum excipiunt adamantque Renatum<br />

(154) Helvetii, claro quamvis a sanguine abhorrent. |<br />

*<br />

Pugna diu durum Martern oblectarat, at ipsis<br />

H<br />

Non placet Helvetiis belli dilata cruenti<br />

Gloria, sed geminant animos, mulgentque cruorem,<br />

Non alio quam si peterent convivia vultu.<br />

Quos si respicias, mors posset amica putari<br />

Indulsisse illis, non bella timentibus aspra. 15<br />

Hinc Iseti ad letum, sed nudi, in praelia currunt;<br />

* *<br />

*<br />

Et jam, pro patria fortes, obstantia frangunt<br />

Castra, viros, vexilla, genusque necatur equinum,<br />

Parcitur hie nulli, proceres et vulgus eodem<br />

Nomine censentur. Pius est homieida, tueri<br />

^<br />

Qui patriam ferro valet, et se osten<strong>der</strong>e morti,<br />

Ut pacem redimat, ars est hie una: ferire,<br />

Et prosternere humo pugilem, jugulare cadentem,<br />

Una est; his validum clarus domat Helvetus hostem.<br />

*<br />

•) Vergl. oben S. 90, Anm. 2. Die Verszeilen des Originals sind oft willkürlieh<br />

zusammengestellt und mehrfach verän<strong>der</strong>t. Da <strong>der</strong> alte Druck we<strong>der</strong><br />

Seiten noch Zeilenzahlen angibt, so ist eine genauere Nachweisung <strong>der</strong><br />

Citate unmöglich.


* -_ . 1477 111<br />

"*""1 •- -»<br />

Ius veniat titubans, patriamque resumere siccis<br />

Ensibus esse nefas credunt, ducuntque pudori.<br />

Dulcius Helvetiis nil strage aut sanguine, justi<br />

Quem belli rabies prtelarge effundit honesta.<br />

* *<br />

*<br />

Helvetica? mos est intranti pralia genti, 5<br />

Non tortis resonare tubis, laetatur at Ura<br />

Se primam in bellis, et pnelia clangere tali<br />

Tamque gravi, et noto per coelum et tartara cornu<br />

Arte cavo'), quod dum hello tonat, hostibus aegrum<br />

Horrorem arrecto solet inspirare capillo.<br />

io<br />

L. 1. Klag <strong>der</strong> baeren wi<strong>der</strong> die lutringschen jaeger.<br />

En ingrata Deo es, et 2 ) oblita recepti<br />

Obsequii, quo te ditem de paupere fecit<br />

(156) Ursus, agens acies primas, vexillaque belli |<br />

[139] Prima tui, quo tu victrix ex hoste redires. , 5<br />

Anne quod Andreios tibi proculcaverit hostes<br />

Berna, vel ursus, edax nostri, Lotharingia! parvi<br />

Pendis, ebes? . . sie, sie, obliviscendus an ille<br />

Ille dies fuerat, quo nomen et arma Renati<br />

Extulimus crelo, fragili pro principe fortes? %><br />

An den Burgunschen herzogen, sin achtung,<br />

art und end anzeigend.<br />

Te te, ego, dive loco hoc aquike socer! alloquor efflens,<br />

O decus armorum et formidatissime prineeps,<br />

Carole! progenies humani clara Philippi! s»<br />

Die, qua cote novos semper variosque furores<br />

Exacuis, vel qua spirant fornace tot »3stus<br />

Irarum? Quid qua3ris opes perdives, agrosve<br />

Terrarum locuples? Quid Tantale siecus in unda es?<br />

Dii majora tibi debent, hoc forte putasti? 30<br />

i) Nanceis: Arte cavum est.<br />

2 ) In <strong>der</strong> Nanceis steht: nee non; «et» passt auch nicht in den Vers.


112 1477<br />

Multa sed in tenues vanescunt somnia fumos,<br />

Et voti authores eludunt saepe, vagasque<br />

Spes hominum ridet jucunda curia celi.<br />

Quod loquor hie, audis: amplectitur omnia nemo.<br />

5 Nec de prineipibus, quos clarior efficit ortus,<br />

Terrarum dominos, animosior affuit ullus,<br />

Sed neque vel famse aut 1 ) laudis amantior, immo<br />

Ante omnes vehemens palmar quaesitor et acris.<br />

*<br />

Hunc posses dixisse ducem, regemque vel ipsum<br />

io Gradivum, nempe is solus, ni fata vetarent, | (157)<br />

Mille viros poterat hello terrere potentes.<br />

Fecit is in foites, quic quid fortissimus, audet.<br />

Umbra fuit metuenda viri, metuenda leonis,<br />

Principis et nomen, cujus cum litera centum<br />

15 Prima sonet, totidem dux terras Carolus implet.<br />

*<br />

Armipotens 2 ) olim prineeps, modo perditus atque<br />

Infelix pauca lnec moribundo interrogat ore:<br />

CaroLVs hIC Ianl qVInta sIC VInCo RenatVM? 3 )<br />

* *<br />

Ore locum mortis, mensemque, annumque, diemque,<br />

£0 Vi periens, multa, versu complectitur uno.<br />

') Sollte wohl eher heissen «vel».<br />

') Nanceis: Fata: potens . .<br />

Die Stelle ist aus dem 6., die vorhergehenden aus dem 1. Buch.<br />

3) Ein Chronostichon, dessen grosse Buchstaben als lateinische Ziffern<br />

das Jahr 1470 bezeichnen.


[140] Erniiwerung und bestätung des punds zwischen<br />

Saffoy und den staeten Bern und Friburg, da die<br />

stat Frifourg vom Saffoyschen gwalt ist gelediget<br />

worden.<br />

Dis jars Ougsten hat des heilig geachten herzogs Amedei,.-><br />

im angang des Burgunschen kriegs verscheiden'), hochmueetige,<br />

maennische witfrow, Jolanda, des kuengs von Frankrich swester,<br />

mit sampt den drien staeten 2 ) des loblichen huses von Saffoy, im<br />

(158)namen | ires jungen suns Philiberts, vierden herzogen egenemts<br />

huses, ein treffenliche botschaft gon Bern geschikt, mit einerto<br />

langen credenz, voller und ze vil hoher schmaechlerl, doch mit gebuerlichem<br />

lob: dass ein stat Bern ire puend und glouwen von keines<br />

glueks wegen nie veraendret habe; nämlich: her Urban von Chiveron,<br />

Roemschen protonotari und apt St. Amedei, her Bernhart<br />

von Menton, her Bertrand von Deyra 3 ), doctorn, rat und präsi-15<br />

denten zuo Jenf, Stefan Paccoti, sitzen [141], mit einer loblichen stat<br />

Bern, die alten puend zu ernuewern, wi<strong>der</strong> ufzerichten und ze bestaeten<br />

4 ). Do wurd uss treffenlichem anhalten einer truewen stat<br />

Bern, von wegen irer lieben mitburgeren, diser handel uf den<br />

20. in?. 20. tag obgenemts monats also beschlossen und verbriefet, dass 20<br />

ein stat Friburg von aller oberkeit und pflicht des huses von<br />

Saffoy in d'ewikeit soelte fri und ledig, aber gegen dem gemelten<br />

hus, glich mit Bern, im pund verpflicht und verbunden<br />

sin 5 ). Dabi sind von Friburg boten gsin: Jacob Velg, schultheiss,<br />

her Rudolf von Wippingen, riter, her Peter von Fossyne, riter,25<br />

Wilhelm und Hans Taechterman, venner, Heinrich Larer, al des<br />

•) Herzog Amadeus IX. war am 28. März 1472 gestorben.<br />

a ) Nach St. 11. W. waren es: Chamberi, Evian und Thonon. In den<br />

Akten sind die drei Städte we<strong>der</strong> genannt noch erwähnt.<br />

3 ) Soll heissen Bertrand de Jvrea (vergl. Eidg. Absch. IL 941). Ebenda<br />

wird auch noch Johannes Lestelley als Gesandter genannt.<br />

4) Vergl. Eidg. Absch. II. 694, 695. Das Bündniss selbst vom 20. Aug.<br />

1477 steht Eidg. Absch. IL 936.<br />

5 ) Die Entlassung von Freiburg aus <strong>der</strong> Souveränetät Savoiens ist<br />

datirt vom 23. August und 10. September 1477; die Urkunden siehe Eidg.<br />

Absch. IL 941-943.<br />

8


114 1477 } , - '"<br />

rats; und Hans Furer, grossweibel •). Demnach hat ein stat<br />

Friburg das Saffoysch Rodis-kruez 2 ) ab, und des Roemschen richs<br />

adler an{genommen. Der friung si ewig einer truewen stat Bern (159)<br />

truew hat und schuldig ist ze danken und nimmer zuo vergessen.<br />

5 Burgrecht her Hans Ludwigs von Saffoy mit Bern und<br />

Friburg.<br />

[142] Unlang nach obgemeltem Saffoyschen handel ist her<br />

Hans Ludwig von Saffoy, des jungen herzogen vaters Bru<strong>der</strong>-,<br />

ewiger Verwalter des bischtuoms zuo Jenf, zuo Bern und Friburg<br />

ioburger worden 3 ); half im und <strong>der</strong> stat Jenf, gegen den ungestindigen<br />

Eidgnossen, schulden halb, vastwol, <strong>der</strong>enhalb ein truewe<br />

stat Bern 11,000 Rinscher gülden zuo Strassburg und Basel ufbrach<br />

4 ).<br />

Ein stat Bern hiesch zuo Jenf durch Barthlome Meyen etliche<br />

lsklei<strong>der</strong>, so des Burgunschen herzogen solten sin gewesen 5 ).<br />

So begert frow Margret, graefin zuo Wirtenberg, ögenemts<br />

hern von Saffoy Schwester, von einer stat Bern ze koufen des<br />

Burgunschen herzogen wun<strong>der</strong>bars gemaechts baetbuch. Darum<br />

ward von ir ein eigne botschaft gevordret, gon Bern ze schicken 0 ).<br />

so So hat diser schwester, Bona, herzogin zuo Meiland, sich und iren<br />

Sjaerigen sun, herzog Johan Galeatzen, einer stat Bern ernstlich<br />

bevolhen und die alte verstaentnuss ernueweret 7 ). | (160)<br />

[143] Erste Erbeiuung") zwischen dem hus Oesterrich und<br />

ein teil orten <strong>der</strong> Eidguoschaft.<br />

25 Diss jars, uf den 13. tag October ist zuo Zürich die erste 13. Od<br />

•) Diese Namen sind im Berner llaths-Man. nicht genannt.<br />

2) Das dem Maltheser- o<strong>der</strong> Rhodiserkreuz ähnliche Wappen von Savoien.<br />

•) 14. Novb. 1477. Raths-Man. 23, S. 17 u. 34.<br />

4) 13. Februar und 14. März 1478. Raths.-Man. 23, S. 184 ff.<br />

5) Schon im Mai 1477 (vergl. Raths-Man. 21. S. 194. 213, 214.)<br />

6) Missb. D. p. 86 vom 19. Sept. 1477.<br />

') Freundschaftavertrag von Mailand mit den 8 Orten und St. Gallen<br />

vom 10. Juli 1477 (Eidg. Absch. II. 689 u. 930.)<br />

8 ) Erbeinung, so genannt, weil sie nicht nur mit Herzog Sigmund,<br />

son<strong>der</strong>n auch mit seineu Erben auf ewig gelten sollte.


"""- --^ 1477 115<br />

Erbeinung gemacht worden zwischen herzog Sigmund von Oesterrich<br />

und disen orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft, nämlich Zürich, Bern,<br />

Lucern und Ure, und <strong>der</strong> stat Solatern, über den erbfriden,<br />

hilf und schirm tragend <strong>der</strong> anstossenden landen, ins fuersten<br />

sold, wi<strong>der</strong> froemde viend und heimsche ufrueerer'). 5<br />

Burgrecht <strong>der</strong> fuenf staeten Zuerich, Bern, Lucern, Friburg<br />

und Solatern.<br />

Nach ergangner ufrueerischen süw- und kolbenreis, uss den<br />

ländren und Zug erhaben'), hond die fuenf staet Zuerich, Bern,<br />

Lucern, Friburg und Solatern ein ewig burgrecht, ein andren 10<br />

vor gwalt und ufruor ze schirmen, verbriefet und geschworen 3 ).<br />

Das haben angends die dri laen<strong>der</strong> [144] als ein nuewe ungmein-<br />

(161)same suen<strong>der</strong>ung so lang wi<strong>der</strong>fochten 4 ), bis dass uss ewig j<br />

wenig jar wurden, wie vast joch das als £rlich und niemands<br />

nachteilig man vermeint ze erhalten. Wie es aber zerbrochen sie, 15<br />

wirt an sinem ort erzaelt werden.<br />

Einer wisen stat Bern from, löblich insehen wi<strong>der</strong> allerhand<br />

laster und schaden, mit anrichtung alles desse,<br />

so zue Gots und irer herschaft lob und er dienlich<br />

bedacht a ). 20<br />

Wie dan krieg bi den alten ist manlicher tugent ein semliche<br />

ueebung gwesen, dass haruss die frien und edlen sind er-<br />

») Dieses und das folgende Kapitel findet sich auch in A. 1 [27 * u. ff. ],<br />

aber in wesentlich verän<strong>der</strong>ter Redaktion.<br />

') Die Urkunde ist abgedruckt Eidg. Absch. IL 944.<br />

2) Ein Schwärm ausgelassenen Volkes aus <strong>der</strong> innern Schweiz hatte<br />

im Februar 1477 wi<strong>der</strong> den Willen ihrer Obrigkeiten einen Zug unternommen,<br />

um die Stadt Genf zu brandschatzen. In ihrem Panner führten sie<br />

einen Eber mit einem Kolben, daher die Benennung. Missb. D. p. 38—43.<br />

(Vgl. darüber Tillier, Gesch. Berns IL 315 ff.)<br />

3) 23. Mai 1477. Die Urk. siehe Eidg. Absch. IL 929.<br />

«) Vergl. namentlich Eidg. Absch. III. 1, S. 5. 8. 9 ff. vom 8. April,<br />

1. Mai und 8. Juli 1478.


116 1476—147&--<br />

wachsen, also dass niemand denn fri, und edelmanszucht ze<br />

lernen und ze bewisen, darzuo gebracht wurden; aber nach und<br />

nach ist dise ueebung dahin [145] verwachsen, dass si ist worden<br />

ein unverschaempte schuol aller untugent und laster, ja ein sun<strong>der</strong>s<br />

5 grime plag, da mit <strong>der</strong> gerechte Got als suend mit suend plaget, und<br />

erst hiemit witer ze plagen gereizt wirt; wie dan ouch disem<br />

Burgunschen krieg nach fuenf jar vil ungewiter, gross, schädlich<br />

wasserguessen, gross tuere, gross sterben, vil ufrueerischer emboerungen,<br />

rotungen, suendrungen, vil reuberi und mort entstunden;<br />

io das alles von aller Grbarkeit ward wolverdienter straf Gots zugeben,<br />

von wegen grosser und viler misstaten, so, unverschaempt<br />

und unverschont Gots und menschens, in ergangnem und noch<br />

hangendem grimen krieg an vil orten und enden beschehen waren<br />

und noch nit ufhorten, sun<strong>der</strong> sich fuer und fuer meireten. Darzuo (162)<br />

i5 so waren die bischtuom Costens und Losan mit zwifachen bischofen •)<br />

so ganz verwirret, dass ire priesterschaft auch so ein ganz zomlos<br />

leben fueert, dass <strong>der</strong> weltlich gwalt drin muost sehen und weren.<br />

[146] Nun diser dingen halb, da vereint sich mit gschwornem<br />

eid einer loblichen stat Bern Örsam, wis regiment, klein<br />

20und gross raet: Ordnungen, gepot und verpot, wi<strong>der</strong> allerhand<br />

laster und missbruech angesehen, unverschont ze hanthaben, die<br />

unghorsamen und frefnen Übertreter ouch mit gwaltiger hand abzewisen<br />

und ungestraft nit hinzelassen; und Hess bi hohen buossen<br />

in stat und land streng verbieten: gotslaesterung, swueer, huorl, boes<br />

25 sitten, schamliche kleidung, fuerkouf, wuocher, ufrueerisch emboerung<br />

rotungen, suendrungen, kriegsgloeuf, und alle ofne laster und missbruech,<br />

und daneben geboten und hoch vermant, gotsforcht, erbarkeit,<br />

frid, liebe, truew, ghorsame, einhellikeit, gmeiner schirm, und<br />

alles, was zuo gmeinem nuz dienlich, fuerzenemen, fuerdren und<br />

') Im Bisthum Constanz stand seit Sept. 1474 <strong>der</strong> vom Papst erwählte<br />

Ludwig von Freiberg dem vom Capitel ernannten Otto IV., Grafen von<br />

Sonnenberg gegenüber (Stalin, würtemb. Gesch. III., 582 ff.). — Im Bisthum<br />

Lausanne wi<strong>der</strong>stand das Domkapitel <strong>der</strong> Einsetzung des vom Papste erwählten<br />

Cardinais Julian della Rovere (nachher Papst Julius II). Ueber den<br />

langen Streit vergl. Bern. lat. Missb. ß. und Ruchat, histoire des troubles<br />

arrivez dans le diocese de Lausanne en 1472—74, in Mspt. H. H. III, 70-<br />

Bern. Stadtbibl.


"*"•--J^I6—1478 117<br />

ze halten, item uf die mueessige juffkind, loterbuoben, landstricher<br />

und gutzer acht ze haben und ab weg ze wisen').<br />

[147] Item und in al ire gebiet allen dechan strenge mandat,<br />

von den bischofen rass ervordret und ussgebracht, zugeschickt,<br />

(163) die priesterschaft zuo reformiren und | zuo geflissnem gotsdienst zes<br />

triben"), darzuo dem almaechtigen Got zuo lob und dank um das<br />

gehaepte gluek, ouch das fuerbass ze behalten, frid, gnad, und ergangner<br />

misstaten versueenung ze erwerben, und egemelte strafen<br />

abzepitten, in stat und land ufgesaezt, vil gepet, kruezgaeng, vil<br />

unser frowen, S. Vinzensen, S. Bastians, und insun<strong>der</strong>s vil seien-1„<br />

messen und selentag 2 ), uss angeben ires geleiten, aber zuo aberglouben<br />

gneigten statschribers, <strong>der</strong> ouch in sinen letsten tagen<br />

liess an sine messtaflen messhaltende toten malen, und dem erdichten<br />

prediergeist 3 ) glowt"). Und") damit nuet un<strong>der</strong>lassen wurd,<br />

so zuo <strong>der</strong> reisenden seien besserung und heil reichen möchte, i5<br />

volkomne begnadung, ablegung und gnügtieung [148] ir aller suenden<br />

und schuld wuerkte und brächte, zuo Rom tueren ablass durch<br />

eigne boten, nämlich iren statschriber, probst Stoeren von Anseltingen")<br />

und probst Kistlern von Zofingen 4 ), erkouft, und ouch<br />

denselben nach siner heilikeit und kraft hoch ze prisen, tuer, •&<br />

kostlich und koeflich ze machen, den hochgelerten und verrueempten<br />

•) Das Folgende in A. 1 [27*] mit eigner Ueberschrift: Von gotsdiensten<br />

verordnet.<br />

b ) Statt dieses Satzes steht in A. 1 [28 *]... zu denen <strong>der</strong> rechten hochgelart<br />

doctor Thuring Frieker, <strong>der</strong> zit zu Bern statschriber, so geneigt was,<br />

dass er in sinen letsten tagen uf siner caplonig altar liess malen döten,<br />

die mess für ire güttäter, für sich und ir mitseien hieltid, deshalb er ouch<br />

recht und gut achtet die meisterliche, gmeinsame luge von einem dötneu<br />

pryel hie zun predigern erdacht.<br />

c ) Das Folgende in A. 1 [28*] mit eigener Ueberschrift: Vom Römschen<br />

ablass.<br />

d ) A. 1 fügt hier bei: die wolverdienten grossen pfründen krümmer,<br />

bäbstlichen prothonotarien und erzdiacone.<br />

') Bezieht sich wahrscheinlich auf das Mandat vom 7. April 1481<br />


118 1476-147£, • "'"<br />

<strong>der</strong> heiligen gschrift doctor und praedicanten, her Johansen<br />

vom | Stein, pfarhern, zuo Margrafen-Baden, von sinem forsten(164)<br />

erworbnen, haruf und harzuo e"rlich versoldet und bestelt'). Das<br />

doch alles, wie Schilling schribt, nuet o<strong>der</strong> wenig erschoss, unss<br />

sdass die unrueewigen, verwildeten, unpaendigen mit <strong>der</strong> Franzesischen<br />

puendnuss uss dem land ze loufen ein loch gewunnen J ); ouch<br />

dasselb hienach so vest behielten, dass hiefuerahin kein zun, kein<br />

mur, kein schloss, kein verpot das mocht verriglen; und [149],<br />

wen die frommen, fridsamen un<strong>der</strong>stuonden die pensionischen, krieiogischen<br />

puend abzeraten, dass des amman Redings von Swytz<br />

uebel bedachter, aber vast gebrachter spruch, nämlich: « d'Eidgnossen<br />

mueessen ein loch haben», ouch ein fuergang muost haben.<br />

Nun semlicher miss- und aberglowen pensionischer kriegscher<br />

puenden und mutwilliger kriegsgloeufen missbruch ist sich<br />

lö Bit vast zuo verwundren, noch zuo verargen an ein from, schlechtharkomne<br />

Eidgnoschaft, ouch insun<strong>der</strong>s an ein stat Bern, so ie<br />

und ie den baebsten als Gots stathaltem ghorsam, und den geistlich<br />

gnemten gevelgig und gneigt ist gwesen, so da nit allein<br />

<strong>der</strong> kristenheit obriste weltfuersten, sun<strong>der</strong> ouch ira Gots geist-<br />

20 lieh verwoente stathalter, die baebst selber, die bischoef, die geistlichen<br />

und gierten, vor | und von diser zit an biss uf unsere(165)<br />

tag, si mit allem vermögen in semliche Sachen erkouft, gewist,<br />

bracht und bracht hond. Got bessers noch!<br />

[150] Schätzung loeuflger münz.<br />

25 Als zuo disen ziten mancherlei muenz ist gangen, hond rat<br />

und burger zuo Bern volgende beschaetzung angesehen, uf fritag<br />

nach Verene 3 ):<br />

i) Ueber Dr. Joh. von Stein, a Lapide, und seinen Aufenthalt in Bern<br />

siehe Berner Taschenbuch, Jahrg. 1881. Vergl. auch hienach zum Jahr 1480.<br />

2 ) Im März 1480 kam endlich <strong>der</strong> Bund mit <strong>der</strong> Krone Frankreich zur<br />

Ausführung, durch welchen die Eidgenossen 6000 Söldner versprochen hatten.<br />

(Eidg. Absch. III. 1. S. 57.)<br />

3) 5. Sept. 1477 (R.-Man. 22, S. 138). Damit ist zu vergleichen die<br />

Eidgenössische Münzschätzung vom 23. Jan. 1487 (Eidg. Absch. III. 1. S. 257).<br />

Dort sind Mailän<strong>der</strong> Groschen «mit Fe<strong>der</strong>n» und solche mit einem F erwähnt.<br />

Der Krähenplappart war eine Züricher, <strong>der</strong> Karlin eine Italienische<br />

Münze. Spagyrle wurden auch in Luzern geprägt. In weitere Untersuchung<br />

kann hier nicht eingegangen werden.


- H*6—1478 119<br />

Plaphart. Baseler kruezplaphart: 18 pfennig; Bern, Friburg,<br />

Solatern, Frankrich, Meiland mit strussfedren: 15 pfennig; mit<br />

dem p: ein Schilling, pabst und alt plaphart, stiber, Behemsch:<br />

20 pfennig; Saffoyer, Burgunner, alt Züricher: 14 pfennig; kreienplaphart:<br />

16pfemiig; wiss pfennig: 1 Schilling; ruehling: 10pfennig,s<br />

zwen kruezer: ein plaphart; einen guoten karlin: 9 fuenfer; einen<br />

guoten Arragunischen und Senis plaphart: 5 fuenfer; ein spagyrle:<br />

3 pfennig; fuenfer und kart: 5 pfennig; zwen angster: 3 pfennig;<br />

Bern angster: 2 pfennig; Basel Sechser: 5 pfennig: mag nemen<br />

(166) wer da wil. I w<br />

Gold. Einen gülden: 28 plaphart; einen bischlag: 18 plaphart;<br />

einen Uetrischen gülden: 26 plaphart; einen ducaten: 36<br />

plaphart; einen Franchricher schilt: 34 plaphart; einen Saffoyer<br />

schilt mit dem kruez: einen Rinschen gülden.<br />

Von erschrocklichem weter. 15<br />

Diss jars Brachat, als <strong>der</strong> grusam don<strong>der</strong>schlag mit sichtbaren<br />

grossen flammen zum dritenmal hat angezint den alten<br />

kilchturn S. Vinzensen, <strong>der</strong> neben dem kor, schatenhalb, da iezt<br />

unser frowen bruo<strong>der</strong>schaft kappel, ist gestanden: do ist im turn<br />

am löschen [151] <strong>der</strong> alt schultheiss, her Niclaus von Scharnental, 20<br />

riter, getroffen, also dass er an einer siten gelaempt, hienach über<br />

etliche jar des schlags ist gestorben'). So bliben da tod her<br />

Hans Willisower, tuetsch ordens, ein priester, und Jacob Lombachs><br />

<strong>der</strong> zit des richesten und vernantisten wirts, so zwischen Nuerenberg<br />

und Lyon was 2 ), knecht, zwo schenkgelten mit win, ze 25<br />

löschen, uftragende. Morndes kam erst ein grosser hagel.<br />

[152] 1478.<br />

Babst: Sixtus IV. 7. Roemscher keiser: Fridrich III. 39. Fran-<br />

(167)zesischer kueng: Ludwig XL 18. Schultheiss: von Buobenberg 2.|<br />

') Niclaus von Scharnachthal, geb. um 1419, gest. 1488 o<strong>der</strong> 1489, vergl.<br />

Stettier, Genealog. Mscpt. Stadtbibl. Bern H. H. XII. 10, p. 28 u. ff.<br />

2) Jakob Gurtenfrei, genannt Lonibach, soll Wirth «zur Krone» gewesen<br />

sein; er starb 1501. (Leu. helv. Lex.)


120 1478<br />

Von des Roemschen babsts Sixti wesen und Werbung an<br />

gmein Eldgnossen um hilf und um einen pund; mit<br />

ungedachter, wun<strong>der</strong>barer schenke einer reispaner,<br />

mit baebstlichem segen und ablass begäbet.<br />

5 Im jar Christi Jesu 1478, als <strong>der</strong> Roemsch babst Sixtus von<br />

Savon, Franciscus ordens, und general desselben gewesen, nach<br />

des hochfertigen, wolgelibten Pauli gaehen tod, kum vor steinen,<br />

zuo babst bekroenti), hat angefangen sine geliebten und gesipten,<br />

mit füg und unfuog, in geistlichen und weltlichen ständen zuo<br />

io rarsten, rieh und gwaltig ze machen, und zuvor, aber warum ist<br />

nit ze schriben, zwen bruee<strong>der</strong> Riarien 2 ) guemt, von Savon, fueruss<br />

geliebt; den einen, Petrum, bi im im orden erzognen, von ersten<br />

zuo einem cardinal, <strong>der</strong> jung in zweien jaren 200,000 ducaten<br />

ver[153]muotwillet hat und ob 60,000 | schuldig bleib, am serben(168)<br />

isgestorben 3 ); den andren, Jeronimen, mit list und gwalt grafen<br />

zuo Imola und Forlin; item disen nach sines bruo<strong>der</strong>s suen, Johaunem,<br />

obristen zu Rom, und Julianum zuo einem cardinal und<br />

siner kriegen legaten gemachet. Disem Juliano hat ein stat<br />

Bern mit 1000 man wi<strong>der</strong> die herzogen von Saffoy und Burgun<br />

2 8 und 1473: wi<strong>der</strong>s capitel, das bistuom Losen, uss gheiss diss<br />

babsts, ingeben und erhalten 4 ). Do ward <strong>der</strong> babst ouch zuo<br />

kriegen bewegt, sinen gwalt mit gwalt ze hanthaben; und deshalb,<br />

als d'Eidgnossen ieztan rar alle nationen, so das babstuom<br />

anbeten, kriegspris, und nuewlich den verrueemtesfen kriegsfuersten<br />

25getempt hatten, do sant sine heilikeit inen einen appostuolischen<br />

boten 5 ) zuo, si um einen pund und um hilf ernstlich anzekeren,<br />

') Papst Paul III. starb 28. Juli 1471, Sixtus IV. wurde gewählt<br />

9. August 1471. Der Ausdruck « kum vor steinen » ist uns unverständlich.<br />

8 ) Die Brü<strong>der</strong> Petrus und Hieronymus Riario waren Vettern Sixtus<br />

des IV. Offenbar deutet A. auf die Gerüchte, welche damals umgingen<br />

über das Verhältniss des Papstes zu denselben.<br />

J ) Petrus Riario wurde .1471 Cardinal und starb 5. Januar 1474. (Sismondi,<br />

bist, des rep. ital. tom. XI, p. 22.)<br />

4) Vergl. oben S. 110, Anmerkung.<br />

5 ) Gentilis von Spoleto. 31. Oct. 1478. (Eidg. Abseh. III, 1. S. 17 u. 18.)


1478 121<br />

und mit gelt und mit uugedachter, wun<strong>der</strong>barer schenke einer<br />

reispaner [154] hoch geziert und begnadet, nach inhalt einer<br />

baebstlichen bull, mit angehaenkten S. Peters und Pauls pli,<br />

gmeiner Eidgnoschaft zuogestelt, zuo Bern behalten'), lutet, wie<br />

hie nach volgend vertutschet, ufzebringen, angends siner heilikeits<br />

zuo ze reisen, in meinung, durch si das ganz Italia zuo sinem gefallen<br />

ze traengen.<br />

Vertuetschte copi egemelter baebstlicher bull.<br />

Sixtus, bischof, ein knecht <strong>der</strong> knechten Gots, den lieben<br />

suenen, den pundgnossen des grossen punds oberer Lutscher lan-w<br />

den, heil und apostolischen segen. So wir in allen andren ge-<br />

(169)schatten, und aller merkst in | denen, so dem apostolischen stuol<br />

begegnen, von welcher wegen wir unseren lieben sun, Gentilen<br />

von Spolet. erwaelten bischof zuo Anania zuo uech gesent, uwern<br />

höchsten zum heiligen stuol andacht, glouwen, und gneigten willen is<br />

erkent, haben wir uech wirdig geacht, als die, welche wir mit<br />

sun<strong>der</strong>s fuernemer gab des heiligen stuols als desse fuernaemste<br />

schinner und getruewste Verfechter ziertid. Hierum, so schicken<br />

wir uech, zuo ewiger zuegnuss uwers andachts und glowens zum<br />

heiligen stuol, ein paner mit unserm hochzitlichen segen gesegnet, 20<br />

in welchem da ist das bild Petri, <strong>der</strong> apostlen fuersten, mit baebstlicher<br />

kleidung und drivalter krön, desse rechte band ufgerichter<br />

finger tragt ein wiss kruez, und die linke hand [155] die Schlüsse),<br />

mit ernstlichem, gnädigen angesicht, nidsich anschowend das<br />

gloeubig volk, ein teil ungewapnet und ein teil gewapnet, er-25<br />

manet das selbig, un<strong>der</strong>m kruez stonde, mit gütigen worten<br />

sprechend: Gesegnet sind die suen vom hern um ires glowens<br />

willen, den si hond in den heiligen apostolischen stuol, und haben<br />

unsern namen un<strong>der</strong> sine fueess gheissen stellen, uf dass ouch<br />

uwern suenen und nachkomen kund werde, mit wie so grosser:*<br />

liebe wir uech gemeint, und wie uns so angnem uwer sun<strong>der</strong>licher<br />

i) Dieselbe ist im Berner Archiv nicht mehr vorhanden. Sie ist auch<br />

in <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Kidg. Abschiede nicht abgedruckt und scheint nur<br />

hier in ihrem Inhalte erhalten zu sein (vergl. Eidg. Absch. III, 1. S. 80).


122 1478 _<br />

andacht und glow si gewesen. Das paner ist rot, sidin, mit<br />

sidinen borten und zotten behaenkt, welche ding alle ir eigen<br />

heilig geheimnuess haben. Dan von deswegen haben wir das<br />

paner gheissen rot machen, | dass es uwern hitzigen inbrunst(170)<br />

5 anzeigte, uwers zuom heiligen stuol andachts und glowens. Darin<br />

S. Peters bild beduet, dass wie S. Peter das hopt ist <strong>der</strong> Roemschen<br />

kilchen, dass ir ouch wissid uwere dienstbarkeit S. Petent<br />

und <strong>der</strong> Römschen kilchen ze leisten, und dass ie<strong>der</strong>rnan kund<br />

sie, dass ir un<strong>der</strong> dem heiligen schirm des heiligen S. Peters<br />

iosien, welcher <strong>der</strong> vest fels ist, wi<strong>der</strong> den we<strong>der</strong> die porten <strong>der</strong><br />

hellen, noch einiche viend nuet vermögen. Das kruez des hern<br />

ist uf <strong>der</strong> rechten hand, wan zu glich, wie dasselb unser her<br />

Jesus Cristus tragend hat die tuefel all erschrekt und die porten<br />

des abgrunds zerrissen, <strong>der</strong>glichen ouch so werdent die viend<br />

i5<strong>der</strong> heiligen kilchen, wi<strong>der</strong> die ir striten, von uwerm angesicht<br />

durch kraft des egemelten kruezes zerstroewt und verjagt. Wir<br />

hond diss paner selbs gesegnet, dass, so ir darun<strong>der</strong> reisend,<br />

alwegen des almaechtigen Gots segen bi uech habid. Dessehalb<br />

dem heiligen stuol und (ich zuo heil und gluek, so ir diss paner,<br />

20das uech <strong>der</strong> heilig stuol gäbet, mit froelichem, gittern gemuet enpfahend,<br />

wi<strong>der</strong> [156] sine viend uwere macht erzeigid, gond hin<br />

mit froelichem gmueet wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> heiligen kilchen viend und nach<br />

gwonter uwer grossmaechtikeit beschirmend si von irer friheit ni<strong>der</strong>truckern<br />

und wi<strong>der</strong>strebern! Uwer fuennaechtig hör, mit anriefung<br />

25 des höchsten namen, sol dise paner fueeren wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> heiligen<br />

kilchen viend, dass, wie die wolkensul dem volk Gots | in <strong>der</strong>(171}<br />

wöeste vorgieng und das wiset, also <strong>der</strong> glichen ouch diss gesegnete<br />

paner wise uwere gaeng in die weg des heils und sigs.<br />

Ein ie<strong>der</strong>, so un<strong>der</strong> disem paner für die Roemsch kilchen stritet,<br />

30 sie von unsenu hern Cristo Jesu gesegnet und habe aller siner<br />

Sünden volle verzihung und ablass, den wir im ietzan durch<br />

gegenwurtige bull gebend. Verflueecht sie ein ie<strong>der</strong>, so wi<strong>der</strong> uech,<br />

für die heilig Roemsch kilchen stritend, stritet o<strong>der</strong> uetzit wi<strong>der</strong><br />

si un<strong>der</strong>stat! Bi üch aber sie des hern ewiger segen, mit lob<br />

35 und hoher er des almaechtigen Gots und <strong>der</strong> heiligen jungfrowen<br />

Maria, in die ewikeit! Geben zuo Rom bi S. Peter, im jar Christi


1478 123<br />

15. Msn.unsers heilands menschwerdung 1478, uf den 15. tag März, unser<br />

babstuoms im achten.<br />

De Curia.<br />

D. Galletus.<br />

Diser bullhandel ist im nachgenden jar in des babsts Werbung<br />

begriffen*) •). 6<br />

Hie kumpt einem recht gloeubigen, gutherzigen kristen nit<br />

gnuog zuo verwundren, ouch zuo ifren, wie so mit arglistigem, spizfuendigem<br />

tuefel <strong>der</strong> kristlos entkrist, um sines entkristischen<br />

gwalts und ergits willen, im [157] scliin eines engeis, ja uberengels,<br />

Gots stathalters und Hechts, diss tuefelsch fuenster gedieht io<br />

erdenkt, vor nie gedacht, und mit demselben un<strong>der</strong>stat, ein from<br />

hantvest volk, on des zuom strit gneigt und gluekhaft, in kristlichs<br />

pluots vergiessung, dem grünen Tuerken glich, anzefueeren, ze hetzen<br />

(172)und ze wueeten machen. Gewiss desse stathalter, <strong>der</strong> | da sprach:<br />

nit also kriste! soellen wir heissen's fyr vom himmel kommen 2 )? 15<br />

und gar nuet desse, <strong>der</strong> da sprach: gang hin<strong>der</strong> sich Sathan! —<br />

wuesst ir nit, wes geistes ir sind? 3 ) Wer woelt und moecht semlichs<br />

bass können und tun doerfen, wen ein Franciscus obrister<br />

bruo<strong>der</strong>, wen <strong>der</strong> heiligen gschrift hochgelertester doctor, wen<br />

ouch <strong>der</strong> allerhöchst und heiligest bischof und vater? Disemso<br />

exempel hat zuo unsern ziten nachgevolgt desse wolfs veter und<br />

schueeler, babst Julius 4 ).<br />

Ist es nit ein grusamer gruoss von baebstlichem ablass, dass<br />

welcher am meresten pluots verguesst, des allerheiligsten vaters<br />

gesegneter suu sie und aller suenden verzihung erhole, und diser 25<br />

vater nuetdestmin<strong>der</strong> ein obrister stathalter Gots, und obrists<br />

liopt kristlicher kilchen gnemt werde, sie und blibe. Ja Got lebt,<br />

gesicht und richtet. Es hats fuerwar <strong>der</strong> barmherzig Got also<br />

geschikt, dass disse pluotsuechtige paner un<strong>der</strong>wegen verstolen<br />

ward, und die frommen Eidgnossen keiner andren, so docli inen 26<br />

*) Diese Worte später beigesetzt von <strong>der</strong> Hand A's.<br />

') Vergl. hienach zum Jahr 1479.<br />

2) So sprachen Johannes und Jacobus nach Luc. 9, 54.<br />

3 ) So Jesus nach Matth. 16, 23.<br />

4 ) Papst Julius IL war (vergl. oben) ein Bru<strong>der</strong>ssohn Sixtus des IV.


124 1478<br />

erpoten, begerten 1 ). Warlich, es sie dan dass Gott hueete, so<br />

ist wi<strong>der</strong> den allistigen tuefel des menschen wacht vergebens und<br />

verloren.<br />

[158] Wie <strong>der</strong> babst, wi<strong>der</strong> die Florentiner zu krieg<br />

kommen, harzu <strong>der</strong> Eidgnossen begert.<br />

E dan obgemelte des Roemschen babsts botschaft | volendet(i73)<br />

ward, do truog sich zuo, villicht mit siner heilikeit gunst, dass<br />

<strong>der</strong> erzbischof von Pisa, Florenzer geschlechts, ein Salviat, mit<br />

anhang eines jungen cardinals, oben geneints graf Jeronimi<br />

Schwester suns, und andrer ob 300 man, uf den 19. tag Aprel, 19. April.<br />

was suntag, gon Florenz kam, her Laurenzen de Medicis und<br />

<strong>der</strong> sinen gwalt mit ufruor und mort usszetilgeu — also angeschlagen,<br />

dass in <strong>der</strong> hohen mess, da bi <strong>der</strong> Cardinal, o<strong>der</strong> selbs hielt"),<br />

wenn man zuo ufhebung des sacraments klingte, so soeltid die bestelteu<br />

moer<strong>der</strong> die Medices angrifen und würgen; und also ward<br />

Laurentius wund, und sin bruo<strong>der</strong> Julian in <strong>der</strong> kilchen bi <strong>der</strong><br />

blütheiligen mess erstochen, aber <strong>der</strong> erzbischof mit sinen gsellen,<br />

eine grosse zal, des tags fuer des rathuses fenster ussgehaenkt,<br />

und <strong>der</strong> cardinal zuo guter taeding behalten 2 ).<br />

Von diser tat wegen <strong>der</strong> babst so tref [159]fenlich ergrimt,<br />

dass er die Florentiner mit all irem anhang zuom tuefsten verbannet<br />

und angends alle sine macht und den kueng Ferdinand<br />

von Napols wi<strong>der</strong> si schikt, si mit kriegsgwalt ze strafen; liess<br />

ouch harzuo d'Eidgnossen anrufen 3 ). Do erwarb <strong>der</strong> wis, fuersichtig<br />

Laurentius. dass im <strong>der</strong> kueng von Frankrieb, herzog<br />

Hercules von Ferrer, die Venedier und Meilaen<strong>der</strong> also zuostuon-<br />

•) So im Manuscript; vielleicht statt: « o<strong>der</strong> er selbs ».<br />


1478 125<br />

den, dass si ein concilium gegen den babst anruoften. als unbillich<br />

kriegendeni). D ene an twort <strong>der</strong> babst: es waer im lieb;<br />

(174) wan da wurd ire und andrer | fuersten bosheit, und ouch <strong>der</strong> row,<br />

so si <strong>der</strong> heiligen Roemschen kilchen abgezogen haettid, an tag<br />

kommen; und schrakt si damit von disem fuernemen ab. Unds<br />

demnach wagt sich egenamter Laurenz und für selbs zuom kueng<br />

von Napols, bracht da mit Vernunft und gelt zewegen, dass <strong>der</strong><br />

kueng vom krieg abstuond ! ), also dass ouch <strong>der</strong> zornig babst, hie<br />

nach im dritten jar, <strong>der</strong> Florenzischen botschaft un<strong>der</strong> S. Peters<br />

port ofne buoss und absolution gab 3 ), [160] aber den ban nndw<br />

krieg sin leben lang uf die Venedier schlug, ouch angends un<strong>der</strong>stuond,<br />

mit <strong>der</strong> Eidgnossen gwalt und inländischer ufruor uss dem<br />

meilaendischen herzogtuom ein commun ze machen, da aber <strong>der</strong><br />

Französisch kueng so treffenlich schied, dass des zornigen babsts<br />

anschleg geschwächt o<strong>der</strong> ze nuet wurden.<br />

w<br />

Von einem seltsamen, heimlichen anschlug, durch hilf <strong>der</strong><br />

Eidgnossen uss .Heiland ein commun ze machen.<br />

Und also, nach dem im vordren jar uf S. Steffans tag 4 ), in<br />

S. Steffans kilchen, her Galeaz Maria, 33 jar alt und sines<br />

regiments im 10., Sfortia geschlechts, <strong>der</strong> an<strong>der</strong> herzog zuo Mei-20<br />

land, von den sinen, ouch eben denen was erstochen worden, die<br />

nach herzogs Philips tod ouch haftend fuergenomen, uss Meiland<br />

ein fri commun ze machen, wurden iez etlich fuernem Meilaen<strong>der</strong><br />

(175) vom adel und von | <strong>der</strong> gmeind aber zuo semlichen fuernemen bewegt<br />

5 ). Darzuo <strong>der</strong> babst verwilliget, ouch rat und hilf zusaget, ss<br />

in hofnung, [161] dis nuew commun in <strong>der</strong> Roemschen kilchen<br />

schirm zuo verfassen und also in bäbstlichen gwalt ze bringen.<br />

Und uf disen anschlag ward ein geistlicher, wie dan zuo semlichen<br />

Roemsch Sachen gehörend, legat zuo gmeinen Eidgnossen<br />

') Sismondi, tom. XI, p. 109.<br />

2) 6. März 1480. Sismondi, tom. XI, p. 185.<br />

3) Am 3. Dez. 1480.<br />

•) 26. Dezbr. 1476 (vergl. Muratori, Annali d'Italia, tom. XIII, p. 345.)<br />

5 ) Carlo Visconti, Girolamo Olgiati und Giov. Andr. Lampugnani, siehe<br />

Sismondi, tom XI, p. 59.


126 1478<br />

heimlich gesenti); welcher, nach dem er alle ort siner heimlikeit<br />

sun<strong>der</strong>lich hat Unterricht und da zwischen, von eren und anhangs<br />

wegen, was zuo Bern burger worden 2 ), ward zuo Lucern<br />

an aller heiligen abend uf sin anbringen hievolgen<strong>der</strong> abscheid<br />

5von gmeiner Eidgnossen boten heimlich verabscheidet 3 ):<br />

Baebstlicher abscheid.<br />

Der Cathanisch biscliof, her Prosper de Camuliis, baebstlicher<br />

legat, hat angebracht, wie <strong>der</strong> margkiss Wilhelm von Montferrar,<br />

<strong>der</strong> graf von Arona und an<strong>der</strong> vil, <strong>der</strong> merteil <strong>der</strong> maechtigesten<br />

io herren und von <strong>der</strong> gmeind des herzogtuoms Meiland, zuo herzen<br />

nemen das bös ungerecht regieren und gwaltsame, so her Zecko 4 )<br />

und die herzogen fueerend, das doch we<strong>der</strong> goetlich noch bestaentlich<br />

ist, und damit si des abkommid, so woeltid die selben hern<br />

und das ganz | land, und besun<strong>der</strong> die Visconten und <strong>der</strong> ganz (176)<br />

wadel, sich wi<strong>der</strong> an das heilig Roemsch rieh ergeben, und wo<br />

inen die Eidgnossen zuo hilf kommen und dis sack- zuo handen<br />

nemen, so woeltids inen alle schloss und staet uftuon und dem<br />

heiligen rieh und inen alles das un<strong>der</strong>taenig machen, das einem<br />

herzogen [162] hat zuogehoert; doch dass man ir iezlichen bi dem<br />

aosinen und iren väterlichen erben bliben lasse, und des glichen<br />

ouch die burger zuo Meiland und in andren staeten.<br />

Zuo disem fuernemen wil sich <strong>der</strong> margkiss zuoruesten, und sinen<br />

zuozug tun durch Nowara und Arona gegen Thuom 8 ), wan da<br />

selbs hinin zuecht sich sin land.<br />

i) Prosper de Camuliis, Bischof von Catanea, siehe Bern. Raths-Man.<br />

! ) Die Burgerannahme selbst ist, wie die geheime Sendung, nirgends<br />

verzeichnet, dagegen wird allerdings <strong>der</strong> Legat erwähnt im Raths-Mau.<br />

(N. 27, S. 126) als « Herr Prosper de Camuliis, Ir burger. »<br />

s ) Die Eidg. Absch. (III, 1, S. 17 u. 18) verzeichnen die Verhandlungen<br />

mit Gentilis von Spoleto und mit dem Propst Stör; dieser «heimliche»<br />

Abschied ist dagegen nur kurz angedeutet. Im Berner Raths-Man. ist<br />

(Aug. 1479) noch von einem dritten Prälaten, De Petruciis, als Legaten des<br />

Papstes die Rede; ebenso lat. Missb. B. p. 311, 319 u. s. w.<br />

4 ) Franciacua Simoneta, genannt Cicchus (Checco), aus Calabrien, war<br />

Kanzler des Heizogthurns Mailand unter Galeaz Maria uud Joh. Galeaz,<br />

vergl. über ihn Sismondi, tom. XI, 68.<br />

5 ) Domo d'Ossola.


1478 127<br />

Und ob man an diser sach zwiflen und des grunds <strong>der</strong><br />

wai'heit bass innen werden woelte, und man das begerte, so<br />

wurde bestelt, dass ein merkliche zal <strong>der</strong> besten vom adel und<br />

bürgeren von Meiland und andren orten, in koufmans wis, angends<br />

haruss zuo uns heimlich kaemid, damit dass man dester*<br />

sicherer und getroster war.<br />

Es ist ouch ganz bestelt, damit ein gmeind dester bass bi<br />

dem iren bliben moecht, dass man den schaz zuo Meiland, des<br />

da ist ob drithalbe milion golds, und den schaz zuo Pafy, des<br />

da ist zwo milion golds, uftuon, und uns daruss unsers kostensio<br />

und arbeit Ionen solle, als man des gewiss ist; und dass man<br />

bi dem sinen ie<strong>der</strong>man lasse bliben, dan allein spis werde man<br />

(177) niemand vorhalten. |<br />

Zuo clisen sachen mag man nit lang verzuechen liden, und<br />

begert man, inen das kurz zuo verkünden, wan misser Zecki»<br />

und an<strong>der</strong> gond damit um, das herzogtuom dem kueng von Napols<br />

ze übergeben, <strong>der</strong> nun vast mächtig und dem tuerken mit puentnuss<br />

verwant ist; und (wenn) d'Eidgnossen [163] diss nit zii hand<br />

nemen, so mueessend si sich an den selben kueng ergeben.<br />

Zuo disen sachen wil man <strong>der</strong> heiligen kilchen paner und 20<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen zeichen brachen, und wil unser heiliger vater,<br />

<strong>der</strong> babst, durch gmeiner kristenheit und des heiligen Roemschen<br />

richs willen sich diser dingen mit sinem üb und guot uns zuo hilf<br />

annemen und manet ouch uns des bi ghorsame <strong>der</strong> heiligen<br />

kilchen, als die fromisten und allerkristlichsten, und wil ouch25<br />

uns darum mit semlichen gnaden und gaben versehen, dass des<br />

glichen nie gesehen sin sol.<br />

Und ob es not wirt, um gelt dise ding ufzeruesten, so wil<br />

sin heilikeit alles sin vermögen dartuon und die sack daran nit<br />

erwinden lassen, des glich die boten ouch tuon wollen. 30<br />

Der babst erluetret sich und wirbt, ob er den heiligen stül<br />

mit uns in vereinung bringen möchte, dass wir <strong>der</strong> heiligen<br />

kilchen in denen gegninen, die uns gelegen waerid, wan das<br />

not wurde, unsere söldner um zimlichen sohl lihen und uns den<br />

heiligen glowen und kilchen fuer bevolhen haben wöllid, als sin 35<br />

(178)heili ikeit das niemand uf ertrich bass vertruewet; so wölte sin


128 1478<br />

heilikeit daran sin, damit wir jaerlich vom heiligen stuol mit<br />

40.000 ducaten o<strong>der</strong> me ewiger pension begäbet werden soelten,<br />

und <strong>der</strong> heiligen kilchen incorporiert als an<strong>der</strong> kristlich keiser,<br />

kueng und forsten; wan die heilig kilch muoss jaerlich grossmaechtig<br />

5gut und pension ussgeben, die si wenig besseren; das hiemit<br />

ersparet wurde, wan er das gschrei und forcht <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

haben mochte.<br />

Uns manet und gebuet <strong>der</strong> babst, über die von [164] Meiland<br />

ze ziehen, als über unghorsam und ungloebig luet, und wil<br />

io uns in disen sachen so kristlich und wol versehen, dass wir diss<br />

mit heil unser seien und mit guoten eren wol tuon moegend.<br />

Wie dise pratik, Meiland und des Zecken halb, ein end<br />

genommen hat.<br />

Es war kein wun<strong>der</strong> gsin, dass ein fromme Eidgnoschaft<br />

io on des uss unwissen<strong>der</strong> gotsvorcht, die si fuertreffenlich zuo<br />

Roemschen baebsten und kilchen hat, mit disem heiligen, listigen<br />

schafwolf uf sin hoch fuergeben und un<strong>der</strong> sinem bluot-ablasspaner,<br />

<strong>der</strong>glichen nie gehoert noch gesehen, mit ganz irer macht<br />

und hab, mit wib und kind, wie zuo keiser Julius | ziten, in Gots, (179)<br />

»oCristus, S. Peters und <strong>der</strong> heiligen kilchen namen, in die hell<br />

an boden gereiset und gefaren waer, wie dan die von Ure noch<br />

diss monats fuernamend, in einer reis den himmel und Bellitz 1 )<br />

ze gwinnen. Aber Got wolt dem entkristen sinen muotwillen nit<br />

ganz verhängen; deshalb obgemelter her Zecko so vil wiz und<br />

•ßfuersichtikeit fand, dass er und sin edle fuerstin Bona disem<br />

grossen anschlag mit hilf des Franzesischen kuengs [165] und <strong>der</strong><br />

herzogin von Saffoy, egenainter fuersten und ires suns, herzog<br />

Johan Maria, nächsten gesipcen, item den Venedieren und Florentinern,<br />

wie wol er Jenow*) verloren hat, ouch des zornigen<br />

*>babsts ban, item desse und <strong>der</strong> Eidgnossen krieg mit füg überkam<br />

und entran. Als er aber nach zweien jaren disem entronnen<br />

•) Bellinzona, gegen welches die Urner im November 1478 auszogen.<br />

*) Genua hatte sich im Aug. 1478 von Mailand unabhängig gemacht.


1478 129<br />

was, do ward ein andrer wi<strong>der</strong> in und sine herzogin erdacht<br />

und ouch volbracht, nämlich dass herzog Ludwig von Bar •),<br />

des jungen herzogen vater bruo<strong>der</strong>, sines veters, des jungen<br />

herzogen, vogt und des herzogtuems volmaechtiger gubernator<br />

und gwalthaber ward, den herzogen gon Pafy in die carthuss<br />

und sine muoter gon Biegrass 2 ) verpfrueent und den Zecken zuo<br />

(180)Pafy liess ent-1hopten 3 ), sine gueeter verganten, sinen sun und<br />

bruo<strong>der</strong> 4 ) verschicken.<br />

Diser Zecko was von Calabria, ein so gelerter doctor und<br />

redner, und ouch so ein wiser, rarnemer man, dass er, bi demo<br />

vorigen herzogen von Meiland ob 20 jar obrister canzler, sich<br />

so wol truog, dass er in allem herzogtuom von ie<strong>der</strong>man, ouch<br />

von den edlen und gwaltigen, nuet min<strong>der</strong> dan sine forsten selbs<br />

ward gefoerchtet. Und als er nun iez das regiment ouch über<br />

die witfrowen und iren [166] weisen, den herzogen, allein ganzis<br />

inhielt, do wurden über in oberzaelte anschlaeg angericht und <strong>der</strong><br />

letst vorzogen, als über den, <strong>der</strong> herzog Galeaz seligen vier<br />

bruee<strong>der</strong> von ufruor wegen hätte vertriben, darnach die zwen<br />

und an<strong>der</strong> mer luet verschaft ze töten.<br />

Hie ist zuo verneinen, dass nidrer lueten gwalt, ie grösserw<br />

<strong>der</strong>, ie unsicherer und unbeständiger, so ouch <strong>der</strong> hochen nit<br />

sicher noch beständig ist, wie das hie klarlich diser Zecko und<br />

ouch diser herzog Ludwig bezuegen, so bed hoch gewesen, ni<strong>der</strong><br />

end hond genomen.<br />

Was aber uf diss des Römischen babsts treffenlich und wun- »s<br />

(181)<strong>der</strong>bar anbringen d'Eidgnossen habid geant- | wort, ist nit kuntlich,<br />

dan allein obverzeichneter absclieid in disem jar gefunden 5 );<br />

doch so hond die von Ure, wi<strong>der</strong> grossen Unwillen <strong>der</strong> andren<br />

') Ludwig, Herzog von Bari, gewöhnlich Lodovico Moro genannt.<br />

') Abiategraseo am Tessin.<br />

*) Am 30. October 1480, vergl. darüber Sismondi, hist. des re"p. ital.<br />

vol. XI. p. 174.<br />

4) Checco's Bru<strong>der</strong> war <strong>der</strong> Geschichtschreiber Johann Simoneta, ebenfalls<br />

im Dienste des Herzogs Franz Sfortia, dessen Leben von 1421—1466<br />

er in 30 Büchern beschrieben hat (Muratori vol. XXI), vgl. More'ri, Dict. Biogr.<br />

') Nach Eidg. Absch. III. 1. S. 21 (30. Nov. 1478) wurde überhaupt noch<br />

keine bestimmte Antwort gegeben.<br />

9


130 1478<br />

Eidgnossen, daruf den Bellitzkrieg angefangen'). So ist ouch<br />

obverschribne bull erst im nächst volgenden jar geben, dan ir<br />

buochstab und datum, wie erst ge[167]merkt, sind nach franzesischeni<br />

brach geschriben, so die jarzal nit von <strong>der</strong> geburt Christi,<br />

5 sun<strong>der</strong> von siner menschwerdung, uf die verkündung Maria anfacht<br />

2 ).<br />

So mag ouch das erst anbringen diss babsts an d'Eidgnossen<br />

besehenen sin durch bischof Alexan<strong>der</strong>n von Forlin, <strong>der</strong>, vor dem<br />

Prosper und Gentil, in d'Eidgnoschaft diss jars ist von Rom<br />

logeschikt worden 3 ); wan <strong>der</strong> babst kriegt wi<strong>der</strong> Tyffern 4 ) und dem<br />

nach wi<strong>der</strong> Florenz.<br />

Von einem grossen tag, da <strong>der</strong> ewig bericht gegen Burgun<br />

und etlich an<strong>der</strong> Sachen sind zu Zuerich beschlossen<br />

worden.<br />

IÖ In diss jars Jeuner und Horaung sind zwen gross tag zii<br />

Zürich gehalten von gmeinem obren 5 ) und nidren pund, da erschinen<br />

sind des Romschen keisers und babsts, des Franzesischen<br />

küngs, <strong>der</strong> herzogen bei<strong>der</strong> von Oesterrich und Burgun,<br />

von Burgun 8 ) <strong>der</strong> erzbischof von Bisanz, von Saffoy treffenliche<br />

20 boten, und Lutringen <strong>der</strong> herzog b ) selbs, von Bern eine so | nam-(182)<br />

hafte botschaft, als ie uf einen tag mit enandren mag sin gewesen,<br />

nämlich her Adrian von Buobenberg, riter, schultheiss,<br />

*) «Von Burgun» — hier das landBurgund im Unterschied vom Herzog —<br />

ist später von A. eingefügt.<br />

b ) «Der herzog» nachträglich von A. eingefügt.<br />

') Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 18, 19 (Nov. 1478.)<br />

2) Durch das nach Annunciationsstil — mit Jahresanfang am £5.<br />

März - gestellte Datum verleitet, hat A. die obige Bulle des Papstes zum<br />

Jahre 1478 mitgetheilt, statt erst zum Jahre 1479, welchen Irrthum er hier<br />

berichtigt.<br />

») Der Bischof von Forli war schon Ende 1476 als Legat in <strong>der</strong> Schweiz<br />

(Eidg. Absch. II. p. 636.)<br />

4 ) Tiferno, jetzt Cittä di Castello im Kirchenstaate.<br />

5 ) Als « Oberdeutschen Bund » bezeichnete man die Eidgenossenschaft.


1478 131<br />

her Peter von Wabren, riter, alt schultheiss, her Wilhelm von<br />

Diesbach, riter, Hans Kotier, seckelmeister, [168] und Bartlome<br />

Huober, vener. On zwifel von treffenlicher sach wegen, <strong>der</strong>en<br />

doch kein abscheid vorhanden •), aber uss anzeig etlicher<br />

gschriften, so hond die obren und nidren pundgnossen iren pund 5<br />

ernueweret und uf 15 jar verlängeret.<br />

So hond <strong>der</strong> babst und keiser, Oesterrich und Burgun begert,<br />

die Burgunsche bericht, item und ein vereinung ze foerdren<br />

und den Franzesischen kueng ze hindren, wie dan beschach.<br />

So warb <strong>der</strong> Franzesisch küng, lut sines punds, um hilf, w<br />

und Burgun mit im ze teilen o<strong>der</strong> gelt darfuer ze nemen. Ward<br />

ufgezogen und gegen <strong>der</strong> Burgunschen grafschaft kriegs stil<br />

ze ston gemant und gepoten. So ist da gegen Burgun ein ewiger<br />

bericht beschlossen, um 150,000 Rinscher gülden, dem gmeinen<br />

pund uf bestirnte zil ze bezalen an kosten').<br />

is<br />

So ward ein fridlicher bestand gemacht zwueschen herzog<br />

(183) Maximilian, Burgun und dem Lutringischen herzogen. [<br />

So ward dem hus von Saffoy sin frid bestaet, und die Waut<br />

mit ir nutzung ledig gelassen, uf halbe bezalung ufgelegter<br />

Schätzung, nämlich [169] vom herzogen 25,000, und von Jenf»»<br />

11,000 gülden. Die haben uss bevelch gmeiner Eidgnossen zuo<br />

Bern enpfangen und darum quuetiert hienach benemte boten: von<br />

Zuerich: her Cunrat Swend, riter; von Bern: her Adrian von<br />

Buobenberg, Urban von Muoleren; von Lucem: Ludwig Seiler;<br />

von Ure: Walther In<strong>der</strong>gassen, alt amman; von Swyz: Jossas<br />

Köchle, seckelmeister; von Un<strong>der</strong>walden: Heinrich Buergler; von<br />

Zug: Gotfrid Ampz; von Glaris: Hans Schuebelbach; von Friburg:<br />

her Peter von Fossyne 3 ), riter; von Solatern: Hemmann Hagen,<br />

i) Nämlich in Bern fehlt <strong>der</strong> Abscheid; dagegen findet er sich —<br />

wenn auch offenbar unvollständig und ohne Benennung <strong>der</strong> Boten — in<br />

den Archiven zu Luzern und zu Zürich (Eidg. Absch. III. 1. S. 1 u. 2). Die<br />

Verhandlungen dauerten vom 6.—28. Jan.<br />

a ) Hievon enthält <strong>der</strong> gedruckte Abschied nichts. A. bestätigt aber<br />

hier die dort (Eidg. Absch. III. 1. S. 2) anmerkungsweise ausgesprochene Vermuthung.<br />

3) Faucigny; über P. von F. s. Leu helv. Lex.


132 1478<br />

vener'). Uf 21. tag Hornung, da haben gmein Eidgnossen in21. Febr.<br />

all ire gepiet bi lib, er, eid und guot strenge verpot usslassen<br />

gon, wi<strong>der</strong> die gefrideten on recht nuet ze handien, we<strong>der</strong> dem<br />

Franzesischen kueng, noch den Burgunschen, noch wi<strong>der</strong> o<strong>der</strong> zuo<br />

5 andren herren in krieg ze loufen 5 ). Harzö Hess ein fridsam stat<br />

Bern umundum froed lueten und kruezgang tuon; — half doch nuet.<br />

Absterben <strong>der</strong> herzogin zu Saffoy, Jolanda.<br />

Als diss jars, zuo endOugsts, des hochloblichen forsten Amedei<br />

fürstliche witfrow, die sich nampt Jolanda von Frankrich, <strong>der</strong><br />

io kristlichsten kuengen von Frankrich erstgeborne und swester 3 ) j (184)<br />

herzogin zuo Saffoy, voegtin ires liebsten suns Philiberts, herzogen<br />

von Saffoy, [170] im fünften jar ires unrueewigen regiments und<br />

witwenstats, ist von diser zit verscheiden; do hat ein ersain stat<br />

Bern iren schultheissen von Buobenberg hinin gesclükt, den jun-<br />

15 gen herzogen und die sinen fruentlich ze klagen, ze troesten und<br />

ze vermanen, friden ze suchen und nuet unfridlichs wi<strong>der</strong> die untultigen<br />

Wallisser fuerzenemen 4 ), darzuo ir truew, rat und hilf anzesagen.<br />

Warlich, so hat ein truewe stat Bern zuo disen ziten vil me<br />

*>und groesser sorg und arbeit angelegt, Saffoy und Burgun, item<br />

Meiland als fruend ze schirmen und vor krieg ze bewaren, dan<br />

erstvor die selbigen als find ze schädigen und ze bekriegen.<br />

Die obgenamte Jolanda schazt ir erstpurt so hoch, dass, do<br />

si iren bruo<strong>der</strong>, kueng Ludwig, von des Burguners wegen solt um<br />

2ögnad piten, sprach si truzlich, er soelte huepschlich tuon, dan<br />

wen ira Got nun ein kleins zuempli geben hätte, so mueeste er<br />

sich vor iren demütigen und bücken.<br />

!) Die Zahlung fand nach den Eidg. Absch. am 4. Februar zu Genf<br />

statt (III, 1. S. 1).<br />

2) In <strong>der</strong> Abschiede-Sammlung (III. 1. S. 3) fehlen die Akten <strong>der</strong> Tagsatzung<br />

vom 15. Februar in Bern, von welchen hier ohne Zweifel die Rede<br />

ist. Das erste in den Abschieden erwähnte gemeineidgenössische Reislauf-<br />

Verbot ist vom 14. Januar 1479 (III. 1. S. 22).<br />

3 ) Karls VIII. Tochter, Ludwigs XL ältere Schwester.<br />

4 ) Wallis weigerte sich lange, mit Savoien Frieden zu schliessen. (Eidg.<br />

Absch. III. 1. S. 8.)


1478 133<br />

[171] Dass ein loblich stat Bern hat lassen zu Rom starken<br />

ablass und ireiu Schulmeister doctors namen koufen.<br />

l. Febr. Diss jars uf den ersten tag Hornung hat ein ersam stat<br />

(185) Bern her Burkhart Stoerren, baebstlichen | protonotarium, diacon,<br />

fuertreffenlichen pfrueendenjäger, und probst zuo Anseltingen, nit mit i<br />

laerer daeschen, und mit einem sak vol credenz-, Instruction-,<br />

supplication- und fuer<strong>der</strong>nissbriefen gon Rom geschikt •), stärkeren<br />

ablass ze koufen, denn vor <strong>der</strong> wolgelert, aber Roemscher finanz<br />

unbericht doctor Thuering hat erkouft; <strong>der</strong> so schwachs glowens<br />

und gwalts, dass er siner nachpuren von Friburg ablass, numo<br />

von Losan selbs komen, nit zuokomen, noch sinen kosten abtragen<br />

moecht 2 ). Ward etwas, aber nit ganz nach willen, gesterkt.<br />

Witer, nach inhalt siner Instruction und sundrer supplication,<br />

so bracht dis fuernemer bot ein bull und dispensaz, dass ira<br />

schuolmeister, Niclaus Wydenbosch 3 ), ein Cistertiensermuench, is<br />

soelte <strong>der</strong> frien kuensten und <strong>der</strong> arzni doctor heissen und friheit<br />

haben in <strong>der</strong> arznl ze practiciren und mitan ouch weltliche [172J<br />

messpfrueenden ze besitzen. Aber sin ordentlicher grossvater<br />

vonCitel 4 ), ouch wi<strong>der</strong> fuergestelte Inhibition, hielt im so heftig<br />

(186)an, dass er ein muench bleib | und ein apt zu Bomgarten ward 5 ).20<br />

Es ist ein sundre gnad, einen gnädigen canzler haben.<br />

[173 leer].<br />

1479.<br />

Babst: Sixtus IV. 8. Roemscher keiser: Fridrich III. 40.<br />

Franzesischer kueng: Ludwig XI. 19. Schultheiss: von Erlach Las<br />

i) Instruktion an Probst Burkart Stör im lat. Missb. B. 101—103.<br />

») Die Freiburger hatten einen Ablass vom Bischof von Lausanne erworben,<br />

<strong>der</strong> aber mehr Kraft hatte, als <strong>der</strong> von Fricker für Bern aus<br />

Rom gebrachte Gnadenbrief, welcher die darauf gesetzten — finanziellen —<br />

Hoffnungen für den Münsterbau nicht erfüllte.<br />

3 ) Ueber ihn siehe hienach zu den Jahren 1481 und 1482 und R. Fetscherin,<br />

Bern. Taschenbuch Jahrg. 1853, S. 52—54.<br />

*) Der Abt von Citeaux, als Ordensgeneral <strong>der</strong> Cisterzienser <strong>der</strong>en<br />

« Grossvater « genannt.<br />

3 ) Vergl. Missb. E. p. 108 u. 109.


134 1479<br />

[174] Wie <strong>der</strong> Konisch bafost mit gmeinen Eidgnossen<br />

einen piuid hat gemachet.<br />

Im jar Christi Jesu 1479, als <strong>der</strong> Roemsch babst Sixtus uf<br />

den angefangnen krieg wi<strong>der</strong> Florenz und iren anhang einen<br />

»seltsamen antrag an gmein Eidgnossen, vergangnes jars end, hat<br />

lassen bringen, und die ieztan ouch eigner ansprach mit sinem<br />

willen im Meilaendischen krieg stünden, aber nit nach sinem<br />

gefallen dem Franzesischen kueng zum friden woltend losen, dem<br />

sin heilikeit ouch sun<strong>der</strong>lich gehass von wegen <strong>der</strong> Baseischen<br />

iopragmatik') und iezt <strong>der</strong> | vereinung mit Florenz, Meiland und(137)<br />

Venedi, die er in hohen ban getan, ouch mit <strong>der</strong> hand wolt<br />

strafen; und deshalb, unangesehen die ubergrimme, gwaltige<br />

wueeterl des grusamen Türken 5 ) ruoft sine heilikeit nit Got, nit<br />

Jesum, nit S. Peter und Paul, nit die heilig kilchen, sun<strong>der</strong> sin<br />

15 stritbarist seculare brachium an wi<strong>der</strong> [175] sine landskristen,<br />

und schikt also an<strong>der</strong>mals um winachten haruss siner kriegsapostel<br />

einen, mit namen her Gentil von Spolet, erwaelten bischof<br />

zuo Anagnia, zuo gmeinen Eidgnossen und in alle ort, die zum<br />

höchsten anzekeren, mit im und siner kilchen heilikeit einen<br />

2opund ze machen, dem Franzesischen kueng nit ze losen und den<br />

Meilaendischen krieg zuo beharren 3 ).<br />

Von <strong>der</strong> bäbstlichen bull, im vordren jar beschriben.<br />

Wie sich aber diser handel durch heimliche anhaltung des<br />

Franzesischen kuengs, Saffoy und Venedig verzoch, — damit er<br />

2 5 gaeng wurde, nach vorgetaner verheissung, nämlich gross und<br />

vor nie gesechne gnad und gab ze schenken, — sant <strong>der</strong> allerheiligst<br />

vater sinen liebsten suenen gmeiner Eidgnoschaft bi sinem<br />

i) Die von Ludwig XL festgehaltene pragmatische Sanction von Bonrges<br />

(1438), die sich auf die Grundsätze des Basler Conzils stützte.<br />

2) Die Türken kamen 1477 und 78 bis zum Isonzo und in die Nähe<br />

von Venedig.<br />

«J Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 20, 22 u. s. w.


1479 135<br />

curtisanen, her heinrich Müllern, probst zuo Werd im Aergoewi),<br />

die wun<strong>der</strong>liche und gwiss <strong>der</strong> glichen nie gehörte noch gesehne<br />

(188) bull, so, diser sach unwissend, uss irrung | <strong>der</strong> jarzal im vorigen<br />

jar stat geschriben 2 ); <strong>der</strong>o paner uss goetlicher Schickung mit<br />

ires traegers plun<strong>der</strong> uf <strong>der</strong> strass was un<strong>der</strong>gangen. Hieruf <strong>der</strong> 5<br />

gross curtisan, probst von Anseltingen, <strong>der</strong> ouch diss punds ein<br />

sollicitator, ouch egenamts Müllers gsell und patron was, präsentiert<br />

[176] dise bull gmeiner Eidgnossen boten uf Johannis<br />

Baptist zuo Bern versampten, mit hoher erpietung sines diensts,<br />

und ein andre paner von dem aller briefen und gmaelds miltistemo<br />

vater, so si das begerid, ouch schribid, usszebringen. Ward im<br />

z'antwort: si woeltid, dass die paner nit verloren waer; so aber<br />

das besehenen, so woeltids <strong>der</strong>halben nüt begeren, noch schriben.<br />

Er aber moechte für sich selber tuon, was in gilt beduchte 3 ).<br />

Baebstlicher antrag. 15<br />

So was nun des babsts antrag und beger, durch obgenamten<br />

boten und an<strong>der</strong>, ie mit etwas aendrung, gmeinen Eidgnossen oft<br />

fürgehalten, in hie volgen<strong>der</strong> gstalt:<br />

Des ersten, so haltet baebstliche heilikeit die Eidgnossen für<br />

die liebsten und kristlichsten, darum er si alzit in gnaden halten 20<br />

wil und erkennen.<br />

Und als dan sich krieg und wi<strong>der</strong>waertikeit hat erhaept durch<br />

Laurenzen de Medicis, einen koufman, wie man sagen moecht<br />

einen wuocherer, deshalb sich die Florentiner und darnach Venedier<br />

und Meilaen<strong>der</strong> angenommen haend und schwaerlich damit 25<br />

(189)beladen den heiligen | stuol zuo Rom, darum si in den schweren<br />

ban <strong>der</strong> heiligen kilchen kommen sind, als unghorsam kristen:<br />

hierum ermanet unser heiliger vater die frommen Eidgnossen, dass<br />

si inen das leid wellid lassen sin und die un[177]gehorsamen<br />

helfen strafen. Und wenn sie semliche hilf zusagen, wil sin heilii)<br />

Probst zu Schönenwerd von 1478-83. Vergl. A. Schmid, Die Kirchensätze<br />

etc. des Kts. Solothurn. 1857.<br />

2) Siehe oben, S. 121 u. ff.<br />

3 ) Vergl. oben, S. 124, Anmerkung 1.


136 1479<br />

keit si geistlich mit aller gnad und weltlich mit jaerlicher pension<br />

und sohl bedenken, also dass inen ir kost, arbeit und dienst nach<br />

irem willen und vordren ersaezt und belont werde, ouch sich on<br />

allen verzug keines gelts beduren lassen.<br />

5 So dan ouch aller kristen glow an dem heiligen stuol zuo Rom<br />

und an dem heiligen Roemschen rieh stat, aber kueng, fuersten<br />

und herren sterben und die zwei hoepter alwegen beliben: soelichs<br />

wollen bedenken all fromme menschen und besun<strong>der</strong> die from<br />

Eidgnoschaft, dass ira von irem anfang har die heilig kilch wol<br />

ioerschossen, from, nuz und e"r gebracht hab und noch bringen<br />

wil, wan die heilig kilch noch nie niemand betrogen hat noch<br />

betriegen wil. Darum so wollend die heilig kilchen bedenken.<br />

Dabi so lasst uch sin heilikeit verkünden, dass <strong>der</strong> heiligen kilchen<br />

paner und ir schluessel ufrecht stond, sine viend und duri5echter<br />

strafend, täglich schloss, staet und laen<strong>der</strong> gwinnen. Zuo<br />

seinlichen froeden und <strong>der</strong> heiligen kilchen er uech rueeft als from<br />

kristen. Actum, mentag nach Reminiscere zuo Zürich').<br />

Und wie nun unser allerheiligster vater zuo mermalen uch<br />

gemant und gebeten hat, als fromme kri | sten wi<strong>der</strong> die un-(190)<br />

soghorsamen <strong>der</strong> heiligen kilchen, Venedig, Meiland und Florenz,<br />

die gehorsam ze machen; darzuo sich d'Eidgnossen biss har wol<br />

erpotten, des inen sin heilikeit hoch dankt; dass aber niemant<br />

sag, er woelle wi<strong>der</strong> kristlich Ordnung sin, so lasst er das anston,<br />

und lasst anbringen, dass sin heilikeit nit ist wi<strong>der</strong> den friden,<br />

25 so ver dass <strong>der</strong>selbig gemachet werde nit durch die, so siner<br />

heilikeit nit gemein sind, wie <strong>der</strong> kueng von Frankrich, — <strong>der</strong> da<br />

ist ein ofner duraechter und viend <strong>der</strong> heiligen Roemschen kilchen,<br />

als er ouch das an [178] sinen praelaten und iezt im veld zuo<br />

Avinion vilvaltig erzeigt mit täglichem schaden; deshalb er im<br />

*)zuo keinem frommen erschössen mag; — sun<strong>der</strong> durch unpartlsche<br />

mitler, also dass sin heilikeit im selben vergriffen wurd und die<br />

Meilän<strong>der</strong> nit me wi<strong>der</strong> den heiligen stuol tuen woellid. Und<br />

aldan so wil sin heilikeit ir ansprach, die gross ist, den frommen<br />

Eidgnossen übergeben und inen wol gönnen, was nutzes si dar<br />

i) 8. März, vergl. Eidg. Abach. III. 1. S. 30.


1479 137<br />

von bringid, damit ein guter frid werde. Und da vermeint sin<br />

heilikeit, wo d'Eidgnossen die bericht durch sich selbs und durch<br />

guot mitler zuo handen naemid, dass inen das zuo grossem nuz, so<br />

ob 50 o<strong>der</strong> 60,000 gülden bringen moecht, erschuessen wurde, besun<strong>der</strong><br />

so sin heilikeit ir ansprach inen zustelle, zuo nuz und5<br />

er lasse komen.<br />

Und als dan <strong>der</strong> grim und gross duraechter, <strong>der</strong> Tuerk, iezmal<br />

gross anfechtung tuot <strong>der</strong> kristenheit und von tag zuo tag im<br />

{191)gwalt zuonimpt, also dass er ein | verstaentnuss gemacht hat mit<br />

den Venediern'), die im from kristen, land und luet zuo handen w<br />

geben und un<strong>der</strong>taenig gemacht haend, darzuo schif, spis und<br />

pass, item und tribut, jaerlich 100,000 ducaten, — das ein gross<br />

mord und uebel ist <strong>der</strong> kristenheit, angesehen dass inen <strong>der</strong><br />

heilig stuol in<strong>der</strong>t 20 jaren geben hat wi<strong>der</strong>n Türken ze stuer ob<br />

12 million golds; — deshalb sin heilikeit, mit dem kueng von«<br />

Napols vereint, mit hilf <strong>der</strong> fuersten und den notvesten puntgnossen,<br />

darzuo ze tuon; und darum so wil sin heilikeit und <strong>der</strong><br />

gemelt kueng mit gold und was sich gepuert den Eidgnossen<br />

geben, und besun<strong>der</strong>s unser heiliger vater biss ufs hemd sich<br />

enploezen und den heiligen kristlichen glowen behalten. w<br />

Nun so waer unser allerheiligisten vaters will, mit den grossmaechtigen<br />

hern, den Eidgnossen, ein vereinung und [179] pund<br />

ze machen, in dis hie nach volgende gstalt:<br />

Dass iedes ort <strong>der</strong> Eidgnoschaft von siner heilikeit jaerlich<br />

habe pension 2000 ducaten. 25<br />

Dass ein Eidgnoschaft, so si nit selbs mit krieg beladen, im<br />

(192) und <strong>der</strong> kilchen in iren noeten, und uf | manung sol lassen mögliche<br />

hilf zuokomen und schicken, den wi<strong>der</strong>wärtigen keinen<br />

bistand tuon, sun<strong>der</strong> inen nach vermögen weren. Als menger<br />

dan soldner verordnet und geschikt wirt, sol iedem von hu.s m<br />

zuo hus ein monat, zuo fuoss 5 Rinsch gülden, und eim reisigen 10,<br />

bezalt und on verzug ussgericht werden.<br />

Und sol <strong>der</strong> pund in d'ewikeit gestelt werden.<br />

Item, wan d'Eidgnossen fuergnomnen hörzug im Meiland tuon<br />

i) Am 26. Januar 1479 schloss Venedig den Frieden von Constantinopel,<br />

<strong>der</strong> ala ein Verrath an <strong>der</strong> Christenheit betrachtet wurde.


138 1479<br />

wellen, so wil in sin heilikeit 25,000 gülden daran ze stuer geben,<br />

un<strong>der</strong> die usszognen <strong>der</strong> staeten und landen ze teilen.<br />

Item, wenn d'Eidgnossen mit <strong>der</strong> Meilaendischen herschaft zuo<br />

friden kommen wurdid, dass sin heilikeit also darin vergriffen<br />

5 werde, dass, so ira gefalle, si darin bliben moege.<br />

Nun so moegen alle fromme kristen sehen, was eren und<br />

guots unser aller heiligister vater zuom ersten und vorab den Eidgnossen<br />

bewist; das ouch schinlich siner heilikeit nie gesehne<br />

ungehoerte gab bezuegt.<br />

io Und darum, so begert sin heilikeit antwort, so bald das sin<br />

mag, damit sich sin heilikeit mit andren kristenfuersten wisse<br />

dester bass zuo berichten.<br />

Zuo Zürich, uf den 24. tag Meien 1 ). |<br />

Hiemit hat <strong>der</strong> baebstlich bot für und für biss zuo erlangtem<br />

lsbeschluss angehalten.<br />

[180] Beschluss des punds, zwischen dem Roemschen babst<br />

und einer Eidgnoschaft ufgericht.<br />

Nun uf semlich oft und vilvaltig anbringen des Roemschen<br />

babsts, hie darum verzeichnet, dass man zuo unsern ziten iez<br />

20 dester offenbarer sehe und erkenne <strong>der</strong> Roemschen baebsten und<br />

irer kilchen entkristliche heilikeit, dahin ganz gericht, dass die<br />

einvaeltigen unberichten frommen kristen, und ouch hie son<strong>der</strong>lich<br />

ein from schlechte Eidgnoschaft, uss Unwissenheit und unachtsame<br />

des heiligen evangeliums Jesu Kristi, vest glowid und haltid,<br />

•« <strong>der</strong> Roemsch babst sie ira allerheiligister vater, und sin kilch sie<br />

ira allerheiligiste muoter, und was die fuernaemen und tueegen, sie<br />

itel heilikeit, Gots, Kristi, des heiligen geists, S. Peters und<br />

Paulis, und Kristi kilchen wort, werk und gepot: so doch nuet<br />

unglichers und wi<strong>der</strong>wärtigere, wie das ire wort, werk und gepot,<br />

aoso die recht ins glowens fuer probiert werden, heiter, heiter anzeigend.<br />

Was hat <strong>der</strong> Roemsch babst an ein Eidgnoschaft an<strong>der</strong>s<br />

begert, wenn ouch <strong>der</strong> grim Tuerk an si, als an ein kriegbar<br />

•) Eidg. Absch. III. 1. S. 34.


1479 139<br />

volk, begert haette: nämlich kristen ze würgen und ze ver<strong>der</strong>ben ?<br />

19. Ott. [181] So ist zuo Lucern uf den 19. tag October, zwischen dem<br />

Roemschen babst Sixt und <strong>der</strong> Eidgnoschaft 8 orten, zuosampt den<br />

(194)staeten Friburg und Solatern, ein vereinung und pund | beschlossen<br />

über gmein artikel, inhaltend und verbindende:<br />

s<br />

Dass, wenn dem allerheiligisten vater, babst Sixto, not anstiesse,<br />

sine heilikeit, sin heilig kilchen, und sin kristenglowen<br />

betreffend, also dass er einer Eidgnoschaft hilf bedoerfte und ervordrete,<br />

so sollen im <strong>der</strong> Eidgnoschaft obgenamte staet und län<strong>der</strong>,<br />

wo si eigner kriegen o<strong>der</strong> not halb nit gehindret slen, hilf io<br />

verwilligen und zuo lassen kommen, so vil gelegen und moeglich,<br />

ouch unabvor<strong>der</strong>lich, so lang sin heilikeit <strong>der</strong>en bedarf. Die<br />

selbigen sol sin heilikeit allein uf sinem und <strong>der</strong> heiligen kilchen<br />

ertrich unzerteilt bruchen, und si, wie vor angebracht, unverzogenlich<br />

versohlen, mit notturft und schirm versorgen. 15<br />

Und, so dann sin heilikeit ervordrung um hilf tuot, sol er iedem<br />

<strong>der</strong> Eidgnoschaft beneinten staeten und landen angends 1000 ducaten<br />

schicken und geben, über die bestimpten soeld, so den<br />

knechten gehören.<br />

Und so <strong>der</strong> krieg verjarete, so sol sin heilikeit, die wil <strong>der</strong> 20<br />

Eidgnossen knecht in irem dienst sind, jaerlich iren gemelten obren<br />

die 1000 ducaten on kosten uberlifren und bezalen; und sol dis<br />

vereinung des heiligen Taters babst Sixti leben lang wären, und<br />

(195)be<strong>der</strong> teil un<strong>der</strong>tanen und zuogewanten begrifen, etc. |<br />

Diser pund ward kum und langsam, und allein baebstlicher25<br />

heilikeit anbetung zuo gren, nach eins ganzen jars heftiger Werbung<br />

verwilliget und beschlossen. Wan d'Eidgnossen, in ansehen<br />

und erfarung <strong>der</strong> iren gross unruow, un[182]ghorsame, und ouch<br />

schädlichen vertust, so uss dem Franzesischen pund und froemden<br />

kriegen täglich erwuchs und zuonam, warend beschwert und so<br />

sorghaftig, sich witer zuo witer herren hrieg zuo verbinden; also<br />

dass, wo <strong>der</strong> Franzesisch pund nit gemacht war gsin, nimme<br />

gemacht war worden, ouch kummerlich bestaetet ward. Woltend<br />

ouch dem babst keiner zal verpflicht sin, wärid ouch gern des<br />

Meilaendischen kriegs abgsin, einmal ruow ze haben und friden.ss<br />

So vermeinten vil, baebstlicher heilikeit stueende keine not zuo,


140 1479<br />

krieg ze fueren, sun<strong>der</strong>lich wi<strong>der</strong> kristen, — so ondess grim vom<br />

Türken vervolgt, ouch einandren selbs vil ze vil verfolgtid; —<br />

sun<strong>der</strong> gmeinen frid und einhellikeit <strong>der</strong> kristenheit ze suchen<br />

und ze machen; da har ein from stat Bern gegen baebstlicher<br />

sheilikeit so verdacht ward, dass si sich durch eigne brief und<br />

boten muost entschuldigen *). Hargegen muosten sich etlich<br />

Lucerner gegen Eidgnossen entschuldigen, dem babst zuo lieb<br />

verarget des Meiländischen kriegs berichts verhindrung. Als<br />

aber ein from Eidgnoschaft, uss althargebruchtem andacht zuom<br />

loRoemschen stuol, ires aller heiligsten [183] vaters hochtrungenliche<br />

Werbung nit ganz dorst ussschlahen, da mit er ie doch, wie<br />

begert, einer | kriegsgefoerchten Eidgnoschaft namen haette, ward(196)<br />

obgemelter pund ufgericht und beschlossen durch hienach benemte<br />

bei<strong>der</strong> teilen gwalthaber: vom babst obgenemter her Genlstilis,<br />

bischof; und von Eidgnossen: von Zürich her Heinrich<br />

Roest, burgermeister, riter; von Bern her Peter von Wabren,<br />

alt schultheiss, riter, Barthlome Huober, venner; von Lucern<br />

her Heinrich Hassfurter, schultheiss, riter, her Casper von<br />

Hertenstein, riter, Hans Ver, bed alt schultheissen, Peter Tanäoman,<br />

Ulrich Feiss; von Ure Hans Stiess, Jakob Arnolt, alt<br />

amman; von Swyz Cuenrat Jacob, alt amman; von Un<strong>der</strong>walden<br />

Rüede Zimmerman, amman; von Zug Hans Schel, alt amman;<br />

von Glaris Wernher Edly, alt amman, Ott Wand; von Friburg<br />

Jacob Bunyet, und von Solatern Cuonrat Vogt, alt schultheiss 5 ).<br />

25 Ward durch einen probst von Lucern 3 ) gon und von Rom gevertiget,<br />

und diser bot wol gehalten und erlich begäbet. Und das<br />

ist <strong>der</strong> erst pund, so die Roemschen baebst, eigner ansuochung,<br />

mit einer hochgeachten Eidgnoschaft haben verpunden und veri)<br />

Am 5. Febr. und 21. Aug. 1479 (Raths-Man. 26. S. 23 n. 27. S. 126)<br />

ist von ernstlicher Missstimmung gegen den Legaten Gentilis die Rede. Er<br />

habe « nüt güts gemacht» — « man solle in des glimpflichsten ab statten<br />

wisen.»<br />

*) Die Eidg. Abschiede (III. 1. S. 49) zum 18. October geben die Namen<br />

ebenfalls an, doch fehlen dort einige <strong>der</strong> hier genannten.<br />

3 ) Peter Brunnenstein. (Eidg. Absch. III. 1. S. 52.)


1479 141<br />

schriben 1 ). Da har diser Sixt vil ablass und baebstliche friung in<br />

ein Eidgnoschaft hat geben, einer stat Lucern paner mit des<br />

heiligen oelbergs bildung geziert, einer stat Bern starken ablass,<br />

chorhernpfruond-lehen zuo Anseltingen und Zofingen, item bestaetigung<br />

irer stat friheiten und die goldmünz gäbet 2 ). Doch soswurden<br />

die bullen kum gevertiget und tuer [184] gnuog erholet;<br />

dan ein stat Bern diss jars darum dri botschaften gon Rom hat<br />

(197) verkostet. |<br />

Von weseu und vereinung kueng Mathys von Ungern und<br />

gmeiner Eidgnossen. i»<br />

26. Hin. Diss jars, uf den 26. tag Merz, uss treffenlichem ouch gepuerlichem<br />

ansuchen des herlichen, stritbaren kuengs Mathisen von<br />

Ungeren, haben gmein Eidgnossen, als kristenlichem glowen ze<br />

helfen gneigt, mit dem selbigen kueng 11 jar lang ein fruentliche<br />

vereinung angnommen und verbriefet 3 ), nämlich gegen enandren 15<br />

friden ze halten, gmeinen nuz und notwendige haendel und wandel<br />

zuozelassen und ze fuerdren, aber schaden und die wi<strong>der</strong>wärtigen<br />

ze ussern und ze hin<strong>der</strong>en etc.; was fuernemlich uss dem grund<br />

beschehen, als <strong>der</strong> egemelt Mathias, 18 jaerig, — von nidrem stam,<br />

des redlichen hoptmans und wida, her Johans Huniads 4 ) sun ]2 o<br />

ze Wien gefangen, nach sines edlen hern kueng Lasseis 5 ) vergiften<br />

tod, zuo wun<strong>der</strong>licher aendrung uss <strong>der</strong> gefaengnuss [185] uf den<br />

küngklichen stuol gesaezt, und uss einem ums hopt gevangnen knecht<br />

ein maechtiger, frier kueng gemachet was 6 ); — und vom Roemschen<br />

') Die Vereinung wurde in Luzern beschlossen am 18. October 1479<br />

(Eidg. Absch. III. 1. S. 49. 50), vergl. Botschaft von Bern an Burkart Stör<br />

nach Rom vom 22. October, Raths-Man. 27. S. 208; besiegelt wurde <strong>der</strong> Bund<br />

am 19. November gl. Jahrs.<br />

2 ) Vergl. hienach.<br />

3 ) Die Eidg. Absch. (III. 1. S. 50) verzeichnen den Abschluss zum 18. Oct. 1479.<br />

4 ) Johann Huniad, Statthalter (Wida) von Ungarn unter dem König<br />

Ladislaus Posthumus, gest. 11. August 1456.<br />

5 ) Ladislaus, König von Böhmen und Ungarn, <strong>der</strong> letzte seines Stammes,<br />

war, erst 18 Jahre alt, am 26. November 1457 gestorben.<br />

6 ) Matthias Corvinus wurde im Januar 1458 von den Ungarn zum<br />

König gewählt, während er in Wien als Geisel gefangen sass. Vergl. über<br />

ihn und seine Regierung: Mailatb, Geschichte von Ungarn.


142 1479<br />

keiser als mans erben, und vom kueng Casemir von Polen als<br />

wibs erben •), item und vom grossen Tuerken | und von den Venediern<br />

als vienden hart angefochten und bekriegt ward; uf dass<br />

er dester bass moechte wi<strong>der</strong>stand tuon und die strits wit ver-<br />

5 ruempten Eidgnossen durch die fuersten von Oesterrich nit wi<strong>der</strong> in<br />

ufgebracht wurdid, machet er dise vereiuung, zu <strong>der</strong>en <strong>der</strong> babst,<br />

<strong>der</strong> Franzesisch kueng und ouch d'Eidgnossen selbs geneigt, um<br />

siner redlikeit willen, dass er e wolt sin leben und sine krön<br />

verlieren, denn wie d'Venedier mit dem Tuerken einichen friden<br />

i 0 annemen. Er erwarb ouch durch <strong>der</strong> Eidgnossen erpetne botschaft<br />

fruendschaft bim Franzesischen kueng, und bi herzog Sigmund<br />

von Oesterrich fridlichen bestand 2 ). Dardurch er demnach<br />

den Polaendischen kueng abwist, die Behemsche krön ervolgt,<br />

d'Venedier im vereint und den mächtigen Tuerken <strong>der</strong> massen<br />

wuss sinem land schlug, dass, wie [186] geglowt, wo in <strong>der</strong><br />

Roemsch keiser nit hätte hinden angriffen, das edel keisertuom<br />

Constantinopel in sine hand komen waer. Kart sich vom verjagten<br />

Tuerken um, zuo schirm sines richs, und zuo erobrung siner<br />

S. Stefans krön, die <strong>der</strong> bischof von Gran, mit | dem kueng Lasseis (199)<br />

so schaz, zuom Roemschen keiser hat entfueert 3 ); verbrant und berowt<br />

das land Oesterrich, erobret den fluchtigen bischof mit <strong>der</strong> krön<br />

und schaz, gewan und behielt die hoptstat Wien 4 ), darin er<br />

sines richs wun<strong>der</strong>baren anfang und loblich end wi<strong>der</strong> beide<br />

keiser, den Roemschen und Türkischen, sighaft hat genommen.<br />

as Ein so herlicher kueng, als er in Ungern ie gewesen, und zuo <strong>der</strong><br />

zit un<strong>der</strong> allen kristlichen fuersten wi<strong>der</strong> den grossen Machmet <strong>der</strong><br />

fuernempst; hielt ein lobliche Eidgnoschaft in <strong>der</strong> lieb und er,<br />

dass er alle sines glueks taten ira vast fruentlich zuoschreib, ouch<br />

etlich Eidgnossen an sinem hof [187] wol hielt und versoldet 5 ).<br />

•) Beide Fürsten erhoben Anspruch auf den erledigten Thron.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 50. 51.<br />

3 ) Beim Wie<strong>der</strong>ausbruch des Krieges zwischen Matthias und dem<br />

Kaiser brachte <strong>der</strong> Erzbischof von Gran den ungarischen Kronschatz zu<br />

Friedrich III.<br />

*) Am 1. Juni 1455.<br />

s ) Ueber den ganzen Abschnitt siehe Segesser: Kleine Schriften IL Die<br />

Beziehungen <strong>der</strong> Schweizer zu Matthias Corvinus.


1479 143<br />

Von dem grossen Machmet und kaan, zii diser zit gewesen.<br />

Obgemelter Machmet•), diser jaren in Asia und Kriechen<br />

Türkischer keiser, von groesse wegen siner taten genempt <strong>der</strong><br />

gross Tiirk, hat in 31 jaren sines richs den kristen angewonnen<br />

zwei keisertuom, nämlich 11-453 j das Constantinopolsch und 11460 |r»<br />

Trapezontisch, 4 kuengrich, 20 fuerstentuom, 200 staet, und on zal<br />

volks. Die beiden keiser Constantinus 2 ) undThoman 3 ) mit iren<br />

bischofen und on zal edler lassen enthopten, den Walachischen<br />

kueng Steffan, darum dass er sinen vater hat vom rieh entsezt,<br />

lassen schinden und darnach enthopten. Er was da hin kom-io<br />

(200) men, dass wo <strong>der</strong> gross kaan von Persia, und | zuovorab <strong>der</strong><br />

Kristen groester, gerechter und barmherziger Got in nit verhindret<br />

und hingenommen [188] hätte 4 ), dass er die ganze Kristenheit<br />

in einen winkel getrukt, in schrecken und forcht des un<strong>der</strong>gangs<br />

hat gebracht; also dass ouch ir allerheiligister vater, 5<br />

Sixtus, siner heilikeit heilige stat Rom wolt S. Peter und S. Paul<br />

zuo behueeten übergeben haben, und wie <strong>der</strong> dingt hirt in Frankrich<br />

sin geflohen 5 ).<br />

Dan als <strong>der</strong> kan Asymbech 6 ), von nidrem harkomen, durch<br />

sine taten so gross worden und gnemt, dass er her zuo Persia, 20<br />

Babillonia, Armenia, item ein her fueert ze ross und ze füss<br />

700,000 man, und durch anwisung, bit und gab des Roemschen<br />

babsts und <strong>der</strong> Venedieren, ouch uss eigner grossmueetikeit bewegt,<br />

den grossen Mahmet angreif, im an zweien striten 11469 [<br />

ob 70,000 Türken erschlug, aber an dem driten |1473| überlistet25<br />

40,000 man verlor, — do sprach <strong>der</strong> Mahmet: worum zerstören wir<br />

•) Muhamed IL (1450—81).<br />

») Coustantin Palaeologus kam um bei <strong>der</strong> Eroberung von Constantinopel<br />

am 20. Mai 1453.<br />

') Der letzte Kaiser des Reiches von Trapezunt hiess David Comnenus.<br />

Er wurde 1460 hingerichtet.<br />

4) Mohamed II. starb am 3. Mai 1481.<br />

5 ) Im Schrecken über die Landung <strong>der</strong> Türken in Otranto war Sixtus IV.<br />

im Begriff, in Frankreich eine Zuflucht zu suchen.<br />

«) Usunhasan, Khan von Persien; vergl. über ihn und sein Verhältniss<br />

zu Mohamed IL: Hammer, Geschichte des osman. Reiches IL 336.


144 1479<br />

einandren, so eins glowens und stammens, von <strong>der</strong>en wegen,<br />

die unser und unsers glowens ewige und toetliche viend sind,<br />

nämlich die kristen? Antwort im <strong>der</strong> kan: was ich den kristen<br />

verheissen, hab ich sollen und ieztan gehalten; fuerahin [189].<br />

5 wie unsere natürliche frintschaft und die heilikeit unseres glowens<br />

ervordret, so woellen wir eins sin und unsere macht wi<strong>der</strong><br />

unsere gmeine viend darstrecken. Do schied, wie es zit was,<br />

<strong>der</strong> kristen allmächtiger Got und brach <strong>der</strong> weit gwaltigsten<br />

hern anschlag, wan dise beid hienach bald stürben •), und ire<br />

iosuen s ), mit eigner zwitracht verhindret, Hessen die | unsinnigen (201)<br />

kristen sich selber ouch mit bluotigen kriegen verhergen und ire<br />

hoepter, nämlich den babst Italiam, und den keiser Frankrich.<br />

Es ward gesagt, dass diser Mahmet ab einer wit verrueemten<br />

Eidgnoschaft ein gross verwundren haette 3 ), dass ein so klein<br />

lsvolk soelte über all Europisch nationen kriegspris haben, Tuetschen<br />

und Waelschen forsten, ouch irem Roemschen keiser wi<strong>der</strong>stand<br />

tuon; also dass in ouch mit iren lueten ze striten gelust<br />

habe. An oberzaelten Tuerkischen bericht soeltid billich des frid<br />

und lieb gebietenden Kristi berueemte stathalter, babst, keiser,<br />

»okueng, fuersten, communen, noch huet wol gedenken; aber uss dem<br />

gericht Gots so l'art <strong>der</strong> wueetend fuerst diser touben weit fuer fuer.<br />

[190] Wie die Venedische botschaft von Eidgnossen abgevertiget.<br />

Un<strong>der</strong> oberzaelten sachen, nach dem und die Venedier nun<br />

25 27 jar gegen den grossen Mahmet in staetem schweren krieg, mit<br />

grossem verlust an land und lueten, uf dem mer und erdrich<br />

on iemands hilf waren gestanden, und si nun darzuo <strong>der</strong> kristen<br />

obrister vater, so si billich soelte väterlich geschirmt haben, ouch<br />

fuernam mit kriegsgwalt ze traengen: do santends | ire treffenliche (202)<br />

i) Usunhasan starb 1478.<br />

') Die Söhne Mohameds II. waren Bajazid und Dschem. Siehe über<br />

diese hienach zum Jahre 1481.<br />

3 ) So behauptete wenigstens <strong>der</strong> Gesandte des Königs Matthias, Jakob<br />

Rcinezhausen (Eidg. Absch. III. 97.)


1479 145<br />

botschaft, nämlich fuenf irer raeten mit 30 pferden, zuoin kueng von<br />

Frankrich, erwurbend eine vereinung, ritend von dem durch ein<br />

Eidgnoschaft, mit gleit zuo Bern geben 1 ), heim, haftend mit des<br />

kuengs fuerdrung an d'Eidgnossen ouch um vereinung geworben;<br />

was inen von grosser gschaeften wegen fruentlich abgeschlagen 2 ). 5<br />

Als aber <strong>der</strong> heilig vater zuernet und bannet, machtends mit dem<br />

Mahmet, dem si bass truwten und me wuesten zuo geniessen, einen<br />

bericht 3 ), gabend im [191] wi<strong>der</strong> die staet und plaez, so zuo Constantinopel<br />

gehört hatten, item und von etlichen inseien 8000<br />

ducaten jaerlich tribut; hargegen solt er inen zuo Constantinopelio<br />

ein baly 4 ) und das mer fri lassen. Darob <strong>der</strong> babst noch me<br />

ze zuernen und ze klagen ursach nam, also dass si diss jars ire<br />

botschaft zuo gmeinen Eidgnossen schikten, inen ire not mit<br />

entschuldigung anzezeigen, und ouch mit hoher, frintlicher erpietung<br />

ein vereinung ze begeren. Do wurdens vor'n Eidgnossen u<br />

so treffenlich vom bapst und vom Ungerischen kueng verunglimpft<br />

und verleidet, dass d'Eidgnossen ire botschaft hiessen von Lucern<br />

(202)ubern Gothart ungesumt heimp varen 5 ). |<br />

Des Franzesischen kuengs und <strong>der</strong> Eidgnossen vertrag<br />

um Burgun. 20<br />

Wie wol <strong>der</strong> Roemsch keiser und sin sun, die Burguner und<br />

<strong>der</strong> ni<strong>der</strong> pund treffenlich wi<strong>der</strong> den Franzesischen kueng handleten<br />

und ab sinem inbruch sich hoch erklagten, dass die stat<br />

Bisanz und die grafschaft Burgun von recht dem heiligen Roemschen<br />

rieh züstueende, ouch iez dabi und bi Tütscher nation [192]25<br />

moechte und soelte behalten werden; zuo dem dass <strong>der</strong> Roemsch<br />

keiser, sin sun und die Burguner ein ewige vereinung mit<br />

gmeinen Eidgnossen und pundgnossen ze haben begerten, und<br />

ouch gemachten bericht nach irem vermögen ze halten zusagten;<br />

') Salvus conduetus <strong>der</strong> Eidg. vom 26. Juni 1477 (Lat. Miss. B. p. 38').<br />

2) Am 31. Oct. 1478. (Eidg. Absch. III. 1, S. 17.)<br />

3 ) 26. Jan. 1479. [ Siehe oben S. 137.<br />

4) Den Commissär Venedigs zum Schutz des Handels nannte man Bailo.<br />

5) 31. Mai u. 16. Juni 1479. (Eidg. Absch. III. 1, S. 35. 38.)<br />

10


146 1479<br />

wan dass bisshar verheissne bezalung und Versicherung nit waer<br />

besehenen, käme uss ir unvermoeglichkeit, so inen uss schweren<br />

kosten des kriegs zuostueende. Nämlich so hätte die grafschaft<br />

erst den knechten ussgericht 30,000 Rinsche gülden, und denen<br />

5noch 8000 schuldig. Sobald aber inen zuo friden, wie si begerten,<br />

geholfen wurde, so mueeste inen nach gutem benueegen gnuog<br />

getan werden. Noch dennocht, als die Burgunschen gemachtem<br />

bericht nit nachkamend 1 ), Hessen d'Eidgnossen diser anbringen<br />

und werbung anston und machtend mit dem Franzesischen kueng.<br />

io — uf sin hoch erpieten und zusagen: nuezid wi<strong>der</strong> das Roemsch rieh,<br />

wi<strong>der</strong> d'Eidgnossen, noch ire [193] puntgnossen unbillichs o<strong>der</strong><br />

gwaltigs ze tuend, ouch das Burgunsch land, das er als rechthaben<strong>der</strong><br />

lehenher den merenteil hab mit gwaltiger hand erobret,<br />

in gnaden ze halten und ze schirmen, — einen vertrag, dass er inen<br />

15 fuer ire ansprach an Burgun soelte versichern | und geben 200,000 (203)<br />

Rinsche gülden, nämlich von Ostren zue Ostren jaerlich 30,000<br />

gülden, in sinen kosten ze bezalen. Actum zu Lucern, uf den<br />

nuenden tag September 2 ). Und dise suendrung, wie wol vast ungern,<br />

muosten die andren puntsgnossen a ) zulassen; wan d'Eidüo<br />

gnossen wolten keinen krieg von <strong>der</strong> Burgunschen landen wegen<br />

nie haben, noch iren tueren puntsgnossen, den Franzesischen kueng,<br />

hierum verlassen und verlieren. Und also so sind die Franzesische<br />

kueng und die Oesterrichische fuersten fuer diss hin um des<br />

Burgunschen herzogen verlassnen richtuom in strengem kämpf biss<br />

25 uf unsere zit verharret und beliben.<br />

[t94] Ton drien botschaften, so diss jars ein lobliche stat<br />

Bern gon Rom hat verrichtet.<br />

Diss jars hat ein lobliche stat Bern dri botschaften mit<br />

merklicher ruestung, brieten und gelts, zuom aller heiligisten vater<br />

gon Rom verrichtet, die erste, uf den 25. tag März ussgesent, 25. Min.<br />

•) Wie<strong>der</strong>holt verlangten die Stände von Hochburgund Aufschub für<br />

die versprochene Zahlung. (Eidg. Absch. III. 1. S. 18. 25. 26. 36 etc.)<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. S. 48.<br />

') Nämlich die Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>n Vereinung.


1479 147<br />

was meister Niclaus Schmid, statschriber zuo Thuni); die andre.<br />

25.Mai.uf den 25. tag Meien, was doctor Johan Haering, korher zuo<br />

th. Od.Zuerich2); die dritte, uf den 25. tag October, was <strong>der</strong> probst<br />

Stör zuo Anseltingen 3 ); <strong>der</strong>en bevelch was, zuovoran einer sun<strong>der</strong>s<br />

zuom heiligen Roemschen stuol andächtigen stat Bern vor bäbstlichers<br />

heilikeit Unwillen 4 ) abzeleinen, und darnach, so <strong>der</strong> heilig vater<br />

(204) Sixt das heilig Ramsch jubeljar, — so vom achten Bonifatio erdacht<br />

ufs hun<strong>der</strong>test jar, und vom nuenten Bonifatio ufs fuenfzigest gesaezt,<br />

— hat ufs fuenf und zwenzigest bracht und ieztun<strong>der</strong> [195]<br />

mit hochem ruf und brang begieng, lassen werben um jubel ablass,io<br />

an Vincensen kostlichen buw ablass, und um vollen bruo<strong>der</strong>ablass<br />

an die bruo<strong>der</strong>schaft unser frowen enpfaengnuss, ieztan nuewlich<br />

von siner baebstlichen heilikeit ze firen mit 8 tagen, 7 zit, grossen<br />

ablass ufgesezt. Item, — so <strong>der</strong> allerheiligst Roemsch babst und<br />

die heilig Roemsch kilcb, <strong>der</strong> weit hopt, einem Roemschen k eiser is<br />

keiserlich ampt und gwalt verlicht, so dan <strong>der</strong> Roemsch keiser,<br />

oft darum angesucht, einer loblichen stat Bern bestaetigung irer<br />

keiserlichen rechten und friheiten nit hat woellen lassen verlangen.<br />

— dass sin heilikeit dieselbe bestaetigung, und ouch friheit, Rinisch<br />

gold un<strong>der</strong> irem namen und zeichen ze münzen, woelle geben 5 ).20<br />

Item, und dass sin heilikeit, in ansehen und zuo eren einer<br />

loblichen stat Bern und gmeiner Eidgnoschaft, ieztund nit unbillich<br />

ein sul des glowens gnaempt, ouch uss sinem hohen verdienst<br />

gegen baebstlicher heilikeit und siner kilchen, disen irer<br />

heilikeit protonotarium, diacon etc., her Burkart Stoeren, probst 2»<br />

zu Anseltingen, woelle mit höherer wurdikeit und stat begaben,<br />

so doch vil mintuerer sien zuo cardinaelen gemachet worden. [196]<br />

•) Instruktion an Magister Niclaus Faber von genanntem Tage im lat.<br />

Missb. B. p. 208 •> —210.<br />

2) Instruction vom genannten Tage im lat. Miss. B. p. 231 b . Der Name<br />

des Abgesandten ist aber hier nicht genannt.<br />

») Lat. Missb. B. p. 294».<br />

4 ) Nämlich über den Bund mit Frankreich und die Zögerung Berns<br />

die päpstliche Vereinung anzunehmen.<br />

6 ) Die verlangte Freiheitenbestätigung wurde vom Papst ausgestellt<br />

durch die noch vorhandene Bulle vom 10. Mai 1479 («... privilegia ecclesiastica;<br />

libertati non contraria ...»).


148 1479<br />

Item, und iren canzler, doctor Thuering, um eine volle graz und<br />

dispensaz, priester ze werden und allerhand riche pfruonden ze<br />

haben etc'). | (205)<br />

Item, ira ze eignen die priester-, korhern- und kapplan-pfruond-<br />

6lehen <strong>der</strong> stiften zuo Zofingen und zuo Anseltingen.<br />

Des letsten botens bevelch hielt: nit über einen monat zuo<br />

Rom ze verharren; wo <strong>der</strong> babst nit losen (wolle), fuer <strong>der</strong> cardinael<br />

versamlung ze keren; wenn vil geheischet wurde, den<br />

Meilaendischen reiskosten fuerzehalten und omnia gratis heischen;<br />

io was dem Roemschen hof nit gemeint, noch gewon. Nun so erlangt<br />

dis letster bot fuer sich selbs grossen nam und pfruonden, graz<br />

und exspectazbullen, von <strong>der</strong>en wegen zuo erjagen ein stat Bern<br />

ein merklich buoch fuergschriften an Tatsche und Waelsche hern,<br />

baebst, cardinael, bischof, ept, eptissin, kloester und stiften, keiser,<br />

iskueng, herzogen, fuersten und staet hat ussgesent 2 ). Hat einen<br />

willigen canzler und gnädige hern; muost dennocht vor armuot<br />

im ban sterben 3 ). Des babst gaben sind oben bi sinen gschaeften<br />

angezeigt worden. | (206)<br />

[197] Von einem wun<strong>der</strong>lichen, abergloeubigen rechts-<br />

20 handel, die inger, kaefer und wuerm zii verbanne»<br />

und zn vertriben.<br />

Es hat ein wise stat Bern, von iren geistlichen beredt, irem<br />

harzuo beratnen und geneigten statschriber, Thuering Frickern,<br />

<strong>der</strong> rechten doctor, uf den 22. tag Meien, einen wolussgespizten,<br />

»r, latinischen, vollmächtigen gwaltsbrief un<strong>der</strong> irem sigel geben, die<br />

i) Vergl. die obenerwähnte Instruktion vom 25. October 1479.<br />

2) Das lat. Missb. zählt 17 solche Briefe in einem eigenen Verzeichniss<br />

von <strong>der</strong> Hand Th. Frickers.<br />

3) Barkhart Stör war päpstlicher Protonotar und Diacon, Nuncius in<br />

Oberdeutschland und <strong>der</strong> Schweiz, Administrator des Bisthums Lausanne,<br />

Dekanatsvorstand von Könitz, Propst zu Amsoltingen, Prior von Münchenwyler<br />

und Peterlingen und erster Dekan <strong>der</strong> Stift zu Bern. Er starb 10.<br />

Juli 1485 und wurde im Münster begraben, aber wegen unbezahlter Schulden<br />

wurde er in päpstlichen Bann gethan und wie<strong>der</strong> ausgegraben, bis die<br />

Stadt die Gläubiger befriedigte, (v. Stürler, Hdschr. in <strong>der</strong> Stadtbibl. Bern )


1479 149<br />

schadhaften, reubischen inger, kaefer und wirm, mit geistlichs<br />

rechtens, an ordentlichem gricht zuo Losau erlangten und ussgekuenten<br />

ban, verluetung und verschiessung') — wie, als man sagt,<br />

die ael uss dem Jenfersee — uss all iren gepieten und landen ze<br />

vertriben 2 ). Und wie wol die inger, als contumaces und violenti*<br />

raptores et occupatores, das recht, — villicht uss untruw ires unmindigen<br />

fuersprechens, — verluren und heftig gebannet wurden,<br />

dennocht, ungeirret des grossen bannes, blibens in irer gewerd<br />

und possession so stark, dass man zuo unsern ziten S. Mangen<br />

heiltuom von S. Gallen, dem mess und kruezgang stiftet, wi<strong>der</strong> 10<br />

si beschikt. Noch so verharrends so [198] lang, als <strong>der</strong> gerecht<br />

Got <strong>der</strong> undankbaren, untruewen ertrich durch si plagt und straft.<br />

Hie wol zuo sehen, was Gots worts unachtsame und eigen guotdunkens<br />

achtsame glouwens geboere; alles uss baebstlichs gwalts<br />

(207) heiligung erwachsend, als ob Kristi ban ouch ein zoberi sie. | 15<br />

Anfang und ufsatzung des kruez- und mittaggefoets<br />

und luetens.<br />

Abzepitten die plag harter pestilenz und tuere, zuo gedaechtnuss<br />

und eren dem heiligen liden Kristi, hat ein stat Bern uf S. Simons<br />

und Judas abend in all iren gebieten ufgesaezt und ver- M<br />

ordnet, dass täglich uf die gmeinsamste mess, so <strong>der</strong> priester<br />

ab altar gat, er und alle dawesende menschen ni<strong>der</strong>knuewen, die<br />

mau mit ussgespannen armen und die wiber mit ufgehepten banden<br />

fuenf paternoster und ave Maria soellen andächtig beten,<br />

darzuo ein gloken lueten, und die unghorsamen um ein pfundas<br />

wachs strafen 3 ). Dis wit und wolgerueempte gwonheit ist in aller<br />

Eidgnoschaft bliben bis zuo ernuewerung des heiligen evangeliums,<br />

') Verlütung und Verschiessung ist die Auskündung des geistlichen<br />

Bannes durch Glockengeläute und durch Nie<strong>der</strong>werfen und Auslöschen geweihter<br />

Kerzen.<br />

2) Missb. D. 236*, 240 b und beson<strong>der</strong>s 245 b . Von einer ähnlichen<br />

Verbannung <strong>der</strong> Aale aus dem Genfersee ist nichts bekannt.<br />

») Gebot an Stadt und Län<strong>der</strong> vom genannten Tage (27. Oktober).<br />

Miasb. D. 303*.


150 1479<br />

da uss erlernung rechter gotsdiensten die abgoetische mess mit all<br />

irem entkristlichem anhang ist von den gloeubigen ab- und hingeton<br />

worden. ?<br />

Unlang vor disem jar hat kueng Ludwig von Frankrich die<br />

s mittag-gloken und gepet, unser lieben frowen zuo eren uf einem<br />

knie dri ave Maria ze beten, friden zuo erwerben, ufgesaezt.<br />

Des glichen zuo Verlegung <strong>der</strong> bösen schwueeren und laestrung<br />

<strong>der</strong> heiligen marter kristi, so haben die obren Tuetschen, zuo lob<br />

und ßr dem heiligen liden und sterben Kristi, ir mittag-gluet und<br />

io gebet ouch angenommen und behalten. | (208)<br />

Einer loblichen stat Bern notwendig insehen wi<strong>der</strong><br />

reisgloeuf und fuerkouf.<br />

Diss jars hat eine fuersichtige stat Bern strenge gebot zuo<br />

u mermalen bi hochen buossen in all ire gepiet lassen ussgon wi<strong>der</strong><br />

die meineidigen, unghorsamen kriegsufwigler und loefer'), und<br />

besun<strong>der</strong> die an Hb, er und guot ze strafen, so da schuld haetten<br />

an <strong>der</strong> verräterischen und mör<strong>der</strong>ischen tat, zuo Toll 2 ) ergangen.<br />

Item und wi<strong>der</strong> den untruewen, schädlichen fuerkouf den koeuferen<br />

so und verkoeuferen 10 pfund pfenning buoss ufgelegt, und zuo guot<br />

und hilf einer gmeind und [200] gmeinen maerkten geboten, dass<br />

alle aessige ding, frucht, vich, molken, nit bi hus o<strong>der</strong> sust bestelt<br />

o<strong>der</strong> verkouft, sun<strong>der</strong> alles uf ofne, frie maerktstaet sollen<br />

gefueert und verkouft werden 3 ) s ).<br />

») Der grösste Theil von S. 200 und die ganze S. 201 sind unbeschrieben.<br />

') 4. März 1479. «An Mr. Hrn. amptlüt in stet und län<strong>der</strong>: das man<br />

allenthalb die gmeinden samle und heis an helligen sweren, in keinen<br />

frömbden krieg ze ziechen, und welich das brächen, dass die Mn. Hrn. in<br />

schrift geben werden; wellen M. Hrn. in ir todbuch schriben und für meineid<br />

halten und zu iren gütern griffen.» (Raths.-M. 26. S. 92 u. Missb. D. 213 b .)<br />

2) Döle, die Hauptstadt von Hochburgund, wurde am 3. Mai 1479 von<br />

den Franzosen durch Verrath eingenommen und grausam zerstört. Die<br />

Schweizer sollen dabei betheiligt gewesen sein. Ueber die Strafe <strong>der</strong> Schuldigen<br />

siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 38. 42.<br />

3) Freitag nach Hilarii (16. Januar) 1479. Missb. D. 197».


1480 151<br />

1480.<br />

Babst: Sixtus IV. 9. Roemscher keiser: Fridrich III. 41.<br />

Franzesischer kueng: Ludwig XL 20. Schultheiss: von Erlach. 2.<br />

[202] Dass <strong>der</strong> Franzesisch kueng bin Eidgnossen des Meilaendischen<br />

kriegs foerichtung, sines punds bestätung, s<br />

und den ersten verordneten ziizug erlangt hat.<br />

Im jar Christi Jesu 1480, nachdem ein lobrich Eidgnoschaft<br />

(209) wit und breit, so hoch geachtet was, dass | allein ira nam den<br />

fruenden trost und den vienden vorcht bracht, do hond geistliche<br />

und weltliche stand, babst, keiser, kueng, fuersten, staet, um irio<br />

frintschaft, o<strong>der</strong> vientschaft zuo vermiden, an si geworben, und<br />

fuertreffenlich <strong>der</strong> Franzesisch kueng, dem noch bisshar Swyz und<br />

Unterwaiden, von irem heiligen bruo<strong>der</strong> Clausen gewarnet, nit<br />

voellige zuesag geton hatten, etlicher artiklen Sicherung vor woltend<br />

haben. So entschltigen sich die an<strong>der</strong>n Eidgnossen, imis<br />

begerte hilf ze geben, von des Meilaendischen kriegs wegen, welchen<br />

<strong>der</strong> Roemsch babst im selbs und dem Türken ze lieb begert<br />

ufzehalten, o<strong>der</strong> ie sich in machenden bericht inzeschHessen. So<br />

drang aber <strong>der</strong> Franzesisch kueng, [203] den ') zuo richten, zuo ein),<br />

dass des babsts vigenden, nämlich den Florentinern, Venediern2o<br />

und Meilaen<strong>der</strong>n, sinen pundgnossen, die Eidgnoschaft abgeladen,<br />

zum andren, dass im, zuo schirm sines sichs und zuo abwisung<br />

sines schweren Burgunschen kriegs, <strong>der</strong> Eidgnossen hilf nach<br />

vergrifner buendnis versichert und zuogschikt wurde 2 ). Und also<br />

uss willen <strong>der</strong> Eidgnossen, die des kriegs mueed und unwillig 25<br />

waren, ouch wi<strong>der</strong> den willen des babsts und des Tuerken, dann<br />

si bed wi<strong>der</strong> die kristen zuo kriegen eins waren, macht <strong>der</strong> kueng<br />

') Nämlich den Krieg <strong>der</strong> Eidgenossen mit Mailand.<br />

') So lange die Eidgenossen mit Mailand im Krieg standen, waren sie<br />

einerseits Gegner <strong>der</strong> Bundesgenossen Frankreichs, an<strong>der</strong>seits nicht zur<br />

Lieferung <strong>der</strong> 6000 Mann Hülfstruppen verpflichtet, daher das doppelte<br />

Interesse Frankreichs am Abschluss des Friedens.


152 1480<br />

den friden'). Er erlangt hiemit gegen gmeinen Eidgnossen sin<br />

beger, nämlich dass <strong>der</strong> bund, vor fuenf jaren allein durch Bern<br />

bewart, iezt [204] mit <strong>der</strong> 10 orten siglen bestaet ward s ), und im<br />

daruf in Burgun gon Tschalun 3 ) von gemelten orten, | nach lut (210)<br />

ödes punds, 6000 wolgeruester man mit ufgerichten vaenlin zuogschikt<br />

4 ); so hat er vor selbsgelofner Eidgnossen ouch uf 6000,<br />

dass do zum mindsten gschaezt wurden 12000 Eidgnossen in des<br />

kuengs dienst.<br />

Was grossen nutzes einer truwen Eidgnoschaft truwe hilf<br />

io den klingen von Frankrich bracht hat.<br />

Als aber <strong>der</strong> kueng in zuokunft diser hilf hat ein bstand mit<br />

herzog Maximilian beschlossen 5 ), schikt er die gsanten Eidgnossen<br />

mit iren zeichen ßrlich und wol besoldet wi<strong>der</strong> heim und<br />

behielt die andren zuo einer huot und schirm sin und sines richs,<br />

io wurde gnemt des Delfins gard, [205] die vor nie von keinem<br />

kueng von Frankrich was gehalten; bracht hiemit züwegen, dass<br />

in nit allein sines riches erbvigend, die Engeischen und Burguner,<br />

riewig liessent, sun<strong>der</strong> ouch, dass im sine fuersten, staet und land,<br />

vor eintwe<strong>der</strong>s fri o<strong>der</strong> unghorsam, ouch sinen nachkommen eigen<br />

io und un<strong>der</strong>taenig sind worden, desse die kueng von Frankrich einer<br />

frommen, truewen Eidgnoschaft, wie wol die Franzesischen gschichtschriber<br />

irer in eren ganz nuet gedenken, nimerme gnuogsam gedanken<br />

noch vergelten moegend; wan vor und bi disem kueng<br />

Ludwig hond die kueng von Frankrich die schädlichsten unruow<br />

25 von iren selbs un<strong>der</strong>tanen erliten, denen si eintwe<strong>der</strong>s selbs vigend,<br />

[206] o<strong>der</strong> den vigenden anhiengen, so oft inen ire kueng nit anmietig<br />

waren. Deshalb die kueng grossen schaden an land und<br />

•) Den durch Ludwig XL vermittelten Friedensvertrag mit Mailand<br />

vom 29. Septb. 1479 und 3./5. März 1480 s. Eidg. Absch. III. 1. S. 673-688.<br />

') Ueber die Verhandlungen vergl. Eidg. Absch. III. 73 u. ff., bes. 76<br />

(19. Juli 1480 zu Luzern).<br />

s ) Chälons sur Saöne.<br />

4) Der Auszug wurde auf 16. Aug. festgesezt. (Eidg. Absch. III. 1. S. 77.)<br />

5 ) Am 27. Aug. 1480.


1480 153<br />

(211) ]uet, vor diser gard, oft | haftend enpfangen. Und noch zuo unseren<br />

ziten, als kueng Ludwig <strong>der</strong> XII. durch betrug des babsts sich von<br />

Eidgnossen gscheiden hat, begegnet im merklicher schad, also<br />

dass uss sinen pundgnossen vigend wurden, von denen er sich<br />

nach verlust land, luet und guot ab inuost koufen und inzint sterben'). s<br />

Was ein truewe Eidgnoschaft und Bern von den fremden<br />

herren, puenden und diensten gelts und wi<strong>der</strong>gelts<br />

enpfangen und geben hab.<br />

Und wie wol ein hochverdiente, truewe Eidgnoschaft, insun<strong>der</strong>s<br />

Bern, hierin vil koestlichs golds von den kuengen und herreni<br />

hat ingenommen, vil ruoms und vil werds erlangt, so hat si doch<br />

hingegen von iretwegen [207] vil me koestlichs bluots ussgeben,<br />

witwen und weisen, heimscher und frem<strong>der</strong> on zal, und on zal<br />

<strong>der</strong> telleten 2 ) armen und <strong>der</strong> ver<strong>der</strong>bten landen, in himmel<br />

schriend kläglich gschri, on zal uf sich geladen; hiemitan al«<br />

Tuetschen zuo lanzknechten gemacht, dass da, so « hie Oesterrich!»<br />

«hie Schwytz!» erlöschen was, — «hie lanz!» «hie Schwytz!»<br />

(212) zuo | unufhereu<strong>der</strong> vigentschaft anzind ist. Got bessers noch und<br />

gebe, dass einer zungen nachburen mit enandren hueser ufrichtid!<br />

Also a ) hat ouch diss jars ein Eidgnoschaft besundre arbeite<br />

gehept, vil golds inzeziehen, nämlich vom Meilaendischen friden<br />

25,000 Rinscher gülden; von Saffoy 35,000 gülden; von Frankrich<br />

die jaerlich pension, on die heimlich, 20,000 franken, item 350,000<br />

[208] Rinscher gülden von des Burgunschen lands, nämlich von<br />

des fridens und Übergebung wegen, jaerlich 40,000 Rinscher gülden«<br />

daran zuo bezalen; deshalb soellich schuld zuo Lyon inzebringen,<br />

") Von hier bis Schluss des Kapitels starker Wechsel in <strong>der</strong> Handschrift;<br />

vieles hat A. erst in spätem Jahren zugesetzt, und die Worte Z. 21—25<br />

« Nämlich — wegen» sind von <strong>der</strong> Hand eines An<strong>der</strong>n.<br />

•) Bezieht sich offenbar auf die Schlacht bei Novarra und den Verlust<br />

von Mailand 1513 in Folge Trennung <strong>der</strong> Schweizer vom französischen Interesse.<br />

Der Ausdruck: «inzynt» ist unverständlich, vielleicht für «in zit»,<br />

mit Bezug auf den plötzlichen Tod Ludwigs XII. am 1. Januar 1515.<br />

2 ) Teile (taille) gleich Steuer, also: durch Abgaben bedrückt.


154 1480<br />

zuo schafner grnacht Weinhern Leblin von Wil 1 ), burgern zu Bern,<br />

<strong>der</strong>en von Diessbach schwager, vom kueng durch Bern und Friburg<br />

pit, zols und geleits gefrigten. Und <strong>der</strong> bzalung halb ward<br />

von gmeinen Eidgnossen das loeufige gold also gewuerdiget:<br />

5einen guten nobel fuer 2'/» Rinsche gülden; 4 Franzesische krönen<br />

für 5 Rinsch gülden; 4 ducaten 5 Rinsch gülden; 1 Rinscher<br />

gülden für 38 Schilling; 1 postulatzgulden o<strong>der</strong> bischlag fuer<br />

1 pfund pfenning, 5 Schilling; 1 Saffoysehen schilt fuer 1 Rinschen<br />

gülden.<br />

io Werbung erzherzog Maximilians von Oesterrich und<br />

Burguu an gmein Eidgnossen um frid und vereinuug.<br />

Un<strong>der</strong> iezt gemelter handlung so hat <strong>der</strong> durlichtig, hochgeborn<br />

Maximilian, erzherzog von Oester-|rich und durch sinen(213)<br />

hirat herzog von Burgun, an ein loblich grossmaechtig Eidgnoi5<br />

schaft um frid und einung geworben, nämlich durch sinen vater><br />

keiser Fri<strong>der</strong>ich, <strong>der</strong> do bi eid, er und [209] pflicht des Roemschen<br />

richs, durch gschriftlich mandat und durch einen bischof von<br />

Chur 2 ), ein Eidgnoschaft vom kueng 3 ) zu sinem sun, o<strong>der</strong> ie nit<br />

wi<strong>der</strong> in ze tuen ervordret. Item durch sinen veter, herzog Sigmund)<br />

20<strong>der</strong> in und den keiser, als sine erben, im zuoglich in gmeiner<br />

Eidgnoschaft erbfriden und erbeinung begert zuo bringen. Des<br />

glich ouch begert <strong>der</strong> ganz ni<strong>der</strong> pund, herren und staet, dar zuo<br />

er durch sin eigen botschaft, nämlich graf Hugen von Montforti<br />

und sun<strong>der</strong>lich durch margraf Jörgen von Baden, bischof zuo<br />

25 Metz 4 ), <strong>der</strong> mit wolgeschafner red gmein Eidgnossen oft ernstlich<br />

und fruentlich ermant: wie si von anfang irer vordren, ie und ie<br />

dem friden, <strong>der</strong> grechtikeit hold und handhaber in allen landen<br />

') Vergl. über Werner Löübli und seine Verhandlungen die Eidg.<br />

Absch.<br />

s ) Ortlieb von Brandis, Bischof von Chur (1458—91) kam am 3. Mai<br />

1480 nach Zürich (Eidg. Absch. III. 1. S. 65).<br />

*) Vom König von Frankrich.<br />

4) Am 12. März 1480 zu Zürich und 10.—16. April (Eidg. Absch. III. 1.<br />

S. 59. 67.) Ebendaselbst auch <strong>der</strong> Vortrag des Gesandten Herzog Sigmund's<br />

Namens <strong>der</strong> « Nie<strong>der</strong>n Vereinigung ».


1480 155<br />

beriemt, [210] Titscher a ) und Waelscher nation, ouch insun<strong>der</strong>s dem<br />

Roemschen rieh zuständig waerid. Und sin her, herzog Maximilian,<br />

ir landsman, <strong>der</strong> nie nuet wi<strong>der</strong> si ton haet und nuet von inen<br />

an<strong>der</strong>s begerte, denn handhabung sines rechtens, durch erbval<br />

siner frowen, ouch mit willen <strong>der</strong> landen an in gefallen, welches<br />

land <strong>der</strong> merteil ouch vor von den Franzosen mit gwalt entzogen<br />

, iezt durch in, als ein Titschen und des Roemschen richs<br />

fuersten, den Titschen und dem Roemschen rieh wi<strong>der</strong>nm wurdid<br />

zuzogen. Darzuo, als billich und schuldig, so si wurdid hilflich<br />

sin, wurd inen gross er und nuz gebären, und hergegen vomo<br />

sinen verwanten, grossmaechtigen fuersten und landen, alle moegliche<br />

gnad und Vergeltung begegnen. Ob si aber nit persönlich<br />

(214)[211] hilfreichung tön | weiten o<strong>der</strong> mechten, iedoch nit wi<strong>der</strong> in<br />

und sine land hilf gaebid o<strong>der</strong> zuolassid, sun<strong>der</strong> zuo friden, zudem<br />

er ganz gneigt wäre, ratid und helfid, so werd er ouch me voms<br />

iret, dan von iemands an<strong>der</strong>s wegen, tuon und wilfaren, dass si<br />

sinen gunst und gnad gegen inen miessid erkennen.<br />

Gmeiner Eidguossen wise antwort uf ofogemelte werfoung.<br />

Hieruf ein wise Eidgnoschaft in solcher form antwort gab •):<br />

ir loblichen, handvesten vordren waerid ie weit mit lib und guotao<br />

dem friden, <strong>der</strong> gerechtikeit, und als Titschen und des Roemschen<br />

richs, Titscher nation und dem Roemschen rieh truwlich zuogstanden;<br />

da von si ouch, so wit Got gnad gaebe und ire macht reichte,<br />

nimmer weltid abston. Die wil aber in irer not wi<strong>der</strong> den grossmaechtigen<br />

[212] herzogen Carlin von Burgun <strong>der</strong> cristlich kuengo 5<br />

von Frankrich sich zuo inen verbunden und hilf ton hat, sust vom<br />

keiser und den sinen, ussgenommen ire pundsgnossen, gar verlassen,<br />

koenten si nun mit keinen eren ire brief und sigel, lang<br />

uss frides hofnung ufenthalten, länger anstellen und den mächtigen<br />

kueng mit undnnk und unglowen uf sich laden. Was aber si 30<br />

*) Im Manuscript: Tytseher, ebenso nachher.<br />

•) 29. Juli 1480. Luzern (Eidg. Absch. HL 1. S. 77.)


156 1480<br />

zu ir be<strong>der</strong> frid uud einung handien mugid, wellid si, ungesparter<br />

mieg und kosten, ernstlich und allen fliss ankeren; habid ouch<br />

die iren dem kueng nit witer ergeben, dan zu schirm und handhabung<br />

siner krön zuogehoerd, und in keinen weg | wi<strong>der</strong> des (215)<br />

sRömschen richs fuersten, staet o<strong>der</strong> laen<strong>der</strong>, o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong> ire mit<br />

einicher vereinung zuogewanten ze brachen. [213] So hab inen<br />

<strong>der</strong> kueng ouch zuogesagt, die iren nit an<strong>der</strong>s, dan wie iezt beret,<br />

nämlich: er welle si allein zuo siner person huot und schirm halten;<br />

kein krieg mit inen fuernaemen on unser wissen und willen; uns<br />

iodie alweg, so wirs ervordren, wi<strong>der</strong> heim schicken; und wo er<br />

an<strong>der</strong>s handlete, hätten si und weltids die iren wi<strong>der</strong> heim und<br />

abmanen. Zuo dem, so wellid si zum fir<strong>der</strong>lichsten ir 6rlich botschaft<br />

zuo beiden fuersten hinvertigen, und da, was zuo löblichem<br />

gmeinen friden dienen mag, lassen handien, in gutem vertruwen,<br />

15 <strong>der</strong> cristlich kueng werd ir billich fuernemen uss sun<strong>der</strong>lichen<br />

gnaden, so er zuo inen, und vertruwen, so si zuo im hond, mit<br />

cristlichem gmiet annemen.<br />

[214] Von gmeinen Eidgnossen verordnete boten, frid<br />

zwischen dem kueng von Frankrich und herzog<br />

20 Maximilian zu machen.<br />

Uf das, so hat ein fridsame Eidgnoschaft, nach ira selbs<br />

erbieten und nach irer zugewanten und pundgnossen und des<br />

bischofs von Metz bit und beger, die nachbenemten boten zuo<br />

beiden fuersten ze riten verordnet: von Zürich her Heinrichen<br />

25Goeldlin, burgermeistern; von Bern her Peterman von Wabren,<br />

alt schultheissen; von Lucern Heinrichen Hassfurtem, alt schultheissen;<br />

von Ure Ammann Walthern in <strong>der</strong> Gassen; von Schwyz<br />

Josen Koechli, seckelmeistern; von Un<strong>der</strong>walden Hansen Kisern;<br />

von Zug Hansen | Bachman; von Glaris Hansen Schuebelbach, (216)<br />

aoseckler; von Friburg Jacob Velgen, alt schultheissen; von Solaturn<br />

Hansen Stelin, seckler; [215] zuo Bern uf den 7. tag Sep-7. Sept.<br />

tember mit enan<strong>der</strong> abgefertiget'), inen ouch desglich vor ires<br />

') Die Kidg. Absch.-Sammlung gibt we<strong>der</strong> die Namen <strong>der</strong> Boten, noch<br />

den Tag ihrer Abreise an. (III. 1. S. 80. 81. 85. Vergl. Anmerk. S. 84.)


1480 157<br />

zuegs houptlueten und raeten ernstlich bevolhen, kriegs stil ze<br />

ston und alles fuerzenemen, das zu bei<strong>der</strong> partlen friden und<br />

einung, ouch hiemit gmeinen Eidgnossen zuo lob und £r moege<br />

dienen. Insun<strong>der</strong>s, so soellid si den kueng truewlich ermanen,<br />

dass er ir verwanten pundgnossen, ab im sich merklich clagende, 5<br />

nämlich den herzog von Lutringen, in gnaden und an dem iren<br />

ungeschaediget woelle halten.<br />

Und als nun dise botschaft gon Jenf kam, was ein sibenjaeriger<br />

bstand zwischen beden fuersten beschlossen, deshalb si,<br />

die boten, uss gheiss irer obren, wi<strong>der</strong> heim karteni), vom her-10<br />

zogen von Safoy und von Jenf vast wol und erlich gehalten 2 ).<br />

[216] Von uncristlicher Zerstörung Doli, von <strong>der</strong> blutigen<br />

Schlacht vor Morin, von hartmietigkeit <strong>der</strong> Arrasser")<br />

und von unfuerstlicher tat herzog Maximilians,<br />

unfuerstlich vom küug gerochen.<br />

ig<br />

Vor obgemeltem bestand, vom Engeischen kueng Eduard ge-<br />

(217) macht, — nach dem im voi'drigen jar die her J lieh Burgunsche stat<br />

Doli mit uncristlicher, ja unmenschlicher wietung, sun<strong>der</strong>s von<br />

beden siten, Titschen lanzknechten und Eidgnossen, on alles<br />

verschonen Uten und guots begangen, durch des kuengs hoptman, 20<br />

her Carlin von Ambass 3 ) gewonnen, berowt und verbrent was 4 ),—<br />

hat sich in disem jar eine grosse schlacht vor Morin 5 ) erhebt,<br />

a ) Ursprünglich war statt « Arrasser » geschrieben : Atrebater.<br />

') Die Eidgenossen nahmen es sehr übel auf, dass <strong>der</strong> Friede ohne sie,<br />

« hin<strong>der</strong> uns Eidgnossen», gemacht; «dz man uns nit in den frieden zu<br />

reden gönnen. » Sie riefen desshalb die Boten von <strong>der</strong> Reise zurück.<br />

17. Sept. (Eidg. Absch. III. 1. S. 82.)<br />

2) Bericht <strong>der</strong> Gesandten. (Eidg. Absch. [IL 1. S. 83.)<br />

a ) Carl von Amboise, Herr zu Chaumont.<br />

4) Am 3. Mai 1479. Vergl. darüber J. v. Müller. Vi. S 148 u. 149, und<br />

Rougebief, hist. de la Franche Comte, p. 392-96. Eine wohl nur wenig<br />

bekannte eingehende Darstellung des Ereignisses findet sich in: de Persan,<br />

Kecherches sur la ville de Dole. Döle 1812, pag. 114—121.<br />

5 ) Ohne Zweifel St. Omer, bei dessen Belagerung und Entsatz es am<br />

7. August zu <strong>der</strong> Schlacht von Guinegate kam.


158 1480<br />

da zuo beiden teilen uf 16,000 erschlagen und uf 900 Burguner<br />

von des kuengs obristem hoptman, her Philippen Desquerd, gfangen<br />

sind. Ist daran herzog Maximilian, [217] wie wol in die<br />

Franzosen, wi<strong>der</strong>sins Titscher art, zag und doch listig scheltend,<br />

r> persönlich gwesen mit sinen hoptliten, den grafen von Remond<br />

und Nassow, die den anfänglich verlornen strit entlich mit <strong>der</strong><br />

Titschen hin<strong>der</strong>huot hond behalten, die Franzesischen boegner, uf<br />

8000, by Gwinegat wie die schaf gemezget, und daruf in Pichardy<br />

und Artoys staet und schloss den Franzosen wi<strong>der</strong> abgewwonnen,<br />

nämlich die stat Arras"),— von vester hartsame wegen<br />

zuom exempel die sun<strong>der</strong>s anzogen, welcher | burger dem kueng,(218)<br />

do er si ufvordret, zuo schmach den ars und das wiss kruez an<br />

galgen gemalet über die mur uss zeigten. Und do er mit geding<br />

darin kam, vil burger in Frankrich abwechslet 1 ) und etlich mit<br />

i5 dem praesidenten o<strong>der</strong> richter Odard in siner vehen belzkappeu<br />

Hess enthopten 2 ); do waren etliche, denen [218] das schwert uf<br />

den hals gelegt, sich mit eim wort haettid mögen erretten, doch<br />

e woltend Burgunsch ersterben, denn sprechen: «Vive le Roy!»<br />

und franzesisch leben. Hie bi ist wol z'ermessen, was vermessne<br />

»ohartmietikeit, sun<strong>der</strong>lich uss lieb o<strong>der</strong> hass ingebildet, im menschen<br />

vermoeg und tieg; oft vor und iezt zuo unsern ziten erfaren.<br />

Unfnrstliche tat und räch.<br />

In disem handel, als herzog Maximilian unfuerstlich den<br />

25hoptman, zuo Malannoy 3 ) ufgenommen, nach drier tagen gfaengniss<br />

hat lassen henken, hiess <strong>der</strong> kueng dagegen uss den gfangnen<br />

Burgunern fuenfzig fuernemer man ouch henken; siben an die stat<br />

a ) Anstatt « die stat » stand ursprünglich: Atrebat o<strong>der</strong> Arras.<br />

1 ) König Ludwig versuchte die ihm abgeneigte und wie<strong>der</strong>holt abgefallene<br />

Stadt durch neue Ansiedler zu bevölkern.<br />

2 ) Vergl. Commines I. S. 314. Die Capitulation vom März 1477 ebend.<br />

HI. S. 505.<br />

3 ) Mollenoy in <strong>der</strong> Picardie. Vergl. darüber Lichnowsky, Gesch. des<br />

Hauses Habsburg. VIII. S. 45.


1480 159<br />

des hoptmans, zehen fuer Arras und die andren ouch fuer an<strong>der</strong><br />

abgevallen plaez. Das henken ward verschaff durchs kuengs hof-<br />

(219)meister, mit 800 reisigen und | 6000 [219] schitzen verwart. Ein<br />

unadeliche, unmanliche manheit an unbewerten gfangnen, aber<br />

doch gwonlich: so bezalt unsinnige schmäh mit grösserer schmäh s<br />

und wietende räch mit grösserer räch. Vernunft und mass sind<br />

edel, aber selten bi den edlen, so ir Unvernunft und unmass<br />

ungestraft fuer recht muoss gehalten o<strong>der</strong> gelitten sin. Ein unzaemter<br />

fuerst ein unzaemter hengst. Ein... kueng a ) ein fraesiger hund.<br />

Sich selbs in gwaltiger friheit überwinden ist <strong>der</strong> tirest sig, abeno<br />

<strong>der</strong> selzamst, besun<strong>der</strong> in lust, richtuom und gwalt. Wol eiin<br />

ganzen land, welchem Got, desse gab er ist, gibt in gnaden einen<br />

guten regenten!<br />

Von vil und grossen spaenen, uf eine fromme Eidgnoschaft<br />

vertruwt zue vertragen. 15<br />

[220] So hond ouch des jars gmein Eidgnossen, uss inen<br />

vertruewter billicheit und uss eigner liebe zuo friden, vil und gross<br />

arbeit gehept, besun<strong>der</strong> mit gietikeit, als frintlicher, o<strong>der</strong> mit<br />

recht, als notwendiger, zuo vertragen: den herzog Sigmund von<br />

Oesterrich und die Grafen Ulrich und Eberharten von Wirten-»<br />

berg; zuo Rotwil, in biwesen des pfalzgrafen raeten, tag gehalten').<br />

Item, den obgenamten herzogen und die Kurwalen, von <strong>der</strong><br />

8 gerichten wegen im Bretigoew, dahar <strong>der</strong> Swaebsch krieg nach-<br />

(220)mals angehept ward 2 ). 1<br />

Item, den obgenemten herzogen und den grafen Albig von25<br />

Sulz 3).<br />

») St. u. W. ergänzten auch hier: ein « unzämter » kftng; kaum ganz<br />

passend.<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 55.<br />

2) Schon 1478. (Eidg. Absch. III. S. 20.)<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 69.


160 1480<br />

Item die obgemelten grafen von Wirtenberg und die von<br />

Fridingen, um die row-kreien').<br />

Item, den grafen von Sonnenberg und den abt von Wingarten<br />

3 ).<br />

s Item, den grafen von Tierstein und Basel. Die und Solaturn, so<br />

denen von Basel iren galgen abgehowen hatend zuo Wallenburg 3 ).<br />

Item, grafen Cuonraten von Firstenberg und [221] Spisern<br />

von Diessenhofen 4 ).<br />

Item, den bischof von Ougspurg und den convent Ottenio<br />

birren 5 ).<br />

Item, den abt und stat S. Gallen 6 ).<br />

Item, die von Halwil, und <strong>der</strong>halb ein stat Bern, und die<br />

Heischen von Esch, und <strong>der</strong>halb die 6 ort, von wegen <strong>der</strong> fischung<br />

des Halwilerensees; sind vil tagleistungen und manungen hierum<br />

i5 gehalten 7 ).<br />

Item, die stat Costenz und die 7 ort <strong>der</strong> Eidgnossen, von(221)<br />

wegen ablosung und rechtsame <strong>der</strong> vogtig zuo Frowenveld und<br />

des lantgrichts im Turgoew"). Hat vil muee gebrucht.<br />

Item, das bistuom Costenz, darum graf Ott von Sonnenberg,<br />

»•als vom capitel erwaelter, und her Ludwig von Friberg") als vom<br />

*) Hier fügt die ältere Ausgabe nach einem Zusatz in Hdschr. P. bei:<br />

Herrn Wilhelmen von Diessbachs Schwager.<br />

') Die von Friedingen auf Burg Hohenkräyen hatten in ihrer Fehde<br />

mit den Grafen von Würtemberg auf offener Strasse Leute gefangen.<br />

F.idg. Absch. III. 1. S. 69. 84.<br />

') Eine Andeutung darauf findet sich in den Akten nur zum Jahr<br />

1478 (Eidg. Absch. III. 1. S. 18.)<br />

3 ) Der Streit um die Gerichtsbarkeit zu Waidenburg, <strong>der</strong> sogenannte<br />

«Galgenkrieg» zwischen Basel und Solothurn beschäftigte die Eidgenossenschaft<br />

von 1478—80. Siehe Eidg. Absch.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 68.<br />

s ) Eidg. Absch. III. 1. S. 72. 79.<br />

6] Eidg. Absch. III. 1. S. 51. 58. 66. 82.<br />

•>) Eidg. Absch. III. 1. S. 54. 58. 63. 65. 85. 87.<br />

8 ) Die Tagsatzung zu Luzern beschloss am 20. Sept. 1480, dass diese<br />

Ablösung durchgesetzt werden solle. (Eidg. Absch. III. 1. S. 71. 72. 76. 83.<br />

Die Angelegenheit zog sich jedoch noch länger hinaus (Eidg. Absch. III. 1.<br />

S. 85. 86. 87) und wurde erst durch den Schwabenkrieg erledigt (vergl.<br />

l'upikofer. Gesch. des Thurgaus, tom. I. S. 284 und Urk. 95.)


1480 161<br />

babst bestaeter, mit grosser beschwaerung und verirrung lang<br />

zangten; und ouch vil arbeit geben hat ! ).<br />

Item, die staet Nuerenberg und Ulm gegen her Mangen von<br />

Habsperg, irem viend, versueent-).<br />

Gross spaen, einer frommen stat Bern zu berichten ange-5<br />

legen: von Costenz, Saffoy, Losan, Wallis und iretwegen.<br />

[222] In allen oberzaelten haendlen und spaenen hat ein wis,<br />

fridsam, gietig regiment einer loblichen stat Bern grossen fliss<br />

brucht; sun<strong>der</strong>lich in den spaenen, die stat, item und das bistuom io<br />

Costenz berierend, <strong>der</strong> stat zu lieb eigen tag hie gehalten 3 ), dem<br />

bistuom zuo ruow gon Rom ein eigene botschaft gschickt 4 ), zwischen<br />

beiden bischofen ze scheiden, sich verlimpter partlung zuo entschuldigen<br />

und bericht ir un<strong>der</strong>tanen halb, dem bistuom anhoerend,<br />

zuo vernemen, dan si iren, dem bistum anhoerend, sun<strong>der</strong>s denis<br />

geistlichen, verboten hat, in hangen<strong>der</strong> zwitracht entwe<strong>der</strong>em<br />

(222) ghorsamen und stueren. |<br />

Des glich ernstlich gscheiden zwischen dem herzogen von<br />

Saffoy, dem bistuom und bischof, her Benedict von Montferrad,<br />

zuo Losan s ). 20<br />

[223] Item, zwischen gemeltem herzogen, den Wallissern<br />

und irer stat Bern, von wegen des gewonnen lands und <strong>der</strong> herschaft<br />

Aelen 6 ).<br />

Item, zwischen den Wallissern und dem gotshus St. Maurizen').<br />

*s<br />

•) Der lange Bischofsstreit fand seinen Abschluss durch den Tod Ludwigs<br />

von Freiberg und die Bestätigung des Grafen von Sonnenberg (10. November<br />

1480.)<br />

2) Die gedruckte Ausgabe <strong>der</strong> Abschiede erwähnt nur einen Streit <strong>der</strong><br />

Stadt |Nürnberg mit einem gewissen Oppenzhofer von St. Gallen. (III. 1.<br />

S. 85. 89.)<br />

3 ) Erst 1481, am 14. Januar (Eidg. Absch. III. 1. S. 90.)<br />

4) Zuschrift an den Papst vom 17. Febr. 1480. (Lat. Miss B. p. 348*)-<br />

s ) 12. Februar und 18. März 1480 (Raths-Man. 28, p. 128 u. 182.)<br />

6 ) Darüber findet sich nur eine kurze Notiz im Raths-Man. (29, p. 63)<br />

zum 7. Juli.<br />

7 ) Raths-Man. 28, p. 178. 189. 234.<br />

11


162 1480<br />

Roemschen afolass, me kostlich denn nuzlich, mit kostlichem<br />

kilchofbuw zu Bern verschaff.<br />

Item, an <strong>der</strong> kilchen und kilchhofmuren, mit hilf <strong>der</strong> gmeind,<br />

und dennocht mit grossen kosten, gebuwen. Deshalb Roemschen<br />

5 ablass durch iren probst Stoerren erworben und ussteilt mit 1500<br />

copien, harzuo getrukt, in fier bistuom, Costanz, Losan, Sitten und<br />

Jeuf), item in d'Eidgnoschaft, Saffoy und Burgun verkuenten,<br />

und durch den hochgelerten doctor Johansen von Stein hie lassen<br />

predigen. Und wie wol nun diser ablass, ungesparets kostens und<br />

ioeinsiger mieg halb, solt stark gnuog [224] sin, so kam doch <strong>der</strong><br />

unfal drin, dass <strong>der</strong> babst dem St. Johanser orden so starken<br />

ablass gab, dass er nit allein disen und an<strong>der</strong> al ufhankt, son<strong>der</strong><br />

ouch den mächtigen keiser Mahmet von Rhodis, drig monat belaegret,<br />

vertreib 2 ), und doch des gwins <strong>der</strong> merteil zuo Rom bleib.<br />

isRimt sich. | (224)<br />

Kostlich und ernstlich, aber vergeblich suchen eins<br />

Salzbrunnen.<br />

Item, hiemitan zuo gmeinem nuz stat und land, mit vil<br />

kostens und arbeit, bi Riggisperg lassen graben und suchen ein<br />

sosalzbrunnena<strong>der</strong>; als naher geachtet ward, von eim boeswicht<br />

mit eim vergrabnen stuk salz verursacht. Und als die werkluet<br />

unttuwlich tagwaten, vil unnitzer, schamparer reden und boes<br />

schwier verbrachten: dass durch den zorn Gots semlicher schaz<br />

nit vcrschwunde, dis mistaten verboten, [225] und dem frien<br />

25weibel 3 ) bi er und eid ernstlich daruf ze sehen geboten. Do aber<br />

!) Bestellung von 1500 Exemplaren bei dem Basler Buchdrucker Michel<br />

Wänsler, vom 7. Januar 1480, s. Missb. D , p. 322*. Die erste Inanspruchnahme<br />

<strong>der</strong> Buchdruckerkunst von Seite Berns.<br />

*) Abweisung des Türkensturms auf Rhodus durch den neugestärkten<br />

Johanniterordeo am 28. Juli 1480.<br />

3 ) Freiweibel hiessen die Gerichts- und Vollziehungsbeamten in den<br />

vier Landgerichten. Die Verordnung findet aiili im Missb. D. 332. (Donnerstag<br />

nach Conversio Pauli.)


1480 163<br />

die schlechten suocher nuet konten vinden, un<strong>der</strong>stuond sich <strong>der</strong><br />

me denn giert doctor Peteri), uss eim barfuossminch ein weltlicher<br />

arzet, mit <strong>der</strong> tiflen lugenhaften kunst die salza<strong>der</strong> zu bschweren<br />

— als ob <strong>der</strong> vigend alles menschlichen guots dem menschen<br />

me zuo gut soelte vermögen und tuon, denn Got, ira be<strong>der</strong> her, des 5<br />

tifels zorniger verdammer und des menschen gietiger begna<strong>der</strong>.<br />

So was doch sin uncristlich gspenst, opfer und betrug darzuo niz,<br />

dass man saehi die witzigen ouch zuom koelli grifen und uss torheit<br />

(225) wiz o<strong>der</strong> warnung erlernen, j Ist hie fuer eins zuo sehen <strong>der</strong> kroniken<br />

nuz; denn villicht, so diss meisterstuk offenlich gelesen, 10<br />

waerid in nachgoenden jaren an<strong>der</strong> Salzbrunnen, erzgruoben und <strong>der</strong><br />

kostlich kingsbrun 2 ) mit ringerer kunst, lichterer arbeit und min<strong>der</strong>en<br />

kosten zuo gmeinem nuz bracht worden. Noch dennocht, —<br />

[226] in zuovaelligen, ungwissen dingen muoss man glowen und<br />

wagen, da gwinnen und verlieren; doch on firsichtikeit nuet, aber 15<br />

alles mit Got handien.<br />

Vernietung und verbot in krieg z'loufeu, samlungen und<br />

ufrür zu bewegen.<br />

Uss zitlicher und deshalb nuzlicher fuersichtikeit, dan ze<br />

späte vergebens, «so lupf dich buob locket» 3 ), im Märzen und20<br />

vor oft bi verlust ör, Hb und guot verboten, in kein reis on gheiss<br />

<strong>der</strong> oberkeit ze loufen. Wie dan sich ein Saffoyscher zyg gon<br />

Iferden und gegen <strong>der</strong> Waut zuo genaeheret, darum sich etlich<br />

bi <strong>der</strong> stat, z'Bollingen, z'Stettlen und in den fier landgrichten<br />

röteten und vermeinten, ein ufbruch on <strong>der</strong> oberkeit wissen zuo 25<br />

tuon, <strong>der</strong> vil bald z'fast und z'wit brocken wäre; do hat ein wise<br />

stat Bern durch ire ratsboten und botbrief in gnemten doerfern<br />

und in den landgrichten all besun<strong>der</strong> heimlich versamlungen,<br />

2) Im Raths-Man. (30, p. 81) vom 22. November 1480 heifst es: «Ein<br />

bekantnus dem aventürer, so by dem salzbrunn gewerket hat,» und von<br />

einer zweiten Hand ist übergeschrieben: «Peter Brunner ><br />

*) Davon siehe hienach.<br />

3 ) Es scheint dies entwe<strong>der</strong> ein Sprüchwort o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anfang eines<br />

Liedes zu sein., das etwa zum Tanze auffor<strong>der</strong>te.


164 1480<br />

rotungen [227] und gloef bi hoher buoss lassen abstellen und verpieten').<br />

| (226)<br />

In <strong>der</strong> vasten etlicher missbruechen abstellung, und aendrung<br />

<strong>der</strong> tagen zft besetzung des regiments, von alten<br />

5 gebrucht, durch hiebenemten rat und sechszehnen beschlossen.<br />

Des jars, uf den hohen don<strong>der</strong>stag, einer loblichen stat Bern<br />

nach altem bruch <strong>der</strong> klein rat und die sechszehen burger versandet,<br />

mit namen vom kleinen rat: her Rudolf von Erlach<br />

loschultes, her Petermann von Wabren, her Wilhelm von Diessbach,<br />

von Buobenberg, bed vom Stein, von Ringoltingen, Kutler<br />

seckelmeister, Muoleren, Matter, Schopfer, Tschachtlan, Archer,<br />

Huober, Achshalm, Schutz, Wanner, Bomgarter im graben, Peter<br />

Simon, Eschler, Ditlinger, Lin<strong>der</strong>, Urs Wer<strong>der</strong>, von Soloturn<br />

lspuertig; von bürgeren die 16: Niclaus Tomman, Peter Selzach<br />

Peter Strub, Niclaus Bierenvogt, Stral, <strong>der</strong> jung Bomgarter,<br />

Peter Stark, Hans Schoeni, Diebold Schilling, Fuere <strong>der</strong> wagner,<br />

Peter Korber, Niclaus Alwan, Hans Lapo, Lienhart Wysshan,<br />

Hans Wyler. Peter Otte. [228] Uss ansehen <strong>der</strong> heilig gehalten<br />

20 zit <strong>der</strong> baebstischen vasten und Ostren, — nach hochgeachter 1er<br />

irs hochgeachten | praedicanten, doctor Johansen vom Stein, — (227)<br />

<strong>der</strong> tagen um hun<strong>der</strong>t gülden, körn, win, holz und hus, bis uf<br />

besserer pfruond versehung, bestelt 2 ); — <strong>der</strong>en geistlicheit nit mit<br />

weltlichen gschaeften zft verhindren; so doch die älteren be-<br />

Msetzung eins regiments, als das firnemist und notwendigest stuk<br />

stat und land z'erhalten, on zwifel uf die zit, da menglichs fromkeit,<br />

gwissne, glow und lieb, durch ängstige bicht und erschreklich<br />

sacrament am höchsten ersucht ward, zuo redlicher ufrechter<br />

wal verordnet hond, deshalb, nach Christus 1er und tat, dem<br />

mfirtag die liebi [229] gmeiner not vorgehalten 3 ), das doch von<br />

') Am 20. März 1480 (R.-Man. 28. S. 185). Ueber die Veranlassung<br />

ist dort nichts Näheres gesagt.<br />

2) Am 7. April (R.-Man. 28. S. 210) wurde <strong>der</strong> Gelehrte Dr. Joh. v. St.<br />

als Prediger nach Bern berufen.<br />

3 ) In Ansehung <strong>der</strong> Wichtigkeit <strong>der</strong> Regierungswahlen wurden dieselben<br />

in Bern von Alters her trotz <strong>der</strong> kirchlichen Festtage in <strong>der</strong> Woche vor<br />

Ostern vorgenommen, also die «liebi gmeiner not» über den Feiertag gesetzt.


1480 165<br />

<strong>der</strong> baebstischen, dofuer die heiligen, cristlichen kilchen vermeint,<br />

als verdamlich wi<strong>der</strong>fochten; obgenemter rat, als ghoerig Cristen,<br />

hond beschlossen und geboten:<br />

Dass fuerohin soelte abgestelt sin das werfen <strong>der</strong> junkfrowen<br />

in die baech, <strong>der</strong> mezger unsinnig umloufen, und all taenz in <strong>der</strong> 5<br />

ganzen vasten. Item, dass die gschaeft, besetzung des regiments<br />

antreffend, uf den hohen don<strong>der</strong>stag vornaher verschaft, fuerohin<br />

uf den don<strong>der</strong>stag in <strong>der</strong> osterwochen'), und die gschaeft des<br />

ostermentags und zinstags uf mentag und zinstag nach dem<br />

ersten ostersontag verschaft und ussgericht, alwegen niechter, 10<br />

nach gehaltener burgermess; dabi all burger soelten erschinen<br />

(228) und darzuo mit <strong>der</strong> grossen gloggen berieft werden. |<br />

[230] Ernstliche klag des kleinen rats an die burger des<br />

grossen rats um schirm, mit gschwornem, hie verzeichneten<br />

eid ernuwert und zügsagt. '5<br />

Uf mentag nach Jubilate, in ansehen <strong>der</strong> farten, loeufen und<br />

boesen worten, haben sich die herren des kleinen rats zuo Bern<br />

vor den versamleten burgern des grossen rats ernstlich beclagt,<br />

dass, wie wol si bishar ir bests, nach allem vermoeglichen fliss.<br />

ouch ir lib und gilt willig daran gestrekt, und das immer zeso<br />

tuen ganz gneigt, das auch irer stat und land wol erschossen,<br />

so sigids ouch bisshar stets zuo friden beraten und beholfen, insun<strong>der</strong>s<br />

gegen dem kueng, desse macht kuntlich war, und aber<br />

ir stat und land an anstoessen laege, krieg nit wol erliden moecht;<br />

doch, wo [231] <strong>der</strong> kueng, — wie si im nit truewten, doch nicht»<br />

sicherten, — wi<strong>der</strong> ein stat Bern o<strong>der</strong> ir verwanten etwas muotwillens<br />

fuernaeme, so weltids tuen als bi<strong>der</strong>b luet. Dennocht, so<br />

wurdids von etlichen offenlich in stat und land gschmaecht und<br />

gschuldiget: si gangid an wänden und verratid ein armigmeind;<br />

man well inen <strong>der</strong> tag eins über die buech loufen und an die 30<br />

(229) koepf schlahen. Seilichs si | doch nie verschult habid, darum si<br />

ouch semliche unverdiente schmach und troewwort nit liden wellid<br />

S J D. h. in <strong>der</strong> Woche nach Ostern.


166 1480<br />

noch moegid. So waeri inen ein schirmbrief geben, da verlesen,<br />

und darzuo ein gmeiner schirmseid, von eim kleinen und grossen<br />

rat geschworen. Welli man den halten, si vest handhaben und<br />

schirmen, ir schmach und troewung [232] strafen und abstellen,<br />

5 so wellids fuerahin, wie vor, kein arbeit zuo gutem stat und land<br />

sparen. Welli man das aber nit tuon, so wellids all aller aempter<br />

und des rats miessig gon, und, iezt entsezt, sie lassen rät setzen<br />

und regieren; und dennocht, was si ghelfen moegid, solle an inen<br />

nuet erwinden. Woltend hiemit abtreten. Do hiessen si die handiovesten<br />

burger bliben, mit anzeigung gross missvallens irer beschwerung,<br />

und mit zuosag und bestaetigung des schirms, in<br />

gschwornem eid vergriffen, also lutend:<br />

Des kleinen und grossen rats schirmeids lut:<br />

Uf don<strong>der</strong>stag nach Mathiä im 77. jar haben min herren<br />

«rät und burger sich vereint [233] und dis hienach gemelten eid<br />

geschworen:<br />

Ieklicher den andren, sin e"r, lib und guot sampt und sun<strong>der</strong>s<br />

vor allem kommer, inval, gwalt und frevel zuo schirmen, und bi<br />

<strong>der</strong> stat recht, harkomen, guldin bull und friheit zuo hanthaben,<br />

2odarbi, ob iemant uezt hoert, saeh o<strong>der</strong> vernaeme, von iemant, er<br />

wäre in- o<strong>der</strong> usswendig <strong>der</strong> stat, niemant ussgesezt, das zu<br />

ufruor, misshel, kummer, | zweiung und uebel moecht dienen, das (230)<br />

schnei anzebringen und helfen weren, wenden und fuerkommen,<br />

so ver lib, leben, 6r und guot mag gelangen, so dik und vil das<br />

25zu schulden kumpt; ouch zuo verhelen und bergen, was zuo verhelen<br />

ist, alle gevaerd vermiten ( ).<br />

Hie zuo merken, dass einer gmeind dienen ist ein sorglicher<br />

schwerer last, vil arbeit und selten dank; denn si unstaet, glich<br />

den kiswasserfluessen, alwegen zuo nuewerung gneigt, [234] nach<br />

30 unerwegnern gunst und Ungunst, so mans schwelt, uberlouft, so<br />

mans gon lat, inbricht. So ist aber gmeiner oberkeit <strong>der</strong> sicherest<br />

schirm: veste^ truewe, einhellikeit in rat und tat, zuvor nach Got,<br />

*) « veste » ist von späterer Hand.<br />

i) Das ganze Stück fast wörtlich aus dem Raths-Man. vom 24. April<br />

(28. S. 240-242).


1480 167<br />

nach <strong>der</strong> warheit, nach statordnung, nach zuoval <strong>der</strong> sachen, mit<br />

guoter gwisne, zwischen strenge und linde, zuom gnewsten als<br />

muglich, gon und ston, tuon und Ion.<br />

Denen von Langental ein wochenmarkt zueglassen.<br />

Uf fritag nach des heiligen criztag im Meien hat ein stats<br />

Bern, uf witer nachlassen o<strong>der</strong> abstellen, den iren von Langental<br />

(231) zwei jar einen wochenmarkt zugelassen 1 ). |<br />

Von grosser wassergüsse.<br />

6. Aag. [235] Uf den 6. tag Ougst ist ein semlicher erschroklicher<br />

wasserfluss kommen, dass ein stat Bern mit dem sacrament undw'<br />

und allem heiltuom gon Marsilien an die Aren gangen, cruezgang<br />

und selentag verordnet. Hat gwaeret fier tag, an allem Rin hinab,<br />

mit unsäglichem schaden an gebuewen, bruggen, erdrich und<br />

fruchten. Denen von Basel und Strasburg verkuent, ouch von<br />

inen des zuovals halb herwi<strong>der</strong> zuo wissen begert.<br />

is<br />

Von sendung boten und reisknechten zürn kueng von<br />

Frankrich.<br />

26. Aug. Uf den 26. tag diss monats hat ein stat Bern mit den<br />

andren iren Eidgnossen tusent wolgerister reisknecht zuom kueng<br />

mit semlichen kosten abgevertiget, dass si dem hoptman, her 20<br />

Wilhelm von Diesbach, ritern, und als besundren boten her<br />

Heinrich Mattern, beval, — ir unriewig gmeind in stat [236] und<br />

land ze stillen, — 500 gülden uberkostens, und vor fünf jaren<br />

den gebnen bundsbrief vom kueng ze vordren 2 ).<br />

') Am 5. Mai (Raths-Man. 28. S. 257).<br />

! ) Das Schreiben, das die beiden Gesandten dem König bringen sollten<br />

siehe lat. Missb. B. p. 390» (vom 26. August).


168 1480<br />

Kouf des halben teils <strong>der</strong> herschaft Grienenberg.<br />

Uf mentag nach des heiligen cryzen erbebung hat ein stat<br />

Bern von her Rudolf von Luternow, ritern, den halben teil <strong>der</strong><br />

herschaft Grienenberg •) um 3000 Rinische gülden kouft 2 ). | (232)<br />

»Mitlung einer truwen, bholfnen stat Bern, zwischen frow<br />

Bona, herzogiu zft Meiland, und irem Schwager, herzog<br />

Ludwigen Moren. Urhab und wesen des spans.<br />

Nachdem vor drien jaren herzog Johans a ) Galeatz von Meiland<br />

an S. Steffans tag in S. Steffans kilchen von einem Meiio<br />

laendischen edelman, Hans Andres Lampungnian, erstochen was 3 ),<br />

und nach im regiert, nach siner ord[237]nung, sine verlassne<br />

witfrow, von Saffoy geborn, herzogin Bona, <strong>der</strong>en spruch was:<br />

«allein <strong>der</strong> tat, allein Got vertruw ich», mit irem sun, herzog Johansen<br />

Galeatz b ), des herzogtuoms rechten erben: trang sich ins<br />

isregiment herzog Ludwig vou Barr, des entlibten Galeatzen bruo<strong>der</strong>,<br />

liess die herzogin zuo Biegrass und den jungen herzog zuo<br />

Pavy in <strong>der</strong> carthus vernieten, vertreib den hochberiemten hoptman,<br />

her Robert von S. Severin 4 ), war ouch verdacht, er wäre<br />

nit unschuldig an sines bruo<strong>der</strong>s schmähen, und hernach an sines<br />

sovetters verdachten tod 5 ), damit er herzog zuo Meiland bleib, biss<br />

uf die verdiente straf, im hernach über 20 jar von kueng Ludwigen<br />

von Frankrieb, ufgelegt 6 ). Des handeis | halb diss jars(233)<br />

um Andrea hat ein fridsame, beholfne stat [238] Bern, durch<br />

anriefung des kuengs von Frankrich und des fuersten Hans Lud-<br />

•) «Johans» ist später von Anshelm hinzugefügt; er wird sonst Galaz<br />

Maria genannt.<br />

b ) Hier ist «Galeatz» später beigefügt.<br />

i) Grünenberg, mit den Gerichten zu Madiswyl, Bleienbach, Gundiswyl<br />

und Melchnau, im Oberaargau.<br />

2) Beschluss vom 18. Sept. 1480 (Raths-Man. 29 S. 152).<br />

») Siehe oben Seite 125.<br />

4 ) Am 27. Januar 1482, vergl. über ihn Sismondi, tom. XL 218 ff.<br />

5 ) Ludwigs Neffe starb nachher zu Pavia, wie man glaubte an Gift.<br />

•) Bei <strong>der</strong> Eroberung von Mailand, 1499, durch Ludwig XII.


1481 169<br />

wigen von Saffoy, — welcher erst, und mit im <strong>der</strong> jung her Adrian<br />

von Buobenberg, vom heiligen grab kommen, — ire brief und boten<br />

zuo gemelten herzog Ludwigen gon Meiland gschikt, in ernstlich<br />

ankert, gemelte herzogin und iren sun zuo ledigen, und ins regiment,<br />

inen erblich zuokoerend, wi<strong>der</strong> inzuosetzen und bi dem iren,<br />

bliben ze lassen'). Ein selzame aeudrung: Dise herzogin hat<br />

noch diss jars redlichen wi<strong>der</strong>stand tun den mächtigen babst und<br />

Eidgnossen; iezt ist si von den iren vertriben, und die ire vigend<br />

warend gsin, helfend angends si wi<strong>der</strong> inzuobringen. Es wäre<br />

löblich und oft nuz, also vigenschaft und krieg bruchen, dass 10<br />

man wi<strong>der</strong> frintschaft und friden moechte gewinnen.<br />

1481.<br />

Bapst: SixtusIV. 10. Keiser: Fridrich III. 42. Kueng Frankrieh:<br />

Ludwig XL 21. Schultheiss: Diesbach 1.<br />

[239] Manung vom Roemschen rieh an gmeiu Eidgnossen, is<br />

boten und kriegsknecht wi<strong>der</strong>n Tuerken zue geben.<br />

Im jar Cristi Jesu 1481, zuo begegnen dem grossen abzug<br />

(234) <strong>der</strong> cristenheit vom Tuerken, hond die | staend des Roemschen richs,<br />

zuo Nuerenberg versamlet, gmeinen Eidgnossen, — dozmal ufs nuew<br />

jar vom wisen regiment Bern in ir stat, die von Costenz gegen 20<br />

den 7 orten von des Turgoews wegen zuo vertragen, berieft, —<br />

ernstlich gemant, zuo gmeiner beratung ir gwalthabende botschaft<br />

zuo inen, und zuo hilf wi<strong>der</strong> den Tuerken 1400 fuosknecht und 150<br />

reisiger uf S. Waldburgen tag gon Wien [240] in Oesterrich ze<br />

schicken 2 ).<br />

2s<br />

Werbung des Roemschen keisers und herzog Sigmunds<br />

von Oesterrich au gmein Eidgnossen, ein botschaft im<br />

ze schicken.<br />

So beschreib ouch <strong>der</strong> Roemsch keiser Fridrich sun<strong>der</strong>s von<br />

iedem ort <strong>der</strong> Eidgnossen ein volmaechtigen boten zuo im in geb- 30<br />

1) Davon ist in den Akten keine Andeutung zu finden.<br />

s ) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 20, vom 15. Januar. Das kaiserliche<br />

Mahnungsschreiben scheint nicht erhalten zu sein.


170 1481<br />

nem gleit ze senden; deshalb herzog Sigmund von Oesterrich,<br />

als ein angeborner des keisers und ein eidsverwanter <strong>der</strong> Eidgnossen,<br />

gmeinem nuz, frid, 6r und vereinung zuo guot, ouch gegen<br />

kuenglicher majestaet allen Unwillen, fuernaemlich uss dem<br />

5 Franzesischen und Ungerischen pund erwachsen, hinzulegen und<br />

gnaden zuo erlangen, — als er denn vermeint, uss semlicher botschaft<br />

ungezwifelt wurde begegnen, — erbot sich, wan si's begerten,<br />

personlich selbs o<strong>der</strong> sin treffenlich botschaft mit in abzuofertigen,<br />

und da allen und [241] ernstlichen fliss also ankeren, dass,<br />

ioso wit im moeglich, obvermeinte zuoversicht richlich bestaet und<br />

ira be<strong>der</strong>, sin und des keisers, mächtige frintschaft von einer(235)<br />

frommen Eidgnoschaft loblich muoss erkent werden 1 ).<br />

Ursach, warum <strong>der</strong> Türkisch zug nit fuergang hat:<br />

eigner nuz.<br />

i5 Der Türken zug bleib, nach <strong>der</strong> Tytschen anschlagen gwonheit,<br />

hangen; villicht darum, dass sich <strong>der</strong> Türkisch keiser von<br />

Cristen in die Orientische land maechtig ufristet, sines abgestorbnen<br />

veters, des grossen chans, rieh inzenemen 3 ). So was den<br />

Eidgnossen ervordrete hilf uf iren kosten ze geben ze schwer.<br />

20 Ouch so vacht <strong>der</strong> Roemsch keiser das küngrich Ungern an;<br />

[242] so was sin sun, herzog Maximilian, von Burgun wegen<br />

gegen Frankrich, und hergegen Frankrich gegen Oesterrich, desglichen<br />

<strong>der</strong> babst in Italia verheft 3 ), deshalb allen me sins zuo<br />

eignem nuz was, denn an den Türken.<br />

25 Omeiner Eidgnossen antwurt und ursach, zum keiser kein<br />

botschaft ze schicken.<br />

Und uf das, so gab ein wise Eidgnoschaft, zuo Stans versandet,<br />

Hansen Lanzen, uf des keisers und des herzogen werben,<br />

') Vergl. die Sendung von Hans Lanz und Georg Schätzer, Namens<br />

des Herzogs Sigmund, 19. Juni, zu Zürich (Eidg. Absch. III 1. S. 97).<br />

«j Vergl. oben S. 143—144.<br />

3 ) Durch den Kampf gegen das Herzogthum Ferrara beschäftigt.


1481 171<br />

dis antwurfi): Wiewol wir wol erkennent, was zimlicher dingen uns<br />

von <strong>der</strong> keiserlichen majestaet anlangten, uns darin ghorsam zuo<br />

erzeigen; nachdem und aber <strong>der</strong> keiser uns bisshar [243] unser<br />

(236) friheiten nit hat wellen bestätigen, als andren des richs gli<strong>der</strong>en, |<br />

und er uns alwegen ein ungnädiger her gwesen ist; ouch dass 5<br />

wir, es sig gon Basel, gon Ougspurg o<strong>der</strong> gon Costenz, dahin er<br />

uns hat beschriben, im nachgeriten, und aber so gar verachtet,<br />

dass wir nie nit guots o<strong>der</strong> gnaden von im hond moegen ervolgen,<br />

sind wir nit willig, solcher ungnad also witer zuo erwarten, beson<strong>der</strong><br />

so wir nit wissen moegen, worum sin keiserlich majestaetio<br />

unser zuokunft begere. So aber wir des von keiserlicher majestaet<br />

bericht wärid, hotten wir uns alsdan so gebuerlich in <strong>der</strong> sach<br />

zuo halten, damit soelchs <strong>der</strong> keiserlichen majestaet und unserem<br />

gnädigen herren von Oesterrich, durch desse willen wir gar gern<br />

vil guots tuon weiten, zuo gvallen gwesen wären.<br />

is<br />

[244] Sodan von <strong>der</strong> stäten wegen am Rin, dan in <strong>der</strong> ewigen<br />

richtung und einung betädiget, dass dieselben stät, sover si<br />

das beriert, uns offen ze sin darum brief und sigel geben soelten,<br />

und sin gnad uns das zugesagt hat, und aber noch nie volendt 2 )<br />

ist die sach uns und unsern gmeinden gar wi<strong>der</strong>wärtig. Und wo 20<br />

soelichs durch sin fürstlich gnad bedacht und ussgericht wurde,<br />

sind wir in guter hofnung, unser aller herren und obren wären<br />

dem nach dester gneigter, beson<strong>der</strong> durch siner gnaden willen,<br />

ouch uf dass si <strong>der</strong> keiserlichen meinung, und was die begert,<br />

bericht wurden, siner gnaden Werbung, <strong>der</strong> botschaft halb ze 2 5<br />

(237) schicken, ze willigen. |<br />

Klag und Werbung des kuengs von Ungeren an sine<br />

vereinten giueiueu Eidguossen um hilf.<br />

[245] Also nun <strong>der</strong> Türkisch keiser in grosser ruestung was,<br />

und doch nit gwiss wohin, besorgt sich <strong>der</strong> vest, edel kueng Mathias<br />

von Ungeren, sun<strong>der</strong>s ouch so im <strong>der</strong> Roemsch keiser sin<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1, S. 101 (29. Juli 1481).<br />

•) Die Bestimmungen des Waldshuter Friedens waren nie zur Ausführung<br />

gekommen. Vergl. oben S. 61.


172 1481<br />

kuengrich anfacht; deshalb er sin 6rlich botschaft, den bischoff<br />

von Tynug 1 ) und sin secretari, her Jacob von Rinolzhusen, zuo<br />

sinen pundgnossen gmeiner Eidgnoschaft sant, si höh und ernstlich<br />

ermanende irer, von iren altvordren har, zuom cristlichen<br />

öglowen und zur gerechtikeit, liebe, hilf und bistands, ouch hiemit<br />

siner claeglichen und nit allein im, sun<strong>der</strong> ouch <strong>der</strong> ganzen Cristenheit<br />

schädlichen Verlassenheit, also dass in ouch die, die im,<br />

uss cristlicher und nachburlicher pflicht, schirm und hilf schuldig,<br />

[246] nit nun verlassid, sun<strong>der</strong> ouch mit wi<strong>der</strong>fedung schwaechid<br />

io und hindrid; er aber nun dester me mit unsäglichem kosten,<br />

sorg und arbeit, tag und nacht an allen siten sin kuengrich, <strong>der</strong><br />

Cristenheit tor, zuo behalten o<strong>der</strong> zuo verlieren getrungen, dennoch<br />

nit welle, so lang er vermoeg, keinen bstand noch friden mit sinem<br />

und <strong>der</strong> ganzen Cristenheit grimsten erbvigend, dem Türken,<br />

15 annemen; und aber keinen lidenlichen vertrag mit dem Roemschen<br />

keiser möge bekommen. So nun im semlicher ufligen<strong>der</strong> last einig<br />

welle zuo schwer sin, und aber in <strong>der</strong> ganzen weit niemand wisse<br />

noch finde, denn si unter allen Cristen, denen Got in irer | regie- (238)<br />

rung, zuo schirm des glowens und <strong>der</strong> gerechtikeit, me sigs versöhnen<br />

hab, dan inen, ouch vom Türken bekant: in sellichem vesten<br />

vertruwen zuo inen, [247] so beger er die vor zwei jaren gemachte<br />

vereinung witer uf gegenhilf zuo strecken, damit, so er ir glickhaftige<br />

hilf vermeg, <strong>der</strong> Tuerk ein entsitzen gewinne, und <strong>der</strong><br />

Roemsch keiser dester 6 billichen vertrag ufneme. Und wo im<br />

25 das nach sinem guoten vertruwen gelang, wel er alles sin vermoegen,<br />

Hb und gut an inen ungespart haben. Wo si in aber<br />

ouch, des er sich doch zuo irem cristlichen, unverzagten, truewen<br />

gmiet ganz nit versehe, verlassid, miesse er gezwungen zuoglich<br />

den Venedieren tuen und im komlichsten friden und schirm machen,<br />

30 vom Türken oft an in gesucht und bracht.<br />

i) So nennt ihn auch die Sammlung <strong>der</strong> Eidg. Abschiede, ohne den<br />

Namen erklären zu können (III. 1. S. 97).


1481 173<br />

Werbung durch gmein Eidgnossen an knng von<br />

Frankrich um einung.<br />

Darzuo, so hab <strong>der</strong> kueng von Frankrich unlanger zit sich<br />

gegen im 1 ) einer puendnuess lassen merken; so er dan ir wolvermeintner<br />

pundgnoss sig, wäre im zuo guotem dank und willen, sis<br />

sellich puendnuess noch zwischen inen machtid, damit dass er, <strong>der</strong><br />

un<strong>der</strong> allen cristlichen kuengen <strong>der</strong> cristlichst gnemt ist 2 ), den<br />

tueren namen nit mueessig o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong> die Cristen, wie von Roemschen<br />

baebsten erlangt, sun<strong>der</strong> in iebung und wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> Cristenheit<br />

vigend cristlich trag und erzeig. | 10<br />

(239) Handlung <strong>der</strong> Eidgnossen uf des kuengs Werbung.<br />

Uf semlich des kuengs von Ungeren beger haben gmein Eidgnossen<br />

dis artikel <strong>der</strong> vorigen puendniss zuogestelt 3 ):<br />

Artikel:<br />

[249] Des ersten, ob iemand in Tuetscher nation, <strong>der</strong> uns o<strong>der</strong> 15<br />

unseren landen gesessen waer, den cristlichen glowen betrueeben<br />

o<strong>der</strong> sin kuenglich majestaet an irem guten und trostlichen fuernemen<br />

verhindren weite, dass wir dan wi<strong>der</strong> dieselben siner kuenglichen<br />

majestaet hilf tueegid, in sinen kosten, um ein sold, den<br />

wir und die unsern mögend erzuegen. 20<br />

Desglich zuom andren, ob iemant, wer die slent, in siner<br />

kuenglichen majestaet landen gelegen, uns o<strong>der</strong> unsern zügewanten<br />

wi<strong>der</strong>waertikeit mit krieg o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> weg in keinerlei weite zuofueegen,<br />

dass dan sin kuengliche majestaet uns wi<strong>der</strong> die selben sol<br />

hilf und truewen bistand tun, ouch in siner gnaden kosten. 25<br />

,) Nämlich gegen den König von Ungarn.<br />

2) Nämlich <strong>der</strong> König von Frankreich.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 99 und 102, Anmerkung. (2. und 29. Juli).


174 1481<br />

[250] Ton des Tuerkischen keiser Mahmets tod, ouch<br />

gmeinen Eidgnossen verkuent.<br />

In obgemelter Werbung des ungerischen kuengs uf den driten<br />

tag Meien, nach vil grosser taten uf dem mer und uf dem ert-<br />

5rieh begangen, ist, nit on argwon gifts, gehlingen in sinem her<br />

gestorben <strong>der</strong> zit in | <strong>der</strong> ganzen weit <strong>der</strong> maechtigest und sighaftist (240)<br />

fuerst, Türkischer und sines stammens <strong>der</strong> erst Constantinopolscher<br />

keiser, Mahmet <strong>der</strong> gross, zuo Constantinopel vergraben, mit sellicher<br />

uebergschrift, dis meinung inhaltend •):<br />

io Hie lig ich Mahmet <strong>der</strong> gross,<br />

Vom edlen Troes geboren,<br />

[251] Vor dem kein rieh, land, stat noch schloss<br />

Sich enthielt, es was verloren.<br />

Was hilft nun in diser weit<br />

15 Adel, er, gwalt und guot,<br />

Land, luit, gold und gelt,<br />

Darzuo alle froed, lust und muot:<br />

So's alles das in einem blik<br />

Der tod schnei hin nimpt?<br />

2« Da hilft kein glik,<br />

Die stund ist bstimpt. | (241)<br />

Des gibt kuntschaft min grab,<br />

Darin sich die wirm naeren,<br />

Nach aller verlassnen hab<br />

a<br />

Min stinkend fleisch verzeren.<br />

Das betracht', <strong>der</strong> du lebst uf erden!<br />

Des tods sich niemauds mag erweren;<br />

Allein tugent wirt nimmer ufheren").<br />

[252] Den allen Cristen begertisten tod Hess verkuenden<br />

3oherzog Ludwig von Meiland gmeinen Eidgnossen, zuo Lucern uf<br />

*) Nachträglich korrigirt in: nimmer alt werden; später unverständlicherweise<br />

in : nit dirrt werden.<br />

•) Diese angebliche Grabschrift ist ohne Zweifel nur erdichtet, ebenso<br />

wie eine an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong>en Hammer (Bd. IL S. 208) erwähnt.


1481 175<br />

5. Juni, den fuenftag Bracho versamt 1 ). Schankten dem boten dri gülden.<br />

Zuo <strong>der</strong> zit kam ouch die vorgemelt Ungerische botschaft in<br />

d'Eidgnoschaft.<br />

Wie Zizimi 2 ), des türkischen keisers Baiazets brfi<strong>der</strong> zun<br />

Cristen geflohen und da gstorben. »<br />

Als nun nach Mahmets tod sin älterer sun Baiazet Türkischer<br />

und Konstantinopolscher keiser worden was, und zuoglich<br />

dem altern sun des grossen Kans, vor drien jaren ouch in grossem<br />

rieh verschwunden 3 ), [253] sinen bruo<strong>der</strong> Sizimum, damit er allein<br />

herschete, wolt lassen wirgen, floch diser gon Rodis zuo sinen w<br />

tödlichen vigenden, zuo denen er sich nie gnad versach, dan zuo<br />

sinem angebornen bruo<strong>der</strong>; schikt in <strong>der</strong> hochmeister dem Roeinschen<br />

keiser, <strong>der</strong> keiser dem babst Innocentio; <strong>der</strong> babst Alexau-<br />

(242) <strong>der</strong> gab in | kueng Carlin von Frankrich, mit im gon Napols zu<br />

füren. Da starb er un<strong>der</strong>wegen 4 ), kouftend in die Türken unrlis<br />

flirtend heim. Regieren und buolen verschonet niemands.<br />

Dass <strong>der</strong> kueng von Ungeren, nachdem er siu laud und<br />

bstand vom Tuerken erobret, den Roemschen keiser uss<br />

Oesterrich vertriben und Wien bsessen hat.<br />

In <strong>der</strong> zwitracht des Tuerken wurdend vil land und staet- 1 «<br />

den [254] Cristen wi<strong>der</strong>; dan gwonlich, was einmietikeit und<br />

manheit gwint, verlirt zwitracht und wibscheit. Do gewan ouch<br />

<strong>der</strong> kueng von Ungern alles und me dan er verlorn hat; hätte<br />

ouch dem Tuerken nit abgelassen, wenn in <strong>der</strong> Roemsch keiser nit<br />

unversehenlich hätte hinden angriffen. Und als er do von nie-25<br />

mand kein hilf vand, ouch gmein Eidgnossen ir antwort nach<br />

M Eidg. Absch. III. 1. S. 96.<br />

2) Hammer nennt ihn Dschem. Ueber die Geschichte dieses Prinzen<br />

siehe ebendaselbst Band IL S. 210—277.<br />

3) Vergl. oben S. 114.<br />

4 ) Am 24. Febr. 1494, nach allgemeiner Annahme vom Papste vergiftet<br />

(Hammer IL S. 277).


176 1481<br />

gwonlichen tagwisungen, wenn da nit gelt was, Verzügen, macht<br />

er mit dem Tuerken ein bstand, kart sich um, verjagt den Roemschen<br />

keiser, wirst Oesterrich, gwan und' bhielt die houptstat<br />

Wien. Ist do von mengklichen geachtet, dass <strong>der</strong> [255] keiser<br />

r.Fridrich das gern hätte lassen bschehen, zuo straf und demietigung<br />

siner unghorsamen und hochmietigen Oesterricheren, die<br />

sine sanftmietige regierung haftend lang verachtet, wie die froesch<br />

das bloch; ward inen ein stork: ist <strong>der</strong> unghorsamen, hochfertigen<br />

rechter Ion. |<br />

i'Dass gmein Eidgnossen die von Rotwil und Wirtenberg(243)<br />

vertragen, die grafeu Eberharten in ptindnuess genommen<br />

und graf Heinrichen in Ungunst ghept hond.<br />

In dem jar, nach vil mitlung, um S. Gallentag hond gmeiner<br />

Eidgnossen boten zuo Tübingen graf Eberharten den aeltern<br />

if, von Wirtenberg und die von Rotwil, uss offner vehd, uf burgermeistern<br />

und rat <strong>der</strong> stat [256] Bibrach zuo recht vereint'),<br />

darzuo denen von Rotwil in nachgendem jar nach pflicht <strong>der</strong><br />

puenden bistand geton 2 ). So erwarb <strong>der</strong> graf fuer sich und sinen<br />

veter, den juongern graf Eberharten, die vereinung, die sin<br />

»onuewlich gestorbner veter, graf Ulrich, mit gmeinen Eidgnossen<br />

hat ghept 3 ).<br />

Graf Heinrichs von Wirtenberg schmach, her Ciinrat<br />

von Aergoew zugftegt.<br />

Darin ouch graf Heinrich 4 ) gern waer gsin; so was er in<br />

2.-,Ungunst <strong>der</strong> Eidgnossen, insun<strong>der</strong>s <strong>der</strong> stat Bern, von wegen<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 106.<br />

2) Gegen die Herzoge von Würtemberg, im April 1482 (Eidg. Absch. III. 1.<br />

S. 119).<br />

3) Am 24. Februar 1482 schloss die Stadt Zürich diesen Bund mit dem<br />

Grafen von Würtemberg. Der Beitritt <strong>der</strong> übrigen Stände wurde wie<strong>der</strong>holt<br />

nachgesucht, kam aber nicht zu Stande. (Eidg. Absch. III. 1. S. 112;<br />

vergl. ebenda S. 119 und später.)<br />

4 ) Heinrich von W., Graf von Mümpelgard, war ein Bru<strong>der</strong> des Grafen<br />

Eberhard des Jüngern, geb. 1448, gest. 1519.


1481 177<br />

ires burgers, her Cuonrads von Aergoew, alts, edels gschlechts,<br />

ein riter nach manlicher riterschaft, ein ungfaelliger und selbs<br />

(244) muotwillig verdorbner, einhändiger wagenman, [257] dem diser<br />

ouch nit wolbesinter graf sin euch dochter verfaelt hat, und durch<br />

her Heinrich Mattern gemachten schmach-, kostens- und scha-s<br />

dens-abtrag, nämlich verhyrung und 600 gülden, ouch von Bern,<br />

Solaturn und gmein Eidgnossen oft ervordret'), nit allein nit<br />

ussrichtet, sun<strong>der</strong> ouch, wi<strong>der</strong> den vertrag, die dochter und<br />

iren selbs bekomen eiichen man, nit liess unbeleidiget, biss si bed<br />

gemiediget, er mit schand das gelt gon Basel legt, und diser mit w<br />

armuot das nam, das den ergangnen kosten nit mocht usstragen,<br />

und noch vil min<strong>der</strong> enpfangne schmach abtragen. Der arm<br />

muoss hin<strong>der</strong> tueren ston und den spot zum schaden hon.<br />

Warum und wie die fuenf staet ein burgrecht gemacht,<br />

den drien 1 andren widrig, Luceren in recht vassten,«<br />

da zue Stans durch brue<strong>der</strong> Clausen die acht ort vereint,<br />

und Solatern und Friburg in die ewigen piind nfgnommen<br />

sind.<br />

Nach dem und sich uf den Burgunschen krieg vil unruow,<br />

unghorsame, ufrueerische bewegungen und gmurmel in <strong>der</strong> Eid-w<br />

gnoschaft allenthalben [258] erzeigten, und beson<strong>der</strong> so <strong>der</strong>en<br />

(245) von Zug und <strong>der</strong> drien laendren | un<strong>der</strong>tanen ein kolben-suwpaner<br />

2 ) ufgeworfen hattend, darzuo, damit si ires fuernemens dester<br />

stärker, von den staeten nit ubermeret wurdid, — wie ouch zuo<br />

unsern ziten mit Costenz bschehen 3 ), — wolten si Friburg und 25<br />

Solaturn, die doch einer ganzen Eidgnoschaft vor und iezt im<br />

Burgunschen krieg truewlich mit Hb und gut bigstanden, einer<br />

stat Bern wolverdienten alten pundgnossen und burger warend,<br />

1) Schreiben von Bern an den Herzog Heinrich nach Mümpelgard vom<br />

21. November 1481 und 11. Mai 1482 (Raths-Man. 34. S. 84 u. 36. S. 90.)<br />

2) Vergl. oben S. 115. Z. 6 und Anm. 2.<br />

3 ) Betrifft den Wi<strong>der</strong>spruch <strong>der</strong> V Orte gegen das Burgrecht <strong>der</strong><br />

reformirten Stände mit Constanz am 8. Febr. 1528. (Eidg. Absch. IV. 1. a.<br />

S. 128 u. ff.)<br />

12


178 1481<br />

nit in die ewige puendniss <strong>der</strong> acht orten annemen, wie dan Zürich,<br />

Bern und Lucern oft haftend begert und verwilget. Deshalb,<br />

ufruor und mutwilligen, freflen gwalt abzuo[259]stellen und zuo verkommen<br />

, ouch hiemit ein ganze Eidgnoschaft in ruow burgerlichs<br />

sfridens zuo behalten, haftend die fünf staet, zuo gmeinem schirm<br />

wi<strong>der</strong> menglich, ein ewig burgrecht zuosamen verbrieft!),


1481 179<br />

landrat und die gmeinden gmeinlicli diser hie nach gemelten<br />

staeten und laendren, nämlich von Zuerich, Bern, Lucern, Ure,<br />

Swyz, Un<strong>der</strong>walden nid und ob dem wald, Zug und von Glaris,<br />

von den acht orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft in obren Tuetschen landen,<br />

verjechend offenlich und tuond kund allen menschen, die vons<br />

hin zuo kinftigen ziten disen brief imer ansehend, hörend o<strong>der</strong><br />

lesend: dass, nachdem <strong>der</strong> staut menschlichs wesens in disem zit<br />

mit mengerlei bewegniss und wi<strong>der</strong>waertikeit angefochten wirt,<br />

deshalb den regierern <strong>der</strong> staete diser weit zuostat, on un<strong>der</strong>lass<br />

wachende fuersorg ze gebrachen, und ir regiment also zuo ver-io<br />

ordnen, dadurch den menschen zuo guot und dem gmeinen nuz<br />

zuo trost und fuerdrung, ir wesen in sellicher einhelliger liebe und<br />

firsichtikeit angesehen und also betrachtet, dass land und luet,<br />

(247) wit wen und weisen, bi frid vor aller unzimlichen gwaltsam- und<br />

ungerechtikeit beschirmt und in eren gehalten werdent. 15<br />

Darum, Got unserm behalter zuo lob, <strong>der</strong> denn fir die hechsten<br />

seiden, damit in zit [262] ein iezlicher staut in bestaentlicher<br />

wuerde und eren enthalten werden mag, uns und allen menschen<br />

ob allen dingen frid und einhellikeit lieb ze haben uss sinem goetlichen<br />

mund bevolhen hat, — und sellichs unser altvordren seliger w<br />

gedaechtniss mit hoher vernumft und manheit, iewelten und in<br />

allem irem firuemen betrachtet, in gerechter, brie<strong>der</strong>lichen lieb<br />

einandren lieb gehept, — dadurch si dan, von gnad und kraft des<br />

ewigen Gots, zuo allen ziten biss an uns, und wir bisshar mit zuonemen<strong>der</strong><br />

merung eYen und guots, in Überwindung unsrer vigendenä.><br />

und in andren unseren Sachen, gluek und heil erworben habent,<br />

und als wir zuo siner goetlichen almaechtikeit hoffent, wir und unser<br />

nachkomen in soelicher lieb und truew noch fuerer ewiclich hon<br />

werdent —<br />

Hievon nachzevolgen den fuossstapfen und guottaten unserer w<br />

frommen altvordren, si<strong>der</strong> und wir dan durch kraft unser gschwornen<br />

buenden als ewiclich zuosamen verbunden, dass wir einandren<br />

[263] mit ganzen gerechten truwen guots ze tuond schuldig sind,<br />

Diese letztere stimmt ziemlich genau überein mit dem Abdruck <strong>der</strong> offiziellen<br />

Sammlung, nur <strong>der</strong> Eingang ist bedeutend erweitert. Die Artikel<br />

und Ueberschriften sind ganz von A. beigefügt.


180 1481<br />

bekennen wir offenlich fuer uns und all unser ewig nachkomen,<br />

die wir mit uns zuo disen Sachen vestenlich verbuendent, dass wir<br />

in sellicher lieb und einhellikeit fuerbasshin mit enandren fridlich<br />

zuo beharren, uns allen und unsern ewigen | nachkomen zuo ruow (248)<br />

r, und gmach, mit guoter zitlicher vorbetrachtung wissentlich nachkommen<br />

und mit einhelligem rat diser nachgemelten Sachen,<br />

stucken und artiklen, die also bi unseren ßren und guoten truwen<br />

in ewig zit unversert, war und staet gegen enandren ze halten,<br />

uns mit enandren gietlich vereinbart, <strong>der</strong> also enandren ingangen<br />

iosind, und die, wie hienach volget, zwueschend uns abgeret und<br />

beschlossen habend.<br />

Kein ort sol das an<strong>der</strong> mutwillig gwaltigen,<br />

sin o<strong>der</strong> die sinen abziehen.<br />

das<br />

Des ersten: dass in unser Eidgnoschaft und un<strong>der</strong> uns,<br />

ir,den vorgenamten orten von Zürich, Bern, Lucern, Ure, Swytz,<br />

Un<strong>der</strong>walden, Zug und von Glaris, we<strong>der</strong> durch sich selbs<br />

gmeinlich o<strong>der</strong> die unseren, noch durch unser [264] un<strong>der</strong>tanen<br />

o<strong>der</strong> zuogewanten insun<strong>der</strong>s, niemant den andren mit eignem<br />

gwalt frevenlich überziehen, noch sust in keinen weg, we<strong>der</strong> an<br />

so üb noch an guot, an staeten, landen noch an lueten, an un<strong>der</strong>tanen<br />

noch an zuogewanten, keinerlei Schadens noch unlusts,<br />

niemand dem andren das sin ze nemen, ze nötigen, o<strong>der</strong> die<br />

sinen abzuotraengen in 'keinen weg fuernemen noch un<strong>der</strong>ston sol.<br />

Das begwaeltiget ort o<strong>der</strong> die begwaeltigten sond die<br />

M<br />

an<strong>der</strong>en ort schirmen.<br />

Und ob un<strong>der</strong> uns, den iezgenamten orten, und in unser<br />

Eidgnoschaft, gmeinlich o<strong>der</strong> insun<strong>der</strong>s, davor | Got ewiclich sig, (249)<br />

iemant durch die sinen o<strong>der</strong> sine zuogewanten dem andren, den<br />

sinen o<strong>der</strong> sinen zuogewanten, selichs, wie vorstat, zuofiegte o<strong>der</strong><br />

:«)darwi<strong>der</strong> täte, damit dan selichs firkommen und unser aller<br />

ewigen gswornen buenden dester fuerrer in ewiger brie<strong>der</strong>licher<br />

lieb, tr&w, frid, ruow und gmach beharren, welchem ort o<strong>der</strong><br />

den sinen denn diss un<strong>der</strong> uns begegnet, so soellent und wellend


1481 181<br />

wir, die uebrigen ort alle gmeinlich, dasselb ort und die sinen,<br />

wie vorstat, so also genoetiget [265] wurdent, von semlicher<br />

gwaltsam und uberbruch, ungehin<strong>der</strong>t aller Sachen, mit guten<br />

truwen schirmen, schätzen und handhaben, an alle gevaerd.<br />

Die frevler und ufrierischen sond von iren obren.-,<br />

gestraft werden.<br />

Und ob un<strong>der</strong> uns eincherlei sundre personen, eine o<strong>der</strong> nie,<br />

keinist soelche uberbraech, ufruor und gwaltsame, als obstat, on<br />

recht gegen ieraan un<strong>der</strong> uns o<strong>der</strong> den unsern zuogewanten on<br />

recht firnaement o<strong>der</strong> begiengent, wer o<strong>der</strong> welchem ort un<strong>der</strong> i„<br />

uns die joch waerend, die soellent von stund an, so dik das beschicht,<br />

nach irem verdienen und gstalt <strong>der</strong> sach, darum von<br />

ireu herren und obren on alle hin<strong>der</strong>niss und wi<strong>der</strong>red gestraft<br />

werden.<br />

Die gieter zuo straf angrifen in fremden gerichten. 15<br />

Doch vorbehalten, ob iemand <strong>der</strong> unsern un<strong>der</strong> uns in des<br />

(250) andren gericht o<strong>der</strong> gebieten eincherlei frevel | begienge o<strong>der</strong><br />

ufruor machte, mag man daselb die gieter annemen und die um<br />

sellich frevel und buosswirdige sachen, nach desselben orts und<br />

<strong>der</strong> gerichten, da sellichs ie zu ziten beschicht, recht und har-go<br />

komenheit strafen und rechtfertigen ungevarlich.<br />

[266] An willen <strong>der</strong> obren kein sun<strong>der</strong> versamnung<br />

halten. Die ufwigler strafen.<br />

Zuom andren sind wir ouch übereinkommen und hond gesezt,<br />

dass ouch firbasshin un<strong>der</strong> uns und in unser Eidgnoschaft, we<strong>der</strong>,-,<br />

in staeten noch in laendren, niemand kein sun<strong>der</strong>bar gmeinden,<br />

samlungen o<strong>der</strong> antraeg, davon denn iemand schaden, ufruor o<strong>der</strong><br />

unfüg entston möchte, we<strong>der</strong> heimlich noch offenlich fuernemen<br />

noch tun sol, on willen und erlobung siner herren und obren,<br />

nämlich zuo Zürich eines burgermeisters und <strong>der</strong> raten, von Bern M<br />

und Lucern <strong>der</strong> schultheissen und raeten, von Ure, Schwytz, Un<strong>der</strong>walden,<br />

Zug und Olaris <strong>der</strong> amman, <strong>der</strong> raeten und ir gmeinden


182 1481<br />

daselbs. Und ob darüber iemand un<strong>der</strong> uns keinerlei solcher<br />

gevarlicher gmeinden, besamningen o<strong>der</strong> autrag, als vorstat, ze<br />

tuond firnaem, darzuo hilf o<strong>der</strong> rat taet, <strong>der</strong> und die selben sollen<br />

alsdenn nach irem verschulden gestrax und unverhin<strong>der</strong>t von<br />

.'.iren herren und obren gestraft werden.<br />

Dass niemand dem andren die sinen zuo unghorsam<br />

sol wisen, ufhalten, o<strong>der</strong> abziehen.<br />

Zum dritten so hond wir ouch mit sun<strong>der</strong>heit zwuschen uns<br />

abgeret [267] und beschlossen, dass firbasshin in | unser Eid-(251)<br />

lognoschaft und un<strong>der</strong> uns, bi eid und bi er, niemand dem andren<br />

die sinen zuo unghorsami ufwisen sol, wi<strong>der</strong> ir herren und obren<br />

ze sin, noch niemand die sinen abziehen o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>wärtig z'machen<br />

un<strong>der</strong>ston, dadurch die abtrünnig und unghorsam sin o<strong>der</strong><br />

werden möchten.<br />

15 Die unghorsamen helfen ghorsamen.<br />

Und ob iemand un<strong>der</strong> uns die sinen wi<strong>der</strong>wärtig sin weltid<br />

und ungehorsam wurdid, die selben sollent wir enandren mit guoten<br />

truwen fur<strong>der</strong>lich helfen iren herren wi<strong>der</strong> ghorsam machen, nach<br />

lut und durch kraft unser gschwornen bundbriefen.<br />

»o Bestätigung Sempachs- und pfaffenbriefs.<br />

Zum fierden und als denn in dem brief, so vor ziten nach<br />

dem strit zuo Sempach, des jars do man zalt von <strong>der</strong> geburt<br />

Christi Jesu, unsers herren, 1393 jar, durch unser vordren,<br />

wie man sich in kriegen und reisen halten selte, so wir mit un-<br />

-•ösern ofnen paneren zuo veld ziechend, etlich artikel gesezt und<br />

beschlossen worden sind, habend wir zuo merer lutrung, uns und<br />

unsern nachkomen ze gut, in diser ewigen verkomniss abgeret,<br />

bschlossen, [268] und den selben artikel also gesezt:<br />

so<br />

In reisen bi enan<strong>der</strong> bliben, truw ufsehen und<br />

bist and halten.<br />

War wir von dis hin mit unsern ofnen paneren o<strong>der</strong> vaenlinen<br />

uf unser vigend ziehend, gmein- lieh, o<strong>der</strong> un<strong>der</strong> uns ein stat(252)


1481 183<br />

o<strong>der</strong> land sun<strong>der</strong>lich, alle die, so denn mit den paneren o<strong>der</strong><br />

vaenlinen ziehend, die sollend ouch bi enandren bliben, als bi<strong>der</strong>b<br />

luet, wie unser vordren ie dahar geton hond, was not uns o<strong>der</strong><br />

inen ouch begegnet, es sig in gevechten o<strong>der</strong> andren angriffen,<br />

wie denn sellicher und andrer sachen und artikel in dem obge-s<br />

melten brief witer und eigentlich begriffen sind, etc.<br />

So haben wir fuerer gesezt und beslossen, dass vorab <strong>der</strong><br />

selb brief, und darzuo ouch <strong>der</strong> brief, so vor ziten durch unser<br />

vordren selig ouch gemacht worden ist, von priesteren und an<strong>der</strong><br />

sachen wegen, in dem jar unsers herren 1371') mit allen irenio<br />

puncten, stucken, sachen und artiklen, wie und in aller mass<br />

das die selben bed brief inhaltend, firbasshin als bisshar, unversert<br />

in ganzen kraeften beliben und also gehalten etc.<br />

Und dass dabi zuo ewiger gedaechtniss [269] die selben bed<br />

brief, und ouch dise frintlich ewig verkomnuss, nun undhinach.is<br />

so dik wir unser ewige buend swerent, allenthalben un<strong>der</strong> uns<br />

in allen orten offenlich vor unseren gmeinden erlesen und geofnet<br />

sellent werden.<br />

Und damit alt und jung un<strong>der</strong> uns unser aller geswornen<br />

buend dester fuerer in gedaechtniss behalten moegend und denen 20<br />

wissend nachzekommen: —<br />

Dis verkomniss mit den buenden sweren.<br />

So habend wir angesehen und geordnet, dass die firahin zuo<br />

ewigen ziten und alwegen, in allen orten, von finf jaren zuo fin-<br />

(253) fen, mit geswornen eiden ernuweret werden sollend. | »<br />

Wie man gwunnes guot teilen sol.<br />

Wir haben ouch zwuschen uns luter beslossen und abgeret:<br />

wo, und als dik wir firbasshin zugen, iemand zuo bekriegen,<br />

o<strong>der</strong> zuo reisen kommen, was dan guots, gelts o<strong>der</strong> brandschaez<br />

in sellichen kriegen o<strong>der</strong> reisen, in striten o<strong>der</strong> in gevechten,30<br />

i) Eidg. Absch. a. a. 0. steht: 1370.


184 1481<br />

dheinist mit <strong>der</strong> hilf Gots von uns erobret wurden, dass sellichs<br />

nach <strong>der</strong> sum und anzal <strong>der</strong> lueten, so ieclichs ort, stat o<strong>der</strong><br />

land, un<strong>der</strong> uns in sellichem zug o<strong>der</strong> gevecht gehept hat, den<br />

personen nach gelichlich geteilt werden sol.<br />

5 [270] Ob wir aber land, luet, staet, schloss, zins, rent, zoll<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> herlikeit in soelchen erobreten o<strong>der</strong> innaemen, die<br />

sollend un<strong>der</strong> uns, den orten nach, als von alter har, gelichlich<br />

und frintlich geteilt werden.<br />

Und ob wir sellich ingenommen land, staet, schloss, zins, rent,<br />

io zoll o<strong>der</strong> herlikeit dheinist in daedings wis wi<strong>der</strong> zu lösen geben<br />

um eincherlei sum gelts, wenig o<strong>der</strong> vil, das sol werden geteilt<br />

frintlich und an gevaerd gelich un<strong>der</strong> uns, die ort von staeten und<br />

laendren.<br />

i5<br />

Dis verkomnuess sol die oerter und zuogwanten<br />

begrifen.<br />

Wir habend ouch geluetret und harin eigentlich beslossen,<br />

dass dise frintlich und ewige verkomniss uns | die vilgenenten (254)<br />

oerter, staet und laen<strong>der</strong>, und ouch alle die, so in unser Eidgnoschaft<br />

mit uns reisent und uns gewant sind, berueeren sol und<br />

ao darin begriffen sin, ussgenomen staet, schloss, land und luet, zins,<br />

rent, zoell und herschaften, die sollen uns orten und staeten, als<br />

vorstat, ztigehoeren und un<strong>der</strong> uns geteilt werden.<br />

[271] Und in <strong>der</strong> frintlichen ewigen verkomniss behalten<br />

wir uns selber vor, dass diss alles, wie vor erluetret ist, unser<br />

25aller ewigen puenden unvergriflich und unschädlich sin sol, doch<br />

dass nuet dester min<strong>der</strong>, den selben unsern buenden zuo kraeften und<br />

schirmung, dis ewig verkomniss nach allem iren Inhalt unversert<br />

gehalten werde, etc. Beschlossen uf samstag vor Thomae<br />

apostoli; ist gwesen <strong>der</strong> 15. tag Cristmonats').<br />

so<br />

Ordnen ist wisheit, halten ist gerechtikeit.<br />

i) Sonst gilt das Datum Samstag «nach» Thomas, <strong>der</strong> 22. Dezember. Die<br />

im Berner Abschiede vorhandene Abschrift hat gar kein Datum.


1481 185<br />

Dass die ewig puendnuss zwischen den acht orten und den<br />

staeten Solaturn und Frifourg gemacht und hiemit <strong>der</strong><br />

staeten burgrecht abgetan ward.<br />

So ist auch hiemitan ufgericht und verbrieft die ewig<br />

puendnuss zwischen den acht orten und den staeten Solatum und .-•<br />

Friburg, uf den 22. tag obgemelts monats •). Und nach obbeschribner<br />

verkomnuss und dises punds beschluss solten die 5 staet<br />

(255) und | mit inen <strong>der</strong> bischof [272] von Costenz, her Ott von Sonnenberg,<br />

ire burgrechtsbrief herussgeben 2 ).<br />

Umeiner Eidgnossen cristliche abratung in d'krieg zti n<br />

loufen; schamliche klei<strong>der</strong> und boess schwueer in aller<br />

Eidgnoschaft abzustellen.<br />

Zwueschen obgemelter handlung — unfrid, schand und gotslaestrung<br />

zuo verbieten und abzuostellen, — so hond gmeiner Eidgnossen<br />

boten, uf den 19. tag Märzen zuo Staus von <strong>der</strong> bürg-15<br />

rechten wegen versandet, abgeraten, dass man in allen orten<br />

und zuogewanten <strong>der</strong> Eidgnoschaft, in krieg zuo loufen, nien<strong>der</strong>t<br />

und niemant ussgenommen, bi er und eid —<br />

Item, und die bösen swueer.<br />

Item, mit bot und buoss die scham[273]lichen kurzen klei<strong>der</strong>, so<br />

verkommen 1 ), verbieten und ernstlich strafen solle 3 ).<br />

Verbot in krieg ze loufen.<br />

Hieruf so hat ein froni stat Bern in all ir stat und laud<br />

geboten 4 ), nissig ufsehen zuo haben uf die, so ir verbot in krieg<br />

zuo loufen übersehen, si an lib, er und gilt ze strafen. 25<br />

») Abgekürzt und nicht ganz deutlich.<br />

i) Die Urkunde siehe Eidg. Absch. III. 1. Beil. 13. S. 698.<br />

«) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 110.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 92.<br />

4) Mandat vom 7. April 1481 an «stett und län<strong>der</strong>» s. Missb. E. S. 18*.


186 1481<br />

Yerbot <strong>der</strong> schamlichen kurzen klei<strong>der</strong>en.<br />

Item, wer ein kleid, juppen, rock o<strong>der</strong> mantel, die schäm<br />

vor und binden nit erberlich bedeckend, antreit"), sol <strong>der</strong> träger,<br />

nach usskuendung diss bots | 14 tag, einen, [274] und <strong>der</strong> schni<strong>der</strong>(256)<br />

s zwen Rinsch gülden buoss onverzogen an S. Vincenzen buw geben.<br />

Loblich verbot <strong>der</strong> boessen swueeren.<br />

Item, welche mansperson sinlicher Vernunft und jaren mit<br />

verdachtem muot ungwonliche swueer bruchte und darin den<br />

schepfer aller dingen, Got, o<strong>der</strong> sin heilige muoter, ire gli<strong>der</strong><br />

io o<strong>der</strong> heilige marter o<strong>der</strong> wunden ufliueeb, dass er von ieklichem<br />

selichem swuor ein plaphart unser muenz geb, on alle gnad, so<br />

dik's z& schulden koemt. Item, flucht ouch iemands Got o<strong>der</strong><br />

siner müter magt Mariaen, o<strong>der</strong> iren heiligen üben o<strong>der</strong> gli<strong>der</strong>en,<br />

es besehen verdacht o<strong>der</strong> unverdacht, <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die sol man von<br />

15 [275] stund an vahen und in ofne halsisen schlahen und mit ufsezen<br />

<strong>der</strong> infel') die Verfluchung und missliandel ofnen, und si<br />

also von einer vesper zuor andren stan lassen, und si ouch nit<br />

ledigen, dan mit zimlicher urfechen und zugesagter besserung,<br />

sich des ewiklichen zu bieten und ouch absolution in einem dem<br />

so nächsten monat zuo erlangen.<br />

Und wo selich gotsschmaeher nach sellicher straf darvon nit<br />

wurden lassen, sun<strong>der</strong> fuerer sellich un menschliche flueech brachen, (257)<br />

die sol man von stund an in schwere gfaenkniss werfen und si<br />

an lib und leben strafen, nach dem ir misstat vordret; dan doch<br />

» die keiserlichen recht wellen, dass si mit dem schwert [276]<br />

gericht werden.<br />

Die altern solleut ir kin<strong>der</strong> vor swueeren hieten o<strong>der</strong><br />

buess liden.<br />

Es sol ouch menklich <strong>der</strong> unseren sine wib und kind darzuo<br />

so ziehen, dass si kein swuor brücken noch jähen; dan wo das<br />

») Mscpt. am Rande: antreat (a über e), sicher aus Versehen.<br />

,) Den Gotteslästerern wurde wie den Ketzern zur Strafe bekanntlich<br />

die papierene Mütze (Inful) aufgesetzt.


1481 187<br />

nit besehen, und die kind und ire mietren das angeuz nit abstalten<br />

und fuerer sich <strong>der</strong> swueeren ganz vertriegen, so sollen<br />

die vaeter die buoss tragen und geben wie obgeschriben ist. Und<br />

damit sellich boess swueer heftiklich geofnet und gestraft werden,<br />

so wellen wier, dass die unsern in staet und laen<strong>der</strong> etlich heim-5<br />

lieh 1 ), und <strong>der</strong> gnuog, nach gestalt <strong>der</strong> sachen sezen, die wi<strong>der</strong><br />

und fuer sigen, und sellich swueer, so si die hören, an unser [277]<br />

amtluet bringen, denen ouch geglowt sol werden on fuerer bezuegniss<br />

o<strong>der</strong> ofnung. Und was davon gevaelt, sol alles zu <strong>der</strong><br />

kilchen buw und nuz gewendt werden, und sollen daruf in allen 10<br />

unseren landen, da sellichs gebuert und von altem har kommen<br />

ist, nuowe halsisen ufgericht und darin niemands verschont wer-<br />

(258) den, und dem allem, bi g|schwornen eiden und <strong>der</strong> oberkeit ungnad<br />

zuo vermiden, flissig nachkommen. Zuo Bern uf den 7. tag<br />

Apprellen etc. 15<br />

Wenig gebot zeigt an ein guots, und wol gebieten ein wises,<br />

fuersichtigs, aber guote gebot in wesen halten zeigt an ein gerechts,<br />

handvests regiment. Dan vil gebieten, und die gebot nit [278]<br />

halten, stärkt die vile <strong>der</strong> lastren, meret die unghorsame <strong>der</strong><br />

un<strong>der</strong>tanen und gebuert Verachtung <strong>der</strong> oberkeit. 20<br />

Wo har kumt den cristen, das doch Juden und beiden missvalt,<br />

iren allerheiligsten Got mit laster- und bluotgelt zuo vereren?<br />

On zwifel vom Entcrist, <strong>der</strong> uss verhaengniss des rechten<br />

Gots, wi<strong>der</strong> sin wort, sol und wil also mit blintheit geert werden*<br />

Cristlich verbot aller Unzucht, spil und tanz 25<br />

uf allen kilchwihinen.<br />

Item, und zuo merung zucht und gotsforcht und zuo abstellung<br />

viler grossen lästern und Gots zorn, so sollend uf allen [379]<br />

kilchwihinen in allen unseren landen und gebieten, zuo welchen<br />

ziten die sind o<strong>der</strong> werden, alle die, so von mansnammen die30<br />

wellend besuchen, das tuon mit aller zucht, in die kilchen gon,<br />

den ablass zuo loesen, mit bescheidenheit, on werinen und waffen,<br />

(259) es sien spiess, halbarten, buechsen, armbrust, swerter, | o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

') Geheime Aufseher, wie die «Heimlicher» im Rathe.


188 1481<br />

glich lange gwer. Es sollend ouch vermiten werden alle taenz<br />

und alle spil, keglen, karten, wirfei und schiessen; und welich<br />

hiewi<strong>der</strong> täten, frow o<strong>der</strong> man, <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die soellend gestraft<br />

werden als um ein offen kilchwihe-bruch, bi gschwornem eid,<br />

«niemands zuo übersehen.<br />

Besehenen uf den 6. tag Meien 1 ).<br />

[280] Gmeiner Eidgnossen fuersichtikeit in grosser tuere<br />

<strong>der</strong> jaren.<br />

Nachdem ouch in disem jar uss tuere aller fruechten an vil<br />

wenden, sun<strong>der</strong>s in Frankrich, vil hungers gestorben und vil also<br />

erhungert, dass von verstrupfung ire magen und ge<strong>der</strong>, wenn<br />

man inen z'essen gab, si die spis nit me moechten verschlissen;<br />

und als die tuere ouch ein Eidgnoschaft beschwert, liessend gmein<br />

Eidgnossen versehen, dass man kein anken, körn und win usser<br />

uiren landen soelte fieren.<br />

Notwendig verbot des furkoufs, anken, körn, win uss dem<br />

land zu verkoufeu.<br />

[281] Uf das, so hat ein firsichtige stat Bern in all irer herschaft<br />

bi gsazter buoss verboten, we<strong>der</strong> anken, körn, noch win<br />

20 uf fuerkouf, noch uss ir land zuo verkoufen, denn den Eidgnossen,<br />

bim eid, so vil des | keufers hus not, und alles uf ofnen markten (260)<br />

irer gebieten 2 ).<br />

Zoll uf den schiff-win geschlagen.<br />

Und damit <strong>der</strong> win destermin<strong>der</strong> vertiert wurd, von Nidow<br />

25 an biss gon Brug an allen zoellen uf iedes vass ussert die Eidgnoschaft<br />

einen halben gülden, und in die Eidgnoschaft gehoerent<br />

finf plaphart zoll gelegt.<br />

i) Missb. E. 20".<br />

2) Missb. E. 22»> und 49».


1481 189<br />

Ordnung den mulleren ginacht.<br />

Item, den muelleren bi gschwornem eid verordnet, dass si<br />

von [282] einem muet körn ze malen einen plaphart o<strong>der</strong> ein halb<br />

ime ze Ion sollen nemen, und dan iedem sin mel, krisch und<br />

spruer heim schaffen. %<br />

Gnädig, zimlich bevelch, irer stat und den armen<br />

zinslueten zu gilt.<br />

Item, iren gotshueseren und praelaten, iedem nach siner hab,<br />

ein bestirnte zal korns har in d'stat zu schiken, denen und ouch<br />

iren, <strong>der</strong> stat, eignen amptlueten bevolhen, den armen lueten zei»<br />

beiten, si gnaediklich zuo halten und biss zuo besserung mit rechts<br />

kosten nit zuo beschweren.<br />

Dass die Carthuser in <strong>der</strong> stat Bern land on ir willen<br />

niil sond koufen.<br />

Mit den Carthuseren 1 ), dass si nit alles land kouftid, ver-15<br />

(261) schaft: in ir herschaft on ir wissen und willen | nit ze koufen.<br />

Was wislich und billich angesehen, damit des listigen Entcrists<br />

zoberig ie doch etwas vermerkt und verkürzt an disen von aller<br />

weit vermeinten heiligen wurde, die in heiligem schin, on nammen<br />

<strong>der</strong> guetikeit, alles an sich zuo ziehen frig, und aber on ver-20<br />

brieft urlob ires erdichten betelherren, des Roemschen babsts,<br />

keinen gwalt haftend zuo verkoufen — dass si ouch on urlob des<br />

rechten landsherren keinen gwalt haettid ze koufen.<br />

Nuzlich gebot, zerer und fremd varend volk, landstricher<br />

und betler hinweg zft fergen.<br />

M<br />

Item, allen amptlueten geboten, die unnuezen, miessigen zerer<br />

uss den wirtshueseren heim, und all fremd husierer, landstricher<br />

i) Karthäuser gab es auf bernischem Gebiete nur im Kloster Thorberg;<br />

von <strong>der</strong> bezüglichen Verfügung ist in den Akten nichts zu finden.


190 1481<br />

[284] und betler uss iren gebieten z'fergen, und ouch die rechten<br />

pilger fuerz'wisen, damit sich die inlaendigen armen dester bass<br />

möchten enthalten.<br />

Statlicher fouw und erlich versehuug <strong>der</strong> zuchtschül.<br />

5 Item, uss anwisung des hochgelerten doctors, Johansen von<br />

Stein, irs praedicanten, <strong>der</strong> do berett, man haetti zuo iebung laster<br />

und zuo verfierung <strong>der</strong> jugend, ein huepschfrowenhus buwen, aber<br />

zuo iebung <strong>der</strong> zucht und zuo 1er <strong>der</strong> jugend, daruss einer I stat er (263)<br />

wachst, noch kein schuol gemacht, hat ein ßrsam stat Bern ein<br />

io wonsame schuol nuew ufgericht und zuo Schulmeister [285] bestelt<br />

den wolgelerten arzet doctor Niclausen Widenbosch von Bern,<br />

einen Cisterzermuench und zuo S. Vincenzen Caplan; im 40 gülden<br />

jaerlich und ein rok zuo sold bestirnt, darzuo vom babst friheit<br />

erworben, weltlich pfrueenden und schuol ze halten und die kunst<br />

iö <strong>der</strong> arzni ze bruchen •). Ward hernach ein abt zuo Bomgarten''),<br />

und obgenamter praedicant ein Carthuser zuo Basel 3 ). Desse in<br />

straft junkher Brandolf von Stein von Bern, recht vermeinent: er<br />

haetti nuezer mit predigen mögen sin; antwort diser: wenn er zwo<br />

seien haett', weite er gnuog die eine an guot gsellen gwagt hon.<br />

so Ein rechtgschafner praedicant in einer ganzen gmeind und<br />

ein [286] vertruwter schriber im rat mögen vil guter anwisung<br />

tun zuo einer stat er und nuez firdrung. Wie ouch <strong>der</strong> zit obgemelter<br />

praedicant, und mit im <strong>der</strong> wolvertruewt doctor Thuering.<br />

statschriber, als statlicher er und herlikeit verständig und gneigt,<br />

»on zwifel emsig hond getan.<br />

Ein wiser, gerechter amptman, ein gelerter, gotsförchtiger<br />

kilchherr, ein tugentsamer, flissiger schuolmeister, ein erfarner,<br />

frommer arzet, sind, als alle wisen zuegend, fier suel einer ieden<br />

zuo lib und sei wolbesezten stat. | (264)<br />

,) 13. Juni 1481 (Raths-M. 32, S. 141.)<br />

') Vgl oben S. 133.<br />

3) Im Jahr 1487.


1481 191<br />

Botschaft gon Rom um ablass und wi<strong>der</strong> einen curtisanischen<br />

afot, protonotarium und kaemmerling baebstlicher<br />

heilikeit.<br />

[287J Im Jenner diss jars hat ein stat Bern mit vil fiirgeschriften<br />

und nit mit wenig gelts — dan on das nuet, mit wenig .-><br />

wenig, wenn ouch mit vil kum etwas zuo Rom verschaffet wirt —<br />

gon Rom abgefertiget her Petern Kistlern, probst zuo Zofingen •),<br />

iren ufgehenkten ablass zuo ledigen und zuo kräftigen, ouch abzuowenden<br />

einen curtisanen, mit nammen Nicolaus Gariliati, <strong>der</strong><br />

das verezt Rieggensperg mit Roemschem perment und bli, wi<strong>der</strong> 10<br />

alle pit und troewen, bstaendig anfacht 2 ), darzuo iren herlichen<br />

schultessen, Jier Adrian von Buobenberg, unlang vor von diser zit<br />

mit vil riterlichen taten örlich abgescheiden 3 ), uss siner edlen<br />

aeltern grab un<strong>der</strong>stuond, um etwas Schadens, im von Laserra begegnet,<br />

[288] an die Engihalden zuo triben 4 ). Und wiewol ein«<br />

(264) mächtige stat Bern bim | babst, irem puntsgnossen, hoch verdient<br />

war, mocht si doch we<strong>der</strong> mit briefen noch mit gelt des Roemschen<br />

curtisanen berment und bli überwinden; muost sich lan<br />

beniegen, dass ir ablass vom Rodissergalgen 5 ), und ir schultes<br />

von <strong>der</strong> eselsbegräbnuess erlöst, er aber tiimher zuo Losan, prior %><br />

zuo Rieggensperg und burger zuo Bern (1483) ward 6 ). Also stark<br />

•) Vergl. oben S. 117, Anm. Kistlers Instruktion vom 18. Jan. steht<br />

im lat. Missb. B. 415.<br />

2) Derselbe machte Anspruch auf das Amt des Priors in Rüeggisberg.<br />

3 ) A. v. B. war Anfangs August 1479 gestorben.<br />

4 ) Adrian von B. hatte eich in zweiter Ehe mit Johanna von Lasarraz<br />

vermählt. Gariliati behauptete von Lasarraz aus eine Beleidigung erlitten<br />

zu haben, und betrieb nun. theils aus Hass gegen B., theils zum Hohn<br />

auf die Stadt Bern, die ihn in Rüeggisberg nicht anerkennen wollte, die<br />

Concurs-Erklärung gegen den schon 2 Jahre zuvor verstorbenen Schultheissen,<br />

dessen Ausgrabung und Versetzung in ungeweihte Erde. (Vergl. Stettier,<br />

hdschr. Genealogien.)<br />

5 ) Wohl nur bildlich zu verstehen von <strong>der</strong> übermächtigen Concurrenz<br />

des Johanniter-Ablasses. Dass, wie St. und W. annehmen, in dem daraus<br />

entstandenen Conflikte <strong>der</strong> Berner Ablassbrief zu Buchsee an den Galgen<br />

angeschlagen worden sei, davon findet sich nirgends etwas.<br />

6 ) Gariliati wurde als Prior von R. anerkannt und Bürger zu Bern<br />

gegen Verzicht auf seine Ansprachen an Bubenberg.


192 1481<br />

und gefoercht warend den verwisten, frommen schaeflin des zuckenden,<br />

boessen | wolfs erdichte, machtlose wauffen. Got behueet uns (265)<br />

noch vor in, ouch bekam").<br />

Einer stat Bern etliche foilliche rechtfertigungen.<br />

s So hat ouch des jars ein stat Bern sich zuo recht veranlasset<br />

gegen den sechs orten von des Halwi[289]lersen sees, und gegen<br />

denen von Solaturn von <strong>der</strong> hochgerichten, zollen und eignen<br />

löten wegen ! ).<br />

Nach nuewer Ordnung des regiments besetzuug durch hie<br />

io<br />

benemt raet und 16 burger.<br />

Nach nächst verloufens jars gemachter Satzung so sind in<br />

disem jar uf don<strong>der</strong>stag in <strong>der</strong> osterwochen, den grossen rat zuo<br />

besetzen, versamnet gsin <strong>der</strong> klein rat und die 16 burger, mit<br />

namen von raten: junker Rudolf von Erlach, schultes, von Buo-<br />

Libenberg, von Wabren, von Diessbach, von Ringolten, Muoleren,<br />

Schopfer, Matter, Kutler, Achshalm, Bomgartner, Ditlinger, Stark,<br />

Eschler, Lin<strong>der</strong>, [290] Wer<strong>der</strong>, Rudolf Huober.<br />

Von bürgeren: junkher Ludwig von Diesbach, Dietrich<br />

Huepsche, Fuere, Suriand, Korber, Bremgarter, Wyler, Geissman,<br />

20 Lappo, Zollikofer, Selzach, Ribo, Stral, Otte, Bomgarter, Lienhart,<br />

Wysshan.<br />

Hernach uf zihstag, was S. Philip und Jacobs tag 5 ), swuor<br />

<strong>der</strong> klein rat, des tags in biwesen gmeiner bur | geren erwaelt,(266)<br />

uf den gwonlichen alten schirmbrief, inen geben. Do waren <strong>der</strong><br />

L>5 raten, zu den oberzaelten: <strong>der</strong> edel riter her Wilhelm von Diessbach,<br />

nuewer schultess, zwen vom Stein, von Scharnental, Anthoni<br />

Archer, nuewer seckelmeister, Tschachtlan, Peter Simon,<br />

Barthlome Huober, Schütz, Niclaus zer Kinden und Ludwig Tyllier.<br />

*) Unlesbar und unverständlich.<br />

i) Am 21. Febr. 1481 (R.-Man. 31. S. 101).<br />

«) 1. Mai.


1481 193<br />

Ein schwere klag eins mords uf fler doerfer puren.<br />

16.»OT. [291] Uf fritag nach Martin, was des monats <strong>der</strong> 16. tag,<br />

kam fuer ein ersamen rat zuo Bern Hans Bueedeller 1 ), klagt uf<br />

fier doerfer puren von Valendis, in gegenwaertikeit ires herren und<br />

<strong>der</strong> puren, har vertagten 2 ), si haettid im sinen vater ermoert und<br />

im darzuo das sin genommen, darum er von inen nach rechts erkantnuess<br />

Wi<strong>der</strong>legung ervordrete.<br />

So klagt ouch ir her, si weltid im nit ghorsam sin und nit<br />

ire schulden im bezalen.<br />

Der ersten klag woltend si nit gston, die andren nach gheiss io<br />

eines rats besseren. Wurden also witer vertagt und betragen,<br />

dass si Ruodellen 500 gülden geben muostend und inen selbs be-<br />

(267) halten [292] den namen: die bösen puren von Valendis. |<br />

Ein Satzung, kuntschaft zu legen in Sachen die er<br />

betreffend. «<br />

Bald daruf ward ein Satzung gmacht, dass man in den sachen<br />

die er berierend vor rat gelegte kuntschaft in gegenwaertikeit<br />

bei<strong>der</strong> partlen reden und verhört solte werden.<br />

Verding, den kuengsbrunnen in die stat zu leiten.<br />

Uf S. Andres abent <strong>der</strong> klein und gross rat zuo Bern, von20<br />

des kuengbrunnens 3 ) wegen versamnet, hat einhellig abgeraten,<br />

dass man dem meister uf sin beger gestatten sölte, den harin<br />

ze legen, und im darzuo 60 hoelzer, [293] 60 schuoch lang, geben<br />

und uf die hofstat weren, und darzuo holz zuon roeren, und den<br />

graben machen, und sol <strong>der</strong> meister die roeren boren und den»5<br />

brunnen harin uf den plaz legen, und wenn das bschicht, so<br />

i) R.-Man. 34. S. 75.<br />

2 ) Zum Gerichtstag berufen. Wie Bern dazu kam, diesen Handel zu<br />

beurtheilen, ist aus den Akten nicht zu erkennen.<br />

3 ) So nannte man die im Thale von Könitz entspringende Quelle, die<br />

mittelst eines Pumpwerks noch jetzt einen Theil <strong>der</strong> Stadt mit Wasser versieht.<br />

Vgl. S. 163.<br />

13


194 1482<br />

sollen im mine herren hun<strong>der</strong>t gülden und 6 muet weizen geben;<br />

wo er in aber nit harin legt, im nuet pflichtig ze sin 1 ). Kam<br />

spot zum schaden uf den plaz harin, und bleib <strong>der</strong> brun darussen;<br />

wie ouch zuo unseren ziten wi<strong>der</strong> dise warnung ist beöschehen<br />

2 ).<br />

[294 leer. 295] 1482.<br />

Babst: Sixtus IV. 11. Keiser: Fridrich III. 43. Kueng Frankrichs:<br />

Ludwig XL 22. Schulthes: von Diesbach 2. | (268)<br />

Wie und warum die Yenedier und Basler ins babsts bau<br />

io kommen und vor gmeinen Eidgnossen verklagt sind<br />

worden.<br />

Im jar Cristi Jesu 1482, als <strong>der</strong> babst Sixtus den margrafen<br />

von Ferrer, <strong>der</strong> Roemschen kilchen lehenman, und die verbanneten<br />

Venedier hat an enan<strong>der</strong> gehoezt 3 ) und ein ganz hochmietig,<br />

i5 kriegisch und S. Petern ganz unglichs regiment fuort, schikten<br />

die Venedier ir treffenliche botschaft, entschuldigung o<strong>der</strong> hilf<br />

o<strong>der</strong> frid von gmeinen Eidgnossen zuo erwerben 4 ). Brachtend<br />

herzog Reinharten von Lutringen uf, in hofnung sin Napolsche<br />

ansprach zuo beziehen 5 ), dass er mit eim zueg und einer zal Eid-<br />

20 gnossen"), <strong>der</strong>en einer, Peter Keiser von Bern, ir hoptman ward.<br />

Kam wolgehalten, aber ungschaffet wi<strong>der</strong> heim, ums babsts willen<br />

von Eidgnossen abgemant 6 ).<br />

Des erzbischofs von Crain handel.<br />

So was <strong>der</strong> wis, wolverständig, iferig [296] cardinal Anäsdreas,<br />

erzbischof von Crain 7 ), uss Italia herus gon | Basel kom-(269)<br />

*) Hier fehlt das Zeitwort, offenbar: «usszoch» o<strong>der</strong> ein Synonymum.<br />

i) 19. Nov. 1482 (Raths-Man. 38, S. 78.)<br />

') Worauf sich diese Anspielung bezieht, ist nicht zu ersehen.<br />

3) Ferrer == Ferrara. Vergl. darüber Sismondi, hist. et rep ital. XI, 214.<br />

4 ) Die Samml. <strong>der</strong> Eidg. Absch. enthält von dieser Botschaft nichts.<br />

s ) Durch seine Mutter Jolantha von Anjou glaubte Renatus Rechte zu<br />

haben auf den Thron von Neapel.<br />

6) Vergl. Eidg. Abach. III. 1. S. 154, 155 und 156, (9. und 11. Juni 1483.)<br />

7 ) Andreas, Erzbischof von Crain, ein Slavonier von Ueburt, Dominikaner<br />

und Cardinal, war von Kaiser Friedrich als Gesandter nach Rom


1482 195<br />

men, ein concilium nach des Baseischen concilions Ordnung ufzebringen;<br />

und als in ein stat Basel, ouch mit bevelch doch nit<br />

on warnung einer fuersichtigen stat Bern, ufenthielt'):<br />

Werbung und warnung des babsts an gmein Eidgnossen<br />

wi<strong>der</strong> Venedy und Basel. 5<br />

Von <strong>der</strong> und andrer sachen wegen, vor und iezt, do sandt<br />

<strong>der</strong> babst in dise land dri bischof und einen sines ordens, ein<br />

barfuossen 2 ) Jägermeister; — al, ouch <strong>der</strong> von Crain, bäbstliche<br />

beilikeit zuo eren, zuo Bern Srlich enpfangen und geleitet 3 ), — nämlich<br />

den 4 ) von Spolet zuo gmeinen Eidgnossen, den von Castellio<br />

gon Costenz, den von Cathana gon Basel und ubern Rin, und<br />

den Jägermeister ufs fri gejagt, allenthalben den Venediern und<br />

Baslern und allen iren zuostän<strong>der</strong>en nit allein gunst und hilf abzuo[297]wenden,<br />

sun<strong>der</strong> ouch si mit interdict und ban von aller<br />

cristlicher gmeinsame usszeschliessen. Desse warneten und er-15<br />

manten uss bäbstlicher bevel die von Zyrich und da versamt<br />

(270)gmeiner Eid | gnossen boten: her Hug von Landenberg, ieztan<br />

bischof zuo Costenz 5 ), und die von Bern: her Jost von Silinen,<br />

bischof zuo Sitten, also dass ein stat Bern dem von Crain erbotner<br />

ere wegen sich gegen bäbstlicher heilikeit gschriftlich %><br />

entschuldigen muost 8 ).<br />

geschickt worden. Dort missfiel ihm die päpstliche Hofhaltung so sehr,<br />

dass er den Gedanken fasste, die Reformation <strong>der</strong> Kirche durch ein allgemeines<br />

Conzil noch einmal zu versuchen. Vergl. darüber und über das Folgende<br />

: Burckhardt, in den Baseler Beiträgen zur vaterl. Geschichte Bd. V.<br />

S. 1—107.<br />

i) Basel stand sehr ernstlich für den Plan ein. Auch Bern hatte anfangs<br />

grosses Wohlgefallen daran (Sehreiben an Basel vom 27. April<br />

Missb E. S. 69 b ), während ein zweites Schreiben vom 4. Mai (Missb. E. 70 b )<br />

schon wie<strong>der</strong> einlenkte und Basel warnte.<br />

2) Sixtus IV. war selbst Franziskaner- o<strong>der</strong> Barfüsserordens; <strong>der</strong> hier<br />

( bezeichnete « Jägermeister » ist Doktor Anton Gratia-Dei.<br />

3 ) Der Erzbischof von Krain war auch nach Bern gekommen und hier<br />

ebenso wie die päpstlichen Gesandten, seiner hohen geistlichen Würde gemäss<br />

ehrenvoll empfangen worden.<br />

4 ) Nämlich: den Bischof.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 121 (28. Mai).<br />

6 ) Schreiben vom 1. Aug. 1482 (lat. Missb. C. 1.)


196 1482<br />

Antwort gmeiner Eidgnossen ufs babsts<br />

Werbung.<br />

Uf dis händel des babsts, nach vil manungen, gabend<br />

gmein Eidgnossen ze antwort, si [298] weltid nach cristlichem<br />

irer altvordren bruch, so wit inen Got kraft verluehe, zuo schirm<br />

ö und erhaltung heiliger Roemschen kilchen er und einikeit, siner<br />

heilikeit verbriefte puend, ouch selbs gneigts gmiets, truewlich und<br />

stet halten und die zwo verklagten staet in allem, so si siner<br />

heilikeit und <strong>der</strong> heiligen kilchen widrig gfunden wurdid, nach<br />

irem vermögen mit rat und tat ernstlich hindren und abwisen •).<br />

io Die Venedisch botschaft, über gleit gfaenklich von<br />

Glarneren gehalten.<br />

Wie wol nun vil frommer und verständiger waren, die <strong>der</strong><br />

Venedier sach nit gar unbillich und des von Crain ganzer<br />

Cristenheit erlich, nuez [299] und not sin erkanten, so was<br />

15 doch <strong>der</strong> erdichten heilikeit schin so gross, dass er die bekante<br />

warheit also verblent, dass die frommen Glarner und Swytzer<br />

zwen jung edelman 2 ) dem Venedischen boten, über ires amptmans<br />

| im oberland 3 ) geben gleit, — uss baebstischem gsazt, den(271)<br />

verbauten nuet ze halten, — über grosse pit des herzogen von Lut-<br />

20 ringen, — <strong>der</strong> von Venedig, durch gmeiner Eidgnossen, vom babst<br />

harzuo gemanten, pit wol gelassen 4 ) — und ouch über gmeiner Eidgnossen<br />

manung, zuo Wesen lang zit schädlich gfangen hieltend.<br />

Und als aber die gevangnen ledig wurden, damit die Venedier<br />

ires gleits und Schadens inkoemid, beschwertend si <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

25 kouflueten zol und gleit vil jar <strong>der</strong> maussen, dass ein Eidgnoschaft,<br />

und Bern sun<strong>der</strong>lich, etwe dik ir brief und boten darum, nit<br />

•) Steht nicht in <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Eidg. Absch. Auch in den Berner<br />

Akten ist nichts davon erhalten.<br />

2) Vergl. über diesen Handel Eidg. Absch. III. 1, p. 169 u. 170. (8. Dez.<br />

1483.) Die Namen <strong>der</strong> Venetianer sind dort nicht genannt. Der eine soll<br />

ein Giustiniani, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ein Morosini gewesen sein.<br />

3 ) Die Landschaft Sargans, welche seit 1440 von den beiden Ständen<br />

Schwyz und Glarus regiert wurde.<br />

4) Auf den Wunsch <strong>der</strong> Kidgenossen trennte sich Herzog Renat wie<strong>der</strong><br />

von den Venetianern, die er unterstützt hatte.


1482 197<br />

on kosten aber vergebens, gon Venedig schiktendi). Es ist nit<br />

licht glowen brechen, ob schon <strong>der</strong> babst, so das gebuet, den<br />

volgenden schaden, als er nit tuet, abtrueege.<br />

Des bischofs von Crain und sines handeis end.<br />

Wie nun die von Basel, nach dem si mit ban und interdict, 5<br />

doch allein von iren barfuosseren gehalten, verheil iget und verlassen,<br />

den erzbischof also [300] inbschlussend, dass er starb 2 ),<br />

do ward die sag: er hätte sich selbs o<strong>der</strong> wäre heimlich ertoedt,<br />

(271) o<strong>der</strong> hinweg gefer- | tiget, und zuo Sicherung ein vass, als <strong>der</strong> üb<br />

darin wäre, den Rin abgefloezt, und also mit im <strong>der</strong> span versenkt. 10<br />

Der von Basel handlung wi<strong>der</strong> ir Observanz<br />

barfuosser.<br />

Als aber die barfuosser mit beschlosnen tueren mess hielten,<br />

hielt inen hiergegen die stat iren betelsak <strong>der</strong> maussen verstrikt<br />

wo inen ire günstigen nit spismess über die muren in und durch 15<br />

heimlich weg haettid gereicht, dass si bi irer mess waerid verdorben;<br />

und das bi dem barmherzigsten Cristo als billich,<br />

[301] als bim unbarmherzigsten entcrist unbillich, sintmal si ire<br />

patronen in noeten woltend verpflichter geistlicher spis berowen,<br />

dass si von inen zuor not <strong>der</strong> liplichen, — um die geistliche gäbet — 20<br />

berowt wurdid und hiemit <strong>der</strong> gotlos gwalt verspotet. Was ist<br />

doch das fuer ein crist, <strong>der</strong> eim cristen in aller dürftigster not,<br />

im nammen des aller beholfnesten Cristi, cristliche hilf nit nun<br />

entzuecht, sun<strong>der</strong> ouch bi schwerster buoss verbuet?<br />

Dri spaen <strong>der</strong>en von Basel eins jars erhaben.<br />

25<br />

Also hat ein herliche stat Basel des und nachgends jars<br />

drig [302] schwerer spaen, mit schwerer mieg und kosten, wi<strong>der</strong><br />

!) Schreiben an Venedig vom 12. Juli 1484 (lat. Missb. C. p. 123*); von<br />

Boten ist dagegen in diesen Jahren nirgends die Rede.<br />

2) Man fand ihn am 13. November 1484 in seinem Gefängnis« erhängt.


198 1482<br />

die schweristen geistlichen bestanden; den ersten, nämlich den<br />

obgemelten, von des von Crain wegen. | ( 273 )<br />

Von eim span zu Basel, zwischen den predier<br />

muenchen und nunnen ergangen.<br />

5 Den andren von wegen <strong>der</strong> prediger muenchen und prediger<br />

nunnen zuo Clingental •), in dem kein mitlen helfen mocht, biss<br />

dass <strong>der</strong> unersaetlich betelsak vil tusent gülden verschut, das<br />

im doch ring uss fremdem seckel wäre gwesen, wenn es im nit<br />

an sine zipfel wäre gangen, uf die im her Albrecht von [303]<br />

io Clingenberg, riter, mit siner, <strong>der</strong> edlen, gselschaft ofne vehd<br />

verkuendt und etlich gfangen hat, denen er trowt ze muenchen,<br />

wo si die nunnen nit ungnoet liessid. Deshalb <strong>der</strong> wirdigen vaeter<br />

und des heiligen ordens ere ze schirmen, ein stat Bern im und<br />

dem lantvogt, graf Oswalden von Tierstein, davon zuo ston,<br />

is truzliche manung schreib 2 ). Dar zuo so trungend bed teil uf<br />

iren heiligen vater, den babst, welchem <strong>der</strong> span allein und<br />

vast nuez was, item uf den Roemschen keiser, uf herzog Sigmunden<br />

von Oesterrich, uf den adel, und sun<strong>der</strong>lich uf gmein<br />

Eidgnossen, den her Hans [304] Waldman von Zyrich 3 ). Der<br />

so nunnen troester 4 ) sagt dem troewenden prior, er hätte uf einer achsel<br />

den babst und uf <strong>der</strong> andren den keiser. Und wie wol sich die<br />

al vil und lang miegten, noch half es alles kum, unss dass die<br />

nunnen die hartselige predierkutten abzugen und die Augustinische<br />

anleitend, und also von <strong>der</strong> predier muenchen schloss und<br />

25 reformaz entlediget, unter geistlichem nammen und kleid, in<br />

weltlichem herzen nach lust, hernach nämlich von muenchen fri<br />

und ungenoet, beliben. [305] Bi gemelten und <strong>der</strong> glichen exempel<br />

ergrift man den pha | riseischen sektengeist, welcher in Cristus (274)<br />

nammen erbetlete grosse richtuom, — um Cristus willen kum einen<br />

so pfenning, — aber um irer Satzung kib, die muench 10,000 gülden<br />

') Die unter <strong>der</strong> Aufsicht des Predigerklosters stehenden Dominikanerinnen<br />

wi<strong>der</strong>setzten sich <strong>der</strong> ihnen auferlegten geistlichen Disciplin. vergl.<br />

Ochs, Gesch. von Basel IV. 374. 382.<br />

2) Beide Schreiben, vom 10. Februar 1482, stehen im Missb. E. 58 b .<br />

3 ) Den Schiedspruch (vom 12. October 1482) siehe Eidg. Absch. III. 1,<br />

S. 133. Ea handelte sich schliesslich nur noch um den Schadensersatz.<br />

*) Albrecht von Klingenberg.


1482 199<br />

dorsten unverträglich verzanken, und dennocht ein heiliger ifer<br />

solt sin geachtet.<br />

Span zwischen einer stat Basel und irem bischof.<br />

Der drit span in disem jar anzetlet, und, wie ouch die ob<br />

erzaelten, in nachgendem jar herzog Sigmunden von Oesterrich s<br />

und gmeiner Eidgnossen boten, <strong>der</strong> on frucht fuertragen und<br />

noch nie uss getragen; dan er beden teilen ze schwer was, dem<br />

bischof zu loesen, und <strong>der</strong> stat ze[306]lassen: .was nämlich <strong>der</strong>,<br />

dass <strong>der</strong> bischof von Basel, her Caspar ze Ryn, vordret von siner<br />

und <strong>der</strong> stift stat Basel, von im abloesung nach inhalt <strong>der</strong> ver- io<br />

briefung ufzenemen , nämlich um all friheiten, herlikeiten, possessionen<br />

und nutzungen, von sinen vorfaren versezt, hingelassen<br />

o<strong>der</strong> übersehen •). Darzft softe si im wi<strong>der</strong>kerung und ersatzung<br />

tuon um alle selbs gwalts genutzete ubernutzung, und diss alles<br />

mit giete o<strong>der</strong> recht vor beden ständen, babst, bischof, keiser, «<br />

forsten, stat, vor gmeinen Eidgnossen und vor iedem ort insun<strong>der</strong>s<br />

zuo volfueren. So traf die losung nun an eim stuk <strong>der</strong> possession<br />

[307] 30,000 gülden, die er sich bar darzetuon erbot; hiesch<br />

ouch von wegen <strong>der</strong> ubernutzung 100,000 gülden, harzuo verbitret<br />

und bewegt, dass im si, sine stat, wi<strong>der</strong> sine keiserliche herlikeit 20<br />

(275) gwalt und geiebten | bruch, sinen obristen Zunftmeister abgesezt,<br />

und ires gwalts einen andren des jars ufgesezt hat 2 ).<br />

In dem span, nach nissiger handlung, vermochten <strong>der</strong> fuerst<br />

von Oesterrich und gmein Eidgnossen ein stat Basel nit witer<br />

bringen, denn dass si sich begab, wenn <strong>der</strong> bischof etlicher an- 25<br />

sprachen abstiende, weltid si dan zuor sach [308] gebuerlich antworte<br />

geben, o<strong>der</strong> irer friheiten halb vorm keiser, und um das<br />

übrig nach irer stat keiserlichen friheiten vor irem stab, recht<br />

annemen. Tatend das mit semlichen worten, dass sich <strong>der</strong><br />

•) Der Bischof von Basel hatte die Feste Homburg, die Stadt Liestal,<br />

Stadt und Schloss Waidenburg um 29,000 Gulden verpfändet und wünschte<br />

jetzt die Pfandschaft wie<strong>der</strong> zu lösen, wogegen Basel protestirte (vergl.<br />

Eidg. Absch. III. 1. S. 161).<br />

2) Der Bischof beanspruchte noch das Recht, den Oberzunftmeister <strong>der</strong><br />

Stadt zu ernennen. Vergl. Ochs a. a. 0. IV, 376.


200 1482<br />

bischof an sine gwarsame fügt und, als rechtlos, gmeine Eidgnossen<br />

kläglich und unbitlich um hilf zuo recht, ouch in gstalt<br />

siner vorfaren in ir vereinung ufzenemen, anruoft. Gehandlet uf<br />

Bartholomäi zuo Baden, und uf Michaelen zuo Basel im 83. jar,<br />

5 da ouch <strong>der</strong> bericht zwischen den predier muenchen und nunnen<br />

ist gemacht worden 1 ). Innemen ist ein schlechte kunst, aber<br />

wi<strong>der</strong>geben eine herte buoss. Vil rechts, wenig fruend.<br />

[309] Ein keiserlich mandat wi<strong>der</strong> vil <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

aufechtungen verhalten, alle fridlich durch sun<strong>der</strong><br />

10 mitluug einer stat Bern gestilt.<br />

In disem jar, als <strong>der</strong> kueng von Ungern, Mathias, die stat<br />

Wien dem Roemschen keiser Fri<strong>der</strong>ich j vorhielt, und die Eidgnossen (276)<br />

wi<strong>der</strong> etlich staet und herren des Roemschen richs sich verwagend<br />

ze kriegen, nämlich die von Zyrich von des von Hohenburg weis<br />

gen wi<strong>der</strong> Strassburg; die von Bern um den bischof wi<strong>der</strong> Losan,<br />

und um den von Ergoew wi<strong>der</strong> grafen Heinrichen von Wirttenberg;<br />

die von Lucern von Ottenbueren wi<strong>der</strong> den bischof von<br />

Augsburg; [310] die von Un<strong>der</strong>walden um den riehen Jacob<br />

Moettelin wi<strong>der</strong> Lindow, und die von Zug um schmahwort wi<strong>der</strong><br />

2« her Martin, friherren von Stouffen ä ), schikt <strong>der</strong> keiser an gmein<br />

Eidgnossen ein truzlich, straf troewend mandat und manung, von<br />

denen von Strassburg erlangt; gebot inen, von irs pundgnossen,<br />

des kuengs von Ungern, wegen, item ouch sinen und des richs<br />

Staeten und herren nit wi<strong>der</strong>wertig ze sin und on recht nuet krieg-<br />

25 lichs fuerzenemen etc. Ward semlich mandat durch wisen rat<br />

einer stat Bern hin<strong>der</strong>halten 3 ), darum dass die hochmietige<br />

troewung und tratzung me zuo [311] unbesinter gaeher ufruor, denn<br />

zu besinnetem, gsittem friden die ruhen Eidgnossen mocht bewegen.<br />

Der hochmuot niemant, aber demuot iedem lidlich ist.<br />

M Und also durch gietige mitlung und wisen, fuersichtigen, fueri)<br />

Baden 25. August 1483; Basel 30. September bis 8 October, siehe<br />

Eidg. Absch. 111. 1. S. 161 und 165.<br />

*) Ueber diese Streitigkeiten ist zu vergleichen, theils oben S. 160.<br />

und 176, theils hienach.<br />

') Im Raths-Man. ist davon nichts erwähnt.


1482 201<br />

neinlich einer fridsamen stat Bern rat, wurden al iez gemelt<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen spaen on kriegische band fridlich und fruentlich in<br />

disem und nachgenden jaren, so lang geweret hattend, gericht<br />

(277) und vertragen. |<br />

Wie die fuerstin von Burgun zu tod ist gfallen und zwei 5<br />

kiud verlassen, ir erben.<br />

Nachdem und die edel hochgeborn fuerstin, frow Maria,<br />

22. März. [312] herzogin von Burgun, diss jars uf den 22. tag merzen am<br />

gejaegt ab irem pferd ze tod gfallen was, mit grosser, herzlicher<br />

klag ires edlen herren und aller iren herschaften, staeten und »<br />

landen, die si alwegen wie ein gnädig heiltuom geliebt und geeret<br />

hattend; verliess einen sun, Philip, und ein dochter, Margarit —<br />

Dass <strong>der</strong> kueng von Frankrich den Flemmingen augebrachten<br />

friden ze machen verwilget.<br />

do ward ouch, durch <strong>der</strong> Franzosen anleitung, <strong>der</strong> Flemmin- 15<br />

gen gunst gegen iren herren, erzherzogen Maximilian, so klein,<br />

dass si die kin<strong>der</strong> in iren [313] gwalt namend und durch ufsaetzige<br />

hilf <strong>der</strong> Franzosen un<strong>der</strong>stünden, den herren zuo vertriben.<br />

Do aber <strong>der</strong> anschlag nit fuogliehen fuergang mocht han, erzwungen<br />

si mit den Franzosen einen bstand ze machen, in welchem 20<br />

ein bstaendiger, ewiger frid zwischen Frankrich und Burgun solt<br />

ufgericht werden. Sandten daruf ir botschaft zuo kueng Ludwigen<br />

gon Clery, <strong>der</strong>en er von wegen siner zuonemenden krankheit<br />

vast fro was, und gab willen und gwalt, bestand und friden zuo<br />

(278) bedenken 1 ). | s»<br />

Ary vou Franzosen ingnommen und <strong>der</strong> bischof von<br />

Luetich erstochen.<br />

In dem hat des kuengs hoptman, [314] Philips Desquerd, die<br />

stat Ary 2), an Artois und Flandren stossend, ingenommen; schankt<br />

,) Vergleiche darüber: Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg<br />

Th. VIII, S. 51—54, und Commines I, 391 ff. Clery in <strong>der</strong> Nähe von Orleans;<br />

siehe hienach.<br />

2) Die Festung Airi o<strong>der</strong> Arien, in <strong>der</strong> Nähe von St. Omer, wurde<br />

eingenommen 20. Juli 1482; vergl. Commines I, 391 und IV. 82 ff.


202 1482<br />

im <strong>der</strong> kueng 30,000 krönen und ein hoptmanschaft uf hun<strong>der</strong>t<br />

glenen. So erstach un<strong>der</strong>m volk her Ludwigen von Borbun,<br />

bischofen zuo Luetich, Wilhelm Marsan 1 ), ouch, als geacht was,<br />

vom king mit luet und gelt darzuo verordnet, von wegen dass<br />

5 <strong>der</strong> bischof solte gunst zuom erzherzogen haben.<br />

Von gemachtem friden zwischen kueng Ludwigen und<br />

herzog Maximilian, mit herlicher begabung <strong>der</strong> boten.<br />

Darnach bim end diss jars ä ), nach dem <strong>der</strong> bstand und mit<br />

namen <strong>der</strong> ewig frid [315] zwueschen Frankrieh | undBurgun, zuo (279)<br />

io Arras beratschlaget, und mit herzog Maximilians gmuossgeten<br />

willen gestelt, dem kueng Ludwigen gon Turs durch die Ni<strong>der</strong>laendischen<br />

boten, — von Flan<strong>der</strong>n, Hanow 3 ) undBrabant gesanten —•<br />

fürbracht, und, als er vast krank was, durch sinen, des Parlaments<br />

obristen Präsidenten, und den hoptmann Philip verhört,<br />

15 gab er sinen willen, und alle kuenglicher majestet gebuerlich Versicherung<br />

und bestetigung darzuo. Schankt den boten 30,000<br />

krönen, und kostliche harzuo gemachte silbere credenz 4 ).<br />

Gestalt des Fridens, mit vermehlung be<strong>der</strong> herren kin<strong>der</strong>.<br />

[316] So was <strong>der</strong> vertrag: dass des küngs einiger son, <strong>der</strong><br />

20 delfin Carle, solt des erzherzogen einige tochter Margariten, iezt<br />

vermehlet, heimfieren und die in gebuerlichem alter verglichen,<br />

darzuo Arthes 5 ) und das herzogtuom Burgun zuo buerg und pfand<br />

inhaben, besitzen und nutzen, und hiemit zwueschen allen den<br />

Franzesischen und Burgunschen landen ewiger frid bestät | und be- (280)<br />

23 schlössen sin. Und uf das so beschach grosse und nach gebür<br />

<strong>der</strong> mächtigen fürsten kostliche ufristung zuo beden [317] siten,<br />

die zweijärige brut dem zwölfjärigen gespons zuozeschicken, und<br />

i) Wilhelm von <strong>der</strong> Mark, genannt <strong>der</strong> Eber <strong>der</strong> Ardennen. Vergl.<br />

les chroniques du roi Louis XL bei Commines-Lenglet II, 165 ff.<br />

2) Der Friede von Arras wurde am 23. Dezember geschlossen; den<br />

<strong>Text</strong> siehe Commines IV, 95.<br />

s ) Hennegau, franz. Hainaut.<br />

4) Die Namen dieser Boten siehe auch Lichnowsky, a. a. 0. Reg. 516.<br />

6 ) Die Grafschaft Artoi».


1482 203<br />

zu enpfahen, die in nachgendem jar herlich volendt und gmeinen<br />

Eidgnossen vom kueng fruentlich zfigschriben ward.<br />

Von wun<strong>der</strong>lichen gschichten etlicher klingen von Engeland<br />

und Frankrich.<br />

Schnei uf gemelten bericht ist gestorben des berichts mitler 6<br />

und beschirmer, kueng Edoard von Engeland i), <strong>der</strong> da durch<br />

hilf sines mächtigen Schwagers, herzog Carlis von Burgun, nit mit<br />

wenig bluots kueng was worden. Nämlich, nach dem [318] er sinen<br />

herren, kueng Heinrichen 2 ), mit wib, kueng Reinharts von Sicilia<br />

tochter, und son, dem forsten von Vallien 3 ), den mächtigen grafen i»<br />

von Varvich, und sinen eignen bruo<strong>der</strong> 4 ) umgebracht hat, an<br />

einem strit a ), <strong>der</strong> 12 stund weret, uf 30,000mann, und gar nah<br />

<strong>der</strong> ganz Engelsch adel mit's kuengs son erschlagen, <strong>der</strong> kueng<br />

Heinrich gfangen, und die kuenigin in Frankrich zum vater verjagt,<br />

beschehen vor Ebrach 5 ) im 61. jar. Darnach b ) über nuen «<br />

jar, als die entrunnen kuengin Margarit iren herren mit gsamme-<br />

(281) tem zueg un<strong>der</strong>stuond zuo ledigen, [319] wie si dan in | vormals ouch<br />

einist mit erobretem sig und enthouptung des stroewinen kuengs,<br />

herzog Richarts von Ebrach 8 ), hat riterlich erlöst, ward si vor<br />

Cales in hartem kämpf überwunden und gfangen 7 ) und in <strong>der</strong> 20<br />

*) Am Rande, roth: Ein grosse grimme schlacht 1461.<br />

b ) Ebenso: 1470. Einer herlichen küngin tat.<br />

') Am 9. April 1483.<br />

2) Heinrich VI. aus dem Hause Lancaster, vermählt mit Margaretha<br />

von Anjou.<br />

3 ) Der Prinz von Wales; bekanntlich noch jetzt <strong>der</strong> Titel des jeweiligen<br />

Thronfolgers.<br />

4 ) Den Herzog von Clarence, vergl. darüber oben schon S. 70.<br />

») Schlacht bei Towton in <strong>der</strong> Nähe von York (Eboracum, Ebrach) am<br />

29. März 1461, (vergl. darüber Pauli, Gesch. von England V. 359 u ff.)<br />

6 ) Die Enthauptung Kichards von York weist auf den 31. December<br />

1460 zurück (Pauli V, S. 352).<br />

») Die entscheidende Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Lancastrischen Partei, in welcher<br />

die Königin Margaretha gefangen und <strong>der</strong> Prinz von Wales getödtet wurde,<br />

fand am 4. Mai 1471 zu Tewksbury statt. Von Calais aus war dagegen im<br />

Jahre zuvor <strong>der</strong> erfolgreiche Zug zur Wie<strong>der</strong>einsetzung Heinrichs VI. ausgegangen.<br />

(Pauli a. a. 0. S. 390-409.)


204 1482<br />

gfengnuess mit irem herren, kueng Heinrichen, ertoedt'). Soelte billich<br />

nach <strong>der</strong> Engeischen kuengen"), <strong>der</strong> wenig on heimscher haenden<br />

gwalt sind verscheiden, und ouch nach menschlichem rechten,<br />

dis blutiger kueng ouch nit am bet gestorben sin. Doch was an<br />

n im ver[320]sumt, ward an sinen kinden, an und durch sinen<br />

bruo<strong>der</strong>, kueng Richarten-), überflüssig erstatet, welcher, nachdem<br />

er sine nefen grim hat erwirgt 3 ), ward er von graf Heinrichen<br />

von Richmont, hernach kueng 4 ), mit hilf Carlis von Frankrich,<br />

ouch erwirgt 5 ) J1485;. So ist nun ganz war des Roemschen<br />

10 dichters rim, <strong>der</strong> do spricht:<br />

Man kan wenig kuengs wert,<br />

Und tyrannen zellen,<br />

Die on gift, bluot und schwert<br />

Gstigen in die hellen.<br />

i5 Wie Heinrich, kueng zu Engeland und Frankrich, zu nuet<br />

ward, und küng Carle von Frankrich, vertriben, wi<strong>der</strong><br />

uf'kam.<br />

So ist ouch nit unnuez hie zuo efren diss <strong>der</strong> goetlichen<br />

schickung grosses exempel, dass <strong>der</strong> obgenent Heinrich 6 ), ge-<br />

ÜO borner kueng von Engeland [321] und gwal- tiger kueng in Frank- (282)<br />

rieh, j 1431 [ zwoelfjaerig, zuo Paris herlich nach sines vaters, kueng<br />

Heinrichs — <strong>der</strong> Frankrich und den kueng Carle VI. mit sinem<br />

wib und einer tochter, kuengin zuo Engelant, gwonnen, il419j<br />

inhat') — tod [1422] gekrönt, von den sinen bei<strong>der</strong> riehen be-<br />

*) Am Rande roth: Wenig küng von Engenland sterben am bett.<br />

') Der blöde Heinrich VI. starb am 21. Mai 1471 im Tower. Die Königin<br />

dagegen wurde geschont und später in Freiheit gesetzt,<br />

») Richard III.<br />

') Die Söhne Eduards IV. im August 1483.<br />

4) Heinrich VII.<br />

') In <strong>der</strong> Schlacht bei Bosworth am 22. August 1485, (Pauli S. 510 u ff.)<br />

') Nämlich Heinrich VI<br />

T ) Vermöge seiner Heirath mit Katharina von Valois, Tochter Karls VI.<br />

von Frankreich, hatte Heinrich V. von England Ansprüche auf den französischen<br />

Thron erhalten. Er gewann ihn 1419, starb aber 1422.


1482 205<br />

rowt, im kerker mit sinem herlichen wib hat mueessen ver<strong>der</strong>ben,<br />

114-70| und hargegen <strong>der</strong> geborn kueng von Frankrich, Carolus<br />

<strong>der</strong> sibend, uss allem sinem rieh gon Burges vertriben 1423:"),<br />

durch rat und hand einer 20jaerigen puerischen tochter, Johanna,<br />

wi<strong>der</strong> in sin rieh und 6r gebracht 11429—1430 , als ein frommer 5<br />

j 1429 —1436 ; [322] und recht cristlicher kueng, tat rat und hilf<br />

dem, <strong>der</strong> in lang zit rat- und hilflos verfolgt hat, nämlich gemeltem<br />

kueng Heinrichen, siner Schwester son und kueng Reinharts<br />

von Napols tochterman.<br />

Von vertrag und abstellung <strong>der</strong> ansprechereu in <strong>der</strong> Eid- 10<br />

gnoschaft wi<strong>der</strong> den herzogen von Meyland, mit erluetrung<br />

<strong>der</strong> buenden.<br />

In disem und vergangnen jaren, un<strong>der</strong> dem regiment herzog<br />

Ludwigs, gnempt Moer, zu Meyland, warend von mengerlei sachen<br />

wegen so vil ansprecher in <strong>der</strong> Eidgnoschaft worden, dass si, 15<br />

zuo Swytz versamnet, un<strong>der</strong>stuonden ins herzogtuom mit gwalt zuo<br />

vallen•), das, [323] und billich, iren obren in <strong>der</strong> Eidgnoschaft<br />

so widrig was, dass iedes ort sine ansprecher eidet, on <strong>der</strong><br />

(283) oberkeit wissen und willen nuet unriewigs, | ufrierischs o<strong>der</strong> muotwilligs<br />

fuerzenemen, und dass ie<strong>der</strong> ansprecher sin ansprach ver- 2»<br />

zeichnet und von ie 10 gülden ansprach einen gülden an kosten<br />

gelegt, solt her Niclaussen von Scharnental, von gmeinen Eidgnossen<br />

harzuo verordneten, zuo Lucern uf bestirnten tag überantworten<br />

2 ). Welcher das uberseche, solt siner ansprach abston.<br />

Uf das, ouch von <strong>der</strong> zollen und glei-[324]ten wegen, machtend2&<br />

gmein Eidgnossen mit dem herzogen ein vertrag, ernuewereten<br />

und erlueterten al artickel vorgemachter vereinung, und um fridens<br />

willen namen gmein Eidgnossen für die ansprecher 1700<br />

gülden, wann <strong>der</strong> herzog, als nuet, denn um ruow, schuldig, nit me<br />

wolt geben, wie wol daruf geloufner kost groesser was. Darzuo, so<br />

*) Am Rande, roth: Wun<strong>der</strong>bare hilf.<br />

') Davon siehe Eidg. Absch. III. I, S. 129 (15. August).<br />

*) Davon enthalten die Eidg. Absch. nichts.


206 1482<br />

uss bei<strong>der</strong> oberkeiten beger und rat ward beret, zuo verkünden,<br />

dass ie<strong>der</strong> un<strong>der</strong>tanen fuerahin also mitenandren wurbid und<br />

handtierid, dass we<strong>der</strong> d'berren noch d'land darum in unruow und<br />

wi<strong>der</strong>waertikeit koemmid, <strong>der</strong>o sich ouch ein [325] oberkeit nit<br />

« witer welle annemen, dann rechts billiche handlung ervordret.<br />

Das beschah in allen orten, und zuo Bern in stat und land uf<br />

den 18. tag Christmons').<br />

Botschaft bei<strong>der</strong> staeten Bern und Friburg, zu vereinbaren<br />

den herzogen von Saffoy mit sinen regenten, gon<br />

io Thuering geseilt.<br />

Im end verloufenes und im anfang diss jars was <strong>der</strong> jung<br />

herzog Philibert von Saffoy in zwitracht mit | sinen Präsidenten (284)<br />

und regenten des regiments halb kommen, also dass graf Ludwig<br />

von <strong>der</strong> Kammer 2 ) und <strong>der</strong> her von Lyns, wi<strong>der</strong> rechts anruofung<br />

15 irer e~ren und gieter entsezt, gfenglich behalten wurdend. [326]<br />

Und von wegen semlicher des herzogtuoms unruow, uf beger des<br />

fuersten und <strong>der</strong> sinen, schiktend die bed staet Bern und Friburg<br />

ir etliche botschaft gon Thurin, zuom herzogen, mit nammen ir<br />

altschultessen, von Bern: her Peterman von Wabren, von Fri-<br />

20 bürg: her Petern Paviliard 3 ), da helfen raten und tuon, was zu<br />

gut dem fuersten und zuo frid <strong>der</strong> landen dienen möchte. So was<br />

ouch einer stat Bern heimlicher rat, <strong>der</strong> herzog solte siner landen<br />

regiment selbs verwalten; darzuo si im weltid helfen.<br />

Manung des kungs von Frankrich, uss erlognem fuergeben<br />

S5 erwoegt, an Bern und Friburg, als sinem veter und<br />

wi<strong>der</strong>wärtigen.<br />

[327] In des durch boes, listig, unwar fuergeben, nämlich dass<br />

<strong>der</strong> herzog solte siner friheiten und gwalts gedrängt sin, ouch<br />

') Nach Eidg. Absch. wurde die Annahme des Vertrags am 12. Dezb.<br />

beschlossen. Der Vertrag selbst trägt das Datum vom 16. Juli 1483 (III. 1.<br />

S. 702—706 Beilagen).<br />

') Graf Ludwig von Chambe'ry. (Vergl. darüber Guichenon I, 575.)<br />

3) Schreiben von Bern an die beiden Gesandten nach Turin, vom<br />

22. Januar und 8. Februar 1482.


1482 207<br />

siner muoter bruo<strong>der</strong>, dem kueng von Frankrich, zuwi<strong>der</strong> handien,<br />

darzuo benemt stät ire paner uf gericht haettid, ward <strong>der</strong> kueng<br />

bewegt, schikt sine raet und hoptluet gon Lyon, ufsehen ze haben,<br />

und, wo not, mit gwerter band zuo weren; schreib ouch er und<br />

die raet gmeinen Eidgnossen, und insun<strong>der</strong>s einer stat Bern, von 5<br />

ieztgemeltem fuernemen abzeston; denn er sin vermoegen daran<br />

(285)setzen welle, dass | sin veter, <strong>der</strong> herzog, ungezwungen, sines<br />

gwalts frig [328] sige und blib.<br />

Einer wisen stat Bern fuer sich und ire mitburger wise io<br />

antwort und entschnldigung an kueng.<br />

Uf semlich des kuengs schriben gab eine wise stat Bern wise<br />

antwort, sich und ir mitburger von Friburg entschuldigend, dass<br />

si nit ire paner, sun<strong>der</strong> ir erlich fridsam botschaft dem herzogen,<br />

irem lieben puntgnossen, zuogsent, an<strong>der</strong>s nuet-da ze handien, 15<br />

denn was zuo schirm und frid dem fuersten und den landen nuzlichs<br />

möchte funden werden; vertruwe, ire boten semlich bevelch nit<br />

übersehen habid, noch werdid, desse si ouch noch ernstlich ermanen<br />

[329] wellid. Hierum sie ir ernstlich hoch beger und bit,<br />

die kuenglich majestaet und die sinen welle von inen, als von sinen 20<br />

und des herzogen ufrechten, redlichen puntgnossen, nuet an<strong>der</strong>s,<br />

dan wie gemelt, glowen und vertruwen; welle ouch in <strong>der</strong> sach,<br />

on krieglich bewegung, mit fridlichem rat frid helfen stiften;<br />

des glichen si nach allem vermoegen ze tuen ganz gemeint sigid,<br />

dan dise land on des vor mit dem schwert, und ieztan ganz ä5<br />

hart mit dem hunger bekriegt, kein enthaltung noch wi<strong>der</strong>kommen,<br />

dan durch friden, moegid verhoffen und ervolgen.<br />

(286) Datum uf den 23. tag Jenner •). |<br />

[330] Bei<strong>der</strong> staeten an die herren von Saffoy und ir ratsboten,<br />

von obgemelter und ouch von <strong>der</strong> grafen von ^<br />

Gryers sach wegen, ernstliche manung.<br />

In dem viel noch ein unruow zuo, dass <strong>der</strong> herzog Philip von<br />

i) 1482. Das Schreiben steht lat. Missb. B, p. 481», aber mit Datum<br />

22. Januar.


208 1482<br />

<strong>der</strong> Press'), herzog Philiberts vater bruo<strong>der</strong>, ein unriewiger<br />

unruowmacher, die grafen von Gryers, zwen brie<strong>der</strong> am hof ins<br />

herzogen dienst, unverschult gröblich und schmählich beschädiget,<br />

also dass si, besun<strong>der</strong> <strong>der</strong> her von Oron, komerlich ir lib<br />

5 und leben errettet hatten, deshalb si, nach kraft irer burgrechten<br />

und vereinung, so si mit den [331] zweien staeten Bern und Friburg<br />

hattend, zu abtrag sellicher beleidigung, um hilf die stät<br />

ernstlich ansuochtend. Und darum, von <strong>der</strong> und oberzaelter sachen<br />

wegen, ouch den kueng fridlich zuo stillen, und obgenanten gfangnen<br />

io zuo helfen, schribend bed staet dem herzogen und sinen voetern,<br />

den regenten und raeten, und iren gsanten ratsboten, allen fliss<br />

und ernst anzuokeren, dass nit diser zit harten laeuf, grosser tuere<br />

und unruow halb, durch krieg noch härter, sun<strong>der</strong> durch frid<br />

[332] gebessert werdid; daran si alles ir vermoegen nit wellid<br />

w sparen. Und damit sich nit unnachlässliche räch erheb, wo<br />

iemand ire paner o<strong>der</strong> zeichen hätte ufgeworfen, dass die von<br />

stund an abweg geton werdid. Hiemit ouch verschaft werde,<br />

dass den grafen von Gryers um erluetne schmäh und schaden gebuerlich<br />

ersatzung beschehe. I (287)<br />

20 Gehandlet vor rät und burgern uf den 8. tag hornung 2 ).<br />

Abgang herzog Philiberts und angang herzog Carlis TOn<br />

Saffoy.<br />

[333] Nach obgehandleten und wolgestilleten sachen, im<br />

Aprellen 8 ), starb <strong>der</strong> durlichtig jung fuerst herzog Philibert, und<br />

25 kam an sine stat sin bruo<strong>der</strong> Carolus 4 ), ein junger, wiser her.<br />

i) Die Landschaft Bresse zwischen Genf und Lyon, damals dem Hause<br />

Savoyen gehörend. Herzog Philipp war Vormund seines Neffen, des jungen<br />

Herzog Philibert I.<br />

2 ) Schreiben vom 21. Februar 1482 an den Grafeu Ludwig von Chambery<br />

und Ludwig von Greyerz (Lat. Missb. B. 57 b ). Am 25. Februar war<br />

ein Gesandter des Herzogs Philipp von Bresse in Bern (Raths-M. 39, S. 94).<br />

In dem Protokolle vom 8. Februar ist dagegen nicht von dieser Angelegenheit<br />

die Rede.<br />

3) Am 22. April.<br />

«) Herzog Karl L, geb. 29. März 1468.


1482 209<br />

Herzog Hans Ludwigs, des bistuems Jenf Verwalters, tod.<br />

Und hernach im hoewmanot •) starb sin veter, her Hans Ludwig<br />

von Saffoy, Verwalter des bistuoms Jenf, einer stat Bern sun<strong>der</strong>lich<br />

günstiger burger.<br />

Dass ein triiwe stat Bern grosse hilf tat her Urban von 5<br />

Zitron ins bist um Jenf, und profost Sterren um die<br />

abti Peterlingen.<br />

Ward an sin stat vom capitel erwaelt <strong>der</strong> edel, wis, fridsam<br />

[334] her Urban von Zyfron 2 ), abt zuo Stamidi, tuomherren zuo<br />

Jenf und rat in Saffoy, <strong>der</strong> do vil in vergangnen jaren zuo diserio<br />

landen frid hat geholfen; deshalb im ein stat Bern so günstig<br />

was, dass uf sin beger, sin bestaetigung von Rom zuo erlangen,<br />

nit allein ir vilvaltig gschriftlich fuerpit an babst, cardinael, an<br />

(288) kueng und herzogen, sun<strong>der</strong> | ouch iren wolgeachten canzler,<br />

doctor Thüringen, gon Rom schikt, die so im aber nit mochtw<br />

verlangen, [335] ward im das erzbistuom Tharantess 3 ), groessers<br />

namens denn nutzes, geben, und bleib die Verwaltung des bistuoms<br />

Jenf des abgestorbnen bruo<strong>der</strong>s"), her Francisco von Saffoy, probst<br />

uf S. Bernharts berg — und wi<strong>der</strong> vil schribens einer stat Bern,<br />

und vil mieg ires probst Stoerren von Anseltingen, abt zuo Better- w<br />

lingen 4 ) — und hernach bischof zuo Aux 6 ).<br />

*) Am Rande, roth: Her Franz von Saffoy.<br />

•) J. L. von Savoyen starb nach Guichenon (hist. gen. I. 529) am<br />

11. Juni 1481.<br />

') Urban von Chivron, päpstlicher Protonotar und Abt des Klostera<br />

St. Amadei in Savoien. Vergl. über ihn S. 113.<br />

3 ) Er wurde am 19. Juli 1482 zum Bischof von Genf erwählt, vom<br />

Papst aber nicht bestätigt und am 28. Mai 1483 zum Erzbischof von Tarentaise<br />

ernannt; starb 9. November gl. J.<br />

4 ) Empfehlungsschreiben zu Gunsten Störs an Peterlingen, Stadt und<br />

Stift, und an den Papst, 20. Juli und 25. Sept. (Raths-M. 37, S. 67 u. 139).<br />

5 ) Franz von Savoien wurde Bischof zu Auch in <strong>der</strong> Gascogne im Jahr<br />

1483, s. Gallia christ. I, p. 100.<br />

14


210 1482<br />

Dass graf Jakoben von Remond, zii erobreu sin verlassen<br />

herschaft, gleit von Bern und gmeiuen Eidgnossen<br />

ward verseit.<br />

In disen aendrungen <strong>der</strong> herren von Saffoy tat sich herzuo<br />

5 her Jacob von Saffoy, — graf [336] zuo Remond gwesen, und nach<br />

herzog Carlis von Burgun, den er an'n baeren gfiert hat, entlibung,<br />

herzog Maximilians gubernator in Flandren und houptman uf<br />

12,000 man wi<strong>der</strong> Frankrich und deshalb noch wi<strong>der</strong> d'Eidgnossen,<br />

— vermeint, uf gemachten friel zwueschen Frankrich und<br />

io Burgun, mit hilf siner brie<strong>der</strong>n, her Philips von <strong>der</strong> Press,<br />

her Amis, grafen •), und her Franzen, bischofen zuo Jenf, wi<strong>der</strong><br />

in [337] sin geborn herschaft ze kommen; warb an gmein Eidgnossen<br />

und insun<strong>der</strong>s an ein stat Bern um gleit. Ward | im (289)<br />

abgeschlagen, und die herren von Saffoy ernstlich ermant, siner<br />

i5 vergangnen doch unvergessnen taten, und ouch des Vertrags,<br />

von siner landen wegen beschlossen, ingedenk ze bliben 2 ).<br />

so<br />

Werbung einer stat Bern au bischof von Sitten, ireu<br />

probst Kistler zue einem Verwalter ufzenemen; und<br />

nach des bischofs tod erwarb si diss bistüm bischof<br />

Joseu von Siliueu.<br />

In<strong>der</strong>t ieztgemelten dingen und tagen, ward her Walther<br />

Uf <strong>der</strong> Fluee, bischof und her zuo Wallis, so [338] schwach, dass<br />

er eines Verwalters begert. Do warb ein stat Bern fruentlicher<br />

ermanung und pit an den herren, capitel und landluet, iren ge-<br />

2 5 bornen burger, schultes Kistlers sun, her Petern Kistlern, probst<br />

zuo Zofingen, als einen wolgelerten baccalarium, geistlicher und<br />

weltlicher gschäften wolerfarnen man, zuo sellicher Verwaltung<br />

ufzenemen 3 ). Indes starb obgenamter bischof, Hess einen son a ),<br />

Jörgen, von welches gluekhaftigen ungluek, nah uf hun<strong>der</strong>t jar<br />

•) Am Kande, roth: Jörg uf <strong>der</strong><br />

') Graf von Genf war damals Janus von Savoien, Bru<strong>der</strong> des Grafen<br />

von Romont, gest. 1491 (Guichenon. a. a. 0. I. p. 522).<br />

2) Vergl. Schreiben von Bern an Freiburg vom 2. März 1482. Missb. E.<br />

. 220.<br />

3) Uebcr Probst Kistler siehe hievor. Die Schreiben Berns, s. Missb. E 84 b<br />

und lat. Missb. B. 509». (3. Juli 1482.)<br />

Flu.


1482 211<br />

gebracht, nit ein [339] klein buoch zuo schriben waer f ). Do kam<br />

an des herren stat") ouch durch sun<strong>der</strong>lich fuermuendung einer<br />

stat Bern 2 ), her Jost von Silinen 3 ), ein geborner Lucerner und<br />

Walliser, probst zuo Muenster im Ergoew, und uss verdienter<br />

pratik franzesischer vereinung bischof zuo Granopel, und des jars t<br />

im Ougsten zuo sinem ungluek bischof und, wo Jörgen Uf <strong>der</strong><br />

Fluee gluek nit gwesen, her zuo Wallis. Und dass er die beiden<br />

(290) bistuom behielte, kartend gmein Eidgnossen, insun<strong>der</strong>s | Lucern<br />

und Bern, gegen baebstlicher heilikeit und kuenglicher majestat<br />

iren [340] grossen fliss an, damit er sin es willens ward geweret 4 ). w<br />

Dass ein stat Bern in nammen <strong>der</strong> fünf staeten iren<br />

ratsboten in Frankrich saute, ire schulden und Pensionen<br />

zue fergen und durch ernuewerung <strong>der</strong> vereinung<br />

witer zu meren und bestaeten, ouch zft ledigen<br />

den herren von <strong>der</strong> Kammer. i»<br />

Und als ouch <strong>der</strong> kueng von Frankrich täglich an krankheit<br />

zu- und an gelt abnam, den Eidgnossen dri zil bzalung übersehen,<br />

wurdend si sorgvaeltig, diewil er im leben wäre, dass si<br />

irer usständigen und angenden schulden und pensionen richtig<br />

bzalt wurdid, ouch hiemit verschiessid, dass die gluekhaftigen %,<br />

Pensionen ewig blibid, nämlich [341] durch inschliessung in<br />

d' vereinung des delfins. Welche Werbung einer stat Bern rät<br />

suochtend und an gmein Eidgnossen oft brachtend 5 ).<br />

Zweiung <strong>der</strong> Eidgnossen von <strong>der</strong> kriegsknechten und<br />

bzalung wegen. 25<br />

So warend aber die län<strong>der</strong> und etlich oerter mit inen <strong>der</strong><br />

unrichtigen bzalung, des unglichen innemens, aber glichen grossen<br />

*) Am Rande roth: Her Joss von Silinen.<br />

,) Ueber Georg uf <strong>der</strong> Fluh siehe hienach.<br />

«) Vergl. Missb. E. 77, und lat. Missb. B. 500". (30. Mai 1481.)<br />

3 ) Siehe hievor S. 107. Vergl. über ihn auch -. Geschichtsfreund <strong>der</strong><br />

V Orte XV, S. 143-187 von A. Lütolf<br />

4) Schreiben an den Papst, lat. Missb. C. 5*. 6* (vom 16. und 30. August<br />

1482), mit Ausdrücken ganz masslosen Lobes über Silinen.<br />

5 ) Eidg. Abach. III. 1. S. 123. 126. 129. 145.


212 1482<br />

kostens, und fuernaemlich des | täglichen verlusts und ungehor- (291)<br />

samer") verruochung irer lüten so unwillig, dass si rietend, gmein<br />

Eidgnossen seltid ir kriegsvolk vom küng, do <strong>der</strong> huf was, und<br />

von allen herren heim vordren, wie wol etlich an<strong>der</strong> meintend,<br />

s si waerid [342] in diser zit <strong>der</strong> empoerischen unrueewigen leufen<br />

wäger darin, wenn daheim entperung und unruow helfen stiften<br />

und fuerdren. Also, diewil <strong>der</strong> kueng in naher gegne zuo Sant<br />

Claudio!) was, den heiligen mit riehen gaben um gsuntheit besticht,<br />

verordnet ein rat zuo Bern, in nammen <strong>der</strong> fuenf staeten,<br />

m iren ratsboten, her Heinrichen Matter, gon Lyon 2 ), dis sach zu<br />

fergen, und, wo da nit, zuom kueng, in truelich siner krankheit zuo<br />

beklagen, die schulden und pen[343]sionen zuo versicheren, des<br />

delüns inschliessung {flieh zuo för<strong>der</strong>en, welche die fuenf staet, ouch<br />

on die laen<strong>der</strong>, wo sin kuengliche majestaet an inen weit beniegen,<br />

15 gmeint waerid anzuonemen; und ouch zuo ledigen den grafen von<br />

<strong>der</strong> Kammer 3 ), uf hohe pit sines wolgebornen gemahels, an eine<br />

truewe stat Bern getan. Bracht <strong>der</strong> bot vil guoter wort, gheiss<br />

und bevelh, aber noch lang kein gelt; denn <strong>der</strong> kueng desse bass<br />

bedorft nunmal den fridslueten, wan den kriegslueten, usszegeben und<br />

20 ze gaben; und deshalb im nachgenden jar wi<strong>der</strong>um hiningschikt.<br />

Und also hond die kueng von Frankrich [344] bisshar alwegen<br />

nach irer gelegnen notturft mit den Eidgnossen gehandlet. | (292)<br />

Wie die staet Bern und Friburg iren bischof von Losan<br />

treffenlich schirmten und in mit den herzogen und<br />

2A siner stat Losau berichten.<br />

In allen oberzaelten Saffoyschen unruowen so was ouch <strong>der</strong><br />

truzlich bischof von Losan, her Benedict von Monferrand 4 ), in<br />

grosser unruow gegen den herzogischen, und beson<strong>der</strong> gegen siner<br />

*) Mskr. (wohl aus Versehen): ungehorsame.<br />

') St. Claude, Abtei bei Gex; vergl. darüber Commines I. S. 381. ff.<br />

») Instruktion an H. Matter vom 22. April 1482. Missb. E. 68* und<br />

lat. Missb. B. 495 b .<br />

•) Auftrag zur Fürsprache für den Grafen von Chambery in beson<strong>der</strong>m<br />

Schreiben an H. Matter vom 3. Mai (Missb. E. S. 70*).<br />

4) Bischof seit 23. Juli 1476.


1482 213<br />

stat Losan. Die herzogischen haftend zu Lustre 1 ) etwas pluen<strong>der</strong>ung<br />

ton, desglich die in <strong>der</strong> stat ouch [345] etliche siner<br />

und sines hofs und consistoriums hueser und personen berowt.<br />

Harwi<strong>der</strong> hat <strong>der</strong> bischof den burgern nuewerungen ufgelegt und<br />

etlich wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> stat friheit gfangen. So hat ouch ein tuomher 5<br />

ein todschlag in <strong>der</strong> stat begangen, deshalb das capitel des<br />

tuoms ouch dem bischof sin presens verhielt. Nun so fueegtend<br />

sich bed partlen, insun<strong>der</strong>s <strong>der</strong> benediend 2 ) bischof suocht und fand<br />

gunst von erst zuo einer fridsamen stat Bern, die sich mit iren<br />

mitburgern von Friburg [346] um unser lieben frowen, irer houpt- io<br />

kilchen 3 ), und <strong>der</strong>enhalb um des bischofs willen iren ernstlich<br />

angenommen, mit offner bekantnuess: wer den bischof, iren vom<br />

heiligen Roemschen stuol in schirm bevolhen, wi<strong>der</strong> recht beleidigete,<br />

<strong>der</strong> hab unser frowen, die kilchen und ein froin stat Bern<br />

schwerlich beleidiget; das si in keinen weg welle gestaten, sun- is<br />

(293) <strong>der</strong> nach vermögen biessen und | abwenden. Schreib hieruf dem<br />

herzogen, für Schadens abtrag hun<strong>der</strong>t krönen dem bischof ze<br />

geben, und die saecher [347] gestraft zuo Lustre abstellen 4 ); — <strong>der</strong><br />

stat, capitel und tal 5 ), im, als irem herren, alle sine gebuew zuo<br />

stellen 6 ). Do aber das nuet verfieng, schribend bed staet und so<br />

santend ire ratsboten zuo beden teilen, zum bischof, capitel und<br />

zur stat, si ernstlich mit ernstlicher nah vergangner kriegen<br />

Schadens erinnerung zuo manen, aller ufrierischen bewegung stil<br />

zeston, iedem das sine, guot und rechtsame, lassen verlangen, die<br />

gfangnen ledigen, alles entfierts wi<strong>der</strong>keren und on recht wi<strong>der</strong> 25<br />

enan<strong>der</strong> nuet muotwillen, biss uf ir gietlich entschidigung, die si<br />

so nächst [348] muglich unverzogen wellid fuernemen. Er,schoss<br />

i) Das Städtchen Lutry, Domäne des Bischofs.<br />

*) Wahrscheinlich ironisches Wortspiel mit dem Namen Benedict.<br />

3 ) Die <strong>der</strong> h. Jungfrau geweihte Cathedrale von Lausanne.<br />

4 ) 18. Juli 1482 (lat. Missb. B. 510*).<br />

5 ) Das Thal, Lavaux, ist die Landschaft längs dem Genfersee von Lausanne<br />

bis Vivis, welche ganz unter <strong>der</strong> weltlichen Oberherrschaft des Bischofs<br />

stand.<br />

6) Schreiben von Bern an das Capitel von Lausanne und an die Stadt<br />

(prsesidentibus et civibus civitatis L.) vom 28. März 1482 (lat. Missb. B. 49 l b<br />

und 492 b und weiter.) Bern mahnte übrigens gleichzeitig den Bischof zur<br />

Milde und zur Abstellung von Neuerungen (lat Missb. B. 494* vom 12. April).


214 1482<br />

ouch nuet. Die stat ruoft den keiser und herzogen an, so ruoft<br />

<strong>der</strong> bischof sine schirmer, die zwo staet, an. Kam dahin, dass<br />

die zwo staet, sun<strong>der</strong>lich Bern, ire zeichen und wapen an des<br />

bischofs hueser, hoef und schloss ufschluogend und im ein zuosaz<br />

5 gabend. Was <strong>der</strong>en von Bern houptman <strong>der</strong> redlich burger<br />

Wilhelm Alwan, mit bevel und eid, niemand, dan wo not wi<strong>der</strong><br />

gwalt, ze schädigen und bed partien vor schaden zuo verhieten •).<br />

Schiktend hie mit, mit gwaltiger, strenger bevel, den kienen,<br />

edlen | junkher Brandolfen vom [349] Stein gon Losan 2 ), die (294)<br />

io partien nach lut obgemelter manung ie doch zuo gietlichem o<strong>der</strong><br />

rechtlichem vertrag zuo bringen, und uberein iren unfrid nit dulden.<br />

Also, nach dri flerteil diss jars arbeit, zang und schaden,<br />

ward uf den dritten tag November zuo Friburg ein bericht beschlossen<br />

und versiglet, ie<strong>der</strong> partt dabi ze bliben uberantwurt<br />

15 und in nachgendem Jenner durch die herzogischen, zuo Bern<br />

harum gebetten, und bei<strong>der</strong> staeten boten zuo Losan ganz bestät 3 ).<br />

Von einem grossen span, so sich zwischen den zweien<br />

staeten Zyrich und Strasburg von eins ketzerischen<br />

riters wegen erhept hat.<br />

so [350] Wie wol nun diss jars vorerzaelte spaennig geschienten<br />

sorglich und miegsam warend, so was doch die volgend so vil<br />

sorglicher und miegsamer, so vil si einer ganzen Eidgnoschaft,<br />

ouch sun<strong>der</strong>lich einer from, fridsam stat Bern und allen pundsgnossen<br />

wi<strong>der</strong>wärtiger, unberichtsamer und schädlicher sich er-<br />

26 zeigt, lang und hartsam geiebt, zwischen zweien fuernemen staeten<br />

nämlich Strassburg und Zyrich, vereideten pundsgnossen, erwachsen<br />

von her Richart von Hohenburg, ritern 4 ), welcher [351]<br />

i) Am 12. October wurde davon an den Bischof Anzeige gemacht;<br />

schon am 16. October wurde die Mannschaft wie<strong>der</strong> zurückberufen (Raths-M.<br />

38, S. 23) und nur <strong>der</strong> Führer in Lausanne gelassen.<br />

2) Instruktion an denselben vom 29. September (Missb. E. 99").<br />

3) Bern schickte noch eigene Boten, um die Stadt zur Annahme des<br />

Vertrages zu bewegen, am 9. Januar 1483 (Raths-M. 39, S. 20).<br />

4) Richard von Hohenburg hatte sich in Strassburg verheirathet, dann<br />

seine Frau verlassen und von Zürich aus, auf Grund eines gefälschten Zeugnisses,<br />

die Auslieferung ihres Vermögens verlangt. Eidg. Absch. III. 1, S. 96<br />

u. ff. vergl. darüber auch Stettiers <strong>Chronik</strong> S. 283—286.


1482 215<br />

(295) zuo Strasburg siner verluemdung ein gschrift un<strong>der</strong> sinem sigel<br />

gelassen, in ein rechtshandveste Eidgnoschaft zoch; | sticht da in<br />

eim fuernemen ort burgerecht zuo beziechen, von erst zuo Bern,<br />

da er ouch ein gerichtshandel fuort gegen den vesten Jörgen<br />

Fribinger 1 ); ward im da wislich abgeschlagen; überkam darnach 5<br />

ein truzliche stat Zyrich, dass die in zuom burger ufnam. Und<br />

als er nun ein ersame stat Strasburg hoch vor allen orten und<br />

insun<strong>der</strong>s vor sinen herren [352] von Zyrich verklagt und flehlich<br />

recht anruft, nämlich um im von ir zuogefiegte schmäh, mit falschen,<br />

wie er klagt, brieten bezuegt, sin er, lib und leben be- 10<br />

treffend, item um gwaltiger Vorhaltung siner elichen husfrowen<br />

und gieter; also nun im anfang des fulen handeis ein wolvertruewte<br />

stat Strasburg, — uss gutem vertruwen, so si zuo gmeinen<br />

Eidgnossen, iren pundsgnossen, hat, sich keiner unbillichheit<br />

versach, die ira von eins einzigen fremden, [353] unverdienten, 15<br />

ja unbekanten, verluembten mans wegen, on erkante schuld, wi<strong>der</strong><br />

recht, von denen soelte wi<strong>der</strong>faren, zuo welchen si nach verschiner<br />

zit in schwerem krieg lib, ßr und guot truewlich hat gesezt und<br />

immer me zuo setzen bereit, — <strong>der</strong> lugenhaftigen sach kalt und hinlaessig<br />

begegnet; so diewil ein truzliche stat Zyrich, durch 20<br />

emsig, klaglich anreizen ires meisterlichen, ja riterlichen —<br />

wie <strong>der</strong> bosheit schirm ervordret — [354] lugners, dahin verliert<br />

ward, dass si truzlich gmeinen Eidgnossen und sun<strong>der</strong>licli<br />

(296) einer stat Bern zweier | jaren fruentliche mitlung, hohe pit, ernstliche<br />

abmanung, ouch alle und ueberfluessigerechtsbot und schin- 25<br />

liehe untüchtiger klag ableinung hindangeschlagen, einer redlichen<br />

stat Strasburg ein ofne kriegsved zuoschikt, iren daruf<br />

etlich edel burger, von gmeinen Eidgnossen als koufluet und pilger<br />

gefrigt, uf <strong>der</strong> Einsidlenstrass gfaenglich annam und ein ufruestung<br />

eines hoerzugs, hinab ze tuend, fuernam; [355] deshalb gmein Eid- 30<br />

gnossen und <strong>der</strong> ganz pund hoch bekuemert ira sin treffenlich<br />

botschaft ilich zuosant, si trungenlich ermanend und pittend, ires<br />

,) Georg Fryburger, von A. vielleicht spottweise hier Friebinger genannt,<br />

ein angesehener Berner, des Raths, auch Laudvogt zu Lenzburg<br />

und zu Schwarzenburg. Der Handel scheint aber nicht vor den Rath gekommen<br />

zu Bein.


216 1482<br />

harten fuernemens noch uf ein fruentliche tagleistung, vom ganzen<br />

pund ze halten, stil ze ston 1 ). Ouch hat sich noch kein ort erluetret,<br />

uf ir manung den krieg anzenemen, wolt sich ouch nach<br />

vorbeschlossner Vereinbarung keins on das an<strong>der</strong> erluetren. Und<br />

5 als si nun verwilliget, ward [356] uf den ersten tag Ougst zuo<br />

Baden ein bericht vergriffen durch dis fuernemen des grossen<br />

punds 2 ) herren und boten, nämlich<br />

Boten vom ganzen pund:<br />

Her Rudolfen, margrafen von Hochberg, herren zuo Roetelen<br />

io etc., junker Hansen von Griessen, und Heinrichen von Baden;<br />

von wegen <strong>der</strong> herzogen Oesterrich und | Lutringen: graf Os- (297)<br />

walden von Tierstein, landvogt, und her Petem vom Wyger.<br />

Vom bischof von Strassburg: Bernharten zuom Trüben. Vom<br />

[357] bischof von Basel: her Fridrichen ze Rin, hofmeistern und<br />

i6 her Herman von Eptingen, bed riter.<br />

Von Bern: her Petern von Wabren, riter, und Ludwigen<br />

Tittlinger, vennern.<br />

Von Lucern: her Caspar von Hertenstein, schultessen, und<br />

Ludwigen Kremern, buwmeistern.<br />

so Von Ure: Hansen zuom Brunnen, amman, und Hansen im<br />

Hof.<br />

Von Swytz: Ulrichen ab Iberg und Cuonraten Jacob, alt<br />

amman.<br />

Von Un<strong>der</strong>walden: Claus von Zuben, amman; nid dem<br />

es Wald: Heinrichen VVinkelried. [358].<br />

Von Zug: Hansen Spiller, alt amman, und Götz von Empts.<br />

Von Glariss: Heinrichen Landolt und Wernher Rietler.<br />

Von Friburg: her Ruffen von Wippingen, riter, alt schultes.<br />

Von Saloturn: Cuonraten Vogt, alt schultes.<br />

»o Von Sant Gallen: Ludwigen Vogelwei<strong>der</strong>, burgermeistern.<br />

Von Schafhusen: Ulrich Truellerey, burgermeistern.<br />

Von Basel: Heinrichen Zeygler und Hansen Irme, des rats.<br />

i) 27. März 1482. (Eidg. Absch. IU. 1. S. 117.) Vergl. auch beson<strong>der</strong>s<br />

Eidg. Absch. III. 1. S. 125<br />

') Nämlich <strong>der</strong> «Nie<strong>der</strong>n Vereinigung».


1482 217<br />

Von Colmar: Ludwigen Kesselring, obristenmeistern.<br />

Von Schietstat: Hansen Heilman, meistern.<br />

[359] Von Partien:<br />

Von Strassburg: her Hansen von Kageneck, riter, alt ammeistern;<br />

her Petern Schott, ammeistern; Heinrichen Habmacher 5<br />

(298) und Jörgen Berrern, bed fuenfzechner. |<br />

Von Zyrich: Heinrichen Roesten, burgermeistern; Hansen<br />

Waldman, riter, obristen Zunftmeistern, und Hansen Tachelshofer,<br />

seckelmeistern').<br />

Diss berichts vergrif, gon Zyrich vertagt und da dannen io<br />

gon Strassburg, da er nach lut volgen<strong>der</strong> ver[360jschribung ufgericht<br />

und mit grosser froed des ganzen punds beschlossen und<br />

bestät ward.<br />

Der<br />

foerichtsbrief.<br />

Wier dis nachbenempten Osswald, graf zuo Tierstein, obrister 15<br />

houptman und landvogt, und Hans Lantz, von wegen und in<br />

nammen des durlichtigen, hochgebornen fuersten und herren Sigmunden,<br />

erzherzogen von Oesterrich; Bernhart zum Trubel, vogt<br />

zu Ruffach, an stat des hochwirdigen, hochgebornen fuersten und<br />

herren Albrechten, bischofen zuo Strassburg und herzogen in 20<br />

Ober- und Nie<strong>der</strong>-Beyern; Fridrich ze Rin, riter, hofmeister des<br />

hochwirdigen fuersten und herren Casper ze Rin, bischof zuo Basel;<br />

so dan von gmeiner Eidgnossen staeten und laendren, nämlich: von<br />

Bern her [361] Peter von Wabren, riter, alt schultes, und Bartholome<br />

Huober, venner; von Lucern Caspar von Hertenstein, 25<br />

riter, schulthes, und Ludwig Kramer; von Ure Hans zuom Brunnen,<br />

aman, und Hans im Hof; von Swytz Ulrich ab Iberg und<br />

Cuonrat Jacob, bed alt aman; von Un<strong>der</strong>walden Hans von Zuben,<br />

alt aman ob dem wald, und Heini Winkelriet; von Zug Heinrich<br />

Spiller, alt aman, und Goetzi Ampts; von Glaris Wernher Aebly, so<br />

(299)aman, und Heinrich Landolt; von Friburg uss | Oechtland Diet-<br />

•) Siehe Eidg Absch. III. 1. S. 127.


218 1482<br />

rieh von Engelsperg, riter; von Soloturn Cuonrat Vogt, schulthes;<br />

von S. Gallen Ludwig Vogel wei<strong>der</strong>, burgermeister; von Schaf -<br />

husen Ulrich Truellerey, burgermeister; sodan von Basel Heinrich<br />

Zeigler und Hans Irme; von Colmar Hans Huoter, staetmeister;<br />

von Schietstat Ulrich Stark, staetmeister•), bekennen offenlich,<br />

5 und tuond kund menklichem mit disem brief: Als sich etlich<br />

spaen und zwitracht erhept und gemacht haben zwischen [362]<br />

unsern guten fruenden, pundgnossen und Eidgnossen, beden staeten<br />

Strasburg und Zyrich, harrueerend von Richarden von Hohenburg,<br />

welche spaen und zwitrachten sich so wit gestrekt haben, dass<br />

io davon ein offen vechd und vindschaft zwischen den genamten von<br />

Strasburg und Zyrich uferstanden und erwachsen ist; — wan nun<br />

unser gmein herren, die fuersten, loblichen staet und gmein Eidgnossen,<br />

den obgenamten staeten Strasburg und Zyrich mit puenden<br />

verwant und in sun<strong>der</strong> fruentschaft und liebe geneigt, ouch<br />

inen soelich vechd und vindschaft ganz misvaellig und nit lieb<br />

15 gewesen und noch nit ist; — so haben die selbigen unser gnädig<br />

herren, die fuersten, staet und gmein Eidgnossen, uns obgenant<br />

boten geordnet, treffenlich und ernstlich bevolhen, die benemten<br />

vechd und vindschaft an die band ze nemen, mittel und weg ze<br />

suchen, damit die obgeriert vechd und vindschaft mit irem an-<br />

20 hang abgestelt und zu fridlichem end gebracht werd, und unruow<br />

und schad, [363] so von soelicher vindschaft erwachsen moecht,<br />

vermiten blib. Das wir obbestimten boten, uss bevelch unser<br />

herren und obren, ouch uss sundrer neigung, so wir zuo | friden (300)<br />

<strong>der</strong> landen, getan haben und getrungen fliss und ernst gebracht<br />

23 und mancherlei weg in den sachen gesucht, und nach merklicher<br />

mieg und arbeit, so wir in den sachen gehebt, haben wir genamte<br />

bed staet, Strasburg und Zyrich, gietlich und frueutlich bericht,<br />

geschlicht und betragen, in massen als hernach volgt:<br />

Dem ist also: des ersten, so sol die vechd und vindschaft,<br />

80 so sich zwischen den beden staeten gemacht hat, mit irem anhang<br />

und ansprachen Richarts von Hohenburg, tod und ab sin, und si<br />

i) Beschlossen erst zu Zürich am 8. August und ausgefertigt am<br />

23. September, daher theilweise an<strong>der</strong>e Namen, als die oben schon genannten<br />

<strong>der</strong> ersten Vermittler.


1482 219<br />

be<strong>der</strong> sit darum und um alles das, so sich darin in gschrift,<br />

worten und werken gehandelt und gemacht hat, fuer sich und<br />

alle die, so uf bed teil in den sachen verdacht und verwand<br />

sind, luter und ganz [364] gericht und geschlicht, und die gfangnen<br />

ledig sin. Wan nun selich richtung verbrieft und versiglet<br />

wirt, so sollen und wellen wir, so uns gemaechtiget haben von 5<br />

unser gnädigen herren, den fuersten, loblichen staeten, mit samt<br />

gmeinen Eidgnossen, denen von Zyrich fuer iren erlitenen kosten<br />

und schaden in <strong>der</strong> stat Basel geben, bezalen und lifren achttusent<br />

Rinsch gulden b ). Und um willen, dass die obgeschriben<br />

richtung mit irem inhalt volzogen und dester statlicher von 10<br />

beden partlen gehalten werd, so haben wir obgemelten dedingsluet<br />

erbeten den edlen wolgebornen herren Osswalden, grafen<br />

(301)zuo Tierstein, obri ; sten houptman und landvogt, dazuo die<br />

strengen herren, Petern von Wabren und Casparn von Hertenstein,<br />

bed rät, dass si von unser aller wegen die obge- is<br />

schribnen richtung versiglen wellen. Und wir obgenamten bekennen,<br />

von ir bit wegen versiglet haben, doch uns und [365]<br />

unsern erben unschädlich. Wir, <strong>der</strong> meister und <strong>der</strong> rat <strong>der</strong> stat<br />

Strasburg, und wir, <strong>der</strong> burgermeister und <strong>der</strong> rat <strong>der</strong> stat Zyrich,<br />

bekennen und verjehen, dass die obgeschriben richtung mit 20<br />

unsern guten gunst, wuessen und willen zuogangen und beschehen<br />

ist und die halten wellend. Und des zuo warer zuegniss und merer<br />

Sicherheit, so haben wir, iekliche stat, nämlich Strasburg und<br />

Zyrich, ouch unser secret insigel offenlich tuon henken an disen<br />

brief, <strong>der</strong> geben ist uf lezten tag September des jars, do man »<br />

zalt nach <strong>der</strong> geburt Cristi 1482 jar').<br />

In disem span hat ein truewe, dankbare stat Bern einer wolverdienten<br />

stat Strasburg, als ir alten fruendin, nit an<strong>der</strong>s [366]<br />

dan in eigner sach, ungesparter mieg und kosten, mit rat und<br />

tat ganze truew fluessig dargestrekt und bewissen. Also fruend-<br />

*) Am Rand: hieschend 30000.<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 130 und 132, wo <strong>der</strong> Vertrag aber<br />

nur inhaltlich angegeben ist. Als Datum ist dort <strong>der</strong> 23. Sept. (Montag<br />

nach Matthäus) genannt.


220 1482<br />

Schaft bringt und vordret fruendschaft, verligt sich nimmer. Selicher<br />

truew gibt kuntschaft un<strong>der</strong> vilen fruentlichen gschriften 1 )<br />

dise missif, von einer getruewen, frommen stat Bern in disem span<br />

einer loblichen, ersamen stat Strasburg zugesandt. | (302)<br />

5 Eine friintliche missif, Bern an Strassburg.<br />

Unser willig dienst und was wir 6reu vermoegen zuovor,<br />

from, fuersichtigen, wisen, sun<strong>der</strong>s bruee<strong>der</strong>lichen fruend und getruwen,<br />

lieben pundgnossen! Wir haben iez gesehen die gschriften,<br />

so uewer lieb uns, her Richarts [367] von Hohenburg halb,<br />

io zuogsent hat. Die haben wir ouch volkomlich verlesen und an<br />

desselben her Richarts handel merklich missvallen, wie wol er,<br />

uf huet vor uns erschinen, sich vil rechts hat erboten. Wir<br />

haben ouch vormals, als er bi uns burgrecht gsuocht hat, uwer<br />

lieb ansehens, abgewisen und weiten, es waer an andren orten<br />

15 ouch in selichen gestalten gehandlet, damit vertigung und unwil,<br />

die uns uwerenhalb, als unseren besun<strong>der</strong>n herzfruenden,<br />

ganz misvallen, gemiten wurden. Und demselben nach schriben<br />

wir iezt unseren Eidgnossen von Zyrich ernstlichen, sich an<strong>der</strong>s<br />

in seliche ding zu schicken, und die, so si rechtlichen verhaeft,<br />

20 entladen zuo haben 2 ), biss uwer brie<strong>der</strong>lich lieb zuo gmeinen Eidgnossen<br />

rat moeg kommen; und wissen doch nit, was inen darin<br />

wirt gfallen. Es wirt aber tagleistung zuo Stans, unver von<br />

Lucern, uf sontag [368] nach dem heiligen Pfinsttag, das wir<br />

uewer brie<strong>der</strong>lichen lieb verkuenden in truewen, sich darin wussid<br />

so ze richten. Dan, was wir <strong>der</strong> selben, in die und an<strong>der</strong> weg,<br />

eren, truewen und guot mechten erzeigen, als unsren besundren<br />

getruewen herzfruenden, soelt an unserm | lib und guot ganz nuet(303)<br />

erwuenden. Wellen ouch dabi selichen fliss und ernst zuo betrag<br />

<strong>der</strong> dingen ankeren, dass wir hoffen uewer brie<strong>der</strong>lich lieb solle<br />

85 spueren und befänden, dass ir sachen uns nit min<strong>der</strong> dan ir<br />

selbs zuo herzen gangen sin, mit <strong>der</strong> hilf Gots, <strong>der</strong> uch alzit in<br />

6ren well behalten.<br />

i) Missb. E. enthält <strong>der</strong>en eine ganze Reihe, dagegen fehlt darin das<br />

hier folgende Schreiben.<br />

2) Zürich hatte, wie oben erwähnt, Strassburger Bürger gefangen gesetzt.


1482 221<br />

Dass obgemelts spans fooeshaftiger saecher mit sinem<br />

knecht zue Zyrich verbrent worden.<br />

Unlang nach dem vertrag dis spans ward <strong>der</strong> lasterlich<br />

saecher, <strong>der</strong> von Hohenburg, mit siner in siden und silber ufgemuzten<br />

buolschaft, nämlich Antonin Schaerer, sinem knecht, von 5<br />

sinen Schirmherren [369] von Zyrich mit rechtlich erkanter<br />

urteil, als sodomitischer ketzer, moer<strong>der</strong> und sigelfaelscher, ins<br />

für verdamt und zuo aeschen gebrent 1 ). Erfand sich hiemit einer<br />

frommen stat Strasburg Unschuld; aber grösserer schad verbarg<br />

wislich den schaden. Uss soelichen sachen ein iedes wis, fuer- w<br />

sichtig, from regiment wol gewarnt sin sol, nit lichtlich ze<br />

glowen, und nit frevenlich, ussgeschlagens rechtens, uss eigner<br />

vermessenheit gwaltiklich ze handien. Es ist vil waeger, [370] so<br />

(304)wit | e~r duldet, mit unrecht liden frid hon, dan kriegen; gelt,<br />

dan bluot verlieren. 15<br />

Von eim span zwischen denen von Zug und dem von<br />

Stauffen erhept, durch den herzogen von Oesterrich<br />

mit gelt abtragen.<br />

Deshalb ouch <strong>der</strong> loblich fuerst, herzog Sigmund von Oesterrich,<br />

in nächst volgendem jar, nach vilen diss jars <strong>der</strong> herren 20<br />

und gmeiner Eidgnossen daedingen, um fridens willen gab er<br />

sechshun<strong>der</strong>t Rinscher gülden denen von Zug, für den isinin<br />

arswisch, den si dem friherren, [371] her Martin von Stouffen 2 )<br />

nach und uf Zyrichischen truz, mit vigentlicher ved ze bringen 25<br />

un<strong>der</strong>stuonden, wie wol obgenanter her rechts begert und abred<br />

was, nämlich dass er gsagt hätt: er schisse in die purenbrief.<br />

Darzuo Hans Koler von Klingnow, diss handeis klaeger, gegichtiget,<br />

(305) un<strong>der</strong> andren schelmenstucken bekant, dise schmahred uf | in<br />

erdacht haben a ). Was ouch wäger mit gelt, denn mit isen ge- so<br />

*) Haben später hinzugesetzt.<br />

i) Im Juli 1483, siehe Stettier a. a 0.<br />

2) Martin von Stauffen, ein Dienstmann des Herzogs, wurde beschuldigt,<br />

dass er die Zuger beschimpft habe. Vergleiche über diesen Handel Eidg.<br />

Absch. III. 1. S. 142. 147. 155.


222 1482<br />

rieht. Doch so luog ie<strong>der</strong> frommer zuo im selbs, es blibt nuet ungericht<br />

noch ungerochen.<br />

[372] Die grafschaft Salgans von den 7 orten erkouft.<br />

In disem jar haben die 7 ort, Zyrich, Lucern, Ure, Swytz,<br />

* Un<strong>der</strong>walden, Zug und Glaris, das Oberland, nämlich die grafschaft<br />

Salgans, von graf Hansen von Sonnenberg, mit verwilligung<br />

graf Joergen von Salgans, um 15000 gülden erkouft und<br />

bevogtet •).<br />

io<br />

Die grafschaft Mosax verkauft.<br />

So hat graf Peter sine grafschaft Mosax 2 ) her Hans Jacoben<br />

Triulschen verkouft 3 ).<br />

[373] Dass Got diss jars sine fler gericht nit on gnad hat<br />

lassen ussgon, insuu<strong>der</strong>s ein grueweliche pestilenz<br />

und tuere, die doch nuz gebracht hond.<br />

15 Nachdem unser almaechtiger, wiser, gerechter und gnädiger<br />

her Got sine vier urteil, nämlich pestilens, tuere, krieg und wilde<br />

tier 4 ), die unsinnigen, bos j haftigen weit mitan zuo strafen und (306)<br />

zu besseren ussent, wie ouch in disem jar besehenen, darin gerissnet<br />

hat ein grusame pestilens, mit gelier tobsucht von wirmen<br />

äo im houpt, die vilen menschen zuom mund, nasen und zuou [374]<br />

oren uss kruchen, uss doetlichem hunger entsprungen; darzü<br />

i| Die Grafschaft Sargans war schon 1440 von Schwyz und Ghvrus in<br />

Besitz genommen worden. Seit dem Vertrag von 1462 hatten auch die<br />

an<strong>der</strong>n 5 Stände Antheil daran. Hier handelte es sich um den endlichen<br />

Loskauf aller Berechtigungen und insbeson<strong>der</strong>e um Stadt und Schloss Sargans.<br />

Der Kauf wurde abgeschlossen am 2. Januar 1483 zu Rapperswyl.<br />

(Eidg. Absch. III. 1. 141).<br />

2) Das Thal Monsax, Mossax, jetzt Missocco, Missox, zum Grauen<br />

Bunde gehörend.<br />

3 ) Joh. Jakob Trivulzio aus Mailand, <strong>der</strong> berühmte Heerführer <strong>der</strong><br />

Franzosen; <strong>der</strong> Kauf wurde durch die Eidgenossen vermittelt. (Eidg.<br />

Absch. III. 1. 119.) Verkäufer war Graf Joh. Peter von Sax.<br />

4) Offenb. Joh. VI. 8.


1482 223<br />

allenthalben krieg o<strong>der</strong> ie kriekliche zwitracht, on zwifel nit on<br />

tierisch regenten verursacht. —<br />

Noch in allem zorn erzeigt <strong>der</strong> wis her Got sin unergruentlich<br />

urteil, und in <strong>der</strong> straf sin gnad; also dass uss dises jars<br />

grosser tuere vilen me nuz denn Schadens ist erwachsen, nämlich 5<br />

verhindrung besers, als: krieg, und fuerdrung bessers, als: gmeiner<br />

nuz, item: und uss <strong>der</strong> pestilenz gotsforcht und <strong>der</strong> tuere miltrung.<br />

[375] Das sich an Bern und gmeinen Eidgnossen ougenschinlich<br />

bevand, denen die gross tuere schwer krieg on zwifel<br />

abwant, als oberzaelte spaen wol anzeigend, al fuer<strong>der</strong>lich durch tod w<br />

und hunger abgetroewt, und deshalb on kriegstoed und hunger<br />

gestillet. Ouch hiermitan die stierischen, baerischen, loewischen<br />

regenten geinildret, dass, so si <strong>der</strong> kranken, hungerigen un<strong>der</strong>tanen<br />

zuo irem muot, grim und row nit mochtend gebruchen, si<br />

trungen sind, zuo nuzlicher fuersichtikeit in staeten und laen<strong>der</strong>n i»<br />

gar nah alle staend, [376] werk und gwerb zuo frid, from und<br />

(306) gmeinem nuz zuo verordnen und zuo bessern. |<br />

Von ernstlichem, nissigem insehen einer stat Bern zn<br />

Gots er und gmeinem nuz, fuernaemlich ir un<strong>der</strong>tanen<br />

zue besseren und in <strong>der</strong> tuere zu erhalten. 20<br />

Also und fuernaemlich so hat einer loblichen, frommen stat<br />

Bern fridsam, fürsichtig regiment, desse schultes <strong>der</strong> fridsam,<br />

milt, adelich riter, her Wilhelm von Diesbach, zuo fridlicher hinlegung<br />

aller vorbeschribner spaenen, und mitan zuo notwendiger<br />

besserung gmeiner landsbresten, [377] nach from anrpts verpflicht, 26<br />

allen und ernstlichen fliss ankert, in all ir stat und land, durch<br />

abstellung untugent und vorteil und durch anrichtung gotsdienst<br />

und Ordnung, vorab die 6r Gots, und mithin ein traeglich, gmeinsam<br />

leben zuo erbuwen und zuo erhalten.<br />

Verordnet gotsdienst.<br />

so<br />

Und zuo voran: gnad, frid, gsuntheit, guot weter und frucht<br />

von Got zuo erwerben, nach <strong>der</strong> zit Unwissenheit vermeinte gots-


224 1482<br />

dienst verordnet, nämlich heiligen- und selenmessen, pet- und<br />

[378] kruezgaeng 1 ).<br />

Uf beschehnen schaden die hexen ersucht, und von inen<br />

bekant gotsdienst zum aberglowen angenommen.<br />

5 Item und andre vermeinte heilige ding, fuer gspenst, hexenwerk,<br />

zoberl und ungewiter kräftig, | als: gewicht palmen, wasser, (307)<br />

salz, kerzen, ostertouf, heilawag, cruez, segen, lueten, samstagvasten,<br />

bicht, mess, evangeli, heiltuom und sacrament fürtragen,<br />

— vom tüfel, aller luge und aberglowens vater, selbs gelert und<br />

io griemt durch vergicht siner vertierten hexen, — die ouch diss<br />

jars, am end Meyens, zuo Lucern, [379] uss gmeiner Eidgnossen<br />

rat, wie gwonlich von ergangens ungwiters wegen, — ouch un<strong>der</strong><br />

den verlumpten Ni<strong>der</strong>laendschen betlern ze suchen, und von<br />

inen wi<strong>der</strong> sich bekante, von pfaffen geheiligete ding ze bruchen<br />

15 bevolhen 2 ). So ist») in einer hexen, zuo Murten verbrent, vergicht<br />

gar nah alle, ie die fuernemsten, oberzaelten stuk, als irem und des<br />

tuefels fuernemen hin<strong>der</strong>lich gefunden. Also, wo das gsund wort<br />

Gots nit ist, da muoss rechter glow wichen, und | uss eignem guot- (308)<br />

dünken aberglow stat haben, dass vil abergloewiger, glissner, [380]<br />

so hexen und zoberer werden. Dan ie niemand ungloewig wil sin,<br />

und doch niemand, dan den usserwaelten, <strong>der</strong> recht glow allein<br />

von Got durch's wort fri gäbet wird.<br />

Romfart gehalten.<br />

Item, Roemschen ablas und friheit, milchspis zuo essen, nit<br />

25 wolfeil erkouft; und wie wol zuo Friburg stärkerer was, bracht<br />

») Ursprünglich stand: So hob ich<br />

,) Vergl. Raths-Man. 36, S. 100 vom 17. Mai 1482.<br />

») Die Aussagen von Hexen, die aus Anlass eines Unwetters verhört<br />

wurden, gaben dem herrschenden Aberglauben neue Nahrung, indem sie<br />

die oben aufgezählten Dinge als Mittel nannten gegen sich, die Hexen,<br />

und ihre Macht.


1482 225<br />

er dennocht S. Vincenzen 1104 pfund pfenningi).<br />

diebs <strong>der</strong> sie gsin, ist licht z'ermessen.<br />

Was riehen<br />

Meister Ambrosi Meyers, des lezten Kartuesers zu Torberg,<br />

eigenrichtiger geist.<br />

[381] So was in <strong>der</strong> zit kilcher zuo Arow meister Ambrosius s<br />

Meyer, ein so wi<strong>der</strong>sinnischer baebstler, dass er sinen un<strong>der</strong>tanen<br />

dis ouch von Got fri friheit <strong>der</strong> spis, nit, denn uss gheis irer<br />

oberherren von Bern, wolt zulassen, und zuo unsern ziten er<br />

allein wi<strong>der</strong> evangelische 1er und wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> herschaft cristelich<br />

erfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> baebstischen karthueser kutten zuo Torberg <strong>der</strong> w<br />

lezt vergraben, im jar Cristi 1529-).<br />

Etliche vergangen« jars Ordnungen, schand und schaden<br />

betreffend, ernuewret, und etlichen münch- und pfaffenmezen<br />

stat und land verboten.<br />

[382] Item, anrät zuo verbieten, des vorgenden jars lobliche 15<br />

(310) und nuezliche mandat wi<strong>der</strong> allerlei unfuoren, | schamliche klei<strong>der</strong>,<br />

huori, fuellen, schweren, kriegloufen und fuerkoufen, streng erefret<br />

und besseret 3 ). Die aebtinvon Truob und Gotstat, die prebstin von<br />

Wangen und Buchse und etlich an<strong>der</strong> schamlich kilchherrinen,<br />

vom statschriber also gnempt, uss iren gebieten vertriben 4 ). 20<br />

Gemacht notturftige Ordnung, rersehung und Schätzung<br />

des korns und andrer fruchten.<br />

[383] Darnach, von harter und langgewaereter tuere wegen,<br />

gut und notturftig insehen geton und mit samt iren mitburgern<br />

i) Raths-Man. 36, S. 35 vom 28. März. Der Ablass wurde angekündigt<br />

durch Mandat vom 6. Febr. Missivb. E. 56 b . Der Ertrag war, wie früher,<br />

für den Bau des Münsters bestimmt.<br />

2) Siehe hienach unter dem genannten Jahre.<br />

3) Sittenmandat vom 17. Mai 1482 (R.-M. 36, S. 100).<br />

4 ) Siehe Raths-Man. 37, S. 98, wo <strong>der</strong> Stadtschreiber Dr. Fricker die<br />

Metzen <strong>der</strong> Aebte zu Trüb (Benediktinerabtei) und zu Gottstatt (Prämonstratenserabtei)<br />

sarkastich als «Aebtinnen» bezeichnet hat. Der Scherz hat<br />

sogar zu Missverständnissen Anlass gegeben.<br />

15


226 1482<br />

Fryburg und Solaturn verordnet, dass alles, so zuo gmeiner narung<br />

dienet, allein uf ofnen markten irer herschaften, on fuerkouf,<br />

soelle kouft und verkouft werden 1 ). Denen von Buerren<br />

iren markt biss Michaelis abton; das körn har- und on urlob nit<br />

5 uss iren landen ze fieren.<br />

Iren kloestern und gotshuesern etliche zal frucht uf bestimpte<br />

tag zuo markt harz'schicken, [384] nämlich Frowenbrun, Torberg,<br />

Buchse, Frenisberg, Kuenitz: zuo 14 tagen ein wagen o<strong>der</strong> karren<br />

vol; item uf S. Martins jarmarkt, iedes 20 muet; item uf den<br />

io 24. tag Apprell alles körn <strong>der</strong> Torberger von Koppingen 3 ) undU.April.<br />

von Frowenbrun, 200 muet.<br />

Item alle fruecht <strong>der</strong> kloester, gotshueser und vogtigen, über<br />

notwendigen bruch uberig, einer stat | um bar gelt zuo hand be-(311)<br />

halten. Item, von den armen gelt fuer körn ze nemen.<br />

15 [385] Und ein gmeiner landschlag gemacht 3 ), nämlich ir stat<br />

maess: ein muet<br />

dinkel um 35 Schilling,<br />

muelikorn um 4 pfund pfenning,<br />

kernen um 4 pfund.<br />

so<br />

roggen um 3 pfund.<br />

habern um 14 plaphart.<br />

1 maess <strong>der</strong> besten erbs acht Schilling.<br />

Ordnung, den muellern und pflstreu geben.<br />

Den muelleren halben Ion, und den pfistern pfennigwerdig<br />

25 brot, und bretzelen on hopfen zuo bachen, und all ir verpen zuo<br />

verlassen, streng geboten und ufseher geben 4 ).<br />

•) Fürkaufsverbot Missb. E. 97" (9. September 1482.)<br />

2) Das Dorf Koppigen gehörte dem Kloster Thorberg.<br />

3 ) Festsetzung <strong>der</strong> Lebensmittelpreise siehe Raths-Man. 38. 17.<br />

(9. October 1482.) Am 24. Oktober wurde sodann beschlossen: «Man sol<br />

zwo taffeien an die zween kornmarkt machen und daran den slag schriben.»<br />

(Raths-Man. 38, S. 40.) 12 Schill. = 1 Pfd<br />

4 ) Um die Preise in die Höhe zu treiben, hatten die Müller und die<br />

Bäcker unter sich Verabredungen (Verpen) geschlossen. Der Rath machte<br />

dem ein Ende (Raths-Man. 38. 50).


1482 227<br />

[386] Mit ernstlicher handlung den wi<strong>der</strong>spaennigeu<br />

mezgern Ordnung geben.<br />

9. Mai. Uf don<strong>der</strong>stag nach Cantate, was <strong>der</strong> 9. tag Mey, nacli vil<br />

versampten raeten, grosser mieg und ernstlichen gesuochen, ouch<br />

iez dis dri tag mit den glueckhaftigen mezgeren gesuocht und 5<br />

fuergenommen, zuolezt, uf ir verstopfte unghorsame, beschlossen,<br />

dass die acht, so beschikt sind, mit nammen von obren mezgern<br />

1 ): Anthoni Broesemli, Barthlome [387] Buetschelbach, Riedi<br />

Sigrist, HemmanEdel; von dennidren: Riedi Hagelstein, Peter<br />

Wisshan, Uolrich Hechler und Ludi Schalck, angends an die 10<br />

(312) heiligen gesworn haben, nimmerme in <strong>der</strong> | stat Bern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

iren landen und gebieten ze mezgen on eins grossen und kleinen<br />

rats sun<strong>der</strong> urlob, und darzuo kein gmeinschaft mit denen,<br />

so mezgen werden, ze haben. Und sol darzuo iezlicher vom<br />

genanten hantwerk fünfzig pfund geben, und die andren al morn 10<br />

das mezgen ouch also versweren, und dabi die fleischal und<br />

[388] -baenk minen herren vervallen sin, damit fuerer nach<br />

irem gevallen ze ordnen, ouch die froemden, so beschikt werden,<br />

o<strong>der</strong> die heimschen, so ghorsame tuend, nit irren, schmähen,<br />

noch bekuemeren. Und uf semlichen ernstlichen des statlichen 20<br />

regiments entschluss, mornedigs rats, haben die mezger gmeinlich<br />

vor raeten und burgern einhelliklich zugesagt, dass ir gemaecht<br />

und verpoen soel absin, und fuerer iezlicher un<strong>der</strong> inen fri<br />

sin zue mezgen, wievil, was, und wenn er will, und soellen ouch<br />

fuer<strong>der</strong> kein gemaechd, Ordnung, verpoen, geding o<strong>der</strong> verstaentnuess •«<br />

darwi<strong>der</strong> machen, [389] noch izet un<strong>der</strong>enandren ordnen on<br />

miner herren raeten und burgern wissen und willen, und bi <strong>der</strong><br />

Schätzung miner herren, wie die nun und fuerhin des fleisches<br />

halb angesehen und mit iren meistren gehandlet wirt, beliben.<br />

Darzuo ires zuosagens angenomner bestirnter artiklen minen herren w<br />

ein gschriftlich bekantnuess geben. Und also uf ir zusagen ward<br />

l ) Die Zunft <strong>der</strong> Metzger war in zwei Gesellschatten, Ober- und Nie<strong>der</strong>-Metzgern<br />

getrennt; nach Stu<strong>der</strong>, Notizen u. s. w. im Berner Taschenb.<br />

Jahrg. 1866, Seite 430, hätten sich beide Theile schon 1468 vereinigt, was<br />

aber nach unserer Stelle zu berichtigen ist.


228 1482<br />

in ufgelegte straf abgelassen, und uf ir klägliche pit zugelassen,<br />

nämlich des besten fleischs rin<strong>der</strong>is um 7 pfennig, guot urferis<br />

um 8 pfennig und kaelberis um 6 pfennig ein pfund ze geben.<br />

Darzuo gesezt geschworn schower und schaetzer: von | mezgern(3i3)<br />

Ä Barth [390] lome Buetschelbach und Jacob Koli, vom rat Peter Bomgarter,<br />

und von burgern Joss Steiger. Item bevolhen, notwendige<br />

versehung ze tuen, und den armen nach ir notturft an gwicht<br />

zuteilen '). Hie zeigt sichs, was eines fuersichtigen regiments<br />

dapferkeit vermoege und tuen soelle").<br />

io Die fisch nit im leich, und *) das maess nit hond, ze rahen.<br />

Item, geboten iren amptlueten zuo Nidow, Erlach, Murten und<br />

ZH Thun, guot ufsehen ze haben, dass die fischer nit leichfisch,<br />

noch an<strong>der</strong>, die ir maess nit hond, vahid 3 ), [391], dan zuo dem,<br />

dass selich fisch zuo essen nit toeglich sind, so bringts an fischen<br />

io grossen abgang.<br />

Den anken im land zue bhalten, und on fuerkouf 1 pfund<br />

um 10 pfennig ze gehen.<br />

Item, den iren im Oberland geboten, das molken und sun<strong>der</strong>lich<br />

den anken nit uf fuerkouf, noch ussert lands zuo verkou-<br />

»o fen, und in ir stat 1 pfund ankens um 10 pfennig ze geben 4 ).<br />

Geboten, die landstrassen zft besseren, und die wirt zu<br />

liferen.<br />

Item, ouch uss gmeiner Eidgnossen ansehen, zoll | und gleit(3i4)<br />

zuo behalten, geheissen al Strassen besseren ä ), und die wirt [392]<br />

25 mit liferung versehen.<br />

») Und tun solle später hinzugesetzt.<br />

,) Verhandlung vor Rath und Zweihun<strong>der</strong>ten am 21. und 29. Juni 1482<br />

i Raths-Man. 37, S. 33 u. 39.)<br />

*) Ergänze: Solche die.<br />

3) Raths-Man. 36, S. 52 vom 13. April 1482.<br />

4) Raths-Man. 37. S. 128, vom 13. September 1482.<br />

ä ) Allg. Mandat an Städte und Län<strong>der</strong> wegen Unterhalt und Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Strassen vom 8. November 1482. (Miss. E. 102 b .) Vergl. Eidg.<br />

Absch. HI. 1. p. 135 vom 23. October 1482.


1482 229<br />

Rechtgfertiget etlich gmein waren und gwerb.<br />

Item, tuoch, salz, specerig, goldschmid, kannengiesser und al<br />

gängig münzen gewichtiget und probiert.<br />

Gmeiner Eidgnossen ratschlag, ein körn muenz, und keinen<br />

usslaendschen burger ze haben. 5<br />

So was ouch <strong>der</strong> merteil <strong>der</strong> Eidgnossen daran, dass in<br />

gmeiner Eidgnoschaft ein glich körn gemuenzet'), und von wegen<br />

schädlicher spaenen und täglicher unruowen") kein ussländischer<br />

burger o<strong>der</strong> landman wurde ufgenommen, denn, so on alt ansprachen<br />

im selben ort mit lib und gut [393] hushäblich woelte sizen. i"<br />

Was nit unwislich angsehen, doch so woltend Zyrich uud Bern<br />

bi iren altharbrachten und bruchten friheiten bliben.<br />

Schaez und erz ze graben friheit geben, und den kuengsbrunneu<br />

lassen andren.<br />

Und damit torheit und glueck ouch im schin <strong>der</strong> fuorsichtikeit w<br />

(315) plaz hättid, gabend die wisen, fuersichtigen | Berner b ) den torrechtigen<br />

gluecksuochern, meister Heinrichen Schluesselfel<strong>der</strong>n und<br />

Cuonrat Wagern mit iren gsellen friheit, in iren landen ungeirt<br />

schäz ze graben. Item, ein grub im Gruendelwald nach bergwerksrecht<br />

verlihen 2 ). Item, den kuengsbrunnen verleitet 3 ). au<br />

[394] Recht zii besuchen, diss lobliche rechtsazung gesezt.<br />

Aber ze mindren und ze verkommen zank und kosten <strong>der</strong><br />

un<strong>der</strong>tanen, ouch unruow und mieg <strong>der</strong> stat regenten, ist von<br />

9. Min. raten und burgern dis Satzung gemacht uf den 9. tag Merzen 4 ):<br />

") Täglicher unruuen später hinzugesetzt.<br />

b ) Berner später hinzugesetzt.<br />

i) Vergl. über den Gedanken an einheitliche eidgenössische Münze:<br />

Eidg. Absch, III. S. 130, 139, 143.<br />

2) Raths-Man. 37, S. 114 vom 5. September 1482. Später wurde auch<br />

im Lauterbrunnenthal und in Hasle Eisen gewonnen.<br />

3 ) Raths-Man. 38, S. 78 vom 19. November. Ueber den Brunnen vergleiche<br />

oben S. 193.<br />

4) Raths-Man. 36, S. 11.


230 1482<br />

Menklich, so den andren anzevordren vermeint, darum an<br />

den ordenlichen gerichten, dahin er dan o<strong>der</strong> die sach, es sie<br />

um eigen, erb o<strong>der</strong> schulden, gehört, suchen, und nit fuer einen<br />

rat triben o<strong>der</strong> jagen sol. Ob aber dan iemands mit <strong>der</strong> urteil,<br />

5 an den[395]selben enden geben, vermeint beschwert ze sin,<br />

so mag er die fuer min herren, als die obristen herschaft, ziehen<br />

und appellieren; doch dass er sinen wi<strong>der</strong>teil um den kosten, und<br />

S. Vincentzen fuer ein gülden, vertroest. Dan welcher sin sach also<br />

fuer min herren, es sige vor o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> urteil, ziehen und<br />

io daselbs un<strong>der</strong>ligen und sin sach verlieren wurd, <strong>der</strong> sol ouch<br />

sinen wi<strong>der</strong>saecher allen zimlichen kosten abtragen, und darzuo<br />

S. Vincentzen einen gülden on gnad geben.<br />

Es sollen ouch alle die, so hie [396] o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>swo an die<br />

gricht gsezt werden, sweren, und inen in den eid | gebunden (316)<br />

is werden, kein sach fuer min herren die raet ze wisen o<strong>der</strong> schlahen,<br />

denn darum si nit bekennen könnend, und das bi iren eiden behalten<br />

mögend.<br />

Landrecht, gericht und brach uf Tuetsche art iren<br />

Welschen landschaften geben.<br />

20 Item, denen von Aelen, Olon, Baix undOrmund 1 ), als nach<br />

Welscher gwonheit mit vil missbruechen und pledrien beladen, so<br />

ver muglich nach Tuetscher art, lantrecht, ge [397] rieht und<br />

bruech in | gschrift geben, <strong>der</strong>en wiewol si sich, als wi<strong>der</strong> ir alt (317)<br />

harkommen, widreten, aber nach dargetoner gietiger erluetrung,<br />

25 si ghorsam und willig annamend und schwörend.<br />

Bi allen diss jars geschichten, hievor beschriben, ist wol<br />

z'erkennen, dass Got ouch in volstreckung siner vier gerichten<br />

gnad bewisen hat; dass, wie wol er hat lassen pensionische,<br />

röwische tier regieren, so sind es doch nit igel, luechs und fuechs<br />

•) Aelen (Aigle), Ollon und Bex standen vordem unter Savoyischer<br />

Herrschaft, wurden aber im Burgundischen Kriege von Bern und <strong>der</strong> Landschaft<br />

Saanen gemeinsam eingenommen. Saanen überliess seine Anrechte<br />

an Bern durch den Vertrag vom 12. November 1475 und 6. Januar 1479<br />

(Spruchbuch G. 365 und H. 373.) Ueber die Inkraftsetzung des Bernischen<br />

Rechts vergl. Raths-Man. 36. S. 5.


s<br />

1482 231<br />

gwesen, — welche a ) nit dapfers angriffend, sind dennocht unhanzlig<br />

und gfarlich mit blosser hand anzerieren, stachlig, scharpfsichtig<br />

[398] und listig, allein iren nuz hin<strong>der</strong>m liecht zuo bedenken<br />

und zuo schaffen geruest b ), ungeacht, dass si hiemit lond in ir<br />

un<strong>der</strong>tanen alle gotlosikeit, unghorsame und untruew erwachsen, 5<br />

das doch die groest plag ist, so Got die weit ze blenden, gschänden,<br />

z'ver<strong>der</strong>ben — von Noe, Job, Daniel, Mosse und Samuel 0 )<br />

unerpitlich und unabwentlich — ussschikt.<br />

Peterkin de Piemes zu burger ufgeuommen und im die<br />

herschaft Brandis ze koufen geben. i°<br />

Im anfang diss jars hat ein stat Bern zuom burger ufgenommen<br />

Peterkin de Piemes ( ) und im verkouft die herschaft Brandis,<br />

(318) [399] mit vorbehaltung <strong>der</strong> | kastvogrt Truob und aller verpflicht,<br />

so obrer herlikeit zugehört 2 ). Und als er von wegen etlicher<br />

spaenen wolt sin erkouft un<strong>der</strong>tanen in Saftby fieren, wards im 13<br />

zugelassen, also, dass si bi gelertem eid nuet an<strong>der</strong>s taetid, denn<br />

iren herren vor gwalt schirmtid; darzuo im gleit vom herzogen<br />

erworben 3 ).<br />

Als ein stat Bern hat beschlossen, die nuew verkomnüss<br />

mit den puemlen zue schworen, haben's die fuenf wähl- -°<br />

staet do abgeschlagen.<br />

7. Wi. Uf sontag nach Uolrici hat ein stat Bern von iren fier<br />

landgrichten us iedem hus ein wolbekleideten man, und von den<br />

andren herschaften ein ehrliche botschaft har beschriben, mit<br />

a ) Am Rande, roth: Jglischer, lüclisischer, füchsischer regenten ort.<br />

b ) gerüst später hinzugesetzt.<br />

') Am Rande: Ezech. XIV Jere. XV<br />

,) Peterman de Pesmes war ein Savoyischer Edelmann.<br />

2 ) Der Burgrechtsvertrag wegen Brandis wurde beschworen den 13. Mai<br />

1482 und steht im Raths-Man. 36, S. 92. Die Herrschaft B. umfasste die<br />

Kirchgemeinden Lüzelflüh und Rüegsau. Ueber das Geschlecht <strong>der</strong> Brandis<br />

und über die Besitzwechsel <strong>der</strong> Herrschaft vergl. v. Mülinen, Heimathk. 1.<br />

S. 87, ff.<br />

3) Raths-Man. 37, S. 67 vom 26. Juli.


232 1482, 1483<br />

gmeinen Eidgnossen die [400] puend z'ernueweren und ze sweren').<br />

Und als von raeten und burgern beschlossen was, die nuewe zuo<br />

Stans gemachte verkomnuess mit den alten puenden ze lesen und<br />

ze sweren, woltend <strong>der</strong> fünf waldstaeten boten nit gehellen. Bleib<br />

5 diss schweren uf witer luetrung anston; deshalb ein stat Bern den<br />

andren fier staeten, sich des zuo beraten, gon Zofingen einen tag<br />

ansazt.<br />

Alle diss ganz unrueewigen, harten jars haendel bezuegend klarlich<br />

[401] einer loblichen herschaft Bern fromme, truewe, fridsame,<br />

io wise fuorsichtikeit, allen ir nachkommen wol zuo bedenken und<br />

nachzefolgen, ouch allen iren un<strong>der</strong>tanen vor ougen ze haben<br />

und ze lieben. | (319)<br />

[402 leer, 403] 1183.<br />

Babst: Sixtus IV. 12. Keiser: Fridrich III. 44. Kueng<br />

io Frankrich: Ludwig XL 23. Schulthes: von Diesbach 3.<br />

Wie das edel froewii Margret von Flan<strong>der</strong>n in Frankrich<br />

geflert und enpfangen ist.<br />

Im jar Cristi Jesu 1483. Nachdem und in vergangnem jar<br />

ein fridliche vereinung zwischen dem kueng Ludwigen von Frank-<br />

«o rieh und herzogen Maximilian von Oesterrich ufgericht, und ein<br />

hyrat zwischen iren kin<strong>der</strong>n versprochen was, hond die Flemschen<br />

herren im Brachmonat mit herlicher beleitung ir edel<br />

froewii Margret, herzog Maximilianen dochter, gfiert in Frankrich,<br />

von erst gon Paris, und da dannen zuo irem kranken schweher<br />

23 gon [404] Amboss 0 ), allenthalben, nach kuenglicher majestaet Verordnung,<br />

mit höchsten £ren uud brang enpfangen 2 ); dan <strong>der</strong><br />

kueng sinen dochterman b ), herzog Betern von Borbun 3 ), und sine<br />

*) Amboss ist korrigirt, die ursprüngliche Schreibung nicht mehr lesbar<br />

b ) Ursprünglich stand Schwager.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, S. 124 ist <strong>der</strong> 22. Juli angegeben.<br />

2) Ueber den Einzug <strong>der</strong> Prinzessin in Amboise, Juni 1483, vergl. Commines<br />

I. 392.<br />

3 ) Peter von Bourbou, Herr zu Beaujeu, hatte Ludwigs Tochter, Anna,<br />

zur Gemahliu.


1483 233<br />

dochter a ), herzogin Anna, mit vil edlen herren, frowen und junkfrowen,<br />

si zuo enpfahen und zuo beleiten, ir hat engegen gschikt.<br />

Ward da diser fürstlichen vermaehlung hochzit mit allermenk-<br />

(320) lichs wun<strong>der</strong>baren froeden gehalten und begangen. |<br />

Von wun<strong>der</strong>barem, selzamen wesen in siner krankheit s<br />

und sterben kueng Ludwigs von Frankrich, des namens<br />

des XI.<br />

[405] Und also nun <strong>der</strong> kueng vast krank was, und zuo sterben<br />

ganz unwillig, ersticht und versucht er alles, was im hilf,<br />

trost und ufenthalt z'bringen vermeint •), o<strong>der</strong> iemer erdacht 10<br />

möchte werden; liess sich gon Turss zuo S. Martin tragen, dem<br />

er ein sarch für hun<strong>der</strong>ttusent krönen hat gschenkt, darzuo gross<br />

und vil Stiftungen und antheiss unser frowen, S. Johansen,<br />

S. Claudio, und andre im angedachten heiligen geton. Darzuo<br />

mitan allerhand kostbar und wun<strong>der</strong>selzam erdacht, ungedacht «<br />

arznien, insun<strong>der</strong>s von wegen <strong>der</strong> malacy vil kin<strong>der</strong>bluot gebrucht;<br />

ime b ) was kurzwil und [406] lust bringen moechte, lassen fuerkommen,<br />

als un<strong>der</strong> vil andren schimpfen ein rattengejaegt; item lassen beriefen<br />

all spilluet von gsang und instrument, <strong>der</strong>en uf zwenzig<br />

und hun<strong>der</strong>t zuosamenkommen. Es muostend, im die schlaefer- 20<br />

(321) keit zuo massgen, etlich schaefer vor | sinem sal c ) tag und nacht<br />

sackpfifen, ouch hiemitan lassen uss aller gegne zuo im versanden<br />

den spillüten ein ganz wi<strong>der</strong>sinnisch volk, nämlich al<br />

frowen und man die son<strong>der</strong>lich d ) gotseligs, geistlichs leben beriemt<br />

e ) warend, im um gsuntheit und länger leben Got ze bitten; »<br />

liess im darzuo das himilsch 61, domit man die kueng [407]<br />

salbet, von Renis 2 ), die ruoten Arons und das heilig cruez von<br />

Pariss uss dem palast bringen. Do aber für den schuldigen tod<br />

") Ursprünglich stand: schicester.<br />

b ) Ursprünglich: inen.<br />

°) Ursprünglich: gmach.<br />

d ) Ursprünglich: min<strong>der</strong>.<br />

e ) Ursprünglich: benempt.<br />

,) Vergl. über das Ende Ludwigs XL Commines I. 296 ff.<br />

2) Das zu Rheims aufbewahrte, nach <strong>der</strong> Legende zur Salbung König<br />

Chlodwigs durch eine Taube vom Himmel gebrachte Oel.


234 1483<br />

nuet helfen wolt noch mocht, beval er sinen son Carle und die<br />

Verwaltung sines richs sinem tochterman, herzog Petern von<br />

Borbon, ermanet si zuo lichtrung <strong>der</strong> beschwerden, von im ufgelegt,<br />

hiess sich bestaten zuo unser frowen zuo Cleryi), da er im<br />

5 hat lassen ein köstlich grab machen, das er ouch lebendig hat<br />

versucht und sinem lib angemessen. Starb zuo Turss uf den<br />

30. tag Ougst, sines richs im 23. jar. 30. Aug.<br />

[408] Von gmeinen Eidgnossen ein botschaft znm nuewen<br />

kling angesehen, und von im ein herliche botschaft<br />

w empfangen.<br />

Als aber <strong>der</strong> kueng, damit er bi sinem leben sinem sun, dem<br />

delfin, ein starken ruggen buwte, an gmein | Eidgnossen durch (322)<br />

Bern oft geworben hat, in, den delfin, in siner puendnuss inzeschliessen<br />

o<strong>der</strong> im ein besundre ufzerichten, so ward doch, von<br />

15 wegen hinterstellikeit <strong>der</strong> bezalung und muotwillikeit <strong>der</strong> reisknechten,<br />

nuet, unss nach sinem tod, darin gehandlet; und demnach<br />

wurden gmein Eidgnossen rätig, ir botschaft zuom nuewen<br />

kueng ze schicken, in um sinen vater ze klagen, [409] im glueck<br />

ze winschen, sich siner kuenglichen gnad ze bevelen und ir uss-<br />

20 ständig schulden und pensionen zuo beziehen; ouch, so si willen<br />

fundid, ein nuewe vereinung ze machen 8 ). Indes um Andrea<br />

santend des jungen kuengs und des richs Verwalter zuo gmeinen<br />

Eidgnossen ein erliche botschaft, nämlich den herren von Lyns<br />

und den Präsidenten von Tholoss 3 ), si»in des kuengs und des<br />

25 richs vereinung ze behalten, ouch um all ir ansprachen ze vergniegen,<br />

doch so waere da kein gwalt, er und er zuo sinen jaren<br />

kommen waer, zuo verpuenden, aber wol uf etwas jar des alten<br />

punds[410]ein verstreckung o<strong>der</strong> einen nuewen bestand ze machen,<br />

biss dass <strong>der</strong> kueng eigens willens und gwalts worden, zu ver-<br />

,) Siehe bievor Seite 201, Anmerk. 1.<br />

*) Beschlossen am 17. September, dann auf die Nachricht von <strong>der</strong><br />

Botschaft aus Frankreich verschoben. (Eidg. Absch. III. 1. S. 163, 164.)<br />

3 ) Sendung <strong>der</strong> Boten Karls VIII., <strong>der</strong> HH. de Lyns und Grntian Favre,<br />

Präsident des Parlaments von Toulouse. Luzern, 8. Dezember 1483. (Eidg.<br />

Absch. III. 1. S. 168, 169.) Die Min<strong>der</strong>jährigkeit des Königs galt als Grund<br />

gegen den Abschluss eines neuen Bundes.


1483 235<br />

21. D«. puendung willen und gwalt gebe. Also ward uf Thomae des apostels<br />

zuo Lucern von gmeinen Eidgnossen, ouch durch <strong>der</strong> Franzesischen<br />

botschaft beger, rat und angeben, ein vereinung begriffen<br />

1 ) und, wie vor angesehen, ein erlich botschaft zuom kueng<br />

und zuon regenten in Frankrich ze fertigen abgeraten, welche *<br />

(322) hernach im Hornung ist zuo Bern abgefertiget worden'). |<br />

[411] Tertrag herzog Sigmunds und gmeiner Eidgnossen,<br />

von offnung wegen <strong>der</strong> fler stäten, und ir vereinung abton.<br />

In disem jar im Meyen") hond sich mitenan<strong>der</strong>n vertragen<br />

herzog Sigmund von Oesterrich und gmein Eidgnossen zweier 10,<br />

undultiger und vil geefreter spaenen. Der erst, fuenfjaerig, was<br />

von wegen <strong>der</strong> offnung <strong>der</strong> tier Rinstaeten und des Schwarzwalds,<br />

<strong>der</strong>o sich die staet wi<strong>der</strong> ufgerichte vereinung sperten, und aber<br />

gmein Eidgnossen <strong>der</strong>en, nach lut <strong>der</strong> vereinung, Versicherung<br />

hieschend, und darum ein sellichen Unwillen enpfiengen, dass si ^<br />

herzog Sigmunden [412] abschlagend, sinen veter, herzog Maximilian,<br />

in die erbeinung, wie er dan oft begert hat, ufzenemen.<br />

Uf diss beschach zuo Zyrich <strong>der</strong> vertrag, dass die gemachte vereinung<br />

soelte ganz tod und ab sin, und <strong>der</strong> erst ewig bericht,<br />

durch den kueng Ludwigen von Frankrich gemacht, bliben und 20<br />

staet in allen artiklen von beden teilen gehalten werden 3 ).<br />

Stillung eines andren spans zwischen dem grafen von<br />

Moetsch und gmeinen Eidgnossen, von wegen schantlicher<br />

verluemfodung und tat.<br />

Der an<strong>der</strong> zweijaerig span was, dass <strong>der</strong> Graf von Moetsch, 25<br />

regent zuo Insbruck 4 ), zewi<strong>der</strong> gmeinen Eidgnossen, die im hilf<br />

») Ursprünglich hiess es: ums heiligen crüztag zum herbst.<br />

i) Verlängerung <strong>der</strong> bisherigen Vereinung am 21. Dezember. (Eidg.<br />

Absch. III 1. S. 170.)<br />

2) Am 8. Februar 1484. (Eidg. Absch. III. 1. S. 174.)<br />

3) Nach Eidg. Absch. (III. 1. S. 155) wurde, — aber nicht im Mai und<br />

nicht im Herbst (vergl. Anmerk. »), son<strong>der</strong>n am 9. Juni 1483 — <strong>der</strong> Bund<br />

mit dem Herzog von Oesterreich als dahingefallen erklärt, und nur <strong>der</strong><br />

Friede in Kraft erhalten.<br />

4) Graf GaudeDz von Matsch, Landeshauptmann im Lande unter <strong>der</strong><br />

Etsch.


236 1483<br />

[413] versagt hattend wi<strong>der</strong> ir puendsgnossin herzogin Bona von<br />

Meiland, hat 72 | man lassen vahen, <strong>der</strong> etlich ze tod martren, (324)<br />

und irer eren und gietren lassen entsetzen, um dass si heimliche<br />

Versprechung mit den Eidgnossen soltend hon, iren fuersten, herzog<br />

s Sigmunden ze vergiften, im etliche siner schlössen und staet,<br />

nämlich Veltkilch, Bregentz, Muempelgart inzenemen, so von<br />

denen von Bern im Elses schon angefangen sin soelte"). Und<br />

disen b ) span treib einer <strong>der</strong> gefangen vertribnen, mit nammen<br />

Clauss Ring 1 ), mit harter klag, hilf- und rechtsvordrung, uf allen<br />

io tagen; [414] als aber die luge kuntlich und offenbar was, wolt<br />

sich <strong>der</strong>en von erst kein ort annemen, dan Lucern; vermeint,<br />

einer frommen Eidgnoschaft er und guoten luembden nit ungerettet<br />

ze lassen. Und also von schwere wegen <strong>der</strong> mör<strong>der</strong>ischen, verräterischen<br />

verluemdung, und ouch von obgemelts spans wegen,<br />

i5 wurdend gmein Eidgnossen eins, ir treftenliche botschaft zuom<br />

fuersten ze schicken, dis spaen abzetragen, den graten von Moetsch<br />

rechtzefertigen und den unschuldigen ze helfen 2 ). Indem do<br />

sant <strong>der</strong> fuerst zwen siner raten, Hildprand Raspen und Hans<br />

Lantzen, mit [415] vollem gwalt gon Costentz, da gmein Eid-<br />

20 gnossen tageten und sich <strong>der</strong> Eidgnossen botschaft, zuom fuersten<br />

verordnet, solt versamlen. Was von Bern bot: her Peter von<br />

Stein, riter. Liess si pitten, dass si rueewig waerid, ir Unschuld<br />

wäre im kuntlich, vertruwte ouch inen aller eren und<br />

guots, soeltid Claus Ringen nit zuo vil wi<strong>der</strong> den von Moetsch glowen,<br />

25 noch bistand tuon. Also bleib die botschaft und die sach ston 3 ). |(325)<br />

Bericht des spans <strong>der</strong> 7 orten und Costentz von des<br />

Turgoews wegen.<br />

Uf dem tag zuo Costenz ward <strong>der</strong> langwirig span, darin sich<br />

[416] ein stat Bern sun<strong>der</strong>lich vil gemiegt und eigen tagsatzung<br />

*) Sin söltc, später hinzugefügt.<br />

b ) Später hinzugefügt, aber wie<strong>der</strong> ausradirt: verrätherischen.<br />

i) Nielaus Ring, von Ettiswyl, Kt. Luzern, Glockengiesser (Geschichtsfreund<br />

XXX. 142).<br />

') Ueber diesen ärgerlichen Handel siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 124, 134.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. 143. Die Verhandlung fand aber demnach nicht<br />

in Constanz, son<strong>der</strong>n in Innsbruck statt.


1483 237<br />

zuo ir berieft hat, zwischen den 7 orten und <strong>der</strong> stat Costentz,<br />

von wegen <strong>der</strong> vogti zuo Frowenfeld und des lantgerichts im<br />

Turgoew, also durch mitlung des bischofs hingelegt, dass die Eidgnossen<br />

soeltid ir losung-gelt, nämlich 3100 Rinsch gülden, gon<br />

S. Gallen gelegt, wi<strong>der</strong> nemen, und <strong>der</strong>en von Costentz vogt vor 5.<br />

dem landvogt Ketzi von Swytz im nammen gmeiner Eidgnossen<br />

ein ufgehebten eid tuon, truelich und ufrecht mit <strong>der</strong> nutzung ze<br />

handien; und [417] hargegen sol <strong>der</strong> Eidgnossen landvogt einer<br />

stat Costentz ouch in glicher form sweren. Und wenn die gfallen<br />

nutzung zuo teilung komt, sollend d'Eidgnossen alwegen dri pfennig 1«<br />

nemen und ein stat Costentz den fierden. Soend ouch mit iren<br />

schribern verschaffen, dass si bi<strong>der</strong>b-luet nit ueberschaetzid,und wo<br />

si die Übeltäter nit Strand, solle das <strong>der</strong> Eidgnossen landvogt tuon')<br />

[418] Vereinung mit dem bischof von Costentz gemacht.<br />

Item, her Ott von Sonnenberg, bischof zuo Costentz, von 15<br />

gmeinen Eidgnossen, on Bern, in ein vereinung angenommen 2 ),<br />

(326)und Bern, nach versienung, ouch dorin gangen. |<br />

Dass Fryburg und Solaturn allein in Sachen, si berierend,<br />

zu tagen bschriben und sitzen sond.<br />

Von den 8 alten orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft ist beschlossen"), sodass<br />

Fryburg und Solaturn nit sond zuo tagen beschriben werden,<br />

noch sitzen, dan in sachen si betreffend. In <strong>der</strong> 8 orten gschaeften<br />

sond si ussston 3 ).<br />

") Ursprünglich: beraten.<br />

!) Abgeschlossen am 7. Januar 1483. (Eidg. Absch. III. 1. S. 143.)<br />

2) Am 7. April 1483. (Eidg. Absch. III. 1. 150.) Bern trat erst am<br />

27. April bei, nach Beseitigung eines Anstandes wegen des Stifts Zofingen.<br />

(Raths-Man. 40, S. 78.)<br />

3) Eidg. Absch. HL 1. 160. (9. Juli, Luzern.)


238 1483<br />

Fryburg von Eidgnossen ums gwunnen land in<br />

recht zogen.<br />

[419] Und um S. Gallentag ist Friburg von den 7 orten 16. Ott.<br />

und Solaturn, von wegen <strong>der</strong> im Burgunschen krieg gewonnen<br />

5 landen, so si mit Bern gmein inhond, lut <strong>der</strong> puenden 8 ) gon Willisow<br />

in recht verfasset •).<br />

Teilung des heiltuems, ziv Granson gewuunen.<br />

Uf den 17. tag Merzens zuo Lucern, nach 8 jaren bedank, H. Mn.<br />

hond die 10 ort <strong>der</strong> Eidgnossen das heiltuom, so man zuo Granson<br />

io gewunnen hat, in 10 teil geteilt, und demnach in S. Peters capel<br />

von unser lieben frowen ein kostlich, loblich ampt gesungen und<br />

darnach dasselb heiltuom durch ein sechsjaerigen knaben uf unser<br />

lieben frowen altar mit dem los geteilt, und hat ietlich ort sinen<br />

eignen priester bi im gehept und sinen teil des heiltuoms wirdik-<br />

15 lieh heimgefiert, mit semlichem abscheid b ): Als dan dasselb heiltuom<br />

gross und wirdig ist, und in den vergangnen kriegen <strong>der</strong><br />

almächtig Got uns allen vil glueks und | heils geben hat, dasselb (327)<br />

angesehen und ouch die grossen tuere und tod, so iezt allenthalben<br />

rissnet, hat man allerlei davon gerett, ob man etwan ein<br />

so gmeinen kruezgang o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s, das Got loblich waere, tun weite,<br />

und ist beschlossen, dass ie<strong>der</strong>man an sinem ort, sobald [421] das ,<br />

heiltuom heimkomm, es sige mit kruezgaengen o<strong>der</strong> andren gotsdiensten<br />

und guoten werken, Got ze lob und dem wirdigen heiltuom<br />

zuo 6ren, etwas guots tuon und Got siner gnaden pitten sol 2 ).<br />

25 Armut und richtuem <strong>der</strong>en von Muelhusen.<br />

Uf ofnem tag gmeiner Eidgnossen zuo Lucern, uf Thomae, IL De».<br />

als sich d'Eidgnossen berietend, ein botschaft in Frankrich zuo<br />

•) IMI <strong>der</strong> pünden später hinzugesetzt.<br />

b ) Mit semlichem abscheid später hinzugesetzt.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 1G0 u. ff. Es handelte sich um die Aemter<br />

Murten, Erlach und Grandcourt etc.; <strong>der</strong> Streit zog sich bis ins folgende Jahr.<br />

') Eidg. Absch. LH. 1. 149.


1483 239<br />

fertigen, hond die von Muelhusen d'Eidgnossen, ir pundsgnossen,<br />

durch Gotes und aller liebe willen ernstlich und drungenlich ankert<br />

und gebeten, inen ie doch etwas rat und hilf ze tuen bim<br />

[422] kueng, o<strong>der</strong> in einichen andren weg. Denn, wo si si verlassid,<br />

so sigids von aller weit verlassen und verdorben, miessid 5<br />

von irer stat gon, verpfaendt al wochen jaerlichs zinses um 25 Rinsch<br />

gülden, die zuo bezalen ires vermoegens ganz nuet me sige; darum<br />

ir sach ein semlich gstalt hab, dass man inen zuo hilf kommen<br />

miesse, o<strong>der</strong> si sich z'erhalten ir stat. verlassen, o<strong>der</strong> sich und si<br />

in d'eigenschaft übergeben i). Wurdend wol getrost, woltend aber 10<br />

(328) nit irer friheit und ablosung sich verzuehen und sind uss | armuot<br />

hernach also fürsichtig worden, dass si zuo unsern ziten 600 Rinscher<br />

gülden jaerlichs [423] zinses vom kueng von Frankrich um<br />

ir bar gold erkouft haben. Das hie a ) was die sum begerter hilf.<br />

Emuewerung <strong>der</strong> puenden mit Saffoy.<br />

Im Jenner des jars hat <strong>der</strong> durchlichtig herzog Carle von<br />

Saffoy ein herliche botschaft, nämlich her Urban von Zyfron,<br />

her Philippen Chemerin, praesident in Saffoy, her Amede von<br />

Wyre und her Steffan Pacot, gon Bern gesendt und die puend, so<br />

sine vorfaren mit einer loblichen stat Bern hond gehept, lassen 20<br />

ernueweren und sweren 2 ).<br />

[424] Botschaft und handluug he<strong>der</strong> staeten in Saffoy.<br />

Do hond die zwo staet Bern und Friburg mit diser botschaft<br />

gehandlet von wegen und in gegenwirtikeit <strong>der</strong> grafen Rudolfen<br />

a ) Das hie später hinzugefügt.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. p. 170.<br />

*) Am 20. Januar kam die Gesandtschaft nach Bern, und am 26. Januar<br />

wurde <strong>der</strong> Bund von Räth und Burgern beschworen (Raths-Man. 39. p. 37<br />

und 48). Als Gesandte sind hier genannt: Der erweit von Jenf (Urban von<br />

Chivron), <strong>der</strong> Präsident von Safoy, dominus Philippus Chemerii, Amadeus<br />

von Viriaca, Herr zu Roel.


240 1483<br />

von Nuewenburg um sines suns fistuer, Ludwigen von Gryers und<br />

Ludwigen von <strong>der</strong> Camer, item und des bischofs von Losan, ire<br />

spaen, im vorgenden jar erhaben'), zuo betragen. Und als die<br />

Saffoisch botschaft hierum nit gwalt hat, schiktend die zwo staet<br />

5 ir botschaft, von Bern iunker Jergen [425] vom Stein und von<br />

Friburg Jacob Bunyet, zuom herzogen, auch von im begert, biss<br />

die spaen langsam wurden abtragen*). | (329)<br />

Mit den drien waldstaeten die piind gschworn.<br />

Indem kamen ouch gon Bern <strong>der</strong> drien waldstaeten boten,<br />

10 so sich im vorigen jar haftend gewidret, die puend zuo schweren 3 ).<br />

Bericht einer vehd zwischen <strong>der</strong> Nuewenstat und<br />

Betterlingen.<br />

Als die von <strong>der</strong> Nuewenstat, von wegen enpfangner schmäh 4 ),<br />

denen von Betterlingen ein offne vehd a ) und vigentschaft hattend<br />

15 angelegt, hat ein fridsam [426] stat Bern die bed staet, als ir<br />

burger und pundsgnossen, zuo ir har schnei vertagt und si fridlich<br />

berichtet 5 ).<br />

Botschaft gon Rom.<br />

So hat ouch ein getruwe stat Bern des jars zwo botschaften<br />

20 mit gebner Instruction gon Rom gefertiget. Von erst iren hochgelerten,<br />

wisen statschriber, doctor Thuering Fricker, zuo dienst<br />

her Urban von Zyfron, im das bistuom Jenf zuo beziehen 6 ); schuf<br />

*) Ursprünglich: vegd.<br />

i) Vergl. oben S. 206 und 212.<br />

') Am 16. Juli 1483 (Raths-Man. 41. p. 74).<br />

') Am 4. Februar 1483 (Raths-Man. 39, p. 63).<br />

4 ) Die von N. beklagten sich über «allerlei verschmächt und unziemlicher<br />

Worten <strong>der</strong> Peterlinger » (Missb. E. p. 170.)<br />

5 ) Am 5. August fand die Vermittlung statt; nach einer spätem Notiz<br />

im Raths-Man. hatte Peterlingen 20 Gld. an Neuenstadt zn bezahlen.<br />

6 ) Vergl. oben S. 209. Th. Friker befand sich bereits in Rom und<br />

erhielt dort das Schreiben des Rathes an den Pabst vom 8. Januar (lat.<br />

Missb. C. 42 b ).


1483 241<br />

nuet und ward übel belont a ). [427] Darnach den gelerten meister<br />

Niclausen Schmid, von Barthlome Hübers des venners') wegen,<br />

sinem sun Caspar, von Pariss berieft, einen plaz in <strong>der</strong> schuol zuo<br />

Bononia, protonotariat, dispensation, Provision und grazen, uf<br />

ünfzig mark silbers pfruonden, das priorat Wyler 2 ) und ein kor- t<br />

(330) herrenpfruond ze | Zofingen in bester form und um sin verdienst<br />

on kosten usszebringen.<br />

Insehen uf alle hantwerk.<br />

Item, so hat ein wis, fursichtig regiment, wi<strong>der</strong> nach altgebruchter<br />

zit besezt, des jars [428] zuo gmeinem nuz ein not- ]0<br />

wendig insehen geton, nämlich aller handwerken fribrief und<br />

wesen besehen und nach not ernueweret und besseret 3 ).<br />

Beschwerd und untruew zinskoufs.<br />

Item, in stat und land, ermanung ton wi<strong>der</strong> ver<strong>der</strong>bliche beschwerung<br />

<strong>der</strong> gieter mit uberzinsen, item und untruw in zins- us<br />

koeufen 4 ).<br />

Abstellung uberigs kosten«, <strong>der</strong> toten.<br />

Item, gemassget den uberflissigen kosten <strong>der</strong> totenbegängnuessen,<br />

nämlich: zuo einer klagbaren lieh nit me denn drien schen-<br />

(331) ken, und nit me denn 1 pfund ze geben 5 ). | 20<br />

*) Am Rande: Botschaft gon Rom.<br />

1) Instruktion an Niclaus Fabri vom 28. Juli (lat. Missb. C. 73''). Derselbe<br />

hatte noch eine Reihe an<strong>der</strong>er Aufträge zu besorgen.<br />

*) Cluniacenser-Priorat Münchenwyler bei Murten. Burkhart Stör war<br />

bereit zu Gunsten Hubers zu resigniren.<br />

3 ) Die Metzger, Gerber, Sattler sind beson<strong>der</strong>s ei-wähnt, und am 24. Juli<br />

beschloss <strong>der</strong> Rath: «Sonntag über 8 tag sollen alle hantwerch ir ordenung,<br />

brief, gemacht und verstäntnuss vor M. H. H. hon, das alles zu<br />

reformiren» (Raths-Man. 41, p. 82).<br />

4) Darauf bezieht sich vielleicht die Notiz im Raths-Man. vom 29. Juli<br />

(41, p. 86).<br />

5 ) «Geschenkt sol werden selb dritt und nit witer> (Raths-Man. 41.<br />

p. 91 vom 3. August).<br />

16


242 1483<br />

Ordnung <strong>der</strong> einungbiissen halb.<br />

[429] Item, al einungbuossen, so vor einem schulthess gehoertend,<br />

die zwen teil <strong>der</strong> stat zuzogen, vom eininger bi gswornem<br />

eid inzebringen •).<br />

5 Notwendig ufsehen und vereidung <strong>der</strong> kriegsknechten<br />

halb.<br />

Item fuergenommen, ire kriegskneclit vom kueng und andren<br />

orten heim ze vordren, und muotwilligs kriegloufen verkommen.<br />

Und als nach des kuengs tod die knecht vast selber heim kommen'-)<br />

io die al in stat und land hart lassen vereiden, on ir obren wissen<br />

und willen in keinen krieg ze gou, noch iemand ufzewieglen und<br />

die [430] schantlichen klei<strong>der</strong> und bösen swier abtuen. — Fremd<br />

krieg, fremde laster.<br />

Von einer mor<strong>der</strong>rot.<br />

i5 Dabi versehung und Warnung geton <strong>der</strong> moer<strong>der</strong>l, so da ein<br />

rot in Frankrich ziisamen versprochen, heruss ze ziehen und<br />

alle die si ankommend, muerden o<strong>der</strong> berowen; <strong>der</strong>en etlich benemt<br />

und etlich in Frankrich gericht: Boner, Salpeter, Bernhart<br />

Zaler, Seewyl, Heini Tentzer und Judass Kind, Tuetscher, Welw<br />

scher | und Latinscher sprachen bericht 3 ). Von Bern denen von (332)<br />

Basel anzeigt, in irer stat, in herzogs Philippen von Saffoy dienst,<br />

ze suchen 4 ). Kriegsfruecht!<br />

,) Die Einungen, Bussen wegen Uebertretung <strong>der</strong> Gemeindeordnuug,<br />

waren bisher ganz dem Schultheissen zugefallen. Am 31. Juni 1483 beschloss<br />

<strong>der</strong> Rath, dass künftig 2 Drittheile für die Stadt eingezogen werden sollen.<br />

(Raths-Man. 41, p. 88.)<br />

2) Mit dem Tode Ludwigs XI. war <strong>der</strong> mit ihm abgeschlossene Vertrag<br />

erloschen. Vergl. oben. Die Verordnung gegen das Reislaufen wurde beständig<br />

wie<strong>der</strong>holt.<br />

3 ) So nach einem Schreiben an Basel vom 3. Febr. 1483 (Missb. E. 131).<br />

4 ) Judas Kind, mehrerer Sprachen kundig, solle sich, dem Gerichte in<br />

Frankreich entgangen, nun im Dienst des Herzogs Philipp von Savoien in<br />

Basel aufhalten (siehe das eben erwähnte Schreiben).


1483-1884 243<br />

Wildeck verkouft.<br />

|431J So hat ein stat Bern Caspar Efingern Wildeck, die<br />

ofnung vorbehalten, mit aller zuogehoerd um 1500 gülden verkouft<br />

und ingebeni).<br />

1484. s<br />

[432] Babst: Sixtus IV. 13. Keiser: Fridrich III. 45. Kueng<br />

Frankrich: Carolus VHI. 1. Schulthes: von Diesbach 4.<br />

Absterben und foestattung des babsts Sixti,<br />

des nammens des IT.<br />

12. Aug. Im jar Cristi Jesu 1484 uf den 12. Ougst, in krieglicher w<br />

unruow des ganzen Italien und Napols, und doch in heiligein ifer<br />

<strong>der</strong> heiligen Roemschen kilchen, ist vom tod überwunden und<br />

rueewig gmacht <strong>der</strong> gwaltig, unrüewig babst Sixtus, des nammens<br />

<strong>der</strong> fierd, siues babstuoms im 13. jar. Hat geschaffen 32 cardinael,<br />

un<strong>der</strong> welchen <strong>der</strong> [434] fuernemst sines bruo<strong>der</strong>s sun, Julianus, 15<br />

hernach babst Julius, <strong>der</strong> in mit hohem, kostlichen brang zuo<br />

(333) S. Peter hat lassen bestatten 2 ). |<br />

Vom bafost Innocentio, des nammens dem VIII.<br />

Ist uf in babst worden ein cardinal nit hochs geschlechts,<br />

von Jennow 3 ), genemt Innocentius, des nammens <strong>der</strong> achtist, ein 30<br />

gelerter, sanftmietiger, fridsamer man; also dass er allein um<br />

schirms und frids willen krieg vermeint anzevahen. Und darum<br />

so lediget [435] er die Venedier, Florentiner und Meilaen<strong>der</strong> uss<br />

dem krieg und bau, darin si sin vorfar Sixtus gfaelt und gebunden<br />

im hat verlassen. Aber den kueng Ferdinand von Napols 25<br />

zwang er mit ban und warten, dem Roemschen stuol zuo bezalen die<br />

pension, nämlich 40,000 ducaten von Napols lehenrecht, im von<br />

•) Der Kauf ist datirt vom 21. November 1483 (o. Spr. Buch J. 134 »'.)_<br />

2) Papst Julius IL, vorher Cardinal ad vincula Petri.<br />

3 ) Joh. Bapt. Cibö von Genua, erwählt am 29. August 1484.


244 1484<br />

sinem vorfaren zuom krieg nachgelassen •). Hielt sich aber in<br />

dem sinem vorfaren glich, dass er mit allem gsuoch uss <strong>der</strong> kilchen<br />

schaz sine kin<strong>der</strong> 2 ) und gsipten rieh und gwaltig machte; deshalb<br />

er um gelt niemand nuet versagt, [436] gab friheiten, pfrueen-<br />

5 den, ablass, cruez; nam harum und ins Türken nammen gross guot,<br />

alles richlich zuo siner kin<strong>der</strong> hyrat und herschaft verguedet und<br />

vergäbet. Hat von gmeinen Eidgnossen, zuoglich sinem vorfaren,<br />

ein puendnuess erworben 3 ), einer loblichen stat Bern korherren um<br />

Tuetschherren geben 4 ). | (334)<br />

io<br />

Von Carlin, des nammens dem achtisten,<br />

kueng von Frankrich.<br />

[437] Nach dem und kueng Ludwig von Frankrich, im vorigen<br />

jar abgestorben, gelassen hat einen einigen sun Carlin, des nammens<br />

den achtisten kueng von Frankrich, <strong>der</strong> da was von Hb un-<br />

15 achtbar, krank und hogerecht, aber vom herzen also gstalt, dass<br />

er sines libs bresten ganz bedekt, wollustiger, milter, sanftmietiger,<br />

wisiger, doch, uss vaters willen, ungelerter, denn sin<br />

vater, und hernach manhafter, denn vil siner vorfaren waren<br />

gwesen, in sinem fuernemen glueckhaftig, und e zit grosser taten,<br />

also dass [438] er in allem sinem rieh und usserthalb ein grosse<br />

20 lobliche achtung hat erworben 5 ).<br />

Von Verwaltung und kroenung des küngs und ernüwerung<br />

des regiments. Schad und buss <strong>der</strong> orenblaser.<br />

Und als nun diser kueng Carle, nach sines vaters tod noch<br />

nit zuo regieren toeglicher jaren — nämlich | sines alters im 13. 6 ) — (335)<br />

25 mit dem regiment fuernemlich herzog Petern von Borbon 7 ) vom<br />

') Durch den Frieden zu Rom, 11. Aug. 1486 (Sismondi a. a. 0. XI. 275).<br />

2) Er soll nach allgemeiner Annahme 16 Kin<strong>der</strong> gehabt haben.<br />

3 ) Abgeschlossen am 11. Februar 1486 (Eidg. Absch. III. 1. 228. Der<br />

Vertrag steht als Beilage 20 auf 8. 717.)<br />

4) Siehe hienach.<br />

5 ) Vergl. über Karl VIII: Commines-Lenglet IV. 1. 270 und IL 263.<br />

') Geboren den 30. Juni 1470.<br />

*) Peter, Herr von Beaujeu, Herzog von Bourbon, Ehemann <strong>der</strong> Anna,<br />

einer Schwester Karls VIII.


1484 245<br />

vater was bevolhen, Hess er und des richs dri staend in im Meyen<br />

des jars, nach gwonlichem brach, zuo Renis krönen •) und nach<br />

<strong>der</strong> kroenung in sinem nammen [439] das kunglieh regiment ernüwern,<br />

die uberflissigen pensionen, gaben und Schätzungen abstellen<br />

o<strong>der</strong> mindren, des alten kuengs ouch für al fuersten geliebt 5<br />

und ouch dem sun ze lieben bevolen, gross und rieh gemacht<br />

liebhart, mit nammen Olivier Dam 2 ), bartscherei', mit sinem<br />

gsellen Daniel, bed Flemming 3 ), von grosser misstaten wegen,<br />

durchs kuengs verwilgung begangen, an Pariser galgen lassen<br />

henken, und Johan Doiak 4 ), parlamentrichtern, die oren ab- 10<br />

schniden; und das billich und zuo gutem exempel: dan kein schädlicher,<br />

vergifter ding bi allen regenten, sun<strong>der</strong>lich [440] bin<br />

(336) fuei'sten, denen <strong>der</strong> schimpf [ allen schalk dekt und verantwortet.<br />

Dan wo semlich kurzwilig, uberdienstlich luet ein fuersten in ir<br />

haend verzoberen, so ist er veil und verkouft, wem si den gönnen, 15<br />

o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>wärtig, wem sie wi<strong>der</strong>wärtig sind; darum <strong>der</strong> f'roni<br />

Roerasch keiser Alexan<strong>der</strong> hiess selich als rouch- — das ist des<br />

fuersten gunst — verkoeufer im rouch erstecken.<br />

Span und krieg in Fraukrich von <strong>der</strong> Verwaltung<br />

wegen des richs.<br />

w<br />

Bald nach <strong>der</strong> bekroenung des iungen kuengs erhuob sich<br />

herzog Ludwig von Orleantz 5 ), un<strong>der</strong>stuond, mit liilf herzog<br />

Franzen von Brittanien 6 ) und herzog Maximilians von Oesterrich,<br />

die Verwaltung des kuengrichs mit gwalt, nach vil versuchter<br />

pratick, an sich zuo ziehen. Vermeint das recht zuo haben, sitmal 25<br />

') Karl wurde zu Rheims gekrönt den HO. Mai, nach Abhaltung <strong>der</strong><br />

Ständeversammlung zu Tours.<br />

») Olivier le Diable o<strong>der</strong> le Daim, <strong>der</strong> berüchtigte Günstling Ludwigs XI.<br />

wurde 1484 gehängt (Mezeray. hist. de France IL 208).<br />

3 ) Aus Flan<strong>der</strong>n stammend; Daniel wird bei Gaguin als Genosse Oliviers<br />

erwähnt.<br />

4) Ueber ihn siehe Moreri III. 141.<br />

5 ) Ludwig von Orleans, später als König Ludwig XII.. war unter den<br />

männlichen Descendenten des königlichen Stammes <strong>der</strong> nächste, und hatte<br />

auch eine Tochter Ludwigs XL, Johanna, zur Gemahlin.<br />

•) Bretagne.


246 1484<br />

er des iungen kuengs Schwager und naechster des kuengrichs erb<br />

wäre. Deshalb in Brittenien vor S. Obin 1 ) ein | grosse schlaclit (337)<br />

beschach, an <strong>der</strong> die kuengschen mit hilf <strong>der</strong> Eidgnossen oblagend<br />

und uf die sechstuseud erschluogend. [442] Ward a ) da obgenanter<br />

5 herzog Ludwig, ein verriefter <strong>der</strong> krön Frankrich vigend, unerkant<br />

vom houptman Spaeting von Sant Gallen gvangen, ilends<br />

von den Franzosen, als inen bekant, mit ringer ranzung gelöst,<br />

höher geranzt und irem kueng ueberantwort, von dem ein zitlang<br />

gvaenglich gehalten ä ), durch emsige bit sines edlen, frommen egeio<br />

mahels Johanna versient, ledig gelassen. Hat dem Spaeting selbs<br />

willens ein nämliche pension, sin leben lang jaerlich ze geben,<br />

verordnet.<br />

Botschaft gmeiner Eidgnossen zum innren kueng ron<br />

Frankrich, wol gehalten.<br />

15 [443] Als dan zu end vergangens jars von gmeinen Eidgnossen<br />

angsehen was, ein botschaft zuom nuewen kueng ze schicken,<br />

ist das volstrekt zu mitte Homung diss jars 3 ), also dass von<br />

iedem ort nun ein bot mit gmeiner instruktion, nämlich zuvor<br />

nuet an<strong>der</strong>s ze handien, dan gmeiner Eidgnossen bevehl, gesendt | (338)<br />

20 ward; von Bern <strong>der</strong> adelich, edel riter, her Wilhelm von Diesbach,<br />

schulthes; wurdend vom kueng und sinen raeten wol und<br />

erlich enpfangen, gehalten und gelassen, [444] ietlichem boten<br />

250 franken geschenkt, zuo Lyon darum silbergschir ze koufen<br />

dem boten von Bern bevolhen. Aber <strong>der</strong> houptsach, nämlich<br />

25 <strong>der</strong> vereinung, schulden und ansprachen halb, nuet witers, denn<br />

uf heimbringen, verschaffet 4 ).<br />

*) Von hier bis gelassen auf beson<strong>der</strong>em Blatt über an<strong>der</strong>n <strong>Text</strong> geklebt.<br />

!) Schlacht bei St. Aubin le Cormier in <strong>der</strong> Bretagne am 27. Juli 1488.<br />

Vergl. über diesen Bürgerkrieg: Schmidt, Gesch. von Frankreich IL 476 ff.<br />

') Ludwig sass gefangen bis 1491. Von dem hier genannten Späting<br />

ist nirgend etwas zu finden.<br />

») Eidg. Absch. III. 1, p. 175.<br />

4) Der Bericht <strong>der</strong> Boten ist erwähnt Eidg. Absch. III. 1. p. 201. Mit<br />

Wilhelm v. D. ging auch sein Bru<strong>der</strong>ssohn Ludwig, siehe dessen Selbstbiographie:<br />

Schw. Geschichtsforscher VIII. 193.


1484 247<br />

Handlung gmeiner Eidgnossen mit den Franzosen, von<br />

<strong>der</strong> vereinung, schulden und ansprachen wegen.<br />

Nachdem nun zuo end des Aprellens <strong>der</strong> Eidgnossen botschaft<br />

heimkommen was'), hernach um S. Johansentag schikt <strong>der</strong> kueng<br />

sine botschaft [445] zuo gmeinen Eidgnossen, witer mit inen von<br />

angebrachten Sachen wegen ze handien*). Haettid d'Eidgnossen,<br />

damit die siess pension beharrete, und die schulden und ansprachen<br />

dester gwisser abtragen wurdid, gern die ussgangne<br />

puentnuess uf ein nämliche zal jaren verstrekt, und doch die ptticht<br />

<strong>der</strong> 6000 knechten, on benemte zal 3 ), zuo irem willen vorbehalten;<br />

darzuo versicherete zil aller ussstaendigen schulden und ansprachen<br />

abrichtung bestirnt. So hat aber die Franzesisch botschaft nit<br />

witer gwalt, dan die [446] gemelte puentnuess uf zwei jar, so doch<br />

<strong>der</strong> Frankrichesch ab |scheid riere gab, ze strecken; o<strong>der</strong> des<br />

(339) a ] ten jjfljjg Carlis 4 ) vereinung: — on geld, on hilf — ernüweren. Doch<br />

<strong>der</strong> ussstaendigen pensionen und schuld des Burgunschen gelts<br />

halb warend zil bestimpt uf die künftige Leonermessen. Und die<br />

zuo beziehen und inzebringen, was von einer stat Bern und von<br />

gmeinen Eidgnossen mit vollem gwalt bestelt <strong>der</strong> ersam Barthlome<br />

Mey, burger und des [447] grossen rats zuo Bern 5 ). Und als <strong>der</strong><br />

in nächster ougstmess ein teil <strong>der</strong> pensionen garnah in itler, unbruechiger<br />

münz zuo Lyon hat enpfangen, ward im das gelt unterm tor<br />

von den tormeistern arrestiert und verhaeft, und kum nach S. Martinstag,<br />

durch gmeiner Eidgnossen, darab nit wenig besmaecht,<br />

an kling, an regenten und zoller ernstliche klage, gelediget 6 ).<br />

!) In den Eidg. Absch. ist <strong>der</strong> nicht datirte Bericht <strong>der</strong> heimgekehrten<br />

Gesandten zum 29. Dezember eingereiht. Die obige Angabe A's. verdient<br />

unbedingt den Vorzug. W. v. D. war Ende Mai auf <strong>der</strong> Tagsatzuug zu<br />

Münster. Der Bericht vom 29. Dezember ist <strong>der</strong>jenige von 13. May, siehe<br />

unten Anm. 6.<br />

2) Vergl. über diese Verhandlungen Eidg. Absch. III. 1. p. 184, 185, 187.<br />

•) Man wünschte, dass die Zahl <strong>der</strong> zu stellenden Truppen nicht ausdrücklich<br />

festgesetzt würde.<br />

4) Carls VII.<br />

5 ) Vergl. über diesen hervorragenden und im Folgenden noch viel<br />

genannten Mann: Bern. Tschb. Jahrg. 1874.<br />

6 ) Bericht über seine Sendung siehe Eidg. Absch. III. 1. p. 200 vom<br />

29. Dezember.


248 1484<br />

So was ouch grosse klag und ansprach <strong>der</strong> houptlueten, insun<strong>der</strong>s<br />

her Hansen und Dietrichen von Halwil und an<strong>der</strong>er an<br />

kueng, item und <strong>der</strong> knechten an [448] die houptluet und an küng;<br />

deshalb ein ganze Eidgnoschaft vast uebel beschwert. Dennocht<br />

5 verzoch sich <strong>der</strong> vereinung ufrichtung und <strong>der</strong> ansprachen abrichtung,<br />

nach vil boten und tagungen, biss hie über ein jar 1 ).<br />

Beschah alles, wie nach irer wis alwegen, dass die ubermietigen<br />

Franzosen, umendum gefridet, vermeinten <strong>der</strong> Eidgnossen kein not<br />

mer ze haben, und dennocht si mit vil worten und wenig werken<br />

io ufzehalten, i und dass si, [449] nach irer unriewigen art, so nit (340)<br />

usslaendisch krieg haftend, sich selbs in ufruor, von irs richs<br />

Verwaltung wegen, bewegten; da <strong>der</strong> Eidgnoschaft doerftig, ira<br />

kleinachtung und unruow mit flüssigeren worten und gelt ein zit<br />

geschweigten 2 ). Gelt uberwigt zuoglich er und schaud.<br />

15 Von missweseu <strong>der</strong> kriegskuechteu und von guter Ordnung<br />

<strong>der</strong> stat Bern und andren Eidgnossen wi<strong>der</strong> si<br />

gemacht.<br />

Und als nun nach des alten kuengs tod die puentnuess mit den<br />

Eidgnossen [450] uss was, und die Franzosen vermeinten friden<br />

so ze haben, liessend si <strong>der</strong> Eidgnossen knecht uebel abgefertiget<br />

heimziehen, ouch vor ervordret. Und als die heim kommen, vil<br />

ansprachen und troewen, darzuo alle kriegs- und fremde laster und<br />

uppikeit heim brachten, ir obren mit iren ansprachen und bösem,<br />

unghorsamem wesen ganz unriewig machten, ouch ir burger und<br />

as landluet mit unmaessigem zeren. spilen und ungemeistretem miessiggon,<br />

mit schantlicher kleidung, unlantlichen gweren, gotslaester-<br />

[451] liehen swieren, mit frefner fridsamer lueten Verachtung, beschaelkung,<br />

ja row und todschlaegen, item und mit bi<strong>der</strong>werlueten<br />

kin<strong>der</strong> und diensten verfierung und ufwiglung also unlidlich und<br />

so uebelbeleidigeten. dass ein goetliche, lobliche und ganz notwendige<br />

Ordnung wi<strong>der</strong> | si von gmeinen Eidgnossen ward gestelt, uf(341)<br />

!) Beschluss <strong>der</strong> Annahme am 14. Januar 1485 (Eidg. Absch. III. 1, p. 202).<br />

Siehe auch hienach zum Jahre 1485.<br />

2) Sobald Frankreich die Eidgenossen nicht entbehren konnte, flössen<br />

Worte und Geld wie<strong>der</strong> reichlich, und <strong>der</strong> Unwille wurde beschwichtigt.


1484 249<br />

lt. JM. gmeinem tag, zuo Muenster im Ergoew des jars uf den 14. tag Jenner<br />

gehalten •).<br />

Einer stat Bern und all ir uu<strong>der</strong>tauen wi<strong>der</strong> kriegsgloeuf<br />

gesworner eid.<br />

Und fuernemlich durch ein wis, ersam regiment von Bern s<br />

angebracht und vor angfangen, [452] nämlich diss Jenners uf<br />

$•«»• den fuenften tag in al ir stat, land und gebiet 2 ), alle mansnaminens<br />

14jaerig und drob in fuergeschribnen hohen eid hoch<br />

verbunden und in des geswornen eides kraft, bi Verlust er,<br />

libs und guots, on gnad streng geboten: einer loblichen stat und w<br />

herschaft Bern lob, ör und nuez ze fuerdren, ir schmäh und<br />

schaden ze wenden, al ir geboten und Ordnungen on wi<strong>der</strong>sprechen<br />

ghorsam und gwaertig ze sin, in kein reis, krieg o<strong>der</strong><br />

selich gloeuf loufen. gon o<strong>der</strong> ston, ufwiglen o<strong>der</strong> willigen, on<br />

<strong>der</strong> gemelten herschaft gunst, wissen und willen; son<strong>der</strong> die 15<br />

unghor[453]samen nit bergen, angeben, helfen angrifen, hanthaben<br />

und strafen, und als verurteilt todschlaeger handien. Uf<br />

disen eid ist gevolgt dis wiser und frommer Eidgnossen eidsgnosse<br />

Ordnung.<br />

Lut <strong>der</strong> Ordnung und Sachen <strong>der</strong> Fraukricherknechteu 20<br />

und miessiggänger halb in <strong>der</strong> Eidguoschaft.<br />

Vorab, in welchen orten o<strong>der</strong> in welches orts gebieten in<br />

(342) unser Eidgnoschaft semlich knecht ligend, in wuertshuesern zerend<br />

und miessig gond, dass ietlich ort aller <strong>der</strong> andren oertern gwalt<br />

sol hon, dieselben knecht in eid ze nemen und inen gebieten, zu 26<br />

iren herren und obren heim zuo gon und denen ghorsam ze sin.<br />

Desglich sollend die voegt und amptluet im Turgoew, zuo Baden,<br />

im Oberland 3 ) und andren <strong>der</strong> Eidgnoschaft [454] voegtien<br />

i) Hauptsächlich auf Betreiben von Bern, das auf seinem Gebiet vorangegangen<br />

war (Eidg. Absch. III. 1, p. 173).<br />

2) Das Ausschreiben steht Miss. E 205; die Eidesformel selbst fehlt<br />

dagegen; das Raths-Man. hat eine Lücke vom 18 Dez. 1483 bis 13. März 1484.<br />

3) Oberland bedeutet hier, wie oben, die Grafschaft Sargans.


250 . 1484<br />

und aemteren, selichen gwalt ouch hau, und sollend alle ort die<br />

selben ir voegt und amptluet, desglich sich selber ouch bi selicher<br />

Ordnung und Sachen getruwlich schirmen und hanthaben.<br />

Item, und an welchen enden man selich knecht vindet, die<br />

Ö miessig gangend, in wuertshuesern ligend und spilend und nit werken<br />

wellend, die fremd und nit Eidgnossen sind, handwerksknecht<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>, die sol niemand in unser Eidgnoschaft untler im<br />

tolen; und ob dieselben knecht darüber unghorsam sind und nit<br />

werken wend, sol man zuo inen grifen und si mit gfaengnuess und<br />

io mit verschulter rechtvertigung strafen<br />

Item, damit ie<strong>der</strong>man die sinen dester bass in ghorsame<br />

behalten moeg, ist angesehen, dass in allen orten ie<strong>der</strong>man mit<br />

den sinen angends daran sin sol, dass alle manspersonen, so<br />

14 iar und drob sind, liplich eid zuo Got und den heiligen sweren<br />

i5 sollend, als unser lieb Eidgnossen von Bern das iezt getan [455]<br />

hond: dass niemand on siner herren urloub und willen in kein<br />

usslaendig krieg noch reisen fuerbashin j nit me loufen noch ziehen (343)<br />

sol, noch niemand dem andren die sinen ufwiglen; und welche<br />

diss übersehend, dass die iren herren und demselben ort alles<br />

so ir gilt und, wo sie hin<strong>der</strong> inen lassend, erbvaell und an<strong>der</strong>s, verfallen<br />

sigid. Und ob si von iren herren und obren ergriffen<br />

werdent, sol man si richten als todschlaeger.<br />

Item, dass ie<strong>der</strong>man die sinen an sinem ort sol heissen<br />

werken, die schnöden klei<strong>der</strong> hinlegen, die grossen, uncristen-<br />

25 liehen swier verbieten, desglichen die ungwonlichen langen tegen,<br />

und dass man uf die stuk, uf ietlichs ein zimlich, erber straf<br />

und buoss seze, und die ie<strong>der</strong> von den sinen ziehe, on gnad.<br />

Und besun<strong>der</strong>, ob iemand Got den almoechtigen und sin<br />

würdige muoter Marien, o<strong>der</strong> die lieben heiligen mit worten o<strong>der</strong><br />

30 mit andren lasterlichen und uncristlichen swieren uebel handlete<br />

und schmachte, [456] dass man zuo denen grifen und si nach<br />

gstalt <strong>der</strong> swieren an irem lib o<strong>der</strong> leben, nach dem ir obren<br />

bedunkt si verschult haben, strafen.<br />

Item und iemand, es wärend dieselben knecht o<strong>der</strong> argwoenig<br />

88 luet, nit werken o<strong>der</strong> ghorsam sin wellend und darüber in wuertshueseren<br />

laegid, spiltid und miessig giengid, bi<strong>der</strong>b luet howtid o<strong>der</strong><br />

'


1484 251<br />

staechid, o<strong>der</strong> sust die erbarkeit verachten weltid, o<strong>der</strong> die man sust<br />

im veld argwenig funde, so sol man von stund an zuo denselben<br />

(344)grifen, si mit gfaengnuess gliorsam machen, | und, nachdem ie die<br />

sach und Verschuldung ein gstalt hat, si strafen und rechtfertigen.<br />

Und als dan bisshar gesehen ist, dass an vil enden <strong>der</strong>sel- s<br />

ben knechten etlich mit bi<strong>der</strong>wen lueten und guoten gsellen, die<br />

gern ruow haetten, mutwillig ufruor und gehö<strong>der</strong>, si ze howen und<br />

ze stechen, angfangen hond, und wenn ein bi<strong>der</strong>man sich des<br />

erweren wil, dass si dan zuosamenloufen und ir Sachen mit<br />

gwalt und in mauss [457] handlend, dass bi<strong>der</strong>b luet von inen io<br />

erstochen und wund werdend, sol ie<strong>der</strong>man an sim ort bestellen<br />

und verschaffen, bi einer merklichen straf und buoss, dass semlicher<br />

anhang verkommen und abgestelt werde, angesehen, dass<br />

in die har darvon grosser schad, unghorsame und Verachtung<br />

<strong>der</strong> erberkeit erwachst. 15<br />

So ist man ouch rnitenan<strong>der</strong>n übereinkommen, dass ie<strong>der</strong>man<br />

an sinem ort angends bestellen und acht haben sol uf die miessiggaenger<br />

und ufwigler, die un<strong>der</strong>wilen zuo land kommen, sich des<br />

begond, und bi<strong>der</strong>ben lueten ire kind und an<strong>der</strong> gut gsellen in<br />

<strong>der</strong> Eidgnoschaft ufwiglend und über ir lierren und obren verbot 20<br />

und willen in fremd krieg fierend. Und wo man selich ufwigler<br />

weist und fuendt, sol man angends zuo denselben grifen, die vahen,<br />

und on alle gnad vom leben zuom tod richten, uf dass bi<strong>der</strong>b luet<br />

(345) ire kind dester bass moegid in ghorsame bhalten. |<br />

Item, und als dan geret ist, dass bisshar etlich schantlich, 25<br />

lasterlich todschlaeg, [458] und demnach gar truzlich in etlichen<br />

orten besehenen, und dass daruf die taeter uss denselben gerichten<br />

und orten in andre ort o<strong>der</strong> in andre gericht, staet o<strong>der</strong> aempter,<br />

so den Eidgnossen zuoghoerend, gewichen sind und da meinend<br />

sicher ze sin; und damit semlichs verkommen werd: in welchen so<br />

orten, staeten o<strong>der</strong> laendren nun fuerahin selich todschlaeg beschehend,<br />

und dieselben mit rechten erkanten, dass semlich todschlaeg<br />

unerlich, unredlich waerid, und die taeter darum verruoftid, in welche<br />

staet, aempter o<strong>der</strong> gerichte dannen dieselben entwichend, die dan<br />

den Eidgnossen zuoghoerend, und man si darin ergriffe, o<strong>der</strong> zu 35<br />

recht hafte, dass dan dieselben richter an demselben end on


252 1484<br />

wi<strong>der</strong>red zuo inen griftid und zuo irem lib und leben sond lassen<br />

richten, nach inhalt <strong>der</strong> urtel, die dan vorhin in dem ort, do<br />

dan <strong>der</strong> todschlag beschehen, zuo recht gesprochen worden ist.<br />

Item, die knecht, so wi<strong>der</strong> verbot zuon Burgunnern wi<strong>der</strong>n<br />

5 kueng zogen sind, ire ansprachen nuet anzenemen, sun<strong>der</strong> ouch<br />

si heissen <strong>der</strong>en abston, ouch si nit abmanen, sun<strong>der</strong> wo man si<br />

beziehen mag, als meineidig on gnad strafen.<br />

[459] Dis oberzaelte Ordnung was alle ganz wislich, Grlich,<br />

nuzlich, wol und recht geordnet, aber <strong>der</strong>maussen gehalten und<br />

io gehanthabet, dass, zuo uuzal <strong>der</strong> unghorsamen, unzal <strong>der</strong> meineidigen<br />

so gross ist worden, dass ouch die menge <strong>der</strong> Übertreter die<br />

fromme Ordnung und die billiche straf hat abgesezt, ja alle forcht<br />

und | er einer frommen, hochgeachten eidgnossischen oberkeit(346)<br />

und erberkeit verscherzt. Schaft allein <strong>der</strong> verschlukt, unver-<br />

15 doewlich, siessgiftig goldangel, <strong>der</strong> da stets ufricht und koppet:<br />

Si nemend und wellend um uns von herren pensionen haben, so<br />

[460] nemend wir und wellend um si von herren sohl haben,<br />

miessind darzuo inen ir pension verdienen. Dahar so wirt die<br />

unghorsame so meisterhaft, dass si ouch ire rneister ghorsam<br />

20 macht'), wie dan glich in disem jar bschah, do <strong>der</strong>en von Swytz<br />

und Un<strong>der</strong>walden boten soltend, ouch uss gheiss gmeiner Eidgnossen,<br />

in Wallis die unghorsamen wenden, wurden si ir houptluet<br />

und zugend niit inen 2 ).<br />

Kriegsche ufruer <strong>der</strong> Wallisser wi<strong>der</strong> Meylaud.<br />

*s Was die sach, dass her Jos von Silinen, bischof, und sin<br />

bruo<strong>der</strong>, [461] her Albin, houptman zuo Wallis, mit <strong>der</strong> lantschaft<br />

uss etlichen ansprachen, zum teil von rosstueschern erwachsen,<br />

den grafen von Aronen 3 ) mit macht uberzugend 4 ); liefend inen<br />

•) Die Pensionen <strong>der</strong> Räthe galten als Vorwand für das Reislaufen<br />

des gemeinen Mannes. Letzteres nahm desshalb so überhand, dass die<br />

Obrigkeiten selbst, die ihm zu wehren versuchten, sich fortreissen Hessen.<br />

') Die Tagsatzung bezeugte den beiden Ständen ihr grosses Missfalleu<br />

darüber (Eidg. Absch. III. 1, S. 195).<br />

3 ) Arona am Lago Maggiore.<br />

4) Im October 1464.


1484 253<br />

wi<strong>der</strong> obgemelte Ordnung <strong>der</strong> Eidgnossen knecht zue, viengend,<br />

(347)schluogend, rowten, brantschazten; und als sich | <strong>der</strong> herzog von<br />

Meyland, Johans Galeats, zuo schirm <strong>der</strong> sinen <strong>der</strong> sach muost<br />

annemen und zuor gegen wer stuond, manet er gmein Eidgnossen<br />

bi den ewigen capitlen irer buenden, so sie gegenenan<strong>der</strong> ver- 5<br />

wart hattend, kein hilf wi<strong>der</strong> in o<strong>der</strong> die sinen ze tuon, die iren<br />

abzfordren und zwischen im und den Wallisern, [462] als beiden<br />

iren verwanten, einen fruentlichen o<strong>der</strong> rechtlichen bericht ze<br />

machen i). Erbot sich des uf si <strong>der</strong> mauss und so lang, dass<br />

gmein Eidgnossen in und die Walliser, nach lut ir puonden, uss io<br />

dem veld zuo tagen und da zuo rechtlichem vertrag, ouch so lang<br />

in fridlichem bstand ufenthielten, biss si, die partien, hienach<br />

im 87. iar, mit bluotigem, unersezlichem schaden nuzlichen friden<br />

fundend. Eintönige kin<strong>der</strong> lassend sich kum on d'ruoten aezen.<br />

Anstal des eids, so die vier staet am Rin gmeinen 15<br />

Eidgnossen tuen soltend.<br />

[463] In disem jar, als die fier staet am Rin, nämlich Waldshuot,<br />

Loufenburg, Seckingen und Rinfelden, mit zuoghoerendem Schwarzwald,<br />

hond soellen, nach lut irs fuersten ewigen bericht 2 ), gmeinen<br />

Eidgnossen die schuldige ofnung sweren, was inen das uss etlichen 20<br />

nit gar unzimlichen Ursachen so widrig, dass ir deshalb bekümerter<br />

fuerst, herzog Sigmund, den eid, den si doch einist geton<br />

hattend, mit erpetnem willen gmeiner Eidgnossen und gegen ver-<br />

(348) schribner schadlosikeit, hienach fünf jar anstalt 8 ). |<br />

Yereinung mit dem bischof von Basel und mit dem<br />

grafen von Wirttemberg.<br />

[464] Gmein Eidgnossen hond den bischof von Basel, her<br />

Caspern ze Rin, zuoglich dem bischof von Costentz 4 ) und den<br />

i) Vergl. die Eidg. Absch. des Jahres 1485.<br />

2) Vergl. oben S. 61.<br />

3 ) Die Bitte des Herzogs um Aufschub, über <strong>der</strong>en Motive nichts gesagt<br />

ist, wurde am 22. November bewilligt (Eidg. Absch. III. I, S. 197).<br />

«indem den Eidgenossen an <strong>der</strong> Sache doch nicht viel gelegen sei.»<br />

4) Abgeschlossen am 31. Juli. Der Vertrag steht als Beilage Eidg.<br />

Absch. III. 1, S. 712.<br />

2S


254 1484<br />

altern gr'af Eberharten von Wirtenberg, zuoglich sinem vater,<br />

vilvaltig erpeten, in vereinung angenommen!).<br />

Vertrag zwischen acht orten und zweien, Bern und<br />

Friburg, von wegen <strong>der</strong> iugenomnen landen im Bur-<br />

5 gunschen krieg.<br />

Nach dem und die siben ort und Solaturn, die von Friburg<br />

in Oechtland, denen Bern zustund, als teilhaftig <strong>der</strong> sach, [465]<br />

von wegen <strong>der</strong> herschaffen, im Burgunschen krieg erobret und<br />

bisshar unersuocht besessen, in recht haftend vervasset, und aber<br />

in die zuogesazten nit einhellig, und <strong>der</strong> obman sich <strong>der</strong> urteil ze<br />

geben spert, ward ein soelicher vertrag nach vil tagleistungen<br />

harum gehalten zuo Muenster im Aergoew, uf den 30. tag Meyen<br />

beschlossen und verbrieft, dass Bern und Friburg, die und al<br />

herschaffen und plaez, so si, die bed staet, im und vor gemeltem<br />

15 krieg haettid ingenommen und gmeinlich o<strong>der</strong> sun<strong>der</strong>lich besessen,<br />

sellid dieselbigen fürahin [466] von menklichem <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

unangevochten, riewig, fri und ledig als ir eigentuom inhon, verwalten<br />

und beherschen. Aber dagegen | sond die gnenten bed (349)<br />

staet den andren gnenten orten 20,000 gülden schuld versicheren,<br />

20 und die schuld jaerlich mit 1000 gülden, iedem ort. 125 gülden,<br />

biss zu abzalung <strong>der</strong> houptsum, uf bestirnte zil verzinsen 2 ).<br />

Obman, zuegsazten und rat <strong>der</strong> sach.<br />

Was in dem handel obman her Heinrich Goeldli, riter, alt<br />

[467] burgermeister zuo Zyrich.<br />

M Die vier zuogesazten:<br />

von Eidgnossen: Ludwig Kremer, des rats von Lucern, und<br />

Peter Kaess, lantschriber zuo Ure.<br />

•) Dem Bunde mit dem Grafen von W. traten indessen nicht alle<br />

Stände bei (vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 197).<br />

2) Siehe den Vertrag als Beilage 16 in Eidg. Absch. III. 1, S. 706.<br />

Derselbe trägt aber nicht das Datum vom 30., son<strong>der</strong>n vom 29. Mai (Samstag<br />

vor Exaudi).


1484 255<br />

Von Friburg: her von Wippingen, alt schultes, und Niclaus<br />

Perrete, alt burgermeister').<br />

Raet und boten von Eidgnossen:<br />

Zyrich: Heinrich Roest, burgermeister, und Hans Tachelshofer,<br />

Zunftmeister.<br />

s<br />

Lucern: Heinrich Ver.<br />

Ure; Hans zum Brunn, alt amman.<br />

Swytz: Uolrich ab Iberg, alt amman.<br />

[468] Un<strong>der</strong>walden ob dem Wald: Heinrich Fruonds.<br />

Zug: Hans Schell, amman.<br />

w<br />

Glaris: Heinrich Jennelin<br />

Solaturn: Ciinrat Vogt, schultes.<br />

Raet und boten von beden staeten:<br />

Bern: her Wilhelm von Diesbach, riter, schultes, Rudolf von<br />

Erlach, alt schultes, und her Türing Fricker, <strong>der</strong> rechten doctor, 15<br />

statschriber.<br />

Friburg: Peter Paviliard, schulthes, her Peter von Fussignie,<br />

riter, und Tschann Godionn.<br />

Tel von einer stat Bern angelegt.<br />

[469] Uf obgemachten vertrag, um ruow, fricl und fruentschaft 20<br />

(350) willen angenommen, als ein örsam stat | Bern iez die merkliche<br />

schuld und zins uf sich hat geladen, und vorhin durch eigner<br />

kriegen und frem<strong>der</strong> spaenen ubergrossen kosten, durch erlitnen<br />

ungewiters und wassers schaden, durch tuere, in welcher si zuo<br />

styr und not ir armen gmeind, über houptguot und zins, allein 25<br />

im verkouf am körn, von Strassburg heruf gefertiget, ob 4000<br />

gülden verlust ghept, ouch gross koeuf geton, item und durch<br />

gross ablosungen, darum si und etlich [470] ir herschaften verpfaendt,<br />

mit schulden und zinsen so vast genoetiget, dass si uss<br />

eignem vermögen nunmal sich nit mocht nach irem redlichen so<br />

harkommen enthalten und iren pflichten mit gebuerlichen eren<br />

stat tön; ward si getrungen, ein benemte tel'-) uf sich und al<br />

') Nur die Namen dieser fünf stehen im Vertrage selbst.<br />

2) Teil, taille, nannte man in Bern die direkte Steuer.


256 1484<br />

ire staet, land, eigen und gmein herschaften und gotshüser, uf<br />

geistlich und weltlich insaessen anzelegen, nämlich uf ein gmein<br />

hus- herdstat gmeinlich 1 pfund pfennig, und uf die gotshüser<br />

und edlen nach iedes hab, ein teil uf S. Andrestag, und den<br />

5 andren uf unser frowen liechtmess ze geben •). [471] Und hienach<br />

vorm ersten zinszil wurdend den Eidgnossen die 20,000 gülden<br />

schnei abgericht, aber <strong>der</strong> schuldbrief langsam heruss bracht.<br />

Frlung eigner zn Nidow und zu Schenkenberg.<br />

Item, so hat ein gnädige stat Bern ir eigenluet in ir grafio<br />

schalt Nidow hie dishalb 5 ) um 4000 pfund, in 4 jaren zuo bezalen<br />

3 ), und die zuo Schenkenberg um 200 pfund gefriet 4 ). | (3<br />

Bftss eigner vermaelung.<br />

Item geboten, welcher frier eine eigne verelichet, sol 20<br />

gülden buoss geben 3 ).<br />

u<br />

Bfiss <strong>der</strong> amptliiten, so nit bzalend.<br />

[472] Item, welcher amptman sin schuld, ampts halb <strong>der</strong><br />

stat pflichtig, uf S. Michelstag nicht verricht hat, sol sines ampts<br />

entsezt sin 6 ).<br />

Trostbruchs straf.<br />

20 Item, ein trostbruechiger mit worten sol nach gstalt gestraft;<br />

mit wundtat: getoett, und mit todschlag: uf ein rad gelegt werden.<br />

•) Ausschreiben in die Landgerichte und an die Twingherren ausserhalb<br />

<strong>der</strong>selben, vom 23. September und 25. September (Missb. E., S. 279»<br />

und 283 b ). Andrastag = 30. November.<br />

2) Diesseits des Bielersee's, d. h. mit Ausnahme von Twann und Tessenberg.<br />

3) Abgeschlossen am 30. Januar 1484. Die Losgekauften sollten in<br />

<strong>der</strong> Stadt Nidau Bürger werden. (Raths-Man. 45, p. 41.) Bern führte diese<br />

Maassregel nach und nach in allen seinen Gebieten durch.<br />

4) Am 4. Februar (Raths-Man. 45, p. 49).<br />

5 ) 22. Mai (Missb. E. 246).<br />

«) 10. Juli (Raths-Man. 44, p. 44 und 72). Michalstag = 29. Septbr.


1484-1485 257<br />

Ordnung den wuerten zu Buerren.<br />

Item und als grosser zuoval was zuo unser frowen gon Buerren'),<br />

hat si 2 ) vor unser frowen ge-[473]burt firtag mit den<br />

wuerten daselbs lassen verschaffen, dass si die luet wol enpfahid,<br />

ein mal um 2 Schilling und nit tuerer, ein mass win um 5 Pfennig, 5<br />

(352) 1 | stuck fleisch um 3 pfennig, 1 tagfuoter um 1 Schilling,<br />

1 nachtfuoter um 1 gross und kein stalmiet rechnid.<br />

Ton einem gelerten Kriechen, in diss land von <strong>der</strong><br />

soldanischen keiserin gsent.<br />

In disem jar ist gon Bern kommen ein wolgelerter man mit io<br />

nammen Niclaus uss Kriechenland 3 ), von <strong>der</strong> soldanischen keiserin<br />

ussgsent, etwas Sachen in disen landen zuo erkonnen. Und als<br />

er [474] ein zit lang hie sin sach hat ussgericht, ist im uf sin<br />

beger voner stat Bern ein ofner passbrief und ein beschlossner<br />

früntlicher kundbrief an die keiserin geben 4 ). Kam in nachgends «<br />

jars Merzen wi<strong>der</strong> heruss, bracht etlicher seltsamer dingen,<br />

nämlich baisam und an<strong>der</strong>s, gab, im von dem soldan bevolhen,<br />

einem schultessen, dem probst und statschriber von Bern ze<br />

schenken. Ward im dis gab mit andrem sinem zuo Meyland<br />

un<strong>der</strong>m tor genommen, deshalb ein stat Bern, <strong>der</strong> schulthes 20<br />

her Wil- [475] heim von Diesbach und <strong>der</strong> statschriber doctor<br />

Thuering, ernstlich dem herzogen von Meyland und sinem canzler<br />

schriben, ouch her Hansen Meyen an si schiktend, als begirig<br />

(353) von dem seltsamen gaber seltsame gab ze haben. |<br />

1485. a<br />

[477J Babst: Innocentius VIII. 1. Keiser: Friedrich IH. 46.<br />

Küng Frankrich: Carolus VIH. 2. Schultes: Diesbach 5.<br />

i) Ueber den berühmten Wallfahrtsort zu Oberbüren, vergl. Lohner,<br />

die ref. Kirchen, S. 557. Befehl an die dortigen Wirthe vom 7. September<br />

(Raths-Man. 44, p. 112). Siehe auch hienach.<br />

2) Nämlich die Stadt Bern.<br />

3) In den Akten wird er Nicolo Greco genannt. Ueber die Veranlassung<br />

seiner Herkunft nach Bern u. s. w. steht hier nichts.<br />

4) Passbrief und Empfehlungsschreiben an Theucrorum Imperatrix<br />

siehe lat. Missb. C. 109" und 110«.<br />

17


258 1485<br />

Botschaft und Werbung des babsts Inuocentii au gmein<br />

Eidgnossen um hilf und vereiuuug.<br />

Im jar Cristi Jesu 1485, als <strong>der</strong> babst Innocentius ein krieg<br />

wi<strong>der</strong> den kueng Ferdinand von Napols hat angfangen und ouch<br />

5 wi<strong>der</strong>n Türken fuergab ze kriegen, schikt er sine botschaft, einen<br />

erzpriester, her Barthlome von Placentz und her Johans Bletzen,<br />

minen gsipten von Rotwil, tuomdekan [478] zuo Costentzi); ouch<br />

dem abt von S. Gallen bevelch geben, an gmein Eidgnossen um<br />

hilf und vereinung ze werben. Ward im im nachgenden jar 2 )<br />

io nach lut ufgerichter vereinung zugesagt, und daruf dem herzog<br />

von Meyland treffenliche manung und warnung zuogschriben, sich<br />

des kueng von Napols wi<strong>der</strong> die heilig kilchen und den heiligen<br />

vater nuet anzenemen.<br />

Heiser Fridrichs botschaft au gmein Eidgnossen um hilf.<br />

15 [479] Desglich im Ougsten so hat <strong>der</strong> Roemsch keiser<br />

Fridrich gon Zyrich an gmein Eidgnossen ouch sin botschaft<br />

geton, hilf von inen wi<strong>der</strong>n kueng Mathias von Ungern und wi<strong>der</strong>n<br />

Türken begerend 3 ). Ouch erfor-|dret ze ledigen sinen diener, (354)<br />

Jörg Meissen, von des Metelins anhang gevangen 4 ). Und uf diss<br />

20 anbringen hond gmein Eidgnossen durch ir gschrift und sine<br />

boten hargegen begert, wie diss keiserlicher antwort gschriften<br />

anzeigend:<br />

Des Roemschen keisers sendbrief.<br />

[480] Lieben getruewen! Unser botschaft, so wir nächst<br />

25 Zyrich bi uech gehept, haben uns entekt, wie ir uech mit ghor-<br />

') 22. März, 19. April und 15. December (Eidg. Absch. III. 1, p. 207<br />

bis 209, 224 bis 226j. Der zweite Gesandte wird erst in <strong>der</strong> Vertragsurkunde<br />

und zwar als Johannes Blez «von Rothenstein genannt». War er ein Verwandter<br />

A's., so dürfte wohl «von Rotwil» richtiger sein. Vergl. auch das<br />

Schreiben des Papstes vom 18. October ebend. Beil. 89 (S. 716).<br />

2) Am 11. Februar 1486, siehe hienach.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. 217.<br />

4 ) Ueber diesen Handel siehe im Folgenden.


1485 259-<br />

samen, un<strong>der</strong>taeuigen reden dagegen erzeigt, und uns fuer ueweren<br />

rechten, natuerlichen herren erkent; das uns zuo sun<strong>der</strong>em gvallen<br />

komt, und ouch, da ir pitt berichtet, wie ir begerend, Jacob Metelin<br />

uf ein buergschaft hin ledig zuo schaffen, so weitend ir uwer volmaechtig<br />

botschaft in <strong>der</strong> staeten eine, Basel, Costenz, Schafhusen, 5<br />

und da begerter hilf und andrer sachen halb mit uns handien.<br />

Nun haben wir denselben Metelin um sin misshandlung, die<br />

allenthalb offenbar ist, zuo strafen fuergenommen und ze recht<br />

ervordret, <strong>der</strong> sich aller 8 ) nach gstalt siner misshandlung des<br />

alwegen gewidret, darin im burgermeister und rat <strong>der</strong> stat Lin- w<br />

dow hilf und bistand geton, deshalb wir mit recht und durch<br />

un<strong>der</strong>red sover in <strong>der</strong> sach gehandlet haben, dass uns ze ver-<br />

(355) andren nit gebueren wil. Seiichs wellend in giet verston | und uch<br />

des[481]selben Metelins, als des unsern, wi<strong>der</strong> uns, als uwern<br />

rechten herren, nuet annemen, und die pflicht gegen uns und dem 15<br />

rieh me, dan die pflicht, so ir anzuehend, bedenken, als ir schuldig<br />

sind ze tuen, und uns des, <strong>der</strong> billicheit nach, ungezwivelt zuo uch<br />

versehend. Und dadurch die houptsachen zwischend uns, unserm<br />

loblichen hus Oesterrich und uech, — daran dan mer, dan<br />

an Metelin gelegen ist, — geför<strong>der</strong>t werd, habend wir fuerge- ae<br />

nommen, mit den hochgebornen, unsern lieben veter und sun.<br />

erzherzogen zuo Oesterrich, Sigmund und Maximilian, reden, damit<br />

wir samentlich unser volmaechtig botschaft uf einen benempten<br />

tag an den berueerten enden habid und aller sachen halb gruntlich<br />

und entlich mit uech handien und beschliessen moegid; das wir uf 25<br />

das fuer<strong>der</strong>lichest tuon und uech das verkuenden und ungezwifelt zu<br />

uch versehen wellend, uch werd das gevallen und al sachen daruf<br />

ruowen und beston lassen; und begerend des uwer antwort<br />

Datum zuo Strassburg etc.<br />

Unsern und des richs etc. Fridrich, von Gots gnaden 3»<br />

<strong>der</strong> stat Zyrich. Roemscher keiser 1 ).<br />

[482] Bi obverzeichneter gschrift was ein ofne absolution,<br />

(356) von Eidgnossen erbeten, dem von Sax, Landenberg | und Heiden-<br />

») Wohl Verschreibung statt aber.<br />

i) Das Schreiben ist in <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Eidg. Absch. nicht angeführt


260 1485<br />

heim, uss des richs acht, darin si von des gfangnen wegen kommen<br />

waren 1 ).<br />

Span zwischen Lindow undün<strong>der</strong>walden, von Moetelis wegen.<br />

Der gfangnen keiserschen und Moetelins halb was die sach:<br />

5 als Jacob Moetelin von Lindow, zuo Lindow gfaenklich angenommen,<br />

zuo handen des keisers, desse majestät er solt verlezt hon,<br />

indem dass er sin uneliche swester [483] eigens gwalts hat geduemlet,<br />

etlich verschlagen gelt anzezeigen; des sich sine verwanten<br />

annamend, und fuernaemlich siner swester sun, her Uolrich<br />

io von Sax mit sinem anhang; machten in landman zuo Un<strong>der</strong>walden,<br />

die 2 ) sich do mit hilf gmeiner Eidgnossen so treffenlich wi<strong>der</strong><br />

die von Lindow und den keiser legten, dass si nach vier jaren<br />

Werbungen ofne vehd und vigentschaft inen ansagten, und daruf<br />

<strong>der</strong>en von Lindow boten und sust etlich gfaenklich annemend und<br />

15 hieltend, darzuo, uf obgemelt zuoschriben des keisers, un<strong>der</strong>stündend<br />

ein reiszug ze tuon. Hievor hat sich's begeben, [484] dass<br />

<strong>der</strong> keiser von Costenz in die Richenow 3 ) mit kleinem volk ;<br />

spaciert zuom imiss; un<strong>der</strong>nam sich <strong>der</strong> von Sax, den keiser am<br />

wi<strong>der</strong>ker | ze vahen. Als er aber nach wenig ubersehnem an- (357)<br />

so schlag sine huot, <strong>der</strong> uf 200 was, von sich hat gelassen, und hielt<br />

noch mit wenig knechten uf den nachtross, hat sich des keisers<br />

Schatzmeister 4 ) in einer capel verhindret; den vieng er und fuort<br />

in gon Clingen 5 ), begert do und gmein Eidgnossen, Moetelin mit<br />

buergschaft zu recht gegen disen ledig zuo lassen. Uf dis tat und<br />

25 Werbung <strong>der</strong> keiser obverzeichnete antwort gab.<br />

Vertrag erzaelts spans.<br />

[485] Und haruf 6 ) ward zuo Costentz durch herzog Sigmund,<br />

etlicher staeten und gmeiner Eidgnossen boten diser handel also<br />

') Ulrich v. Sax. Ueber sein und seiner Genossen Vergehen s. im Folgenden.<br />

2) Die, nämlich die Unterwaldner, welche Mötteli als ihren Landsmann<br />

angenommen hatten.<br />

3 ) Die Insel Reichenau im Bodensee.<br />

4) Georg Meiss wird er oben genannt. In <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Eidg.<br />

Absch. steht <strong>der</strong> Name nicht.<br />

5) Die Burg Klingenberg. (Eidg. Absch. III. 1, S. 217.)<br />

6) Am 28. October. Ratifizirt wurde <strong>der</strong> Spruch erst am 19. Febr. 1486.<br />

(Eidg. Absch. III. 1, S. 229.)


1485 261<br />

vertragen, dass Moeteli mit 15,000 gülden in jaresfrist, uf herzog<br />

Sigmund zuo recht ussbuergt, mit allem andren des sinen und al<br />

zu be<strong>der</strong> sit gevangnen fri, ledig und los sin seltid, und nach<br />

verlofnem jar ouch die buergschaft, item und hiemitan be<strong>der</strong><br />

partien ansprachen, vehd, vigentschaft und schad tod und absin. s<br />

Kostet Moetelin zuo siner gfengnuess über 20,000 gülden — wan er<br />

von richtuom, mit gwerb erobret, <strong>der</strong> [486] rieh Moetelin gnemt<br />

ward und was 1 ). Und also entflog <strong>der</strong> veisst vogel dem keiser<br />

von Lindow in's Turgoew, kouft da das sicher nest Pfin 2 ), darin<br />

(358) er und siner nachkommen sind hinach ufrecht beliben. | w<br />

Insehen und Ordnung zu behaltung des landfridens und<br />

Sicherheit <strong>der</strong> Strassen, von herzog Sigmunds und<br />

gmeiner Eidgnossen raten beraten.<br />

Und als nun uss und mit gmeltem span von beden partien<br />

vil unfuor, reuberi und Unsicherheit <strong>der</strong> Strassen durch den adel rs<br />

und an<strong>der</strong> im Hoegoew, am se und am Rin entstanden was 3 ), ward<br />

zuo Baden uss gmeinem ratschlag herzog Sigmunds [487] und<br />

gmeiner Eidgnossen ratsboten berieft <strong>der</strong> riterschaft S. Jörgen<br />

houptman im Hoegoew 4 ) und die edlen im Aergoew, und da, nach<br />

vil verhoerter kloegten und wi<strong>der</strong> die ewig bericht und gmeinen a><br />

lantsfriden begangne misshandlungen zuo Sicherung <strong>der</strong> Strassen,<br />

landen und lueten dis nachgeschriben Ordnung angesehen:<br />

Ordnung, zu Sicherheit <strong>der</strong> Strassen angesehen.<br />

Zu frier üebung <strong>der</strong> strass, Sicherheit <strong>der</strong> landen und verhaltung<br />

des uebels, so uss reublichen angriffen und beschaedigung *<br />

entston moecht, ist diss nachgeschriben meinung angezeigt:<br />

•) Vergl. oben S. 36. Ueber den ganzen Handel s. Zeitschrift für die<br />

Geschichte des Bodensee's IH. 80. Das hier erwähnte Chron. anonymum<br />

von Lindau ist uns lei<strong>der</strong> nicht zugänglich.<br />

2 ) Pfyn im Kt. Thurgau, vergl. darüber Leu, helvet. Lex. Bd. 14.<br />

3 ) Vergl. Eidg. Absch. III. 1, 215, 216.<br />

4) In dem Eidg. Absch. (III. 1, 218) heisst es nur: <strong>der</strong> Hauptmann <strong>der</strong><br />

Ritterschaft.


262 1485<br />

Von ersten: dass al und ietlich hern, edel, staet und gricht<br />

bestellen und nach notturft versehen soellen, al gevarlich handler<br />

und wandler anzenemen, [488] ir ueebung wol zuo erkonnen, und<br />

welch | darin boes und argwenig erfunden, dass die gstraft werdid (359)<br />

* nach irem verdienen.<br />

Und wo iemand nachts o<strong>der</strong> zuo ungwonlicher zit und stat<br />

wandlete und selichen bescheid nit wuesste ze geben mit globlichen,<br />

guoten gstalten, dass sin sachen ufrecht und gut funden<br />

wurden und sin geberd und schin das ertragen, dass die ouch<br />

io als obstat angenommen, gevertiget und gestraft werden, wem<br />

joch die zuogeherig waeren.<br />

Und ob einich roberien o<strong>der</strong> angrif beschehen, dass dan von<br />

stund an und on alls verziehen menglich zuziehe und nachlle,<br />

und darin muglichen fliss bruche, mit guoten truewen, die getaeter<br />

is ze begrifen und dem beschädigten ledigung, hilf und bekerung<br />

verschaffen.<br />

Und ob selich reuber und beschaediger durch iemands in<br />

sinen [489] schlössen wissentlich und gevarlich enthalten, hingeschoben<br />

o<strong>der</strong> un<strong>der</strong>schleif geben wurde, dass dann dieselben<br />

20 enthalter glich den taetern geachtet und gewisen werden, selichem<br />

abzeston, mit nottuerftigem wandel und bekerung.<br />

Und ob sich denn iemand <strong>der</strong>selbigen enthalter annemen,<br />

und die bi selichem irem ungewonlichen reubischen handel beschirmen<br />

und hanthaben weiten, dieselben davon wisen und strafen,<br />

«ß als sich gebuert. | (360)<br />

Es soellen ouch alle die, so Wirtschaft halten, un<strong>der</strong>richt und,<br />

obs not wirf, bi eidespflicht gewisen werden, selich argwenige luet<br />

nit ze husen noch ze herbergen, sun<strong>der</strong>, ob si zuo inen kommend,<br />

das an ir oberkeit und amptluet bringen, mit denen, wie vorstat,<br />

so ze handien.<br />

Und ob iemand also gevarlich wandlete und daruf angenommen<br />

wurd, des sol sich niemand, wem er joch verwant sig,<br />

annemen, dieselben schieben, schirmen o<strong>der</strong> fuerdren, noch die<br />

selich misstaeter annemen o<strong>der</strong> fertigen, darüber bekuemeren,<br />

w irren, noch belästigen, durch sich [490] noch die sinen, noch<br />

selichs zuo beschehen gestaten.


1485 263<br />

Und ob zuo fertigung selicher invaellen <strong>der</strong> Eidgnossen o<strong>der</strong><br />

ir zuogewanten, die dem gsessen sind 1 ), hilf, zuoziehens o<strong>der</strong><br />

nachilens not wäre o<strong>der</strong> wurde, sol durch dieselben truewlich<br />

beschehen und nit gespart werden.<br />

Es sol ouch ein ie<strong>der</strong>, so begert, mit gleit allenthalb ver- 5<br />

sehen werden, wie sich gepuert.<br />

Zuo Baden, Exaltationis crucis 2 ).<br />

In obgemelten unriewigen handlungen, Sicherheit, frid und<br />

ruow zuo erhalten, hat ein fridsame stat Bern sun<strong>der</strong>liche mieg<br />

ankert, durch ire wisen ratsboten, iren schultes von Diesbach, io<br />

(361) venner Titlingern, | und insun<strong>der</strong>s den statschriber doctor Thüringen,<br />

vil guots verschaff.<br />

[491] Botschaft vom kueng von Ungern an gmein<br />

Eidgnossen.<br />

Un<strong>der</strong> erzaelter handlung, uf des keisers Werbung, so schreib J5<br />

<strong>der</strong> kueng von Ungern, Mathias, gmeinen Eidgnossen, begert, si<br />

seltid nach ptiicht her vereinung, wie er inen ganz vertruwte,<br />

stet beharren, desglich ouch zuo im sich wol vertrösten, wie er<br />

da bald sin erlich botschaft, den probst von Pressburg zuo inen<br />

abzevertigen in willen waer 3 ). So waer im anzeigt, wie sich bi »o<br />

inen enthielte Jacob Renneltzhuser 4 ), sin diener und secretari<br />

gwesen, an dem im vil gelegen und ein gross gelt entragen hätte a ).<br />

Wo si den in iren gebieten ergrifen moechtid, im denselbigen zuo<br />

[492] sinen banden verwaren. Ward im zugesagt.<br />

Werbung herzog Maximilians an gmein Eidgnossen. 25<br />

So warb herzog Maximilian durch sinen veter, herzog Sigmunden,<br />

und durch eigne botschaft an gmein Eidgnossen 5 ) um<br />

*) Ursprünglich het.<br />

') Die nächsten Nachbarn.<br />

2) 14. Sept. Das Aktenstück selbst ist in <strong>der</strong> Abschiede-Sammlung nicht<br />

angeführt (vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 218.)<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. 220 (21. October 1485).<br />

4 ) Siehe über ihn oben S. 172.<br />

5 ) Nach Eidg. Absch. III. 1. 229 erst im Jahre 1486. Der Name des<br />

Boten Jakob Merswin erscheint noch später, erst 1487, a. a. 0. S. 265.


264 1485<br />

vereinung für sich und sinen sun, herzog Philippen; schikt ouch<br />

hierum sun<strong>der</strong>lich in alle ort doctor Jacoben Merschwin. Und<br />

dis fruentschaft ufzenemen, von gmeiner 6r und frids wegen, was<br />

ein ersame stat Bern mit gmeinen Eidgnosen, o<strong>der</strong> ie dem merteil<br />

5 vast willig. | (362)<br />

Botschaft von Bern in gmeiner Eidgnossen nammen in<br />

Frankrich, vereinung zue beschliessen.<br />

[493] So handleten ouch die Franzosen und gmein Eidgenossen,<br />

on Zug und Glaris, fuernaemlich mitenandren ein vereinung<br />

io ufzerichten'); deshalb ein stat Bern uss gwaltigern bevel <strong>der</strong><br />

Eidgnossen, so ira dise sach hattend übergeben, schikt im<br />

Aprellen ir botschaft zuom kueng und zuon regenten, nämlich junkher<br />

Ludwigen von Diesbach und Barthlome Meyen, bed des<br />

grossen rats 2 ). Wurden nach 10 wochen, <strong>der</strong> vereinung, schulden<br />

15 und <strong>der</strong> ansprechern halb gnaw, und <strong>der</strong> messen Jenf und Lyon<br />

halb ungschaft, heimgevertiget;") 3 ).<br />

Veraendrung <strong>der</strong> messen Jenf und Lyon.<br />

Der messen halb hat die gstalt: kueng Ludwig hat [494] die<br />

Jenfermess gon Lyon zogen, sine koufluet und gleit gon Jenf ab-<br />

*> kuent. Darnach so hond des nuewen kuengs regenten, <strong>der</strong> herzog<br />

von Burbon, die Leonermess gon Burgis 4 ) gelegt, das den obren<br />

Tütschen, allen Eidgnossen, sun<strong>der</strong>lich Bern, Friburg und Saffoy.<br />

vast unkomlich und schädlich was; darum ein truewe stat Bern,<br />

in irem und andrer nammen, ouch gmein Eidgnossen und <strong>der</strong><br />

» herzog von Saffoy, ir boteu und gschriften so dik an den alten<br />

a ) Ursprünglich: abgevertiget.<br />


1485 265<br />

und nuewen kueng schiktend, unss dass die mess von Burgis wi-<br />

(363)<strong>der</strong> gon Leon kam, und die strass gon Jenf gfrigt ward' 1 ). |<br />

Zwischeud Wirteuberg und Rotwil von gmeiueu<br />

Eidguosseu frid gemacht.<br />

Im Hornung, als <strong>der</strong> aelter graf Eberhart von Wirttenberg 5<br />

und die stat Rotwil, von wegen dass <strong>der</strong> graf die frlen birss<br />

eignet, in ofnem krieg stundend, roubtend und brantend*), santend<br />

gmein Eidguossen ire boten, von Bern Anthoni Schoeni, zuo<br />

inen als iren verwanten s ); mochtend die von Rotwil, mit 300<br />

selbs zuogelomer Eidgnossen gestärkt, kum dahin bringen, dass 10<br />

si, wi <strong>der</strong> graf zuo eren den Eidgnossen [496] nachliess, <strong>der</strong> sach<br />

uf gmein Eidgnossen zuo recht kaemid. Und als nun inen zuo<br />

Schafhusen etlich tagleistungen warend gehalten 4 ), zuo niiden <strong>der</strong><br />

Eidgnossen ufzueg, komend si zuo bericht und usspruch irer spaenen<br />

uf die von Bibrach, die si vor ouch selicher sachen hattend «<br />

un<strong>der</strong>scheiden.<br />

Gefiel <strong>der</strong> frid allen Eidgnossen vast wol, aber <strong>der</strong> von Rotwil<br />

hartmietigkeit und freche so uebel, dass si inen irer knechten<br />

zuolauf streng abstalten und die gelofnen ernstlich abmantend.<br />

So gabend die knecht den boten spot- und trutzwort, <strong>der</strong>o si sich 2»<br />

(364) vor iren herren hoch erklagten 5 ). |<br />

[497] Insehen und orduung <strong>der</strong> Eidgnossen wi<strong>der</strong> die<br />

unghorsameu reisknecht.<br />

Deshalb gmeiner Eidgnossen obern und rät abermal, wie<br />

vor und hinach vil jar getan, ernstlich und flissig ratschlagtend, 25<br />

M Vergl. darüber Eidg. Absch III. 1. 192. 202 u. ff.<br />

*) Vergleiche über diesen Handel, <strong>der</strong> durch das ganze Jahr sich hindurchzog,<br />

Eidg. Absch. III. 1, 199, 202 u. ff. Stalins Geschichte von<br />

Wirtemberg spricht nicht davon. Die Geschichte <strong>der</strong> Stadt Rotwyl von<br />

Ruckgaber steht uns nicht zu Gebote.<br />

3 ) Von dieser Sendung steht nichts im Raths-Manual.<br />

4) Am 18. März. Die Tagsatzung verlangte, dass Rotwyl keine Söldner<br />

aus <strong>der</strong> Eidgenossenschaft annehmen solle.<br />

5) Es waren diess, wie es scheint, Knechte aus Zug. (Eidg. Absch. III. 1.206.)


266 1485<br />

wie si ire knecht in ghorsame und vor mutwilligem kriegsgloeuf<br />

erhieltid; dan etlich gon Rotwil, etlich zuom pfalzgrafen'), vil in<br />

Flandren, und noch mer in Frankrich wi<strong>der</strong> er und eid z'reis<br />

geloffen und täglich liefend. Und nach menger beratung bscha-<br />

5 hend vil verbot, verhueetung <strong>der</strong> Strassen [498] und heimmanung.<br />

Darzuo, ueber vorgends jars'-) <strong>der</strong> sach halb wolgesazte Ordnung:<br />

Ordnung und eid, zue Luceru geben.<br />

Im Märzen diss jars hond <strong>der</strong> stat Lucern rät und hun<strong>der</strong>t,<br />

in biwesen gmeiner Eidgnossen boten, in ir stat und land verio<br />

ordnet und gsezt:<br />

Dass ir voegt allenthalben in die vogtien riten sollend und<br />

da treffenlich die gmeinden zuosamensamlen, gebieten und sweren<br />

lassen, dass niemand hinfuer ewiklich in ein krieg loufen noch<br />

gon sol, on wissen, willen und erloubnuess miner herren <strong>der</strong> raten;<br />

w und wer das übersieht, dass <strong>der</strong> vorab meineidig sol sin und<br />

darfuer zuo ewigen ziten gehalten werden, und dass die we<strong>der</strong> an<br />

rat noch gricht kommen, und daran niemand nuz noch schad<br />

bringen sollend. | (365)<br />

Und ouch, dass semlichs nit vergessen zuo ewigen ziten in<br />

so gedaechtnuess gehalten werd, dass man in ieklichem ampt ein schelmenbuoch<br />

machen und haben sol, die unghorsamen und meineidigen<br />

darin zuo schriben; und wan man in den vogtien einem vogt<br />

swoert, dass man das buch da habe, und alle vor den ganzen<br />

gmeinden zuo ewigen ziten, so also unghorsam sind, da lesen und<br />

25 die nit durchstrichen, ob joch einer gstirbt. Und dass ouch alle<br />

dienstknecht o<strong>der</strong> fremd, so in aempternsind, sond den eid ouch tun.<br />

Und so vil me, dass si sweren sond, <strong>der</strong> stat nuz und er<br />

ze fuerdren und iren schaden ze warnen und zuo wenden.<br />

Und wer das zuom andren mal übersieht, den sol und wil<br />

«o man on gnad vom leben zuom tod richten.<br />

Und die dienstknecht sol diser eid ouch binden, so lang si<br />

i) Ueber die Fehde des Pfalzgrafen siehe später.<br />

•) Die Beschlüsse des vorhergehenden Jahres (siehe oben S. 248 u. ff.)<br />

wurden noch verschärft.


1485 267<br />

in unsern gebieten wonend, desglich al an<strong>der</strong>, fremd und heimsen,<br />

sich von Lucern nemmend, sond in allen banden sin, wie obstat.<br />

[500] Obgemelte Satzung und eid vor und nach in stat<br />

und land aller herschaft Bern uferlegt.<br />

Desglich ein örsame stat Bern dis obgemelte zuo Lucern 5<br />

verabscheidte Satzung ouch hat angenommen, und die glicher form<br />

6. Juni, uf den 6. tag Brachat in ir stat und land, in alle ir aempterussgeschriben'),<br />

und bi gswornen eiden allen amptlueten streng geboten,<br />

die gemelt Ordnung in ire satzungbiecher inzeschriben,<br />

(366) und iezt nächst uf S. Johanstag und hernach jaer-|lich und ewik- io<br />

lieh uf den Meitag, al mansgschlecht, meister und knecht, heimsch<br />

und fremd, Ujaerig [501] und dorob, heissen sweren und bi benemter<br />

straf, on gnad zuo erwarten, halten; und ouch hiemit das<br />

tod- o<strong>der</strong> schelmenbuch vor allen versamten gmeinden lesen.<br />

Half doch alles gar nuet, wan die wurzel <strong>der</strong> unghorsame, is<br />

nämlich die verblendend pension, usszerueten, was nit allein noch<br />

nie angeriert, sun<strong>der</strong> me und nie, die ze pflanzen, kunst und fliss<br />

ankert, darum amman Redings loch 2 ) nit mocht verzuent werden,<br />

diewil <strong>der</strong> rim offen stuond: Si wend daheim pension nit Ion, so<br />

wend wir hinuss in krieg gon! Gaben verblendend, Got sagts, 20<br />

ouch <strong>der</strong> wisen ougen 3 ). Das kontend die wisen Ordnung- und<br />

satzungmacher nit ersehen, darum so ward ouch ir machen ungsehen<br />

und damit nuet gebessert, ja me geboesert, wie da bi glicher<br />

Ordnung im vorgenden iar ist angezeigt, und hernach ie länger<br />

ie mer wird offenbar. So ouch Got <strong>der</strong> weltwisen torheit nit lasst 2*<br />

verborgen ligen, und das tod- o<strong>der</strong> schelmenbuch von unzal <strong>der</strong><br />

nammen den amptlueten unlislich, wirt vor aller weit an iedese<br />

stirnen schöben, und die schmäh sines heiligen nammens nit<br />

(367) ungrochen lassen. Hie luogid bed, eidgeber und swerer! |<br />

') «Der hinlaufenden knechten und an<strong>der</strong>s halb räth und burger mit <strong>der</strong><br />

gloggen versampnet» (Raths-Man. 48, 9). Das Mandat selbst steht im<br />

Miss. F. p. 108 b mit Datum vom 8 Juni.<br />

2) Siehe oben S. 118.<br />

3) Sirach 20, 31.


268 1485<br />

Wie, wenn und wohar die Tuetschen herren in Tuetsche<br />

und Burguusche land und gon und von Bern kommen.<br />

[503] Nachdem als keiser Fridrich, des nammens <strong>der</strong> an<strong>der</strong>,<br />

sines richs im andren jar, uf beger herzog Cuonrads von Polen '),<br />

s den Tuetschen orden, vor vom Soldan von Jherusalem 2 ) und darnach<br />

von Ptholomaida vertriben, wi<strong>der</strong> die Heiden in Pruessen,<br />

und hernach in Tuetsche und Burgunsche land, mit grossen baebstlichen,<br />

des babsts Honorii HL, und keiserlichen friheiten herlich<br />

hat begabt und ingesezt — wie er im ersten jar sines richs einer<br />

io stat Bern ir guldin hantveste hat geben *) —: also hernach, als er<br />

von Jherusalem, da krönt, was [504] kommen, im sibenzehenden,<br />

<strong>der</strong> stat Bern alter im 44., und im jar Cristi Jhesu 1235, die<br />

alte pfarr Kuenitz mit iren filialcapellen, und Bern von <strong>der</strong> muoter<br />

vorabgescheiden, — vor des gotshuss Interlappen gwesen, — dem<br />

i5 Tuetschen orden hat übergeben 4 ), welcher, nachdem er die herliche<br />

pfar Bern 250 jar hat besessen, in disem jar Cristi Jhesu<br />

1485 uss päpstlichem gwalt Innocentii, vor ingesezt, ieztan wi<strong>der</strong><br />

ist entsezt worden 5 ).<br />

äo<br />

Warum ein stat Bern den Tuetschen orden abgewisen und<br />

ein weltliche stift angenommen hat.<br />

[505] Nämlich dahar") verursacht. Als ein lobliche stat<br />

Bern an eren, guot und macht durch Gots guad und hilf in alle<br />

*) Ursprünglich: also.<br />

') Herzog Conrad von Masovien berief 1226 den deutschen Orden nach<br />

Preussen.<br />

*) Durch die Eroberung von Jerusalem 1221. Im J. 1291 ging auch<br />

Akkon (Ptolemais) den Christen verloren.<br />

3) Am 15. April 1218 siehe oben S. 47.<br />

4) Am 31. Mai 1235. Nach einer Notiz im Jahrzeitbuch <strong>der</strong> St. Vinzenzenstift<br />

(Fontes II. 146). Die förmliche Trennung <strong>der</strong> Kirche von Bern<br />

von <strong>der</strong> Mutterkirche in Köniz (1 Stunde südwestlich <strong>der</strong> Stadt) wurde erst<br />

am 1. August 1276 vom Bischof von Lausanne sanktionirt (Fontes III. 180).<br />

Dass die Kirche je dem Kloster Interlaken gehört habe, lässt sich nicht<br />

nachweisen.<br />

5 ) Vergl. Stettier, Versuch e. Gesch. d. D. Ordens im Kt. Bern. 1842.


1485 269<br />

hoehi was kommen, wit erkant und geriemt, Got und irem<br />

(368)patronen S. Vincentzen zuo | dank, lob und er und zuo erhaltung<br />

hochgemeinte gotsdienst, uss eignem gmeinen ir stat- und landskosten<br />

einen fuerstlichen buw irer pfarkilchen •), — mit aller, wie<br />

noch ze sehen ist, kostbarkeit, aller und ie<strong>der</strong> zuogehoeren<strong>der</strong> a<br />

zierden, altar, taflen, klei<strong>der</strong>n, messgwand, kelchen, monstranzen,<br />

belichtungen, gloggen, gloggenturm, kilchhof verfasset, [506] —<br />

ze volfieren un<strong>der</strong>handen hielt, und aber das höchst vermeint<br />

houptstuk, zum Gots und <strong>der</strong> kilchen dienst gehoerend, nämlich<br />

die priesterschaft, ganz und gar so untoeglich, ärgerlich a ) und i»<br />

unwesenlich gestaltet, dass das uns zuo schaden, schäm und schand<br />

Got und <strong>der</strong> örsamen stat reicht, wan in ir kostlichen kilchen<br />

die Tuetschen bruee<strong>der</strong> den kor so Tuetsch regierten, dass selten<br />

keiner so vil Latin kond, dass die siben zit- und seigebet, gsang<br />

und ampt, item und zuo not <strong>der</strong> sacramenten handlungen on ärger- is<br />

nuess und on spot volbracht wurdid b ); darzuo das [507] notwendig,<br />

heilsam gotswort zuo fuernämen ziten, als in <strong>der</strong> vasten, ablasshaltung<br />

und kilchwihnen, auch menge jar durch fremd, von <strong>der</strong><br />

stat tuer bestelten predicanten muost verkuent werden'); so warend<br />

ussert dem kor weltlich caplanen, die sich mit den Tuetschen 20<br />

herren, gwonlich al o<strong>der</strong> <strong>der</strong> merteil ussländischen, in kilchenaemptern<br />

so unglich hielten, das sibnerlei sibenzitbet 3 ) in einer<br />

kilchen gfunden ward. Desglich mitz ingmischt allerlei oerden<br />

(369) ussgloffen mietmuench. Uss welcher unglich-1 heit un<strong>der</strong> diser<br />

unglichen priesterschaft täglich ärgerliche verlezung, zank, ha<strong>der</strong> 2*<br />

und nid erwuchs und verharret. [508] So woltend des Ordens<br />

pfarrer dem ordenlichen bischof in pfarrechten nit ghorsamen,<br />

deshalb si vor oft, und des jars <strong>der</strong> pfarrer, in ban ton, von<br />

<strong>der</strong> stat gelediget muost werden 4 ). Und zuo dem allem hattend die<br />

Tuetschen bruee<strong>der</strong> <strong>der</strong>maussen hus ghalten, dass gloeblicher »<br />

*) ärgerlich später am Rande hinzugefügt; ebenso gestaltet.<br />

b ) wurdid später am Rande beigefügt.<br />

!) Der Bau des St. Vinzenzen-Münsters begann nach Justinger im Jahr<br />

1420; vergleiche auch Stantz, Münsterbuch.<br />

2) Vergl. oben S. 164.<br />

3) Die vorgeschriebenen Gebete <strong>der</strong> sieben canonischen Tageszeiten.<br />

4) Vergleiche lat. Miss. C. 170-171.


270 1485<br />

rechnung ob") 10,000 gülden gelts abgang sich mocht erfunden,<br />

so doch täglicher Stiftungen und gaben ufgang zuonam; gieng<br />

alles, wie geachtet, zum land uss, in <strong>der</strong> Schwäbschen trissnier'-),<br />

so diss hus regiertem!, hueser.<br />

5 Botschaft einer stat Bern gon Rom, ein tuemstift zu<br />

erwerben.<br />

[509] Nun, semliche und vil andre irer kostbaren Micken<br />

priesterschaft, vor Got und <strong>der</strong> weit unlidlich ungstalten — nachdem<br />

sich ein ersame, wise stat Bern die ze besseren hat lang<br />

io und ernstlich beraten, und harzuo kein geschikter mittel befunden,<br />

wen an stat des Tuetschen ordens ein weltlich korherrentuom'-), | (370)<br />

in welchem ouch ir stat und lands geschikte und mit kosten ze<br />

schuol erzogne suen moechtid versehen werden, ufzerichten. Und<br />

uf das, so hat si in vergangnes jars herbst, mit vollem gwalt<br />

i6 [510] und volmaechtigem gelt, zuom babst gon Rom hiningevertiget<br />

iren burger, her Johansen Armbrostern, tuomdechen zuo Sitten,<br />

ammodiator des bistuoms Losan 3 ), kor- und pfarherren ie länger<br />

ie an me orten, wit me weit- denn gschrifterfarnen, im Römschen<br />

Wälsch vast wol, aber im Latin so schlecht kundigen, dass im<br />

20 ruemenden nacher caplan Egolff, <strong>der</strong> spettig organist, lachend<br />

inredt b ), die Tuetschen herren waerid noch nit al von Bern vertriben,<br />

diewil si zwen noch c ) da waerid; doch in Roemschen pratiken so<br />

hochgelerten bäbstlichen prothonotarien, dass in Rom 40 guter<br />

pfruonden, wie ich in ghoert hab rueemen, und me den zehen Pariser<br />

*) Ursprünglich uf.<br />

b ) Ursprünglich schimpflich sagt.<br />

c ) Noch später hinzugesetzt.<br />

•) Schatzmeister. Der Vorsteher des ganzen Ordens hiess Hochmeister,<br />

<strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> einzelnen Häuser Commendur. Im J. 1482 war Heinrich<br />

Loser Schatzmeister und Vorsteher des vom Comthur zu Könitz abhängigen<br />

Hauses in Bern. (Miss. E. 75 b .)<br />

2) «Weltlich», weil ohne eigentliche Ordensregel und ohne gemeinsame<br />

Wohnung.<br />

3 ) Joh. Armbruster (Ballistarius), Domdekan zu Sitten, päpstlicher<br />

Protonotarius, Verweser des Bisthums Lausanne, gest. 1508.


1485 271<br />

(371) doctor wert [511] machet; — und deshalb zuo diser grossen | sach<br />

usserwaelten boten, im in versigleter credenz und Instruction bevolhen<br />

von baebstlicher heilikeit und macht zuo erwerben, nämlich<br />

eine ganze tuomstift, 24 korherren und ein probst mit bischöflichen<br />

zierden, infel, stab, ringen, segen, klein wihinen, absolutionen, s<br />

investituren und andren praktischen ceremonien begabt, mit aller<br />

zuogehoerd, friheiten, personaten'), translationen 2 ), incorporationen<br />

3 ), jus patronatus 4 ), ablass etc., ouch hiemitan abwisung o<strong>der</strong><br />

ändrung <strong>der</strong> Tuetschen herren 5 ).<br />

Schnei erworbue stift ze hanthabeu beschlossen.<br />

[512] Und als nun gemelter bot mit vil fuergschriften, an<br />

weltlichs und geistlichs Stands herren gestelt, und mit kräftigen<br />

bankzedlen wol bewart, gon Rom kam, giengs im schnei so wol,<br />

dass er uf nächste Winnacht aller begerten Sachen um 3000<br />

gülden erlangt bullen und brief heruss gon Bern schikt 6 ). Uf 15<br />

welche do sich <strong>der</strong> klein und gross rat, uf den 12. tag Jenner<br />

versamt, einhelliklich vereint und beschloss, erworbne stift nach<br />

allem vermögen ufzerichten, z'handhaben und z'ufnen 7 ).<br />

[513] Anfang und infueerung <strong>der</strong> nuewen stift.<br />

Und daruf, do <strong>der</strong> bot, ieztan <strong>der</strong> kuenftigen stift erster so<br />

bischöflicher probst 8 ), zuo Rom investiert, dem Roemschen stuol fuer<br />

(372) sine und siner nachkommen investitur | um hun<strong>der</strong>t ducaten verpflicht,<br />

im Hornung mit dem «Proinde valere» 9 ) gon Bern kommen<br />

was, nach gemachter und verbriefter, uf den fierden tag Merzen»<br />

i) Vorschlagsrecht zu Gunsten einzelner Personen.<br />

2) Das Recht des Uebertritts von einer Diözese in die an<strong>der</strong>e.<br />

3 ) Einverleibung von Kirchen.<br />

4) Kirchensatz, Pfrundbesetzung.<br />

s ) Vergl. die (2te) Instruction vom 23. Oct. 1484. T. Miss. F. p. 8 u. £F.<br />

Im Geschichtsforscher VII. 434 ist das dazu gehörende Begleitschreiben,<br />

«die Credenz» abgedruckt.<br />

6 ) Originalbulle von Innocenz VIII. vom 14. Dezember 1484 (XIX Kai.<br />

Jan. 1484) im Berner Staatsarchiv.<br />

7 ) Raths-Man. 46, p. 28.<br />

8 ) Armbruster wurde selbst als erster Probst <strong>der</strong> Stift eingesetzt.<br />

9 ) Von den drei noch vorhandenen päpstlichen Erlassen, die sich auf<br />

die Stift beziehen, beginnt keine mit diesen Worten.<br />

io


272 1485<br />

zwischen <strong>der</strong> stat und irer stift Ordnung und verkommnuess'), uf<br />

den sibenden tag genants mouats beschriben und berieft iren<br />

bischof von Losan, her Benedict von Monferrand, bestirnten<br />

diser sach executorn, samt sinen tuomherren, und die erwarten<br />

5 nuewen korhern und caplanen. Und als die uf benenten tag,<br />

was Mentag nach Oculi, zu completzit 2 ) bim obren tor versampt,<br />

fuertend si schulthes, rät und gmeind mit herlicher irer<br />

geistlichen und schueler procession, mit praengischem Vortrag <strong>der</strong><br />

Roemschen bvdlen, in S. Vincentzen kilchen, saztend da, <strong>der</strong><br />

io bischof ins babsts, und <strong>der</strong> schulthes in <strong>der</strong> stat nammen, den<br />

nuewen probst uf den fronaltar 3 ). Sang man und orglet: Te Deum<br />

laudamus. Do fluocht*) aber weinend | ein Tuetscher her, Johans(373)<br />

Steinbach: «Nun woluf, i aller tuefel nammen!» [515] So prophetisiert<br />

nacher ein alte witwen, Anna Heberling: die korherren<br />

15 sind an <strong>der</strong> nacht und b ) in einer fuensterniss harkommen; werdend<br />

also wi<strong>der</strong> hinuss gon!<br />

Fuensteruuess <strong>der</strong> sonnen.<br />

Wan uf den 16. tag dis monats, ze completzit, was ein vast<br />

schinbare grosse fuensternuess <strong>der</strong> sonnen.<br />

*> Abwisung <strong>der</strong> Tuetschen herren.<br />

Darnach hiess <strong>der</strong> bischof die Tuetschen herren abtreten,<br />

stalt den probst in sinen stand 4 ) und die nuewen korhern desglich,<br />

ieden nach sinem ampt, alter o<strong>der</strong> wirdi 3 ). Geleitet man<br />

do zuolezt den bischof in sin herberg, und hieltend mit im die<br />

25 rät und nuewe stift ein herlich, frelich nachtmal.<br />

*) Ursprünglich hiess es: sagt.<br />

b ) An <strong>der</strong> Nacht und später hinzugesetzt.<br />

') Abgedruckt im Schw. Geschichtsforscher VII., p. 435—452.<br />

2) Abends circa 6 Uhr.<br />

3 ) Nach dem bei Einsetzung eines Bischofs üblichen Ceremoniale.<br />

4 ) Den für ihn bestimmten Stuhl im Kirchenchor.<br />

5 ) Nach päpstlicher Verordnung waren in dem neuen Stift vier Würden:<br />

Probst, Dechan, Cantor und Custos.


1485 273<br />

Die Tuetschen herren uss irer kilchen und hus uss- und<br />

die korherren ingsetzt.<br />

[516] Noch so woltend die Tuetschen bruee<strong>der</strong> nit abziehen,<br />

(374) dan ir lantcomitheri), her Wolfgang von | Clingenberg und her<br />

Cristofel Rieh, comenduer zu Kuenitz 2 ), mit andren haltend uf 5<br />

den dritten tag diss monats, nach ernstlicher hoher pit und ermanung,<br />

si ze lassen nach ir altem harkommen und rechten in<br />

gewerter bsitzung bliben, und nit also mit hin<strong>der</strong>rugs gsuochtem<br />

gwalt vertriben, ein appellatz und protestatz in gesessnem rat<br />

dargelegt, hiessend frueegmette lueten und sungend. Do kamen 10<br />

<strong>der</strong> nuewen stift und die Lossner tiimherren, verwart mit [517]<br />

den gwapneten statweiblen, schluogend den Tuetschen herren die<br />

gsangbueecher zuo, tribend si uss dem kor und hübend an uf nuews<br />

ein nuewe stiftische mette singen, und hernach die andren ziten 3 )<br />

volbringen. So wurdend ouch des tags den Tuetschen herren ir 15<br />

schluessel und hus abgenommen und <strong>der</strong> nuewen stift übergeben,<br />

das Tuetsch hus einem probst, capitel und dem luetpriester geteilt.<br />

(375) Und also sassend die nuewen korherren in, und zugend die alten|<br />

Tuetschen hern uss, on etlich, die uss baebstlicher dispensatz den<br />

alten orden verliessend und <strong>der</strong> nuewen stift zuotratend und an- 20<br />

hiengend.<br />

Bericht und vertrag <strong>der</strong> stift mit dem Tuetschen orden.<br />

[518] Uf das alles und mitan des ordens Hochtuetscher und<br />

Burgunscher lantcomeduer mit sinen bruee<strong>der</strong>n, vorm babst, keiser 4 ),<br />

1) Der Landcomthur <strong>der</strong> Balley Elsass-Burgund, zu welcher die Häuser<br />

in Köniz, Sumiswald und Bern gehörten.<br />

') Christoph Reich von Reichenstein war Comthur des Hauses Köniz<br />

von 1479—1505 (handschr. Notizen von M. v. Stürler).<br />

3 ) Die für die übrigen canonischen Stunden vorgeschriebenen Gottesdienste.<br />

4) Der Kaiser verwendete sich für den Orden beim Papste in einem<br />

Schreiben vom 22. August 1487. Abschrift im St.-Archiv Bern.<br />

18


274 1485<br />

fuersten, herzog Sigmund, vor gmeinen Eidgnossen sich oft und an<br />

mengen orten, geistlichen und weltlichen, kläglich und höh erklagt,<br />

darzuo siner langgewaerten possession gwaltiger berowung<br />

und entsetzung ingelegte appellation, protestation und rechts-<br />

5 vordrang zuo Rom mit baebstlichen rechten usszefieren un<strong>der</strong>standen.<br />

Als aber we<strong>der</strong> klag noch rechtshandlung, etliche jar<br />

nit mit [519] kleinen kosten geueebt, wi<strong>der</strong> babsts gwalt und<br />

Bern hantveste nuet o<strong>der</strong> kostbare Verlängerung bracht, ward<br />

von beiden partlen, iedese rechten on schaden, angstelt, zu<br />

io gueetlichem bericht verwilliget uf her Hartman von Halwil, <strong>der</strong><br />

hohen stift Basel tuomprobst. Wurdend do zuo Basel etliche vertrag<br />

gemacht, nämlich <strong>der</strong> erst uf des heiligen kruez tag ze herbst<br />

im 1488. jar 1 ), dass ein stat Bern und ir stift in irem kosten soeltid<br />

uss baebstlichem gwalt das gotshus S. Truwen 2 ), Benedictiner | (376)<br />

15 ordens zuo Schietstat, mit abtragung 300 gülden pension, so <strong>der</strong><br />

cardinal von Napols [520] daruf hat, <strong>der</strong> ball Tuetschs ordens im<br />

Elses inzeliben, erobren; und do diser vertrag nit mocht stat<br />

gwinnen, uberkamend si, dass ein stat Bern und ir stift fuer ersatzung<br />

Schadens und verlassnen huses dem Tuetschen orden seltid<br />

20 3400 gülden ussrichten und bezalen, darzuo die zwei Tuetschs<br />

ordens hueser Kuenitz und Sumiswald 3 ) bürgerlich schirmen und<br />

zuo ewigen ziten bi irem alten harkommen und wesen unveraendret<br />

lassen bliben, und hiemit aller span, ersuochung und | ansprach (377)<br />

hingelegt, tod und ab sin 4 ). Dise bezalung und Versicherung ist<br />

2.-, von einer stat Bern [521] und irer stift ussgericht uf mentag<br />

nach Laetare, was <strong>der</strong> 26. tag Merz im 1492. iar. Harum quit- 26. »in.<br />

tanz enpfangen, vom lantcomeduer und Kuenitzcomeduer versiglet<br />

5 ).<br />

l ) 12. September 1488. Abschrift im Berner Staatsarchiv. Das Original<br />

befindet sich in Stuttgart, wie die meisten folgenden Urkunden des D. 0.<br />

') Propstei St. Fides, zur heil. Treu, St. öetruwen, siehe Schöpfiin, Alsat.<br />

ill. II, 380.<br />

s ) Gestiftet November 1225 durch Lütold von Sumiswald (Fontes II, 69).<br />

4) Vertrag vom 22. Januar 1492.<br />

5 ) Urkunde im Staatsarchiv Bern. Montag nach Lätare 1492 war aber<br />

<strong>der</strong> 2. April.


1485 275<br />

Personen gemelts Vertrags.<br />

Des Vertrags mitler was <strong>der</strong> obgenant her hartman von<br />

Halwil; sine zuogsazten: her Arnolt zum Luft, tuomher, und her<br />

Bernhart Oegli, official, beid <strong>der</strong> rechten doctor.<br />

Von parti des ordens: obgenanter lantcomenduer, her Wolf- 5<br />

gang von Clingenberg, und siner mitbruee<strong>der</strong> comendür, her Lienhart<br />

[522] von Stetten zuo Bueckhen 1 ), her Uolrich von Windeck<br />

zuo Friburg im Brysgoew, her Cristofel Rieh von Rickenstein zti<br />

Künitz, her Joerg von Homberg zuo Muelhusen und an<strong>der</strong> des<br />

ordens. 10<br />

Von parti <strong>der</strong> stift Bern: her Johans Armbroster, probst,<br />

her Peter Kistler, dechan, und her Uolrich Stoer, korher.<br />

Von <strong>der</strong> stat Bern: her Wilhelm von Diessbach, riter,<br />

schulthess, und doctor Thuering Fricker, statschriber.<br />

Gotshueser, zue erhaltung <strong>der</strong> nuewen stift vom babst gäbet. i 5<br />

[523] Aber zuo erhaltung ufgerichter stift zuo Bern sind ir<br />

uss baebstlichem gwalt incorporiert, das ist ingelibt | und gäbet,<br />

vorab, als dargelegt, die stift Anseltingen, von Bertha, kueng<br />

Rudolfs von Burgun husfrowen, gestift 2 ), ein herzogin von Schwaben<br />

geborn; das Tuetsch hus 3 ), die probsti Tertschstetten 4 ), die so<br />

priorat Rieggensperg 5 ), Wiler 6 ) und Insel 7 ) und die alten froi)<br />

Deutschordenshaus zu Beuggen bei Basel.<br />

*) Nach <strong>der</strong> Sage; urkundlich seit Anfang des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts bestehend.<br />

Chorherrenstift. (Fontes I. 456.)<br />

3 ) Das Haus des deutschen Ordens in <strong>der</strong> Stadt Bern.<br />

4 ) Därstetten im Nie<strong>der</strong>simmenthal, früher Ternschatten; Augustinerpropstei<br />

ohne bekannte Stiftung (Fontes I, 391).<br />

5 ) Cluniacenser Priorat Rüggisberg, gestiftet von Lütold von Rümliugen<br />

c. 1072 (Fontes I, 331).<br />

6 ) Cluniacenser Propstei Münchenwyler bei Murten, gestiftet 1081<br />

(Fontes I, 339. 344).<br />

7 ) Cluniacenser Propstei St. Peter auf <strong>der</strong> Bielerinsel, gestiftet 1107 von<br />

Graf Wilhelm von Burgund (Fontes I, 359).


276 1485<br />

wenkloester Hin<strong>der</strong>lappen') und Cappell 2 ) mit allen iren zuogehoerden;<br />

doch mit gebuerlicher Unterhaltung leben<strong>der</strong> diser gotshueser<br />

personen.<br />

Der uuewen stift erste korherren.<br />

s [524] So sind diss die ersten des nuewen stifts zuo Bern, zu<br />

S. Vincentzen ufgericht, tuomherren, von raet und | burgern, nach (379)<br />

inen gebnen baebstlicher friheit, erwält, belehnet, und irem erwaelten,<br />

belehneten, vom babst bestaeten ersten probst, her Johansen<br />

Armbrostern, präsentiert, und von im ouch nach baebsti„<br />

licher siner friheit bestaet, mit nammen: her Benedict von Monferrand,<br />

bischof zuo Losan, uss baebstlichem befel <strong>der</strong> nuewen stift<br />

ufrichter, richtef und schirmer; her Burchart Stoer 3 ), erster decan,<br />

hat die alte dechni Künitz, die stift und probst! Anseltingen und<br />

das [525] priorat Wyler mit im gebracht; lezter probst 4 ), und in<br />

v, allen umligenden landen verpfriendt; starb doch hienach in drien<br />

monaten, mit schulden also beladen, dass er von bans wegen uss<br />

dem kor ins ungwicht begraben ward, so lang, biss im ein dankbare-<br />

stat Bern alle verlassne hab zuo iren handen vervogtet, so | (380)<br />

wit muglich, doch nit halb, die schulden und den ban abricht.<br />

20 Her Peter Kistler, probst zuo Zofingen, erster custor und<br />

pfarrer, gab <strong>der</strong> custorl sine pfarr Ins 5 ), nach Stoerren dechan 6 ).<br />

Her Thomas vom Stein, korher zuo Zofingen, erster sänger.<br />

Item die korherren von Anseltingen: her Diebold von Erlach, nach<br />

Kistler custor, her Joss Weber, her Bernhart Wolf, her Cuonrat<br />

äs Schlegel. Item die nuewen: [526] her Albrecht Loebli, her Uolrich<br />

i) Neben dem Männerkloster zu Interlaken war auch ein Frauenkloster,<br />

schon 1257 urkundlich erwähnt.<br />

«) Frauenkappelen bei Bern, 1243 zuerst erwähnt. Augustiner-Ordens.<br />

3) Siehe hievor S. 117 und 148.<br />

4 ) Nämlich zu Amsoltingen, vor <strong>der</strong> Versetzung <strong>der</strong> dortigen Stift<br />

nach Bern.<br />

5 ) Die reiche Pfarrkirche zu Ins wurde am 17. Juli 1485 ebenfalls <strong>der</strong><br />

Stift incorporirt.<br />

6) Nach Stör's Tode im Jahr 1485.


1485 277<br />

Stoer, ires probsts gon Rom gsellen 1 ), her Vincenz Kindman.<br />

Item und von tuomhern von Losan, doctores und mithelfer: her<br />

Guido de Pree 8 ), her Philipp de Compesio 3 ), her Babtista de Aycardis,<br />

official.<br />

Klein und gross rät von Bern, irer stift Stifter. 5<br />

So sind aber <strong>der</strong> jaren in diser und andren grossen Sachen<br />

<strong>der</strong> loblichen stat Bern und <strong>der</strong> tuomstift patronen und leheuherren,<br />

klein und gross raet, im handbiechle verzeichnet Und<br />

(381) nämlich vom kleinen rat: |<br />

Rat. 1(p<br />

Her Wilhelm von Diesbach, schulthes, her Adrian von<br />

Buobenberg, her Peter von Wabren, her Peter vom Stein, al<br />

riter: Ruodolf von Erlach, Joerg vom Stein, Urban von Mühen,<br />

Heinrich Matter, Anthoni Archer seckelmeister, Tchachtlan.<br />

Schopfer, [527] Peter Simon venner, Bomgartner venner, Dit- «<br />

linger venner, Zerkinden venner, Wer<strong>der</strong>, R. Huober, Aeschler,<br />

Schoeni, Kutler, Torman, Tilyer, Rimlingen, Sporer, Suriand,<br />

Meyenberg, statschriber doctor Thuering.<br />

Sechzeheu burger.<br />

Burger sechzehner: junkher Ludwig von Diessbach, Dietrich ^<br />

Huepsche, Peter Strub, Uolrich") Vegeli, H. Korber, Lienhart<br />

Wysshan, Barthlome Mey, Bendict Irene, Peter Seitzach, Peter<br />

im Hag, Peter Ribo, Peter Otte, Peter Truechner, Bernhart<br />

Wyler, Hans Ditlinger, Hans von Schupfen.<br />

") Ursprünglich hiess es: Hans.<br />

i) Löubli und Ulrich Stör hatten Armbrustern auf seiner Reise nach<br />

Rom begleitet.<br />

2) Der Vertrauensmann des Papstes in dieser Sache<br />

3 ) 1474 im Gegensatz zu B. Stör als Bisthumsverweser eingesetzt.


278 1485<br />

Sechzig berieft.<br />

Dis sechszehen vind ich des jars zürn ersten ussert des<br />

regiments bsatzung, und darnach 60 burger zum kleinen rat<br />

berieft.<br />

5 Burger.<br />

Burger: junkher Hans von Erlach, Jerg Friburger, Casper<br />

Hetzel, Hans von Banmos, Werner Loebli, H. Schoeni, Spilman,<br />

H. Vegeli, L. Archer, Peter Axalm, Gravenried, Wingartner, Lapo,<br />

Gosteli | Bremgarter, Bitterle, Minicus') von Buerren, Lyser, Brun- (382)<br />

io ner, H. Ditlinger, Lombach, Werd, Bickhart, Buri, Tentenberg,<br />

Hofman, Rabus, Imgfei, Alwand, Kueng, Keiser, Gryers, Siber,<br />

Lin<strong>der</strong>, Lefler, Steiger, [528] Zerkinden, Tubi, Salzman, Isenschmid,<br />

Eigensatz, Welfli, Diebold Schilling grichtschriber etc.<br />

Von seltsamer frefher misshaudlung eins insaessen zft Bern.<br />

15 Uf Hilary 2 ) ist zuo Bern erschinen vorm kleinen rat ein nämliche<br />

ratsbotschaft von Solaturn, hat anzeigt, wie dass Heinrich<br />

Grasswil, ir burger, mit gebnem urfecht von inen gon Bern zogen,<br />

in ir stat sie kommen, des alten rats versamnung begert, und<br />

dem ernstlich und in grossem gheim entdekt, wie dass die zwei<br />

so staet Bern und insun<strong>der</strong>s Friburg in willen und ristung sigid, ir<br />

lant und luet [529] disent und ennent <strong>der</strong> Aren biss an ire stat<br />

einer nacht zuo überfallen; und wäre diser anschlag schon fuergangen,<br />

wenns <strong>der</strong> von Wabren und noch ein bi<strong>der</strong>man nit gewent<br />

haettend; soeltid ouch dis sine truewe warnung, uss lieb und<br />

25 schuld sines bürgerlichen eids inen geton, zuo dienst haben, in<br />

nit nemmen, und im ze Ion sin urfecht heruss geben 3 ). Uf dis<br />

anzeig, uf den 18. tag Jenners, in biwesen her Diet|richs von(383)<br />

Endlisberg, ritters, von Friburg harzuo verordneten, ward von 18J *°'<br />

raet und burgern beschlossen, dass im allerbesten, in ansehen<br />

') Dominicus.<br />

2) 13. Januar.<br />

3 ) Im Raths-Manual vom 13. Januar 1485 steht nichts davon; dagegen<br />

ist später viel von dieser falschen Anklage die Rede, durch welche Solothurn<br />

von Bern und Freiburg getrennt werden sollte. Graswyl wurde begnadigt,<br />

aber um 200 Gulden gestraft und des Landes verwiesen.


1485 279<br />

Gots und <strong>der</strong> grossen pit von geistlichen und weltlichen, edlen<br />

und unedlen, frow und man, von stat und land besehenen, [530]<br />

gemelter Grasswil sines lebens getroest si und aber ein tapfer<br />

urfecht über sich selbs soelle sweren und geben, mit puneten<br />

und artiklen, darzuo notturftigen, ouch buergschaft geben, ob ie- ä<br />

mand in siner worten in jarsfrist woelte fertigen, dem vor minen<br />

herren soelle zuo recht ston, und bi ir urteil, wie hoch die gang,<br />

beliben, darzuo zweihun<strong>der</strong>t Rinscher gülden, eins') nämlich<br />

S. Vincencen, daruss dem nuewen stift wurdend silberige korstaeb<br />

gmacht, und das an<strong>der</strong> minen herren, on alle gnad zuo straf geben. i 0<br />

Muost ouch hernach, mit recht ersucht, den alten rat von Solaturn<br />

<strong>der</strong> worten, so er vor gsessnem rat in siner antwort geret,<br />

nämlich [531] kein bi<strong>der</strong>man redete soellichs von im, entschlahen 5 ).<br />

Von ertränktem wi<strong>der</strong>kommen; vil wun<strong>der</strong>zeichen zA<br />

Oberbuerren und an<strong>der</strong> seltsam verurteilter zuefael.<br />

a<br />

M.Juli. Uf den 30. tag Hoewmonts hat sichs begeben, dass Hans<br />

Steffan, von wegen eines kilchendiebstals, nämlich des sacraments<br />

(384) mit sinem gevaess, | zuo Buerren gestolen, und hierum daselbs zu<br />

ertränken verurteilt; und als nun <strong>der</strong> urteil gnuog solt sin besehenen,<br />

und man in wolt vergraben, erzeigt er lebzeichen und ein %><br />

grien zwt in siner band, und als im sin kraft wi<strong>der</strong> kommen was.<br />

[532] bekant er, unser frow ze Oberbuerren 3 ), <strong>der</strong> er sich in siner<br />

not hat ergeben, hätte in also enthalten, dass, diewil er gelegen<br />

wäre in <strong>der</strong> triewen Aren am boden, kein not vom wasser haet<br />

enpfunden und alle red des richters und nachrichters gehört. 26<br />

die er ouch erzalt. Hat sich gon Oberbuerren zuo unser frowen —<br />

da <strong>der</strong> zit vil wun<strong>der</strong>zeichen, sun<strong>der</strong>lich an todgebornen kinden,<br />

uss allen und witen umligenden landen har getragen und getouft,<br />

an ertrunken und an<strong>der</strong>en bresthaftigen beschallend, doch vom<br />

bischof und vil verständigen wi<strong>der</strong>fochten [533] — gon Rom und so<br />

•) Nämlich das eine Hun<strong>der</strong>t.<br />

*) Graswil hatte nachher geläugnet und die Klage <strong>der</strong> Solothurner als<br />

Verläumdung hinzustellen gesucht.<br />

3 ) Marienkapelle bei dem Städtchen Büren; siehe oben S. 257.


\<br />

280 1485<br />

gon Compostel verheissen, deshalb, ze kuntschaft und fuerdrung,<br />

gab im ein stat Bern uf den 6. tag Ougst einen ofnen, latini- 6. lagut<br />

sehen, versigleten brief).<br />

Von ertränktem.<br />

5 Unlang nach disem jar ist ein gliche sach mit Hansen | (385)<br />

Tilgast von Rotwil, daselb von gotslaestrung wegen, ergangen,<br />

von S. Barblen erloest; <strong>der</strong> aber, nach getanen walfarten, zu<br />

Basel um andre misshandlung ward enthouptet.<br />

Von erhenktem.<br />

io Item, im 92. jar zu Crakow in Polen, des jars ich daselbs<br />

baccalaurius worden, schüttet sich ein dieb a ), nach vorgebrachtem<br />

val b ), mit <strong>der</strong> ketten ab dem galgen, [534] und über 14 tag, als<br />

er uf <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>fart von unser frowen, von S. Lux gemalt zuo<br />

Zschessnachow') — ouch mit vil wun<strong>der</strong>zeichen gerueemt — ein<br />

i5 mort hat begangen, bleib er zuo Elkuesch 3 ) uf eim rad ligen. Diss<br />

sind geschienten <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren urteilen Gotes, zuo prob unser<br />

selbs erkantnuess und glowens an guoten und boesen, durch guots<br />

und boeses erschinend. | (386)<br />

Insehen uf den ziuskouf.<br />

2« Des jars hat ein stat Bern insehen geton <strong>der</strong> ver<strong>der</strong>blichen<br />

zinskoeufen halb, und namentlich denen von Hassle und Sibental<br />

[535] geboten, keinen zins nie uf ire gueeter ze schlahen, die<br />

geschlanen in fuenf jaren ze ledigen und fuerahin ussert ira gebiet<br />

und an ira wissen und willen kein gelt um zins ufzenemen.<br />

*) Statt schüttet — dieb; ursprünglich: kam ein Polag.<br />

b i nach —


1485-1466 281<br />

Handlung zu Aeleu und Etscharlans •).<br />

Item, denen von Aelen etlich Satzungen und Ordnungen gebesseret,<br />

<strong>der</strong> herschaft luet und gueeter besichtiget, die mit <strong>der</strong><br />

toten hand 2 ) um 400 pfund, und den un<strong>der</strong>tanen reben und<br />

matten um 3559 pfund verkouft 3 ). Item, mit denen von Friburg 5<br />

gon Etscharlens richter, gericht und gerichtsordnungen gesezt<br />

und geben.<br />

Insehen uf die hantwerk und wirt.<br />

Item, in ir stat <strong>der</strong> hantwerken Ordnungen, insun<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

pfistren, ernueweret, und den wirten in ansehen <strong>der</strong> [536] wolfele w<br />

geboten, ein tag und nacht für ross und man nit me dan 10<br />


282 1486<br />

züglich sinem vorfaren, mit im und sinem heiligen stuol zuo Zürich<br />

ufgerichti). Begerten die von Ure, si nit hinusszegeben, ire<br />

Liftiner waerid dan vor uss des bischofs von Meylaud ban absolviert<br />

2 ). Nam des babsts legat uf sich abzetragen. So quittiert<br />

5 aber ein stat Bern den babst um die tusent ducaten, so er nach<br />

lut <strong>der</strong> vereinung iedem ort schuldig ward; erbot sich ouch durch<br />

[540] brief und | eigne boten, üb und gilt zuo siner und des Rom- (388)<br />

sehen stuols heilikeit ze setzen, um frigabung irs Roemschen ablass<br />

und sun<strong>der</strong>lich zuo dank und verdienst <strong>der</strong> gnaden und gaben,<br />

10 ira fuernemlich in erwerbung, ufrichtung und erhaltuug irer corstift<br />

begegnet.<br />

Herzog Maximilian Roemscher kiing worden.<br />

Nach dem als nun <strong>der</strong> Roemsch keiser Fridrich alt und an<br />

libsvermoegen abgoend, und aber im rieh und sinen landen unruow<br />

15 täglich ufgieng, uf sine Werbung im ze hilf die kurfuersten, zuo<br />

Frankfurt versampt, hond uf den ersten tag Jenners ze Roem-1. Janair<br />

schein kueng [541] erwaelt 3 ) sinen einigen sun, Maximilian von<br />

Oesterrich und zuo Burgund herzogen, und uf den 10. ApprelliO. April<br />

zuo Aach mit gwonlicher grosser heilikeit gekrönt 4 ).<br />

so<br />

Fart des Roemschen keisers und kuengs ins Ni<strong>der</strong>land.<br />

Darnach sind si bed, <strong>der</strong> Roemsch keiser und kueng, hinab<br />

in Brabant gevaren, daselbs die wi<strong>der</strong>spennigen Flemming und<br />

irer anreizenden Franzosen ze stillen und bi vor gemachtem<br />

friden ze behalten 5 ); und nach vermeintem wolstand zoch <strong>der</strong><br />

26 keiser wi<strong>der</strong> heruf, bewegt von den Ungeren, die im Oesterrich,<br />

und von Türken, die im Krabaten 6 ) kriegklich anvachtend. | (389)<br />

i) 11. Februar 1486 (Eidg. Absch. III. 1, S. 288); <strong>der</strong> <strong>Text</strong> steht als<br />

Beilage 20 ebendaselbst, S. 717.<br />

2) Vergl. Eidg. Absch. III. 1, S. 260 vom 4. Februar 1487.<br />

3 ) Die Wahl fand vielmehr am 14. Februar 1486 statt.<br />

4) Am 5. April, vergl. Lichnowsky VIII, S. 64.<br />

5 ) Einzug des Kaisers und des Königs in Brüssel am 22. Juli i486.<br />

Lichnowsky VIII, S. 69.<br />

') Kroatien. .


1486 283<br />

Ufrierischer gschäft <strong>der</strong> Flemmingen ni<strong>der</strong>leguug mit<br />

hilf <strong>der</strong> Eidgnossen.<br />

[542] So bleib <strong>der</strong> Roemsch kueng im Ni<strong>der</strong>land, und ward<br />

da so hart von sinen ufrueerigen un<strong>der</strong>tanen, mit zustand <strong>der</strong><br />

Franzosen, getriben, dass er getrungen uss obertuetsch landen, s<br />

von Schwaben und Swytzeren glich teil, uf 6000 knecht zuo im<br />

bracht; erobret durch si, und besun<strong>der</strong> durch d'Swytzer, vor im<br />

Burgunschen krieg erkant, on streich ein friden, nam Luebek l ),<br />

Gent, die im sinen sun vorhielt 3 ), und an<strong>der</strong> von im abgeworfen<br />

plaez wi<strong>der</strong> in 8 ), welche vermeint hattend, in zuo vertriben und w<br />

allein sinen einigen achtjaerigen sun Philippen für iren herren,<br />

als von <strong>der</strong> Burgunnerin gebornen und in irem gwalt, ze haben.<br />

[543] Von riter Martin Swartzen"), wie er küng in<br />

Engelantl worden.<br />

Was da <strong>der</strong> Eidgnossen obrister houptman her Martin Swartz, 15<br />

ein Schumacher gwesen von Ougstpurg 4 ), und von siner manheit<br />

(390) wegen vom keiser vor | Nuess ze riter gschlagen und erlich begäbet.<br />

Hatt d'Eidgnossen werd und lieb, also dass er 10 sines libs<br />

trabanten, itel Berner, wolbekleidt und versolt — <strong>der</strong>en einen sinen<br />

venner, Hans Kutlern — staets bi im hielt. Und als nun sin her, N<br />

<strong>der</strong> Roemsch kueng, nach etwas erlangten fridens, die unlidigen<br />

Tütschen fuossknecht gemuossget urlobt, und aber küng Heinrich,<br />

von Engelant vertriben 5 ), durch hilf küng Karlis von Frankrich<br />

•>) Ursprünglich: swartzen<br />

Martin.<br />

') Soll wahrscheinlich heissen: Lüttich, welches Maximilian im Jahr<br />

1484 einnahm. Lichnowsky VIII, S. 56. A. kehrt hier offenbar zur Erzählung<br />

früherer Ereignisse zurück.<br />

2 ) Die Stadt Gent hatte, wie nachher erwähnt wird, Maximilian nach<br />

dem Tode <strong>der</strong> Herzogin Maria die Herausgabe seines Sohnes verweigert.<br />

3 ) Friede zwischen Maximilian und den Ständen von Flan<strong>der</strong>n, abgeschlossen<br />

zu Brügge am 28. Juni 1485.<br />

4 ) Ueber ihn siehe Pauli, Gesch. von England V. 537 u fl.<br />

5 ) Heinrich Tudor, nachher Heinrich VII.


284 1486<br />

[544] enthalten und wie<strong>der</strong> ingebracht, kueng Richarten hat erschlagen!),<br />

ward obgenamter Martin Swartz von ni<strong>der</strong>gelegter<br />

parti <strong>der</strong> wissen rosen bewegt, dass er mit siner gselschaft und<br />

kriegsknechten, vil von Eidgnossen, in Engeland zoch, das kuengi<br />

rieh riterlich gwan, biss an eine stat, davor er an dem letsten<br />

strit, von sinen Engeischen uss verbunst <strong>der</strong> eren verraten, hin<strong>der</strong>waerts<br />

angriflen, gschlagen, gfangen, als ein kueng uf erhepter<br />

bruege gekrönt und enthouptet 2 ); hat noch etwe mengen pfil, im<br />

strit enpfangen, als ein redlicher held in sinem lib stecken. Ouch<br />

io so wurdend sine knecht all erschlagen. Und das was gwagten<br />

freffels gwonlich end b ).<br />

[545] Handlung <strong>der</strong>, und mit den Eidgnossischeu<br />

reisknechten ins Ni<strong>der</strong>land gezogen.<br />

In obgemelter des Roemschen kuengs sach, als <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

15 knecht uf 3000 in Flan<strong>der</strong>n, uebel bezalt, lagend, un<strong>der</strong>stuond <strong>der</strong><br />

kueng von Frankrich mit | schenke und gelt si zuo im ze ziehen, (391)<br />

als ouch me denn <strong>der</strong> halb teil taet; und als aber ein frid gemacht<br />

ward, Hessen bed kueng die knecht gon, vast uebel gehalten, und<br />

uss Frankrich bi henkensbot vertriben. Klagt da <strong>der</strong> Roemsch<br />

*> kueng, si waerid unredlich von im gevallen; so klagt <strong>der</strong> kueng<br />

von Frankrich, si haettid grosse schenke genommen und aber im<br />

nit nach gheiss zuozogen. Ouch so klagten ir landesobren, si<br />

waerid unerlich hinzogen, zugid [546] unehrlich heim, man mieste<br />

si strafen und in totenbueecher schriben 3 ). Hargegen so klagten<br />

* die knecht, die kueng haettid inen nuet und si schmaelich gehalten.<br />

Der*) war ein oepfelkueng, diser 5 ) waer ein hogerichter zweig, und<br />

») Und — end später hinzugefügt.<br />

i) Richard III., erschlagen in <strong>der</strong> Schlacht bei Bosworth, 22. Aug. 1485.<br />

2) Nach allen an<strong>der</strong>n Berichten wäre M. S. in <strong>der</strong> entscheidenden<br />

Schlacht bei Stoke am Trent, 16. Juni 1487, umgekommen. A. gründet<br />

sich wohl auf mündliche Berichte, vielleicht vom oben genannten Hans Kutler.<br />

3 ) Vergl. oben S. 249.<br />

4 ) Maximilian, mit dem Reichsapfel.<br />

ä ) Karl VIII. von Frankreich. Er war bekanntlich schief gewachsen.


1486 285<br />

ir obren nemid rueewig pension, waerid inen ze streng. Redeten<br />

den herren, bsun<strong>der</strong>s dem Roemschen kueng, so uebel, dass gmein<br />

Eidgnossen die Schmach und Scheltwort mit strengem verbot<br />

muostend abstellen. Verbittend, wie vor oft vergebens, bi verschribnen<br />

eiden, die muotwilligen reisgloeuf), bestaltend riter .><br />

Gaechuff o<strong>der</strong> Gaeguf 2 ), als <strong>der</strong> iren ufwiglern, gfaenglich anzenemen,<br />

(392)ouch von Schmähung wegen — | sagt, er weite die lanz[547]<br />

knechte zuoruesten, dass einer zweier Schwitzeren waert mueeste<br />

sin 8 ); - ward von herzog Sigmunden von Oesterrich versprochen.<br />

Straffend die heimkomnen und mantend allenthalben uss Tuetschen 10<br />

und Welschen landen har heim ire usslaendigen reisknecht. Dennocht<br />

so was <strong>der</strong> straffluechtigen so vi], dass ir ein merkliche zal<br />

bi den kuengen, bi Martin Swartzen und bim pfalzgrafen Ludwigen<br />

verharret. —<br />

Gerolzeck vom pfalzgrafen gewunnen.<br />

is<br />

— welcher <strong>der</strong> zit die friherren Diebolten und Gangolffen von<br />

Gerolzeck vertreib, ver<strong>der</strong>bt, und inen ir vermeint ungwinlich<br />

schloss Gerolzeck 4 ) mit gwaltigem gschuez angewan, innam und<br />

besazt. Und das ze retten und wi<strong>der</strong> ze erobren, wurdend gmein<br />

Eidgnossen von den friherren und ouch von herzog Sigmunden ä»<br />

um hilf ankert 5 ); woltend si sich <strong>der</strong> herren nuet annemen, aber<br />

dem herzogen nach vermögen irs ewigen fridens dienen.<br />

Zwischen dem Roemschen kueng und gineinen Eidgnossen<br />

ein vereinung verzeichnet.<br />

So ward uss ansuchen des Roemschen küngs, und ouch sines äs<br />

veters, herzog Sigmunds, zwischend im und gmeinen Eidgnossen<br />

') Eidg. Absch. III. 1, S. 228 vom 31. Januar 1486.<br />

3 ) Conrad Gächuf, ein Ritter aus dem Thurgau, <strong>der</strong> als Söldnerführer<br />

den Eidgenossen viele Verlegenheiten bereitete. (Eidg. Absch. III. 1, S. 213,<br />

215, 221, 227, 228, 240, 250 ff.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1, S. 250.<br />

4) In <strong>der</strong> Nähe des Rheines, in <strong>der</strong> Ortenau, gegenüber Strassburg.<br />

Ein zweites Schloss Geroldseck lag im Elsass in <strong>der</strong> Nähe von Zabern.<br />

3) Vergl. Eidg. Absch. III. 1, S. 248 und 250.


286 1486<br />

zuo Zürich um S. Gallentag ein vereinung verzeichnet, vom mereu<br />

teil <strong>der</strong> Eidgnossen angenommen 1 ). | (393)<br />

Botschaft in obgemelten Sachen vom kueng von<br />

Frankrich gon Bern.<br />

5 [549] Von wegen obgemelter Sachen, den Roemschen kueng<br />

betreffend, als die Franzosen den Flemmingen zuo irer ufruor und<br />

wi<strong>der</strong>spännikeit rat-und hilf tatend, sant ir kueng sinen hofmeister<br />

und feldhouptman <strong>der</strong> Eidgnossen, her Pyerre Loys, Spaniolen,<br />

von Valten, zuom ersten uf S. Vincentzentag gon Bern 8 ), Hess<br />

io anzeigen, wie er in ganzer einikeit mit allen sinen forsten, ouch<br />

mit den kuengen Engeland und Hyspanien stiende, ab niemands<br />

kein entsitzen hätte; denn ouch <strong>der</strong> Roemsch kueng mit im in<br />

gswornem friden; und wiewol er wol bewart waere, so truewt er<br />

doch niemand bass, dan einer frommen vesten stat Bern und<br />

is gmeinen Eidgnossen, die sinem vater, wiland kueng Ludwigen,<br />

wol erschossen slgid; deshalb er [550] si früntlich ermane und<br />

pit, gemachte vereinung nach ganz sinem vertruwen vest ze<br />

halten und in nit von iemands wegen ze verlassen, des glich<br />

si sich und aller gnaden zuo im ungezwifelt soellid versehen; beger<br />

so ouch semlichen sinen willen von einer stat Bern den andren<br />

Eidgnossen verkuent werden.<br />

Antwort.<br />

Ward im von einem wisen rat alle zimlicheit zuogesagt und<br />

demietiklich gebeten, sin kuenglich majestaet nach ira gnaden welle<br />

» ein stat Bern und | ein ganze Eidgnoschaft als ira sun<strong>der</strong>s (394)<br />

gneigten truelich bevolen haben.<br />

i) Nach Eidg. Absch. III, S. 251 wurde 9. October 1486 in Zürich nur<br />

noch das schon 21. Mai vorgebrachte (ebend. S. 237) Verlangen von Seiten<br />

des Rom. Königs kundgegeben. Der Abschluss fand Schwierigkeiten und<br />

einige Stände traten gar nicht bei.<br />

2) 22. Januar. Raths-Man. 52 (50), S. 37, steht ein sehr eingehen<strong>der</strong><br />

Bericht, aber ohne Nennung des Gesandten.


1486 287<br />

Vom kueng von Frankrich botschaft gon Solaturn.<br />

Darnach im Aprellen durch genanten boten. —• ze betragen<br />

den langgewaereten vigentlichen span zwischen herzog Reinharten<br />

[551] von Lutringen und <strong>der</strong> stat Bern burgern, graf Hansen<br />

von Arberg und Valendyss, von Bofermont') wegen erwachsen — s<br />

gon Solaturn verordneten, obgemelte pit und ermanung an gmeiner<br />

Eidgnossen ratsboten ouch Hess tuen.<br />

Vertrag eins grossen spans zwischen dem herzogen von<br />

Lutringen und dem grafen von Valeudis.<br />

Ward da ieztgemelter span, geueebt vil jar mit merklichem io<br />

be<strong>der</strong> partien schaden, und mit einer truewen stat Bern kosten<br />

und arbeit, irem burger emsig dargstrekt, also vertragen, dass<br />

<strong>der</strong> herzog soelte dem grafen sin mueeterlich erb, das schloss und<br />

herschaft Bofermont, wi<strong>der</strong> ingeben, o<strong>der</strong> im in jarsfrist 15,000<br />

Rinscher gülden darfuer bar ussrichten und bezalen, und hiemit 15<br />

die gevangnen ledig und alle vecht und vigentschaft ab sin 2 ).<br />

[552] Botschaft vom kueng von Frankrich au Bern und<br />

gmein Eidgnossen.<br />

Darnach, ze mittem Brachat, als sich kriegsche bewegung<br />

(395) im Ni<strong>der</strong>land erzeigt, schikt er abermals genan | ten boten zuvor &,<br />

gon Bern 3 ) und darnach zti gmeinen Eidgnossen gon Zürich. Liess<br />

ernstlich anbringen, wie er in Wi<strong>der</strong>willen und deshalb in ristung<br />

gegen dem Roemschen kueng stiende, und aber si mit dem selben<br />

ein puentnues ze machen handletid, ouch ir kriegsluet im liessid<br />

züloufen; das siner vereinung ungmaess. Begere nach lut <strong>der</strong> 25<br />

') Die Herrschaft Beaufremont in Burgund, aufweiche Graf Hans von<br />

Aarberg-Valangin Anspruch machte. Vortrag des franz. Boten desshalb,<br />

siehe Raths-Man. 52 (50), S. 38.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1, S. 233 vom 16.-23. April 1486, zu Solothurn.<br />

Der Streit war schon im Januar 1478 vor <strong>der</strong> Tagsatzung zur Sprache gekommen<br />

(Eidg. Absch. III. 1, S. 1).<br />

3) Verhandlung vor dem Rathe zu Bern am 14. Juni (Raths.-Man. 53<br />

(52), S. 163-166.)


288 1486<br />

selbigen, die, wie er ouch welle tuen, truelich und vest an im ze<br />

halten, mit niemand im zewi<strong>der</strong> ze handien, ire wi<strong>der</strong> in ligend<br />

abzemanen, und im [553] hilf ze tuend; dabi er moeg erkennen<br />

sine zuo inen zuoversicht, die er fuernemlich zuo inen habe; so er<br />

5 doch gntigsame selbs erbotne hilf von kuengen und forsten mug<br />

bekommen 1 ).<br />

Bern und gm einer Eidgnossen wise antwort.<br />

Ward im geantwort: die spaen, so zwischen im und dem<br />

Roemschen kueng sich hieltid, ouch das unghorsam irer lueten<br />

io kriegsgloeuf waer inen vast leid, waerid ouch gmiegt, soelichs nach<br />

vermögen ze wenden. Der puentnuess halb mit dem Roemschen<br />

kueng sie nuet beschlossen, wellid ouch nuet mit iemands handien<br />

gemachten puenden und Vereinigungen widrigs, und die gemachten<br />

an im und andren redlich halten; seile sich alles guots zuo inen,<br />

i5 als im sun<strong>der</strong>s wolgeneigten, versehen, ouch, wo im ir hilf not,<br />

[554] dass im die nach gebuer werde nit abgeschlagen. Endeten<br />

sich dis sachen wie oberzaelt. | (396)<br />

Abzalung des Franzesischen kuengs gmeinen Eidgnossen<br />

um die grafschaft Burgun.<br />

20 Hiezwischen hat <strong>der</strong> kueng von Frankrich die schuld <strong>der</strong><br />

150,000 Rinscher gülden um die grafschaft Burgun, von sinem<br />

vater, kueng Ludwigen, den zehen orten verschriben, abgericht 2 );<br />

hond darum in aller orten nammen Bern und Solaturn, und darnach<br />

iedlichs ort insun<strong>der</strong>s, quittiert.<br />

u Bracht dis letste bzalung über allen kosten iedem ort:<br />

an Rinschem gold<br />

648 gülden<br />

an sunnenschilten 377<br />

an ducaten 43<br />

an alten Schilden 198<br />

so an Uetrischen 3 ) gülden . . . . 90<br />

') Eidg. Absch. III. 1, 242 vom 3. Juli 1486. Die Antwort ebendaselbst.<br />

') 16.—23. April 1486 (Eidg. Absch. III. 1, S. 233). Von <strong>der</strong> hier angeführten<br />

Vertheilung auf die einzelnen Stände steht dort nichts.<br />

3<br />

Utrechter Gulden.


1486 289<br />

[555] Erwerung eines zols zue Gotlieben.<br />

In disem jar hat <strong>der</strong> bischof von Costentz, her Ott von<br />

Sonnenberg, ein nuewen zol vom keiser, gon Gotlieben •) ze legen,<br />

erworben; und wie wol er gmeinen Eidgnossen den dritten pfennig<br />

darvon verhiess ze geben, hond si dennocht im den nit wellen 6<br />

gestatten 2).<br />

Vassnacht von denen von Swytz zue Bern gehalten.<br />

15. Jan. Uf sontag nach Hilary, was <strong>der</strong> 15. tag Jenner, sind die<br />

von Swytz gon Bern kommen, fruentliche und froeliche fassnacht<br />

(397) da ze haben. Deshalb | ein ersame stat Bern Hess jagen [556] 10<br />

und tischen. Beschreib harzuo ir nächst umsaessend amptluet, salb<br />

sechst, guot gselschaft und zuo schimpf gschikten, uss dem Aergoew<br />

her Hansen von Halwyl, her Heinman von Muelinen, her Rudolfen<br />

von Luteruow, her Hans Arnolt Segessern, Caspar Efingern, und<br />

von nachburen: margraf Ruodolfen von Nuewenburg; Friburg, Biel i«<br />

und Solaturn 3 ). Item trometer und pfifer. Enpfieng, hielt und<br />

Hess si ir alten truewen Eidgnossen mit grossen ßren, froeden<br />

und fruentschaft. Welche, nach hoher danksagung, zugend uf<br />

nächsten samstag zuo unser frowen gon Bueren 4 ); da ouch uss<br />

bevel einer stat Bern wolgehalten und da dannen heim. Darnach 20<br />

bald santend si iren amman, Dietrichen an <strong>der</strong> Halden, [557]<br />

einer erenrichen stat Bern, iren sun<strong>der</strong>s alten"), getruewen, lieben<br />

Eidgnossen, bewisner fruentschaft, eren und guots ze danken 5 ).<br />

Ouch bald harnach, als sich die unrüewig alte fassnacht zuo<br />

Münster hat erhaben 6 ), schiktend si ir nämliche botschaft einer 25<br />

stat Bern, zuo allem irem anligen lib und guot zuozesagen. Ward<br />

von inen mit gebuerlichem gvallen und dank angenommen.<br />

a ) alten später hinzugefügt.<br />

') Biscliöüich-Constanzisches Schloss am Bodensee.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1, 231-243.<br />

3 ) Auffor<strong>der</strong>ung an die Amtleute, «den hern zu helfen, ere und früntschaft<br />

gegen die Eidgnossen zu handeln», vom 13. Jan. (Raths-Man. 52 (50),<br />

S. 22-25).<br />

4 ) Ueber den Wallfahrtsort Oberbüren siehe oben S. 257 und 279.<br />

5) Raths-Man. 50 (51), S. 25 vom 25. Februar i486.<br />

6 ) Darüber im folgenden Abschnitt.<br />

19


2


1486 291<br />

die, als von altem har baebstlichen geboten ghorsam, ouch die ze<br />

schützen und iren burgern ze helfen alweg geneigt, liess si im<br />

ein gwaerte gselschaft von Buerren zuo, uf sin recht, zuo recht, on<br />

iemands schaden, genampter propstl besitzung inzenemen. Und<br />

als nun <strong>der</strong> Meyer mit sinen gsellen in innaemung <strong>der</strong> probstl s<br />

sich iebt, und im die korhern und etlich un<strong>der</strong>tanen gsworen,<br />

wurdend sie vom meyer von Taelschberg') mit sines herren lueten,<br />

wie wol <strong>der</strong> bischof, hierum angesucht, des handeis sich nit anzenemen<br />

hat begeben, ungewarneter sach gaechlingen [561] ubervallen<br />

und belaegret, si von irem fuernemen und die gswornenn><br />

von iren eiden abtrungen, uss <strong>der</strong> gselschaft die fuernemsten angenommen<br />

und si, wo ervordret, in bischofs gerichten recht ze<br />

nemen vereidet und des verschribung erzwungen, und also hiermit<br />

ein ersam stat Bern schmaelich veracht und bewegt.<br />

Rettung <strong>der</strong> belaegreten zue Münster, ruestung und<br />

inuemung des Münstertals.<br />

is<br />

Dis handlung, so bald s' ein hantveste stat Bern hat ver-<br />

(400) nommen, von stund an uf samstag z'nacht vor | <strong>der</strong> alten fassli.<br />

Fek. nacht, was <strong>der</strong> 11. tag hornung, ermant si ernstlich die von Biel<br />

iren bischof abzewisen, die von Solaturn, gut [562] ufsehen ze haben, so<br />

und die iren um Arberg, Nidow und Buerren, samtlich iren belaegreten<br />

zuozeloufen 2 ), verordnet ze houptman den venner Ludwig<br />

Ditlingern, mit einem faenli, trüg Hans Offenburg. Hiess den<br />

llends mit zusamengelofnem hulen hinziehen, vorab die iren retten,<br />

ledigen und schirmen, und mitan von den bischoeffischen zöge- 35<br />

fueegter schmach abtrag ze tuend und her Hansen Meyern unverhin<strong>der</strong>t<br />

bi bezogner probstl Ion ze beliben, on verdanks nachlassung<br />

truzlich ervordren. Begegne dan im fueegliche antwurt,<br />

solle er on iemands schaden fruentlich abziehen, wo nit, witer<br />

bscheid erwarten. Und als do maer komend, wie gmein Eidgnossen m<br />

gschriben haettid, [563] man weite die Berner, wan si nit dannen<br />

i) Der Bischof von Basel als weltlicher Fürst hatte zu Delsberg einen<br />

Meyer (Maire) als Unterbeamteu.<br />

2) Missb. F. 225 u. ff.


292 1486<br />

zugid, uf die koepf schlahen •), beschied si die zwei lantgricht<br />

Zollikofen und Nuewenegk 2 ) und die herschaften Erlach, Arberg,<br />

Buchse, Jegenstorf, Burgdorf, Wangen, Bipp, angends geruest, mit<br />

macht gon Buerren sich ze versamlen, warnet und mant die Aer-<br />

5 goewer, heimliche huot und gwarsame geruest zuo haben 8 ). Des glich<br />

zuvor die im veld hiess si das Muenstertal und die probst! zuo<br />

handen irem Meyer innemen, im on alle fuerwort heissen sweren 4 ).| (401)<br />

Daeding zfi Rennendorf 5 ).<br />

Und als das besehenen was, begerten <strong>der</strong> bischof und tuomio<br />

probst [564] von Basel in <strong>der</strong> sach ze daedingen. Wurdend von<br />

Bern ratsboten gsendt, inen und dem houptman bevolhen, nit,<br />

dan mit erlichem bericht, abzeziehen.<br />

Klag und abvordrung einer stat Zürich.<br />

Indem schikt ein stat Zuerich iren wolberedten statschriber<br />

1-, Ludwig Amman har gon Bern 6 ), liess inen sagen, si hätte sun<strong>der</strong>s<br />

zwifel vermeint, ir verwanter Pfyfer, wie er durch baebstliche<br />

versehung mit recht ouch dem Meyer anbehalten, und<br />

durch kein an<strong>der</strong> mittel in sine probst! Münster, ouch mit<br />

gmeiner Eidgnossen erkantnuess und schirm, waer ingesezt, also<br />

20 soelte er [565] unverhin<strong>der</strong>t darin sin beliben. So habe aber <strong>der</strong><br />

Meyer den Pfyffer über erlangte recht und besitzung, wi<strong>der</strong> aller<br />

rechten billicheit, im schin etwas vermeinten titeis, darvon mit<br />

gwalt un<strong>der</strong>standen ze triben, habe ouch das mit hilf <strong>der</strong> iren<br />

wi<strong>der</strong> des bischofs amptman zuo Taelschberg pflichtige warnung und<br />

•) Die Eidgenossen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Orte nahmen in dieser Sache sehr entschieden<br />

Parthei gegen Bern (vergl. Eidg. Absch. III. 1, 257, 263).<br />

2) Sonst gewöhnlich das Landgericht Sternenberg genannt; westlich<br />

<strong>der</strong> Stadt bis zur Sense und Saane.<br />

3 ) Mahnung in den Aargau vom 17. Februar (Miss F. 229 b ).<br />

4 ) Schreiben an die Hauptleute im Feld vom 13. Febr. (Miss F. 227).<br />

5 ) Courrendlin, zwischen Münster und Delsherg. Der Vermittlungsversuch<br />

fand im Februar 1486 statt; <strong>der</strong> Vertrag steht im Band C <strong>der</strong><br />

Eidg. Abschiede des Berner Archivs, S. 213 u. ff., ohne Datum.<br />

6) Am 17. Februar (Raths-Man. 50, (51), S. 4—7).


1486 293<br />

abwisung getan, und also <strong>der</strong> probsti possess mit frefnem gwalt<br />

begwaeltiget, welcher handlung si sich vast hoch verwundre, sitmal<br />

ein loblich stat Bern von altem har alwegen sie ein mitlerin<br />

gwesen, semlich unfuoren und ufrueerische spaen ze verkommen und<br />

abzestellen; hätte die verkomnuess von Stans bass bedacht, iemands •<br />

(402) on recht siner besitzung ze entsetzen und krieg | wi<strong>der</strong> [566] an<br />

o<strong>der</strong> vor gebotnem rechten und gmeiner Eidgnossen willen anzevahen.<br />

Noch so begerte, ersuchte und paete si zum höchsten<br />

als muglich, witern und schädlichem schaden ze vermiden, dass<br />

si die iren heim mane, den getanen schaden abtrage, und dem io<br />

Pfyffer abgerissne possess wi<strong>der</strong>kere. Dan, wo das nit bald beschehe,<br />

mug nuet guots daruss entston, so si den iren nit koennid<br />

mit eren verlassen, und doch waeger wäre, irer namhaftigen<br />

staeten einikeit und fruentschaft zuo enthalten.<br />

Einer stat Bern antwort. i,<br />

Uf dis mit vil worten dargetone meinung warnet ein stat<br />

Bern abermals die iren im veld und im Aergoew, sich ze bewaren<br />

1 ) und gab antwort denen von Zürich, ouch in glicher<br />

meinung [567] den andren sechs orten, zuo Lucern versamt'-j.<br />

Nach dargetanen im anfang kurz gemelten Ursachen und urhab, 20<br />

so hab ein stat Bern dis schwebende sach nit unbillich und niemand<br />

ze leid noch ze schaden fuergenommen, sun<strong>der</strong> damit zuvor<br />

bäbstliche ghorsame, allen buenden vorbehalten, ir er und die<br />

iren gerettet und gschirmt, ouch her Hans Meyer, von sinen<br />

altvordren ir lantsaess und erborner burger, bi sinen rechten be- «<br />

libe. Getruew ouch nit, dass ein loblich stat Zürich, <strong>der</strong>o <strong>der</strong><br />

Pfyffer semlicher mauss nit verwant sie, das unbillichen solle,<br />

besun<strong>der</strong> in ansehen vil ergangner pit und beger, nämlich die<br />

(403) Mcht <strong>der</strong> probsti in Sequester ze | legen, biss zuo entlichem<br />

usstrag und entscheid ir bei<strong>der</strong> rechtens; das nie hat moegen *»<br />

fürgang haben. Si sige ouch wol ingedenk <strong>der</strong> verkomnuess von<br />

Stans, und wie die [568] bisshar an etlichen erschossen. Ui.d so<br />

i) Miss. F. 229» vom 17. Februar.<br />

») Diese Antwort siehe Raths-Man. 50 (51), S. 8, 9 vom 18. Febr.


294 1486<br />

die iren nit überzogen, sie si keins willens gwesen, uezt darzuo<br />

ze setzen; hab ouch noch die neigung, einer loblichen stat Zuerich<br />

als iren getrüwen Eidgnossen, ze tuon, was iro lieb und dienst<br />

si. in hofnung, si betrachte selbs, dass ein stat Bern nuet unü<br />

fueeglichs hierin gehandlet, das si ouch ze tuon hinfuer alzit guoten<br />

willen habe. Gönne ouch her Hansen Pfyffern sines rechtens<br />

wol, und was nach Roemschem usspruch erluetret; ob joch die<br />

possess und fruecht unss dar, wie oft begert, nochmal in mittelhand<br />

gestelt, lasse si noch bschehen. Des bischofs halb habe si<br />

10 ein bericht, dabi welle si bliben.<br />

Bericht und afozug von Münster, ingenommen a ).<br />

[569] Hiezwischend was ein bericht zuo Rennendorf um die<br />

und an<strong>der</strong> sachen gemacht, und körnend die reiser uf Reminiscerei)<br />

wi<strong>der</strong> heim, begertend etlich eininger 8 ) mit dem vaenli<br />

15 inzeziehen, ward inen ze antwort: die gesworne statsatzung<br />

möcht es nit erliden. So was des berichts inhalt, dass das<br />

Munstertal einer stat Bern soelte bliben, und darzuo ira <strong>der</strong> bischof,<br />

her Caspar ze Ryn, fuer kost und schmach soelt in<strong>der</strong>t | S. Jörgen (404)<br />

tag 3 ) 5000 Bernerpfund ussrichten und bezalen. Im doch zuoge-<br />

2


1486 295<br />

wenstat und von Friburg zuo un<strong>der</strong>daedingern erbeten: her Dietrichen<br />

von Endlisberg, ritter, schulthesi), und Umbert Geuffi,<br />

statschribern. Und nachdem <strong>der</strong> bischof das versprochen gelt,<br />

so er daran kein miltrung erwerben mocht, bezalt hat, ward des<br />

lands und andrer spaenen halb aber ein vertrag ufgerichtet, nam- s<br />

lieh dass das Muenstertal soelte im und siner stift Basel und iren<br />

nachkommen als ir eigentuom bliben, aber <strong>der</strong> stift Muenster und<br />

irer lueten burgrecht, mit <strong>der</strong> stat Bern [571] gemacht, ouch<br />

ewigen bestand haben 5 ).<br />

Werbung des foischofs und gmeiuer Eidgnossen, das w<br />

Muenstertal ledig ze lassen.<br />

Uf disen vertrag, als die stift und <strong>der</strong>ohalb <strong>der</strong> bischof um<br />

verlorne friheit zuo Muenster noch nit rueewig warend, würben si<br />

,. ,, an ein stat Bern durch eigne und ouch durch gineiner Eidgnossen<br />

ü


296 1486<br />

und einer stift von Basel nuet entwert, noch des sinen abzogen,<br />

ouch nuet hierin unrecht getan, so dem iren, hern Hans Meyern,<br />

<strong>der</strong> probst! recht vom heiligen Roemschen stuol sie zugesprochen,<br />

und hiemit ire tat als rechtsschirm gebillichet. Und ob joch<br />

5 schon, als sie doch in keinen weg verlieft, etwas <strong>der</strong> verkomnuess,<br />

von Stans widrigs gehandlet, so sige doch wol kuntlich, dass<br />

andre oerter die gar nuet gehalten. Beger uner[573]suocht, bi ufrecht<br />

gemachtem bericht ze bliben und gehanthabt werden. Ouch<br />

inen welle geValien, richtig Sachen nit irrig ze machen und an<br />

io diser antwort ein guot beniegen ze haben. Und wie dem allem,<br />

so ward uf den 28. tag November •) <strong>der</strong> drit vertrag, doch diser 28.NOT.<br />

houptsach unver|aendret, von <strong>der</strong> andren spaenen wegen zu Bern (406)<br />

ufgericht.<br />

Entscheidung Biel und Nydow ires wochenmaerkts halb.<br />

15 Ouch so wurdend Nidow und Biel etlicher unrueewiger spaenen<br />

und insun<strong>der</strong>s <strong>der</strong> wochenmaerkten halb entscheiden, dass Nydow<br />

uf die moentag, und Biel uf die don<strong>der</strong>stag soeltid maerkt halten,<br />

und zuo beiden maerkteu menglichen ze koufen und ze verkoufen<br />

frier zuogang gestattet werden 2 ).<br />

so (574] Versienuug und burgrecht margraf Philips vom<br />

Roeteln etc.<br />

In dem jar kam gon Bern her Rudolf, <strong>der</strong> alt margraf von<br />

Nuewenburg 3 ), sinen sun Philippen, des kuengs von Frankrich in<br />

Burgun marschalken, gegen einer stat Bern und ir lantschaft,<br />

25 insun<strong>der</strong>s Erlach und Nidow, ze versienen und in burgrecht ze<br />

bringen 4 ). Was im vor oft, wie wol er darum drungenlich hat<br />

•) Schon am 18. October hatte <strong>der</strong> Bischof ein neues Restitutiousbegehren<br />

gestellt. (Raths-Man. 51 (53), S. 53.)— Von dem hier erwähnten<br />

dritten Vertrag ist nichts zu finden.<br />

») Veigl. Miss. F. 361" vom 11. Dezember.<br />

8 ) Rudolf von Hochberg-Küthelen, Herr von Neuenburg.<br />

4 ) Demselben wurde -- nach längern Berathungen — am 24. Juni gestattet<br />

vor den Rath zu treten. (Raths-Man. 53 (52), S. 92.)


I<br />

1486 297<br />

geworben, sit <strong>der</strong> zit, do <strong>der</strong> herzog von Burgun die iren zuo<br />

Granson hat erhaenkt, dabi <strong>der</strong> jung margraf solt sin gewesen,<br />

verzuegen und abgschlagen, wan ouch die wiber[575| trowten, si<br />

welid in mit kunklen ze tod schlahen, deshalb <strong>der</strong> jung her<br />

dorfst nienan in einer stat Bern gebiet, ouch nit heim gon Nue- s<br />

wenburg kommen. Also mit treffenlicher entschuldigung, hoher<br />


298 1486<br />

<strong>der</strong> gwerb, fuer einen disen landen <strong>der</strong> nuezlichest und notwendigest,<br />

wol fuersehens und insehens bedarf, einer fuer | sichtigen (408)<br />

stat fuernaemlich zuokoerend ze beraten und ze verwalten.<br />

Handlung wi<strong>der</strong> reisgloeuf.<br />

6 Uf den 6. tag Ougst, was sontag, sind rät, burger und Ungut<br />

gmeind, fremd und heimsch, meister und knecht, uf dem rathus<br />

zuosammen berieft, hond ernueweret und gsworn den eid, wi<strong>der</strong><br />

mutwillig reissgloef ufgsezt; dabi geraten, die gelofnen heimzemanen<br />

und [578] die lieimkomnen ze strafen und als erlös ins<br />

io todbiich ze schriben').<br />

M<br />

Die schnöden klei<strong>der</strong> und butzen verboten.<br />

Item, den schnoeden kurzen klei<strong>der</strong>n ein maess, und 5 pfund<br />

buoss ufgelegt, item die butzenantlitz und hosenlumpen heissen<br />

leisten').<br />

Den eignen lueten uss stat und land geboten.<br />

Item, in stat und land geboten, dass alle, so eigen luet sind<br />

und we<strong>der</strong> teil noch reiskosten geben, in jarszil uss ir stat,<br />

landen und gebieten ziehind 3 ).<br />

Frinng Buchse.<br />

20 Ouch gsehriftlich den hohmeister von Rodiss 4 ) ankert, des<br />

huses Buchse eigenluet ze frien z'verwilligen; | denn si in iren (409)<br />

gebieten und landen kein eigen luet halten wellid.<br />

2s<br />

Volstreckuug <strong>der</strong> Ordnungen durch die venner und<br />

amptluet.<br />

Und dis eid und Ordnungen zuo vol [579] strecken, ouch gwer<br />

und harnesch ze besichtigen, die vier venner in die vier land-<br />

|) Vergl. Raths-Man. 53 (52). S. 166.<br />

2j Mandat in «Statt und Län<strong>der</strong>» vom 20. November (Miss. F. 356").<br />

3) Raths-Man. 51 (53), S. 33 vom 11. October.<br />

4) Das Haus von (MünchenJ-Buchsee gehörte dem zu Rhodus residirenden<br />

Maltheser-Orden. Das Schreiben steht lat. Miss. C. 314 (vom 5. April).


i486 299<br />

gricht ussgesendt; ouch iren amptlueten desglichen ze tuen zuogeschriben.<br />

Trostburg, die von Halwil konft.<br />

Item, Trostburg 1 ), schloss und herschaft, her Hansen von<br />

Halwil gönnen ze koufen von denen von Rinach 2 ). 5<br />

Der kronick verkoeufer gestraft.<br />

Item, die alte grichtschriberin 3 ), ouch die, so damit umgangen,<br />

um verkoufte kronick gestraft, und von ir die biecher und<br />

brief, einer stat zuoghoerend, ervordret.<br />

Uf die fritag nuet dan <strong>der</strong> stat sacheu im rat ze hamllen, 10<br />

Satzung.<br />

Uf S. Gallentag 4 ) hond rät und burger dis Ordnung gemacht,<br />

[580] <strong>der</strong> schultes und raet gsworen, und al Ostermentag die<br />

(410)ze sweren bevolen, nämlich: | dass uf die fritag im rat nuet an<strong>der</strong>s<br />

sol ze beraten und ze vertigen fuergenommen werden, und 15<br />

ein schultes niemand fuerlassen, denn <strong>der</strong> stat sachen berierend,<br />

als Satzungen, Ordnungen, urteilen, biiw und an<strong>der</strong>e zuovallende<br />

gschaeft, ze beraten und ze verschaffen notwendig.<br />

Bnss versumter ratsstund.<br />

Ouch so sond <strong>der</strong> schultes und die rat, so anheimsch sind, 20<br />

sich bim eid im rat lassen finden, und welcher zuo summerszit<br />

um die suebne und winter um die achte morgens nit erschint,<br />

sond die weibel bi iren eiden von im 2 plaphart biiss on gnad<br />

ziehen, einen behalten, den andren S. Vincenssen geben, —<br />

') Trostbnrg bei Kulm im Aargau, jetzt verschwunden.<br />

2) Am 7. August (Ratha-Man. 53 (52), S. 179).<br />

3 ) Die Wittwe des Gerichtschreibers und Chronisten Diebold Schilling,<br />

welche, wie es scheint, Abschriften <strong>der</strong> Stadtchronik verkaufte und amtliche<br />

Aktenstücke zurückbehalten hatte. Raths-Man. 53 (52), S. 158 (26. Juli).<br />

4) 16. October, vergl. Raths-Man. 51 (58) 118.


300 1486-1487<br />

S. Vincensen stuer.<br />

[581J — <strong>der</strong> ouch <strong>der</strong> zit von hus ze hus, stuer nach iedesse<br />

willen ufzenemen, ist") umgangen.<br />

Summ ingezogner teil, schuhlenbezalung und restanz.<br />

-5 Taell, in vergangnen jaren in stat und land <strong>der</strong> ganzen herschaft<br />

Bern ufgelegt, zuo end dis jars durch die taelherren Niclausen<br />

Torman und Meyenberg ingezogen und verrechnet, hat bracht ab<br />

dem land 28368 pfund, in <strong>der</strong> stat 6402 pfund und 9 Schilling,<br />

macht die summ in stat und land | 34770 pfund und 9 Schilling (411)<br />

io Berner 1 ).<br />

Ussgeben an schuld und ablosung 34578 pfund 5 Schilling<br />

10 pfennig. Restanz 192 pfund 3 Schilling, 3 pfennig 2 ).<br />

1487.<br />

[582 leer].<br />

15 [583] Babst: Innocentius VIII. 3. Keiser: Fridrich III. 48.<br />

Roemscher kuong: Maximilian 2. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 4.<br />

Schultes: von Diesbach 7.<br />

Des babsts Satzungen, von einer stat Bern willig<br />

angenommen.<br />

so Im jar Cristi Jhesu 1487. Der Römisch babst, des Türken,<br />

des Napolschen kriegs, ouch siner fleischlichen künden halb und<br />

sust gelts dürftig, schikt uss in al sine gebiet, die weltlichen<br />

mit hochgepredigetem ablas und die geistlichen mit richem zechends<br />

zehenden ze beschaetzen. Wurdend dis bed Schätzungen<br />

25 von einer stat Bern gutwillig angenommen und in al ir herschaft,<br />

verwantschaft und nachburschaft mit pit und gebot nissig und<br />

ernstlich ver-[584]kuendt, die in ir stat von irem tuomprobst, her<br />

Johansen Armbrostern, gedachter Schätzungen baebstlichen commissari<br />

und Verwaltern ze beziehen und abzerichten. Und sem-<br />

») Von frem<strong>der</strong> Hand wurde ergänzt: <strong>der</strong> rat. St. und W. lasen, nach<br />

an<strong>der</strong>n Copien: (in) <strong>der</strong> stat.<br />

') Rechnungsablage am 28. October. (Raths-Man. 51, (53) 105.) Demnach<br />

ertrug die Teile vom Lande 14478 Gulden o<strong>der</strong> 28368 Berner Pfund.<br />

') Soll heiesen 2 Pfennig, da <strong>der</strong> Schilling zu 12 Pfg. gerechnet wird.


1487 301<br />

(412) liehen | einer insun<strong>der</strong>s dem Roemschen stuol andächtigen stat<br />

Bern guoten willen schuf vermeinte irer nuewen stift durch ablas,<br />

ufnung und baebstlicher heilikeit gunst und gwalt wi<strong>der</strong> den Tuetschen<br />

orden, durch zuogelasnen und gefuerdreten zehenden zuo erlangen.<br />

Hat ouch <strong>der</strong> sacken kalb genanten iren probst des jars 5<br />

zweimal nit on gold und brief gon Rom ververtiget'). So wäret<br />

<strong>der</strong> voll ablas von Oculi biss Judica — dock vom Constenzer-Roemseken<br />

ablas nit ungebindret — und <strong>der</strong> zekend seknit ein jar.<br />

[585] Des keisers unkraeftige tagleistung und tellung.<br />

Desglicken, so vordret <strong>der</strong> Roemsch keiser, wi<strong>der</strong>n Türken, io<br />

Ungern und Venedig, an die stand des Roemschen richs und an<br />

den Schwaebschen pund, von im nuewlick zuowi<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eidgnosckaft<br />

ufgericht' 2 ), stuer und hilf; <strong>der</strong>en im doch, wie wol er rechter des<br />

richs und punds obrer, wenig gediet, so nit gotsdienst und ablas,<br />

wie <strong>der</strong> babst, fuerwenden mocht; zuo Nuerenberg vil riet, und 15<br />

luetzel ussricht 3 ).<br />

Herlicher sig herzog Sigmunds wi<strong>der</strong> die Yenedier.<br />

Aber herzog Sigmund von Oesterrich, mit hilf <strong>der</strong>en von<br />

Zuerich, [586] Turgoew und Grauwenpund, so die andren oerter<br />

ermant, — ein teil mit Saffoy und ein teil mit Wallis verheft, nit 20<br />

(413) zugend, — schlug die Ve-1 nedier vor Roverik 4 ), das er ouch gwan<br />

und zerschleipft. Kam da mit nämlicher zal, über 5000, um, <strong>der</strong><br />

zit un<strong>der</strong> den Waelscben <strong>der</strong> verruemtst kriegsfuerst, <strong>der</strong> Venedier<br />

kouptman, ker Robert von Sant Severin 5 ), und ouck sin sun, ker<br />

Antoni Maria, von graf Hansen von Sonnenberg in eim versprock- »5<br />

nen kämpf riterlick erwürgt. Also bracktend d'Eidgnossen ouck<br />

davon er, lob und dank.<br />

') Instruktion vom 1. Mai 1486 im lat. C. 327 u. ff. Von <strong>der</strong> zweiten<br />

Sendung ist nichts zu finden.<br />

') Der eigentliche Abschluss fand statt am 14. Februar 1488; die bezüglichen<br />

Verhandlungen begannen aber schon früher.<br />

3 ) Reichstag zu Nürnberg, Anfg. Oktober 1487.<br />

4) Roveredo in Südtyrol; am 10. August 1487.<br />

5 ) Derselbe ertrank auf <strong>der</strong> Flueht.


302 1487<br />

[587] Beschlossne vereinung mit dem Roemscheu kueug, und<br />

gmeiuer Eidgnosseu keiserliche friheiten bestaet.<br />

So was <strong>der</strong> Roemsch kueug im Ni<strong>der</strong>land uurueewig, warb<br />

einsig an gmein Eidgnossen um verzeichneter vereinung beschluss,<br />

s den er von Zürich, Bern, Zug und Solaturn enpfieng 1 ). Gab<br />

hieruf den im vereinten orten, nach fuergschribner form, begerte<br />

irer keiserlichen friheiten bestaetigung.<br />

Bestätigung keiserlicher friheiten einer stat Bern.<br />

Also ward einer loblichen stat Bern, die sich ouch mit einio<br />

zelichem ort Zürich, da si bschlossen ist 2 ), in dis erlich und loblich<br />

vereinung ze gon hat verwilliget, ir wolhargebracht hohe<br />

friheit vom Roemschen I kueng Maximilian, zuo [588] Antwerp uf ^J*)<br />

(). Nov.<br />

den sechsten tag November bestaet, verbrieft und zuogesendt 3 ).<br />

i5<br />

Von herzogen von Beyern an gmein Eidgnossen gsüchte<br />

vereiuung.<br />

In dem so hond ouch die herzogen von Beyeren, Joerg und<br />

Albrecht, durch herzog Sigmunds anbringen und durch eigne<br />

boten, zuo Hall im Intal ein vereinung mit gmeiner Eidgnossen<br />

boten, dahin ins fuersten kosten berieft, verzeichnet 4 ); allein von<br />

20 Lucern anzenemen geraten, aber von den andren orten güetlich<br />

angestelt. So begert herzog Wolfgang von Beyeren sinen pfenig<br />

zuo Diessenhofen zuo verzeren; ward im, mit geding fridens, vergoent")»).<br />

*) Güetlich bis vergönt später am Rande nachgetragen; ursprünglich<br />

stand: abgeschlagen.<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. 111. 1, S. 262, 268, 275, 277, 279.<br />

') Tagsatzung zu Zürich vom 11. September 1486.<br />

3 ) Original im Berner Staatsarchiv.<br />

•) Eidg. Absch. III. 1, S. 276 und 278.<br />

5 ) Nach Eidg. Absch. III. 1, S. 283 wurde die Antwort verschoben,<br />

eine spätere Entscheidung ist aber nicht erwähnt.<br />

t


1487 3Ü3<br />

Bern und Lucern meinuug diser vereiuungen halb.<br />

Jeztgemelter vereinungen einer stat Bern wol und wise betrachtung<br />

zeigt an dise missif, Zuerich zuogesenti):<br />

Missiv.<br />

Unser fruentlich etc. Als wir dan nächst, uf beger und an- 5<br />

bringen uewer liebe, unser treffenlich ratsbotschaft zuo [589] unseren<br />

Eidgnossen von Lucern gevertiget, und <strong>der</strong>o, als ir wuessen,<br />

bevolhen, mit in <strong>der</strong> langgesuochten loblichen einung halb des<br />

Roemschcn kuengs red ze halten und si ze bitten, in die selben<br />

ze gon und sich von uns und andren, wie denn das mit witren 10<br />

(415)mitlen und notdurften vor kleinem und grossem | rat dargetan,<br />

nit zuo suendren: haben wir uf selichs verstanden, was dan <strong>der</strong><br />

selben unser ratsbotschaft begegnet und das selb gehandlet, also<br />

das ir 5 ) meinung nit ist, selich vereinung anzenemen, mit dartuon,<br />

dass si sust und in andren gestalten dem heiligen Roemschen 15<br />

rieh verwant, und nit sich witer zuo verpflichten. Zuo dem so hab<br />

uns Eidgnossen das hus Oesterrich nie wol erschossen, und sich<br />

unser gnädiger her <strong>der</strong> keiser von alter har geneigt und geflissen,<br />

ein Eidgnoschaft zuo vervaellen und un<strong>der</strong> sich zuo bringen. Aber<br />

die herzogen von Beyern, die uns mit salzkouf und andrem wol 20<br />

dienen und zuoston mögend, die wellen wir verachten? Das und<br />

an<strong>der</strong>s ermessen, habid si beschlossen, mit uns noch andren in<br />

einich vereinung ze gan. Getruewen lieben Eidgnossen! wir<br />

moechtend gar wol liden, <strong>der</strong> handel und vorab unser aller lob,<br />

ruom und er wurd in andren gstalten dan also betrachtet, [590] *<br />

und nit so lichtlich un<strong>der</strong>standen, in uns zuo bilden, mit dem hus<br />

Beyeren o<strong>der</strong> andren in einung ze gan und dadurch wi<strong>der</strong> brief<br />

und sigel, es sig <strong>der</strong> staeten am Rln o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> sachen halb, ze<br />

handien. Dan was gluecks und heils davon entstan, mag uewer<br />

lieb wol ermaessen. Diewil aber die sachen also harrueren, und w<br />

•) D. Miss. F. 505.<br />

») — Nämlich <strong>der</strong> Luzerner.


304 1487<br />

nit an den selben unsern boten a ): ist dennocht etwas fruentlicher<br />

meinung von sundren personell begegnet, also dass witer tag<br />

durch uns angesezt und von andren mitlen und gestalten geret<br />

wurd. So haben wir uwer liebe | selichs wellen verkünden, mit (416)<br />

s fruentlicher pit, an des Roemschen kuengs anwaelt selichs ze bringen,<br />

damit selich uneinikeit zuom besten gezogen mug werden.<br />

Wiewol wir, ungehin<strong>der</strong>t dess alles, unser zusagen, brief und<br />

sigel nuet dester min<strong>der</strong> halten, und die keins wegs on gute verwilligung<br />

laezen noch mindren wellen, mit <strong>der</strong> hilf Gots, <strong>der</strong><br />

io uwer brie<strong>der</strong>lich lieb geruoch ze enthalten. Datum Samstag vor<br />

Katherinae') anno 87.<br />

[591] Botschaft vom kueng von Fraukrich an gmein Eidguossen<br />

wi<strong>der</strong> die Roemsch kuengsche vereinung.<br />

Uf obgemelte vereinung des Roemschen kuengs beklagt sich<br />

15 durch sine botschaft <strong>der</strong> kueng von Frankrich, sun<strong>der</strong>lich vor<br />

einer stat Bern 2 ) und zuo Zürich vor gmeinen Eidgnossen, vermeinend,<br />

die siner 3 ), so er mit gmeinen Eidgnossen hätte, widrig<br />

ze sin, sitmal si bed in wi<strong>der</strong>waertikeit stiendid. Begerte mit<br />

inen ze sin, wie sin vater selig waere gwesen. Ward im geant-<br />

20 wort: die gemachte vereinung mit dem Roemschen kueng waere zuo<br />

friden <strong>der</strong> landen dienstlich und in keinen weg den älteren puenden<br />

nachteilig; wellid, so ver muglich, inen beden tuen, was den<br />

6ren gemäss 4 ).<br />

[592] Von krieglichem span zwischen dem herzogen von<br />

25 Saffoy und dem margrafen von Salut/.. Bern und<br />

Friburg harzii gemant.<br />

Vor und im anfang diss jars hat sich erhäbt ein krieglicher<br />

span zwischen dem herzogen von Saffoy, | Carlin, und sinem (417)<br />

») Vielleicht ist zu ergänzen: erwindet.<br />

i) 24. November.<br />

«) Eine franz. Botschaft ist im Raths-M. vom 17. Juni (R.-M. 56, S. 21)<br />

erwähnt, doch ohne Angabe <strong>der</strong> Verhandlungen.<br />

») Nämlich: Vereinung.<br />

4 ) Davon steht nichts in den Eidg. Abschieden zum Jahre 1487. Erst<br />

1488, 16.-24. Juni (E. A. III. 1. 294).


1487 305<br />

gsipten, margrafen Ludwigen von Salutz 1 ), von wegen dass <strong>der</strong><br />

margraf sich an kueng von Frankrich hielt, vom herzogen, sinem<br />

lehenhern, oft ersticht, nit lehen wolt enpfahen, desse wapen<br />

dannen und des kuengs dartaet, sine wi<strong>der</strong>spaenigen ufkielt, im<br />

darzuo mit hilf [593] <strong>der</strong> Franzesischen Delfinateren -) etzliche 5<br />

schloss und plaez, unverwarter ören, verächtlich 3 ) innam. Deshalb<br />

<strong>der</strong> herzog, zuor gegenwer getrungen, zuo siner ristung sine<br />

pundgnossen Bern und Friburg durch sinen hofmeister, her<br />

Petern von Piemes, rittern, hern zuo Brandis und burgern zuo<br />

Bern 4 ), anruoft, manet und begert im zuo hilf fünfhun<strong>der</strong>t gwapneter io<br />

man zuozeschicken 5 ).<br />

Ton Bern und Friburg dem herzogen zuegesante hilf.<br />

Nach dem nun die bed staet von ii'em alten puntgnossen,<br />

dem herzogen, oft ermant, disen krieg zwei jar, in hofnung<br />

fruentlichs [594] o<strong>der</strong> rechtlichs Vertrags, mit vil und oft an die u,<br />

partlen, an das Delfinatisch parlament, und an kueng selbs angesuochter<br />

berichtung haftend on beschuss hin<strong>der</strong>halten, — von ir eren<br />

und prlicht wegen begaben si sich, begerte hilf ze geben, mit<br />

semlichem geding, dass er si allein zuo schirm und huot sines libs<br />

(418) unzerteilt bi im soelte halten und | an kein an<strong>der</strong> ort brachen 6 ). Uf 20<br />

das so liess ein ersam stat Bern, er zuo beziehen, drihun<strong>der</strong>t<br />

redlicher, wolgerister knecht, so vor ir er mit muotwilligem kriegsloufen<br />

nit verlezt hattend, erwaelen, gab inen vom kleinen rat<br />

zum houptman den vesten Gylian Sumerow, genemt von Ruemlingen<br />

7 ), und [595] zum vaenli Jacob Koli, mezgerhantwerks, «<br />

einen starken burger, desglich die von Friburg zweihun<strong>der</strong>t, uni)<br />

Saluzzo im westlichen Piemont, an die Dauphine" gränzend. Ueber<br />

den Aufstand des Markgrafen Ludwig II. s. Gnichenon tome II, S. 577 u. ff.<br />

2) Die Bewohner <strong>der</strong> Dauphine.<br />

3) D. h. ohne Beobachtung <strong>der</strong> sonst üblichen förmlichen Kriegserklärung.<br />

4) Ueber ihn vergl. oben S. 231. A. 1 u. 2.<br />

ä ) Am 22. Dez. 1486 (Raths-Man. 54 S. 2), und zuvor schon wie<strong>der</strong>holt.<br />

») Schreiben vom 4. Januar 1487 lat. Miss. D. 81 b .<br />

7 ) An Stett und Län<strong>der</strong>, vom 3. Januar (MiBsb. F. 370.) Der Hauptmann<br />

heisst immer nur Gilian von Rümlingen.<br />

20


306 1487<br />

<strong>der</strong> irem schultes her Dietrichen von Endlisberg, rittern; zugend<br />

uss uf den achtenden tag Jenner.<br />

s. Jan.<br />

Be<strong>der</strong> staeteu botschai't, zn mit ICH o<strong>der</strong> dem<br />

abzusagen.<br />

margrafen<br />

5 Schiktend ouch mitan ire ratsboten — Bern junkhern Joergen<br />

zuom Stein, Friburg her Petern Paviliard — mit gebner<br />

credenz und Instruction, zuoglich an den herzogen und an margrafen,<br />

nämlich fruentlichen o<strong>der</strong> rechtlichen bericht ze machen,<br />

o<strong>der</strong> dem margrafen, wo er, wie bisshar, unghorsam weite verio<br />

harren, mit gebnem absag[596]brief ofne vehd und vigendschaft<br />

anzesagen').<br />

Tat <strong>der</strong> frien Tuetschen* knechten und belaegerung <strong>der</strong><br />

stat Salutz.<br />

Als nun be<strong>der</strong> staeten kriegsluet und boten gon Jenf zuo zuiö<br />

gend, hat <strong>der</strong> herzog vor den frien houptman Cuoni Lossnern<br />

von Solaturn, desse venner, hans Kutler von Bern'-), mit einer<br />

zal uf 300 Tuetscher Eidgnossen und lanzknechten, vom Roemschen<br />

kueng uss dem Ni<strong>der</strong>land haruf kommen, zuo Jenf in sinen<br />

dienst ufgenommen, und die mit sinen reisigen und fuossvolk ab| (419)<br />

»o dem Jenferse, nachdem und sie im etzliche plaez,") [599] staet und<br />

schloss erobreten, fuer die stat Salutz ze ziehen verschaffet. Und<br />

als si dorfuer komend, brach ein starker zueg haruss, meint si<br />

dannen ze schlahen; gab das gluek, dass si si dapferlich wi<strong>der</strong><br />

hinin schluogend, iren houptman mit einer zal reisigen tod heruss<br />

25 und <strong>der</strong> stat belaegerung gewunnen und behieltend.<br />

[597] Be<strong>der</strong> staeten knechten ankunft und laeger vor Salutz.<br />

Indem, uf den sechsten tag Hornung, uss guotem, aber uebel«. Febr.<br />

gehaltnem geheiss des herzogen, kamend be<strong>der</strong> staeten gesanten<br />

*) Das folgende steht auf dem obern Theil von S. 599, versetzt.<br />

l ) Am 7. Jan. (Raths-Man. 54, S. 22.) Instruktion an Ueorg vom Stein<br />

im lat. Miss. D. 80—82.<br />

') Ueber ihn vergl. auch oben S. 28S.


1487 307<br />

— zuo Friburg vast wol, bim herren von <strong>der</strong> Kammer 4 ) lidig, bim<br />

fuersten er lieh, und sust um und um unwertsam enpfangen —<br />

ouch hinzu zuo den grafen von Gryers -), die da sich uss und uss<br />

wol und truewlicli mit inen hieltend, lagerten sich zusammen ein<br />

sit <strong>der</strong> stat zuo des fuersten geschuez, uebel mit buechsenmeistern 5<br />

und pulver versehen, ouch selber uebel gewapnet. So lag <strong>der</strong><br />

herzog mit 2000 reisiger nah bi inen in sant Bernhardins kloster.<br />

Redliche kriegstat <strong>der</strong> Salutzer.<br />

Und als nun die stark und wol besezt stat mit fuenf laegeren<br />

umlageret ward, beschah davor on sundren schaden etwe menger 10<br />

scharmuz, dan wie zuom anfang einer, wie obgemelt, was ergan-<br />

21. Fek. gen, also uf den 21. tag Hornung, mit artlichem anschlag, bra-<br />

(420) chend heruss ob 300 man zuo ross und z'fuss, | in wisse hem<strong>der</strong><br />

angeleit, vielend in <strong>der</strong> von Thuering 3 ) [598] und Carnian 4 ) laeger,<br />

schluogends druss, verbrantends, erstachend vil und namend inen ein 10<br />

vaenle. Es wäre ouch keiner entrannen, wo si <strong>der</strong> von Gryers<br />

und die Eidgnossen nit haettid manlich erret, welche die vigend<br />

so hart trungend, dass abermals ir vil usset <strong>der</strong> stat muosstend<br />

entfliehen o<strong>der</strong> sterben. Kostet 4 Eidgnossen.<br />

Ein stürm. 20<br />

Hienach über 3 tag, was <strong>der</strong> pfaflen vassnacht 5 ), huob <strong>der</strong><br />

von Gryers ein ungewarten stürm an mit hilf <strong>der</strong> Eidgnossen,<br />

zergieng on merklichen schaden, brachts doch dahin, dass si vom<br />

friden hören woltend, aber die knecht sagtend, die houptluet weltid<br />

in ir seckel friden. Uf die misshelluug ward sin gschwigen. 25<br />

Ein andrer stürm.<br />

Also ward ein anschlag, dass alle laeger gmeinlich eins ani)<br />

Herr von Chainbery, Vatersbru<strong>der</strong> und Vormund des jungen Herzogs,<br />

vergleiche oben S. 206 und 208.<br />

2) Graf Ludwig von Greyerz war mit 1200 Mann im Lager des Herzogs<br />

(Guichenon IL 578).<br />

3) Turin.<br />

4) Carignan, in Piemont, 4 Stunden von Turin.<br />

•'') Der. Sonntag Esto mihi, war 1487 am 25. Februar.


308 1487<br />

grifs uf die jungen vassnachti) frie soeltid stuermen. Stundend<br />

d'Eidgnossen geruest vom morgen biss z'mittemtag. Nachdem<br />

do kein bericht ftmden was, huobend die herren von Gryers, <strong>der</strong><br />

graf von Jenf und d'Eidgnossen an stuermen, meintend, das<br />

5 ganze her wäre dran, so luogtend die andren inen zuo. Do zugend<br />

si nach zweier stunden harts gevechts ouch ab, liessend | 6 knecht(421)<br />

tod dahinden, blibend ouch uss gebot irer obren fuerahin ungstuermt<br />

vor <strong>der</strong> stat ligen 2 ); dan we<strong>der</strong> manheit noch rettung bi grossem<br />

her sich da wolt erzeigen.<br />

io<br />

[599] Sorg he<strong>der</strong> staeteu um die iren im laeger.<br />

Da nun die bed staet vernomend, dass die iren in sorglichem<br />

laeger [600) lagend. uss grosser beschwerd und missvallen, so si<br />

namend darab und ab dem herzogen, dass er die iren, wi<strong>der</strong><br />

gedingten bevel, in die sorgliche belaegerung hat geben, schribend<br />

15 und entbutend im und den houptlueten, dass si die iren, so zuo<br />

semlicher schweren sach zuo luetzel und zuo entschuetten zuo ver<br />

wärid, in schirm und huot bewartid, nit in gevar fueertid o<strong>der</strong><br />

staktid, kein stürm noch angrif tun liessid; wan doch <strong>der</strong> kueng<br />

von Frankrich sich <strong>der</strong> sach un<strong>der</strong>zug, hiesche recht und <strong>der</strong><br />

20 iren, als im vereinten, abmanung 3 ), weite ouch, wo nit früntlichers<br />

im begegnete, sinen gwalt daran setzen, dagegen [601] inen nuet<br />

wäre noch gebuere ze handien. Hierum so wäre ir entlicher<br />

ernstlicher wil, dass si nach fruentlichem o<strong>der</strong> rechtlichem bericht<br />

uf des wi<strong>der</strong>teils erbietung zuo merem glimpf annemid, o<strong>der</strong> die<br />

25 iren, boten, houptlüt und knecht, bi iren gswornen eiden abund<br />

heimziehid.<br />

t) Den 27. Februar.<br />

2) Bern und Freiburg reklamirten wie<strong>der</strong>holt gegen die dem Vertrage<br />

zuwi<strong>der</strong>laufende Verwendung ihrer Truppen zum Sturm und untersagten<br />

ihren Hauptleutcn die Betheiligung (Miss. F. 389. 391. 395)<br />

3) Der König von Frankreich beschwerte sich in Bern über die Hülfeleistung<br />

gegen den von ihm begünstigten Markgrafen von Saluz. Bern<br />

sandte desshalb am 13. Januar den Venner Kaspar Hetzet an den König<br />

(lat. Miss. D. 84).


1487 309<br />

Von einem manlichen gevaecht, von dein frlen<br />

harsch erobret.<br />

Un<strong>der</strong> disen dingen hattend sich die margraefischen nacli<br />

(422)bi <strong>der</strong> stat an eim berg, uf 4000, am | aben versäumet, die<br />

herzogischen vor <strong>der</strong> stat ze ubervallen. Und als aber die frlen 5<br />

Tuetschen |602] ir gwar wurdend, zeigtend si's den verordneten<br />

be<strong>der</strong> staeten an •), ob si die vigend weltid helfen unversehen<br />

angrifen? Ward inen von den houptlueten strax abgschlagen, als<br />

so allein uf des herzogen lib ze warten verpflicht waerid; die ouch<br />

den iren inen ziizeziehen streng verhütend. Und also moraedigs u<br />

frie vor tag zoch das tri vaenli Cuoni Lossners, mit etlicher zal uf<br />

40 Gaschgunischer boegneren 2 ) und mit so vil reisiger, welcher<br />

houptman was <strong>der</strong> her von Serva, stil, on trummen und pfifen,<br />

den berg hinuf an d' vigend, greifs an, erschlug ein zal, und<br />

zerstroewt mit kleiner gwarsamer macht [603] ein grosse un- is<br />

gwarsaine; dan ouch im angrif das Jenfisch sevolk 3 ) hin<strong>der</strong>m vaenli<br />

was abgerissen. Also kamend die frlen knecht mit etlicher tat<br />

und gwin on merklichen schaden wi<strong>der</strong> in ir laeger. Und do die<br />

verordneten bei<strong>der</strong> staeten knecht dis lobliche tat vernomend,<br />

ward kumerlich gscheiden, dass die houptlflt nit erstochen wur- so<br />

dend; vermeintend, es wäre inen schmaechlich, dass si nit bi semlicher<br />

tat gewesen, und wo not, nit gewftst die iren ze retten.<br />

Der herzog mit hilf bei<strong>der</strong> staeten ein schlacht gwuunen.<br />

9. Man. Hernach bald, uf den 9. tag Merzen, erhuob sicli ein zueg<br />

Delfinater und Salutzer, ire stat zuo entschuetten. Von stund an &<br />

(423) [604] zugend im die herzogischen, <strong>der</strong> | her von Serva und Gryers,<br />

mit den verordneten be<strong>der</strong> staeten entgegen, liessend die frlen<br />

knecht, zuo verhietung eines ussbruchs, vor <strong>der</strong> stat ligen, griffend<br />

in an, erschluogend mit irem houptman, her Franzen von Vyen-<br />

') Die Städte Bern und Freiburg hatten ihre Abgeordneten im Lager<br />

<strong>der</strong> Ihrigen.<br />

2) Bogenschützen aus <strong>der</strong> öascogne.<br />

3 ) Die Anwohner des Genfersees als Uuterthanen von Üavoieu.


310 1487<br />

noys ob 600 man, und gewan <strong>der</strong> herzog mit hilf siner pundgnossen<br />

einen semlichen sig, dass im fuorahin kein gwaltiger<br />

feldzueg me begegnet. Und darum diser taten, ja diss kriegs<br />

lob und ruom, fuernemlich und nit unbiilich den Tuetschen, wie<br />

5 wol ir wenig, zugelegt mag werden, sitmal an andren orten, da<br />

si nit gsin warend, das herzogisch fuossvolk also flüchtig, dass [605]<br />

ein kleine zal Salutzer uf einmal 18000 Montaviser •) verjagtem!.<br />

Be<strong>der</strong> staeteu nachzug und botschaft.<br />

Da nun die bed staet <strong>der</strong> iren gluek mit fröd vernommen liatio<br />

tend, und aber dabi gewarnet, wie <strong>der</strong> unrueewig unruowstifter,<br />

her Philip in <strong>der</strong> Press -), wi<strong>der</strong> sinen veter, den herzogen, und<br />

wi<strong>der</strong> sine helfer, die bed staet, — die in doch bi sinem land behalten<br />

3 ), aber sinen bruo<strong>der</strong>, den vertribnen graten von Remond 4 ),<br />

<strong>der</strong> nuewlich zuo Morse 5 ) etlich Züricher gevangen und browt, nit<br />

15 woltend lassen inkommen 6 ) - im schin kuenglichs gwalts ein<br />

grossen |606] zueg im Delfinat uss des kuengs landen seit versanden'),<br />

darzuo so was des kuengs botschaft ungmachts Vertrags<br />

vom herzogen abgscheiden: berietend sich die bed staet, dem herzogen<br />

und den iren ein Stärkung ze tuen 8 ); <strong>der</strong>ohalb ein | stat (424)<br />

2« Bern meint 3000 man usszenemen. Harzuo erbutend sich ungemant<br />

Basel, Solaturn und Wallis. Damit aber dise staerkung nit<br />

ein stärke stärkers kriegs, und doch den iren geholfen wurde,<br />

beriet si sich witer einer mindren zal, nämlich tusent wolgeruester<br />

man ze senden, die si von stund an erwält und uf den andren<br />

25 tag Aprellen mit eim vänle, trüg Michel Uttinger, un<strong>der</strong>m ver-2.April.<br />

ordneten houptman Niclausen [607] zur Kinden, von pfistren ven-<br />

!) Piemontesen.<br />

2) Vatersbru<strong>der</strong> des Herzogs Karl.<br />

3) Siehe oben S. 206.<br />

4) Graf Jakob von Romont:<br />

*) Morges in <strong>der</strong> Waat, deutsch Morsee.<br />

6) Vergleiche oben S. 210.<br />

7 ) Von diesem Gerüchte ist schon die Rede in einem Schreiben von<br />

Bern an die Hauptleute vor Saluz vom 10. März (Miss. F. 403").<br />

8 ) Schon am 10. März hatte Bern ein neues Aufgebot erlassen iMiss. F<br />

397>>).


1487 311<br />

ner, zuom nächsten den iren in Pemont llends zuozeziehen, abgevertiget<br />

1 ). Des glich Friburg ouch tat.<br />

Entschuldigung und ursach des uachzugs.<br />

Schribend zuvor gmeinen Eidgnossen, dem alten margrafen<br />

Rudolfen, <strong>der</strong> in nächster karwuchen starb 2 ), und dem jungen 5<br />

von Nuewenburg, und insun<strong>der</strong>s dem kling von Frankrich, dass si<br />

dise staerkung nit zuo erhaltung kriegs, sun<strong>der</strong> zu fuerdrung frids<br />

und zu sicherer heimbeleitung <strong>der</strong> ireu getan, bätid sin kuengliche<br />

majestät, darzuo — wie dan si ouch weltid — beholfen ze sin 3 ).<br />

Schiktend ouch ire ratsboten, von Bern den verständigen, red- w<br />

liehen Ursen Wer<strong>der</strong>n, von Solaturn gebornen, zuoin herzogen 4 ),<br />

und zu den iren im feld, in und si abermals, wie vor oft, ernstlich<br />

zuo ermanen, gehebts glueks sich nit zuo überheben, sun<strong>der</strong><br />

Got, von dem aller sig, hoch ze danken und desse zuo beziehung<br />

frids gebruchen, damit nit ein verlust zwen gwin hinnaeme; sun- 15<br />

(425) <strong>der</strong>lieh, so sich <strong>der</strong> | kueng, harzü rlissig angesuocht, zuom f'riden<br />

neige, schickid ouch die hilf nit, krieg ze fuerdren o<strong>der</strong> ze fueren,<br />

sun<strong>der</strong> ir wi<strong>der</strong>part zuom bericht mit anzeigten! ernst ze bewegen<br />

und si zuo sicherem heimzug ze staerken; weltid hieruf abermals<br />

bi pflicht irer eiden si gemant haben, keinen mutwilligen stürm 20<br />

noch angrif ze tuend, dan si einen mutwilligen ungeordneten stürm<br />

mit etwas Schadens verlorn haftend. Also so zoch diser nachzug<br />

über s. Bernharts gebirg biss gon Ougstall 5 ).<br />

[609] Ufgebung <strong>der</strong> stat Salutz.<br />

Indes, nachdem die stat Salutz, im vierden monat belaegret, 20<br />

etliche*) stürm erhalten, ir her, <strong>der</strong> margraf, mit libs krankheit<br />

") Ursprünglich menge.<br />

•) Am 26. März wurde <strong>der</strong> Hauptmann gewählt (Raths-Man. 55, S. 61).<br />

2) Vergl. Beileidschreiben von Bern vom 14. April (s. Miss. F. 429). Sein<br />

Nachfolger war Markgraf Philipp, vergl. oben S. 296.<br />

3) Schreiben an den König und an Markgraf Philipp vom 3. April (lat.<br />

Miss. D. 116" u. ff. und d. Miss. F. 419*).<br />

4) Instruktion an Urs Wer<strong>der</strong> vom 28. März (lat. Miss. D. 110 b ).<br />

5) Ueber den grossen Bernhard nach Aosta.


312 1487<br />

verhindret, kein entschuttung bevand, und aber die herzogischen,<br />

im veld gesiget, sich noch starktend, gab si sich uf mit geding,<br />

vom herzogen und beden staeten verbürgt und verbrieft; Hess in<br />

hieruf uf den 7. tag Abrellen, was <strong>der</strong> Palmabend a ), fürstlich mit i. April.<br />

5 1000 pferden und 400 knechten von Gryers und beden staeten<br />

inriten; tat im nach gemachtem geding ghorsame').<br />

Ab- und heimzug be<strong>der</strong> staeten zogen,<br />

So bald nun das die bed staet durch <strong>der</strong> iren und des herzogen<br />

[610] danksagende botschaft vernomend, batend und<br />

io mantend si den herzogen, fuerahin on einiche kriegsueebung den<br />

span gueetlich lassen richten, | darzii si im, wie bisshar, wellid (426)<br />

nach irem vermögen und inlialt <strong>der</strong> puenden in all weg zuo aller<br />

billicheit beraten und beholfen sin. Solle nunmal benueegen haben,<br />

und die iren, nach verdienst vergniegt, fridlich wi<strong>der</strong> heimvertigen').<br />

u Schiktend ouch mitan ein abmanung und heimvordrung an<br />

ire bede züg, von stund an, ob sie schon nit bezalt waerid, bi<br />

dem eid, uf den Ostermentag und zinstag ernuewret, [611] on<br />

iemands schaden den nächsten weg strax harheim ze keren 3 ).<br />

Und uf das vertiget <strong>der</strong> herzog die, so bi im warend, wol bezalt,<br />

so mit lieb und dank zuo den iren gon Ougstal; kamend also bed<br />

zueg mitenan<strong>der</strong> mit gluek, lob und er, vor s. Jörgen tag wi<strong>der</strong><br />

heim 4 ). Aber <strong>der</strong> manlich Hans Kutler, wie wol er redlich dem<br />

Roemschen kueng und iezt dem herzogen gedient, und <strong>der</strong> herzog,<br />

die houptluet, <strong>der</strong> ganz zueg, und anheim sin verdienter vater,<br />

w zun mezgern venner 5 ), mit aller fruentschaft trungenlich fuer in<br />

gebeten, — dass ein ersam stat Bern, wie sichs über alles einer<br />

*) Ursprünglich: Palm-mentag.<br />

•) Vergl. Guichenon II. 578.<br />

-') Die Heimberufung wurde beschlossen am 8. April (Raths-Man. 55, S. 93).<br />

Schreiben an den Herzog von Savoien s. lat. Miss. D. 124 b .<br />

3 ) Der Befehl an die Hauptleute ist vom gleichen Tage (Miss. F. 424 b ).<br />

Die Nachricht von <strong>der</strong> Einnahme von Saluz war während <strong>der</strong> Rathssitzung<br />

angelangt.<br />

4) St. Georgtag ist <strong>der</strong> 2:1. April.<br />

') Hans Kutler, Venner seit 1473, Bannerträger zu Grandson und Murten


1487 313<br />

bstaendigen stat gebuert, ir eren, eiden und gswornen Satzungen<br />

vesten bestand erhielte, — muost von gsworner einung wegen da<br />

uss blibeni). g 0 war( j hernach sin redlicher houptman, Cuoui<br />

Lossner, so ettich siner knechten zuom margrafen vielend, als<br />

verräterischer handlung verdacht, vom herzogen gvaenglich ange- 5<br />

nommen und vor den staeten verklagt, ouch entschuldiget, ledig<br />

(427)gelassen 2 ). |<br />

Unrueewiger anstatt des kriegs und spans durch mitlung<br />

be<strong>der</strong> staeten.<br />

Nachdem nun <strong>der</strong> herzog die stat Salutz hat ingenommen 10<br />

und <strong>der</strong> staeten im wol erschossne hilf heim gevertiget, beleih<br />

des gehaltnen kriegs span uf fürgenomnen vertrag unrueewig<br />

hangen. Deshalb schiktend die bed staet ire schultheissen,<br />

ritter, — Bern: her Wilhelm von Diesbach, und vor: junkher<br />

Rudolfen von Erlach, alt schultheissen, naher: Caspar Hetzein, 15<br />

zun schmiden vennern, um die und an<strong>der</strong> sachen, pension, inessi<br />

Salz 3 ); Friburg: her Peterman Faussine, durch Saffoy, mit's<br />

herzogen botschaft zuom kueng von Frankrich. in Brittenyen 4 )<br />

ligend. Schuofent, dass <strong>der</strong> margraf inkam, und <strong>der</strong> span, unangesehen<br />

nächste <strong>der</strong> kuengen und des herzogen sipschaft, [614] so so<br />

lang anstund, so lang unss uf hitigen tag <strong>der</strong> margraf, vom kueng<br />

geschirmt, dem herzogen wi<strong>der</strong>strebt.<br />

Des nachzugs foezaluug.<br />

Zuletst so <strong>der</strong> herzog meint, on not und ungfordret <strong>der</strong><br />

nachzug beschehen 5 ); aber nach getanem dienst, ufrür und an<strong>der</strong>2=,<br />

') Verhandlung darüber vor dem Rath am 20. April (Raths-Man. 55,<br />

S. 111). Das Schreiben an die Hauptleute vom gleichen Tage (s Miss F.<br />

433 h ) beruft sich auf das bei Eideu beschworene Verbot des Reislaufens.<br />

2) Vergl. Bern an den Herzog von Savoien, 25. Juni 1487 (lat. Miss. D.<br />

156»).<br />

3) C. Hetzel wurde am 13. Januar, Wilh. v. D. am 20. Mai abgesandt.<br />

(Raths-M. 54, S. 29 und 55, S. 175). Instruction an den erstem 5. October,<br />

Miss. D. 84».<br />

l ) Die Bretagne; Karl VIII. zog im Mai 1487 dahin.<br />

~ J ) Der Herzog verweigerte die Soldzahlung an den zweiten Hülfszug<br />

(Raths-Man. 55, S. 211 vom 4. Juni).


314 1487<br />

schaden <strong>der</strong> ansprechet - zuoverkommen, nach vi] heischens und verzinsen<br />

abschlahung, bewegt, hat er uss entlehnetem gelt, durch<br />

einer stat Bern statschribern, zuo Basel uf zins, nämlich 5000<br />

gülden, ufgebrochen •), den nachzug bezalt, nämlich 10200 Saf-<br />

5 foyer[615]gulden uf 1700 mau, iedem 6 Berner pfund, | uss milte (428)<br />

vertaedinget. Dess in ein triiwe stat Bern quittiert und aller des<br />

zugs ansprachen ledig sagt, uf den 20. tag December 2 ). 50. Dez.<br />

Deren von Lucern mit Wallis verlust und unfoetraeglihkeit<br />

gegen dem herzogen von Meylaud.<br />

10 In dem, als be<strong>der</strong> staeten zueg uss Pemont lieimzugend, zugend<br />

uss bischofs Josen von Sitten lantluet, die Walliser, und<br />

mit inen ein zal Eidgnossen, fuernemlich von Lucein und Un<strong>der</strong>walden,<br />

vermeinte sclimachred zuo rächen; griffend den herzog<br />

von.Meiland, Johan Galeats, — wi<strong>der</strong> [616] sine und gmeiner<br />

15 Eidgnossen fruentliche warnung und ernstliche manung, wi<strong>der</strong> ir<br />

capitlen, brief und sigel, in versproclmem zuo Zuerich vier jar hangendem<br />

rechten 3 ) — uf den 28. tag Abteilen unabgseit im Eschen- 28 i pri i<br />

tal 4 ) an, namends in und brandschaztends; wurdend da irs freveis<br />

uebel gschlagen und heim gjagt, also dass ob 1000 man bli-<br />

0 bend, und Lucern allein uf 300") verlor 5 ); und deshalb zuo hantlicher<br />

räch so hart bewegt, dass si in zween jaren, durch gmeiner<br />

Eidgnossen und des kuengs von Ungern erliche botschaft, so zuo<br />

Zuerich von irs herren wegen lag, ouch uss bevel des herzogen,<br />

trungenliche mitlung und [617] durch des herzogen selbs ueber-<br />

25 flüssige fruentschaft und rechtserbietung, zuo Schwytz kümmerlich<br />

zefriden gebracht moclit werden.<br />

") Ursprünglich hiess es: fünfzig man.<br />

•) Bern und Freiburg verbürgten sich für das Anleihen durch Erklärung<br />

vom 1. April (lat. Miss. D. 115*).<br />

2) Lat. Miss. D. 179».<br />

3 ) Erst am 2. November 1486 war zu Zürich unter eidg. Vermittlung<br />

«in Friedensvertrag zwischen Mailand und Wallis abgeschlossen worden.<br />

4) Das Thal von Domo d'Ossola.<br />

5) Zu Ponticello, vergl. J. v. Müller V. 1. ö. 312.


1487 315<br />

Lucernklag.<br />

Klagt, wie dass die herzogischen si schuldigetid und schmäch-<br />

(429) tid, nämlich Unrechts und uncristelichs kriegs, | dass si die<br />

heiligen sacrament des libs Cristi und des heiligen oels, in <strong>der</strong><br />

uf von inen gebrochnen kilchen zuo Tafae<strong>der</strong>s') mit füessen tretten, s<br />

die huesli 2 ) und an<strong>der</strong> von gold und silber Zierden geuommen,<br />

uss den sidnen vanen binden gemacht; harzuo allem uncristlich,<br />

lasterlich swueer und reden gebrucht soellid — wie sichs nit vindt —<br />

haben. [618] Darzuo so habid die herzogischen, wi<strong>der</strong> redlichen<br />

kriegsbruch, <strong>der</strong> iren etlich über Versicherung ertoet, etlichen die to<br />

abgehownen köpf ufgstekt und die abgehownen finger uf den<br />

hieten umbtragen, sich beriemt, uss irem schmer 20 ducaten zuo<br />

Meyland gelöst haben, <strong>der</strong> Tuetschen klei<strong>der</strong> etliche mit stro gevilt,<br />

mit vil unnemlichen lästern und schmachworten verspottet,<br />

einer ganzen Eidgnoschaft zuo schand reichend, und ungerochen 15<br />

nit ze lassen.<br />

Des herzogen von Meyland antwort.<br />

Hingegen antwort <strong>der</strong> herzog 3 ): das, was da an [619] ofnem<br />

gericht zuo schirm und nit zuo schmäh geredt waere, soelte mit recht<br />

und nit mit gwaltiger tat gevertiget werden, zuo dem, dass die 20<br />

von Lucern, wi<strong>der</strong> ewiger vereinung brief und sigel 4 ) den Wallisseren<br />

in anhangendem rechten wi<strong>der</strong> in zuozogen, ir fuernemen<br />

(430) und | iren krieg in keinen weg billichen moegid, dess er ouch ire<br />

houptluet vor anzug truelich ermant und abzeston fruentlich gebeten<br />

hab; ouch vermeinte schinaehung nit inen, sun<strong>der</strong>s siner wi<strong>der</strong>part, 25<br />

den Wallisseren, siner sach zuo gut am gericht fuergehalten, mit<br />

recht nit mit gwalt abzulernen. Item, und ob etliche taten, krieg-<br />

[620]lichem flruch ungemaess — als er doch, getaner klag unglich,<br />

verhof — von den sinen waerid, wie in semlichen vergachten<br />

freuen ufrueeren nit seltsam, begangen, so doch on sinen gheiss, m<br />

') Davedro, ein Dorf auf <strong>der</strong> Simplonstrasse, etwa drei Stunden von<br />

Domo d'Ossola. Vergl. darüber Eidg. Absch. III. 1. S. 303 (20. Od. 1488).<br />

') Sakramenthaus.<br />

3) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 270 (Juni 1487).<br />

4) Vertrag vom 3. März 1480 (Eidg. Absch III. 1. S. 673 u. ff.).


316 1487<br />

willen und on gevallen. ouch nit ungstraft lasse: soellid seinlicli<br />

misstaten, wo si zwischend inen begriffen wurdid, abermal nit<br />

nach eigens muotwillens, sun<strong>der</strong> nach inhalt und anwisung irer<br />

hierum gemachter puenden, rechts abtragen werden. Harzuo er<br />

s sich in al weg, frid, gluebd und recht zuo erhalten, begeb; truewe<br />

ir eren, si handlid ouch <strong>der</strong>glichen, als [621] ouch irem alt- und<br />

wolhargebrachten nammen gebure.<br />

Bern.<br />

Schreib und sagt im ein,fromme stat Bern zuo, nuet wi<strong>der</strong> in,<br />

io iren puenden ungemaesses und on recht ze handien, noch iemand<br />

sellichs ze tuen verhelfen; sun<strong>der</strong> half ernstlich, als unbillichen<br />

Sachen billich ungünstig, in disem und <strong>der</strong>glichen ufrueerischen<br />

spaenen, scheiden und friden 1 ). | (431)<br />

15<br />

Ein ufrierischer spau zwischend Basel und Solaturn von<br />

einer stat Bern gericht.<br />

Wie si dan glich uf dis ergangne <strong>der</strong> Walliser ufruor ouch<br />

tat zwischend iren pundgnossen Basel und Solaturn [622], indem<br />

als <strong>der</strong>en von Solaturn un<strong>der</strong>tanen lantluet uf den 21. tag Meyen 21. Mai.<br />

ab einer kilchwihe mit zweien vaenlin ufrueerischem gloef, on ir<br />

-•0 obren gheiss und wi<strong>der</strong> versigleten, im fuenften jar hangen<strong>der</strong><br />

sach zuo Zürich von gnieinen Eidgnossen gemachten bericht,<br />

das schloss und herschaft Muenchenstein *) uss <strong>der</strong>en von Basel<br />

hauden ungewarnter sach ze rissen un<strong>der</strong>standen, das dorf Mutez<br />

mit vil unfiir berowt und pluendret hattend, und inen ein zal einer<br />

->5 stat Bern lantlüt, wi<strong>der</strong> eids verbot, zuo und mit geloffen. Und<br />

als nun ein stat Solaturn etliche jar bar gegen etlich iren gebornen<br />

burger, nämlich Rollen, Wer<strong>der</strong>n, Stegern, Grasswrtin, Klunglin,<br />

[623] wie von vilen frommen geacht. on rechtes anlass ze vil<br />

•) Davon ist in den vorhandenen Akten nichts zu finden.<br />

2) Die Herrschaft M. war Eigenthum des Herzogs Sigmund von Oesterreieh,<br />

und Lehen des Herrn von Löwenberg. Der Letztere hatte sie an<br />

Basel verpfändet, dann an Solothurn verkauft. Am 14. Oktober 1486 hatten<br />

die Eidgenossen endlich in Zürich einen Vermittlungsvertrag zu Stande<br />

gebracht (vergl. Eidg. Absch. 111. 1. S. 2Ö2).


1487 31T<br />

streng handlet'), begab sichs, dass aebendes tags diser ufruor, einer<br />

stat Bern ratsbot, ir venner Caspar Hetzel 2 ), da was — von<br />

wegen Klunglis, Grasswilis und sun<strong>der</strong>lich Cuonrat Ruclitis 3 ),<br />

einer stat Bern an ofnem lanttag zuo Mess 4 ) — um red uf Grasswilin<br />

unbezuegt, ziibekant, hie an gfaenklich biss uf den 17. tag s<br />

Ougst gehalten und do, in ansehen frem<strong>der</strong> urhab, siner kinden,<br />

fruentschaft und grosser pit, uf ein urfecli und 100 gülden kostens<br />

(432) abtrag ledig gelassen. Schreib und sant boten ilends irem vorge-|<br />

santen boten zu gon Solaturn, [624] allen muglichen fliss und<br />

ernst anzuokeren, helfen und verschaffen, damit bewegte ufruor nit w<br />

witer inbraech, sun<strong>der</strong> abgstelt, und welche <strong>der</strong> iren da waerid, bi<br />

iren eiden heimgemant und zuo strafen angezeichnet wurdid.<br />

Gebot ouch mitau bi Hb, er und guot iren anstossenden aemptern,<br />

niemands lassen zuoloufen, strafet die zuo- und mitgelofnen, ieden<br />

um 5 pfund, und die triber, venner und fiterer höher, stillet die 15<br />

ÜO. log. partten, bestirnt inen tag in ir stat uf den 20. tag Ougst, machet<br />

da, mit bistand Fryburg und Biel, zwischend inen einen bericht,<br />

von beiden teilen ange[625]nommen und bestaet, also dass die<br />

ufrueerischen Solaturner allen row so vorhanden soeltid wi<strong>der</strong>keren,<br />

darzuo von iren obren <strong>der</strong> mauss gestraft werden, dass fuerahin 20<br />

semlich eigens gwalts unghorsaine ufruor vermitten, und er und<br />

eid nit so ring übersehen wurdid. So soelte ouch ein stat Solaturn<br />

einer stat Basel nach billicher erkantnuess gelitnen schaden<br />

und kosten abtragen, und hiemit aller unwil und vigendschaft<br />

betragen, tod und ab sin 5 ). Die ansprach, so herzog Sigmund -••<br />

von Oesterrich diser misstat halb, als her <strong>der</strong> landseigenschaft<br />

klagt, wardfgmeiner Eidgnossen pit nachgelassen 6 ).<br />

!) Bern intervenirte wie<strong>der</strong>holt in Solothurn zu Gunsten des H. Graswyl<br />

im Januar 1487 (Raths-Man. 54, S. 54. 73. 77 etc., vergl. auch oben S. 278.<br />

2) Vergl. über ihn Allg. Deutsche Biogr. Bd. 12, S. 322.<br />

3) Vergl. Raths-Man. 56, S. 104. 114 (vom 3. und 9. August.)<br />

4 ) Messen, ein Pfarrdorf im solothurnischen Amte Bucheckberg, gehörte<br />

zum Landgerichte Zollikofen und stand daher unter <strong>der</strong> Verwaltung<br />

des Bernischen Venners von Gerbern. Vielleicht war Hetzel, <strong>der</strong> Venner<br />

von Schmieden, dessen Stellvertreter.<br />

5 ) Vergleiche Vermittlungsconferenz in Bern. Eidg. Absch. III. 1. S. 275,<br />

mit dem Datum vom 25. August.<br />

e ) Davon ist in den Abschieden überhaupt nicht mehr die Rede.


318 1487<br />

Von brti<strong>der</strong> Clauseu von Uu<strong>der</strong>walden.<br />

In disem jar, uf den.21. tag Merz, ze nacht, ist uss diser21.Mär«,<br />

zit gescheiden <strong>der</strong> heilig man mit nammen Niclaus von Fluoi), ein<br />

geborner lantman, fromm | alts geschlechts von Un<strong>der</strong>walden, (433)<br />

6 gesessen am Rauft, uf eim hof, gnemt Fluo, dahar sinem gschlecht<br />

<strong>der</strong> zuonam komt; von jugend an zuo truewer arbeit, zu fromkeit und<br />

gotsforcht geneigt, <strong>der</strong> weit er, lust und laster geflohen, also dass,<br />

nachdem er fuenf suen und fuenf toechtren von siner elichen frommen<br />

husfrowen, Dorothe [627] Wyssin, hat enpfangen, mit hart erio<br />

worbnem urlow von inen in ein wilde des Raufts, nit ver von<br />

sinem hof, im wun<strong>der</strong>barlich angezeigt, gangen, und daselb vil<br />

jar uss gütlicher gab uebermenschlichsleben gefueert, zuom ersten<br />

in einem hol, darnach, da in die jager ofnetend, in eim huesli,<br />

und darbi ein capell, unser frowen im Rauft gewicht, im von den<br />

15 lantlueten gebuwen, harzuo einen caplan uss richlich zuogeflossnen<br />

gaben gestift. Lag in sinem stuebli uf eim bret, und zuom houpt<br />

ein bioekle, zuo streng kalter zit mit eim boesen goler [628] bedekt.<br />

Truog an sinem lib nuot dann ein ruhen, wullnen, grawen<br />

rock, biss uf die fiess langen, on ein guertel, barhoupt und barw<br />

fuoss, also grusam anzesehen, dass alle so in ansahend ein schrecken<br />

ab im namend. Gieng selten und nit vor mittag heruss und zuo<br />

vesperzit wi<strong>der</strong> In. Dazwischend gieng er einig an <strong>der</strong> sunnen,<br />

etwan zuo bruo<strong>der</strong> Uolrichen, nit wit von sinem huesli uf eim berg<br />

wonend, etwan zuo siner husfrowen und zuon kinden, trost, straft<br />

äs und lert si gotsforcht, fromkeit und arbeit. Des glichen hielt<br />

er sich gegen denen, die in besüchtend, heimschen [629] und<br />

fremden, ouch verrer landen, | Tuetschen und Welschen, edlen (434)<br />

und unedlen, mit wenig o<strong>der</strong> keinen worten und allen glicher<br />

er erbietung, vermanet alle ernstlich, <strong>der</strong> 1er und geboten Gots<br />

so ob allen dingen, ouch <strong>der</strong> oberkeit ghorsamen, insun<strong>der</strong>s gotsforcht,<br />

frid und gerechtikeit zuo suchen. Riet und ermant oft<br />

gmein Eidgnossen, die er ouch liebt, dass si sich von frem<strong>der</strong><br />

•) Sehr wahrscheinlich folgt A. hier <strong>der</strong> Schrift des Berner Chorherrn<br />

Heinr. Lupulus (Haller, ßibl. d. Schw. Gesch. III. 1664). Vergl. P. Hugo,<br />

Nicolai de Rupe vita. Roma;, 1671. Ueber die bez. Litteratur überhaupt<br />

siehe den Artikel (von G. von Wyss) in <strong>der</strong> Allg. Deutsch. Biogr.


1487 319<br />

herren und Pensionen diensten abzugid, aber heimischer und<br />

nachburlicher fruentschaft und einikeit ziizugid, irer altvordren<br />

gotsforcht, gastbarkeit, gerechtikeit, mannen und hart gewönne<br />

friheit behieltid und volgtid, 1630] truewlich und gflissen zuvor die er<br />

Gots, siner diener und siner kilclien, witwen und weisen, und die<br />

armen, rechtlosen und dürftigen schueztid und schirmtid; also so<br />

wurd ir lob und wesen zuonemen und beston, sonst wurds bald<br />

abnemen und zergon. Wan man in fragt um hohe ding, Got<br />

o<strong>der</strong> die gwissne berierend, weis er gwonlich an ire lütpriester<br />

und gelerten, denen ze glowen und ze volgen. Hat also nuenzehen w<br />

und ein halb jar gelebt on alle menschliche, ouch on andre spis<br />

und trank, allein ziini monat einest, und zun hochzitlichen tagen,<br />

das heilig sacrament andächtig genossen. Und [631] als er also<br />

in uebermenschlichem und nie von keinem menschen gehörtem<br />

abbruch lebt, ward des lands bischof, nämlich <strong>der</strong> von Costentz, w<br />

und durch beger des lands obren und lueten bewegt, in, vor oft<br />

mit mengerlei listen und ufsehens versucht, zuo versuchen und<br />

ze bewaeren. Schikt sinen wichbischof, doctor Thoman, Predier-<br />

(435) ordens, dahin, und nachdem er | im sin capel gewicht, fragt er<br />

in, welch die groest tilgend wäre? — antwort er: ghorsame. Uf *><br />

das gebot im <strong>der</strong> bischof bi christlicher ghorsame, dri biz brots<br />

ze essen und ein trunk wins ze trinken. Begert bruo<strong>der</strong> Claus den<br />

einen biz in drig [632] ze brechen; <strong>der</strong>en nam er einen und noss<br />

den mit semlicher beschwerd, dass <strong>der</strong> bischof und menklich<br />

hiegegen einen grossen schrecken und schmerzen darab gewan ss<br />

und an getaner ghorsame uebergniigsam beniegen hat; das er<br />

aber alles dem gevallen und den gnaden des almaechtigen Gots<br />

mit hohem dank zuoleit. Entlich, nach lang wun<strong>der</strong>barem, heiligem<br />

leben, ward er krank, leid aecht tag gedultig vil und gross<br />

we, das er sun<strong>der</strong>lich im gebein wesend andet. Starb cristlich, *»<br />

sines alters im 70. jar, von ganzem Land zu Sachsien erlich beklagt<br />

und begraben, ouch von allen orten sun<strong>der</strong>lich, und von<br />

herzog Sigmunden von Oesterrich mit hun<strong>der</strong>t [633] priestern<br />

löblich begangen •). Es sind ouch in sinem leben und nach sineni<br />

') Hugo, a. a. 0. S. 235.


320 1487<br />

tod vil und grosse, wie vermeint durch in, Wun<strong>der</strong>werk und zeichen<br />

besehenen. Dabi nit wenig kumt zuo verwundren, dass dises<br />

heiligen mans kin<strong>der</strong> und nefeni) bei<strong>der</strong> gschlecht iren gar nah<br />

keins on libs- o<strong>der</strong> vernunftbresten erfunden ist. Villicht darum,<br />

s dass si sich ires vaters heilikeit nit soeltid überheben, noch sich<br />

uf si vertrösten, sun<strong>der</strong> gedenken, dass <strong>der</strong> her von iezlichem<br />

nit eins andren, sun<strong>der</strong> im bevolens pfunds gwin und eigens oels | (436)<br />

liecht ervordret. Kaiser Maximilian begert in zuo erheben, bleib<br />

uf altere zit anston.<br />

io<br />

[634] Eruüwerung gmeiner Eidgnossen puenden.<br />

In disem jar, uf sontag nach S. Uolrichs tag 2 ), hond gmein<br />

Eidgnossen ire piind ernueweret und gesworen. Hat ein stat Bern<br />

harzuo uss iedem lantgricht den lantweibel mit fünfzig wolbekleidter<br />

man beschriben.<br />

15 Inseheu wi<strong>der</strong>n fuerkauf.<br />

Ouch uss gmeiner Eidgnossen und eignem ansehen zuo schirm<br />

gmeins nutzes hat eine fuersichtige stat Bern ernueweret ir Satzung<br />

des fuerkoufs, in stat und land bi 10 pfund buoss ze halten. Nämlich<br />

keinerlei narung, als fruecht, fuoter, gmies, ops, käs, ziger<br />

an anken, eier, hiener, [635] vich, suew, fleisch, win, salz, isen, duoch<br />

etc. uf fuerkouf ze geben o<strong>der</strong> ze nemen, und aller <strong>der</strong> dingen<br />

kouf niena, dan uf verordneten ir herschaft marktplaetzen und<br />

tagen sol beschehen 3 ).<br />

Biirren ein wochenmarkt geben.<br />

25 Uf das uss ernstlicher pit hat ein stat Bern den iren von<br />

Buerren ein wochenmaerkt geben, uf die mitwochen ze halten, mit<br />

geding, dass da kein fuerkouf, sun<strong>der</strong> ie<strong>der</strong> allein zuo sines huses<br />

notturft koufe und verkoufe 4 ). | (437)<br />

i) Neffen gleich Enkel.<br />

8 ) War <strong>der</strong> 8. Juli. Vergl. auch Eidg. Ahsch. III. 1. S. 272.<br />

3) Mandat vom 31. Oktober 1487 (Miss. F. 494*).<br />

4) Am 20. Nov. (Raths-Man. 57. S. 109).


1487 321<br />

Etlich Satzungen ernuewert und gemacht.<br />

[636] Ein stat Bern sol fuer niemand verbürgen,).<br />

Item, dass man die amptluet nach gvallen und ir gschiklikeit<br />

andren sol, und die bstimten dri jar absin 2 ).<br />

Item, dass welchem ein ampt bevolen wirt, sol von stund an 5<br />

swoeren und sich gehorsam erzeigen, o<strong>der</strong> sines ampts berowt sin 3 ).<br />

Item, das verbot <strong>der</strong> kurzen klei<strong>der</strong>n halten 4 ).<br />

Item, die verbot von kriegsloufen sweren und zweimal meineidigen<br />

an lib und guot, nach erkantnuess <strong>der</strong> oberkeit, strafen ä )-<br />

Item, dass man jaerlich uf <strong>der</strong> 10,000 ritter tag uf <strong>der</strong> canzel 10<br />

den murtenstrit sol läsen 6 ).<br />

[637] Denen von Lenzburg ir alte paner ernüweret.<br />

Nach dem und die von Lenzburg im dienst ires fuersten,<br />

herzog Luepolds von Oesterrich, am strit vor Sempach ire paner<br />

hattend verloren und deshalb ein schmählichen zipfel daran a<br />

haben mästend 7 ), uf ir hohe pit und ermanung redlicher diensten,<br />

in vergangnem Burgunschen krieg bewisen, hat ein erenriche stat<br />

(438) Bern inen als ir etlichen un<strong>der</strong>tanen den | zipfel abgenommen<br />

und ir alte paner fri ze fieren mit verschribner friung nachge-<br />

Ji.MJa lassen uf letsten tag Merz 8 ).<br />

M<br />

[638] Erlobt ein absagung uf die von Ulm.<br />

Als Wernher Loebli, <strong>der</strong> zit gubernator zuo Aelen 9 ), burger zu<br />

Bern, gegen Clausen Büchler von Ulm um ansprach koufmans<br />

>) Am 10. Jan. (Raths-Man. 54. S. 27).<br />

2) Der frühere Beschluss, dass nach 3 Jahren ein Wechsel eintreten<br />

müsse, wurde als unzweckmässig wie<strong>der</strong> aufgehoben. 16. April (Raths-<br />

Man. 55. S. 102).<br />

3) Am 13. Jan. (Raths-Man. 54. S. 40).<br />

4) Am 14. Juli (Raths-Man. 56. S. 73).<br />

5) Am 9. März (Raths-Man. 55. S. 19).<br />

6 ) Der Doctor (Stadtschreiber Fricker) erhielt den Auftrag: «uss den<br />

kroniggen den murtenstrit kurzlichen zu begrifen, und M. H. H. den zu<br />

lesen, damit <strong>der</strong> in den kilchen j&rlichen geSfnet und verkündt werd.»<br />

(Raths-Man. 56. S. 53 vom 4. Juli.)<br />

') J. Müller, die Stadt Lenzburg (Lenzburg, 1867), S. 9.<br />

8 ) Raths-Man. 54. S. 73.<br />

») Seit 1485.


322 1487<br />

gwerb nit gebuerlich recht mocht erlangen, erlobt im ein stat<br />

Bern, einer stat Ulm abzesagen und uf die iren anzegrifen, so<br />

lang biss er siner ansprach vergniegt wurd'). Bracht vil unruow,<br />

wenig nuzs und min<strong>der</strong> gunsts.<br />

5 Hienach") im dritten jar, als er zuo Aelen den Schuldnern<br />

in kilchhof entran 2 ), muost in ein truewe stat Bern, ouch von ira<br />

selbs 6r wegen, mit pit und gwalt, bannes halb, im grab erhalten<br />

und beschirmen 3 ). Hiess on verzug sinen sun, Hansen Loebli, so<br />

sich gemelter vehd hat un<strong>der</strong>zogen, uss ir stat und land wichen 4 ).<br />

io Ward vom margrafen von Monferrer mit eim strick rueewig gemacht.<br />

Burgrecht graf Ludwigs von Camerach.<br />

Nach dem abzug von Salutz warb graf Ludwig [639] von <strong>der</strong><br />

Camer 5 ) an eine stat Bern, so in bi dem sinen behalten und uss<br />

15 des herzogen von Saffoy gfaengnuess gelediget hat, um ein burgrecht;<br />

ward im geben 8 ), also, | dass er ein hus hie solte koufen, (439)<br />

jaerlich fünfzig pfund uodelzins richten, und, so im ze willen, diss<br />

burgrecht mit 300 gülden ablösen.<br />

Die herschaft Twan konft.<br />

20 Dass ein stat Bern die herschaft Twan koufte, hond sich<br />

Twan und Nidow iedes hun<strong>der</strong>t gülden daran ze stueren begeben<br />

und geben, nach beschehnem kouf um 500 gülden 7 ).<br />

*) Der ganze Zusatz ist nachher hinzugefügt; die Worte mit eim strick<br />

noch später.<br />

') Beschluss vom 26. Oktober (Raths-Man. 57, S. 55) und Schreiben an<br />

die Stadt Ulm vom 19. November (Miss. F. 500 b ).<br />

2) W. L. starb 1490 zu Aelen im Bann wegen Schulden.<br />

3 ) Bern intervenirte für ihn beim Bischof von Sitten, um ihm ein ehrliches<br />

Grab zu erhalten (Miss. G. 228 b und 246» vom 28. Oktober und<br />

16. Dezember 1490).<br />

4 ) Hans L., dem sein Vater noch bei Lebzeiten seine Ansprache abgetreten,<br />

hatte schon 1488 Bern verlassen (Miss. F. 568 b ).<br />

5 ) Vergleiche über ihn oben S. 206.<br />

6) Am 21. Juni 1487 (Raths-Man. 56, S. 29).<br />

7 ) Vergl. darüber Raths-Man. 57, S. 41 vom 13. Januar 1487.


1487. 1488 323<br />

Die nidren bruk gewölbt*).<br />

Item die nidren bruk') hat <strong>der</strong> Werkmeister Ludwig Huepsche<br />

(IL 1) gewölbt und bed lantvestnen 2 ) geschlagen. |<br />

1488.<br />

Babst: Innocentius VIII. 4. Keiser: Fridrich III. 49. Roem- s<br />

scher kueng: Maximilian 3. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 5.<br />

1488. Schultheiss: Diesbach 8.<br />

[640 und 641 leer]. -<br />

[642] Wie <strong>der</strong> Roemsch köng zn Brugk in Flan<strong>der</strong>en gfangen,<br />

durch sinen vatter, den Roemschen keiser, ge- io<br />

lediget ward.<br />

Im jar Cristi Jesu 1488, als <strong>der</strong> Roemsch kueng Maximilian<br />

von sinen Flemmingen von Brugk 3 ), mit gab und pit oft geladen,<br />

im ieztan hilf wi<strong>der</strong> sine vigend und ungehorsamen zugesagt, uf<br />

gut vertruwen zuo inen ingeritten, wol enpfangen was, uf einen ts<br />

ufsaz namend die von Gent ein staetle 4 ) in. Also uf den letsten<br />

(2) tag [ Jenner, uss falschem rat, schikt er sinen züg, so bi im was,<br />

hinuss, zuo retten; wolt am abent hinnach ziehen; schlügent die<br />

Brugker al ire tor zuo, Messend in in sinem hof bliben. Da bleib<br />

er [643J und die sinen unss uf den fierden tag im harneseh, tag so<br />

und nacht gwapnet. Ward ein gschrei von den Jentischen s )<br />

gemacht, er wäre gewaupnet, die stat zuo pluen<strong>der</strong>en. Tat er<br />

sinen harneseh ab und reit schoen bekleidt uss sinem hof uf den<br />

marktplaz zuo <strong>der</strong> ufruerischen rot, welche schon an<strong>der</strong> amptluet,<br />

schultheiss und burgermeister, im widrig, gesezt hattend, und K<br />

*) Zeilen 1—3 später hinzugefügt.<br />

l ) Die alte Brücke über die Aare.<br />

8 ) Die Brücke war auf beiden Ufern stark befestigt.<br />

3 ) Brügge, welches Max. im Gegensatz zu dem aufständischen Gent für<br />

ihm ergeben hielt. Für das Folgende vergl. Lichnowsky, Gesch. d. H,<br />

Habsburg, Bd. VIII, S. 94 u. ff.<br />

4) Courtray, Ende Januar 1488.<br />

5 ) Die Gentischgesinnten Bürger von Brügge.


324 1488<br />

die alten ze toeden suochtend, bat si fruentlich, soeltid fridlich abziehen<br />

und von im alle gueetikeit und gnad gwaertig sin. Sagtend<br />

si, es beschehe im zu guot; buten doch gelt, uf al sine vermeinten<br />

günstigen ze vahen; ward hierum alle stat und des kuengs hof<br />

6 [644] mit vil und grossem unfuor durchsucht. Erbutend die von<br />

Jent den ufrueerischen Bruggeren, lib und guot zuo inen zesezen,<br />

von den Franzosen angewisen und gestärkt, soeltid den Roemschen<br />

kueng und sin gesind wol bewaren. Uf dise botschaft, in <strong>der</strong><br />

nacht, vordreten si den kueng, zuo inen uf den markt ze kommen<br />

i" und bi inen ze bliben; haftend ein kammer uf Kronenberg 1 )<br />

ufgericht, hiessend in darin gon. Also gieng er weinend, und<br />

etlich <strong>der</strong> sinen riter und diener, von Bolheim und Wolkenstein 2 ),<br />

mit darin, klagend, dass im sem- | liehe schmäh von denen wi<strong>der</strong>fiere,<br />

fuer welche er sin lib und leben oft gewagt und noch<br />

is ze wagen gneigt wäre; fragt, was si doch [645] von im weltid<br />

haben? Sagtend, si weltid ein besser regiment, rechnung ums<br />

gelt, frid mit Frankrich, und zuovor iren herren, herzog Philippen,<br />

haben. Und wie wol er inen garnah alles, so muglich, verwilliget,<br />

halfs doch nuet, tribend vil gespoets und Verachtung gegen<br />

*> im, nament gfaenglich von im graf Philip von Nassow; graf Fritz<br />

von Zorn 3 ) ward verlorn. Schluogend vor siner kammer ein strekbank<br />

uf, straktend 4 ) da etlich siner amptluet, flirtend harzuo sinen<br />

hofmeister, item die von Bolheim, riter, von inen zewissen, wer<br />

den Franzesischen friden gebrochen und die Brittenisch vereinung<br />

25 [646] gemacht hette. Trowtend allen des kuengs günstigen, begnadeten<br />

und liessend in alle verbanten und unghorsamen, hieschen<br />

und begiengen alles ungebuerlichs und unmueglichs, ouch<br />

alles, so in betrüeben mocht. Wäret dri monat, in welchen <strong>der</strong><br />

from, edel fürst in grosser angst alle schmäh sehen, hoeren und<br />

* liden muost von den sinen, on schuld, ja um Verfechtung irer<br />

und siner e~ren.<br />

i) Ein unansehnliches Haus auf dem Marktplatz von Brügge.<br />

2) Martin von Polheim und Georg von Wolkenstein.<br />

3) Graf Friedrich von Zollern, neben dem Grafen von Nassau <strong>der</strong> einzige,<br />

<strong>der</strong> bei Maximilian bleiben durfte.<br />

4) Streckten gleich : folterten.


1488 325<br />

Rettung des küngs vom keiser.<br />

Do nun dise, ganz Tuetscher nation und dem Roemschen rieh<br />

schmähliche handlung dem Roemschen keiser fuerkam, macht er<br />

sich ilends, so er mocht, uf, want den zueg, wi<strong>der</strong> den küng von<br />

(4) Ungern, so ouch | diser sach nit unschuldig was, ufgeruest, mant s<br />

[647] bi höchster keiserlicher majestaet gwalt alle staend und verwanten<br />

des Roemschen richs, ouch gmein Eidgnossen, und insun<strong>der</strong>s<br />

Bern, zuo rettung sines suns, des Roemschen kuengs, mit im<br />

ins Ni<strong>der</strong>land ze ziehen. Zoch also uf 40,000 man stark •) hinab,<br />

nam Jent, die triberin, in a ), zoch fuer Brugk, welche do machtend io<br />

ein kuenglichen stuol, sazten iren vor verspotteten kueng mit allen<br />

muglichen 6ren daruf, batend in knuewend und weinend, frow<br />

und man, jung und alt, inen zuo verzihen und sie gegem keiser<br />

zebegnaden, das er ouch nach gnädiger senftmietikeit erstattet,<br />

liess sich weniger straf beniegen. Also ward <strong>der</strong> from kueng [648] > s<br />

ledig, die untruewen Flemming, den Franzosen zuo gevallen, ghorsam,<br />

und ein vereinung <strong>der</strong> landen gemacht 3 ); wie vor nie gehalten.<br />

Zugend do mitenan<strong>der</strong> heruf, <strong>der</strong> keiser Oesterrich zuo,<br />

den Ungern zuo weren, <strong>der</strong> Roemsch kueng gon Spyr, einen richstag<br />

zehalten. Schikt sine botschaft zuo gmeinen Eidgnossen, si uf 20<br />

den tag zemanen und zebitten, die iren nit wi<strong>der</strong> in loufen zelassen<br />

4 ).<br />

Handlung des küngs von Frankrich und gmeiner Eidgnossen,<br />

irer kriegsknechten halb.<br />

In<strong>der</strong>t obgemelter handlung, fürnemlich durch die Franzesische 25<br />

pratik angericht, hat <strong>der</strong> kueng von Frankrich die Flemming an<br />

sich zogen und etlich plaez dem herren von Foys 5 ) in Brittenien<br />


326 1488<br />

genommen, sich nit on eins kuengs von Frankrich wissen und willen<br />

zevermaelen!). Was da zuo beden siten ein grosse zal <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

knechten, doch <strong>der</strong> merteil bim kueng; also dass gmein<br />

Eidgnossen und besun<strong>der</strong> Bern den kueng in kraft ir vereinung<br />

5 mantend, die vereinung zehalten und ir knecht heim zeschiken 3 ).<br />

Butend ouch den knechten bi höchsten poenen heim und ab, und<br />

keinem teil on ir willen zuozeziehen, ouch des glich den heimschen,<br />

daheim zebliben 3 ).<br />

Des kuengs botschaft.<br />

„, So schikt aber <strong>der</strong> kueng her Anthonin von Lamet, welchem<br />

die Eidgnossen un<strong>der</strong> kueng Ludwig [650] kund warend worden 4 ),<br />

insun<strong>der</strong>s gon Bern und zuo gmeinen Eidgnossen, si nach lut ir<br />

vereinung zebitten und zemanen, dem herzogen von Saffoy wi<strong>der</strong><br />

Saluz, ouch sinen wi<strong>der</strong>wärtigen, dem Roemschen kueng und den<br />

i5 Brittenschen, wie beschehe, kein hilf zuozelassen; item und die<br />

iren, nämlich Hans Sennen von Zug, Boeppet von Biel und Hammerschmid<br />

von Swytz, so die sinen im Burgun beschaedigeten,<br />

abzewisen; so waer er geneigt, ire knecht heim zevertigen, bedoerft<br />

ouch ira nuet 5 ). Und nuetdestermin<strong>der</strong> so wurdend die reisknecht<br />

n daiuss behalten und täglich me ufgewiglet. Half da we<strong>der</strong> Ordnung,<br />

verbot noch böss, wie wol von gmeinen Eidgnossen uf<br />

allen tagen getriben. Dan wie wol die Franzesisch ver[651]einung<br />

kein pension benamset, so hat sie | doch den gwalt, dass dises<br />

triben dahin reicht, dass uss verhaltung <strong>der</strong> loufenden knechten<br />

•E, die pensionisch vereinung soelte vom kueng, wie ouch beschah,<br />

angebracht werden 6 ). Derohalb ouch etliche ort sich <strong>der</strong> billichen<br />

') Die Herzogin Anna von Bretagne hat sich später 1491 mit Maximilian<br />

verlobt und gleich darauf mit Karl VIH. von Frankreich vermählt-<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. S. 306 (vom 26. November.)<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 308 (15. Dezember) und öfter.<br />

4 ) A. v. L. war früher schon im Juli 1480 als Gesandter Ludwigs XL<br />

in <strong>der</strong> Schweiz. (Eidg. Absch. III. 1. S. 73.)<br />

5 ) Diese Botschaft des A. v. L erwähnen die Eidg. Absch. (III. 1. S. 313)<br />

erst im März 1489.<br />

*) Das Drängen <strong>der</strong> Kriegsläufer, die nicht zurückgehalten werden<br />

konnten, trieb zum Abschluss des Bundes mit Frankreich.


1488 327<br />

erlichen, des Roemschen kuengs vereinung, mit empfangnem vom<br />

Franzesischen boten grossem lob und dank, widreten und die<br />

zehindren un<strong>der</strong>stuonden •), da mit ouch be<strong>der</strong> kuengen gelt, nach<br />

fürwiz <strong>der</strong> geltsuechtigen gestrekt, laenger und gaenger wurde.<br />

Werbung des nuewen Swaebischen punts an gmein *<br />

Eidgnosseu, antwort.<br />

Und als nun, durch des Roemschen keisers gemaecht, <strong>der</strong><br />

Swaebisch [652] punt zwischen etlichen richstaeten, landen und<br />

herren im Obertuetschland was angefangen, wurbend diss punts<br />

anwaelten, ouch herzog Sigmund, truugenlich an gmein Eidgnossen, io<br />

ernstlich anzeigend, wie diser ir punt, zuo glich dem iren, allein<br />

zfi erhaltung, schuz und schirm, frids und friheit <strong>der</strong> staet, landen<br />

und oberkeiten, und keins wegs, wie vermeint, wi<strong>der</strong> ein lobliche<br />

Eidgnoschaft angesehen und gemacht, welche si doch für an<strong>der</strong><br />

begerten in disem irem punt zehaben; begerid ouch und bittid, «<br />

zuo gmeinem frid und schirm, sich darin zewilligen und zegeben.<br />

Ward inen irs guoten anbringens und willens hoch gedankt und<br />

angezeigt, dass ein Eidgnoschaft mit iren [653] gemachten puenden<br />

(7) zuo erhalten nunmal | gschaefts gnuog hätte; weltid sich <strong>der</strong> sach<br />

witer beraten, begertid indes, ir punt welle sich gebuerlich und 20<br />

fridlich gegen einer Eidgnoschaft halten; des und alles guots er<br />

sich zuo iren ouch trostlich solle versehen 2 ).<br />

Erhabne schmaehwort, lie<strong>der</strong> und gschrei zwischen dem<br />

Swabeu- und Swyzerpund.<br />

Hie mitan hond sich zuo schädlicher vigendschaft im Swaeb- 25<br />

sehen pund wi<strong>der</strong> ein fromme Eidgnoschaft, uss verbunst irs<br />

witberiemten nammens, erhaben, uss dem Ni<strong>der</strong>land und Brittenien<br />

heruf gebrachte, on zwifel vom hasser alles fridens, dem<br />

tuefel selbs, erdachte, schant[654]liche, unmenschliche schmaehwort,<br />

lie<strong>der</strong> und muken. Dabi geret: <strong>der</strong> fund sie funden, dass die M<br />

i) Die Stände Schwyz und Glarus traten dem Bunde mit dem Römischen<br />

Könige vom 14. September 1488 nicht bei. (Eidg. Absch. III. 1. S. 277<br />

und 720, vergl. auch ebendaselbst S. 291.)<br />

») Eidg. Absch. III. 1. S. 295 und 307 (15. Dezember 1488.)


328 1488<br />

buren nimme herren werdid sin^). Und ward dise Verachtung<br />

noch diss jars so gross, dass gmein Eidgnossen truzlich des punds<br />

houptlueten, etlichen staeten und dem herzog von Oesterrich züschribend,<br />

semlich unverdiente schmäh abzestellen. Entschuldi-<br />

5 geten si sich al, ouch <strong>der</strong> Roemsch kueng selb, treffenlich, anzeigend,<br />

wie ein so gross missvallen si und alle erberkeit ab<br />

iren unghorsamen, lichtfertigen schaelkern hätte, semliche Schmähung<br />

verboten, verbutid und straftid, ouch nach muglikeit nit<br />

gestatten weltid 2 ). Um semlicher schmaehung willen rechtfertigeten<br />

io gmein | Eidgnossen zuo Costenz den von Bluomnek, [655] so sich (8)<br />

nach verworfner entschuldigung dahin zuo recht hat erboten 3 ).<br />

So wurdend ouch von <strong>der</strong> Eidgnossen mutwilligen schmähwort.<br />

gsang und winhlen, doch gmaesser, und nur in kriegen, hingegen<br />

geworfen. Beschoss alles so vil, dass si, die bed puend, von hie<br />

15 hin über zehen jar, von schnoeden, wibschen worten, mit ungesparetem<br />

für und isen, zuo grimmer, manlicher hand anenan<strong>der</strong><br />

kamend. Uss semlichen zufallen soelte alle oberkeit und örberkeit<br />

wol gewarnt und ermant sin, insun<strong>der</strong>s so nachburen sind, <strong>der</strong><br />

mutwilligen glükstäblin schädliche laestermüler zebeschliessen,<br />

M dass nit durch diser oeden mueler wort ouch die fridsamen, frommen,<br />

unschuldigen, die obren und ßrberen mit den un[656]gezoemten<br />

un<strong>der</strong>tanen zuo voller handtat kommend, und also nfit<br />

werds mit unersazlichem schaden müsse abgesezt werden. Ein<br />

boes zung das boesest, ein gute das best fleisch.<br />

ss<br />

Des grafeu von Sulz ewig erb-burgrecht mit einer<br />

stat Zürich.<br />

Diss jars hat graf Alwig von Sulz ein ewig erb-burgrecht<br />

für sich, sine erben und nachkommen, so | die grafschaft (9)<br />

l ) Eidg. Absch III. 1. S. 298, vergl. auch ebendaselbst S. 300. Nach<br />

Lenz, Schwabenkrieg, S. 26 (vergl. 31t ward auf dem nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Kriegszug Maximilians zuerst <strong>der</strong> Ausdruck «freie Landsknechte» aufgebracht,<br />

jedoch den Schweizern versagt, welche dagegeu die «unmenschlichsten<br />

und unchriatlichsten » Schimpfworte hören mussten. Zu diesen vergl.<br />

v. Liliencron, die histor. Volkslie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutschen Bd. II. 367. 380. 403.<br />

*) Eidg. Absch. III. 1. S. 307.<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. S. 282 u. ff.


1488 329<br />

Kleckgöw') besizen, mit einer stat Zürich ufgericht und beschlossen<br />

*).<br />

Geissberger zu Bern burger.<br />

So ist her Anthoni Geissberger, riter, zuo Bern burger worden,<br />

um 5 guldin jaerlich uodelzins, mit hun<strong>der</strong>ten abzelösen 3 ). 5<br />

[657] Mordlicher span zwischen einem foischof von Losan<br />

und sinen uu<strong>der</strong>tanen, durch Bern und Friburg<br />

verricht.<br />

Zuo end vergangens und zuo anfang und fuergang diss jars<br />

hond die zwo staet Bern und Friburg abermals mit grosser mueeg w<br />

und kosten gescheiden zwischen irem burger und bischof von<br />

Losan, her Benedict von Monferrand, und sinen un<strong>der</strong>tanen zuo<br />

Lustrach, so da wi<strong>der</strong> be<strong>der</strong> staeten vor gemachten, verbrieften<br />

und versigleten vertrag 4 ) mit hilf ires meiers, junkher Hans<br />

Meyers, ufrueerisch im sin hus durchloffen, [658] sinen officier «<br />

und etlich an<strong>der</strong> <strong>der</strong> sinen in S. Martins kilchen ermuert und<br />

vil gewundet haftend. Was <strong>der</strong> bericht: das entwert wi<strong>der</strong>zekeren,<br />

den Meyer siner erbmeierl ze entsezen, die saecher<br />

strafen, den weisen stueren, den doetnen ewigs opfer stiften, irem<br />

herren, dem bischof, frid und ghorsame sweren, und im, zuo ab- 2"<br />

trag kostens und Schadens, 3500 Saffoyer gülden unverzogenlich<br />

(10) ussrichten | und zuo be<strong>der</strong> staeten banden geben. Besehenen zu<br />

Losan im Meyen, mit Friburg, durch dis einer stat Bern boten:<br />

vom kleinen rat her Wilhelm von Diesbach, schulthes; sekelmeister<br />

Archer, venner Simon. Vom grossen rat junkher Bran- 26<br />

dolf vom Stein, Gylian Schoeni und Spilman 5 ).<br />

i) Klettgau.<br />

*) Anzeige davon an die Eidgenossenschaft. Eidg. Absch. III. 1. S. 309.<br />

3) Ob. Spruchbuch L. 158.<br />

4) Vergl. oben S. 212 u. ff.<br />

3 ) Der Handel dauerte vom Februar bis in den August. Ratifizirt<br />

•wurde <strong>der</strong> Vertrag in Bern am 14. Juni (Raths-M. 58 (59) S. 49).


330 1488<br />

[659] Valsche kuntschaft, durch einer stat Bern sigel zft<br />

Wallis angericht.<br />

Un<strong>der</strong> oberzaeltem gschaeft, als Joerg uf <strong>der</strong> Flue, houptman<br />

zu Wallis, in vergangnem jar hat lassen verbrennen zwen rieh<br />

» bruee<strong>der</strong>, Anthonin und Petern vom Bach, so sich mit hexischer<br />

kezeri verwirkt soeltend haben, und <strong>der</strong> tat zft Rom in rechtfertigung<br />

kommen, uf sine pit schreib ein stat Bern an babst,<br />

cardinael, bischof und radrichter'), im, wie er begert, in disen<br />

landen einen richter zebestimmen und die sach hieuss lassen<br />

io handien 3 ). Nun in disem jar erhuob sich ouch ein swere rechtfertigung,<br />

die ör berueerend, zwischen Hansen uf <strong>der</strong> Flue und<br />

vogt [660] Dietrichen an <strong>der</strong> Halden von Swytz, zuo Wallis gehandlet.<br />

Erklagt sicli genanter vogt höh vor einem ersamen rat<br />

zu Bern von wegen kuntschaft, so ein stat Bern un<strong>der</strong> irem sigel,<br />

15 ouch etlich irs rats, nämlich Urs Wer<strong>der</strong>, wi<strong>der</strong> in hin<strong>der</strong>rugs<br />

hättid geben 3 ). Dess sich wie billich ein ersamer rat vast uebel<br />

beswert, und taet hierum mit vil kosten und mueeg so ernstlichen<br />

ersuch, | dass sich <strong>der</strong> boes unredlich falsch durch Jörgen uf <strong>der</strong> (ii)<br />

Flue, mit einem schriber, zuo Losan ergriffen, angericht befand.<br />

* Beniegt sich ein gietige stat Bern erfundner Unschuld, welche si<br />

iren alten Eidgnossen von Swytz zuoschreib, trungenlich begerend,<br />

si semlicher grosser unßr entschuldiget und fuer die, so inen al<br />

er und guots alwegen zetuon bereit sie, zehalten.<br />

[661] Granson und Orfoen ir sigel geaendret.<br />

35 Dis jars ist denen von Granson und Orben <strong>der</strong> herren von<br />

Tschategyon sigel und zeichen, bisshar gebrucht, von beiden stäten<br />

abgeton *).<br />

i) Die Mitglie<strong>der</strong> des Römischen Gerichtshofes della Rota nennt A.<br />

zu deutsch Radrichter.<br />

2) Lat. Miss. D. 97 b . Hier heissen die Beiden A. und P. de Torrente.<br />

3 ) Darüber vergleiche die Schreiben an den Bischof von Sitten und an<br />

die Landleute von Wallis im Missb. F.<br />

4) Miss. F. S. 549».


1488 331<br />

Das schloss zue Aelen ernuewret.<br />

Das Schloss zuo Aelen von einer stat Bern ernueweret und<br />

gebuwen J ).<br />

Fri markt und kouf. Angstergelt.<br />

Es hat ein stat Bern die sun<strong>der</strong>en hus- und fuerkoeuf, wie 5-<br />

oft, verboten, iren markt zur woehen und zuom jar menklichem<br />

und al ir burger und insaessen ze koufen und verkoufen gefriet 2 ).<br />

Item iren raten und burgern das angstergelt abgelassen 3 ).<br />

Erste mess den muenchen gemindret.<br />

[662] Item, den froemden muenchen erste mess hie zehal | ten, 10<br />

und harzuo froemde vatter und muotter zemachen, verboten 4 ). Warum,<br />

ist guot zedenken.<br />

Die herschaften Mont-Reaul und S. Hypoliten in schirm<br />

genommen.<br />

Als die herschaften Reaulmont und S. Hypoliten 5 ), von 15<br />

etlich sundren knechten uss <strong>der</strong> Eidgnoschaft, so ir ansprachen<br />

an Burgunschen landen un<strong>der</strong>stuondend inzekommen, fuernemlich<br />

von Benedict Beppet von Biel, <strong>der</strong> ouch Frankmond das schloss<br />

hat ingenommen 6 ), schädlich angefochten wurdend, erwurbend si<br />

an einer frommen stat Bern schirm, mit gebnem schirmbrief; 20<br />

Reaulmont uf acht und S. Hypoliten uf zechen jar 7 ).<br />

i) Beschlussfassung vom 9. Oktober (Raths-M. 60, S. 48 u. ff.)<br />

8 ) Mandat vom 13. September (Miss. E. 364').<br />

3 ) Eine Kopfsteuer. M.H.H. die Käthe, samrut Weib und Kind , wurden<br />

davon befreit 28. Mai (Raths-M. 58 (59), S. 2.) Der Angster war etwas mehr<br />

als ein Kreuzer.<br />

4 ) Die Begehung <strong>der</strong> eisten Messe eines Priesters (Primiz) hatte zu<br />

Missbräuchen geführt, indem die Fremden angesehene Einwohner veranlassten<br />

Vater- o<strong>der</strong> Mutterstelle bei <strong>der</strong> Feier zu vertreten und die dabei<br />

üblichen Geschenke zu spenden, Raths-Man. 58 (59), S. 32.<br />

') Beide in <strong>der</strong> Freigrafschaft Burgund; <strong>der</strong> erstere Name ist ganz<br />

verschwunden.<br />

•) Franquement am rechten Ufer des Donbs, im Bezirk Freibergen,<br />

<strong>der</strong> wohl daher den Namen hat; vergl. Miss. E. 386 b etc. Ueber Beppet'»<br />

Zug und dessen Folgen vergl. Blösch, Gesch. <strong>der</strong> Stadt Biel IL S. 30—47.<br />

') Den Schirmbrief für Realmont siehe Ob. Spruchb. L. 374, v. 22. Oct.


332 1489<br />

1489.<br />

[663 leer, 664].<br />

Babst: Innocenz VUI. 5. Keiser: Fridrich IH. 50. RÖmscherkueng:<br />

Maximilian 4. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 6.<br />

h Schulthess: von Diesbach 9. | (13)<br />

Manung des Römschen keisers und kuengs an gmein Eidgnossen<br />

um rat und hilf. Von Bern verordnete botschaft.<br />

Im jar Cristi Jesu 1489 hat <strong>der</strong> Roemsch keiser um hilf<br />

10 wi<strong>der</strong> die Ungern und Türken, so im sine erbland inhieltend,<br />

und uf ein richstag gon Frankfurt, desglich <strong>der</strong> Roemsch kueng<br />

um sinen sold 1500 knecht, und ouch zuovor uf ein richstag in<br />

die gemelte stat, gmein Eidgnossen in gmein und iedes ort sun<strong>der</strong>lich,<br />

höh und fruentlich ermant'). Wurdend die hilf und soeld-<br />

15 ner, ouch von eigner unruow wegen, abgeschlagen 2 ). Aber ein stat<br />

Bern verordnet iren ratsboten, her Heinrichen Mattern, gon<br />

Frankfurt 3 ), da [665] zuovernaemen, was puentnuess zwischen den<br />

Römschen, Spanschen, Engeischen kuengen und <strong>der</strong> herzogin von<br />

Brytanien soelte gemacht werden: ouch dem Roemschen kueng, mit<br />

20 gebner credenz, gnädiger bestaetigung ir friheit zedanken, ir ussbliben<br />

des zugs gon Brugk ze entschuldigen, und her Rollen von<br />

Bonstetten siner Burgunschen houptmanschaft schuldige bezalung<br />

zefuerdren 4 ). Ward nuet ussgericht.<br />

Werbung des kuengs von Frankrich an gmein Eidgnossen.<br />

- 5 Antwort gmeiner Eidgnossen.<br />

So schikt <strong>der</strong> kueng von Frankrich sine botschaft, her Anthonin<br />

von Lamet, diss jars zweimal zuo gmeinen | Eidgnossen (14)<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 320 (15. Juni 1489).<br />

! ) Die Antwort findet sich in den Eidg. Abschieden nicht erwähnt.<br />

') Am 16. April (Miss. E. 454).<br />

4) Die bez. Instruktion scheint nicht erhalten zu sein.


1489 333<br />

und fuernemlich gon Berni), [666] da er von Eidgnossen antwort<br />

erwartet; wan von troewung wegen <strong>der</strong> ansprecheren dorst<br />

er nit gon Lucern zuo tagen kommen. Begert, ir kriegsknecht,<br />

so von gmeinen Eidgnossen, ouch uss pit und ermanung des<br />

Roemschen kuengs, heim gemanet warend, ufzehalten o<strong>der</strong> ie siner 5<br />

wi<strong>der</strong>part abzehalten, die Roemsch kuengschen vereinungen zehindren<br />

und zeschwaechen, aber die sine, mit halber von sinem<br />

vatter gebner, nämlich 10,000 franken, pension, zefuerdren und<br />

zestaerken.<br />

Antwort gmeiner Eidgnossen. u><br />

Was die antwort: dem kueng siner guotwillikeit zedanken,<br />

ire vereinung truelich zeleisten, sich <strong>der</strong>a witer zeberaten, nuet<br />

im zewi<strong>der</strong> handien, ire reisknecht in kraft <strong>der</strong> vereinung, so<br />

im on iren willen keinen [667] zuolasst, sicher heim zevertigen,<br />

ouch fuer<strong>der</strong>lich, so die sinen ein zal irer knechten in Flandren i»<br />

haettid verächtlich erstochen und umbracht, welche si doch billich<br />

soeltid geschirmt haben, darzuo er mit dem Roemschen kueng, unss<br />

an die grafschaft Burgun, gemachten hirat und friden ernüweret<br />

hätte 2).<br />

Bern und Friburg botschaft zum küng von Frankrich, a><br />

von des herzogen von Saffoy wegen.<br />

Im Hornung, uf beger des herzogen von Saffoy, santend die<br />

bed staet ir schultheissen, Bern her Wilhelmen von Diesbach,<br />

Friburg hern Petern Fussene, riter, mit her Franzen von Saffoy,<br />

(15) erzbischofen [668] zuo | Aex, zuom kueng von Frankrich, den Sa- 25<br />

lutzischen span und etlich an<strong>der</strong> sacken zuo entscheiden und abzetragen<br />

3 ).<br />

Her Peter Kistlers werbung an kueng.<br />

Bald uf dise botschaft, uss Joergen uf <strong>der</strong> Flue pratik, vertiget<br />

ein stat Bern mit credenzen in Frankrich zuo irem schulthes, 30<br />

') A. v. L. kam vor die Tagsatzung am 28. März 1489 in Bern, und<br />

dann wie<strong>der</strong> am 18. Juni zu Baden (Eidg. Absch. III. 1. S. 313 und S. 325).<br />

») Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 314, 316, 317, 319, 330.<br />

3) Vergl. das Schreiben an Freiburg, Miss. E. S. 427 b .


334 1489<br />

irer stift dechan, her Petern Kistler, im durch den kueng das bistuom<br />

Sitten vom babst zuo ervolgen •). Und als die schultheissen sich<br />

von Hornung in Brachat sumtend, wurdend si von wegen inländischen<br />

unruowen, un- o<strong>der</strong> wenig geschaft, von iren obren heim<br />

s beschriben, kamend nit on 6rung, mit kuenglicher credenz, ouch,<br />

wie obgemelt, des kuengs Sachen bi iren obren und gmeinen Eidgnossen<br />

zefuerdren.<br />

[669] Von uufuersame diss jars und versehung gmeiner<br />

Eidgnosseu.<br />

io Als nun dis jar mit ungwitter, tuere, todschlag, mort und<br />

ufruor vast unfuorsam was, machtend gmein Eidgnossen und iedes<br />

ort besun<strong>der</strong> nach sinem guotdunken, etlichs vor o<strong>der</strong> nach ergangnem<br />

schaden, Ordnungen: für ungwitter cruezgaeng; für fuerkouf,<br />

reissgloeuf, todschlag und ufruor verbot und buoss 3 ). Habend an<br />

u wi<strong>der</strong> pension, miet und gaben ratschlagen und, doch nit on ein<br />

schlupf, beschliessen, ouch mit dem schwert zun misstaetern<br />

grifen. |<br />

Werbung gmeiner Eidgnosseu au babst, die geistlichen<br />

büben ouch mit dem swert zu zoeinen.<br />

io Und uf dass ouch die geistlichen, frien erzbuoben, so durch<br />

friheit irer bueeberi aller bueeberl folg und friheit geben, gezoemt<br />

[670] wurdid, bevalhend gmein Eidgnossen, versamt zuo Baden —<br />

da ein zuofluss diser buoben ist — denen von Lucern, an baebstliche<br />

mächtikeit, diser buoben Schirmherren, zewerben um friheit und<br />

85 macht, einem bischof von Costenz zegeben, die geistlichen buoben<br />

zu degradieren und dem weltlichen richter zuo übergeben 3 ). Also<br />

verordnet ein stat Lucern 4 ) iren burger, her Petern von Hertenstein<br />

und her Ruolanden Goeldlin von Zuerich, zwen fürnem curtisanen<br />

und unküsch tuomherren zu Costenz, semliche sach zuo<br />

') 16. Febr. (Miss. E. S. 433.)<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. 318 (20. Mai) und öfter.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 321 und 324. (15. und 18. Juni.)<br />

4) Aus Auftrag <strong>der</strong> Tagsatzung (Eidg. Absch. a. a. 0. S. 324.)


1489 335<br />

Rom zuo verschaffen. Was we<strong>der</strong> inen ze nemen, noch irem entcrist<br />

ze geben gelegen; deshalb den frommen Eidgnossen ein<br />

truzlicher abschlag begegnet: soeltid sich <strong>der</strong> iren und nit <strong>der</strong><br />

heiligen Roemschen kilchen heiligen herlikeit beladen, [671] ire<br />

ungewichten haend an den gesalbten, bi siner goetlichen macht s<br />

hoechstem ban, nit verbannen.<br />

Da nun die geistlichen huoren und hüben vor <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

schwert also gefrit blibend, vermeintend etlich from Eidgnossen,<br />

si mit verzueg irer bestaetigungen zebesseren. Hat dise arznl zuo<br />

noch böserer besserung gereicht, so ir pfrueenden mit ungelerten, w<br />

verjagten, boesen buoben, mit ussgelofnen und wi<strong>der</strong>sins gefriten |<br />

(17) münchen, mit tuefelhaftigen tuefelbeswerern, ja vom tuefel bswornen<br />

und bsessnen pfaffen, hond mueessen besezen und versehen. Was<br />

dan hieruss fuer Cristen erwachsid, ist dem glöubigen vast ring<br />

zu verstan. Wie hirt, so schaf. Und gwisslich: wo gotsforcht w<br />

und gotzwort nit [672] sind, da kan ouch Gots er und Gots<br />

glowen nit sin. Got verlih uns noch und mer, wie not, siner<br />

gnaden liecht, sine weg zu erkennen und zuo gon. Amen!<br />

Von grosser ufruer, zue Zürich ergangen.<br />

weseu und ufgaug.<br />

Waldmaus<br />

so<br />

Der ziten was in <strong>der</strong> fuernemen stat Zürich ein fuernemer<br />

bürgermeister, mit nammen Hans Waldman, von Zug geborn,<br />

riter; vor kurzen jaren ein so lichtvertiger, unnützer und vertoner<br />

gerber gwesen, dass im niemand eines pfennigs wert vertrüwt<br />

noch vermocht, und al wirt und gsellen Unwillen und ss<br />

schuhen, als ab einem verlornen jufkind, ab [673] im hattend 1 ); —<br />

als er aber mit libs gestalt, manheit, stärke, verstand und bredsame<br />

so hoch begäbet was, dass im alle menschen zartet, für<br />

den hübschisten Eidgnossen achtet, sines Unwesens, ouch zu lezt<br />

sines misshandels und schmählichen tods ein gross beduren truog,| so<br />

,) Vergleiche darüber : Dändliker, Hans Ws. Jugendzeit und Privatleben<br />

(Mittheilungen <strong>der</strong> antiquar. Gesellschaft in Zürich, Bd. XX), wo diese<br />

Tradition berichtigt wird; und für das Folgende: Dändliker, Bausteine zur<br />

politischen Geschichte H. Ws. (Jahrbuch für Schw. Gesch. V. 185 u. ff.)


336 1489<br />

nit werken noch hushan wolt, zoch er heimschen und usslaendi- (18)<br />

sehen kriegen nach, in denen er sich so wol schikt, dass er in<br />

aller Eidgnoschaft und bi den froemden herren kuntschaft, ruom<br />

und gunst, ouch sun<strong>der</strong>lich von den Französischen kuengen pension<br />

s und gelt erlangt, und hiemitan in siner stat Zuerich zuo hushab<br />

[674] und eren kam. Hielt sich dem nach im Burgunschen krieg<br />

so redlich, dass, nach dem er vor Murten obrister houptman, zuo<br />

riter gschlagen, an gwalt, eren und guot gehlingen also vast ufgieng,<br />

dass er 30,000 gülden rieh und ein so gwaltiger burgerio<br />

meister ward, dass er nit allein in sinem ort und in <strong>der</strong> Eidgnoschaft,<br />

sun<strong>der</strong> ouch bi allen usslaendischen kuengen, fuersten,<br />

herren und staeten, so mit einer Eidgnoschaft handleten, <strong>der</strong><br />

fuernemist Eidgnoss geachtet, in allen haendlen fuertraf, vil selbs<br />

gfallens und gwalts, nach gunst und Ungunst verwaltet, uf sich<br />

15 selber so [675] hoch vertrost, dass er in grossem span zuor gegenred<br />

dorst truzlich sagen: «ich bin babst, keiser und kueng».<br />

Hat ouch bi inen ein gross ansehen, was gneigt siner stat und<br />

land nuz und er, und hierin sinen ruom und nuz zesuochen und<br />

ze ufnen. Liebt zuo siner ver<strong>der</strong>bnuess frefle, mutwillige gselschaft,<br />

•20 ufrichtet die und ni<strong>der</strong>drukt die widrigen, insun<strong>der</strong>s von gschlechten,<br />

lebt nach eignem lust, ganz ein weltseliger man. |<br />

Waldmans abgang. (19)<br />

Uss dem allem im, mit ufwachs sines wun<strong>der</strong>baren grossen<br />

glüks, zuo glich mitan <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>bar gross verbunst erwuchs,<br />

25 besun<strong>der</strong> von denen, so neben im nit fuerkommen, noch wolgeacht<br />

[676] mochtend werden, welcher dan vil, nit allein in sinem ort,<br />

sun<strong>der</strong> ouch in allen andren orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft warend;<br />

danhar er sich in nächsten jaren viler und grosser nachreden<br />

vor sinen herren und vor gmeinen Eidgnossen muost entschlahen<br />

M und versprach. So geredt ward: er woelte her in aller Eidgnoschaft<br />

sin; man mieste nun in siner stat tagen und in in allen<br />

Sachen zuom ersten vergniegen; verschliege gaben und gelt, so er<br />

mit andren teilen soelte. Wurdend ouch die und an<strong>der</strong> bös reden<br />

mit böserer Verböserung dem gmeinen man hart ingebildet.


1489 337<br />

Nämlich so redt im und siner stat Meyenberg von Zug 1 ) so<br />

schantlich und [677] so schmaelich zuo, dass er und ein stat<br />

Zürich disen vor gmeinen Eidgnossen verklagten und zuo rechtvertigung<br />

ervordreten.<br />

Urhafo <strong>der</strong> ufruer. 5<br />

Und als er nun, sin selbs vergessen, uf 10 jar also gwaltig<br />

geherschet und noch fuera gwaltiger, als <strong>der</strong> jezt das regiment<br />

ganz in sine hand bracht hat, ze herschen vermeint, wurdend<br />

diss jars, in ansehen gmeins nutzes, oucli mit rat siner ungünstigen<br />

in stat und land, bei<strong>der</strong> ständen und gschlechten personen, io<br />

reformationen, Ordnungen und Satzungen | ufgelegt und gebotten,<br />

nämlich uf 20 stuek, in <strong>der</strong> stat Bern abscheid buoch verzeichet').<br />

[678] Die huend ze toten gebotten.<br />

Un<strong>der</strong> welchen ein nuew ungehoert gebot was, nämlich al<br />

huend in aller landschaft zetoeten. Dahar, als geacht ward, ver- is<br />

ursacht, dass die dorfryden hattend on urloub ein hirzen zerrissen,<br />

und in die puren verzaert, so den rydischen statjunkhereu 3 )<br />

am gjaegt was entrunen. Diss gebot zuo volstreken ward zweien<br />

des rats, mit nammen Hans Meisen und Dominicus Frowenfeld<br />

bevolhen 4 ). Bittend um mit den koebenschin<strong>der</strong>n vor und nach 20<br />

Liechtmess acht tag, hattend noch den dritten teil nit erschlagen,<br />

do ward <strong>der</strong> landlueten unwil [679] und klag so gross, dass die<br />

hundschlaher mit den koebenschin<strong>der</strong>n, e dan si erschlagen und<br />

geschunden wurdid, ab und heim zugend, die schuld irem burgermeister<br />

liessend, welcher doch und an<strong>der</strong> gwaltigen diss bot ver- M<br />

neineten, also dass ein spruechwort ward: dis bot hat niemant<br />

') Hans Meyenberg war von 1489 an einer <strong>der</strong> Boten des Standes Zug<br />

an den Tagsatzungen.<br />

2) Allg. Eidg. Absch. Bd. E. S. 229 u. ff. im Berner Archiv: «Diss sind<br />

die anzüg und fürhaltungen, so die unsern am Zürichsee und an<strong>der</strong> getan<br />

und vermeint haben, das si dar an beschwert und das sy nüwerungen syen.»<br />

3 ) Anspielung auf die aristokratische Zunft «Zum Rüden» in Zürich.<br />

4) Vergl. Dändliker a. a. 0. 270—278. Demnach hätte eher Meiss zu<br />

dem gehässigen Befehle getrieben.<br />

22


338 1489<br />

gemacht, wan <strong>der</strong> klein Micheli. Was ein arms kaerle zuo herli.<br />

Da wolt einer so vil, so vil gelts, einer sine beste kuo, sinen<br />

besten oclisen für sinen hund geben, einer bim liund sterben.<br />

So redt menglich: diser tat wurde ein räch nachvolgen. Wie<br />

» dan beschach. Her|nach kam Hans Meiss um sin red, huenet (21)<br />

sin lebenlang wie ein hund •). Ward im zur buoss gemessen.<br />

[680] Der geistlichen, frowen, edlen und des gmeiueu<br />

mans in stat und laud heimliche klagen.<br />

Insun<strong>der</strong>s ouch so eigtend die unhandselbaren geistlichen und<br />

io die zarten wiber iren hartstechenden, richligen zorn, so sich jene<br />

irer geschwächten friheiten 5 ) und die sich irer abzognen zierden 3 )<br />

übel erklagtend; welche klag beschwertend und schaerftend die<br />

zum Ryden, und uss den vorgemelten allen <strong>der</strong> gmein man<br />

in stat und land, usstragend und hoch klagend — nämlich die<br />

i5 hochmietigen junkherren: si waerid veracht und ires alten harkommens<br />

entsezt, gultid nuet, aller gwalt waere in Waldmans<br />

und siner zunftmeisteren [681] band; <strong>der</strong> undultig und nuewerung<br />

begirig gmein man: si waerint eigen luet, bürgerlicher friheit berowt,<br />

hart verpeniget und beherschet.<br />

so<br />

Anhafo <strong>der</strong> ufruer.<br />

Also do die gloggen al zammen gstimt warend, hüben die<br />

landluet, als <strong>der</strong> merer und stärker huf, an, wi<strong>der</strong>s verbot versamnungen<br />

machen. Da ouch etlich von Schwytz und von andren<br />

orten zuo Kuessnach tag | hielten und bschriben. Und wie wol (22)<br />

» gmein Eidgnossen uf den 19. tag diss hornungs zuo Lucern ver- ' '<br />

samt, die samnungen nach gschworner vereinung, zuo Stans gemacht,<br />

haftend gheissen abstellen und straffen 4 ), dennocht, hie<br />

über 8 tag, versamnetend sich 400 buren am se; beruoftend uf<br />

') Diese Angabe findet sich auch in an<strong>der</strong>n Berichten. Vergl. a. a. 0.<br />

S. 274.<br />

') Bekanntlich schritt W. beson<strong>der</strong>s streng gegen die geistlichen Missbräuche<br />

ein.<br />

*) Durch die scharfen Sitten- und Luxus-Mandate.<br />

«) Eidg. Absch. III. S. 312.


1489 339<br />

I. I«n. den ersten tag Märzen, [682] was <strong>der</strong> pfaffen fassnacht, ein<br />

gmeind gon Meylan"), kamend da zammen ob 800 man. Zu<br />

denen schikt ein rat her Heinrich Rösten, riter, alten burgermeistern,<br />

si zefragen, warum si wi<strong>der</strong> verbot und eid, hin<strong>der</strong>werts<br />

ir obren, versamnungen machtid? — und inen zesagen, $<br />

dass si fridlich heimzugid und ir anligen durch ire verordneten<br />

gietlich an ein örsamen rat braechtid. Antwort <strong>der</strong> lantlueten<br />

fuersprech, Jacob Mogrer von Waedisswil: si habid vor durch ir<br />

etliche botschaft, den comenthuer von Kuessnach und an<strong>der</strong>, ungeschaft<br />

an ein rat geworben, stgid nun versamt, so ein rat io<br />

wenig nit hab wellen verhören, dass er [683] ein ganze gmeind<br />

verhöre. Do gab inen genanter ratsbot tag uf nächsten maentag<br />

nach <strong>der</strong> alten vassnacht 3 ), durch ir botschaft vor rat zu erschinen,<br />

für da mit heim. Liess ein rat al ire lantschaft erkunnen,<br />

irer eiden und ghorsame ermanen, namend ouch zuo be- «<br />

warung ir stat ein zal ghorsamer hinin.<br />

Uf das starktend sich die zuo Meylan, zugend an <strong>der</strong> eschigen<br />

mitwochen 3 ) 2000 man stark mit gwer und harnesch gon Zollikon,<br />

(23) enbuttend dem rat, da dannen nit zewichen, | inen waerid dan<br />

vor al nuew ufgelegte bschwerden abgenommen. Hattend ires so<br />

fuernemens uss <strong>der</strong> stat und an<strong>der</strong>swohar halsstaerke, <strong>der</strong>en si sicli<br />

vertröstend. Blibend da 10 tag ligen.<br />

[684] Diser beweguiiss schidlüt und Stillung.<br />

Indes kamend harzuo gmeiner Eidgnossen boten, <strong>der</strong> bischof<br />

von Costenz, <strong>der</strong> apt und stat von S. Gallen, vil an<strong>der</strong> praelaten *s<br />

und botschaften, von Basel, Rotwyl, Schafhusen etc., machtend<br />

mit grosser mieg ein bericht, in welchem ein rat al irer Ordnung<br />

artikel erluetret und verantwort, sich um al beschwerden zuo recht<br />

ergab, den burgermeister Waldman und Lienhart Oehen, obristen<br />

Zunftmeister, mit üb und gut verbürgt, iedem und allen, so diser *><br />

i) Meilen am Zürichsee.<br />

2 ) Den 9. März.<br />

3 ) Aschermittwoch, 4. März


340 1489<br />

unruow vehig, on alle engeltnuess hat verzagen. Zugend hieruf die<br />

lantluet ab und heim 1 ).<br />

Usskuendung des berichts.<br />

Und kart <strong>der</strong> burgermeister Waldman mit etlichen siner<br />

r» raten fuer al zuenft, zeigt iren gmeinden [685] gemachten bericht<br />

an, nämlich wie die am se ir bekante misshandlung, vor den<br />

Eidgnossen knuewend, um Gots und unser Frowen willen, gebetten<br />

haettid, inen zeverzuehen, sagt harzuo trazlich: «diese sach<br />

hat ein älteren vatter, dan die lüt. So uns Got zeruowen | hilft, (24)<br />

i.. wend wir iren wol recht tuon.» Liess ouch den bericht, in nachluten<strong>der</strong><br />

form erdicht, usschriben und kuenden:<br />

Abscheid des berichts.<br />

Nach fuerhaltung vermeinter klagen und bschwerden aller,<br />

<strong>der</strong> ersten und letsten, ouch miner herren antwurt, und den<br />

15 handel und arbeit unser lieben Eidgnossen botschaft, so si mit<br />

trftwen darinnen gesucht und gebracht hond, am letsten die unsern<br />

am Zuerichse, die von Waediswyl, Richtisswyl und die an<strong>der</strong>n al<br />

gmeinlich, so in solicher wi<strong>der</strong>wertikeit gegen minen herren gewesen<br />

sind, nachenan<strong>der</strong> ir botschaften fuer mine herren, in<br />

-'< biwesen unser lieben Eidgnossen boten, gestelt und durch dieselben<br />

gar demietiklich, durch [686] Gottes, unser lieben Frowen<br />

und ir vordren willen, gepetten, inen semlich wi<strong>der</strong>waertikeit<br />

und das, so si in soelicher wi<strong>der</strong> mine herren gehandlet haben,<br />

zeverzuechen; dan sie wol bekennen, dass si in soelichem unrecht<br />

a getan hond, und soelichs hinfuer niemerme tuon wellend; und daruf<br />

al soelich ir vermeinte klagen und anzueg minen herren ergeben<br />

und vertruwt; also, was si darinnen handien und ordnen, darbi<br />

wellend si bliben. Desglich unser Eidgnossen botschaft min<br />

herren ouch gebetten. Daruf min herren allen den iren, so in<br />

') Ueber diese eidg. Vermittlung siehe Bluntschli, Staats- und Rechtsgeschichte<br />

von Zürich IL S. 51 u. ff.


1489 341<br />

soelich wi<strong>der</strong>waertikeit gegen inen kommen sind, soelich fuernemen<br />

Verzügen und nachgelassen. Und haben daruf unser lieben Eidgnossen<br />

boten geantwort, dass si die fuerhaltung und angezeigten<br />

bschwerden, so bald das an ir muoss sie, fuer sich nemen, und<br />

(25) sich so gnä|diklich gegen allen den iren halten, dass, ob Got •<br />

wil, kein unruow fuerer darum solle erwachsen, sun<strong>der</strong>, als si<br />

hoffen, die iren des wol beniegig sin sollen.<br />

Wi<strong>der</strong>ufwekung gestilter ufrur.<br />

[687] Nach dieser volendung meint Waldman, die sach wäre<br />

gewunnen und wol gestilt, so doch's fuer in <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>saecher herzen io<br />

trochen, brünstiger und noch nit ersaettiget was. Des ungeacht,<br />

ja veracht, für er mit etlich sinen ver<strong>der</strong>blichen orenkuezlern gon<br />

Baden. Und als von im und besun<strong>der</strong> von siner lichtvertigen<br />

ditlergeselschaft vil richliger troewwort wurdend ussgestossen —<br />

nämlich so solt sin frefler Snevogel') geredt hon: die Zuerich- ts<br />

burger waerid nit recht touft, so den boesen buren günstiger waerid;<br />

dan irem frommen burgermeister; ein Swab wäre besser, dan fier<br />

(26) Züricher; man mieste si stumpen, — do buntend sich | die, so<br />

verdacht schuld und fuer trügend, vast uebel entsizen, besorgtem!;<br />

sin gwalt wurd inen ze schwer, strangtend heimlich [688] die »><br />

gmeinden in stat und land wi<strong>der</strong> an zeverkommen; dan Waldman<br />

getroewt hat, alle, so in <strong>der</strong> sach schuldig waerid, zekoepfen.<br />

Des namend sich die zuom Ryden fuernemlich ouch an, dan inen<br />

sun<strong>der</strong>lich sin gwalt und regiment überlegen was, machtend mit<br />

<strong>der</strong> gmeind anhang und anschlaeg, in und sine Zunftmeister, so &<br />

das regiment ganz in ire band gebracht haftend, zetemmen.<br />

Runet ie einer dem andren: es täte nimmerme gut, und wurde<br />

ein frle stat Zürich, ir frommen burger und un<strong>der</strong>tanen nimmerme<br />

frig, dis regiment und regenten wurdid dan getemt. Also wurdend<br />

die selüt, ouch uss ussgeschribner form des berichts, als •">»<br />

erdichte 2 ), wi<strong>der</strong> zuo grimmerer ufruor bewegt und ufgewiglet.<br />

') Schneevogel war einer <strong>der</strong> Stadtknechte, <strong>der</strong> aber auf W. ebenso<br />

grossen als schädlichen Einfluss ausübte.<br />

2) Man behauptete, W. habe die Vermittlung an<strong>der</strong>s protokolliren<br />

lassen, als sie geschlossen worden.


342 1489<br />

[689] Rat den selueten und vermanung an ein stat Zürich<br />

von Bern geben.<br />

Schiktend hieruf zuo merem glimpf ires boesen fuernemens die<br />

seluet ein botschaft an ein stat Bern, kläglich rats begerend, uf<br />

5 dass so inen von iren herren einer stat Zürich, nach getanem<br />

ab-|scheid, nuet begegnete. Ward inen trungenlich und pitlich (27)<br />

geraten, si soeltind kein nuewerung fuernemen, da durch ir herren<br />

und gmein Eidgnossen wi<strong>der</strong> si zuo ungnad bewegt moechtid werden;<br />

sun<strong>der</strong> in irer wisen und frommen obren Pflichtigen ghorsame<br />

io riewig des getanen abscheids volstrekung erwarten. On zwifel,<br />

so werde inen för<strong>der</strong>lich alle billicheit begegnen, darzuo si mit<br />

andren ir lieben [690] Eidgnossen iren fliss ouch welle fuer<strong>der</strong>lieh<br />

ankeren. Und von stund an schreib ein stat Bern einer stat<br />

Zuerich dis gehörte botschaft und gebnen rat zuo, si truewlich<br />

u vermanend, disen sorglichen handel, so nit allein iren, sun<strong>der</strong><br />

ouch ganzer Eidgnoschaft zuo ver<strong>der</strong>blicher unruow und schaden<br />

reichen moege, nach ir wisheit und gstalt <strong>der</strong> sach, mit demuot<br />

und gueete unverzogenlich zebegegnen, uf bessere zit etwas Schadens<br />

liden, grösseren zuoverkommen und ruow zuo erhalten; darzuo<br />

20 iren zehelfen si gar nuet ungespart wolle lassen. Besehenen mit<br />

vil fruentlichen, vernuenftigen worten, vor rat und burgern uf den<br />

ersten tag Aprelleni). Was zuo spat; dan uf den tag hat sich i. April.<br />

die ufruor schon erwegt. Welche, soglichs [691] ein stat Bern<br />

vernam, schikt si schnei uf den dritten tag diss monats dahin<br />

äs iren wisen statschriber, doctor Thuering 2 ), welcher, Waldmans<br />

gmeinschaft von etlichen verbuenstigen unruowstiftern unschuldig<br />

verlumpt, bald wi<strong>der</strong> heim kart. Aber da belibend uf 9 wochen,<br />

bis zuo Stillung des gerueers, Anthoni Schoeni und Urs Wer<strong>der</strong>,<br />

bed des kleinen rats 3 ). | (28)<br />

i) Miss. K. 448".<br />

*) Nach Raths-Man. 65 (63), S. 42 sogar schon am 2. April. Vergl.<br />

über diese Sendungen: Archiv für Schw. Gesch. IX. S. 281.<br />

s ) Siehe ihren Bericht an den Rath im Archiv f. S. G. IX., S. 279 n. ff.<br />

An diesen scheint sich A. wesentlich gehalten zu haben.


1489 343<br />

Waldmaus Baden heimfart, hat <strong>der</strong> stat und fuerzug <strong>der</strong><br />

lantlueten.<br />

Also do VValdman etliche, nit vil, tag herlichen pracht und<br />

muot, nach allem lust, zuo Baden hat angericht, ward im von den<br />

sinen verkuent, wie dass die seifit, irs berichts usschriben erzuernt, 5<br />

wi<strong>der</strong> zuosamen liefid, die ganze lantschaft [692] mantid und mit<br />

ganzer macht fuer die stat zeziehen un<strong>der</strong>stiendid; macht er sich<br />

uf, 6 dan si in ubervielid, kam heimlichs wegs in d'stat, liess die<br />

tor und werinen bewaren, gewapnete wacht halten, inert die<br />

statknecht, hiess si schlachtswerter an<strong>der</strong> iren uochsen tragen. 10<br />

So zugend die seluet, und mit inen von allen <strong>der</strong> stat herschaften,<br />

ouch etlich obervoegt, ussgenoinmen Wintherthur und das<br />

schloss Kyburg, vom vogt Felix Brenwald, hernach burgermeistern,<br />

unterhalten, über 6000 gwerter man, fuer die stat, berowtend die,<br />

so nit mit zugend, hieschend nach iedesse muotwillen vil vor un- «<br />

gedachter und ungebuerlicher sachen.<br />

[693] Gmeiner Eidgnossen und andrer boten ankunft,<br />

ouch wie Schnevogel erstochen ward.<br />

In dem kamend gmeiner Eidgnossen, so zuo Swytz tageten')<br />

(29) u«d andrer herren und staet botschaften | ilends dahin. Und als 20<br />

<strong>der</strong> herlich burgermeister Waldman mit <strong>der</strong> Eidgnossen boten<br />

zum roten Swert an <strong>der</strong> undren brück z'imis ass, hattend etlich<br />

burger ein anschlag geton, den Schnevogel, des morgens statknecht<br />

worden, von obgemelter und andrer worten wegen, ze<br />

erstechen, und ob sin her, <strong>der</strong> Waldman, zuliefe, des glich mit P<br />

im zehandlen. Griffend also bim wasserrad Hass, Kienast, Akli<br />

und Zeiner genanten Schnevogel an, stachend und huewend in, [694]<br />

dass er an stat bleib tod ligen. Was ein frischer, frefler, lichtvertiger<br />

man gsin und sun<strong>der</strong>lich geliebt vom Waldman, welcher<br />

im ouch wolt sin geloffen, wo er nit von Eidgnossen waere abge- 30<br />

wist und gwaltig hin<strong>der</strong>halten. So ward den todschlaegern noch<br />

vor nacht ir friheit ufgeton und nie kein rechtvertigung um den<br />

todschlag ervordret.<br />

') Seit dem 10. März, vergl. Eidg. Absch. III. 1. 313.


344 1489<br />

Ufruer <strong>der</strong> statgmeind.<br />

Uf disen todschlag, mornedigs frie, was <strong>der</strong> erst tag Aprel, L April.<br />

mitwochen nach mitevasten, als <strong>der</strong> klein und gross rat und ouch<br />

gmeiner Eidgnossen von allen orten boten im rathus versäumet<br />

5 warend, erhuobend sich die uss <strong>der</strong> statgmeind, so mit den usseren<br />

verstand haftend, zugend mit gwerter hand fuers rathus, schruwend:<br />

welcher [695] ein guter Züricher wäre, soelte zii inen ston.<br />

Do ward ein ganz erschrokner zuolauf und ein grimmer, grusamer<br />

handel; schruwend, si weltid hie dannen nit wichen, inen wurdid<br />

io dan etlich haruss geben. Da hiesch ein ie<strong>der</strong> nach sinem muotwillen<br />

und hass. So sprachend etlich <strong>der</strong> Eid-1 gnossen: er muoss (30)<br />

euch werden. Und also so ward etwe menger bi<strong>der</strong>man gheischen,<br />

dass, wo etlich <strong>der</strong> Eidgnossen haettid an diser sach ernstlich<br />

missvallen geliebt, nach ir trungenlichen manung und anriefen,<br />

,5 si bi <strong>der</strong> puenden recht moegen schirmen. Nämlich so fragt schulthes<br />

Seiler von Lucern etwe dick: welchen si me weltid haben?<br />

Waldmaus und siner mitritten gvaengnuess.<br />

Also wurdend gevaenklieh an[696]genominen und von <strong>der</strong><br />

Eidgnossen boten, uf dass die grim gmeind nit hand, wie kum<br />

so verhiet, an si würfe, vom rathus in Wellenberg gfiert: <strong>der</strong> burgermeister,<br />

her Hans Waldman, Lienhart Oehen, obrister Zunftmeister;<br />

meister Heinrich Goetz, meister Uolrich Rüggier, meister<br />

Hans Biegger, meister Ruodolf Ryss, Ludwig Aman, statschriber,<br />

Erhart Eilend, obrister statknecht, Heinrich Bliiwel und Martin<br />

55 Beerenstruecker. So was <strong>der</strong> graw meister Uolrich Widmer •) zuom<br />

Frowenmuenster in d'friheit 3 ) entrunnen, lag darin verhiet bis<br />

uf den 17. tag Brachat, ward harussgenommen und enthoptet. tt.hm.<br />

Entsezung des alten und sezung eins nfiweu rats.<br />

[697] Do nun die oberzaelten gfaenklich behalten warend,<br />

so versamnet sich des tags die ganze statgmeind, ieztan | mit den (31)<br />

') Zunftmeister <strong>der</strong> Kaufleute, siehe hernach.<br />

l ) Die Freistätte.


1489 345<br />

lantlueten vereint, zuor wasserkilchen. Da ward den zunften fuergeben,<br />

wie dass Waldman ire stat Zürich hette wellen dem Roemschen<br />

kueng übergeben, das lant zwingen, sich uf Kyburg lassen<br />

grafen, ein vass halbarten in sinem keller, die schluessel zuon<br />

toren und ein zedel darin, sechzig burger zekoepfen verzeichnet, s<br />

hin<strong>der</strong> im funden, und <strong>der</strong> glichen sachen, und doch al erlogen;<br />

aber dem nid, so hie herschet, vil me gloeblich und beholfeni).<br />

Da mit die gmeind, über den Waldman und sinen anhang hart<br />

erzürnt, sazt den ganzen alten rat ab, mit nammen*): her Hans<br />

Waldman, burgermeistern, her Heinrich Roesten, alt burgermeister, i 0<br />

her Heinrich Goeldlin, her Cuonracl Swenden 3 ), her Heinrich<br />

Aeschern, her [698] Hartman Rordorfern, her Felix Swartzmureren,<br />

al ritter; junkher Hans Meyern und sinen sun Gerolt,<br />

des richs vogt, Hans Meiss, Dominicus Frowenfeld, die hundschlaher,<br />

Wigand Zoller, Peter Efinger, Hans Oeri, Hansen Rey, is<br />

Felix Keller, den alten und jungen Hansen Aeschern, Hansen<br />

Engelhart, Felix Brenwalden, Fruedlin Blunschlin, Uolrichen<br />

Hochalm 4 ), Riedin Lochmau, Lienhart Stemmelin, Heinrich Werdmuellern,<br />

Gerolt Edlibach, sekelmeistern. Der zuenften meister:<br />

vom Safran: meister Thoman Swartzmurern, meister Thoman &<br />

Schneblin; zur Meisen: meister Heinrich Stapfern, Ulrich Grebeln;<br />

von Schmiden: meister Roechlin, Uolrich Schmid; von Mezgern:<br />

Lienhart Oehen, Steinbruechel; von Zimmerlueten : Hansen Buen<strong>der</strong>n,<br />

Ruodolf Swytzern: von Pfistern: Heinrich Haben, Hansen von Wyl;<br />

von Ger-1wem: Heinrich Albrechten, Heinrichen Sigristen; von 2.-.<br />

Schuhmachern: Heinrich Wyssen, Jacob Köpfen; von Schni<strong>der</strong>n :<br />

Hansen Binzmeyern, Uolrich [699] Stu<strong>der</strong>n; von Schiflöten: Uolrich<br />

Ricklern, Heini Götzen; von Webern: Hans Bieggern, Ruodolf<br />

Ryssen; von Gremplern 5 ): Uolrich Widmern, Jacob Hoegnowern.<br />

') Vergl. Ober diese Gerüchte Dändliker a a. 0. S. 287.<br />

2 ) Das folgende Verzeichniss stimmt ganz genau mit demjenigen überein.<br />

welches Dändliker a a. 0. aus den Zürcher Kathsbüchern mittheilt, nur<br />

nennt A. unter den abgesetzten auch diejenigen mit, welche in den neuen<br />

Rath wie<strong>der</strong> eingetreten sind.<br />

3 ) Wurde nach Waldmanns Tode Bürgermeister.<br />

4) Soll heissen : Holzhalb.<br />

») Krämern, Kaufleuten.


346 1489<br />

Sazt ein nuew regiment, gnemt <strong>der</strong> huerne rat, in welchen fuernemlich<br />

genommen wurden die, so sich am lezesten stellen<br />

kontend, des Waldmaus doetliche vigend, ouch etliche <strong>der</strong> eren<br />

nit genoss und etlich unerwaelt, und macht Lasarus Goeldlin zöm<br />

s stathouptman. Als nun das nuew regiment solt anvahen in den<br />

sachen handien, und aber nun nuet anvahen kund, dem doch<br />

vor nuet recht lag und alle ding z'recht legen wuesst und wolt,<br />

muost es zuo im nemen etlich vom Ryden, — von denen doch alle<br />

unruow kam, und sust die gmeind mit Waldmans straf gestillet<br />

io waere, — so vor im rat warend gsin, nämlich her Heinrich Goeldlin,<br />

Aeschern, Swenden, [700] Rordorfern, al riter, und bed Meyer.<br />

So erwurbend <strong>der</strong> Eidgnossen boten, dass <strong>der</strong> alt burgermeister<br />

Roest, so da me in <strong>der</strong> stat und andren sachen wusst, wan die<br />

andren al, deshalb gegen <strong>der</strong> gmeind ouch in Unwillen bracht,<br />

15 ouch hinzuo geton ward. |<br />

Von Waldmans vergicht, gericht und euthouptung.<br />

Dis habend an zehandlen mit den lantlueten, so nit on <strong>der</strong><br />

rosshut — also namtend si den Waldman — tod woltend abziehen,<br />

und mit den gevangnen. Do was kein an<strong>der</strong> mittel noch<br />

20 gnad, wan dass Waldman pinlich verjehen: er waere dem kueng<br />

von Frankrick vereidet, haette urteilen und sazungen eigens<br />

gwalts veraendret, sazungen lassen inschriben, sich und sine<br />

meister im gwalt bestaet, und also wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> stat [701] friheit<br />

und <strong>der</strong>en getonen eid gehandlet, in einem rechts- und richtungs-<br />

23 handel, Meyland berierend, 4000 ducaten abgetroewt und genommen<br />

i), vil frowen geschmaecht, und etlich an<strong>der</strong> artikel ungehoerter<br />

antwort. Soelte mit dem schwert vom leben zuom tod gericht<br />

werden. Und damit dise urtel för<strong>der</strong>lichen förgang naeme,<br />

kamend uss anschlag dri, die ir hein<strong>der</strong> zuo Stampfenbach im<br />

30 brunnen gnezt 2 ), als so vast swizend, för die bschlossen ratstuben<br />

ungstuem geloffen, sagtend: <strong>der</strong> Roemsch keiser zuge mit<br />

,) Von ähnlichen Anschuldigungen ist die Rede, Eidg. Absch. 111. 1.<br />

S. 229 und 291.<br />

2) Vergl. darüber Dändliker a. a. 0. S. 287.


1489 347<br />

macht über Rin, wueste und braute; so wäre Elgei) schon verbrunnen;<br />

weite den Waldman entschuetten und das land innemen.<br />

Und wie wol etlich richter den falsch wüstend, so was doch dem<br />

gineinen man dis mordliche luge [702] zuo den vor ussgespreiten<br />

lugnen ein raechige enzuendung. Darum nuet an<strong>der</strong>s da was, dan 5<br />

(34) er muoss on verzug sterben. |<br />

6. April. Und also uf den 6. tag Aprel, was mentag vorm Palmtag,<br />

ward her Hans Waldman verurteilt und mit 200 gewapneter<br />

man zuo schif ussgfiert, vom se in Hegnowers matten, und da in<br />

manlicher gedult, vor grosser zal Iueten von stat und land, ufu><br />

einer bruege, nach dem im her Heinrich Aescher sine riterschaft<br />

hat abgenommen, enthouptet. Wie nun das lugenhaftig gschrei<br />

des uberzugs vom Roemschen kueng un<strong>der</strong>s ergrimt volk was kommen<br />

, do Waldmans houpt lag, sprach <strong>der</strong> richter Gerold Meyer:<br />

«Lieben fruend, sind zuo ruewen! Minen herren ist iezan botschaft »<br />

kommen, dass nuet an <strong>der</strong> sach sie.» [703] Hie mit so schied dis<br />

mordliche luge iren saechern und boten ouch nuet. Also nam.<br />

wie ein anfang, ein.schnei end mitenan<strong>der</strong> des Waldmans lib,<br />

er und guot. Es wurdend allenthalb sine zeichen und wapen usstilget,<br />

verworfen und zerschlagen, sin guot sinen vigenden geben, 2»<br />

nämlich 12,000 gülden den ufrueerischen lantlueten etc.<br />

Straf des Waldmans anhaenger.<br />

Do nun Waldman, als des unlidlichen gwalts houpt, ab was,<br />

uf dass von sinen gli<strong>der</strong>n kein an<strong>der</strong>s geschöpft, muostend die<br />

jl. April.gli<strong>der</strong> ouch bestimlet werden 2 ). Also uf, on ein, den letsten tag 2»<br />

(35) Aprellen, was mitwoch nach <strong>der</strong> Osterwochen, wur-|dend Oehen,<br />

Goetz und Rickler 3 ), [704] und lang hernach Widmer, an gwonlicher<br />

richtstat, ouch enthouptet, Biegger und Ryss zuo vermuren<br />

verurteilt, <strong>der</strong> statschriber 4 ) in sin hus vereidet, und die andren<br />

ussgelassen. So bleib ouch <strong>der</strong> meistren keiner, und etlich <strong>der</strong> *><br />

i) Der Flecken Elgg.<br />

2) Wohl eine Anspielung auf die Lernäische Schlange.<br />

3 ) Lienhard Oehen, Heinrich Götz und Rigler waren Zunftmeister zur<br />

Zeit <strong>der</strong> Herrschaft Waldmanns; siehe oben.<br />

4) Ludwig Amann, Stadtschreiber seit 1483, nachher wie<strong>der</strong> im Amt<br />

bis 1501.


348 1489<br />

raeten, eren und guots halb nit ungestraft. Dan welcher vormals<br />

wi<strong>der</strong> die, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> einen, so iezt im huernin rat warend, etwas<br />

getan hat, da straft ie einer dem andren zelieb. Warend doch<br />

selbs in allen stucken schuldig, darum si die andren straftend.<br />

3 Warum aber, ist wol z'ermessen uss dem, dass, welche in dem<br />

struedel nit gericht warend o<strong>der</strong> in kurzem absturbend, kamend<br />

al wi<strong>der</strong> in die raet und zuo allen eren; dan sich von tag zuo tag<br />

erfand fr unschuld, und dass da vil nid und hass mit grossen<br />

lugnen in ergangner [705] ufruor gebracht warend. Und doch,<br />

io wer gelitten, hat gelitten.<br />

Aendrung, schad und unhel des nuewen regiments.<br />

Dis huerne regiment regiert unss uf s. Urbans tag 1 ). Do<br />

ward nach alter gwonheit wi<strong>der</strong> ein rat gesezt; zuo burgermeister<br />

her Cuonrat Swend, und zuo oberstem meister her Heinrich Goeldlin.<br />

in Ward do uss <strong>der</strong> stat seckel ein gmein herliche schenke, und<br />

eins jars so wol hus gehalten, dass, über den gelaerten statsekel.<br />

ein stat Zuerich, vor zinsens ledig 8 ), naher 20,000 gülden ufgebrochen<br />

verzinsen muost, und dass ab dem nuewen gwalt nit vil<br />

min<strong>der</strong> Unwillens ward, dan vor gwesen. Selten komt das best<br />

20 naher. | Wan so die lantluet ungebuerliche ding vordreten, must<br />

sich die statgmeind und rat wi<strong>der</strong> von inen teilen. Und, so im<br />

gwalt nit iedese, insun<strong>der</strong>s <strong>der</strong> grossen, wil, wie [706] nach<br />

Waldmans abgang verhoft, fuergang mocht hon, erhuob sich aber<br />

unlidikeit, und ward da geredt, ouch von denen, so dem Wald-<br />

25 man am heftigesten wi<strong>der</strong>wertig warend gesin: es soelte und mieste<br />

an<strong>der</strong>s ziigon; ouch so wäre den abgetonen unrecht bschehen,<br />

so unverantwort gericht und gstraft waerid. Deshalb abermals<br />

etlich uss <strong>der</strong> stat und etlich in d'friheit entfluhend, als so wi<strong>der</strong><br />

gschwornen eid und wi<strong>der</strong> brief und sigel, nuewlich ufgericht, ver-<br />

;«> handletid. Da ward Gauss Hass, welcher vergangne ufruor hat<br />

geholfen anvahen und den Schnevogel erstochen, uss <strong>der</strong> friheit<br />

um vesperzit genommen und in Wellenberg gfiert, und nach dem<br />

muenster Ave Maria, am tisch markt uf einer bruege, mit viler<br />

') 25. Mai.<br />

') D. h. ohne Schuldzinse zahlen zu müssen.


1489 349<br />

gunst, enthouptet. Von den andren entrunnend etlich, [707] etlich<br />

windend gfangen, und uss denen, von worten wegen, wurdend<br />

mit dem swert gericht Claus Hassen swaeher und Hans Stemmeli.<br />

So murmlet die gmeind: wenn das metzgen ein end hette? Es<br />

waere zit ufzehoeren und ruow zehaben. Also tribt sicli die wieterl s<br />

selbs ab.<br />

Beschrifone ufrftr für ein exempel wol zebedenken.<br />

Obbeschribne ufruor ist menklichem wol zebedenken, dan<br />

si abgemalet anzeigt alle stuk, so ufruor verursachen mögend, ouch<br />

(37) was wesens und frucht si | bringe, die zu erkennen und erkant w<br />

zuo verhieten. Da ist uss sin selbs unerkantnuess und Vergessenheit<br />

<strong>der</strong> untraeglich uebermuotund git des herren Waldmans, mit dem<br />

schädlichsten volk <strong>der</strong> freflen schmeichleren gselt. Da ist <strong>der</strong><br />

ergitig verbunst und nid, <strong>der</strong> bi gwaltigen, mit [708] wi<strong>der</strong>wärtigem<br />

anhang und partl. Da ist die verwist, undultig, <strong>der</strong> frlung 15<br />

und nuewerung beginge gmeind. Da ist <strong>der</strong> ufruor unwesen und<br />

unfrächt, nämlich unordenlicher und mutwilliger gwalt und begwaltigung,<br />

burgerlichs frids, guots und bluots unsinnige zerrittung<br />

und Verschattung. Da ist ein klar exempel, was sich uf er, gut<br />

und gwalt zuo vertrösten, dass ein wankelmietige gmeind nit zuo 20<br />

verachten und nit uf si zuo buwen sie.<br />

Der ist ein gluekseliger man,<br />

Der mitel und mass treffen kau.<br />

Gerber und unniw in <strong>der</strong> Eidgnoschaft von wegen <strong>der</strong><br />

Pensionen und reisgloeul.<br />

Wie wol nun erzaelter ufruor in <strong>der</strong> gschicht dargeton Ursachen<br />

gemelt sind, so ist doch <strong>der</strong>en, — uss welcher nit allein zuo<br />

Zürich, sun<strong>der</strong> in aller Eidgnoschaft aller boesen sachen [709]<br />

grund und urhab entsprungen, sich naert und mert — geschwigen:<br />

dass villicht bed partlen des gwalts, und ouch die mitler und so<br />

(38) schidluet gmeinlich in ir vervasset, si bedaktend, mit | nammen:<br />

die huldriche pension, da doch die mitrappen heimlich ser<br />

klagtend: wir koennen vor dem Waldman nit zukommen, er<br />

nimt von Oesterrich, Meyland, Frankrich und von Roemsch küng-


350 1489<br />

sehen, gibt wem und wie vil er wil. Es ist nit ze liden, man<br />

muoss glich machen, samnung weren und die reisgloeuf verbieten.<br />

So klagtend aber die gmeinden oeffenliclr. si waerid veil und verkouft,<br />

man mieste samnung halten, ire verkoefer, die pensioner,<br />

5 straffen und die pensionen verschweren.<br />

Gerueer <strong>der</strong> Waldstaetten.<br />

Und ward diss <strong>der</strong> gmeinden gmuermel so gross, dass ein<br />

gmeind zuo Lucern wi<strong>der</strong> iren rat sich in Ostren erliuob. Ward<br />

glich mit abstellung <strong>der</strong> pension gestilt *). Item so ersuochtend<br />

io [710] die laen<strong>der</strong> ir amptluet <strong>der</strong> sach halb; troewtend einer stat<br />

Bern; runetend iren un<strong>der</strong>tanen, ouch mit ir hierum zehandlen.<br />

Darzuo so truzetend die Zuericher: es wuerde nun an an<strong>der</strong>en sin.<br />

Einer stat Bern fursehung und vereinung mit Fryburg,<br />

Biel und Solaturn.<br />

i5 Und darum, <strong>der</strong> untruewen loeufen halb, ein wiser rat einer<br />

loblichen stat Bern, gewarnt, in ir stat und land gwarsame fuersehung<br />

taet, damit sich nuet unverwart erhöbe. Gebot ir amptlueten,<br />

bi pflicht ir | eiden, huot und ufsehen zehaben, ermant die (39)<br />

un<strong>der</strong>tanen bi schuldiger ghorsame, nuet ungebuerlichs anzevahen,<br />

*> sich nit lassen verwisen, sun<strong>der</strong>, ob si klag habid, die an ir<br />

gnädige oberkeit fridlich z'bringen, da inen alle billikeit solle<br />

und werde mit huld und ruow begegnen. Und zuo merer Sicherung<br />

beruoft ein stat Bern ire nachburen, [711] die dri staet Fryburg,<br />

Biel und Solaturn, die einen uberval an irem statschriber<br />

* erst hat erlitten 2 ), uf den 6. tag Meyen 3 ), vereideten sich mit 6. ü»i.<br />

enandren zuo gmeinem schirm fuer gwalt und ufruor, menglich und<br />

ieden sun<strong>der</strong>s, so recht anriefte, zuom rechten zehandhaben; welchen<br />

eid, vor jaren gestelt, <strong>der</strong> fier stäten rät, burger und gmeind zuo<br />

') Pfyffers Geschichte von Luzern (auf welche auch Segessers Staatsund<br />

Rechtsgeschichte IL 403) verweist, nennt (I. 195) Pensionenverbote zu<br />

den Jahren 1485 und 1490; vielleicht ist hier vom letztem die Rede.<br />

') Heinrich Graswyl hatte den Stadtschreiber von Solothurn öffentlich<br />

beschimpft im Mai 1489.<br />

») Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 315.


1488 351<br />

•j. lai. sainmen tatend uf den 8. tag Mey •). Und mit semlicher fuersichtikeit<br />

und tapferkeit half eine lobliche stat Bern umendum<br />

friden, bleib ouch selbs mit allen iren landen in gutem friden.<br />

Vier unrueewiger artikel, von denen von Swytz angebracht.<br />

Damit aber unruow in alle Eidgnoschaft kaeme, haftend die von s<br />

Swytz uf einem tag zuo Brun[712]nen fier artikel beraten und angebracht,<br />

im abscheid <strong>der</strong> jarrechnung zuo Baden 2 ) verzeichnet also:<br />

Des ersten: von <strong>der</strong> Wat wegen in Saft'oy, da sie ein richtung<br />

gemacht, und den boten eben vil daruss gangen. Soelle erkonnet<br />

werden, wie darin gehandlet, und was den boten worden sie 3 ). | io<br />

(40) Zum andren hab in Gabriel Morasin 4 ) gsagt, dass im strit<br />

zuo Granson ob 100,000 gülden gewonnen, und einem jeden Eidgnossen<br />

wol 100 gülden zuo puet worden, wo man recht damit wäre<br />

umgangen; so sie einem un<strong>der</strong> eim guldin und nit me worden; da<br />

si bedunkt, dass nit erberlich sie damit umgangen, soelle man die u<br />

sach ouch erkennen, was den boten soelichs gelts worden sie.<br />

Zuom dritten: nach dem und <strong>der</strong> kueng von Frankrich das<br />

ober Burgun geloest, und soelichs 5 ), ie so das geviele, kommen<br />

und den oerteren nach geteilt, soelle man ouch erkonnen, was<br />

desse den boten worden. 2«<br />

Zuom vierden von <strong>der</strong> pensionen, [713] mueeten und gaben<br />

wegen, wie man sich darin halten und das verkommen welle;<br />

dan es ein noturft sie, nach dem und man sähe, das es Zuerich<br />

nit wol erschossen, wo ein bi<strong>der</strong>we gmeind nit gsin wäre. Nun<br />

so sig es <strong>der</strong> und andren sacken halb not, dass sich die 25<br />

gmeinden allenthalben samlen und zuo semlichen sachen reden,<br />

•) Miss. E. 465». Der Wortlaut des Separatbundes, <strong>der</strong> am 8. Mai «in<br />

grosser geheimb» auf beson<strong>der</strong>in «Zeddel» an die 3 Städte geschickt wurde,<br />

scheint nicht mehr vorhanden zu sein.<br />

«J Eidg. Absch. III. 1. 324 (18. Juni).<br />

3) Bezieht sich auf den Friedensschluss nach dem Krieg mit Burgund.<br />

Die Schwyzer behaupteten, es sei damals nicht mit rechten Dingen zugegangen.<br />

4 ) Der in dieser Zeit viel genannte diplomatische Agent des Herzogs<br />

von Mailand.<br />

5 ) Nämlich das zur Lösung bezahlte Geld.


352 1489<br />

damit es hinfuera nit als bisshar gebrucht werde. Nun so habid<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen boten zuo Stans ein verkomnuoss gemacht, so in<br />

eim artikel wist, dass sich kein sun<strong>der</strong>bar gmeinden samlen solle,<br />

das doch wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eidgnossen lob, nuz und er sie. Dan nach<br />

5 gestalt so sie not, dass sich semlich sun<strong>der</strong>bar gmeinden besamlid,<br />

dan es habe bisshar einer Eidgnoschaft nit übel erschossen,<br />

und dass man den selben artikel uss dem ver-|komnuessbrief tueege; (41)<br />

dan ir gmeind welle in darinnen nit haben.<br />

Einer stat Bern antwort.<br />

lo Uf die dri ersten artikel gab ein wise stat Bern dis antwort<br />

•): dass si nit an<strong>der</strong>s wisse, denn dass sich eine fromme Eidgnoschaft<br />

durch ire boten gar erlich und wol gehalten hab, [714]<br />

und dass ouch semlich gelt, uss denen richtungen allenthalb<br />

gangen und enpfangen, gar erberlichen enpfangen nnd geantwort<br />

i5 sie, und si habe die iren, da bi gewesen, <strong>der</strong> ein teil tod und<br />

mit eren abgescheiden, für unverluempt luet; weite ouch denen, si<br />

siid tod o<strong>der</strong> lebend, gar ungern an<strong>der</strong>s zuziehen, noch uf si<br />

grueblen; dan es zuo fruentlichem willen und löblichen stand <strong>der</strong><br />

Eidgnoschaft nuet diene. So halte si ouch uf Gabriels so vil, als<br />

20 die bringe; wisse ouch niemand <strong>der</strong> iren, <strong>der</strong> sich an<strong>der</strong>s zuo<br />

Granson und Muten hab gehalten, dan einem frommen man zustand,<br />

und bedunke si ouch, um selicher red willen wenig wi<strong>der</strong><br />

iemant zeglowen noch zehandlen, dan ie<strong>der</strong>man siner eren zegoennen.<br />

25 Von <strong>der</strong> mueet, pensionen und gaben wegen habe si zuo andren<br />

tagen geantwort; so vil gmein Eidgnossen soelich abzustellen<br />

zuosagen, so welle si sich nit davon suendren, und irem alt harkommen<br />

nach semlich Ordnungen und sazungen tuon, dass si hoff<br />

an ir und den iren soelle ganz nuez erwinden. Dan was zuo lob><br />

*> nuz und guten ruowen gmeiner Eidgnoschaft dienen möge, welle<br />

sie getruewlich helfen handien nach allem ir vermögen. Da bi<br />

welle si ouch bliben. | (42)<br />

•) Davon ist nichts mehr zu finden, vielleicht absichtlich nicht eingeschrieben.


1489 353<br />

[715] Des gemachten Vertrags halb zuo Stans und samnungen<br />

<strong>der</strong> gmeindeu hin<strong>der</strong>n) rechten gwalt, hat si vor geantwort, das<br />

und an<strong>der</strong>s sie durch gmeiner Eidgnossen volkomne anwaelt, und<br />

foesun<strong>der</strong> in laen<strong>der</strong>u durch ir ganze gmeinden mit wol bedachtem<br />

müt und langem wi<strong>der</strong>- und fuerbringen, dan es ine dan einen tagr><br />

gebrucht hab, zuo Wandlung des burgrechten <strong>der</strong> fünf stetten, angenommen,<br />

beredt, verbrieft und besiglet, und aller erberkeit ein<br />

trost; koenne dar von nit ston, um einicherlei sach willen. Und<br />

das si aber ir antwort, dan si doch kein gmeind habe, ouch nie<br />

gehept. Bi welchem irem altharkommen si ouch meint gueetlich 10<br />

ze bliben. — Bot: venner Niclaus zer Finden. - Ermant oucli<br />

sun<strong>der</strong>lich die stett, darvon nit zewichen. Tat das wislich, dan<br />

ein gmeind ist ein sorglich, ungestiem weter, ein unberitten,<br />

unzempter hengst.<br />

Von abstellung <strong>der</strong> pension und reisgloenf.<br />

Wie sich nun in aller Eidgnoschaft vil gemiirmels und<br />

Schreckens uss [716] <strong>der</strong>en von Zuerich erschrockenlichem ufrür<br />

und uss andrer orten sorglichen gerueeren hat erhaben, witeren<br />

schaden zuo verkommen, ward ein mal gmeinlich die rechte desse<br />

(43) und andrer schaden grundwurz, pension, harfuerzogen, und an ofnen| w<br />

tagen hart, als einer frommen, loblichen Eidgnoschaft zertrennerin,<br />

ja verraeterin und zerstörerin, verklagt. Ie doch so was in <strong>der</strong><br />

sach einem teil ein frommer ernst, dem andren ein gütiger verbunst<br />

o<strong>der</strong> schuldige forcht. Deshalb, wie wol vil und lang<br />

hierum taget, und ein gmeine Satzung und Ordnung wi<strong>der</strong> miet, »<br />

gaben, schenk, kroin, lihen, dienstgelt, pension, provision und<br />

<strong>der</strong>glichen Tuetsch und Welsch nammen. item und wi<strong>der</strong> das<br />

unghorsam. mutwillig reisgloeuf, uf gmeinem tag zu Lucern, gehalten<br />

uf mitwoch vor Urbani'), wol und flissig in gschrift vergriffen,<br />

ouch in etlichen orten gschworen, so kunt doch dis ord- so<br />

nung keinen bom fänden, daran si ganz und [717] fri anhafte;<br />

dan mitan ward an und vom Französischen kueng geworben, die<br />

alte sines raters vereinung, so pension gab, nfzerichten*).<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 318 (20. Mai).<br />

*) Botschaft des Königs. Eidg. Absch. III. 1. 325. (18. Juni,)<br />

28<br />

ir.


354 1489<br />

Also <strong>der</strong> ein mal ingepflanzt git, so ein starker abgot ist,<br />

mag kum, dan durch ein stärkeren waren got ussgeruet werden.<br />

[718] ") Des herzogen von Burgun guldener sessel gon<br />

Einsidlen gäbet.<br />

5 Uf obgemeltem tag, durch vilvaltige pit <strong>der</strong>en von Switz,<br />

schanktend gmein Eidgnossen des herzogen von Burgun guldinen<br />

sessel unser lieben frowen gon Einsidlen •).<br />

[719] Die von Zug von fuergenommenem zug abzogen.<br />

Item, unangesehen diser inländischen, unriewigen loeufen, so<br />

io hattend die von Zug, von wegen etlicher an-1 Sprecher, ein reis (44)<br />

wi<strong>der</strong>n kueng von Frankrich in Burgun ffirgenommen. Wurdend<br />

kum durch einer stat Bern und andrer Eidgnossen vermanung<br />

verhalten').<br />

i5<br />

Das nuew kloster zu Roschach verbrent.<br />

Noch so mochtend die inländischen unfüren nit so wol verhiet<br />

werden, wan dass die Appenzeller, S. Galler und gotshusluet<br />

3 ) ufrueerisch irem abt Uolrichen sinen buw des nüwen klosters<br />

zuo Roschach an S. Jacobs abend ze boden brantend und 24. Joli.<br />

zerrissend 4 ). Ward gericht, wie in nachgendem jar stat geschriben.<br />

M [720] Von etlichen sundren gschaeften einer stat Bern.<br />

Teilnng zfi Aelen mit Sanen.<br />

Im ersten monat diss jars hat ein stat Bern iren burgern<br />

von Sanen 5 ) den dritten teil <strong>der</strong> gueeteren, so si zuo Aelen hond,<br />

*) Circa l'/i Seiten sind hier durchgestrichen.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 318.<br />

2) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 316. 317 (Mai 1489).<br />

3 ) Die Unterthanen des Abts, zum Unterschiede von <strong>der</strong> Stadt St. Gallen.<br />

4) Vergl. Eid. Absch. III. 1. 334 (27. Okt. 1489). Alles nähere siehe<br />

hienach zum Jahre 1490.<br />

s ) Seit 1403 durch Burgrecht verbunden.


1489 355<br />

von sich abgesuendret und gescheiden, nach lut harum gemachter<br />

briefen 1 ).<br />

Straf <strong>der</strong> unghorsamen reiseren.<br />

Item des monats den unghorsamen reiseren, reisgloeuf zeverkommen,<br />

straf ufgesezt J ). Einer so uf dem weg inner <strong>der</strong> Eid- 5<br />

gnoschaft angenommen und gwendt, sol 5 pfund; ist er ussert<br />

<strong>der</strong> Eidgnoschaft gsin, hat aber nit gsworn, sol 10 pfund geben,<br />

o<strong>der</strong> die im turn, mit wasser und brod, ein wuchen ein pfund,<br />

ablegen. Ist er einmal meineid worden, sol 10 gülden, o<strong>der</strong> wie<br />

(45) ob ablegen, ein wuchen | [721] ein gülden. Ist er zweimal 10<br />

meineid, soll 20 gülden geben, o<strong>der</strong> wie vor stat ablegen, darzue<br />

meineidig und erlös sin. Ist er drimal meineid, sol mit im, nach<br />

verdientem rechten, vom leben zuom tod gehandlet werden; des<br />

glich mit iedem, so nach disem gebot meineidig wirt.<br />

Liess ouch den iren, so in froemden reisen warend, allent- is<br />

halben harheim gebieten.<br />

Ljn„ p<br />

Bftss Rotelfingers, so unser Frowen schmaecht.<br />

Uf den 24. Jenner, was samstag, ward von raeten und burgern<br />

erkent, dass Niclaus Rotelfinger soelte den ganzen tag im<br />

halsisen ston, und da dannen von stund an an d'heiligen sweren, 20<br />

dem heiligen vater, dem babst, personlich, in gschrift ires statschribers,<br />

sine misstat fuerzetragen und <strong>der</strong>en von siner heilikeit<br />

gwalt [722] ein gschriftlich absolutz erwerben und heimbringen.<br />

Was nämlich, dass er in einer irten, sich siner laster riemend,<br />

sagt: unser Frow hülfe eben als wol zuo bösem als zu guotem; »<br />

dan er lang um eine gebuolet hätte, und nie nuet mögen schaffen,<br />

biss er sich zuo unser Frowen enthiesse: die haett im geholfen.<br />

Und do in sine gsellen <strong>der</strong> unred straffend, sagt er: was si druss<br />

weltid machen? Unser Frow haette sich ouch lassen etc. 3 ). |<br />

i) Raths-Man. 61 (58), S. 17 (9. Januar).<br />

2) Miss. E. p. 205 und 206 (vom 5. Januar).<br />

3) Am 23. und 24. Januar 1489 vor Räthen und Burgern verhandelt<br />

(Raths-Man. 63 (62), S. 64 und 67).


356 1489. 1490<br />

Versehung um körn und wi<strong>der</strong>n fuerkouf. (46)<br />

Item von tuere wegen so taet ein stat Bern insehen; gebot<br />

den kloestern, ir körn in d" stat, und den lantlueten, keins uss dem<br />

land zefueeren. Verbot den fuerkouf ganz, und den gremplem bi<br />

5 2 pfund buoss, vor mittag nuet uf marktag zekoufen 1 ).<br />

[723] Ein stat Bern den salzkouf übergeben.<br />

Item, von wegen undanks <strong>der</strong> unverständigen lantlueten, mit<br />

Bit kleinem verlust, übergab ein stat Bern den salzgwerb iren<br />

schafneren, Niclaus Torman und Benedict Ireney, mit den schulio<br />

den zuo verwalten 2 ).<br />

Salzbrun.<br />

Und den Salzbrunnen, uf sin beger, dem probst von Hin<strong>der</strong>lappen<br />

3 ). Liess die oren an <strong>der</strong> kappen 4 ).<br />

i5 [724 und 725 leer. 726.]<br />

1490.<br />

Babst: Innocentius VIII. 6. Keiser: Fridrich III. 51. Roemscher<br />

kueng: Maximilianus 5. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 7.<br />

Schulthes: Diesbach 10. |<br />

Dass <strong>der</strong> Roemsch keiser nach des Uugerschen kuengs tod (47)<br />

» Oestrich wi<strong>der</strong> innam.<br />

Im jar Cristi Jesu 1490, als <strong>der</strong> herlich kueng Mathias von<br />

Ungern, — in Werbung an gmeine Eidgnossen um Verlängerung<br />

siner vereinung, so des jars endet, berueert, — gechlingen zuo Wien<br />

gestorben 5 ), mant <strong>der</strong> Roemsch keiser das rieh und gmein Eid-<br />

25 gnossen, mit im zeziehen, sin erbland Oesterrich, und ouch das<br />

Ungerisch kuengrich, sinem sun bi gemachtem vertrag zuständig,<br />

') 17. Oktober und 25. November (Miss. ü. 39 und 56).<br />

2 ) Eine Uebereinkunft mit den Salzherren, aber ohne Nennung <strong>der</strong><br />

Namen, steht im Raths-Man. 63 (62), S. 124 (20, Febr. 1489).<br />

3) Davon ist in den Akten nichts zu finden.<br />

4) Offenbar sprüchwörtliche Redensart.<br />


1490 357<br />

zu erobren. Zoch hinab mit sinem sun, dem Roemschen kueng,<br />

nam Wien, Nuewenstat •), und was im die Ungeren genommen<br />

haftend, wi<strong>der</strong> in besatz und bherschets.<br />

[727] Wie kueng Lassei von Behem, wi<strong>der</strong> dri anfechter,<br />

kueng zii Ungeren worden. 5<br />

In dem, wie <strong>der</strong> abgestorben kueng nur ein basthart und sine<br />

kuengin, Beatrix, kueng Ferdinands von Napols tochter, iezt witwen,<br />

hin<strong>der</strong> im hat verlassen, bede mit anhang und richtuom<br />

vervasst, wagt sich <strong>der</strong> basthart Johans in einen harten strit, in<br />

welchem er die krön, im von sinem vater gönnen, verlor. So w<br />

ruestend sich, die zuo beziehen, <strong>der</strong> Römsch kueng, <strong>der</strong> kueng von<br />

(48) Behem und sin brii<strong>der</strong>. Do swuor <strong>der</strong> merteil | <strong>der</strong> edlen <strong>der</strong><br />

kuengin, gabend iren gwalt, ein kueng zuo erwaelen und glich zuo<br />

nemen. Er[727]walt und nam si ouch, mit gevallen <strong>der</strong> Ungern,<br />

den kueng von Behem, kueng Casemirs von Polen aelsten sun, Las- 15<br />

sein 2 ); welcher do das kuengrich Ungern behielt wi<strong>der</strong> sinen<br />

bruo<strong>der</strong> Johan Albrecliten; — Hess im das kuengrich Poland, den<br />

ich zuo Krakow hab gsehen krönen 3 ). —<br />

Des Roemschen kuengs in Ungern tat.<br />

— und wi<strong>der</strong> den Roemschen kueng, welcher im Stuolwissen- w<br />

bürg mit vil bluots und guots angewunnen 4 ), für Ofen zogen was;<br />

wurdend da die lanzknecht und riter, mit geding guter puet und<br />

böser bzalung, abtrent und zerstroewt 5 ); also dass in <strong>der</strong> Ungerisch<br />

kueng, nah ilend, bloss mit erlitnem kosten, Hess wi<strong>der</strong> in<br />

1) Wien im Anfang Juli 1490. Wiener-Neustadt bald darauf.<br />

2) Ladislaus, Sohn Kasimirs IV. von Polen. Die Krönung fand statt ani<br />

21. September 1490.<br />

3 ) J. A. machte ebenfalls Anspruch auf Ungarn, wurde aber von Ladislaus<br />

besiegt und gefangen, dann freigelassen und als König von Polen anerkannt.<br />

Die Krönung fand am 27. August 1492 statt, zu welcher Zeit also<br />

A. sich in Krakau befunden hat.<br />

4) Am 17. November 1490 (Lichnowsky VIII, 152).<br />

5) Lichnowsky VIII, 153. Ulmann, Kaiser Maximilian 1. Bd. I, S. 105.<br />

Erst von hier an kann das eben erschienene Werk benutzt werden.


358 1490<br />

Oesterrich ab- und heim varen und des Ungerischen richs titel<br />

on besitzung schriben.<br />

[729] Undank kueng Lasseis gegen <strong>der</strong> kueugin.<br />

Da nun diser kueng Lassei, ein wiser, wolgestalter her, <strong>der</strong><br />

5 ouch vil glueks wi<strong>der</strong>n Tuerken erlangt hat, siner riehen zu ruowen<br />

kam, hielt er undankbarlich die fromme, doch unkindbare kuengin<br />

so uebel,dass si 1503 gon Napols zuo irem bruo<strong>der</strong>, kueng Fridrichen,<br />

fuor, und <strong>der</strong> kueng ein an<strong>der</strong> wib uss Frankrich im liess zufielen<br />

1 ), von welcher er hat erben, wie er begert, doch nit lang<br />

io regierend, gelassen. |<br />

Werbung des Roemschen kuengs an gmein Eidguosscn um<br />

bstaetigung <strong>der</strong> erfoeinuug, mit verkuendung <strong>der</strong> Übergebung<br />

<strong>der</strong> landen herzog Sigmunds.<br />

E und aber <strong>der</strong> Roemsch kueng Maximilian hinab in Ungereu<br />

iö [730] zoch, hat im sin veter, herzog Sigmund, so zuo regieren<br />

alt und krank und on elich mansnammens liberben was, als<br />

sinem einigen erben,_ alle sine land und herschaften fri ledig<br />

übergeben. Weliche Übergebung er durch gschrift und durch<br />

gwalts botschaft, nämlich her Bilgern von Ryschach, gmeinen<br />

->o Eidgnossen verkuent'), liiemitan trungenlich ir gnaediger, guoter,<br />

fridlicher und verpuendter nachpur, in aller gstalt und me<br />

dan sin veter wäre, zesin. Begab sich inen nach getaner berednuess,<br />

verpflichte hilf nachzelassen; für ablassung des oeffnungeids<br />

<strong>der</strong> fier staeten und des Swarzwalds 10,000 Rinscher<br />

->s gülden zegeben; den orten, so nit bestaetigung irer friheiten<br />

haettid, die zeschenken; darzuo graf [731] Jörgen von Sangans<br />

und Werdenberg, siner ansprach halb an herzog Sigmunden, 4400<br />

Rinscher gülden usszerichten, o<strong>der</strong> recht um die und an<strong>der</strong> sacken<br />

nach lut des ewigen fridens lassen walten 3 ). Dise verkomnüss,<br />

i) Anna, Gräfin von Candal, Urenkelin Karls VII.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. 354 (21. Juni).<br />

3 ) Dieser Streit des mit den Eidgenossen verbündeten Grafen Georg<br />

beschäftigte die Tagsatzungen schon seit 1488 (vergl. Eidg. Absch. III. 1).


1490 359<br />

nach <strong>der</strong> länge mit vil fridlichen und erlichen artiklen, von beiden,<br />

des kuengs und <strong>der</strong> Eidgnossen, raten zuo Lucern in gschrift<br />

gestelt'), warend, wie billich, vast nuzlich und ganzer Eidgno-<br />

(50) schaft me, dan dem kueng erlich, willig und begirig | anzenemen<br />

und ze volziehen. Die sechs ort, nämlich Zuerich, Bern — hat sundre s<br />

mueeg — Lucern, Ure, Un<strong>der</strong>walden und Zug. So batend Fryburg<br />

und Solaturn, dass man si ouch in die vereinung und zuom teil<br />

<strong>der</strong> 10,000 gülden Hesse kommen; aber Swytz und Glaris, von<br />

des genanten grafen, ires lantmans wegen, warend [732] so vast<br />

darwi<strong>der</strong>, dass die von Swyz die von Lucern truzlich davon io<br />

mantend und die sach diss jars, über vil fruentliche ankerung',<br />

lün<strong>der</strong>huobend. So batend die andren Eidgnossen dise, von<br />

gmeiner ßr, nutzes und frids wegen harzuo zeston. Mantend si<br />

streng, ie doch nuet on recht krieglichs, wie si fuernamend, wi<strong>der</strong><br />

das hus Oesterrich anzevahen, sun<strong>der</strong> gemachtem bericht o<strong>der</strong>m is<br />

angebotnen recht zevolgen; dan ouch die tueren sorglichen louf<br />

keinen krieg erliden moegid. Hie bi, so schlief <strong>der</strong> unriewigen<br />

Franzosen pratik ouch nit, so da Brittanien mit gwalt muostend<br />

vorm Roemschen kueng erhalten.<br />

Missif vom Roemschen kueng ofogemelter sachen halb. »<br />

Maximilian, von Gottes gnaden Roemscher kueng, zuo allen<br />

ziten merer des richs, erzherzog zuo Oesterrich, herzog zuo Burgun,<br />

Braband, graf zuo Tyrol etc.<br />

[733] Ersamen, lieben, getruewen! Als dan <strong>der</strong> hochgeborn<br />

Sigmund, erzherzog zuo Oesterrich, unser lieber veter und fürst, «s<br />

(51) uns uss sundrer neigung und vaeter-1 licher truew, so sin lieb zuo<br />

uns, als sinem naechstgesipten fruend tragen, ouch in ansehung,<br />

dass sin liebe mit manlichen libserben nit versehen, mit guotem<br />

alter beladen, ouch täglicher invallen<strong>der</strong> krankheit und abnemen<br />

siner person wartend ist, <strong>der</strong> inneren und andren aller siuer m<br />

liebe landen, herschaften und gebieten abgetreten, und die zuo<br />

unsern handen gestelt, haben wir von <strong>der</strong>selben siner lieb veri)<br />

9. Oktober (Eidg. Absch. III. 1. 370). Ueber die Haltung von Schwyz<br />

und Glarus ebendaselbst.


360 1490<br />

standen, wie ir uech vor nachpurlich gegen siner lieb und <strong>der</strong><br />

selben landen und lueten gehalten, und ouch alzit guots willens<br />

geflissen haben; das wir ouch im aller besten nit hond wellen<br />

verhalten, in ganzer, ungezwifleter zuoversicht, ir werdend uns nit<br />

5 min<strong>der</strong> achten, dan sin lieb, uech nachpurlich gegen uns, unseren<br />

landen und lueten halten und guots willens flissen; das wir ouch<br />

hinwi<strong>der</strong> zetuond, uech gnad und guten willen zuo bewisen, so vil<br />

wir iemer könnend und mögend, und uns hinwi<strong>der</strong>um nachpurlich<br />

zehalten, ganz gneigt sind. Geben zuo Insbruck, am 27. tag<br />

w Merz, im jar 1490, unsers richs im fünften.<br />

fS-.Un.<br />

Den ersamen, unsern und des richs lieben, getruewen, gmeinen<br />

Eidgnossen von staeten und landen •).<br />

[734] Gsiich <strong>der</strong> Venedier an d'Eidgnossen, von etlicher<br />

gefangnen wegen zu Wesen.<br />

is Wie sichs hat begeben vor acht jaren *), dass die von Swytz<br />

und Glaris, — uss gheiss des baebstlichen bo-|tens, zuo gunst dem (52)<br />

babst Sixto, so da gwalt: eid, gluebt und gleit zuo brechen, — einer<br />

Venedischen botschaft, so durch ein Eidgnoschaft im gleit zuom<br />

kling von Frankrich reit, ouch wi<strong>der</strong> irs amptsmans geben gleit,<br />

a> zwen jung edelman angenommen und die zuo Wesen über zwei<br />

jar, unss nach des babst tod, wi<strong>der</strong> vil pit und inanung <strong>der</strong> andren<br />

orten, sun<strong>der</strong>lich Bern, gfaenglich gehalten, und nit dan mit ranzung<br />

ledig gelassen, — hieschend die Venedier hernach biss in diss<br />

jar des gleitbruchs und <strong>der</strong> gfangnen kostensabtrag; [735] und<br />

->5 als inen mit gueete nuet begegnen mocht, schluogend sie ein Schätzung<br />

uf <strong>der</strong> Eidgnossen koufluet, nämlich: welcher in ir stat fuer hun<strong>der</strong>t<br />

ducaten koufte o<strong>der</strong> verkoufte, solt ein ducaten Schätzung<br />

über gwonlichen zol und gleit geben, biss si ires Schadens abtrag<br />

ervolgtid. Do nun die von S. Gallen und an<strong>der</strong> koufluet sich<br />

» <strong>der</strong> Schätzung beklagtend, vermeintend etliche ort, ouch hingegen<br />

uf ire koufluet und gueeter zehalten; das ein fromme stat Bern<br />

i) Wurde am 21. Juni zu Luzern den Eidg. Boten vorgelegt (Eidg.<br />

Absch. "III. 1. S. 354).<br />

2) Vergl. oben S. 196.


1490 361<br />

wi<strong>der</strong>riet und den iren verbot. Meint, nach dem inen unfruentlichs<br />

und unbillichs wäre begegnet, soelte das mit fruentschaft und<br />

billichheit abtragen werden. Wie dan beschach, durch iren und<br />

<strong>der</strong>en von Lucern boten, dahin in <strong>der</strong> kouflueten kosten und in<br />

gmeiner Eidgnossen nammen gevertiget •). 5<br />

[736] Es warend zwen, nit rieh, aber guts gschlechts edlen,<br />

soltend an den Franzesischen hof gefiert sin worden; sind bed<br />

3) um dises jar fuernem gsin, | son<strong>der</strong>lich <strong>der</strong> Justinian 2 ), in vilen<br />

sprachen und kuensten verrueemt, des herzogen von Venedy canzler<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>, de Calchis, des herzogen von Meyland canzler; <strong>der</strong>o-10<br />

halb <strong>der</strong> Venedisch herzog, Augustin Barbadiers 3 ), in sineni<br />

und siner stat nammen gmeinen Eidgnossen und sun<strong>der</strong>lich einer<br />

stat Bern, oft und fruentlich hat ziigeschriben. Aber <strong>der</strong> babst<br />

muost recht hon, und ouch die, so siner helligkeit anhangtend,<br />

wie wol er die Venedier mit beden siuen schwerten on recht 15<br />

grim verfolget. So sucht aber und vindt oftermal getaner schad,<br />

wie ouch guttat, sine wi<strong>der</strong>geltung. Darum, was man tuot, wol<br />

vor zebedenken.<br />

[737] Krieglicher spau zwischen S. Galleu, Abtzel und<br />

den gotshuslüteu an einem, und dem abt vou S. Gallen so<br />

und den vier orten Zuerich, Lucern, Swytz und Glaris<br />

am audren, von wegen des nuewen klosters Roschach.<br />

In disen jaren ist gwesen ein vast huslicher, richer abt zuo<br />

S.Gallen, mit nammen Ulrich Gueel 4 ), ein Suntgöwer; <strong>der</strong>, als er<br />

sich nit wol mit <strong>der</strong> stat mocht betragen, und nit plaz noch 25<br />

gelegenheit hat, sin kloster nach begird zebesseren und zebuwen,<br />

huob er an, mit gunst und friheit des Roemschen babsts<br />

und keisers, ouch mit willen siner Schirmherren, <strong>der</strong> 4 orten 5 ),<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 359 u. 361 (23. Juli u. 4. August).<br />

2) Giustiniani; <strong>der</strong> Name des Zweiten ist oben (S. 190 Anm. 2) — St.<br />

und W. folgend — an<strong>der</strong>s angegeben.<br />

') Ag. Barbarigo, Doge von 1485—1501. .<br />

4) Ulrich VI1L, eigentlich U. Rösch, eines Bäckers Sohn aus Wangen<br />

im Allgäu, Abt von 1463—1491. Guel (Hahn), wahrscheinlich Spottname;<br />

sonst heisst er auch Itothkopf und Rothfucbs.<br />

s ) Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus.


s<br />

362 1490<br />

aber doch mit grosser wi<strong>der</strong>red und klag | <strong>der</strong> stat [738] S. Gallen, (54<br />

Abtzel und siner gotshuslueten, in sinem des gotshuses eigentuom,<br />

ertrich und herschaft zuo Roschach, so harzuo hat alle wolgelegenheit,<br />

ein nuew kloster zebuwen.<br />

Buw und zerstoerung des nfiweu klosters zu Roschach.<br />

Und als er nun ob 12,000 guldin verbuwt, den buw höh<br />

uf gefuort, ein capell und andre zuogmach volendt, kamend die stat<br />

S. Gallen, Abtzel und die gotshusluet in einen so grossen verdriess,<br />

dass, wie wol <strong>der</strong> abt mit sinen Schirmherren, <strong>der</strong> fier orten<br />

io boten, recht anruoft, si in naechstvergangnem jar, uf S. Jacobs<br />

abent 1 ), mit 1500 gwerter man dahin zugend, und, wie si oft getruewt,<br />

das nuew kloster, die gwichte capell und gmach verbrantend<br />

und uf den boden zerrissend 2 ). _<br />

[739] Klag des afots.<br />

15 Do nun <strong>der</strong> abt, gmein Eidgnossen, und sun<strong>der</strong>lich die fier<br />

ort Zuerich, Lucern, Swytz und Glaris, so im mit burgrecht und<br />

zuo schirm verpflicht, um enpfangnen schaden und um abval<br />

siner lueten sich vast hoch erklagten und hilf zuo rechtlicher wi<strong>der</strong>koer<br />

ervordreten, ward hierum von den uberigen 6 orten, die<br />

so sach gueetlich o<strong>der</strong> rechtlich zuo betragen, vil, unss in diss jar,<br />

tag geleist 3 ).<br />

Mitler.<br />

Insun<strong>der</strong>s so hat ein fridsame stat Bern, nit mit wenig<br />

kosten und arbeit, durch ire ratsboten, nämlich iren | schult- (55)<br />

25 hessen, her Wilhelmen von Diessbach, her Adrian von Buobenberg,<br />

Gylian von Rimlingen, Ludwig Ditlingern, Anthonin Schoenin,<br />

Joergen von Lopen, von anfang biss zuo end <strong>der</strong> sach, die [740]<br />

fridlich und gueetlich abzerichten. dass da nit uss grossem beschehnen<br />

schaden noch grosserer beschalle, zwischen beiden par-<br />

') 24. Juli 1489!<br />

2) Vergl. oben S. 351.<br />

3 ) Vergleiche namentlich den Bundesbrief <strong>der</strong> Gotteshausleute und<br />

Appenzeller vom 27. October 1489 (Eidg. Absch. III. 1. 384).


1490 363<br />

tien mit den andren fuenf orten, ouch mit dem bischof und <strong>der</strong><br />

stat Costenz, und mit, den grafen Jörgen von Sangans und Werdenberg<br />

und Gaudenzen von Moetsch •) sich so schidlich und mittel<br />

gehalten, dass naher bed part klagtend, nämlich die fier ort:<br />

si waerid ineii abständig und nit zuzogen; <strong>der</strong> an<strong>der</strong> part: er s<br />

wäre verlassen, wie wol er sich uf ir verwalten uf die 6 ort<br />

alles spans zuo recht hätte verabscheidet, etc. 2 ).<br />

Uszug und reis <strong>der</strong> vier orten gon Wyl und Gossow,<br />

und ufgebung <strong>der</strong> gotshusliiten.<br />

Dennocht so mocht diser span nit an<strong>der</strong>s geschlicht werden, w<br />

wan dass die vier ort, die gotshusluet ghorsam zemachen, ouch<br />

die iren, im schloss zuo Roschach belaegret, ze [741] entschuetten,<br />

2. Febr. mit iren paneren uf <strong>der</strong> Liechtmes tag uszugend.<br />

Von Zürich <strong>der</strong> burgermeister, her Cuonrat Swend, ritter<br />

mit 4000; von Lucern 2500, mit ir nuewen, vor nie gebrückten >«<br />

paner des oelbergs; von Swytz und Glaris ouch ir zal. Kamend<br />

zuo Wyl im Turgoew ob 10,000 man stark zuosamen, zeverhieten,<br />

/56) dass die Turgoewer | nit den gotshusliiten zuovielid. Schiktend<br />

ire manbrief den andren orten, und ir absagbrief den gotshuslueten<br />

und iren anhaengern, S. Gallen und Abtzel. Ergabend sich 20<br />

da von stund an ein zal <strong>der</strong> gotshusliiten. Zugend da danuen<br />

gon Gossow, namend und wüstend was da funden. Do kamend<br />

harzuo die von Zug mit ir paner und ouch die schidluet; verschilfend,<br />

dass sich die unghorsamen gotshusluet al an irs lierren<br />

und <strong>der</strong> orten gnad, straf und ghorsame ufgabend und swuorend. »<br />

[742] Ward inen zuo straf ufgelegt, dem abt 3000 und den fier<br />

orten 4000 gülden zegeben, und ir schad geacht für 20000 gülden.<br />

Reis gon Roschach und vertrag mit den Appenzellem,<br />

da das Ryutal den 4 orten uebergefoen ist.<br />

1 PAr. Uf den 8. tag Hornung zugends da dannen gon Roschach, so<br />

die Appenzeller anzegrifen; do santend die von S. Gallen ir<br />

,) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 339.<br />

«) Bezieht sich auf den am 17. November 1481 durch die sechs Orte<br />

Bern, üri, Unterwaiden, Zug, Freiburg und Solothurn zu St. Gallen abgeschlosseneu<br />

Vermittlungsvertrag (Eidg. Absch. III. 1. S. 335).


364 1490<br />

gschrift zuo inen, begerend gleit und plaz zuo fridlichem gespraech.<br />

Desglich tatend die von Appenzell, zeigtend mitan, wie ir aman<br />

Swendiner und ir venner mit irem sigel entwichen; woeltid inen<br />

die, als diss misshandels saecher, ze strafen hon uberantwort.<br />

5 Wärint gneigt, was die 6 ort inen uflegtid, willig zcliden und<br />

ze leisten, und hinfuer, wie vor, mit einer Eidgnoschaft in hulden<br />

zeleben und bliben. Da gabents inen kein antwort, sun<strong>der</strong> ervordreten<br />

das Ryntal, sicli angends den 4 orten gueet[743]lich o<strong>der</strong><br />

zwungen ufzegeben. Haftend die Dockenburger und Sanganser<br />

io darin zeziehen verordnet; und als | si uf dise vordrang mornedigs (57}<br />

frieh woltend ins Ryntal sin zogen, kam an <strong>der</strong> nacht <strong>der</strong> aman<br />

Zichler von Abtzel, selbffmft on gleit, dess man sich verwundret.<br />

Erklagt sich höh und ernstlich irs anligens, entschuldiget, bat<br />

und vermant: woeltid si gnaediklich, als einer Eidgnoschaft veris<br />

wanten, bedenken. Ward im, nach ruher ofnung irs misshandels,<br />

geantwort: es waere gar nuet zuor sach zereden, si ubergebid dan<br />

vor den fier orten fuer eigen das Ryntal, Ryneck, Hohensax und<br />

alle lantschaft, so si ussert ir alten lantmarch inhaettid, ergaebid<br />

sich schuldig zuo recht, baetid gnad, gaebid heruss die urhaeber und<br />

2» verswueerid, S. Gallen kein bistand zetuon. Dess nam <strong>der</strong> aman<br />

unss morn ein verdank [744], heimzebringen; kam er noch <strong>der</strong><br />

nacht wi<strong>der</strong> und begab sich in nammen des ganzen lands, al<br />

ufgelegte artikel anzenemen und zehalten. Also von stund an<br />

namend die fier ort — Zug hiesch nuet — gevordrete herschaft in<br />

» und besaztends als ir ie gwesen eigentuom, was 20,000 gülden<br />

wert gschaezt'); sprechend inen darzuo, 4000 gülden an kosten und<br />

4500 gülden dem abt fuer wueestung zebezalen.<br />

Zürich und Glaris aubringeu und daruf einer stat Bern<br />

antwort.<br />

a> Indes, uf den 7. tag diss monats, erschein vor kleinem und l. '*'•<br />

grossem rat einer stat Bern ein botschaft von Zürich und Glaris 2 ),<br />

i) Den Uebergabsvertrag siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 339 (vom<br />

10. Februar, Gossau).<br />

2) Raths-Man. 71 (67) S. 91 u. ff. Vergl. auch schon Eidg. Absch. III. 1.<br />

S. 336 und 337 (vom 2. December 1489).


1490 365<br />

anzeigend, dass si nit weltid den abscheid, on ir willen und wissen<br />

(58) getrof-|fen, halten, in welchem die 6 ort mit obgemelten mitlern,<br />

zuo S. Gallen versamt, alle spaen hattend zuo unverzogenlichem und<br />

[745] unwaegerlichen rechten verdaedinget und in ein versigleten<br />

abscheid genommen •). Bi dem, krieg zuo vermiden und frid einer &<br />

Eidgnoschaft zuo erhalten, ein wise stat Bern verharret, und<br />

daruf bed partien zuo frid und recht trungenlich ermanet, von<br />

ufruor und gwalt abmanet. Deshalb dise botschaft witer anzeigt<br />

etwas bedurung getaner manung; begert, si ir näher lassen zu<br />

herzen gon, dan die Appenzeller, iren doch nuet verwant. Sieu><br />

weltid fuervaren, si soelte ein gilt ufsehen haben.<br />

Antwort.<br />

Antwort ein from, fridsame stat Bern: was si bisshar in <strong>der</strong><br />

sack, ir kost und mueeg ungespart, ton und noch täte, beschehe<br />

alles uss truewem, guoten grund, zuo ruow, nuz und er gmeiner u<br />

Eidgnoschaft, <strong>der</strong>en frid, insun<strong>der</strong>s zuo diser zit untruwen, ufrueerigen,<br />

harten und tueren loeufen, und sun<strong>der</strong>lich dise land, so<br />

krieg nit er-[746]duren moechtid, zebewaren npturftig. Darzuo, so<br />

lige <strong>der</strong> Swaebsch pund, 10000 stark ze ross und zfuoss, enet am<br />

Bodense ufgeruest, und sie nit ze wissen, wo und wie sich ange- »<br />

habner krieg moeg enden. Welle si nach, wie bisshar, zuom höchsten<br />

ermant und gemant haben, die spaen zuo guoetlichem o<strong>der</strong> rechtlichen<br />

vertrag zetriben, und nit so gah und nit so hart uf die<br />

(59) tringen, die | da inen und einer Eidgnoschaft nuet min<strong>der</strong>, dan<br />

ouch <strong>der</strong> abt, verwant, ir lib und gilt zuo ira truelich gesczt, und ?><br />

iemer zesetzen gneigt, ouch wol erschossen waerid, die sich doch<br />

um al sachen, zuo recht vom abt angerueeft, ergeben, und noch<br />

dem stat zuo tun begertid. Dawi<strong>der</strong> krieglich zehandlen, welle<br />

altem einer frommen, loblichen Eidgnoschaft harkommen, so ie<br />

dem rechten zuostaendig gwesen, nit gemaess sin. Damit aber not .•»<br />

au ir erwind, so welle si uf nächsten don<strong>der</strong>stag, was <strong>der</strong> [747]<br />

li.M>r. 11. tag diss monats mit ir paner uf sin, des- glich Friburg und<br />

i) Vertrag vom 17. November 1489, siehe Eidg. Absch. III. 1, S. 33S.


366 1490<br />

Solaturn ouch tön werdid, und inen fuer<strong>der</strong>lich zuziehen, da<br />

alles das tun, raten und helfen, das frommen lüten und truewen<br />

Eidgnossen zuo- und wol anstat, ir lib und guot truelich zuo inen<br />

setzen, glück, das in Got woelle verlühen, und val, da vor si Got<br />

s welle behueeten, mit in ze erwarten und ufzenemen. Soeltid nit<br />

1len, sun<strong>der</strong> mit versamter, vereinter stärke fuersichtiklich handien •).<br />

Schreib ouch gliche meinung ins vaeld und in die staet und län<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Eidgnoschaft 2 ).<br />

Usszug einer stat Bern.<br />

10 Tat ouch des tags ein usszug, vor von stat und land verwilliget<br />

3 ), nämlich 2000 man, <strong>der</strong>en houptman Heinrich Matter,<br />

venner Niclaus Zerkinden; sin houptmann Casper Hetzel, venner<br />

zun Schmiden; zuegmeister Urs Wer<strong>der</strong>; schätzen[748]venner<br />

Hans Lin<strong>der</strong>, panertraeger Niclaus Ribo; mit disem absagbrief 4 ):|<br />

iö<br />

Absagbrief.<br />

Wir, <strong>der</strong> schulthes, klein und gross rat zuo Bern, entbietend<br />

den ampthabern und gmeinen gotshuslueten des gotshus zuo<br />

S. Gallen, dass wir von den frommen, fuersichtigen, wisen, etlicher<br />

unser Eidgnossen orten, so hoch und ver, uch wi<strong>der</strong> zuo ir ghor-<br />

M same, die ir an inen bekraenkt sollen haben, in kraft unser<br />

gswornen puenden ermant sind zebringen; dass wir erenhalb — wie<br />

wol wir des lieber vertragen wären — uns nit moegen enthalten,<br />

inen dazuo hilf und bistand zebewisen. Das wir uch verkünden,<br />

mit lütrung, was und wie sich unser helfen uf uch und alle die,<br />

sr, so sich uwer also annemen, wurd begeben, dass wir da mit unser<br />

i) Diese Antwort an die Boten von Zürich und Glarus wurde wohl<br />

nur mündlich gegeben, sie steht we<strong>der</strong> im Raths-Manual, noch im Miss.-<br />

Buch; vergleiche dagegen die zunächst angeführten Schreiben.<br />

') Miss. G. 103* und 103".<br />

3 ) Der Rath hatte auf 7. Februar auch die Abgeordneten des Landes<br />

einberufen, um ihre Meinung zu vernehmen. (Miss. G. 97 b ).<br />

4) Raths-Man. 71 (67), S. 92 (7. Februar). Das Mannsehaftsaufgebot<br />

siehe Miss. G. 102 b ohne Datum.


1490 367<br />

er, fuer uns und alle die unsern, wellen bewart haben. In kraft<br />

diss briefs; dess zuo urkuend, mit unserm ufgedrukten sigel bell.<br />

Febr. siglet. Geben donstag nach Scolastica anno 1490').<br />

Und als von Gots gnaden ira zug [749] ward gewendt, von<br />

viler schmuetzreden wegen, so hierum giengend, liess si sich hernach s<br />

desse durch iren schulthessen zuo Lucern und Swytz erlich versprechen.<br />

Gab irem houptman fuer sine ristung 30 pfund, dem<br />

venner 15, Hetzel 10; Urs Wer<strong>der</strong>n und Anthoni Schoenin, so<br />

lang in <strong>der</strong> sorglichen tagleistung zuo Zürich warend gsin, iezlichem<br />

70 pfund pfennig. Beval ernstlich iren ratsboten, so noch ,o<br />

alwegen scheidens halb im veld blibend, allen vermoeglichen flis<br />

anzekeren, damit <strong>der</strong> schädlich krieg und die boes sach zürn besten<br />

(61) kert, wol und bald zuo | friden geendet wurde. Harzfi si ir lib<br />

und guot, gmeiner Eidgnoschaft zuo wolfart, nimmer weite sparen l ).<br />

Reis fuer S. Gallen und diss kriegs end. i*<br />

Wie dan fünf ort zuo Roschach lagend, karnend dahin mit<br />

iren paneren die von Ure und bede Un<strong>der</strong>walden. Und als die<br />

[750] fier ort mit den gotshuslueten und mit den Appenzellem<br />

15.Ftbr. vertragen warend, uf den 15. tag diss monats, was mentag, zugend<br />

si mitenan<strong>der</strong> 17,000 stark fuer die stat S. Gallen, so sich 20<br />

zuo wer geruest, ir vorstat abgeschluessen und verbraent hat. Wurdend<br />

da vor im anlouf und drinnen etlich umbracht und erschossen.<br />

Und nachdem si zwen tag da gelegen, ward aber durch<br />

vorige schuedluet und mitler ein bericht, wie mit den gotshuslueten<br />

und Appenzelleren, zuo gegem recht, uf <strong>der</strong> fier orten boten — doch 25<br />

von ir obren eid gefrigt — verdaedinget; da <strong>der</strong> stat S. Gallen ist<br />

gesprochen: dem abt 4000 gülden und ein winkel in <strong>der</strong> stat am<br />

kloster, den er um 12,000 gülden vor gern bezalt hätte, zegeben;<br />

keinen Dockenburger und gotshuslantman zuom burger ufzenemen;<br />

ire lechen von nüwem enpfahen und im <strong>der</strong>halb sweren; item, so<br />

und den Eidgnossen zegeben 10,000 gülden bar und das schloss<br />

') Miss. G. 105* vom 11. Februar.<br />

») An miner herren botschaft, ohne Datum (Miss. G. 107 b ).


368 1490<br />

Oberdorf!) mit aller [751] ziigehoerd und gerechtsame, fuer 12,000<br />

gülden geschaezt. Item, und ires burgermeisters Varenbueelers<br />

und irs statschribers, ussert ir stat, lib und guot den fier orten<br />

vervallen zesin, und si doch in <strong>der</strong> Eidgnossen puenden bliben 5 ).<br />

5 Was des vierthalbwoechigen kriegs in eim und an<strong>der</strong>n über um<br />

100,000 gülden kommen, | uss traz und kib erwachsen. Und (62)<br />

darum ein wise, grosse manheit, die trunknen köpf sich nit lassen<br />

verfueeren und überwinden, so doch selten nuet dan ruew und spot<br />

zuom schaden gewinnend, wie ouch hie beschall. Was S. Gall<br />

io und ir anhang im anfang gegen <strong>der</strong> gueete veracht, waer ir nach<br />

verlornem spil anzenemen gnad und dank gewesen. Und als nun<br />

dis harter span zu harten rechten gon Einsidlen mit gwaltiger<br />

daeding gebracht was 3 ), zog ie<strong>der</strong>man fridlich an sin gwarsame<br />

wi<strong>der</strong> ab und heim. Und dennocht, nach ge [752] machtem frid,<br />

15 wie wol Abtzel von Eidgnossen hart gestraft, so muost si sich<br />

um begangnen frevel, gegen dem keiserischen fischgal noch um<br />

600 gülden vertragen, welches Vertrags gmein Eidgnossen, hierum<br />

rats gefragt, sich nit nie, dann mit pitlicher fuergeschrift, woltend<br />

beladen 4 ).<br />

so Herzog Carlis von Saft'oy und sines veters, des erzfoischofs<br />

von Anx, tod. Befestigung des hnses von Saffoy, ouch<br />

mit bei<strong>der</strong> staeten rat und hilf.<br />

Nach dem in diss jars Maerzen <strong>der</strong> loblich herzog von Saffoy,<br />

Carolus, be<strong>der</strong> staeten Bern und Friburg sun<strong>der</strong>lich geereter und<br />

25 gnädiger puntgnos, von diser zit, nit on gifts argwon, was ge-<br />

!) Davon steht nichts in <strong>der</strong> Abschiede-Sammlung an <strong>der</strong> angeführten<br />

Stelle; erst später ist die Rede davon, da Oberdorf mit an<strong>der</strong>n Schlössern<br />

von den IV Orten an den Abt verkauft wurde. (Eidg. Absch. III. 1. S. 359).<br />

2 ) Vertrag mit <strong>der</strong> Stadt St. Gallen, mit etwas abweichenden Artikeln,<br />

siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 340. wo aber als Datum irrig <strong>der</strong> 14. Februar<br />

statt des 15. genannt ist.<br />

s ) Am 16. März (Eidg. Absch. III. 1. 342). Vergl. auch über den ganzen<br />

Handel: Zellweger, Urkunden zur Geschichte des Appenzeller Volkes.<br />

4) Eidg. Absch. 111. 1. S. 370.


1490 369<br />

scheiden!) ein wise witwen, Bianca, von [753] Montferrar geborn,<br />

(63) mit einigem | halbjaerigen sun, herzog Carolo Amedeo, hat verlassen,<br />

kamend im Aprellen 2 ) die drig staet des herzogtuoms zuo<br />

Thuering zesammen, — und hierzu berueeft be<strong>der</strong> staeten boten, nämlich<br />

von Bern junkher Joerg zuom Stein — verordnetend des herzog- 5<br />

tuoms regiment, saztend zuo gmeinem gubernator des jungen<br />

herzogen veter, her Franzen von Saffoy, erzbischofen zuo Aux,<br />

ein wisen, frommen herren, und einer stat Bern günstigen.<br />

Lebt biss in herbst 3 ), do kam das regiment an desse brü<strong>der</strong>.<br />

her Philippen von Saffoy, herren in <strong>der</strong> Press, welcher lange zit 10<br />

mit selichen unruowen darnach hat gestelt, dass, durch anrueefen<br />

<strong>der</strong> fuersten und frowen, in <strong>der</strong> kling von Frankrich als angeborner,<br />

und durch die bed staet als verpuenten, mit gschriften und<br />

boten, muostend ouch troewlich abwisen.<br />

Des margrafen von Salutz inkommen. 1<br />

[754] Wan noch diser zit, nach des herzogen tod als im<br />

das regiment nit ward, beschah mit sinem gunst, dass herzog<br />

Ludwig von Meyland, <strong>der</strong> herzogin veter, mit anhang siner gesipten,<br />

margrafen von Montferrar und von Saluetz, welchen er<br />

insazt wi<strong>der</strong> willen des fürstlichen regiments von Saffoy, welches 20<br />

er ouch in sine band zehaben fuernam, also dass <strong>der</strong> kueng von<br />

Frankrich durch sinen boten, her Anthonin von Forest, an bed<br />

staet bracht, selichs nit zuo gestatten, sun<strong>der</strong> ouch uf sinen<br />

kosten, ouch mit gwalt, wie er selb weite tuen, zesetzen'). Ward<br />

im von einer stat Bern ze antwort: si weite mit iren mitbur- 25<br />

(64) gern von Friburg alles vermögen darstrecken, damit nach ver-1<br />

ordnetem regiment das herzogtuom, <strong>der</strong> herzog und die herzogin<br />

') Am 13. März. Das Jahresdatum 1489. welches Guichenon (IL 580)<br />

annimmt, beruht ohne Zweifel auf <strong>der</strong> Zählung <strong>der</strong> Jahre vom 25. März an<br />

(Annunciationsstil). Der Verdacht <strong>der</strong> Vergiftung fiel auf Johann Ludwig,<br />

Markgrafen von Saluz. (Guich. ibid.)<br />

2) Nach Guichenon (I. 585) fand die Einsetzung einer Regentschaft<br />

für den erst 9 Monate alten Herzog im Juli 1490 statt.<br />

3 ) Starb nach Guichenon — ohne genaueres Datum — im März 1491.<br />

«) 5. August (Raths-Man. 70. S. 90-93).<br />

24


370 1490<br />

in gebuerlichem, rueewigem stat gebuerlich und rueewig moegid hüben;<br />

bäte hiezuo mitan, sin klinglich rnajestat welle si, die gemelten,<br />

als sine nächst angebornen, [755] in gnädigem schirm<br />

und rueewigem stand behalten.<br />

5 Dass <strong>der</strong> Mevlaendisch gnbernator, herzog Ludwig, das<br />

Saffoysch regiment auvacht, von einer stat Bern gewendt.<br />

Si schreib ouch von stund an dem Meylaendischen herzogen,<br />

so zuo Ast 1 ) mit einem zueg hielt, kein gwalt noch nuewerung<br />

io gegen dem hus Saffoy fuerzenaemen, so dem kueng von Frankrich<br />

und ira, von pflicht wegen, nit ze dulden wurde. Verantwort er<br />

sich: er begerte ouch nuet an<strong>der</strong>s, wan dass si darzuo hülfe, damit<br />

sine gesipten, die herzogin und ir sun, in irem gebuerlichen<br />

stat gebuerlich beschirmt wurdid und erhalten.<br />

iä Botschaft Bern und Friburg zum köng, von Saffoy wegen.<br />

Darnach, als <strong>der</strong> her von <strong>der</strong> Press, herzog Philip, das<br />

[756] Saffoysch regiment als nächster erb hat ervolgt, und gern<br />

haette etwe mengs wellen wi<strong>der</strong>um richten, das er vor hat verworren,<br />

begert an bed staet, im ein botschaft zuozegeben an kueng,<br />

so im, in und das hus Saffoy zebevelen und des Salutzischen margrafen<br />

halb zefriden. Wurdend im von Bern <strong>der</strong> schulthes von<br />

Diesbach, und von Friburg her Peterman Fusseney ziigesendt 2 ).) (65)<br />

• Werbung um die abti zu Betterliugen.<br />

Item, und nach abgang des erzbischofs von Aux warb an<br />

25 babst her Johans Armbroster, probst zuo Bern, mit hilf siner<br />

herren, um die abti zuo Betterlingen, die siner stift ze incorporieren<br />

3 ). Wie wol er durch baebstlich provision, ouch mit willen<br />

i) Asti. Der Zug des Herzogs von Mailand nach Savoien fand im Juli<br />

statt. Das bezügliche Schreiben findet sich nicht eingetragen.<br />

! ) Creditiv ausgestellt am 29. November (Raths-Man. 67. p. 129).<br />

') 4. October (lat. Miss. C p. 507).


1490 371<br />

des convents, die possess hat ingenommen, muost er doch dem<br />

cardinal S. Anastasio, ouch mit willen siner herren, wichen');<br />

Deshalb <strong>der</strong> babst sinen segen und <strong>der</strong> cardinal sinen dank einer<br />

stat Bern gnaedig zuoschribend.<br />

[757] Bericht eins spans zwischen dem margrafen von 5<br />

Nuewenburg und <strong>der</strong> stat Fryburg, durch ein stat Bern<br />

gemacht.<br />

Wie sichs begeben hat, dass ein stat Friburg in Oechtland<br />

uss ansprach <strong>der</strong> herren von Staeffis, so da verkoefer warend gsin<br />

ires schloss und herschaft Chinaul, und ouch <strong>der</strong> herschaften 10<br />

S. Albin, Dargier 2 ) etc. — von her Johansen von Nuewenburg,<br />

herren zuo Vammerkue, ritern, mit verwilligung irs lehenherren,<br />

grafen Johansen von Friburg und Nuewenburg, unabloeslich er-<br />

(66) kouft 3 ), und da dannen an den Iehen-1 herren gevallen; — so<br />

doch ein stat Friburg vermeint, ouch von eins von Vammarkue 15<br />

getanen koufs wegen, iren gemelter herschaften S. Albin und<br />

Dorgier zuostaendig sin, nämlich 1100 Rynscher [758] gülden, die<br />

si wolt legen, und die genanten herschaften in ir hand ziehen 4 );<br />

dess, so sich <strong>der</strong> margraf von Nuewenburg, Philip, als lehenher<br />

und inhaber, widret — nam si die mit gwaltiger hand in, und 20<br />

besazts; dahar ein schwerer span zwischend inen erwuchs 5 ), also<br />

dass ein stat Bern, als inen beden mit alten burgrechten verwant,<br />

witer unfuor zeverkommen, etwe menge tagleistung hierum<br />

hat, ouch in personlicher gegenwaertikeit des margrafen, gehalten,<br />

und zuoletst in disem jar si die partien mit gmeiner verwilligung 25<br />

durch ir ersame botschaft, den schulthessen von Diesbach, stati)<br />

Im Januar 1492 wurde <strong>der</strong> bezügliche Vertrag abgeschlossen.<br />

*) Chenaux, St. Aubin und Gorgier am Neuenburgersee.<br />

3 ) Ritter Joh. von Neuenburg (Vaumarcus) hatte die Herrschaft 1433<br />

von Jakob von Stäffis gekauft.<br />

4 ) Freiburg behauptete, dass es sich nur um eine Pfandschaft bandle,<br />

dass es daher durch Erlegung <strong>der</strong> Pfandsumme die zu Stäffis gehörenden<br />

Herrschaften an sich ziehen könne.<br />

5 ) Siehe über diesen Conflikt: Chambrier, bist de Neuchätel, p. 252.<br />

Berchtold, hist. de Fribourg IL 15. Beide geben aber keine klarere Auskunft;<br />

ebenso wenig Matile, Musee histor. de Neuchätel II. p. 30. 31.


372 1490<br />

schribern Frickern und venner Hetzein und Brueglern, zuo Friburg<br />

gütlich entscheiden und vertragen, den vertrag versiglet<br />

und bschlossen; nämlich, dass <strong>der</strong> margraf gemelte herschaften,<br />

so sin eigentuom sind, soelte, doch on entgeltnuess <strong>der</strong> [759] un-<br />

5 <strong>der</strong>tanen, wi<strong>der</strong> haben und unbekümmert besitzen, darzuo einer<br />

stat Friburg, fuer ir vermeinte grechtsame, 1500 pfund Berner<br />

waerung uf bestirnt zil ussrichten und bezalen, und hiemit bed<br />

partien dises spans halb fuer sich und ir nachkommen vergnueegt<br />

und versüent sin und bliben ').<br />

io Ein vertrag zwischen dem Tuetschen orden und einer stat<br />

Bern gemacht.<br />

Nach dem vor zwei jaren ein vertrag war gemacht zwischen<br />

dem Tuetschen orden und <strong>der</strong> stift von Bern, des gotshuses<br />

S. Truew halb 2 ), nochmals, so nit |geleist, ward genantem orden (67)<br />

15 von einer stat Bern und ir stift, doch mit lutrer vorbehaltung<br />

des vogtrechts, so da hond die edlen von Erlach 3 ), das gotshus<br />

Rieggensperg, uf [760] 700 stuck gewidmet, mit aller grechtsame<br />

und hab, ouch durch baebstlichen gwalt zuo behoupten, fuergschlagen<br />

4 ), und damit abermals ein vertrag ufgericht.<br />

*> Anvordrung um Schaenkeuberg.<br />

Item, so hiesch junkher Hans von Baldeck von einer stat<br />

Bern das schloss und herschaft Schenkenberg, so sines vaters<br />

gsin, mit aller genossner nutzung, o<strong>der</strong> recht darum ä ). Ward im<br />

ze antwort: si wäre in ofnem, unechten krieg mit <strong>der</strong> hand eri)<br />

Vergl. Miss. G. 203'.<br />

2) Vergl. oben S. 274.<br />

3 ) Die Herren von Erlach besassen die Kastvogtei über das Kloster<br />

Rüggisberg.<br />

4) Zur Abfindung des deutschen Ordens wurde ihm die <strong>der</strong> Stift incorporirte<br />

Propstei R. angeboten, siehe Schreiben vom 18. Dezember (Miss. G.<br />

247 b ). Hier sind auch die vorbehalteuen Rechte <strong>der</strong> Herren von Erlach<br />

spezifizirt.<br />

5 ) Raths-Man. 70, S. 37 (9. Juli). Die nämliche Reklamation war schon<br />

1485 erhoben worden.


1490 373<br />

obret a ) und gwunnen*); also mueeste si ouch mit <strong>der</strong> hand behalten<br />

werden und kein an<strong>der</strong>s. Also in nachgendem jar, durch<br />

Werbung sines veters, her Adrian von Buobenberg. ward im, uf<br />

verzuehung siner ansprach, begert burgrecht von einer loblichen<br />

stat Bern zuogesagt. 5<br />

Mannenfoerg und Retingen kouft.<br />

[761] In disem jar hat ein stat Bern von irem burger und<br />

(68) rat, her Adrian von Buobenberg, ritern, | um 6000 pfund erkouft<br />

die herschaft Mannenberg und Retingen 2 ).<br />

Versehuug etlicher staeten, schlössen und landgricht.<br />

w<br />

Als sich in vergangnem und in disem jar vil ufrueerisch und<br />

kriegsch haendel erzeigtend, Hess ein fuersichtige stat Bern, zu<br />

gwarsame irer landen und lueten, ire staet, schloss und landgricht<br />

besichtigen und nach notturft heissen bewaren.<br />

Burgdolf sol 14 handbuechsen, 2 hacken, und die alten ruesten 15<br />

und fassen, die abgangnen ersezen, bli und bulver nach notturft<br />

haben.<br />

[762] Zofingen sol ir lezineu, bolwerk und gschuez besseren<br />

und in eren halten. Und damit si ir rat und aempterdester bass<br />

muge besetzen, wil man <strong>der</strong> iren insaessen keinen zuo burger nemen. «i<br />

Lenzburg sol angends sich vor irem vogt erluetren alles<br />

Stands irer stat, mit nuz und schulden. In das schloss ein rossmuele<br />

buwen.<br />

Kuengsvaelden sol den turn zuo Habsburg in guotem wesen behalten<br />

und nit lassen abgon, so er ein huot des lands ist. »<br />

Brugg bestat bi iren buewen; und buechsen zuom nuewen bol-<br />

(69) werk wil man ir fuergeben. Sol die alten | buechsen bschiessen,<br />

*) Im Original — wohl durch Verschreibung — erbrot.<br />

i) Im Jahr 1460.<br />

2) Reutingen, am Eingang des Simmenthals, Mannenberg im Ober-<br />

Simmenthal. Vom Kauf von M. ist die Rede Raths-Man. 67, S. 125 (26. November).<br />

Später, 1492, kam er nochmals zur Sprache, wurde aber vom<br />

Rathe abgelehnt. (Raths-Man. 79, S. 38).


374 1490<br />

was da zerbricht, wil man ersetzen; sol [763] in<strong>der</strong>t zwei jaren<br />

12 gut handbuechsen haben. Item irem armbrosteri) sollen Schenkenberg<br />

und Lenzburg, so lang inen gevalt, ietslichs 4 muet kom<br />

järlich geben.<br />

5 Schenkenberg bestat, wie es iezt ist.<br />

Arow sol haben und machen in eins jars frist 12 guter<br />

handbuechsen, 6 haken, mit bli und bulver nach notturft versehen.<br />

Arburg das schloss bestat; aber die burger im staetli sollen<br />

in jarsfrist 6 handbuechsen, 2 haken und '/* centner bulvers haben.<br />

io Arwangen 6 handbuechsen machen und zuo Wangen ouch so vil.<br />

Bipp bestat, wie es ist.<br />

In den 4 lantgrichten sol ein ie<strong>der</strong> sin wer haben, darzuo er<br />

gschikt ist, besun<strong>der</strong> houpt-[764]harnesch, panzer o<strong>der</strong> kreps,<br />

spies und swert, o<strong>der</strong> armbrost und swert. Welcher nit hat, sols<br />

15 bir buoss uf nächste mustrung haben. |<br />

Etlich Ordnungen.<br />

In <strong>der</strong> stat sollen al stubengsellen *) ir gwer und harnesch<br />

haben, und on die keiner ufgenommen werden.<br />

Ouch alle die, so hantwerk triben, sollen stuben haben und<br />

«o in irs hantwerks stuben gmeine rechtsame tuon und liden.<br />

Man sol die Satzungen, so da pension und reisgloeuf verbietend,<br />

lesen und swören.<br />

Der ebrecher Satzung lesen und nit swoeren, aber von rät<br />

und burgern stossen 3 ).<br />

e5 Die fuerkoeufer nit dolen.<br />

Die fremden stricher, baettler, lotter- und bengelbuoben uss<br />

stat und land vertriben 4 ).<br />

[765] Man sol kein fremden usssaetzel ins land, und kein<br />

heimschen druss lassen. Was uss etlichen Ursachen ouch von<br />

so gmeinen Eidgnossen angesehen 5 ).<br />

i) Der beson<strong>der</strong>s angeworbene Hauptmann <strong>der</strong> Armbrustschützen.<br />

') Die Angehörigen <strong>der</strong> Zünfte.<br />

") Alle diese Ordnungen siehe Raths-Man. 69, S. 68 (2. April).<br />

4) Miss. G. p. 94 b (27. Januar). Hier heisst es : bättler und drämelbüben.<br />

5 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 370 (9. Oktober).


1490. 1491 375<br />

Raet und burger.<br />

Bi obgemelten Sachen und Ordnungen sind gwesen hernach<br />

genaemt raet und burger: von Diesbach, Schultheis, von Buobenberg,<br />

von Erlach, von Scharnental, von Stein, von Wabren, von<br />

(71) Muoleren, von Wattenwil, | Matter, Archer, seckelmeister, venner 5<br />

Hetze], Bruegler, Zerkinden, Peter Simon, Tschachtlan, von Ruemlingen,<br />

Ditlinger, Wer<strong>der</strong>. Schoeni, Bomgartner, Wingartner, Dilyer,<br />

Huber, Sporer, Strub, Torman, Haeriswand, Uottinger. Sechszehen<br />

burger: Loy von Diesbach'), Casper vom Stein, Hans Lin<strong>der</strong>, Keiser,<br />

Friburger, [766] Gryers, Swinghart, Wiler, Zehen<strong>der</strong>, Schoeni,


376 1491<br />

Franzen, so bald nach verlorner schlacht vor S. Obin vor leid<br />

was gestorben'), — dass im die zuo Renis 2 ) gelobt und vermaelet, also<br />

dass ira, zuo bestaetigung getaner vermaelung, [769] <strong>der</strong> alt, truew,<br />

edel riter, her Paul von Liechtensteig, an stat sines herren,<br />

5 des Roemschen kuengs, nach fürstlichem bruch zuogelegt ward 3 ).<br />

Dass <strong>der</strong> kueug von Frankrich die herschaft und hoptstat<br />

Nantes, mit hilf <strong>der</strong> Eidgnossen knecht, in Brittanien<br />

innam.<br />

Do nun diser hirat dem kueng von Frankrich fuerkam, und<br />

io die im und siner krön zuo unlidlichem nachteil reichend erkant,<br />

ouch dass die herzogin getane <strong>der</strong> krön von Frankrich pflicht<br />

übersehen, sich on des kuengs, irs herren, guust hat verhirat*)<br />

und hiemit ir land <strong>der</strong> krön entfremdet, brach er ilends uf mit<br />

macht, [770] nam die grafschaft Nantes gwaltig in, bracht<br />

is ouch mit verraeteri zuo wegen, dass im die hoptstat Nantes übergeben<br />

ward 5 )- Dabi vor und nach warend ob 4000 Eidgnossen,<br />

welcher obrister hoptman war her Pyer Loy, ein Spanger, hernach<br />

bischof zuo Rueess 0 ), vor und nach ein bot <strong>der</strong> kuengen von<br />

Frankrich zuon Eidgnossen, die er ouch lieb und wol hielt biss<br />

2„ an sin end 7 ). So was ouch ein zal, ob 600, | Eidgnossen uf des ( 73 )<br />

Roemschen kuengs siten, unter graf Philippen von Nassow: wurdend<br />

zuo Renis, mit den lanzknechten, um zwifachen sold abkouft<br />

und gestrax heim geleitet*). Deren hoptman was Hans Etterli<br />

von Bern 9 ). So was <strong>der</strong> knechten, so bin Franzosen warend,<br />

i) Vergl. oben S. 246.<br />

2) Rennes, Hauptstadt <strong>der</strong> Bretagne.<br />

3) Zu Anfang 1491 soll die Vermählung durch Stellvertretung stattgefunden<br />

haben. Als Vertreter werden aber sonst An<strong>der</strong>e genannt. (Lichnowsky<br />

VIII, 168. Vgl. Ulmann, a. a. 0. S. 128 und den bez. Exkurs S. 180 u. ff.)<br />

4 ) Die Herzogin Anna soll sich verpflichtet haben, keine Ehe einzugehen,<br />

ohne des Königs von Frankreich, ihres Lehenherrn, Einwilligung.<br />

5 ) Im Februar 1491 (vergl. Ulmann a. a. 0. S. 123.)<br />

6 ) Reus in Spanien.<br />

7 ) Die Sammlung <strong>der</strong> Eidg. Abseh. nennt den Namen nicht.<br />

8 ) Ueber die Uebergabe von Kennes, 15. Nov. 1491 vergl. Ülmann<br />

a. a. 0. S. 133 u. ff.<br />

9 ) S. Leu, helv. Lexik.


1491 377<br />

von Bern [771], Friburg, Biel und Solaturn, unter hoptman Hans<br />

Vegeli von Friburg, lytenan Anthoni Bruegler von Bern, und<br />

venner Hans Kuessling von Solaturn.<br />

Spate vergebue ufruestung des Roemschen kuengs.<br />

Als nun dise des Franzesischen kuengs unversechne tat <strong>der</strong> s<br />

Roemsch kueng, iezt herzog zuo Brittanyen, durch sines hilf begerenden<br />

gemahels botschaft vernam, nach Tuetscher art ruest er<br />

sich zuo spat wi<strong>der</strong> den geruesten und ufgefarnen sinen vigend,<br />

mant und gebot allenthalb sinen eignen und des richs ständen,<br />

hielt zuo Nuerenberg rat 1 ), hies sine ampt- und hoptluet, Ober- io<br />

tuetschland gegen Burgun, und sinem truewen stathalter im Ni<strong>der</strong>land,<br />

herzog Albrechten von Saxen, sinen [772] gemahel zuo<br />

entschuetten und den Franzosen zuo weren, uf und geruest sin.<br />

Von herzog Albrechten vou Saxen.<br />

Genanter herzog Albrecht von Saxen was ein herlicher, tuerer, w<br />

alter kriegsfuerst, <strong>der</strong> truewst, so dem Roemschen kueng dient: tat<br />

grosstaten in Picardy, Brabant, Friessland und Gel<strong>der</strong>en; aber<br />

ein so grosser, | ungvaelliger, doch uf rechter, tugentlicher spiler,<br />

dass geacht, er hätte sin herzogtuom verspilt, wo in nit gschaeft<br />

und sine gesipten haettid abzogen. Dess ouch so in uf ein zit *><br />

<strong>der</strong> Roemsch kueng fruentlich straft, antwort er im: sin kuengliche<br />

majestat soelte ir swert von schribern selbs zuo hand nemen und<br />

verfanklich handien und bruchen, [773] so wurde im <strong>der</strong> wuerfel<br />

geligen. Weite harzuo ir majestat sin Hb und guot zusetzen, ouch<br />

alle, so doch nit klein wäre, mit sinem lib verdiente schuld w<br />

schenken'-).<br />

Einer stat Bern in erzaeltem span handlung und<br />

schidigung.<br />

Noch, wie wol dise ruestung sich gruewlich erzeigt, so ward<br />

si doch von denen, so menschlichs bluots und <strong>der</strong> landen wuost so<br />

bedurt, on witeren strit und nämlichen schaden un<strong>der</strong>halten.<br />

•) Im April 1491.<br />

2) Ueber ihn vergl.Ulmann, a a. 0 S. 40 u. ff. und Allg. Deutsche Biogr.


378 1491<br />

Und insun<strong>der</strong> hie oben lands, als <strong>der</strong> Franzesisch gubernator<br />

Baudricurt •) in Burgun mit starkem zueg wartet, und die Roemsch<br />

küngschen hin zeziehen sich versamletend, do bracht ein from<br />

stat Bern durch gschrift und ir botschaft, her Heinrich Mattern,<br />

5 an beden kuengen und iren [774] anwaelten zuo wegen, dass ir<br />

be<strong>der</strong> zueg on sun<strong>der</strong>lichen schaden wurdend erhalten 5 ). Ermant<br />

und bat, die anstossende land, so <strong>der</strong> etliche ir mit burgrecht, —<br />

als des margrafen von Nuewenburg, von Tschettegion, — o<strong>der</strong> mit<br />

puentnuess, — als Muempelgart, des fuersten von Oesterrich und<br />

io bischofs von Basel land, — verwant, nit zebeschaedigen. Hielt<br />

ouch zuo mer tagen gmeinen | Eidgnossen für, nach schinen<strong>der</strong> not (75)<br />

ernstlich zwischen beden kuengen, so si beden verwant waerid,<br />

fridliche mittel zesuochen, und hiemit unzaelichen schaden, so ouch<br />

si iedoch in ieziger hungers not wurde nit wenig berieren, zei5<br />

verkommen und abzewenden •). Liess den iren in stat und land<br />

gebieten, entwedrem kueng zuozeloufen, sun<strong>der</strong>s daheim wolgeruest<br />

ze warten, [775] und den gelofnen, von beden kuengen von stund<br />

an heimzeziehen 4 ).<br />

so<br />

Botschaft und werbung des kuengs von Frankrich an<br />

gmeiu Eidgnossen.<br />

Uf oberzaelte sine tat sant <strong>der</strong> kueng von Frankrich sine botschaft,<br />

den bischof von Mont Albin und her Anthonin von Lamet,<br />

landvogt in Oberburgun, gon Bern, sich zuovor <strong>der</strong> Brittenschen<br />

handlung zeversprechen, darnach mit vil guoten worten und tueren<br />

25 ruoms an gmein Eidgnossen zewerben um die puentnuess, zuo glich<br />

wie sin vater mit inen vast nuzlich und erlich hätte gehept,<br />

welche er ouch, doch not halb ungezwungen, mit inen fuer al<br />

an<strong>der</strong> nationen begerte zehaben. Diss sin und <strong>der</strong> Eidgnoessischen<br />

not ervordret; [776] insun<strong>der</strong> so die fiien houptluet dem kueng<br />

so fürgabend, nit not zesin, iren pensionern ze geben, si weltid mit<br />

dem geld ondess knecht gnuog im zubringen; doch so was die<br />

i) Jean de B , Marschall von Frankreich, gest. 1499.<br />

') Maximilian wurde vielmehr durch die Zurückhaltung seines Vaters,<br />

des Kaisers, am Kriege gehin<strong>der</strong>t. (Ulmann, a. a. 0. S. 130 u. ff.)<br />

') Siehe Eidg. Absch. III. 1, S. 390 und 392 (16. August und 20. September<br />

1491).<br />

4) An stett und len<strong>der</strong>, 3. Juli (Miss. G. 338«).


1491 379<br />

verpuendung sicherer. Also wurdend <strong>der</strong> Werbung halb im Brachat<br />

zwen tag von gmeinen Eidgnossen zuo Bern gehalten •). Erwand<br />

(76) an | einigem letsten artikel <strong>der</strong> vorbehaltung, welchem die kuengschen<br />

boten zuosetztend: vorbehalten also: dass si dem kueng<br />

wi<strong>der</strong> die kein hilf schuldig sigid, dan allein zuo siner beschir- &<br />

mung; aber wi<strong>der</strong> al .an<strong>der</strong>, hie nit ussgedingt, sollend si im<br />

schuldig sin, hilf ze tuond zuo beschirmung und zuo lätzung, wie<br />

die notturft wurd erheischen; den aber [777] d'Eidgnossen nach<br />

altem bruch ungeaendret woltend haben 5 ). Liessend die botschaft,<br />

so hie nit gwalt hat, zuo irem kueng heim varen, von im antwort i»<br />

zuo erwarten. Indes und alwegen woeltend si sich gemachter vereinung<br />

truelich und Stift halten. Begertend die boten, dem kueng<br />

iedoch die loufenden knecht zeverguennen. Ward <strong>der</strong> ursach abgschlagen,<br />

dass, so si ir knecht entwe<strong>der</strong>em teil vergoentint, von<br />

entwe<strong>der</strong>em unbeschuldigt, dester bass zuom friden reden moechtid. is<br />

Was wislich und wol angesehen durch dis <strong>der</strong> orten boten, von<br />

Zürich: Felix Braenwald, burgermeister, und Ludwig Aman, statschriber;<br />

von Lucern: Wernli von Moecken 3 ), schulthes; von Ure:<br />

Andres Berendinger 4 ), aman; von Swytz: vogt Kaetze; von Un<strong>der</strong>walden:<br />

Marx Zaelger; [778] von Zug: aman Steiner; vonGlaris: 2»<br />

(77) <strong>der</strong> venner: von Friburg: her Dietrich von | Endlisperg, und von<br />

Solaturn: Hans vom Stall, statschriber. Zuo Bern uf on ein den<br />

29.hm. letsten tag Brachat 5 ).<br />

Gschriftlich und mündliche botschaft des Roemschen kuengs<br />

gehandleter Sachen halb an gmein Eidgnossen. 25<br />

Nach disem abscheid schreib <strong>der</strong> Roernsch kueng gmeinen Eid-<br />

'• Aogmt.gnossen zuo Zug, als hie volgt, uf den ersten tag Ougst verabscheidet<br />

6 ):<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, S. 387 (1. und 12. Juni 1491).<br />

2) Der Abschluss des Bundes scheiterte an dem sog. Vorbehalt, indem<br />

<strong>der</strong> König die eidg. Hülfstruppen, bisheriger Sitte zuwi<strong>der</strong>, auch zum Angriffskrieg<br />

zu brauchen verlangte gegen Alle, die nicht ausdrücklich vorbehalten<br />

(usbedingt) würden.<br />

3) Von Meggen.<br />

4 ) Beroldinger.<br />

5 ) Fehlt in <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Eidg. Absch.<br />

') Eidg. Absch III. 1, S. 388.


380 1491<br />

Maximilian, von Gottes gnaden Roemscher kueng, zuo allen ziten<br />

merer des richs, kueng zuo Ungern, Dalmatian, Croatien, erzherzog<br />

zu Oesterrich, herzog zuo Burgun und Brittanien, den eTsamen,<br />

wisen, unser und des richs lieben, getruewen gmein Eidgnossen<br />

5 von staeten und laen<strong>der</strong>n. Ersamen, lieben, getruewen! Wir werdend<br />

bericht, wie <strong>der</strong> kueng von Frankrich durch sin treffenliche<br />

botschaft bi uch zuo Bern, mit merklichem [779] angesinnen, im<br />

sines ungebuerlichen fuernemens, so er, wi<strong>der</strong> verpflichten, versprochnen<br />

und geswornen frid, gegen uns, unserm lieben gemahel,<br />

io dem heiligen rieh und Tuetscher nation iebt, hilflich ze sin, und<br />

mit im in einung und verstaendnuess zekommen begert, welcher<br />

beger ir doch, in ansehung wie ir dem heiligen rieh verwant slen<br />

und besun<strong>der</strong> uns, in keinen weg habt wellen wilfaren; das wir<br />

gar in sundren danknemen und wolgefallen enpfangen haben,<br />

i5 und gegen uch in allen gnaden erkennen, | und zuo gutem nit (78)<br />

vergessen wellend. Besundren ganzen flisses pittend, ir wellid<br />

in semlichem uweren guten willen und loblichen fuersaz gegen<br />

uns verharren, wellend wir in kurzer trist uf unsere vordren<br />

land zuokeren, und an gelegnen enden mit uch selbs personlich<br />

20 handien, <strong>der</strong> meinung, uns gegen uch zuo bewisen, darin ir gnädigen<br />

und gneigten willen gegen gmein Eidgnoschaft bi uns erfunden<br />

werden. Daran erzeigt ir uns sun<strong>der</strong> guot gefallen, in<br />

allen gnaden gegen uch zuo erkennen. Geben zuo Nürenberg, am<br />

12. tag Hoewmonats, im jar unsers herren 91, unsers richs, des 12.Juli.<br />

äs Roemschen im sechsten, des Ungerischen im ersten.<br />

[780] Schikt hernach gon Lucern sin erliche botschaft, sich<br />

sines ussblibens entschuldigende, den Eidgnossen irer bestaendikeit<br />

hoch dankende, und si trungenlich pittende, also zeverharren,<br />

item, und mit im vergrifne, ouch von etlichen orten versiglete<br />

80 vereinung, o<strong>der</strong> ie doch den erbfriden, an im, wie er gegen inen<br />

zuo allen gnaden willig waer, zehalten •).<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, S. 392 (20. September).


1491 381<br />

Dass <strong>der</strong> küng von Frankrich dem Roemschen küng das<br />

froewle von Britteunien nam und im sin tochter wi<strong>der</strong><br />

heim schikt.<br />

Nach aller obgemelter handlung, als <strong>der</strong> Roemsch kueng, villicht<br />

siner hoehi und macht zu vil vertruwend, gemachte e zuo &<br />

volziehen und siner edlen brut mit zitlicher hilf und zuofart zuo<br />

begegnen, langsam und sumig was, für <strong>der</strong> [781] Frankrichisch<br />

kueng, ouch mit rat siner ghorsamen fuersten, in sinem sig fuer,<br />

(79) wagts und gwans, nam die edle brut us <strong>der</strong> Roemschen belei-1<br />

tung, on iren sundren willen, aber nit on sundre ires gfangnen 10<br />

herzens schäm und schmerzen, an sine hand; volbracht mit ir on<br />

verzug nach baebstlichen rechten ein volkomne ß'), behuob also in<br />

sinem gwalt die fuerstin, so da wit me an adel, richtuom und<br />

tugend, dan an lib, kraft und huepsche geziert was, doch irem<br />

man also gemaes, dass man sagt: «hoger ufhoger bringt krueppel,» 15<br />

wie si dan itel ungstalte frucht und ouch dieselben nit fuerbrachtend'-).<br />

Behuob ouch da das fuernaemlich begert, ir herlich, rieh<br />

fuerstentuom, welches er, an Burgun gewizget. von einer krön<br />

von Frankrich zuo entfremden nit sin zelassen erkant. Ouch so<br />

woelt im des [782] Roemschen kuengs tochter, erben zehaben, ze 20<br />

jung sin; wäre im wi<strong>der</strong> ires vaters und sinen willen in <strong>der</strong><br />

waglen zuobracht und vermalet. Do er nun des Roemschen kuengs<br />

bede, wib und tochter, hat, gnuog an einer, nämlich elichen, habend,<br />

wolt er die tochter einem siner fuersten geben hon, was<br />

irem vater missvaellig, schikt er si im, nach gemachtem bericht, »<br />

kuenglich begabt und geziert, wi<strong>der</strong> heim. Und zuo siner, des<br />

Roemschen kuengs, schand und schaden, tatend die Franzosen iren<br />

vast schmaechlichen, verächtlichen spot hinzuo, machtend ein<br />

stroewinen Roemschen kueng, den si in putzen umzugend und mit<br />

ruoten ussschwungend. Dannenhar die hoch- und hartmietige 30<br />

figendschaft <strong>der</strong> kuengen, ufs höchst und hartst enzuent, hätte nit<br />

dan mit uberfluessigem bluot und [783] unzaelichem schaden erloescht<br />

i) Am 22. Nov., nach erfolgter Trennung <strong>der</strong> Ehe mit <strong>der</strong> Tochter Maximilians<br />

vermöge päpstlichen Dispenses, vgl. darüber ülmann, a. a. 0. S. 137.<br />

2) Die Kin<strong>der</strong> aus dieser Ehe sind alle ganz jung gestorben.


382 1491<br />

mögen werden, wo das Got nit durch wis, from schuedluet hätte<br />

gewent, und dem frommen Roemschen küng | unwi<strong>der</strong>bringlicher (80)<br />

schmäh gedult, wie David, hätte geben. Dan wie wol dise, <strong>der</strong>en<br />

glichen keim Roemschen fuersten nie begegnet, ja dem ganzen<br />

Roemschen rieh schmaehlige, ja uncristliche schmach, zuo räch das<br />

ganz rieh nit unbillich bewegt, so zoch doch bi den fridsamen<br />

wisen die unwi<strong>der</strong>bringlikeit des vergangnen und die unzaelikeit<br />

des künftigen Schadens also für, dass da on sun<strong>der</strong>lichen brand<br />

dis hitzig für, kum iemerme on absterben gar zuo erloeschen, nach<br />

und nach getrochen ward. Harzuo sun<strong>der</strong>lich ein lobliche stat<br />

Bern, ouch an<strong>der</strong> Eidgnossen, ire nit kleinen kosten und mueeg<br />

truelich und ernstlich ankart, also dass si be<strong>der</strong> kuengen huld, lob<br />

und dank erholet und behielt 1 ).<br />

[784] Tolzug, vergrif, anstal und abschlag etlicher piinden<br />

von gmeinen Eidgnossen.<br />

Beyern.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Swaebsch pund was angevangen, widretend<br />

sich dess die Beyerschen fuersten, herzog Philip <strong>der</strong> pfalzgraf,<br />

herzog Joerg von Landsperg und herzog Albrecht von München,<br />

des keisers dochterman, in denselben zegon. Haftend etliche jar an<br />

gmein Eidgnossen um ein vereinung durch den burgermeister und| (81)<br />

hofschriber von Rotwil geworben; ward diss jars zuo Lucern mit<br />

inen von den 8 orten volzogen, fuenf jar, in welchen sie iedem<br />

ort jaerlich 200 Rinsch gülden gabend und bezaltend 2 ).<br />

Rotwyl.<br />

So ward ouch <strong>der</strong> stat Rotwyl pund erstrekt 3 ).<br />

Roemscher küng.<br />

Des Römschen kuengs vergrif ufzogen.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 390 (16. August).<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 391 (16. August).<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 375 (6. Dezb. 1490).


1491 383<br />

Franzesischer kueng.<br />

Mit dem Franzesischen kueng zerzogen 1 ).<br />

[785] Lutringen.<br />

Dem herzogen Reinharten von Lutringen sine beger, von<br />

wegen etwas Unwillens, ab <strong>der</strong> Eidgnossen knecht entstanden, 5<br />

abgeschlagen 2 ).<br />

Schwaebsch pund.<br />

Dem Schwaebschen pund siner erbietung gedankt 3 ).<br />

Ni<strong>der</strong> pund.<br />

Uf Werbung her Caspars von Moersperg, lantvogts im Sunt- M<br />

goew, von wegen <strong>der</strong> bischofen und staeten, so im Burgunschen<br />

krieg mit gmeinen Eidgnossen vereint warend gsin 4 ), ward ein<br />

nuewe vereinung vergriffen und zuogsagt, allein von Zürich und<br />

Ure, und nachher durch den bischof von Strassburg, her Albrecht,<br />

(82) pfalzgrafen bi Rin, ufzogen 5 ). | is<br />

Dass etlich in <strong>der</strong> Eidgnoschaft fuer inzelegen bestelt,<br />

[786] deshalb den froemden landstrichern, betleren und<br />

usssaetzigen die Eidgnoschaft verbotten.<br />

Wiewol nun fuersten und staet an ein lobliche Eidgnoschaft<br />

um fruentschaft wurbend, so warend doch etlich irem gluek vigend, ^<br />

ob schelmen zeglowen, die da ir schaden und ver<strong>der</strong>ben suochtend,<br />

nämlich durch betler und usssaetzigen fuer inzelegen 6 ), <strong>der</strong>en<br />

etlich zu Liechtensteig gevangen. Mit nammen: Niclaus von<br />

Oeschenburg hat verjehen, dass er von des grafen von Fuersten-<br />

') Politische Intriguen von beiden Seiten hin<strong>der</strong>ten den Abschluss <strong>der</strong><br />

Vereinigung sowohl mit dem Römischen König als mit Frankreich (vergl.<br />

die Eidg. Absch. III. 1).<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. S. 386, 387 (12. Juni).<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 389 (1. August).<br />

4) Basel, Strassburg, Colmar und Schlettstadt.<br />

5) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 389, 396, 398.<br />

6) Eidg. Absch. III. 1. S. 386, 387 (30. Mai und 1. Juni).


384 1491<br />

berg amptman zuo <strong>der</strong> Nuewenstat uf dem Schwarzwald'), sinen<br />

herren zuo dienst, in einer Eidgnoschaft zuo brennen, um 15 gülden<br />

verdingt, hätte an vil orten fuer ingelegt und witer zetuon<br />

den willen gehaept.<br />

5 [787] Item Cuonrat Luetold, uss dem Turtal, hat verjehen, wie<br />

dass er, zuo Ueberlingen und an andren orten den se uf, haette<br />

gehört von des Swaebschen punds und des Roemschen kueugs<br />

anwaelten, herren und edlen, wie ir her, <strong>der</strong> Roemsch kueng, und<br />

si weltid un<strong>der</strong>ston, ein Eidgnoschaft mit uneinikeit und krieg<br />

io zuo zerstören. Harzuo weltid helfen die Welschen forsten von<br />

Meyland, Mantow, Montferrer und Saffoy; allein <strong>der</strong> kueng von<br />

Frankrick weite nit wi<strong>der</strong> si tuon. Habe ouch gelt von inen genommen<br />

, fuer inzelegen; habs doch nit tan. Si soeltid sich wol<br />

fuersehen vor den starken betlern, so lang daegeu triegid, insuni5<br />

<strong>der</strong>s vor den wibern, so mit kin<strong>der</strong>n umhusieren, item und vor<br />

den froemden insaessen, <strong>der</strong>enhalb ir land vol Schelmen waere. | (83)<br />

Item, Hans Ba<strong>der</strong>, von Lobsingen bi Noerdlingen, hat verjehen,<br />

er sie uf dem weg gon S. Blaesy-), zwischen Lenzkilch<br />

und her Dietrichs von Bluomeneck schloss, von drien angerent,<br />

2» welche in um 17 gülden, [788] in <strong>der</strong> Eidgnoschaft zebrennen, besteh<br />

habid, und zuogsagt, er werde vil gsellen finden, mit eim<br />

driekten blauwen blaezle gezeichnet. Namt ouch etlich, und<br />

einen, <strong>der</strong> mit im gangen, von her Dietrichen von Bluomeneck<br />

sold, zebrennen, haette genommen. Ouch so haette er diss win-<br />

25 ters zuo Ulm über zwenzig mal gehoert, <strong>der</strong> Roemsch kueng weite<br />

diss sommers zuo trennung <strong>der</strong> Eidgnoschaft ein spil anrichten.<br />

Dess glich hat einer zuo Lucern verjehen uf graf Eberharten<br />

von Wirtenberg; welcher sich uf die zuoschribung verantwort zuo<br />

Baden vor gmeiner Eidgnossen boten 3 ).<br />

» Da dis vergichten verhört, und daruf beschlossen, keinen<br />

frömden betler, landstricher und usssaetzigen, wib und man, in<br />

ire land inzelassen, und die ingelassnen daruss zevertriben 4 ).<br />

•) Neustadt an <strong>der</strong> Wutach, in <strong>der</strong> Grafschaft Fürstenberg.<br />

') St. Blasien im Schwarzwald.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 385 (23. Mai).<br />

4) Eidg'. Absch. III. 1. S. 386.


1491 385<br />

Quaestionierer.'<br />

Das ouch ein stat Bern durch ir mandat zetuon beval. — Ermant<br />

ouch und bat iren bischof von Losan, ira die quaestionierer<br />

nit so täglich zuo-, sun<strong>der</strong> abzewisen.<br />

[789] Ein langer span zwischen dem bischof von Basel 5<br />

und Solaturn, zu Bern gericht.<br />

Im anfang diss jars hat ein wise stat Bern, uss bevelch<br />

gmeiner Eidgnossen, ein rechtlichen Spruch | geben und ouch ein<br />

gueetlichen bericht gemacht zwischen dem bischof von Basel, her<br />

Casparn ze Rin und denen von Solaturn, von abzugs wegen w<br />

eigner lueten 1 ) am Blawen, ouch ufenthalts und schirms etlicher,<br />

und nämlich junkher Vaeltis von Nuewenstein 2 ), abgesagten des<br />

bischofs vigent; des gmein Eidgnossen vast unlidig, und die von<br />

Solaturn vast unrichtig warend. Muostend dem bischof sine lüt<br />

ledig lasseD, dem Nuewensteiner ir burgrecht, ouch sinen anhaen- «<br />

gern iren schirm und ufenthalt abkuenden und sich <strong>der</strong>o nuet me<br />

annemen 8 ).<br />

[790] Ein vigentlicher span von wegen des bistuems Genf<br />

durch mit hing bei<strong>der</strong> stiiten, Bern und Friburg, gestilt.<br />

Nachdem in vergangnem jar durch den tod her Franzen von 20<br />

Saffoy das bistüm Genf war ledig worden, hat das capitel einen<br />

von Aex erwaelt 4 ), welchem sine gesipten, die grafen von <strong>der</strong><br />

Camer, von Gryers anhiengend, die ouch den kueng von Frankrich<br />

so stark an ir siten hattend, dass er den erwaelten mit gwaltiger<br />

hand sich erbot zuo erhalten. So hat die herzogin von Saffoy, 25<br />

Blanka, und ir gubernator, herzog Philip, iren canzler mit des<br />

!) Solothurn weigerte sich, die Eigenleute in den an den Bischof abgetretenen<br />

Gebieten ihres Eides zu entlassen. (Ratha-Man. 68 (71), S. 42,<br />

vom 14. Januar 1491).<br />

2) Welti von Neuenstein hatte im Herbst 1490 das Schloss des Bischofs<br />

zu Zwingen nächtlich überfallen und geplün<strong>der</strong>t; vergl. über diesen Handel:<br />

Soloth. Wochenbl. Jahrg. 1813. S. 49 u. ff.<br />

9) Vergl. die Eidg. Entscheidung, Eidg. Absch. III. 1, S. 371 (9. Okt.).<br />

4) Aix; er nannte sich Carolus I. von Seyssel.<br />

25


386 1491<br />

Roemschen babsts | bestaetigung dahin verordnet!); daruss ein so<br />

vigent[791]liehe zwitracht, mit interdict, ban, todschlag, row,<br />

uberval sich erhuob, dass die bed staet, Bern zuovor und Friburg,<br />

uss eigner begird frids bewegt und ouch uss <strong>der</strong> stat Genf und<br />

5 persönlicher be<strong>der</strong> part ansocken, sich durch ires rats ßrliche<br />

botschaft darzwischen legtend 2 ). Schiktend ire schulthessen und<br />

etlich raet, von Bern her Wilhelm von Diesbach, Heinrich Mattern,<br />

Jörgen vom Stein, Anthonin Schoenin, gon Jenf, item und zuo<br />

herzog Philip, <strong>der</strong> den grafen von <strong>der</strong> Camer vertriben hat und<br />

io mit gwalt, siner part ze helfen, gon Jenf wolt ziehen, und mitan<br />

zuom kueng, welcher sinen hoptlueten zuo Lyon und sinem gubernator<br />

in Burgun hat bevolhen, genanten grafen wi<strong>der</strong> inzesetzen<br />

und den erwaelten ze schirmen *). Brachtend [792] mit vil arbeit<br />

zuo wegen, dass sich bed partlen uf rechtlichen ussspruch des Roemiä<br />

sehen babsts, so uss semlichem zank sin hofgesind erhalt, hantlicher<br />

ueebung stil zeston begabend. Hielt diewil an stat des<br />

bestaeten die possess in: her Johann Armbroster, probst zuo Bern,<br />

uss geheiss des babsts im uberantwort durch den nuewen bischof<br />

von Losan, her Aymo von Montfalcon, Benedictiner ordens, — ouch<br />

20 diss jars, uf den tod bischof Benedicts 4 ) vom babst wi<strong>der</strong> einen<br />

vom capitel erwaelten bestaet und einer stat Bern zuo hanthaben<br />

bevolhen. — Ward hie erlich enpfangen und gehalten 3 ). Begert als<br />

gesanter von <strong>der</strong> herzogin und von dem gubernator tusend geruester<br />

man, dem kueng, wo er weite fuertringen, zuo wi<strong>der</strong>ston 6 ).<br />

25 Ward im guot [793] ufsehen und flissige mitlung zugesagt; aber<br />

i) Anton Champion; er wurde 1491 eingesetzt, starb aber schon 1495.<br />

2) In den ersten Monaten 1491 beschäftigte sich <strong>der</strong> Kath von Bern<br />

ausserordentlich viel mit dieser Angelegenheit; vergleiche Schreiben an die<br />

Herzogin von Savoien und nach Genf vom 28. März (lat. Miss. D. 248" und<br />

248 b ), an den König von Frankreich vom 29. März (lat. Miss. D. 250*).<br />

Einige hierauf bezügliche Aktenstücke sind abgedruckt bei Galiffe Materiaux<br />

pour l'histoire de Geneve. I. p. 347 u. ff.<br />

') Wir finden nur die Sendung von H. Matter verzeichnet, am 21. Mai<br />

(Miss. G. 319»); sein Credenzbrief steht lat. Miss. D. 261».<br />

4) Benedikt von Montferrand war am 8. Mai 1491 gestorben.<br />

s ) Bezieht sich offenbar auf Joh. Armbruster.<br />

6) Raths-Man. 73, S. 129 (1. Okt.), wo aber <strong>der</strong> Name des Gesandten<br />

nicht genannt ist.


1491 387<br />

(86) uf guote | hofnung fridlichs Vertrags die reiser abgschlagen, mit<br />

beger und lnanung, nuet mit gwalt zehandlen, des spans rechtlichen<br />

ussspruch ze erwarten, den grafen von <strong>der</strong> Camer wi<strong>der</strong> zuo<br />

dem sinen lassen kommen, damit <strong>der</strong> mächtig kueng ouch von<br />

gwaltiger band zuo fridlicher handlung möge gebracht werden •). 5<br />

Und also ward diser span on witere handiebung durch baebstlichen<br />

gwalt vertragen. So hätte sich zuo Losan ouch glicher<br />

ursach ein zang erhaept, wo ein stat Bern grosser pit und ansuchen<br />

des capitels und <strong>der</strong> herzogin nit waere ganz uf Verwaltung<br />

des babsts abgestanden 2 ). 10<br />

Von einem span zwischen einer stat Bern und Sauen, zii<br />

Friburg vertragen.<br />

[794] Wie sichs in vergangnen jaren begeben hat, dass<br />

Haensli Brochers husfrow von Sanen einen ir vermachten erbval<br />

zuo Obersibental mit recht gezogen und bi 14 jaren rueewig be- i5<br />

sessen, von irem swager, Crista Rauflaubern zuo Sanen, angesprochen<br />

und gekoufter falscher kuntschaft, uss einiger untogenlicher<br />

person, nämlich eines unvernünftigen, knechts, anzeig, also<br />

verluemdet, dass die von Sanen Brochern und sin unverluemt wib<br />

gvaenklich annamend, von inen vermeinte misshandlung und taeter M<br />

(g7) pinlich usszeziehen; demnach eine truewe stat Bern, | von Brochers<br />

bruo<strong>der</strong>, zuo Lopen 3 ) gesessen, um rechtliche hilf und zuo hanthabung<br />

ir gesprochnen urteil ermant und angerueeft, hat si ire<br />

lieben burger von Sa[795]nen, nach oftermals fruentlicher manung,<br />

ouch in kraft irs gswornen burgrechts gemant, ir urteil nit, ä5<br />

dan mit ernueweretem rechten, an dem ort, da si und <strong>der</strong> erbval<br />

gevallen, zeschwaechen o<strong>der</strong> abzesaetzen; ouch mit keinem gwalt<br />

wi<strong>der</strong> si, wie fuergenommen, zehandlen, und hierum die gvangnen<br />

personen on engeltnuess zeledigen und bed partlen zuo gebuerlichen<br />

•) Der Rath suchte beständig zu vermitteln, vergl. Raths-Man. 68 (71),<br />

72 und 73 etc.<br />

2) Das Kapitel hatte zuerst den Franz von Colombier, dann Wilhelm<br />

von Montdragon erwählt. Es gelang Bern, den vom Papst Bezeichneten<br />

zur Anerkennung zu bringen. (Schmidt, hist. du diocese de Lausanne.)<br />

3 ) Lanpen an <strong>der</strong> Sense.


388 1491<br />

rechten zehalten ] ). Do nun die partlen gon Obersibental uf angesezten<br />

rechtstag gevertiget warend, wolt Rauflouber, mit zuogebnem<br />

bistand von Sanen, sich nit inlassen, zoch, spotlich dem<br />

gricht, ungeschaft heim; und als do Brocher, um etwas kostens<br />

5 angevordret, denen von Sanen nit nach willen begegnet, namend<br />

si sin wib wi<strong>der</strong> in [796] gvaenknuess, zugends ufs heind ab, verbunden<br />

ir d'ougen, straktend ir ein arm zuo stucken, liessend<br />

dennocht nit ab, wie wol si bstaendig bleib, flirtend si lam uf<br />

eim schütten fuer gricht, da si mit wenig haenden 2 ) Got vom<br />

io schmaechlichen tod errettet. Verliess da ir hab, kam mit irem<br />

man gon Bern, erklagtend sich aller unredlichen handlung von<br />

denen von Sanen, mit grosser | Verachtung einer ersamen stat<br />

Bern an inen grim begangen. Uf das ein from stat Bern, als<br />

ie und ie recht und rechtlosen zeschirmen geneigt, ervordret<br />

i5 entlich mit hoechster manung ire burger von Sanen, dass si on<br />

verzug ir um die letzung und schmach, iren rechten und manungen<br />

erbotten, und ouch dem Brocher und siner husfrowen,<br />

[742] um iren an lib, ör und guot ungebuerlich zugefügten schaden<br />

ker und ersatzung zetuon. Und dass selichs beschehe, weite si<br />

20 ir vermoegen darstrecken.<br />

Als nun die von Sanen den ernst enpfunden, damit si irem<br />

unfuor ein hand machtid, wurbend si hin<strong>der</strong>rugs an Wallis und<br />

an die fier Waldstaet um bürg- und lantrecht, welchs doch inen<br />

durch un<strong>der</strong>gang einer stat Bern a ), als ir gswornem burgrecht<br />

25 widrig, ward abgeschlagen. Ramend dahar gon Bern, entschuldigetend<br />

sich durch Niclaus Bommern, vermeinend, nit not antwort<br />

und rechnung iemant zegeben dess, so si nach ir lantrecht<br />

und irs herren gheiss haettid verwalten; wo aber an<strong>der</strong>s, weltid<br />

si niemant rechts vorsin. So stund da ir her, <strong>der</strong> graf von Gryers,<br />

so sagt, er hätte si uf ir fuergeben nuet an<strong>der</strong>s [798] geheissen, denn<br />

•) Darüber vergleiche die Raths-Man. 71 und 72.<br />

! ) Mit geringer Mehrheit.<br />

3 ) D. h. durch Berns dazwischentretende Intervention. Auch Interlaken,<br />

Luzern und Uri suchten die Saaner gegen Bern zu gewinnen, vergl.<br />

Raths-Man. 67 (71), S. 112 (vom 21. Febr.). Stadtschreiber Fricker machte<br />

hierzu die Bemerkung: «Quae factio, tamquam exorbitans, michi non placet.»


1491 389<br />

nach gebuerlicher gstalt und recht zehandlen. Was si darüber<br />

und ouch wi<strong>der</strong> ein stat Bern geton, wäre im leid und ganz<br />

missvaellig. Ir froemde gsuoch waerid on sin wissen und verwilligen<br />

bschehen. Ein gueetige stat Bern haette si also erzogen, dass si<br />

(89) we<strong>der</strong> in noch si vor | ougen haettid 1 ). Erfundne schuldigen woel 5<br />

er ungestraft nit lan; begere das land mit fridlichen mitlen zebedenken.<br />

So warend ouch die von Friburg da, nämlich her Dietrich<br />

von Endlisperg und her Wilhelm von Afry; begertend die sach<br />

uf gueetigen vertrag einer stat Friburg ze übergeben. Ward da 10<br />

vor und von ganzem rat einer loblichen stat Bern denen von<br />

Sanen ir unfuorliche misshandlung und gebuerliche straf wol und<br />

ernstlich erluetret. So welle dennocht ein from stat Bern, als<br />

nuet unbillichs begerend, ire lieben [799] mitburger von Friburg<br />

«Sren, und hierin vergoennen zemittlen. Antwort irem herren: er 15<br />

soelte besser insehen, nach vil getaner manung und pit, hon gehaept;<br />

harzuo si im ir hilf ungespart ouch tuon woelte. Welle ouch<br />

noch sin gnad, zuo gebuerlichem vertrag irs spans, ermant und<br />

gebetten haben, wie si denn ouch siner gnaden ansehens iren<br />

lieben mitburgern von Friburg hab übergeben. Danket do fruent- 20<br />

lieh denen von Friburg irer bruee<strong>der</strong>lichen guotwillikeit, mit anzeigung<br />

aller in disem span von denen von Sanen begangnen<br />

unfuor, wie si vormals ouch mit recht bi ir gswornem, ewigen<br />

burgrecht behalt, und in etlichen kriegen von ir panner abzogen<br />

waerid 2 ). Iedoch ir pit, frid und alt harkommen nit zuoverschaetzen, 25<br />

sun<strong>der</strong>, wie si iewelt gesucht, zuo behalten und zuo ufneu, so verwillige<br />

[800] si und übergebe einer loblichen stat Friburg, iren<br />

lieben mitburgern und getruewen Eidgnossen, so wit ir er behar,<br />

(90) und den verlezten abtrag beschech, in geaefre-1 tem span fridliche<br />

mittel zesuochen und den mit semlichen för<strong>der</strong>lich abzestellen. 30<br />

Also wurdend durch einer stat Friburg, be<strong>der</strong> Sibentalen 3 )<br />

i) Die Berner hatten vordem die Leute von Saanen gegen den Grafen<br />

oft in Schutz genommen.<br />

a ) Bezieht sich vielleicht auf die Haltung von Saanen im Jahr 1445<br />

(Tillier, IL 117. 120).<br />

3) D. h. Ober- und Nie<strong>der</strong>sibenthal.


390 1491<br />

und Frutigen ehrliche boten die folgenden mittel darton: nämlich,<br />

dass die von Sanen angends von nuewem ir ewig burgrecht mit<br />

iren eiden, unwankelbar zehalten, soellen bestaeten, hargegen ein<br />

stat Bern inen zuoglich ouch solle sweren; item und ein verschris<br />

bung geben, on einer stat Bern wissen und willen kein burgrecht<br />

noch einicherlei vereinung zemachen noch anzenemen.<br />

Item, dass einer stat Bern, Brochern und sinem wib alle<br />

die, sozuo [801] si ansprach vermeinend zu haben, es sie tschachtlan<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> von Sanen, soellend inen zu recht gehalten werio<br />

den, nämlich vor schultess und rat einer stat Friburg, o<strong>der</strong> vor<br />

tschachtlan und lantlueten be<strong>der</strong> Sibental o<strong>der</strong> Frutingen, wo<br />

denen von Sanen zuom fuoklichsten, und da, was und wie recht<br />

ie<strong>der</strong> parti gibt, dem sol si on Weigerung und on witer appellieren<br />

gestrax nachkommen und geleben•).<br />

i5<br />

Im sweren des ewigen burgrechts behielt ein stat Bern bis<br />

zuo usstrag des rechtens, die vor, so zuom rechten ston soelten 2 ).<br />

So ward in nachgendem jar das gericht gon Erlenbach<br />

gsezt 3 ), und da von erstem <strong>der</strong> alt-tschachtlan von Sanen, Peter<br />

Zingeri, um 500 pfund dem Brocher völlig erkant; fuer den zwei<br />

20 ort <strong>der</strong> Eidgnossen batend, nämlich Swytz und Un<strong>der</strong>walden,<br />

dannenhar | si im abgesezt fuer zuogesazten") 4 ). Ward von einer<br />

stat Bern begnadet, uss pitt, also, dass er ir on gnad muost<br />

100 gülden an kosten geben und ins burgrecht sweren.<br />

Bi dem rechten und daeding warend des rats von Bern<br />

»5 Heinrich Matter, Bytius 5 ) Bruegler venner, [802] Ditlinger richter,<br />

Spilman und Axhalm von burgern, des Brochers zuogesaezten.<br />

Und dis al, mit Dietrichen an <strong>der</strong> Halden von Swytz und Andres<br />

zuon Hoefen von Un<strong>der</strong>walden, des spans daedinger b ). Nit me hab<br />

*) Nämlich — zugesatzten am Rande beigefügt.<br />

b ) Von burgern — dädinger ebenso.<br />

i) Die Verhandlung fand statt im Mai (vergl. Raths-Man. 72, S. 79).<br />

») Das neue Burgrecht mit Saanen wurde abgeschlossen den 13. Dez)).<br />

1491 (Raths-Man. 73, S. 261).<br />

s) Am 13. Februar 1492 (Raths-Man. 74, S. 81).<br />

4) Sie wurden nicht als unparteiische Schiedsrichter anerkannt.<br />

5 ) Bytius = Sulpicius.


1491 391<br />

ich des handeis funden. Ist gnuog, vermessner oberkeit zuo einem<br />

exempel.<br />

Die stat Lenzburg verforunuen.<br />

Diss jars im Aprellen ist die stat Lenzburg im Aergoew verbrunnen.<br />

Hond sich do Loufenberg, Lucern und Solaturn so s<br />

hilflich erzeigt, dass inen ein stat Bern sundren dank hat zuogeschriben.<br />

Und uf dass die ir stat moecht wi<strong>der</strong> gebuwen werden,<br />

hat si iren zuo des buws fuerweser geben iren vogt, junkher Brandolfen<br />

zuom Stein, und junkher Walthern von Halwil; darzuo 140<br />

muet korns, 30 muet habers, und halb Ziegeldach den buwenden w<br />

geschenksi); holz, stein, kalch, ziegel, von umsaessen hin ze-<br />

(92) fronen verschaft 2 ); körn, habern und gelt geluehen und verborgt, |<br />

uf den verbrunnen huesern zins gar, gotsgaben und sei- [803] graet<br />

halber 3 ) gar, o<strong>der</strong> ein zit lang, abgelassen.<br />

Fuersehung in <strong>der</strong> tuere, sei und libs halb, geton.<br />

Als nun Got dise und andre land mit harter tuere zuo friden,<br />

besserung und fuersuechtikeit treib, lies ein wise stat Bern um<br />

und an ze friden raten und helfen, zuor besserung in allen iren<br />

gebieten, geistlichen und weltlichen, Roemschen ablass verkünden, »o<br />

uneiiche biwonung, sweren, spilen, tanzen, kriegsgloef und fuerkouf<br />

verbieten und strafen, die nachtmuotwiller mit abtrag Schadens<br />

dri monat heissen leisten 4 ); darnach und mitan, zuo ersatzung<br />

mangels fuergesehen, uss iren landen kein körn zuo verkoufen, zuo<br />

guot irer gmeind 500 muet kouft, ire landgricht und kloester, körn 25<br />

und brot uf die maerkt harzefueeren gemant 5 ).<br />

Koufschlag <strong>der</strong> fruechten.<br />

Und ein koufschlag <strong>der</strong> fruechten gemacht, nämlich bernmaess:<br />

[804] dinkel, 1 muet um 35 Schilling; roggen, 1 muet um 3'/ s pfd.<br />

i) Die Regierung begünstigte die Ziegelbedachung durch Uebernahme<br />

<strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Kosten.<br />

2) Die bezüglichen Schreiben siehe Miss. G. 298 a u. ff.<br />

3 ) Die von Jahrzeitstiftungen herrührenden Zinse an die Gotteshäuser.<br />

4) Mandat betreffend die Ehe vom 8. Mai (Miss. G. 312 b ). Allgemeines<br />

Sittenmandat vom 20. Juli (Miss. G. 348}.<br />

5 ) Kornausfuhrverbot vom 30. April (Miss. G. 308 b ).<br />

15


392 1491. 1492<br />

und iedes, so in d'stat har zuo markt gfiert wirf, 5 Schilling tuerer;<br />

kernen, 1 muet um fier pfund 5 Schilling pfenning; habern, 1 muet<br />

um 20 plaphart. | (93)<br />

Die pflster und mueller zu gebner Ordnung gehalten.<br />

5 Item, die pfister, <strong>der</strong> ob sechzigen was, so von gemachter<br />

Ordnung wegen ir hantwerk hattend ufgeben, item und ouch<br />

die mueller, so am Ion gelt fuer kernen soltend nemen, mit vil<br />

glockenstreicheni) in d'ordnung bracht, ussgenommen fuenf, mit<br />

namen Haensli Zurkinden und Hans sin sun, <strong>der</strong> alt Marin, Erhard<br />

io Rotelfinger und Niclaus Rybol; schwörend, unss uf ir herren<br />

gnad nuet zebachen; und Hans Hoffmann sagt zuo, wenn er woelte<br />

bachen, so woelte er ouch dan ghorsame sweren 2 ). Die unghorsamen<br />

sol man ins swarz 3 ), zu swarzer gedaechtnues ufschriben.<br />

io<br />

[805] Ein nuew nsssaetzelhns gebuweu.<br />

Als dan das alt vaeldsiechenhus zuo nach bi <strong>der</strong> stat was, hat<br />

man diss jars das nuew hinuss gebuwen 4 ).<br />

[806.]<br />

1492.<br />

Babst: Innocentius VIII. 8. Roemscher keiser: Fridrich III. 53.<br />

Roemscher kueng: Maximilian 7. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 9.<br />

20 Schultes: von Erlach. | (94)<br />

Des foafosts Iunocentii abgang und des foabsts Alexan<strong>der</strong>s<br />

angang.<br />

Im jar Cristi Jesu 1492, nach dem <strong>der</strong> Roemsch babst Innocentius,<br />

siner tochter Theodorine, und besun<strong>der</strong>s sinem sun<br />

') D. h. erst nach vielen und wie<strong>der</strong>holten Verhandlungen <strong>der</strong> Räthe.<br />

Die Aufregung wegen <strong>der</strong> Bäcker war eine Zeit lang so gross, dass am<br />

23. März <strong>der</strong> abwesende Schultheiss W. v. Diessbach in aller Eile heimberufen<br />

wurde. (Miss. G. 293)<br />

2) Am 25. Mai (Raths-Man. 72, S. 111.) Am 30. April hatte <strong>der</strong> Rath die<br />

Bäcker vom Lande zur Lieferung von Brod aufgefor<strong>der</strong>t (Miss. G. 307 b , 308*).<br />

3 ) Nämlich ins schwarze Buch.<br />

4 ) Das alte Feldsiechenhaus, im 13. Jahrh. gestiftet, stand in <strong>der</strong> Nähe<br />

des jetzigen Obstberggutes. Vergl. Messmer, Das Siechenhaus. Bern, 1828.


1492 393<br />

Franzen 1 ) — des riehen, lobwirdigen Laurentio de Medicis, zuo<br />

Florenz gubenner, diss jars gestorben, tochterman — uss <strong>der</strong><br />

bodenlosen Roemschen schatzkisten, ouch selbs entragen, nach<br />

baebstlichen eren riche ßstuer hat gelassen, ist er, <strong>der</strong> mild, heilig<br />

vater, im hoewmonat, sines babstuoms im achtenden jar, von diser 5<br />

zit gescheiden 2) und mit gewonlichem gebraeng zuo S. Peter begraben.<br />

Ward do nit mit luetzel gelts, dan er des vil hat, babst ein<br />

Spanier, des babst Calixti bruo<strong>der</strong>s sun 3 ), [807] vom gschlecht<br />

Borgia, gnemt Alexan<strong>der</strong>, des nammens <strong>der</strong> sechst, was vier und 10<br />

vierzig jar des baebstlichen hofs vice-|canzlier gsin, und deshalb<br />

vast rieh und des baebstlichen hofs gschaeften fueruss wolgelert<br />

und geiebt, guots, eYen und gwalts also gütig, dass da von im<br />

ward dichtet:<br />

Alexan<strong>der</strong> verkouft Rom, Cristum und altar; 15<br />

Hat des guot recht, dan si uss kouf im kommend har:<br />

So er dan sitzet an Gottes stat,<br />

Niemands in darum zestrafen hat.<br />

O Criste! O Petre!<br />

Dannenhar er ouch hat vollen gwalt, sine tochter Lucretiam, 20<br />

die gross, stolz, guldin etc., herzog Alfonsen von Ferrer gnoss<br />

und elich zemachen 4 ) und sinen vast hochgeliebten sun Valentin'),<br />

ein cardinal und wi<strong>der</strong>um ein herzogen und prinzen <strong>der</strong> Micken<br />

ze schöpfen über die land und staet, <strong>der</strong>en alte herren, | [808]<br />

und ouch in Rom die fuernemste gschlecht, Columnes, Ursin, »<br />

Sabell, Hanibal 6 ), mit schwert und gwalt, durch genanten sinen<br />

lieben sun un<strong>der</strong>drukt und <strong>der</strong> etliche usstilget hat 7 ). Er hat die<br />

') Franceschetto Cibö.<br />

! ) 25. Juli 1492.<br />

3 ) Rodrigo Lenzuoli war ein Schwestersohn Calixtus III. (1455—1458)<br />

und nahm von diesem den Namen Borgia an.<br />

4) Lucretia Borgia wurde zuletzt mit dem Herzog Alfons von Ferrara<br />

verheirathet.<br />

5 ) Gewöhnlich Caesar Borgia genannt; vielleicht Missverständniss veranlasst<br />

durch den Titel: Herzog von Valentinois, den <strong>der</strong>selbe trug. Ausser<br />

ihm hatte Alexan<strong>der</strong> bekanntlich noch einige an<strong>der</strong>e Söhne.<br />

6 ) Colonna, Orsini, Savelli. Annibale.<br />

7 ) Gregorovius, Gesch. <strong>der</strong> Stadt Rom. VII 456 u. ff.


394 1492<br />

Engelburg zuor wen gwaltig gebuwen und vil an<strong>der</strong> köstlicher<br />

buew getan'), <strong>der</strong> maerer'-), unser frowen gwoelb lassen vergolden;<br />

aber S. Peters dach invallen. Harzuo allem sin guldin jubeljar 3 ),<br />

vil nuewe cardinael 4 ) und schribenen wol hond gedient. Hie ist<br />

5 ougenschinlich zeermessen, was <strong>der</strong> Roerasch grundlos bettelsak<br />

vermoege, was im das unbezalich, edel bluot Cristi und <strong>der</strong> cristen<br />

ertrage, wo und wie das angelegt und verbracht werde. O Criste<br />

Jesu! gib noch denen, so sich dines heilsamen nammens riemend,<br />

dir gvaellige ougen, damit si dich allein sehid, liebid, lobid und<br />

io erid! Amen. |<br />

[805] Ein reis des Roemscheu keisers, wi<strong>der</strong> Beyer und<br />

Regenspurg erhaben.<br />

Uf S. Joergen tag 8 ) hat <strong>der</strong> Roemsch keiser Fridrich bestelt<br />

zuo obristem hoptman margraf Fridrichen von Brandenburg, im<br />

15 geben sin und des Roemschen richs paner, harzuo gemant die<br />

staend des richs, fuersten und staet, insun<strong>der</strong>s sinen Schwaebschen<br />

pund, wi<strong>der</strong> die stat Regenspurg, so sich eigens willens uss des<br />

keisers hand an herzog Albrechten von München, ouch wi<strong>der</strong> desse<br />

gebuer, hat ergeben 6 ). Und als nun etliche des richs, und fuer-<br />

20 nemlich <strong>der</strong> Schwaebsch pund, uf das Lechveld zuosamen mit<br />

starker macht warend[810| kommen 7 ), schiktend die Beyerischen<br />

herzogen, Philip, Joerg und Albrecht, so sich vor ouch des<br />

Schwaebschen punds hattend gewidret, zuo iren pundsgnossen den<br />

acht orten <strong>der</strong> Eidgnossen um hilf. Als aber d'Eidgnossen in<br />

25 gmein und sun<strong>der</strong>s, als dem rieh zuoghoerend, vom keiser im zuozeziehen<br />

höh warend gemant, begabend si sich, uss Berns an-<br />

') Ueber Alexan<strong>der</strong>s VI. Bauthätigkeit siehe Gregorovius VII. 657 u. ff.<br />

2) In erster Linie? — Zum Folgenden vgl. die ähnliche bildliche Gegenüberstellung<br />

bei Walther v. d. Vogelweide 33 u. ff.<br />

3) Alexan<strong>der</strong> VI. hatte im Jahr 1500 ein Jubeljahr mit Ablass ausgeschrieben,<br />

das ihm ungeheure Geldsummen zugebracht haben soll.<br />

4 ) Die für ihre Wahl bedeutende Summen zahlten.<br />

5 ) 23. April.<br />

6 ) Regensburg hatte 1486, von Herzog Albrecht von Baiern gezwungen,<br />

auf seine Reichsfreiheit verzichtet, vergl. Glmann, a. a. 0. S. 49.<br />

r ) Zu Anfang Mai 1492 (Ulmann a. a. 0. S. 152).


1492 395<br />

bringen, entwe<strong>der</strong>s teils anzenemen, sun<strong>der</strong> zwischen inen zuom<br />

friden zuo mitlen 1 ). Da nun die Beyerischen herren nit hilf fundend,<br />

ward Regenspurg dem keiser wi<strong>der</strong>kert, ir und dem herzogen ein<br />

geltstraf ufgelegt, und hiemit dise reis zerzogen und volendt.<br />

(98) Unvermögen macht oft friden. | 5<br />

[811] Tagleistung zix Costenz des Roemschen kuengs mit<br />

gmeiner Eidgnossen boten um vereinung und hilf.<br />

In, vor, und nach obgemelter reis, als <strong>der</strong> Roemsch kueng sich<br />

rüstet, am kueng von Frankrich sin er, wib, tochter, land und luet<br />

zuo retten, harum das Roemsch rieh um luet und gelt kläglich an- 10<br />

ruoft, warb er ouch ieztan, uss billicher ursach, wie vor oft, an<br />

gmein Eidgnossen, inen hoch und ernstlich erklagend im vom<br />

kueng von Frankrich unbillich begegnende schma, so mit keinen<br />

eren von iemand ungerochen zelassen stände.<br />

Erbot iedem ort, über alle ussrichtung vor begebner an- «<br />

sprachen, 10 jar jaerlich 500 Rinscher gülden fuer ir pension zegeben<br />

und ire friheiten zebestaeten, wan[812] da mit im vil begerte,<br />

vor und nächst, nach gmeiner Eidgnossen gevallen, zuo Zug<br />

vergriffne vereinung volzogen wurde. Und nach dem er vor durch<br />

sine rät mit inen hat gehandlet und selbs personlich mit in 20<br />

zehandlen sich oft hat erbotten, fliegt er sich in mitte Hoemonat<br />

gon Costenz 2 ), beruoft da zuo im aller orten <strong>der</strong> Eidgnossen boten»<br />

welche ouch da erlich erschinen; von Bern her Wilhelm von<br />

Diesbach, riter, alt schulthess, und junkher Hans Ruodolf von<br />

Scharnathal. Und nachdem er si hat erlich enpfangen, ir ghor- &<br />

sam erschinen hoch gelobt und mit gnädigem dank angenommen,<br />

liess er inen fuerhalten zuovor die loblich ewig bericht, so von<br />

(99) sinem veter, erzherzog Sigmunden von Oesterich, vor jaren mit<br />

den Eidgnossen fuer sich, sine erben und nachkommen angenommen,<br />

[813] ouch besiglet und zuo halten gelopt; da sie sin kueng- 3°<br />

liehe majestat, als ein erb des genanten sines vetern, erzherzog<br />

S. 413.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 408 (11. Mai).<br />

8 ) Der Tag fand am 10. Juli statt; zum Folgenden vgl. Eidg. Absch. III. 1.


396 1492<br />

Sigmunds, ganz geneigt, selicher bericht stat und folg zetuon,<br />

und sich ouch nachburlich mit allen gnaden gegen inen zehalten<br />

und alles guots versehen welle. Und als dan vor zuo tagen von<br />

wegen selicher bericht allerlei geredt, und sun<strong>der</strong> die in etlichen<br />

5 artiklen, wie si fuerhin zehalten, erluetret, da sie <strong>der</strong> kuenglichen<br />

majestat wolgevallen und beger, dass demselben stat geben werde;<br />

welle ouch sich des zuo inen versehen, so uns beden teilen dardurch<br />

wi<strong>der</strong>faren möge, ouch darzuo geneigt sin sollen.<br />

Klag des Roemschen kueugs.<br />

io Dem nach erklagt den unbillichen, groben und hohmuotwilligen<br />

[814] handel, so durch den kueng von Frankrick wi<strong>der</strong> sin kuengliche<br />

majestat gewaltiklich, wi<strong>der</strong> christliche Ordnung und alle<br />

billicheit fuergenommen, gebracht, und das zetuon fuer und in<br />

iebung sig, und son<strong>der</strong> mit dem, dass <strong>der</strong>selb kueng von Frankiö<br />

rieh mit im ein bericht angenommen, ouch die nach dem höchsten<br />

zehalten verschriben, das heilig sacrament daruf enpfangen, und<br />

aber die über das alles an im nit gehalten, son<strong>der</strong> zerbrochen;<br />

und habe zuo dem im sin glichen gemach el, die herzogin von<br />

Brittenien, so | im nach Ordnung <strong>der</strong> cristlichen kilchen vermaehlet (100)<br />

20 sie, gewalteklich genommen, über dass er im vor jaren sine<br />

tochter vermaehlet und in sinen gwalt geben hab; desse sich noch<br />

alles nit benueegt, sun<strong>der</strong> so hab er im und sinem sun, herzog<br />

Philippen, etliche fuerstentuom und land ingenommen, und un<strong>der</strong>stande,<br />

das witer ze tuon mer [815] dan an einem end und also<br />

25 dem Roemschen rieh und Tuetscher nation merklichen abbruch<br />

tueege. Und wo das nit fuerkommen, so werde <strong>der</strong>selb kueng von<br />

Frankrich un<strong>der</strong>ston, das heilig Roemsch rieh und die Tuetsche<br />

nation zuo vernichten und un<strong>der</strong> sinen gwalt ze bringen; das aber<br />

dem heiligen Roemschen rieh, ouch einer löblichen Eidgnoschaft,<br />

30 als ein glid desselben, und aller Tuetscher nation schwer zu<br />

hoeren sig.<br />

Uf diss, so beger sin kuengliche majestat, man welle selichs<br />

zuo herzen nemen und ir wi<strong>der</strong> genanten kueng hilf und bistand<br />

tuon, dass selich uncristlich und unbillich fuernemen gestraft und


1492 397<br />

dem gwalt, so er wi<strong>der</strong> das Roemsch rieh und die Tuetsche nation<br />

fürgenommen hat, wi<strong>der</strong>stand getan werd, und inson<strong>der</strong> so beger<br />

sin kuengliche majestat, dass ein lobliche Eidgnoschaft ir sechstusend<br />

knecht dri monat um sold, nämlich iedem eins monats<br />

her Rinsch gülden zegeben, zuoschick; so woelle sin kuengliche 5<br />

majestat die sack nach einer [816] Eidgnoschaft rat mer dan<br />

an einem ort angrifen und sich fuer und für mit gunst und gnaden<br />

zuo ir halten.<br />

Antwort <strong>der</strong> Eidgnossen.<br />

Uf disen fuerhalt, mit schoener red dargetan, gabend <strong>der</strong> Eid- , 0<br />

(lOl)gnossen boten zuo antwort: Des ewigen berichts | und ouch <strong>der</strong><br />

vergrifnen vereinung halb, so si keinen beschluss zemachen<br />

gwalt habid, welid si diss an ir obren heimbringen, in hofnung,<br />

die Roemsch kuengliche majestat werde antwort bekommen, darab<br />

si zuo keinen Ungnaden bewegung enpfahe.<br />

i ä<br />

Aber <strong>der</strong> begerten hilf halb, so welle die zuo tuon einer Eidgnoschaft<br />

uss vilerlei Ursachen ganz unfuoglich sin. Damit aber<br />

die schädliche zertrennung <strong>der</strong> cristenheit und das gross bluotvergiessen,<br />

— so uss fuer-[817] gang desse ir, <strong>der</strong> fuernemlichsten,<br />

maechtigesten hoeptern <strong>der</strong> cristenheit, kriegs entstuond, — möchte 20<br />

fridlich gewendt und abgestelt werden, sigid si gneigt, allen muglichen<br />

fliss und arbeit zuo guot gmeiner cristenheit anzekeren und<br />

hierum an ein kueng von Frankrich, als inen wol gneigten, ze<br />

werben, in vertruwen, wo sin kuengliche majestat zuo betrag ir<br />

spaenen willen gebe, die Roemsch kuengliche majestat, nach ir an- »<br />

gebornen gnaden, wurde dasselbig ouch nit abschlahen.<br />

Witerer fuerhalt des kueugs.<br />

Uf dise antwort liess <strong>der</strong> kueng witer reden: dass, wie si<br />

sich erbotten haettid, die sachen des berichts und vereinung heim<br />

zebringen, so sie siner kuenglichen majestat [818] hohe beger, 30<br />

semlichs also zefuerdren, dass uf nächster tagleistung <strong>der</strong> entlicher<br />

usstrag volzogen werd; harzuo an ir mit aller gnad und<br />

billicheit mit erwinden solle. So dan einer Eidgnoschaft im


398 1492<br />

begerte hilf zetuon nit fliegen welle, so welle sin kuengliche majestat<br />

si <strong>der</strong>halb ieztmal unersücht lassen und sich zuo ir | alles trosts (102)<br />

und guots versehen, und nit zwifel haben, als sin vater, <strong>der</strong> Roemsch<br />

keiser, si als un<strong>der</strong>tanen des richs gon Metz gemant und er-<br />

5 vordret hab, si werde ghorsamlich, lut soelicher manung, erschinen<br />

und sich von dem heiligen rieh nit suendren, sun<strong>der</strong> dem<br />

getruewen anhang tuen, als das iewelten von iren altfordren beschehen<br />

sie.<br />

Und ob si im ie kein hilf zukommen lassen welle, dass si<br />

io iedoch wi<strong>der</strong> in ouch keine zuolasse. [819] Was dan ein lobliche<br />

Eidgnoschaft als unpartlische mitlerin zuo bstaendigem, erlichem<br />

friden vermöge, werde sin kuengliche majestat, so wit ir er und<br />

glimpf reicht, ouch nit verachten noch zuo undank haben.<br />

Abscheid gmeiner Eidgnosseu boten zu Costenz, und<br />

i:. hernach zft tagen, des Roemschen kuengs halb.<br />

Hieruf hond <strong>der</strong> Eidgnossen boten, zuo Vollendung lezter<br />

beger des Roemschen kuengs, uf S. Lauienzentag') einen tag gon<br />

Swytz angesezt und beschlossen, dass die stat Bern und Fryburg<br />

on verzug ein kueng von Frankrich ernstlich ansuochid, ob<br />

20 sin kuengliche majestat welle einer Eidgnoschaft goennen, zwischen<br />

ir und <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen zemitlen, und si des fuer<strong>der</strong>lich<br />

berichten 2 ).<br />

[820] Uf das, so sandt ein lobliche stat Bern, sun<strong>der</strong>s hiezuo<br />

geflissen, in nammen gmeiner Eidgnossen dem Frankrichischen<br />

25 kueng diser gstalt ein brief:<br />

Missif an kueng von Frankrich.<br />

Gar mit gutem herzen si sich bevelend, allercristlichster,<br />

grossmaechtigster kueng, sun<strong>der</strong>s gnädiger | her! Aisdan iezund (103)<br />

zwischen dem Roemschen rieh und uwer kuenglichen majestat<br />

30 etwas kriegs und bewegung fuergenommen und un<strong>der</strong>standen,<br />

') 10. August.<br />

2 ) Eidg. Absch. III. 1. 413 und 114.


1492 399<br />

werden wir von <strong>der</strong> keiserlichen majestat durch fr offen brief<br />

eben kraeftiklich gemant, die unsern wi<strong>der</strong> uewer kuengliche majestat<br />

zuo hilf dem Roemschen rieh zuozeschicken; dadurch nun<br />

unser herz und gemueet nit wenig betrueebt und zwifelhaftig gemacht,<br />

und das so vil witer, so wir beden teilen günstig und nit 5<br />

wenig verwant sind. Dan wir uewer kuenglichen majestat gluek<br />

und heil zuo vernemen begeren und uns kein ursach gegeben,<br />

dadurch <strong>der</strong> verbuendung, so wir zusammen hond, nit gnuog geton<br />

[821] moechte werden. Zum andren, so sind wir dem heiligen<br />

Roemschen rieh, dem wir als ein glid an alles mittel anhangen, 10<br />

also verpflicht, dass wir dasselb ouch ungeschwaecht und ungelezt<br />

woelten beliben; und so wir nun uns selbs wi<strong>der</strong>wärtig, habend<br />

wir bedacht, das sicherest ouch best zuo sin, das von uns zuo<br />

un<strong>der</strong>ston und fuerzenemen, so todschlaeg, bluotvergiessen und <strong>der</strong><br />

landen unkumlikeit verkommen und abstellen, und also frid, 15<br />

einikeit und guoten willen moechte gebären. Und diewil nun dem<br />

also, so ist an uwer kuengliche majestat unser gar gefiissen bit<br />

und beger, ir welle gevallen, in bedenken unser emsigen guoten<br />

neigung, uns zuo gönnen, zwischen dem Roemschen kueng und uwer<br />

kuenglichen majestat fruentliche mittel zuo suchen, die wir ouch also 20<br />

erarbeiten wellen, dass an uns ganz nuet solle erwinden, dadurch<br />

(104) semlich kriegs-1 ufruor und bluotvergiessen, die zwischen den hoeptern<br />

<strong>der</strong> cristenheit und <strong>der</strong>o un<strong>der</strong>tanen nit on merklichen<br />

schaden sin, und ouch den ungloebigen Ursachen geben möchten,<br />

sich wi<strong>der</strong> uns ze stärken, gewendt, und frid ervolgt moege wer- 20<br />

den. Das wird Got genem und uns also dankbar, dass wir [822]<br />

liebers diser zit nit moechtid hören. So wir ouch haruf uwer kuenglichen<br />

majestat willens und gevallens bi disem darum gesanten<br />

boten bericht, werden wir die Römsch kuengliche majestat ouch<br />

vermanen, demnach tag an komlich ort und end verkünden, und 30<br />

alsdan aber handien das, so liebhabern frids und ruow zuostat,<br />

mit hilf Gots, <strong>der</strong> uewerkuengliche majestat, von <strong>der</strong>en wir schnelle<br />

antwort erwarten, geruoh zuo behalten. Geben zuo Bern unter irem<br />

10. Aug. sigel, in unser aller nammen, uf den 10. tag Ougst etc.').<br />

i) Lat. Miss. D. p. 380.


400 1492<br />

Einer stat Bern uf den tag zu Swytz bevel.<br />

Ouch so beval ein ersame stat Bern irem ratsboten, Anthoni<br />

Schoenin, uf dem tag zuo Swytz darzetuon, wie dass ein stat Bern<br />

vilgemelten des Roemschen kuengs und hus Oesterrichs bericht<br />

5 und vereinung oft vor als ganzer Eidgnoschaft loblich, nuzlich<br />

und exiich angenommen und zuogesagti), noch uss semlichem<br />

grund dabi ze bliben begere; hierum die misshaelligen ernstlich<br />

bitte und ermane, nämlich Ure und Swyz, dass si un<strong>der</strong>lassen,<br />

die unfruentlichen [768] rechtvertigungen, so si <strong>der</strong> sach halb<br />

io gegen <strong>der</strong> stat Lucern triben, | sich nit welid hievon absuendren. (105)<br />

So dan <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen majestat zuo Costenz hilf abgschlagen<br />

sie, und aber wi<strong>der</strong> si keine zuozelassen zuogesagt,<br />

gval ir, und welled daran sin, dass selichs gehalten, damit doch<br />

ein Eidgnoschaft nit in alweg dem Roemschen rieh ungehorsam<br />

io geacht werde.<br />

Und ob, wie si doch nit hoff, etliche ort ir boten zuo tagen<br />

zwischen den kuengen nit weltid schicken, die trungenlich anzekeren,<br />

den andren, so das gern, als ganzer Eidgnoschaft ewig<br />

loblich, tön, in gmeiner Eidgnoschaft nammen zehandlen gwalt<br />

w gebid.<br />

Abscheid zue Swytz.<br />

So hat aber <strong>der</strong> stark riechend bluom uss Frankrich hiezwischen<br />

ein so starken rouch gebracht, darzü die veraechten,<br />

baennigen [824] graten von Moetsch, Werdenberg und Zimmern 2 ),<br />

25 wi<strong>der</strong> ire herren, den Roemschen kueng und herzog Sigmund, zuo<br />

Wesen ein semliche pratik angericht, dass, unangesehen gmeiner<br />

Eidgnoschaft gmein er, lob und nuz, und ungeacht <strong>der</strong> frommen<br />

fuersten von Oesterrich höh, nachburlich, gnädig erbieten, ouch<br />

insun<strong>der</strong> des Roemschen kuengs vil und zimlich ansuchen, wi<strong>der</strong><br />

30 <strong>der</strong> fünf staeten wisen rat und fuersichtigen willen, die fuenf ort,<br />

nämlich Ure, Swytz, Un<strong>der</strong>walden, Zug und Glaris, sich uf dem<br />

') Bern hatte den Bund mit Maximilian angenommen. Glarus und<br />

Schwyz verzögerten den Beitritt (siehe oben S. 359), ebenso Uri.<br />

2) Wie die Grafen von Metsch und Werdenberg, so lag auch Freiherr<br />

Werner von Zimmern mit dem König im Streit.


1492 401<br />

tag zuo Swytz erluetreteni) und beschlussen, nuet mit dem Roemschen<br />

kueng zeschaffen zehaben, und die antwort soelte sinen an-<br />

(106)waelten uf naechsten tag zuo Zuerich haruss gesagt werden; | wie<br />

dan mit etwas bscheidenheit die her Herman von Eptingen, her<br />

Lazarus von [825] Andlo, ritern, und Hans Lantzen von Lieben- 5<br />

vels, kuenglicher majestat boten, geben ward' 3 ). So warend ouch<br />

etlich <strong>der</strong> Eidgnossen, so da sagtend, ire knecht waerid inen lieber<br />

da uss wan daheim, unrueewig. Der aman Reding von Swytz<br />

meint, si miessid ein loch han; waere in Frankrich zuom besten,<br />

so die Tuetschen und Lamparter si doch hasstid. Und damit die «<br />

fünf ort das mer moechtid wi<strong>der</strong> die staet erhalten, haftend si, zuo<br />

Brunnen versampt, Friburg und Solaturn von gmeinen tagen,<br />

so von ort zuo ort umgon solten, dan allein si berueerend, von<br />

siz und stim gar abgemert 3 ); das inen Bern solt. aber nit allein<br />

wolt verkünden, sun<strong>der</strong> si darbi, als ir alt und wol verwant, «<br />

behielt.<br />

Tag <strong>der</strong> fuenf staeten zue Zoflugen.<br />

Obgemelter und andrer Sachen halb [826] beruoft ein ersam,<br />

wise stat Bern die fier staet Zürich, Lucern, Fryburg und Solaturn<br />

gon Zofingen 4 ), sich da mitenan<strong>der</strong> zeberaten, wie den so<br />

sachen zetuon, dass ein wolhergebrachte Eidgnoschaft ir gross lob<br />

und er moechte beston, das doch uss <strong>der</strong> fünf orten fuernemen nit<br />

wol ze erwarten, so da die notwendige verkomnuess von Stanz,<br />

(107)die gebuerliche pflicht dem Rom-1sehen rieh, die nuzliche vereinung<br />

und erliche fruentschaft <strong>der</strong> maechtigen hueser Oesterrich, 25<br />

Saffoy und Burgun, von mutwilliger ansprachen und ansprecher<br />

wegen, ouch ir eignen un<strong>der</strong>tanen heil und er weltid übersehen,<br />

und zuo verachten un<strong>der</strong>stueendid.<br />

i) 11. August 1492 (Eidg. Absch. III. 1. 416).<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. 419 (10. Sept. 1492).<br />

3 ) 1486. (Eidg. Absch. III. 1. 229.) Vergl. auch oben S. 237.<br />

4 ) Auf 19. November. Siehe Circularschreiben an die vier Städte<br />

Miss. H. p. 334».<br />

26


402 1492<br />

Reisverbot.<br />

Mant hieruf und vereidet al ir un<strong>der</strong>tanen, bi verlust er,<br />

lib und gut, daheim geruest zebliben; gebot, bi ewigem verlust ir<br />

land, den abheimschen, mit verzuehung verschulter [827] straffen<br />

5 ansehens, von beden kuengen harheim zeziehen 1 ). Erschoss nit<br />

vil, so die mauung etlichen obgemelter orten eigennützigen obren<br />

so lang ein gespoet was, unss, do <strong>der</strong> iren vil hinweg und wenig<br />

wi<strong>der</strong> kaemid, witwen und weisen klagtend, si nachgelassner ghorsame<br />

kum wendlichen schaden zuo spat empfundene!.<br />

w Antwort vom kling von Frankrich uf gmeiuer Eidgnossen<br />

schrifoen.<br />

Als nun ein stat Bern dem kueng von Frankrich obgeschribnen<br />

brief hat zuogesendt, kam ein gschriftliche antwort, zuo Paris<br />

uf den 24. tag Ougst geben 2 ), in welcher sin kuengliche HiajestataiAig.<br />

15 mit vil gnädiger erbietung und hoher danksagung <strong>der</strong> lieb und<br />

truew, so ein from Eidgnoschaft zuo ir naette, welche und zuo voran<br />

Got, frid <strong>der</strong> Cristeuheit und cristlichs bluots ver-|Schonung (108)<br />

angesehen, so gebe si ganzen willen, wo und wenn ir fridlicher<br />

mitlung tag verkuent werd, an ir nuet, so zuo gutem friden [828]<br />

20 und sueen dienen moecht, lassen erwinden; dan si ir, als siner<br />

besun<strong>der</strong> vertruwten, suu<strong>der</strong>lich für an<strong>der</strong>, aller billicheit vertruwe,<br />

und ir hingegen semlichs zebewisen sun<strong>der</strong>lich gneigt sie.<br />

Hernach bald verkuent <strong>der</strong> kueng einer stat Bern sun<strong>der</strong>lich und<br />

gmeinen Eidgnossen die grossen froed, so er und ein krön von<br />

25 Frankrich hat von im gebornen delphin enpfangen. Ward im<br />

von Bern und von gmeiner Eidgnoschaft gross frolocken und<br />

dienstlicher wil hinwi<strong>der</strong> enbotten 3 ); aber die houpthandlung des<br />

fuergenommen bericht verzoch sich ins nachvolgende jar.<br />

i) Wie<strong>der</strong>holt, vergl. Raths-Man. 75, p. 165.<br />

! ) Der Tagsatzung vorgelegt am 17. Sept. (Eidg. Absch. III. 1. 421).<br />

3) Am 4. November 1492 (lat. Miss. D. 416 b ). Der Prinz starb bald,<br />

wie bekanntlich alle Kin<strong>der</strong> Karls VIII.


1492 403<br />

Von einem reisgloef, Nuewenburg inzenemen, von Bern<br />

abgestelt.<br />

Uf dise handlung, zuo end diss jars, um S. Thomas tag 1 ),<br />

hat sich ein mutwillig reisgloef, sun<strong>der</strong>lich <strong>der</strong> knechten von<br />

Swytz, Un<strong>der</strong>walden und gar nah von allen orten, erhept, zuom *<br />

kueng von Frankrich wi<strong>der</strong> den Roemschen kueng in Burgun zedierten,<br />

mit anschlag, [829] zuo Welschen Nuewenburg sich zuoversamnen,<br />

und die stat um ansprach ir soelden zuo gmeiner Eidgnossen<br />

hand inzenemen. Der sach, so da ein fuersichtige stat<br />

Bern gewarnet ward, ilend bi nacht, wie billich, warnet si ire 10<br />

burger von Nuewenburg, schikt inen, ire stat zuo bewaren, ein<br />

(109)zal, nämlich 24, buechsenschuetzen mit iren, des | rats, oblueten,<br />

mit nammen Urban von Muoleren, Anthoni Schoenin, Rudolf Huobern,<br />

und den grossweibel, Hansen Frisching, zuo liilf, mit trost,<br />

wo not, staerkers ziisatzes'). Schreib und mant von stund an die lä<br />

sundren ort <strong>der</strong> Waldstaeten und gmeiner Eidgnossen boten, do<br />

zuo Zug versampt 3 ), semlich mutwillig, ufrueerisch gloef abzewenden<br />

und zuo verkommen. Wist die reiser, so uf <strong>der</strong> strass irer landen<br />

warend, wi<strong>der</strong> heim. Also ward diser uberval abgetriben; deshalb<br />

ein from, truewe stat Bern von den mutwilligen reisknechten - 1(l<br />

muost vil ungschikter schmitzwort und [830] laesterlicher flueech<br />

zuo Doeringen 4 ) verneinen: es waere kein frommer Berner; dass si<br />

Gots wunden schänden, die omaechtigen Berner; ob ir 2000 waerid,<br />

wir woelid si leren den sold bezalen. Bleib nit ungeklagt, aber<br />

i5<br />

von unnamlikeit <strong>der</strong> schuldigen ungerochen.<br />

i) 20. Dezember. Schon einige Tage vorher, am 18. Dezember, schrieb<br />

<strong>der</strong> Rath von Bern an Neuenburg und Solothurn, an die Vögte zu Erlach,<br />

Büren und Aarberg, und an die eben versammelten eidg. Boten in Zug,<br />

Miss. H. 353—355.<br />

2 ) Diese Hülfstruppe wurde aber schon am 22. Dezember zurückberufen,<br />

da die Gefahr beseitigt war. (Raths.-Man. 76. p. 100).<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 425. 426.<br />

4 ) Ein Dorf an <strong>der</strong> Strasse von Burgdorf nach Langeutbal. Genaueres<br />

über diese Vorgänge findet sich nicht.


404 1492<br />

Werbung des herzogen von Lutringen an gmein Eidgnossen<br />

und an ein stat Bern um vereiuung.<br />

In diesen gerueeren, als herzog Reinhard von Lutringen zwischen<br />

den zweien kuengen nit ziun sicheresten sass, sant er ein<br />

5 erliche botschaft, die grafen von Liningen und von Arburg und<br />

sinen canzleri), gon | Zuerich zii gmeiner Eidgnossen boten, sich (HO)<br />

zuo versprechen <strong>der</strong> klag, so <strong>der</strong> Eidgnossen knecht, inen in sinen<br />

landen schmach und schaden begegnet klagtend, mit hohem erbieten<br />

aller Wi<strong>der</strong>legung und gnaden; und hieruf ein Eidgnoschaft<br />

10 trungenlich ankert, mit im ein vereinung [831] zuo machen, o<strong>der</strong><br />

in die vereinung, so mit den herren und staeten des nidren punds<br />

sol beschlossen werden, in ouch inzeschliessen. Ward uss gemeltem<br />

unwillen abermals angestelt; wan die sinen undankbarlich<br />

im Burgunschen krieg von Eidgnossen enpfangner guttat haftend<br />

i5 vergessen.<br />

Uf das warb er durch egenante botschaft an ein stat Bern,<br />

begerend mit ir ein verstaentnuess o<strong>der</strong> burgrecht ze haben. Da<br />

beschach ein Verzeichnung, in welcher ein stat Bern vordret,<br />

jaerlich ir zegeben 100 pfund o<strong>der</strong> für einmal 1000 pfund. Und<br />

so als <strong>der</strong> herzog sin antwort verzoch, ward die sach nacher von<br />

einer stat Bern gar abgeschlagen'-).<br />

Wie das kuengrich Granatt und vor nnbekante merland<br />

von den Spangischen kuengen eroberet, [832] und die<br />

Marranen nss irem rieh vertrifoen.<br />

25 In disem jar, nachdem <strong>der</strong> lobwirdig, gloebig kueng Ferdinand<br />

von Hispanien mit siner lobwirdigen | kuengin Elizabet 3 ),(lll)<br />

das edel kuengrich Granatt, so da ist ein dritteil des lands Hyspauien,<br />

von den Saracenischen kuengen unsshar uf 800 jar be-<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 407 (11. Mai).<br />

2) Nach längern Verhandlungen wurde <strong>der</strong> Vorschlag des Herzogs an-<br />

\ genommen, 1. Juni 1492, aber mit Bedingungen, die als Abschlag gelten<br />

konnten. (Raths-Man. 75, p. 88.)<br />

3 ) Ferdinand des Katholischen Gattin hiess bekanntlich Isabella.


1492 405<br />

sessen ( ), zehen jar lang sighaft bekriegt, hat er die hoptstat<br />

Granatt mit irem kueng Meles 2 ) durch hungersnot bezwungen, in<br />

sinen gwalt ufgenommen, und zuo lob Cristo und <strong>der</strong> Cristenheit<br />

mit Cristen besezt 3 ).<br />

Ein nuewe stat gebuwen. 5<br />

Hat ouch zuo beharrung sines laegers gegen <strong>der</strong> stat Granatt<br />

eine nuewe stat, dem cristlichen glowen zuo eren genemt S. Fides 4 ),<br />

gebuwen.<br />

Die Marranen<br />

vertriben.<br />

[833] Und uf dass <strong>der</strong> cristlich glow in sinem rieh dester 10<br />

purer waere, vertreib er daruss ob 120,000 Marranen, gemischt<br />

Juden und Cristen, mit ir lib und guot; doch so bleib unzal<br />

guots dahinden, dan si vast rieh Wucherer und koufluet sind.<br />

Wurdend nit vergebens vom babst und dem kueng von Frankrich<br />

ingelassen. Ouch so gab im <strong>der</strong> kueng von Frankrich die starke, 15<br />

riche grafschaft Russilion 5 ) durch den erzbischof von Amboys<br />

wi<strong>der</strong>; vermeint in hiemit vom Roemschen kueng an sich zeziehen,<br />

half aber nuet.<br />

Erobrung nuewer land.<br />

Do nun obgenanter kueng Ferdinand sin mächtig rieh ganz in 20<br />

ruow, und zuosammen hat gebracht, dass sine schif und kriegsluet nit<br />

verlaegid, [834] fuor sin hochberueemter merpatron, Cristoffel Coloni,<br />

(112) von Jenow | geborn, und mit im 6 ), des himmels und <strong>der</strong> erden wol<br />

gelert, Americk Vesputz, uss uf das hoch mer, gegen Indien zuo,<br />

<strong>der</strong> weit gelegenheit zuo erfaren. Kam da in vor unbekante, ja 25<br />

') Seit 711.<br />

a ) Der letzte König von Granada hiess Abdallah o<strong>der</strong> Boabdil.<br />

3 ) Am 2. Januar 1492.<br />

4 ) Santa Fä, ursprünglich blosse Lagerstadt.<br />

s ) Roussillon und Cerdagne in den Pyrenäen.<br />

6 ) Der Ausdruck «mit im> ist jedenfalls nicht wörtlich zu verstehen, da<br />

A. V. erst 1499 als Begleiter des Alonso de Hojeda nach Amerika kam.


406 1492<br />

unglobte und ganz wun<strong>der</strong>bare land und inseln, an<strong>der</strong> ganz unbekantem<br />

himmel gelegen, nam <strong>der</strong> etliche, kuengrichen gemäss'),<br />

im nammen sines kuengs in, machet die mit nammen, nuz und<br />

gelegenheit sinem herren und aller Cristenheit bekant.<br />

5 Die Portugalisch gon Callikut schiffung.<br />

Desglichen <strong>der</strong> Portugalisch Spanyol kueng Emanuel 2 ) schikt<br />

ouch sine schif us, uberkomend ouch vil froem<strong>der</strong> land und<br />

grosse richtuom; hond die merfart in die Indische Callikut 3 ) gemacht.<br />

Dannenhar die Hyspangischen [833] kueng die richsten<br />

io koufluet, und alle specerl und gewuerz, so uss Callikut, Americk.<br />

Spaniol 4 ), und uss den nuew funden landen und inseien fluessig<br />

und vergeben kumt, so tuer sind worden, dass si nit me wolfeil,<br />

die wil die maechtigen koufherren mit samt iren fuckerien 3 ) bstond,<br />

mag werden, und näher vor vom Tuerken und Soldan bekommen 6 ).<br />

15 Also, | wo die regenten die gmein war zuo eignem nuz inhond, da (113)<br />

ists nit muglich, gmeinen nuz zuo erhalten. Darum:<br />

Callikut und wechselgelt<br />

Bschaezt und bschuest iezt alle weit.<br />

i) D. h.: so gross wie Königreiche.<br />

2 ) Manuel <strong>der</strong> Grosse, König von Portugal, gest. 1521.<br />

3 ) Der damalige Haupststapelplatz an <strong>der</strong> Westküste von Vor<strong>der</strong>-Indien.<br />

1498 zu Schiff erreicht.<br />

4 ) Hispaniola, jetzt St. Domingo o<strong>der</strong> Haiti.<br />

5 ) Fuggereien = Monopol-Handelsgesellschaften, wie diejenigen <strong>der</strong><br />

Fugger in Augsburg.<br />

6 ) A. nimmt an, dass die Monopole den Preis <strong>der</strong> früher durch Vermittlung<br />

<strong>der</strong> Türken erhaltenen indischen Waaren erhöht haben. Vgl. im<br />

Allgemeinen über die Opposition gegen die grossen Handelsgesellschaften<br />

u. A. Wiskemann: Darstellung <strong>der</strong> in Deutschland zur Zeit <strong>der</strong> Reformation<br />

herrschenden national-ökonomischen Ansichten (Preisschriften <strong>der</strong><br />

Jablonöwskyschen Gesellschaft, Leipzig, 1861) und Schmoller: Zur Geschichte<br />

<strong>der</strong> national-ökonomischen Ansichten in Deutschland während <strong>der</strong><br />

Reformationsperiode (Zeitschr. f. Staatswissenschaften, Bd. 16).


1492 407<br />

Ein ufriieriger span zwischen dem gubernator von Saffoy<br />

und den Wollaefoen von Ure, durch Bern und Frifourg<br />

hilf zertragen.<br />

Wie sichs in vergangnem jar hat begeben, dass die Wollaeben<br />

von Ure, Peter und Heini, [836] gebruee<strong>der</strong>, mit ir gsel- s<br />

schaff') von etlichen Florentinern berowt, si <strong>der</strong> Florenzer koufluet<br />

in Saffoy, mit gunst, wie si rechtlich woltend fuerbringen, des<br />

gubernators herzog Philips, im gleit 2 ) nie<strong>der</strong>geworfen und berowt<br />

hattend; und da mit ir gselschaft als strassroewer gevangen, ir<br />

etlich gericht und etlich an gelt gestraft. Als aber die Wollaeben, w<br />

durch trungenliche botschaft und pit be<strong>der</strong> staeten Bern und<br />

Fryburg, inen zti undank, uf ein zimlich urfech ussgelassen und<br />

vom tod gesicheret warend, namend si dahar ein ansprach wi<strong>der</strong><br />

Saffoy, woltend, mit bistand irer herren und <strong>der</strong>en verwanten<br />

ländren, uf angschlagne vassnacht diss jars die Wat gwaltig «<br />

überziehen. War ouch beschehen, wo ein triiwe stat Bern das<br />

(114) nit durch ernst-1 liehe manung, zimliche rechtbot und gueetige<br />

[837] mitlung, denen von Ure sun<strong>der</strong>lich und vor gmeinen Eidgnossen<br />

dargetan, abgewendt haette. Ward zuo Lucern uf mitte<br />

vasten, in biwesen treffenlicher botschaft von Saffoy und von 20<br />

gmeinen Eidgnossen harum versamt, kum vertragen: dass die<br />

herzogin von Saffoy soelte die geltstraf wi<strong>der</strong>keren, die gevangnen<br />

frilassen, den hangenden zuo cristlicher begraebnuees bestatten, den<br />

Wollaeben und iren gsellen 5000 Rinscher gülden uf Johannis<br />

Baptistae zuo Lucern one ir kosten sammethaft ussrichten und be- 25<br />

zalen; item den fier boten <strong>der</strong> fier Waldstaeten, die Wollaeben<br />

heimzebringen in Saffoy gschikt, 200 Rinscher gülden zegeben 3 )<br />

Harzuo als buergen und gelten die stat Bern, Solaturn und Fryburg<br />

dise sum golds zuo Basel, Strassburg und Fryburg [838]<br />

,) Diese Angelegenheit <strong>der</strong> Handelsgesellschaft <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> Wolleb aus<br />

Uri hat die Eidg. Boten viel beschäftigt in den Jahren 1490—1492.<br />

a ) Sie .hatten die Florentiner Kaufleute in Savoien beraubt, obwohl<br />

diese unter öffentlichem Schutze standen.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 405 (2. April). Der Vertrag steht vollständig<br />

in den «Allg. Eidg. Absch.» des Berner Staatsarchivs Bd. F. p. 65 u. ff.


408 1492<br />

ufbrachend, und hiemit nach ufgerichtem vertrag disen span<br />

hin- und ablegtend.<br />

Ordnung <strong>der</strong> ansprecher halb.<br />

Do ward ouch wol und recht von <strong>der</strong> merteil Eidgnossen<br />

5 angesehen, sich fuerhin <strong>der</strong> ansprecher nit witer, dan zuo recht,<br />

anzuonemen, ouch inen nit witer gestaten zehandlen.<br />

Boten <strong>der</strong> 10 orten.<br />

Von Zürich: her Cuonrad Swend, riter, alt-burgermeister,<br />

Gerolt Meyer. Von Bern: doctor Thuering, junkher Joerg von<br />

io Stein, Heinrich Matter. Von Lucern: Ludwig Seiler, schultes,<br />

Peter und Wernher von Moeggen. Von Ure: Walther in <strong>der</strong> | (115)<br />

Gassen, alt-aman. Von Swytz: Uolrich uf <strong>der</strong> Mur, aman. Von<br />

Un<strong>der</strong>walden: Marx Zeiger. Von Zug: Wernher Steiner, aman.<br />

Von Glaris: Ruodolf Stucki, venner. Von Fryburg: her Dietrich<br />

15 von Endlisperg, riter, alt-schultes, Uolman Garmesswyl. Von<br />

Solaturn: Hans Ochsenbein.<br />

[839] Ein andrer span zwischen Saffoy und Wallis, ouch<br />

sun<strong>der</strong>lich mit Bern und Friburg hilf angstelt.<br />

Zuo end diss jars erhuob sich ein andre unruow wi<strong>der</strong> Saffoy,<br />

20 <strong>der</strong> Wallisser halb, so da nach Katherinaei), ussgangs des löjaerigen<br />

bestands von wegen <strong>der</strong> landen Chabloys 2 ), im Burgunschen<br />

krieg vom hus Saffoy ingenommen, von gmeinen Eidgnossen gemacht<br />

3 ), mit hilf <strong>der</strong> laendren, inen mit bürg- o<strong>der</strong> landrecht<br />

verwanten, fuernamend, nit allein die ingenomne land nit wi<strong>der</strong>-<br />

25 zegeben, sun<strong>der</strong> ouch harzuo noch me inzenaemen, als ires patronen,<br />

S. Jo<strong>der</strong>s 4 ), entwerte gaben.<br />

') 25. November.<br />

2) Das linke Ufer <strong>der</strong> Rhone bei <strong>der</strong>en Eintritt in den Genfersee.<br />

3) Vermittlungsvertrag vom 10. Novbr. 1478 (Eidg. Absch. III. 1. S. 17).<br />

4 ) St. Theodor o<strong>der</strong> Theodulus, <strong>der</strong> Schutzheilige des Wallis.


1492 409<br />

Dises spans halb, so sich zuo krieglicher unruow wolt ilends<br />

ziehen 1 ), nach fruentlichem ersuch an die partlen und an d'Eidgnossen<br />

getan, ouch uss trungenlicher beger des herzogen von<br />

Meyland 8 ), [840] santent die bed staet, Bern fuernemlich und<br />

Fryburg, zuom bischof und zuo dem land Wallis ire volmaechtigen 5<br />

ratsboten, nämlich von Bern her Wilhelm von Diesbach, riter,<br />

alt-schultes, Gilian von Rimlingen und Ursen Wer<strong>der</strong>n, zuo Aelen<br />

gubernatoren, und von Fryburg her Wilhelm Vaeigen, riter, alt-<br />

(116)schultes, welche kum erlangtend | ussgoends bestands Verlängerung<br />

bis zuo end kuenftigs jars Meyen, hie zwischen ein ewigen 10<br />

bericht durch mittel Bern, Fryburg und <strong>der</strong> vier Waldstaeten<br />

ufzerichten 3 ); item, und den erzbischof von Tharant 4 ) abzewisen<br />

von geistlicher rechtvertigung weltlicher Sachen, das bistuom und<br />

land Wallis beriierend, so im als erzbischofen sind un<strong>der</strong>worfen.<br />

Saffoy, ein guot hus zwischen vast harten muren dem jungen 15<br />

baren, und <strong>der</strong> alt im gar wol erschossen 5 ).<br />

23-Mai.<br />

[841] Von grossem gwaltigeu gericht, zu Nueweufourg im<br />

Brisgoew wi<strong>der</strong> ireu burgermeister gehalten.<br />

In disem jar uf den 23. tag Meyen, als <strong>der</strong> lantvogt, her<br />

Casper von Moerspurg 6 ), hat lassen um etliche, vermeint wi<strong>der</strong> 20<br />

iren obherren, den Roemscheu kueng, getane Verletzung den burgermeister<br />

Hansen Seilern und etlich miträt zuo Nuewenburg im<br />

Brisgoew gevaenglich annemen, ward Hans Seiler, als hoptsaecher<br />

in siner stat, von egenantem lantvogt, durch doctor Jörgen<br />

Brätnower, vor gesaeztem gericht hoch um üb, er und guot 23<br />

anklagt, me uss hass des adels, dann uss warer tat genommen;<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 419 u. ff.<br />

*) Eidg. Absch. III. 1. S. 424.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 425. Der Vertrag steht in den «Allg. Eidg.<br />

Absch.» des Berner Archivs Bd. F. p. 225.<br />

4 ) Tarantaise, das Wallis gehörte seit 793 zu dieser Erzdiöcese, vergl.<br />

darüber S. Furrer, Gesch. von Wallis I. 42.<br />

5 ) A. will sagen: Savoien, welches einst das junge Bern unter seinen<br />

Schutz genommen, hat später eben so oft den Schutz des mächtig gewordenen<br />

Bern genossen.<br />

6 ) Oesterreichischer Laudvogt im Breisgau.


410 1492<br />

dan er from geacht, siner stat friheit, gwonlich dem adel widrig,<br />

zehanthaben gneigt was. [842] Und vor usstrag des rechten gevangen<br />

in eim schweissbad verdorben. | Sine gsellen, als from, (117)<br />

wurdend ledig, ruoftend recht an, umsust.<br />

An disem gericht sind gwesen von <strong>der</strong> riterschaft und<br />

vom adel:<br />

<strong>der</strong> lantvogt mit zweien suenen;<br />

graf Wilhelm von Thierstein;<br />

graf Cuonrad von Tuebingen;<br />

her Wilhelm von Rapoltzstein, friher;<br />

her Loew von Stoufen, friher.<br />

riter: her<br />

Ludwig von Massmuenster,<br />

Herman von Eptingen,<br />

Hans Erhard, Ludwig und Bernhadin von Rynach,<br />

Lasarus und Bernhardin von Andlo,<br />

Cristof von Hatstat,<br />

Dietrich von Bluomneck,<br />

Luetold von Baerenfels,<br />

Jacob von Bercken,<br />

Hans von Höllenfürst,<br />

Item, ob 40 edler.<br />

Richter:<br />

2 von Ensheim,<br />

6 » Than,<br />

1 » Altkilch,<br />

2 » Pfirt,<br />

1 » Lanser,<br />

2 » Fryburg,<br />

2 » Brysach,<br />

1 x> Vilingen,<br />

von Waltzhuot,<br />

» Loufenberg,<br />

» Seckingen,<br />

» Rynfelden,<br />

» Nuewenburg,<br />

» Senheirn,<br />

» Endingen.<br />

Item, von allen aemptern bi 200 im harnesch. Item, gmeiner<br />

Eidgnossen boten; <strong>der</strong> etlichen kiischwaenz angehenkt, von wem?<br />

mocht nit erfunden werden, aber höh abgebetten •). | (118)<br />

,) Ueber die «Kuhschwänze» vgl. Ulmann a. a. 0. I., 686.


1492 411<br />

[843] Von einem grossen stein, wuu<strong>der</strong>barlich vom<br />

himmel herab gevallen.<br />

1. Nov. In disem jar uf den 7. tag November ist nit on gross wun<strong>der</strong><br />

zwischen Ensheim und Nuewenburg bi Etenheim im Sunggoew<br />

von heitrem himmel tags herabgevallen, mit wit gehörtem toess s<br />

und ni<strong>der</strong>schlag, ein grawer, drieckechter a ) stein, ufdri centner<br />

schwer; tuef uss dem ertrich erhept und zuo Ensheim zu gedaechtnuess<br />

in die kilchen ufgehenkt.<br />

Verkouf des diemants, degeus und gülden kleineten, zu<br />

Granson gewonnen, und teiluug des gelts.<br />

In disem jar, als etliche kleinet zuo Granson gewunnen,<br />

sidhar uf allen tagen veilgebotten, sun<strong>der</strong>lich ein diemant mit<br />

zween berlin, ein degen und etlich gülden werk, ring etc., zuo<br />

Lucern gelegen, [844] hat den diemant kouft Bartholome Mey<br />

von Bern um 5000 Rynscher guldin, und her Wilhelm von ^<br />

Diessbach zuo un<strong>der</strong>kouf 400 gülden geschenkt, und die gülden<br />

kleinat um 416 Rynscher gülden; den degen gon Zuerich um 200<br />

Rynscher gülden. Dis gelt ward geteilt zuo Baden uf <strong>der</strong> jarrechnung,<br />

wie kienach stat:<br />

Zuerich hat gehept zuo Granson 1701 man. Ist an gelt 552 *><br />

(119) gülden. |<br />

Bern, mit Nuewenstat, 7130 man; an gelt 2324 gülden,<br />

18 J / 2 Schilling.<br />

Lucern 1861 man; an gelt 605 gülden.<br />

Ure 463 man; an gelt 150 gülden, 19 Schilling. -> 5<br />

Swytz 1181 man; an gelt 383 gülden, 19 Schilling.<br />

Un<strong>der</strong>waklen 455 man; an gelt 148 gülden, 7 Schilling.<br />

Zug 430 man; gelt 141 gülden, 10 Schilling.<br />

Glaris 780 man; gelt 254 gülden, 5 Schilling.<br />

Fryburg 828 man; gelt 269 gülden, 19 Schilling. 3»<br />

[845] Solaturn 918 man; gelt 299 gülden, 6 Schilling.<br />

Biel 212 man; gelt 69 gülden, 2 Schilling.<br />

Abt von S. Gal 155 man; gelt 50 gülden, 10 Schilling.<br />

") Msc. dryeclc \ eckechster.<br />

w


412 1492<br />

Stat S. Gal 131 man; gelt 42 gülden, 19 Schilling.<br />

Schafhusen 102 man; gelt 33 gülden, 5 Schilling.<br />

Baden, stat und grafschaft, 96 man; gelt 33 gülden, 5 Schilling.<br />

Bremgarten und Meilingen 77 man; gelt 25 gülden, 4 schils<br />

ling, 2 pfennig.<br />

Summa 5386 gülden, 13 Schilling. | (120)<br />

Item, geben den schribern, weiblen, goldschmiden zu Lucern<br />

10 gülden; Strigel von Thun 5 gülden. Item, den schribern von<br />

Zürich und Lucern 10 gülden zuo Baden.<br />

io Dem vogt zuo Baden 2 gülden.<br />

Dem untervogt 1 gülden und dem goldschmit zuo Baden<br />

1 gülden •).<br />

Bern gemiinzet gold uud Silber.<br />

Das gold und gülden kleinater begert ein stat Bern, ira zuo<br />

»5 verkoufen in ir muenz, so si diss jars gold und silber in vast<br />

guotem waer hat gemuenzet. Hiesch ir daran abzelassen 600 gülden,<br />

ir noch an <strong>der</strong> buet vor Granson ussstaendig. [846] Antworteten<br />

d'Eidgnossen zuo Lucern: dise ire schuld wäre nit in<br />

gedaechtnüss; soelte <strong>der</strong> geschwigen und ein Eidgnoschaft unersuocht<br />

so lassen. Woelte sie aber 1 mark golds um 75 Rynscher gülden<br />

nemen, so soelte si das bar bezalen.<br />

Von 's diemauts Schätzung.<br />

Obgemelter diemant, eines dumennagels breit, mit zweien<br />

berlin wie eichsslen, 1 bonen gross, was einem zuo Granson wor-<br />

25 den, <strong>der</strong> in vertuscht um strussfe<strong>der</strong>en. Kam do uss und ward<br />

nach eidspflicht in die büt ervordret, mit etwas schenke dem, so<br />

in ouch bekant hat. Und als in über 16 jar hernach Mey kouft,<br />

verkouft er in zuo Lyon den Jenueseren um 7000 Rynscher gülden.<br />

Von denen kouft in herzog Ludwig von Meyland um 11000 du-<br />

-


1492 413<br />

300,000 ducaten wert geschaezt. O keiser [847] et Pontifex<br />

Maxime Juli! ein uberwin<strong>der</strong> Rom und des Roemschen richs, ein<br />

anfaenger keiserlicher hoehi!') Semliche krön, und die über al<br />

kueng dines keisertuoms drifach, <strong>der</strong>o du nie gedacht, tragt in<br />

diner stat dines nammens ein unwürdiger, ja ein erzbetler. Ja s<br />

und vil me — o Criste Jesu! vollmächtiger her himmels, erdrichs<br />

und alles so darin ist! wo, wie din krön, wo, wie din bluot disem<br />

stinkenden betler, sich an dine stat setzend, so lustbar und kostlich!<br />

O wie unsinnig <strong>der</strong> üppig mensch und die hochfaertig, oed<br />

uppikeit: ein wenig gfrornes wässerli, herdli, steinli so hoch w<br />

schätzend, und kum den halben kosten um Got selbs gäbe! O<br />

Got, gib din erlfichtends liecht, aller weit schin zuo nüt machend!<br />

Einer Eidgnoschaft waere on zwifel grösser nuz und 6r uss<br />

genantem diemant und degen gangen, so si, nach oft gebnem<br />

(122)erheben und guten rat einer | stat Bern, [848] die fürstlichen 15<br />

kleinet küng Ludwigen von Frankrich sinem delphin hätte geschenkt.<br />

Ein stat Bern von wegen irer stift die Tiitschen herren<br />

abgericht.<br />

22. Jan. Diss jars uf S. Vincenzen tag, nach 7 jar span, hat ein stat 20<br />

Bern ir stift ganz und gar von dem Tütschen orden um 3400<br />

Rynscher gülden zuo Basel gelediget, da diss gold entkeimet und<br />

uf mittevasten bezalt 2 ). Besehenen durch her Peter Kistlern,<br />

dechan, diss jars gestorben, junkher Jörgen von Stein, doctor<br />

Thüringen und her Hansen von Stal, statschriber zuo Solaturn. 25<br />

Ein ewig erb-burgrecht mit den grafen von Gryers und<br />

mit den herren von Yergye gemacht.<br />

Item, im Brachat ein ewig erb-burgrecht verschriben mit<br />

graf Ludwigen von Gryers 3 ), und desglich mit dem riehen Bur-<br />

') Der Ausruf gilt Julius Cäsar.<br />

2) Vertrag vom 23. Januar und Quittung vom 2. April, beides im Original<br />

im St.-Archiv.<br />

3) Wurde erst am 15. Febr. 1493 vom Rathe bestätigt (Raths-Man. 77.<br />

P- 76.)


414 1492<br />

gunschen hexen, Wilhelmen [849] von Vergye') ufgericht, und<br />

iedem für gwonlich stuer 10 Rynscher gülden jaerlich zegeben<br />

ufgelegt.<br />

Der ewig pund zwischen Bern und Lucern gemacht.<br />

5 Nach dem ein lobliche stat Bern vor 139 jaren hat ein<br />

ewige puentnuess mit den dri Waldstaeten Ure, Swytz und Un<strong>der</strong>walden'<br />

2 ), und hienach 69 jar ein vereinung mit <strong>der</strong> stat Lucern<br />

gemacht 3 ): — im leisten monat diss jars hond dis zwo staet einen<br />

ewigen pund, zuoglich den | gemelten drien Waldstaeten, gegen- (123)<br />

io enan<strong>der</strong> verschriben, ouch sich mit sundrer verschribung vereint,<br />

keinen abzug von enan<strong>der</strong> um bezognen erbval zuo nemen 4 ).<br />

Friuug etlicher herschaften eigenlueteu.<br />

Es hat ein frle stat Bern fri gelassen etlicher ir herschaften<br />

eigenluet, [850] nämlich die zuo Erlach 5 ) um 4601 pfund; Twan<br />

15 um 200 pfund; Moeriken 6 ) um 800 pfund, mit vorbehaltung frier<br />

herschaft pflicht. Item, und mit vil muee dargebracht, dass das<br />

kloster Frenisperg 7 ) sin eigenluet sich von <strong>der</strong> eigenschaft abkoufen<br />

Hesse, ein pfund wachsstuer um 20 pfennige und ein<br />

Schilling pfennig um 20 Schilling pfennig etc.<br />

so Verbot des zuetrinkens und straf des Zingen um sin winsuechtige<br />

gotsloestruug.<br />

Wie die froemden, mutwilligen reiser vil froem<strong>der</strong>, mutwilliger<br />

Sitten, gelt und laster in ein fromme, schlechte Eidgnoschaf't hond<br />

i) Am 9. Juni (Raths-Man. 75. p. 107).<br />

2 ) Der Bund vom 6. März 1353 war bekanntlich nur mit den drei<br />

Waldstätten geschlossen worden.<br />

3 ) Erst 69 Jahre später, am 1. März 1422, schloss Bern auch einen<br />

Bund mit Luzern.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 425 (10. Dezb.). Die Verträge selbst stehen<br />

als Beilage 26 und 27 ebendaselbst S. 733 und 734.<br />

5 ) Am 2. Jan. (Raths-M. 74 S. 2.)<br />

•) Twann und Mörigen am Bielersee, am 15. Nov. (Raths-Man. 76. p. 62.)<br />

7 ) Vergl. Raths-Man. 75. S. 10 und S. 40 (vom 20. Febr. u. 11. Mai).


1492. 1493 415<br />

gebracht und noch bringend, und ein laster das an<strong>der</strong> o<strong>der</strong> vil<br />

gebuert, hat zuo diser zit das Ni<strong>der</strong>laendisch, lanzknechtisch, ja<br />

suewisch zutrinken in einer Eidgnoschaft angfangen und so lasterlich<br />

überhand ge[851]nommen, dass einer, mit zuonammen Zing,<br />

bim vollen trunk un<strong>der</strong> andren gotslaestrungen schwuor: er weite, 5<br />

dass Got an eim galgen hienge, wan er in künftigem jar den<br />

winwachs nit wol geraten liesse. Der frefnen, winsuechtigen laest-<br />

(124)rung halb zuo [ Bern 14 tag gvaenglich gehalten, ward er durch<br />

pit siner fruenden vom Arenwasser zum Römschen win begnadet,<br />

vom pabst siner suend ein absolution usszebringen •).<br />

w<br />

Und domal zuom ersten, bi unablaesslicher straf 1 pfund<br />

pfenning, in stat und land das Üb und sei schädliche zutrinken<br />

vast wol verbotten; aber so Abel hernach gehalten, dass schier<br />

ein fügend ouch bi den gwaltigen, edlen hoptmannen, frischhansen,<br />

ja ouch bi den geistlichen wäre daruss worden. Got Iö<br />

woelte, noch nit bi den, so man nent die vollen Tuetschen, wäre 2 ).<br />

[852 und 853 leer.]<br />

[854] 1493.<br />

Bapst: Alexan<strong>der</strong> VI. 1. Romscher keiser: Fridrich III. 54.<br />

Roemscher kueng: Maximilian 8. Franzesischer kling: Carolus VII. 10. 20<br />

(125)Schuftes: von Erlach 2. |<br />

Des Roemscheu keisers Fridrich leben und tod.<br />

Im jar Cristi Jesu 1493 3 ) ist von diser zit gescheiden <strong>der</strong><br />

fridsam Römsch keiser Fridrich III., sines alters im 78. und<br />

sines richs im 54. jar; so alt und so lang kein keiser sit <strong>der</strong> zit 25<br />

Augusti hat regiert. Harzuo im wol helfen mocht, dass er, so im<br />

die forsten und staet um siner eigennuetzikeit willen unwillig<br />

warend, des Römschen richs sachen, sun<strong>der</strong>s so im nit intruogend,<br />

Hess hingon, und mit sun<strong>der</strong>licher maessikeit lang gsund leben<br />

i) D. h. statt in <strong>der</strong> Aare ertränkt zu werden, wurde er begnadigt, mit<br />

<strong>der</strong> Bedingung, in Rom Absolution zu holeu.<br />

2) D. h. «Wollte Gott, dass es bei den Deutschen nicht schon eine<br />

Tugend geworden wäre!»<br />

>) Am 19. August.


416 1493<br />

zehaben, mit unfuerstlicher kuendikeit grossen schaz zesamlen,<br />

und sinen sun Maximilian us froemdem hoch zebringen allen fliss<br />

ankart. Ist <strong>der</strong> fünft sines gschlechts [855] Roemscher kueng, und<br />

<strong>der</strong> erst mit siner keiserin Leonora•), des kuengs von Portugal<br />

5 tochter, im bi irem veter, kueng Alfons zu Napols, vermählet, zuo<br />

Rom [1452] vom babst Nicola gekroent 2 ). Was mit rat und list<br />

einer Eidgnoschaft wi<strong>der</strong>wertig, fuoret den swaeren Zuerich- ouch<br />

daruf den Fryburg- 3 ) und Burgunschen krieg mit worten, liess<br />

sinen muten und manlichen bruo<strong>der</strong> Albrechten und veter Sigio<br />

munden, herzogen von Oesterrich, item den Franzesischen delfin<br />

und den herzogen von Burgun mit inen und si mitenan<strong>der</strong> grim<br />

und hart vaechten, daran er gross gaben und sinem sun das herzogtuom<br />

Burgun gwan. Aber siner kündigen manheit halb so<br />

hat <strong>der</strong> Tuerk das Constantinopolisch keisertuom 4 ), <strong>der</strong> Huniad 5 )|(i26)<br />

ü das Ungerisch, und Pogebrach 8 ) das Be[856jhemsch kuengrich,<br />

naher die bede kuengrich Lassei von Poland 7 ), und die Sfortia<br />

das Meylaendisch herzogtuom, so im ze ziehen zuostuondend, ingenommen<br />

und besessen.<br />

Reis des Roemschen kuengs wi<strong>der</strong>n kueng von Frankrich,<br />

w in welcher zue beden siteu <strong>der</strong> Eidgnossen kneckt, und<br />

etliche land und staet vom Roemschen kueng gewonnen.<br />

Als zuo ingang diss jars <strong>der</strong> Roemsch kueng ouch uss Verordnung<br />

sines vaters, des Roemschen keisers, zwen stark zueg hat<br />

ufgebracht, einen in Picardi mit herzog Albrechten von Sachsen<br />

»5 und dem grafen von Nassow [857] gevertiget, da die grafschaft<br />

Arthoys, Arras und an<strong>der</strong> plaez, von lanzknechten für ir bsoldung<br />

gepluendret, ingenommen 5 ). —<br />

') Eleonora von Portugal war Friedrichs erste Gemahlin.<br />

2 ) Am 19. Miirz 1452; er war von den Habsburgern <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> sich<br />

die kaiserliche Krone holte.<br />

3 ) Wie 1444 Zürich, so hatte Friedrich 1447 auch Freiburg sich selbst<br />

überlassen.<br />

4) 1453.<br />

5 ) Matthias Corvinus.<br />

6 ) Georg Podiebrad.<br />

') König Ladislaus von Polen.<br />

8 ) Im Oktober 1492.


Kueng von Hyspan und<br />

1493 417<br />

Engenland.<br />

— so warend im zuo hilf <strong>der</strong> kueng von Hyspanyen fuer Russilion<br />

und <strong>der</strong> kueng von Engenland persönlich fuer Bolonieni) zogen;<br />

begert doch me zuo scheiden, wan zuo kriegen, dan in <strong>der</strong> kueng<br />

von Frankrich vor hat enthalten und in sin kuengrich wi<strong>der</strong> in- B<br />

(127) gebracht. |<br />

Die grafschaft Burgun dem Roemschen kueng worden.<br />

Den andren zueg schikt er mit her Wolfen von Bolheim,<br />

Marschalken, und mit her Caspar von Moerspurg, lantvogt und<br />

hoptman, in Burgun. Nam da in Ponterlin 2 ), Selis :J ) und an<strong>der</strong> i 0<br />

plaez. Bi denen warend Benedict Beppet von Biel 4 ) und [858]<br />

Urs Staeger von Solaturn hoptluet, mit 2000 knechten von Bern,<br />

fuerzaelich, Friburg, Solaturn und von Biel, und Osuald von Rotz<br />

mit einem vaenli knechten von Un<strong>der</strong>walden und von andren orten.<br />

Frankrich zueg.<br />

n<br />

So hat hargegen <strong>der</strong> kueng von Frankrich sine mächtige zueg<br />

ouch in nidren und obren landen, und an beden enden ein merkliche<br />

zal, ob 5000, Eidgnossen.<br />

Wie sich ein Eidgnoschaft, ouch insun<strong>der</strong>s ein stat Bern,<br />

hierin hat gehalten.<br />

Deshalb ein Eidgnoschaft vast unrueewig: dan ir ganz fuernemen<br />

was, entwe<strong>der</strong>em Kueng ir hantliche hilf zuozelassen, uf dass<br />

si zwischen inen, wie si trun-[859] genlich begert, füglich möchte<br />

scheiden und zuo gutem friden gebuerlich mitlen. Wurdend hierum<br />

strenge verbot und manungen wi<strong>der</strong> die mutwilligen reisgloef 25<br />

(128)getan; aber pension und soeld warend gwaltiger und | so stark,<br />

w<br />

i) Boulogne; dahin kam Heinrich VII. von England im Oktober 1492,<br />

schloss aber am 3. November den Separatfrieden von Etaples; das Nähere<br />

siehe bei Ulmann a. a. 0. S. 163.<br />

2) Pontarlier in Hochburgund.<br />

3) Salins, eingenommen am 24. Dezember 1492.<br />

4 ) Ueber ihn vergl. oben S. 331.<br />

27


418 1493<br />

dass ir knecht fuer und fuer an beide ort huffecht liefend, und<br />

etlich von eim zuom andren fielend.<br />

Bern handlung.<br />

Deshalb ouch ein fuersichtige stat Bern, und von wegen<br />

5 dass die Franzosen uss dem schloss Bracon •) un<strong>der</strong>stuondend,<br />

wie den spital, also den Salzbrunnen und -pfannen mit gschuez<br />

und fuer zuo ver<strong>der</strong>ben, so ir stat und landen unerträglichen schaden<br />

bracht 2 ), vertiget si, mit samt Friburg, Solaturn und Biel,<br />

ir botschaft, nämlich junkher Ludwigen von Diesbach und [860]<br />

io Gilian von Rimlingen, in Burgun zuo beden teilen, bestand zuo<br />

erwerben unss uf witere handlung gmeiner Eidgnossen, so einen<br />

friden zwischen den kuengen ze ervolgen verhoftid 3 ). Schreib<br />

hiemit ir ernstliche beger an des Roemschen kuengs obgemelte<br />

anwaelt 4 ), ouch an des kuengs von Frankrich regenteu, nämlich<br />

15 an den burgunschen gubernier Baudecurt 5 ), an her Johann, prinzen<br />

von Orenye, und an margrafen Philippen von Nuewenburg und<br />

Roetelen 6 ), item und an be<strong>der</strong> teil ire knecht. Und uf dass ire<br />

knecht zuo Selis kein vigentlich unruow gebid o<strong>der</strong> nemid, schikt<br />

si zuo in ir treffenliche ratsboten, her Adrian von Buobenberg,<br />

M riter, Caspar zuom Stein und Antoni Schoenin 7 ); [861] blibend da<br />

biss zuo gemachtem bestand, flirtend da, uf abmanung irer obren,<br />

dis reisknecht mit inen heim, wiewol <strong>der</strong> Roemsch kueng 700 da<br />

zelassen begeret. | (129)<br />

') In <strong>der</strong> Nähe von Salins, die Franzosen leisteten hier zuerst Wi<strong>der</strong>stand.<br />

2) Bern bezog, wie oben erwähnt, seinen Salzbedarf aus Salins. Der<br />

Schreck war so gross, dass sogar die Abgeordneten des Landes einberufen<br />

wurden, am 25. Februar (Miss. H. 388).<br />

3) Schreiben an dieselben vom 1. Februar 1493. (Miss. H. 380 ,J .)<br />

4 ) An Wolfgang von Pohlheim. 15. Februar. (Miss. H. 384.)<br />

5 ) Baudrecourt, siehe oben S. 378.<br />

6) Vergl. Raths-Man. 77. S. 87 (27. Febr.) An den Markgrafen Philipp<br />

finden sich 5 verschiedene Schreiben in dieser Sache im Miss. H. p. 359—394.<br />

7 ) Instruktion an dieselben am 5. März (Raths-Man. 77. p. 97).


1493 419<br />

Botschaft des Roemschen kuengs an gmeiiier Eidgnossen<br />

tag zii Bern.<br />

Indem, zuo end Jenners, sant <strong>der</strong> Roemsch kueng sine tretfenliche<br />

botschaft, nämlich mit andren graf Wilhelmen von Thierstein,<br />

gon Bern, da mit gmeinen Eidgnossen zehandlen. Ward ir tag 5<br />

uf die Liechtmess bestirnt; bracht da an 1 ), wie vor, die uncristliche<br />

misshandlung des kuengs von Frankrich, so <strong>der</strong> an des<br />

Roemschen kuengs wib und tochter begienge, welche er im noch<br />

mit land und luet, wi<strong>der</strong> cristliche und menschliche recht, [862]<br />

gwaltig und schmaechlich vorhielt 3 ), darzuo in täglich witer ze- w<br />

schädigen und zeschmaehen wi<strong>der</strong> alle billikeit fuerfueere. Das sin<br />

kuenglich majestat einer frommen Eidgnoschaft, als cristlichs<br />

glowens und des Roemschen richs sundrem glid, hoch erklage und<br />

hilf von ir, als <strong>der</strong> gerechtigkeit iewelt zuostaendigen, trungenlich<br />

beger; dadurch sin kuengliche majestat ir ßr, — ouch dem 15<br />

mintuersten nit ungerett zelassen, — ir bluot und fleisch, ir land und<br />

luet möge retten, und die uncristliche, des Franzesischen kuengs<br />

ungerechtikeit weren und strafen; das einer loblichen Eidgnoschaft<br />

zuo ewigem ruom, nuz und er langen, und von im und<br />

sinen nachkommen in ewikeit zuo gnaden und dank niemerme ver- 20<br />

(130) gessen werde. Ward die antwort gon Lucern verzogen. |<br />

[863] Botschaft des kuengs von Frankrich an gmein<br />

Eidgnossen um hilf und vereinung.<br />

Indes, da kam ouch des kueng von Frankrichs botschaft gon<br />

Bern; ward gon Lucern uf den tag Mathiae gewisen 3 ). Verant- 25<br />

wortet hoch die Verunglimpfung des Roemschen kuengs, mit flissiger<br />

anzeig ursach des verelichten wibs und <strong>der</strong> verplanten tochter,<br />

klagend berowung siner staet und landen, insun<strong>der</strong>s die grafschaft<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 428 (3. Febr.) Der Name <strong>der</strong> kais. Gesandten<br />

wird hier erst später genannt.<br />

2) Der König Karl behielt des Kaisers Tochter in seiner Gewalt, und<br />

gab auch Burgund nicht heraus.<br />

3) 24. Februar. Die Eidg. Abschiede berichten die Verhandlungen erst<br />

zum 5. März (III. 1. 432).


420 1493<br />

Burguu, von einer Eidgnoschaft um 150,000 Rynscher gülden<br />

erkouft; begerend hilf, und nach ir gevallen vereinung zemachen,<br />

sin gnad und macht von einer truewen Eidgnoschaft nimmer abzewenden.<br />

5 Autwort und meinung gmeiuer Eidgnossen.<br />

[864] Ward zuo Lucern von gmeiner Eidgnossen boten be<strong>der</strong><br />

klingen boten ze antwort geben; ir wi<strong>der</strong>wertikeit, so da ganzer<br />

Cristenheit schaedlich und allen ungloebigen fuer<strong>der</strong>lich, waere ganzer<br />

Eidgnoschaft herzlich leid, welche si begerte nit mit ir hilf zeio<br />

fuerdren, sun<strong>der</strong> si vil me mit <strong>der</strong>o abschlag iedoch zemindren,<br />

ouch deshalb die iren, so mit unghorsame uf beden siten waerid,<br />

harheim gevertiget werden. Aber sust, als ir hohen majestaeten<br />

verwant, zuo fridlicher mitlung, so wit und so bald ir das von<br />

irer kuenglichen gnaden verguunen wurd, allen moeglichen fliss,<br />

iö kosten und arbeit ungespart anzekeien urbitig; dan ie einer<br />

Eidgnoschaft wil und meinung sie, so ver ira muglich, entwe-[865]<strong>der</strong><br />

teils krieg, aber frid sich | zebeladen; wie wol (131)<br />

doch, mit ir grossem leid und missvalleu, <strong>der</strong> iren ob 7000 an<br />

beden siten ufgewiglet und wi<strong>der</strong> ir hoch verbot geloffen waerid.<br />

so Botschaft <strong>der</strong> 7 orten an ein stat Bern, kein zuzug in<br />

Burguu dem Roemschen kueng zetuen. Antwort.<br />

Und als nun <strong>der</strong> drien staeten knecht dem Roemschen kueng<br />

in Burgun warend zuogeloffen, kamend uf den 6. tag Hornung <strong>der</strong> t>. Febr.<br />

siben alten orten boten gon Bern, zeigtend an, wie inen zuo ver-<br />

25 ston geben, dass ein stat Bern dem Roemschen kueng weite zuziehen<br />

und also einen krieg anvahen; waerid fast froh, dass sichs<br />

nit befunde; baetid und begertid, (dass si) in fridsamem fuernemen<br />

[866] verharre und <strong>der</strong> iren reisgloef abstelle i).<br />

so<br />

Antwort.<br />

Antwort si: inen waere wol zewissen, was grossen flisses und<br />

ernsts ein stat Bern, frid zehaben und die muotwillige reisgloef<br />

i) Raths-Man. 77. p. 62. Die folgende Antwort ebendaselbst.


1493 421<br />

abzestellen, habe vil jar hat sun<strong>der</strong>lich und zuo gmeinen tagen<br />

ankert, und doch bisshar wenig, ja gespoet, <strong>der</strong>halb ervolgt; so da<br />

zuo eignem muotwillen und nuz des unfridens und <strong>der</strong> unghorsame<br />

ir lueten gebruchend, sagend: <strong>der</strong> krieg und die krieger sigid<br />

weger daiuss, wan daheim. Wa das hin laende, sige wol ze 5<br />

(132) messen; ir aber zwifle | nit, wo an<strong>der</strong> glichen ernst gehept, ein<br />

Eidgnoschaft und si haette und gwunne me ruow und min<strong>der</strong> unghorsame.<br />

[867] Schmizred von Schwytz enbotten.<br />

Uss gemeltem grund hat Hans Gantner, statloefer, dise schmiz- io<br />

red von Swytz gon Bern bracht, und geret: er sie von minen<br />

herren mit brieten in die Eidgnoschaft gschikt; und als er gon<br />

Swytz kommen, und dem amman Uf <strong>der</strong> Mur miner herren brief<br />

geantwort, und im darbi den gruoss von minem her schulthessen<br />

gsagt, hab er im geantwort: min herren gangid mit etlichen 15<br />

sachen um, und besun<strong>der</strong>s min her alt-schulthes von Diesbach<br />

und <strong>der</strong> venner Zurkinden, mit samt Beppet und Stegern, da<br />

durch si wol moegid gmein Eidgnossen in einen krieg bringen,<br />

und besun<strong>der</strong> so waerid si von einem kleinen rat zuo Bern ganz<br />

verachtet. Und dabi inen in den langen rocken gefluochefi), und 20<br />

witer [868] geredt: man wisse noch wol, wie es zuo Zürich gangen<br />

sie 2 ). Und moeg es nit an<strong>der</strong>s sin, so mueessid si ir boten ufs<br />

land schicken, in miner herren gebiet, und die einer andren<br />

meinung an<strong>der</strong>richten; und wo min herren in Burgun zuehid, so<br />

welid si uf den Swarzwald zuehen; und die fuenf ort habid darum 2s<br />

zwen tag geleist, und sigid ouch dess einhael worden. — Hab im<br />

ouch bevolen, semliche meinung minem her schultes fuerzebrin-<br />

(133) gen und zesagen, und sun<strong>der</strong>s ouch geret, dass etlich von |<br />

Lucern mit disen sachen ouch umgangid. Habe ouch 8 ) von andren<br />

von Swytz nit vil guots willens verstanden. Gaben und gunst so<br />

!) Den Rathsherrenmänteln im Gegensatz zum Hirtenwams.<br />

') Anspielung auf den Waldmannhandel.<br />

3) Nämlich <strong>der</strong> Stadtläufer. Das Ganze fast wörtlich nach Raths-Man.<br />

77. p. 101 (6. März).


422 1493<br />

verblenden ouch die wisen und verkerid die wort <strong>der</strong> gerechten;<br />

wie dan, wo we<strong>der</strong> wiz noch gerechtikeit ist? Dahar diser aman<br />

[869] einer ersamen stat Bern wisen und frommen handlung des<br />

Römschen kuengs, wie ouch ieztan Christus halb •), so uebelgesah<br />

5 und redt, dass er nach sinem uebergueltengunst we<strong>der</strong> inländische<br />

ufruor, noch nachburlichen krieg ersehen noch bereden mocht.<br />

Es ist ouch nit mVws, dass die laen<strong>der</strong> insun<strong>der</strong>s einer stat Bern,<br />

als inen ze mächtig, und <strong>der</strong> andren stäten billichem fuernemen<br />

wi<strong>der</strong>strebt und doch mit haelen worten geschweigt hond. Es ist<br />

io ze achten, von wegen einer stat Bern er, oberzaelte red sie nit<br />

unversprochen hingangen.<br />

Bericht <strong>der</strong> kuengen, mit erlicher heimvertigung <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

boten und reisknechten.<br />

Nach disen handlungen, vor mittem [870] Märzen, ward zwi-<br />

15 sehen den kuengen vier monat ein bstand gemacht, in | welchem (134)<br />

sich <strong>der</strong> kueng von Frankrich mit dem kueng von Hyspanen durch<br />

wi<strong>der</strong>kerung <strong>der</strong> grafschaft und veste Russilion und mit dem<br />

kueng von Engenland ouch nit on grosse gab vertruog -). So ward<br />

do <strong>der</strong> Rö'msch kueng, nach abzug siner mitkuengen 3 ), ouch uss<br />

20 gelts- und deshalb hilfmangel, frid anzenemen bewegt Also uf<br />

be<strong>der</strong> kuengen beger und gfallen, zuo end Maerzens, schiktend<br />

gmein Eidgnossen ir erliche botschaft in Frankrich, gon Salyns,<br />

dahin ouch des Roemschen und <strong>der</strong> andren kuengen botschaft und<br />

<strong>der</strong> kueng von Frankrich selbs kam 4 ). Ward da in zweier mo-<br />

25 naten tagleistung ein frid beschlossen, verbrieft und versiglet 5 ),<br />

dem Römschen kueng sin dochter Mar[871]gret, im einliften jar,<br />

so si in Frankrich kommen was, herlich begabt wi<strong>der</strong> heim beleit;<br />

die grafschaften Burgun, Artoys und etliche staet und plaez in<br />

Pycardy herzog Philippen, des Roemschen kuengs sun, übergeben.<br />

i) Nämlich zur Zeit <strong>der</strong> Reformation.<br />

2) Friede mit Spanien am 19. Januar 1493, mit England schon am<br />

3. November 1492.<br />

3 ) Von England und von Spanien, vergl. oben S. 437.<br />

4) Diese Sendung an die Conferenz in Senlis ist in <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong><br />

Eidg. Absch. nicht erwähnt. Vergl. III. 1. 435. (23. und 27. März.)<br />

ä ) Der Friede von Senlis, vom 23. Mai 1493.


1493 423<br />

Der Eidgnossen boten, von Bern die vesten Heinrich Matter<br />

und Casper Hetzel, venner, ie<strong>der</strong> vom kueng von Frankrich mit<br />

24 mark Silbers begabt, ouch vom Roemschen kueng versoldet<br />

— bracht 2242 Rynscher gülden — ßrlich ab- und heim gevertiget.<br />

So ward uf beger und manung <strong>der</strong> Eidgnossen iren 5<br />

reisknechten an beden siten urlob geben, den unghorsamen ir<br />

meineid und desse buoss Verzügen und abgelassen, aber den iez<br />

und fuerahin unghorsamen, mit libs und guots val, ein stat und<br />

(135)land Bern ewig verbotten •). |<br />

[872] Niirenberg Werbung an gmein Eidgnossen um knecht io<br />

wi<strong>der</strong> Brandenburg.<br />

Als die margrafen von Brandenburg, so sich ouch burggrafen<br />

von Nuerenberg nemmend, die stat Nuerenberg von wegen<br />

<strong>der</strong> zollen und gleiten krieglich anvachten, warb genante stat<br />

an gmein Eidgnossen um reisknecht. Ward ir abgeschlagen und is<br />

den knechten entwe<strong>der</strong>em teil zuozeziehen verbotten, aber fruentliche<br />

mitlung fruentlich zuogesagt 2 ).<br />

Vereinung gemacht zwischen den foischofen und staeten<br />

Strassburg und Basel, ouch Sletstat und Colmar, und<br />

gmeinen Eidgnossen.<br />

so<br />

15. Ipril Nach drien jaren tagleistens [873] ist uf den 15. tag Aprel<br />

zuo Baden im Aergoew ein vereinung 15 jar lang beschlossen<br />

zwischen her Albrechten, pfalzgrafen, bischofen zuo Strassburg,<br />

her Caspern ze Ryn, bischofen zuo Basel, den vier staeten Strassburg,<br />

Sletstat, Colmar, Basel, und den 10 orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft 3 ). ss<br />

Handlung des bischofs von Costenz, gnieiner Eidgnossen<br />

und einer stat Bern, von <strong>der</strong> priesterschaft wegen.<br />

Diss jars hond sich so vil unfuoren unter einer priesterschaft<br />

in Eidgnossen zutragen, dass <strong>der</strong> nuew bischof Thomas 4 ) zuo<br />

i) Reissordnung vom 28. März. Miss. H. 409 und 410.<br />

2 ) Die Antwort erfolgte erat 5 Febr. 1494. (Eidg. Absch. III. 1. S. 447.)<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 436.<br />

4) Thomas Berlower von Cilly in Steiermark, erwählt 22. März 1491.


424 1493<br />

Costenz und desglich die von Lucern Hessen an gmein Eidgnossen<br />

bringen, ein gmeine reformation <strong>der</strong> priesterschaft zegeben,<br />

und an babst [874] um gwalt <strong>der</strong> degradation zewerbeni).<br />

Ward da | dem bischof bevolen, die ubeltaeter nach iedes schuld (136)<br />

5 zestrafen; o<strong>der</strong> man weite darzuo tuon, dass die geistlichen glich<br />

als wol als die leien gestraft wurdid. Soelte nit nun die, so nit<br />

gelt haettid, pinigen, und die, so gelt gaebid, in irem unwesen<br />

ungepiniget hin lassen; soelte me uf ir leben, den uf ir gelt acht<br />

haben, Schätzung nit wi<strong>der</strong> alten bruch uflegen. Wan er zu<br />

io losung des versaezten bistuoms vom babst ein gwalt hat, den<br />

fuenften teil <strong>der</strong> pfrueenden und praelaturen fruecht etliche jarzal<br />

inzenemen; des sich die priester, praelaten, und ouch ir patronen<br />

sperteut, und d'Eidgnossen im zu ustrag des spans begerte vereinung<br />

anstauend 2 ).<br />

iö [875] So hat ouch die priesterschaft etlich artikel ir friheit,<br />

huori und straf, gegen den bischofen, bettelmuenchen, quaestioniereren<br />

3 ), caplanen, weltlichen gwalt und leien betreffend, angebracht.<br />

Wurdend ir ganz abgeschlagen und geheissen, si soelte nach<br />

guotem harkommen iren bischoefen ghorsamen, und sich gegen<br />

SJO menklichem also tragen, wie si des von Got und <strong>der</strong> weit begerte<br />

geeret und belont werden.<br />

So verorduet ein stat Bern, dass ein priester nit dan ein<br />

brotmesser soelte bi im tragen, und wo ein an<strong>der</strong>s, soeltid ims die<br />

weibel abnemen und ein gülden dafuor von im inziehen 4 ).<br />

25 Si verbot ouch, us gmeinem ansehen <strong>der</strong> Eidgnossen, bi bestirnter<br />

buoss menklichen in ir stat | und land, blosse swert, kaz- (137)<br />

balgdaegen und schandbare klei<strong>der</strong> zetragen, [876] item, und ungwonlich<br />

gotslaesterlich swueer zebruchen 5 ).<br />

M Eidg. Absch. III. 1. S. 437—439 (14. April und 25. Juni). Vergleiche<br />

über diese Reformationsbestrebungen des Bischofs Thomas: Geschichtsfreund<br />

<strong>der</strong> V Orte, Bd. 3.3<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 439. (25. Juni.)<br />

*) Steuersammler.<br />

4 ) Nichts aufzufinden.<br />

3) Mandate vom 4. April. Miss. H. 412*, 419 b .


1493. 1494 425<br />

Sterben <strong>der</strong> pestilenz.<br />

Nach und mit <strong>der</strong> tuere diss sommers und herbsts ist ein<br />

sterben von <strong>der</strong> pestilenz kommen, in welchem in <strong>der</strong> stat Bern<br />

ob 1500 menschen und sechs fuernem des kleinen rats: mit nammen<br />

junkher Joerg zuom Stein, Urban von Muoleren, sines ge- 5<br />

schlechts <strong>der</strong> letst, — hat siner richtuom einigen erben gelassen<br />

den einigen sines geschlechts*), Jacoben von Wattenwyl, sinen<br />

dochterman, — Benedict Tschachtlan, venner, Bitzius Bruegler,<br />

venner, Gilian Axhalm, und <strong>der</strong> aeltest venner und rat, Peter<br />

Symon, sind gestorben. Der zit sind die gloken uss dem alten io<br />

in den nuewen kilchturm gehenkt worden.<br />

[877 leer, 878]<br />

1494.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 2. Roemscher keiser: Maximilian 1.<br />

Franzesischer kueng: Carolus VIII. 11. Schultes: von Erlach 3. 15<br />

Anschlag des Roemschen und Franzesischen kungs zereisen.<br />

Im jar Cristi Jesu 1494, nachdem und <strong>der</strong> Roemsch kueng<br />

und <strong>der</strong> kueng von Frankrich in vorgendem jar vereint und aller<br />

(138)spaene ganz vertragen warend, rust | ie<strong>der</strong> ein mächtigen zueg uf;<br />

<strong>der</strong> Römsch kueng wi<strong>der</strong> das herzogtuom Gelleren 2 ), das selbig 20<br />

im und sinem sun herzog Philippen un<strong>der</strong>taenig zemachen.<br />

Der kueng von Frankrich, wie fuergeben und gheissen, wi<strong>der</strong>n<br />

Tuerken; so was doch <strong>der</strong> grund, mit zuoschlag herzog Ludwigen<br />

von Orlians. [879] das kuengrich Napols und das herzogtuom<br />

Meyland uss erblicher ansprach inzenemen 3 ), er keiser, und <strong>der</strong> 25<br />

herzog her zuo Meyland zuo werden, wie wol mit dem keiser ein<br />

gsworner, versacramenteter frid, und mit dem herzog von Meyland<br />

um 180,000 Rynscher gülden koufte puendnuess erst vergangens<br />

jars gemacht war.<br />

") Hat — dochterman am Rande, aber von A's Hand.<br />

i) Hat als seiner (v. Muleren's) Reichthümer einzigen Erben den Einzigen<br />

seines (v. Wattenwyl's) Geschlechtes hinterlassen.<br />

2) Gel<strong>der</strong>n.<br />

3 ) Der Herzog von Orleans machte als Verwandter <strong>der</strong> Visconti Anspruch<br />

auf Mailand.


426 1494<br />

Des keisers hirat, richstag, Satzung und Werbung an<br />

gmein Eidgnossen.<br />

Als aber in diss jars Märzen <strong>der</strong> Roemsch keiser Maximilian<br />

sich hat verelicht mit herzog Galeatzen von Meyland und des<br />

5 kuengs von Frankrich muoter schwesterdochter, Bianca, im von irem<br />

veter, herzog [880] Ludwigen, Moer gnent, mit 400,000 ducaten<br />

usruestung geben und gon Insbruck fürstlich zuogefuert J ); — hienach<br />

fuer und fuer, als sich <strong>der</strong> Franzosen anschlaeg ofneten, hielt er<br />

sinen zueg und swaebschen pund in obren landen stil, beriet sich<br />

io eines richstags gon Wurms, sich da mit den standen des Roemschen<br />

richs, um die keiserlich krön zenaemen, den Tuerken, so<br />

sin land Krabaten wuestend-), und den Franzosen, so des | Roem-(139)<br />

sehen richs und babsts zuogehoerd anvachtend, ze weren, ze beraten.<br />

Schreib den allenthalb uss uf künftigen jars Liechtmess<br />

iä zebesuochen, [881] warb hiezwischen abermals mit vast hoher und<br />

fruentlicher erbietung an gmeine Eidgnossen, um oft begerte vereinung<br />

zuo volstrecken 3 ).<br />

Bern meinnng.<br />

Deshalb abermals, als gebuerlich und ganzer Eidgnoschaft<br />

20 loblich, ein ersame stat Bern, — ouch vom keiser hierum sun<strong>der</strong>lich<br />

ermant, so ira zuo gunst denen von Rotkwyl schazung, acht<br />

und ungnad durch bit ires gesanten boten, junkher Ludwigen<br />

von Diesbach, abliess 4 ), — ginein Eidgnossen, und sun<strong>der</strong>lich<br />

Swytz, so dis vereinung mit Glaris verhindret und nit an-<br />

25 nemen wolt, ernstlich ankart, uf bestirnten tag gon Zuerich, uf<br />

S. Lucientag, mit erlicher botschaft und guotem willen zuo erschinen<br />

5 ).<br />

Des Roemschen keisers boten und anbringen.<br />

[882] Uf welchen tag des Roemschen keisers treffenliche<br />

30 botschaft, nämlich graf Wilhelm von Thierstein, her Casper<br />

i) Am 16. März 1494 wurde die Hochzeit gefeiert.<br />

») Einfall <strong>der</strong> Türken in Kroatien im August 1494.<br />

3) In den Eidg. Absch. nicht erwähnt.<br />

4 ) Eidg. Absch. III. 1. p. 447. 449 u. 454.<br />

*) Auf den 13. Dez. — Vergl. Eidg. Absch. III. 1. p. 468.


1494 427<br />

friher zuo Moersperg, her tuomprobst von Brix i), her Walther<br />

von Stadion riter, und Hans Lanz von Liebenfels, erschein 5 ),<br />

und ein Eidgnoschaft höh und Mntlich ankart, sich nit vom<br />

Roemschen rieh ze sundren, zuo schwaechung und schmach des<br />

keisers und richs nit anhang und hilf zetuon, mit dem hus 5<br />

Oesterrich nach verbrieftem ewigen frid fridlich ze leben, mit im 3 )<br />

(140) iedoch den bestaeten. |<br />

Antwort <strong>der</strong> Eidgnossen.<br />

Bleib bi vor oft gebner antwort: etliche ort waerid nit da,<br />

etliche haettid nit gwalt; si weltid sich vom Roemschen rieh nit 10<br />

suendren, ouch das [883] und den keiser nit helfen swaechen<br />

noch schmaehen; deshalb den iren in einiche reis zeloufen<br />

streng verbotten, und so da unghorsam sigid, beschech mit ir<br />

grossem missvallen, ungestraft nit zelassen. Weltid gemachten<br />

erbfriden redlich halten, so solle die kaiserlich majestat ouch 15<br />

daran sin, dass semlichs hargegen geton werd, die grafen von<br />

Sangans und Moetsch mit benanter gueete o<strong>der</strong> recht zefriden<br />

stellen, die von Appenzell und die stat von S. Gallen von <strong>der</strong><br />

acht rueewig lassen, und inen den Swendiner und Varenbueeler<br />

abnemen 4 ). 20<br />

Varenbueeler von S. Gallen,<br />

welcher von Roschachkrieg wegen von S. Gallen vertriben<br />

und siner hab berowt, kein [884] gnad noch recht, - ouch<br />

wi<strong>der</strong> einer stat Bern gnaedig fuerbit — in <strong>der</strong> Eidgnoschaft,<br />

aber am keiserlichen kammergericht so vil rechts erlangt, dass 25<br />

die von S. Gallen <strong>der</strong> keiserlichen acht halb we<strong>der</strong> libs noch<br />

güts sicher warend 5 ). In glicher saeh stundend die von Appenzell<br />

gegen irem amau Swendiner 6 ). Begertid ouch zuo guot siner<br />

') Brixen.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. p. 470 (15. Dez.). Ebenda die bez. Antwort.<br />

3) Nämlich mit dem Kaiser.<br />

4) Von diesen Händeln ist nach den Eidg. Absch. in <strong>der</strong> Antwort an<br />

den Kaiser nicht die Rede.<br />

5 ) Vergl. darüber die Eidg. Absch. III. 1.<br />

6) Derselbe hatte die Appenzeller in seiner Rechtssache vor eine kaiserliche<br />

Commission nach Lindau vorgeladen.


428 1494<br />

Werbung, dass sin keiserlich majestat den 8 orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft<br />

vergoente, die losung des lantgerichts im Turgoew von<br />

einer stat Costenz zetuon, o<strong>der</strong> dafuer iedem ort, wie vor beredt,<br />

500 Rynscher gülden pension etliche jar jaerlich und an<strong>der</strong> be-<br />

5 stimte summen gelts zegeben und abzerichten. Doch so wurde<br />

die | Übergebung des lantgrichts me gunst bringen. Braclit doch (141)<br />

alles nit me, dan Rynsch gülden bi krönen gelten,).<br />

[885] Urhab <strong>der</strong> reis <strong>der</strong> Franzosen gon Napols, so da ist<br />

ein ver<strong>der</strong>bung des ganzen Italien und ein unriiw<br />

io » Tuetschlands, Fraukrich und Hyspanyen worden.<br />

Als herzog Ludwig Sfortia von Bar, ein hohmueetiger, listiger,<br />

geltricher fuerst, das herzogtuom Meyland an stat sines bruo<strong>der</strong><br />

suns, Johan Galeatzen, 17 jar gewaltig hat inghaebt und guberniert,<br />

uf dass ers behielt wi<strong>der</strong> sinen veter und wi<strong>der</strong> sinen<br />

« swager kueng Alfonsen von Napols, so da un<strong>der</strong>stuond, ouch mit<br />

gwalt sinen tochtermann, den genanten Johan Galeatzen'-), in<br />

sin regiment inzesetzen, bewegt er [886] sinen puntsgnossen, den<br />

muotigen kueng von Frankrich, Napols uss erblicher ansprach wi<strong>der</strong>,<br />

ouch mit siner hilf, zegwinnen, und genanten kueng Alfonsen,<br />

* Spangischs stammens, so vor die sine gesipten kueng usstriben<br />

haettid, zevertriben 3 ). .<br />

Zug des kuengs von Frankrich gon Rom.<br />

Und als nun <strong>der</strong> kueng von Frankrich ietzan in sinem rieh,<br />

wie erzaelt, ganz gerueewiget, und doch sines libs unachtbare mit<br />

25 achtbaren taten achtbar ze machen geneigt was, sines alters im<br />

24. | iar, liess er sich den Moren 4 ) und etlich namhaftig Napolsch (142)<br />

banditen 5 ), wi<strong>der</strong> des Parisischen parlaments rat und hohe bit,<br />

') Das deutsche Geld wirkte stets schwächer als das französische, im<br />

nämlichen Verhältnisse, wie <strong>der</strong> Rheinische Gulden an Werth <strong>der</strong> französischen<br />

Krone nachstand.<br />

2) Johann Galeaz war mit einer Tochter des Königs von Neapel, Isabella,<br />

vermählt.<br />

3 ) 1443 hatte König Alfons V. von Aragonien das Haus Anjou aus<br />

Neapel verdrängt.<br />

4) Lodovico Sforza, il Moro.<br />

5 ) Politische Verbannte.


1494 429<br />

bereden, dass er ein maechtigen zueg, ze [887] schif, ze ross und<br />

ze fuoss von Franzosen, Welschen und Tuetschen, insun<strong>der</strong>s Eidgnossen,<br />

uf fünfzig tusend, versamnet zuo Lyon. Lag da ein zit;<br />

deshalb uss warnung ein Eiclgnoschaft in etwas sorg kam, als<br />

er ira durch Saffoy fuernem etwas ungmachs zuozefueegen; hierum s<br />

ein stat Bern liess durch iren burger, den herren von Vergye 1 ),<br />

heimlich erfarung tuon; error er den zug gon Napols. So was<br />

dem kueng von Frankrich des Roemschen keisers ruestung ouch<br />

also argwenig, dass er in durch sinen erzbischof von Renis 3 ) bi<br />

glowen liess ursach siner ufruestung fragen, ward im ze antwort: ,»<br />

Gelleren. Also im Ougsten, nach dem sich <strong>der</strong> Franzesisch kling,<br />

nach siner unkuescheit, zuo Lyon mutwillig, nit gnuog, erlustiget,<br />

inrissen- [888] de pestilenz fliehen muost, — als ob zuo Napols<br />

kein totenpfil waere, — vertiget er ein teil sines zuegs mit herzog<br />

Philippen von Saffoy gon Jennow 3 ) zuo, und mit dem andren teil, >«<br />

uf 25,000 gezaelt, zoch er durch Versel 4 ), da in <strong>der</strong> Mor fürstlich<br />

und mit 200,000 dukaten enpfieng und beleitet gon Pafy zuo siner<br />

muter swester sun, herzog Johan G-aleatzen, <strong>der</strong> am tod lag und<br />

hernach am dritten tag vergilt starb 5 ). Der wie wol er ein sun<br />

liess, des herzogtuoms erben, so bleib doch <strong>der</strong> ergitig Mor herzog. 20<br />

Da dannen zoch <strong>der</strong> kueng gon Florenz zuo. Da begegnet im<br />

(143) <strong>der</strong> Floren-1 zisch gubernator, Petrus de Medicis 6 ), [889] begert<br />

kuengliche gnad, schankt und öffnet im Petra Santa, Sarzan 7 ),<br />

und die loblich stat Pisa, welche <strong>der</strong> kueng von <strong>der</strong> unwilligen<br />

ghorsame <strong>der</strong> Florentiner frigt; — daruss hernach boes krieg 25<br />

entstünden, und genanter de Medicis von stund an mit sinem<br />

anhang als ein ofner vigend uss Florenz vertriben und aller siner<br />

hab, er und gwalt beraubt ward 8 ); — aber <strong>der</strong> kueng nach vertruewter<br />

Versicherung ingelassen, ein monat mit frier lifrung und<br />

i) Siehe oben S. 414.<br />

2) Rheims; vergleiche darüber Ulmann, a. a. 0. S. 233 und 269.<br />

3 ) Genua.<br />

4) Vercelli.<br />

5) Am 20. October 1494.<br />

6) Piero IL, Haupt <strong>der</strong> Republik seit dem Tode Lorenzo's, 8. April 1492.<br />

T ) Zwei kleine Florentinische Städte.<br />

8 ) Am 9. November 1494.


430 1494<br />

lOO.OOO ducaten begabt, witer beleitet, desglichen zuo Bononia,<br />

Luca, Sena, Viterb 1 ) wol gehalten. Aber Tuscanel des babsts,<br />

und Rapel 2 ), <strong>der</strong> Jenueser veste, so in nit inlassen woltend,<br />

zerschoss er, und erwuergt, was da was; das grossen schrecken<br />

5 ouch dem gwaltigsten Roemschen babst [890] und Rom bracht. | (144)<br />

Wie sich <strong>der</strong> Roemsch babst in ankuuft des kuengs hielt<br />

und <strong>der</strong> Cardinal Julianus.<br />

Nun hat sich <strong>der</strong> Roemsch babst Alexan<strong>der</strong> mit dem kueng<br />

von Napols, von im des jars durch sinen veter, den cardinal<br />

io Borgia gekrönt und bestaet 3 ), vereint, und uss Napols, iezt den<br />

Franzosen zewi<strong>der</strong>ston, einen zuosaz mit des Napolschen kuengs<br />

sun, Ferdinand, gon Rom genommen. Als aber im zuozug des<br />

kuengs von Frankrich <strong>der</strong> cardinal ad vincula Petri, — von Eidgnossen<br />

Peter im Winkel genemt, — Julianus, sinen heiligen<br />

15 vater babst mit siner zornigen tust kuesst hat 4 ), Franzesisch<br />

und her zuo Osti 5 ) was, den Tiber [891] also verhielt, dass kein<br />

liferung gon Rom kommen mocht, wurdend <strong>der</strong> erschrekt babst<br />

und sine Römer getrungen, den gwaltigen kueng uf versprochne<br />

Sicherung inzelassen und den Napolschen zuosaz an sine gwar-<br />

20 same wi<strong>der</strong> heim zeschicken.<br />

Inzug des kuengs von Frankrich gon Rom.<br />

Und also im ussgang diss jars, zuo Winacht 6 ), kam <strong>der</strong> Franzesisch<br />

kueng nachts gon Rom, ward da herlich enpfangen und<br />

•) Bologna, Lucca, Siena, Viterbo.<br />

2) Toscanella, eine Stadt im päpstlichen Gebiete. Rapallo, eine Stadt<br />

und Seehafen unweit Genua. Letztere erstürmt und zerstört am 8. September<br />

durch die schweizerischen Söldner.<br />

3 ) Am 18. April war Alfons II. vom Papst anerkannt und durch dessen<br />

Neffen, den Cardinal Johann Borgia, gekrönt worden. Gregorovius, Gesch.<br />

<strong>der</strong> Stadt Rom; nach Ranke (Gesch. <strong>der</strong> Rom. Völker) am 8. Mai.<br />

') Cardinal Julian della Rovere aog selbst mit Karl VIII. gegen Rom<br />

heran.<br />

5 ) Ostia bei Rom, welches die Franzosen schon am 18. September im<br />

Namen Julians besetzt hatten.<br />

6) Am 31. Dezember 1494.


1494 431<br />

in S. Marxen') palast ingefueert. Gebot von stund an, menklichem<br />

frid und Sicherheit bi lebens verlust zehalten, also dass <strong>der</strong> babst<br />

ein vertruewen gewan und sich uss siner vesten Engelburg Hess,<br />

(145) mit dem [892] kueng personlich zehandlen. Hielt mess, harzuo |<br />

im <strong>der</strong> kueng andächtig dienet, beschloss mit im ein vereinung, 5<br />

ofnet im sine staet und schloss, gab im, nit on vil gelts, zuo beleitung<br />

sinen liebsten sun, cardinal Valentin, und sinen liebsten<br />

gast Syzimi 2 ), des Türkischen keiser Bajazets bruo<strong>der</strong>, so grosse<br />

pension ertrug, durch den, nach eroberung des Napolschen richs,<br />

in die Tuerkig ingang zehaben. Wie aber <strong>der</strong> kueng witer ge- io<br />

handlet und gereiset hab, wirt in volgendem jar beschriben<br />

werden.<br />

Werbung des pfalzgrafen am Ryn an die 8 ort um hilf<br />

wi<strong>der</strong> den bischof von Mentz.<br />

[893] Wie nun die gemelten kueng in grosser ufruestung wa- «<br />

rend, do was herzog Philip, <strong>der</strong> pfalzgraf am Ryn, wi<strong>der</strong> den<br />

bischof von Mentz 3 ) und sin capitel ouch in einer enboerung<br />

kommen; <strong>der</strong>halb er, mit zuostand <strong>der</strong> Bayerschen forsten, sine<br />

treffenliche botschaft gon Bern und zuo gmeinen Eidgnossen <strong>der</strong><br />

8 orten, gon Lucern und Zürich zuo eud Merzens von ersten schürt, 20<br />

hilf begerend um sold, nämlich für einen knecht einen monat<br />

4 Rynscher gülden, o<strong>der</strong> 2 gülden und liferung, item und Verlängerung<br />

gemachter vereinung, etwas hilf benamsend 4 ).<br />

So schreib <strong>der</strong> bischof und capitel von Mentz ouch sinen<br />

glimpf den Eidgnossen zuo, bittend, nuet vigentlichs wi<strong>der</strong> in und 25<br />

(146) die sinen zehandlen. |<br />

Meinung, rat und tat gmeiner Eidgnossen und insuu<strong>der</strong>s<br />

Bern in oberzaelten sacheu.<br />

[894] Aller obgemelten kriegslofen halb was einer fuersichtigen<br />

Eidgnoschaft meinung, rat und tat, und Bern ernst und fliss, 30<br />

') Im Palast San Marco; vergl. über diesen Einzug <strong>der</strong> Franzosen Gregorovius<br />

Gesch. d. St. Rom VII. 364 und 365.<br />

2) Ueber den türkischen Prinzen Zizimi o<strong>der</strong> Tschein vgl. oben S. 175.<br />

3 ) Mainz.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 453 (11. April).


432 1494<br />

sich und die iren in rueewiger, doch geruester gwarsame und wacht<br />

anheimsch zehalten. Gebot des jars zuom dritten mal, mit gwer<br />

und harnesch geruest, bi verlust libs, 6r, eid und guots, anheimsch<br />

ze bliben, und on urlob keinem herren zuozeloufen i ).<br />

5 Schluog dem pfalzgrafen, den Beyerschen fuersten und dem<br />

herzog von Lutringen vil begerte hilfliche vereinung und hantliche<br />

hilf, mit schidlicher fruentschaft erbietung, ab 2 ).<br />

Handlung mit dem kueng von Frankrich von <strong>der</strong> reisknechten<br />

wegen und ir manung.<br />

io [895] Als aber, über vil und strenge verbot, ein nämliche<br />

zal ir knechten in des kuengs von Frankrich reis geloffen und<br />

täglich lief, uf anbringen einer wisen stat Bern beschloss sii<br />

durch ir botschaft und schrift vom kueng ire knecht und vereinung<br />

haruss zevordren 3 ). Uf das ward hierin gehandlet, wie<br />

*s hie volgende des kuengs und siner houptlueten antwort anzeigt.<br />

Missif vom kueng an gmein Eidgnossen.<br />

Carolus, von Gots gnaden kueng zuo Frankrich. Aller liebsten!<br />

Nuewlich haben wir uwer brief enpfangen, in denen ir etlicher<br />

mass erklagend, dass wir wi<strong>der</strong> die puend und vereinung, zwigo<br />

sehen loblicher gedaechtnuess unserm vater, und nach sinem abgang<br />

| zwischen uns und uechingegangen, etwas kriegbare maenner (147)<br />

zuo erfuellung unsers zuegs, durch etlich unsere hoptluet, als ir<br />

meldend, an uweren gunst uss uweren landen gefueert sollend<br />

haben. Und damit wir uwerem schriben dester bas geantworten<br />

25 mögen, wellen wir witer davon reden. Uss gebrachtem wisen<br />

rat [896] und uss Zuversicht goetlicher hilf haben wir uns fuergenommen,<br />

unser rieh von Napols mit unsern waffen uss <strong>der</strong><br />

wueetrichen verpflicht in unsern gwalt und schirm zebringen, und<br />

uss obgemelter gnad hond wir grosse kriegliche ufruestung geton<br />

i) Raths-Man. 84, p. 11. (8. October.)<br />

2) Vgl. Eidg. Absch. III. 1. H. 454.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 457 (Ende Mai o<strong>der</strong> Anfang Juni).


1494 433<br />

und vil stritbarer lueten überkommen, und uns dabi öffentlich erboten,<br />

ob iemand un<strong>der</strong> unseren zeichen reisen woelte, einem<br />

ietlichen nach siner gschiklikeit sold zegeben. Daruf hat sich<br />

verfueegt, dass in kurzem zit uss vil landen kriegsluet zuo uns<br />

kommen sind, welche wir von noturft wegen des kriegs hond e<br />

angenommen, und die, so wir in soelichem geschaeft zuo hoptlueten<br />

gemacht, hond es willig angenommen, unter denen etliche <strong>der</strong><br />

uwern dienstlich zesin sich willig hond erbotten. Wir meinen<br />

ouch nit, dass wir wi<strong>der</strong> die puend getan, ob wir die gutwilligen<br />

und die, so sich uns on einich unser ervordren in so grosser w<br />

krieglichen erhebung zedienen selb erbietend, angenommen<br />

hond; dann wir ie des gemueets gwesen und noch sind, und alweg<br />

sin werdend, so lang es uwerthalb sin mag, dass die vereinung<br />

und puend, zwischen uns und uch volzogen und bestaet, [897] mit<br />

(148) keiner wichtigen Verletzung iemer me | zerstört werden. Bezügen «<br />

uns des an den almaechtigen Got, <strong>der</strong> uch ewiklich behalte, und<br />

dass wir nützet handien wellen, das unsren puenden widrig sin moeg.<br />

Missif von des kuengs hoptlueten an gmein Eidgnossen.<br />

Wir, Peter, her zuo Fay, des kuengs rat, kaemmerling und<br />

trisnier, und Antoni von Pussaye, riter, her zuo Longcurt baly 20<br />

zu Dision und obrister hoptman <strong>der</strong> nation des grossen punds in<br />

Ober-Tuetschland, in dienst unsers herren des kuengs zuo diser zit,<br />

tuend kund, dass uf huet sind erschinen in <strong>der</strong> stat Jenow <strong>der</strong><br />

edel Casper zuom Stein, unser getruewer fruend, durch ein herschaft<br />

von Bern ussgevertiget, mit samt andren desselben punds, 25<br />

nämlich von Ure Jacob Zubett, von Fryburg Hans Gug enberg,<br />

von S. Gallen Heinrich Zill, und von Appenzell Heinrich Luce,<br />

al von iren herren und von gmeinen Eidgnossen des genanten<br />

punds ussgesant mit bevelch, allen irer herren und obren,_ lueten<br />

und knechten gmeiner Eidgnossen und des punds zegebi ten .<br />

dass sie von stund an wi<strong>der</strong>keren und ziehen sollen in ire land<br />

und gebiet, bi verlierung libs und guots. Und wan <strong>der</strong> merted<br />

<strong>der</strong> vermelten lueten und knechten <strong>der</strong> Eidgnossen ^Jta P«*<br />

obgedacht, so in unsers [898] herren kuengs dienst zerteilt sind,<br />

28


434 1494<br />

in zwen o<strong>der</strong> dri teil und gegne, in wite des mers und <strong>der</strong> stat<br />

Jenow, uf drissig mil und nie, zuo denen die ob benanten boten<br />

nit hond mögen kommen, haben wir, so bald wir ir zuokunft bericht<br />

waren, die für uns genommen und inen zuo erkennen geben,<br />

5 dass | unser her kueng nit besorgt hab, dass die genanten herren (149)<br />

von Eidgnossen im haettid soelich gross missvallen, schmach und<br />

schaden zuogefiegt, die iren uss iren gebieten hin<strong>der</strong> zehalten,<br />

die er doch lang zit enthalten und bi im unklagbar besoldet hat<br />

gehept und fuerer haben woelt. Uf soelichs obgemelter Caspar und<br />

io sin mitgsellen geantwort haben, dass ire herren von Eidgnossen<br />

froemd naeme, und inen unlidlich wäre, dass unser her kueng über<br />

den vertrag und einung, mit den herren, den Eidgnossen, gmeinlich<br />

gemacht, die iren on ir wissen und willen verluefren und<br />

ufenthalten soelte. Zuo dem durch uns geantwort ist: unser her<br />

15 kueng hätte sich nit versehen keiner irrung gegen iren herren;<br />

dan sin kuengliche majestat hätte wol vil und gnuog andrer Tötschen<br />

funden, <strong>der</strong>o er nit geweilen hab, sun<strong>der</strong> me trost und<br />

lieb zuo den Eidgnossen, dan zuo den andren gehept, uss ursach<br />

<strong>der</strong> [899] verstäntnuess und vereinung, so sin kuengliche majestat<br />

20 mit inen hat; darum er sich ira gemächtiget hat in guoten trüwen<br />

und unbedacht keines wi<strong>der</strong>driessens siner guoten fruenden <strong>der</strong><br />

Eidgnossen. Und darum, dass Caspar vom Stein und sine mitgselschaft<br />

on allen verzug und mittel nit abstan, sun<strong>der</strong> die iren<br />

wi<strong>der</strong> heim zuo land fueeren weltind, ist mit inen geredt: si soeltid<br />

55 die ding betrachten; dan unsers herren kuengs zueg und luet wärid<br />

mit macht in <strong>der</strong> naehe, darum | si von irem fuernemen abstan (150)<br />

und keinen ufbruch und zertrennung des zuegs machen soeltend;<br />

dan des weiten si si warnen: welcher einem forsten also ein her<br />

zertrante, dem wurds an sinem lib zuogesuocht und wäre ouch<br />

so des tods wirdig. Also uss <strong>der</strong> ursach haben sich Caspar vom<br />

Stein und sine mitgsellen irer bevelch entsezt, und sich wi<strong>der</strong><br />

zuo iren herren gevertiget, inen semlichen abscheid und antwort<br />

zuo verkünden. Es ist ouch fuerer mit den genanten boten geredt,<br />

dass man diser dingen unsern hern kueng berichten welle, dass<br />

35 er zuo unsern herren den Eidgnossen schicke, si sines guten<br />

willens und andrer sachen halb, luter und gänzlich rueewig ze-


1494 435<br />

ll. Juli machen. Geben un<strong>der</strong> unsren siglen zuo Jenow, den 14. Julii,<br />

im 94 jari).<br />

Troewtend und verhütend den boten bi henken, angends wi<strong>der</strong><br />

heim und niena zuon knechten zekeren, und gabend inen uf ir<br />

beger obgeschribne kuntschaft.<br />

s<br />

[900] Etlich Ursachen, zue diser zit erhaben o<strong>der</strong> gestärkt,<br />

misshellung <strong>der</strong> obren und unghorsame <strong>der</strong> andren<br />

in einer Eidgnoschaft so gebracht houd und noch<br />

bringend.<br />

Zuo obgemelter botschaft solt Glaris iren boten ouch geben io<br />

(151)hon, was gon Wersel ze riten verordnet; do | aber <strong>der</strong> kueng<br />

einen grossen teil sines zuegs ein monat vor im hinin hat gevertiget,<br />

reit dise <strong>der</strong> Eidgnoschaft botschaft dem zueg nach bis gon<br />

Jenow, sumpt sich 26 tag, solt den ghorsamen gnad und den<br />

unghorsamen on gnad straf verkuent haben. 15<br />

Und wie wol ein Eidgnoschaft vor ougen grossen ernst ankart,<br />

bi üb, e~r und guots straf die unghorsamen reisgloef zuo<br />

verkommen, nuot dester min<strong>der</strong> so hat die sundrig pension und <strong>der</strong><br />

frien hoptlueten scbik hin<strong>der</strong>rugs [901] so vil gwalts, dass si fuer<br />

und fuer me knecht, dan <strong>der</strong> kueng begert, ufbrachtend. Wan ouch *><br />

nach obverordneter botschaft, als <strong>der</strong> kueng erst im October in<br />

Lamparten kam, liefern! im stets knecht nach; <strong>der</strong> zit ouch<br />

junkher Ludwig von Erlach 2 ) mit siner rot, ungeacht miner<br />

herren verbot und nachschriben, dem kueng nachzoch und Frankrich<br />

fuerahin sin leben lang, mutwillig gelt zehaben, truelich gedient. *<br />

Es was ieztan ein wi<strong>der</strong>sinnische ändrung in einer stat<br />

Bern und in andren orten vorband, dass etlich <strong>der</strong> gwaltigsten,<br />

so vor das Franzesisch gelt und deshalb gunst in ein Eidgnoschaft<br />

hattend gebracht, nit me so tuer geacht; sitmal ouch die<br />

Franzesischen kueng uf ein Eidgnoschaft nit me ansehens hond, so<br />

') Der Empfang bei<strong>der</strong> Schreiben ist erwähnt Eidg. Absch. III. 1. S. 464<br />

(4. August).<br />

2) 1470—1521, als Söldner berüchtigt, Herr zu Spiez. Siehe Stettier,<br />

hdschr. Genealogien und Allg. deutsche Biogr.


436 1494<br />

dan so ver si irer hilf dürftig, ouch mit ir keinen [902] pund<br />

gemacht, denn uss gegenwärtiger not getrungen; insun<strong>der</strong>s so si<br />

durch etliche sun<strong>der</strong> pensioner, und durch die frten hoptluet ir<br />

sach mochtend verschaffen, wie | ouch zuo diser zit beschach. (152)<br />

5 Hierum die egemelten, so nit durch ir selbs achtung geacht sin<br />

vermeinten, wi<strong>der</strong>sins, doch nit on gelt, aendreten si sich uf die<br />

wi<strong>der</strong>part, und fuernamend, dem Roemschen kueng so lang anhang<br />

zetuon, unss dass si irer Verachtung inkaemid und ir achtung wi<strong>der</strong><br />

und hoeher braechtid; welchen dan etlich, so wontend inen wäre<br />

io ernst, ouch ernstlich zuostundend. Daher dan in sundren orten<br />

und in gmeiner Eidgnoschaft vil verbunsts und alle misshelikeit<br />

bi den obren, und grosse Verachtung und alle unghorsame bi<br />

den undren, von aufang <strong>der</strong> Franzesischen geltpuentnuess erwachsen,<br />

fuera sich hond gestärkt und also zugenommen, dass, ungezaelt<br />

15 unzael-[903] barlicher manschaft verlusts, witwen und weisen,<br />

schier an beden siten we<strong>der</strong> er noch gelt ist uberbliben.<br />

Ordnung gmeiner Eidgnossen und Bern, reisgloef<br />

abzestellen.<br />

Von erzälter reisgloefen wegen, wie vor oft vergeblich, zii<br />

20 end diss jars beschlussend gmein Eidgnossen zuo Zug und bestaetigtend<br />

zuo Zürich•), dass, wo man die ufwigler ankäme, die<br />

on alle gnad mit dem swert soelte richten, und demnach alles<br />

ir gut und hab iren obren vervallen sin, und dass iedes ort soelte<br />

nach lob, er und nuz gmeiner Eidgnoschaft die sinen verhalten<br />

25 und die Übertreter nach schuld | ungestraft nit lassen; aber in (153)<br />

den gmeinen ämptern von iedem gmeinen reisknecht on ablass<br />

fuenf Rynscher gülden ziehen o<strong>der</strong> im turn mit wasser und brot<br />

lassen abzeren, 1 gülden 1 wuchen. [904] So gebot ein stat<br />

Bern in stat und land, <strong>der</strong> gelofnen und loefenden nammen und<br />

so gueter und die heimkomuen ira on verzug zuo überantworten 2 ).<br />

Bracht alles, uss obgemelten Ursachen, me mieg dan folg, so ein teil<br />

durch die finger o<strong>der</strong> nuet, <strong>der</strong> an<strong>der</strong> aber zuo scharf o<strong>der</strong> z'vil sach.<br />

i) In Eidg. Absch. III. 1 (S. 468 und 470) nicht erwähnt.<br />

') Vergl. Raths-Man. 84, p. 11 (3. October). In den deutschen Missivenbüchern<br />

fehlen die Schreiben von 1494.


1494 437<br />

Zwischen Meylaud, Saffoy und Wallis gescheiden.<br />

Un<strong>der</strong> disen loefen, uf anrufen <strong>der</strong> fuersten, hond gmein Eidgnossen<br />

und sun<strong>der</strong>lich Bern gescheiden und bstand gemacht<br />

zwischen Lamparten, ouch Saffoy und Wallis; wan die Wallisser<br />

um vassnacht zuo Dafe<strong>der</strong>si) brent, gerowt und etlich erstochen 5<br />

haftend, von wegen etlicher wi<strong>der</strong>saechern, da enthalten, und me<br />

lands von Saffoy inzenemen fueimamend. Vermeint ir bischof, si<br />

haettid fuog ge-[905]hept, rueher wi<strong>der</strong> die Lamparter zehandlen,<br />

und von den Saffoyeren me lands, ir kilchen zuoghoerig, zenemen.<br />

So meintend aber die Lamparter, si wärid unbillich wi<strong>der</strong> ver- io<br />

brieften bericht beschädiget, und die Saffoy er, si litid gwaltigen<br />

(154) verlust ir erblanden. |<br />

Vereinung des bischofs von Costenz mit 6 orten ufgericht.<br />

Nachdem bischof und probst Thomas von Costenz, desglich<br />

sin tuomcapitel, etliche jar har an gmein Eidgnossen um ver- 15<br />

einung geworben haftend, ward er diss jars, zuoglich sinen vorvaren,<br />

in vereinung von 6 orten, nämlich Bern, Lucern, Ure,<br />

Swytz, Un<strong>der</strong>walden und Zug ufgenommen. Zuerich und Glarus<br />

usserten sich, von ir priesterschaft wegen, so [906] da mit dem<br />

bischof, Schätzung und buossen halb, spaennig was. Die andren 20<br />

ort gabend im zuo, nach gebuerlicher und lidlicher oberkeit gegen<br />

irer priesterschaft zehandlen. Beschlossen zuo Lucern, uf den<br />

11.Sept. 11. tag September 2 ).<br />

Ufrnr zii Murten gestilt.<br />

26. Jan. Uf den 26. tag Jenner hond die bed staet durch ire ratsboten 25<br />

von Bern: Antoni Archer, seckelmeister, und Joerg Fryburger,<br />

und von Fryburg: Thschau Mussülier 3 ) und Jackle Barmesswyl<br />

') Davedro, vergl. über die Verhandlungen Eidg. Absch. III. 1. S. 449<br />

(24. Februar).<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 466; <strong>der</strong> <strong>Text</strong> steht, datirt 13. Sept., als Beilage<br />

28 ebenda, S. 734.<br />

») Jean Müssilier, war einige Male freiburgischer Bote auf eidg. Tagen.


438 1494<br />

die ufruor, so sich zuo Murten zwischen dem rat und gmeind ir<br />

stat und land von des regiments wegen hat erhaept, gestilt und<br />

in fridsame Ordnung gestelti).<br />

Un<strong>der</strong>gang des Bruenings.<br />

5 Uf den letsten tag Aprellen [907] hond Bern und Un<strong>der</strong>- 31. April<br />

walden zwischend inen den Bruening un<strong>der</strong>gangen 2 ) durch | ire(155)<br />

harzuo verordneten, hienach benemten, von Bern: Peter Strub,<br />

des rats; von Hassli: Hans von Beringen, lantaman, Hans Michel,<br />

venner, Simon Sultzer, seckelmeister, und an<strong>der</strong> lantluet daselbs;<br />

,0 von Un<strong>der</strong>walden: Niclaus von Zuben, lantaman, Hans am Bueel,<br />

alt vogt im Turgoew, Heini Fruontz, alt vogt zuo Engelberg, Waelti<br />

von Flu, Hans Antaler, weibel zuo Lungeren, und an<strong>der</strong> lantluet<br />

dadannen 3 ).<br />

Ein grusame sach mit dem heiligen sacrament ergangen.<br />

i5 Es sind diss jars uf den Karfritag zuo Winiken in <strong>der</strong> herschaft<br />

Schenkenberg 4 ) dri reisgsellen zürn luetpriester kommen<br />

— war ein Johanniter — und hond von im begert das heilig<br />

sacrament zuo en- [908] pfahen; das er inen uss vorcht vorgangner<br />

troewung, sun<strong>der</strong>lich so <strong>der</strong> saecher mit sweren flueechen getan, hat<br />

20 geben. Ist <strong>der</strong> saecher, von Waltzhuot gnemt, ein meierknecht,<br />

angends so krank worden, dass er sich vorm dorf ni<strong>der</strong>legt mit<br />

aller geberd, als mueest er sterben. Und als in sine gsellen uflupftend,<br />

brach von im ein wiss schuemle, daruf das sacrament,<br />

und uf dem ein lutrer bluotstropf lag. Do nun diser mit siner<br />

25 metzen hinweggangen was, sprach <strong>der</strong> ein gsel, mit nammen<br />

Hans Sibenherz, ein pfister von Biberstein, zuom andren, gnemt<br />

Appenzeller: wie si dem tuon weltid? — umgruobs mit dem spiessisen<br />

i) Darüber ist in Engelhardts <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> Stadt Murten (p. 66) nichts<br />

an<strong>der</strong>es, als was hier steht.<br />

*) D. h. die Gränzmarchen besichtigt.<br />

3 ) Die Berner Akten enthalten davon nichts.<br />

4 ) Das Amt Schenkenberg umfasste den nordwestlichen Theil des unteren<br />

Aargau's; ein Pfarrdorf Winiken gibt es daselbst nicht; es soll vielleicht<br />

heissen Umiken (bei Aarau).


1494 439<br />

und warfs nach dabi in ein wigerlin. Bald darnach ward <strong>der</strong><br />

(156)Waltshuoter, zu | Arow am dienst, von andrer misstat wegen<br />

gvangen und gericht; hat, wie gemelt, erzaelte tat verjehen.<br />

Do kam sin gsel Sibenherz siner [909] unverstandnen tat in<br />

ein so grossen ruewen, so dass er si bekant öffentlich, und zuo Tor- 5<br />

berg 1 ) ein Carthueser ward; bald entran im <strong>der</strong> kuesch geist und<br />

ward wi<strong>der</strong> ein kriegsman, muost den gueetigen vaeteren gon Rodis<br />

entloufen.<br />

Und als nun dis erschrockenlicher handel offenbar ward,<br />

batend die bi- und umsaessen Got um gnad, machtend ein zun io<br />

um das wigerlin und buwtend ein hilzin capein harzuo, da goetliche<br />

Wun<strong>der</strong>werk und zeichen zuo erwarten. Also ward von stund<br />

an ein so grosser zuolouf dahin, dass menge tag uf 400 menschen<br />

dar zemmen kamend, truogend des heilig erachten wassers mit<br />

inen heim. So war geredt, wie dass einer, sechs jar blind, gsehend, »<br />

ein stum ghoerend, ein lamer grad, und vil andre zeichen da besehenen<br />

waerid. Dise geschieht hat Gilgian Schoeni, <strong>der</strong> zit vogt<br />

zuo Schenkenberg, uss gheiss siner wisen herren von Bern, dem<br />

26.Ott. [910] bischof von Basel, als geistlichem obren, uf den 26. tag<br />

October mit langer zal angezeigt und eroefnet. 20<br />

Straf etlicher, so ein stat Fryburg mit schinaechworten<br />

beladen hattend.<br />

(157) Nachdem etliche tag hie vor, in Ostren, vor grossem | und<br />

kleinem rat einer ßrsamen stat Bern, die von Friburg mit gschrift<br />

und ratsboten hoch erklagt und lebensstraf ervordret hattend 23<br />

uf Cristan Warne, <strong>der</strong> si mit hohen und lebenstraf wirdigen<br />

schmaechworten hat beladen und geredt: si waerid verraeter und<br />

abfällig luet, haettid ouch darum ein grosse sum gelts genommen, —<br />

5. April uf den fünften tag Aprel, was Fritag in <strong>der</strong> Ostren, erkantend<br />

raet und burger: sitmal [911] <strong>der</strong> Warne wissentlich ein armer so<br />

toeber mensch wäre, und uss berowung siner Vernunft die red<br />

i) Das 1386 zerstörte Schloss Th. wurde von Ritter Peter v. Tb, am<br />

17. Jnli 1397 in ein Carthänserkloster umgewandelt, vergl. v. Mülinen,<br />

Heimathkunde p. 152.


440 1494<br />

geton hätte, dass si in am leben nit strafen koentid; weltid inen<br />

aber den, als verwuerkten, doch uf lebensversicherung, in ewig<br />

gvaengnuess übergeben, ouch siner misstat und unrechter Schmähung<br />

urkuend geben, und damit witers rechtsspruchs erlassen<br />

5 bliben; hierum si si fruentlich weltid hon erbetten l ).<br />

Hernach, uf den 24. tag Aprel, um obgemelter schmächwort 24. April<br />

willen, ward zuo Bern, nach gesprochner urteil, mit dem swert<br />

gericht hans Loetscher 2 ), zuo einem exempel, zuo vermiden semliche<br />

schmächwort, so da stat und land in unruow und vigentschaft brinio<br />

gen mögend und oft brocht hond.<br />

[912] Buw und zol <strong>der</strong> brug zue Biirren.<br />

An buw und zuo erhaltung <strong>der</strong> brug zuo Buerren hat ein<br />

stat Bern den iren zuo Buerren einen zol benamset 3 ). | (1-58)<br />

Nideck und S. Antonien buw.<br />

15 Diss jars sind angefangen zebuwen die kilch uf <strong>der</strong> Nideck<br />

und S. Antonis 4 ). Ward dem Toenyerherren 5 ) im ufgelegte tel<br />

an sinem buw geschenkt.<br />

Tel.<br />

Tel uf die edlen lantsässen und gotshueser gelegt, Otmari<br />

20 verkuent, und künftige Liechtmes zebezalen:<br />

Her Peter von Pemes 6 ) . . . 50 gülden.<br />

Jacob von Lygretz . . . . 5 gülden.<br />

Her Thuering von Buettiken 7 ) . . 20 gülden.<br />

Her Rudolf von Luternow 8 ) . . 30 gülden.<br />

,) Raths-Man. 82, p. 62. Freitag nach Ostern war aber am 4. April.<br />

') Das Todesurtheil steht vollständig im Raths-Man. 82, p. 95.<br />

3) 5. Juli. Das Decret steht Ob. Spruchb. 0. p. 30. — Es handelte sich<br />

übrigens nur um eine Erhöhung des bisherigen Zolles.<br />

4) Ueber das Antonierhaus in Bern und dessen Geschichte siehe Berner<br />

Taachb. 1875/1876.<br />

5) Vorsteher des Hauses war damals Franz Mollet.<br />

6 ) Als Herr von Brandis.<br />

7 ) Als Twingherr zu Brittnau im Aargau.<br />

8 ) Als Besitzer <strong>der</strong> aargauischen Herrschaften Liebegg u. a.


1494 441<br />

Her Hans von Halwyl<br />

Her Arnolt Segenser<br />

Her Walther von Halwyl<br />

Her Dietrich von Halwyl<br />

Jacob von Rynach .<br />

Die bed von Muelinen<br />

Hans Segenser<br />

Hans Truchsess<br />

Heinrich Hassfurter')<br />

40 gülden.<br />

15 gülden.<br />

15 gülden.<br />

15 gülden.<br />

35 gülden.<br />

40 gülden.<br />

15 gülden.<br />

5 gülden.<br />

5 gülden.<br />

Kuenitz . . .<br />

Detlingen') .<br />

Frenisperg .<br />

Gotstat . .<br />

Erlach 3 ) . .<br />

Frowenbrun .<br />

Buchse . .<br />

Torberg . .<br />

Truob . . .<br />

Von gotshiseren.<br />

50 gülden.<br />

5 gülden.<br />

. 100 gülden.<br />

50 gülden.<br />

300 gülden.<br />

100 gülden.<br />

SO gülden.<br />

200 gülden.<br />

50 gülden.<br />

Riexow . .<br />

Wangen 4 )<br />

Herzogbuchse<br />

Tunstaetten 5 )<br />

Zotingen . .<br />

Kuengsfelden .<br />

Biberstein 8 ) .<br />

Sumiswald<br />

Etisswil')<br />

w<br />

5 gülden.<br />

5 gülden.<br />

20 gülden.<br />

10 gülden.<br />

50 gülden. u><br />

100 gülden.<br />

30 gülden.<br />

30 gülden.<br />

5 gülden.<br />

i) Diese alle als Besitzer von Herrschaften im Aargau.<br />

*) Tedlingen bei Aarberg, kleines Klösterlein Cisterzienserordens.<br />

3 ) Benedictinerabtei St. Johann bei Erlach.<br />

4) Beuedictiner-Frauenconvent Rüegsau und Probstei zu Wangen an<br />

<strong>der</strong> Aare, beide abhängig von <strong>der</strong> Abtei Trüb.<br />

5 ) Johanniterordenshaus, bei Langenthai<br />

") Teutschordenscomthurei im Aargau.<br />

7 ) Kleines Cluniaceuserpriorat, in <strong>der</strong> Nähe von Burgdorf.<br />

Schluss des I. Bandes.

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