Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier - hbz
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116<br />
9 Diskussion<br />
belassen und nicht zu nehmen; vielmehr ist er als Ausdruck des individuellen<br />
Erlebens zu verstehen. Professionelle Helfer sollten auf jeden Fall bedenken, dass<br />
ebenso wie an<strong>der</strong>e kognitive Aspekte auch Glaubensaspekte Einfluss auf das<br />
Schmerzerleben eines Betroffenen haben können, da auch sie kognitive<br />
Bezugssysteme des Menschen darstellen (Murken, 2010).<br />
Zusammenfassend ist <strong>der</strong> potentiell schädliche Einfluss religiösen Ha<strong>der</strong>ns und<br />
Zweifelns auf den Anpassungsprozess hervorzuheben. Dies betrifft Patienten mit<br />
chronischen Schmerzen ebenso wie Patienten mit multiplem Myelom (Sherman,<br />
Simonton, Latif, Spohn & Tricot, 2005) o<strong>der</strong> auch Brustkrebspatientinnen<br />
(Zwingmann et al., 2008). Bereits Murken (1998) charakterisierte anhand <strong>der</strong><br />
Ergebnisse einer Befragung von 465 Patienten einer psychosomatischen Fachklinik<br />
negative Gefühle gegenüber Gott und eine negative Gottesbeziehung als einen<br />
„Vulnerabiliätsfaktor …, <strong>der</strong> mit einer Einschränkung personaler Ressourcen und<br />
psychischer Gesundheit korreliert“ (Murken, 1998, S. 159). Schließlich bestätigt ein<br />
Überblick über zahlreiche Untersuchungen nach fünfzehnjährigem Einsatz <strong>der</strong><br />
beiden Skalen religiösen Copings mittels Brief RCOPE (Pargament et al., 2011), dass<br />
negatives religiöses Coping sich als beson<strong>der</strong>s robuster Prädiktor für<br />
gesundheitsbezogene Outcome-Variablen erwiesen hat. Entsprechend sollten<br />
Menschen mit hohen Ausprägungen in diesem Bereich in kurativer Hinsicht eine<br />
beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung finden.<br />
9.4 Methodenkritische Anmerkungen<br />
Abschließend seien einerseits kritische und an<strong>der</strong>erseits weiterführende<br />
Aussagen zum methodischen Vorgehen in dieser Untersuchung getroffen. In unserer<br />
Stichprobe fiel auf, dass eine recht hohe Konfessionalität angegeben wurde (rund 78<br />
% gehörten einer <strong>der</strong> beiden Großkirchen an), was im Kontrast zu den bis zu 40 %<br />
<strong>der</strong> befragten chronisch Kranken bei Büssing (2011b) steht, die sich nicht im<br />
Kontext <strong>der</strong> institutionalisierten Religiosität verortet fühlen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
wurde in unserer Stichprobe deutlich, dass 40 bis 41 % <strong>der</strong> Gruppe nicht-religiöser<br />
Individuen zuzuordnen ist (vgl. Abbildung 3), was den Werten von Büssing (2011b)<br />
sowie von Huguelet et al. (2010) eher entspricht. Dies ist als Hinweis darauf zu<br />
werten, dass Konfessionalität allein kein geeignetes Maß für die Erfassung von