28.02.2014 Aufrufe

Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier - hbz

Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier - hbz

Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier - hbz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9 Diskussion 113<br />

Verarbeitung chronischer Schmerzen scheint darin zu bestehen, dass im Ha<strong>der</strong>n mit<br />

Gott, dem eigenen Glauben und <strong>der</strong> religiösen Gemeinschaft individuelles Erleben<br />

und Verhalten ausgedrückt wird, das auf <strong>der</strong> kognitiv-emotionalen Ebene mit<br />

Kontrollverlusterleben und dem Gefühl von Hilflosigkeit einhergeht. Solche<br />

Reaktionen können als Folge chronischer Belastung verstanden werden. Um die<br />

Anpassung eines betroffenen Individuums zu verbessern, ist an diesen Reaktionen<br />

anzusetzen und dabei religiöses Ha<strong>der</strong>n gewissermaßen als Symptom zu<br />

berücksichtigen. In fast allen Studien, die Stimmung und Depressivität<br />

berücksichtigten, wurde deutlich, dass eine depressive Stimmung das Risiko für<br />

Schmerzprobleme erhöht (Linton, 2000). Scholich et al. (2011) führen an, dass<br />

Hilflosigkeitserleben beim „Avoidance-Endurance“-Modell <strong>der</strong><br />

Schmerzverarbeitung bei depressiv meidenden Verarbeitungsmustern eine Rolle<br />

spielen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass depressive Verstimmungen sich in<br />

Folge des chronischen Schmerzes entwickeln (Hampel & Moergel, 2009).<br />

Hasenbring et al. machten bereits 2001 in einer grafischen Veranschaulichung des<br />

„Avoidance-Endurance“-Modells die Bedeutung von Depressivität als späterer<br />

Faktor bei <strong>der</strong> Entwicklung chronischer Schmerzen deutlich, und zwar nachdem<br />

Schmerzen katastrophierend bewertet wurden. Wird Hilflosigkeitserleben als<br />

kognitive Komponente von Depressivität verstanden, so spielt es vor allem im<br />

chronifizierenden Schmerzverarbeitungsprozess eine Rolle. Negatives religiöses<br />

Coping kann bei Schmerzpatienten, die sich im „Vermeidungsmodus“ befinden,<br />

entsprechend als Chronifizierungsaspekt begriffen werden. Hilflosigkeit und Ha<strong>der</strong>n<br />

können gemäß Murken (2010) resignatives Verhalten begünstigen und gleichzeitig<br />

funktionale Copingstrategien schwächen. Bei diesen handelt es sich um vorhandene<br />

Ressourcen, zu denen durch hohe subjektive Belastung und Resignation <strong>der</strong> Zugang<br />

erschwert ist. Dies würde auch das Verständnis von Religiosität als Ressource<br />

belassen, zu welcher durch eine schwierige Anpassung an die chronische Belastung<br />

gewissermaßen <strong>der</strong> Zugang „verbaut“ und entsprechend „freizulegen“ wäre.<br />

Warum erwies sich Religiosität – im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en empirischen Studien<br />

– in dieser Untersuchung nicht als hilfreich? Möglicherweise liegt <strong>der</strong> Unterschied<br />

zu an<strong>der</strong>en Studien darin, dass Religiosität eher bei initial erlebter Bedrohung <strong>der</strong><br />

Existenz bzw. drohen<strong>der</strong> Finalität aktiviert wird, sich aber bei fortbestehenden<br />

Einschränkungen körperlicher Funktionen in seiner „Heilungskraft“ erschöpft, da

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!