Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier - hbz
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4 Chronische Schmerzen 31<br />
In komprimierter Weise tragen Sen<strong>der</strong>a und Sen<strong>der</strong>a (2007) zum Verständnis<br />
chronischen Schmerzgeschehens bei, indem sie den Übergang von akuten zu<br />
chronischen Schmerzen kontrastieren: Zu Beginn stehen körperliche<br />
Verän<strong>der</strong>ungen im Vor<strong>der</strong>grund gegenüber seelischer Belastung und sozialen<br />
Problemen. Im Langzeitverlauf tritt die körperliche Symptomatik jedoch zurück,<br />
während die seelische Belastung zunimmt. Außerdem entstehen soziale Probleme<br />
wie Rückzug, Partnerprobleme o<strong>der</strong> Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Emotionen,<br />
die mit chronischen Schmerzen in Zusammenhang stehen, seien nach außen<br />
gerichtete Gefühle wie Wut, aber auch resignative Gefühle wie Hilflosigkeit, Angst<br />
und Verzweiflung. Letztere Gefühle seien begleitet von Schonhaltung, Passivität und<br />
sozialem Rückzug, was dann auch die sozialen Auswirkungen plausibel macht.<br />
4.2 Coping bei Schmerzen<br />
Unter einer lang andauernden Bedingung wie chronischem Schmerz stellt sich<br />
vor allem die Frage nach langfristig funktionalen Copingstrategien (vgl. Kapitel 2.3).<br />
Ruoß (1997) führt als Variablen, die einer Anpassung an eine chronische<br />
Schmerzbelastung zuträglich sind, kognitive Copingstrategien an. Dazu gehört, dass<br />
beispielsweise jemand <strong>der</strong> Überzeugung ist, mit dem eigenen Schmerz zurecht zu<br />
kommen, o<strong>der</strong> sich die Erlaubnis gibt, sich selbst etwas Gutes zu gönnen. Zudem<br />
gelten chronische Erkrankungen als kaum bis gar nicht kontrollierbar, weshalb im<br />
Umgang mit ihnen emotionsbezogene Copingstrategien indiziert erscheinen (vgl.<br />
Kapitel 2.2).<br />
Relevant erscheint zudem die Frage nach Kriterien erfolgreicher Bewältigung.<br />
Was können angemessene Copingziele bei chronischen Schmerzen sein? „Effektive<br />
Bewältigung sollte Schmerzen kontrollieren und zu geringeren psychischen<br />
Belastungen führen“ (Geissner, 2001, S. 14). Auch wenn sich die Schmerzbelastung<br />
mitunter nicht verän<strong>der</strong>t, können Copingstrategien die Stimmung und das<br />
allgemeine Wohlbefinden positiv beeinflussen, wie zum Beispiel die<br />
Längsschnittstudie von Keefe et al. (2001) aufzeigte (weitere Ergebnisse siehe<br />
Kapitel 5). Ziel bei einer chronischen Erkrankung sei im Allgemeinen vielmehr eine<br />
Lebensgestaltung mit einer anhaltenden Symptomatik und weniger die<br />
Stressbewältigung in einer akuten Situation (Büssing, 2011a).