Februar 2014 - a3kultur
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BrEchTfESTIval<br />
3. bis 16. <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong><br />
04<br />
»... es war die beste Zeit«<br />
Nachdem zuletzt »der junge Brecht« im Fokus stand, setzt sich das diesjährige Brechtfestival vom 31. Januar bis<br />
10. <strong>Februar</strong> thematisch mit den 20er-Jahren auseinander. Ein Höhepunkt ist erneut die Lange Brechtnacht am 1. <strong>Februar</strong>.<br />
<strong>a3kultur</strong> präsentiert Ihnen vorab einige ausgewählte Programmpunkte. Von Patrick Bellgardt<br />
Gleich zur Eröffnung des Festivals sollen<br />
dem Publikum Brechts unbekannte Seiten<br />
näher gebracht werden: Gespräche zwischen<br />
Hanns Eisler und dem Germanisten Hans<br />
Bunge, die in dem Werk »Fragen Sie mehr<br />
über Brecht« zusammengefasst wurden, bilden<br />
die Grundlage einer szenischen Lesung<br />
mit Burghart Klaußner. Begleitet vom Pianisten<br />
Matthias Stölzel und dem künstlerischen<br />
Leiter des Festivals, Joachim Lang, ist der<br />
Schauspieler am 31. Januar um 19 Uhr im<br />
Großen Haus des Theaters Augsburg zu Gast.<br />
Im Anschluss wird die Band Misuk die Festivalbühne<br />
im Foyer einweihen und für die<br />
passende 20er-Jahre-Stimmung sorgen.<br />
Es war einmal ein Rabe …<br />
Bereits einen Tag vor der offiziellen Festivaleröffnung<br />
findet am 30. Januar um 17 Uhr die<br />
Vernissage der Ausstellung »Es war einmal ein<br />
Rabe … Kinder illustrieren Brecht« im Theaterfoyer<br />
statt. Im Sommer letzten Jahres rief das<br />
Brechtfestival zusammen mit dem Bert-Brecht-<br />
Kreis e.V. zum Mal- und Zeichenwettbewerb auf.<br />
Über 2000 Schüler der dritten bis sechsten Klassen<br />
aus dem ganzen Bezirk Schwaben folgten<br />
dem Aufruf und illustrierten ausgewählte<br />
Gedichte. Die Gewinnerbilder werden nun in<br />
einer Ausstellung präsentiert. Im Wißner-Verlag<br />
erscheint zudem ein Bildband, in dem die<br />
schönsten Werke vorgestellt werden.<br />
Lange Brechtnacht:<br />
Musik, Theater, Lyrik<br />
Im Rahmen der Langen Brechtnacht am 1. <strong>Februar</strong><br />
verwandeln internationale und regionale<br />
Künstler unterschiedlichster Genres das Theaterviertel<br />
in eine Bühne für Musik, Theater und<br />
Lyrik. Um 19.30 Uhr bringt Punklegende Nina<br />
Hagen ihren interaktiven Brecht-Lieder-zur-<br />
Klampfe-Abend ins Große Haus. Im vergangenen<br />
Jahr begeisterte sie mit diesem Programm bereits<br />
im Berliner Ensemble. Ähnlich energiegeladen<br />
geht es um 21 Uhr mit Bonaparte weiter. In ihren<br />
schweißtreibenden Konzerten sorgt das achtköpfige<br />
Performance-Kollektiv für energiegeladenen<br />
Trash-Pop mit hedonistischen Texten und einer<br />
zirkusähnlichen Show.<br />
Alice Francis steht für eine einzigartige Stimme,<br />
schauspielerisches Talent und innovativen<br />
Sound: Die in Köln lebende Sängerin bezaubert<br />
um 22.30 Uhr im Foyer mit dem Swing der 20er<br />
Jahre, gepaart mit Elektronik und Hip-Hop. Zeitgleich<br />
möchte Fräulein Brecheisen in der Soho<br />
Stage für Überraschungen sorgen. Bei dem Augsburger<br />
Musikerkollektiv weiß man nie genau,<br />
was heute dabei herauskommt: Vielleicht Funk<br />
und Jazz mit Punk-Attitüde?<br />
Schauspieler des Sensemble Theaters geistern ab<br />
19 Uhr als poetische Guerilla-Performer durch<br />
die Nacht und interpretieren Texte von Brecht<br />
und Zeitgenossen aus den 20er-Jahren. Die<br />
Schauspielerin und Sängerin Karla Andrä und<br />
der Komponist und Gitarrist Josef Holzhauser<br />
bilden zusammen das literarisch-musikalische<br />
Duo »Text will Töne«. Mit »Wie oft du auch den<br />
Fluss ansiehst« gestalten sie um 21 Uhr im Hoffmannkeller<br />
ein Programm, bei dem Lyrik und<br />
Musik im Zeichen des Elements Wasser miteinander<br />
verwoben werden.<br />
Bluespots Productions verbindet derweil mit<br />
dem Projekt »Brecht 3 « die Städte Chicago, Osaka<br />
und Augsburg: Ensembles spielen Brechts Lehrstücke<br />
»Der Jasager und der Neinsager« in ihren<br />
jeweils eigenen Sprachen. Die Inszenierungen<br />
werden dabei live per Stream in die Brechtbühne<br />
übertragen. Damit jede Nation eine ihrer<br />
drei Aufführungen zur Primetime um 20 Uhr<br />
präsentieren kann, wird »Brecht 3 « in Augsburg<br />
um 12 Uhr, 20 Uhr und 3 Uhr gezeigt.<br />
Foto: Martin Steffen<br />
Mit Burghart Klaußner (links oben) darf zur Festivaleröffnung am 31. Januar einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler<br />
der vergangenen Jahre am Theater Augsburg begrüßt werden. Alice Francis (rechts oben) verbindet im Rahmen<br />
der Langen Brechtnacht am 1. <strong>Februar</strong> den Swing der 20er-Jahre mit elektronischen Klängen, Gypsy- und Hip-Hop-<br />
Sounds. Sebastian Seidels neues Werk »Böser Bruder« (unten) feiert am 7. <strong>Februar</strong> Uraufführung im Sensemble Theater.<br />
Brecht international<br />
Auch zwei Gastspiele am 2. <strong>Februar</strong> im Großen<br />
Haus verstärken den internationalen Blick auf<br />
Brecht: »Das Leben Eduards des Zweiten von<br />
England« des Theaters Katona József aus Ungarn<br />
um 15 Uhr und »Die Mutter« des Teatro Elicantropo<br />
aus Neapel um 20 Uhr. Nachdem zuletzt<br />
Ofira Henig (Tel Aviv) und Jay Scheib (New York)<br />
den Beitrag des Theaters Augsburg zum Festival<br />
inszeniert hatten, präsentiert in diesem Jahr die<br />
junge griechische Regisseurin Katerina Evangelatos<br />
das Parabelstück »Der gute Mensch von<br />
Sezuan«. Die Premiere findet am 8. <strong>Februar</strong> um<br />
19.30 Uhr statt. Weitere Neuinszenierungen<br />
sind das »Lehrstück« unter der Regie von Brecht-<br />
Enkelin Johanna Schall am 9. (18 Uhr) und 10.<br />
<strong>Februar</strong> (11 Uhr) im Barbarasaal sowie Sebastian<br />
Seidels neues Werk »Böser Bruder«, welches am<br />
7. <strong>Februar</strong> um 20.30 Uhr im Sensemble Theater<br />
Uraufführung feiert. Es greift Brechts Frage<br />
nach der Möglichkeit, ein moralisch gutes Leben<br />
zu führen, unter den heutigen Bedingungen<br />
einer rasant anwachsenden Weltbevölkerung<br />
und den Ernährungsgewohnheiten der Industrieländer<br />
auf.<br />
Schätze der Brechtsammlung<br />
Die Brechtsammlung der Staats- und Stadtbibliothek<br />
Augsburg verfügt über rund 10.000 Bände<br />
an Werken, nationaler und internationaler<br />
Sekundärliteratur sowie einer Vielzahl an Originaldokumenten<br />
und Erinnerungsstücken. In<br />
einer zweiteiligen Ausstellung werden die bedeutendsten<br />
Stücke der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht. Nachdem im vergangenen Jahr Exponate<br />
aus der Zeit vor September 1924, Brechts<br />
endgültigem Umzug nach Berlin, zu sehen<br />
waren, werden nun Dokumente aus der Weimarer<br />
Republik, der Zeit seines Exils und der Rückkehr<br />
nach Berlin, gezeigt. Die Ausstellung ist vom<br />
4. bis 28. <strong>Februar</strong> in der Hauptfiliale der Stadtsparkasse<br />
in der Halderstraße zu besichtigen.<br />
Wer zahlt die Zeche<br />
für den kreativen Input?<br />
Als junger Mann lernte Brecht erstaunlich<br />
schnell, sich selbst zu vermarkten und so<br />
über die Runden zu kommen. Damals wie<br />
heute ist die Lebenssituation vieler Künstler<br />
alles andere als optimal. Eine aktuelle Studie<br />
belegt, dass nur die wenigsten Künstler<br />
von ihren Einnahmen wirklich leben können<br />
– die Folge ist oft genug eine Existenz in<br />
prekären Verhältnissen. Wie viel ist der<br />
schöpferische Akt, ohne den es keine Kulturund<br />
Kreativwirtschaft gäbe, eigentlich<br />
Wert? <strong>a3kultur</strong> möchte die Situation analysieren<br />
und lädt dazu am 10. <strong>Februar</strong> um 17<br />
Uhr zur Diskussion in die Kresslesmühle<br />
ein. Zu Gast sind Felix Weinold (Künstler),<br />
Benjamin Mayer (Lab Binaer), Leonie Pichler<br />
(Bluespots Productions) sowie ein Sachverständiger<br />
von Verdi, dem Kulturpark West<br />
und dem Brechtfestival. Die Moderation<br />
übernimmt <strong>a3kultur</strong>-Chefredakteur und<br />
Herausgeber Jürgen Kannler.<br />
Dead or alive?!<br />
Fast schon traditionell zum Festival gehört der<br />
Poetry Slam »Dead or alive« im Parktheater Göggingen.<br />
Wie immer treten am 10. <strong>Februar</strong> um 20<br />
Uhr fünf Slammer gegen fünf tote Poeten der<br />
Weltliteratur an, die von Schauspielern zum<br />
Leben erweckt werden. Durch den Abend führt<br />
der Hamburger Conférencier, Literat und Maler<br />
Michel Abdollahi. Für die Fraktion der Poetry<br />
Slammer sind Pierre Jarawan, Gewinner der<br />
internationalen deutschsprachigen Meisterschaft,<br />
der Performance-Poet Temye Tesfu, Bestsellerlisten-Autor<br />
Volker Keidel sowie die Kölner<br />
Kurzgeschichten- und Romanautorin Katinka<br />
Buddenkotte geladen.<br />
Alle Programmpunkte des Brechtfestivals <strong>2014</strong><br />
im Überblick unter: www.brechtfestival.de<br />
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