Diss_Schade_Carolin.pdf - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Diss_Schade_Carolin.pdf - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Diss_Schade_Carolin.pdf - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zentrale Rolle für den Patienten. Dies wird vor allem dadurch geschürt, dass viele<br />
Patienten oft wenige Vorinformationen über die RJTH aufweisen. Ein besonderer<br />
Aspekt ist, dass sich die Patienten aufgrund der Strahlenhygiene nach Applikation<br />
der Radioaktivität in eine gewisse Abschirmung zum Schutz Dritter begeben müssen.<br />
Vorstellungen von Bleikammern und Bunkern wurden berichtet. Patienten fühlen sich<br />
als Insassen einer Institution. Zudem dürfen sie, im Gegensatz zu anderen<br />
stationären Aufenthalten, keinen Besuch von Angehörigen empfangen. Neben dem<br />
gewohnten Umfeld bedeutet das einen weiteren Einschnitt in den Alltag. Auch der<br />
Ausgang ist nur beschränkt möglich und muss aufgrund der Strahlenhygiene<br />
eingegrenzt werden. Da die 80% des 131 I renal ausgeschieden werden, ist es<br />
notwendig, die Ausscheidungen und das Abwasser der Patienten in Abklinganlagen<br />
zu sammeln (vgl. Abbildung 77). Deshalb war es nötig, dass sich die Patienten in<br />
ihrem Wasserverbrauch einschränkten. Dies verringerte den Komfort der Patienten.<br />
[Bell et al. 2000]<br />
Besuche waren während des stationären Aufenthalts aufgrund der Strahlenhygiene<br />
nicht gestattet.<br />
Besonderes Augenmerk mussten die Patienten auf die poststationäre<br />
Strahlenhygiene legen. Dieser dient dem Schutz von Dritten. Ein Abstand von ein bis<br />
zwei Metern zu Kleinkindern und Schwangeren musste stets gewahrt werden. Zudem<br />
waren Erzieherinnen in Kindergärten zeitweise arbeitsunfähig. Ebenso war für<br />
Frauen eine Kontrazeption für sechs Monate notwendig.<br />
Viele Patienten offenbarten darüber hinaus eine Angst vor malignen<br />
Sekundärerkrankungen wie zum Beispiel Leukämie, als Folge der applizierten<br />
Aktivität und der daraus resultierenden Strahlenbelastung. Auch stellt sich vielen<br />
weiblichen Patienten die Frage, ob aus der Therapie eine Unfruchtbarkeit resultieren<br />
kann. Ein weiteres Vorurteil beinhaltet, dass es durch die Behandlung mit RJ zum<br />
Ausfall von Haaren oder Zähnen kommen kann. Patienten mit einer bereits<br />
bekannten Jodallergie, äußern Bedenken hinsichtlich des verabreichten 131 I. Des<br />
Weiteren muss bei jedem Patienten damit gerechnet werden, dass es<br />
posttherapeutisch zu einer Hypothyreose kommen kann. Eine lebenslange<br />
Tabletteneinnahme durch den Patienten muss dann erfolgen.<br />
Neben den oben genannten Besonderheiten, bietet die RJTH an der Nuklearmedizin<br />
in <strong>Greifswald</strong> für die Patienten einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt. Alle<br />
20