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Leon<br />
In der Widmung (Bl. A2r) ist die Rede davon, dass Lautenschlager in der Vergangenheit „mehr als<br />
nur ein Geistliche Comaedi“ aus der Hl. Schrift gemacht und „einem Hochweysen Ersamen Rhat<br />
unnd gemeiner Burgerschafft dieser Catholischen unnd Weitberhümbten Statt Fryburg in Ychtlandt<br />
[…] offentlich gehalten und gespielt“ habe; der Verfasser bemühe sich, diese Werke drucken zu lassen<br />
(Bl. A2v). Weitere Schauspiele von Lautenschlager sind aber nicht bekannt. Die Aufführung<br />
zeigt, dass auch bei Katholiken Estherspiele zu Hochzeiten aufgeführt wurden.<br />
Ledel, Friedrich →755.<br />
LEON, JOHANN<br />
Lebensdaten unbekannt. Schulmeister zu Erfurt, St. Michael und daher nicht mit dem ebenfalls aus<br />
Ohrdruf stammenden Pfarrer Johann Leon identisch.<br />
606 Tragoedia Die Historia vonn der Offenbarung des waren Messiae unsers<br />
Heilandts/ den Weysen aus Morgenland geschehen/ unnd wie Herodes die Unschuldige<br />
Kindlein hab tödten lassen. Tragoedien weyse/ in Deutsche Reimen bracht<br />
[…]. Erfurt: Stürmer 1553.<br />
*BJ: Yp 9401 R<br />
Ah. Neujahrsaufführung.<br />
Kat. Reimpaarspiel in 4hebigen Jamben, 5 Akte.<br />
Nach Akt I „Da mag man etwas de tempore singen“.<br />
Etwas den Lesetexten des Neujahrstags Entsprechendes.<br />
Nach IV,2 „Nach singen etwan kleine Engelein. Gloria in excelsis Deo/ oder desgleichen.“<br />
Nach IV,3 „Hier sollen kleine Engelein/ das Jesulein wiegen und einsausen/ Mögen auch<br />
wol etwas singen.“<br />
Einsausen: vgl. das in Weihnachtsliedern verwendete „Susanni“ von „Sause‐ninne“ (sei<br />
ruhig, Kind), vgl. Luther: „Vom Himmel hoch“, L/H 30, Strophe XIV.<br />
Nach V,1 „Da mag man etwas singen.“<br />
Gesang überbrückt den Schauplatzwechsel: Maria und Joseph fliehen nach Ägypten.<br />
V,4 Der Trommelschläger schlägt das königliche Edikt über die Ermordung der<br />
Kinder aus.<br />
Keine Musikangaben für die Zwischenakte. Diese finden sich erst in →607.<br />
607 Tragoedia. Die Histori von der Götlichen Offenbarung des waren Messie<br />
unseres Heylandts Jesu Christi/ den Weisen auß Morgenlandt geschehen. Auch wie<br />
Herodes die unschüldigen Kindlein habe tödten lassen. Spielsweise in künstliche<br />
Rheimen verfaßt/ Allen Christen gantz nützlich unnd tröstlich zu wissen/ Durch<br />
Johannem Leon Ohrdruviensem zu Erffurt Schulmeister zu S. Michael. Frankfurt<br />
a.M.: Egenolff 1566.<br />
*ZB Zürich: 3.218/5 *1a: Yp 9406 (Rara)<br />
Qu. Neubearbeitung von →606.<br />
Nach Akt I „Canitur: Magi veniunt ab Oriente 4.“<br />
„Magi veniunt ab oriente inquirentes faciem domini et dicentes“. Responsoriumvers, Matutin<br />
zu Epiphanie, LR 76, CAO 6371; 4st z.B. von Clemens non Papa.<br />
Nach Akt II „Canitur: Cum natus esset Jesus. 3. 1. pars.“<br />
„Cum natus esset Jesus in Bethleem Judae in diebus Herodis regis ecce magi ab oriente<br />
venerunt Jerusalem dicentes“. Responsoriumvers, Matutin zu Epiphanie, PalMus XII 53,<br />
447
Leopold I.<br />
CAO 7112. Vertonung von Cristobal de Morales 1541, 3st. Stimmenanlage: Teil 1 5st, Teil<br />
2 3st, Teil 3 5st. Enthält auch den Teil „At illi dixerunt“ sowie „Et ecce Stella“. Aufgenommen<br />
in Nicolai Gomberti musici excellentissimi pentaphthongos harmonia. Venedig: Scotto<br />
1541, in: Officiorum de nativitate tomus I. Wittenberg: Rhaw 1545, und in Evangelia<br />
dominicorum, et festorum dierum. Nürnberg: Montanus, Neuber 1554. Vgl. MGG Bd. 9,<br />
S. 558‐559.<br />
Nach Akt III „Canitur: At illi dixerunt 2. pars 3.“<br />
Siehe zu Akt II.<br />
IV,3 Bl. 28r Nach der Verehrung Jesu durch die Könige: „Da singen etwa kleine Engelein/<br />
Gloria in excelsis Deo, oder deßgleichen.“<br />
Nach Akt IV „Canitur: Et ecce Stella. 5. 3. pars.“<br />
Siehe zu Akt II.<br />
Vor dem Epilog „Canitur: Regi autem seculorum. 5.“<br />
„Regi autem saeculorum immortali invisibili soli deo honor et gloria in saecula saeculorum<br />
amen alleluia“. 1Tim 1,17. Reponsoriumvers aus dem Festkreis von Epiphanie CAO<br />
4596. Eine 5st Vertonung konnte leider nicht gefunden werden.<br />
Alle diese Stücke beziehen sich auf Dreikönig/Epiphanias und sind liturgische Texte. Nicht zuzustimmen<br />
ist daher Norbert King: Mittelalterliche Dreikönigsspiele. Eine Grundlagenarbeit zu den lateinischen,<br />
deutschen und französischen Dreikönigsspielen und –spielszenen bis zum Ende des 16.<br />
Jahrhunderts. Fribourg: Univ. Verl. 1979, S. 118f.: „Niemand wird für diese lateinischen Zwischengesänge,<br />
die in Leons Drama ganz einfach die Funktion einer ,Pausenmusik’ (zwischen zwei Akten)<br />
erfüllen und ohne jede direkte Beziehung zur jeweiligen Spielsituation sind, das unmittelbare Vorbild<br />
irgend eines Officiums verantwortlich machen wollen.“<br />
LEOPOLD I., RÖMISCHER KAISER<br />
1640 Wien – 1705 ebd. Der Kaiser, ein in verschiedenen Gattungen erfahrener Komponist, ist der<br />
Tonsetzer der hier angeführten Werke.<br />
TeilEd. *Musikalische Werke der Kaiser Ferdinand III., Leopold I. und Joseph I. Hg. v. Guido Adler. Bd.<br />
II. Wien: Artaria 1893.<br />
608 / Schlegel: Die Vermeinthe Brueder und Schwester Lieb. Vorgestelt in Einem<br />
Freüden Spüll. [1680] ♫ 09<br />
*ÖNB: Hs. Cod. 13.177 [hs. Textbuch]<br />
*ÖNB: Mus.Hs.16.312. Mus Leopoldina [Partitur]<br />
ÖNB: Hs. Cod. 16.588 [3 Ballettmusiken von Andreas Anton Schmeltzer]<br />
Ed. 3 Arien in moderner Umschrift in: Musikalische Werke (zit. Adler), Nr. 84‐86.<br />
Verfasser: Titelblatt der Partitur‐HS: „die Music von Ihr. Kl. Myt. die Poes. von Schlegel zue Lins<br />
1680“. Eine Identität mit dem als Verfasser der Neuburger Festspiele 1678 angenommenen Schlegel<br />
ist auszuschließen. Näheres siehe Darstellungsband.<br />
Lit. Weilen Nr. 194. 1 Othmar Wessely: Kaiser Leopolds I. „Vermeinte Bruder und Schwesterliebe“.<br />
Ein Beitrag zur Geschichte des Wiener Hoftheaters in Linz. In: Studien zur Musikwissenschaft = Beihefte<br />
zu DTÖ 25 (1962) S. 586‐608. Abdruck der gesungenen Texte S. 606‐608.<br />
Ah. Aufgeführt am 15. November 1680, dem Gedenktag des hl. Leopold, wie aus der Datierung in<br />
der Ballett‐HS eindeutig hervorgeht. Die anderen beiden HS geben keinen Aufführungstag an. In der<br />
Literatur auch auf den 19. November datiert. Gespielt in Schloss Linz aus Anlass des Namenstages<br />
des Kaisers durch die adeligen Hofdamen.<br />
Kat. 3 Akte, mehrheitlich Prosa.<br />
Anm. Das Textbuch bringt auf seinen ersten beiden Seiten die Besetzung und die Namen der Ausführenden.<br />
Diese abgedruckt (mit kleinen Fehlern) bei Wessely S. 605. Im Verlauf der HS des Textes<br />
differiert die Schreibung der Namen der Spielpersonen, was hier vernachlässigt ist.<br />
1 Versehentlich ist hier die Cod.‐Nr. mit 13.077 angegeben.<br />
448
Leopold I.<br />
I,8 Der Sklave ALMANSOR fürchtet, die Sklavin Almonsaide an Prinz Abdamas zu<br />
verlieren. Er trägt ihr seine Liebe an und klagt sein Leid. „Wie dringen dann auf<br />
mich“. ♫<br />
2strophige Gb‐Arie für Sopran, c‐Moll. Petrarkistische Textelemente. Nach den Strophen<br />
Ritornell für V I/II und Bc. Tonart c‐Moll. Klagende Gestik, Text wird fast ausschließlich<br />
syllabisch umgesetzt. Textwiederholungen am Anfang und am Schluss. Mittelteil leicht<br />
sequenzierend. Die Melodie der Schlussphrase ist der Ausgangspunkt für das Ritornell,<br />
das im Mittelteil eine kurze imitierende Passage bringt, dann aber zur Wiederholung des<br />
Anfangsmotivs zurückkehrt. Die Arie ist im Text nicht erwähnt, jedoch verzeichnet die<br />
Partitur ihren genauen Ort. Adler Nr. 84.<br />
I,11 S. 35f. Bl. 19rf. Cleonis, 2. Ehefrau des Königs Abdala, lädt zu einem Fest ein,<br />
nicht zuletzt, um die Schwermut von Almansor und Almonsaide zu vertreiben.<br />
Ein weiteres Sklavenpaar tritt hinzu. Die Sklavin DESINENZA singt: „Erfreuliche<br />
Stunden“. ♫<br />
3strophige Gb‐Arie für Sopran. Nach den Strophen Ritornell für V I/II und Bc. G‐Dur, tänzerischer<br />
6/8‐Takt. Die beiden syllabisch umgesetzten Texthälften jeweils wiederholt: die<br />
erste mit der gleichen, die zweite mit veränderter Melodie. Charakteristisch für die Melodieführung<br />
ist das kleinschrittige Pendeln über einem ostinatoähnlichen Bass, das langsam<br />
abwärts führt. Dieses Motiv bestimmt auch das Ritornell mit seinem fugiert versetzten<br />
Einsatz der Instrumente. Variierte Strophe III: Melodie fängt in der Tiefe mit einer<br />
großen Aufwärtsbewegung an (wiederholt), im zweiten Textteil das musikalische Material,<br />
mit dem die beiden ersten Strophen begonnen hatten.<br />
Bl. 1r der Ballett‐HS „Balletto 1 mo de Schiavi.“ Ballett der Sklaven. Intrada, Bourrée,<br />
Retirata. ♫<br />
Das Particell gibt keine besonderen Instrumente an, folglich wohl nur Geigenchor.<br />
II,6 S. 35f. Bl. 19rf. CHAROTIS, Erzieherin der Prinzessin Cleonis, singt: „Heimlichs<br />
feüer“. ♫<br />
2strophige Gb‐Arie für (Mezzo‐)Sopran, d‐Moll, 6/4 Takt. Nach den Strophen Ritornell für<br />
V I/II und Bc. Tonart d‐Moll; 6/4‐Takt. Vergleichsweise melancholisch; auffällig ist die<br />
harmonische Mollskala aufwärts mit der übermäßigen Sekunde. Bisweilen Zweitongruppen,<br />
auch mit „hinkenden“ Effekten. Fließende Continuoführung, überwiegend in Sekundschritten.<br />
Wiederholt wird nur die Schlussphrase (mit der übermäßigen Sekunde b’‐cis’’).<br />
Das imitierend einsetzende Ritornell benützt das Anfangsmotiv des Gesangs. Die Arie, der<br />
die These zugrunde liegt, Liebe bleibe auf die Dauer nicht unentdeckt, spielt auf die heimlich<br />
Liebe zwischen den verschiedenen Figuren an, ist aber auch ein Vorgriff: Der in<br />
Charotis verliebte Sklave Toxaris, der nach dem Lied eintritt, erzählt einen Traum vom<br />
Brand des Schlosses. Adler Nr. 85.<br />
II,11 S. 69‐70 Bl. 36r‐36v Cito, gekommen, um die verworrenen Verhältnisse aufzuklären,<br />
möchte sich durch ein Lied, das sein Anliegen spiegelt, Zutritt zum Hof<br />
verschaffen. Ein GRIECHE und eine GRIECHIN singen: „Schönste Klarheit lass dich<br />
finden“. ♫<br />
Duett für S I/II und Bc; a‐Moll. Mehrfacher Wechsel der musikalischen Faktur und der<br />
Bewegungsintensität drückt sich in der Vorzeichnung aus: zunächst Alla breve (Lied des<br />
Griechen), dann 4/4 (Antwort der Griechin), schließlich 3/4 („beede zusammen“). Liedhafte<br />
Stimmführung im Solo des Griechen mit Wiederholungen am Beginn und Schluss.<br />
Der Part der Griechin stärker szenisch angelegt. Motivische Verknüpfungen beider Soli<br />
könnten der inhaltlichen Weiterentwicklung dienen (harter Abwärtssprung c’’‐gis’ wird<br />
im zweiten Solo geschmeidig ausgefüllt: „man mues der zeit erwarten“; im Duett wird der<br />
Tonraum dieses Intervalls ebenso sinnenfällig gefüllt). Gemeinsames Duett wieder liedhaft,<br />
mit Wiederholungen. Einige harmonische Härten. Der Gesang steht in unmittelbarer<br />
Verbindung zum nachfolgenden Tanz. Adler Nr. 86.<br />
Bl. 2r der Ballett‐HS „Balletto 2 do de Greci.” Ballett des Griechenpaares mit dem Diener<br />
Aristan. ♫<br />
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