Fragen von Dietmar Pätz an Evelin Silbermann zur Neuregelung der ...

„Ich wollte es genau wissen. Und Sie?“
Dietmar Pätz mit vielen Fragen zur
Niederschlagswasserbeseitigung
Wie noch alle anderen der rund 10.000 Kunden des Abwasserzweckverbandes
„Aller-Ohre“ erhielt jetzt der Walbecker das vierseitige Selbstauskunfts-
Schreiben zur Ermittlung der befestigten Grundstücksflächen. „Damit bin ich
nicht klargekommen“, gibt der 67-Jährige zu. Dietmar Pätz rief an beim AZV
und bat um Hilfe beim Ausfüllen. Die Wasser-Abwasser-Zeitung verfolgte sein
Gespräch mit Verbandsgeschäftsführerin Evelin Silbermann.
Dietmar Pätz: Frau Silbermann, warum muss ich so etwas schon wieder ausfüllen?
Das habe ich vor einigen Jahren doch erst getan.
Evelin Silbermann: Schon möglich, aber nicht für den Verband. Denn wir sind erst
seit Januar dieses Jahres Aufgabenträger für die Niederschlagswasserbeseitigung.
Wir haben das Kanalnetz und damit die Wartungs- und Instandsetzungspflicht dafür
übernommen, jedoch keine Unterlagen über eventuelle Anschlussnehmer erhalten.
Deshalb müssen wir diese Daten jetzt bei unseren Kunden abfragen.
Dietmar Pätz: Anliegen ist also die Aktualisierung von Grundstücksdaten?
Evelin Silbermann: Zum einen. Damit sie ins Kanalkataster eingetragen werden
können und jederzeit abrufbar sind. Außerdem brauchen wir sie gemäß
Wassergesetz zur Erstellung eines Konzeptes für die Abwasserbeseitigung. Wir
müssen u. a. Auskunft über befestigte und versickerungsfähige Flächen in unserem
Verbandsgebiet geben können und Einleitstellen für die Ableitung von
Niederschlagswasser in den Vorfluter beantragen. Und wir prüfen anhand der
erhaltenen Daten, ob die versiegelten Flächen gebührenrelevant sind oder nicht ...
Dietmar Pätz: ... gebührenrelevant? Heißt das, dass wir Kunden plötzlich für etwas
bezahlen müssen, was wir bei der Gemeinde kostenlos hatten?
Evelin Silbermann: Ganz genau. Es ist nicht richtig, dass man unentgeltlich
Niederschlagswasser einleitet. Wir sind ein kommunales Unternehmen, das keine
Gewinne erzielen darf, sich ausschließlich über Gebühren finanziert und
entsprechend kalkulieren muss. Wie ich eingangs sagte, müssen wir nun auch für die
Wartung und gegebenenfalls Instandsetzung des Kanals aufkommen. Das muss us
Gebühren finanziert werden. Dazu gehören u. a. regelmäßige Leitungsreinigungen,
Kamerabefahrungen, Spülungen usw., was geeignete Technik und entsprechendes
Personal voraussetzt. All das gibt es nicht umsonst.
Dietmar Pätz: Ach so, das wusste ich nicht. Dann will ich mal meiner Bürgerpflicht
nachkommen und meinen Erfassungsbogen so gut wie möglich ausfüllen. Was
gehört denn zu befestigten Flächen?
Evelin Silbermann: Alle bebauten und/oder versiegelten Stellen auf Ihrem
Grundstück. Also Wohnhaus, Garage, feste Stallungen, Mauern, Einfahrten oder
gepflasterte Hofflächen, egal, ob es Granitpflaster, Katzenköpfe, Betonsteine,
Sandsteine oder andere Befestigungsmaterialien sind. Nur Ökopflaster gehört nicht
dazu, das ist wasserdurchlässig. Wer das verwendet hat, muss die entsprechenden
Nachweise auch für die fachgerechte Verlegung beibringen. Ansonsten wird es zu
den befestigten Flächen gezählt.
Dietmar Pätz: Was ist mit Rasengittersteinen?
Evelin Silbermann: Die gehören zu versickerungsfähigen Flächen.
Dietmar Pätz: Ist denn befestigte Fläche dasselbe wie versiegelte Fläche?
Evelin Silbermann: Hier im Aufgabenbereich Niederschlagswasser ja.

Dietmar Pätz: Soweit klar. Und was trage ich jetzt hier wo ein?
Evelin Silbermann: Auf Seite 3 erstellen Sie eine Draufsicht auf Ihr Grundstück. Wie
die aussehen könnte, haben wir auf Seite 4 des Erfassungsbogenbriefes skizziert.
Die einzelnen Gebäude werden nummeriert. Geben Sie dem Wohnhaus die Nummer
1, dann tragen Sie in die Tabelle unter 1. auf Seite 2 ein: Dachfläche aus Ton,
Dachpappe, Stein – oder welches andere Material auf dem Dach liegt. In die nächste
Spalte gehört die Quadratmeterzahl der Dachfläche. Dann, von wie viel
Quadratmetern Dach anfallendes Wasser in den Kanal, in den Rinnstein, in eine
Zisterne oder einen Graben geleitet bzw. versickert wird. Das hängt ja von der
Umgebung ums Haus herum ab. Haben Sie eine Terrasse am Haus, könnte sie die
Nummer 2 erhalten. Ist sie mit oder ohne Dach? Der Eintrag der Daten in der Tabelle
erfolgt dann analog dem zum Wohnhaus. Und genau so wird es mit allen anderen
Flächen des Grundstücks gemacht.
Dietmar Pätz: Verstehe. Gerade die Tabelle war mir anfangs rätselhaft. Vielleicht
kann man dem Mustergrundstück noch eine Mustertabelle hinzufügen. Das wäre für
uns Kunden verständlicher.
Evelin Silbermann: Da haben Sie recht – vielen Dank für den Hinweis!
Dietmar Pätz: Und am Ende weiß man, wie viel Prozent der Grundstücksfläche
versiegelt und wie viel versickerungsfähig sind. Was machen Sie dann mit den
Angaben?
Evelin Silbermann: Wir prüfen stichprobenartig zunächst die Richtigkeit der
Auskünfte; vor allem, ob Niederschlagswasser tatsächlich auf dem Grundstück
versickert werden kann. Haben wir berechtigte Zweifel, müssen wir beispielsweise
durch geologische Gutachten nachweisen, dass nicht, wie angegeben, versickert
werden kann.
Dietmar Pätz: Gutachten? Das klingt nach hohen Kosten.
Evelin Silbermann: Ja, die der Verband letztlich auch nur auf alle Kunden umlegen
kann. Das ist sehr unfair denen gegenüber, die den Erfassungsbogen mit der
gebotenen Ernsthaftigkeit ausfüllen und an uns zurückschicken.
Deshalb appelliere ich noch einmal an alle unsere Kunden: Bitte, setzen Sie
sich in Ihrem eigenen Interesse in Ruhe hin und füllen den
Selbstauskunftsbogen zur Ermittlung der befestigten Grundstücksflächen
gewissenhaft aus. Denn jede zusätzliche Geldausgabe des Verbandes für
Postzustellungsurkunde oder Gutachtenerstellung geht letztlich zu Ihren
Lasten!
Dietmar Pätz: Inwieweit ist denn der Datenschutz gewährleistet?
Evelin Silbermann: Darauf haben wir im Anschreiben hingewiesen. Satzungsgemäß
fragen wir die Daten nur für diese Maßnahme ab und verwenden die Angaben auch
nur für diesen Zweck.
Dietmar Pätz: Frau Silbermann, in Walbeck hatte der AZV eine Bürgersprechstunde
zur Selbstauskunft organisiert. Gibt es die auch in anderen Gemeinden?
Evelin Silbermann: Ja, die nächsten noch im August in Eimersleben und
Hakenstedt, wenn wir die Erfassungsbögen verschickt haben. Uns ist es sehr
wichtig, dass wir richtige Auskünfte erhalten. Da die Infrastruktur auf dem Land oft
nicht so ist, dass die Kunden zu uns kommen können, kommen wir eben zu unseren
Kunden.
Dietmar Pätz: Im Gespräch lässt sich vieles ja auch besser klären. Ich bin ganz froh,
dass ich Sie zu Rate gezogen habe. Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
Evelin Silbermann: Wirklich sehr gern, Herr Pätz!
Auch Sie brauchen Unterstützung beim Ausfüllen des Erfassungsbogens?

Nutzen Sie die Informationen auf unserer Webseite www.abwasser-flechtingen.de,
kommen Sie in die Bürgersprechstunde in Ihrem Ort (Datum und Uhrzeit wird durch
Aushänge bekanntgegeben) oder rufen Sie an: 039055 9279-0. Wir helfen Ihnen
gern.