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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier - hbz

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9 Diskussion<br />

ermöglichen. Chronische Schmerzen werden vermutlich bereits als <strong>der</strong>maßen<br />

belastend erlebt, dass eine weitere Graduierung <strong>der</strong> Belastung innerhalb einer<br />

Schmerzstichprobe sich im Erleben und entsprechend auch in den Daten nicht<br />

differenzierend nie<strong>der</strong>schlägt, was durch die hohe subjektive Belastung <strong>der</strong><br />

Individuen unterstrichen wird, welche aus den Ergebnissen hervorgeht.<br />

9.5 Ausblick<br />

Diese Studie spricht dafür, dass religiöses Coping keine eigenständige Strategie<br />

bei <strong>der</strong> Anpassung an chronische Schmerzen darstellt, son<strong>der</strong>n vielmehr Bestandteil<br />

eines Gesamtkontextes ist, in welchem eine betroffene Person auf spezifische<br />

Copingstrategien zurückgreift. Damit ist beim religiösen Coping eher von einer<br />

religiösen „Färbung“ des Copingprozesses auszugehen als von einem eigenen Beitrag<br />

von Religion zur Anpassung. Ähnlich wie die soziale Unterstützung (vgl. Holtzman<br />

et al., 2004) kann Religiosität sowohl mit funktionalen als auch dysfunktionalen<br />

Copingstrategien einhergehen. Im Rahmen chronischer Schmerzen spielt religiöses<br />

Coping wenn, dann eine dysfunktionale Rolle. Wer religiös ist, für den werden auch<br />

Copingstrategien entsprechend „religiös gefärbt“ sein. Patienten mit chronischen<br />

Schmerzen scheinen durch religiöses Coping nicht an Kontrollerleben<br />

hinzuzugewinnen; stattdessen braucht es für eine Besserung des Befindens die<br />

Überwindung von Hilflosigkeits- bzw. Kontrollverlusterleben, auch was religiöse<br />

Inhalte anbelangt: Wer Hilflosigkeit angesichts chronischer Schmerzen überwindet,<br />

wird auch religiöses Ha<strong>der</strong>n überwinden.<br />

Durch die vorliegende Untersuchung ist zudem eine mobilisierende Wirkung<br />

von Stressbelastung auf negatives religiöses Coping deutlich geworden. Für eine<br />

Pufferwirkung von Religiosität gibt es Hinweise dahingehend, dass unter hochreligiösen<br />

Individuen die dysfunktionale Relevanz negativen religiösen Copings<br />

vermin<strong>der</strong>t zu sein scheint. Der kurative Charakter von Religiosität bei <strong>der</strong><br />

Verarbeitung chronischer Schmerzen bleibt fraglich. Vielmehr sollte sie im Hinblick<br />

auf eine Vulnerabilität berücksichtigt werden, weswegen dysfunktionale Aspekte <strong>der</strong><br />

Religiosität in <strong>der</strong> Krankheitsverarbeitung zu bedenken sind. In <strong>der</strong> Anpassung an<br />

eine chronische Schmerzerkrankung erscheint ein Umdenken des betroffenen<br />

Patienten zentral zu sein, und zwar was das Ziel <strong>der</strong> Krankheitsverarbeitung

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